/0

  • Bientôt
    https://en.wikipedia.org/wiki/Year_of_the_Dragon

    10.2.2024 - 28.1.2025

    Chinesisches Neujahrsfest / 春節
    https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Neujahrsfest


    https://fr.wikipedia.org/wiki/Nouvel_An_chinois
    https://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_New_Year
    https://zh.wikipedia.org/wiki/%E6%98%A5%E7%AF%80

    Chinesische Astrologie / 中國占星術
    https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Astrologie#Z%C3%A4hlung_ab_Jahresbeginn
    https://fr.wikipedia.org/wiki/Astrologie_chinoise
    https://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_astrology
    https://zh.wikipedia.org/wiki/%E4%B8%AD%E5%9C%8B%E5%8D%A0%E6%98%9F%E8%A1%93

    Chinesischer Kalender / 農曆
    https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesischer_Kalender#Der_60-Jahre-Zyklus
    https://fr.wikipedia.org/wiki/Calendrier_chinois
    https://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_calendar
    https://zh.wikipedia.org/wiki/%E8%BE%B2%E6%9B%86

    Jahr des Drachen (Film)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Jahr_des_Drachen_(Film)

    Jahr des Drachen ist ein 2012 von Regisseur Torsten C. Fischer inszeniertes deutsches Filmdrama

    Im Jahr des Drachen / 龙年 (电影) / 龍年
    https://de.wikipedia.org/wiki/Im_Jahr_des_Drachen

    Im Jahr des Drachen (Originaltitel: Year of the Dragon, alternativ: Manhattan Massaker, auch Chinatown Mafia) ist ein US-amerikanischer Thriller von Michael Cimino aus dem Jahr 1985. Er ist eine Verfilmung eines Kriminalromans von Robert Daley.

    https://fr.wikipedia.org/wiki/L%27Ann%C3%A9e_du_dragon
    https://en.wikipedia.org/wiki/Year_of_the_Dragon_(film)
    https://zh.wikipedia.org/wiki/%E9%BE%99%E5%B9%B4_(%E7%94%B5%E5%BD%B1)

    Dragon (astrologie chinoise) / 辰
    https://fr.wikipedia.org/wiki/Dragon_(astrologie_chinoise)
    https://en.wikipedia.org/wiki/Dragon_(zodiac)
    https://zh.wikipedia.org/wiki/%E8%BE%B0

    17 February 1988 5 February 1989 Earth Dragon
    10 February 2024 28 January 2025 Wood Dragon

    Il y a 36 ans

    Rotes Kornfeld / 红高粱
    https://de.wikipedia.org/wiki/Rotes_Kornfeld

    Der chinesische Film Rotes Kornfeld (Originaltitel: chinesisch 红高粱 / 红高粱, Pinyin Hóng Gāoliang – „Rotes Sorghum“; englischer Titel: Red Sorghum) ist das erste Regiewerk von Zhang Yimou, der vorher Kameramann war. Er wurde 1988 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet, was in China große Kontroversen hervorrief.

    https://fr.wikipedia.org/wiki/Le_Sorgho_rouge_(film)
    https://en.wikipedia.org/wiki/Red_Sorghum_(film)
    https://zh.wikipedia.org/wiki/%E7%BA%A2%E9%AB%98%E7%B2%B1_(%E7%94%B5%E5%BD%B1)

    38. Internationale Filmfestspiele Berlin, 12. – 23. Februar 1988
    https://www.berlinale.de/de/archiv/chroniken/1988.html

    #Chine #astrologie #calendrier #dragon #1988 #2024 #film #histoire

    English / Chinese dictionary
    https://www.mdbg.net/chinese/dictionary?page=worddict&wdrst=1&wdqb=Year+of+the+dragon

  • I nuovi barbari
    https://en.m.wikipedia.org/wiki/The_New_Barbarians


    Tsahal meets John Wayne and Mad Max

    The plot takes place in 2019, following a nuclear holocaust, where two loners among the remains of the starving human race protect a group of pilgrims from a vicious gang bent on genocide.

    Ce film est comme une prophétie du Docteur Mabuse. La bande de génocidaires conduit des buggys fabriqués sur base de coccinelles de 1965, équipés de lance-flammes et de canons d’artillerie.

    Docteur Mabuse
    https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Docteur_Mabuse

    ... son but n’est pas de conquérir le monde et de le soumettre, mais bien de le détruire, et ne régner que sur ses ruines.

    Le projet du Docteur Mabuse ressemble au projet sioniste. Ce n’est pas étonnant vu que les deux ont des racines dans la même époque.

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dr._Mabuse

    Der Traum der Romanfigur Dr. Mabuse ist die Schaffung einer neuen Gesellschaft, frei von Korruption und Fäulnis. Er plant eine utopische Kolonie in Brasilien namens Eitopomar, die er mit den Früchten seiner Verbrechen auf die Beine stellen möchte. (Eine spätere Fortsetzung, Mabuses Kolonie, blieb unvollendet.)

    Le crime est la condition préalable de l’utopie. Le criminel et le sauveteur se confondent

    #Gaza #cinéma #action #nanar #trash #wtf #camp #cheapness

  • Neues Buch : Egon Krenz liefert in seinen Memoiren Innenansichten der DDR-Führung
    https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/neues-buch-egon-krenz-liefert-in-seinen-memoiren-innenansichten-der


    Egon Krenz, l’éminence grise derrière le chef d’état en RDA publie la deuxième partie de son autobiographie.

    18.12.2023 von Maritta Adam-Tkalec - Erich Honecker als Gefühlsdeutscher und Christa Wolfs Nobelpreis – das neue Buch von Egon Krenz überrascht mit Unbekanntem. Ein Dokument der Zeitgeschichte.

    Wenn einer Memoiren schreibt, zumal einer, der über Jahre im engsten Machtzirkel eines Landes saß, dann darf das Publikum erwarten, dass ein paar Geheimnisse gelüftet werden – einige Häppchen Privates, über Freund- und Feindschaften, Politkrimi-Episoden. Das gibt es alles auch im soeben erschienenen Band zwei der Erinnerungen von Egon Krenz. Nicht gerade marktschreierisch lautet der weitläufige Titel „Gestaltung und Veränderung“. Auf Extra-Spektakel legt es Egon Krenz offenbar nicht an.

    Das Buch beginnt mit seinem Aufstieg an die Spitze der Freien Deutschen Jugend (FDJ) 1974 und endet schon fast tumultuös zu Beginn des Wendejahres 1989. Man darf aus seiner Position als Politbüromitglied heraus vermuten, dass er viel zu erzählen hat – und Antworten bietet auf manche Fragen, die die eigene Biografie unmittelbar betreffen. Zum Beispiel: Wo liegen die Ursachen für das sang- und klanglose Implodieren der DDR?

    Wie war es möglich, dass ein starres System alter Männer bis zum Ende stabil blieb und den Niedergang nicht nur akzeptierte, sondern organisierte? Welche Rolle spielte Erich Honecker dabei? Auf 446 durchaus spannenden Seiten bietet der Autor, inzwischen 86, abgeklärt und auch einsichtsvoll-selbstkritisch für Zeitgenossen wie die Autorin (Jahrgang 1956) eine Art Zeitleiste für wichtige Phasen des eigenen Lebens.

    Zunächst seien einige spezielle Geheimnisse angeführt, die die Boulevardzeitungen immer wieder einmal mächtig bewegten. Zum Beispiel die aus Erich Honeckers Tafelrunde in der siebenten Etage des ZK-Gebäudes, wo sich um 13 Uhr die Politbüromitglieder, also auch Egon Krenz, an einem reservierten Tisch zum zwanglosen Mittagessen trafen: Der Generalsekretär und Staatsratsvorsitzende aß am liebsten Makkaroni mit Schinken. Häufig wählte er auch Bratwurst mit Kartoffelbrei, Rippchen und Kassler. Das Deftig-Bodenständige entsprach den Vorlieben des Jüngsten in der Runde – außer Kassler, das mochte der Pommer nicht. Jeder zahlte für sich die moderaten Preise. In der sechsten Etage, in der Mitarbeiterkantine, war es noch mal günstiger.
    Ein Schlaglicht auf Schabowski

    Bei der Tafelrunde wurde es gelegentlich privat, und Krenz berichtet, wie sich ein Teilnehmer Tag für Tag mithilfe eines „perfekt entwickelten Nachrichtensystems“ eine günstige Position sicherte: Sobald der Chef zum Essen schritt, informierten „instruierte Posten“ Günter Schabowski, Parteichef von Berlin, der dann „alles stehen und liegen ließ“, meist Honecker noch einholte, mit ihm zusammen den Speisesaal betrat und bei Tisch wissen ließ, „wie groß das Vertrauen der Berliner zum Generalsekretär“ sei und „wie schlecht sie über Gorbatschow dachten“. Honecker gefiel das.

    Noch etwas aus dieser Güteklasse? Man liest, wer mit wem Kaffee trank, wie Krenz den Devisen-Guru Alexander Schalck-Golodkowski kennenlernte und Zugang zu dessen geheimen, nicht einmal dem Politbüro bekannten Zahlen erhielt, wie die Nachbarschaft im geheimnisumwitterten Politbürodorf Wandlitz funktionierte (bzw. nicht) – Krenz hatte es in seiner Plattenbauwohnung in Köpenick „geräumiger“ gefunden. Zu erfahren ist, wie der Auftritt Udo Lindenbergs im Palast der Republik zustande kam. Dazu eine nette Anekdote: Krenz hatte auf Honeckers Frage, was das denn dieser Lindenberg für einer sei, geantwortet: „Er nennt dich ,Honni‘ und ,Oberindianer‘“. Worauf Honecker bemerkte: „Ach, das ist ja lustig. Deshalb sagt mein Enkel jetzt manchmal ,Honni‘ zu mir.“

    Egon Krenz legt Erinnerungen vor: Gedächtnisstütze für Diktatursozialisierte

    Zwei Beispiele aus dem Promi-Nähkästchen: 1985 vertraute Honecker Krenz an, das Nobelpreiskomitee habe angefragt, ob die DDR Christa Wolf zur Entgegennahme des Literaturnobelpreises ausreisen lassen würde. „Großartige Sache“, sagte Krenz, und Honecker sah es ebenso, jedoch: „Ich hätte Nein sagen sollen, dann wäre ihr der Preis wahrscheinlich sicher gewesen.“ Die Klärung der Frage, wie Katarina Witt eine Karriere als Profisportlerin möglich wurde, korrigiert manch fehlgeleiteten Eindruck.

    Nun aber zum Eigentlichen: Wenige standen Erich Honecker, dem fraglos mächtigsten Mann der DDR, jahrelang näher als Egon Krenz. Der Jüngere hat den Erfahrenen, den Kämpfer gegen den Nationalsozialismus, der wegen seiner Überzeugungen jahrelang im Zuchthaus gesessen hatte, verehrt und als Förderer erlebt. Kein Wunder, dass sich das Buch in weiten Teilen um Honecker dreht. Krenz war ihm bis fast zum Schluss in nahezu bedingungsloser Loyalität zugetan und ringt gerade deshalb mit seinem historischen Urteil über die Figur.

    Folgt man der Darstellung des Autors, wurde er selbst immer wieder an neue Aufgaben herangeführt. Beförderungen wie die zum Kandidaten und dann zum Vollmitglied des Politbüros kamen überraschend. Gefragt wurde man nicht. Gelegentlich zog Honecker den Nachwuchs während langer Gespräche ins Vertrauen; regelrecht zur Initiation geriet offenbar ein Gespräch im Dezember 1983, als Honecker dem Politbüro-Neuling seinen Panzerschrank mit den geheimsten Dokumenten öffnete – Notizen von Pieck und Ulbricht über deren Treffen mit Stalin, über Gespräche mit SPD-Funktionären zur Vereinigung der beiden Arbeiterparteien, über ein Gespräch zwischen Ulbricht und Stalin über die deutsche Wiedervereinigung, Kaderakten früherer Politbüromitglieder, einschließlich der Akte Wehner, handschriftliche Aufzeichnungen über Agenten des sowjetischen Geheimdienstchefs Berija in der DDR. Da lag die Geschichte hinter der Parteigeschichte – geheimes Gedächtnis über Vorgänge, über die alte Genossen nur raunten. Nun erfuhr ein Nachgeborener davon, einer ohne eigene Erfahrung aus den Kämpfen und Intrigen der Zwanzigerjahre und der NS-Zeit.

    Die Grundlage: 27 Hefte mit Notizen

    Schnell kristallisiert sich in dem Buch der Dreh- und Angelpunkt aller Politik der DDR heraus: das Verhältnis zur Sowjetunion – Existenzgrundlage und Existenzrisiko des Staates zugleich. Immer wieder geht es um die Machtverhältnisse in Moskau, um Wünsche der DDR nach günstigen Rohstoffen und Gegenwünsche nach hochwertigen Waren. Ein ewiges Spiel zwischen Abhängigkeit und Streben nach Souveränität.

    Egon Krenz präsentiert sich in seinem Buch als Zeitzeuge, der alles aus seiner Sicht Wichtige so hinterlassen möchte, wie er es als unmittelbar Beteiligter sieht. Häufig bietet er Informationen, über die nur er verfügt – zum Beispiel aus Vieraugengesprächen mit Weltpolitikern, darunter mit sämtlichen Sowjetführern von Breschnew bis Gorbatschow und mit der ersten und zweiten Garde der alten Bundesrepublik.

    Krenz schrieb seine politischen Memoiren nicht einfach aus der Erinnerung. Er stützte sich auf 27 Hefte mit genauen Notizen über politische Gespräche, Sitzungen im Politbüro, über Krisen und unvorhergesehene Situationen, die sonst nirgendwo festgehalten sind. Seine selbstverfassten Quellen stellen eine wesentliche Grundlage der Erinnerungen dar und sprechen für Authentizität. Zudem hat er seine Notizen in den 1990er-Jahren mit den im Bundesarchiv befindlichen Akten abgeglichen. Auf diesen Grundlagen sieht sich Krenz in der Lage, „Vorgänge und Bewertungen mit wörtlichen Zitaten zu belegen (oder zu widerlegen)“. Zudem verfügt er über seine Terminkalender, aus denen er seine „Verpflichtungen auch inhaltlich rekonstruieren“ konnte.

    Folgt man seinen Berichten, staunte der Politbüro-Neuling gehörig über die Arbeitsweise im Machtzentrum der DDR, das klar über der Regierung stand. Die Parteispitze steuerte das Geschehen. Offenbar handelte es sich aber nicht um ein kollektives Führungsorgan. Denn Honecker hatte die wöchentlichen Sitzungen sukzessive so umgestaltet, dass die Anwesenden ausgearbeitete Vorlagen erhielten und bestätigten. Stundenlange Debatten wie unter seinem Vorgänger Ulbricht gab es nicht mehr.

    Da staunt auch der Leser: Im Zentrum der Macht soll massives Unwissen über reale Vorgänge geherrscht haben? Tatsächlich erscheint das Politbüro bei Krenz als bloßer Abnickzirkel. Wirtschaftsfragen interessierten Honecker demnach wenig, die glaubte er bei Günter Mittag gut aufgehoben – ein fataler Fehler, der bis zum Ende der DDR zerstörerisch wirken sollte. Genossen nannten den Wirtschaftsmann Mittag einen „falschen Fuffziger“.

