»Ich entschuldige mich für nichts« (Tageszeitung junge Welt)

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  • 28.12.2015: »Ich entschuldige mich für nichts« (Tageszeitung junge Welt)
    https://www.jungewelt.de/2015/12-28/046.php
    https://www.youtube.com/watch?v=9up2lSUCCbA

    Slayer ist im großen und ganzen eine musikalische Horrorshow. Ich liebe es, Horrorfilme zu sehen. Man sieht es im Video. Alle alten Horrorfilm-Schauspieler kommen darin vor. Ich bin überhaupt nicht religiös. Ich glaube nicht an Gott. Ich glaube nicht an Satan. Mir gefällt es, Songs wie eine kleine Geschichte zu erzählen, die Story aufzubauen wie ein kleines Drehbuch. Slayer sind sehr visuell. Ich mag es, über Dinge zu schreiben, die die Leute nicht gerne hören wollen.

    In den 80ern sorgte »Angel of death«, der Slayer-Song über den Naziarzt Josef Mengele, der im Vernichtungslager Auschwitz Menschenversuche durchführte, für Kontroversen.

    Dieser Song ist im wesentlichen eine Dokumentation über Mengele. Jeff Hanneman hat ihn geschrieben. Er wusste alles über den Zweiten Weltkrieg. Der Song ist von 1986, damals war die Welt ein anderer Ort als heute. Die erste Plattenfirma, bei der wir waren, weigerte sich, das Lied zu veröffentlichen, das war dumm. Ich glaube das war Columbia, wir veröffentlichten es dann bei Geffen. Der Inhalt unterscheidet sich nicht von den Mengele-Darstellungen in den Geschichtsbüchern. Hätte ihn jemand anderes als wir gemacht, hätte sich niemand drüber aufgeregt.

    Waren Sie in den 80er Jahren in Westberlin?

    Yeah. Ich glaube, wir waren zweimal in Berlin. Wenn du in die Stadt reingefahren bist, kam man erst mal durch den Korridor. Überall war NATO-Draht. Es war wie in einem Kriegsgebiet. Die ersten zwei, drei Male, als wir in Europa und Deutschland waren, sind wir nicht nach Berlin gefahren, es war zu schwierig, dorthin zu kommen. Aber dann haben wir einen Weg gefunden. Es war eine krasse Situation, mit bewaffneten Soldaten. Wir fanden es sehr seltsam.