• Ostberlinfahrten

    Von 1961 bis 1989 durften Westberliner Taxis nicht spontan in den Ostsektor, die Hauptstadt der DDR fahren, es sei denn ihr Fahrer hatte einen bundesrepublikanischen Ausweis oder einen ausländischen Pass und der Fahrgast konnte wie er nur den Checkpoint Charlie im Zuge der Friedrichstraße für den Grenzübertritt nutzen. Es konnten also Fahrer mit ausländischem Pass und Bundesbürger ebensolche Fahrgäste zwischen dem sowjetischen und amerikanischen Sektor der Stadt befördern. In der Regel wurden diese Fahrten eher von Fahrern mit ausländischen Pass und Meldeadresse in Westberlin ausgeführt, weil für Deutsche die vorgeschriebene Anmeldung einer Wohnadresse in den Westsektoren der Stadt mit dem Austausch des grauen Personalausweis der Bundesrepublik Deuschland gegen den grünen Personalausweis für Westberliner verbunden war, mit dem ein Grenzübertritt am Checkpoint Charlie nicht möglich war. Da eine Meldeadresse in Berlin Vorschrift für Taxifahrer war, gab es praktisch keine Deutschen als Fahrer für „Ostberlinfahrten“.

    Westberliner, die vor 1989 mit dem Taxi „in den Osten“ fahren wollten, mussten einen Westberliner Fahrer mit grünem Personalausweis finden, der bereit war, ein paar Tage vor der Ostfahrt wie sein Fahrgast persönlich in einer der Passierscheinstellen ein eben solches Dokument für den Besuch in der Hauptstadt der DDR zu beantragen und diesen Passierschein vor Grenzübertritt eben dort abzuholen. Der Checkpoint Charlie war ihnen verschlossen, jedoch konnten sie die Übergänge Heinrich-Heine-Straße, Invalidenstraße, Chausseestraße und Bornholmer Straße sowie Drelinden für Fahrten nach Potsdam nutzen.

    Für Ein- und Ausreise musste der selbe Grenzübergang benutzt werden, denn nur dort war die Einreise dokumentiert und konnte bei der Ausreise aus dem Register gestrichen werden.
    Der Grund dafür war, dass es vor 1989 keine preiswerte Netzwerktechnik gab, die den Abgleich von Einreisen und Ausreisen an verschiedenen Grenzübergängen erlaubt hätte. Außerdem fiel diese Technologie unter ein westliches Embargo, das ihren Export in den „Ostblock“ verhinderte.

    Das bedeutete für jeden Besuch „im Osten“ zwei Besuche in der Passierscheinstelle, zwei Mal warten, was vor Feiertagen manchmal einen halben Tag lang dauerte. Wenn die Warteschlange vor Weihnachten bis vor die Tür der Passierscheinstelle reichte, mussten auch Wind, Regen oder Schnee erduldet werden.

    Routinierte Schlaumeier besaßen einen grünen „Mehrfachberechtigungsschein“, der es einmal beantragt und ausgestellt ermöglichte, bei einem einzigen Besuch in der Passierscheinstelle bis zu acht weitere Besuche, auch an einem einzigen Tag, „freistempeln“ zu lassen.

    Wer also einen Westberliner Fahrgast zur Staatsoper unter den Linden bringen und ihn dort auch wieder abholen wollte, brauchte dadür entweder zwei Einträge im Mehrfachberechtigungsschein und musste bei jedem Grenzübertritt den „Zwangsumtausch“ leisten, oder er musste die Zeit der Aufführung im leeren abendlichen Ostberlin verbringen, wo er keine Fahrgäste aufnehmen durfte. Außerdem hätten ihn Ostberliner Fahrgäste ihn nur mit „Ostmark“ bezahlen können. Von diesen für ihn wertlosen Scheinchen und „Aluchips“, hatte der Fahrer aber schon mindestens 25 zuviel, weil jeder Grenzübertritt mit „Zwangsumtausch“ von 25 D-Mark gegen Mark der DDR zum Kurs eines zu eins verbunden war. Dieses Geld durfte nicht aus der DDR ausgeführt werden, sondern musste bei der Ausreise gegen Quittung an der Grenzübergangsstelle zur Aufbewahrung abgegeben werden und konnte bei einer erneuten Einreise in die DDR wieder zusätzlich zum erneuten Zwangsumtausch ausgezahlt werden.

    Nach 18 Uhr gab es praktisch keine Möglichkeit, das Geld auszugeben, denn alle Geschäfte waren geschlossen, und nichtalkoholische Getränke, Essen und Zigaretten waren in den meisten Gaststätten so billig, dass der Taxidahrer nach einer Zeche für 25 Mark im Übermaß vollgefressen und nicht mehr fahrfähig gewesen wäre.

    Für Fahrgäste bedeutete das einen Taxipreis in Höhe eines Vielfachen des Preis für seine Opernkarten. Die waren so subventioniert, dass sich jeder Hilfsarbeiter problemlos mehrere Opernabende im Monat leisten konnte. Der Westberliner Fahrer musste seinen Kunden mindestens 300 Mark für die Fahrt und 25 Mark zusätzlich für den für ihn wertlosen Zwamgsumtausch berechnen, wenn er nicht Miese machen wollte. Die Eintrittskarten für die Oper gab es für Westverhältnisse fast geschenkt, aber das Taxi zur Oper war aufgrund der Zeitumstände sehr teuer

    So ist es kein Wunder, dass „Ostfahrten“ selten und das Geschäft weniger spezialisierter Betriebe waren. Die Preise in D-Mark der 1980ger Jahre entsprechen ungefähr dem Wert des gleichen Betrags in Euro im Jahr 2020 ff.

    Die straffen Kontrollen lösten sich im November 1989 schnell wie in Rauch auf. Nach der Grenzöffnung am 8.11.1989 wurde noch kontrolliert und die Regeln für die Benutzung der Grenzübergänge durchgesetzt. Von Zwangsumtausch war im Dezember bereits keine Rede mehr, und im Januar begannen wir, die Kontrollversuche der DDR Beamten an der innerstädtischen Grenze zu ignorieren. Wer zu kontrollieren versuchte wurde ignoriert oder von zwei Tonnen Mercedes zur Seite gedrängt. Der Staat DDR und seine Organe hatten innerlich abgedankt und bald verschwanden zuerst die Beamten und dann die Betonpoller, die zum Verlangsamen der Fahrt an den Kontrollstellen zwangen.

    Übertrieben strenge Grenzkontrollen hält kein Staat, keine Gesellschaft lange durch. Die mächtige Berliner Mauer hat sich in kürzerer Zeit als der Dauer eines Menschenlebens erledigt. Die Bürgerinnen und Bürger der DDR hatten gelernt, mutig auf ihrer Reisefreiheit zu bestehen. Am Ende wollte wollte niemand mehr die Mauer haben, und so verschwand sie fast wie von selbst.

    Wenn es gut läuft, geht es in Zukunft allen Grenzregimes wie ihr.

    #Berlin #Taxi #Geschichte #Grenze #Mauer #Checkpoint_Charlie #Zwangsumtausch #Heinrich-Heine-Straße, #Invalidenstraße, #Chausseestraße #Bornholmer_Straße #Besatzung
    #Unter_den_Linden
    #Kreuzberg
    #Mitte
    #Wedding
    #Prenzlauer_Berg
    #Tiegarten

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Berechtigungsschein_zum_Empfang_eines_Visums_der_DDR

  • Sieben Museen in Berlin, die keinen Eintritt kosten
    https://www.berliner-zeitung.de/ratgeber/berlin-umsonst-und-aussergewoehnlich-sieben-museen-in-berlin-die-ke

    09.10.2022 von Nicole Schulze - In Nicht-Corona-Zeiten liegen die jährlichen Besucherzahlen stadtweit im zweistelligen Millionenbereich. Jedoch sind es auch die kleinen Schätze, die besonderen Ausstellungsperlen, die unsere Museumslandschaft so unverwechselbar und einzigartig machen. Davon möchten wir Ihnen einige vorstellen. Und weil die Zeiten hart sind, wir alle sparen müssen, zeigen wir Ihnen Museen, die Sie komplett gratis besuchen können.

    Tränenpalast
    https://www.hdg.de/en/traenenpalast


    Adresse: #Reichstagufer 17, 10117 #Mitte, direkt am Bahnhof #Friedrichstraße
    https://www.openstreetmap.org/node/8888473363#map=19/52.52091/13.38715

    Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags 9 bis 19 Uhr, am Wochenende 10 bis 18 Uhr

    Energiemuseum
    https://energie-museum.de


    Adresse: #Teltowkanalstraße 9, 12247 #Steglitz, direkt an der Haltestelle Teltowkanalstraße (Bus 186, 283)
    https://www.openstreetmap.org/way/45524990

    Öffnungszeiten: Da das Energiemuseum ehrenamtlich betrieben wird, gibt es keine festen Öffnungszeiten. Wer vorbeikommen möchte, kann telefonisch einen Termin vereinbaren: 030 701777-55 oder -56 (nur dienstags von 10 bis 12 Uhr).

    Militärhistorisches Museum
    https://mhm-gatow.de/de


    Adresse: #Am_Flugplatz #Gatow 33, 14089 #Spandau. Von den Bushaltestellen #Kurpromenade oder #Seekorso (Bus 135) läuft man etwa 10 Minuten. Tipp: Fall Sie mit dem Fahrrad kommen, können Sie von #Wannsee aus mit der Fähre F10 nach #Kladow übersetzen.
    https://www.openstreetmap.org/node/8428338215#map=19/52.47420/13.14174

    Öffnungszeiten: Dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, montags ist geschlossen.

    Archenhold-Sternwarte
    https://www.planetarium.berlin/archenhold-sternwarte


    Achtung: Noch bis zum 20. Oktober läuft eine Sonderausstellung, weshalb der Eintritt bis dahin nicht umsonst ist. Erwachsene zahlen derzeit 15 Euro, Kinder 8 Euro Eintritt.

    Adresse: #Alt_Treptow 1, 12435 #Treptow. Die Sternwarte befindet sich unweit vom Zenner-Biergarten, von der Haltestelle Bulgarische Straße (Bus 165, 166, 265) sind es nur vier Minuten zu Fuß. Sie können auch vom S-Bahnhof #Treptower_Park (Ringbahn, S8, S9, S85) hinlaufen, das dauert 18 Minuten, ist aber ein schöner Spaziergang durch den Park.
    https://www.openstreetmap.org/relation/2309788

    Öffnungszeiten: Freitags von 17 bis 22 Uhr, samstags von 12.30 Uhr bis 22 Uhr, sonntags von 12.30 Uhr bis 17 Uhr.

