• Im toten Wald der Worte
    https://literaturkritik.de/fuchshuber-rackets-toten-wald-worte-thorsten-fuchshuber-demaskiert-s

    Pouquoi je n’ai pas lu Fuchshuber.

    Von Jörg Auberg - Thorsten Fuchshuber demaskiert sich in seiner „Theorie der Bandenherrschaft“ als Sprachrohr der Herrschaft

    Im US-amerikanischen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff „Racket“ eine verschworene Interessengemeinschaft, die ihre Partikularziele auf Kosten der Allgemeinheit mit kriminellen Mitteln verfolgt. Bereits in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts hatte der Individualist John Dos Passos, der in Zeiten der industriellen und bürokratischen „Kollektivierung“ in Europa und der Sowjetunion das Ideal des vorindustriellen spanischen Anarchismus hochhielt, sich über den „Mittelklasse-Kommunismus“ der Literaten in der „Red Decade“ beklagt, der für ihn die Funktion eines Rackets einnahm. In den 1940er Jahren geriet das „labor racketeering“ der US-amerikanischen Gewerkschaften in die Kritik, wobei es in erster Linie um den Versuch von Gewerkschaftsfunktionären ging, Politik und Wirtschaft im Sinne ihrer Interessen zu steuern. In seinem Buch The New Men of Power (1948) beschrieb der Soziologe C. Wright Mills das „labor racket“ als politische Maschine, die über Geld, Schutz und Arbeitsstellen ihrer Klientel sowohl Aus- als auch Einkommen sicherte. In Mills’ Augen wurden „Arbeiterführer“ zunehmend zu „Räuberbaronen“, die den „Abenteuerkapitalismus“ nicht abschaffen wollten, sondern von ihm profitierten. In diesem „Verteilungsspiel“ hatte schließlich auch der Gangster die „kreative“ Rolle des Geschäftsmannes in den lokalen urbanen Industrien usurpiert. Diese Entwicklung bildete auch Dos Passos in seinen großen US-amerikanischen Panoramen – von der USA-Trilogie (1938) bis zu Midcentury (1961) und späteren Werken – ab. Das Idealbild war der individualistische Wanderarbeiter Mac, der zu den „Wobblies“ gehörte und irgendwann in den amerikanischen Landschaften verschwand. Während in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts die revolutionär-syndikalistisch gesinnte Gewerkschaft das Verhältnis zwischen Individuum und Organisation austarierte, übernahm in späteren Jahren immer mehr die Organisation die Herrschaft über den Einzelnen. Die „relative Freiheit“ des Wanderarbeiters verwandelte sich in die Einordnung des taxifahrenden Tagelöhners in die urbane Maschine, für den romantische Hobo- und Revolutionsgeschichten keinerlei Bedeutung mehr besitzen. Aus einer Gegenwelt entwickelte sich eine Parallelwelt: An die Stelle der Utopie der „Brüderlichkeit“ setzte sich eine Ordnung der Unterdrückung und Herrschaft.

    Auch in der Populärkultur der 1940er Jahre spiegelte sich die kritische Diskussion der Rackets wider, vor allem in gesellschaftskritischen Filmen der „Schwarzen Serie“, die unter dem Etikett „film gris“ (wie es Thom Andersen in seinem bahnbrechenden Essay „Red Hollywood“ beschrieb) geführt werden. In dem Boxerfilm Body and Soul (1947) porträtierten der Regisseur Robert Rossen und der Drehbuchautor Abraham Polonsky eine urbane Gesellschaft im Würgegriff von Korruption und Profitmaximierung. Die Rackets reduzieren die menschliche Existenz auf das blanke Spiel von Addition und Subtraktion und erwarten als Gegenleistung für das Überleben unter den gegebenen Verhältnissen die völlige Unterwerfung. Um den Rackets zu entgehen, muss der von John Garfield gespielte Protagonist Charley Daniels zum Äußersten bereit sein. „What are you going to do? Kill me?“, fragt er am Ende rhetorisch. „Everybody dies.“Im nachfolgenden Film Force of Evil (der auf Ira Wolferts Roman Tucker’s People beruhte) arbeitete Polonsky das Racket-Thema am Beispiel des Glücksspiels als „Autopsie des Kapitalismus“ heraus, wobei die kriminellen Machenschaften eher ein Bestandteil des räuberischen Charakters der ökonomischen Struktur denn eine individuelle Aberration darstellten. Am Ende war es kein Zufall, dass linke Intellektuelle und Künstler wie Polonsky, Rossen und Garfield, die im jüdischen Immigrantenmilieu New Yorks aufgewachsen waren, in der „McCarthy-Ära“ als „Un-Amerikaner“ gebrandmarkt wurden, wobei Antikommunismus und Antisemitismus ineinander spielten.

    Vor diesem Hintergrund entwickelten die emigrierten Sozialwissenschaftler und Philosophen der „Frankfurter Schule“ unter Leitung Max Horkheimers die Komponenten einer kritischen Theorie der Rackets, die später in der von Horkheimer und Theodor W. Adorno konzipierten Dialektik der Aufklärung (1947) aufgenommen wurden. Wie Thomas Wheatland in seiner Studie The Frankfurt School in Exile (2009) beschrieb, kamen die deutschen Intellektuellen, die an der New Yorker Columbia University Unterschlupf gefunden hatten, in Kontakt mit den New Yorker Intellektuellen, die sich um die Zeitschrift Partisan Review scharten. Zu Beginn der 1940er Jahre wurde dort und in anderen linken Publikationen der Komplex Faschismus, Stalinismus und „bürokratischer Kollektivismus“ diskutiert, wobei diese Diskussion in der englischsprachigen Ausgabe der Zeitschrift für Sozialforschung (die 1941 unter dem Titel Studies in Philosophy and Social Science erschien) vor allem hinsichtlich der trotzkistisch geprägten Theorien der „Managerrevolution“ von James Burnham und des „bürokrarischen Kollektivismus“ von Bruno Rizzi sehr kritisch aufgenommen wurde.

    Für Horkheimer war das „Racket“ die „Grundform der Herrschaft“, deren Theorie er in Entwürfen und kurzen Aufsätzen wie „Die Rackets und der Geist“ (1939-42) und „Zur Soziologie der Klassenverhältnisse“ (1943) entwickelte und an zentralen Stellen der Dialektik der Aufklärung anriss. „Die Gesellschaft ist eine von Desperaten und daher die Beute von Rackets“, heißt es im Kapitel über die Kulturindustrie. Während hier Rackets als partikularistische Interessenorganisationen aufgefasst werden, verliert der Begriff an anderen Stellen (wo beispielsweise vom „Sumpf der kleinen Rackets“ oder vom „Massenracket in der Natur“ die Rede ist) seine eindeutige Konnotation. Eine explizite „Theorie der Rackets“ arbeitete Horkheimer nie aus, obgleich er später in Gesprächsnotizen seines Freundes Friedrich Pollock, der „grauen Eminenz der Frankfurter Schule“ (wie ihn Philipp Lenhard in einer jüngst erschienen Biografie bezeichnet), solch eine noch einmal unter den veränderten Verhältnissen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges skizzierte: „Der Trend geht überall zu einer Vermehrung und Koordinierung der Rackets.“

    Dass Horkheimer diese „Theorie der Rackets“ nie konkret und dezidiert ausführte, lag vermutlich daran, dass maßgebliche Mitglieder des Instituts für Sozialforschung wie Franz Neumann, Otto Kirchheimer und Herbert Marcuse diesem Konzept sehr kritisch gegenüberstanden, und selbst Horkheimers Co-Autor Adorno schien dieses Modell – auch wenn er es in den 1940er Jahren in seinen „Reflexionen zur Klassentheorie“ übernahm – fragwürdig. „Wenn wirklich, wie eine zeitgenössische Theorie lehrt“, schrieb er in Minima Moralia, „die Gesellschaft eine von Rackets ist, dann ist deren treuestes Modell gerade das Gegenteil des Kollektivs, nämlich das Individuum als Monade.“ In dieser Einschätzung traf sich Adorno mit Polonsky.

    Wie Gunzelin Schmid Noerr – neben Alfred Schmidt einer beiden Herausgeber der Horkheimer-Schriften im Verlag S. Fischer – schrieb, war der Ausgangspunkt der Rackettheorie „eine Analyse der zeitgenössischen Gesellschaft als eines Konglomerats organisierter Gruppen unter der Leitung bürokratischer oder quasibürokratischer Eliten.“ In erster Linie geht es um die Durchsetzung von Partikularinteressen, Manipulation und Machterhaltung. Die Zwiespältigkeit der Theorie liegt in der „Überspannung“ der Verhältnisse, die vom ökonomischen Sektor in den politischen verschoben werden, wobei immer ein verschwörungstheoretischer Unterton mitschwingt. „Nach dem Bilde der manifesten Usurpation, die von den einträchtigen Führern und Arbeit heute verübt wird“, schrieb Adorno in seiner „linksradikalen“ Phase 1942, sei die Geschichte nun „die Geschichte von Bandenkämpfen, Gangs und Rackets“.

    Auf dieser Linie, obwohl sie die Rackettheorie auf kriminelle Milieus verengt, marschiert der im Milieu der „Antideutschen“ agierende Philosoph Thorsten Fuchshuber, dessen Dissertation unter dem Titel Rackets: Kritische Theorie der Bandenherrschaft veröffentlicht wurde. Dabei verspricht der Titel jedoch mehr, als das Buch einzuhalten vermag. Fuchshuber ist nicht mehr als der hagiografische Imitator der Thesen Horkheimers, auch wenn er sich als philosophisch gebildeter, situationistisch ausgebildeter Epigone im Zirkus der antideutschen Artisten präsentieren möchte. Bereits zu Anfang führt er sich als FlickFlack-Künstler in der Manege mit dem Hinweis ein, dass Horkheimer „diesen aus der amerikanischen Soziologie stammenden Ausdruck“ – RACKET – entwendet habe, „um ihn für eigene sozialphilosophische Überlegungen zu nutzen“. In folgenden Darbietungen lobt der Autor Elia Kazans Denunziationsdrama On the Waterfront als „cineastisches Denkmal“ oder ereifert sich über die „erpresserische Gewerkschaftspraxis“. Vor allem weiß er im Kopf Horkheimers herumzuspazieren: „Wie sich zeigen wird«, schwadroniert er, „sind […] viele der wesentlichen subjekttheoretischen Motive der Racket-Theorie schon um das Jahr 1938 im Denken von Horkheimer vereint.“

    Im Jargon einer imaginären Opposition zur herrschenden Gesellschaftstheorie bläht Fuchshuber seine Theorie der Bandenherrschaft in einer zum blanken, klopfartigen, ausdruckslosen Zeichensystem degradierten Sprache auf, die in einem Miasma von zweitausend Anmerkungen und Fußnoten auf dem akademischen Schafott verendet. „Die Rackets als gesellschaftliches Strukturprinzip fungieren als Organisationsformen aggressiver Partikularität innerhalb einer Totalität, in der tendenziell allein die Wertform als Vermittlungsinstanz bleibt, einer Gesellschaft also, die sich zunehmend als total vergesellschaftet erweist und begrifflich mit der philosophischen Vorstellung von absoluter Identität konvergiert.“

    Solche unfreiwilligen Parodien des akademischen Jargons durchziehen Fuchshubers Buch, der sich mit seiner „bestimmten Negation“ auf dem „Strahl der Erkenntnis“ wähnt. Die Rackets als Verkörperung des Bösen am Rande der Gesellschaft des Liberalismus wandern im postbürgerlichen Zeitalter ins Zentrum, um vollends die Macht zu übernehmen. Die „Instanzen des Rackets“ werden von „Agenturen des Kollektivs“ übernommen, die auf den Ruinen des beschädigten und schließlich eliminierten Subjekts die totale Herrschaft errichten. „Die Racket-Theorie ist die Theorie der nachbürgerlichen Gesellschaft“, dekretiert Fuchshuber, unter dessen starren Augen (als gehörten sie zu einer späten Inkarnation von Doktor T. J. Eckleburg) die Welt zu einer grauen Aschelandschaft der Rackets vom Iran über Russland bis zu zerstückelten Stammesterritorien marodierender „Warlords“ verschwimmt. Das ganze Projekt firmiert unter dem Begriff einer „kritischen Gesellschaftstheorie“, welche die Realität ihren ideologischen Vorgaben anpasst.

