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  • »Monobloc«: Sitzen ist politisch
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    26.01.2022 VON Nicolai Hagedorn - In »Monobloc« erzählt Dokumentarfilmer Hauke Wendler von der Weltherrschaft eines weißen Plastikstuhls.mEine Hommage: Monobloc kann mehr, als nur ein hässlicher weißer Plastikstuhl zu sein

    Hauke Wendler gehört zu den renommiertesten deutschsprachigen Dokumentarfilmern. Bekanntheit erlangten er und sein regelmäßiger Co-Produzent Carsten Rau insbesondere mit den Kino-Dokus »Wadim«, »Willkommen auf Deutsch« und »Alles gut«, in denen es um das Thema Migration und Integration geht und die zum Besten gehören, was im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren dokumentarfilmisch zu diesem Thema erschienen ist. Alle drei Filme waren eher schwere Kost - mit seinem neuen Film »Monobloc« hat Wendler nun so etwas wie einen Feel-Good-Dokumentarfilm geschaffen.

    Zwar bleibt er bei seiner sehr konkreten Erzählweise - wir lernen in dem Film ein Dutzend Menschen aus der ganzen Welt kennen, deren Geschichten und Ansichten, wie üblich, großer Raum eingeräumt wird -, im Mittelpunkt des Films steht aber der weiße Plastikstuhl, der wohl in praktisch jedem (nicht nur) deutschen Schrebergarten anzutreffen ist und der, wie wir eingangs des Films erfahren, Monobloc heißt und »das meistverkaufte Möbelstück der Welt« ist.

    In den folgenden rund 90 Minuten zeigt der Film, wie es dazu kam und auch, was man mit diesem, wie man bald erfährt, überaus unbeliebten Gegenstand so alles anstellen kann, wie er hergestellt wird und wer ihn erfunden hat. Wendler begibt sich dabei auf eine Reise um die halbe Welt, denn der Stuhl hat tatsächlich noch die entferntesten Winkel des Planeten erobert. Ist Gegenstand von Kunstausstellungen, findet sich auf einigen der berühmtesten Fotografien der jüngeren Weltgeschichte und macht sich unter anderem als Teil von Rollstühlen nützlich. Diese sind wegen der niedrigen Produktionskosten des Monobloc auch für viele Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Gegenden der Welt erschwinglich.

    Der Regisseur stöbert den Erfinder des Monobloc-Rollstuhls auf und zeigt die Geschichte einer ugandischen Frau, die ohne den Plastikrollstuhl kaum eine Chance auf einen fahrbaren Untersatz hätte. Hier zeigt der Film - und die Herangehensweise, sich mehr oder minder ausschließlich auf das genaue Beobachten der Protagonisten zu konzentrieren und sich voll auf ihre Geschichten und Perspektiven einzulassen - seine größte Stärke.

    So erzählt etwa der kalifornische Ingenieur und Monobloc-Rollstuhl-Erfinder Don Schoendorfer von einer jungen Inderin, die an Muskelschwund litt, sich nicht mehr alleine fortbewegen konnte und eine der Ersten war, die von seiner Erfindung profitierten. Der Mann ist sichtlich bewegt, als er von ihr und anderen Menschen berichtet, denen er helfen konnte; es versagt ihm die Stimme, und plötzlich ist der hässliche weiße Plastikstuhl eine fesselnde Geschichte.

    Allerdings zeigt sich in dieser Episode des Films auch die Schwäche des reinen Beobachtens und Unkommentiertlassens: Es fehlt die Einordnung. Der Film positioniert sich zwar implizit und benennt das zentrale Problem, um das es letztlich geht, indem Schoendorfer unter anderem feststellt, dass »99 Prozent der Welt in Besitz von einem Prozent der Menschheit« seien, nur ist das eben ein politisches Problem.

    Schoendorfers Analyse und damit auch die des Films endet aber bei der bloßen Feststellung des Problems; und indem Wendler dem Ingenieur einfach in dessen Argumentation folgt, entgeht ihm, dass die von Schoendorfer geäußerte christliche Motivation (»Wir können das ignorieren und nur auf unseren Wohlstand schauen. Aber ich glaube nicht, dass es das ist, was Gott von uns erwartet«) eher Teil des Problems ist, als Teil der Lösung. Denn die krassen Ungerechtigkeiten auf der Welt können nicht durch hilfreiche Erfindungen und privates Engagement nachhaltig verändert werden, sondern nur gesellschaftlich, also indem die herrschenden Produktionsverhältnisse angegriffen werden.

    Das muss Schoendorfer nicht interessieren, sein Engagement ist ein menschenfreundliches und an sich zunächst einmal nicht zu kritisieren. Das ändert aber nichts daran, dass uns hier eines der Resultate der barbarischen Auswirkungen der kapitalistischen Produktionsweise vorgeführt wird, nämlich die Tatsache, dass die entfalteten Produktivkräfte zwar ohne Weiteres für alle Bedürftigen hochwertige Rollstühle herstellen könnten, dies aber nicht passiert, weil alles immer an die Profit-Bedingung geknüpft ist und jedes Produkt nur an diejenigen herausgegeben werden kann, die über ausreichend Geldmittel verfügen.

