• Türkei: Die Wahl alleine wird die Lage nicht verändern - Bund Revolutionärer Arbeiter
    http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org/spip.php?article1782

    Am 14. Mai finden in der Türkei die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Seit Wochen sind Erdogan und sein Gegenkandidat Kilicdaroglu in den Umfragen gleich stark. Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist es nicht sicher, dass Erdogan wiedergewählt wird.

    Lange hatte er noch von der Erinnerung an die ersten Jahre seiner Präsidentschaft zehren können, die eine Zeit des Wirtschaftsaufschwungs waren, in der Löhne und Renten stiegen und auch der Staat mehr Geld für den Bau von Krankenhäusern oder Straßen ausgeben konnte. Doch das ist lange vorbei.

    Die wirtschaftliche Lage ist katastrophal für die Arbeiterklasse und die Mittelschichten. Seit 2018 wird die Inflation immer schlimmer. Jedes Jahr werden die lebenswichtigen Waren um 50-200% teurer! Viele Familien müssen zum Beispiel schon rechnen, wie viele Zwiebeln sie sich leisten können. Rechnungen und Schulden treiben viele in die Verzweiflung. Und die einzige Antwort der Regierung ist immer mehr Einschüchterung und Unterdrückung.

    Dazu noch das fürchterliche Erdbeben, das die mörderischen Folgen der Profitgier der Bauunternehmer und der Korruption der staatlichen Behörden und die Verachtung des Regimes für das menschliche Leben offenbarte! Erdogan kann nur darauf setzen, dass viele Betroffene nicht die Möglichkeit haben werden zu wählen.

    Um trotzdem wiedergewählt zu werden, ist Erdogan jedes Mittel recht. Er versucht die Religionszugehörigkeiten gegeneinander auszuspielen (sein Gegenkandidat gehört der religiösen Minderheit der Aleviten an). Er verstärkt die Einschüchterung und den Terror gegen seine politischen Gegner, insbesondere in den kurdischen Gebieten. Und abseits der offiziellen Reden lässt man die Drohung verbreiten, dass es Bürgerkrieg geben könnte, sollten Erdogan und die AKP verlieren.

    All das soll das Gefühl verstärken, dass es eine „Schicksalswahl“ ist, von der abhängt, wie es in der Türkei weitergeht. Doch damit sich in der Türkei wirklich etwas ändert, wird die arbeitende Bevölkerung sich nicht auf die Wahlen verlassen können – auch nicht auf den Gegenkandidaten Kilicdaroglu, der Erdogan ablösen könnte.

    Kilicdaroglu ist der Kandidat eines Bündnisses aus mehreren Parteien. Neben seiner Partei, der nationalistischen CHP, gehören ihm fünf kleinere, rechte Parteien an. Darunter eine islamistische Partei, zwei Abspaltungen von Erdogans Partei AKP (deren Vorsitzende jahrelang Mitstreiter und teilweise Minister von Erdogan waren) und eine Abspaltung der rechtsextremen MHP, hier als Graue Wölfe bekannt. Und nun soll die Bevölkerung darauf vertrauen, dass gerade sie die Rechtsentwicklung und Unterdrückung beenden?

    Man braucht nur zu hören, wie Kilicdaroglu im Wahlkampf gegen die Schwächsten und Ärmsten, gegen die Flüchtlinge hetzt. Er erklärt, er werde alle syrischen Flüchtlinge aus dem Land vertreiben und behauptet, dadurch das Leben in der Türkei besser und sicherer zu machen.

    Hingegen kommt von ihm kein Wort der Kritik an den Kapitalisten, die die Infla-tion nutzen, um die Löhne zu drücken und sich zu bereichern – und auch kein Wort der Kritik an den internationalen Banken, die die Bevölkerung mit ihren Krediten und hohen Zinsen aussaugen. In dem so dringenden Kampf gegen die rasant wachsende Armut hat die Bevölkerung nichts vom ihm zu erwarten.

    Das ist die „Wahl“, vor der die Bevölkerung in der Türkei am 14. Mai steht – umso mehr, da alle linken Parteien, insbesondere die größere kurdische HDP, zugunsten von Kilicdaroglu auf einen eigenen Kandidaten verzichtet haben.

