• Louis Brody in Babelsberg | filmportal.de
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    Nicht wenige Schwarze deutsche Schauspieler arbeiteten in der Filmproduktion der Weimarer Republik. Als koloniale Migranten wurden die meisten von ihnen jedoch von der zeitgenössischen Kinoöffentlichkeit kaum wahrgenommen und blieben lange Zeit von der Filmgeschichtsschreibung unbeachtet. Heute sind sie – insbesondere dank der Forschungen von Tobias Nagl, auf dessen Arbeiten sich die folgenden Anmerkungen stützen – wieder Bestandteil des filmhistorischen Diskurses.

    In den Augen von Produzenten und Regisseuren waren afrodeutsche Schauspieler austauschbar als Repräsentanten „natürlicher Exotik“. Der aus Kamerun stammende Louis (auch Lewis oder Lovis) Brody nahm hier eine Sonderstellung ein: Seine schauspielerischen Leistungen wurden in der Weimarer und später auch in der NS-Filmpresse diskutiert, sein Name gelegentlich sogar im Vorspann und in Presseheften genannt. Nur sehr wenige andere nicht-weiße Schauspieler erreichten eine ähnliche Bekanntheit – so etwa Henry Sze, Nien Sön Ling oder Madge Jackson.

    Unter seinem amerikanisch klingenden Künstlernamen Louis Brody arbeitete der als (Ludwig) M’bebe Mpessa geborene Schauspieler schon 1915 beim Dreh seines ersten Films „Das Gesetz der Mine“. Bis zu seinem Tod im Jahr 1951 wirkte er in über 50 Filmen mit, die zu einem großen Teil auf dem Gelände der heutigen Babelsberger Studios realisiert wurden.
    Quelle: Tobias Nagl
    Autogrammkarte von Louis Brody, hergestellt im Studio der Avantgarde-Fotografin Yva

    Exotismus und Erotisierung in Weimar
    Sowohl in populären Publikumsfilmen als auch in expressionistischen Klassikern der Weimarer Zeit kam Brody von Anfang an die Rolle des grausamen, Schwarzen Henkers zu. Schon in Joe Mays „Das Gesetz der Mine“ spielt er, so schreibt „Der Kinematograph“ 1915, einen „riesenhaften“ rassistisch stereotypisierten Schwarzen, der im Namen der Blutrache eine der Hauptpersonen tötet. Auch in Robert Wienes Film „Genuine“ (1920), produziert in Babelsberg von der Decla-Bioscop AG, taucht er als die „schwarze Gefahr“ auf, die „domestiziert“ werden muss.

    Nach einem Drehbuch von Carl Meyer erzählt „Genuine“ in expressionistischen Kulissen die Geschichte des jungen Mädchens Genuine (Fern Andra), die – einst von einer geheimnisvollen, orientalischen Sekte zur Priesterin ernannt – gezwungen wird, Blut zu trinken. Von Sklavenhändlern geraubt, wird sie später auf einem persischen Markt von Lord Melo, einem reichen Sonderling, gekauft und mit nach Europa genommen. Dort ernährt dieser sie weiterhin mit Blut und lässt sie von seinem durch Louis Brody verkörperten Schwarzen Diener bewachen. Als sich der blonde Barbierlehrling Florian in sie verliebt, verlangt sie nach seinem Blut und fordert deshalb seinen Tod. Wie der „Film-Kurier“ im Jahr 1920 schreibt, gehorcht der Diener, „trägt aber ein weißes Herz in seinem schwarzen Busen, stößt Florian in die Freiheit [...] öffnet sich selbst eine Ader und reicht sein Blut Genuine [...] Ihr Rausch aber ist verflogen, sie schleudert entsetzt den Becher von sich.“ Schließlich gelingt es der aufgebrachten Dorfbevölkerung in das Haus einzudringen und den schwarzen Diener mit ihren Sensen zu töten. Aber auch Genuine, die an der Seite eines neuen Liebhabers die Eifersucht des inzwischen geistig verwirrten Florians entfacht, bleibt nicht am Leben: Der junge Barbier tötet sie im Wahn.