    Honecker ritt derweil sein Steckenpferd Außenpolitik – erst ging es um die staatliche Anerkennung der DDR, dann immer stärker um die Beziehungen zwischen der DDR und der Bundesrepublik. Eine Geschichte, die ihn permanent in Kollision mit den verschiedenen Generalsekretären der KPdSU brachte. Geradezu obsessiv, diesen Eindruck kann man aus den Krenz-Berichten gewinnen, betrieb Honecker seine deutsch-deutsche Annäherung. Der Pommer Krenz bezeichnet sich als „von Gesamtdeutschem unbelastet“, während Honecker zunehmend sentimentaler auf den Westen, auf seine saarländische Heimat und seine Jugendfreunde (wie Herbert Wehner) blickte.

    Krenz pflegt andere, seine eigenen Sentimentalitäten: Wenn es seinem Buch um die Pioniere und die FDJ geht, fließt ihm das Herz über, und es wird selbst für die voll Pionier- und FDJ-sozialisierte Autorin zu heftig. Begeistert erinnert sich Egon Krenz an die „unvergessliche Einführung der roten Halstücher“ für ältere Pioniere als „wichtiges politisches Ereignis“. Diese Symbolik (ein Relikt der Zwanzigerjahre) mit Tüchern, Wimpeln, Blusen, Appellen, Fackelzügen war damals schon schwer zu ertragen und mutet bei aller Gelassenheit heute skurril an (meine Mutter, Jahrgang 1932, nannte mein Blauhemd ganz unschuldig „BDM-Bluse“). Den meisten war das äußerliche Brimborium wurscht und sie freuten sich an den sonstigen Angeboten für Kinder und Jugendliche. Sie erinnern sich noch heute an schöne Kindertage und sagen: „Wir waren gut aufgehoben.“

    Krenz beschreibt seinen früheren Chef Honecker als Gemisch aus starkem Eigenwillen plus Eitelkeit plus ökonomischem Unverstand. Er analysiert wichtige Entwicklungen, bewertet sie, auch mit Blick auf die eigene Verantwortung, die letztlich auf diese Frage zuläuft: Warum haben die Jüngeren, also vor allem er selbst, nichts gegen die offenkundige Erstarrung getan? Man sah den wirtschaftlichen Niedergang, den wachsenden technologischen Rückstand im Vergleich zum Westen, die schwache Arbeitsproduktivität – und tat nichts. Bis es zu spät war. Die Chancen eigenständigen Handelns beschreibt Krenz als eingeschränkt angesichts der Blockkonfrontation und der Vormacht der Sowjetunion, die auch zu Zeiten von Perestroika und Glasnost eifersüchtig über das Treiben in der DDR wachte.

    Warum aber konnte das Politbüro als Block der Alten dem wachsenden Druck standhalten? Eine kleine Geschichte erklärt vieles: Da wollte ein verdienter Genosse in Rente gehen. Man bedeutete ihm: Du bist doch zwei Jahre jünger als der Erich – soll der das als Rücktrittsaufforderung verstehen? Keiner konnte beiseitetreten, bevor es nicht der Chef, der vermeintliche Stabilitätsgarant, tat.

    „Es brodelte an der Basis. Die Zeichen stehen auf Sturm“

    Interessant ist auch, worüber Krenz, ZK-Sekretär für Sicherheitsfragen, nichts schreibt: über das Pilzgeflecht der Überwachung, mit dem Erich Mielke als Minister für Staatssicherheit die DDR-Gesellschaft durchziehen ließ. Auch stellt er sich nicht die Frage, warum das Politbüro ein geschlossener Männerklub blieb, der auch in dieser Hinsicht nicht die DDR-Gesellschaft repräsentierte – in der Frauen, ganz anders als im Westen, auf allen sonstigen Ebenen zeigten, was sie mit aller Selbstverständlichkeit zu leisten vermochten.

    Das Buch endet am Anfang des Schicksalsjahres 1989 mit dem Satz: „Es brodelte an der Basis. Die Zeichen standen auf Sturm.“ Band drei soll dann hineinführen, mitten in den Sturm.

    Das Buch

    Titel: „Gestaltung und Veränderung. Erinnerungen“
    Autor: Egon Krenz
    Verlag: edition ost, Berlin, 18. Dezember 2023
    Sonstiges: 352 Seiten, gebundene Ausgabe, 26 Euro

    Der erste Band der Memoiren, „Aufbruch und Aufstieg“, erschien 2022.

    #DDR #histoire #politbureau

  • PALA DI FANO

    Le retable de Fano (en italien Pala di Fano) est une peinture religieuse, un retable (262 × 215 cm) du Pérugin, datant de 1497, qui est située dans la Chiesa di Santa Maria Nuova, à Fano (Marches).

    La prédelle composée de cinq tablettes représente une scène de la Nativité de Marie, La Présentation de Jésus au Temple, Le Mariage de la Vierge, L’Annonciation et L’Assomption et avec la remise de la cintola à saint Thomas.

    Dans ces scènes l’artiste a utilisé des schémas habituels, comme le portico a sfondo, la mandorle, située dans un doux paysage ou une vallée, ainsi que divers intérieurs dans des compositions où l’espace est suggéré par les perspectives géométrique et aérienne du paysage.

    Nativité de Marie, Présentation de Jésus au Temple, Mariage de la Vierge, Annonciation, Assomption et remise de la cintola à saint Thomas.


    –----

    –----
    #Qomplot #Qanon #WIP

    –----

  • Un robot confond un homme avec une boîte de poivrons et le tue - midilibre.fr
    https://www.midilibre.fr/2023/11/09/un-robot-confond-un-homme-avec-une-boite-de-poivrons-et-le-tue-11569596.ph

    Le bras robotique l’a confondu avec une boîte de légumes, l’a saisi et a poussé son corps contre le tapis roulant, lui écrasant le visage et la poitrine, selon l’agence de presse sud-coréenne Yonhap, reprise par la BBC.

  • Fredericka Mandelbaum
    https://en.wikipedia.org/wiki/Fredericka_Mandelbaum

    Fredericka “Marm” Mandelbaum (March 25, 1825 – February 26, 1894) operated as a criminal fence to many of the street gangs and criminals of New York’s underworld, handling between $1–5 million in stolen goods between 1862 and 1884.

    L’empire du crime - phase II

    In 1884, Mandelbaum’s reign as the “Queen among Thieves” came to an abrupt and exacting end at the hands of some of the very people she had so steadfastly cultivated over the years for protection. Even several of her criminal protégés turned against her. Time had run out on her as the Gilded Age ended, tarnished by the greed of supposedly legitimate businessmen who came to be known as “robber barons,” and as the inept and corrupt police and judicial system came under the harsh scrutiny of a new breed of law abiding citizens. Mandelbaum became a figurehead of everything that this new breed of New York City reformers detested.

    – phase III ff.

    => #prohibition
    => #Italie 1944
    => #le_parrain / #Cuba
    => etc.
    => #plateformes #nouvelle_économie

    #USA #crime #histoire #femmes

  • Surf music

    "Le surf rock débute véritablement en 1960 avec la sortie d’une série de 45 tours explosifs, expédiés en deux minutes chrono. La musique surf dérive du télescopage entre le rythm’n’blues et le rock’n’roll des pionniers. La guitare est, plus que tout autre instrument, mise en valeur, une Fender si possible. Robert J. Dalley, spécialiste de ce style, identifie plusieurs critères caractéristiques de la surf music. Le morceau est un instrumental. La guitare solo passe par une boîte de réverbération, avec un son aussi « dégoulinant » d’écho que possible. La musique se doit d’être crue, brutale, énergique, avec un tempo rapide. "Chaque fois que vous passez le disque en question, il doit donner la chair de poule à votre planche de surf", écrit-il. Géographiquement, le genre s’épanouit principalement au sud de la Californie. Dès 1960, les Belairs font danser les teenagers au cours de fêtes sur les plages de Hermosa et de Redondo avec leur morceau "Mr Moto". "

    https://lhistgeobox.blogspot.com/2023/07/surf-music.html

    en version podcast : https://podcasters.spotify.com/pod/show/blottire/episodes/Surf-music-e1u5lrk

  • Hortus deliciarum
    Le Jardin des délices
    https://fr.wikipedia.org/wiki/Hortus_deliciarum

    L’Hortus Deliciarum est une encyclopédie chrétienne sous forme manuscrite, réalisée entre 1159 et 1175 par Herrade de Landsberg (aussi appelée Herrade de Hohenbourg), et ses moniales au couvent de Hohenbourg (mont Sainte-Odile), dont l’original a été détruit pendant l’incendie de la bibliothèque de Strasbourg le 24 août 1870.

    C’est la première encyclopédie connue qui ait été réalisée par une femme. Cet ouvrage en latin résume les connaissances théologiques et profanes de l’époque.

    Le manuscrit original, qui avait été transféré à la bibliothèque de Strasbourg lors de la Révolution française, a été détruit lors de l’incendie de la bibliothèque en 1870, au cours de la guerre franco-prussienne. Les miniatures nous sont connues par des copies partielles effectuées par Christian Moritz Engelhardt et par le comte Auguste de Bastard d’Estang. Dans la plupart des cas, les légendes originales ont été ignorées lors de la copie (voir la section Reconstruction de l’original).

  • Rassenhygienische Forschungsstelle 1936 - 1945
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Rassenhygienische_Forschungsstelle
    Rares sont les meurtriers qui se photographient en commettant leur crime. Dans les cent ans passés la rationnalisation, le partage des tâches et l’adoption de méthodes scientifiques a apporté un tel degré d’abstraction au métier que ses membres ont l’impression de faire un travail utile pour la société et les sciences. Il suffit alors qu’un état ou une union de plusieurs états fasse appel à leur compétences pour qu’ils présentent fièrement leurs sujets et procédés.

    Dans le passé même les militaires parmi les assassins se trouvaient au plus bas de l’échelle du prestige social dans la culture chinoise. Depuis la victoire militaire des impérialistes britanniques dans les guerres de l’opium en 1839 et 1856 tuer une personne voire plusieurs est considéré comme un acte civilisateur et rentable à condition de cibler une race inférieure.

    Seuls les membres de l’élite capitaliste sont exemptés de la règle que chaque vie est convertissable en valeur marchande et pécunière.

    L’interprétation nazie de cette constante moderne n’était que son expression la plus poussé de l’époque. Finalement les autres puissances capitalistes se sont aussi alliées contre l"Allemagne car ses dirigeants n’ont pas voulu épargner la totalité de cette élite. Pour les nazis un capitaliste juif n’était pas meilleur qu’un ouvrier juif. Ce crime contre le common sens capitaliste leur a valu le dédain de la classe capitaliste internationale.

    Les images suivants sont les témoins de ce contexte.

    Zigeunerforschung

    Maideportation 1940

    22 Medien in der Kategorie „Rassehygienische und Kriminalbiologische Forschungsstelle“
    https://commons.m.wikimedia.org/wiki/Category:Rassehygienische_und_Kriminalbiologische_Forschungsste


    Unter den Eichen 82, Berlin-Dahlem

    #racisme #génocide #iatrocratie #science #nazis #eugénisme #Berlin #Unter_den_Eichen

  • Rumpler-Tropfenwagen
    https://de.wikipedia.org/wiki/Rumpler-Tropfenwagen#Fahrzeug

    Wegen technischer Probleme – der Sechszylindermotor war unzuverlässig und die Lenkung mangelhaft konstruiert – und des fehlenden Kofferraumes war das Fahrzeug kein kommerzieller Erfolg, weswegen bis 1925 nur etwa 100 Exemplare in den Rumpler-Werken in Berlin-Johannisthal gebaut wurden. Die meisten davon liefen in Berlin als Taxis.

    Metropolis
    https://de.wikipedia.org/wiki/Metropolis_(Film)#Sonstiges

    Für die Dreharbeiten kaufte die Ufa den bankrotten Rumpler-Werken die Restbestände des legendären futuristischen Tropfenwagens als Requisiten ab. Die Fahrzeuge sind gegen Ende des Films in einer Straßenszene zu sehen und wurden in der finalen Szene zerstört – sie dienten als Sockel des Scheiterhaufens, auf dem der Maschinen-Mensch verbrannt wird.

    #Berlin #Taxi #Geschichte #Aerodynamik

  • Joseph Roth - Der Leviathan
    https://www.projekt-gutenberg.org/roth/erzaehlg/chap005.html

    In dem kleinen Städtchen Progrody lebte einst ein Korallenhändler, der wegen seiner Redlichkeit und wegen seiner guten, zuverlässigen Ware weit und breit in der Umgebung bekannt war. Aus den fernen Dörfern kamen die Bäuerinnen zu ihm, wenn sie zu besonderen Anlässen einen Schmuck brauchten. Leicht hätten sie in ihrer Nähe schon noch andere Korallenhändler gefunden, aber sie wußten, daß sie dort nur alltäglichen Tand und billigen Flitter bekommen konnten. Deshalb legten sie in ihren kleinen ratternden Wägelchen manchmal viele Werst zurück, um nach Progrody zu gelangen, zu dem berühmten Korallenhändler Nissen Piczenik.
    ...

    https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Leviathan_(Joseph_Roth)

    Der Leviathan ist eine erstmals 1938 in der „Pariser Tageszeitung“ veröffentlichte Erzählung von Joseph Roth (mit dem Titel Der Korallenhaendler, „Das Neue Tage-Buch“, 22. Dezember 1934).

    in Die Legende vom heiligen Trinker und andere Erzählungen

    G Santangelo, E Carletti, E Maggi, L Bramanti. Reproduction and population sexual structure of the
    overexploited Mediterranean red coral Corallium rubrum. Marine Ecology Progress Series, 2003, 248, pp.99-108. 10.3354/meps248099
    https://hal.archives-ouvertes.fr/hal-02378655/document

    LEVIATHAN | Le Libr’air
    https://www.lelibrair.fr/product/show/9782916266817/leviathan

    Marchand de corail prospère dans la petite ville de Progrody, Nissen Piczenik n a jamais vu l océan d où viennent les coraux qui le fascinent tant. La visite d un jeune marin en permission va mettre au jour sa secrète passion pour tout ce qui se rapporte à la mer. Il délaisse pour la première fois son épouse, sa boutique et part à Odessa contempler les bateaux en partance. Personnage caractérsitique de l univers de Joseph Roth, Nissen Piczenik sera vicitme de l irrésistible appel d un ailleurs originel... Écrit durant les années d exil, publié pour la première fois à Paris en 1936, Léviathan est, avec La Légende du saint buveur, un des textes courts les plus marquants de l’oeuvre de Roth.

    #Leviathan #capitalisme

  • Was Orwell secretly a reactionary snitch ?
    https://www.independent.co.uk/news/uk/home-news/george-orwell-snitch-list-reactionary-grass-blacklist-communists-info

    Pendant la guerre froide il était difficile d’être de gauche car tous tes alliés potentiels étaient compromis. Tous entretenaient forcément des relations avec « Moscou », « Pankow », « Pekin » ou la #USIA. George Orwell préférait les services de son pays natal. Le film « Animal Farm » d’après sa novelle était financé en bonne partie par des services étatsuniens qui considéraient son oeuvre comme une arme anticommuniste efficace. Là, 39 ans après 1984 la brutalité des pratiques de surveillance des pays capitalistes dépasse de loin celle de son imaginaire et le problème de la liste orwellienne nous rappelle le bon vieux temps quand il fallait un délateur pour se retrover sur une liste noire.