    Street-Art-Museum Urban Nation
    https://urban-nation.com


    Adresse: #Bülowstraße 7, 10783 #Schöneberg. Vom U-Bahnhof Bülowstraße (U2) sind es nur fünf Minuten zu Fuß
    https://www.openstreetmap.org/node/4708547016

    Öffnungszeiten: Dienstags und mittwochs von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis sonntags von 12 bis 20 Uhr. Montags ist geschlossen.

    Jüdisches Museum
    https://www.jmberlin.de


    Adresse: #Lindenstraße 9–14, 10969 Kreuzberg, vor dem Haus liegt die Haltestelle Jüdisches Museum (Bus 248). Vom U-Bahnhof #Kochstraße / #Checkpoint_Charlie (U6) sind es aber auch nur zehn Minuten zu Fuß.
    https://www.openstreetmap.org/way/302942554

    Öffnungszeiten: täglich 10 bis 19 Uhr.

    Zweiradmuseum
    https://www.ideal-seitenwagen.eu/museum


    Adresse: #Köpenicker_Straße 8, 10997 #Kreuzberg, drei Fußminuten vom U-Bahnhof #Schlesisches_Tor (U1).
    https://www.openstreetmap.org/node/856410965#map=19/52.50268/13.43925

    Öffnungszeiten: Montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.

    Diese Geheimtipps sollte jeder Berliner kennen
    https://www.berliner-zeitung.de/ratgeber/berlin-ausstellung-museum-mal-anders-diese-geheimtipps-sollte-jeder

    03.07.2022

    Industriesalon
    https://www.industriesalon.de/industriesalon


    #Reinbeckstraße 10 in 12459 #Schöneweide, Straßenbahnhaltestelle #Firlstraße (Tram 27, 60, 61, 67).
    https://www.openstreetmap.org/way/199532111

    Öffnungszeiten: Mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

    Classic Remise
    https://remise.de/berlin


    #Wiebestrasse 36-37 in 10553 #Moabit (ca. 10 Minuten vom S-Bahnhof# Beusselstraße, Ringbahn). Der Eintritt ist kostenlos.
    https://www.openstreetmap.org/node/2703829986

    Öffnungszeiten: Montags bis samstags 8 bis 20 Uhr, sonn- und feiertags 10 bis 20 Uhr.

    Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße
    https://www.gedenkort-papestrasse.de


    #Werner-Voß-Damm 54a in 12101 #Tempelhof. Zu erreichen mit der S-Bahn, Haltestelle #Südkreuz (Ausgang #General-Pape-Straße / Werner-Voß-Damm).
    https://www.openstreetmap.org/way/30419819

    Geöffnet ist dienstags bis donnerstags sowie am Wochenende jeweils von 13 bis 18 Uhr, montags und freitags ist geschlossen. Der Eintritt ist kostenlos. Öffentliche Führungen finden immer sonntags um 13 Uhr statt (kostenfrei, Anmeldung nicht erforderlich).

    Computermuseum
    https://computermuseum.htw-berlin.de


    https://www.sammlungen.htw-berlin.de/computermuseum
    Ausstellung im Gebäude C, Campus Wilhelminenhof der HTW Berlin, 6.Etage, #Wilhelminenhofstraße 75a, 12459 #Köpenick. Von der Straßenbahnhaltestelle #Parkstraße (Tram 27, 60, 61, 67) läuft man eine gute Viertel Stunde.
    https://www.openstreetmap.org/node/1632937492#map=19/52.45724/13.52694

    Pandemiebedingt und aufgrund von aktuellen Personalengpässen werden derzeit nur Gruppenführungen angeboten (Anfragen an Frank Burghardt: Frank.Burghardt@HTW-Berlin.de). Erst ab Herbst soll es wieder reguläre Öffnungszeiten geben. Der Eintritt ist kostenlos.

    #Berlin #Tourismus #Museum

    • @sandburg Musée de Pergame avant ou après la rénovation ? Il est payant !


      Voici ce que Peter Weiss a écrit sur l’hôtel de Pergame en 1938. Je m’excuse car je n’ai pas de version numérique allemande. On a détruit l’ancienne présentation où on on entrait dans une pièce consacrée à la contemplation de l’oeuvre antique. Là il semble que l’hôtel soit retourné afin de permettre de faire passer devant des dizaines de milliers de touristes par jour.

      The Aesthetics of Resistance, Volume 1

      All around us the bodies rose out of the stone, crowded into groups, intertwined, or shattered into fragments, hinting at their shapes with a torso, a propped-up arm, a burst hip, a scabbed shard, always in warlike gestures, dodging, rebounding, attacking, shielding themselves, stretched high or crooked, some of them snuffed out, but with a freestanding, forward-pressing foot, a twisted back, the contour of a calf harnessed into a single common motion. A gigantic wrestling, emerging from the gray wall, recalling a perfection, sinking back into formlessness. A hand, stretching from the rough ground, ready to clutch, attached to the shoulder across empty surface, a barked face, with yawning cracks, a wide-open mouth, blankly gaping eyes, the face surrounded by the flowing locks of the beard, the tempestuous folds of a garment, everything close to its weathered end and close to its origin. Every detail preserving its expression, brittle fragments from which the whole could be gleaned, rough stumps next to polished smoothness, enlivened by the play of muscles and sinews, tautly harnessed chargers, rounded shields, erect spears, a head split into a raw oval, outspread wings, a triumphantly raised arm, a leaping heel circled by a fluttering tunic, a clenched fist on a now absent sword, shaggy hounds, their jaws clamped into loins and necks, a falling man, his finger stub aiming at the eye of the beast hanging over him, a charging lion protecting a female warrior, his paw swinging back to strike, hands endowed with bird claws, horns looming from weighty brows, scaly legs coiling, a brood of serpents everywhere, with strangleholds around bellies and throats, darting their tongues, baring sharp teeth, bashing into naked chests.

      These only just created, already dying faces, these tremendous and dismembered hands, these wide-sweeping pinions drowning in the blunt rock, this stony gaze, these lips torn open for a shriek, this striding, stamping, these blows of heavy weapons, this rolling of armored wheels, these clusters of hurled lightning bolts, this grinding underfoot, this rearing and collapsing, this endless straining to twist upward out of grainy boulders. And how gracefully curly the hair, how elaborately gathered and girded the lightweight mantle, how delicate the ornamentation on the straps of the shield, on the bulge of the helmet, how gentle the shimmer of the skin, ready for caresses yet exposed to the relentless rivalry, to slaughter and annihilation. With mask-like countenances, clutching one another and shoving one another away, strangling one another, clambering over one another, sliding from horses, entangled in the reins, utterly vulnerable in nakedness, and yet enrapt in Olympic aloofness, appearing indomitable as an ocean monster, a griffin, a centaur, yet grimacing in pain and despair, thus they clashed with one another, acting at higher behest, dreaming, motionless in insane vehemence, mute in inaudible roaring, all of them woven into a metamorphosis of torture, shuddering, persisting, waiting for an awakening, in perpetual endurance and perpetual rebellion, in outrageous impact, and in an extreme exertion to subdue the threat, to provoke the decision. A soft ringing and murmuring resounded now and again, the echoes of footfalls and voices surrounded us for moments at a time; and then once more, only this battle was near, our gazes glided over the toes in the sandals, bouncing off the skull of a fallen man, over the dying man whose stiffening hand lay tenderly on the arm of the goddess who held him by the hair. The cornice was the ground for the warriors: from its narrow, even strip they threw themselves up into the turmoil, the hooves of the horses banged upon the cornice, the hems of the garments grazed it, and the serpentine legs twisted across it; the ground was perforated at only one place: here, the demoness of the earth rose up, her face hacked away under her eye sockets, her breasts massive in a thin covering, the torn-off clump of one hand lifted in a search, the other hand, asking for a standstill, loomed from the stone edge, and knotty, long-jointed fingers stretched up to the profiled corbel as if they were still underground and were trying to reach the wrist of the open thumbless female hand, they moved along under the cornice, seeking the blurred traces of incised script, and Coppi’s face, his myopic eyes behind glasses with a thin steel frame, approached the letters, which Heilmann deci-hered with the help of a book he had brought along. Coppi turned toward him, attentive, with a broad, sharply drawn mouth, a large, protruding nose, and we gave the opponents in this melee their names and, in the torrent of noises, discussed the causes of the fight. Heilmann, the fifteen-year-old, who rejected any uncertainty, who tolerated no undocumented interpretation, but occasionally also adhered to the poetic demand for a conscious deregulation of the senses, who wanted to be a scientist and a seer, he, whom we nicknamed our Rimbaud, explained to us, who were already about twenty years old and who had been out of school for four years by now and were familiar with the world of labor and also with unemployment, while Coppi had spent a year in prison for circulating subversive literature —

      Heilmann explained to us the meaning of this dance round, in which the entire host of deities, led by Zeus, were striding toward vicory over a race of giants and fabulous creatures. The Giants, the sons of the lamenting Gaea, in front of whose torso we were now standing, had blasphemously mutinied against the gods; but other struggles that had passed across the kingdom of Pergamum were concealed under this depiction. The regents in the dynasty of the Attalids had ordered their master sculptors to translate the swift transience, paid for with thousands of lives, to a level of timeless permanence, thereby putting up a monu-ment to their own grandeur and immortality. The subjugation of the Gal-lic tribes invading from the north had turned into a triumph of aristocratic purity over wild and base forces, and the chisels and mallets of the stone carvers and their assistants had displayed a picture of incontestable order to make the subjects bow in awe. Historic events appeared in mythi-cal disguise, enormously palpable, arousing terror, admiration, yet not understandable as man-made, but endurable only as a more-than-personal power that wanted enthralled, enslaved people galore, though few at the top, who dictated destinies with a mere stirring of the finger. The populace, when trudging by on solemn days, scarcely dared to glance up at the effigy of its own history, while—along with the priests—the philosophers and poets, the artists from elsewhere, all full of factual knowledge, had long since walked around the temple; and that which, for the ignorant, lay in magical darkness was, for the informed, a handicraft to be soberly assessed. The initiates, the specialists talked about art, praising the harmony of movement, the coordination of gestures; the others, however, who were not even familiar with the concept of “cultured,” stared furtively into the gaping maws, felt the swoop of the paw in their own flesh.