    In seinen Ausführungen folgt Fuchshuber dem antideutschen Stichwortgeber Wolfgang Pohrt, der in seinem Buch Brothers in Crime (1997) in selbstproklamierter Tradition der „Kritischen Theorie“ Auskunft über die „Herkunft von Gruppen, Cliquen, Banden, Rackets und Gangs“ erteilen wollte, wobei es jedoch in erster Linie um die Darlegung seiner im deutschen Provinzialismus einbetonierten Weltsicht ging. Eine kritische Analyse der realen Verhältnisse findet nicht statt. Überall sind Rackets am Werk; allenthalben ereignen sich Verschwörungen gegen den „kritischen Geist“, den allein die Illuminati in sich tragen. Bereits Hannah Arendt hatte in der Diskussion über Hans Magnus Enzensbergers Essayband Politik und Verbrechen (1964) insistiert, dass das fehlende Verständnis der Deutschen für angelsächsische Traditionen und die amerikanische Realität eine „alte Geschichte“ sei. Dieses Manko wirkt jedoch bis heute ins Milieu der „Antideutschen“, die sich wie die rechthaberischen Todeszwerge in William Burroughs’ Nova Express aufführen.

    „In der wahren Idee der Demokratie, die in den Massen ein verdrängtes, unterirdisches Dasein führt, ist die Ahnung einer vom Racket freien Gesellschaft nie ganz erloschen“, schrieb Horkheimer in seinem Text „Die Rackets und der Geist“. Diesen oppositionellen Geist findet man bei Fuchshuber nicht. Der akademische „Kritiker“ des Autoritarismus reflektiert den Zustand, den er zu kritisieren vorgibt, negativ – nicht zuletzt in seiner akademischen Zurichtung der Sprache, die ihn als Zuverlässigen in seinem autoritären Milieu ausweist. „Die erstarrte Sprache weist anklagend gen Himmel wie nackte Baumstümpfe auf verlassenen Schlachtfeldern“, notierte Horkheimer. „Sie denunziert die Welt der Rackets, der sie dienen muß.“ In diesem „toten Wald der Worte“ ist Fuchshuber heimisch.

    #racket #théorie_critique #Horkheimer #Adorno

  • Die Politik der Rackets - Zur Praxis der herrschenden Klassen
    https://www.dampfboot-verlag.de/shop/artikel/die-politik-der-rackets

    Kai Lindemann, ISBN : 978-3-89691-067-7, 155 Seiten, Preis : 16,00 € Erschienen : 2021

    Daniel Bratanovic, Wir sind hier nicht in Chicago, Max
    https://www.ca-ira.net/verlag/rezensionen/daniel-bratanovic-wir-sind-hier-nicht-in-chicago-max

    Bandenherrschaft. Über Brauchbarkeit und Grenzen der Fragment gebliebenen Racket-Theorie Horkheimers

    Die Rackets und die Souveränität
    https://antideutsch.org/2018/10/19/die-rackets-und-die-souveraenitaet/?amp=1

    2018, Vortrag und Diskussion mit Thorsten Fuchshuber und Gerhard Scheit an der Universität Göttingen

    Verwaltete Welt
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Verwaltete_Welt

    von Theodor W. Adorno 1950 geprägter Begriff der Kritischen Theorie, das die Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg beschreibt

    Der Begriff verwaltete Welt wird auf Theodor W. Adorno zurückgeführt. Er benutzte ihn unter anderem im Untertitel Musik in der verwalteten Welt seines Werks Dissonanzen (Erstausgabe 1956).[1][2] Adorno gebrauchte den Begriff als eine synonyme Bezeichnung für die spätkapitalistische, genauer: nachliberale und nachfaschistische Gesellschaft, in der die „Allherrschaft des Tauschprinzips“ von der „Allherrschaft des Organisationsprinzips“ überlagert werde.[3] Karl Korn hat ihn dann wenige Jahre später für den Buchtitel seiner kritischen Sprachanalysen – Sprache in der verwalteten Welt (Erstausgabe 1959) – aufgegriffen.

    Grundform der Herrschaft
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1169915.kritische-theorie-der-rackets-grundform-der-herrschaft.html

    In kriselnden Staaten tritt die Gewalt hervor, aus der diese entstanden sind. »Rackets« machen daraus ein Geschäftsmodell, erklärt Thorsten Fuchshuber

    Interview: Peter Nowak 06.01.2023

    Überall Rackets
    https://taz.de/Ueberall-Rackets/!5628167

    5.10.2019 - Max Horkheimer wollte mit dem Racket-Begriff einst Herrschaft analysieren. Thorsten Fuchshuber versucht den Ansatz zu systematisieren

    Thorsten Fuchshuber: „Rackets. Kritische Theorie der Bandenherrschaft“, Ca Ira Verlag, Freiburg 2019, 674 Seiten, 29 Euro

    Von Jakob Hayner

    Racket (Herrschaftskritik), Begriff der Kritischen Theorie
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Racket_(Herrschaftskritik)

    Geld regiert die Welt
    https://www.ipg-journal.de/rubriken/demokratie-und-gesellschaft/artikel/geld-regiert-die-welt-5664

    20.01.2022 | Kai Lindemann
    Skandale wie der Cum-Ex-Betrug sind keine Einzelfälle. Hinter ihnen verbirgt sich eine strukturelle Bedrohung durch privilegierte Beutegemeinschaften.

    #impérialisme #criminalité #racket #Horkheimer #Adorno #Uber #internet #Taxi #mondialisation

  • Eléments d’une critique de Heidegger . Textes et extraits réunis par Alexander Neumann.
    Walter Benjamin et Theodor W. Adorno
    http://journals.openedition.org/variations/2219

    1 Dès 1930, Walter Benjamin a l’intention de désintégrer Heidegger, sans se douter encore que le philosophe allait voter pour Hitler dès l’année suivante avant d’adhérer au parti nazi de 1933 à 1945 :

    Nous avons mis en place un projet consistant à désintégrer Heidegger (den Heidegger zu zertrümmern) à travers un cercle de lecture bien délimité qui devait être dirigé par Brecht et moi même au cours de l’été (1930). Malheureusement, Brecht, qui est assez mal en point, va partir en voyage prochainement, et je ne peux pas prendre en charge le projet tout seul.

    2 W. Benjamin, lettre à Gersholm Scholem (1930), in Briefe, Suhrkamp, 1993, p.512, nous traduisons.

    3 Dans les matériaux pour le Livre des passages, réunis pendant l’exil parisien de Benjamin, la perspective critique est ainsi nommée :

    Ce qui distingue les images des « essences » de la phénoménologie, c’est leur marque historique. (Heidegger cherche en vain à sauver l’histoire pour la phénoménologie, abstraitement avec la notion d’"historialité").1

    4 Il poursuit :

    La marque historique des images n’indique pas seulement qu’elles appartiennent à une époque déterminée, elle indique surtout qu’elles ne parviennent à la lisibilité qu’à une époque déterminée. Et le fait de parvenir « à la lisibilité » représente certes un point critique déterminé dans le moment qui les anime. Chaque présent est déterminé par les images qui sont synchrones avec lui (...). Avec lui, la vérité est chargée de temps jusqu’à en exploser. (...) Il ne faut pas dire que le passé éclaire le présent ou le présent éclaire le passé. Une image, au contraire est ce en quoi le l’Autrefois rencontre le Maintenant dans un éclair pour former une constellation. En d’autres termes : l’image est dialectique à l’arrêt.

    5 Benjamin conclut :

    Seules les images dialectiques sont des images véritablement historiques, c’est à dire non-archaïques. L’image qui est lue (...) porte au plus haut degré la marque du moment critique, périlleux, qui est au fon de toute lecture."

    6 Plus loin, cette question :

    Le réveil serait-il la synthèse de la thèse de la conscience du rêve et de l’antithèse de la conscience éveillée ?

    7 W. Benjamin, Paris Capitale du 19ème siècle / Le livre des passages, Les éditions du Cerf, 1989, p.479.

    8 Adorno salue cette approche :

    En lieu et place de la philosophie transcendantale, une philosophie de l’expression, grâce à l’intervention de Benjamin à l’encontre de toute définition classificatoire des concepts. Sa proposition devance à bien des égards la philosophie du discours de Heidegger ; mais au fond les deux sont irréconciliables. Selon Benjamin, la recherche de la vérité envisage un noyau historique, qui réfute le concept même d’un être pur ontologiquement.

    9 Th. W. Adorno, 1965, Vermischte Schriften, I, Suhrkamp, p.181 (nous traduisons).

    10 La notice des éditions Suhrkamp, dédiée à la publication des cours francfortois d’Adorno qui servent d’espace d’élaboration à sa critique livresque de Heidegger, constate l’affinité entre les approches de Benjamin et Adorno :

    Le cours d’Adorno de 1960/61 tient lieu d’un livre sur Heidegger qu’Adorno n’a pas écrit et n’a pas voulu écrire. Il s’agit cependant de l’exécution tardive d’un projet que Walter Benjamin avait envisagé dès les années 1930, sans le faire aboutir : « désintégrer Heidegger » (den Heidegger zertrümmern). Adorno n’avait pas besoin d’être rappelé à ce plan de son ami ; comme lui il avait réagi en refusant l’ontologie fondamentale, bien avant le redoutable discours du rectorat de Heidegger (de 1934, ndlr).

    11 Adorno, Ontologie und Dialektik, Suhrkamp,2008.

    12En cours, Adorno dit :

    Mesdames et Messieurs, lors de la dernière séance, j’avais commencé à vous exposer la structure de l’ontologie fondamentale, dont toute la méthode ne sert qu’à fournir l’occasion à sa critique qu’il s’agit de lui opposer.

