Tut uns leid, aber wo Ihr Geld gerade ist, ist unbekannt

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    http://www.heise.de/tp/news/Tut-uns-leid-aber-wo-Ihr-Geld-gerade-ist-ist-unbekannt-3103996.html

    Ich gebe zu, dass ich gegen die Abschaffung des Bargeldes bin. Nicht nur aus den Gründen, dass so der Bürger noch transparenter wird, dass Flexibilität und Spontaneität auf der Strecke bleiben, sondern auch weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Bargeld gegenüber dem, was auf dem Konto ist, einen entscheidenden Vorteil hat – ich habe es direkt bei mir und nicht nur eine abstrakte Forderung gegenüber der Bank.

    8. Februar 2016 - Bargeld beschränken und abschaffen?
    Von Michael Schlecht, MdB, wirtschaftspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion DIE LINKE
    http://www.die-linke.de/nc/die-linke/nachrichten/detail/zurueck/nachrichten/artikel/bargeld-beschraenken-und-abschaffen

    Die Begrenzung des Bargeldverkehrs soll ein Schlag gegen die Kriminalität und den Terrorismus sein. Es könnte nicht länger im Geheimen gewirtschaftet werden, so heißt es. Denn Zahlungen per Kreditkarte oder Überweisung lassen sich nachverfolgen.

    Allerdings: Das Leben von Kriminellen, Steuerhinterziehern und Terroristen wird dadurch nur minimal erschwert. Sie würden andere Wege finden beziehungsweise andere Zahlungsmodalitäten. Die Möglichkeiten reichen von der Bezahlung in Waren über die Nutzung von Gold oder ausländischen Bargelds, zum Beispiel dem Dollar.

    Der vermeintliche Effekt gegen Kriminelle würde aber vor allem Normalbürger treffen. Ohne Bargeld sind all ihre Zahlungen und Transaktionen transparent und nachvollziehbar. Bye bye ökonomische Privatsphäre! Potenziell wissen Staat, Unternehmen und Geheimdienste dann, was man wo, bei wem kauft. Dass dieser Datenschatz geheim und ungenutzt bleibt, ist nicht zu erwarten.
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    Banken müssen für bestimmte Einlagen bei der EZB bereits heute einen Strafzins bezahlen. Wenn man das ausweitet, müssten auch die Banken in der Lage sein, diese Strafzinsen an ihre Kundschaft weiterzugeben. Davor schrecken die Banken noch zurück, denn die Kunden würden dann ihr Geld vorzugsweise zu Hause unter das Kopfkissen legen.
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    Und was ist mit der Konjunktur?

    Die Medizin Bargeld-Abschaffung gegen die Nachfrageschwäche ist Symptom-Bekämpfung. Warum haben Unternehmen Milliarden auf ihren Konten und investieren nicht? Warum geben die Sparer ihr Geld nicht stärker für den Konsum aus?

    Das wirkliche Problem ist: Es wird gespart, um ein Sicherheitspolster anzulegen für schlechtere Zeiten. Die Unternehmen investieren nicht, weil sie keine steigende Nachfrage sehen.
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    Die Lösung wäre einfach: Konjunkturförderung ist Sache des Staates. Fehlt ihm Geld, so kann er es sich bei den Reichen holen - ihnen gehört der größte Teil des Vermögens. Und für eine erhöhte Konsumfreude der Haushalte sorgen deutlich stärkere Lohnsteigerungen und positive Einkommenserwartungen von ganz allein.