• Massengrab-LKW-Affäre: Prozess enthüllt schmutzige Details der belgischen „Schlepperzelle“
    https://seenthis.net/messages/940374
    https://www.mediapart.fr/journal/france/171221/affaire-du-camion-charnier-un-proces-revele-les-details-sordides-de-la-cel

    17.12.2021 von Elisa Perrigueur - Die belgische Bundesstaatsanwaltschaft fordert eine 15-jährige Haftstrafe für einen in Brüssel lebenden vietnamesischen Staatsbürger wegen Menschenhandels und der Leitung einer kriminellen Organisation. Er stand am 15. und 16. Dezember zusammen mit 22 weiteren Angeklagten vor Gericht. Fast allen wurde Menschenhandel vorgeworfen, nachdem der Tod von 39 Migranten untersucht worden war, die 2019 erstickt in einem Lastwagen im Vereinigten Königreich aufgefunden worden waren.

    Der Prozess in Brügge brachte schmutzige, unbekannte Details der Odyssee der 39 Opfer von 2019 ans Licht, acht Frauen und 31 Männer im Alter von 15 bis 44 Jahren. Die Vietnamesen, die am 22. Oktober in Bierne, einer französischen Gemeinde im Norden (59), abgesetzt wurden, waren durch Schleuserzellen in Frankreich, Deutschland und schließlich Belgien gereist, bevor sie mithilfe des britischen Fernfahrers in einem Kühlcontainer ohne Belüftung gepfercht wurden. Kosten für die Überquerung der belgisch-britischen Grenze: 11 800 Euro pro Person, d. h. eine halbe Million Euro Gewinn für die Schleuser. Es ist noch nicht bekannt, warum d+so vielen Menschen geladen wurde. Es wird vermutet, dass das die Schlepper imin aller EIle neun Passagiere hinzugefügt haben, die wahrscheinlich für einen anderen Konvoi bestimmt waren, der aufgrund einer Polizeikontrolle in Frankreich einige Tage zuvor gescheitert war.

    Die Kühlung des Containers war nicht eingeschaltet. Zu Beginn der Fahrt gegen Mittag war es 11,7 Grad kalt. Beim Zwischenstopp im Hafen von Zeebrugge gingen die die belgischen Zollbehörden davon aus, dass der Lastwagen laut Frachtbrief von einer Lieferung Kekse zurückkehrte. Fünf Stunden später war die Temperatur im Container auf 28 Grad gestiegen. Eines der Opfer hatte eine Sprachnotiz aufgenommen, auf der eine Person mit Atemnot zu hören ist, Menschen, die gegen die Wände trommeln... „Schatz, vielleicht sterbe ich im Container, ich kann nicht atmen“, schrieb ein 18-jähriger Passagier, der keine Zeit hatte, seine SMS zu verschicken. Um 1.15 Uhr war es 38 Grad heiß. Um 2.13 Uhr hatte der nordirische Fahrer, der den Anhänger beladen hatte, die tödliche Katastrophe in einem Industriegebiet in der Nähe von London entdeckt. Die Leichen lagen dicht aneinander.

    Im belgischen Gerichtssaal ging Rechtsanwalt Arnou, der die Organisationen Myria und Pag-Asa, die Opfer von Menschenhandel verteidigen und als Nebenkläger auftraten, vertrati nach einer kurzen Zusammenfassung der Ereignisse auf die mutmaßliche Rolle der Männer bei der Beförderung der Exilanten ein. Den Ermittlungen zufolge wurden 15 Exilanten, die durch die beiden „stockhouses“, die Herr Hong in einer Allee in Anderlecht, einem Stadtteil von Brüssel, gemietet hatte, geschleust wurden, angewiesen, sich sehr diskret zu verhalten und kaum aus dem Haus zu gehen. Manchmal hätten sie zu zehnt in diesen Transiträumen gelebt, die von „Wächtern“ bewacht wurden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Gruppe auch die Pässe ihrer Opfer generell einbehalten hat, um sie dann bei Polizeikontrollen oder für verschiedene Einkäufe zu verwenden. Schließlich soll Hong dafür gesorgt haben, dass die Exilanten am 22. Oktober mit dem Taxi nach Bierne gebracht wurden. Aus den Abhörprotokollen geht hervor, dass er sie „Hühner“ oder „Güter“ nannte, wie Anwalt Arnou enthüllte. Im Gerichtssaal dementiert Herr Hong: Das sei nicht seine Stimme auf den Abhörgeräten, argumentiert er.

