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  • Was bringt die Urheberrechtsreform den Urheber*innen – oder nicht? - Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
    https://www.linksfraktion.de/themen/nachrichten/detail/was-bringt-die-urheberrechtsreform-den-urheberinnen-oder-nicht

    21. Juni 2019 - Von Petra Sitte, Simone Barrientos und Amira Mohamed Ali

    In der Diskussion über die europäische Urheberrechtsreform wird oft die Auffassung vorgebracht, sie würde den Urheber*innen Vorteile, insbesondere eine finanzielle Besserstellung über die Beteiligung an den Einnahmen von Onlineplattformen liefern. Vor diesem Hintergrund haben sich auch verschiedene Interessenvertretungen wie Berufsverbände und Gewerkschaften für sie ausgesprochen, obwohl ihr von anderer Seite (Wissenschaft, Bürgerrechtsorganisationen, Verbraucher- und Datenschützer*innen) deutliche Ablehnung entgegengetreten ist.

    Die LINKE hat sich in dieser Debatte sehr deutlich gegen die Reform positioniert. Da uns die Stärkung der Position und der Bezahlung von Kreativschaffenden ein wichtiges Anliegen ist, erscheint es in diesem Zusammenhang wichtig, neben den zentralen Argumenten gegen die Reform in Hinsicht auf ihre Auswirkungen auf die Meinungsfreiheit und die Digitalwirtschaft als Ganzes auch noch einmal explizit darzustellen, inwieweit wir die Interessen der Urheber*innen berührt sehen. Dazu seien hier einige Punkte aufgeführt:

    Die Reform führt keine einzige neue Vergütung ein – und Lizenzen sind nicht die Lösung

    Anders als es Darstellungen der Reform oft erscheinen lassen, wird mit Artikel 17 (vormals 13) keine einzige neue Vergütungspflicht eingeführt. Ebenso wenig wird dadurch irgendeine Nutzungshandlung verboten, die bisher erlaubt war, und für die nun neue Lizenzgebühren verlangt werden könnten. Eine neue Finanzierungsquelle für Urheber*innen bzw. Rechteinhaber*innen wird damit also noch nicht geschaffen.

    Die geäußerte Hoffnung auf eine bessere finanzielle Beteiligung an den Einnahmen von Plattform gründet sich vielmehr auf die Erwartung, dass diese nun Lizenzverträge abschließen würden, weil nur die Bemühung darum (in Verbindung mit dem Einsatz „technischer Maßnahmen“ in Gestalt von Uploadfiltern) sie von der Haftung freistellen kann. Dies scheint auf den ersten Blick auch plausibel, zu beachten ist aber folgendes:

    Erstens – Auch wenn die Richtlinie nicht auf große Plattformen beschränkt ist und ihr Text an dieser Stelle alles andere als klar ist: Da es um Lizenzen für jedes denkbare Werk geht, dass irgendjemand jemals hochladen könnte, werden nur Großplattformen wie Youtube lukrative Lizenzpakete abschließen können, die etwa den ganzen Werkkatalog einer Verwertungsgesellschaft umfassen. Was in der Diskussion bislang wenig beachtet wurde: Youtube hat bereits genau einen solchen Lizenzvertrag mit der Gema, auch wenn die Konditionen öffentlich nicht bekannt sind. Nichts im Richtlinientext zwingt Youtube, diesen Vertrag neu zu verhandeln; und selbst wenn die Gema ihn einseitig kündigen würde, muss sich Youtube entsprechend der Richtlinie nur darauf berufen können, sich um eine Lizenzierung bemüht zu haben.

    Zweitens – Das Modell der Lizenzierung, um Dritte frei Kopien von Werken hochladen zu lassen, mag für die Musikindustrie attraktiv sein. Das sieht schon anders aus, wenn man sich beispielsweise die Filmindustrie anschaut. Denn dort sind als Verwertungsform Exklusivverträge mit Sendern oder Plattformen üblich, die solche Lizenzverträge von vornherein ausschließen würden. Hier ginge diese Regelung also völlig ins Leere. Auch für kommerziell vertriebene Literatur oder Software ist ein solches Modell nur schwer vorstellbar.

