Radweg-Bau bedroht Berlins Wasserversorgung

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    Die Berliner Wasserbetriebe haben den Bau eines Radwegs in Mahlsdorf gestoppt. Geplante Arbeiten im Münsterberger Weg können vorerst nicht stattfinden, weil unter der Strecke zwei fast 130 Jahre alte Wasserrohre verlaufen. Diese Leitungen versorgen 500.000 Berliner mit Trinkwasser. Schwere Baumaschinen könnten eine Havarie auslösen.

    Entstehen sollte der 160 Meter lange Radweg auf einem Trampelpfad am Münsterberger Weg zwischen Gielsdorfer und Neuenhagener Straße. Für den Bau hatte der Berliner Senat dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf 93.000 Euro bereitgestellt. Doch in einer Planungsrunde fiel Vertretern der Wasserbetriebe auf, dass die Lage des Radwegs ungeahnte Probleme aufwirft. Bauarbeiten könnten an zwei wichtigen Transportleitungen einen Schalenbruch verursachen.

    Die Rohre liegen bereits seit den Jahren 1893 und 1896 im Boden von Mahlsdorf - allerdings nicht besonders tief. „Sie sind mit einem Innendurchmesser von 1,20 Meter vom größten Kaliber“, sagt Stephan Natz, Sprecher der Wasserbetriebe. Die Rohre leiten Trinkwasser für Hunderttausende Haushalte vom Wasserwerk Friedrichshagen zum Zwischenpumpwerk Lichtenberg. Von dort werden weite Teil der sogenannten Berliner Tiefstadt versorgt.
    Historische Leitungen aus Grauguss

    Die alten Leitungen sind aus Grauguss gefertigt und, so der Sprecher, „im Grunde für die Ewigkeit gemacht“. Wenn man sie in Ruhe lasse, könnten sie noch lange „top in Schuss bleiben“. Ein Nachteil des Graugusses sei jedoch seine begrenzte Bewegungstoleranz. „Die Rohre sollten mit Samthandschuhen angefasst und nicht durch den Einsatz von Baumaschinen gefährdet werden“, so der Sprecher. Der Radweg könne nun nicht wie geplant entstehen.

    Was im Fall einer Havarie drohen würde, zeigt das Beispiel eines Wasserrohrbruchs zwischen Malchow und Karow im September 2016. Rund 20.000 Kubikmeter auslaufendes Wasser ließen auf dem Acker, unter dem die beschädigte Ringleitung verlief, einen See entstehen. In Haushalten in Marzahn-Hellersdorf, Pankow, Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Lichtenberg war die Wasserversorgung stundenlang beeinträchtigt. „Mieter in Wohnungen ab der vierten Etage hatten aufgrund gesunkenen Wasserdrucks Probleme“, so die Berliner Wasserbetriebe.

    Damit sich ein Zwischenfall wie im Jahr 2016 nicht wiederholt, prüft das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf nun die Möglichkeit eines Radwegbaus ohne Risiken für die unterirdischen Wasserrohre. „Für uns wäre es am einfachsten, wenn die Wasserbetriebe die gefährdeten Leitungen zeitnah erneuern könnten“, sagt Wirtschaftsstadträtin Nadja Zivkovic (CDU). Doch man müsse davon ausgehen, dass die nötigen Arbeiten nicht kurzfristig zu erledigen seien.
    Neue Route für den Radweg?

    Wasserbetriebe-Sprecher Stephan Natz nennt die Lösungsmöglichkeiten, entweder für die Wasserversorgung einen anderen Streckenverlauf zu finden oder den geplanten Radweg um ein Stück zu verschieben. „Eine Neuverlegung von Wasserleitungen wäre theoretisch möglich, aber mit Kosten von geschätzt einer Million Euro verbunden“, sagt er. Der Bezirk müsse sehen, ob er nicht stattdessen die Planungen für den Verlauf des Radwegs überarbeiten wolle.

    Stadträtin Zivkovic betont, dass eine Alternativroute für den Radweg an die Bedingung einer „ökologisch guten Lösung“ gebunden sei. Man wolle so wenig Bäume wie möglich beschädigen und Eingriffe in die Natur vermeiden. Bezirk und Wasserbetriebe müssen nun abwägen zwischen Umweltschutz, Kosten und der Sicherstellung der Wasserversorgung. Eine Havarie und Schäden an den fast 130 Jahre alten Leitungen will niemand in Kauf nehmen.

    Noch ältere Wasserrohre gibt es in Berlin in der Torstraße in Mitte. Sie wurden um das Jahr 1856 in der Zeit der Gründung der Wasserbetriebe verlegt.

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