    „Das ist kein Menschenhandel, das ist Mord.“

    Die vier anderen vietnamesischen Staatsangehörigen lassen die Anklagepunkte ebenso unbeeindruckt. Die zehn Taxifahrer, von denen viele marokkanischer Abstammung sind, sind am gesprächigsten und oft weinend. Sie werden beschuldigt, wissentlich Exilanten transportiert zu haben, oft auf Wunsch von Herrn Hong. Sie beteuern alle ihre Unschuld. Wie hätten sie wissen können, so riefen sie, dass diese „gepflegt aussehenden“ Kunden Opfer von Menschenhandel waren? Für einen dieser Fahrer, den 30-jährigen Herrn F., wurden acht Jahre Gefängnis gefordert. Der Mann soll bei 53 Fahrten in zwei Jahren rund 50 Opfer transportiert haben, „ohne es zu wissen“, wie er sich verteidigt. Er fuhr Opfer bei der berüchtigten Fahrt in Bierne am 22. Oktober 2019 und brachte Vietnamesen auch nach der Tragödie weiter an anderen Orte. Herr F. schluchzte, von Krämpfen geplagt, in den Zeugenstand. Er habe „keine Verbindung“ zwischen diesen Toten aus dem Massengrab-LKW und seinen Kunden hergestellt, plädiert sein Anwalt Landuyt.

    „Beim ersten Mal haben mich die [Angeklagten] auf der Straße angehalten. Ich habe nur 1,7 Euro pro Kilometer genommen. Ich hätte mir nie vorstellen können, was sie tun. Ich habe keine Fragen gestellt, weil es mich nichts anging“, erklärt der Familienvater unter Tränen. Er berichtet auch, dass er „zehnmal von den Behörden kontrolliert“ wurde, die ihn jedoch wieder gehen ließen. „All diese Menschen sind gestorben, es ist schrecklich. Ich werde damit leben müssen“, sagt ein anderer Fahrer, Herr T. Der 30-Jährige im Anzug ist einer der wenigen Angeklagten in diesem strengen Gerichtssaal, der ein Wort für die Opfer des Massengrab-LKWs übrig hat. "Man macht den Fahrern den Prozess, unter dem Vorwand, dass sie „hätten wissen müssen“, dass ihre Kunden Opfer waren, obwohl nichts darauf hindeutete, plädiert ein anderer Anwalt, Me Flamme. Wenn Kapitäne von Fähren oder Piloten von Linienflugzeugen Opfer von Menschenhandel befördern, werden sie dann belastet? Hier handelt es sich um Diskriminierung".

    Ann Lukowiak, Richterin der Bundesstaatsanwaltschaft, betont in ihrem Plädoyer „die moralisch verwerflichen und besonders ekelerregenden Taten“. Sie berichtet von ihrem Entsetzen, als sie den Lastwagen sah, an dessen Tür die Spur einer „blutigen Hand“ zu sehen war. Der Anwalt der anonymen Familien der Opfer, Fleischer, sagte: „Das als Menschenhandel zu bezeichnen, ist eine Verharmlosung der Tatsachen, das ist Mord“.

    Das belgische Urteil wird am 19. Januar erwartet. In diesem internationalen Fall sind die französischen Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Im britischen Teil wurden bereits sieben Männer zu Haftstrafen zwischen drei und 27 Jahren verurteilt. In Vietnam wurden vier Männer zu Haftstrafen zwischen zweieinhalb und sieben Jahren verurteilt.

