• Le Désir de nouveautés - Mon blog sur l’écologie politique
    https://blog.ecologie-politique.eu/?post/Le-Desir-de-nouveautes

    La philosophe Jeanne Guien, engagée dans des mouvements écologistes et critiques du consumérisme, prend de nouveau au sérieux, après Le Consumérisme à travers ses objets et Une histoire des produits menstruels (tous deux publiés aux éditions Divergence), l’histoire des objets. Cette fois elle analyse la néophilie, ou culte de la nouveauté, appliquée aux objets et qui justifie leur production à grands coûts écologiques et humains. L’ouvrage est composé de cinq chapitres : le premier sur la circulation et la production de marchandises coloniales, le deuxième sur l’innovation technique, le troisième sur la mode vestimentaire, le quatrième sur l’invention du consumérisme et le dernier enfin sur les produits jetables. Dans chacun d’eux, la philosophe se fait historienne pour tenter de comprendre comment la nouveauté s’est imposée au monde. Je retiens de ces chapitres thématiques plusieurs idées.

    […]

    Guien montre la capacité de l’industrie à modifier notre environnement (matériel ou psychique) pour nous vendre du nouveau. Elle donne l’exemple de produits perçus comme « pratiques » et dont la production répondrait à une demande préexistante. Leur adoption est pourtant loin d’être garantie. L’industrie travaille alors à créer le contexte dans lequel cet objet pourrait être considéré comme pratique. Dans le cas des produits jetables : « Un produit jetable n’est "pratique" que là où il existe des structures et des modèles organisationnels permettant de jeter facilement à tout moment. » Des poubelles, par exemple, un système de collecte et de traitement des déchets… Sans ça, il est plus « pratique » d’entretenir les objets, de les laver, réutiliser, réparer, etc.

    […]

    La volonté de faire consommer plus pour assurer des débouchés à la surproduction industrielle s’est accomplie aux dépens d’un autre modèle de société où chacun·e pourrait travailler moins et garder du temps pour ses autres activités (politiques, de care, de subsistance, etc.). Elle a servi des intérêts particuliers à une époque où les ressources naturelles pouvaient être présentées comme illimitées : « Je ne vois pas du tout pourquoi des matériaux qui sont remplaçables à l’infini ne pourraient pas être "gaspillés" de manière créative », dit ainsi la publicitaire Christine Frederick dans les années 1930. Outre que les nuisances environnementales de l’industrie ont été combattues de longue date (voir L’Apocalypse joyeuse de Jean-Baptiste Fressoz) et n’ont pas été découvertes dans les années 1970, les impacts sociaux étaient encore moins mystérieux et on ne pouvait alors que feindre d’ignorer la souffrance des classes laborieuses qui produisaient ces objets, quand bien mêmes elles étaient éloignées et altérisées par le mépris de classe ou par le fait colonial.

    #Jeanne_Guien #recension #livre #Aude_Vidal #nouveauté #innovation #critique_techno #anti-industriel #capitalisme

  • DDR-Manager und Russlandkenner : Die unglaublichen Lebensgeschichten des Richard Schimko
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/physiker-manager-buerger-wie-es-einem-ossi-gelang-sich-nicht-verzwe

    A l’Est rien n’était comme on voudrait nous faire croire. Les choses étaient bien plus absurdes, prèsque autant qu’à l’Ouest, seulement aujourd’hui la situation est pire.

    5.11.2025 von Maritta Adam-Tkalec - Geheimnisträger Ost: Richard Schimko, Forschungsdirektor im Werk für Fernsehelektronik, veröffentlicht unglaubliche Geschichten aus seinem Leben. Achtung, witzig!

    120 Meter unter Moskau liegt ein geheimes Tunnelsystem, Stalin hatte es zusammen mit der Metro bauen lassen. Zutritt für Außenstehende unmöglich. Schier unglaublich, was der Physiker Prof. Dr. Richard Schimko aus Ost-Berlin in der Moskauer Maulwurfswelt sah, als ihn sowjetische Genossen dorthin führten. Er und seine DDR-Kollegen hatten gerade Nachtsichtgeräte entwickelt („Wir hatten gelernt, im Dunkeln zu sehen“), alles unter strengster Geheimhaltung natürlich, doch „die Sowjetgenossen kannten unser Tun besser als wir selbst“.

    Per Draisine ging es kilometerweit bis zu einer Stahltür, wo sich der Chef des Instituts für Optik der UdSSR (und General des KGB) vorstellte. Dahinter eröffnete sich der Blick von einer Galerie in einen riesigen Reinraum, in dem Tausende Mess- und Montierarbeiter saßen. Richard Schimko und ein DDR-Kollege schauten auf einen Teil des Industriekomplexes für Rüstungsgüter, in dem auch die Raumstation MIR entstand.
    Zwischen Ukraine, Russland, Osten und Westen

    Was für eine Geschichte! Es ist nur eine von 30, die Richard Schimko in seinem soeben in der Edition Ost (Eulenspiegelverlag) erschienenen Buch „Physiker und Kleinkapitalist. Erlebnisse eines Wirtschaftsmanagers aus dem Osten“ erstmals einer größeren Öffentlichkeit erzählt. In einem kurzen Buchtitel ist kein Platz für mehr Auskünfte zur Person. Doch um die Relevanz all seiner unglaublichen Berichte zu verstehen, muss man mehr wissen über den soeben 80 Jahre alt Gewordenen.

    Er studierte Physik im ukrainischen Lemberg/Lwow/Lwiw, promovierte im georgischen Tbilisi, ist Inhaber von 33 Patenten, zweifacher Nationalpreisträger (Halbleiter, Mikroelektronik). Von 1970 an wirkte er im Werk für Fernsehelektronik (WF) in Berlin-Oberschöneweide, er war Gründer und Direktor der WF-Forschungsabteilung, in der 400 Wissenschaftler aus Akademie-Instituten mitarbeiteten, Aufbauleiter des Mikrooptoelektronikzentrums Berlin, Professor an der Humboldt-Universität.

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    Die Brigade „Kurtschatow“ im Werk für Fernsehelektronik: hinten Richard Schimko, neben ihm Dr. Gottfried Müller; Technologiechef und Teamleiter Michael Haubold rechts im Vordergrund, am Mikroskop ein sowjetischer Kollege privat

    Der wache Bürger Schimko beförderte das Aufkeimen der Friedlichen Revolution in seinem Betrieb, indem er seine Hand über die „Plattform WF“ hielt, die eine radikale Reformierung der SED verlangte. Aus dem Frühsommer 1989 stammen zwei Berichte, die Ost-Berliner damals für sensationell gehalten hätten: Da geriet Schimko in ein Geheimtreffen, bei dem KoKo-Chef Schalck-Golodkowski eine neue DDR-Wirtschaftspolitik umriss – ein Zusammengehen mit der Bundesrepublik. „Wir verkaufen wir ihnen die Mauer“, lautete dessen Plan. Die andere Geschichte erzählt, wie Günter Schabowski Schimko zum Oberbürgermeister von Ost-Berlin bestimmte und das dann doch nicht gelang – bitte nachlesen!

    Ökonomen und Astrologen sind Deuter – und mir als Naturwissenschaftler darum suspekt. Richard Schimko

    Richard Schimko saß im Wendeherbst kurze Zeit in der Volkskammer, hörte live Stasi-Mielkes Satz von der Liebe zu allen Menschen. Nicht lange darauf trug er die Verantwortung für die schmerzhafte Überführung des Hightech-Betriebes WF in die Marktwirtschaft und machte dabei exklusive Erfahrungen mit den DDR-Verramschern, die er unter dem Titel „In treuen Händen“ nun öffentlich macht: „Im Januar 1991 erschien bei mir ein Herr Möllemann mit dem Ansinnen, ein Werk in Pankow zu erwerben.

    Er bot mir als Kaufpreis eine Million DM und eine weitere halbe Million für mich persönlich, wenn ich dem Kauf zustimmte. Ich gab dem nassforschen Bieter zu bedenken, dass das Mindestgebot bei sieben Millionen liege; ich selbst benötige schließlich für den Kauf der Schweizer Staatsbürgerschaft vier Millionen. Daraus schloss er messerscharf und durchaus zutreffend, dass ich ihn nicht ernst nahm.“ Der Herr Möllemann drohte Schimko, er werde seinen umgehenden Rausschmiss erwirken. Wie das? Jürgen Möllemann, FDP, Wirtschaftsminister und Vizekanzler in Helmut Kohls Deutschland-einig-Vaterland-Kabinett, war der Bruder. Köstlich, wie diese Geschichte dann ausgeht!

    Bedrückend erfasst Schimko die DDR-Abwicklung: 8500 Betriebe, vier Millionen Werktätige, das Volkseigentum zu 85 Prozent in westdeutschen Besitz überführt und so fort. Er selbst beschloss, als Kleinkapitalist sein Glück zu versuchen, und wurde zum Mitgründer der Berlin-Oberspree Sondermaschinenbau GmbH (BOS), die wundersame Geräte herstellte wie den Bioradar, der hinter meterdicken Wänden schlagende Herzen entdecken und etwa in Erdbebengebieten Leben retten kann. Wieder öffnete der professionelle Erfolg Türen: Als einziger Ossi zog er ins 16-köpfige Präsidium des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) ein, als „Vorzeige-Kleinkapitalist des Ostens“.

    Schimko schreibt über sein Leben im näheren, ferneren und sehr fernen Osten, der bis nach Japan reichte, und weil viele Erlebnisse schier unglaublich sind, hat er sich bei jeweils Beteiligten rückversichert, ob ihn die Erinnerung nicht trügt. Vor die Leserschaft tritt der Naturwissenschaftler/Manager als Spaßmacher. Selbst die böseste seiner Wahrheiten kommt lustig daher. Die eingestreuten Witze, ob aus DDR- oder UdSSR-Quelle, sind auserlesen und grandios.

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    Promotion geschafft, Glückwünsche mit Nordhäuser Doppelkorn im WF-Labor, 1975privat

    Im Eulenspiegelverlag zu publizieren, passt also bestens. Doch warum schreibt der Verlag: „Schimko erzählt unernste Geschichten“? So witzig, ironisch und selbstironisch die Texte daherkommen, sind sie doch ernst – so ernst, dass einem auch mal das Blut in den Adern erstarrt, wenn man erkennt, dass der Schimko sich das Mäntelchen des Schalks nur umgehängt hat, um nicht gleich auf den ersten Blick als Überbringer unangenehmer Wahrheiten abgewiesen zu werden.

    Nehmen wir als Beispiel einen Witz. Darin findet die der Sowjetgesellschaft innewohnende Gewalt ein Bild. Hier, sträflich verkürzt, die „sowjetphilosophische Anekdote“: Streiten ein Amerikaner, ein Brite und ein Russe (Deutsche kommen in solchen Witzen nicht vor) darüber, wer den besten Gummi der Welt herstelle. Der Ami gibt an, sein Hosenträger habe beim Sturz aus dem Empire State Building sein Leben gerettet. Der Franzose legt eins drauf: Sein Hosenträger habe ihn bei der Zugfahrt von Paris nach Lyon wieder zurück befördert. Alles nichts, sagt der Russe: Auf dem Spasski-Turm am Roten Platz sei „einer unserer vaterländischen Monteure“ beim Lampenaustausch abgestürzt. Dank seiner Galoschen, der russischen Gummischuhe, flog er „runter, hoch, runter, hoch“. Was tun? „Wir mussten ihn abschießen. Aber die Galoschen waren wie neu.“ Ist das unernst?

    Ein Deutscher! Ein Feind! Großartig!

    Schimkos Spezialität ist das pointierte Beschreiben komischer Situationen, die entstanden, weil er als Deutscher im Sowjetland unterwegs war und sich auf Land und Leute einließ. So geschehen in der Nacht „am Kursker Bogen“: Studentenvertreter Schimko hatte gelegentlich zu reisen, was „dank unzähliger Verspätungen wegen des Wetters, der Technik, der Anfälligkeit sowjetischer Piloten für gewisse Getränke lange Wartezeiten auf Flugplätzen“ mit sich brachte. Als Ausländer durfte er das „Zimmer für Abgeordnete“ benutzen.

    In einem solchen Warteraum traf er an einem Nebel-und-Schneesturm-Abend auf dem Kiewer Inlandflughafen zwei ebenfalls gestrandete Generäle a.D., einen Armenier, einen Russen, Veteranen des Großen Vaterländischen Kriegs gegen die „verfluchten Faschisten“: „Die Freude, einem Vertreter des ehemaligen Feindes zu begegnen, war echt und herzlich. Sie beschlossen, mit mir die Schlacht am Kursker Bogen vom Juli 1943 nachzustellen.“ So geschah es: „Nach unserer Schlacht lagen auf dem Tisch umgestoßene Gläser unterschiedlicher Größen, Teller und vertrocknete Sakuski. Das waren Armeen, Divisionen, Bataillone, Kompanien.“

    Die Kunst, sich etwas vorzumachen, habe ich früh erlernt. Richard Schimko

    Nach der Neuaufführung einer der größten Schlachten des Zweiten Weltkriegs gratulierten die Generäle einander und auch Schimko „als unterlegenem Gegner“ zum Ausgang: „Alle waren der Meinung, dass ich mir – stellvertretend für das seinerzeitige deutsche Volk – hinter die Ohren schreiben sollte, nunmehr den Krieg zu beenden.“ Damals hatten die Deutschen noch zwei schreckliche Jahre weitergekämpft, obwohl die Niederlage unausweichlich war. Ihm selber sei es „nach diesen für mich ungeheuren Zahlen, Fakten, Namen und der mir trotz allem entgegengebrachten Freundlichkeit furchtbar schlecht“ gegangen. Ihm war bewusst geworden, wie wenig er wusste; seinen ostfronterfahrenen Vater hatte er aus Feigheit nie befragt. Nun fragt er sich: Wer waren „die Nazis“? „Das waren doch Männer wie mein Vater gewesen.“

    Die heiter-erhellenden Jugendgeschichten spielen ganz überwiegend in Lwow (im Studentenwohnheim, an der Uni, im Geselligen) und in Kiew, Moskau, Tbilisi. Tatorte sind Schlafwagen, Straßenbahn oder Blumenrabatten. Als zentrales Agens (fast) immer dabei: Alkohol in allen Formen, vom Selbstgebrannten (Samogon) über Nordhäuser zum edlen Kognak. Schimko entwickelt hier die Kunst, Klischees zugleich zu be- und zu widerlegen.

    Apropos widerlegen: Eine ungeheuerliche Information streut er ganz nebenbei ein: Ende August 1968 fuhr Student Schimko im Zug zum Studienort. Die Strecke führte über Prag nach Moskau, sodass er zum Augenzeugen eines Teils des Prager Aufstandes wurde: „Der Zug war voller verwundeter sowjetischer Offiziere. Sie erzählten mir von zwei verwirrenden Einsatzbefehlen: Erstens sollten sie die sozialistische Ordnung in der Tschechoslowakei bedingungslos wiederherstellen und zweitens dabei aber keine Gewalt anwenden. Die meisten hatten Kopfwunden und Brandverletzungen davongetragen. Die einen waren von Pflastersteinen und die anderen von Molotow-Cocktails getroffen worden. Die Gewaltlosigkeit schien also ziemlich einseitig gewesen zu sein.“ Man bekommt die Geschichte sonst anders erzählt.

    Vom Mainstream abweichend, dafür gesättigt von Erfahrungen mit Russen, West- und Ostukrainern, vermittelt Schimko seine Sicht auf den gegenwärtigen Krieg. Er erinnert zum Beispiel daran, wie der Ukrainer Nikita Chruschtschow 1954 Kraft seines Amtes als Chef der Kommunistischen Partei der Sowjetunion in Feierlaune die geopolitisch zu Russland gehörige Halbinsel Krim an die Ukraine verschenkte – und damit gleich doppelten Verfassungsbruch beging.

    Von Schimkos Erlebnissen als Ost-Feigenblatt unter den BDI-Bossen von 1998 bis 2002 war schon eingangs die Rede. Es ist bei allem Ulk ein bitteres Kapitel, persönlich wie gesellschaftlich. In jenen Jahren sei von den Ossis Dankbarkeit verlangt worden, zum Beispiel für die vom Westen geleistete Hilfe zur Menschwerdung, nachdem die Ostendeutschen in der DDR durch „Verzwergung“ „unbrauchbar“ gemacht worden seien. Schimko sagt: „Ich war einer von diesen Zwergen.“ Seine Erkenntnis nach den Sitzungen: Es ist alles so, wie wir es gelernt haben. Es geht im Kapitalismus um die Interessen der Großkonzerne.

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    Richard Schimko: „Quantenmechanik gehört zu jenem Teil der Wissenschaft, den man so lange studiert, bis man überzeugt ist, man habe ihn erfunden.“Benjamin Pritzkuleit/Berliner Zeitung

    Der Mann weiß, wovon er spricht. Solch eine Authentizität als Quelle erlangen wenige. Millionen DDR-Bürger werden wissend nicken, wenn sie zum Beispiel die „Geschichte von der Ahnung des Untergangs“ lesen, in der Schimko von Glanz und Elend seiner Branche, der Mikroelektronik in der DDR, berichtet.

    Richard Schimkos wunderbare Miniaturen kann man nun im Stillen lesend genießen, aber die Texte eignen sich auch wunderbar für das Vorlesen in geselliger Runde. Wetten, dass sie lebhafte Gespräche nach sich ziehen? Jeder und jede, der oder die ein Stück Leben im Osten verbrachte, wird sich wiederfinden. Sie und alle anderen werden Zeile für Zeile lernen.

    Das Buch

    Autor: Richard Schimko, geb. 1945
    Titel: „Ich bin Physiker und Kleinkapitalist. Die Erlebnisse eines Wirtschaftskapitäns aus dem Osten“
    Verlag: soeben erschienen im Verlag Edition Ost, einem Imprint der Eulenspiegel-Verlagsgruppe
    Umfang: 256 Seiten, broschiert, mit Fotos
    Preis: 22 Euro

    #Allemagne #DDR #RDA #histoire #capitalisme

  • Multimillionär Merz, Kriegskanzler der Geldaristokratie
    https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/multimillionaer-merz-kriegskanzler-der-geldaristokratie


    Quelle : Dieses Bild wurde mittels Grok entwickelt.

    Il faut le rappelker de temps en temps : le régime de Berlin est anticonstitutionnel. On essaye pourtant d’adapter la constitution à la réalité.

    31.10.2025 von Volker Bräutigam und Friedhelm Klinkhammer - Geschätzte Leserinnen und Leser, bitte aufgemerkt: „Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat“. Doch doch, das steht immer noch im Grundgesetz. Sogar zweimal. Der Fachbegriff dazu: „Sozialstaatsklausel.“

    Sie verpflichtet den Staat, seinen Bürgern eine sichere Lebensgrundlage zu bieten. Haben wir das drauf? Schön, und jetzt die Musik dazu: Den reichsten 5 Prozent der Deutschen, 256 (Multi-)Milliardären und knapp 3 Millionen (Multi-)Millionären, gehören 48 Prozent des gesamten Volksvermögens. Andererseits fristen im Land der Dichter und Denker 13 Millionen Menschen ihr Dasein unterhalb der Armutsgrenze. 15,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Wir haben dreimal mehr arme Schlucker als reiche Schnösel. Was fällt uns dazu ein? Ach ja: Das Privatvermögen unseres Kanzlers wird vorsichtig auf 12 Millionen Euro geschätzt. Nix Genaues weiß man nicht. Eine Offenlegungspflicht für Regierungspolitiker gibt es sogar in den USA, aber nicht in Deutschland.

    Bei seinem Amtsantritt legte der Bundeskanzler den im Grundgesetz vorformulierten Eid ab:

    „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“

    Bedauerlicherweise ist „Amtsmeineid“ nicht strafbar. Dass Merz, anstatt dem Wohle des deutschen Volks zu dienen, eher dessen wirtschaftlichen und sozialen Niedergang organisiert und nur den Nutzen von Seinesgleichen mehrt, bleibt für ihn juristisch folgenlos. Gewählt ist gewählt; warum sollten deutsche Formaldemokratie-Opfer klüger sein als US-amerikanische, die sich einen Milliardär Trump an die Backe holten?

    Für Unsereinen muss es Ehrensache sein, ein gegebenes Versprechen zu halten. Für Politiker und deren Wahlversprechen gilt das nur sehr bedingt. Für Merz und seine Regierungskumpanei gar nicht. Er verstößt mit seinem krankhaften aber zugkräftigen Russenhass („Putinklatsche“) und blinden Philo-Zionismus gegen die grundgesetzliche Pflicht, dem Frieden und der Völkerverständigung zu dienen. Für ihn gilt offenkundig: „Krieg ist kein Fehler. Er ist ein Geschäftsmodell.“ Drum können er und seine mitregierende Sippschaft auch Milliarden Euro Steuergelder dafür ausgeben, dass ukrainische und russische Städte in Schutt und Asche bombardiert werden, während seine Leute hierzulande dabei versagen, die kaputten Schulklos reparieren zu lassen. Dass sie fähig und willens wären, die Kinder- und Altersarmut in Deutschland zu beseitigen, wagt man eh nicht mal zu träumen.