    13 Adorno, Ontologie und Dialektik (1960/61), Suhrkamp, 2008, p.124 (nous traduisons).

    14 La Dialectique négative, qui s’élabore dans ces cours, débute par ce constat :

    En Allemagne, les ontologies, particulièrement celle de Heidegger, continuent d’agir sans qu’effrayent les traces du passé politique. Tacitement, l’ontologie est comprise comme une disposition prête à sanctionner un ordre hétéronome dispensé à se justifier devant la conscience. Le fait qu’en haut lieu, de telles explications soient démenties comme méprise, glissement dans l’ontique, manque de radicalité de la question, a pour seul résultat de renforcer la majesté de l’appel : moins on peut la fixer en des contenus déterminés qui permettent à l’entendement indiscret d’accrocher, et plus l’ontologie parait fascinante. L’insaisissable devient l’inattaquable. Qui refuse de faire partie des suiveurs est un suspect, spirituellement sans pays natal

    15 Adorno, Le besoin ontologique in Dialectique négative (1966), Payot poche, 2003, p.79.

    16 Adorno précise que La dialectique négative comprend, intellectuellement, un autre livre qui entend désintégrer Heidegger, Le Jargon de l’authenticité. C’est la raison qui justifie que les deux textes soient publiés en un seul volume dans les écrits d’Adorno, chez Suhrkamp.

    L’auteur a conçu le Jargon de l’authenticité comme une partie de la Dialectique négative. S’il l’en a écarté, ce n’est pas seulement parce que son étendue était disproportionné au reste de l’ouvrage. Les éléments de physiognomie et de sociologie de la langue ne s’intégraient plus très bien au plan du livre. L’opposition à la division intellectuelle du travail veut qu’on la réfléchisse au lieu de l’ignorer. Le Jargon est bien philosophique dans son intention et dans sa thématique.

    17 Notice de l’auteur, in Jargon de l’authenticité (1964), Payot poche, 2009, p.41.

    18 Ici Adorno pénètre le jargon heideggérien, et ses implications idéologiques.

    Le paragraphe 50 de Etre et temps qui s’intitulé, sans que les caractère d’imprimerie en rougissent : ’Pré-esquisse de la structure ontologico-existentiale de la mort’, contient cette phrase : Beaucoup de choses peuvent néanmoins précéder le Dasein comme être-au-monde (en français dans le texte)". On a, un jour, attribué à un aphoristicien de bistro francfortois cette parole : « Celui qui regarde par la fenêtre se rend compte de beaucoup de choses. » C’est à ce niveau que Heidegger esquisse sa conception de l’authenticité, en tant qu’être-pour-la-mort.

    19 Adorno, Jargon de l’authenticité, Payot 2009, p.165

    20 Dans ce jargon, la mort n’intervient ici qu’en tant que discours abstrait, car Adorno précise :

    La réflexion sur la mort est dénigrée de façon anti-intellectualiste, au nom de quelque chose qui est présumée plus profond, et remplacée par « l’endurance », dans un geste de silence intérieur. (...) « Le sacrifice nous rendra libres », écrivit en 1938 un fonctionnaire national-socialiste, (...). Heidegger rejoint cette parole.

    #Heidegger #philososphie #Walter_Benjamin #Adorno

  • Misère du philologisme (la méthode à Martin), Le Moine Bleu
    http://lemoinebleu.blogspot.com/2021/04/misere-du-philologisme-la-methode-martin.html

    « Bien que Heidegger ait parfaitement perçu le moment rationaliste, éclairé chez Aristote, il cherche, dans des proportions qu’on a du mal à se représenter, à le rendre présentable. Avant de passer à Aristote, je crois qu’il me faut encore vous dire quelques mots critiques à propos de cette lecture. J’aimerais le faire, même si en procédant ainsi je m’engage dans une interprétation très précise, parce que je crois que ce genre de choses se révèle mieux dans les détails concrets qu’au niveau des propositions générales. Il s’agit donc ici d’une interprétation de la première phrase de la Métaphysique d’Aristote. Je ne m’intéresse qu’à cette phrase. Je vais l’écrire en grec au tableau. Je suis bien conscient que beaucoup d’entre vous ne connaissent pas le grec, mais il n’y a pas d’autres façons de procéder. Je vais vous expliquer tout ce que vous avez besoin de savoir pour la comprendre. Cette phrase est la suivante :
    Πάντες ἄνθρωποι τοῦ εἰδέναι ὀρέγονται φύσει ( Métaphysique Α1, 980a21).
    D’après les traductions courantes, cela signifie : "Tous les hommes désirent par nature savoir." Dans la traduction la plus récente, il est écrit : "Tous les hommes s’efforcent naturellement avec ardeur de savoir". Cette phrase est citée dans Être et Temps de Heidegger de la façon suivante (retenez bien, s’il vous plaît, la traduction courante : Tous les hommes désirent par nature et avec ardeur savoir). Heidegger dit - avec précaution, puisqu’il ne présente pas cette phrase comme une citation : "Le traité qui se trouve en tête du recueil qu’Aristote a consacré à l’ontologie commence par la phrase : Πάντες ἄνθρωποι τοῦ εἰδέναι ὀρέγονται φύσει. Dans l’être de l’homme réside essentiellement le souci de voir" (traduction française : E. Martineau, Authentica, 1985). Je n’ai pas l’intention de ridiculiser cette traduction à cause de sa préciosité, car donner à un texte étranger un côté affecté et étrange peut aussi avoir une fonction très salutaire. En procédant ainsi, Heidegger oppose une résistance au style brillant dans lequel on restitue les textes grecs dans notre langue moderne, car il existe bien une telle tradition entre l’Antiquité et nous. Mais son interprétation ne produit pas un effet de distanciation salutaire : elle se contente de passer à côté du texte. Quand il dit, par exemple, "dans l’être de l’homme", il met l’homme au singulier et suppose ce faisant une priorité de l’essence de l’homme, c’est-à-dire une sorte d’ontologie anthropologique, dont il est question thématiquement [sous-entendu : à titre de thème seulement, de thème non-développé conceptuellement-note du MB] pour la première fois chez Aristote. Aristote ne dit jamais "l’homme" ou "l’être-là" ou "l’existence". Il dit "tous les hommes", "les hommes" et non "l’homme isolé". Ensuite, "εἰδέναι" signifie tout simplement "savoir" et "ἄνθρωποι τοῦ εἰδέναι ὀρέγονται" , "les hommes désirent savoir". Maintenant, il est juste, comme j’ai eu l’occasion de vous l’indiquer, que cet "εἰδέναι" contient la racine -ιδ qui figure aussi dans ιδεα et caractérise cette relation sensible qu’est la vue. Mais dans son interprétation, Heidegger refuse de tenir compte de l’histoire d’une langue qui, partie des représentations sensibles et pleines associées à l’origine aux mots, les a peu à peu conceptuellement sublimées. Il en est allé de la langue grecque comme de la nôtre. Il ne peut y avoir aucun doute : au degré d’évolution où était parvenue la langue à l’époque d’Aristote, "εἰδέναι" voulait déjà dire "savoir" au sens d’une conscience émancipée de la présence sensible. Mais puisque, dans un geste destiné à le rendre présentable, on suppose constituée chez lui une ontologie qui ne s’y trouve qu’à titre de thème, l’être ou les essences ― peu importe le nom qu’on leur donne ― doivent être physiquement présents devant les yeux de la conscience comme une chose existant en soi. Voilà pourquoi Heidegger retraduit cet "εἰδέναι" par sa racine, une racine faisant référence à la présence sensible, alors que, au degré d’évolution où était arrivée la langue à l’époque d’Aristote, "εἰδέναι" avait déjà complètement perdu cette signification.

    #philosophie #ontologie #Martin_Heidegger #Adorno

    • c’est chelou parce que personne ne peut piffrer Hilgeugeu mais tout le monde s’en sert. L’utilisation du mot « dispositif » par exemple. Le pire dans le genre ça doit Foucault non ?

      Marcel Détienne dans « les grecs et nous » p.103 :

      Il faut rappeler pourquoi le champ entier du politique reste absent des analyses de Heidegger et de ses émules en « dépassement de la métaphysique ». Il y a va d’une étymologie, celle de polis. Un beau jour de séminaire, Heidegger a dit et puis écrit que le mot polis vient de polein , « une forme ancienne du verbe être ». Etymologie entièrement gratuite : polis n’a pas de « vrai sens » plausible et vérifiable. Ces informations scolaire n’avaient pas lieu de retarder l’envol de la pensée : la cité, la polis , fondée sur le verbe « être » soi-même, désigne d’évidence le lieu du dévoilement total de l’Etre. Elle ne peut donc rien avoir de commun avec « le politique » au sens trivial de to politikon en grec ou en quoi que ce soit. Exit le politique.

  • Valeur-dissociation, sexe et crise du capitalisme : Interview de Roswitha Scholz par Clara Navarro Ruiz
    http://www.palim-psao.fr/2019/12/valeur-dissociation-sexe-et-crise-du-capitalisme-interview-de-roswitha-sc

    Alors que vient de paraître aux éditions Crise & Critique l’ouvrage de Roswitha Scholz, Le Sexe du capitalisme. « Masculinité » et « féminité » comme piliers du patriarcat producteur de marchandises, nous faisons paraître ci-dessous une traduction inédite par Sarah d’un entretien de l’auteure avec la philosophe et féministe espagnole Clara Navarro Ruiz.

    #Roswitha_Scholz #critique_de_la_valeur #wertkritik #valeur-dissociation #féminisme #philosophie #théorie_critique #Adorno

  • Günther Anders
    Entretien avec Fritz J. Raddatz (1985)

    https://lavoiedujaguar.net/Gunther-Anders-Entretien-avec-Fritz-J-Raddatz-1985

    F.J. Raddatz : Je vois dans l’ensemble de votre travail une contradiction très complexe ; cette contradiction se présente à moi en trois éléments, à vrai dire difficilement conciliables. D’une part vous dites : « Quoi que nous fassions, c’est toujours plus ou moins en vain. » D’autre part l’ensemble de vos travaux ne fait que présenter le contraire, qui est de lutter contre ce « en vain », changer tout de même quelque chose, créer une conscience, au moins combattre l’analphabétisme mental, moral aussi. Mais, j’en viens au troisième point, vous dites quelque part que l’être humain est, c’est votre expression, « contingent ». Comment prétendez-vous relier ces trois éléments très contradictoires ?

    G. Anders : Non, je ne dirais pas qu’il y a là des contradictions ; ce sont tout au plus des contradictions apparentes. S’il m’arrive très souvent d’affirmer, de façon exagérée, que rien ne sert à rien, c’est en fait pour des raisons tactiques, à savoir pour m’opposer à ces hommes politiques et à ces journalistes du happy end, qui ne craignent pas de faire dans l’optimisme. Le mot « espérance », à travers Ernst Bloch, a malheureusement pris un caractère de solennité — pour tout le monde, même pour le plus réactionnaire des hommes politiques. Naturellement, de cet épais volume du Principe Espérance, ils n’ont lu que le titre. Au demeurant, l’espérance n’est absolument pas un principe, mais une émotion justifiée. Si je suis — pour utiliser cette expression triviale — très « pessimiste », c’est pour lutter contre cet optimisme rayonnant, que l’on rencontre même chez ceux qui sont au courant de la situation nucléaire. Au fond, ce que je prêche — mais je sais que par là j’en demande beaucoup à la moyenne des gens, peut-être beaucoup trop — c’est, dans la pratique, de faire des efforts comme s’ils ne savaient pas combien nos chances sont minimes. (...)