    Wer seine Arbeitskraft, wie etwa die gelähmte ugandische Frau im Film, auf dem globalisierten Arbeitsmarkt nicht verkaufen kann, muss, wenn überhaupt, mit einem Plastikstuhl-Rollstuhl vorliebnehmen, den ein freundlicher Herr aus Kalifornien erfunden hat und den einige freiwillige Helfer zusammenschrauben. Der Film zeigt diesen Wahnsinn, ohne dass er die Absurdität der Zustände wirklich zu fassen bekommt.

    Dennoch: »Monobloc« ist ein unterhaltsamer, sehenswerter Film, und Wendler gelingt es in großer Entspanntheit, mit viel Warmherzigkeit, Humor und echtem Interesse an seinen Protagonisten, dem unbeliebten weißen Plastikstuhl ein sehr wohlwollendes filmisches Denkmal zu setzen.

    »Monobloc«: Deutschland 2021. Regie: Hauke Wendler. 90 Minuten. Start: 27. Januar.

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    https://german-documentaries.de/en_EN/films/monobloc.16465

    90min or 65min 52min original English, German, Italian, French, Luganda, Hindi, Portuguese versions with English or German subtitles available
    Synopsis
    The monobloc plastic chair is the best-selling piece of furniture that ever existed, known on every continent, across all national borders and social boundaries. Estimates claim that there are a billion units of this chair worldwide. At the very least.
    A feature-length documentary, MONOBLOC tells the story of how this unsightly plastic chair took the world by storm. How this chair destroys livelihoods and brings affluence. How it threatens our environment and ‘good taste’. Yet also about how the monobloc chair makes disabled people happy and the many, many millions to whom a chair is a chair and nothing more.
    MONOBLOC is structured into 7 episodes, filmed on 5 continents. Each of these episodes tells a self-contained story involving different themes, inter alia beauty and design, economic rise and competition, globalisation and efficiency, ideas and ideals. To accomplish this the film accompanies protagonists, both men and women, whose lives are closely linked to the monobloc. The feature-length documentary MONOBLOC pieces all these stories together via a simple, clear-cut dramatic composition to form an intriguing, highly entertaining, and in parts deeply moving quest for clues around the globe.
    Based on the examples of his protagonists, the award-winning director Hauke Wendler breaks our ultracomplex consumer world down to the question of what it truly takes in life to be happy. Distinctively marked by powerful images, a film that lives through its contrasts: In Germany, Italy and the USA. From the slums of Brazil across the megacities of India to the velds and savannahs of Uganda.
    Festivals/Awards
    2021
    36 DOK.fest Munich
    38 Kassel DOKFEST
    Cast and Crew

    Director Hauke Wendler
    Producer Carsten Rau, Hauke Wendler
    Director of Photography Boris Mahlau
    Editor Sigrid Sveistrup
    Sound Patrick Benze, Julian Kraetzig
    Score Taco van Hettinga

    Director’s Statement
    A photo from a newspaper marked the beginning of this project. It was the summer of 2011: rows upon rows of plastic chairs in a desert landscape, in the warm light of the dawning sun. Impressions of the founding of the Republic of South Sudan. For me, it was the first time I was struck with such a conscious awareness of the monobloc, which immediately prompted a question: What in the world gave birth to this ugly pile of plastic – and why?
    Other films took priority, among them 3 feature-length documentaries, because their topics were more current or production queries came in from TV broadcasters. But – taking this plastic chair as a basis – the idea of making a documentary whose form is quite original and highly entertaining at the same time never let go of its hold on me again.
    MONOBLOC is the kind of film you set your heart on making. This is one of the reasons why we have plotted the documentary as a quest for clues. I can be seen as author and director on-screen in the process as well, becoming active in front of the camera, often together with my team. In other words, a very personal film that pursues my questions about this chair.
    Yet even so, we’re convinced that MONOBLOC can reach many people. Because the film doesn’t revolve solely around the curious tale of a piece of furniture that everyone is familiar with. MONOBLOC sets the stage for a discussion of fundamental issues and beliefs that clears the way for a look at the new: at new impressions and new views of this world and the order within it.

    Monobloc | Deckert Distribution GmbH
    https://deckert-distribution.com/film-catalogue/monobloc

    Original Language
    English, German, Italian, French, Luganda, Hindi, Portuguese

    Subtitles
    English, German
    Festivals / Awards

    DOK.fest Munich 2021
    Milano Design Film Festival 2021
    FilmFest Osnabrück 2021 (Opening Film)
    Nordische Filmtage 2021
    Braunschweig IFF 2021
    Kasseler Dokfest 2021

    à ne pas confondre avec ...‎
    Monobloc (2005) directed by Luis Ortega • Reviews, film + cast • Letterboxd
    https://letterboxd.com/film/monobloc

    Monobloc

    2005 Directed by Luis Ortega
    Synopsis

    The godmother and Perla are the world to “the little girl,” a world defined by the four walls of a studio apartment with one window looking nowhere. Only space and alter the monotony, the blood transfusion sessions to which must be submitted Pearl and almost anonymous sexual encounters of the baby.

    #film #documentaire #technologie #plastique