    Schauen wir uns das an: Kaum im Amt, sicherte Merz dem autoritären und korrupten Regime der Ukraine fünf weitere Milliarden Euro für Militärhilfe zu. Zugleich kassierte er sein Wahlversprechen, die hohe Stromsteuer für Privathaushalte zu senken. Die ebenfalls versprochene Erhöhung der Mütterrente schob er auf die lange Bank. Er nahm lieber den Kampf gegen die Armen auf statt gegen die Armut. Erwartungsgemäß unter dem Beifall der Systemmedien.
    Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!

    „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Theoretisch, laut Grundgesetz. In der Praxis führt das Berliner Regime nicht etwa eine Vermögensabgabe ein, sondern tauft lieber das Bürgergeld in „Grundsicherung“ um und stellt die Bedürftigen unter Kuratel: Mitleidlos wird sanktioniert, Kleinstersparnisse werden abgepresst und Mindestansprüche an menschengerechtes Wohnen abgesenkt. Statt einer Anpassung an die inflationäre Preissteigerung bei den Lebenshaltungskosten gibt es in der Grundsicherung eine Nullrunde. Die SPD-Koalitionsminister Bärbel Bas und Lars Klingbeil tarnen diese asoziale Politik unter Selbstgerechtigkeitsschleim:

    „Wir helfen auf dem Weg in Arbeit, aber dafür muss man mitmachen. Alles andere ist unfair gegenüber denjenigen, die jeden Morgen aufstehen.“

    Hoch mit euch, ihr faulen Säcke! Madame Bas weiß schließlich, womit man hierzulande Karrierepunkte macht. Sie steht ja auch jeden Morgen auf und bezieht jährlich 265 000 Euro, aus Steuermitteln. Ob auskömmliche Arbeitsangebote überhaupt verfügbar sind, muss sie keinen Jobcenter-Bürokraten mehr fragen. Anders als die von ihr so verächtlich kujonierten Bedürftigen. Die nämlich dürfen zuschauen, wo sie angesichts des seit drei Jahren abnehmenden Brutto-Inlandprodukts (zuletzt minus 0,3 und 0,5 Prozent) sowie zunehmender Arbeitslosigkeit (offiziell zugegebene Quote 6,3 Prozent) bleiben.

    Den Zusammenhang zwischen kostspielig kriegstüchtiger Außenpolitik, russenfeindlicher, uns selbst schädigender Sanktionspolitik und den angeblich unvermeidlichen sozialen Kürzungen berücksichtigt Madame Bas sowieso nicht. Sie behauptet lieber frech, die Sanktionierung der Bedürftigen sei ein erprobtes Mittel, Menschen in Arbeit zu bringen. Blödsinn: Im Jahr 2011 gab es 1,99 Millionen erwerbsfähige arbeitslose Hartz-IV-Empfänger, 3 Prozent davon wurden sanktioniert. Im vorigen Jahr hatten wir 1,8 Millionen Bürgergeldbezieher, davon 0,8 Prozent unter Sanktionen. Strafmaßnahmen gegen Betroffene senken die Arbeitslosigkeit um keinen Deut. Jeder halbwegs Nachdenkliche kann das begreifen.

    Die Politiker-Lügen über Notwendigkeit und Sinn der Zwangsmaßnahmen gegen Arbeitslose dienen vielmehr dem Systemerhalt und blocken die Frage ab, wie es nur dazu kommen konnte, dass das reichste 1 Prozent der Deutschen – 8 400 Personen – über 35 Prozent des privaten Geldvermögens verfügt, über 3,1 Billionen (3 100 000 000 000!) Euro. Diese Zahl basiert auf dem jüngsten Bundesbankbericht über das private Geldvermögen: 9,001 Billionen Euro (ohne Immobilien, Anlagen und Pretiosen).
    Kriechtiere und Regenwürmer

    Zumindest im Groben müssten diese Fakten im Bewusstsein der Bundesbürger verankert sein. Sind sie natürlich nicht. Dafür sorgen die regierungsfrommen und ansonsten meist belanglosen „Informationsangebote“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, voran die der Tagesschau. Immerhin aber mal eine gute Nachricht: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk verliert an Vertrauen. Jetzt die schlechte: Den dortigen Kriechtier-Journalismus hält auch das nicht auf.

    Sanktionen und der Ruf nach ihnen, beide sind Herrschaftsmittel. Die Prügel und die Drohung mit dem Prügel. Sie bedienen das widerliche Bedürfnis, die Unterprivilegierten auszugrenzen, zu diskriminieren und zu den Sündenböcken der Nation zu machen. Das zeigt sich an Umfragen, wonach Restriktionen gegen „die da unten“ von 85 Prozent der Befragten begrüßt werden. Für die tatsächlichen Umstände und Motive der „Arbeitsverweigerer“ interessiert sich kein Schwein.

    Ungerührt wird andererseits hingenommen, dass mittels „Staatsknete“ ein flächendeckendes Lohndumping stattfindet und aus Steuermitteln finanziert wird: 800 000 Arbeitnehmer bekommen so geringe Löhne, dass sie mit Bürgergeld unterstützt werden müssen. Das kostet 7 Milliarden Euro, Tendenz steigend, mit denen der Staat anstelle der Arbeitgeber die Löhne aufstockt. Eine deutliche Mindestlohnerhöhung ist für das Merz-Regime kein Thema. Es würde die Produktionsmittelbesitzer und die arbeitgebernahen Thinktanks verärgern.

    Vergleichende Werbung ist in Deutschland verboten. Der Vergleich von Persönlichkeiten anhand ihrer politischen Aussagen hingegen nicht. Stellen wir also gegenüber: Die Ansicht des Sympathieträgers und TV-„Kommissars“ Walter Sittler, vorgebracht auf dem „Roten Sofa“ des NDR,

    „Wir haben nicht zu hohe [Sozial-]Ausgaben, sondern zu niedrige Einnahmen. Bei [Bundeskanzler] Kohl betrug der Spitzensatz der Einkommensteuer noch 56 Prozent, und niemand hat gejammert. Heute haben wir 44 Prozent“. []

    Und die Behauptung eines Bundeskanzlers, dessen politischer Instinkt und soziales Bewusstsein dem der meisten Regenwürmer in nichts nachstehen:

    „Wir können uns dieses System, das wir heute so haben, einfach nicht mehr leisten.“

    Er meinte natürlich nicht unser kapitalistisches Wirtschafts- und Finanzsystem, sondern unsere Sozialversicherung.

    Dass Merz nach diesem Satz, gesprochen auf dem Landesparteitag der CDU Nordrhein-Westfalen, dort nicht ausgelacht wurde und keine faulen Eier auf ihn flogen, ist noch begreiflich. Dass ihn die Tagesschau wörtlich zitierte, ohne seine Behauptung als unverschämt verlogen kenntlich zu machen, darf uns aber auch nicht mehr überraschen. Auf einen Schlag fast eine Billion Euro neue Staatsschulden machen, vorzugsweise zugunsten der Rüstungsindustrie, privatim ein Flugzeug, zwei Villen (in Brilon und am Tegernsee) sowie etliche Millionen Euronen gebunkert haben und dann behaupten, für den rest of the world sei nix mehr übrig: Das erklärt, warum des Kanzlers Sympathiewerte mit der Anziehungskraft eines acht Tage alten Pfannkuchens konkurrieren. Und es erklärt, warum Exkanzlerin Merkel sich den Typen stets vom Leibe hielt.

    Alle Statistiken widerlegen den Bundeskanzler: Es gibt keine Explosion der Sozialausgaben. Sie trotzdem zu behaupten, ist propagandistisches Gelaber des Geldadels und seiner Auftragnehmer in Politik und Medien. Die Sozialleistungsquote, das Verhältnis von Sozialausgaben zur Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt, BIP) ist, abgesehen von krisenbedingten Schwankungen, nur geringfügig gestiegen. Deutschland liegt mit 30 Prozent im Mittelfeld der 18 reichsten OECD-Länder.

    Die Ausgaben für Arbeitslosengeld und Grundsicherung von Erwerbslosen (Bürgergeld) sind sogar, gemessen am BIP, in den letzten 20 Jahren von 2,8 Prozent auf 1,7 Prozent gesunken. Die Ausgaben für die Renten bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau wie in den letzten Jahren. So sieht die Wirklichkeit aus! Aber es gilt: „Wer Panzer finanziert, braucht Sündenböcke.“ Was scheren einen Kanzler der Millionäre schon die sozialen Fakten.

    Der Wirtschaftswissenschaftler Adam Smith hat vor 250 Jahren ein bis heute gültiges Gerechtigkeitsprinzip für die Staatsfinanzierung entwickelt. Es sieht vor allem eine (prozentual) gleiche Besteuerung und Abgabenbelastung nach Maßgabe der Leistungsfähigkeit vor.
    Portion Sozialneid gefällig?

    Herbert Diess, abgehalfterter VW-Spitzenmanager, bezog zuletzt ein Jahresgehalt von 11,2 Millionen Euro. Das durchschnittliche Jahreseinkommen in Deutschland liegt bei rund 50 000 Euro. Na klar, an dieser Summe haben auch unsere angestellten Einkommensmillionäre mitgewirkt. Jetzt aber kommt es: Allein die durchschnittlichen Sozialabgaben betragen für Arbeitnehmer 19,7 Prozent ihres Einkommens. Otto Normalverdiener legt dafür also schlappe 10 200 Euro hin. Herbert Diess müsste demnach 2,2 Millionen Euro zahlen – wenn, ja wenn unsere Besser- und Bestverdiener nicht mit schicken Beitragsbemessungs-Obergrenzen geschützt würden, auf dass diese Reichen immer reicher werden können. Herbert Diess hatte füglich nicht mal 11 000 Euro Sozialabgaben zu zahlen. 0,5 Prozent seines Bruttogehalts als Sozialabgabe. Das macht andächtig, gelle?

    Übrigens: Kanzler Merz, Vizekanzler Klingbeil, Arbeitsministerin Bas und das restliche regierende Funktionspersonal müssen weder Renten- noch Arbeitslosenversicherungsbeiträge bezahlen. Bundesminister haben schon nach einer Amtszeit von vier Jahren einen Pensionsanspruch von 4990 Euro. Nur für Kranken- und Pflegeversicherung müssen sie bis zur Beitragsobergrenze abdrücken. Ein Klacks für die Damen und Herren. Und diese Leute stellen sich hin und verordnen dem Volk Entbehrungen. Solche Charakterlosigkeit besang Heinrich Heine schon vor 180 Jahren:

    „Ich kenne die Weise, ich kenne den Text / ich kenn‘ auch die Herren Verfasser / Ich weiß, sie tranken heimlich Wein / und predigten öffentlich Wasser.“

    Zu den Sozialversicherungsbeiträgen kommen fürs gemeine Volk saftige Steuern. Sie treiben die Abgaben-Gesamtlast bei einem tatsächlich durchschnittlichen Arbeitslohn von monatlich brutto 4100 Euro auf circa 42,3 Prozent. Vom verbleibenden Netto muss der Arbeitnehmer dann Mehrwertsteuer entrichten auf Waren und Dienstleistungen, die er zur Sicherung seines Lebensunterhalts braucht, schätzungsweise einen weiteren Anteil von 10 Prozent seines Einkommens.

    Obendrauf kommen Verluste durch die Inflation. Seit 2021 sind beispielsweise die Lebensmittelpreise um rund 30 Prozent gestiegen. Hauptsächlicher Preistreiber war und ist der hysterische Russenhass der europäischen Eliten. Deren saudumme Sanktionspolitik schadet zwar Russland kaum, dem deutschen Arbeitnehmer dafür aber umso mehr.
    Reich und privilegiert

    Wie bei den Sozialabgaben werden die Reichen auch bei der Einkommensteuer privilegiert: Von ihren Millionengehältern aufgrund der Beschäftigungsverhältnisse (Beispiel VW-Diess) zahlen sie natürlich Einkommensteuer, allerdings nur bis zu einem Spitzensatz von 45 Prozent (ab 277 000 Euro Jahreseinkommen). Ihre Einkommen aus Vermögen, Dividenden und Zinsen werden nur mit 25 Prozent besteuert. Die Vermögen selbst bleiben gänzlich steuerfrei. Die Vermögenssteuer wurde 1997 abgeschafft.

    Laut einer Oxfam-Studie zahlen Multimillionäre in Deutschland effektiv bloß etwa 28 Prozent Einkommensteuer, Milliardäre 26 Prozent. Es stimmt schon: „Der Staat hat kein Ausgabenproblem, sondern ein Gerechtigkeitsproblem.“ Die Tagesschau berichtet:

    „Allerdings spricht sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) strikt gegen Steuererhöhungen aus und verweist auf den Koalitionsvertrag, der derartige Maßnahmen ausschließe.“

    Dass Merz soziale Anwandlungen habe, kann man ihm wahrlich nicht nachsagen.

    Ein historisches, vorbildliches Gegenstück zu unserem stinkreichen Ellenbogen-Kanzler: US-Präsident Franklin D. Roosevelt. In einer Zeit „schwerer nationaler Gefahr“, erklärte er im April 1942 vor dem Kongress, „sollte kein amerikanischer Bürger nach Abzug der Steuern ein Nettoeinkommen von mehr als 25.000 Dollar pro Jahr haben.“ (Heute wären das ungefähr 350.000 Dollar, immer noch ein Haufen Geld). Es dauerte, bis Roosevelt sich durchsetzte. Aber zum Ende des Zweiten Weltkrieges hin mussten Amerikas Reiche auf alle Einkommen über 200.000 Dollar sage und schreibe 94 Prozent Steuern zahlen. Durch die Bank, alle, ausnahmslos.

    Für den vormaligen Chef des Aufsichtsrats der BlackRock Asset Management Deutschland AG, Kanzler Friedrich Merz, ein Ding der Unmöglichkeit. Der weigert sich nicht nur, dem Allgemeinwohl zu dienen, indem er den immens Reichen ein paar zusätzliche Euro abknöpft. Er beantwortet die Probleme im Inland lieber mit Bomben fürs Ausland. Seine Regierung will insgesamt 377 Milliarden Euro für Rüstungsgüter verschleudern. Ein wahrer „Master of War“ (Meister des Krieges), wie Bob Dylan diese abstoßende Sorte Mensch in einem seiner Songs beschrieb:

    „Ihr befestigt die Abzugshähne / Die andere drücken sollen / Dann lehnt ihr euch zurück und seht zu / wie die Gefallenenliste länger wird / Ihr versteckt euch in euren Villen / Während das Blut der jungen Leute / Aus ihren Leibern fließt / Und im Dreck versickert.“

    „Russland muss diesen Krieg verlieren.“ Merz hat es häufig genug verkündet. Kein Täuschungsmittel, keine perfide Erfindung ist ihm zu primitiv, um der Öffentlichkeit Angst vor einer „russischen“ Bedrohung einzureden. Mit massiver Agitation versucht er, den Krieg in der Ukraine als im Interesse Deutschlands, seiner Demokratie und Freiheit liegend zu verklären. Der Sauerländer reizt zu einer gedanklichen Anleihe beim Satiriker Georg Schramm: Wenn Deutschlands Demokratie von der Ukraine verteidigt wird, dann muss das Sauerland auch die Freiheit der Ukraine verteidigen. Logo.

    Die deutschen Militärausgaben stiegen von 2014 bis 2024 nach NATO-Kriterien von jährlichen 34,7 Milliarden auf 86.6 Milliarden Euro. 2029 (spätestens dann greift ja angeblich der Russe an) sollen es schließlich 152 Milliarden sein.

    Friedrich Merz zeigt mit seiner polarisierenden Rhetorik, wie sehr er den Interessen der herrschenden Militaristen- und Millionärsclique verbunden ist. Er spaltet unsere Gesellschaft. Seine Angriffe auf Bürgergeldempfänger sind mitleidlos. Seine Sozialstaatskritik ist stockreaktionär. Zur Abrundung dieses Kanzler-Bildes: Der Mann verprasste schon in den ersten drei Monaten seiner Amtszeit 12 501,30 Euro aus der Staatskasse für seinen Friseur und für Kosmetik.

    Ein wahrer Diener des Volkes.

    Die Tagesschau verweigert auftragswidrig umfassende Informationen über das asoziale Sein und Treiben unserer politischen Vorturner. Warum? Auch darauf findet sich in Heines Lyrik eine schlüssige Antwort:

    „Und die Moral? Der Journalist / Verschweigt sie heute mit klugem Zagen / Denn mächtig verbündet in unseren Tagen / Das reiche Ungeziefer ist. / Es sitzt mit dem Geldsack unter dem Arsch / Und trommelt siegreich den Dessauer Marsch.“

    (Anm.: In Heinrich Heines Lied „Es saß ein brauner Wanzerich“ wird zwar kein „Journalist“ besungen, sondern der „Fabulist“. Aber das kommt bei der Tagesschau ja aufs Gleiche raus).

    Anmerkung der Autoren

    Unsere Beiträge stehen zur freien Verfügung. Wir schreiben nicht für Honorar, sondern gegen die „mediale Massenverblödung“ (in memoriam Peter Scholl-Latour). Die Texte werden vom Verein „Ständige Publikumskonferenz öffentlich-rechtlicher Medien e.V.“ dokumentiert: https://publikumskonferenz.de/blog

    [] Aus privater Mitschrift zitiert. In der NDR-Mediathek ist nur eine um ca. 12 Minuten gekürzte Fassung der Sendung (s. Link) zu sehen, die fragliche Passage mit Sittlers Bemerkung fehlt.

    Volker Bräutigam und Friedhelm Klinkhammer

    Volker Bräutigam und Friedhelm Klinkhammer
    Friedhelm Klinkhammer studierte Rechts- und Politikwissenschaften in Hamburg. Nach kurzer Tätigkeit als Rechtsanwalt war er fast dreieinhalb Jahrzehnte beim NDR angestellt. Unter anderem arbeitete er in der Direktion und Fernsehredaktion des Landesfunkhauses Niedersachsen und war Vorsitzender des NDR-Gesamtpersonalrats. Seit 2008 befindet er sich im Ruhestand.

    Volker Bräutigam war zunächst als Redakteur für Tageszeitungen und danach 20 Jahre im öffentlich-rechtlichen Rundfunk tätig, unter anderem als Dienstleiter in der Tagesschau-Zentrale in Hamburg. Von 1996 an hatte er einen Lehr- und Forschungsauftrag an der Fu Jen University, Taipei. Seit 2001 ist er freier Autor.

    #Allemagne #constitution #nantis #politique #capitalisme

  • Indonesia’s new capital, Nusantara, in danger of becoming a ‘ghost city’ | Indonesia | The Guardian

    https://www.theguardian.com/world/2025/oct/29/indonesia-new-capital-city-nusantara

    Michael Nielson in Nusantara
    Wed 29 Oct 2025 01.35 CET

    State funding for the project has plunged, while construction has slowed and few civil servants have been eager to move away from Jakarta.

    Indonesia’s utopian new capital Nusantara seems to appear out of nowhere. Deep in the forest, a multilane highway abruptly opens up through the trees, leading to a palace topped by a winged eagle that glows under the equatorial sun.

    #Indonésie #Jakarta ##Nusantara #urban_matter

  • "L’argent pourrit les gens", NTM, 1991.

    « Des organisations à la violence sans limite ont fait irruption dans le rap français » : les extraits de « L’Empire », dans les coulisses criminelles d’une industrie aux chiffres vertigineux
    https://www.lemonde.fr/societe/article/2025/10/28/de-jeunes-organisations-criminelles-a-la-violence-sans-limite-ont-fait-irrup

    Dans un livre riche en révélations (...), les journalistes Paul Deutschmann, Simon Piel et Joan Tilouine racontent la face cachée d’un milieu dominé par des rappeurs ultracapitalistes, aussi décomplexés que déterminés, souvent liés à la grande criminalité, en toute impunité

    https://justpaste.it/1yjki

    Un livre de fouilles merde mal écrit avec une litanie de noms de gros vendeurs et Darmanin en justicier. Parait qu’on peut découvrir par "les indiscrétions de la rue" qu’on fait l’objet d’une notice rouge d’Interpol, alors que ça vient des keufs eux-mêmes et pas d’ailleurs ce genre d’infos.
    La criminalité n’y a bien sûr rien de grand, tout juste est-elle sanglante et manipulatrice. Pli de la barbarisation capitaliste, un pan de la culture populaire s’est fait glorification de l’argent et de la domination (masculine, mais pas seulement).
    La glorification de la concurrence fait le "cassos", d’où qu’il soit. "Chômeur" ou "clochard" sont également des insultes en vigueur parmi bien des jeunes. Laideur.