    #Anders #philosophie #espérance #Ernst_Bloch #culpabilité #morale #Husserl #Heidegger #Adorno #Horkheimer #Walter_Benjamin #Marcuse #Brecht #Marx #décalage #machine #engagement #Auschwitz #Hiroshima #Beckett

  • NachDenkSeiten – Die kritische Website > Flaschenposten – Zum 50. Todestag von Theodor W. Adorno
    https://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=53939

    Faschismus und Kapitalismus

    Zu den Leidenserfahrungen Adornos gehört das, wovon in jenem nun erschienenen Bändchen „Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“ die Rede ist. Die hier verschriftlichte Rede aus dem Jahr 1967 kreist um die Erkenntnis, dass der damals aktuelle Rechtsradikalismus nicht so sehr das Produkt von fortexistierenden alten faschistischen Kadern war, sondern sich in erster Linie dem Umstand verdankte, dass die gesellschaftlichen Voraussetzungen des Faschismus fortbestanden. Er greift eine These aus einem anderen Vortrag auf, den er unter dem Titel Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit 1959 gehalten hatte. Dort sagte er: „Ich betrachte das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie als potentiell bedrohlicher denn das Nachleben faschistischer Tendenzen gegen die Demokratie.“ In Wien präzisierte er, was er damit meinte. Er dachte an die nach wie vor herrschende Konzentrationstendenz des Kapitals. Diese bedeute die Möglichkeit der permanenten Deklassierung von Schichten, die ihrem subjektiven Klassenbewusstsein nach durchaus bürgerlich waren, die ihre Privilegien, ihren sozialen Status festhalten möchten. Diese verschieben die Schuld an ihrer potentiellen Deklassierung nicht etwa auf die gesellschaftlich-ökonomische Apparatur, die das bewirkt, sondern auf Ersatzobjekte, die man ihnen zurechtrückt. Damals wie heute lautet der Kurzschluss: „Die Fremden nehmen uns Deutschen die Arbeitsplätze fort.” Eindringlich beschwört Adorno das mit der Konzentrationstendenz verbundene „Gespenst der technologischen Arbeitslosigkeit“. Das, was man Digitalisierung nennt, wird mit einem gigantischen „Arbeiterlegen“ (Helmut Reinicke) einhergehen. Roboter und Algorithmen werden Millionen von Menschen die Arbeit rauben und sie anfällig machen für rechtsradikale Propaganda und Pseudoerklärungen. Die Angst, aus der Welt herauszufallen, befällt laut Adorno auch jene, die noch Arbeit haben. Auch diejenigen, die noch im Produktionsprozess drinstehen, fühlen sich bereits potentiell überflüssig, empfinden sich als zukünftige Arbeitslose. Wie sollen Menschen ihr Selbstwertgefühl aufrechterhalten, wenn sie ihre Arbeit eingebüßt haben, aus der sie es bisher bezogen?

    Adorno lieferte noch ein weiteres Argument: Das Erstarken des Rechtsradikalismus sei auch Ausdruck dessen, dass sich die Demokratie dem gesellschaftlich-ökonomischen Inhalt nach bis heute nirgends wirklich und ganz konkretisiert hat, sondern formal geblieben ist. „Und die faschistischen Bewegungen könnte man in diesem Sinn als die Wundmale, als die Narben einer Demokratie bezeichnen, die ihrem eigenen Begriff eben doch bis heute noch nicht voll gerecht wird.“ Daran hat sich bis heute nichts geändert. Letztlich geht es um das spannungsvolle und widersprüchliche Verhältnis von Kapitalismus und Demokratie. Dieser droht jene aufzuzehren und bei Bedarf im Namen des Profits zu opfern. Vollendete und gelebte Demokratie würde eine Überwindung des Kapitalismus voraussetzen.

    Hatte Max Horkheimer am Vorabend des Zweiten Weltkrieges den Zusammenhang von Kapitalismus und Faschismus auf die drastische und einprägsame Formulierung gebracht: „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“, drückte sich Adorno nun sehr viel vorsichtiger aus. Um diese Zurückhaltung verstehen zu können, muss man sich zum einen die Situation im amerikanischen Exil vor Augen halten, wo der Horkheimer-Kreis ständig unter argwöhnischer Beobachtung der Behörden stand, und zum anderen das geistige Klima vergegenwärtigen, in dem die nach Deutschland zurückgekehrte Kritische Theorie existieren musste. Beides lehrte Adorno die Überlebenstechnik der sprachlichen Camouflage. Der Adorno-Schüler Alfred Schmidt charakterisiert die Atmosphäre wie folgt: Marx war in Westdeutschland weitgehend tabuisiert und durfte nur hinter vorgehaltener Hand genannt werden. „Das war ein merkwürdiges Klima, das führte so weit, dass Plessner an Adorno eine witzige Karte aus Trier schickte: ‚Beste Grüße aus der Geburtsstadt Hegels.‘ Das heißt, man hat sich hinter einem gewissen Hegelianismus verschanzt, meinte aber in Wahrheit etwas anderes; die Zeitläufte waren dem aber derart ungünstig, dass sich diese äsopische Sprache eben empfahl. Das geistige Klima jener Zeit war angesichts des massiven Drucks von außen derart vergiftet, dass jeder, der Marx auch nur positiv erwähnte, riskieren musste, als Stalinist abgetan zu werden. Daher wohl die äußerste Zurückhaltung, die sich die Vertreter der Kritischen Theorie in dieser Frage auferlegten.“

    #philosophie #Adorno #fascisme #auf_deutsch

  • Actuellement la première place sur la liste des ouvrage pratiques les plus vendus en Allemagne est occupée par un discours de Theodor W. Adorno le 6 avril 1967

    Adorno : Aspekte des neuen Rechtsradikalismus (1:12:08) : Internet Archive
    https://archive.org/details/AdornoAspekteDesNeuenRechtsradikalismus11208

    Sur youtube la censure automatique nous protège des idées critiques du philosophe.

    Adorno : Aspekte des neuen Rechtsradikalismus - YouTube
    https://www.youtube.com/watch?v=ECQOctFuw50

    Dieses Video ist aufgrund einer Beschwerde wegen Urheberrechtsverletzung durch Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur nicht mehr verfügbar.

    Adorno für Eilige | FIPU
    https://forschungsgruppefipu.wordpress.com/2019/08/13/adorno-fuer-eilige

    Bernhard Weidinger
    Der Suhrkamp-Verlag hat jüngst einen bislang nur auf Tonträger vorgelegenen Adorno-Vortrag aus 1967 veröffentlicht. Er enthält wenig, das Adorno nicht anderswo schon gesagt oder geschrieben hätte. Zitabel ist er trotzdem.

    Sie kennen das: Sie sitzen an der Proseminararbeit aus Politikwissenschaft, dem kulturkritischen Essay für die Wochenendbeilage oder dem längst überfälligen Eintrag für ihren antifaschistischen Blog, oder befinden sich auf einer Studierendenparty in einem angeregten Gespräch über die triste Lage der Welt. Plötzlich dämmert Ihnen siedendheiß, dass sie schon seit 3000 Zeichen oder 15 Minuten kein Adorno-Zitat mehr gedroppt haben – und die drei oder vier, die Sie kennen, erscheinen Ihnen so ausgelutscht, dass sie nur mehr Augenrollen zu ernten geeignet sind anstelle des eigentlich angestrebten, anerkennenden Kopfnickens.

    Hier schafft der Suhrkamp-Verlag nun Abhilfe: „Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“ lautet der Titel der von Adorno 1967 im Neuen Institutsgebäude in Wien (also jenem Ort, an dem manche von Ihnen Ihre Proseminararbeiten einzureichen pflegen) abgestatteten Wortspende. Es handelt sich dabei gleichzeitig um einen Vorabdruck aus einem im Herbst erscheinenden Sammelband von Adorno-Vorträgen. Das Bändchen hat gleich mehrere Vorteile: es ist angesichts seines dünnen Umfangs in Windeseile gelesen, für Adorno-Verhältnisse – dem gesprochenen Wort sei Dank – locker-flockig formuliert und bietet vom Großmeister der Kritischen Theorie anderswo schon entwickelte Gedanken in teils neuer (im Sinne von: so noch nicht gelesener) Formulierung. Der perfekte Fundus also, um mit wenig Aufwand das Arsenal an Adornismen aufzufrischen. Für jene, die selbst diesen Aufwand scheuen, ist die nachfolgende, sanft kommentierte Auswahl gedacht, bei welcher besonderer Wert auf hohe Alltagstauglichkeit gelegt wurde.

    Wenn Sie in einer Buzzword-Bingo-Session gefangen sind und jemand „Digitalisierung“ sagt (was fraglos passieren wird), so replizieren Sie:

    „Die Technologie mag neu sein, der Prozess samt seiner gesellschaftlichen und sozialpsychologischen Implikationen ist es nicht. Hat doch Adorno schon 1967 ‚das Gespenst der technologischen Arbeitslosigkeit‘ benannt, das damals bereits unter dem Schlagwort der ‚Automatisierung‘ umging. Die Konsequenz ist diesselbe, nämlich dass ‚die Menschen, die im Produktionsprozeß drinstehen, sich bereits als potentiell überflüssig […], sich als potentielle Arbeitslose eigentlich fühlen.‘” (Adorno 2019, S. 11f.; kursive Textstellen unter einfachen Anführungszeichen markieren Zitate aus Adornos Vortrag)

    _Wenn jemand Unverständnis darüber äußert, dass ausgerechnet in einer globalisierten Welt und der fortgeschrittenen europäischen Integration der Nationalismus wieder seine hässliche Fratze reckt – das sei doch paradox! , so reagieren sie souverän:

    „Tatsächlich hat ‚der neue Nationalismus oder Rechtsradikalismus […] angesichts der Gruppierung der Welt heute […] etwas Fiktives. Es glaubt eigentlich niemand mehr so ganz daran. Die einzelne Nation ist in ihrer Bewegungsfreiheit […] außerordentlich beschränkt.‘ Die nationalistische Reaktion muss nicht wunder nehmen, ist es doch ’sehr oft so, daß Überzeugungen und Ideologien gerade dann, wenn sie eigentlich durch die objektive Situation nicht mehr recht substantiell sind, ihr Dämonisches, ihr wahrhaft Zerstörerisches annehmen.‘ (S. 13) ‚Ähnliches dürfte es mit dem, wenn ich es so nennen darf, „pathischen“ Nationalismus heute auch auf sich haben.‘ (S. 14)

    Wenn Ihnen jemand einreden will, Rechtsextremismus sei eben eine „pathologische Normalität“ liberaler Demokratien und vielmehr Beleg für deren Funktionieren als für das Gegenteil, so kontern Sie ebenso respektvoll wie treffsicher:

    „Der empirische Gehalt Ihrer Aussage ist zu bejahen – doch gleichzeitig, bei aller Wertschätzung, steckt doch ‚darin so ein gewisses quietistisch bürgerlich Tröstendes, wenn man sich das so vorsagt.‘ Ja, das von Ihnen benannte Phänomen existiert allenthalben – ‚aber doch nur als Ausdruck dessen, daß dem Inhalt nach, dem gesellschaftlich-ökonomischen Inhalt nach, die Demokratie eben bis heute nirgends wirklich und ganz sich konkretisiert hat, sondern formal geblieben ist. Und die faschistischen Bewegungen konnte man in diesem Sinn als die Wundmale, als die Narben einer Demokratie bezeichnen, die ihrem eigenen Begriff eben doch bis heute noch nicht voll gerecht wird.‘” (S. 17f.)