      The work gave pleasure to the privileged; the others sensed a segregation under a draconian law of hierarchy. However, a few sculptures, said Heilmann, did not have to be extracted from their symbolism; the falling man, the man of Gaul taking his own life, showed the immediate tragedy of a concrete situation; but these sculptures, replied Coppi, had not been outside, they had remained among the trophies in the throne rooms, purely in order to indicate from whom the shields and helmets, the bundles of swords and spears had been taken. The sole aim of the wars was to safeguard the territories of the kings. The gods, confronted with the spirits of the earth, kept the notion of certain power relationships alive. A frieze filled with anonymous soldiers, who, as tools of the higher-ups, fought for years, attacking other anonymous soldiers, would have altered the attitude toward those who served, boosting their position; the kings, not the warriors, won the victories, and the victors could be like the gods, while the losers were despised by the gods. The privileged knew that the gods did not exist, for they, the privileged, who donned the masks of the gods, knew themselves. So they were even more insistent on being surrounded with splendor and dignity. Art served to give their rank, their authority the appearance of the supernatural. They could permit no skepticism about their perfection. Heilmann’s bright face, with its regular features, bushy eyebrows, and high forehead, had turned to the demoness of the earth. She had brought forth Uranus, the sky, Pontus, the sea, and all mountains. She had given birth to the Giants, the Titans, the Cyclopes, and the Furies. This was our race. We evaluated the history of the earthly beings. We looked up at her again, the demoness stretching out of the ground. The waves of loosened hair flowed about her. On her shoulder, she carried a bowl of pomegranates. Foliage and grape vines twirled at the back of her neck. The start of the lips, begging for mercy, was discernible in the raw facial plane, which veered sideways and upward. A gash gaped from her chin to her larynx. Alcyoneus, her favorite son, slanted away from her while dropping to his knees. The stump of his left hand groped toward her. She was still touching his left foot, which dangled from his stretched and shattered leg. His thighs, abdomen, belly, and chest were all tensing in convulsions. The pain of death radiated from the small wound inflicted between his ribs by the venomous reptile. The wide, unfurled wings of the kingfisher, growing from his shoulder, slowed down his plunge. The silhouette of the burst-off face above him, with the hard line of the neck, of the hair, which was tied up and tucked under the helmet, spoke of the pitilessness of Athena. As she swung forward, her wide, belted cloak flew back. The downward glide of the garment revealed, on her left breast, the scale armor with the small, bloated face of Medusa. The weight of the round shield, her arm thrust into its thong, pulled her along to new deeds. Nike, leaping up, with mighty wings, in loose, airy tunics, held the wreath, invisible but implied by the gesture, over her head. Heilmann pointed: at the dissolving goddess of the night, Nyx, who, with a loving smile, was hurling her vessel full of serpents toward a downcast creature; at Zeus, who, in his open, billowing cloak, was using his woolen aegis, the goatskin of doom, to whip down three adversaries; and at Eos, the goddess of dawn, who was riding like a cloud in front of the rising team of the naked sun god, Helios.

      Thus, he said gently, a new day dawns after the dreadful butchery, and now the glass-covered room became noisy with the scraping of feet on the smooth floor, with the ticking echoes of shoe soles on the steep steps leading up the reconstructed western façade of the temple to the colonnades of the interior court. We turned back toward the relief, which throughout its bands demonstrated the instant when the tremendous change was about to take place, the moment when the concentrated strength portends the ineluctable consequence. By seeing the lance immediately before its throw, the club before its whizzing plunge, the run before the jump, the hauling-back before the clash, our eyes were driven from figure to figure, from one situation to the next, and the stone began to quiver all around us. However, we missed Heracles, who, according to the myth, was the only mortal to ally himself with the gods in the battle against the Giants; and, combing the immured bodies, the remnants of limbs, we looked for the son of Zeus and Alcmene, the earthly helper whose courage and unremitting labor would bring an end to the period of menace. All we could discern was a sign bearing his name, and the paw of a lion’s skin that had cloaked him; nothing else testified to his station between Hera’s four-horse team and Zeus’s athletic body; and Coppi called it an omen that Heracles, who was our equal, was missing, and that we now had to create our own image of this advocate of action. As we headed toward the low, narrow exit on the side of the room, the red armbands of the men in black and brown uniforms shone toward us from the whirling shifts in the throng of visitors; and whenever I spotted the emblem, rotating and chopping in the white, round field, it became a venomous spider, ruggedly hairy, hatched in with pencil, ink, or India ink, under Coppi’s hand, as I knew it from the class at the Scharfenberg Institute, where Coppi had sat at the next desk, doodling on small pictures, cards from cigarette packs, on illustrations clipped from newspapers, disfiguring the symbol of the new rulers, adding warts, tusks, nasty creases, and rivulets of blood to the plump faces looming from the uniform collars. Heilmann, our friend, also wore the brown shirt, with rolled-up sleeves, the shoulder straps, the string for the whistle, the dagger on the short pants; but he wore this garb as a disguise, camouflaging his own knowledge and camouflaging Coppi, who was coming from illegal work, and camouflaging me, who was about to leave for Spain. And thus, on the twenty-second of September, nineteen thirty-seven, a few days before my departure, we stood in front of the altar frieze, which had been brought here from the castle mountain of Pergamum to be reconstructed, and which, painted colorfully and lined with forged metals, had once reflected the light of the Aegean sky. Heilmann indicated the dimensions and location of the temple, as the temple, still undamaged by sandstorms or earthquakes, pillage or plunder, had shown itself on a protruding platform, on the terraced hill of the residence, above the city known today as Bergama, sixty-five miles north of Smyrna, between the narrow, usually dried-out rivers Keteios and Selinos, gazing westward, across the plain of Caicus, toward the ocean and the isle of Lesbos, a structure with an almost square ground plan, one hundred twenty by one hundred thirteen feet, and with a perron sixty-five feet wide, the whole thing dedicated by Eumenes II, to thank the gods for helping him in his war — the construction having begun one hundred eighty years before our era and lasting for twenty years, the buildings visible from far away, included among the wonders of the world by Lucius Ampelius in his Book of Memorabilia, second century a.d., before the temple sank into the rubble of a millennium.

      And has this mass of stone, Coppi asked, which served the cult of princely and religious masters of ceremony, who glorified the victory of the aristocrats over an earthbound mix of nations—has this mass of stone now become a value in its own right, belonging to anyone who steps in front of it.

      It was no doubt highbred figures who trod barbaric mongrels underfoot here, and the sculptors did not immortalize the people who were down in the streets, running the mills, smithies, and manufactories, or who were employed in the markets, the workshops, the harbor shipyards; besides, the sanctuary on the thousand-foot-high mountain, in the walled district of the storehouses, barracks, baths, theaters, administration buildings, and palaces of the ruling clan, was accessible to the populace only on holidays; no doubt, only the names of some of the master artists were handed down, Menecrates, Dionysades, Orestes, and not the names of those who had transferred the drawings to the ashlars, had defined the intersections with compasses and drills, and had practiced expertly on some veins and shocks of hair, and nothing recalled the peons who fetched the marble and dragged the huge blocks to the oxcarts, and yet, said Heilmann, the frieze brought fame not only for those who were close to the gods but also for those whose strength was still concealed, for they too were not ignorant, they did not want to be enslaved forever, led by Aristonicus they rebelled at the end of the construction, rising up against the lords of the city. Nevertheless the work still incorporated the same dichotomy as at the time of its creation. Destined to emanate royal power, it could simultaneously be questioned about its peculiarities of style, its sculptural persuasiveness. In its heyday, before falling to the Byzantine Empire, Pergamum was renowned for its scholars, its schools and libraries, and the special writing pages of cured, fleshed, and buffed calfskin made the fruits of poetic invention, of scholarly and scientific investigation permanent. The silence, the paralysis of those fated to be trampled into the ground continued to be palpable. They, the real bearers of the Ionian state, unable to read or write, excluded from artistic activity, were only good enough to create the wealth for a small privileged stratum and the necessary leisure for the elite of the mind. The existence of the celestials was unattainable for them, but they could recognize themselves in the kneeling imbruted creatures. The latter, in crudeness, degradation, and maltreatment, bore their features. The portrayal of the gods in flight and of the annihilation of urgent danger expressed not the struggle of good against evil, but the struggle between the classes, and this was recognized not only in our present-day viewing but perhaps also back then in secret glimpses by serfs. However, the afterdays of the altar were likewise determined by the enterprising spirit of the well-to-do. When the sculptural fragments that had lain buried under the deposits of Near Eastern power changes came to light, it was once again the superior, the enlightened who knew how to use the valuable items, while the herdsmen and nomads, the descendants of the builders of the temple, possessed no more of Pergamum’s grandeur than dust.

      But it was a waste of breath complaining, said Heilmann, for the preservation of the showpiece of Hellenic civilization in a mausoleum of the modern world was preferable to its traceless entombment in Mysian detritus. Since our goal was to eliminate injustice, to wipe out poverty, he said, and since this country too was only going through a transition, we could imagine that this site would some day demonstrate the expanded and mutual ownership intrinsic in the monumentality of the formed work. And so, in the dim light, we gazed at the beaten and dying. The mouth of one of the vanquished, with the rapacious hound hanging over his shoulder, was half open, breathing its last. His left hand lay feeble on the forward-charging leather-shod foot of Artemis, his right arm was still raised in self-defense, but his hips were already growing cold, and his legs had turned into a spongy mass. We heard the thuds of the clubs, the shrilling whistles, the moans, the splashing of blood. We looked back at a prehistoric past, and for an instant the prospect of the future likewise filled up with a massacre impenetrable to the thought of liberation. Heracles would have to help them, the subjugated, and not those who had enough armor and weapons. Prior to the genesis of the figurations, there had been the bondage, the enclosure in stone. In the marble quarries on the mountain slopes north of the castle, the master sculptors had pointed their long sticks at the best blocks while eying the Gallic captives toiling in the sultry heat. Shielded and fanned by palm branches, squinting in the blinding sun, the sculptors took in the rippling of the muscles, the bending and stretching of the sweating bodies. The defeated warriors, driven here in chains, hanging from ropes on the rock faces, smashing crowbars and wedges into the strata of glittering, bluish white, crystalline-like limestone, and transporting the gigantic ashlars on long wooden sleds down the twisting paths, were notorious for their savagery, their brutal customs, and in the evenings the lords with their retinues passed them timidly when the stinking prisoners, drunk on cheap rotgut, were camping in a pit. Up in the gardens of the castle, however, in the gentle breeze wafting up from the sea, the huge bearded faces became the stuff of the sculptors’ dreams, and they remembered ordering one man or another to stand still, opening his eye wide, pulling his lips apart to view his teeth, they recalled the arteries swelling on his temples, the glistening nose, zygomas, and forehead emerging from the cast shadows.They could still hear the lugging and shoving, the stemming of shoulders and backs against the weight of the stone, the rhythmic shouts, the curses, the whip cracks, the grinding of sled runners in the sand, and they could see the figures of the frieze slumbering in the marble coffins. Slowly they scraped forth the limbs, felt them, saw forms emerge whose essence was perfection.

      With the plundered people transferring their energies into relaxed and receptive thoughts, degradation and lust for power produced art. Through the noisy maelstrom of a school class we pushed our way into the next room, where the market gates of Miletus loomed in the penumbra.