    #Rap #industrie #culture_populaire_de_la_domination #argent #capitalisme_barbare #Dubaï

  • Pourquoi faudrait-il s’en prendre à la « transition écologique » ?
    https://lundi.am/Pourquoi-faudrait-il-s-en-prendre-a-la-transition-ecologique

    De quelle écologie s’agit-il, d’ailleurs ?

    Eh bien de celle affublée du mot magique « transition ». La « transition écologique », et ses deux jambes que sont lesdites transitions énergétique et numérique. Une « transition » qui est un simulacre d’écologie. Pourquoi ?

    Vous le savez sans doute, nous ne sommes pas en train de connaître une transition de sources d’énergies carbonées : du gaz, du charbon ou du pétrole – sale –, vers l’éolien industriel, le photovoltaïque, l’hydrogène, lesdits biocarburants – prétendus, eux, propres. Nous sommes en train de découvrir l’ampleur, non d’une transition écologique, mais d’une accumulation industrielle, sans égale, sous couvert de transformation vertueuse de nos sociétés. Pourtant, les fondateurs de l’écologie politique au début des années 1970 – Pierre Fournier, Alexandre Grothendieck ou Bernard Charbonneau – avaient déjà critiqué cette écotechnologie. On ne peut pas jouer la surprise.

    Je rappelle que la notion de « transition énergétique » émerge dans le marigot nucléaire américain des années 1950. Elle caractérise le fantasme d’une énergie nucléaire propre et infinie qui serait permise par le nouveau procédé dit de « surgénération ». Mais nous pourrions remonter un peu plus loin.

    #écologie #transition #critique_techno #énergie #capitalisme

  • Difendere i padroni. Un commento sulla norma affitti brevi, l’organizzazione delle lotte e l’inasprirsi dei conflitti abitativi a #Bologna@0
    https://radioblackout.org/2025/10/difendere-i-padroni-un-commento-sulla-norma-affitti-brevi-lorganizzaz

    Due dirette sulla questione abitativa in Italia, tra le mistificazioni del dibattito pubblico sugli affitti brevi e l’inasprimento del conflitto sulla casa a Bologna. Con Sara Gainsforth, giornalista e autrice tra gli altri di “L’Italia senza casa: Politiche abitative per non morire di rendita” (2025) e “Airbnb città merce: storie di resistenza alla gentrificazione digitale” […]

    #L'informazione_di_Blackout #abitare #airbnb #capitalismo #polizia #resistenza_agli_sfratti
    https://radioblackout.org/wp-content/uploads/2025/10/sarah.mp3

  • IA générale, “super-intelligence” : l’avenir technologique est-il si inquiétant que ça ?
    https://www.nouvelobs.com/idees/20251022.OBS109020/ia-generale-super-intelligence-l-avenir-technologique-est-il-si-inquietan

    Décryptage Des machines aux capacités supérieures à celles des humains, c’est la prochaine rupture technologique annoncée. Elle effraie certains spécialistes qui publient une tribune alarmante. Mais derrière le terme très marketing, la définition est encore floue et les projets, balbutiants.

    Par Oscar Leroy et Xavier de La Porte

    Publié le 22 octobre 2025 à 17h00
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    L’IA générale, c’est la réactualisation d’un rêve forgé par quelques chercheurs de génie lors de la célèbre conférence de Dartmouth (1956), qui a inauguré le champ de l’intelligence artificielle : fabriquer une machine qui puisse égaler, voire surpasser, le cerveau humain dans l’ensemble de ses aptitudes cognitives. Longtemps considérée comme un horizon inaccessible, cette ambition est devenue plus concrète avec les progrès de l’informatique depuis le début des années 2010. Puissance de calcul multipliée, accès à des données toujours plus nombreuses, nouvelles méthodes d’apprentissage… Tout cela a abouti à ce qu’on connaît aujourd’hui : des programmes avec lesquels on peut converser presque naturellement, qui comprennent ce qu’on leur demande, savent plein de choses, créent à la demande des textes et des images. C’est le monde des IA génératives actuelles. Mais ce n’est pas encore l’IA générale qu’on nous promet comme le Graal, telle une borne civilisationnelle.

    Malheureusement, et c’est tout le problème, aucune définition solide de cette nouvelle IA ne fait consensus. Pour une raison simple : une intelligence égale ou supérieure à celle de l’humain, ça ne correspond à aucune notion informatique. « Je vous mets au défi : essayez de trouver un test qui permette de déterminer si un modèle possède l’IA générale, lance Michal Valko, qui a notamment été l’ingénieur en chef de Llama 3, l’IA générative de Meta. Réussir la fusion nucléaire ou trouver le vaccin du Covid, ce sont des problèmes assez simples à définir. Mais l’IA générale… » Selon le test qu’on choisit, on pourrait l’avoir déjà atteinte, ou ne jamais l’atteindre. Et c’est loin d’être anecdotique : les acteurs de l’IA peuvent employer ce terme pour décrire des choses très différentes. D’ailleurs, on parle aussi de « superintelligence ». Et quand on demande la différence à Patrick Pérez, chercheur en IA depuis trente ans et à la tête de Kyutai, laboratoire à but non lucratif, il hésite : « A vrai dire, je ne sais pas très bien les distinguer. »

    Bref, même les chercheurs les plus en pointe ne savent pas trop vers où on va. Ce qui n’empêche pas les fantasmes : se fixant ses propres buts, l’IA pourrait décider, par exemple, de nous éliminer… Dans une lettre ouverte publiée ce mercredi, de grands noms de l’IA comme Geoffrey Hinton, Yoshua Bengio et Stuart Russell ont parlé à ce propos de risques qui pèseraient sur l’humanité, allant jusqu’à sa « potentielle extinction ». On n’en est pas encore là, mais « dans un monde rationnel, on se demanderait d’abord à quoi l’IA générale servirait avant d’essayer de la développer », s’agace Olivier Cappé. Hélas, nous ne sommes pas dans un monde rationnel…

    On en comprend des aspects bien sûr, mais, comme le dit joliment Yann Le Cun, « votre chat en sait plus sur la gravité que n’importe quelle IA ». Autrement dit, il faudra peut-être que les machines s’incarnent pour prétendre à cette « intelligence générale ». Ce serait donc vers la robotique qu’il faudrait se tourner, en dotant celles-ci de capteurs. C’est ce que défend l’Australien Rodney Brooks, pionnier en la matière, avec sa notion de « cognition incarnée ». Et c’est la piste que privilégie Yann Chevaleyre : « Un robot qui expérimente son environnement, c’est la seule solution pour aller vers une forme d’intelligence générale. Un modèle auquel on ne fournit que des images sera nécessairement borné. » Mais il faudrait sans doute que l’interaction de la machine avec son environnement dure longtemps avant que l’expérience de l’environnement soit satisfaisante. En effet, la question du temps est loin d’être triviale dans cette histoire, comme le souligne le philosophe suédois Nick Bostrom dans « Superintelligence » (Dunod, 2017). Pour lui, il a fallu pour arriver à ce que nous considérons comme notre « intelligence » un très long processus d’évolution de la vie, conjointement au développement de systèmes très complexes d’émotions, de contrôles et de valeurs, qui se sont fabriqués en interaction avec un environnement physique, biologique et social, lui-même très varié et en constante évolution. Bref, même si on trouve un jour la solution technique pour créer et incarner une IA générale, il faudra peut-être du temps à une machine pour agir intelligemment. Comme nous au fond…

    Par Oscar Leroy et Xavier de La Porte

    #IA #Intelligence_artificielle_générale #Capitalisme_numérique

  • Die Freiheits-Falle : Der Westen und das höhnische Lachen der Islamisten
    https://www.welt.de/debatte/article11148187/Die-Freiheits-Falle-Der-Westen-und-das-hoehnische-Lachen-der-Islamisten.html

    Voici la position officielle de la classe capitaliste allemande par rapport à l’état d’Israel et au monde muselman. Le chef idéologique du patronat y essaye de nous convaincre de sa bonne foi et de sa moralité dans l’intérêt de tous.

    C’est un excellent exemple de la pensée aux limites imposées par la perspective de classe qui revèle ses mensonges implicites et erreurs dès qu’on refuse de jouer le jeu de son auteur.

    23.11.2010 von Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE - Was die Gefangennahme von zwei deutschen Journalisten und die Angst auf den Straßen von Berlin miteinander zu tun haben.

    Mitarbeiter unseres Hauses sind seit sechseinhalb Wochen im Iran gefangen. Sie sitzen in Einzelzellen, aber wir wissen nicht einmal wo. Alles, was wir über die Haftbedingungen wissen, gibt Anlass zu größter Sorge.

    Mitarbeiter der deutschen Botschaft durften sie erst zweimal und auch nur kurz sprechen. Der Vorwurf, der gegen sie erhoben wird: Sie sollen das Land als Touristen betreten haben, obwohl sie als Journalisten eine Geschichte recherchieren wollten über die Frau, die zum Tod durch Steinigung verurteilt wurde, weil sie nach dem Tod ihres Mannes möglicherweise eine Affäre mit einem anderen Mann hatte: Ehebruch nennt man das im Iran. Nur durch öffentlichen Druck wurde sie bislang vor der Hinrichtung bewahrt. Erst wurde unseren Mitarbeitern ein Visumsvergehen vorgeworfen.

    Nun erhebt die Justiz in Täbris öffentlich Spionage-Vorwürfe. Ein absurder und gefährlicher Vorwurf. Auf Spionage steht im Iran im Extremfall die Todesstrafe.

    Seit einer Woche ist Deutschland im Ausnahmezustand: vor den Kaufhäusern steht ein Polizist, in den U-Bahn-Schächten wachen Sicherheitsbeamte und vor dem Reichstag in Berlin stehen gepanzerte Fahrzeuge. Die Angst geht um in der Bundesrepublik, denn ein Aussteiger hat berichtet, dass islamische Fundamentalisten unser Land aus den Angeln heben wollen.

    Ein Anschlag auf den Reichstag sei geplant. Ausgerechnet der Reichstag, der 1933 brannte, bevor die Nazis das Land für den Holocaust mobilisiert haben. Wir aber üben uns in Gleichmut. Die Kanzlerin mahnt zur Gelassenheit. Ruhe sei die erste Bürgerspflicht. Das stimmt, denn wir wollen unsere Agenda nicht von Terroristen bestimmen lassen. Aber es stimmt auch nicht. Die Ereignisse haben viel miteinander zu tun. Unruhe ist auch Bürgerspflicht. Denn es geht um die Freiheit. Und die ist so gefährdet wie seit 70 Jahren nicht mehr.

    Die Organisation „Freedom House“ misst Jahr für Jahr die Freiheit. Ein Rückgang der Freiheit wird in der jüngsten Erhebung in 40 Ländern festgestellt, was 20 Prozent der Nationen der Welt entspricht. In 22, also mehr als der Hälfte, wurden die Freiheitseinschränkungen als gravierend eingestuft. Die Zahl der bisher mit freien Wahlen ausgestatteten Demokratien fiel von 119 auf 116. Insgesamt wurden im Jahr 2009 89 Länder als „frei“ klassifiziert, das sind rund drei Milliarden Menschen und 46 Prozent der Weltbevölkerung.

    Als „teilweise frei“ galten 2009 58 Länder, das sind 30 Prozent aller Nationen und mit rund 1,3 Milliarden Menschen 20 Prozent der Weltbevölkerung. Nicht frei sind 47 Länder, also 24 Prozent. Unter unfreien Bedingungen leben also somit 2,3 Milliarden Menschen oder 34 Prozent der Weltbevölkerung.

    Israel ist in der Region Naher Osten und Nordafrika das einzige Land in der Kategorie „Frei.“ Der Prozentsatz der „nicht freien“ Länder ist in dieser ganz überwiegend muslimischen Region weltweit mit Abstand am höchsten, sogar mehr als doppelt so hoch als im übrigen Afrika – es sind 78 Prozent.

    Unfreiheit ist ein Problem, das in muslimischen Kulturkreisen besonders verbreitet ist. Freiheitsfeindlich ist nicht der Islam, sondern der islamistische Fundamentalismus, der leider von weiten Teilen der muslimischen Welt einfach hingenommen, und von noch weiteren Teilen der nichtmuslimischen Welt verharmlost wird.
    Jagd auf Homosexuelle

    Im Irak leben homosexuelle Männer auch heute noch gefährlich. Immer häufiger richten sich irakische Milizen gegen Männer, denen sie Homosexualität vorwerfen. Bislang haben die irakischen Behörden nichts getan, um diese Übergriffe zu stoppen, so Human Rights Watch in einem Bericht.

    Noch bedrohlicher ist die Lage in Saudi-Arabien. Dort kann ein Mann zum Tode verurteilt werden, weil er sexuelle Kontakte zu einem anderen Mann hatte. Mit der Todesstrafe wird Homosexualität hochoffiziell übrigens auch im Iran, in Sudan und Jemen, sowie in Mauretanien, Somalia, Niger und Saudi-Arabien belegt. Im Iran sind in den letzten 30 Jahren rund 4000 Männer getötet worden, die angeblich oder tatsächlich homosexuell waren.

    Im Jemen darf eine Frau, die verheiratet ist und dennoch mit einem anderen Mann geschlafen hat, gesteinigt werden. Das kann in diesem und in vielen anderen muslimischen Ländern übrigens auch einer Frau passieren, die vergewaltigt wurde, sogar dann, wenn sie eine Zeugin dafür hat. Solange es einen Mann gibt, der das Gegenteil behauptet, also dass sie freiwillig Sex gehabt habe, wird sie verurteilt. Denn eine Männerstimme zählt vor Gericht so viel wie zwei Aussagen von Frauen.
    Deutschland, Insel der Glückseligkeit

    Im Iran wird eine Frau, die abends mit offenen Haaren und im Minirock ausgeht oder einen Hamburger mit Schweinefleisch isst, quasi in den Zustand der Rechtlosigkeit versetzt. Wenn ihr jemand Gewalt antut, ist sie selbst daran schuld, denn sie hat es die Tat nach offiziellem Rechtsverständnis provoziert. Ein Ehemann, der seine Frau tötet, wird im Sinne der Verteidigung seiner Ehre vom Gesetz in Schutz genommen. Mädchen können mit 13 verheiratet werden (bis vor kurzem sogar mit 9) – nach unseren Maßstäben ist das sexueller Missbrauch von Kindern. Eine Frau, die in Notwehr ihren Vergewaltiger tötet, ist von der Todesstrafe bedroht.

    Gemessen an solch krassen Menschenrechtsverletzungen leben wir in Europa und Deutschland auf einer Insel der Seligen: Meinungsfreiheit, Rechtsstaat, Demokratie mit freien Wahlen, sexuelle und religiöse Liberalität sind bei uns in den letzten Jahrzehnten zu Selbstverständlichkeiten geworden.

    Es gibt zwei Gesellschaftsmodelle, denen zwei gegensätzliche Menschenbilder zugrunde liegen: Hier das kollektivistische, dort das individualistische. Hier der Zwang der Gruppe, dort die Freiheit des Einzelnen. Hier die autoritäre, dort die antiautoritäre. Hier die vormoderne, dort die moderne. Hier die religiöse, dort die säkulare. Hier die geschlossene, dort die offene Gesellschaft.

    Die kollektivistische, autoritäre, religiöse, vormoderne Gesellschaft kultiviert ein Menschenbild, wonach der Einzelne eine höchst unvollkommene, in seinen Trieben dunkle, für die Gemeinschaft gefährliche Erscheinung ist, die des Schutzes einer höheren Instanz bedarf.
    Islamismus, Kommunismus, Faschismus

    Zugespitzt: Der einzelne muss vor sich selbst in Schutz genommen werden. Die kollektivistische Gesellschaft misstraut dem Menschen. Die individualistische, antiautoritäre, moderne, säkulare, offene Gesellschaft pflegt ein Menschenbild, nach dem der Einzelne ziemlich gut selbst zurecht kommt und dank seines freien Willens weitgehend selbst verantwortlich dafür ist, was er aus seinem Leben macht. Zugespitzt gesagt: Jeder ist seines Glückes Schmied. Die individualistische Gesellschaft traut dem Menschen.

    Das kollektivistische Ideal, indem der Einzelne vor sich selbst in Schutz genommen werden muss, wird vor allem vom Islamismus, vom Kommunismus und Faschismus gepflegt. Es ist heute vor allem noch im Osten und Mittleren Osten verbreitet. Das individualistische Ideal, indem der Mensch durch seinen freien Willen sein Schicksal selbst in die Hand nimmt, ist das Modell vor allem angelsächsischer Demokratien. Es ist heute vor allem in Amerika, Kanada, Großbritannien, im Kern aber in der gesamten westlichen Welt verbreitet.

    Die Zwangsbeglückung durch eine übergeordnete (Schutz-)Macht steht gegen die individuelle Glückssuche des freien Individuums. Wir müssen uns entscheiden. Was wollen wir? Ein bisschen von Beidem, den goldenen Mittelweg?
    Das freie Modell des Westens ist bedroht

    Das ist eine Ausflucht. Es geht um die Frage, was im Zweifelsfall wichtiger ist. Ein bisschen Freiheit gibt es nicht. Man kann sie nur geben oder nehmen. Man kann sie nicht dosieren, man kann sie nicht verordnen. Oder wie Erich Fried dichtete: „Zu sagen: ,Hier herrscht Freiheit’ ist immer ein Irrtum oder auch eine Lüge, denn Freiheit herrscht nicht.“

    Das freie Modell des Westens ist latent und akut bedroht. Akut gar nicht mehr so sehr durch alte kommunistische Trutzburgen wie Nordkorea oder Kuba, sondern vielmehr durch die Aggression des nichtdemokratischen, also totalitären und damit wesentlich effizienteren Kapitalismus Chinas.

    Vor allem aber durch den weltweit rasant sich ausbreitenden Islamismus, dem westliches Freiheitsverständnis, freie Marktwirtschaft, freie Sexualität, Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau dekadent, degeneriert, gefährlich, verachtenswert, gottlos erscheinen – und um jeden Preis bekämpft werden müssen.

    Auf dem jahrhundertlangen Weg zum Weltkalifat sind den fundamentalistischen Moslems alle Mittel recht, um zuerst Israel, dann Amerika und schließlich den gesamten libertären Westen von innen zu unterminieren und von außen zu zerstören – mit Parallelgesellschaften, Selbstmordattentaten und Atomwaffen.
    Europa reagiert in Büßermanier

    Auf unsere unbeholfenen Reaktionen, auf die naiven Angebote des Dialogs, der interkulturellen Verständigung, der westlich geprägten Sehnsucht nach Harmonie und Kompromiss reagieren die Strategen des globalen Kalifats nur mit höhnischem Lachen.

    Wie Deutschland, der Westen, wie die Demokratien der Welt sich dieser Herausforderung stellen – selbstbewusst, kämpferisch oder kulturrelativistisch defensiv – das wird die Schicksalsfrage der nächsten 50 Jahre sein.

    Ulrike Ackermann, die in Heidelberg die einzige deutsche Professur für Freiheitsforschung ausübt, schreibt in ihrem Buch das „Eros der Freiheit“: „Angesichts der Herausforderung des politischen Islam und des Hasses auf den Westen, der in Migrantenmilieus gedeiht, stünde eigentlich eine selbstbewusste Verteidigung der mühsam errungenen Freiheiten auf der Tagesordnung. Stattdessen reagiert Europa in Büßermanier. Es zweifelt an sich selbst und fühlt sich schuldig angesichts seiner kriegerischen und kolonialen Vergangenheit – und hasst sich selbst.“
    Als das zweite Flugzeug im World Trade Center einschlug

    Wollen wir uns noch verteidigen? Und wenn ja, mit welchen Mitteln? Es geht dabei um alles. Nicht um Ideologie, sondern um unseren Lebensstil.

    Ja, unsere Freiheit ist in Gefahr. Denn Freiheit ist kein Besitzstand. Freiheit kann leicht wieder abhanden kommen. Freiheit ist flüchtig, Freiheit ist launisch, Freiheit ist unbequem. Und Freiheit will in jedem Moment erkämpft, verteidigt, umworben werden. Wer das nicht tut, weil er glaubt, die Freiheit doch schon zu besitzen, oder aber wer es mit falschen Mitteln tut und dabei die Werte der Freiheit verrät, sitzt in der Freiheits-Falle.

    Am 11. September wusste man in der Sekunde, in der das zweite Flugzeug im World Trade Center einschlug: das ist kein Unfall, das ist ein Terrorakt von bisher ungekanntem Ausmaß, das ist ein Angriff auf das weltweit größte Symbol des westlichen Kapitalismus – das ist ein Angriff auf die Freiheit.