    Wenn eine Erörterung des Katastrophischen als Merkmal rechter bis rechtsextremer Diskurse sich bereits erschöpft zu haben scheint, sind Sie noch lange nicht fertig:

    „Dass Rechte ständig den Untergang von allem beschwören, das wahr, gut und schön ist, und sich gleichzeitig als jene inszenieren, die allein im Stande wären, eben diese Entwicklung aufzuhalten, ist trivial. Der entscheidende Punkt ist doch, dass sie ‚in gewisser Weise die Katastrophe wollen, daß sie von Weltuntergangsphantasien sich nähren‘. (S. 19f.) Psychoanalytisch gesprochen, appellieren sie ‚an den unbewußten Wunsch nach Unheil, nach Katastrophe‘. Und weil ich den Widerspruch schon aus Ihren, von Ressentiment gegen die Psychoanalyse triefenden Augen ablesen kann: ja, dieser Wunsch hat, neben der psychologischen Komponente, auch eine ‚objektive Basis‘. Denn ‚[w]er nichts vor sich sieht und wer die Veränderung der gesellschaftlichen Basis nicht will, […] der will aus seiner eigenen sozialen Situation heraus den Untergang, nur eben dann nicht den Untergang der eigenen Gruppe, sondern wenn möglich den Untergang des Ganzen.‘” (S. 20)

    Wenn jemand wieder einmal mit der „Erkenntnis“ langweilt, dass man eines der FPÖ schon lassen müsse: in ihrer Nutzung der neuen sozialen Medien sei sie allen anderen weit voraus, bringen Sie mit nachfolgendem Zitat etwas gesellschaftstheoretischen Tiefgang in die Runde:

    „Tatsächlich beruht der Erfolg der Freiheitlichen nicht zuletzt auf einer ‚außerordentliche[n] Perfektion der Mittel, nämlich in erster Linie der propagandistischen Mittel in einem weitesten Sinn‘ – freilich ‚kombiniert mit Blindheit, ja Abstrusität der Zwecke, die dabei verfolgt werden.‘ Und ebenjene Gleichzeitigkeit atmet letztlich den Geist der ‚zivilisatorischen Gesamttendenz, die ja überhaupt auf eine solche Perfektion der Techniken und Mittel hinausläuft, während der gesamtgesellschaftliche Zweck dabei eigentlich unter den Tisch fällt.‘” (S. 23)

    Wenn Ihnen jemand eine Petition zuleitet, die gegen den rassistischen Normalzustand und seine ExekutorInnen in Regierungsverantwortung mehr „Menschlichkeit“ in Stellung bringen will (oder Sie auf den Donnerstagsdemos gegen Schwarz-Blau III ab Jänner 2020 entsprechender Schilder ansichtig werden), geben Sie mit Adorno die Spielverderberin:

    „‘Man soll nicht in erster Linie mit ethischen Appellen, mit Appellen an die Humanität operieren, denn das Wort ‚Humanität‘ selber und alles, was damit zusammenhängt, bringt ja die Menschen, um die es sich handelt, zum Weißglühen, wirkt wie Angst und Schwäche, etwa ähnlich so, wie in bestimmten Vorgängen, die mir bekannt sind, die Erwähnung von Auschwitz zu Rufen wie ‚Hoch Auschwitz‘ geführt hat und die bloße Erwähnung jüdischer Namen bereits zum Gelächter.‘” (S. 27f.)

    Dazu eine kleine Fußnote: Adorno spielt hier auf Ereignisse an, die sich wenige Jahre zuvor in Wien zugetragen hatten. Der Mann, der durch die Erwähnung jüdischer Namen in seinen Vorlesungen verlässlich Gelächter geerntet hatte, war Taras Borodajkewycz (Hochschule für Welthandel, heutige WU). „Hoch Auschwitz“ war eine Parole der Alt- und Neonazis gewesen, die sich den antifaschistischen Demonstrationen gegen Borodajkewycz entgegenstellten.

    Wenn Sie nach Ihrer Intervention über die Sinnlosigkeit von Humanitätsappellen vor die Frage gestellt werden, wie denn sonst der Herausforderung von rechts zu begegnen sei, können Sie es hiermit versuchen:

    „‘[D]as einzige, was mir nun wirklich etwas zu versprechen scheint, ist, daß man die potentiellen Anhänger des Rechtsradikalismus warnt vor dessen eigenen Konsequenzen, daß man ihnen klar macht eben, daß diese Politik auch seine eigenen Anhänger unweigerlich ins Unheil führt und daß dieses Unheil von vornherein mitgedacht worden ist […]. Also man muß, wenn man gegen diese Dinge im Ernst angehen will, auf die drastischen Interessen derer verweisen, an die sich die Propaganda wendet.‘” (S. 28)

    Selbst, wenn Ihr Gegenüber sich dadurch nicht überzeugen lässt und empirische Belege für die Sinnhaftigkeit der von Ihnen ins Spiel gebrachten Strategie fordert, sind Sie vorbereitet (wobei es sich empfiehlt, die Entstehungszeit ihrer empirischen Referenz zu verschweigen):

    „Es hat sich in den Studien zur autoritären Persönlichkeit gezeigt, ‚daß auch die vorurteilsvollen Persönlichkeiten, die also durchaus autoritär, repressiv, politisch und ökonomisch reaktionär gewesen sind, an der Stelle, wo es sich um ihre eigenen durchsichtigen, für sie selbst durchsichtigen Interessen gehandelt hat, ganz anderes reagieren‘ und ‚sich relativ rational verhalten.‘” (S. 52)

    Wenn Sie Ihrer Abscheu gegen Gabalier Ausdruck verleihen und Ihr Gegenüber entgegenhält, dass man diesem Trachtenzombie doch bitte nicht soviel Aufmerksamkeit widmen sollte – es gäbe ja nun wirklich politisch relevantere Teilphänomene des allgemeinen Rechtsrucks –, entgegnen Sie, dass

    „‚auch unter dem Gesichtspunkt der Politik die Symptome der Kulturreaktion und der angedrehten Provinzialisierung mit besonderer Wachsamkeit beobachtet werden müssen, weil das, einfach weil die außenpolitische Bewegungsfreiheit diesen Bewegungen abgeht, der Bereich ist, in dem sie am meisten sich austoben können und sicherlich versuchen und noch mehr versuchen werden, sich auszutoben.‘” (S. 30)

    Wenn jemand „Silberstein!“ sagt / Wenn Sie eine beliebige Presseaussendung oder Wortmeldung aus dem Kreis der Neuen Volkspartei vor sich haben, versetzen Sie wissend:

    „‚[N]och das Tabu über der Erwähnung der Juden wird zu einem Mittel der antisemitischen Agitation, nämlich so mit diesem Augenzwinkernden: ‚Wir dürfen ja nichts darüber sagen, aber wir verstehen uns unter uns. Wir alle wissen, was wir meinen.‘ Und die bloße Erwähnung etwa eines jüdischen Namens genügt dieser Technik der Anspielung bereits, um bestimmte Effekte hervorzurufen.‘” (S. 35)

    Wenn Ihnen jemand weismachen will, dass die von rechtsaußen ständig erhobene Forderung nach „mehr (direkter) Demokratie“ wohl doch Zeugnis davon ablege, dass diese Gruppierungen ihre Frontstellung gegen die Demokratie aufgegeben hätten, erinnern Sie daran, dass

    „‘diese Ideologie durch die Gesetzgebung an ihrer vollen Äußerung verhindert [ist]. […] [D]er Zwang zur Anpassung an demokratische Spielregeln bedeutet auch eine gewisse Änderung in den Verhaltensweisen, und insofern liegt darin doch auch ein Moment […] der Gebrochenheit, die diese Bewegungen im Stadium ihres Revenanttums nun einmal haben. Das offen Antidemokratische fällt weg. Im Gegenteil: Man beruft sich immer auf die wahre Demokratie und schilt die anderen antidemokratisch.‘” (S. 37)

    Wenn Ihnen jemand einen Kommentar zu Ibiza abringen will, obwohl dazu doch nun wirklich schon alles gesagt ist (und zwar von jedem), ziehen Sie sich mit Adorno in Tweetlänge aus der Affäre:

    „Am Ende des Tages haben Strache und Gudenus eindrucksvoll das wenig (mir aber durchaus) bekannte Diktum von Adorno über den Rechtsextremismus bestätigt: ‚ich halte das Ideologische gegenüber dem politischen Willen dranzukommen wirklich für ganz sekundär‘.” (S. 37)

    Wenn Sie beim Zeitungsstudium im Café das aberhundertste Erklärstück über die vermeintlich so „neuen“ Rechten lesen, seufzen Sie gequält, nehmen einen Schluck aus der Espressotasse und murmeln, für den Nachbar*innentisch gerade noch hörbar:

    „‘Es ist erstaunlich, wenn man die Dokumente liest, wie wenig zu dem alten Repertoire an Neuem hinzugekommen ist, wie sekundär und aufgewärmt es ist.‘” (S. 37)

    – Womit Sie sowohl die Geisteswelt von „Identitären“ & Co., als auch das Gros der journalistischen Erzeugnisse über ebenjene treffend charakterisiert hätten.

    Wenn Ihnen jemand erklärt, Herbert Kickl sei zwar politisch unverträglich, aber sein polit-kommunikatorisches Genie müsse man wohl neidlos anerkennen, werfen Sie relativierend ein, dass es sich bei dem Repertoire des vermeintlich Genius doch

    „‘um eine relativ kleine Zahl immer wiederkehrender standardisierter und vollkommen vergegenständlichter Tricks handelt, die ganz arm und dünn sind, die aber auf der anderen Seite gerade durch ihre permanente Wiederholung ihrerseits einen gewissen propagandistischen Wert für diese Bewegungen gewinnen.‘” (S. 43f.)