    « Orwell was a snitch », il n’y a pas de doute. Apparamment dans sa vie quotidienne il il était aussi un peu réactionnaire comme la plupart des communistes, anarchistes et verts. C’est humain, n’est-ce pas ?

    24.6.2018 by Adam Lusher - George Orwell, born 115 years ago on Monday, was the writer who challenged the iniquities of imperialism and capitalism, who took a bullet in the throat fighting fascism, and who taught a Western audience about the horrors of Stalinist communism.

    That he died young, of tuberculosis at the age of 46, in 1950, served only to enhance his posthumous reputation. He became, in the words of one astute critic, “the James Dean of the Cold War, the John F Kennedy of English letters”.

    Death may also have saved him from curdling into the kind of bitter, contrarian conservatism that seems to have been the fate awaiting many a one-time youthful socialist.

    Instead, Orwell is often remembered as a man of “genius”, the “greatest political writer of the 20th century”.

    The commonly accepted view of the man is encapsulated in the aims of the foundation bearing his name. Through the coveted Orwell Prize, the Orwell Foundation seeks “to celebrate honest writing and reporting, to uncover hidden lives, to confront uncomfortable truths, to promote Orwell’s values of integrity, decency and fidelity to truth”.

    And yet there is one blemish – or complication – in the reputation of St George.

    It lay hidden until 1996 when Foreign Office file FO 111/189 was made public under the 30-year rule.

    The hitherto secret file revealed that in 1949 the great writer had, via his friend Celia Kirwan, given a semi-secret government propaganda unit called the Information Research Department (IRD) what became known as “Orwell’s List”.

    Orwell effectively handed over to the British authorities the names of 38 public figures whom he thought should be treated with suspicion as secret communists or “fellow travellers” who sympathised with the aims of Stalin’s Russia.

    When the existence of Orwell’s List was revealed in 1996, and when the Foreign Office finally divulged who was on it in 2003, the initial reactions seemed tinged with sadness and hedged about with qualifications.

    But the internet was young then.

    Now it has grown into a giant bristling with social media channels and anger; swift to judge, slow to reflect.

    Orwell worked for the BBC during the Second World War despite once describing it as being ‘halfway between a girls’ school and a lunatic asylum’

    And so George Orwell, a hero to so many, is now demonised online as a “fake socialist”, a “reactionary snitch”, a traitor, a McCarthyite “weasel”.

    “Orwell’s List is a term that should be known by anyone who claims to be a person of the left,” declares one fairly widely circulated condemnation. “At the end of his life, he was an outright counter-revolutionary snitch, spying on leftists on behalf of the imperialist British government.”

    “He was an anti-socialist,” asserts another indictment, “corresponding with British secret services and keeping a blacklist of writers.”

    So widespread has the vilification become, that “Orwell as snitch” is sometimes played with – not entirely seriously – as an internet meme.

    And yet, when you consult DJ Taylor, author of the acclaimed biography Orwell: The Life, you do not encounter boiling indignation.

    “I can’t get very worked up about the list,” he says mildly. “I don’t see it particularly as a mistake.

    “You just have to see it in the context of the time.”

    And that context, reveals Taylor, was explained to him by the left wing former Labour leader Michael Foot.

    Taylor recalls: “Foot told me that the great difficulty if you were a left wing Labour MP in the 1940s was working out exactly where your friends stood. You didn’t know whether some were listening to you and agreeing, and then going straight to the British Communist Party’s headquarters in King Street and telling them everything.”

    “Another example of the kind of thing they were facing,” says Taylor, “was the man who worked in the Foreign Office in the room next to Orwell’s IRD friend Celia. His name was Guy Burgess.

    “There were at least a dozen elected parliamentarians taking their orders from a foreign country,” adds Taylor. “What could be more traitorous than that?”

    Years after Orwell listed him as giving the “strong impression of being some kind of Russian agent”, the Mitrokhin Archive of KGB documents revealed that journalist Peter Smollett had indeed been a Russian agent.

    Laying aside the irony that Michael Foot was himself once falsely accused of being a KGB agent, it is, then, perhaps no coincidence that the IRD was in fact set up, not by a headbanging Tory, but by Labour foreign secretary Ernest Bevin.

    “This was at a time when the Soviet Union was swallowing up what had previously been independent East European states,” says Taylor. “The IRD was producing reasoned expositions, pamphlet literature, telling people on the ground in Eastern Europe why they should resist this kind of stuff.

    “But a lot of British people were still seduced by the idea of our ally ‘good old Uncle Joe Stalin’, when in fact the bloke was a mass murdering psychopath. And you were also dealing with some really hardline ideologues.

    “So Orwell’s idea was, if you are going to get somebody to write these kinds of pamphlets, they have to be genuine democrats.

    “He was a democratic socialist who wanted democratic socialists, not right wingers, to be writing this propaganda. But he wanted them to be people who had seen through the Soviet illusion, not covert stooges for Stalin’s Russia.”

    And so Taylor’s anger – such as it is – is reserved, not for Orwell, but for those like the late Labour MP Gerald Kaufman, who greeted the revelation of the list with the “pathetic” remark: “Orwell was a Big Brother too”.

    “This wasn’t Orwell denouncing anybody,” says Taylor. “He wasn’t writing public articles in the press saying ‘these people are evil’.

    “This was him giving private advice to a friend [Celia Kirwan] who was working for the IRD and wanted to know whom to avoid when asking people to write for her department.”

    It should perhaps be noted that Celia Kirwan was a bit more than just a friend. Three years earlier, Orwell had actually proposed marriage to her in the emotional turmoil that followed the death of his first wife Eileen.

    Kirwan rebuffed his advances, but some have suggested that Orwell, aware of his failing health, might have been seeking the comfort of a beautiful woman when on 6 April 1949 he wrote offering to name those who “should not be trusted as propagandists”.

    He certainly knew the list was not for Kirwan’s eyes only. As noted by Timothy Garton Ash, the historian who persuaded the Foreign Office to reveal the document in 2003, Orwell sent his list to Kirwan with a reference to “your friends” who would read it.

    And as Garton Ash also noted, the IRD did not confine itself to relatively innocuous pamphleteering.

    In the New York Review of Books article that formed the first detailed analysis of the list’s contents, Garton Ash wrote: “By the late 1950s, IRD had a reputation as ‘the dirty tricks department’ of the Foreign Office, indulging in character assassination, false telegrams, putting itching powder on lavatory seats and other such Cold War pranks”.

    When he sent his list to Celia Kirwan in 1949, Orwell might not have known that this was the IRD’s direction of travel, but of all people, the author of 1984, who envisaged the Ministry of Truth, should surely have been aware of the possibility.

    That said, as Garton Ash also wrote, not much seemed to have happened to the people on Orwell’s List (apart from missing out on the IRD pamphlet-writing gig). It seems their names weren’t even passed to MI5 or MI6.

    In America, Hollywood actors blacklisted during the McCarthy era had their careers and lives ruined. In England, Michael Redgrave appeared on Orwell’s List in 1949 and starred in the film adaptation of Orwell’s novel 1984 seven years later.

    Peter Smollett, named by Orwell as a likely Russian agent, got an OBE.

    In other words, what happened to those on Orwell’s List seems to have borne no comparison to the fate of Big Brother’s fictional victims or the real millions who died in the purges and repression ordered by Stalin.

    “The list invites us to reflect again on the asymmetry of our attitudes toward Nazism and communism,” wrote Garton Ash, whose own experiences of being spied on by the communist East German Stasi informed his book The File.

    What if Orwell had given the government a list of closet Nazis, he wondered. “Would anyone be objecting?”

    And in truth, there does seem a certain asymmetry in the online articles of denunciation.

    Indeed it is hard not to sense the inspiration of Private Eye’s (fictional) veteran class warrior Dave Spart in some of the articles condemning Orwell as “a social democratic traitor collaborating with the capitalist state against revolutionaries trying to create socialism.”

    “Sure, the USSR did a lot of objectionable things,” says one writer. “But … Western imperialist countries commit much more heinous crimes throughout the world every day.”

    A stronger charge against Orwell might be that of antisemitism. The private notebooks that formed the basis of the list he sent to the IRD included labels like “Polish Jew”, “English Jew”, and “Jewess”.

    But Orwell did also devote an entire 1945 essay to discussing how best to combat antisemitism, while having the honesty to admit – and regret – his own occasional lapses into jokes at the expense of Jews.

    And at the moment, antisemitism might be a problematic charge for some left wingers to level.

    Taylor, though, is convinced that some amongst “the newly emergent hard left” would secretly love to unleash something against Orwell.

    And yes, by “newly emergent hard left”, he does mean some Corbynistas.

    Younger party members, Taylor concedes, might not have the personal memories of the Cold War, still less an instinctive understanding of the context in which Orwell produced his list in 1949.

    But, he adds: “I am a Labour Party member. I have been to hear Corbyn speak and noticed how an awful lot of the people there were aged left wingers for whom there had not really been a place in the Labour Party for the last 20 or 30 years.

    “An awful lot of the hard left these days would pay lip service to Orwell as a beacon of sanity, while secretly having doubts.

    “There are still a load of extreme lefties out there to whom Orwell is this snivelling little Trotskyite telling them things they don’t want to hear and pointing out things that shouldn’t be pointed out because they get in the way of the revolution.”

    And to the ideological, Taylor would add the psychological: “Tall poppy syndrome – Orwell is this secular saint, so let’s have a go at him.”

    This battle over Orwell’s reputation, of course, is more than just a matter of idle literary historical curiosity.

    Its relevance to the political struggles of today is suggested by the remark of one of the more ferocious online critics.

    “George Orwell,” he says, “was the first in a long line of Trots-turned-neocons”.

    It is certainly true that far-right commentators have started trying to co-opt Orwell to their cause, even to the point of suggesting that the man who once chased a fascist across a battlefield with a fixed bayonet would deplore the Antifa movement.

    This, says Taylor, is pretty much what Orwell feared.

    “At the time he was giving Celia Kirwan his list, 1984 was about to be published. Orwell’s great fear was that right wingers would use it as a piece of anti-communist propaganda, and that’s what happened. Immediately after 1984 was published, it was used by the CIA as a propaganda tool.

    “Orwell wrote a very interesting letter to people in the US saying: ‘Look, this is not so much anti-communist as anti-totalitarian.’

    “He feared what right wingers would do with 1984, but thought it was the price you had to pay for exposing evils like totalitarianism.

    “And a writer can’t be blamed for how their books are used by people who are determined to twist meaning for malignant ends.”

    Orwell never wanted to be seen as a secular saint

    Taylor, though, can’t help wondering whether Orwell would really have been that upset by the comments of “slightly disconnected people” on the far left of the internet.

    Orwell himself, he points out, never sought secular saint status. Quite the reverse: “He was very wary of that kind of thing. In an essay on Gandhi he effectively says that when people start being referred to as saints there is something very odd about them and it usually ends in disaster.”

    Instead Taylor has a sneaking suspicion that Orwell might have been rather amused by his online detractors.

    “People undervalue Orwell’s wry sense of humour,” he says. “David Astor, who used to edit the Observer and employed him, told me about the time Orwell came to him saying, ‘You should hear the abuse I have been getting from some of the communist newspapers.’

    “Orwell said: ‘They call me a fascist octopus. They call me a fascist hyena.

    “Then he paused: ‘They’re very fond of animals’.”

    la liste et une introduction
    https://www.orwell.ru/a_life/list/english/e_list

    https://libcom.org/article/orwells-list

    https://en.m.wikipedia.org/wiki/Orwell%27s_list

    https://en.m.wikipedia.org/wiki/United_States_Information_Agency

    #anticommunisme #Royaume_Uni

    • Article de 2018… on en est encore là en 2023 ? Voici un article de 2020 des éditions Agone, avec un texte des éditions de L’encyclopédie des nuisances, datant d’avant même la diffusion de la liste, en… 1997 déjà.

      Malheureux comme Orwell en France (III) L’affaire de la « liste noire » (2)
      https://agone.org/aujourlejour/malheureux-iii-2

      Cependant, même s’il ne possède guère de connaissances historiques, un individu quelque peu attentif s’apercevra assez vite, à la lecture de la lettre d’Orwell, qu’il s’agit de tout autre chose que d’une lettre de dénonciation. Orwell, malade, a reçu au sanatorium la visite d’une amie proche, la belle-sœur d’Arthur Koestler, lui-même ami très proche d’Orwell. (Il faut noter à ce sujet que les auteurs de l’article – car ils se sont mis à deux –, qui se montrent si pointilleux, ne mentionnent à aucun moment ces relations d’amitié : on est donc amené à croire, à les lire, qu’Orwell a reçu Celia Kirwan en tant que fonctionnaire du Foreign Office.) À cette amie, qui lui parlait de ses activités dans le cadre de la lutte menée par le gouvernement travailliste de l’époque contre la propagande stalinienne, il a indiqué les noms de gens dignes de confiance pour participer d’une façon ou d’une autre à une telle campagne. Revenant là-dessus dans sa lettre, il lui mentionne également l’existence d’un carnet où il a noté les noms de journalistes et d’écrivains dont il faut au contraire, selon lui, se défier, parce qu’ils soutiennent plus ou moins ouvertement la politique de Staline. Orwell n’a donc rien “proposé” au Foreign Office, pas plus qu’il n’a “adressé” quoi que ce soit à l’IRD, et il n’a jamais dénoncé personne. Les journalistes et les écrivains dont il suggérait de se défier avaient une activité publique, et c’est en fonction de celle-ci que quiconque pouvait se faire comme lui, à l’époque, une idée de leur stalinophilie ; aussi facilement qu’en France, par exemple, n’importe qui aurait jugé peu avisé d’aller demander à Sartre de participer à une campagne contre la politique du PCF. En outre, tout au long de ces années-là, Orwell n’a cessé d’attaquer, lui aussi publiquement, cette stalinophilie de l’intelligentsia anglaise, s’en prenant nommément à ses principaux artisans. Et voici, en dernier ressort, ce que prétend révéler ce petit roman d’espionnage : Orwell était bien antistalinien !

      (et non pas anti communisme…)

      Ce pseudo-scoop est d’ailleurs tout aussi fallacieux dans le détail, puisque l’existence du carnet mentionné par Orwell était parfaitement connue depuis la biographie due à Bernard Crick, parue en Angleterre en 1982, comme celui-ci l’a rappelé dans sa lettre au Guardian du 12 juillet 1996. Mais peu importe à nos honnêtes journalistes. Une fois établie comme on l’a vu l’activité de délateur d’Orwell, il n’est guère utile, aux yeux de la conscience moralo-médiatique, de se souvenir que, pas plus qu’il n’y a eu dénonciation, il n’y a eu dans l’Angleterre de l’époque de persécution quelconque contre des écrivains ou des artistes prostaliniens. Il suffit de solliciter les réactions de diverses “personnalités”, toutes prêtes à se déclarer horrifiées par la nouvelle. Et il ne manque pas d’anciens staliniens à la Christopher Hill pour y aller de leur couplet, trop contents de pouvoir baver avec l’aval du ministère de la Vérité

      #George_Orwell

    • Et encore un autre

      Malheureux comme Orwell en France (II) Qui veut tuer son maître l’accuse de la rage - Agone
      https://agone.org/aujourlejour/malheureux-ii

      « En 1996 – puis encore une fois en 2002 –, écrivait Simon Leys en 2006, d’indécrottables staliniens lancèrent puis exploitèrent une rumeur selon laquelle Orwell n’aurait été qu’un vil indicateur de police. » Treize ans après, sans qu’aucune nouvelle pièce à charge n’ait été apportée au dossier, la même rumeur est exploitée aux mêmes fins par le même genre d’individu.