    All das lässt es unwahrscheinlich wirken, dass die Richtlinie tatsächlich dazu führen wird, dass mehr Geld ins System der Verwertungsgesellschaften fließt.

    Artikel 16 geht auf Kosten der Urheber*innen

    Im Gegenteil schwächt die Richtlinie die Urheber*innen sogar, wenn es um die Verteilung dieser Gelder geht.
    Mit Artikel 16 (vormals 12) wird festgelegt, dass Verlage einen Anteil an der pauschalen Vergütung von erlaubten Nutzungen erhalten dürfen. Diese Regelung zielt aus deutscher Sicht insbesondere darauf, die Verlagsbeteiligung an den Ausschüttungen der VG Wort wieder einführen zu können, die 2016 durch ein BGH-Urteil gekippt wurde: Damals wurde entschieden, dass es nicht zulässig ist, die Einnahmen der VG Wort auch anteilig an Verlage und nicht nur an Urheber*innen auszuschütten. Das soll nun wieder möglich sein.

    Auch im Bewusstsein um den Wert verlegerischer Leistung und die oft prekäre Situation kleiner Verlage, muss in einer Betrachtung aus Sicht der Urheber*innen doch darauf hingewiesen werden, dass eine entsprechende Neuregelung direkt auf Kosten ihrer eigenen Einnahmen gehen wird.

    Auskunfts- und Beteiligungsrechte der Urheber*innen wurden wieder verwässert

    Um angemessen an den Einnahmen aus der Verwertung ihrer Werke teilhaben zu können, ist es für Urheber*innen von zentraler Bedeutung, im Einzelnen Informationen über diese Verwertung erhalten zu können. Sie dürfen auch nicht in eine Situation gedrängt werden, in der sie keine andere Wahl haben, als ihre Rechte pauschal abzutreten (Total Buy Out).
    Zwischenzeitlich waren in der vom Europaparlament beschlossenen Version des Richtlinientextes noch Regelungen enthalten, die tatsächlich wirksame Verbesserungen in diesem Sinne gebracht hätten; dies betrifft Artikel 18 bis 23 (vormals -14 bis 16a). Im Rahmen des Trilogs wurde hier aber viel wieder zurückgenommen.

    So war in Artikel 18 (-14) ursprünglich vorgesehen, dass Verträge Vergütungen für einzelne Verwertungsarten explizit ausweisen müssen, womit Total-Buy-Out-Verträge erheblich erschwert worden wären. Diese Regelung ist ersatzlos gestrichen worden.

    Die in Artikel 19 (14) vorgesehene Transparenzpflicht wurde wieder abgeschwächt, insbesondere dadurch, dass Informationen von Unterlizenznehmern erst erfragt werden müssen und dass Verträge, die mit Verwertungsgesellschaften geschlossen werden, davon explizit ausgenommen sind (Absatz 6). Zwar gelten für Verwertungsgesellschaften bereits jetzt gewisse Transparenzpflichten, für den Fall der kollektiven Lizenzierung von Inhalten auf Plattformen wären damit aber ausgerechnet die Plattformen selbst gegenüber den Urheber*innen nicht rechenschaftspflichtig! Auch eine Regelung, die es Urheber*innen ermöglicht hätte, auf eine anhaltende Verletzung der Transparenzpflicht mit einem Widerruf der erteilten Rechte zu reagieren, ist wieder gestrichen worden, so dass eine Durchsetzung nur im Rahmen langwieriger Gerichtsverfahren möglich ist.
    Vollständig ausgenommen von allen Regelungen zu angemessener Vergütung, Transparenz und Vertragsanpassungen sind – maßgeblich auf deutschen Druck hin – die Urheber*innen von Computerprogrammen (Artikel 23 Absatz 2).

    So gut sich dieser Abschnitt der Richtlinie also im Grundsatz liest, ist eher nicht damit zu rechnen, dass er die Verhandlungsposition von Urheber*innen im Vergleich zur bereits bestehenden Rechtslage in Deutschland tatsächlich spürbar stärkt.