    Wenn man daraufhin von Ihnen wissen will, wie diesen Tricks denn zu begegnen sei, haben Sie dank Onkel Teddy auch darauf eine Antwort parat:

    „Man sollte sie ‚dingfest machen, ihnen sehr drastische Namen geben, sie genau beschreiben, ihre Implikationen beschreiben und gewissermaßen versuchen, dadurch die Massen gegen diese Tricks zu impfen, denn schließlich will niemand ein Dummer sein, oder, wie man in Wien sagt, niemand will die ‚Wurzen‘ sein. Und daß das Ganze auf eine gigantische psychologische Wurztechnik, auf einen gigantischen psychologischen Nepp herausläuft, das ist wohl durchaus zu zeigen.‘” (S. 54)

    Wenn Ihnen jemand einbläuen will, dass die Linke viel zu lange einen Bogen um die Themen Islam, Einwanderung und Integration gemacht habe und den Erfolgslauf der Rechten nie eindämmen werde können, solange sie sich den Sorgen und Ängsten der Autochthonen über die entstehenden Parallelgesellschaften nicht offensiv zuwende, erinnern Sie daran, dass

    „‘dieser ganze Komplex der autoritätsgebundenen Persönlichkeit und der rechtsradikalen Ideologie in Wirklichkeit seine Substanz gar nicht an den designierten Feinden hat, gar nicht an denen hat, gegen die man dabei tobt, sondern daß es sich dabei um projektive Momente handelt, also daß die eigentlichen Subjekte einer Studie, die, die man zu begreifen und zu verändern hätte, die Rechtsradikalen sind und nicht die, gegen die sie ihren Haß mobilisiert haben.‘” (S. 52f.)

    Wenn jemand – vermutlich derselbe Mensch wie eben – fordert, die Linke müsse selbst populistischer werden, mit denselben Mechanismen operieren wie das politische Gegenüber, eröffnen sie gönnerhaft:

    „Fürwahr, man muss dem Rechtsextremismus, ‚abgesehen vom politischen Kampf mit rein politischen Mitteln, in seiner eigensten Domäne‘ – jener der Propaganda nämlich – ’sich stellen. Aber nun nicht Lüge gegen Lüge setzen, nicht versuchen, genauso schlau zu sein wie er, sondern nun wirklich mit einer durchschlagenden Kraft der Vernunft, mit der wirklich unideologischen Wahrheit dem entgegenarbeiten.’” (S. 54f.)

    Wenn Ihnen schlussendlich jemand mitteilt – und wenn Sie die vorliegende Handreichung fleißig zum Einsatz bringen, ist das nur eine Frage der Zeit –, Sie mögen bitte nicht ständig so obergescheit daherreden und überdies nicht alle zwei Sätze Adorno zitieren, haben Sie hiermit einen garantierten Winner (der zwar das Gegenüber nicht befrieden, aber doch zumindest eine Weile zähneknirschend schweigen lassen wird):

    „Wie Adorno schon wusste: ‚vor allem solange man nicht offen antisemitisch sein kann und solange man auch nicht die Juden umbringen kann, weil das ja bereits geschehen ist, sind besonders verhaßt die Intellektuellen‘.” (S. 32)

    Da Sie vermutlich auch dem einen oder der anderen Bewegungslinken über den Weg laufen werden, an denen Adorno-Referenzen grundsätzlich abprallen, da dieser doch – anders als Marcuse! – von seinem akademischen Elfenbeinturm aus soziale Bewegungen mit seinen kritischen Einwürfen gelähmt und ihnen eingeredet habe, es lasse sich ohnehin nichts machen, seien Ihnen abschließend noch die folgenden Worte an die Hand gegeben, die Adorno ganz am Schluss seines Wiener Vortrags sprach:

    Die Frage, wie es mit dem Rechtsextremismus wohl weitergehe, sei ‚falsch, denn sie ist viel zu kontemplativ. In dieser Art des Denkens, die solche Dinge von vornherein ansieht wie Naturkatastrophen, über die man Voraussagen macht wie über Wirbelwinde oder über Wetterkatastrophen, da steckt bereits eine Art von Resignation drin, durch die man sich selbst als politisches Subjekt eigentlich ausschaltet, es steckt darin ein schlecht zuschauerhaftes Verhältnis zur Wirklichkeit. Wie diese Dinge weitergehen und die Verantwortung dafür, wie sie weitergehen, das ist in letzter Instanz an uns.‘ (S. 55)

    #extrême_droite #philosophie #auf_deutsch #Adorno

  • Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute
    Theodor W. Adorno - Gesammelte Werke (2013) page 360 ff.

    Die antisemitischen Gruppen haben sozial sich in einem weiten Maß aus Schichten rekrutiert, die in doppelter Abwehr standen: auf der einen Seite gegen den Sozialismus, auf der anderen Seite gegen das, was ihnen Klerikalismus hieß. Sie verbinden einen gewissen Widerstand gegen konventionalistisch-konservative Mächte mit dem gegen die Arbeiterschaft. In Österreich war das ganz besonders markant: wer dort weder christlich-sozial noch Sozialdemokrat war, tendierte fast automatisch zum Deutschvölkischen und damit zum Antisemitismus. Von dieser Mentalität würde ich annehmen, daß sie auch heute weiterexistiert.

    Grundstrukturen der politischen Gruppierung haben eine merkwürdige Zählebigkeit, die offenbar selbst über die Weltuntergänge hinwegträgt, die wir schon mitgemacht haben. Daher kommen religiöse Argumentationen leicht in ideologischen Nachteil gegenüber Menschen, die schon von vornherein in einer Sphäre leben, die die religiöse gar nicht an sich herankommen läßt und in ihr nur den fiktiven ultramontanen Herrschaftsanspruch wittert.

    Auch die religiösen Gruppen – und das erfordert eine gewisse Selbstentäußerung – sollten versuchen, mit dem Antisemitismus auf dessen eigenem Boden zu kämpfen, auf der einen Seite also die Bildung antisemitischer Charaktere zu verhindern helfen, dort aber, wo sie bereits existieren, an das anzuknüpfen, was wir vom Bewußtsein und Unbewußtsein der Antisemiten wissen, und darüber hinaus zu gelangen, nicht aber einfach dagegen ihren Standpunkt behaupten und gar propagieren.
    ...
    Rassevorurteile jeden Stils sind heute archaisch und in schreiendem Widerspruch zu der Realität, in der wir leben. Darüber jedoch ist nicht zu vernachlässigen, worauf jüngst auf dem Münsteraner Philosophentag ein soziologisch-philosophischer Denker hinwies: daß nämlich, je mehr in zunehmender rationalisierter, technischer Zivilisation solche Irrealitäten an realer Basis verlieren, gleichzeitig um so virulenter die irrationale Tendenz wird, sie festzuhalten, sich an sie zu klammern.

    Nun, wenn man diesen Widerspruch erst sich selber bewußt und dann auch anderen klar macht, kann man wirklich von Grund auf im Sinne dessen fortschreiten, was wohl nicht wahrer zu definieren wäre als durch den Willen: »So etwas soll nicht noch einmal sein.«
     
    1962

    Note de bas de page / à propos du discours oral par rapport au texte écrit

    Wo ein Text genaue Belege zu geben hätte, bleiben dergleichen Vorträge notwendig bei der dogmatischen Behauptung von Resultaten stehen. Er kann also für das hier Gedruckte die Verantwortung nicht übernehmen und betrachtet es lediglich als Erinnerungsstütze für die, welche bei seiner Improvisation zugegen waren und welche über die behandelten Fragen selbstverständlich weiterdenken möchten auf Grund der bescheidenen Anregungen, die er ihnen übermittelte. Darin, daß allerorten die Tendenz besteht, die freie Rede, wie man das so nennt, auf Band aufzunehmen und dann zu verbreiten, sieht er selber ein Symptom jener Verhaltensweise der verwalteten Welt, welche noch das ephemere Wort, das seine Wahrheit an der eigenen Vergänglichkeit hat, festnagelt, um den Redenden darauf zu vereidigen.

    Source

    Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute, in: Erziehung vorurteilsfreier Menschen. Erste Europäische Pädagogenkonferenz vom 30. Oktober bis 3. November 1962 in Wiesbaden. Hrsg. vom Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Frankfurt a.M. 1963, S. 15–31; Wiederabdruck in: Das Argument 29, Jg. 6 (1964), S. 88–104 (Heft 2).

    #Adorno #antisemitisme #racisme #Autriche

  • [F12] Critiques II : Peut-on vraiment s’appuyer sur les études d’Adorno pour comprendre le #fascisme d’aujourd’hui ?
    http://www.hacking-social.com/2017/06/05/f12-critiques-ii-peut-on-vraiment-sappuyer-les-etudes-dadorno-pour-c

    Comme beaucoup de mes congénères bas scores, il me semblait par exemple qu’autoriser le mariage homosexuel ne serait qu’une formalité, c’est-à-dire que cela passerait sans encombre, puisque les #mentalités n’étaient plus les mêmes. J’ai été véritablement choquée de la manif pour tous, des propos qu’on y a entendus, des propos que je ne concevais pas encore possibles à notre époque. La non-homophobie que j’avais perçue avant cet événement n’était qu’une surface, une façade, au fond il y avait toujours ce jugement de l’homosexualité, il y avait toujours ces représentations d’ « anormalité » ou de « perversion » dans la population. J’en étais véritablement effarée et dégoûtée , autrement dit je m’étais laissée avoir par cette surface qui paraissait à peu près tolérante, alors qu’au fond, non.

    Si je parle de cette anecdote où l’on pourrait me taxer de naïve, c’est pour montrer que selon le milieu où l’on vit, son environnement, on peut croire que des #conventions ont changées, surtout lorsqu’on n’est pas touché directement par la #discrimination : on ne prend pas conscience que des personnes ont telle ou telle vieille convention, parce qu’elles affichent une façade moderne, et que sa réalité est en fait tout autre. Cette réalité est cachée, elle ne se fait voir que lorsqu’on est la cible d’une discrimination, ou lorsqu’on assiste à un événement particulier. Je pense par exemple à la #maltraitance des enfants : ayant eu la chance de ne jamais être frappée pour quoi que ce soit, j’ai pensé pendant longtemps que les enfants même frappés ne l’étaient qu’exceptionnellement et « doucement », que les #violences fortes étaient rares. Cette croyance s’est dramatiquement effondrée lorsque j’ai vu à l’école des élèves se cacher dans les vestiaires pour que les autres ne voient pas les bleus dont ils étaient recouverts à cause de leurs parents. Puis plus tard, même en public, dans les supermarchés, au restaurant, etc., j’ai été tétanisée de voir la violence que certains parents infligent à leur enfant de façon totalement arbitraire.

  • BOUQUINS #6
    https://coutoentrelesdents.noblogs.org/bouquins-6

    Recueil d’histoires vraies dans l’Amérique des années 90, par l’auteur de Fight club « Aujourd’hui on court après l’expérience pour engendrer la fiction », dit il très justement dans l’une de ses nouvelles. Entre observation anthropologique et littérature gonzo. Roman autobiographique narrant … Continue reading →

    #LIVRES #adorno #chuck_palaniuk #emmanuel_carrère #festival_de_lacouille #horkheimer #john_king #junkie #kulturindustrie #l'oeuvre_au_noir #limonov #maos #marguerite_yourcenar #morgan_sportès #tifenn_1_punk_0 #vincent_mondiot #white_trash #william_burroughs

  • Le fantasme de l’abstraction réelle
    http://revueperiode.net/le-fantasme-de-labstraction-reelle

    La critique marxienne de l’économie politique est souvent réduite à une critique de l’exploitation. Mais Le Capital de Marx propose un projet plus ambitieux : analyser les abstractions qui gouvernent nos conduites. Dans cet article, Alberto Toscano propose une synthèse des différentes interprétations du thème de « l’abstraction réelle » proposée dans le marxisme. Qu’il s’agisse de dégager, avec #Sohn-Rethel, les conditions sociales de la pensée, de déterminer, avec Althusser le statut de la science marxiste, d’exposer, avec #Finelli l’autodéploiement du capital ou d’isoler, avec #Virno, les transformation contemporaines du procès de production, l’abstraction réelle ne désigne jamais une simple illusion : elle indique l’existence, dans les rapports d’échange et de production, d’une « pensée antérieure et (...)

