• Titanic - Das ahnungslose Porträt
    https://www.titanic-magazin.de/news/das-ahnungslose-portrait-32-12131

    Tucholsky - Die Beamtenpest
    https://www.textlog.de/tucholsky-beamtenpest-i.html

    Man sollte nun annehmen, dass die kleinern Staaten so denken:

    So groß wie Rußland sind wir nicht; so volkreich wie Deutschland sind wir nicht; so mächtig wie England sind wir nicht – also treten wir auf einem Gebiet an, auf dem uns niemand schlagen kann: nämlich auf dem des friedlichen Wettbewerbs der Kultur. Aber davon ist keine Rede.

    Das starrt von Waffen; das starrt von Imperialismus, von dummen und nichtigen Minoritätsfragen, deshalb dumm und nichtig, weil die aufgewendete Energie meist in gar keinem Verhältnis zur Bedeutung dieser Minderheiten steht, es sind oft weniger Prätentionen von Völkern als solche ehrgeiziger Sekretäre; das erlaubt sich Rechtsbrüche genau wie die großen; das stabilisiert die Macht der legalen Polizei-Illegalitäten genau wie die großen; das rast gegen Fremde genau wie die großen – kurz: die ganze Klasse mauschelt schon.

    Sie äffen die Großen, und wenn die sich lausen, lausen sie sich auch. Sie haben ihre ›Geschichte‹, und wenn sie sie erst konstruieren mußten, so haben sie sie konstruiert; sie haben ihre ›Traditionen‹, und wenn die erst zehn Jahre alt sind, so riechen sie doch schon, als hätten sie ein Alter von hundert; sie haben ihren Staatsdünkel, ihre Selbstgefälligkeit, ihren Gruppenwahnsinn und ihre eigenstaatlichen ›Belange‹ wie die großen. Sie haben überhaupt alles. Nur eins haben sie nicht.

    Es fehlt ihnen völlig die Existenzberechtigung. Man weiß gar nicht, wozu das da ist. Der Föderalismus ist nicht abzulehnen – diese Staaten-Spielerei ist abzulehnen.
    ...
    Ignaz Wrobel Die Weltbühne, 23.10.1928, Nr. 43, S. 624.

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