    „Genuine“ ist sicherlich einer der bedeutendsten Filme Brodys. Denn in der wichtigen Nebenrolle, die ihm hier zukommt, spiegelt sich, wie Nagl dargestellt hat, das Spektrum rassifizierender Zuschreibungen des frühen Weimarer Kinos: Brody wird zugleich sexualisiert und dämonisiert, die Begegnung der weißen Genuine mit dem „riesigen“ Schwarzen Mann löste sowohl sensationalistische Erregung als auch bedrohlichen Schauder aus. Auch der Topos der „schwarzen Gefahr“, die gebändigt werden muss (in dem Sinne spricht der Film-Kurier vom „weißen Herz in seinem schwarzen Busen“) und die Metaphorik des Bluts, das nicht vermischt werden soll (entsprechend schleudert Genuine „entsetzt den Becher von sich“) sind charakteristisch für die Vorstellungswelt des zeitgenössischen Films und ihn umgebende Gesellschaftsordnungen.

    Auch in Fritz Langs ebenfalls von der Decla-Bioscop AG produziertem Film „Der müde Tod“ (1921) wird eine solche Verknüpfung von „Rasse“ und Gefahr, so Nagl, nahegelegt. Brodys Hautfarbe, der hier einen Mörder spielt, wird durch einen filmischen Trick mit dem Tod assoziiert: Nach Brodys Mordtat lässt Lang seine Figur langsam in den von Bernhard Goetzke dargestellten Sensemann überblenden.
    Quelle: SDK
    „Der müde Tod“: Louis Brody, Eduard von Winterstein, Lil Dagover (v.l.n.r.)

    Das Andere
    Oft wurde im frühen Weimarer Kino kaum zwischen verschiedenen Formen „des Anderen“ unterschieden: Schwarze dienten nicht selten dazu, eine orientalisch-diffuse Atmosphäre zu schaffen. Louis Brody wurde in seinen Rollen in „Genuine“ und dem im Auftrag der Ufa produzierten Film „Die Perle des Orients“ (1921) von der zeitgenössischen Kritik mal als „Malaye“, mal als „Indier“ beschrieben, und in Joe Mays „Die Freundin des gelben Mannes“ (1919/20) spielt er sogar den „Chinesen“. Brody reagierte, wie Nagl recherchiert hat, auf diese eurozentrischen Exotismus-Phantasien, die ihm Arbeit gaben: In einer 1922 in „Der Film“ selbst geschalteten Anzeige bewarb er sich als „Vertreter aller exotischen Sprechrollen auf der Sprechbühne und im Film“.

    Innerhalb der Schwarzen Gemeinschaft Berlins nahm Louis Brody eine führende Rolle ein und war immer wieder an Versuchen beteiligt, diese deutschlandweit politisch zu organisieren. 1918 gründete Brody zusammen mit 31 anderen Kolonialmigranten den „Afrikanischen Hilfsverein“, der zwar laut Präambel keine politischen Ziele verfolgte, aber doch eine Reaktion auf die gemeinsame Erfahrung von Rassismus in der Diaspora zeigt.

    Nur äußerst selten agierten im Weimarer Kino Schwarze Schauspieler auf Augenhöhe mit ihren weißen Kontrahenten. Auf einen besonderen Fall der frühen 1930er Jahre hat Tobias Nagl aufmerksam gemacht: Kurt Gerrons Ufa-Produktion „Der weiße Dämon“ (1932). Nagl beschreibt: „In der Rolle eines Pagen in einem Pariser Hotel, der in verschiedenen Sprachen, u.a. in einem ’afrikanisch’ konnotierten Kino-Kauderwelsch, angesprochen wird, entgegnet Louis Brody darin einem verdutzten Hans Albers: ’Ich bin en gebürtiger Hamburger!’ Albers antwortet darauf: ’Menschenskind, Hummelhummel! Du bist mein Landsmann, warum hast du das nicht gleich gesagt!’ Nonchalant beendet Brody das Gespräch: ’Tja, ich wusste doch nicht, was is’ der Schnack. Französisch und Englisch und dann kam am Schluss was, das war so unverständlich!’“

    Damit wird „Der weiße Dämon“ zu jenem Sonderfall der deutschen Filmgeschichte, in dem einem Schwarzen Deutschen für einen Moment eine sprachlich gleichberechtigte wenn nicht sogar überlegene Position gewährt wird. Nagl sieht in ihm den „vielleicht ersten und einzigen Film, der im nicht-kolonialrevisionistischen Sinne die Existenz schwarzer Deutscher anerkannte.“
    Quelle: DIF
    „Ohm Krüger“: Louis Brody, Emil Jannings (v.l.n.r.)