    #Uncategorized #abstraction_réelle #Adorno

    • L’article fournit de bonnes bases pour appréhender la coupure épistémologique introduite par Marx avec la notion d’abstraction réelle (même si lui-même emploie peu le terme : la catégorie en question se déduit plutôt des catégories plus fondamentales auxquelles Marx a rendu leur caractère historiquement et socialement situé : valeur, travail, marchandise..., avec leur forme bifide spécifique)

      Mais l’article fait aussi encore la part belle à l’abstraction comme processus (historique), alors qu’une approche plus féconde à mon avis est celle de l’abstraction comme catégorie du capital pleinement développé. Dans ce cas, l’abstraction réelle est une catégorie logique et non plus historique : Elle permet de comprendre le « fonctionnement » du capital (et de reconstituer le lien avec les phénomènes apparents que le sujet moderne prend pour des évidences), pas directement d’expliquer son avènement à partir d’un ressort trans-historique (impasse méthodologique notamment reconduite par Althusser, mais aussi Adorno, Sohn-Rethel...)

      Cela permet d’éviter deux écueils

      1) brandir le concret comme pole positif à revendiquer en tant que tel face à l’abstraction : le concret est un pole constitutif de la dynamique capitaliste (dialectique concret/abstrait) en ce qu’il est le support de son déploiement, son appui nécessaire, un pis-aller qui ne peut malgré tout pas être contourné sans que la dynamique s’évapore par là même. Le concret est un contenu particulier qui se développe « sous contrainte » de la dynamique du capital. A ce titre, le concret est tout aussi critiquable et doit être critiqué (ex : l’appareil industriel)

      2) chercher dans le passé l’événement déclencheur, la source, la bifurcation qui nous fait rentrer dans le capitalisme. Il n’y a pas d’origine en soi, seulement des conditions propices successives au cours desquelles les alternatives n’ont pas été sélectionnées. Le constat de ce qui est advenu trouve une explication dans le résultat. Le développement du capitalisme s’explique avec ses catégories propres, pas avec des catégories pré-capitalistes ou trans-historiques ("L’anatomie de l’homme est la clé de l’anatomie du singe" disait Marx). L’histoire du capital n’est ni contingente ni déterministe mais contradictoire, et c’est la raison même pour laquelle on peut envisager d’en sortir un jour (et que cela ne se fera pas seulement par hasard, par pure volonté ou par automatisme).

  • La Neue Marx-Lektüre : critique de l’économie et de la société
    http://revueperiode.net/la-neue-marx-lekture-critique-de-leconomie-et-de-la-societe

    À partir du milieu des années 1960, une nouvelle interprétation de la critique de l’économie politique marxienne a vu le jour en RFA sous le nom de Neue Marx-Lektüre (« nouvelle lecture de Marx »). À l’écart du marxisme traditionnel et influencée par #Adorno, une nouvelle génération de théoriciens, parmi lesquels Hans Georg #Backhaus, Helmut #Reichelt et Alfred Schmidt, ont entrepris de relire Le Capital et ses manuscrits préparatoires avec pour ambition d’en réactiver la dimension authentiquement critique. Dans cet article, Riccardo Bellofiore et Tommaso Redolfi Riva s’attachent à revenir sur le moment d’élaboration d’un tel paradigme et en exposent le motif central : celui de l’abstraction et de la #forme-valeur comme domination (...)

    #Uncategorized #critique_de_l'économie_politique #Neue_Marx_Lektüre #travail_abstrait #valeur

  • La critique de l’industrie culturelle
    http://coutoentrelesdents.noblogs.org/post/2015/03/16/la-critique-de-lindustrie-culturelle

    Adorno et #horkheimer analysent l’industrie culturelle et sa logique marchande qui impose des loisirs standardisés et une uniformisation des modes de vie.  « Ce que nous vendons à Coca Cola, c’est du temps de cerveau humain disponible », annonce fièrement le … Continue reading →

    #ANTICOLONIALISME #CAPITALISME #FILMS #GENRE #IMAGE #LIVRES #LUTTES #MUSIQUE #REPRESSION #adorno #capitalisme #culture #ecole_de_francfort #industrie_culturelle #kulturindustrie #pensé_critique

  • Brûler, habiter, penser. À propos de « À nos amis », du Comité Invisible
    http://revueperiode.net/bruler-habiter-penser-a-propos-de-a-nos-amis-du-comite-invisible

    Dans À nos amis, le Comité invisible a tenté de produire un diagnostic global sur les traits marquants de « l’époque », c’est-à-dire sur les formes inédites de pouvoir qui structurent notre monde, les impasses des mouvements sociaux contemporains, la nécessité de briser la machine sociale. Pour Alberto Toscano, ce diagnostic souffre d’une faiblesse majeure : il repose sur une métaphysique de la "vie" qui enferme la réflexion du Comité invisible dans une éthique et empêche d’examiner à fond les perspectives ouvertes par le texte.

    #Uncategorized #Adorno #aliénation #autonomie #Debord #insurrection #réification #stratégie #Tiqqun #vitalisme

  • #technique et capitalisme : entretien avec Andrew Feenberg
    http://revueperiode.net/technique-et-capitalisme-entretien-avec-andrew-feenberg

    La critique de la technique oppose souvent une technophilie béate et apolitique à une technophobie tendanciellement réactionnaire. Dans cet entretien, Andrew Feenberg propose de dépasser cette alternative inopérante. S’appuyant sur la « philosophie de la #praxis » élaborée par Lukács, #Marcuse et #Adorno à la suite de Marx, il replace la « question de la technique » dans son contexte social et historique : c’est seulement du point de vue des luttes (luttes contre l’accès inégalitaire au savoir technique, contre ses effets néfastes sur la société ou pour un usage libre et collectif de ses possibilités), que peut s’élaborer une connaissance adéquate des systèmes (...)

    #Uncategorized #école_de_Francfort #Lukacs #raison #réification #technologie

  • « Adorno au milieu de la Selva Lacandona »
    Entretien avec John Holloway

    http://www.lavoiedujaguar.net/Adorno-au-milieu-de-la-Selva

    Imaginer Adorno au milieu de la Selva Lacandona, cela ouvre une question excitante. Cependant, je ne pense pas que les zapatistes se soient inspirés d’Adorno, du moins pas directement. Adorno et les zapatistes font plutôt partie d’une seule et même crise, la crise de la lutte portant sur le travail abstrait. Ils sont partie intégrante de l’ensemble de la conceptualisation d’une forme de lutte qui est entrée en crise, fondée sur l’identification du travail salarié avec un sujet révolutionnaire : la crise du léninisme, la fin de l’Union soviétique, la crise des mouvements de libération nationale. Adorno réexamine la signification de la pensée critique et de la révolution dans le contexte qui lui appartient, et à mon avis les zapatistes sont engagés dans quelque chose de similaire dans leur propre contexte, en puisant à la fois dans des traditions de lutte qui n’ont jamais été subordonnées à la rigueur mortifère du travail abstrait. À travers ce processus, tous deux ont touché le cœur des théories traditionnelles de la gauche (et même renversé les pratiques en ce qui concerne les zapatistes), ce qui leur a valu des critiques farouches (...)

    #Mexique #théorie-critique #Adorno #Chiapas #zapatistes

  • "Relire Marcuse pour ne pas vivre comme des porcs"

    Une vivifiante et salutaire analyse de l’oeuvre de Marcuse par le philosophe et mathématicien #Gilles_Châtelet publié dans le Monde diplomatique en août 1998.
    Pour appuyer l’exposé de Gilles Châtelet, une passionnante interview (1976) de #Marcuse ou il évoque entre autres le rôle de la philosophie politique dans les sociétés modernes.

    http://www.monde-diplomatique.fr/1998/08/CHATELET/10825

    Pour Marcuse, vivre les années 30, c’était être confronté directement à trois dispositifs redoutables qui articulaient la puissance technique et la domination politique : nazisme, socialisme totalitaire et capitalisme démocratique, par lesquels « la société et la nature, l’esprit et le corps sont gardés dans un état de mobilisation permanent ».

    Nous savons désormais que l’histoire a tranché et éliminé les deux dispositifs de mobilisation les plus brutaux ; que c’est la technologie de persuasion la plus subtile - et certainement la moins odieuse - qui l’a emporté. Mise au point par les ingénieurs sociaux américains des années 20, la « #manufacture du #consentement (8) », cette technologie répertoriée par Noam #Chomsky (lire « Machines à endoctriner ») comme machine à endoctriner, réussit à sévir ici et maintenant, partout et nulle part, des sphères les plus intimes de l’égo jusqu’à celles qui impliquent la mobilisation de masses humaines de très grandes dimensions.

    Partie 1/5
    (Il faut activer les sous-titres)
    https://www.youtube.com/watch?v=DMV-BR5AE00


    (...)

    Refuser d’affronter le problème de la mobilité, c’est céder à ce que Hegel appelle le valet de soi-même, à son prosaïsme, à son inertie, à son horizon borné, rester crispé à la finitude, tôt ou tard capituler devant les technologies de mobilisation (11) ou de mise au pas brutales ou subtiles. Penser la mobilité, c’est, selon Marcuse, capter toute la patience et le mordant de la pensée négative dont on pouvait croire qu’ « elle est en voie de disparition ». C’est refuser d’abdiquer devant les impostures qui prétendent aller de soi et se donnent comme « philosophie positive », légitimant une « sage résignation (12) » devant des lois sociales aussi naturelles que les lois de Newton. Avec cette philosophie, « combien il est doux d’obéir, lorsque nous pouvons réaliser le bonheur, d’être convenablement déchargés, par de sages et dignes guides, de la pesante responsabilité d’une direction générale de notre conduite (13) ».

    Partie2/5
    https://www.youtube.com/watch?v=vpr8ggnv9LI


    (...)

    Les analyses de L’Homme unidimensionnel amplifient l’offensive contre la « philosophie positive » et son jumelage de plus en plus tyrannique entre opérations mentales et pratiques sociales. Avec beaucoup de lucidité et de talent polémique, elles dénoncent le « jargon tracassier » et le « concret académique » d’une certaine philosophie qui aimerait réduire toute proposition à des énoncés aussi bouleversants que « Mon balai est dans le placard », « John mange le chapeau de Paul » ou le classique « Betty a cassé son sèche-cheveux au coin de la rue ».