    Das Leistungsschutzrecht bleibt eine Fehlkonstruktion

    Das Leistungsschutzrecht für Presseverlage wurde bereits in Deutschland vor seiner Einführung damit beworben, die Einnahmen daraus würden Journalist*innen zu Gute kommen. Nichts dergleichen ist passiert. Nicht nur ist das Recht explizit auf die Interessen der Verlage zugeschnitten, es hat in der Praxis gar keine Einnahmen produziert. Stattdessen ist Google, also dem Unternehmen, mit dem das Leistungsschutzrecht immer begründet wurde, sogar eine spezielle Gratislizenz erteilt worden.

    Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass sich mit dem neuen europäischen Leistungsschutzrecht (Artikel 14, vormals 11) daran etwas ändert. Zwar ist der Anwendungsbereich weiter als das bisherige deutsche Leistungsschutzrecht, das sich nur auf Suchmaschinen und Aggregatoren bezieht. Doch welche zusätzlichen Einnahmequellen sich daraus realistischerweise ergeben sollen, ist unklar. Damit würde auch die in Absatz 5 angekündigte Beteiligung der Urheber*innen voraussichtlich ins Leere führen.

    Neue Verwertungsformen werden ignoriert

    Ein zentraler Grund, aus dem das heutige Urheberrecht nicht mehr zeitgemäß ist, ist der mit der Digitalisierung einhergehende Wandel kultureller Praktiken, der urheberrechtlich relevante Handlungen zu einem normalen Bestandteil des Alltags macht. Wer ein Foto mit der Handykamera macht, ist Urheber*in; wer dieses Foto auf einer Plattform weiterverbreitet, nimmt eine Nutzungshandlung im Sinne des Urheberrechts vor. Statt eine Antwort hierauf zu geben, verschärft die Urheberrechtsreform das Problem eher noch.

    Da die Hürden, um eigene Werke zu erstellen und zu verbreiten, viel niedriger sind, als sie es je waren, hat sich auch der Kreis der kreativ Tätigen, die ihre Werke mit der Welt teilen, deutlich verbreitet. Gleichzeitig ist auch die Einbeziehung und Referenzierung anderer Werke leichter und damit bedeutsamer geworden. Das beinhaltet nicht nur die oft angeführte Meme-Kultur oder Parodie und Satire, sondern auch – um nur einige wenige konkrete Beispiele aus dem Videobereich zu nennen – Filmkritiken, die mit Ausschnitten aus dem Originalwerk arbeiten, Unterrichtseinheiten für Musikinstrumente, in denen mit Ausschnitten aus Musikstücken gearbeitet wird, oder „Let’s Play“-Videos, in denen das Spielen eines Computerspiels vorgeführt wird.

    Was bereits jetzt aufgrund extrem enger Schrankenbestimmungen (insbesondere das Zitatrecht im deutschen Urheberrechtsgesetz deckt bei weitem nicht so viel ab, wie oft angenommen wird) in einer rechtlichen Grauzone steckt, wird nun noch zusätzlich erschwert. Und dies trifft nicht nur alltägliche Privatnutzungen, sondern auch Kreative, die damit ihr Geld verdienen.

    Hinzu kommt, dass eine relevante Anzahl von Urheber*innen Einnahmen nicht mehr vorrangig aus dem klassischen Modell der Abtretung von Exklusivrechten an einen Verwerter, sondern über andere Modelle wie z.B. Crowdfunding oder werbefinanzierte Streamingplattformen erzielen. Diesen spielt die Reform gleich einen doppelten Streich: Ihre Vertriebskanäle (nicht nur Youtube, sondern auch Plattformen wie twitch oder Patreon) werden durch Artikel 17 (13) getroffen, gleichzeitig bleiben sie aus der Verteilung der durch die erhofften Lizenzvereinbarungen erzielten Mittel oft ausgeschlossen. So ist es z.B. nur dann möglich, Mitglied der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst zu werden, wenn die eigenen Werke über das klassische Fernsehen ausgestrahlt werden.

    Was fordern wir stattdessen?