    Damit sich für die arbeitende Bevölkerung irgendetwas zum Besseren wendet, wird sie (genau wie wir hier) kämpfen müssen. Auch nach der Wahl hat sie die Mittel dazu – sogar viel mächtigere als ein Stimmzettel: den Kampf in den Betrieben, den Streik.

    Die Arbeiterklasse in der Türkei verfügt über eine lange Tradition von Arbeiterkämpfen. Mehr als einmal hat sie damit autoritären Kapitalisten und Regierungen einen Schrecken eingejagt.

    Die Wochen des Wahlkampfes haben deutlich gemacht, wie viele die wachsende Armut und Unterdrückung nicht mehr ertragen wollen. Viele, die lange geschwiegen haben, haben geredet.

    Und egal wie die Wahl letztlich ausgeht: Dies kann dazu beitragen, dass Arbeiter*innen wieder den Kopf erheben und den Kampf aufnehmen – und der Beginn wirklicher Veränderung sein.

  • Das rote Tuch (Letzte Ausgabe, Nr. 164, April 2023)
    http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org
    Bund Revolutionärer Arbeiter

    pdf : http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org/IMG/pdf/-142.pdf

    Leitartikel

    – Streiks bei Galeria Karstadt Kaufhof: gegen die Entlassungen und für 450 Euro mehr Lohn!

    Ihre Gesellschaft

    – Generalstreik im Transportwesen: Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will
    – Atom, Kohle, Wind: Die Energiekonzerne zocken uns immer ab
    – Gartenfreunde aufgepasst
    – Ostdeutschland: Auch in Zukunft niedrigere Renten
    – LKW-Fahrer streiken: Kein Lohn? Keine Arbeit
    – Stahlindustrie: Weniger arbeiten, damit alle Arbeit haben
    – VW: Streik der Leiharbeiter
    – Neu von Bosch: die Geldpumpe

    Internationales

    – Israel: ein erster Erfolg nach monatelangen Massenprotesten
    – Russland / Ukraine: Kein Mensch will Kanonenfutter werden

  • Streik ist die richtige Antwort auf die steigenden Preise! - Bund Revolutionärer Arbeiter (Nr. 163, März 2023 - #Leitartikel)
    http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org/spip.php?article1756

    500 Euro mehr Lohn im Monat: Für diese Forderung legen seit Wochen immer wieder hunderttausende Arbeitende der Müllabfuhr, der Verkehrsbetriebe, der städtischen Krankenhäuser, Kitas und anderen öffentlichen Einrichtungen in ganz Deutschland für mehrere Tage die Arbeit nieder.

    Sie weigern sich länger hinzunehmen, dass sie immer härter arbeiten müssen, mit immer weniger Personal – für Löhne, die viel weniger wert sind als noch vor zwei Jahren. Sie kämpfen für eine Lohnerhöhung, die die gestiegenen Preise ausgleicht.

    Ihre Forderung könnte die von uns allen sein! Uns allen zerrinnt unser Lohn, unsere Rente, unsere Sozialleistungen zwischen den Fingern. 500 Euro mehr im Monat braucht fast jeder von uns, um die Preissteigerungen auszugleichen.
    Allein deshalb ist der Kampf der Arbeitenden im Öffentlichen Dienst unser aller Kampf. Und warum nicht sogar eine Gelegenheit, sich ihnen anzuschließen?

    Die deutschen Konzerne haben 2022 erneut Rekordgewinne eingefahren. Kein Wunder: Die hunderte Euro, die wir mehr für Energie, Nahrung, Miete, Auto und gestiegene Kredit-Zinsen bezahlen, verschwinden schließlich nicht. Sie landen in den Taschen von RWE, Lidl, Daimler, Vonovia oder der Deutschen Bank – von denen viele ihre Milliardengewinne sogar verdoppelt haben!

    Und von den Konten der Konzerne wandern diese Milliarden direkt in die nächste Börsen-Spekulation oder auf die Konten der Aktionäre. 55 Milliarden Euro Dividende schenken ihnen die 40 DAX-Konzerne dieses Jahr: 60% mehr als noch vor zwei Jahren! Während wir Arbeitenden gleichzeitig spürbar ärmer geworden sind.

