Rocker
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Rocker ist ein Fernsehfilm aus dem Jahr 1972 von Klaus Lemke, der auch das Drehbuch zum Film schrieb.
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1972
Länge 85 Minuten
Altersfreigabe
FSK 16
Stab
Regie Klaus Lemke
Drehbuch Klaus Lemke
Produktion Hans Kaden,
Willi Segler
Kamera Bernd Fiedler,
Anna Harnisch
Schnitt Jutta Brandstaedter
Besetzung
Gerd Kruskopf: Gerd
Hans-Jürgen Modschiedler: Mark Modschiedler
Paul Lys: Uli Modschiedler
Dennis O. Heinrich: Frank Murnau
Marianne Mim: Sonja
Heidrun Rieckmann: Ulis und Marks Schwester
Ole Jürgens: Rocker
Joe Ebel: Rocker
Michael-Thomas Krannich
Dieter Lennssen
Thomas Dunker
Marianne Quast
Walter Zahn
Eva Pampuch
Mitglieder der Hamburger Rockergruppe „Bloody Devils“
...
Der Film wurde von TV-Union Berlin im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehens im Herbst 1971 produziert. Seine Erstausstrahlung war am 2. Februar 1972 im ZDF. Die Darsteller sind Laien und treten in ihrer Rolle in einigen Fällen unter ihrem bürgerlichen Namen auf, was für die Authentizität des Films von entscheidender Bedeutung ist. Schauplatz ist im Wesentlichen der Hamburger Kiez. Klaus Lemke verwendete dieselbe Handlung später als Grundlage für seinen Film Die Ratte von 1993.
Zu Beginn des Films sieht man ein Mitglied der Rocker-Gang, das auf einem BMW-Chopper fährt, dessen Tank im gleichen Stars-and-Stripes-Design lackiert ist wie der des Captain-America-Harley-Choppers, der 1969 im epochalen Biker-Film Easy Rider von Hauptdarsteller Peter Fonda gefahren wurde. Die Mitglieder der Rocker-Gang „Bloody Devils“ fahren, abgesehen von einer vereinzelten Moto Guzzi V7 Special, in Rocker ausnahmslos auf 500er bis 750er Zweizylinder-BMW-Boxer-Motorrädern der frühen 1950er bis Anfang der 1970er Jahre, wobei vor allem die älteren BMW-Modelle zum einen Teil zu Café Racern im Stil der englischen Rocker und zum anderen zu Choppern im Custombike-Look der US-amerikanischen Outlaw Biker nachträglich umgebaut sind.
In der Szene, in der Gerd in seinem Zimmer sitzend in einem Fotoalbum blättert und dabei den Song Jingo von Santana hört, woraufhin sich sein Vater über die Lautstärke der Musik und Gerds Herumgammelei beschwert, hängt dort an der Wand ein großes Poster von Schauspieler Marlon Brando in seiner Rolle als Outlaw-Bikergang-Anführer Johnny Strabler in dem legendären Motorrad-Film Der Wilde von 1953. Womit diese Szene ostentativen Herumlungerns als Kult den stärksten Hinweis auf reminiszente Männlichkeitsgesten und -riten einer Biker-Subkultur gibt, wie sie bereits in Kenneth Angers okkultem Camp-Klassiker Scorpio Rising von 1963 comichaft ironisch überzeichnet wurden.
Die Fernfahrerkneipen-Szene, in der ein von Gerd zuvor provozierter älterer Arbeiter, der selbst eine Greaser-Frisur im subkulturellen Style der Café Racer fahrenden englischen Rocker der 1950er bis 1960er Jahre trägt, Gerds davor abgestellte, kultisch mit viel Chrom zum Chopper umgebaute alte BMW anschließend mit einem schweren Kieslastwagen gezielt vorwärts wie rückwärts überrollt und als erbärmlichen Schrotthaufen zurücklässt, findet sich ähnlich auch in Rolf Wilhelm Brednichs 1990 erschienener Legendensammlung Die Spinne in der Yucca-Palme als moderne Sage von der „Rache des Lastwagenfahrers“[1] auf. Das gleiche Thema findet 1977 im Film Ein ausgekochtes Schlitzohr mit Burt Reynolds Verwendung. Obwohl Dieter Hallervorden 1974 in seiner Hauptrolle in Der Springteufel ebenfalls unter Beweis gestellt hatte, derartig soziopathische Begegnungen verstörend darstellen zu können, fällt sein zusammen mit Kurt Schmidtchen als Rocker inszenierter Sketch dieser „Lastwagenfahrer“-Legende in der von 1975 bis 1980 im deutschen Fernsehen ausgestrahlten Serie Nonstop Nonsens vergleichsweise nur albern aus.
Alle Motorradfahrer fahren erlaubterweise ohne Helm, da eine allgemeine Helmpflicht für Motorradfahrer in Deutschland erst 1976 eingeführt wurde.
In Bezug auf die Authentizität der im Film Rocker gebrauchten Sprache urteilte der Regisseur Dominik Graf in dem Dokumentarfilm Auge in Auge – Eine deutsche Filmgeschichte, gedreht von Filmwissenschaftler Hans Helmut Prinzler und Filmkritiker Michael Althen, von 2008: „Das sind so Filme, die muss man beschützen, die muss man behalten, die muss man bewahren. Es könnte sein, dass die irgendwann nie mehr ausgestrahlt werden […] Mit dem Film archiviert der Klaus Lemke ja auch eine Sprache, die es nicht mehr gibt […]“.