    • @rastapopoulos Ce qui est intéressant c’est de constater les clivages au sein de la gauche qui empêchaient une lutte efficace contre le système capitaliste et impérialiste.

      Nos camarades proches de « Pankow », je parle de l’époque entre 1971 et 1998, défendaient un système qui côté oppression n’était pas pire que n’importe quel autre état, mais on se heurtait toujours à deux forces antagonistes et irréconciliables. D’abord tu vivais dans la certitude que chaque contact avec des représentants du « régime communiste » te valait une entrée dans les fichiers des services de l’Ouest. Parfois tu te tapais une campagne délatrice par la presse de droite. Ceci fut le cas de l’écrivain et historien Bernt Engelmann


      Berlin: Die „Berliner Begegnung zur Friedensförderung“ wurde in der DDR-Hauptstadt eröffnet.
      An dem zweitägigen Treffen nehmen auf Einladung des DDR-Schriftstellers Stephan Hermlin rund 100 Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler aus beiden deutschen Staaten sowie aus weiteren europäischen Ländern und aus Westberlin teil. Unter ihnen sind Prof. Jürgen Kuczynski, Hermann Kant, Stephan Hermlin, Bernt Engelmann (BRD) und Ingeborg Drewitz (Westberlin).-v.l.n.r.

      Passons sur l’infâme « Berufsverbot » qui a transformé une génération entière de diplômés de gauche en chauffeurs de taxi et paumés sans perspective professionelle.

      Si par contre tu osais entretenir des contact avec l’Ouest et tu ouvrais ta gueule en critiquant la RDA on te rangeait dans la case anticommuniste et bien des camarades ainsi visés finissaient par le devenir. Rappellons-nous du sort de Wolf Biermann qui a commencé son itinéraire artistique comme communiste insoumis et s’est transformé en triste guignol anticommuniste après avoir été privé de son passeport RDA.


      Oostduitse zanger Wolf Biermann geeft persconferentie in Frascatie, Amsterdam, Datum : 23 februari 1977

      Pour les militants de gauche « non-dogmatiques » et « spontanéistes » qui vivaient sous la dictature militaire éclairée des #USA et de leurs alliés français et britanniques, il était à la fois évident qu’il fallait défendre la RDA et ses acquis pour les classes laborieuses, les femmes et la solidarité internationale, critiquer les défaillances du socialisme de Berlin-Est et combattre l’impérialisme états-unien qui était en train de corrompre nos amies et amis pendant qu’il assassinait et incarcérait dans le monde entier. Angela Davis fut une de ses victimes libérés grâce aux campagnes de solidarité menée par toutes les tendances de la gauche mondiale.


      11 August 1972, RIA Novosti archive, image #36716, Cosmonaut Valentina Tereshkova, chairperson of the Soviet women committee (right) meeting with Angela Davis at Sheremetyevo Airport.

      Bref le temps entre 1971 et 1989 fut une époque (relativement) heureuse marquée par le début d’une ouverture du rideau de fer et un impérialiste étasunien adouci pour les citoyens d’Europe. La gestion réussie du conflit entre le bloc #COMECON, les #USA et l’Europe nourrissait l’illusion que les conflits mondiaux étaient en train de s’estomper. La politique de détente promettait des avantages pour tous.

      Dans les dernières années de la vie de George Orwell les problèmes se posaient d’une manière différente parce que les forces à l’œuvre n’étaient pas les mêmes et la répartition du pouvoir exigeait un comportement différent de la gauche dans la première phase de la guerre froide.

      On ne pouvait pas ne pas prendre position d’un côté ou de l’autre sous peine de subir le sort des trotskystes ou d’une vie apolitique et insignifiante. La passation violente du pouvoir impérialiste mondial britannique aux nouveaux maîtres de Washington était en plein essor. L’époque de l’après 1914-1918 n’était pas encore révolu et chaque militant et auteur politique devait choisir son camps.

      Bert Brecht nous a légué un fragment de pièce de théâtre qui cerne ce dilemme :

      Untergang des Egoisten Johann Fatzer
      https://de.wikipedia.org/wiki/Fatzer_(Fragment)

      Fatzers letzte Worte sind: von jetzt ab und eine ganze zeit über / wird es keine sieger mehr geben / auf unserer welt sondern nur mehr / besiegte.

      En communiquant sa liste à son amie Orwell a choisi son camp. En prenant en compte la situation de l’époque on ne peut que constater qu’il s’est comporté en anticommuniste contrairement à Klaus Fuchs (https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Fuchs) et d’autres qui ont opté pour la défense du socialisme même stalinien ou dégénéré.

      Quoi qu’il ait fait peu de temps avant sa mot, l’œuvre de George Orwell occupe une place importante dans notre patrimoine internationaliste au même rang que les écrits de Lev Tolstoï et ceux des humanistes. Notre discussion en est la preuve qu’il a dépassé une position où on peut encore le critiquer pour ses actes alors que nous lui devon l’admiration sans réserve pour tout ce qu’il nous a apporté par ses engagements politiques et comme écrivain.

      Il serait idiot de suivre ou contredire les jugements prononcés à l’époque. Si tu tombes dans ce piège tu risques de te trouver dans une impasse comme les camarades qui ont pris les armes après 1968 pour lutter contre l’impérialisme en Europe. Il ne faut jamais répéter les positions historiques mais il faut les étudier afin de comprendre où nous en sommes. Nous ne pouvons qu’essayer de comprendre comment tout le monde s’est fait avoir par les services secrets, les fausses grandes causes et les attitudes mesquines qu’on essaye de nous imposer par les « contraintes matérielles ».

      Je pense qu’un des meilleurs commentaires sur la question vient d’une source décidément anticommuniste.

      The Bare Necessities (from The Jungle Book)
      https://www.youtube.com/watch?v=08NlhjpVFsU


      The Jungle Book (1967 film)
      https://en.wikipedia.org/wiki/The_Jungle_Book_(1967_film)

      #guerre_froide

  • Georg Büchner Portal - Schülerschriften
    http://buechnerportal.de/werke/schuelerschriften

    Voici deux textes d’un lycéen surdoué de 17 ou 18 ans.

    Georg Büchner justifie les actes héroïques et glorifie la mort des héros de la liberté religieuse pendant la guerre de trente ans et de la révolution française qui a trouvé sa fin ultime avec la défaite de Napoléon à Leipzig en 1813, l’année de naissance du jeune écrivain Georg Büchner.

    Büchner c’est comme le Jimi Hendrix littéraire de la fin du dix neuvième siècle. Il est mort à 24 ans et nous a légué une oeuvre plus variée et dense que celles de beaucoup d’artistes disparus à un age canonique.

    Son éloge est impressionnante et juste, mais depuis les tranchées de 14-18, Hiroshima et Nagasaki elle a atteint le status des textes historiques qui parlent de l’ethos d’un temps révolu. La nous vivons dans l’année du lapin. Ce n’est plus l’age des héros

    https://www.pforzheim.de/stadt/aktuelles/pressemeldungen/s1/article/detail/News/400-jahre-heldentod-der-vierhundert-pforzheimer-in-der-schlacht-bei-wimpfe
    On comprend, c’est le site officiel de la ville de Pforzheim, que l’acte héroïwue en question n’a jamais un lieu. C’est un calular, de la fake-news style dix huitième siècle. Rien n’a change à ce propos, les jeunes se font toujours avoir dès qu’on leur raconte une bonne histoire.

    facsimilé et textben pdf
    https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783956505874-159/georg-buechner-helden-tod-der-vierhundert-pforzheimer-1829?page=1

    Helden-Tod

    Für Tugend, Menschenrecht und Menschen-Freiheit sterben
    Ist höchsterhabner Muth, ist Welterlöser-Tod,
    Denn nur die göttlichsten der Helden-Menschen färben,
    Dafür den Panzer-Rock mit ihrem Herz-Blut roth.

    ––––––
    Heldentod der 400 Pforzheimer Bürger

    Erhaben ist es, den Menschen im Kampfe mit der Natur zu sehen, wenn er mit gewaltiger Kraft sich stemmt gegen die Wuth der entfesselten Elemente und, vertrauend der Kraft seines Geistes nach seinem Willen die Kräfte der Natur zügelt.

    Aber noch erhabner ist es den Menschen zu sehen im Kampfe mit seinem Schicksale, wenn er es wagt mit kühner Hand in die Speichen des Zeitrades zu greifen, wenn er <HT2> an die Erreichung seines Zweckes sein Höchstes und sein Alles setzt. Wer nur einen Zweck und kein Ziel bey der Verfolgung desselben sich gesetzt hat, sondern das Höchste, das Leben daran wagt, giebt den Widerstand nie auf er siegt oder stirbt. Solche Männer waren es, die, wenn die ganze Welt feige ihren Nacken dem mächtig über sie hinrollenden Zeitrade beugte, kühn in die Speichen desselben griffen und es entweder in seinem Umschwunge mit gewaltiger Hand zurückschnellten oder von seinem Gewichte zermalmt einen rühmlichen Tod fanden, d. h. mit dem kleinen Reste des Lebens sich Unsterblichkeit erkauften. Solche Männer waren es, die ganze Nationen in ihrem Fluge mit sich fortrißen und aus ihrem Schlafe rüttelten, zu deren Füßen die Welt zitterte, vor welchen die Tyrannen bebten. Solche Männer, welche unter den Millionen, die gleich Würmern aus dem Schooß der Erde kriechen, ewig am Staube kleben und wie <HT3> Staub vergehn und vergessen werden, sich zu erheben, sich Unvergänglichkeit zu erkämpfen wagten, solche Männer sind es, die wie Meteore in der Geschichte, aus dem Dunkel des menschlichen Elends und Verderbens hervorstrahlen. Solche Männer zeugte Sparta, solche Rom. Doch wir haben nicht nöthig die Vorwelt um sie zu beneiden, wir haben nicht nöthig, sie wie die Wunder einer längstvergangnen Helden-Zeit zu betrachten, nein, auch unsre Zeit kann mit der Vorwelt in die Schranken treten, auch sie zeugte Männer, die mit einem Leonidas, Cocles, Scävola und Brutus um den Lorbeer ringen können. Ich habe nicht nöthig um solche Männer anzuführen auf die Zeiten Karls des Großen, oder der Hohenstaufen, oder der Freiheits-Kämpfe der Schweitzer zurückzugehen, ich brauche mein Augenmerk nur auf den Kampf zu richten, der noch vor wenig Jahren die Welt erschütterte, der die [Menschheit] <HT4> in ihrer Entwickelung um mehr denn ein Jahrhundert in gewaltigem Schwunge vorwärtsbrachte, der in blutigem aber gerechtem Vertilgungs-Kampfe die Greuel rächte, die Jahrhunderte hindurch schändliche Despoten an der leidenden Menschheit verübte[n], der mit dem Sonnen-Blicke der Freiheit den Nebel erhellte, der schwer über Europas Völkern lag und ihnen zeigte, daß die Vorsehung sie nicht zum Spiel der Willkühr von Despoten bestimmt habe. Ich meine den Freiheits-Kampf der Franken; Tugenden entwickelten sich in ihm, wie sie Rom und Sparta kaum aufzuweißen haben und Thaten geschahen, die nach Jahrhunderten noch Tausende zur Nachahmung begeistern können. Tausende solcher Helden könnte ich nennen, doch es genügt allein der Name eines L’Atour d’Auvergne, der wie ein Riesenbild in unsrer Zeit dasteht, hunderte solcher Thaten könnte ich anführen, doch nur eine und die Thermo<HT5>pylen hören auf die einzigen Zeugen einer großen That zu seyn.

    Als die Franken unter Dumouriez den grösten Theil von Holland mit der Republik vereinigt hatten, lief die vereinigte Flotte der Holländer und Franzosen gegen die Engländer aus, die mit einer bedeutenden Seemacht die Küsten Hollands blokirten. An der Küste von Nordholland treffen die feindlichen Flotten aufeinander, ein verzweifelter Kampf beginnt, die Franken und Holländer kämpfen wie Helden, endlich unterliegen sie der Uebermacht und der Geschicklichkeit ihrer Feinde. In dießem Augenblick wird der Vainqueur, eins der Holländischen Schiffe, von drei feindlichen zugleich angegriffen und zur Übergabe aufgefordert. Stolz weißt die kühne Mannschaft, obgleich das Schiff schon sehr beschädigt ist, den Antrag ab und rüstet sich zum Kampf auf Leben und Tod. <HT6> Mit erneuerter Wuth beginnt das Gefecht, das Feuer der Engländer bringt bald das der Franken zum Schweigen. Noch einmal wird der Vainqueur zur Uebergabe aufgefordert, doch den Franken ist ein freier Tod lieber als ein sclavisches Leben, sie wollen nicht Leben, sie wollen Unsterblichkeit. Mit [dem] letzten Stück feuern sie auf die Feinde, schwenken noch einmal die Banner der Republik und versenken sich mit dem Ruf: es lebe die Freiheit! in den unermeßlichen Abgrund des Meeres. Kein Denkmal bezeichnet den Ort wo sie starben, ihre Gebeine modern auf dem Grunde des Meeres, sie hat kein Dichter besungen, kein Redner gefeiert, doch der Genius der Freiheit weint über ihrem Grabe und die Nachwelt staunt ob ihrer Größe.

    Doch warum greife ich denn nach außen um solche Männer zu suchen, warum beachte <HT7> ich denn nur das Entfernte, warum nicht das, was mir am nächsten liegt? Sollte denn mein Vaterland, sollte denn Teutschland allein nicht Helden zeugen können?

    Nein, mein Vaterland ich habe nicht nöthig mich deiner zu schämen, mit Stolz kann ich rufen ich bin Teutscher, ich kann mit dem Franken, dem Römer und Sparter in die Schranken treten, mit freudigem Selbstbewußtseyn kann ich die Reihe meiner Ahnen überblicken und ihnen zujauchzen: seht, wer ist größer denn sie? Die Griechen kämpften ihren Heldenkampf gegen die Gesammtmacht Asiens, die Römer triumphirten über den Trümmern Karthagos, die Franken erkämpften Europas politische Freiheit, aber die Teutschen kämpften den schönsten Kampf, sie kämpften für Glaubens-Freiheit, sie kämpften für das Licht Aufklärung, sie kämpften für das, was dem Menschen das Höchste und heiligste ist. Dießer Kampf <HT8> war der erste Act, des großen Kampfes, den die Menschheit gegen ihre Unterdrücker kämpft, so wie die Französische Revolution der zweite war; so wie einmal der Gedanke in keine Fesseln mehr geschlagen war, erkannte die Menschheit ihre Rechte und ihren Werth und alle Verbesserungen, die wir jetzt genießen sind die Folgen der Reformation, ohne welche die Welt eine ganz andre Gestalt würde erhalten haben, ohne welche, wo jetzt das Licht der Aufklärung strahlt, ewiges Dunkel herrschen würde, ohne welche das Menschen-Geschlecht, das sich jetzt zu immer freieren, zu immer erhabneren Gedanken erhebt, dem Thiere gleich, seiner Menschen-Würde verlustig seyn würde.

