Berlin hat ein Grundwasser-Problem - Berliner Morgenpost

/Berlin-hat-ein-Grundwasser-Problem.html

  • Berlin hat ein Grundwasser-Problem - Berliner Morgenpost
    https://www.morgenpost.de/berlin/article216775237/Berlin-hat-ein-Grundwasser-Problem.html

    30.03.2019, von Nina Kugler - Grundwasser ist in Berlin zusehends ein Problem. Die Ursache liegt nicht besonders tief.

    Neben dem Blumenviertel in Neukölln sind auch Berliner Bezirke von mit Grundwasser durchnässten Kellern betroffen, insbesondere Stadtteile, die im Bereich des Urstromtals liegen. Deutlich stieg beispielsweise das Grundwasser in den vergangenen Jahrzehnten im südlichen Mahlsdorf und Kaulsdorf an, in Johannisthal, in Rudow, in der Rummelsburger Bucht, im Regierungsviertel, am Schloss Charlottenburg, in Siemensstadt und in Wittenau.

    Die Ursache des Problems liegt nicht besonders tief: Berlin wurde auf sumpfigem Gebiet gebaut und bezieht sein Wasser aus dem Grundwasser. Weil aber der Wasserverbrauch seit Jahrzehnten in der Stadt sinkt, steigt der Grundwasserspiegel an.

    Wie ein Gutachten ergab, das die Beratungsgesellschaft KWS Geotechnik und das Ingenieurbüro für Grundwasser (IGB) im Auftrag der Berliner Industrie- und Handelskammer 2014 veröffentlicht hatten, ist der Grundwasserspiegel in Berlin seit 1989 vielerorts um mehr als einen halben Meter gestiegen, in einigen Gegenden sogar um mehr als einen Meter.

    Das Gutachten zeigt außerdem, dass eine Fläche von bis zu 33 Quadratkilometern – ein Gebiet, größer als der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg – von sogenannten „Vernässungsschäden“ bedroht ist. Insgesamt knapp 200.000 Berliner leben dort.

    Und: Zukünftig ist laut der Studie mit noch mehr Schäden an Gebäuden zu rechnen. Zum einen verlieren Abdichtungsmaßnahmen an Gebäuden nach einigen Jahrzehnten ihre Wirkung. Zum anderen steigen seit den frühen 90er-Jahren die Grundwasserspiegel wieder an, weil die Industrie, aber auch die Privathaushalte nur noch halb so viel Wasser verbrauchen wie vor 25 Jahren.

    Einer der Hauptgründe für den sinkenden Wasserverbrauch war die Schließung einiger Wasserwerke nach dem Mauerfall. Somit wurde auch kein Wasser mehr für die Produktion benötigt. Hinzu kamen sparsame Geräte und ein Umdenken in der Bevölkerung.
    Mäckeritzwiesen standen tagelang unter Wasser

    Besonders schlimm hatte es im Sommer 2017 die Mäckeritzwiesen getroffen, eine Siedlung in Reinickendorf. Nach ergiebigem Dauerregen war das Gebiet teilweise überschwemmt. Das Problem: Die Mäckeritzwiesen liegen in einer Senke. Und wenn es regnet, sammelt sich das Wasser wie in einem Teich. So sah das Gebiet dann 2017 auch aus – es erinnerte mehr an einen See als an ein Wohngebiet.

    Grundwasser hatte sich damals schließlich durch den Boden hochgedrückt. Die Erde war mit Regenwasser vollgesogen wie ein Schwamm und konnte nichts mehr aufnehmen. Die Folge: Häuser standen unter Wasser. Und was mühsam abgepumpt wurde, stieg tagelang immer wieder hoch und überflutete die Gegend von neuem.
    Keller im Boxhagener Kiez feucht

    Auch im hippen Boxhagener Kiez sind viele Keller feucht. Hier sind vor allem Häuser betroffen, die rund 100 Jahre oder älter sind. Ihre Keller wurden in etwa 2,3 Metern Tiefe gebaut, das Grundwasser aber ist nur knapp darunter. Das führt zu Kellern, die viele Tage im Jahr feucht sind.

    Der Senat aber sagt auch hier, ähnlich wie im Neuköllner Blumenviertel: Baumängel seien der Grund, weshalb Grundwasser in die Häuser dringt. Instandsetzungsmaßnahmen will das Land nicht übernehmen. Dabei belaufen sich die Kosten pro Haus auf bis zu 800.000 Euro.
    Prominente Beispiele von Feuchtigkeitsschäden

    Und es gibt auch prominente Beispiele von Feuchtigkeitsschäden: Die Staatsoper Unter den Linden oder das Gebäude des Bundesrats am Leipziger Platz sorgten in den vergangenen Jahren durch die millionenschweren Auswirkungen für Aufmerksamkeit. Bei dem Bundesratsgebäude beliefen sich die Kosten, um das Haus dauerhaft abzudichten, auf 24,4 Millionen Euro.

    2014 traf es die Baustelle der U-Bahnlinie 5. Tonnenweise Sand und Wasser waren bei Bauarbeiten in den U-Bahntunnel eingedrungen. Der Boulevard Unter den Linden musste gesperrt werden. Als Konsequenz wird der Boden der Bahnstrecke nun vereist, damit kein Wasser mehr eindringen kann.

    #Berlin #Geologie #Wasser