Remix 2020. Die Sammlung neu sehen

?id=7083#

  • Remix 2020. Die Sammlung neu sehen - Bremen
    https://www.art-in.de/ausstellung.php?id=7083#

    Marmorskulptur muss im Depot bleiben: „Adoratio“ von Stephan Sinding ist zu schwer für die neue Dauerausstellung „Remix 2020“

    Seit über 60 Jahren ist „Adoratio“ Teil der Bremer Sammlung. Seither steht die über zwei Meter große Skulptur im Depot. Nun sollte sie erstmals in der Dauerausstellung präsentiert werden. Aber auf Grund der Statik findet die Figur weiterhin keinen Platz in der Sammlung: Die Marmorskulptur ist mit ihren 1,3 Tonnen zu schwer für „Remix 20202“ und muss in Depot bleibt.

    Stephan Sinding (1846 Trondheim – Paris 1922) war ein dänisch-norwegischer Bildhauer. In Dänemark gilt er als Pionier der realistischen Skulptur. Er erhielt mehrere Aufträge für öffentliche Denkmäler. Seine Marmorskulptur „Adoratio“ (Anbetung) war zu seiner Entstehungszeit sehr bekannt. Die zeitgenössische Kunstkritik zeigte sich ergriffen von dieser Darstellung: „…der Mann ist niedergesunken vor der Göttin seines Lebens, der er voll seligen Dankes inbrünstig die zarten Knie küsst.“ Der Erfolg der Skulptur führte dazu, dass sie 1913 von der Nackttänzerin Olga Desmond und ihrem Partner Adolf Salge an einem ihrer sogenannten „Schönheitsabende“ nachgestellt wurde. Das „tableau vivant“ wurde in einer Fotografie festgehalten, die käuflich erworben werden konnte.

    Nach ihrer Entstehung 1907 war die Skulptur bereits kurzzeitig in der Kunsthalle Bremen präsentiert worden. Der Kunstverein erhielt sie dann 1957 als Geschenk. Sie wurde allerdings nicht in die Schausammlung integriert und erscheint auch nicht auf der offiziellen Liste der Schenkungen der Kunsthalle. Das höchst pathetische Werk wurde „nur unter gewissen Vorbehalten“ angenommen.

    Verletzte sie den prüden Zeitgeschmack der 1950er-Jahre?

    Vermutlich wurde die Skulptur, seit sie Teil der Sammlung ist, nie ausgestellt. Im Rahmen von „Remix 2020. Die Sammlung neu sehen“ (ab 6. Juni 2020) sollte sie nun endlich in die Dauerausstellung in einen thematisch passenden Raum integriert werden. Allerdings wurde festgestellt, dass der vorgesehene Raum die 1,3 Tonnen schwere Skulptur nicht tragen würde. So muss die Skulptur weiter im Depot verharren und auf ihren großen Auftritt warten. Die Kustodin Dr. Dorothee Hansen verantwortet den Sammlungsbereich, in den die Skulptur von Sinding fällt: „Wir hätten die Figurengruppe sehr gerne in die neue Dauerausstellung integriert! Beim Publikum hätte sie sicherlich zu viel Diskussion über das Geschlechterverhältnis aber auch über Kitsch geführt. Nun ist das Werk ein Beispiel für die Komplexität einer Sammlung. Gewisse Werke stellen uns vor konservatorische und aber eben auch statische Herausforderungen.

    #Kunst #Skulptur #Geschichte