Max Winter wurde am 9. 1. 1870 in Tárnok (Ungarn) geboren. Als Journalist schrieb er ab 1895 für die Arbeiter-Zeitung und andere Blätter der österreichischen Arbeiterpresse zahlreiche Artikel und Reportagen, in denen er die Lebensumstände insbesondere des Wiener Proletariats eindringlich und kritisch darstellte. Von 1911 bis 1918 war er sozialdemokratischer Abgeordneter im Reichsrat der österreichisch-ungarischen Monarchie; 1919 wurde er in den Gemeinderat des «Roten Wien» gewählt und amtierte als Vizebürgermeister der Stadt. Die politische Entwicklung in Österreich zwang ihn, 1930 alle seine öffentlichen Funktionen niederzulegen. 1934 mußte er vor dem Regime des austrofaschistischen Ständestaates in die USA flüchten, wo er am 11. 7. 1937 in Hollywood starb.
Bedeutend ist Max Winter außer durch sein schriftstellerisches Werk auch durch seine Arbeit für die Kinderfreunde, deren Organisation zu einem wesentlichen Teil auf sein Wirken zurückgeht.
Ein blühendes Menschenkind ist hingemartert, langsam zu Tode gequält, vielleicht endlich durch einen barmherzigen Streich hingestreckt worden – der eigene, leibliche Vater ist des Mordes an diesem Kinde schuldig befunden worden, die Mutter, die ihm unter Schmerzen das Leben gegeben, ist entfernt mitschuldig erklärt worden, daß demselben Kinde wieder das Leben genommen wurde.
Dieselbe Ordnung, in deren Namen die beiden Angeklagten verurtheilt wurden, dieselbe Ordnung sprach sich selber frei und scheute sich, dem Uebel an die Wurzel zu gehen!
Der Fall Ott ist ein vereinzelter, wird man vielleicht sagen.
Die Kinderschutz- und Rettungsgesellschaft, die unter dem Einfluß der Kindertragödien, die sich an die Namen Hummel und Kutschera knüpfen und dank dem kräftigen Anstoße, den eine tapfere Menschenfreundin, Fräulein Lydia von Wolfring, gab, gegründet wurde, rettete bisher 26 Kinder.
Blättern wir ein wenig in den Protokollen dieser Gesellschaft, sehen wir die gerichtlichen Beilagen der Akten durch, und wir werden sehen, daß trotz der äußerst dürftigen Belege für die tieferen Ursachen aller Kindermißhandlungen diese tieftraurigen Erscheinungen nur dort zu Tage treten, wo Noth, Elend, Verkommenheit und Mangel an Bildung heimisch sind.