    Auf dießen Kampf kann ich mit Stolz blicken, von Teutschland ging durch ihn das Heil der Menschheit aus, er zeugte Helden, von deren Thaten eine allein alle Thaten des Alterthums <HT9> aufwiegt und der nur ein tausendjähriges Alter feht um von allen Zungen geprießen zu werden. – In den ersten Jahren des dreißigjährigen Krieges, als nach der Schlacht am weißen Berge bey Prag, alle mächtigen Teutschen Fürsten, besorgt für ihre Existenz, treulos die Sache der Protestanten verließen, waren es nur noch die kleineren Fürsten Teutschlands, die von einem höheren Gefühle geleitet ihr Leben und ihre Länder opferten um für Glauben und Freiheit ihr Blut zu versprützen. Unter ihnen ragt als das Muster eines Fürsten, Markgraf Friedrich von Baden hervor, gehorsam dem Rufe der Ehre und Pflicht riß er sich aus den Armen der Ruhe, übergab die Regierung seines Landes seinem Sohne und vereinigte sich an der Spitze von 20,000 Badensern mit <HT10> dem Heerhaufen des Grafen von Mansfeld. Ohne zu zaudern rückte das vereinigte Heer den Liguistischen entgegen, die unter Tilly in der Ober-Pfalz standen. Bey Wimpfen treffen sich die feindlichen Heere, die Badenser werfen sich, obgleich sie in wiederholten Gefechten einige Tage zuvor schon bedeutenden Verlust erlitten haben, muthig auf den ihnen weit überlegnen Feind. Ein blutiges Treffen beginnt, hier kämpft Fanatismus, dort die geläuterte Begeistrung für die heiligsten Rechte der Menschheit, Wuth ringt mit Tapferkeit, Taktik mit Helden-Muth. Doch was verma die Uebermacht, was Feldherrnkunst, was vermögen feile Söldner und wahnsinnige Fanatiker, gegen Männer, die mit ihren Leibern ihr Vaterland decken, die entschlossen sind zu siegen oder zu sterben? <HT11> An einem solchen Bollwerk brechen sich Tillys mordgewohnte Banden, ihre Schlachtreih’n wanken und sinken unter dem Schwerte ihrer erbitterten Gegner? Schon lächelt der Sieg den kühnen Helden des Glaubens und der Freiheit, schon wähnt sich Friedrich die Helden-Schläfe mit dem blutigen dem Sieger von mehr den zwanzig Schlachten entrissenen Lorbeer schmücken zu können. Doch einem größeren war dießer Lorbeer aufbehalten, ein größerer sollte Teutschland befreien, sollte die Menschheit rächen, noch sollte die Furie des Fanatismus, Teutschlands blühende Gauen verwüsten, noch einmal sollte Tillys finstrer Dämon siegen. Ein furchtbarer Donnerschlag vernichtet mit einmal die schönsten Hoffnungen, verfinstert wieder den rosigen Schimmer von Freiheit, der über Teutschlands Gefilden aufzublühen schien und zersplittert in den <HT12> Händen der Sieger das blutige Rachschwert. Wie vom Blitzstrahl getroffen entzünden sich Friedrichs Pulverwagen, der Himmel verfinstert sich, die Erde bebt und von der furchtbaren Kraft des entfesselten Elementes zerschmettert brechen sich die Schlachtreihn der Badenser. In die Lücken stürzt sich der ermuthigte Feind, er glaubt der Himmel streite für ihn, er glaubt ein Strafgericht Gottes zu sehen und würgt in fanatischer Wuth die zerstreuten und fliehenden Haufen der Feinde. Vergebens sucht Friedrich die Seinigen wieder zu sammeln, vergebens erfüllt er zu gleicher Zeit die Pflichten des Feldherrn und des Soldaten, vergebens stürzt er sich selbst dem andringenden Feinde entgegen. Von der Uebermacht gedrängt muß er endlich weichen und das blutige <HT13> Schlacht-Feld seinem glücklichen Gegner überlassen. Doch wohin soll er sich wenden? Schon ist er von allen Seiten umringt, schon überwältigt der Feind den letzten schwachen Widerstand, den ihm die Ueberreste des fliehenden Heeres entgegenstellen, und sein Untergang scheint unvermeidlich. Da werfen sich vierhundert Pforzheimer, an der Spitze ihren Bürgermeister Deimling dem Feinde entgegen; mit ihren Leibern decken sie, ein unerschütterliches Bollwerk, ihren Fürsten und ihre Landsleute. Vergebens bietet ihnen Tilly, betroffen von solcher Kühnheit und Seelengröße eine ehrenvolle Kapitulation an. Tausende brechen sich an der ehernen Mauer. Unerschütterlich stehen die Pforzheimer, Tausende stürmt der erbitterte Feind gegen das heldenkühne Häuflein, doch kein Wuth, keine Verzweiflung nur hohe Begeistrung und <HT14> Todesverachtung mahlt sich in ihren Zügen. Unablässig stürmt der Feind seine Schlachthaufen heran; doch das Vaterland steht auf dem Spiele, Freiheit oder Knechtschaft ist die große Wahl, keiner weicht, keiner wankt, wie Löwen streiten sie von ihren Leichenhügeln herab, Mauern sind ihre Reihen, ein Thurm jeder Mann, ein Bollwerk von Leichen umgibt sie. Endlich von allen Seiten angegriffen, erdrückt von der Uebermacht, sinken sie Mann an Mann unter Hügeln erschlagner Feinde nieder und winden sich sterbend die unvergängliche Lorbeer-Krone des Siegers und die unsterbliche Palme des Martyrers um die Heldenschläfe.

    Wollen wir eine solche That beurtheilen, wollen wir sie gehörig würdigen und auffassen, so dürfen wir nicht die Wirkung allein, nicht die bloße That berücksichtigen, sondern <HT15> wir müssen hauptsächlich unser Augenmerk auf die Motive und die Umstände richten, welche eine solche That bewirkten, begleiteten und bestimmten. Sie sind die einzige Richtschnur, nach der man die Handlungen der Menschen messen und wägen kann. Nach der Wirkung aber und nach den Folgen, kann man nichts beurtheilen, denn jene ist oft die nämliche, dieße sind oft zufällig. Wenn man nun von dießem Gesichtspunkte aus die Aufopferung der Pforzheimer betrachtet, so wird man finden, daß es sehr wenige, vielleicht auch gar keine That gibt, welche sich mit der der Pforzheimer messen könnte. Tausende bluteten freilich schon für ihr Vaterland, Tausende opferten schon freudig das Leben für Rechte und Menschenfreiheit, aber keinen wird man unter dießen Tausenden finden, dessen Aufopferung an und für sich selbst <HT16> so groß, so erhaben sey als die der Pforzheimer. Sie trieb nicht Wuth nicht Verzweiflung zum Kampf auf Leben Tod, (dieß sind zwei Motive die den Menschen statt ihn zu erheben zum Thiere erniedrigen;) sie wußten, was sie thaten, sie kannten das Loos dem sie entgegengingen und sie nahmen es hin wie Männer und starben kalt und ruhig den Helden-Tod. Doch dieß ist das Geringste, was ihre That so sehr vor allen übrigen hervorhebt, die vierhundert Römer, die dreihundert Sparter opferten sich eben so kalt und ruhig. Aber die Römer, die Sparter waren von Helden gezeugt, waren zu Helden erzogen, kannten nur einen Zweck, nur ein Ziel – ihr Vaterland, ihre ganze Erziehung war nur die Vorbereitung zu einer solchen That. Doch wer waren die Pforzheimer?

    <HT17> Einfache ruhige Bürger eilten sie aus den Armen der Ruhe auf das blutige Schlachtfeld, nicht gewohnt dem Tod in das Auge zu sehen, noch nicht vertraut mit dem hohen Gedanken der Aufopferung für das Vaterland. Ihre Tapferkeit war nicht Gewohnheit, ihre Aufopferung war nicht die Frucht des Gehorsams, sie war die Frucht der höchsten Begeistrung für das, was sie als wahr und heilig erkannt hatten. Ihnen drohte nicht Schmach nicht Schande, wenn sie sich dem Tode entzogen, ihnen traten nicht die strafenden Gesetze des Vaterlandes entgegen. Sie hatten freie Wahl, und sie wählten den Tod.

    Dieß ist das große, dieß das erhabne an ihrer That; dieß zeugt von einem Adel der Gesinnung, der weit erhaben ist über die niedrige Sphäre des Alltagsmenschen, dem sein Selbst das Höchste ist sein Wohlseyn der einzige Zweck, der jedes höheren Gefühls unfähig und <HT18> verlustig der wahren Menschen-Würde, Vernunft nur gebraucht um thierischer als das Thier zu seyn. Dießer schändliche Egoismus ist eins der charakteristischen Kennzeichen der damaligen Zeit. Um so vielmehr sind daher die Pforzheimer zu bewundern, denn sie erhoben sich, indem der Gedanke und die Idee einer solchen That ganz eigenthümlich aus ihnen selbst entsprang, zugleich über ihre Nation und über ihr Zeitalter. Wie groß wie erhaben sind aber noch überdieß die Zwecke für welche sie starben, sie allein könnten schon auch ohne die angeführten Umstände, dießer That das Siegel der Unsterblichkeit aufdrücken. Dem Vaterland gaben sie den Vater wieder, mit ihrem Blute erkauften sie sein Leben, dieße That war groß, doch nicht beyspiellos; sie warfen sich gleich einer ehernen Mauer zwischen den Feind <HT19> und ihre Lands-Leute und deckten mit ihren Leibern ihren Rückzug, dieße That zeugt von hohem Seelen-Adel, aber schon Tausende thaten dasselbe; sie opferten sich für Glaubens-Freiheit, das heiligste Recht der Menschheit. (und nicht einmal für ihren eignen Glauben versprützten sie ihr Blut, nein sie starben für ihre noch ungebornen Nachkommen, sie starben für die Nachwelt. Dieß ist der erhabenste der gröste Gedanke für den man sich opfern kann, dieß ist Welterlöser-Tod.) Der Himmel war es und nach ihrer Meinung, die ewige Glückseeligkeit, für welche sie willig starben. Aber welche irdische Gewalt hätte denn auch in das innere Heiligthum ihres Gemüthes eindringen und den Glauben, der ihnen ja einmal aufgegangen war und auf den allein sie ihrer Seeligkeit Hoffnung gründeten, darin austilgen können? <HT20> Also auch ihre Seeligkeit war es nicht für die sie kämpften, dießer waren sie schon versichert. Die Seeligkeit ihrer Kinder, ihrer noch ungebornen Enkel und Nachkommen war es; auch dieße sollten auferzogen werden in derselben Lehre, die ihnen als allein heilbringend erschienen war, auch dieße sollten theilhaftig werden des Heils, das für sie angebrochen war. Dieße Hoffnung allein war es, welche durch den Feind bedroht wurde, für sie, für eine Ordnung der Dinge, die lange nach ihrem Tode über ihren Gräbern blühen sollte versprützten sie mit Freudigkeit ihr Blut. Bekennen wir auch gerne, daß ihr Glaubensbekenntniß nicht das einzige und ausschließliche Mittel war des Himmels jenseits des Grabes theilhaftig zu werden; so ist doch dieß ewig wahr, daß mehr Himmel diesseits des Grabes, ein muthigeres und fröhlicheres <HT21> Emporblicken von der Erde und eine freiere Regung des Geistes durch ihre Aufopferung in alles Leben der Folgezeit gekommen ist und die Nachkommen ihrer Gegner sowohl, als wir selbst ihre Nachkommen, die Früchte ihrer Mühen bis auf dießen Tag genießen. So also starben sie nicht einmal für ihren eignen Glauben, nicht für sich selbst, sondern sie bluteten für die Nachwelt.

    Dieß ist der erhabenste Gedanke für den man sich opfern kann dieß ist Welt-Erlöser-Tod. Ja ihr Deimling, ihr Mayer, ihr Schober, ihr Helden, ein unvergängliches Denkmal habt ihr euch im Herzen aller Edlen erbaut, ein Denkmal, das über Tod und Verwesung triumphirt, das unbewegt steht im fluthenden Strome der Ewigkeit. Eure Gebeine deckt nicht Marmor, nicht Erz, kein Denkmal bezeichnet den Ort, wo ihr starbt, vergessen hat euch euer undankbares Vaterland, die Gegenwart <HT24> kennt euch nicht, aber die Bewundrung der Nachwelt wird euch rächen. Zu eurem Grabe rufe ich alle Völker des Erdbodens, rufe ich Vorwelt und Gegenwart, herzutreten und zeigen eine That, die größer, die erhabner ist, und sie müssen verstummen, und Teutschland wird es allein seyn das solche Männer zeugte, und einzig unerreicht prangt eure That mit unauslöschlichen Zügen in den Büchern der Weltgeschichte. ––––

    Doch nicht dießer freudige Stolz auf meine Ahnen allein, bewegt mich an ihrem Grabe, auch ein tiefer Schmerz erfaßt mich bey ihrem Andenken. Nicht ihnen gilt dießer Schmerz, es wäre ja Thorheit über solchen Tod zu klagen, nur glücklich sind die zu preißen, welchen ein solches Loos zu Theil ward, denn sie haben sich das Höchste, haben sich Unsterblichkeit erkämpft. Ich kann nicht <HT25> weinen an ihrem Grabe, ich kann sie nur beneiden. Nicht ihnen gilt mein Schmerz, mein Schmerz gilt meinem Vaterlande.

    O über euch Teutsche! In euren Gauen geschah die schönste, die herrlichste That, eine That, welche die ganze Nation adelt, eine That, deren Früchte ihr noch genießt, und vergessen habt ihr die Helden, die solches ausführten, die sich für Euch dem Tode weihten. Das Fremde staunt ihr an in kalter Bewundrung, während ihr aus dem Busen eures Vaterlandes glühende Begeistrung für alles Edle saugen könntet. Am todten Buchstaben der Fremden klebt ihr, doch ihr Geist ist ferne von euch, denn sonst würdet ihr wissen, was ihr eurem Vaterlande schuldig seyd. Eine Nation seyd ihr, an der sich noch Jahrhunderte die Völker bilden könnten und ihr werft eure Nationalbildung d. h. eure geistige Selbstständigkeit hin um kindisch zu werden. O Teutschland, Teutschland den Stab wirfst du von dir, der <HT26> dich stützen und leiten könnte für fremden Tand, an den Brüsten der fremden Buhlerin nährst du dich und ziehst schleichendes Gift in deine Adern, während du frische, kräftige Lebens-Milch saugen könntest aus deinem Busen. Du hast nicht mehr gegen Außen zu streiten, deine Freiheit ist gegen alle Anforderungen gesichert. Keines von jenen reißenden Raubthieren, die brüllend in der Welt umherirren um die anerschaffnen Rechtsame eines freien Volkes zu verschlingen, droht dir. Aber Teutschland darum bist du doch nicht frei; dein Geist liegt in Fesseln, du verlierst deine Nationalität, und so wie du jetzt Sclavin des Fremden bist, so wirst du auch bald Sclavin der Fremden werden.

    Doch ich höre schon antworten: wie? sieh doch hin, in einer schönen Ordnung stehen alle Staaten, gleichmäßig sind alle Rechte abgewogen, Friede und Wohlstand blüht in <HT27> unsren Gefilden; sind wir nicht glücklich?

