Die dunkle Seite der Kunst – Lustmord und Prostitution
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Otto Dix: Lustmörder (1920), Ätzradierung auf Bütten, Privatbesitz
Traumatisierte Soldaten, erstarkte Frauen
Der Lustmord besaß kritisches Potenzial. Er versinnbildlichte die Krise der Geschlechter, die sich nach dem Ersten Weltkrieg immer deutlicher abzuzeichnen begann. Insbesondere die Kriegserfahrungen hatten die traditionelle Geschlechterordnung ins Wanken gebracht: Zahlreiche traumatisierte Soldaten kehrten als „Verlierer“ heim und trafen dort auf erstarkte Frauen, die sich zunehmend an neuen Rollenbildern orientierten. Die Frau wurde als Bedrohung der männlichen Identität angesehen, auch wegen ihrer sexuellen Anziehungskraft. Die Lustmörder von Dix machen diese Zerrissenheit zwischen männlichem Machtanspruch, Identitätsverlust und sexuellem Begehren anschaulich. Vom Furor gepackt, gibt sich der Mörder triumphierend, hält Messer und ein abgetrenntes Bein wie Trophäen in den Händen, inmitten von entblößten Leichenteilen, die eines verdeutlichen: Das Weib ist vernichtet.
Leo Putz: Ein Mord (Folge IV, 1918–21), Kohle, Sammlung Siegfried Unterberger
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Josef Scharl: Misshandelte Dirne (1931), Öl auf Leinwand, Sammlung Hartwig Garnerus,