      At the columns flanking the gates, which had led from the town hall of the port to the open emporium, Heilmann asked whether we had noticed that inside, in the altar room, a spatial function had been inverted, so that exterior surfaces had become interior walls. In facing the western perron, he said, we had our backs to the eastern side, the rear of the temple, that is, in its merely rudimentary reconstruction, and the unfolded southern frieze stretched out to the right while the relief on the northern cornice ran to the left. Something the viewer was to grasp by slowly circling it was now surrounding him instead.

      This dizzying procedure would ultimately make us understand the Theory of Relativity, he added when, moving a few centuries deeper, we walked along the claybrick walls that had once stood in the cluster of Nebuchadnezzar’s Babylonian towers, and we then suddenly stepped into an area where yellowing leaves, whirring sunspots, pale-yellow double-decker buses, cars with flashing reflections, streams of pedestrians, and the rhythmic smashing of hobnailed boots demanded a readjustment in our bearings, a new indication of our whereabouts. We are now, said Coppi, after we crossed the square between the museum, the cathedral, and the Armory Canal, in front of the motionless fieldgray steel-helmeted sentries at the monument, whose dungeon still has room enough for the mangled marchers who, having bled to death, are en route here, willing or not, in order to lie down under the wreaths with silk ribbons. Heilmann, beneath the foliage of the Lindens, pointed between the Brothers Humboldt, who, enthroned loftily in armchairs with griffin feet, were brooding over open books, and he motioned across the wide forecourt, toward the university, where, reckoning with an accelerated high school diploma, he intended to study foreign affairs. He already knew English and French, and at the night school where we had met him, he had been seeking contacts for teaching him the taboo Russian language.

      The municipal night school, a gathering place for proletarians and renegade burghers, had been our chief educational institution after Coppi had left the Scharfenberg School Island at sixteen, and I, one year later, had likewise taken my last ferry to the mainland near Tegel Forest. Here, basic courses on Dostoyevsky’s and Turgenev’s novels served for debates on the prerevolutionary situation in Russia, just as lectures on economics guided us in our perusal of Soviet economic planning. The Association of Socialist Physicians plus scholarships from the Communist Party, where Coppi belonged to the Youth Organization, had enabled us to attend the Scharfenberg School, a progressive institution at that time. Our chief advocate had been Hodann, a municipal physician, head of the Health Office of the Reinickendorf district and director of the Institute of Sexology. We had met him at the question-and-answer evenings in the Ernst Haeckel Auditorium, and until his imprisonment and escape in nineteen thirty-three we often participated in the regular discussions on psychology, literature, and politics taking place every second week at his home in a settlement on Wiesener Strasse, Tempelhof. After the summoning of the National Socialist government, known as the Machtübernahme, the takeover of power, when it was no longer possible for us to go to school, Coppi had begun training at Siemens, and I had gotten a job as a shipping clerk at Alfa Laval, where my father had been foreman in the separator assembly department.

      #Berlin #Pergamonmuseum #Mitte #Kupfergraben #Bodestraße #Kunst #Geschichte

  • Leben in der DDR: Im Osten zu Hause, im Westen in die Schule | Berliner-Kurier.de
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    Als mein Vater von der Arbeit kam, rannte ich zur Tür und fiel ihm in die Arme. Das machte ich jeden Abend. Und wie an jedem Abend roch er nach Rasierwasser, und seine Bartstoppeln kratzten mich an den Wangen, obwohl er sie am Morgen erst abrasiert hatte. Ich freute mich auf die Gute-Nacht-Geschichte, die er mir gleich erzählen würde. Doch dann spürte ich, dass an diesem Abend etwas anders war. Meine Eltern warfen sich Blicke zu, die ich nicht deuten konnte.

    Als ich im Bett lag, setzten sie sich zu mir und sagten: „Nächste Woche ziehen wir um. Nach Ost-Berlin.“

    Ich verstand erst einmal gar nichts. Wir lebten in Mariendorf, tief im Westen. Klar, mein Vater arbeitete in Ost-Berlin, das wusste ich, er war Kulturattaché am ägyptischen Kulturbüro, das an die Botschaft angebunden war, und besaß den Diplomatenstatus. Er pendelte jeden Tag über die Grenze in die Friedrichstraße. Auch das wusste ich.

    Im Osten hatte er eine Zweitwohnung, spärlich eingerichtet, im zehnten Stock eines Hochhauses am Hackeschen Markt, die ihm die Botschaft zur Verfügung stellte. Manchmal übernachteten wir dort. Doch das waren immer nur kurze Besuche, die nie länger als einen Tag dauerten.

    Wo würde ich zur Schule gehen? Würde ich meine Freunde nicht mehr sehen?

    Wenn ich an Ost-Berlin dachte, sah ich graue Häuser mit Einschusslöchern in den Fassaden vor mir. Ich konnte mir nicht vorstellen, dort zu leben. Wo würde ich zur Schule gehen? Würde ich meine Freunde nicht mehr sehen?

    Die nächsten Tage verbrachte ich mit dem Versuch, meine Eltern umzustimmen. Ich stritt, ich bettelte, ich kreischte und weinte. Doch es half alles nichts. Meine Mutter erklärte mir, dass mein Vater so öfter bei uns sein könne. Meine Kindersachen wurden in Kisten verstaut, mein Vater brachte eine nach der anderen in den Osten. Ich schwor, dass ich diesen Umzug meinen Eltern nie verzeihen würde – vor allem nicht meinem Vater, der ja schuld war an allem.

    Erst viel später verstand ich, dass die Botschaft auf einen Umzug gedrängt hatte, mein Vater war schließlich ein Repräsentant Ägyptens in Ost-Berlin, es machte sich bei Staatsempfängen nicht gut, wenn zur Sprache kam, dass er mit seiner Familie im Westen wohnte.

    Es gab vieles, was ich erst später verstand. Zum Beispiel, warum meine Mutter durchsetzte, dass ich weiterhin in West-Berlin zur Schule gehen konnte. Sie wollte mich nicht aus meiner vertrauten Umgebung reißen. Sie glaubte nicht daran, dass wir lange in Ost-Berlin bleiben würden. Der Umzug sollte eine Übergangslösung sein – es war das Jahr 1986, wir blieben bis nach der Wende.

    Jeden Tag durch den Tränenpalast

    Ich bekam ein Dauervisum für Angehörige des Diplomatischen Dienstes. Damit durfte ich an der Grenze den Diplomatenübergang nutzen und konnte fast ohne Kontrolle von Ost nach West und zurück pendeln. Ich war sieben Jahre alt, ich wohnte jetzt also in Ost-Berlin – und ging in West-Berlin zur Schule. Jeden Morgen und jeden Nachmittag lief ich allein durch die Diplomatenschleuse des Grenzübergangs im Tränenpalasts. Und ich hasste es jeden Tag.

    Wie schwer die Entscheidung, in den Osten zu ziehen, meinen Eltern gefallen sein muss, vor allem meiner Mutter, auch das begriff ich erst viele Jahre später. Mein Vater und meine Mutter lernten sich in der DDR kennen. Es waren die späten 70er-Jahre, mein Vater, der in Leipzig promoviert hatte, arbeitete in Kairo als Rechtsanwalt, als er für einen Vortrag in seine alte Studentenstadt eingeladen wurde. Er stieg in Ost-Berlin in den Zug, im Abteil begegnete er meiner Mutter, einer hübschen Germanistikstudentin.

    Sie verliebten sich, doch war von Anfang an klar, dass sie keine Beziehung führen durften. Der Vater meiner Mutter war Offizier, als Ingenieur wartete er die Triebwerke der Regierungsstaffel Honeckers. Ägypten war in den 70er-Jahren eines der modernsten arabischen Länder und orientierte sich mehr und mehr Richtung Westen. Meine Mutter und mein Vater hätten nicht einmal miteinander reden dürfen.

    Als die Stasi ihre Beziehung entdeckte, begann für meine Familie eine schwere Zeit. Mein Großvater verlor seine Position als Offizier, weil er sich weigerte, seine Tochter nie wiederzusehen. Meine Mutter wurde tagelang verhört, an der Uni wurde ihr zunächst untersagt, die Diplomprüfung abzulegen, und als sie dagegen erfolgreich Widerspruch einlegte, ließ man sie durch die Prüfung fallen. „Ein Diplom brauchen Sie ja nicht mehr, da Sie einen Ausländer aus dem Westen heiraten wollen“, gab der Prüfer ihr mit auf den Weg. „Ich gehe davon aus, dass die DDR für Sie keine Heimat mehr darstellt.“

    Doch meine Mutter war schon immer eine hartnäckige Frau, Sie setzte durch, dass sie die Prüfung doch noch ablegen konnte und bestand diese mit Auszeichnung.

    Sie bekam eine Stelle als Lehrerin an einer Schule in Schöneweide und wurde schwanger. Regelmäßig bestellte die Stasi sie jetzt in das Amt für Volksbildung im Plänterwald, so erzählte sie es mir später. Man setzte sie unter Druck, malte ihre – und meine – Zukunft in düsteren Farben.

    Meine Mutter bekam große Angst, man würde sie verhaften oder mich ihr wegnehmen, sie litt unter Panikattacken, der Schuldirektor nannte sie nur noch „Frau Staatsfeindin“, und ihr wurde klar, dass sie in diesem Land keine Perspektive mehr hatte. Nach meiner Geburt beschlossen meine Eltern, nach Ägypten zu gehen.

    Für meine Mutter wurde das Leben dort nicht leichter. Die deutsche Schule in Kairo, an der sie sich bewarb, erkannte ihr DDR-Diplom nicht an. Sie saß mit einem Kleinkind in einem fremden Land, dessen Sprache sie nicht verstand, dessen Frauenbild nicht zu dem passte, was sie aus der DDR gewohnt war. Auch hier hatte sie keine Zukunft, Schließlich beantragte sie die westdeutsche Staatsbürgerschaft, und wir zogen nach West-Berlin.

    Neues Zuhause: ein Hochhaus namens „Windmühle“

    Ich hatte eine glückliche Kindheit in Mariendorf, ich erinnere mich an das viele Grün, an die Spielplätze, alles war sehr beschaulich. Der Umzug nach Ost-Berlin riss mich aus meiner kleinen Kinderwelt. Ich verstand damals nicht, wie groß dieser Schritt erst für meine Mutter gewesen sein musste, und auch nicht, warum sie mich um keinen Preis in eine Schule in der DDR geben wollte, deren System sie so tief enttäuscht hatte.