    Den Terroristen der al-Qaida war ein bespielloser Erfolg gelungen. Am späten Nachmittag des 11. September 2001 war die Leitmacht des freien Westens an den drei wichtigsten Symbolorten ihrer wirtschaftlichen, militärischen und politischen Macht angegriffen und an den ersten beiden davon getroffen, mit dem World Trade Center sogar vernichtend getroffen worden.

    De facto war die wichtigste Weltmacht paralysiert – mit der Schließungsankündigung der Börsen war klar: das System steht still. Ausnahmezustand. Die Welt in Angst. Die USA am Rande der Handlungsunfähigkeit.

    3056 Menschen kamen nach Angaben der Behörden bei den Anschlägen ums Leben. Der al-Qaida war der bedeutendste Terroranschlag aller Zeiten gelungen.

    Wie gezielt die Anschläge und das gesamte Wirken der Al-Qaida-Netzwerke gegen die freiheitliche Gesellschaftsordnung des Westens und insbesondere Amerikas gerichtet sind, wird deutlich, wenn man sich noch einmal den Wortlaut des vielbeachteten Al-Qaida-Videos aus dem Jahr 2001 vergegenwärtigt: „Al-Dschasira“ strahlte am 7. Oktober das Video mit Bin Ladens Aufruf zum Dschihad aus. Bin Laden tritt dort gemeinsam mit dem Exil-Führer des ägyptischen „Dschihad“, Aiman al-Sawahiri, und dem Sprecher von al-Qaida, Suleiman Abu Gheith, in einem offenbar gebirgigen Versteck auf.

    Osama Bin Laden : „Die Schlacht zwischen dem Glauben und dem Unglauben hat begonnen. ( ...) Amerika zittert und Gott sei Dank. Was Amerika heute erlebt, erleben wir seit Jahrzehnten. ( ...) Als eine kleine Einheit nun Amerika angegriffen hat, hat die ganze Welt geschrien. Die Ungläubigen haben geschrien und die Heuchler. ( ...) Das ist eine Schlacht zwischen Glaube und Unglaube. ( ...) Ich schwöre beim mächtigen Gott, der den Himmel ohne Säulen geschaffen hat, dass die USA und die Leute, die in den USA leben, niemals von Sicherheit träumen können oder diese erleben, bevor wir diese nicht auch tatsächlich in Palästina erleben, und bevor alle ungläubigen Truppen vom Boden Mohammeds (des Propheten) verschwunden sind. Und Gott ist groß.“

    Abu Gheith: „Die Kriegserklärung der Amerikaner gegen Osama Bin Laden und die Taliban ist eine Kriegserklärung gegen alle Moslems und wir haben den Heiligen Krieg ausgerufen gegen die Juden und Christen. ( ...) Wir können den Weg zu Ende gehen, auch wenn alle Ungläubigen gegen uns sind und auch wenn sich alle arabischen Länder gegen uns stellen, werden wir siegen. ( ...) Das ist der Anfang vom Sturz der USA. ( ...) Oh, ihr Gemeinschaft von Milliarden (an die Adresse der Moslems in der Welt)."

    Sawahiri: „Habt Ihr (Amerikaner) Euch schon einmal gefragt, warum es all diesen Hass gegen Amerika und Israel gibt? ( ...) Amerika ist seit 50 Jahren die Anführerin des Terrorismus.“

    Das Dokument ist von erfrischender Deutlichkeit: vordergründig geht es allein um die Vernichtung Amerikas und Israels. Klar wird aber auch das eigentliche Ziel: der Kampf gilt den Ungläubigen dieser Welt, namentlich den Christen und Juden – da sollte sich Europa ausdrücklich mit eingeschlossen fühlen.

    Die „Schlacht zwischen Glaube und Unglaube“ meint die Religionsfreiheit in der westlichen Welt, die fundamentalistischen Moslems ein Dorn im Auge ist. Mit dem Entzug von Sicherheit soll diesen Systemen auch die verhasste Freiheit des westlichen Lebensstils ausgetrieben werden. Das sind, verkürzt, die Ziele des „Heiligen Krieges“.

    Es gehört zu den naiven Wahrnehmungsmustern dieses Konfliktes, dass man in Europa das Problem gerne auf Israel, am liebsten auf eine bestimmte israelische Regierung und auf Amerika, am liebsten nur auf eine bestimmte amerikanische Regierung verengt.
    Wir sind die Zielscheibe

    Darin schwingt mit: Wir müssen uns ja nicht auch noch in die Schusslinie bringen, sollen doch die Verursacher ihre Probleme selbst lösen. Das ist erstens genau das, was der Islamismus erreichen will, zweitens ziemlich charakterlos, vor allem aber ist es weit entfernt von der Realität des Konfliktes.

    Die als Geiseln genommenen Journalisten des Westens, die Drohungen der letzten Tage zeigen es: Deutschland steht im Zentrum. Wir sind der Gegner. Wir sind die Zielscheibe. Die in den 70er-Jahren gepflegte Mentalität des Ohnemichel hat ausgedient.

    Israel ist für den Islamismus des mittleren Ostens der kleinste Gegner, direkt vor der Tür. Ihn gilt es als erstes zu beseitigen. Selbstmordanschläge und andere Terrormaßnahmen legen seit Jahrzehnten die Grundlage dafür.

    In der offiziellen und überall nachlesbaren Charta der Hamas, also der Verfassung dieser im Gazastreifen regierenden Partei und Terrororganisation heißt es in Artikel 13: „Ansätze zum Frieden, die sogenannten friedlichen Lösungen und die internationalen Konferenzen zur Lösung der Palästinafrage stehen sämtlich im Widerspruch zu den Auffassungen der Islamischen Widerstandsbewegung. Denn auf irgendeinen Teil Palästinas zu verzichten bedeutet, auf einen Teil der Religion zu verzichten; der Nationalismus der Islamischen Widerstandsbewegung ist Bestandteil ihres Glaubens. (...) Für die Palästina-Frage gibt es keine andere Lösung als den Dschihad. Die Initiativen, Vorschläge und Internationalen Konferenzen sind reine Zeitverschwendung und eine Praxis der Sinnlosigkeit.“
    Irans Drohung gegen Israel

    Zum finalen atomaren Endschlag rüstet sich derweil der Iran. Auf der Konferenz „Eine Welt ohne Zionismus“ am 26. Oktober 2005 in Teheran sagte der iranische Präsident vor Studenten: „Der Staat Israel wurde von der globalen Arroganz mit dem Ziel gegründet, einen Brückenkopf in die islamische Welt hinein zu errichten, um sie zu bekämpfen. Was in Palästina vorgeht, ist de facto eine Schlacht zwischen dem Welt-Imperialismus und der Heiligen Front der islamischen Welt. Inschallah (so Gott will) wird die Prophezeiung des Imams (Ajatollah Khomeini) bezüglich der Vernichtung Israels durch kontinuierliche Weisheit der Palästinenser (...) bald realisiert werden. Eine neue Welle ist im Anmarsch, und es ist machbar, dass dieser Schandfleck aus der islamischen Welt getilgt wird (...).“ Bei gleicher Gelegenheit machte er keinen Hehl daraus, dass diese Drohung nicht nur für Israel selbst, sondern auch für dessen Sympathisanten gilt: „Jeder, der Israel anerkennt, wird im Zornesfeuer der islamischen Nation verbrennen.“ (Bericht: hier)

    Der nächste größere Gegner ist dann Amerika. Der 11. September war eine symbolische Ankündigungstat, eine Art Terror-PR-Coup, um der Welt zu dokumentieren, was man dort vor hat. Der ganz große Gegner aber ist der Rest der Welt und natürlich Europa: In Indien und Spanien hat man der Öffentlichkeit schon einmal eine Ahnung davon gegeben, dass es Schutzräume nicht gibt, solange in ihnen „Ungläubige“ leben.

    Insgesamt werden den Terroranschlägen der al-Qaida bisher mindestens 4200 Tote zugeschrieben. Neben den rund 3000 Toten des 11. Septembers gab es 2002 bei Bombenanschlägen in Bali 202 Tote, 2004 in Madrid 191 Tote, 2005 in London mindestens 56 Tote, 2005 in Scharm al-Scheich 88 Tote und 2008 in Bombay 166 Tote, die ebenfalls höchstwahrscheinlich den Terrorzellen der al-Qaida oder ihrem Netzwerk zuzuordnen sind.

    Aber das Problem geht weit über al-Qaida hinaus. In einem schleichenden, aber sehr systematischen Prozess wird auch der Widerstand aus dem Inneren der ungläubigen Gesellschaften organisiert. Der deutsche Verfassungsschutzbericht ist in diesem Zusammenhang eine außerordentlich spannende Lektüre:

    „Bestrebungen islamistischer Organisationen richten sich gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung. Die meisten aktiven Gliederungen und Zweige islamistischer Organisationen türkischen, arabischen und vorder- bzw. zentralasiatischen Ursprungs wollen vorrangig die in ihren Heimatländern bestehenden, aus ihrer Sicht mit den Geboten des Koran und der Scharia nicht im Einklang stehenden Staats- und Gesellschaftsordnungen durch islamistische Staatswesen ablösen.

    Einzelne erklären offen, auch die Weltherrschaft des Islam anzustreben. Um westlichen Einfluss in den muslimischen Ländern zurückzudrängen, schrecken viele auch vor Terroranschlägen außerhalb der Region nicht zurück. Andere islamistische Organisationen, darunter solche, die sich als Interessenvertreter großer Teile der im Bundesgebiet lebenden etwa drei Millionen Muslime sehen, wollen nicht mehr nur eine islamistische Gesellschaftsordnung in ihren Herkunftsländern, sondern ihre politisch religiösen Vorstellungen zunehmend auch in Deutschland umsetzen. Sie versuchen, für ihre Anhänger im Bundesgebiet Freiräume zu schaffen, in denen sie ein Leben nach der Scharia führen können.

    Der Absolutheitsanspruch von Islamisten steht in unauflöslichem Widerspruch zu weiteren obersten Wertprinzipien der freiheitlichen demokratischen Grundordnung wie dem Gleichheitsgrundsatz, dem Mehrheitsprinzip oder dem Recht auf Bildung und Ausübung parlamentarischer Opposition.“
    Es ist nicht antimuslimisch gegen den Islamismus zu sein

    In der Bundesrepublik leben mindestens 3,5 Millionen Moslems, davon rund eine Million deutsche Staatsbürger. Über drei Millionen Moslems leben in Frankreich, über eine Million in Großbritannien. Mit zwei Millionen Moslems ist auch Moskau eine der großen muslimischen Städte der Welt. Erstmals in der Geschichte gibt es mehr Muslime als Katholiken auf der Welt.

    Nach Angaben des Vatikans stellen Muslime nun 19,2 Prozent und Katholiken nur noch 17,4 Prozent der Weltbevölkerung. Die Islamisten unter den Moslems sind eine Minderheit. Das heißt: Fast alle Moslems sind potenziell Verbündete im Kampf gegen den Islamismus – und umgekehrt natürlich auch potenziell Gefährdete, um für eine Gefolgschaft im Zeichen des Islamismus gewonnen zu werden.

    Die Frage ist nur, wer ist stärker: der gemäßigte, moderne Islam oder der radikale, vormoderne Islamismus? Wer heute gegen den Islamismus kämpft, kämpft für einen aufgeklärten, starken, gesellschaftlich selbstverständlich verankerten, erfolgreichen Islam. Es ist nicht antimuslimisch gegen den Islamismus zu sein. Im Gegenteil.

    Übrigens ist es aus diesem Grund auch strategisch so wichtig, der Türkei den Weg in die Europäische Union offen zu halten. Die Türkei Atatürks steht für moderaten, demokratischen, Religion und Staat trennenden Islam. Deshalb ist es so wichtig, sie – unabhängig von kurzfristigen Fehlentwicklungen, die allerdings nicht harmlos sind – die Türkei als Verbündeten zu pflegen. Ein Konflikt der muslimischen Welt gegen die nichtmuslimische wäre erstens falsch, zweitens nicht zu gewinnen. Es kann immer nur darum gehen: die demokratische, freie Welt gegen die unfreie, nichtdemokratische Welt.

    Freiheitsfreunde gegen Fundamentalisten, das ist eine Auseinandersetzung, die gewonnen werden kann – aber leider nicht gewonnen werden muss.

    Europa ist als Entfaltungsraum für Fundamentalisten besonders attraktiv, weil auch Terroristen hier eine viel größere Freiheit genießen. Mehr Freiheit, Anschläge zu planen und auszuführen als in den meisten islamischen Ländern.

    Der Pilot des 11. September, Atta, wurde ja auch in Deutschland ausgebildet, er studierte an der Technischen Universität Hamburg-Harburg Stadtplanung. 1999 beendete er sein Studium, währenddessen er keinen Hehl aus seinem Hass auf Juden, Amerika, Marktwirtschaft und Globalisierung machte, mit einem sehr guten Diplom. Die logistische Planung des 11. September fand ebenfalls größtenteils in Hamburg statt. Atta war eine Art Sektenführer, mehr Ausbilder und geistiger Führer als selbst Auszubildender - und blieb dabei unbehelligt.
    Was tun, wenn es zum Äußersten kommt?

    Der Islam-Forscher Bernhard Lewis beklagt, dass es radikalen Muslimen gelungen ist, in Europa so viele Verbündete zu finden. Nach links üben sie eine Anziehungskraft auf die antiamerikanischen Segmente in Europa aus, für die sie sozusagen die Sowjetunion ersetzt haben. Nach rechts üben sie eine Anziehungskraft auf antijüdische, rassistische Gesellschafts-Segmente in Europa aus.

    Es ist ihnen gelungen, unter beiden Flaggen beachtliche Unterstützung zu gewinnen. Lewis vergleicht die Rolle des islamischen Fundamentalismus mit dem Nationalsozialismus und dem Bolschewismus: „Alle drei Gruppen haben viel gemein – und voneinander gelernt." Vor allem eines , so Lewis: „ ihre Fähigkeit, die Schwächen in unserer Gesellschaft zu entdecken und auszunutzen. Zum Beispiel unsere pluralistische Offenheit und der Mangel an Konsequenz in Zeiten, in denen Konsequenz besonders nötig ist."

    Was folgt daraus: Sollen wir so entschlossen agieren, dass wir dabei die demokratischen Grundrechte und Menschrechte mit Füßen treten? Nein. Aber was tun, wenn es eines Tages zum Äußersten kommt?

    Sehr klar spricht Lewis aus, was in vielen Deutschen Debatten immer noch als Panikmache abgetan wird – die Gefahr, dass eines Tages Atomwaffen eingesetzt werden. Das Problem ist, dass der Westen gerne seine Feinde nach eigenen Maßstäben ausrechnet. Nach dem Motto: Wir würden doch auch nie eine Waffe einsetzen, die dramatische Opfer unter den eigenen Landsleuten fordert.
    Das Dilemma der Freiheits-Falle

    Lewis prognostiziert dagegen: „Terroristen würden nicht zögern, nukleare Waffen zu benutzen. Für sie, mit ihrer apokalyptischen Vision, wirkt eine derartige Zerstörung nur noch viel verlockender.“ Was ist dann die Ultima Ratio? Und wann ist die Zeit dafür gekommen?

    Der Schriftsteller Leon de Winter hat sich immer wieder mit diesem Thema beschäftigt. Sein Fazit ist düster: „Reguläre Armeen können mit dem Terrorismus nicht fertig werden und reguläre Gesetze taugen nicht für die Bekämpfung und Bestrafung der Terroristen. Die machen, was sie wollen, und wenn sie dabei erwischt werden, verlangen sie, dass man sie nach den Regeln behandelt, die sie verachten und die sie nie praktizieren würden, wenn sie das Sagen hätten. Das ist das große Handicap von Demokratien und Rechtsstaaten: Die Terroristen wissen, dass diese sich an die Spielregeln halten, auch im Extremfall.“

    Und auch bei de Winter führt das Dilemma der Freiheits-Falle zur Gegenfrage: „Wie kann man überleben, wenn man sich an Regeln hält, die der Feind nicht akzeptiert?“

    Ein Schritt könnte darin bestehen, dass der kleine harte Kern radikaler Islamisten durch die weltweit überwiegende Schar nichtradikaler Moslems isoliert wird. Es müsste doch möglich sein, sozusagen im innermuslimischen Dialog den Missbrauch der Religion durch Fanatiker so zu diskreditieren, dass die Bewegung der Fundamentalisten zumindest nicht mehr wächst und mittelfristig sogar geschwächt wird.
    „Problematische Einstellungsmuster“

    Um es deutlich zu sagen: Es sieht nicht danach aus. Bisher gibt es zumindest kein Anzeichen, dass sich eine solche Bewegung moderater Moslems im größeren Stil artikulieren oder gar durchsetzen würde.

    In Deutschland erschien 2007 eine 509 Seiten dicke Studie „Muslime in Deutschland“. (Bericht: hier) Sie wurde vom Bundesinnenministerium in Auftrag gegeben und von den Hamburger Wissenschaftlern Katrin Brettfeld und Peter Wetzels am Institut für Kriminologie der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Hamburg durchgeführt. 1750 Moslems wurden in Telefoninterviews zu den Themen religiöse Einstellungen, Verhältnis zum Rechtsstaat, Sprachenkenntnisse, Bildung und Gewaltbereitschaft befragt. Dabei kam heraus, dass etwa 40 Prozent der Muslime hierzulande „fundamental orientiert“ sind.

    Merkmale dafür sind: eine enge religiöse Bindung, hohe Alltagsrelevanz der Religion, die starke Ausrichtung an religiösen Regeln und Ritualen verbunden mit einer Tendenz, „Muslime die dem nicht folgen auszugrenzen sowie den Islam pauschal auf- und westliche, christlich geprägte Kulturen abzuwerten“.

    14 Prozent aller Befragten haben „problematische Einstellungsmuster“ - das bedeutet laut Studie, dass sie entweder eine hohe Distanz zu Demokratie, und/oder eine hohe Akzeptanz zu politisch-religiös motivierter Gewalt zeigen.

    Knapp 40 Prozent der muslimischen Befragten halten „physische Gewalt als Reaktion auf die Bedrohung des Islams durch den Westen für legitim“. Fast 9 Prozent halten die Formulierung, dass Selbstmordattentate feige seien und der Sache des Islam Schaden zufügen, für falsch. Mehr als 8 Prozent der muslimischen Studenten gehen auf Distanz zur Demokratie, etwa 6 Prozent von ihnen sind gleichzeitig demokratieskeptisch und befürworten die Scharia.
    Schwäche und Furcht ermutigen den Gegner

    Was macht man mit solchen Erkenntnissen? Mehr Dialog wagen? Ja, aber das reicht nicht. Die entscheidende und oft verdrängte Frage ist die nach der Wehrhaftigkeit des Westens, nach dem Selbstbehauptungswillen und der Selbstbehauptungsfähigkeit der Freiheit.

    Bernard Lewis, von seinen Anhängern als mutigster wissenschaftlicher Mahner islamistischer Entwicklungen bewundert, von seinen Gegnern als Scharfmacher und Stichwortgeber der Bush-Administration und der Neocons gegeißelt, ist weder das eine noch das andere. Mit dem Trauma des Holocaust in den Knochen und mit methodisch schwer diskreditierbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen im Gepäck, gehört er zu den wenigen, die sich einem Zeitgeist eleganter Kompromisse meinungsfreudig in den Weg stellen.

    In diesem Sinne bleibt er einer der wenigen entschiedenen Kritiker des europäischen Appeasements: „Das Ringen mit den Islamisten ist weder verloren noch gewonnen. Wir haben überlebt, weil die Feinde noch größere Fehler als wir gemacht haben… Das ist die Erfahrung meiner Generation, die das Beugen vor der Terrorgefahr mit der Politik der Beschwichtigung, Appeasement, des damaligen britischen Premiers Chamberlain und dem Münchner Abkommen verbindet. Zwar leben wir in einer anderen Zeit. Doch sind die Grundprinzipien des menschlichen Benehmens gleich: Schwäche und Furcht ermutigen den Gegner.“

    Dies gilt noch mehr zumal der Gegner in diesem Fall einen völlig anderen Wertekanon besitzt und keineswegs mit westlich demokratischen, humanistischen Reflexen operiert. Es ist ein Kardinalfehler des Westens, seine fundamentalistischen Freiheitsgegner dennoch nach eigenen Kriterien und Mustern auszurechnen. Das sind Erfahrungsschätze wie etwa: wenn man die Hand reicht, wird sie allein schon aus Höflichkeit ergriffen.