    Die Preissteigerungen sind eine gigantische Umverteilung zugunsten der Konzerne und der Reichsten der Reichen – auf Kosten der gesamten einfachen Bevölkerung.
    Die herrschende Klasse weiß, dass diese parasitäre Profitgier Folgen für ihre eigene Wirtschaft hat. Denn wenn sie uns alle ärmer machen, können wir weniger kaufen – und sie weniger verkaufen.
    Doch die Antwort der Konzerne besteht darin, dass sie schon vorsorglich Stellen abbauen, Anlagen schließen, bei Subfirmen sparen und Kleinbetriebe in den Ruin treiben. Sprich: Sie sichern trotz sinkender Nachfrage ihre Gewinne, indem sie einem Teil von uns auch noch Arbeitsplatz und Existenz rauben.

    Und indem sie sich von der Regierung mit immer neuen Milliarden-„Hilfen“ überschütten lassen. Gerade erst hat diese verkündet, der Industrie als nächstes einen billigen Strompreis subventionieren zu wollen – während die einfache Bevölkerung natürlich weiter den hohen Strompreis zahlen soll.
    Und dann erklären dieselben Regierenden den Streikenden im Öffentlichen Dienst, dass für einen Inflationsausgleich der Löhne „kein Geld“ da sei. Im Gegenteil, sie wollen in der Tarifrunde ernsthaft durchsetzen, dass die städtischen Krankenhäuser wegen „Geld-mangel“... die Löhne sogar senken dürfen!

    In Krisenzeiten wie heute wird noch deutlicher: Es gibt keinen „guten Kompromiss“ zwischen den Interessen der Kapitalisten und den unseren. Mehr denn je heißt es: Sie – oder wir.
    Und wir Arbeitenden verfügen durchaus über eine mächtige Waffe, um für unsere Interessen zu kämpfen: unsere zentrale Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft.

    Die Streikenden heute erinnern daran: Wenn sie nicht arbeiten, fährt kein Bus, wird kein Müll abgeholt, keine Schule geputzt. Und in den anderen Branchen ist es genauso: Ohne uns wird kein Auto hergestellt, werden keine Lebensmittel verkauft oder Pakete transportiert. Dass wir die Wirtschaft am Laufen halten – und damit auch anhalten können – ist eine Macht, der wir uns oft selbst nicht bewusst sind.
    Bei der Post hat es schon gereicht, dass 86% für einen unbefristeten Streik gestimmt haben. Prompt hat der Post-Vorstand (der noch kurz vorher arrogant erklärt hatte, dass es doch nicht sein Problem sei, wenn die Beschäftigten höhere Ausgaben hätte) deutlich mehr Lohnerhöhung angeboten: 340 Euro mehr pro Monat im nächsten Jahr – und für dieses Jahr zwar nur Einmalzahlungen, allerdings knapp 3.000 Euro.

    Allerdings hatten die zehntausenden, in den Streiks aktiven Post-Arbeiter*innen nicht die Möglichkeit, sich in den Betrieben zu versammeln und gemeinsam über das Angebot zu beraten. Eine kleine Gruppe Gewerkschaftsfunktionäre hat entschieden und öffentlich verkündet, dass das Angebot gut sei und nicht gestreikt werde – worüber später nur noch pro forma abgestimmt wird.

    Wieso aber sollte eine kleine Minderheit das Recht haben, über die Köpfe von zehntausenden Streikenden hinweg zu entscheiden? In unserem ganzen Leben entscheiden ständig andere über uns: Chefs, Aktionäre, Politiker…. In unseren eigenen Kämpfen wollen wir Arbeitenden uns nicht bevormunden lassen!

    Wenn wir über unsere Streiks selber entscheiden, gewinnen wir noch viel mehr als das materielle Ergebnis. Wir gewinnen wichtige Erfahrungen, wie wir uns organisieren, die Lage einschätzen und kämpfen können. Und vor allem machen wir die Erfahrung, dass wir Arbeitenden gemeinschaftlich sehr wohl über alle Fragen unserer Kämpfe selber entscheiden können – besser als jeder andere.