    « Je veux être jugé dans mon pays », a soudain réclamé M. Hong, aux dernières minutes de l’audience. Loin d’ici, au Vietnam, « personne ne parle de ces procès, raconte Mimi Vu, chercheuse indépendante sur l’esclavage moderne. « Les “agences”, comme on appelle ici les réseaux, sont loin d’avoir stoppé le trafic depuis l’affaire du camion. Au contraire, elles ont fait monter les prix avec cynisme, au prétexte que les personnes décédées n’avaient pas payé le trajet assez cher. »

    #Taxi #Belgien #Vietnam #Deutschland #Frankreich #Menschenhandel #Gerichtsverfahren #Justiz #Kapitalismus

  • Affaire du camion charnier : un procès révèle les détails sordides de « la cellule de passeurs » belge
    https://www.mediapart.fr/journal/france/171221/affaire-du-camion-charnier-un-proces-revele-les-details-sordides-de-la-cel
    Le parquet fédéral belge a requis une peine de 15 ans d’emprisonnement à l’égard d’un ressortissant vietnamien résidant à Bruxelles, pour trafic d’êtres humains et direction d’une organisation criminelle. Il comparaissait, les 15 et 16 décembre, aux côtés de 22 autres prévenus. Presque tous étaient accusés de traite humaine, à la suite de l’enquête menée sur la mort de 39 migrants, retrouvés étouffés dans un camion au Royaume-Uni en 2019.

    Ce procès à Bruges a remis en lumière de sordides détails méconnus du périple des 39 victimes de 2019, huit femmes et 31 hommes, âgés de 15 à 44 ans. Déposés le 22 octobre à Bierne, une commune française du Nord (59), les Vietnamiens avaient transité par des cellules de passeurs en France, en Allemagne et donc en Belgique, avant d’être massés dans un conteneur frigorifique sans ventilation, avec la complicité du routier britannique. Coût du franchissement de la frontière belgo-britannique : 11 800 euros par personne, soit un demi-million d’euros de gain pour les passeurs. On ignore encore pourquoi la cargaison était si chargée. Le réseau serait soupçonné d’avoir ajouté dans l’urgence neuf passagers, probablement destinés à un autre convoi, raté en raison d’un contrôle de police en France, quelques jours plus tôt.

    Le refroidissement du conteneur n’était pas activé, il faisait 11,7 degrés, au début du voyage, vers midi. À l’escale du port de Zeebruges, les autorités douanières belges le pensaient de retour d’une livraison de biscuits, à en croire le bon de marchandise. Cinq heures plus tard, la température du conteneur était montée à 28 degrés. L’une des victimes avait enregistré une note vocale où l’on entend une personne en détresse respiratoire, des gens tambouriner sur les murs… « Chérie, peut-être que je vais mourir dans le conteneur, je ne peux pas respirer », écrivait un passager de 18 ans, qui n’a pas eu le temps d’envoyer son SMS. À 1 h 15, il faisait 38 degrés. À 2 h 13, le chauffeur originaire d’Irlande du Nord qui avait chargé la remorque avait découvert le carnage dans une zone industrielle, près de Londres. Des cadavres couchés les uns contre les autres.

    Après un bref rappel des faits glaciaux dans l’enceinte du tribunal belge, Me Arnou, représentant des organisations Myria et Pag-Asa qui défendent les victimes de traite, qui se sont constituées parties civiles, s’attache au rôle présumé des hommes dans l’acheminement des exilés. D’après l’enquête, 15 exilés ayant transité par les deux appartements « stockhouses » loués par M. Hong sur une avenue d’Anderlecht, un quartier de Bruxelles, étaient sommés de rester très discrets, de peu sortir. Ils auraient vécu parfois à dix dans ces lieux de transit, surveillés par des « gardes ». Le ministère public estime que le groupe avait aussi pour habitude de confisquer de manière générale les passeports de ses victimes, les utilisant ensuite lors de contrôles policiers ou d’achats divers. M. Hong se serait assuré enfin de l’acheminement des exilés, en taxi, jusqu’à Bierne, le 22 octobre. D’après les écoutes, il surnomme ces derniers les « poulets » ou « biens », révèle Me Arnou. Dans la salle, M. Hong dément : ce n’est pas sa voix sur les écoutes, argue-t-il.
    « Ce n’est pas du trafic d’êtres humains, c’est un meurtre »