    In dem Hochhaus in der Rochstraße 9, das wegen seines Grundrisses Windmühle genannt wurde, wohnten damals auch andere Diplomaten. Die Museumsinsel, das Rote Rathaus und der Fernsehturm waren nicht weit. Von meinem Kinderzimmerfenster aus sah ich auf die S-Bahngleise und den Schulhof der Schule nebenan. Die Kinder, die dort spielten, kannte ich nicht. Ich stieg jeden Morgen am Bahnhof Marx-Engels-Platz, der heute Hackescher Markt heißt, in die S-Bahn und fuhr bis zur Friedrichstraße, bis zum Grenzübergang im Tränenpalast. Vor den hohen Fenstern der Abfertigungshalle drängte ich mich durch die Menschenmassen, jeder wollte der Erste in der Schlange sein, niemand kümmerte das Kind mit blauem Schulranzen, das allein im Gedränge stand. Ich bekam im Laufe der Jahre viele Ellenbogen an Kopf und Schulter.

    Hatte ich es endlich in den Tränenpalast geschafft, passierte ich die quälend langsame Gepäckkontrolle. Jede Tasche wurde geöffnet und durchsucht. Gleich daneben gab es einen schmalen Gang, der immer leer war. Das war mein Gang. Die ersten Male ging ich ihn an der Hand meiner Mutter hinunter. Sie lief die Strecke mit mir gemeinsam ab, um sicherzugehen, dass ich meinen Schulweg allein bewältigen konnte.

    Als ich zum ersten Mal allein über die Grenze ging, stellte ich mich trotzdem erst mal in die lange Schlange, es erschien mir nicht richtig, einfach daran vorbeizugehen, ich war schüchtern, ich wollte nicht auffallen. Da entdeckte mich der Grenzer und rief: „Du bist doch Diplomatin, du musst hier nicht stehen. Da vorn ist dein Durchgang!“ Alle starrten mich an. Die verwunderten, teils aber auch missbilligenden Blicke brannten sich in meinen Rücken, ich spüre sie bis heute.

    So viele Menschen starben bei dem Versuch, aus der DDR zu fliehen. Und auch, wenn ich das damals nicht hatte wissen können – es verfolgt mich bis heute, dass ich, ein kleines Kind, einfach so an allen vorbeigehen durfte, ich wurde nicht mal richtig kontrolliert. Es war ein Privileg, das ich nicht verstand, das mir unangenehm war. Noch heute kann ich nicht gut an einer wartenden Schlange vorbeigehen, nicht am Flughafen, nicht nachts im Club, ich stelle mich an, selbst wenn ich auf der Gästeliste stehe.

    Obwohl ich mich schämte, hatte ich irgendwann genug Selbstvertrauen gesammelt, meinen Kinderausweis in der Menge hochzuhalten. Ich versuchte, dabei so lässig wie möglich auszusehen, später machte es mir sogar ein wenig Spaß. Das war schon was, dort einfach durchzulaufen, wie eine ganz wichtige kleine Person. Die Grenzer kannten mich: Ein Kind, das den kaum besuchten Diplomateneingang zweimal am Tag passierte, fiel eben auf. Ihre Namen hingegen erfuhr ich nie.

    Begegnungen mit Lolek und Bolek

    In „meiner“ Diplomatenschleuse – so nannte ich sie, weil ich dort nie jemand anderen sah – stand ein Häuschen, in dem zwei Grenzer saßen, die sich im Schichtdienst abwechselten: Einer war hager und hatte stechende Augen, der andere war dicklich. Ich erfand Namen für sie, nannte sie Lolek und Bolek, wie die polnischen Kinderbuchfiguren, die ich immer etwas gruselig fand, oder auch der Dicke und der Dünne, wie die beiden Gendarmen in den Saint-Tropez-Filmen mit Louis de Funès.

    Lolek – oder Bolek – saß erhöht hinter einer Scheibe und blickte von oben auf mich herab. Ohne ein Wort von sich zu geben, schaute er mir prüfend in die Augen, dann wieder auf mein Passbild, wieder in meine Augen. Er durchblätterte meinen dreiseitigen Kinderpass Tag für Tag aufs Neue, als gäbe es dort einen Geheimcode zu entdecken, der nur durch besonders angestrengtes Hineinschauen sichtbar gemacht werden konnte.

    Je älter ich wurde, desto frecher traute ich mich zu sein. Einmal fragte ich den Grenzer: „Bonjour, ça va? Heute schon jemanden verhaftet?“ Ich wollte ihm eine Reaktion entlocken, irgendeine. Er aber verzog keine Miene. Es ist nicht so, dass Lolek und Bolek unfreundlich waren, nur unnahbar. Tagein, tagaus sah ich die gleichen regungslosen Gesichter, die gleiche professionelle Kälte.

    Wenn etwas die Eintönigkeit meines Schulwegs durchbrach, war es meistens unangenehm. Einen Vorfall habe ich bis heute nicht vergessen, und ich verstand danach das erste Mal, warum die Menschen den Grenzübergang an der Friedrichstraße „Tränenpalast“ nannten.

    Ich wollte gerade durch meine Diplomatenschleuse gehen, als die alte Frau, die neben mir an der Gepäckkontrolle stand, anfing zu schreien und zu weinen, die Grenzer hatten ihr die Durchreise in den Westen verweigert. Ich sah noch, wie sie weggeführt wurde. „Aber ich will doch nur einmal meinen Enkel sehen!“, rief sie. Der Grenzer fischte einen Bilderrahmen aus ihrem Koffer, der noch immer auf der Gepäckablage lag, und schmiss ihn in den Mülleimer.

    Die Verzweiflung der Frau, die Ungerechtigkeit des Ganzen und vor allem die Willkür, all das spürte ich – nur in Worte fassen konnte ich diese Gefühle als Kind noch nicht. Wenn ich meinen Eltern abends von Situationen wie dieser erzählte, wichen sie aus, vielleicht, weil sie dachten, dass ich noch zu klein war, weil sie meine kindliche Unschuld bewahren wollten. Das führte dazu, dass in mir nach und nach eine große Wut entstand. Und später, als ich merkte, dass ich nichts an dieser Situation ändern konnte, eine große Resignation.

    Nach der Schleuse durchquerte ich den Transitbereich und lief schließlich durch einen langen gekachelten Gang hinunter zum Bahnsteig der U6. Ich sehe diesen Gang noch heute in meinen Träumen. Es sind Träume, in denen ich laufe und laufe und nirgendwo ankomme. Mittlerweile ist die Farbe der Kacheln in meinen Erinnerungen verblasst. War es mintgrün?

    Ich nahm dann die Bahn bis zur Endstation. In der Schule angekommen, fühlte ich mich endlich wie eine ganz normale Schülerin.

    Ein exotisches Geschöpf in Ost-Berlin

    Die Schule war lange Zeit der Lichtblick in meinem Alltag, das Stück Normalität, nach der ich mich so sehr sehnte. Obwohl in meiner Klasse alle wussten, dass ich im Osten wohnte, gab ich mir große Mühe, dass meine Wohnsituation nicht zur Sprache kam. Wenn die Klassenliste zu Beginn des Halbjahres alphabetisch durchgegangen wurde, hoffte ich inständig, dass niemand mehr zuhörte, wenn der Lehrer meine DDR-Postleitzahl und die Telefonnummer mit der Vorwahl für Ost-Berlin vorlas.

    In der Fünften wurden wir mit einer anderen Klasse zusammengelegt, die neue Lehrerin ging die Klassenliste laut durch, um zu prüfen, ob Anschrift und Telefonnummer richtig vermerkt waren. Als sie bei mir angelangt war, stockte sie und rief: „Was ist das denn für ein Unsinn, das ist ja in der DDR!“ Ich schloss die Augen. Die Lehrerin wollte mir partout nicht glauben, dass ich in der DDR wohnte. Sie wurde so böse, dass sie mich zur Strafe draußen im Vorraum vor dem Klassenzimmer platzierte. Der Direktor kam dann glücklicherweise vorbei und klärte sie auf. In der Pause bombardierten mich die neuen Mitschüler mit Fragen.

    Die schönsten Tage waren die, an denen es hitzefrei gab. Während die anderen Kinder Hausaufgaben machten, hetzte ich zurück über die Grenze. Wenn alles reibungslos verlief, war ich in knapp einer Stunde wieder im Osten, eine halbe Stunde brauchte ich, um zu essen, dann fuhr ich wieder zurück. Wie immer kam ich auch an diesen Tagen zwar als Letzte im Schwimmbad an, aber es blieb mir etwas mehr Zeit als sonst, ich konnte durchatmen.

    Oft aber lief es nicht reibungslos. Zwischen den Geisterbahnhöfen Französische Straße und Friedrichstraße blieb die U-Bahn gerne sehr lange im Tunnel stehen. Im Waggon war es dunkel, es wurde ganz still, die anderen Fahrgäste schauten sich nervös um, als hätten sie Angst, dass sich plötzlich die Türen öffnen würden und sie von nun an im grauen Osten wohnen müssten. Und ich saß zwischen ihnen und platzte innerlich vor Wut. Jede Minute, die wir hier herumstanden und warteten, fehlte mir am Ende mit meinen Freunden im Westen.

    Zu Hause wärmte ich das von meiner Mutter am Vorabend gekochte Mittagessen in der Mikrowelle auf und hetzte erneut los in Richtung Westen. Im Schwimmbad blieben mir dann meist nur zwei Stunden, ehe die anderen Kinder wieder nach Hause mussten. Ich nahm all das in Kauf. Denn noch schlimmer als das Gehetze und die endlose Fahrerei war die Einsamkeit zu Hause in unserer Wohnung in Ost-Berlin.

    „Hallo Westmädchen, komm doch mal her!“

    Im Osten hatte ich keine Freunde. Obwohl unser Haus direkt neben einer Schule lag, hatte ich keinen Kontakt zu den Kindern dort. Wenn der Unterricht aus war, standen sie oft vor dem Schulgebäude herum. Für sie muss ich ein exotisches Geschöpf gewesen sein: Ich trug die neusten Jeans und Marken aus dem Westen und war außerdem im Besitz eines knallroten Walkmans, alles Dinge, die für DDR-Bürger nur sehr schwer zu bekommen waren. Die anderen Kinder starrten mich an, ihre Gespräche verstummten, bis ich vorübergelaufen war, dann tuschelten sie. Mich verunsicherte das zutiefst.

    Einige versuchten auch, mit mir Kontakt aufzunehmen, riefen mir zu: „Hallo Westmädchen, komm doch mal her!“ Einmal blieb ich stehen. Es wurde ein schöner Nachmittag, wir hingen auf dem Spielplatz herum, blätterten in der Bravo, die ich aus dem Westen mitgebracht hatte. Am Abend kam ich glücklich und mit roten Wangen nach Hause, erzählte meinen Eltern, dass ich endlich Freunde gefunden hatte. Doch am nächsten Tag gingen sie mir aus dem Weg. Als ich einen von ihnen zu Rede stellte, zuckte er nur mit den Schultern: „Meine Eltern sagen, ich darf nicht mit dir spielen, sie sind in der Partei und bekommen sonst Schwierigkeiten.“ Von da an gab ich mich unnahbar, wenn ich an ihnen vorbeilief, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünschte als Freunde in Ost-Berlin.