    Falsch. Was ist denn mit der Hand Obamas geworden, die er Ahmadinedschad angeboten hat? Die hängt immer noch ziemlich verloren im luftleeren Raum. Eine Geste, die in Teheran auf Gelächter gestoßen ist, und die als Zeichen der Schwäche und Ermutigung zu radikalerem Vorgehen gedeutet wird.

    Ein anderes Beispiel: Keine Regierung wird etwas unternehmen, bei dem sie das Leben Hunderttausender der eigenen Zivilbevölkerung aufs Spiel setzt (beispielsweise: einen Atomerstschlag mit dem Risiko des Gegenschlages).

    Falsch. Wer es sich zum Ziel gesetzt hat, die Welt von Ungläubigen zu befreien und dabei zuerst den Zionistenstaat Israel von der Landkarte tilgen will, der wird den Heldentod seiner Landsleute im Heiligen Krieg nicht als Opfer, sondern als schnelleren Weg ins Paradies sehen und begrüßen. Die Psychologie des Selbstmordattentäters liegt im erlösenden Knall des Sprenggürtels.
    Die chinesische Lösung

    Ob der nun um die eigene Hüfte geschnallt ist oder sinnbildlich um weite Teile des eigenen Volkes, spielt dabei keine Rolle. Das ist eben der Unterschied zwischen der Psychologie von Fanatikern und der von Demokraten. Es kann deshalb folgenschwer sein, eigene Verhandlungs- und Verhaltensmuster auf seine Gegner zu übertragen.

    Ein letztes besonders folgenschweres Missverständnis ist die weitverbreitete Auffassung, der iranische Präsident drohe zwar immerzu, vor allem mit der Vernichtung Israels und neuerdings auch mit der Entwicklung von Nuklearwaffen, aber das seien nur taktische Drohungen, umsetzen werde er das ja nie. Nach dem Motto: Hunde, die bellen, beißen nicht. Für diese Ansicht gibt es nicht die geringste Evidenz. Diktatoren, die bellen, beißen sehr wohl. Mehr noch: Diktatoren tun in der Regel ziemlich präzise das, was sie öffentlich ankündigen.

    Mao Tse-tung sagte am 13. August 1945: „Wir sind verpflichtet, das Volk zu organisieren. Was die chinesischen Reaktionäre betrifft, so sind wir verpflichtet, das Volk zu organisieren, damit es sie niederschlägt. Für alles Reaktionäre gilt, dass es nicht fällt, wenn man es nicht niederschlägt. Es ist die gleiche Regel wie beim Bodenkehren - wo der Besen nicht hinkommt, wird der Staub nicht von selbst verschwinden.“
    Die sowjetische Lösung

    Diese Aussagen erfolgten Jahre vor der Massenvernichtung durch Maos diverse Kampagnen und Aktionen. In den Jahren 1949-1975 forderte seine Diktatur rund 76 Millionen Todesopfer. Und von Josef Stalin stammt der Satz: „Wenn auch nur fünf Prozent der Getöteten wirkliche Feinde seien, dann ist das Ziel erreicht.“ Das ist die Ankündigung wahllosen Massenmords in der Annahme, durch pure Stochastik schon die Richtigen zu erwischen.

    Die Parallele zum 11. September und etwa zu Bernard Lewis’ Aussage, radikale Islamisten machten keinen Unterschied, wen sie töteten, Militärs oder Zivilisten, drängt sich auf. Auch zu Maos Analogie vom Besen passt das, noch mehr, wenn man an den Begriff der „Stalinistischen Säuberungen“ denkt: Allein während der „Großen Säuberung“ von 1936 bis 1938 starben jeden Tag etwa 1000 Menschen, insgesamt variieren die Zählungen der Todesopfer von 9 bis 22 Millionen.

    Die Diktatoren der Geschichte, allen voran Hitler, Mao und Stalin, haben Massenmord, die Durchsetzung ihrer Ideologie ohne Rücksicht auf Verluste, in ähnlicher Weise angekündigt, wie es Ahmadinedschad oder Osama bin Laden heute tun. Wie bei Mao oder Stalin ist ihr Ziel, die Welt besenrein zu machen für den Einzug des fundamentalistischen Islam.

    Es lohnt sich, in diesem Zusammenhang noch einmal Hitlers „Mein Kampf“ zu lesen. Hitler schrieb „Mein Kampf“ ab 1924 als er noch in der Festung Landsberg inhaftiert war - fast ein Jahrzehnt vor seiner Machtergreifung also. Umso frappierender ist die Deckungsgleichheit seiner Ankündigungen aus dem Buch mit den späteren historischen Fakten. Wir sind also gut beraten, vorsichtshalber auch in Zukunft davon auszugehen, dass Diktatoren tun, was sie sagen.

    Wie kommt es, dass eine so nachweisbar gewaltsame, antifreiheitliche Bewegung wie der Islamismus inklusive aller realpolitischen Konflikte von Afghanistan über Pakistan bis Iran bei uns als gesellschaftliche Bedrohung mindestens verharmlost, wenn nicht hier und da sogar in einem beklemmend verständnisvollen Licht gesehen werden? Und warum haben in diesem Zusammenhang viele sogar für etwas Verständnis, was sonst in Deutschland verlässlich (und glücklicherweise) zu einem gesellschaftlichen Tabu geworden ist: die massive Diskriminierung von Frauen?

    Als vor einigen Jahren eine Marokkanerin sich wegen fortgesetzter Misshandlung vorzeitig scheiden lassen wollte, lehnte eine deutsche Richterin dieses Ansinnen ab, indem sie auf den kulturellen Hintergrund der Ehe und das im Koran verankerte Züchtigungsrecht verwies. Konkret zitierte sie Sure 4,34: „Die Männer sind den Weibern überlegen (...) Diejenigen aber für deren Widerspenstigkeit ihr fürchtet – warnet sie, verbannet sie in die Schlafgemächer und schlagt sie.“ Mit dem gleichen Argument wurden von deutschen Gerichten auch immer wieder sogenannte „Ehrenmorde“ milder beurteilt, weil man ja Verständnis für den kulturell-religiösen Kontext haben müsse.
    Die merkwürdige deutsch-europäische Neigung zur Selbstaufgabe

    Ulrike Ackermann schreibt dazu: „Eine dem Multikulturalismus verpflichtete Toleranz gegenüber den Parallelgesellschaften, in denen die individuelle Freiheit weder ein schützenswertes Gut noch ein akzeptierter Wert ist, verschließt die Augen, vor der sozialen und kulturellen Sprengkraft, die ihnen eigen ist. Wenn sie diese Intoleranz duldet, gibt sie sich selbst auf.“

    Es ist eine Gefahr des in der Freiheits-Falle sitzenden Selbstverständnisses, dass man Toleranz solange absolut setzt, bis sie zur Toleranz gegenüber der Intoleranz wird. Ein folgenschweres Missverständnis: Für die Intoleranz anderer darf es kein Verständnis geben. Nur die Intoleranz der Intoleranz erhält die Freiheit.

    Bei der Suche nach Gründen für diese merkwürdige deutsch-europäische Neigung zur Selbstaufgabe, zum falschen Toleranzverständnis, das dann etwa dazu führt, dass Weihnachtsdekoration in Schulen verboten wird, weil das die Gefühle muslimischer Schüler verletzen könnte, findet Ulrike Ackermann eine interessante Spur: „Ein tief sitzendes Schuldgefühl angesichts der europäischen Kolonialgeschichte speist den Multikulturalismus und schürt die westlichen Selbstzweifel, die sich zum Selbsthass steigern und die eigenen Werte und Traditionen radikal in Frage stellen. Die Mehrheitsgesellschaft bezichtigt sich dann der Schuld an der Selbstausgrenzung der Muslime und ihrem Rückzug in Parallelgesellschaften.“

    Ob an deutschen Schulen oder an den internationalen Konfliktfronten – der Westen (mit Ausnahme Amerikas) organisiert artig seine kulturelle und machtpolitische Selbstaufgabe – und da, wo er es mal nicht tut ist schnell der Vorwurf des Hegemonialstrebens oder der Intoleranz gegenüber dem Andersartigen zur Hand. Und wenn dann doch mal jemand gegen die Sprachregelungen der „political correctness“ aufbegehrt, dann wird man schnell in die Zonen der intellektuellen Wüterei verbannt, aus der es im aufgeklärten, feinsinnigen intellektuellen Diskurs kaum noch ein entrinnen gibt.

    Henryk M. Broder schrieb in einem Artikel in der „Welt“ „Warum die revolutionäre Linke Israel so hasst“: „Tatsächlich ist der Antisemitismus, der auf die Vernichtung der Juden zielte, von einem Judenhass abgelöst worden, der seine eigene Entlastung sucht. Deswegen phantasieren seine Träger mit Hingabe darüber, dass die Israelis den Palästinensern das antun, was die Nazis den Juden angetan haben; dass es heute in Gaza so zugeht wie früher im Warschauer Ghetto. Und nennen solche Halluzinationen „Israelkritik“. Aber die so genannte Israelkritik hat wenig mit den Zuständen in Palästina und sehr viel mit den Bedürfnissen der Israelkritiker zu tun, die unter der Last der eigenen Geschichte ächzen. Es sind nicht die Israelis bzw. die Juden, die von Hitler nicht loskommen, es sind die Deutschen, die im Schatten des großen Diktators leben, in einer Art Daueralarm, der auch bei nichtigstem Anlass aktiviert wird, wenn z.B. eine Fernsehmoderatorin „Autobahn“ oder „innerer Reichsparteitag“ sagt.“ (Lesen Sie hier den ganzen Broder)

    Mit dieser Mentalität sind wir schwach, verletzbar und gefährdet in den Auseinandersetzungen der nächsten Jahrzehnte. Wenn es schon keine grundsätzlichen Überzeugungen sind, die uns in diesem Kulturkampf leiten, und wenn schon in all diesen Fragen soviel Gepäck aus der deutschen Kolonialgeschichte und der Geschichte des Dritten Reiches mitzuschleppen ist, dann könnte es ja eigentlich der geschichtlich abgeleitete Altruismus sein, der Deutschland motiviert, eindeutiger, selbstbewusster, klarer Position zu beziehen.
    „Komm und töte ihn!“

    Das erste Opfer des islamistischen Heiligen Kriegs soll, so ist es mehrfach angekündigt, Israel sein. Jehuda Bauer stellte 2002 fest „Die Sprache des Islamismus ist klar und deutlich genozidal. Eine Wiederholung des Massenmordes an den Juden wird angestrebt, das ist schwarz auf weiß nachzulesen.“

    Wer das – auch nach den öffentlich gemachten Nuklearplänen Ahmadinedschads - für übertrieben hält, dem sei noch einmal die Lektüre der Charta der Hamas empfohlen. Diesmal Artikel 7, eine Schlüsselstelle: „Weil Muslime, die die Sache der Hamas verfolgen und für ihren Sieg kämpfen (...) überall auf der Erde verbreitet sind, ist die Islamistische Widerstandsbewegung eine universelle Bewegung. (...) Hamas ist eines der Glieder in der Kette des Dschihad, die sich der zionistischen Invasion entgegenstellt. (...) Der Prophet – Andacht und Frieden Allahs sei mit ihm, – erklärte: Die Zeit wird nicht anbrechen, bevor nicht die Muslime die Juden bekämpfen und sie töten; bevor sich nicht die Juden hinter Felsen und Bäumen verstecken, welche ausrufen: Oh Muslim! Da ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt; komm und töte ihn! (...)“

    Wollen wir Deutsche dabei zusehen? Und wie konnte ein früherer deutscher Außenminister allen Ernstes die Position bundesrepublikanischer Diplomatie zwischen Palästinensern und Israelis mit dem Begriff „Äquidistanz“ belegen?
    Israel und das Messen mit zweierlei Maß

    Äquidistanz zwischen einem Aggressor, der das Mittel der Selbstmordanschläge systematisch einsetzt, und einem demokratischen Verteidiger, der beim Kampf um sein Existenzrecht weltöffentlich militärische Pannen und ungeschickte Geheimdienstaktionen rechtfertigen muss. Wehe, wenn dann einmal ein richtiger Fehler passiert, die Etablierung neuer Wohnungen für israelische Siedler in Ostjerusalem, etwas, das so ungeschickt und dumm ist, als hätten es die Feinde Israels ersonnen.

    Auf Jahre hinaus wird das – zu Recht – gegen Israel verwendet werden, auch wenn man dabei vergisst, dass wieder einmal mit zweierlei Maß gemessen wird. Die einzig richtige Haltung Deutschlands und Europas wäre in der Israel-Frage ein klares Bündnis zu Israel – an der Seite der Vereinigten Staaten.

    Nur das, verbunden mit klaren Sanktionen und militärischen Reaktionen, sobald die Spielregeln von irgendjemandem missachtet werden, könnte in der Region Stabilität bewirken. Von Frieden wage ich nicht zu sprechen. Aber zumindest Stabilität, das wären wir dem kleinen Land am Meer schon schuldig. Wenn es also auch keine altruistischen Motive sein dürfen, dann bleiben nur noch blank egoistische Gründe, und die gibt es genug: Es ist im Interesse Deutschlands an der Seite Israels zu stehen. Wenn Israel fällt, fällt langfristig auch der Westen, Europa, Deutschland.
    Gegenwehr, Geschlossenheit und Stärke

    Solange Europa und Amerika sich in ihrer Haltung gegenüber Israel und den fundamentalistischen Nachbarregimes gegeneinander ausspielen lassen, besorgen sie die Arbeit ihrer gemeinsamen Feinde. In Israel, in Afghanistan, im Iran, im Irak in Pakistan, aber auch in Berlin, London und Paris, also überall wo die westliche Welt mit den Terrorkommandos der Freiheitsfeinde konfrontiert wird, hilft nur eine Politik der Geschlossenheit und der Stärke.

    Jedes andere Signal wird falsch verstanden. Wir haben es mit einer anderen Kultur, mit einer anderen Mentalität, mit einem anderen Werterahmen zu tun. Wir stehen hier im Konflikt mit Terroristen, die von Vernichtungs- und Allmachtsphantasien getrieben werden, nicht mit Demokraten, die ihr Handeln im Rahmen von Humanismus und Rechtsstaat abwägen.

    Nur Gegenwehr, Geschlossenheit und Stärke wird die Angriffe auf unsere freiheitliche Ordnung verlangsamen und schwächen. Aber was heißt Stärke? Stärke bedeutet natürlich, dass der gesamte Rahmen demokratischer und rechtsstaatlicher Mittel ausgeschöpft wird, um eine fatale Toleranz gegenüber der Intoleranz zu vermeiden.

    Aber Stärke ist vor allem eine Frage des Bewusstseins. Wir müssen von unseren Werten und unserem Ordnungssystem überzeugt sein, nur dann können wir es erfolgreich verteidigen, aktiv und selbstbewusst. Es ist kein Zeichen von Chauvinismus, wenn wir unsere freiheitliche Grundordnung für besser halten. Es wäre falscher, menschenfeindlicher, letztlich zynischer Relativismus, wenn wir sagen würden: die Wahrheit liegt in der Mitte. Eben nicht.
    Ihr wusstet doch, wohin Appeasement führt

    Die Grenzen für die Methoden und Mittel der Auseinandersetzung definiert die Freiheit selbst: Wir können nicht Meinungen unterdrücken oder Nachrichten manipulieren, im Namen der Freiheit, wir können nicht foltern, im Namen der Freiheit. Aber wir können uns wehren, so clever und erfolgreich wie möglich – für die Freiheit.

    Ich möchte nicht in zwei Jahrzehnten von meinen Kindern und Enkeln gefragt werden: Warum habt ihr damals nichts getan? Ihr habt doch sehen können und sehen müssen, was passiert. Und Ihr konntet doch die Lektionen von 1938 in den Geschichtsbüchern nachlesen. Ihr wusstet doch, wohin Appeasement führt.

    Krieg ist furchtbar. Krieg will niemand. Deshalb muss alles unternommen werden, um weitere Kriege zu vermeiden. Dass es die deutsche Politik im Verbund mit deutschen Unternehmen aber noch nicht einmal schafft, stringente Wirtschafts-Sanktionen im Iran durchzusetzen, ist peinlich und beschämend. Und unklug.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Zusammenhang mit der Atompolitik des Iran in absehbarer Zukunft zu einer militärischen Auseinandersetzung in der Region kommt, ist extrem hoch. Entweder werden die Amerikaner aktiv, oder Israel wird es aus Selbstschutz tun. Dass ein Volk, dass durch den Holocaust beinnahe vollständig vernichtet worden ist, geduldig wartet, dass es von den aggressivsten Antisemiten der Gegenwart in dem Land vernichtet wird, das ihm als sicherer Hafen, als ultimativer Fluchtpunkt alles bedeutet, ist unwahrscheinlich - und schwer zu erwarten.

    Israel wird also, insbesondere, wenn es sich allein gelassen fühlt, aktiv. Spätestens dann stellt sich die Frage: helfen oder der Vernichtung Israels zusehen. Dies ist der Ausgangspunkt für die nächste große Auseinandersetzung um unsere Freiheit.

    Und wenn es überhaupt eine Chance gibt, diese Eskalation zu vermeiden, dann nur durch rechtzeitig demonstrierte absolute Geschlossenheit des Westens. Wenn Europa tatenlos zusieht, wird es sich erneut als zahnloser Tiger, als Opportunist blamieren. Wenn Amerika nichts tut, wird der amerikanische Präsident als Totengräber der freiheitlichen westlichen Wertegemeinschaft in die Geschichte eingehen. Das wird er – und vor allem sein Umfeld - nicht wollen.
    Nie wieder Unfreiheit

    Und die Deutschen? Ich fürchte: Die Deutschen haben aus dem Trauma des Dritten Reiches und des Holocaust leider überwiegend die falsche Lektion gelernt. Das nationalsozialistische Deutschland war eine von einem Diktator geführte Gesellschaft, die auf einer systematisch angelegten Freiheitsberaubug des Individuums basierte. Kollektivistisch, autoritär, ressentimentgeladen, neidgetrieben, rassistisch, nationalistisch, sozialistisch trieb Deutschland auf Vernichtungskrieg und Massenmord zu, ohne dass jemand rechtzeitig einschritt.

    Die Lektion dieser Erfahrung hätte sein müssen: Nie wieder Unfreiheit, nie wieder Rassismus, nie wieder antidemokratische Autorität. Und vor allem: Mehr Wehrhaftigkeit der freien Gesellschaften.

    Konkret heißt das: Wehret des Anfängen!

    Und noch konkreter: Wo immer unfreiheitliche Energien auszumachen sind, vor allem dort, wo sie unsere Interessen berühren, muss mit Nachdruck und zur Not, als ultima ratio auch mit militärischen Mitteln die Freiheit verteidigt werden. Und der beste Weg die ultima ratio nicht eintreten zu lassen ist es, sie nicht auszuschließen.

    Stattdessen hat man die deutsche Lektion so interpretiert: Nie wieder Krieg, nie wieder militärische Involvierung, nie wieder sollte Deutschland irgendwo eine Führungsrolle übernehmen wollen. Der gute Deutsche als europäisches Wir ohne eigene Interessen, als Pazifist, der sich heraushält. Dass mit dieser Haltung Unfreiheit, Diktatur, Rassismus, Massenmord ermöglicht statt verhindert werden, ist bisher kaum aufgefallen. Lernen wir aus der Geschichte nur, dass wir aus der Geschichte nichts lernen? Oder wird der freie Westen es diesmal besser machen?

    Der 11. September war das Menetekel eines Heiligen Kriegs gegen unsere westlich-freiheitliche Lebensform. Entweder wir haben die Symbolik des gefallenen World Trade Centers verstanden und nehmen den Kampf an. Oder wir sind verloren.

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    #Alkemagne #idéologie #sionisme #philosemitisme #capitalisme #impérialisme #médias #édition

  • Plus d’un million d’annonces : comment Airbnb a fait de la France son terrain de jeu favori
    https://www.lemonde.fr/economie/article/2025/10/19/plus-d-un-million-d-annonces-comment-airbnb-a-fait-de-la-france-son-terrain-


    [quatorze boites à clés sur pierre de taille]

    « L’ogre Airbnb (1/6). » En quinze ans, le site s’est imposé en France, « pays des vacances » et destination touristique phare, grâce à un lobbying efficace et une #fiscalité douce. Au point d’aggraver la crise du #logement. La firme étend désormais son offre pour poursuivre son essor.

    Devant l’église Saint-Germain-des-Prés, à Paris, un drôle de ballet se déroule cinq ou six fois par jour : des 2 CV colorées se garent en double file, récupèrent des touristes, puis partent vers les rues étroites du Quartier latin. Deux heures de promenade, 95 euros par personne : un petit business qui doit son existence à #Airbnb. C’est sur cette plateforme que les clients de Frédéric Baena – des Américains, pour l’essentiel – achètent cette « expérience ». « Sans Airbnb, je ne me serais jamais lancé », admet cet ancien financier, qui possède sept 2 CV et emploie plusieurs guides chauffeurs. Des activités comme celles-ci, on en trouve plus d’un millier en France sur la plateforme. Tournée des cavistes à Lyon, promenade « chantée » dans Montmartre avec une soprano, cours de pétanque à Marseille, découverte de Deauville (Calvados) en side-car… Airbnb permet aussi de réserver des prestations à domicile, que l’on soit voyageur ou non : une manucure, un coiffeur, un chef cuisinier, un coach sportif.