    Les quatre autres ressortissants vietnamiens, impassibles, expédient tout autant les chefs d’accusation. Les dix chauffeurs de taxi, pour beaucoup d’origine marocaine, souvent en pleurs, sont les plus loquaces. Accusés d’avoir transporté sciemment des candidats à l’exil, souvent sur demande de M. Hong, ils clament tous leur innocence. Comment pouvaient-ils savoir, s’écrient-ils, que ces clients « à l’allure soignée » étaient des victimes de trafic ? Huit ans de prison ont été requis contre l’un de ces chauffeurs, Monsieur F.[2], 30 ans. L’homme aurait transporté une cinquantaine de victimes au cours de 53 trajets en deux ans « sans le savoir », se défend-il. Il a conduit des victimes lors de la fameuse course de Bierne le 22 octobre 2019 et a continué d’acheminer des Vietnamiens après le drame dans d’autres lieux. Monsieur F. sanglote, pris de spasmes à la barre. Il n’a pas fait « le lien » entre ces morts du camion charnier et ses clients, plaide son conseil Me Landuyt.

    « La première fois, les [accusés] m’ont hélé dans la rue. Je prenais juste 1,7 euro par kilomètre. Jamais je n’aurais pu imaginer ce qu’ils faisaient. Je ne posais pas de question parce que ce n’était pas mes affaires », explique le père de famille en larmes. Il dit aussi avoir « été contrôlé dix fois par les autorités », qui l’ont laissé repartir. « Toutes ces personnes sont décédées, c’est affreux. Je vais devoir vivre avec ça », ajoute un autre chauffeur, Monsieur T. Ce trentenaire en costume sera l’un des rares accusés de ce tribunal austère à avoir un mot pour les victimes du camion charnier. « On fait le procès des chauffeurs, au prétexte qu’ils auraient “dû savoir” que ces clients étaient victimes, alors que rien ne le montrait, plaide un autre avocat, Me Flamme. Lorsque les capitaines de ferry ou les pilotes d’avion de ligne transportent des victimes de trafics, sont-ils incriminés ? C’est ici de la discrimination. »

    Ferme, Ann Lukowiak, magistrate du parquet fédéral, souligne dans son réquisitoire « les faits [...] moralement répréhensibles et particulièrement dégoûtants ». Elle raconte son effroi, lorsqu’elle a vu ce camion où il restait une trace de « main ensanglantée » sur la porte. « Appeler ça du trafic d’hommes, c’est banaliser les faits, c’est un meurtre », lâche l’avocat de familles anonymes de victimes, Me Fleischer.

    Le verdict belge est attendu le 19 janvier. Dans cette affaire internationale, les investigations françaises sont toujours en cours. Dans le volet britannique, sept hommes ont déjà été condamnés à des peines allant de trois à 27 ans de prison. Au Vietnam, quatre hommes ont été condamnés à des peines allant de deux ans et demi à sept ans de prison.

    « Je veux être jugé dans mon pays », a soudain réclamé M. Hong, aux dernières minutes de l’audience. Loin d’ici, au Vietnam, « personne ne parle de ces procès, raconte Mimi Vu, chercheuse indépendante sur l’esclavage moderne. « Les “agences”, comme on appelle ici les réseaux, sont loin d’avoir stoppé le trafic depuis l’affaire du camion. Au contraire, elles ont fait monter les prix avec cynisme, au prétexte que les personnes décédées n’avaient pas payé le trajet assez cher. »