    Stereotypisierung: Louis Brody im NS-Kino
    Die Machtübernahme der Nationalsozialisten hatte für Brodys Rollenangebote zunächst keine weitreichenden Folgen. Trotz der staatlich verordneten Verdrängung Schwarzer Deutscher aus ihren Berufen drehte Brody zwischen 1933 und 1945 mindestens 23 Filme.

    Die Ambivalenz, die im Weimarer Kino dem männlichen Schwarzen Körper zukam, ist gleichwohl im NS-Kino nicht mehr zu entdecken. Brody wurde in seinen Rollen der späten 1930er und -40er Jahre weniger erotisiert oder dämonisiert, sondern spielte vor allem stereotype und domestizierte „Eingeborene“, die keinerlei Bedrohung gegenüber der weißen Kultur darstellen sollten. So beispielsweise im NS-Kolonialfilm „Ohm Krüger“ (Tobis-Filmkunst GmbH Berlin, Produzent Emil Jannings, 1941). Brody verkörpert hier den biegsamen, nahezu kindischen Häuptling Lobenguela, der sich von Paul (Ohm) Krügers (Emil Jannings) gleichsam „natürlicher“ Autorität von einer auf die andere Sekunde einschüchtern lässt.
    Jannings ist hier, anders als der Sonderling Lord Melo oder der Barbierlehrling Florian bei „Genuine“, eine machtvolle Instanz – der weiße Vater, der mit Brody dann auch wie mit einem ungezogenen Kind spricht. Hier inszenierte das NS-Kino beispielhaft eine vor allem sprachliche Überlegenheit, die eine eindeutige Überlegenheit des weißen Partriarchen gegenüber dem naiven „Wilden“ audiovisuell übersetzt.

    In dem antisemitischen Propagandafilm „Jud Süss“ (1940) hat Brody eine oft übersehene Funktion, auf die Nagl ebenfalls hinweist: Sein Schwarzsein steht hier für „gute“, das heißt „lesbare“ rassische Differenz und bildet damit einen Kontrast zu dem in diesem Sinne schwerer identifizierbaren jüdischen Körper Oppenheimers, der Titelfigur, der sich eben dieser Lesbarkeit entzieht.

    Bis zum Kriegsende wurde Louis Brody beschäftigt. Auch nach dem Krieg arbeitete er weiter als Schauspieler, spielte sowohl in der westdeutschen Produktion „Nächte am Nil“ (1949) als auch in der DEFA-Produktion „Die letzte Heuer“ (1951). Gleichzeitig verdiente er sein Geld als Zirkus-Artist und Jazz-Musiker.

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    Literaturtip zur Thematik: Nagl, Tobias: Die unheimliche Maschine. Rasse und Repräsentation im Weimarer Kino, München, 2009

  • Tess of the d’Urbervilles, by Thomas Hardy
    https://gutenberg.org/cache/epub/110/pg110-images.html

    On an evening in the latter part of May a middle-aged man was walking homeward from Shaston to the village of Marlott, in the adjoining Vale of Blakemore, or Blackmoor. The pair of legs that carried him were rickety, and there was a bias in his gait which inclined him somewhat to the left of a straight line. He occasionally gave a smart nod, as if in confirmation of some opinion, though he was not thinking of anything in particular. An empty egg-basket was slung upon his arm, the nap of his hat was ruffled, a patch being quite worn away at its brim where his thumb came in taking it off. Presently he was met by an elderly parson astride on a gray mare, who, as he rode, hummed a wandering tune.

    https://gutenberg.org/ebooks/110

    Tess of the d’Urbervilles - Wikipedia
    https://en.wikipedia.org/wiki/Tess_of_the_d%27Urbervilles

    Tess of the d’Urbervilles: A Pure Woman Faithfully Presented is a novel by Thomas Hardy. It initially appeared in a censored and serialised version, published by the British illustrated newspaper The Graphic in 1891,[1] then in book form in three volumes in 1891, and as a single volume in 1892. Although now considered a major novel of the 19th century, Tess of the d’Urbervilles received mixed reviews when it first appeared, in part because it challenged the sexual morals of late Victorian England. Tess was portrayed as a fighter for her rights and for the rights of others.