    Après avoir dynamité le marché de l’#hébergement_touristique, la multinationale américaine s’imposera-t-elle dans celui des activités, et plus globalement, des #services_à_la_personne ? C’est l’ambition de la direction, qui a annoncé en mai un investissement de 200 millions d’euros pour mettre sur orbite ces nouvelles dimensions. L’enjeu : capter davantage de dépenses des voyageurs. Le principe est simple : attirer des #microentrepreneurs, et prélever une #commission (entre 15 % et 20 %) sur chaque prestation vendue.

    Contrairement à ses concurrents déjà présents sur ce marché des activités (Viator, GetYourGuide), l’atout d’Airbnb est de pouvoir proposer des « packages » qui associent le logement à ces prestations, et de capitaliser sur l’immense base de données qu’elle s’est constituée sur ses clients. « On veut devenir l’Amazon des services », résumait Brian Chesky, le PDG de l’entreprise californienne, au magazine américain The Verge, en juin.

    D’ici à trois ans, Airbnb estime pouvoir tirer un chiffre d’affaires de 1 milliard de dollars (850 millions d’euros) de ces nouvelles activités. Une petite fraction des 11 milliards de dollars qu’elle a réalisés en 2024 sur son cœur de métier, la location courte durée. Mais où les nuages s’amoncellent, alors que les budgets vacances se resserrent dans ses principaux marchés, et que, de New York à Barcelone, en passant par Paris, Saint-Malo (Ille-et-Vilaine) ou Annecy, les réglementations locales se durcissent. Si le groupe est aujourd’hui au faîte de sa puissance, de multiples signaux indiquent que pour les #meublés_touristiques, la fin de l’âge d’or approche. En septembre, Brian Chesky déclarait, lors d’une conférence organisée par le magazine Skift, qu’il n’était « pas content » du taux de croissance de son entreprise, et que la diversification était absolument nécessaire.

    https://justpaste.it/3kxbm

    #tourisme #monopole #diversification #services #capitalisme_de_plateforme #uberisation

    • L’intérêt de Home exchange, c’est, comme chez les autres dealers, la première dose. Ces 1500 points, utilisables, ça fait des nuitées moins chères qu’un lit d’auberge de jeunesse en dortoir (on en est là).

      Après, si on y prend goût, et qu’on va au-delà de la simple conso des points initiaux, ça se corse. Tu reçois des demandes de gens qui ont une ou des baraques qui valent 200 ou 350 points (ça va loin, on m’a parlé d’un cas US côte ouest, N-Y, plus Crète). Ou quelqu’un te sollicite alors qu’il propose un lieu de séjour dans ta propre ville pour 5 fois plus de points que toi. Ou bien tu cherches des lieux de séjour, et c’est écrit « frais de ménage de 50 euros ». Ça comprend aussi des Airbnb, des gens qui te racontent qu’il préfèrent que leur résidence secondaire serve (et là, y a de tout....), de la surévaluation des apparts, bref, l’esprit de lucre transpire (même si il n’y pas que ça, loin de là).

      C’est comme les SEL, ça dissout pas magiquement les rapports sociaux. Ta chambre ou ton deux pièces, tu vas le plus souvent devoir les céder longtemps pour t’offrir une semaine ailleurs (sauf dans les coins paumés, sauf dans des grandes villes à l’offre abondante).

      L’aspect absolument décisif qui justifie de passer par ce racket (ils se constituent eux-aussi un giga fichier et le prix augmente chaque année), c’est qu’il n’est nul besoin d’être propriétaire. Comme il n’y a pas de transaction marchande, a priori ton proprio ou ta CAF peut ni casser ton bail, ni te réclamer un indu d’APL. Et ça c’est à faire savoir parmi les non proprios susceptibles d’investir dans une adhésion, puis des transports, afin de changer d’air (je finis par me demander si il y en a ici, des non-proprios, m’enfin vous devez en connaitre).

      Sinon, dans nos société régies par la séparation, il y a pléthore d’entreprises de mise en relation (ah ah ah). On peut payer un autre site pour garder des animaux domestiques en échange d’un lieu de séjour, ou faire garder les siens par qui logerait chez soi. ah que « freedom to travel » malgré que ça coute cher (si on veut se payer des frites en centre ville, par exemple)
      https://www.trustedhousesitters.com

      edit ne surtout pas négliger le théâtre des évaluations, la réputation du site, des demandeurs/offreurs en dépend !

      again @touti, non 1GP représente pas 1€. Tes 1500GP t’ont coûté 170€ et valent au mieux, 25 nuits dans des chambres chez l’habitant, ou 10 nuits dans des endroits plus indépendants pas trop clinquants. Donc c’est un bon plan. Les euros, ça reviendra lorsqu’il faudra renouveler l’adhésion, si jamais.

    • « Airbnb a façonné l’idée que tout peut être rentabilisé. C’est une logique d’optimisation permanente »
      https://www.lemonde.fr/economie/article/2025/10/20/airbnb-a-faconne-l-idee-que-tout-peut-etre-rentabilise-c-est-une-logique-d-o

      « L’ogre Airbnb » (2/6). A Paris, environ un tiers des annonces disponibles sur Airbnb ont été soustraites du marché de l’habitat « permanent », ce qui contribue à la crise du logement dans la capitale, explique, dans un entretien au « Monde », la chercheuse Jeanne Richon.

      Entre 2018 et 2025, le nombre de logements disponibles pour de la location courte durée a bondi de 40 % à Paris : il existe environ 60 000 annonces « actives » dans la capitale, selon les chiffres du cabinet AirDNA. Pour Jeanne Richon, doctorante à l’université Paris-Est Créteil (Val-de-Marne), qui vient d’achever une thèse sur la location meublée de courte durée dans le Grand Paris, ce système entretient un lien direct avec la #crise_du_logement sur ce territoire.

      Le phénomène Airbnb a eu des conséquences économiques et culturelles fortes en France. Pouvez-vous nous l’expliquer ?

      La plateforme a permis à tout le secteur de la location de courte durée de se développer de manière rapide et importante. Des milliers de propriétaires ont découvert ses avantages : c’est un système très rentable, flexible, avec une demande forte dans de multiples territoires. Sa massification a changé notre rapport à l’#immobilier. Airbnb a incité des tas de gens à investir dans ce secteur. Aussi, de nombreux ménages se sont dit qu’ils pouvaient maintenir ou envisager d’avoir une #résidence_secondaire parce qu’ils ont la possibilité de la louer facilement. Bref, la culture « Airbnb » a rendu viable la bi-résidence pour toute une partie de la population – un phénomène accentué par le télétravail, par la facilité d’accès au crédit. La diffusion d’Airbnb a aussi façonné l’idée que tout peut être rentabilisé : on perd de l’argent à ne pas louer sa maison pendant qu’on est en vacances ailleurs. C’est une logique d’optimisation permanente.

      Avec plus de 60 000 annonces, Paris est la ville qui compte le plus de locations Airbnb. Quel a été l’impact de cet essor ?

      L’impact est surtout palpable sur l’accès au logement pour les habitants et sur les prix de l’immobilier : c’est là le vrai problème. Que des Parisiens louent leur appartement à des touristes pendant qu’ils sont en vacances, cela n’engendre pas de perte de logement pour la population. Le sujet, c’est quand on transforme des appartements qui auraient pu être des résidences principales en appartements réservés à de la location de courte durée. Et ceux-ci sont de plus en plus nombreux, même s’il est très difficile de mesurer l’ampleur du phénomène.

      J’ai estimé pour ma thèse qu’à Paris, en février 2023, environ 16 000 annonces correspondent à des appartements qui ne sont pas occupés à l’année, et réservés à de la location de courte durée – soit 28 % du total des annonces. Ce nombre monte à 21 000 annonces si on y ajoute aussi les annonces louées au mois, dont on a du mal à clarifier les usages.


      Service de #ménage dans un Airbnb parisien, en septembre 2018. THIBAULT CAMUS/AP

      Ces estimations reposent sur le croisement de divers éléments de ces annonces – leur fréquence de mise en location, la disponibilité du calendrier, la possibilité de faire une #réservation_instantanée, le fait d’être mises en ligne par un #multiloueur… A Paris, qui souffre d’un manque de logements, ce volume est conséquent, d’autant que ces meublés sont majoritairement des petites surfaces, recherchées par des jeunes actifs et des étudiants.

      Pourtant, à Paris, le secteur est très réglementé, et encore plus depuis la loi Le Meur de novembre 2024…

      C’est sûr. Théoriquement, il est interdit de louer au-delà de quatre-vingt-dix jours par an une résidence principale, et il est interdit de louer en courte durée une résidence secondaire, sauf à entrer dans un onéreux mécanisme dit de « compensation ». Mais Airbnb ne vérifie pas qu’un loueur est bien dans les clous. Si la Mairie de Paris dispose d’un service d’agents qui se déplacent et engagent des poursuites judiciaires, ils ne sont pas assez nombreux, et ces contrôles sont difficiles à exercer. Les plateformes transmettent un fichier où toutes les informations nécessaires au contrôle n’y figurent pas.

      Du côté des loueurs, il y a énormément de stratégies de contournement, comme des annonces qui sont dupliquées sur plusieurs plateformes pour contourner les seuils de nuits maximum, des « chambres chez l’habitant » qui sont en réalité des studios indépendants… C’est un casse-tête. Dans le cadre de ma thèse, j’ai rencontré de nombreux loueurs qui ignoraient la loi, ou savaient qu’ils l’enfreignaient, mais se disaient qu’au vu du nombre d’annonces à Paris il y avait peu de risque d’être contrôlés. La tentation est trop forte quand on voit les revenus que ces locations génèrent.

      Mais les villes, et notamment Paris, n’ont-elles pas besoin des Airbnb pour loger tous les touristes ? Et ne profitent-elles pas des milliers d’euros de taxe de séjour qui y sont associés ?

      C’est pour cela que les plateformes ont longtemps été ménagées par les pouvoirs publics, notamment l’Etat, et que certaines législations restent imparfaites. On a d’un côté une #économie_du_tourisme avec ses multiples retombées, de l’autre l’enjeu de logement. On a aussi beaucoup de mal, en France, à toucher à la #propriété_privée. Airbnb axe sa communication autour des propriétaires qui louent pendant leurs vacances pour compléter leurs revenus : bien sûr, ces profils existent. Mais c’est cacher le vrai problème : celui de la conversion massive de logements pour de la location de courte durée. In fine, c’est un choix politique que de décider de protéger le logement plus que les retombées économiques liées au tourisme. Je crois qu’à l’heure actuelle la location meublée de courte durée fait plus de mal que de bien à nos centres-villes.

    • Comment Airbnb encourage le recours aux conciergeries, tout en restant maître à bord
      https://www.lemonde.fr/economie/article/2024/10/16/comment-airbnb-encourage-le-recours-aux-conciergeries-tout-en-restant-maitre

      La plateforme lance mercredi [en octobre 2024] son réseau de #concierges labellisés, pour encourager les propriétaires à avoir recours à ce type de services et garder la main sur ce marché florissant.

      Lorsque le #marché_de_l’immobilier a commencé sa dégringolade, Sarah Essadiki, conseillère dans une agence immobilière du Val-de-Marne, s’est demandé quel pouvait être son plan B. Alors que son secteur est à la peine, un autre resplendit : celui de la location de meublés touristiques. La France est devenue le deuxième marché mondial pour Airbnb : à ce jour, on y recense 960 000 annonces, soit 60 % de plus qu’en 2019, selon les données d’AirDNA, un cabinet qui extrait les données du site.

      Tout un marché de #microconciergeries s’est développé autour de cette croissance fulgurante, proposant aux propriétaires de gérer tout ou partie de cette activité à leur place. D’agente immobilière à concierge, il n’y a qu’un pas, que Sarah Essadiki franchit à l’été 2023, en créant sa structure, en parallèle de son emploi en agence. Elle commence à Montmartre, à Paris, avec l’appartement d’une connaissance, « qui partait en vacances en Thaïlande et ne voulait pas s’en occuper », raconte-t-elle. Sarah Essadiki crée l’annonce sur Airbnb, échange avec les locataires, fait le ménage, gère les commentaires… D’autres appartements arrivent dans sa besace et, deux mois plus tard, elle intègre la plateforme des concierges labellisés par Airbnb, intitulé « le réseau de co-hôtes ».

      Cette interface, jusqu’ici en phase de test, est officiellement lancée mercredi 16 octobre par Airbnb. Concrètement, ce catalogue permet à des propriétaires de trouver à proximité de chez eux des co-hôtes (des concierges, dans la novlangue Airbnb), selon les critères voulus : ménage, remise de clés, gestion d’une annonce… Seuls les concierges les mieux notés peuvent figurer dans ce réseau. L’interface d’Airbnb encadre toute la relation entre le propriétaire et son #prestataire, jusqu’au paiement de celui-ci, via une commission comprise entre 17 % et 20 % du prix de la location (les tarifs sont fixés par les concierges). Au cours des derniers mois, deux mille personnes en France ont intégré ce club de concierges, la majorité étant des #autoentrepreneurs, exerçant en parallèle à d’autres activités.

      Loin de l’économie collaborative des débuts

      La volonté de développer cette interface en dit long sur la manière dont Airbnb envisage sa croissance dans les années à venir. « La première raison pour laquelle les gens ne veulent pas mettre leur logement sur Airbnb, c’est qu’ils n’ont pas le temps de s’en occuper, ou qu’ils ne savent pas faire. On veut aider les propriétaires à s’alléger de tout cela », cadre Emmanuel Marill, directeur Europe d’Airbnb. En créant cette place de marché de concierges, le premier enjeu pour Airbnb est ainsi d’attirer de nouveaux propriétaires, et d’inciter ceux qui sont présents à louer plus souvent – rappelons que la plateforme se rémunère via une commission sur chaque location.

      Aussi, Airbnb a tout intérêt à pousser ses hôtes vers des #standards_hôteliers, desquels ces concierges « bien notés » sont les garants : meilleure satisfaction des clients, moins de conflits… Un esprit loin de l’économie collaborative des débuts, mais qui témoigne de la professionnalisation et de la #montée_en_gamme croissante de ce système. La multiplication des #services de conciergerie, ces dernières années, contribue aussi à la hausse des prix sur la plateforme. Selon AirDNA, le prix moyen d’une nuit sur Airbnb en France a bondi de 40 % en cinq ans.

      En outre, cette interface est une manière pour Airbnb de garder la main sur ce florissant marché de la conciergerie, en imposant ses standards, en cadrant les échanges, et en créant une forme de loyauté chez les concierges sélectionnés – même si ceux-ci n’ont pas de contrat d’exclusivité. « C’est une manière de contrôler le système », reconnaît Théophile Guettier, qui a intégré ce réseau de co-hôtes.

      Pied de nez aux conciergeries les plus installées

      En creux, en devenant une sorte de « super conciergerie », il s’agit aussi de promouvoir un modèle : celui du concierge individuel slasheur, qui n’exerce pas ce métier à temps complet mais gère quelques appartements pour arrondir ses fins de mois. C’est le cas d’Amel Ait Slimane, dont le métier principal est l’assistance à maîtrise d’ouvrage et la décoration d’intérieur. Elle s’était lancée dans la conciergerie en 2019, et a intégré le réseau de concierges d’Airbnb à l’été 2024. « Etre sur cette plateforme m’a apporté plus de business », assure-t-elle.

      En moyenne, un co-hôte gère sept logements – un peu moins pour Mme Essadiki. Elle estime qu’en 2024, elle aura touché « environ 10 000 euros » pour cette activité. « Etre co-hôte, c’est une autre manière de gagner de l’argent avec Airbnb, dans le sillage de la gig economy [économie des petits boulots] », commente M. Marill. Ce terme désigne ces jobs issus de l’économie des plateformes, qui se caractérisent aussi par la faiblesse de leurs filets de sécurité.

      La propulsion de ce réseau de co-hôtes constitue en tout cas un pied de nez aux conciergeries les plus installées, avec des salariés qui ont les moyens d’acheter des mots-clés sur Google pour recruter leurs clients… Mais qui peuvent plus facilement court-circuiter Airbnb, ou du moins, lui être moins loyaux. En 2018, Airbnb avait d’ailleurs racheté une start-up florissante dans ce domaine, la conciergerie Luckey, qui avait levé des fonds et comptait quarante-cinq salariés.

      « Alors que Booking monte en puissance sur les locations saisonnières, Airbnb cherche à préserver sa position dominante sur le marché, analyse Corentin Minet, directeur du réseau Conciergeries locatives de France. Et, pour cela, ils verrouillent tout autour d’eux. »

    • Le modèle de tourisme d’Airbnb a métamorphosé certaines villes en France, comme La Rochelle et Nice
      https://www.lemonde.fr/economie/article/2025/10/21/de-la-rochelle-a-nice-comment-le-systeme-airbnb-a-change-les-villes_6648333_

      A trois heures de TGV de Paris, La Rochelle fait partie des #villes_touristiques qui ont vu leur marché immobilier transformé ces dernières années. « Juste après la pandémie de Covid-19, on a vu arriver énormément d’acquéreurs : il y a eu une ruée sur les petites surfaces du centre-ville. Ce sont des personnes qui voulaient investir dans la pierre. Elles louent sur Airbnb la plus grande partie du temps, et y séjournent quelques week-ends par an », explique Mickael Gauduchon, directeur d’une agence immobilière sur le port. Des télétravailleurs occasionnels, des retraités, ou de purs investisseurs, qui ont profité de prix d’achat au mètre carré raisonnables dans de vieux bâtiments.

      « Vraie pénurie de biens »

      Dans le même temps, des propriétaires qui avaient l’habitude de louer avec un bail classique ont basculé dans ce système de la location de courte durée, bien plus rentable, avec moins de risques d’impayés, plus de souplesse. Aujourd’hui, la municipalité estime à « 6 000 » le nombre de meublés touristiques, dont 85 % de résidences secondaires. Les étudiants, les travailleurs saisonniers, les familles éprouvent de grandes difficultés pour se loger à La Rochelle, que ce soit en location où à l’achat – car les prix n’ont cessé d’augmenter. « Les meublés touristiques ont eu un fort impact sur le marché. Depuis cinq ans, il y a une vraie pénurie de biens disponibles, en particulier pour les petites surfaces », confirme-t-on à l’agence Benoit Immobilier, sur le port de La Rochelle.


      La rue Léonce-Vieljeux, où la concentration en meublés touristiques est la plus importante du centre de La Rochelle, le 3 octobre 2025. YOHAN BONNET/HANS LUCAS POUR « LE MONDE »

      Surtout, la demande touristique est là : la ville a enregistré, en 2024, près de 3 millions de nuitées de voyageurs. Séduit par une offre de meublés touristiques bon marché [sic] et commode pour les groupes et les familles, un nouveau flux de visiteurs est arrivé à La Rochelle, et s’est ajouté à la clientèle des autres hébergements touristiques. Sans Airbnb, Annemette O’Shaughnessy aurait-elle eu le réflexe et les moyens de partir en week-end dans le port charentais ? Cette Irlandaise est venue avec son mari et sa fille pour assister à un match de rugby et découvrir la ville. Elle loge dans un appartement près du port, loué sur la plateforme. « C’est beaucoup mieux qu’un hôtel, car on peut avoir notre espace, un salon, se faire à manger », explique-t-elle.

      Cet accroissement du nombre de touristes conduit à des pics de fréquentation que dénoncent de plus en plus les habitants. Mais aussi à une transformation des commerces. Marie-Christine Etienne, assistante sociale à la retraite, dresse la liste des boutiques ayant fermé récemment dans le centre-ville : « Le magasin d’optique, la boutique pour animaux, la cordonnerie, une épicerie, une quincaillerie… A la place, on a de la restauration rapide, des coffee-shops, une boutique de cookies. »

      Selon elle, la ville s’est montrée trop gourmande, multipliant les grands événements, concerts ou congrès, conduisant à un afflux de visiteurs qui saturent la ville. « Avant, on avait du monde à certaines périodes précises. Depuis la fin du Covid, c’est toute l’année. Il y a toute une nouvelle population de voyageurs qui font la fête, remplissent les bars : les nuisances sonores n’ont jamais été aussi importantes. Alors, quand je vois qu’à la gare Montparnasse [à Paris], il y a des publicités pour faire venir les gens à La Rochelle, ça me désole. »

      « Zéro vie sociale »

      Peu à peu, les liens sociaux se transforment. « Je suis le seul habitant de mon immeuble », évoque Guillaume Thébault, 34 ans, architecte à La Rochelle, qui vit dans une rue commerçante proche du port. Tous les autres appartements – cinq au total – ont peu à peu été transformés en locations de courte durée. Ses voisins sont différents chaque semaine. Il rencontre plus souvent des livreurs Uber Eats dans sa cage d’escalier. « J’ai zéro vie sociale dans mon immeuble. Je suis le témoin d’une ville qui se transforme sous l’effet de l’ubérisation de la société », affirme-t-il.


