Sanktionen und Souveränität – MAKROSKOP

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    • [oAnth : Coïncidence ou non - l’article a été publié en même temps que le communiqué d’hier, mercredi 23 mars, de Moscou sur l’imposition du rouble comme monnaie d’achat des matières premières russes pour les États qui ont imposé les sanctions]

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      Anamnesebefund: Exportismus

      Sobald man sich die Außenhandelsbilanzsalden Russlands anschaut, fällt auf, dass das russische Wirtschaftsmodell mit dem von Deutschland vergleichbar ist. Beide Länder sind extrem exportorientierte Volkswirtschaften, die ihre Wachstumsimpulse in erster Linie Exportüberschüssen verdanken.


      Ein Land das Exportüberschüsse erzielt, erhält vom Rest der Welt weniger Güter und Dienstleistungen als es an die Welt liefert. Das heißt nicht, dass es für diese Güter nichts bekommt – es bekommt Geld. Genauer gesagt, das Land mit den Exportüberschüssen baut im heimischen Privat- oder Staatssektor Geldvermögen auf, ob nun in Form von Giroguthaben oder aber Nominalvermögen, wie etwa Staatsanleihen.

      Die Frage ist, welchen gesamtwirtschaftlichen Nutzen es hat, wenn im Privat- oder Staatssektor eines Landes Geldvermögen in Fremdwährung gehortet wird. Ein möglicher gesamtwirtschaftlicher Vorteil ist der Aufbau von Devisenreserven bei seiner Zentralbank, die dazu genutzt werden können, „Kurspflege“ zu betreiben. Also zu verhindern, dass eine Abwertung der eigenen Währung zu einem gesamtwirtschaftlichen Schaden durch erhöhte Importpreise führt.

      Diese Strategie ist offensichtlich für Russland nicht aufgegangen. „Der Westen“ hat die entsprechenden Geldvermögen in US-Dollar und Euro (teilweise) „eingefroren“. Mit anderen Worten, Russland kann diese Geldvermögen nun nicht mehr dazu verwenden, um in Devisenmärkte zu intervenieren. Die Russen sollten daher gelernt haben, dass ihre „Geld-und Wirtschaftspolitik“ zu einer Verwendung realer Ressourcen und Produktionskapazitäten für die Anhäufung von Geldvermögen geführt hat, deren Gegenwert im worst-case 0 ist.

      Wenn man wissen will, wie es dazu gekommen ist und welche Folgen die russische „Geldpolitik“ hatte, stößt man in dem Artikel von Glasjew auf die folgenden aufschlussreichen Ausführungen:

      „Als Währungsspekulanten 2014 mit Duldung der Zentralbank den Wechselkurs des Rubels durch Marktmanipulationen zu Fall brachten, […] stellte sie auf ein free-floating Wechselkursregime um. […] Nur völlig naive Menschen glauben an einen Gleichgewichtswechselkurs. […] [Mit dem Eintritt des Rubels in ein flexibles marktbestimmtes Wechselkursregime] ist der Rubel zu einer der instabilsten Währungen der Welt geworden. Das hat internationalen Spekulanten Gewinne in Höhe von mehreren Milliarden Dollar und den Russen eine Entwertung von Rubel-Ersparnissen und -Einnahmen und wiederkehrende Inflationsschübe beschert. Gleichzeitig verschlechtert sich das Investitionsklima hoffnungslos – die Instabilität des Rubelkurses führt zu Unsicherheiten bei Investitionsprojekten mit importierter Ausrüstung und exportorientierten Produkten.“

      Glasjew weist zu Recht darauf hin, dass mit flexiblen, marktbestimmten Wechselkursen die Währungssouveräntität eines Landes beeinträchtigt wird, was zu immensen wirtschaftlichen Schäden führen kann.

      Er zieht daraus allerdings nicht den falschen Schluss, dass es als Alternative zum Devisenmarkt einer Währungsunion bedürfe, in der es keine Anpassung von Wechselkursen mehr geben kann.Vielmehr empfiehlt er einen „Übergang zu Abrechnungen in Landeswährung“ und die „Entwicklung digitaler Währungsinstrumente, die verwendet werden können, ohne auf die Dienste von Banken zurückzugreifen, die Angst haben, unter Sanktionen zu fallen“.

      Der schon von Fichte empfohlenen „Abschaffung des Welt-Geldes und der Einführung eines Landes-Geldes ist man in Russland inzwischen mit einem Gesetz nachgekommen, das von russischen Exporteuren verlangt, 80 % ihrer in ausländischer Währung erzielten Einkommen in Rubel zu konvertieren. Ein weiterer wichtiger Schritt der Stärkung der Währungssouveränität Russlands wäre, wie von Glasjew vorgeschlagen, zu verlangen, dass russische Exporte in Rubel bezahlt werden müssen. Damit nämlich stellte sich für Importeure russischer Rohstoffe, die nun im wahrsten Sinne des Wortes „knapp“ sind, die Frage, wie sie an die Rubel kommen.

      Und da Russland alleine darüber bestimmen kann, wie viele Rubel es gibt, kann es auch für stabile und für die wirtschaftliche Entwicklung Russlands vorteilhafte Wechselkurse Sorge tragen. Die Macht, die Bezahlung seiner Warenlieferung in Rubel zu verlangen, hat Russland, weil seine Warenlieferungen an bestimmte Länder kurzfristig gar nicht und langfristig nur mit enormen Kosten substituierbar sind. Russland selbst kann aber die Importe von jenen Ländern, die Russland sanktioniert haben, durchaus mit Importen aus anderen Ländern oder den Aufbau eigener Produktionskapazitäten substituieren.

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