    Es waren nicht nur die Kinder, die mich anstarrten. Meine dunklen Locken und die westliche Kleidung sorgten auch dafür, dass Erwachsene ganz unverhohlen starrten, in der vollen S-Bahn, in der Markthalle oder einfach auf der Straße. Wenn ich durch die Stadt ging, zog ich also den Kopf ein wie eine Schildkröte; manchmal ertappe ich mich heute noch in dieser Haltung.

    Meine Freundin Anja

    Meine Freunde aus West-Berlin konnten mich nur nach wochenlanger Planung besuchen, sie mussten dann extra ein Visum beantragen. Ulrike, eine meiner ältesten Freundinnen, erzählt mir heute manchmal, wie stolz sie war, mich zu kennen, wie fasziniert die Leute waren, wenn sie berichtete, eine Freundin in Ost-Berlin zu haben. Unsere Wohnung in der Rochstraße mit ihren üppigen Teppichen und den Kronleuchtern wirkte auf Ulrike geradezu pompös, dabei war mein Zimmer sehr klein. Manchmal liefen wir zusammen zum Alexanderplatz, turnten um den großen Brunnen herum. Die Klassenkameraden, über die wir uns dabei unterhielten, waren in diesem Moment sehr weit weg.

    Die Nachmittage, an denen Ulrike da war, gehören zu den Glücksmomenten meiner Kindheit. Meistens aber war ich allein. Es war ja schon schwierig, mit jemandem im Westen zu telefonieren. Oft musste ich zwei bis drei Stunden wählen, bis ich eine freie Leitung erhielt, eine Geduldsprobe und zu lang, um sich nach der Schule noch mal drüben zu verabreden. Also saß ich allein zu Hause und sehnte die Schule herbei, in der mein Leben so schön normal war. Vor dem Schlafengehen wünschte ich mir oft, dass wir wieder in den Westen ziehen oder – noch besser – dass die Mauer einfach verschwindet.

    Ungefähr ein Jahr vor der Wende klingelte es bei uns an der Tür. Im Hausflur stand ein Mädchen, sie sagte, sie hieße Anja und wohnte weiter oben im Haus. Mein Vater hatte sie im Fahrstuhl getroffen und gefragt, ob sie nachmittags nicht mal vorbeikommen wolle, seine Tochter würde hier niemanden kennen.

    Anja war ein ruhiges Mädchen, ein Jahr älter als ich, mit blonden langen Haaren und puppenhaften Zügen. Sie sah aus wie Tatum O’Neal, eine Kinderschauspielerin, die ich toll fand. Ich schloss Anja gleich ins Herz. Wir konnten stundenlang auf meinem Hochbett liegen und Musik hören. Ich lud Anja auch oft zum Eisessen in den Palast der Republik ein. Für sie war das etwas ganz Besonderes, als normaler DDR-Bürger stand man dort drei Stunden an, um einen Platz im Café zu erhalten. Mit mir konnte sie einfach an der langen Schlange vorbeigehen. Vorn angelangt, musste ich dem Portier nur sagen, ich sei Diplomatentochter und Anja mein Gast, und wir zwei Mädchen erhielten im voll besetzten Café einen Tisch direkt am Fenster.

    Ich lud Anja immer ein, was mir nichts ausmachte, als Wessi hatte man genügend Ostgeld. Ich war einfach überglücklich, endlich eine Freundin im Osten zu haben. Meine Eltern freuten sich sehr für mich, schließlich hatten sie von heute auf morgen ein gut gelauntes Kind im Haus. Doch dann kam Anja immer seltener. Als ich sie zum letzten Mal traf, saßen wir auf dem Spielplatz vor unserem Haus herum, und sie legte ein Geständnis ab: Als mein Vater sie im Fahrstuhl angesprochen hatte, machte ihre Mutter umgehend Meldung bei der Stasi. Die verlangte von ihr Informationen über unsere Familie. Ich schöpfte nie Verdacht und erzählte Anja bereitwillig, was mein Vater so machte und wo er hinging. Sie verpackte ihre oft beiläufig klingenden Fragen als mädchenhafte Neugier. Und berichtete am Abend alles ihrer Mutter.

    Ich bin mir nicht sicher, warum sie mir am Ende davon erzählte, vielleicht hatte sie Angst bekommen, alles würde jetzt, mit der Wende, herauskommen. Ich war geschockt und wollte sie nie wieder sehen. Ich habe mich noch lange gefragt, ob überhaupt jemals etwas Echtes an dieser Freundschaft gewesen ist.

    Für die Stasi müssen wir ja interessant gewesen sein

    Ich hatte immer ein beklemmendes Gefühl, wenn ich allein in unserer Wohnung in der Rochstraße war, konnte aber nie erklären, warum. Auf unserer Etage lagen noch andere Wohnungen, aber außer dem sehr neugierigen Hausmeisterehepaar und einem Nachbarn habe ich nie einen anderen Bewohner kennengelernt.

    Kurz bevor wir auszogen, klingelte ein Mann an unserer Tür, der sich als Mitarbeiter der staatlichen Telefongesellschaft vorstellte. Er müsste dringend die Funktionsfähigkeit des Telefons überprüfen. Er öffnete das Gehäuse und nahm etwas heraus, das er schnell in seine Tasche steckte. Ohne sich die Mühe zu machen, das Telefon wieder zuzuschrauben, verabschiedete er sich und verschwand. Meine Mutter vermutet, dass wir aus den benachbarten Wohnungen abgehört wurden, was meine Beklemmung erklären würde. Da wir regelmäßig im Westen waren, müssen wir ja für die Stasi interessant gewesen sein.

    Als unter meinem Kinderzimmerfenster die Montagsdemos begannen, war ich zehn Jahre alt. Die Stimmung am Grenzübergang war noch angespannter als sonst, die Menschen waren aggressiv, die Grenzer nervös, keiner wusste, was als Nächstes passieren würde. Den Mauerfall und Günter Schabowskis Pressekonferenz verfolgten wir – wie die meisten – am Fernseher. Ich beobachtete alles wie durch Watte, ich konnte nicht so recht glauben, was da gerade geschah. Wie oft hatte ich mir genau das gewünscht! Jetzt kam es mir unwirklich vor. Erst als ich morgens am Grenzübergang stand, der voll war wie nie, begriff ich, dass alles ganz real war.

    Meine Eltern und ich zogen nach der Wende ans obere Ende der Friedrichstraße, in den leer stehenden Gebäuden um uns herum machten Technoclubs auf, der Tresor, das E-Werk. Als die dritte Großbaustelle neben unserem Haus entstand, gingen wir zurück nach Mariendorf. Da hatte ich meine Vorstadtjugend.

    Sobald ich mit der Schule fertig war, zog ich zurück nach Mitte, wo Berlin jetzt neu und aufregend war, voller Freiräume, in denen wir unsere Partys feierten – und mich doch jede Straße an die Kindheit erinnerte, die ich hier verbracht hatte. Berlin war damals so viel ruhiger, manche Straßen so gut wie menschenleer. Das vermisste ich oft. Ich zog wieder weg, als die Touristen kamen. Ich hatte das Gefühl, sie machten mir mein Mitte kaputt, zerstörten meine Erinnerungen, die ich
    verpackt hatte wie einen kostbaren Schatz.

    Zurück im Tränenpalast

    Ich studierte Jura, wie mein Vater. Während meines Referendariats für das Zweite Staatsexamen im Bezirksamt Mitte sollte ich die Rechtmäßigkeit des Abrisses eines Teils des denkmalgeschützten Tränenpalasts prüfen. In dem Moment holte mich zum ersten Mal die Vergangenheit ein, mir wurde klar, dass ich mich irgendwann damit beschäftigen musste, dass ich nicht für immer weglaufen konnte vor den Bildern aus dem Tränenpalast.

    Ich stellte fest, wie viel von meiner Persönlichkeit heute geprägt ist von meiner isolierten Kindheit in der DDR. Ich verstand, warum ich zum Beispiel so oft nicht innehalten kann, mir alles zu eng wird, es mich an ferne Orte zieht, ich so eine Sehnsucht in mir trage. Aber auch woher die Wut kam, die manchmal wie aus dem Nichts in mir hochstieg und unter der ich lange gelitten habe.

    Heute ist die Wut weg. Jetzt, wo ich älter werde, kann ich auch meine Eltern besser verstehen. Nur wenn ich gefragt werde, woher ich komme, Ost oder West, tue ich mich noch immer schwer. Wer will auf eine kurze Frage hin schon seine Lebensgeschichte erzählen? Ich sage dann mal Ost, mal West, je nachdem, was gerade passt. Und für mich stimmt irgendwie beides.

    Die Berliner Autorin Suzanne Salem

    Suzanne Salem trägt heute keinen Schulranzen mehr, pendelt aber seit kurzem wieder mit der U6 in die Friedrichstraße.

    Seit dem letzten Jahr arbeitet sie ihre Familiengeschichte auf, trägt gute und schlechte Erinnerungen zusammen und führt tagelang Gespräche mit der Mutter und Großmutter. Dabei erfährt sie vieles, was sie noch nicht wusste, über die DDR und ihr Leben vor dem Mauerfall, mit teils erschreckenden, aber auch heilsamen Erkenntnissen. Sie besucht die Orte von früher und setzt sich mit ihren Erinnerungen auseinander.

    Am Ende wird daraus ein Buch entstehen.
    Mehr unter www.suzannesalem.de

    #Berlin #Geschichte #DDR

    • Il n’y a que les plus rusés, chanceux et téméraires qui en plus sont dotés d’une confiance en soi immuable pour vivre ce type d’expérience en restant indemnes.

      Il y a par exemple la copine dont les parents journalistes #RFA vivaient à Berlin-Est à côté du #Checkpoint_Charlie. Le dimanche matin elle allait réguliérement chercher les petits pains pour le petit déjeuner à l’Ouest à Kreuzberg, elle passait ses ses soirées dans la boîte de nuit punk #SO36 d’où elle rentrait au petit matin chez elle à l’Est à moitié soule avec sa coiffure iroquoise en racontant des blagues aux douaniers de l’Est ... elle était adolescente en pleine rebellion, alors il n’y avait rien de mieux que de se moquer des braves gens en uniforme à l’Est comme à l’Ouest.

      Pour elle c’était un jeu alors que pour d’autres les conditions de vie et l’harcèlement par les petits salauds causaient l’impression de vivre sous une pression constante exercée par un pouvoir aux actes aléatoires.