      De nombreuses boîtes à clés, sur la porte d’une conciergerie rue Réaumur, dans le centre de La Rochelle, le 3 octobre 2025. YOHAN BONNET/HANS LUCAS POUR « LE MONDE »

      https://justpaste.it/d9oga

      #ville

    • Comment les stations de ski ont basculé dans l’économie du Airbnb
      https://www.lemonde.fr/economie/article/2025/10/22/comment-les-stations-de-ski-ont-bascule-dans-l-economie-du-airbnb_6648811_32

      Dans ces villages, dominés par les résidences secondaires, l’irruption des plateformes a rendu beaucoup plus facile la location entre particuliers. Avec une conséquence directe sur la hausse des prix de l’immobilier.

      Benjamin Berger se souvient d’une époque pas si lointaine – les années 2000 – où de nombreux propriétaires d’appartements ou de chalets à la montagne étaient rétifs à louer leur bien à des vacanciers : ils voyaient surtout les désagréments associés. « Culturellement, l’idée d’avoir des inconnus qui dorment chez soi était mal acceptée, raconte ce spécialiste de l’immobilier en montagne, fondateur de l’agence Cimalpes, qui gère 1 200 biens en location saisonnière. On allait jusqu’à remplacer les matelas pour que certains acceptent de louer ! »

      Les temps ont bien changé. Lui a vu un moment décisif : 2008, la crise des subprimes. Les propriétaires, dont bon nombre étaient liés à l’économie financière, ont compris qu’ils ne pouvaient pas laisser des biens immobiliers sans rendements. Surtout, Airbnb, Abritel et Booking sont arrivés, rendant flexible, facile et attractive la possibilité de louer, avec d’importants revenus à la clé – tandis que les conciergeries poussaient comme des champignons. _« La culture de la résidence secondaire à la montagne a changé. Le côté investissement a pris le pas sur le côté familial et affectif , résume Louis Andrews, directeur de la plateforme de location de chalets OVO.

      La greffe a pris rapidement. En 2019, il y avait 38 000 annonces Airbnb en Savoie et Haute-Savoie. En début d’année 2025, 72 000 étaient recensées. Des stations comme Morzine, La Plagne ou Les Arcs comptent plus de 2 000 appartements ou chalets loués via Airbnb, d’après les données d’Inside Airbnb : l’offre a plus que doublé en seulement cinq ans.

      https://justpaste.it/akgy7

      Une #financiarisation_du_logement qui pèse sur la construction elle-même, et plus encore sur celle de logements sociaux.
      #investissement #rentabilité

    • « Airbnb, c’est de l’argent facile et c’est très addictif » : des milliers de personnes s’improvisent hôteliers en France
      https://www.lemonde.fr/economie/article/2025/10/23/airbnb-c-est-de-l-argent-facile-et-c-est-tres-addictif-comment-des-milliers-

      Sur Internet, des sites se sont d’ailleurs spécialisés dans l’ameublement clés en main. Ils proposent des décors au design standardisé, des « packs » « Art déco », « ethnique » ou « industriel » pour habiller n’importe quelle surface, du canapé aux affiches, du plaid aux tasses à café. Qu’il séjourne à Oslo, à Paris, à Marseille ou à Budapest, le touriste, en ouvrant la porte de sa location, ne sera pas dépaysé.

      [...]

      La start-up Zorrooo, spécialisée dans les litiges du quotidien, dit avoir échangé avec plus de 300 hôtes dont l’annonce a été reléguée dans les plus lointaines pages d’Airbnb. « Nous pensons que la plateforme a changé son algorithme fin 2023, qu’elle se professionnalise et privilégie désormais les annonces avec conciergerie, co-hôte, services et expériences », affirme sa cofondatrice, Capucine Berr.

      Tout comprendre à la logique d’Airbnb et à son algorithme est devenu un métier. Elise Ripoche en a fait son activité en créant une start-up au nom très explicite, J’affiche complet. Cette agence optimise les tarifs, « pour maximiser le chiffre d’affaires », avec, quand la demande est très forte, le prix le plus haut possible et les séjours les plus longs. « La location saisonnière est globalement perçue comme “M. Dupont met sa maison sur Airbnb pour boucler ses fins de mois”. En réalité, il s’agit d’une industrie », déclare la jeune femme.

      https://justpaste.it/1pahb

      Airbnb a une réelle part de responsabilité dans la #crise_du_logement [éditorial]

      https://www.lemonde.fr/idees/article/2025/10/23/airbnb-a-une-reelle-part-de-responsabilite-dans-la-crise-du-logement_6648991

      Loin du modèle « sympa » des fondateurs d’Airbnb qui, en 2008, proposaient la location d’un matelas gonflable (airbed) dans leur appartement agrémenté d’un petit déjeuner, le site à l’ergonomie efficace et pratique a non seulement dynamité le marché de la location touristique, mais a aussi encouragé la transformation de résidences principales en logements réservés à la location de courte durée.

      La progression fulgurante d’Airbnb – plus de 1 million d’annonces en août en France, soit 60 % de plus qu’en 2018 – reflète une mutation spectaculaire du rapport des propriétaires à leur bien, plus seulement un lieu d’habitation ou une rente de long terme, mais une source potentiellement très rentable d’argent facile et de mobilité. Encouragée par l’essor du #télétravail, la formule a aussi incité à l’achat de résidences secondaires « amortissables » par le biais de la location de courte durée.

      Le secteur a pris une telle ampleur qu’il fait l’objet d’une financiarisation généralisée, où les rencontres humaines encensées au début ont laissé la place aux boîtes à clés et aux conciergeries, à une #standardisation des décorations et à l’aigreur de rapports logeurs-logés basés sur les exigences matérielles illimitées de ces derniers et sur l’impitoyable sanction par les « notations ».

    • Graz (Autriche) : Un immeuble d’appartements Airbnb temporairement occupé
      https://attaque.noblogs.org/post/2025/10/21/graz-autriche-un-immeuble-dappartements-airbnb-temporairement-occup

      Dans le quartier Gries, à Graz, un immeuble presque entièrement vide, avec des appartements Airbnb, a reçu une visite anti-touristique…

      À Graz, il y a environ mille appartements Airbnb (des appartements de vacances chers à en crever, qui restent vides la plupart du temps et sont réservés aux touristes aisés). Mille appartements dans lesquels des gens pourraient vivre. Tant de place et pourtant tant d’expulsions locatives.

      Même Elke [Elke Kahr, maire de la ville ; NdAtt.] ne peut pas y faire grand-chose. La liquidation de la ville au nom du profit et le vide dystopique sont tout à fait dans l’intérêt des grandes sociétés immobilières ou des riches propriétaires privés. Nous ne restons plus à regarder, mais nous reprenons les espaces ! Occupez les maisons de votre ville ! Nos salutations vont à toutes les villes liquidées en soldes, comme Barcelone et Athènes. Contre Airbnb et son monde. FUCK GENTRIFICATION

  • Ok Seenthis, maintenant fais moi une carte de France qui agrège toutes ces autres cartes, pour me donner LE trou du cul du monde où il fait bon vivre :

    Aucun polluant dans l’eau potable (ou le moins possible) :
    https://seenthis.net/messages/1140946

    Avec des nappes phréatiques pas trop pourries :
    https://seenthis.net/messages/1013319
    https://seenthis.net/messages/989999

    Sans fuite dans le réseau d’eau potable :
    https://seenthis.net/messages/1046929

    Utilisant le moins de pesticides dans les environs :
    https://seenthis.net/messages/1085286

    Avec le moins de sécheresse dans les 50 prochaines années :
    https://seenthis.net/messages/1101579

    Pas proche d’un site SEVESO :
    https://seenthis.net/messages/754202

    Avec une faible pollution de l’air :
    https://seenthis.net/messages/1015774

    Avec une densité correcte de voies cyclables :
    https://seenthis.net/messages/1018111

    À moins de 15min d’une ligne de train (si possible en vélo) :
    https://seenthis.net/messages/1038770
    https://seenthis.net/messages/1065638

    Avec encore des haies/du bocage (diversité) :
    https://seenthis.net/messages/1104833

    Et bien sûr pas dans une commune de gros racistes :
    https://seenthis.net/messages/1015774

    J’oublie sûrement encore quelques critères.

    Voilà, j’aimerais bien avoir le résultat dans moins de 10 ans (d’ici à ce que je puisse changer de région). Merci.

    #cartographie #France #intelligence_collective :)

  • Krankenversicherung für Geflüchtete "Rechtswidrig und betrugsartig"
    https://www.borderline-europe.de/dramen/krankenversicherung-f%C3%BCr-gefl%C3%BCchtete-rechtswidrig-und-bet

    Tausende Geflüchtete sitzen in der Schuldenfalle – nicht, weil sie etwas falsch gemacht haben, sondern wegen des baden-württembergischen Ministeriums für Justiz und Migration. Ein Gericht spricht sogar von Betrug. Doch statt einer einfachen Korrektur kommt nun eine Gesetzesänderung, die alles komplizierter macht.

    • L’état allemand prouve qu’il est - selon ses propres critères juridiques - l’instrument de bandes criminelles capitalistes (pléonasme) organisées.

      Am 21. Juli entschied die Kammer in gleich vier Fällen zum Thema OAV-Beiträge und holte dabei zum Rundumschlag gegen das Justizministerium aus.

      Das Ministerium lässt den Rechtsbruch „wissentlich und willentlich ungestraft“ geschehen.

      Das Ministerium würde die beklagte Behörde – in diesem Fall das Landratsamt Rastatt – „gleichermaßen wissentlich und willentlich ungestraft rechtswidrige und betrugsartige Methoden anwenden lassen“. Das Gericht ließ es sich aus diesem Anlass auch nicht nehmen, einige grundsätzliche Gedanken dazu loszuwerden, was es für eine Gesellschaft heißt, wenn der Staat regelmäßig im Umgang mit geflüchteten Menschen das Recht bricht und es aufgrund von Gleichgültigkeit keinen öffentlichen Aufschrei dagegen gibt. Es sprach von einer Entwicklung, in der „[...] die freiheitlich-demokratische und sozialstaatliche sowie weltoffene Grundordnung unter dem Deckmantel ihres vorgeblichen Fortbestehens [...] zu einem rechtspopulistisch unterformten und willkürlich geführten Polizeistaat erodiert“.

      #Allemagne #capitalisme #état_de_droit #crime_organisé #exclusion_sociale #fraude #réfugiés #droit #assurance_maladie

  • Le fleuve mangé par son lit : l’extractivisme du sable au Cambodge
    https://www.terrestres.org/2025/09/27/le-fleuve-mange-par-son-lit

    Endiguer, pomper, assécher, convoyer, remblayer. Dans une belle enquête graphique, l’urbaniste Dolorès Bertrais retrace la filière du sable à Phnom Penh. À mesure qu’on l’extrait du Mékong pour édifier la #Ville et ses mégaprojets capitalistes, le lit du fleuve se vide… et les inégalités au sein de la société cambodgienne s’aggravent. Extraits choisis. L’article Le fleuve mangé par son lit : l’extractivisme du sable au Cambodge est apparu en premier sur Terrestres.

    #Asie #Capitalisme #Extractivisme #Territoire

  • « Au diable l’environnement, donnez‑moi l’abondance ! » : pourquoi le backlash est structurel
    https://www.terrestres.org/2025/10/09/backlash-structurel-fressoz

    Et si ce que nous appelons backlash écologique n’était que la manifestation brutale d’un mouvement plus profond ? C’est la thèse défendue par l’historien Jean-Baptiste Fressoz dans ce court texte : ce qui nous revient en boomerang, c’est l’incompatibilité structurelle entre l’organisation matérielle de nos sociétés et toute perspective écologique. L’article « Au diable l’environnement, donnez‑moi l’abondance ! » : pourquoi le backlash est structurel est apparu en premier sur Terrestres.

    #Capitalisme #Climat #Décroissance #Energie #Greenwashing #Infrastructures

  • Signa Holding: Pleiten mit Strahlkraft
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1194683.rene-benko-signa-holding-pleiten-mit-strahlkraft.html

    Andere Zeiten, andere Sitten: Unternehmer René Benko (Mitte), von der Politik hofiert; hier mit Alfred Gusenbauer (ehem. Kanzler SPÖ, links) und Sebastian Kurz (ehem. Kanzler ÖVP, rechts) Foto: imago/SKATA

    C’est la banqueroute - felix Austria !

    13.10.2025 von von Stefan Schocher - Am Dienstag startet der Prozess in der Causa um René Benko und das Immobilienunternehmen Signa

    René Benko, um ihn scharten sich einst Leute in Österreich, wie um einen festen Himmelskörper im Austro-Kosmos. Ein Unternehmer, in dessen Licht man sich sonnte – Politiker fanden sich da ein, Ex-Politiker, Unternehmer, Promis und solche, die gerne welche werden wollten. Früher einmal pflegte man salbungsvolle Höflichkeiten auszutauschen in diesen Kreisen rund um das Immobilien- und Handelsunternehmen Signa. Aber so ist es, wenn ein Fixstern plötzlich implodiert: Die Höflichkeiten sind Schweigen gewichen und das Schweigen Milliarden-Forderungen.

    Am Dienstag beginnt der erste Prozess gegen Benko in Innsbruck. Angeklagt ist der 48-Jährige zunächst einmal wegen betrügerischer Krida. Im österreichischen Rechtswesen versteht man unter Krida die betrügerische oder grob fahrlässige Herbeiführung der Zahlungsunfähigkeit durch einen Schuldner, im Deutschen also etwa eines Bankrotts.

    Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft Benko vor, 660 000 Euro beiseitegeschafft und damit Gläubiger geschädigt zu haben. Wohlgemerkt: Das ist die erste Anklage. Darin geht es zunächst nicht um das fragwürdige Konstrukt des Signa-Konzerns und Benkos Rolle darin, sondern um die Frage, was nach der Pleite der Signa passiert ist. Und auch dabei nur um einen Teilaspekt: Gegen eine zweite Anklage wegen betrügerischer Krida, in der es um 370 000 Millionen Euro geht, haben Benko und Mitangeklagte Einspruch erhoben.

    Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft geht davon aus, dass Benko wie ein »Alleinherrscher« agiert hat.

    Was Österreichs Justiz damit bevorsteht, ist eine Serie von Verfahren, die Superlative verdient. Denn noch ist nicht einmal das Ausmaß der Pleite erhoben. Genauer gesagt: das der internationalen Verschachtelung von Signa sowie die Rolle Benkos sowie seiner Privatstiftung. Ermittelt wird zudem in Italien wie auch in Deutschland. Beide Staaten haben Haftbefehle ausgestellt. Deshalb wurde Benko ausschließlich über österreichisches Staatsgebiet von Wien nach Innsbruck gebracht – der einfachere Weg auf Straße und Schiene verläuft über das »Deutsche Eck« über Rosenheim in Bayern.

    Die Causa Signa-Benko ist die größte Pleite in Österreichs Nachkriegsgeschichte. Und es ist eine Pleite mit Strahlkraft in viele Bereiche der österreichischen Gesellschaft. Benko war breit aufgestellt: Sebastian Kurz (Ex-Kanzler der Österreichischen Volkspartei, ÖVP), Alfred Gusenbauer (Ex-Kanzler der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, SPÖ), Hans Peter Haselsteiner (Großunternehmer mit Neigung zu den liberalen Neos) und viele andere waren mit Signa verflochten. Mit der Pleite folgte die Einsicht, dass dieser Konzern im Grunde ein Pyramidenspiel war. Schließlich folgte der Privatkonkurs Benkos.

    Jetzt wirkt dieser Kreis wie ein Schwarm Aasgeier, bedacht darauf, ein Stück Kadaver zu ergattern. So forderte Gusenbauer (Ex-Aufsichtsratsvorsitzender von Signa-Prime) 6,3 Millionen aus der Konkursmasse und besteht darauf, nichts über die Lage der Gruppe gewusst zu haben. Benko behauptet wiederum, Gusenbauer wie auch Haselsteiner seien sehr wohl unterrichtet gewesen. Der ehemalige Berater Benkos, der Investor Dieter Berninghaus, fordert von Benkos Privatstiftung 115 Millionen Euro und wirft Benko »Bespitzelung« vor.

    Nach der Signa-Pleite erhob auch Kurz eine Forderung von 1,6 Millionen Euro für Vermittlungstätigkeiten. Überliefert ist, dass Kurz Benko bei der Suche nach Investoren in Abu Dhabi geholfen hat – erstmals bei einem Staatsbesuch als Kanzler 2018. Dann erneut als Kanzler bei einem Staatsbesuch, bei dem es um Energieprojekte ging, im Oktober 2021, also knapp vor seinem Rücktritt im April 2022.

    Nach seinem Rücktritt begann Kurz als Europa-Direktor des in Energiefragen engagierten Staatsfonds von Abu Dhabi, Mubadala, zu arbeiten – der auf Anraten von Kurz wiederum in Signa investierte. Kurz verzichtete schlussendlich auf die Millionen-Forderung. Sie hätte einiges an Aufmerksamkeit auf diese Abfolge gerichtet. Zumal Kurz’ Gesamtrechnung an Signa 2,4 Millionen ausgemacht hatte – 750 000 Euro also bereits beglichen waren.

    Dass sich bei der juristischen Aufarbeitung der Pleite alles auf die Privatstiftung Benkos richtet, hat seinen Grund: Im Geflecht der Signa-Gesellschaften, die zum Teil einander finanzierten, dürfte der Privatstiftung die Rolle der Geldschleuse in den Benko-Häfen zugekommen sein. Im Raum steht der Verdacht, dass aus dem Geldkreislauf zwischen Signa-Gesellschaften immer wieder Geld auf das Konto der Stiftung überwiesen wurde.

    Signa-Investoren brachten nun Forderungen in der Gesamthöhe von 2,36 Milliarden Euro ein – wovon 130,6 Millionen vom Insolvenzverwalter für berechtigt anerkannt wurden. Das Problem dabei: Benko hatte in der Signa keinerlei offizielle Funktion. Die WKStA geht aber davon aus, dass Benko wie ein »Alleinherrscher« agiert hat. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.

    #Autriche#spéculation #banqueroute #capitalisme #nepotisme

  • « Il faut parler d’atrocité climatique car la destruction en cours est #globale et #irréversible »
    https://reporterre.net/Il-faut-parler-d-atrocite-climatique-car-la-destruction-en-cours-est-glo

    Pour appréhender l’ampleur de la #destruction du #climat, le chercheur Gaspard Lemaire plaide pour l’utilisation du concept d’« #atrocité_climatique ». Un terme qui permettrait de mieux pointer les #responsabilités des #États.

  • La parole écrasée
    https://lundi.am/La-parole-ecrasee

    Eddington est sorti en salles au milieu du mois de juillet. Deux mois séparent donc sa sortie de la date à laquelle nous mettons le point final à ce texte. Deux mois qui ont permis une certaine production critique. Articles, vidéos Youtube, débats ont suscité une importante somme de discours sur le #film – et le moins que l’on puisse dire est que la critique est divisée. Et pourtant, cela nous laissant abasourdis à défaut d’être réellement surpris, il nous semble qu’aucune de ces critiques ne met le doigt de près ou de loin sur le sujet central de ce film : l’#inceste. Un avis assez renseigné sur Reddit s’est même fait le plaisir de lister ce qui serait, aux yeux de l’internaute en question, les dix-sept sujets majeurs du film. Il n’a pas même mentionné les violences sexuelles sur les enfants. Cette réception d’Eddington, effarante, est sans doute dû en partie au positionnement même du film, qui tente de montrer comment l’inceste écrase le langage, dans une société qui s’évertue à la maintenir en dehors des frontières du dicible. Retour sur Eddington.

    #cinéma #famille #communication #capitalisme

  • Rüstungswahn gegen Medien-Tiger für die Finanzmacht
    https://overton-magazin.de/top-story/ruestungswahn-gegen-medien-tiger-fuer-die-finanzmacht

    A propos de la « folle » politique provoquée par la nécessité de trouver une solution à la croissance illimitée de la quantité d’argent disponible dans le système capitaliste.