    The novel is set in an impoverished rural England, Thomas Hardy’s fictional Wessex.

  • Mark Lilla, Margaret Atwood, Wynton Marsalis… : « Notre résistance à Donald Trump ne doit pas conduire au dogmatisme ou à la coercition »
    https://www.lemonde.fr/idees/article/2020/07/08/mark-lilla-margaret-atwood-wynton-marsalis-notre-resistance-a-donald-trump-n

    Un tel débat est intéressant, même si on peut toujours douter de l’emphase mise sur quelques cas pour les confondre avec une atmosphère de censure, ou plutôt de "gorkisme", qui n’est pas encore si prégnante que veut le dire le texte (mais le danger existe, notamment dans des cercles fermés, j’en ai fait l’expérience amère dans les groupes "soit-disant gauchistes" des années 1970). La liberté d’expression a elle-même des limites, notamment le discours de haine, la diffamation,... Mais la définition même ce ces limites est un enjeu politique. Certes, ce sont la droite et l’extrême-droite, notamment en ce qu’ils tiennent les cordons de la bourse des médias, qui sont les acteurs majeurs en ce domaine, et les revendications des minorités de vouloir "faire fermer leur g..." aux haineux sont totalement compréhensibles. Mais là encore, l’expérience du XXe siècle (réalisme socialiste, Djanov, Lin Piao, Yao Wen Yang,...) montre que sous des couleurs de "défense des opprimés" peut se mettre en place un système de censure d’autant plus sauvage qu’il fait appel aux "tribunaux populaires" et se réalise en "lynchages médiatiques". Pour autant, les signataires ne sont pas blanc bleu, car souvent ils négligent la colère des minoritaires et opprimés devant l’immobilisme de la "classe créative" face aux injustices intersectionnelles (classe, race, genre, culture,...). Un débat complexe, où tous les points de vue ont une part de justice et de réalisme. Il ne faudrait pas que cela devienne un chiffon rouge pour diviser les mouvements... ce qui est parfois présent dans des tournures "imprécises" du texte (qui a dit quoi et qui interdit quoi et quand et dans quelles circonstances,...). Comment inventer un art libre et une pensée ouverte sans sombrer dans le relativisme et ignorer les grands déséquilibres et inégalités qui percluent notre monde.

    Tribune. Nos institutions culturelles sont aujourd’hui à l’épreuve. Les puissantes manifestations en faveur de la justice raciale et sociale revendiquent une réforme de la police trop longtemps différée et font plus largement entendre des appels pour davantage d’égalité et d’inclusion dans notre société, notamment dans l’enseignement supérieur, le journalisme, la philanthropie et les arts.

    Mais cette nécessaire prise en compte a aussi renforcé tout un ensemble de postures morales et d’engagements politiques qui risquent d’affaiblir les règles du débat public et l’acceptation des différences au profit d’un conformisme idéologique. Autant nous avons salué la première phase de ce mouvement, autant nous voulons nous élever contre la seconde.

    Les forces illibérales gagnent du terrain partout dans le monde et trouvent un puissant allié en Donald Trump, qui représente une réelle menace contre la démocratie. Notre résistance ne devrait pas conduire au dogmatisme ou à la coercition. L’inclusion démocratique que nous appelons de nos vœux ne peut advenir que si nous refusons le climat d’intolérance général qui s’est installé de part et d’autre.
    Crainte des représailles

    L’échange libre des informations et des idées, qui est le moteur même des sociétés libérales, devient chaque jour plus limité. La censure, que l’on s’attendait plutôt à voir surgir du côté de la droite radicale, se répand largement aussi dans notre culture : intolérance à l’égard des opinions divergentes, goût pour l’humiliation publique et l’ostracisme, tendance à dissoudre des questions politiques complexes dans une certitude morale aveuglante. Nous défendons le principe d’un contre-discours solide et même caustique de toutes parts.
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    Or, les appels à sanctionner rapidement et sévèrement tout ce qui est perçu comme une transgression langagière et idéologique sont devenus monnaie courante. Plus inquiétant encore, des dirigeants institutionnels, ne sachant plus où donner de la tête pour limiter les dégâts, optent pour des sanctions hâtives et disproportionnées plutôt que pour des réformes réfléchies.