    O, ihr Thoren trägen Herzens den Ruf von vierthalbtausend Jahren zu fassen! Blickt doch in das große Buch der Weltgeschichte, das offen vor euch liegt, blickt doch hin und antwortet noch einmal, sind wir nicht glücklich? Was ist denn das, was die Staaten vom Gipfel ihrGröße herabwirft? Der Verlust ihrer geistigen Selbstständigkeit ist es. Denn so wie ein Volk sich einmal über dem Fremden vergißt, so wie es seinen Nationalcharakter, das Band das es knüpft und zusammenhält, so wie es einmal in geistiger Bildung der Sclav eines Andern wird, so geht auch leicht die politische Freiheit unter, auf die ihr stolz jetzt pocht, so trägt es den Keim des Verderbens in sich und wird, ein leeres Schatten-Bild die Beute jedes feindlichen Zufalls; versunken und vergessen geht es unter und steht mit Verachtung gebrandmarkt vor <HT28> den Augen der strengrichtenden Nachwelt. Dieß Teutsche, dieß wird euer Loos seyn; wenn ihr euch jetzt zu neuem, kräftigen Leben wieder erhebt, wenn ihr nicht bald wieder anfangt Teutsche zu werden, wenn ihr euch eure Nationalität, rein und geläutert von allem Fremden wieder erwerbt, werden eure Nachkommen sich eures gebrandmarkten Namens schämen und untergehen werdet ihr ein Spott der Nachwelt und der Gegenwart. –

    Denket, daß in meine Stimme sich mischen die Stimmen eurer Ahnen aus der grauen Vorwelt, die mit ihren Leibern sich entgegengestemmt haben der heranströmenden Römischen Weltherrschaft, d. mit ihrem Blute erkauft haben die Unabhängigkeit der Berge, Ebnen und Ströme. Sie rufen euch zu: vertretet und überliefert unser Andenken eben so ehrenvoll und unbescholten der Nachwelt, wie es <HT29> auf euch gekommen und wie ihr euch dessen und der Abstammung von uns gerühmt habt. Auch mischen sich in ihre Stimmen die Geister eurer spätern Vorfahren, die da fielen im heiligen Kampfe für Religions und Glaubens-Freiheit. Rettet auch unsre Ehre, rufen sie euch zu, laßt unsre Kämpfe nicht zum eitlen vorrüberrauschenden Possenspiele werden, zeigt, daß das Blut, was wir für euch versprützten, in euren Adern wallt. Es mischen sich in dieße Stimmen, die Stimmen eurer noch ungebornen Nachkommen.

    Wollt ihr die Kette zerreißen lassen, rufen sie euch zu, die euch an eure Ahnen binde, wollt ihr das Andenken eurer Vorfahren, das ihr rein und makellos erhalten habt, besudelt und befleckt uns überliefern, wollt ihr uns die Nachkommen freier Männer zu Sclaven werden lassen? Teutsche! die Waage hängt, in jener Schale liegt, waseure Vorfahren an dem Römer verachtet und an seinen Cäsaren gehaßt, in dießer das ehrwürdige Kleinod eurer biedern Vorältern, die durch so mancher Helden Blut im Laufe achtzehn stürmischer Jahrhunderte gegründete, behauptete, befestigte Nationalität und Selbstständigkeit. Dort liegt Gold neben Fesseln, hier der seltne Ruhm zugleich die stärkste und beste Nation zu seyn. Wählet. –

    ––––––

    <CR1>
    Kato

    Groß und erhaben ist es den Menschen im Kampfe mit der Natur zu sehen, wenn er gewaltig sich stemmt gegen die Wuth der entfesselten Elemente und vertrauend der Kraft seines Geistes nach seinem Willen die rohen Kräfte der Natur zügelt. Aber noch erhabner ist es den Menschen zu sehen im Kampfe mit seinem Schicksale, wenn er es wagt einzugreifen in den Gang der Weltgeschichte, wenn er an die Erreichung seines Zwecks sein Höchstes, sein Alles setzt. Wer nur einen Zweck und kein Ziel bey der Verfolgung desselben sich vorgesteckt, giebt den Widerstand nie auf, er siegt – oder stirbt. Solche Männer waren es, welche, wenn die ganze Welt feige ihren Nacken dem mächtig über sie hinrollenden Zeitrade beugte, kühn in die Speichen desselben griffen, und es entweder in seinem Umschwunge mit gewaltiger Hand zurückschnellten, oder von seinem Gewichte zermalmt einen rühmlichen Tod fanden, d. h. sich mit dem Reste des Lebens Unsterblichkeit erkauften. Solche Männer, die unter den Millionen, welche aus dem Schooß der Erde kriechen, ewig am Staube kleben und wie Staub vergehn und vergessen werden, sich zu erheben, sich Unvergänglichkeit zu erkämpfen wagten, solche Männer sind es, die gleich Meteoren aus dem Dunkel des menschlichen Elends und Verderbens hervorstrahlen. Sie durchkreuzen wie Kometen die Bahn der Jahrhunderte; so wenig die Sternkunde den Einfluß der einen, ebenso wenig kann die Politik den der andern berechnen. In ihrem excentrischen Laufe scheinen sie nur Irrbahnen zu beschreiben, bis die großen Wirkungen dießer Phänomene beweisen, daß ihre Erscheinung lange vorher durch jene Vorsehung angeordnet war, deren Gesetze eben so unerforschlich, als unabänderlich sind. –

    <CR2> Jedes Zeitalter kann uns Beyspiele solcher Männer aufweisen, doch alle waren von jeher der verschiedenartigsten Beurtheilung unterworfen. Die Ursache hiervon ist, daß jede Zeit ihren Maaßstaab an die Helden der Gegenwart oder Vergangenheit legt, daß sie nicht richtet nach dem eigentlichen Werthe dieser Männer, sondern daß ihre Auffassung und Beurtheilung derselben stets bestimmt und unterschieden ist durch die Stufe, auf der sie selbst steht. Wie fehlerhaft und beschränkt eine solche Beurtheilung sey, wird Niemanden entgehen: für einen Riesen paßt nicht das Maaß eines Zwergs; eine kleine Zeit darf nicht einen Mann beurtheilen wollen, von dem sie nicht einen Gedanken fassen und ertragen könnte. Wer will dem Adler die Bahn vorschreiben, wenn er die Schwingen entfaltet und stürmischen Flug’s sich zu den Sternen erhebt? Wer will die zerknickten Blumen zählen, wenn der Sturm über die Erde braust und die Nebel zerreist, die dumpfbrütend über dem Leben liegen? Wer will nach den Meinungen und Motiven eines Kindes wägen und verdammen, wenn Ungeheures geschieht, wo es sich um Ungeheures handelt? Die Lehre dießer Beobachtung ist: man darf die Ereignisse und ihre Wirkungen nicht beurtheilen, wie sie äußerlich sich darstellen, sondern man muß ihren innren tiefen Sinn zu ergründen suchen, und dann wird man das Wahre finden. –

    Ich glaubte erst dießes vorausschicken zu müssen, um bey der Behandlung eines so schwierigen Themas zu zeigen, von welchem Standpunkte man bey der Beurtheilung eines Mannes, man bey der Beurtheilung eines alten Römers ausgehen müsse, um zu beweisen, daß man einen Kato nicht den Maaßstaab unsrer Zeit anlegen, daß man seine That nicht nach neueren Grundsätzen und <CR3> Ansichten beurtheilen könne.

    Man hört nehmlich so oft behaupten: subjectiv ist Kato zu rechtfertigen, objectiv zu verdammen d. h. von unserm, vom christlichen Standpunkte aus ist Kato ein Verbrecher, von seinem eignen aus ein Held. Wie man aber diesen christlichen Standpunkt hier anwenden könne, ist mir immer ein Räthsel geblieben. Es ist ja doch ein ganz eigner Gedanke, einen alten Römer nach dem Katechismus kritisiren zu wollen. Denn da man die Handlungen eines Mannes nur dann zu beurtheilen vermag, wenn man sie mit seinem Charakter, seinen Grundsätzen und seiner Zeit zusammenstellt, so ist nur ein Standpunkt und zwar der subjective zu billigen und jeder andre, zumal in diesem Falle der christliche, gänzlich zu verwerfen. So wenig als Kato Christ war, eben so wenig kann man die christlichen Grundsätze auf ihn anwenden wollen; er ist nur als Römer und Stoiker zu betrachten. Dießem Grundsatze gemäß werde ich alle Einwürfe, wie z. B. „es ist nicht erlaubt sich das Leben zu nehmen, das man sich nicht selbst gegeben,“ oder „der Selbstmord ist ein Eingriff in die Rechte Gottes“ ganz und gar nicht berücksichtigen und nur die zu widerlegen suchen, welche man Kato vom Standpunkte des Römers aus machen könnte, wobey es unumgänglich nothwendig ist, vorerst eine kurze, aber getreue Schilderung seines Charakters und seiner Grundsätze zu entwerfen. –

    Kato war einer der untadelhaftesten Männer, den die Geschichte uns zeigt. Er war streng, aber nicht grausam; er war bereit, Andern viel größere Fehler zu verzeihen, als sich selbst. Sein Stolz und seine Härte waren mehr die Wirkung seiner Grundsätze, als seines Temperaments. Voll unerschütterlicher Tugend, wollte er lieber tugendhaft seyn, als scheinen. <CR4> Gerecht gegen Fremde, begeistert für sein Vaterland, nur das Wohl seiner Mitbürger, nicht ihre Gunst beachtend, erwarb er sich um so größren Ruhm, je weniger er ihn begehrte. Seine große Seele faßte ganz die großen Gedanken: Vaterland, Ehre und Freiheit. Sein verzweifelter Kampf gegen Cäsar war die Folge seiner reinsten Ueberzeugung, sein Leben und sein Tod den Grundsätzen der Stoiker gemäß, die da behaupteten:

    „Die Tugend sey die wahre, von Lohn und Strafe ganz unabhängige Harmonie des Menschen mit sich selbst, die durch die Herrschaft über die Leidenschaften erlangt werde; diese Tugend setze die höchste innre Ruhe und Erhabenheit über die Affectionen sinnlicher Lust und Unlust voraus; sie mache den Weisen nicht gefühllos, aber unverwundbar und gebe ihm eine Herrschaft über sein Leben, die auch den Selbstmord erlaube.“

    Solche Gefühle und Grundsätze in der Brust, stand Kato da, wie ein Gigant unter Pygmäen, wie ein Heros einer untergegangnen Heldenzeit, wie ein ungeheurer, unbegreiflicher Riesenbau, erhaben über seine Zeit, erhaben selbst über menschliche Größe. Nur ein Mann stand ihm gegenüber. Er war Julius Cäsar. Beide waren gleich an Geisteskräften, gleich an Macht und Ansehn, aber beyde ganz verschiednen Charakters. Kato der letzte Römer, Cäsar nichts mehr als ein glücklicher Katilina; Kato groß durch sich selbst, Cäsar groß durch sein Glück, mit dem grösten Verbrechen geadelt durch den Preis seines Verbrechens. Für zwei solcher Männer war der Erdkreis zu eng. Einer mußte fallen und Kato fiel, nicht als ein Opfer der Ueberlegenheit Cäsars, sondern seiner verdorbenen Zeit. Anderthalbe hundert Jahre zuvor hätte kein Cäsar gesiegt. –

    <CR5> Nach Cäsars Siege bey Thapsus hatte Kato die Hoffnung seines Lebens verloren; nur von wenigen Freunden begleitet begab er sich nach Utika, wo er noch die letzten Anstrengungen machte, die Bürger für die Sache der Freiheit zu gewinnen. Doch als er sah, daß in ihnen nur Sclavenseelen wohnten, als Rom von seinem Herzen sich losriß, als er nirgends mehr ein Asyl fand für die Göttin seines Lebens, da hielt er es für das Einzigwürdige, durch einen besonnenen Tod seine freie Seele zu retten. Voll der zärtlichsten Liebe sorgte er für seine Freunde, kalt und ruhig überlegte er seinen Entschluß, und als alle Bande zerrissen, die ihn an das Leben fesselten, gab er sich mit sichrer Hand den Todesstoß und starb, durch seinen Tod einen würdigen Schlußstein auf den Riesenbau seines Lebens setzend. Solch’ ein Ende konnte allein einer so großen Tugend in einer so heillosen Zeit geziemen!

    So verschieden nun die Beurtheilungen dieser Handlung sind, eben so verschieden sind auch die Motive, die man ihr zum Grunde legt. Doch ich denke, ich habe nicht nöthig, hier die zurückzuweisen, welche von Eitelkeit, Ruhmsucht, Halsstarrigkeit und dergleichen kleinlichen Gründen mehr reden (solche Gefühle hatten keinen Raum in der Brust eines Kato!) oder gar die zurückzuweisen, welche mit dem Gemeinplatz der Feigheit angezogen kommen. Ihre Widerlegung liegt schon in der bloßen Schilderung seines Charakters, der nach dem einstimmigen Zeugniß aller alten Schriftsteller so groß war, daß selbst Vellejus Paterculus von ihm sagt: homo virtuti simillimus et per omnia ingenio diis, quam hominibus propior.

    Andre, die der Wahrheit schon etwas näher kamen und auch bey den Mei<CR6>sten Anhänger fanden, behaupteten, der Beweggrund zum Selbstmord sey ein unbeugsamer Stolz gewesen, der nur vom Tode sich habe wollen besiegen lassen. Wahrlich, wäre dieß das wahre Motiv, so liegt schon etwas Großes und Erhabnes in dem Gedanken, mit dem Tode die Gerechtigkeit der Sache, für die man streitet, besiegeln zu wollen. Es gehört ein großer Charakter dazu, sich zu einem solchen Entschluß erheben zu können. Aber auch nicht einmal dieser Beweggrund war es – es war ein höherer. Katos große Seele war ganz erfüllt von einem unendlichen Gefühle für Vaterland und Freiheit, das sein ganzes Leben durchglühte. Diese beyden Gedanken waren die Centralsonne, um die sich alle seine Gedanken und Handlungen drehten. Den Fall seines Vaterlandes hätte Kato überleben können, wenn er ein Asyl für die andre Göttin seines Lebens, für die Freiheit, gefunden hätte. Er fand es nicht. Der Weltball lag in Roms Banden, alle Völker waren Sclaven, frei allein der Römer. Doch als auch dieser endlich seinem Geschicke erlag, als das Heiligthum der Gesetze zerrissen, als der Altar der Freiheit zerstört war, da war Kato der einzige unter Millionen, der einzige unter den Bewohnern einer Welt, der sich das Schwert in die Brust stieß, um unter Sclaven nicht leben zu müssen; denn Sclaven waren die Römer, sie mochten in goldnen oder ehernen Fesseln liegen {–} sie waren gefesselt. Der Römer kannte nur eine Freiheit, sie war das Gesetz, dem er sich aus freier Ueberzeugung als nothwendig fügte; diese Freiheit hatte Cäsar zerstört, Kato war Sclave, wenn er sich dem Gesetz der Willkühr beugte. Und war auch Rom der Freiheit nicht werth, so war doch die Freiheit selbst werth, daß Kato für sie lebte <CR7> und starb. Nimmt man diesen Beweggrund an, so ist Kato gerechtfertigt; ich sehe nicht ein, warum man sich so sehr bemüht einen niedrigern hervorzuheben; ich kann nicht begreifen, warum man einem Manne, dessen Leben und Charakter makellos sind, das Ende seines Lebens schänden will. Der Beweggrund, den ich seiner Handlung zu Grunde lege, stimmt mit seinem ganzen Charakter überein, ist seines ganzen Lebens würdig, und also der wahre. –

    Diese That läßt sich jedoch noch von einem andern Standpunkte aus beurtheilen, nämlich von dem der Klugheit und der Pflicht. Man kann nämlich sagen: „handelte Kato auch klug? hätte er nicht versuchen können, die Freiheit, deren Verlust ihn tödtete, seinem Volke wieder zu erkämpfen? Und hätte er, wenn auch dieses nicht der Fall gewesen wäre, sich nicht dennoch seinen Mitbürgern, seinen Freunden, seiner Familie erhalten müssen?