      C’était plus facile à vivre à Berlin-Ouest, pourtant les mêmes gens réationnaires et petits d’esprit y donnaient le ton aussi.

      Dans les années 1970 à l’Ouest la première vague de squatteurs s’attaquait à l’ambiance anticommuniste qui reignait alors dans chaque foyer familial et dans chaque école.

      Ton Steine Scherben - Rauch-Haus-Song (1972, clip vidéo de 1983)
      https://www.youtube.com/watch?v=5l_sfQDsgZg


      https://de.wikipedia.org/wiki/Ton_Steine_Scherben

      Dans les années 1980 le deuxième mouvement de squatteurs occupait plus de 150 immeubles à Berlin-Ouest et libérait définitivement la ville de son ambiance de forteresse anticommuniste.

      Ideal - Berlin (1980)
      https://www.youtube.com/watch?v=J6YRKs_hKFQ


      https://de.wikipedia.org/wiki/Ideal_(Band)

      Grâce à ces mouvement de jeunesse Berlin-Ouest se transformait dans un endroit qui sentait la liberté malgré l’occupation militaire, alors qu’à l’Est les anciens de la guerre contre le fascisme et l’impérialisme gardaient les rênes et réprimaient chaque forme d’expression qu’ils ne comprenaient pas

      Silly - Die verlorenen Kinder (1989)
      https://www.youtube.com/watch?v=nA3fUKdZKQQ


      https://de.wikipedia.org/wiki/Silly_(Band)

      Cette chanson du groupe Silly de Berlin-Est décrit les sentiments des jeunes désireux de s’échapper aux contraintes imposées par les vieux communistes.

      Songtext Silly - Die verlorenen Kinder

      Der Wohnblock liegt am Abend
      Wie ein böses Tier
      Wo sie zu Hause sind
      Der Sprechfunk ruft nach ihnen
      Doch sie bleiben hier
      Wo sie zu Hause sind
      Sie rücken aneinander
      Auf der Spielplatzbank
      Wo sie zu Hause sind
      Der Recorder macht für sie
      Die Dämmerung lang
      Wo sie zu Hause sind
      Wo sie zu Hause sind

      In die warmen Länder würden sie so gerne fliehn
      Die verlornen Kinder in den Straßen von Berlin

      Der Wohnblock spuckt sie in
      Den kalten Wind
      Wo sie zu Hause sind
      Ab und zu nur sieht noch
      Einer frierend hin
      Wo sie zu Hause sind
      Wo die Fenster locken
      Mit so gelbem Licht
      Wo sie zu Hause sind
      Doch sie wissen diese
      Zimmer wärmen nicht
      Wo sie zu Hause sind
      Wo sie zu Hause sind

      In die warmen Länder würden sie so gerne fliehn
      Die verlornen Kinder in den Straßen von Berlin
      Zu den alten Linden die nur in der Ferne blühn
      Die sie nicht mehr finden in den Straßen von Berlin

      Songtext Ideal - Berlin

      Bahnhof Zoo, mein Zug fährt ein,
      ich steig aus, gut wieder da zu sein.
      Zur U-Bahn runter am Alkohol vorbei ,
      Richtung Kreuzberg, die Fahrt ist frei,
      Cottbuser Tor, ich spring’ vom Zug ,
      zwei Kontrolleure ahnen Betrug.
      Im Affenzahn die Rolltreppe rauf,
      zwei Türken halten die Beamten auf.
      Oranienstraße, hier lebt der Koran,
      dahinten fängt die Mauer an.
      Mariannenplatz rot verschrien,
      ich fühl’ mich gut, ich steh’ auf Berlin!
      Ich fühl’ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)
      Ich fühl’ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)

      Graue Häuser, ein Junkie im Tran,
      es riecht nach Oliven und Majoran.
      Zum Kanal an Ruinen vorbei,
      dahinten das Büro der Partei.
      Auf dem Gehweg Hundekot,
      ich trink Kaffee im Morgenrot.
      Später dann in die alte Fabrik,
      die mit dem Ost-West-Überblick.
      Zweiter Stock, vierter Hinterhof,
      neben mir wohnt ein Philosoph.
      Fenster auf, ich hör’ Türkenmelodien,
      ich fühl’ mich gut, ich steh’ auf Berlin!
      Ich fühl’ mich gut, wir steh’n auf Berlin!
      Ich fühl’ mich gut!
      Ich fühl’ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)
      Wir fühl’n uns gut! (Ich steh’ auf Berlin)

      Nachts um elf auf dem Kurfürstendamm
      läuft für Touristen Kulturprogramm,
      teurer Ramsch am Straßenstand,
      ich ess’ die Pizza aus der Hand.
      Ein Taxi fährt zum Romy Haag,
      Flasche Sekt hundertfünfzig Mark,
      fürn Westdeutschen, der sein Geld versäuft.
      Mal sehn, was im Dschungel läuft,
      Musik ist heiß, das Neonlicht strahlt.
      Irgendjemand hat mir ’nen Gin bezahlt,
      die Tanzfläche kocht, hier trifft sich die Scene,
      ich fühl’ mich gut, ich steh’ auf Berlin!
      Ich fühl’ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)
      Ich fühl’ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)

      Berlin, Berlin, Berlin, ...
      Berlin, Berlin, Berlin, ...
      Ich fühl’ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)
      Ich fühl’ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)

      Songtext : Rauch Haus Song

      Der Mariannenplatz war blau, soviel Bullen waren da
      Und Mensch Meier musste heulen, das war wohl das Tränengas
      Und er fragte irgendeinen: „Sag mal, ist hier heut ’n Fest?“
      "Sowas ähnliches", sagte einer, „das Bethanien wird besetzt.“
      "Wird auch Zeit", sagte Mensch Meier, stand ja lange genug leer
      Ach, wie schön wär’ doch das Leben, gäb’ es keine Pollis mehr
      Doch der Einsatzleiter brüllte: „Räumt den Mariannenplatz
      Damit meine Knüppelgarde genug Platz zum Knüppeln hat!“

      Doch die Leute im besetzten Haus riefen:
      „Ihr kriegt uns hier nicht raus!
      Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich
      Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus.“

      Der Senator war stinksauer, die CDU war schwer empört
      Dass die Typen sich jetzt nehmen, was ihnen sowieso gehört
      Aber um der Welt zu zeigen, wie großzügig sie sind
      Sagten sie: „Wir räumen später, lassen sie erstmal drin!“
      Und vier Monate später stand in Springer’s heißem Blatt
      Dass Georg-von-Rauch-Haus hat eine Bombenwerkstatt
      Und die deutlichen Beweise sind zehn leere Flaschen Wein
      Und zehn leere Flaschen können schnell, zehn Mollies sein

      Doch die Leute im Rauch-Haus riefen:
      „Ihr kriegt uns hier nicht raus!
      Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich
      Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus.“

      Letzten Montag traf Mensch Meier in der U-Bahn seinen Sohn
      Der sagt: „Die woll’n das Rauch-Haus räumen, ich muss wohl wieder zu Hause wohnen.“
      "Is ja irre", sagt Mensch Meier „sind wa wieder einer mehr
      In uns’rer Zwei-Zimmer-Luxuswohnung und das Bethanien steht wieder leer
      Sag mir eins, ham die da oben Stroh oder Scheiße in ihrem Kopf?
      Die wohnen in den schärfsten Villen, unsereins im letzten Loch
      Wenn die das Rauch-Haus wirklich räumen, bin ich aber mit dabei
      Und hau den ersten Bullen, die da auftauchen ihre Köppe ein.“

      Und ich schrei es laut:
      „Ihr kriegt uns hier nicht raus!
      Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich
      Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus.“

      Und wir schreien’s laut:
      „Ihr kriegt uns hier nicht raus!
      Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich
      Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus.“
      (3x)

  • Ehemaliger Grenzübergang in Berlin: Grüne stoppen Müllers Pläne für den Checkpoint Charlie - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/ehemaliger-grenzuebergang-in-berlin-gruene-stoppen-muellers-plaene-fuer-den-checkpoint-charlie/23655634.html

    20.11.2018, 05:43 Uhr Laura Hofmann Hendrik Lehmann Ralf Schönball

    Berlins Regierender Bürgermeister will am Checkpoint Charlie einen privaten Investor bauen lassen. Doch Müllers Koalitionspartner haben andere Vorstellungen.

    Der Streit um den Checkpoint Charlie spaltet die an Berlins Landesregierung beteiligten Parteien. Am Wochenende hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) auf dem Landesparteitag der Sozialdemokraten ein Machtwort zugunsten der umstrittenen Pläne für eine Bebauung freier Flächen durch einen privaten Investor gesprochen.

    Am Montag konterten die an der Landesregierung beteiligten Grünen. Sie wollen im Abgeordnetenhaus die Übernahme eines von zwei Grundstücken an der Friedrichstraße durch das Land beantragen sowie den Bau eines Museums des Kalten Krieges in öffentlicher Regie. Die Linke will prüfen, „ob man an dem Ort enteignen kann“. Das wichtigste sei der Erhalt und die Wahrung des Ortes als Kultur- und Denkmalort, sagte die Berliner Abgeordnete Katalin Gennburg. Das Trockland-„Konsortium“ sei „undurchsichtig“ und habe „sicher kein Interesse an der Gemeinwohlorientierung“. Es sei fragwürdig, einer solchen Firma „Eigentum in der Stadt zu verschaffen“.

    Zwei attraktive Baugrundstücke links und rechts der Friedrichstraße sind der wirtschaftliche Einsatz im Tauziehen um den Checkpoint Charlie. Verhandelt wird an dem touristischen Brennpunkt außerdem die Geschichte Berlins, Deutschlands und der Welt, weil sich dort im Kalten Krieg russische und amerikanische Panzer schussbereit gegenüberstanden.

    Hardrock-Hotel geplant

    Bisher verhandelt der Senat ausschließlich mit der Firma Trockland über Bebauung und Nutzung dieser Flächen. Trockland will dort ein Hardrock-Hotel errichten sowie „eine wohlausbalancierte und vielfältige Zusammensetzung aus Wohnungen, Einzelhandel, Büroflächen, Gastronomie und Ausstellungsflächen“.

    Kernpunkt des anhaltenden Streits ist die Gestaltung des Gedenkortes, die Trägerschaft des Museums, dessen Standort und die Größe des Vorplatzes sowie der freien Flächen einschließlich historischer Brandwände. Trockland bietet dem Land einen Mietvertrag im privaten Neubau für 22 Euro je Quadratmeter an, zwei Drittel der Flächen lägen im Keller.