    Und nicht nur unserer Kämpfe. Letztlich können wir Arbeitenden auch die Betriebe und die gesamte Gesellschaft am besten leiten. Schon deshalb, weil wir eben nicht nach der kapitalistischen Profitlogik handeln müssen.

    Gerade angesichts der bedrohlichen Entwicklung des Kapitalismus gibt es nichts Wichtigeres, als dass wir dieses Selbstbewusstsein wiedergewinnen.

  • Frankreich: Was die Regierung macht, kann die Straße rückgängig machen - Bund Revolutionärer Arbeiter
    http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org/spip.php?article1759

    Seit Wochen haben in Frankreich insgesamt über zwei Millionen Menschen gestreikt und demonstriert. Sie kämpfen gegen die Regierung, die das Rentenalter von 62 auf 64 (mit 43 Beitragsjahren) anheben und weitere Verschlechterungen bei Rente einführen will.

    Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung und 90% der Lohnabhängigen unterstützen die Streiks und Proteste. Dies hat dazu geführt, dass eine Reihe Abgeordnete, auch der konservativen Opposition, die diesen Angriff auf die Arbeitenden eigentlich richtig finden, lieber nicht zustimmen wollten. Die Regierung hatte damit keine Mehrheit mehr für ihr Gesetz und hat entschieden, es einfach ohne Parlamentsabstimmung einzuführen – per Ausnahme-Dekret.
    Ja, Staaten wie Frankreich oder Deutschland brüsten sich gerne damit, wie demokratisch sie sind. Doch wenn sie oder ihre Kapitalisten um jeden Preis eine Verschlechterung gegen die Arbeiterklasse durchsetzen wollen, dann ist es selbst mit der (ohnehin eingeschränkten) parlamentarischen Demokratie schnell vorbei.

    Die französische Regierung und die Kapitalisten haben damit allerdings noch nicht gewonnen. Die Streiks und Demonstrationen gehen weiter. Vielleicht wird der Protest durch die Vorgehensweise der Regierung, die viele als Provokation empfinden, noch massiver und entschlossener. So könnte am Ende die Straße das, was die Regierung gemacht hat, wieder rückgängig machen. Denn anders als die Regierung vertritt die kämpfende Arbeiterklasse tatsächlich die Interessen der großen Mehrheit der Bevölkerung.

  • Das rote Tuch (Nr. 162, Februar 2023)
    http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org

    pdf : http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org/IMG/pdf/-140.pdf

    Leitartikel
    – Erdbeben in der Türkei und Syrien: Eine fürchterliche Katastrophe dramatisch verschlimmert durch Profitgier und Krieg

    Ihre Gesellschaft
    – Für die Ukrainer: Wohnungen und Kitas statt Panzer!
    #Streiks: Wer die Preise erhöht, muss auch die Löhne erhöhen!
    #Ford -Köln: Kein zweites Opel!
    – Wo sind unsere Renten?
    #Vonovia: Erpressern das Handwerk legen
    – Zwei Seiten einer Medaille
    #RWE: Fehlbuchung
    – Meister der guten Ideen?

    Internationales
    – EU-Gipfel: Bald eine Berliner Mauer um ganz Europa?
    #Großbritannien: Ohne Worte
    #Cholera: Krankheit des Hungers und des Elends
    – Die Antwort auf Armutsrenten
    #Dänemark: Mehr arbeiten, um die Armee zu finanzieren?

  • Das rote Tuch (Nr. 161, Januar 2023)
    http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org

    pdf : http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org/IMG/pdf/-139.pdf

    Leitartikel
    #Lützerath: Der Schutz der Profite – egal um welchen Preis
    Ihre Gesellschaft
    – Wenn selbst die Tafeln nichts mehr haben…
    #Borbet (Solingen): Proteste gegen die Werksschließung
    – Wohnen in der #Krise
    – Schule ohne Lehrer
    – Die Regierung belohnt die gefährliche Politik der Pharmakonzerne
    Internationales
    – Massive Aufrüstung: Eine Gefahr für alle Arbeitenden – weltweit
    #China: Arbeiter*innen in vielen Städten fordern ihren Lohn ein
    #Russland: Ein Ausdruck wachsender Kriegs-Ablehnung

    #Bund_Revolutionärer_Arbeiter (#BRA) #deutschland
    http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org/spip.php?article29