    Der erste Einwurf läßt sich widerlegen durch die Geschichte. Kato mußte bey einigem Blick in sie wissen und wußte es, daß Rom sich nicht mehr erheben könne, daß es einen Tyrannen nöthig habe, und daß für einen despotisch beherrschten Staat nur Rettung in dem Untergang sey. Wäre es ihm auch gelungen, selbst Cäsarn zu besiegen, Rom blieb dennoch Sclavin; aus dem Rumpfe der Hyder wären nur neue Rachen hervorgewachsen. Die Geschichte bestätigt diese Behauptung. Die That eines Brutus war nur ein leeres Schattenbild einer untergegangnen Zeit. Was hätte es also Kato genützt, wenn er noch länger die Flamme des Bürgerkrieges entzündet, wenn er <CR8> auch Roms Schicksal noch um einige Jahre aufgehalten hätte? Er sah, Rom und mit ihm die Freiheit war nicht mehr zu retten. –

    Noch leichter läßt sich andre Einwurf, als hätte Kato sich seinem, wenn auch unterjochtem Vaterlande, dennoch erhalten müssen, beseitigen. Es giebt Menschen, die ihrem größeren Charakter gemäß mehr zu allgemeinen großen Diensten für das Vaterland, als zu besondern Hülfsleistungen gegen einzelne Nothleidende verpflichtet sind. Ein solcher war Kato. Sein großer Wirkungs-Kreis war ihm genommen, seinen Grundsätzen gemäß konnte er nicht mehr handlen. Kato war zu groß, als daß er die freie Stirne dem Sclavenjoche des Usurpators hätte beugen, als daß er, um seinen Mitbürgern eine Gnade zu erbetteln, vor einem Cäsar hätte kriechen können. Kleineren Seelen überließ er dieß; doch wie wenig durch Nachgeben und Fügsamkeit erreicht wurde, kann Ciceros Beyspiel lehren. Kato hatte einen andern Weg eingeschlagen, noch den letzten großen Dienst seinem Vaterlande zu erweisen; ja sein Selbstmord war eine Aufopferung für dasselbe! Wäre Kato leben geblieben, hätte er sich mit Verläugnung aller seiner Grundsätze dem Usurpator unterworfen, so hätte dieses Leben die Billigung Cäsars enthalten; hätte er dieß nicht gewollt, so hätte er in offnem Kampf auftreten und unnützes Blut vergießen müssen. Hier gab es nur einen Ausweg, er war der Selbstmord. Er war die Apologie des Kato, war die furchtbarste Anklage des Cäsar. Kato hätte nichts größres für sein Vaterland thun können, denn diese That, dieses Beyspiel hätte alle Lebensgeister der entschlafnen Roma wecken müssen. Daß sie ihren Zweck verfehlte, daran ist <CR9> nur Rom, nicht Kato schuld. –

    Dasselbe läßt sich auch auf den Einwurf erwiedern, als hätte Kato sich seiner Familie erhalten müssen. Kato war der Mann nicht, der sich im engen Kreise des Familienlebens hätte bewegen können, auch sehe ich nicht ein, warum er es hätte thun sollen; seinen Freunden nützte sein Tod mehr, als sein Leben; seine Porcia hatte einen Brutus gefunden, sein Sohn war erzogen; der Schluß dieser Erziehung war der Selbstmord des Vaters, er war die letzte große Lehre für den Sohn. Daß derselbe sie verstand, lehrte die Schlacht bey Philippi. –

    Das Resultat dieser Untersuchung liegt in Ludens Worten: „wer fragen kann, ob Kato durch seine Tugend nicht Rom mehr geschadet habe, als genützt, der hat weder Roms Art erkannt, noch Katos Seele, noch den Sinn des menschlichen Lebens.

    Nimmt man nun alle diese angeführten Gründe und Umstände zusammen, so wird man leicht einsehen, daß Kato seinem Charakter und seinen Grundsätzen gemäß so handlen konnte und mußte, daß nur dieser eine Ausweg der Würde seines Lebens geziemte und daß jede andre Handlungsart seinem ganzen Leben widersprochen würde. –

    Obgleich hierdurch nun Kato nicht allein entschuldigt, sondern auch gerechtfertigt wird, so hat man doch noch einen andern, keineswegs leicht zu beseitigenden, Einwurf gemacht; er heißt nämlich: „eine Handlung läßt sich nicht dadurch rechtfertigen, daß sie dem besondern Charakter eines Menschen gemäß gewesen ist. Wenn der Charakter selbst fehlerhaft war, so ist es die Handlung auch. Dieß ist bey Kato der Fall. Er hatte nämlich nur eine sehr einseitige Entwicklung der Natur. Die Ursache, warum mit seinem Charakter die <CR10> Handlung des Selbstmords übereinstimmte, lag nicht in seiner Vollkommenheit, sondern in seinen Fehlern. Es war nicht seine Stärke und sein Muth, sondern sein Unvermögen, sich in einer ungewohnten Lebensweise schicklich zu bewegen, welches ihm das Schwert in die Hand gab. –“

    So wahr auch diese Behauptung klingt, so hört bey näherer Betrachtung doch ganz auf, einen Flecken auf Katos Handlung zu werfen. Diesem Einwurf gemäß wird gefordert, daß Kato sich nicht allein in die Rolle des Republikaners, sondern auch in die des Dieners hätte fügen sollen. Daß er dieß nicht konnte und wollte, schreibt man der Unvollkommenheit seines Charakters zu. Daß aber dieses Schicken in alle Umstände eine Vollkommenheit sey, kann ich nicht einsehen, denn ich glaube, daß das das große Erbtheil des Mannes sey, nur eine Rolle spielen, nur in einer Gestalt sich zeigen, nur in das, was er als wahr und recht erkannt hat, sich fügen zu können. Ich behaupte also im Gegentheil, daß grade dieses Unvermögen, sich in eine seinen heiligsten Rechten, seinen heiligsten Grundsätzen widersprechende Lage zu finden, von der Größe, nicht von der Einseitigkeit und Unvollkommenheit des Kato zeugt.

    Wie groß aber seine Beharrlichkeit bey dem war, was er als wahr und recht erkannt hatte, kann uns sein Tod selbst lehren. Wenig Menschen werden je gefunden worden seyn, die den Entschluß zu sterben mit soviel Ruhe haben fassen, mit soviel Beharrlichkeit haben ausführen können. Sagt auch Herder verächtlich: „jener Römer, der im Zorne sich die Wunden aufriß!“ so ist doch dieß ewig und sicher wahr, daß grade der Umstand, daß Kato leben blieb und doch nicht zurückzog, daß grade der Umstand die That nur noch großartiger macht.

    <CR11> So handelte, so lebte, so starb Kato. Er selbst der Repräsentant Römischer Größe, der letzte eines untergesunknen Heldenstamms, der gröste seiner Zeit! Sein Tod der Schlußstein für den ersten Gedanken seines Lebens, seine That ein Denkmal im Herzen aller Edlen, das über Tod und Verwesung triumphirt, das unbewegt steht im fluthenden Strome der Ewigkeit! Rom, die Riesin stürzte, Jahrhunderte gingen an seinem Grabe vorüber, die Weltgeschichte schüttelte über ihm ihre Loose, und noch steht Katos Namen neben der Tugend und wird neben ihr stehn, so lange das große Urgefühl für Vaterland und Freiheit in der Brust des Menschen glüht! –

  • Neue Photographische Gesellschaft-Steglitz
    http://www.npg-steglitz.de/index.htm

    Das wohl bekannteste Steglitzer Aushängeschild der Zeit um 1900 war wohl die Neue Photographische Gesellschaft, die ihr großes Fabrikationsareal zwischen Siemens-, Birkbusch und Luisenstraße (seit 1931 Nicolaistraße) hatte. Der äußerst tatkräftige Ostpreuße, Arthur Schwarz, 1862 in Braunsberg/Ostpreußen geboren, gründete am 5. Juli 1894 in Schöneberg mit zehn Angestellten seinen ersten fotografischen Betrieb als GmbH mit einem Grundkapital von 75.000 Mark. Man beschäftigte sich mit der maschinellen Herstellung von Fotografien, gleichzeitig mit der Fabrikation fotografischer Papiere und Bedarfsartikel. Schon 1895 wuchs die Gesellschaft auf 35 Mitarbeiter an, so dass die gemieteten Räumlichkeiten in Schöneberg nicht mehr ausreichten und nach dem Kauf des Steglitzer Grundstückes 1896 schon im Frühjahr 1897 das neue Fabrikgebäude bezogen werden konnte. Zwei Jahre später fand die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft statt, so dass der Aufschwung mit Tochterunternehmen in London, Paris, Rom und New York nicht mehr zu übersehen war. Zum zehnjährigen Bestehen verfügte man über 650 Angestellte, einige Jahre später waren es etwa 1.200.

    Für die Angestellten vorbildlich waren die verschiedenen Wohltätigkeitseinrichtungen der Neuen Photographischen Gesellschaft wie eine Fabrikkrankenkasse, die den Beschäftigten neben freier ärztlicher Behandlung und Arznei ein angemessenes Krankengeld gewährte. Weihnachten bekamen sämtliche Angestellte Geldgeschenke, im Jahre 1903 waren dies immerhin insgesamt 20.000 Mark. Wer länger als ein Jahr in der Fabrik arbeitete, erhielt Urlaub bei voller Lohnzahlung. Generaldirektor und Kommerzienrat Arthur Schwarz stiftete eine Bibliothek für die Fabrik mit über 1.600 Bänden, die den Angestellten kostenlos zur Verfügung standen. Darüber hinaus gab es eine freiwillige Fabrik-Feuerwehr, die im Jahre 1904 aus 37 Mann bestand. Etwas Besonderes war das Kasino, dessen Speisesaal 36m lang, 14m breit und 12m hoch war. Hier erhielten die Mitarbeiter Speisen und Getränke zum Selbstkostenpreis, dem weiblichen Personal wurde freier Mittagstisch gewährt. Das Kasino besaß einen Lesesaal, in der Saalmitte befand sich eine Bühne, die für Theateraufführungen vorgesehen war, hier gab es auch gesellige Veranstaltungen mit Vorträgen usw.

    Die NPG ist damals weit über die Berliner Grenzen zu einem Begriff geworden. Allein auf dem Gebiet der Post- und Stereoskopkartenherstellung wurde in großer Vielfältigkeit produziert. Bilder der Hohenzollernfamilie, bekannter Militärs, von Kriegsschiffen, Abbildungen von Skulpturen verschiedenster Bildhauer, Berliner Zoobilder, Glückwunschkarten, Landschafts- und Städteansichten und eine Menge so genannter Kitschkarten waren ein Teil des Repertoires, alles in bester Qualität, schwarzweiß und koloriert. Für die große Zahl von Kaiserbildern, die in Schulen, Kasernen und sonstigen öffentlichen Gebäuden hingen, bedankte sich Wilhelm II. bei der Neuen Photographischen Gesellschaft für die Ausführung in einem besonderen Schreiben.

    Diese Erfolge waren vor allem Arthur Schwarz zu verdanken, der sich auf unzähligen Reisen u. a. nach England, USA (60 Städte in 75 Tagen), Kanada, Mexiko, Russland, Griechenland, Italien und Frankreich vielfältige Erfahrungen und Kenntnisse erwarb und Kontakte schloss, die ihm für den Aufbau seiner Unternehmung, die er 1890 in London und 1892 in New York mit der Vertretung photografischer Spezialitäten begründete, in hohem Maße zugute kamen.

    Große Verdienste erwarb man sich in der NPG bei der Herstellung lichtempfindlichen, fotografischen Papiers, speziell Bromsilberpapiers, sowie der Verwendung desselben im Rotationsverfahren. Automatisch arbeitende Belichtungs- und Entwicklungsmaschinen beschleunigten das Verfahren und lösten die Fotoherstellung mit Hilfe von Glasplatten ab.

    Die „Kilometerphotographie“ machte es möglich, dass an einem Tag mehr als 40.000 Karten hergestellt werden konnten.

    Die Grundlagen der heutigen Farbfotografie wurden durch den Chemiker Dr. Rudolf Fischer und seinem Mitarbeiter Dr. Hans Sigrist in den Jahren 1910-1912 in den Laboratorien der NPG entwickelt.

    1912 zog sich Arthur Schwarz von seinen leitenden Stellen zurück, die Konkurrenz und die allgemeine wirtschaftliche Situation machte ihm und der Firma zu schaffen. Der 1. Weltkrieg ließ vor allem die internationalen Geschäftsbeziehungen schrumpfen, so dass die Nachfrage und damit die Fabrikation stark nachließ.

    Im Jahre1921 kam das Aus. Die NPG wurde von der Dresdener „Mimosa“ übernommen und als Tochter bis 1948 weitergeführt.

    Auf dem Gelände siedelte sich u. a. zwischen Oktober 1932 bis April 1933 das Dessauer Bauhaus unter Mies van der Rohe an.

    Wolfgang Holtz

    https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Photographische_Gesellschaft

    Die Neue Photographische Gesellschaft m.b.H. (NPG) war ein deutsches Unternehmen, das von 1894 bis 1948 bestand. Es entwickelte das NPG Pigmentverfahren, vereinfachte die Massenherstellung von Fotografien und gilt als der Erfinder der „Kilometer-Fotografie“. Dabei wurde statt einzelner Bögen das Fotopapier erstmals in „kilometerlangen“ Rollen eingesetzt. Ebenso war sie als Verlag aktiv.

    #Deutschland #Preußen #Steglitz #Siemensstraße #Birkbuschstraße #Nicolaistraße #Geschichte #Photographie #Arbeit #Technologie #Kaiserreich

  • Krethi und Plethi
    https://de.m.wikisource.org/wiki/Krethi_und_Plethi

    Krethi und Plethi

    Vater Liebert hat eine Rede vom Stapel gelassen,
    in der er sagte, der Reichstag täte ihm nicht mehr passen.

    Denn in diesen durchaus traurigen Verein
    kämen ja sogar Krethi und Plethi hinein.

    Ich weiß nun nicht genau, wer Krethi und Plethi sind;
    vielleicht meint er damit meinen Vater oder dein Enkelkind.

    Aber das weiß ich: die Schlacht bei Warschau und in den Argonnen,
    die haben Deutschlands Krethi und Plethi gewonnen.

    Vielleicht hat Vater Liebert in Hannover großen Applaus.
    Ihm hängt aber nicht nur der Reichstag zum Halse heraus.

    Da hängt auch ein hoher, preußischer, bunter Orden.
    Der ist ihm für viel Blut deutscher Krethis und Plethis verliehen worden.