    « La censure, que l’on s’attendait plutôt à voir surgir du côté de la droite radicale, se répand largement aussi dans notre culture »

    On renvoie des rédacteurs en chef pour avoir publié des articles controversés ; on retire des livres sous le prétexte d’un manque d’authenticité ; on empêche des journalistes d’écrire sur certains sujets ; on enquête sur des professeurs à cause des œuvres littéraires qu’ils citent en classe ; un chercheur est renvoyé pour avoir fait circuler un article scientifique dûment examiné par des pairs ; et on limoge des dirigeants d’organisation pour des erreurs qui ne sont parfois que des maladresses.

    Quelles que soient les raisons invoquées, la conséquence en est qu’il est de plus en plus difficile de prendre la parole sans craindre des représailles. Nous en faisons déjà les frais, à en juger par l’aversion au risque qui se développe parmi les écrivains, les artistes et les journalistes, inhibés par la peur de perdre leur gagne-pain s’ils s’écartent du consensus ou même s’ils ne font pas preuve du zèle attendu pour se conformer.
    La justice n’existe pas sans la liberté

    Cette atmosphère étouffante va finir par nuire aux causes les plus vitales de notre époque. Restreindre le débat, que ce soit le fait d’un gouvernement répressif ou d’une société intolérante, nuit immanquablement à ceux qui ne détiennent pas le pouvoir et nous rend tous moins aptes à participer à la vie démocratique.

    Pour vaincre de mauvaises idées, il faut les exposer, argumenter et convaincre, et non pas essayer de les taire ou espérer qu’elles disparaissent.
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    Nous rejetons les faux choix qu’on nous présente entre la justice et la liberté : l’une n’existe pas sans l’autre. En tant qu’écrivains, notre métier repose sur la marge que la société nous accorde pour l’expérimentation, la prise de risque et même l’erreur. Nous avons besoin de préserver la possibilité d’un désaccord de bonne foi sans conséquences professionnelles désastreuses. Si nous ne défendons pas ce qui est la condition même de notre travail, nous ne pouvons pas nous attendre à ce que le public ou l’Etat le fasse pour nous. (Traduit de l’anglais par Pauline Colonna d’Istria)
    La querelle de la « cancel culture » oppose de nombreux intellectuels aux Etats-Unis

    Aux Etats-Unis, la nouvelle gauche, née des mouvements #metoo et Black Lives Matter, serait à l’origine d’un phénomène qui inquiète de nombreux intellectuels américains, la « cancel culture », autrement dit une tendance à vouloir faire taire des voix jugées dissonantes, dangereuses ou haineuses. Né sur les réseaux sociaux, ce phénomène se traduit par des mobilisations qui ont fini par provoquer des démissions, renvois, annulations de conférence, etc. Cinq des auteurs de la tribune que nous publions (Mark Lilla, Thomas Chatterton Williams, George Packer, David Greenberg et Robert Worth) sont des intellectuels engagés dans la défense de la liberté d’expression. Avec les 150 personnalités qui se sont jointes à leur appel, ils estiment qu’une frange de la gauche radicale américaine pratiquerait ainsi une forme de censure. Publié sur le site du mensuel américain Harper’s, ce texte devrait l’être également en Allemagne, en Espagne et au Japon.

    Plusieurs événements récents témoignent de ces nouvelles tensions. Début juin, le directeur des pages « Opinion » du New York Times, James Bennet, a été licencié après la parution d’une tribune signée par un sénateur républicain appelant à l’envoi de l’armée contre les manifestations violentes. Tant au sein de la rédaction du quotidien new-yorkais que sur les réseaux sociaux, ce texte a suscité une vive émotion, certains estimant qu’il pouvait porter atteinte à la sécurité des personnes noires. Sans soutenir le contenu de cet article, d’autres personnalités ont estimé que James Bennet avait été limogé avec un empressement douteux, comme s’il fallait au plus vite donner satisfaction aux internautes en colère. Parmi les signataires de la présente tribune se trouvent d’ailleurs plusieurs grandes signatures du New York Times.