    La déscription du phénomène dans l’article est juste mais elle manque de précision. Je ne suis pas d’accord avec la qualification de folle du sxstème et de la politique capitaliste et libérale. Au cintraire, elle est la conséquence logique du capitalisme dans sa phase impérialiste depuis la fin du dix neuvième siècle.

    10.10.2025 vin Rob Kenius - Der größte Schaden, den die Finanzdiktatoren Friedrich Merz, Emmanuel Macron, Keir Starmer und Ursula von der Leyen bisher für die Bevölkerung angerichtet haben, das sind die eine Billion Euro übersteigenden Gelder, welche in die Hochrüstung fließen und für den Staatshaushalt verloren sind. Sie fließen nicht in das Land Ukraine mit seinen Menschen, nein, sie zerstören das Land und sie lösen keines der zahlreichen Probleme in Europa.

    Die Flut von Geld und Schulden bewahrt aber das absurde Finanzsystem wieder einmal vor dem drohenden Zusammenbruch.

    Dieses feudale System hat Axiome und starre Regeln, welche den Finanzwahn erzeugen. Und der Rüstungswahn der Europäer ist eine logische Folge davon.

    Die Logik und Funktionen im System zu verstehen, das ist der Hebel des rationalen Denkens und Handelns, ein Hebel, den man überall ansetzen kann, wo es gilt, wenigstens einen noch viel größeren Krieg zu verhindern. In Frankreich hat die Revolte gegen den Wahnsinn des Präsidenten Macron schon begonnen.
    Grenzenlose Zahlen

    Das Finanzsystem hat sich schon lange von einer materiellen Bindung gelöst. Das beinhaltet die Erklärung, die US-Präsident Richard Nixon 1971 abgegeben hat: Der Dollar ist frei von der Bindung an Gold und an irgendeinen anderen Sachwert. Weil der Dollar die Leitwährung ist und an Menge das Finanzgeschäft dominiert, gilt das auch für den Euro und andere Währungen. Geld ist völlig abstrakt, es ist eine Zahl, die zur Verrechnung und Bewertung dient und die von allen als realer Wert akzeptiert wird.

    Das völlig abstrakte Geld schafft aber ein Problem: Wenn Geld nur eine Zahl ist, kann man sie bis ins Unendliche immer weiter zählen und es gibt auch keine Obergrenze für die Zahlen, die Geld bedeuten.
    Kredite ohne Rücklagen

    Kann die Geldmenge jetzt unbegrenzt wachsen? Ja. Und sie wächst unbegrenzt, weil staatliche und private Banken bei der Vergabe von Krediten Geld erschaffen. Sie machen Gutschriften über Geldsummen, die sie nicht zur Verfügung haben. Das ist girale Geldschöpfung und die Summe aller Kredite geht weit über die Rücklagen der Banken hinaus. Die Banken erschaffen so Geld auf Konten, über das die Schuldner verfügen können. Und dieses Buchgeld ist von anderem Geld nicht zu unterscheiden.

    Dadurch wächst die Geldmenge unbegrenzt und man kann sagen, sie geht gegen unendlich. Es gibt keine Obergrenze und es gibt keine Kontrolle, es gibt keine Geldbremse und auch keine Schuldenbremse mehr.
    Mehr Schulden als Geld

    Bei dieser Art der Kreditvergabe entstehen Geld und Schulden in gleicher Höhe. Auf der Schuldenseite kommen noch die Zinsen hinzu, doch das Geld für diese Zinsen wird dabei nicht generiert. Im Gesamtsystem fehlt also das Geld für die Zinsen und man muss zusätzliches Geld beschaffen, weil das vorhandene Geld zur Tilgung aller Schulden plus Zinsen nicht reicht. Dieses fehlende Geld wird durch weitere Kreditvergabe von den Banken generiert, worauf wieder Zinsen fällig sind.

    Das Finanzsystem weitet sich dadurch aus. Es ist nicht nur unbegrenzt, sondern auch expansiv. Dieses System ist, mathematisch gesprochen, divergent, es ist weitgehend außer Kontrolle und es wird, wegen der Schulden und wegen der riesigen Menge an Geld, die frei um den Globus schwappt, instabil. Es könnte jeder Zeit zusammenbrechen. Die Akteure, also die Geldbesitzer und alle anderen, die über Milliarden verfügen, veranlasst die Grenzenlosigkeit und die Expansion des Finanzsystems zu grenzenlosem Denken. Das Finanzsystem und seine Macht verleiten zum Größenwahn.
    Geldüberfluss als Problem

    Die gesamte Geldmenge ist inzwischen das Vier- oder Fünffache vom Geldwert aller materiellen Dinge und Leistungen, die man kaufen kann. Das Überangebot an Geld führt zur Inflation, jedoch langsam, nicht gleich auf allen Gebieten, weil die Besitzer der großen Geldsummen vorsichtig sind. Sie kaufen gerne Aktien und Immobilien. Und sie wollen, dass wenig Geld bei der Masse der Menschen landet. Das würde die Macht der Finanzen schmälern. Das Volk wäre nicht mehr bereit, für Niedriglöhne hart zu arbeiten.

    Die Investition in die Produktion von Konsumgütern wird begrenzt durch die geringe Kaufkraft der Massen, die nicht gesteigert werden soll, auch nicht durch soziale Maßnahmen.

    Die Macht des Geldes, die das Ego der Finanzakteure stärkt, besteht selbstverständlich darin, dass man Geld eigenmächtig bewegt und investiert. Es wäre ideal, in die Produktion von Gütern zu investieren, die nicht auf dem Verbrauchermarkt landen, am besten Produkte, die einfach mit einem Knall verschwinden wie ein platzender Ballon. Oder Dinge, die zwar gekauft, aber gar nicht benutzt werden.
    Die Rettung des expansiven Systems

    Gibt es Wirtschaftsgüter, auf die dieses Wunschdenken zutrifft? Ja, es gibt sie. Für menschenverachtende Investoren ist das die militärische Rüstung.

    Da öffnet sich ein riesiges Tor, um mit überschüssigem Geld überflüssige Güter zu produzieren, die dann auch noch mit Staatsschulden bezahlt werden. Und das Finanzsystem kann sich weiter ausdehnen, ohne dass es zusammenbricht. Rüstung ist das neue Eldorado für den Größenwahn der Finanzmacht.

    Die Staaten sollen viele Milliarden in die Rüstung stecken und dabei hohe Schulden machen. Auch Staatsschulden sind ein Gewinn für die Banken. Neues Geld wird generiert und gegen Zinsen als Staatskredit sicher angelegt. Die Milliardenkredite an wirtschaftlich solide Staaten und ihre Zinsen sind über Generationen von braven Bürgern und Steuerzahlern abgesichert.
    Von der Realität gelöstes Denken

    Weil die Zahlen im Geldsystem schnell steigen, müssen es jetzt schon viele hundert Milliarden und schließlich Billionen sein. Den tausendfachen Unterschied zwischen den Zahlen Million, Milliarde und Billion sehen die meisten Menschen nicht, aber wer diese Zahlen auf seinem Konto hat, kann die Ziffern vor dem Komma in Dreiergruppen ordnen und zählen.

    Die Geldvermehrung für Rüstung und Krieg ist jetzt das große Ding. Der Größenwahn, der im unbegrenzten und expansiven Finanzsystem steckt, führt so zum Rüstungswahn.

    Dabei muss der Krieg nicht unbedingt stattfinden, aber für die Bedrohung und Angstmache ist der Krieg unverzichtbar. Keine Rüstung ohne die Angst und die Bedrohung durch einen Feind, der den Krieg beginnen soll.

    Die Initiative und der Druck gehen selbstverständlich von den USA aus, wo die extremste Finanzmacht und der weltgrößte Militärisch-Industrielle Komplex zu Hause sind.
    Eine Brücke über den Atlantik

    Die USA liefern Billionen Dollars und sündhaft teure Waffen; denn die Waffensysteme kommen aus privaten Rüstungsbetrieben. Die USA liefern auch das Feindbild: Der Feind heißt Russland.

    Vor siebzig Jahren sah man in den USA die Sowjetunion als großen ideologischen Rivalen und man befürchtete eine Weltrevolution, die auch in den Köpfen vieler Menschen herumgeisterte. China und Cuba schienen der Anfang zu sein.

    Dass die Sowjetunion unter Michail Gorbatschow sich friedlich aufgelöst hat, haben anscheinend viele in den USA nicht mitbekommen, sie haben ihr Feindbild Sowjetunion einfach durch Russland ersetzt. Bei der räumlichen Entfernung ist dies kein Wunder.

    Zwischen Amerika und Europa erstreckt sich der Atlantische Ozean. Aber die sogenannten Atlantiker ignorieren diesen Ozean, sie sehen ihn als einen Bach oder Tümpel an und konstruieren aus Ideologie und Rhetorik eine Atlantik-Brücke. Über diese Atlantik-Brücke gelangte das US-amerikanische Denken in die Köpfe europäischer Follower.

    Das Feindbild Russland in Europa zu übernehmen, ist unhistorisch, erst recht hier in Deutschland, wo man die Wiedervereinigung erlebt hat und den völligen Abzug russischer Truppen aus der ehemaligen DDR. Auch die Rede von Wladimir Putin 2001 im Bundestag ist immer noch abrufbar. Er hat sie in deutscher Sprache gehalten. Seine freundlichen Angebote sind vielleicht deshalb in den USA nicht angekommen.
    Wo ist der Papiertiger?

    Jetzt, im Jahr 2025 dämmert es: „Russland ist ein Papiertiger“, sagte Donald Trump. Man muss diesen Spruch präzisieren: Mit dem Papiertiger meint Trump wohl die Vorstellung, die Joe Biden und die Demokraten von Russland hatten. Und heute müsste man statt Papiertiger, besser „Medien-Tiger“ sagen; denn Papier ist nicht mehr das entscheidende Medium. Das war zur Zeit von Mao, der den Ausdruck Papiertiger geprägt hat.

    Mit seinem Spruch „Russland ist ein Papiertiger“ hat Trump wohl etwas ausdrücken wollen, das in den USA eine wichtige Erkenntnis ist: Russland ist kein ernst zu nehmender Rivale. Es hat weder die Stärke noch den Willen, den Westen oder die Welt zu erobern.
    Wahn und Wissen

    Der Rüstungswahn hat als Antrieb, im Hintergrund, den Größenwahn im Geldsystem. Diesen Wahn kann man mit Tatsachen widerlegen und mit Einsicht bekämpfen:

    Geld ist in großem Überfluss vorhanden. Zu viel Geld macht Dinge kaputt: Geld hat Profisport kaputt gemacht, die Popmusik, Diskussionen im Internet. Zu viel Geld macht die Regierenden verrückt. Es treibt sie, wie die Finanzleute, in den Größenwahn. (Wenn der Größenwahn nicht vorher schon vorhanden war.)

    Zu den Kriegstreibern gehören auch Maulhelden in staatlichen Schlüsselpositionen und in der EU, die von einem nahenden Krieg schwadronieren. Unsere staatstreuen Medien übernehmen diese Meinungsäußerungen wie Fakten und verbreiten sie jeden Tag.

    Der Rüstungswahn, der aus den USA über die Atlantik-Brücke kommt, hat, zusammen mit der Expansion der Nato, unsere friedliche Koexistenz in Europa, kaputt gemacht. Es ist unsere unabwendbare, harte Aufgabe, mit allen Mitteln den noch viel größeren Krieg zu verhindern. In Frankreich hat die Revolte gegen Krieg und Geldverschwendung und gegen den größenwahnsinnigen Präsidenten Macron schon begonnen.

    Rob Kenius betreibt die systemkritische Webseite https://kritlit.de und hat mehrere Bücher über das Finanzsystem geschrieben.

    Rob Kenius

    Rob Kenius kam während des Studiums der Physik zur Publizistik und wurde Chefredakteur der Studentenzeitung. Nach dem Diplom ging er in die wissenschaftliche Redaktion des WDR-Fernsehens. Die strenge Hierarchie des Senders war jedoch nicht seine Welt. Er arbeitete kurz für Reaktorsicherheit, als man ihn an das Innenministerium vermitteln wollte, um Argumente der Aromkraftgegner zu widerlegen, kündigte er. Seitdem ist er selbständig, als freier Publizist und im Musikgeschäft.

    Rob Kenius übt auf seiner Webseite kritlit.de harte Systemkritk. Er schrieb für telepolis und war 2020 ein erster Gegner der Corona-Maßnahmen. Die politische Situation hat sich inzwischen enorm verschlechtert. Rob Kenius schreibt dagegen an, und wegen der Kommentare, besonders gerne für Krass&Konkret.

    #capitalusme #impérialisme #économie #croissance #guerre

  • « Human Bomb est à l’Élysée ! » : les grands patrons catastrophés par le chaos politique français
    https://www.lefigaro.fr/societes/human-bomb-est-a-l-elysee-les-grands-patrons-catastrophes-par-le-chaos-poli

    De plus en plus de patrons résignés à un futur gouvernement autoritaire à la Meloni

    Même si nombre de dirigeants d’entreprise rêvent, à l’instar de ce PDG du CAC 40, « d’un gouvernement de droite qui mène une politique libérale et qui ne mette pas en péril le bon travail fait par Macron », la plupart se préparent à une autre configuration. « On ne compte plus les dîners de patrons ou certains estiment ouvertement qu’une purge est inévitable et que le pays n’échappera pas à un gouvernement de droite autoritaire à la Meloni , ce qui signifie en réalité qu’ils sont l’aise avec cette idée, trop d’ailleurs ! L’argument brandi officiellement est celui de la nécessaire stabilité institutionnelle qu’apporterait un exécutif RN – Droite. À ce stade, ceux qui connaissent l’histoire et sont donc effarés à cette perspective, ne seront pas nécessairement majoritaires et ne prennent pas la parole. »

    Et Cédric Pironneau, patron de SPVIE Assurances, de confirmer : « je ne suis pas un fan de Meloni, mais on est obligé de reconnaître qu’il y a du pragmatisme en elle. L’Italie emprunte moins cher que nous… Donc tout le monde finit par se dire que le RN pourrait finalement se montrer plus raisonnable et pragmatique que ce qu’il dit. De toute façon, il vaut mieux une majorité qui prend des décisions plutôt que de voir la situation économique de la France continuer à plonger. »

    Amusant comme le sous-titre parle de "résignés" alors que cette suite de témoignages (sans aucun recul critique, ça reste le Figaro hein) montrent que l’autoritarisme est clairement souhaité par les patrons. Surtout que la fascination pour Meloni n’a rien de rationnel économiquement, ses résultats sont globalement moins bons que ceux de Macron en terme de chiffres (le PIB a moins augmenté qu’en France, la population fait encore moins d’enfants qu’ici et les jeunes se barrent), donc ce qu’il reste, c’est l’autoritarisme : voilà ce qui plaît à ces gens bien élevés.

    #fascisme #capitalisme

  • « Un trésor noir sous la Baltique » : la Pologne découvre un gisement de 200 millions de barils et fait vaciller l’équilibre énergétique de l’Europe
    https://www.le-gaz.fr/2025/10/06/un-tresor-noir-sous-la-baltique-la-pologne-decouvre-un-gisement-de-200-millio

    La découverte d’un gisement pétrolier majeur en mer Baltique pourrait transformer la dépendance énergétique de la Pologne et influencer les dynamiques géopolitiques de l’Europe.

    • 🛢️ Découverte d’un gisement pétrolier majeur en mer Baltique.
    • La Pologne pourrait réduire sa dépendance énergétique et couvrir 5 % de sa consommation de pétrole.
    • 🌍 L’exploitation pourrait influencer l’indépendance énergétique de l’Europe.
    • Des défis environnementaux nécessitent une extraction responsable pour préserver la mer Baltique.

    Le secteur énergétique européen est en effervescence suite à l’annonce d’une découverte majeure en mer Baltique. Situé au large des côtes polonaises, ce gisement pétrolier représente une opportunité unique pour la Pologne et potentiellement pour l’ensemble de l’Europe. Avec des réserves estimées à 200 millions de barils, ce gisement pourrait transformer non seulement l’économie polonaise mais aussi les relations géopolitiques du continent. Cependant, cette découverte pose également d’importants défis environnementaux qui devront être surmontés pour garantir une exploitation durable et responsable.

    Un potentiel énergétique significatif pour la Pologne
    La découverte du champ pétrolier Wolin East pourrait restructurer le paysage énergétique polonais. Situé à une courte distance de la ville portuaire de Świnoujście, ce gisement représente une chance pour la Pologne de réduire sa dépendance énergétique. Actuellement, les réserves estimées pourraient couvrir jusqu’à 5 % de la consommation de pétrole du pays. Cette perspective est cruciale pour une économie en quête de sécurité énergétique.

    Central European Petroleum (CEP), l’entreprise responsable de cette découverte, prévoit de commencer l’exploitation dans les trois à quatre prochaines années. Cette mise en production pourrait non seulement stimuler l’économie locale mais aussi renforcer la position de la Pologne dans le secteur énergétique européen. Toutefois, l’exploitation en mer Baltique présente des défis techniques et environnementaux qui devront être soigneusement gérés pour assurer un développement durable et minimiser les risques pour l’environnement marin.

    Implications pour l’Europe : vers une indépendance énergétique ?
    Bien que la Pologne soit le principal bénéficiaire de cette découverte, les implications pour l’Europe sont considérables. Le continent, fortement dépendant des importations énergétiques, est vulnérable aux fluctuations des prix et aux tensions géopolitiques. Un gisement de cette ampleur pourrait potentiellement réduire cette dépendance, mais cela nécessiterait des investissements conséquents pour développer les infrastructures nécessaires.

    Des discussions sont déjà en cours pour envisager une distribution plus large du pétrole extrait.

    Néanmoins, pour que l’Europe puisse pleinement bénéficier de cette découverte, des études approfondies sur la viabilité et la durabilité de l’exploitation seront essentielles. Ces études devront garantir que les engagements environnementaux du continent ne soient pas compromis par cette nouvelle source d’énergie.

    Les défis environnementaux de l’exploitation pétrolière en mer Baltique
    La mer Baltique est une région écologique sensible, et toute activité d’extraction doit être menée avec une attention particulière aux impacts environnementaux. La préservation de cet écosystème unique est une priorité pour les gouvernements et les organisations environnementales de la région. La Pologne devra mettre en place des mesures strictes pour minimiser les risques de pollution et gérer les déchets de manière responsable.

    Des technologies de pointe seront nécessaires pour garantir une extraction propre et efficace. CEP s’engage à respecter les normes environnementales les plus élevées, mais le succès de cette entreprise dépendra de la rigueur de leur mise en œuvre. La coopération avec les pays voisins, notamment l’Allemagne, sera également cruciale pour assurer une gestion transfrontalière des risques et des ressources, un aspect essentiel pour la stabilité de la région.

    Perspectives économiques et géopolitiques
    La découverte de ce gisement pourrait avoir des retombées économiques importantes pour la Pologne et l’Europe. Au-delà de l’impact direct sur les prix de l’énergie, cette découverte pourrait repositionner la Pologne en tant qu’acteur clé de l’énergie en Europe. Cela pourrait également influencer les relations géopolitiques, notamment avec les principaux exportateurs de pétrole.

    Les effets potentiels sur le marché du travail local sont également prometteurs, avec la création d’emplois dans l’exploration, l’extraction et la logistique.
    Les bénéfices économiques devront toutefois être équilibrés avec les considérations environnementales et sociales. La question demeure : comment la Pologne et l’Europe géreront-elles cette opportunité pour maximiser les avantages tout en minimisant les inconvénients ?

    La découverte du gisement pétrolier en mer Baltique ouvre la voie à de nouvelles possibilités pour la Pologne et l’Europe. Alors que les préparatifs pour l’exploitation se mettent en place, une question cruciale se pose : cette avancée marquera-t-elle un tournant vers une indépendance énergétique durable pour l’Europe, ou s’accompagnera-t-elle de défis insurmontables ?

  • Extractive Capitalism:How Commodities and Cronyism Drive the Global Economy

    An exposé of the extractive industries powering globalization —and a primer on fighting back

    Laleh Khalili reflects on the hidden stories behind late capitalism, from seafarers abandoned on debt-ridden container ships to the nefarious reach of consultancy firms and the cronyism that drives record-breaking profits. Piercing, wry, and constantly revealing, Extractive Capitalism brings vividly to light the dark truths behind the world’s most voracious industries.

    Whether it is pumping oil, mining resources, or shipping commodities across oceans, the global economy runs on extraction. Promises of frictionless trade and lucrative speculation are the hallmarks of our era, but the backbone of globalization is still low-cost labor and rapacious corporate control. Extractive capitalism is what made—and what maintains—our unequal world.

    https://www.versobooks.com/products/3405-extractive-capitalism

    #extractivisme #capitalisme #livre #globalisation #mines #ressources #économie_globale #économie #spéculation #inégalités