    Und der eine Krethi ist Krüppel, und der andere Plethi ist krank.
    Tausend blasse Lippen flüstern: „Dank, Herr General! Dank!“

    Autor: Kurt Tucholsky
    Titel: Krethi und Plethi
    aus: Fromme Gesänge, S. 37
    Erscheinungsdatum: 1919
    Verlag: Felix Lehmann
    Erscheinungsort: Charlottenburg
    Quelle: ULB Düsseldorf und Scans auf commons
    Erstdruck in: Berliner Tageblatt, 23. September 1918

    Eduard von Liebert
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Eduard_von_Liebert

    Eduard Wilhelm Hans Liebert, seit 1900 von Liebert (* 16. April 1850 in Rendsburg; † 14. November 1934 in Tscheidt) war ein preußischer Offizier, zuletzt General der Infanterie sowie Gouverneur von Deutsch-Ostafrika. Er war außerdem von 1907 bis 1914 Mitglied des Reichstages und betätigte sich zudem als Militärschriftsteller.
    ...
    Gemeinsam mit dem Kartografen Julius Iwan Kettler sowie dem Tropen-erfahrenen „Konsul G. A. Wilhelmy“, dem hannoverschen Oberlehrer Mejer und dem Physik-Professor Gustav von Quintus-Icilius gehörte der Kriegschullehrer Eduard Liebert zu den insgesamt zwölf Bürgern, die am 27. September 1878 zunächst ein „Provisorisches Komitee für die Stiftung einer Geographischen Gesellschaft zu Hannover“ bildeten.
    ...
    Mit der Führung der Gesandtschaft des Sultans von Zanzibar wurde er in der Zeit vom 25. September bis zum 9. Oktober 1889 betraut. Vom 1. April 1889 bis zum 1. Juli 1890 wurde er mit der Stellvertretung des Reichskommissars für Ostafrika beauftragt.
    ...
    Zu dem Zweck einer Verwendung als Gouverneur in Deutsch-Ostafrika schied Liebert am 3. Dezember 1896 aus der Preußischen Armee und trat unter Stellung à la suite der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika in den Kolonialdienst über. Für die Dauer der Beurlaubung des Oberstleutnants Lothar von Trotha wurde er am 16. Februar 1897 zugleich mit den Geschäften des Kommandeurs der Schutztruppe beauftragt. Am 20. Juli zum Generalmajor befördert, wurden ihm die Geschäfte des Kommandeurs der Schutztruppe am 22. September 1897 bis auf Weiteres übertragen. Zum 1. Januar 1900 wurde Liebert durch Wilhelm II. in den erblichen Adelsstand erhoben. Als Gouverneur der Kolonie zog er sich vor allem durch massive Steuererhöhungen den dortigen Unmut zu.
    Unter der Enthebung von seinen Stellungen als Folge der von ihm herbeigeführten Unruhen in Deutsch-Ostafrika wurde Liebert am 13. März 1901 wieder in der Preußischen Armee angestellt. Zunächst befand er sich bei den Offizieren von der Armee, wurde am 9. April mit der Führung der 6. Division in Brandenburg beauftragt und mit seiner Beförderung zum Generalleutnant am 18. Mai 1901 zum Kommandeur ernannt.
    ...
    enthob man ihn am 17. Juni 1917 aufgrund des Überschreitens der Altersgrenze von seinem Posten und versetzte Liebert unter Verleihung des Kronenordens I. Klasse mit Schwertern in den endgültigen Ruhestand.
    ...
    Im Alldeutschen Verband verfocht Liebert mehrfach die Rassentheorien. So hielt er auf dem Verbandstag am 27. und 28. Mai 1904 in Lübeck einen Vortrag über „Die Zukunftsentwicklung unserer Kolonien“, in dem er sich gegen einen angeblichen „Rassenverderb“ in den Deutschen Kolonien aussprach. Auf dem Erfurter Verbandstag vom 6. September 1912 griff er die vom Reichstag beschlossene Rechtsgültigkeit der „Mischehen“ in den Kolonien an, bzw. bezeichnete den diesbezüglichen Antrag als „jedem Rassengefühl und Rassenstolz ins Gesicht“ schlagend.
    ...
    1929 trat er in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ein.

    Sprachgeschichte(n)
    Krethi und Plethi
    https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/krethi-und-plethi

    »Eine Ansammlung von Pöbel und Gesindel«?
    Wie ein sprachhistorischer Irrtum zur abschätzigen Bedeutung dieses Ausdrucks führte

    von Christoph Gutknecht 26.10.2019

    Neulich fragte mich ein Bekannter: »Sie sind diesmal auf der Insel Rügen? Ach du meine Güte, da fährt doch Krethi und Plethi hin!« Die Wendung wird als artikelloses Pluraletantum, aber auch als Singularetantum gebraucht.

    Und die Bedeutung? Der Publizist Karl Hugo Pruys präzisierte 2012 in seiner Floskel-Analyse Perlen vor die Säue: »Damit bezeichnet man, zumeist mit verächtlichem Unterton, eine bunt zusammengewürfelte Volksmenge, eine Ansammlung von Pöbel und Gesindel, zumindest von Leuten, mit denen man eigentlich nichts zu tun haben möchte.«

    Hebräisch Pruys ergänzte, was der Volkskundler Lutz Röhrich im Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten (1994) erwähnte: dass die Namensgeber der Formel Opfer eines sprachhistorischen Irrtums geworden sind, da die Krether und Plether in biblischer Zeit durchaus respektierte Soldaten der Leibwache König Davids (2. Sam. 8,18) waren. Erst die nachfolgende Deutung der hebräischen Namen in der Wendung »kol-ha-krêtî ve-kol-ha-plêtî« als Bezeichnung verschiedener Stämme habe zu der Ansicht geführt, »Krethi und Plethi« stünde für ein Völkergemisch.

    Pruys weist auf die Erkenntnis hin, dass die Namen nicht die Herkunft, sondern die Funktion der Soldaten beleuchten. Die Krethi waren die Scharfrichter des Königs (1. Kön. 2,34: krêthi – ausrotten), die Plethi seine Eilboten (2. Chron. 30,6: plêthi – forteilen): »In dieser Funktion wurden sie natürlich im Volke gefürchtet und gemieden, und daraus entwickelte sich vermutlich die abschätzige Bedeutung, aus der die Redewendung von Plethi und Krethi entstand.«

    Die Krethi waren die Scharfrichter des Königs, die Plethi seine Eilboten.

    Während man im Französischen von »Pierre et Paul« und im Englischen von »Tom, Dick and Harry« redet, finden wir die auch im Norwegischen als »kreti og pleti« und im Schwedischen als »kreti och pleti« geläufige Zwillingsformel mehrfach in der Literatur. In Günther Grass’ Blechtrommel (1962) heißt es: »Da schimpfte der Fanfarenzugführer auf Krethi und Plethi.«

    Ein Erzähler in Martin Walsers Roman Halbzeit (1960) berichtet, wie er »und auch andere oft ein halbes oder ganzes Jahr mit einem Artikel nicht bloß von Pontius zu Pilatus, sondern auch noch zu Hinz und Kunz, Krethi und Plethi, den oberen und den unteren und den mittleren Zehntausend rennen«.

    Der Publizist und Mitbegründer der Wochenschrift »Kladderadatsch«, David Kalisch (1820–1872), Sohn eines liberalen jüdischen Pelzhändlers, schrieb mit Krethi und Plethi 1865 eine witzig-satirische Lokalposse aus dem Berliner Schustermilieu, in der sich die reaktionären gesellschaftspolitischen Verhältnisse des 19. Jahrhunderts widerspiegeln.

    Enkelkind Kurt Tucholsky (1890–1935) machte als Gesellschaftskritiker der Weimarer Republik die flexionslose Reimformel zum Titel eines satirischen Gedichts, das er als Theobald Tiger am 23. September 1918 im Berliner Tageblatt und später im Band Fromme Gesänge publizierte: »Vater Liebert hat eine Rede vom Stapel gelassen,/in der er sagte, der Reichstag täte ihm nicht mehr passen./Denn in diesen durchaus traurigen Verein/kämen ja sogar Krethi und Plethi hinein./Ich weiß nun nicht genau, wer Krethi und Plethi sind;/ vielleicht meint er damit meinen Vater oder dein Enkelkind./Aber das weiß ich: die Schlacht bei Warschau und in den Argonnen,/die haben Deutschlands Krethi und Plethi gewonnen./Vielleicht hat Vater Liebert in Hannover großen Applaus./Ihm hängt aber nicht nur der Reichstag zum Halse heraus./Da hängt auch ein hoher, preußischer, bunter Orden./Der ist ihm für viel Blut deutscher Krethis und Plethis verliehen worden./Und der eine Krethi ist Krüppel, und der andere Plethi ist krank./ Tausend blasse Lippen flüstern: Dank, Herr General! Dank!«

    2015 veröffentlichte Andre Sokolowski, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur des Online-Magazins »Kultura-Extra«, das Taschenbuch Krethi und Plethi – sein Untertitel: »Bruchstücke aus 49 Jahren DDR«.

    Hans und Franz, Krethi und Plethi, Hinz und Kunz
    https://lyricstranslate.com/en/idiom/hans-und-franz-krethi-und-plethi-hinz-und-kunz

    #langue #Allemand #bible #proverbe #histoire #guerre #poésie #cartographie #colonialisme #Zanzibar #nazis

  • The Radical Imagination of Mike Davis
    https://jacobin.com/2022/11/mike-davis-southern-california-capitalism-struggle

    When Mike Davis died last month, he was a celebrity, but hardly one drawn to his effervescent fame. City of Quartz, his surprise bestseller, won him an international audience in 1990. Davis later reported himself “utterly shocked” by the book’s success. Thereafter, he might have spent decades on the lecture circuit, but Davis plowed ahead, turning out one volume of Marxist-inflected social criticism after another, often contemplating an amazingly disparate set of apocalyptic challenges: climate change, world hunger, viral pandemics, and the rise of homegrown fascism.

    Je vous propose de lire l’extrait suivant de son introduction dans City of Quartz. On y découvre une comparaison statistique qui en dit long sur l’intensité de la violence à laquelle sont exposés les classes populaires du pays qui se réserve le droit exclusif de faire valoir ses intérêts manu militari .

    Homicide is still the largest single cause of death for children under eighteen in Los Angeles County. Years ago, I used the Sheriff Department’s ‘gang-related homicide’ data to estimate that some 10,000 young people had been killed in the L.A. area’s street wars, from the formation of the first Crips sets in 1973—4 until 1992. This, of course, is a fantastic, horrifying figure, almost three times the death toll of the so-called ‘Troubles’ in Northern Ireland over a roughly similar time span. It is even more harrowing when we consider that most of the homicides have been concentrated in a handful of police divisions. Add to the number of dead the injured and permanently disabled, as well as those incarcerated or on parole for gang-related violations, and you have a measure of how completely Los Angeles – its adult leaderships and elites – has betrayed several generations of its children.

    Cette brève mise en relation nous fait comprendre que ces films dits de suspence comme The Warriors et Assult on Precinct 13 constituent effectivement des reconstitutions dramaturgiques de la réalité vécue par nos amis étatsuniens.

    The Warriors
    https://en.m.wikipedia.org/wiki/The_Warriors_(film)

    Assault on Precinct 13
    https://en.m.wikipedia.org/wiki/Assault_on_Precinct_13_(1976_film)

    On trouve les oeuvres de Mike Davis chez notre vendeur préféré de livres anglais et dans les bibliothèques clandestines de l’internet. Cet auteur exceptionnel nous indique toujours le chemin vers une compréhension des conditions d’existence sous l’impérialisme

    https://en.m.wikipedia.org/wiki/Mike_Davis_(scholar)

    Books
    Nonfiction

    Prisoners of the American Dream: Politics and Economy in the History of the U.S. Working Class (1986, 1999, 2018)
    City of Quartz: Excavating the Future in Los Angeles (1990, 2006)
    Ecology of Fear: Los Angeles and the Imagination of Disaster (1998)
    Casino Zombies: True Stories From the Neon West (1999, German only)
    Magical Urbanism: Latinos Reinvent the U.S. Big City (2000)
    Late Victorian Holocausts: El Niño Famines and the Making of the Third World (2001)
    The Grit Beneath the Glitter: Tales from the Real Las Vegas, edited with Hal Rothman (2002)
    Dead Cities, And Other Tales (2003)
    Under the Perfect Sun: The San Diego Tourists Never See, with Jim Miller and Kelly Mayhew (2003)
    The Monster at Our Door: The Global Threat of Avian Flu (2005)
    Planet of Slums: Urban Involution and the Informal Working Class (2006)
    No One Is Illegal: Fighting Racism and State Violence on the U.S.-Mexico Border, with Justin Akers Chacon (2006)
    Buda’s Wagon: A Brief History of the Car Bomb (2007)
    In Praise of Barbarians: Essays against Empire (2007)
    Evil Paradises: Dreamworlds of Neoliberalism, edited with Daniel Bertrand Monk (2007)
    Be Realistic: Demand the Impossible (2012)
    Old Gods, New Enigmas: Marx’s Lost Theory (2018)
    Set the Night on Fire: L.A. in the Sixties, co-authored by Jon Wiener (2020)

    Fiction

    Land of the Lost Mammoths (2003)
    Pirates, Bats, and Dragons (2004)

    #USA #Los_Angeles #violence #jeunesse #marxisme #sciences #guerre

  • Tom Lehrer Songs – Songs and Lyrics by Tom Lehrer
    https://tomlehrersongs.com

    Tom Lehrer est un mathématicien et musicien qui aime faire cadeau de ses créations. Avec ce site il place dans le domaine public son oeuvre musicale et poétique.

    Voici un résultat de la libération de ses chansons : New Math
    https://www.youtube.com/watch?v=UIKGV2cTgqA

    Poisoning Pigeons in the Park
    https://tomlehrersongs.com/wp-content/uploads/2019/02/poisoning-pigeons-in-the-park-music.pdf
    https://tomlehrersongs.com/poisoning-pigeons-in-the-park

    Wernher Von Braun
    https://tomlehrersongs.com/wp-content/uploads/2019/02/wernher-von-braun-music.pdf
    https://tomlehrersongs.com/wernher-von-braun

    DISCLAIMER STATEMENT
    I, Tom Lehrer, and the Tom Lehrer Trust 2000, hereby grant the following permission:

    All the lyrics on this website, whether published or unpublished, copyrighted or uncopyrighted, may be downloaded and used in any manner whatsoever, without requiring any further permission from me or any payment to me or to anyone else.

    Some lyrics written by me to copyrighted music by others are included herein, but of course such music may not be used without permission of the copyright owners. (The translated songs may be found in their original languages on YouTube.)

    The music of all the songs on this website that were written by me may also be downloaded and used as described above.

    In other words, all the lyrics herein and all the music herein that was written by me should be treated as though they were in the public domain.
    In particular, permission is hereby granted to anyone to set any of these lyrics to their own music and publish or perform their versions or parodies or distortions of these lyrics without fear of legal action.

    (There is no legal way to unilaterally transfer a song into the public domain, so this disclaimer is intended as an end run around the copyright laws.)

    Note: This website will be shut down on December 31, 2024, so if you want to download anything, don’t wait too long.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Tom_Lehrer

    #musique #parodie #humour #cabaret #USA