    Autre renvoi ayant suscité l’indignation, celui de David Shor, un analyste de données qui a été licencié début juin par son employeur, Civis Analytics, une société de conseil politique proche des démocrates. Il était reproché à M. Shor d’avoir retweeté l’étude d’un chercheur, de l’université de Princeton (New Jersey), qui tendait à démontrer que les manifestations violentes, comme il a pu y en avoir récemment aux Etats-Unis pour dénoncer les violences policières, ont un impact positif sur le vote républicain. Cette attention portée aux conséquences néfastes des manifestations violentes avait été considérée, par certains militants, comme une manière de faire taire la colère des populations noires aux Etats-Unis.

    D’autres intellectuels ne partagent pas cette vision du débat sur la « cancel culture ». Ils estiment au contraire qu’il va permettre de donner davantage la parole aux minorités généralement moins ou peu entendues. D’autres encore jugent que les dénonciateurs de la « cancel culture » font fausse route : selon eux, les menaces sur la liberté d’expression viendraient bien davantage de l’extrême droite que de la gauche radicale. Ils ajoutent que le recours à l’intimidation et à la violence pour faire taire ses opposants serait d’abord et avant tout, aux Etats-Unis, le fait des suprémacistes blancs. Ils rappellent également que Donald Trump a, lui aussi, durement attaqué la « cancel culture » le 4 juillet.

    Sont notamment signataires de cette tribune : Martin Amis, écrivain britannique ; Anne Applebaum, historienne américaine ; Marie Arana, essayiste et éditrice américaine ; Margaret Atwood, romancière canadienne ; John Banville, romancier irlandais ; Jennifer Finney Boylan, auteure, professeure à l’université Columbia (New York) ; David Brooks, chroniqueur américain ; Ian Buruma, journaliste et essayiste néerlandais ; Noam Chomsky, professeur émérite de linguistique, Massachusetts Institute of Technology ; Roger Cohen, chroniqueur américain ; Kamel Daoud, écrivain algérien ; Gerald Early, professeur de lettres modernes, d’anglais, d’études africaines et d’études afro-américaines, université Washington de Saint-Louis (Missouri) ; Jeffrey Eugenides, romancier américain ; Richard T. Ford, professeur de droit à l’université de Stanford (Californie) et spécialiste des discriminations ; Francis Fukuyama, politiste américain ; David Greenberg, professeur d’histoire, université Rutgers (New Jersey) ; Bill T. Jones, danseur et chorégraphe américain ; Joy Ladin, poète américaine ; Mark Lilla, essayiste et professeur de sciences humaines à l’université de Columbia (New York) ; Greil Marcus, essayiste et critique musical américain ; Wynton Marsalis, musicien américain ; Mark Oppenheimer, essayiste américain ; George Packer, journaliste et essayiste américain ; Nell Irvin Painter, historienne, spécialiste de l’histoire du sud des Etats-Unis et des Afro-Américains au XIXe siècle ; Steven Pinker, professeur de psychologie cognitive, université Harvard (Massachusetts) ; J.K. Rowling, romancière britannique ; Salman Rushdie, écrivain britannique ; Gloria Steinem, essayiste et militante féministe américaine ; Michael Walzer, professeur émérite de science sociale à Princeton (New Jersey) ; Thomas Chatterton Williams, essayiste et journaliste américain ; Robert F. Worth, journaliste américain ; Fareed Zakaria, journaliste américain, spécialiste des relations internationales. La liste complète des signataires :

    Liste Signataires Tribune Cancel Culture by Le Monde on Scribd

    #Liberté_expression

  • Pas facile de trouver des œuvres d’Édouard Vimont (1846-1930) sur le Web.
    https://fr.wikipedia.org/wiki/Édouard_Vimont

    Il y a cette Jeune femme à la mandoline de 1889 vendue aux enchères :

    et une photo un peu rikiki de Les Sirènes, 1874, sur Wikipédia (tableau d’1,75 mètre de large sur 94 cm de haut qui serait visible au musée des Beaux-Arts d’Angers) :

  • Das Brandenburger Tor als Denkmal für Mord, Erpressung, Feigheit, und Verrat.