    Marcuse anticipe le dressage cognitif et ethico-neuronal contemporain ! On se tromperait pourtant en y reconnaissant une méfiance conventionnelle de la technique. Ce ne sont pas les robots qui sont à craindre mais notre soumission de plus en plus étriquée à la commande socio-opérationnelle et Marcuse remarque : « La machine est une esclave qui sert à faire d’autres esclaves... Régner sur un peuple de machines asservissant le monde entier, c’est encore régner et tout règne suppose l’acceptation des schémas d’asservissement (15) .

    Partie 3/5
    https://www.youtube.com/watch?v=dEJV0Mt4t1w


    (...)

    Pour la Triple Alliance, tout ce qui prétend ne pas s’incliner devant les états de fait ou ne pas se reconnaître dans une pensée algorithmique, est soupçonnée de « romantisme malsain » d’« élitisme » ou, au mieux, de folklore recyclable dans les spéculations inoffensives des « cultural studies ». La science est d’ailleurs, elle aussi, mise à contribution : on ne compte plus les « Réflexions » ou les « Dialogues », différents par leur contenu scientifique mais identifiables par leur rationalisme endimanché et le ton désabusé qui sied à la philosophie en chaise longue. Nous sommes ici, bien sûr, aux antipodes des « philosophies dangereuses » réclamées par Gilles Deleuze et Michel Foucault : ce « rationalisme » ne menace que par son inertie et sa lourdeur - comme une barge à la dérive.

    Partie4/5
    https://www.youtube.com/watch?v=3yI8MeBBLdI


    (...)

    Le mariage - de cœur et de raison - de la Triple Alliance et de la Contre-Réforme libérale est désormais officiel, avec sa définition du travail comme denrée rare, ne posant aucun problème scientifique, transparent, reproductible et formalisable ; travail « outputé » par des opérateurs (17), ou mieux, des UET (unité élémentaire de travail).
    C’est la même pensée qui veut mater toute subversion de la langue et nier le réel du travail. Il s’agit, coûte que coûte, d’affubler la guerre de tous contre tous d’une rationalité cybernétique, quitte à nourrir - comme M. Bill Gates - l’ambition secrète de fabriquer des tranches d’âges, des comportements et des psychologies comme des jeans ; et remplacer la spéculation sur la viande sur pied des ingénieurs financiers d’autrefois par la spéculation sur un immense cheptel de neurones sur pied.
    Mais, performance oblige - et ceci n’aurait pas surpris Marcuse -, la Triple Alliance sait se montrer festive avec tout le cortège New Age, du nomade, du chaos, et pourquoi pas, du fractal. Pourtant, déjà Carnaval fait la grimace ; la langue semble se venger comme les incendies vengent la nature lorsque la broussaille fait place à la forêt : épidémies de lynchages médiatiques, proliférations de psychologies-zombies et, surtout, superstitions cultivées et engrangées par les sectes multinationales.

    Parie 5/5
    https://www.youtube.com/watch?v=-7V4gGfrJDU

    Extrait de « l’homme unidimensionnel » (P/74/75)

    La #société industrielle récente n’a pas réduit, elle à plutôt multiplié les fonctions parasitaires et aliénées(destinées à la société en tant que tout, si ce n’est à l’individu).
    La #publicité, les relations publiques, l’#endoctrinement, le gaspillage organisé ne sont plus désormais des dépenses improductives, ils font partie des couts productifs de base. Pour #produire efficacement cette sorte de gaspillage socialement nécessaire,il faut recourir à une #rationalité constante, il faut utiliser systématiquement les techniques et les sciences avancées. par conséquent, la société industrielle politiquement manipulée à presque toujours comme sous-produit un niveau de vie croissant, une fois qu’elle a surmonté un certain retard.
    la #productivité croissante du travail crée une super #production grandissante (qui est accaparée et distribuée soit par une instance privée soit par une instance publique) laquelle permet à son tour une #consommation grandissante et cela bien que la productivité croissante du travail tende à se diversifier. Cette configuration, aussi longtemps qu’elle durera, fera baisser la valeur d’usage de la liberté ;
    à quoi bon insister sur l’autodétermination tant que la vie régentée est la vie confortable et même la « bonne » vie. C’est sur cette base, rationnelle et matérielle que s’unifient les opposés, que devient possible un comportement politique #unidimensionnel. sur cette base, les forces politiques transcendantes qui sont à l’intérieur de la société sont bloquées et le changement qualitatif ne semble possible que s’il vient du dehors.
    Refuser l’#Etat de bien-être en invoquant des idée abstraites de #liberté est une attitude peu convaincante. La perte des libertés économiques et politiques qui constituaient l’aboutissement des deux siècles précédents, peut sembler un dommage négligeable dans un Etat capable de rendre la vie administrée, sûr et confortable. Si les individus sont satisfait, s’ils sont heureux grâce aux marchandises et aux services que l’administration met à leur disposition, pourquoi chercheraient-ils à obtenir des institutions différentes, une production différente de marchandises et de services ? E si les #individus qui sont au préalable #conditionnés dans ce sens s’attendent à trouver, parmi les marchandises satisfaisantes, des pensées, des sentiments et des aspirations, pourquoi désireraient-ils penser, sentir et imaginer par eux mêmes ? Bien entendu ces marchandises matérielles et culturelles qu’on leur offre peuvent être mauvaises, vides et sans intérêt mais le Geist et la connaissance ne fournissent aucun argument contre la satisfaction des besoins.
    La critique de l’état du bien-Etre en termes de #libéralisme (avec le préfixe néo ou sans sans) n’est pas valable parce qu’elle s’attache à des conditions que l’Etat de bien-Etre a dépassées : à un degré moindre de richesse #sociale et de technologie. Cette critique manifeste son aspect #réactionnaire en attaquant la législation sociale dans son ensemble et des dépenses gouvernementales justifiées et destinées à d’autres secteurs que ceux de la défense militaire.

    Traduit de l’anglais par #Monique_Wittig et l’auteur.
    Copyright : Editions de Minuit

    #Philosophie #Subjectivité #Existentialisme #Utopie #Praxis #anthropologie #Politique #idéologie #Sciences #Technologie #Marxisme #Socialisme #Capitalisme #Théorie_critique #Marchandise #Prolétariat #Travail #Aliénation #Ordre #Autorité #Violence #Kant #Hegel #Marx #Husserl #Freud #Heidegger #Sartre #Adorno #Horkheimer #Benjamin #Ecole_de_Francfort #Livres #Vidéo

  • Theodor W. Adorno et « l’industrie culturelle ».
    Une analyse d’une actualité stupéfiante !
    https://www.youtube.com/watch?v=DAyNnXV2WLs

    http://la-philosophie.com/adorno-horkheimer-industrie-culturelle

    La Théorie Critique et les médias

    La charge menée contre les médias est en effet lourde : ils leur reprochent de faire du public un “jouet passif”, réduit à opiner, à absorber toute la matière qu’on lui présente. Les médias transformeraient les citoyens en consommateurs abêtis, objectivés, #déshumanisés. Le #spectateur serait une sorte d’homme générique, comme l’était l’ouvrier aliéné chez #Marx, dont l’unité de condition consiste dans le fait qu’il a perdu toute fonction, et même toute capacité critique. Sa #conscience devient à l’ère des mass media une machine qui effectuent des « opérations standardisées ». Le schématisme de l’entendement aurait disparu : les médiations entre les catégories et les phénomènes ne sont plus du ressort du sujet, mais de la « conscience des équipes de production » qui tracent pour les consommateurs, à leur place, les cadres leur permettant de saisir le réel. Même le moi au cœur de l’identité, qui se construit d’abord au sein de sphère d’intimité, est gangrenée par l’univers médiatique, ne serait plus qu’un « un produit breveté déterminé par la société », il se conforme à être ce que l’industrie culturelle lui impose. L’individu est intégré de force au système, il devient un maillon, une pièce d’une immense machine qu’il ne contrôle pas, il n’est plus qu’un « appareil ».

    Pour ces deux penseurs, les médias sont la chute de l’homme moderne, la défaite du sujet pensant. Les médias semblent, selon eux, achever le mouvement d’ « autodestruction de la raison » prenant sa source chez les Lumières. Contre #Kant, ils estiment que ce n’est pas le sujet qui est devenu majeur, mais c’est la domination qui est devenue adulte. Et cette défaite de la pensée est d’autant plus grande qu’elle semble, si l’on suit leur diagnostic, sans chance de rémission puisque « l’attachement funeste du peuple pour le mal qu’on lui fait va même au-devant de l’astuce des autorités ».

    Présentation du livre coécrit avec le philosophe et sociologue allemand #Max_Horkheimer « la #dialectique de la raison » ou est développé le système d’industrie culturelle.

    https://fr.wikipedia.org/wiki/Dialectique_de_la_Raison

    Selon le livre, le monde entier est structuré par l’industrie culturelle (la culture de masse), laquelle est un système formé par le film, la radio, la presse écrite. L’industrie culturelle tend non pas à l’émancipation ou à la libération de l’individu, mais au contraire à une uniformisation de ses modes de vie et à la domination d’une logique économique et d’un pouvoir autoritaire. C’est en cela que l’industrie culturelle participe d’une anti-Aufklärung. Le phénomène ne concerne pas seulement les pays totalitaires, mais également les autres pays, à commencer par les sociétés libérales.
    Il y a une unité de la civilisation de masse, qui est dirigée d’en haut par un pouvoir économique qui dépasse celui de l’industrie culturelle et exerce sur elle son emprise. Il n’y a pas de différence de nature entre la propagande et l’industrie culturelle : la technique est la même. Le consommateur est considéré seulement comme client et comme employé, soit comme matériel statistique (comme un moyen et non comme une fin).
    La « culture » propagée par l’industrie culturelle n’est pas quelque chose d’extérieur à l’existence de l’individu. Elle semble concerner uniquement ce qui relève du loisir ou du divertissement, mais c’est là qu’elle exerce en réalité son emprise la plus forte. On croit échapper dans le divertissement au processus de travail, mais en réalité, c’est dans le divertissement que l’individu est préparé et discipliné par l’industrie culturelle pour l’affronter. Les carrières des professions libérales sont déterminées par l’appartenance à la "culture" plus encore que par les savoirs techniques, car c’est dans la "culture" que se manifeste l’allégeance au pouvoir et à la hiérarchie sociale. S’amuser, c’est donc être en accord avec la société.
    Le système de l’industrie culturelle marginalise, au contraire, ceux qui refusent cette uniformisation. Le pauvre est l’exclu par excellence du système. Bien que l’art se trouve également en dehors du système a priori, il n’échappe pas en fait à la logique de l’industrie culturelle, et se reconnaît même en elle comme un objet de consommation. En réalité, les individus sont imprégnés jusque dans leur langage, dans leurs gestes, dans leurs émotions les plus intimes par le pouvoir de l’industrie culturelle. Les consommateurs sont contraints de devenir non des sujets mais des produits.

    #Adorno #Philosophie #Sociologie #Politique #libéralisme #Critique #Médias #idéologie #Culture #Civilisation #Industrie #Arts #Littérature #Divertissement #Consommateur #Standardisation #Domination #Ordre #Esthétique #Ecole_de_Francfort #Audio #Livre