    #Berlin #Mitte #Friedrichstraße #Zimmerstraße #Schützenstraße #Mauerstraße #Checkpoint_Charlie #Stadtentwicklung #Immobilien #Politik

  • Prozess am Amtsgericht Tiergarten: Untreue im Mauermuseum
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/prozess-am-amtsgericht-tiergarten-untreue-im-mauermuseum/22852604.html

    Dass das antikommunistische Gruselkabinett in der Friedrichstraße eine Goldgrube ist, war bereits bekannt. Unbekannt war bisher das Ausmaß von Gier und Raffsucht des Betreibers und seiner Unterlinge. Wie der Herr so’s Gescherr sagt man, oder, für alle, denen es besser gefällt, der Fisch stinkt vom Kopfe her .

    Ein Mitarbeiter zweigte über Jahre 207.000 Euro ab, um seine Spielsucht zu finanzieren. Der Umgang mit Geld sei damals im Museum eher lax gewesen, berichten Zeugen.

    KERSTIN GEHRKE

    Chefin Alexandra Hildebrandt fehlte, als ihr einstiger Mitarbeiter aus der Buchhaltung vor die Richter trat: Im Mauermuseum am Checkpoint Charlie hatte Thomas K. über Jahre hinweg Geld für sich abgezweigt – insgesamt 207.000 Euro. Wegen gewerbsmäßiger Untreue kam er am Donnerstag vor das Amtsgericht Tiergarten und gestand: „Ich habe Überweisungen getürkt, um meine Spielsucht zu finanzieren.“

    In der Zeit von März 2013 bis Januar 2017 blieb der Schwindel im privaten Museum unentdeckt. 162-mal ergaunerte der Diplom-Kaufmann Beträge zwischen 213 und 5.567 Euro. Bis im Steuerbüro eine Summe von 6.000 Euro für Kopfzerbrechen sorgte. Ermittlungen führten zu zwei Anklagen. Im zweiten Fall wurde der Vater von K. mitangeklagt, der damals an der Kasse saß. 2015 hätten sie 6.000 Euro mit einer gefälschten Quittung veruntreut. Ein Vorwurf, den sie bestreiten.

    Die Chefs hätten „dauernd Bargeld“ aus der Kasse genommen
    Die 59-jährige Leiterin des Museums sollte vor allem zur zweiten Anklage befragt werden. Wie ihr Mann war sie zu 10.30 Uhr geladen. Sie fehlten. Die Zeugen seien unentschuldigt nicht erschienen, so das Gericht. 200 Euro Ordnungsgeld, ersatzweise vier Tage Ordnungshaft wurden verhängt und eine polizeiliche Vorführung für den nächsten Prozesstermin angeordnet.

    Thomas K. hatte 2010 im Museum angefangen. Bereits damals sei er ein Zocker gewesen, so der Angeklagte. „Es hat sich gesteigert.“ Er habe mit doppelten Überweisungen begonnen. „Leider ist das, was ich gemacht habe, nicht eher aufgefallen.“ Inzwischen habe er eine Therapie hinter sich und suche einen beruflichen Neuanfang. Ein Gutachter attestierte dem Angeklagten eine Spielsucht.

    Nach Aussagen von Zeugen entstand der Eindruck, dass der Umgang mit Geld damals im Mauermuseum eher lax war. Die Chefs hätten „dauernd Bargeld“ aus der Kasse genommen.

    Hildebrandt wegen Entbindung zu spät

    Der Prozess gegen den mitangeklagten Vater von K. wurde abgetrennt. Er soll später neu aufgerollt werden. Für den Sohn forderte der Ankläger drei Jahre Haft. Das Gericht folgte dem Anwalt und verhängte zwei Jahre Haft auf Bewährung. Zudem wurde die Einziehung von 207.000 Euro angeordnet.

    Und dann tauchte die Museums-Direktorin, die mit 58 Jahren ihr siebtes Kind erwartete, doch noch auf. Zweieinhalb Stunden zu spät, hieß es. Sie soll erklärt haben, sie habe „gerade entbunden“. Sie kann nun schriftlich vortragen, warum sie fehlte. Das Gericht würde den Sachverhalt dann prüfen.

    #Berlin #Tourismus #Kriminalität #Checkpoint_Charlie #Kreuzberg #Friedrichstraße #Politik #Antikommunismus #Mauer

  • #Frank_Thiel | Circle Culture
    http://www.circleculture.com/artists/28025/frank-thiel/biography

    Frank Thiel is widely renown for photographing the architectural spaces of Berlin, reflecting a turbulent social and political history. Thiel’s monumental works are not merely documentation, but picture a city reborn after a tumultuous history. Thiel refers to Berlin as “the youngest city in the world” and further explains that “the city that suffers from an overdose of history… yet it does not suffer from its sediments like other European cities, but from the consequences of its eruptions.” The architectural spaces in these photographs are not only reflections of a turbulent social and political history, but of the emergence of new patterns of urban existence. Previous bodies of work have focused on such topics as state surveillance and the privatization of public space.

    #photographie

  • Berlin, wo es weh tut
    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/berghain--checkpoint-charlie---co-die-schlimmsten-tourifallen---und


    Unter dem Titel „#Berghain, Checkpoint Charlie & Co: Die schlimmsten Tourifallen – und ihre Alternativen“ leistet die Berliner Zeitung Lebenshilfe für alle, die sich nicht jeden Tag in der Stadt herumtreiben.

    Ich habe mich schon immer gefragt, warum Massen an Menschen in das Museum am #Checkpoint_Charlie strömen, dort irre lange anstehen, um sich dann im dichten Gedrängel an Fluchtfahrzeugen vorbeizuschieben. Es gibt doch so viele Alternativen! Ich würde meinen Berlin-Besuch unter gar keinen Umständen zum Checkpoint Charlie schicken. Ich mag meine Freunde ja. Die #Friedrichstraße ist an dieser Stelle sowieso ein echtes Ärgernis. Touristen rennen auf dem Weg zu einem Schnappschuss mit einem falschen Uniformierten blindlings auf die Straße. 2017 sollen zwei neue Gebäude das Areal ergänzen: Kalter Krieg (Museum) und Hard Rock (Hotel).

    ...

    Alternative: Ich gehe mit meinem Besuch zur Gedenkstätte Berliner #Mauer an der #Bernauer_Straße (Eintritt frei, kein Gedrängel, echte Mauer, echter Wachturm der #DDR-Grenztruppen, Zeitzeugenberichte auf Video), schicke sie ins Deutsche Historische Museum (Dauerausstellung „Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen“, bis 18 Jahren Eintritt frei, sonst 8 Euro, ermäßigt 4 Euro) oder sehe mit ihnen Filme wie „Sonnenallee“, „Good Bye Lenin“ oder „Das Leben der Anderen“ an, die es auch mit englischen, spanischen und italienischen Untertiteln gibt. Wer mehr über Berlin als Vier-Sektoren-Stadt erfahren will, kann außerdem das #Alliierten-Museum und das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst besuchen.

    Das Gleiche mit #Döner
    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/mustafas-gemuesekebap--il-casolare-berlins-schlimmste-tourifallen-i
    Hier schmeckt es garantiert nicht .

    Wenn es allzu schlimm wird, geht die Stadt schon mal mit Verboten gegen #Nepp und Abzocke vor:
    #Touristenattraktion am Potsdamer Platz: Gericht verbietet Fotos mit DDR-Grenzsoldat
    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/touristenattraktion-am-potsdamer-platz-gericht-verbietet-fotos-mit-

    Dieses Mega-Ärgernis verdient einen eigenen Artikel: #Bierbikes fahren, wo sie wollen
    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/mitte-bierbikes-fahren--wo-sie-wollen,10809148,26952170.html

    Die hier können angeblich echte Auskünfte geben:

    10 Zeichen, an denen man einen Berliner erkennt
    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/das-echte-berlin-10-zeichen--an-denen-man-einen-berliner-erkennt,10
    https://www.flickr.com/photos/berliner-feuerwehr/2263913818/sizes/z

    Flickr

    10. Der Berliner geht in der Silvesternacht nicht vor die Tür.

    Im Gegenteil. Ich erinnere mich mit Freude an den urberlinerischen Anwalt, der zu Sylvester immer drei Einkaufswagen voll Böller gemeinsam mit seinen erwachjsenen Söhnen verballert.

    9. In der U-Bahn schockt den Berliner gar nichts mehr.

    Ja. Entweder er fährt nicht U-Bahn, weil er nicht muß, oder er ist so arm, daß er nach seinem Scheißjob zu müde zum Schockiertsein ist.

    8. Der Berliner wohnt nicht innerhalb des S-Bahn-Rings.

    Falsch. Ich kenne sogar Berliner, die zur Villa in Lichterfelde noch eine Wohnung in Mitte dazugekauft haben.

    7. Der Berliner bestellt Schrippen.

    Ja. Ost- oder West-Schrippe ist noch die Frage.

    6. Der Berliner ist noch nie mit einem #Bierbike gefahren und wird es auch niemals tun.

    Ja. Siehe U-Bahn.

    5. Außer zum Arbeiten verlässt der Berliner nie seinen Kiez.

    Doch. Um ins Kino, Theate oder Oper zu gehen (es gibt kaum noch Bezirkskinos), am Wochenende gehts ins Grüne und im Sommer in den Urlaub, am liebsten Malle oder Kanaren, wobei Malle schon wieder #Kiez is.

    4. Der Berliner macht einen großen Bogen ums #Oktoberfest auf dem #Alexanderplatz.

    Stimmt so nicht. Hunderttausende steigen jeden Tag am Alex um. Aber was ist ein Oktoberfest ?

    3. Der Berliner weiß, dass er bis zur Rente nicht vom BER aus nach Mallorca fliegen wird.

    Falsch, der Berliner ist zynischer Optimist. Es will einfach niemand von Schönefeld nach Malle fliegen. Warum wohl ?

    2. Der Berliner ist Charlie und nicht Pegida.

    Hä ?

    1. Das ultimative Zeichen, woran man als Nicht-Berliner einen Berliner erkennt? Außen Zucker, innen Marmelade! :)

    Schlechter Witz. Erklärung steht unter dem Artikel. Ansonsten ist in Berlin ein Berliner ein Berliner und sonst nichts.

    #Berlin #Tourismus #berlintutweh #Karlshost

  • #Checkpoint_Charlie : une énigme à 1 million d’euros.
    http://fr.myeurop.info/2013/09/17/checkpoint-charlie-une-nigme-1-million-d-euros-12236

    Quentin Bisson

    « Vous sortez du secteur #américain ». Le #panneau de Checkpoint Charlie est devenu un véritable symbole de la #guerre_froide. Aujourd’hui, un New-yorkais déclare détenir l’#original qu’il aurait #Volé en 1990. Et compte bien le vendre à prix d’or.

    Coup de théâtre historique au musée du mur (...)

    #REVUE_DU_WEB #Insolites #Allemagne #Amérique_du_Nord #Berlin #Mur_de_Berlin #RDA