    Fidel Castro am Brandenburger Tor
    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Lamberz

    Von 1945 bis 1991 kam Viktoria ohne Eisernes Kreuz aus, und verzichtete auf preußischen Militarismus im Siegerkranz. Hier zu sehen beim Besuch des kubanischen Ministerpräsidenten Fidel Castro in Ostberlin am 14.7.1972. Der Berliner Stadtkommandant Arthur Kunath erläutert dem kubanischen Ministerpräsidenten den Blick nach Westberlin.

    Berlin, Fidel Castro an der Grenze

    Berlin: Castro / Die Partei- und Regierungsdelegationen unter Leitung des Ersten Sekretärs der KPK und Ministerpräsidenten der Revolutionären Regierung der Republik Kuba, Fidel Castro(M), besichtigte am 14.6.1972 die Staatsgrenze der DDR zu Westberlin. Die Delegation, von Werner Lamberz, Mitglied des Politbüros und Sekretär des ZK der SED (2.v.l.), und anderen Persönlichkeiten, begleitet, wurde von Generalleutnant Arthur Kunath, Stadtkommandant von Berlin (2.v.r.), informiert. Rechts: Carlos Rafael Rodriguez, Mitglied des Sekretariats des ZK der KPK und Minister der Revolutionären Regierung.

    Johann Gottfried Schadow, Schöpfer der Quadriga auf dem Brandenburger Tor
    https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_Schadow#Weitere_Skulpturen

    1793: Quadriga (Berlin, Skulpturengruppe auf dem Brandenburger Tor). König Friedrich Wilhelm II. ließ das Brandenburger Tor im Andenken an seinen Vorgänger Friedrich den Großen als Friedenstor errichten.

    Wikipedia vermischt hier Dichtung und Wahrheit. Richtig ist, dass Schadow der Schöpfer von Quadriga und EK im Siegerkranz ist. Über Anlaß und Grund des Baues jedoch verbreitet die online-Enzyklopädie im Schadow-Artikel 232 Jahre nach den Ereignissen immer noch Preußenpropaganda.


    7.7.1991 Berlin.- Brandenburger Tor, Quadriga. Preußischer Adler auf Eichenkranz am Stab der Göttin mit Eisernem Kreuz

    Der Artikel über Brandenburger Tor und Quadriga ist da schon erhellender.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Brandenburger_Tor#Quadriga

    „Victoria konnte als Symbol nahtlos in die Bildsprache des Absolutismus eingegliedert werden. Sie diente Friedrich Wilhelm folglich als […] Legitimierung der eigenen Militäraktion im Herbst 1787 und der anschließenden Bündnispolitik, die eine Friedensabsicht verfolgte.

    Wozu eine Quadriga?
    https://de.wikipedia.org/wiki/Quadriga

    Als Fahrerin ist in der Kunst oft die Göttin Eirene dargestellt. Man findet aber auch Apollon als Fahrer in der antiken Kunst vor.

    Die historischen Vorbilder der Berliner Quadriga werden von der Göttin des Friedens oder vom Gott der Dichtung gelenkt. Auf dem Brandenburger Tor dominiert eine preußische Siegesgöttin. Das macht neugierig. Wo Frieden symbolisch durch kriegerischen Triumph ersetzt wird, müssen wir die Wahrheit unter den Opfern auf den Schlachtfeldern suchen.

    Die Errichtung des repäsentativen Brandenburger Tors ist das Ergebnis einer Aneinanderreihung von Lügen und Betrügereien. Im Krieg gegen die junge holländische Republik siegte Preußenkönig Friedich Wilhelm II. durch Verrat. Der schwache König Ludwig XVI. von Frankreich ließ die mit ihm verbündeten holländischen Patriotten (mit Doppl-T) ohne Schutz. Zwei Jahre vor der Französischen Revolution hatte er gedroht, den 25.000 Preußenkriegern ein Heer von 100.000 Soldaten entgegen zu stellen, diese Soldaten jedoch nie geschickt.

    Verhandlungen und Vorbereitung
    https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_II._(Preu%C3%9Fen)#Verhandlungen_und_Vorbereitung


    Die Wahrheit kennen wir als erstes Opfer jeden Krieges. Auch hier war eine gefälschte Depesche von Wilhelmine von Preußen der Frau des Statthalters in den Niederlanden Wilhelm V. und Schwester des Preußenkönigs Auslöser und Vorwand für den Einmarsch der Preußentruppen unter dem Herzog von Braunschweig.

    Letztlich zwang eine Kutschfahrt Wilhelmines den König zur militärischen Intervention. Am 26. Juni 1787 wollte Wilhelmine provokativ ohne Geleitschutz von Nimwegen nach Den Haag reisen. Nach Zwei Dritteln der Strecke wurden die Wagen an einem holländischen Grenzübergang bemerkt und vor dem Übersetzen mit der Fähre über den Fluss Leck angehalten. Bei Schonhoven wurden die Insassen durch ein Patriotten-Freikorps nicht zum Umkehren, sondern zum Warten aufgefordert.

    Diese „Festnahme“, die real keine wahr, da die Prinzessin ja nur die Entscheidung der Generalstaaten über ihre Weiterreise abwarten sollte, um dann ihre Fahrt fortsetzen zu können, schilderte sie Friedrich Wilhelm II. als „Inhaftierung“ mit „unwürdiger Behandlung“. In Wahrheit wurde Wilhelmine im Wohnhaus des Kommandanten untergebracht und standesgemäß behandelt. Letztlich beschlossen die Generalstaaten die Rückreise Wilhelmines nach Nimwegen.

    Preußische Intervention in die Niederlande (1787)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_II._(Preu%C3%9Fen)#Einmarsch

    am 10. Oktober 1787 kapitulierte Amsterdam. Wilhelm V. wurde als Statthalter wieder eingesetzt. Die Wiederherstellung des Friedens in den Niederlanden verherrlichte der preußische König in Berlin mit dem Bau des Brandenburger Tors. Das Brandenburger Tor orientierte sich an den Propyläen des Perikles (dem Torbau der Akropolis in Athen). Mit dieser Anspielung auf Perikles inszenierte sich der König als Begründer eines goldenen Zeitalters, das aus einer klugen Bündnispolitik, d. h. auf Basis der protestantischen Allianz zwischen Preußen, den Niederlanden und Großbritannien, hervorgeht. Die außenpolitische Realität der nächsten Jahre unterschied sich jedoch deutlich von diesem Anspruch.

    Was für ein Sieg, dabei war Friedich Wilhelm II. nicht in Holland. Er gab nur den Befehl zum Krieg und ließ dann seine Offiziere ihr Werk als Schuldeintreiber und Auftragsmörder verrichten. Das Brandenburger Tor macht den feigen Sack dann nachträglich doch zum Helden seiner Klasse.

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c7/1797_Frisch_Friedrich_Wilhelm_II._von_Preussen_anagoria.JPG/808px-1797_Frisch_Friedrich_Wilhelm_II._von_Preussen_anagoria.JPG

    Die Zahl der beteiligten Soldaten belegt, dass die Kampagne keine unbedeutende war. Zahlreiche Opfer sind gefallen, die allgemein bekannten Berichte enthalten uns ihre Zahl vor. Die damals auf Feldzügen üblichen hygienischen Zustände, zehn Tage Belagerung und Kampf um Amsterdam und einige Begegnungen mit Einheiten der Patriotten lassen vermuten dass wenigesten tausende Soldaten auf Befehl des Königs ihr Leben lassen mussten. Auch dieser Krieg war Massenmord im Machtkampf von Monarchen.

    Patriotten
    https://de.wikipedia.org/wiki/Patriotten

    Obwohl 1787 durch die preußische Invasion unterdrückt, erhob die Partei der Patriotten bald wieder ihr Haupt und bewirkte mit Hilfe der Franzosen 1795 die Vertreibung der Oranier und die Errichtung der Batavischen Republik.


    ca. 1855 Photographische Aufnahme des Brandenburger Tores von Leopold Ahrendts (1825–1870)


    Die blutige Arroganz unserer Brandenburger Kutsche wird von den Stadtbären des Plastik-Zeitalters aufs Schönste ihrer Bedeutung entkleidet. Beliebigkeit siegt über Preußenheroismus. Wie nett.

    #Berlin #Mitte #Pariser_Platz #DDR #Mauer #DDR #Kuba #Geschichte #Preußen #Militarismus