    Was also sollte tatsächlich im Urheberrecht getan werden, um Kreativen ein gerechtes Einkommen zu sichern? Aus unserer Sicht stehen dabei drei Aspekte im Vordergrund:

    Erstens: Eine Stärkung der Urheber*innen im Urhebervertragsrecht. Hierfür wäre das, was zwischenzeitlich in der Reform noch vorgesehen war, eine gute Grundlage: Ein Ausschluss von Total-Buy-Out-Verträgen durch gesonderte Vergütungen für Nutzungen, durchsetzbare und umfassende Auskunftsrechte für Urheber*innen und Möglichkeiten für Widerruf und Neuverhandlungen. Entsprechende Vorschläge haben auch wir in der Vergangenheit immer wieder formuliert, zuletzt 2016 in einem Antrag [PDF] im Bundestag.

    Zweitens: Eine Demokratisierung der Verwertungsgesellschaften und transparente und funktionale Vergütungssysteme. Verwertungsgesellschaften schließen durch ihre Binnenstruktur oft eine Vielzahl von Urheber*innen von der Mitbestimmung aus. Die Systeme, über die Vergütungen erhoben und ausgeschüttet werden, sind oft nicht nur undurchsichtig, sondern werden oft durch langwierige Aushandlungsprozesse und Rechtsstreitigkeiten blockiert. Für beides ergibt sich gesetzlicher Regelungsbedarf, entsprechende Vorschläge [PDF] haben wir schon 2012 eingebracht:

    Drittens: Die Modernisierung der Schrankenregelungen verbunden mit einer gerechten Vergütung. Wie schon erwähnt decken die Schranken des Urheberrechts eine Reihe von Nutzungen nicht ab, ohne dass es tatsächlich sinnvoll wäre diese unter einen Lizenzierungsvorbehalt zu stellen. Mit erweiterten Schranken wäre es möglich, Nutzer*innen aus der Haftung zu nehmen und gleichzeitig entsprechende Vergütungen zu erheben, auch von Plattformen.

    Für die Ausgestaltung solcher Regelungen gibt es verschiedenste Vorschläge. Neue Schranken für Remix (transformative Werke) oder Fair Use ließen sich mit einer Vergütung verbinden, die bei Plattformen erhoben wird. Die existierende Geräteabgabe für Privatkopien könnte modernisiert werden, um die Internetwirtschaft stärker in die finanzielle Verantwortung zu nehmen. Auch die verschiedenen Konzepte, die in der Vergangenheit unter dem Begriff der „Kulturflatrate“ diskutiert wurden, gehören dazu.

  • [l] (https://blog.fefe.de/?ts=a21c8340) Google liefert keine Androi...
    https://diasp.eu/p/9077899

    [l] Google liefert keine Android-Updates mehr an Huawei aus. Huawei-Kunden kriegen aber (erstmal?) noch Updates von Google.Da sieht man mal wieder, wie wichtig Freie Software ist. Wenn das alles ordentlich unter freier Lizenz stünde und eh weltweit gespiegelt vorläge, dann käme Google gar nicht in Versuchung, solche Geschäftstaktiken zu fahren.Auf der anderen Seite zeigt das auch ganz eindrucksvoll, wie sehr die Tech-Firmen die Hosen voll haben, wenn es um China geht. Deren Strategie gegen China ist ja vergleichbar mit der Strategie von Trump gegen sein eigenes Land. Alles leugnen, ständig neue Barrikaden errichten, und am Ende die Schuld auf jemand anderen schieben.Update: The Verge schreibt, Google habe Huawei die Android-Lizenz entzogen. Das hieße, dass sie nicht mal das Inventar (...)

  • Uber-Software Greyball spionierte Nutzer aus - Digital - Süddeutsche.de
    https://www.sueddeutsche.de/digital/projekt-greyball-uber-soll-behoerden-mit-spezial-software-getaeuscht-ha

    6. März 2017 - Von Jürgen Schmieder
    – Mit einer Software namens Greyball wollte Uber seine Fahrer vor übergriffigen Kunden schützen.
    – In Städten, in denen Uber noch keine offizielle Zulassung hatte, sollte die Software aber auch Kontrollen durch die Stadtverwaltung verhindern.
    – Das Unternehmen gerät damit erneut in die Kritik. Zuvor hatten sich ehemalige Mitarbeiter über das Arbeitsklima beschwert.

    Wäre die Idee nur dazu genutzt worden, wozu sie ursprünglich gedacht war, könnte man sie vielleicht sogar als genial bezeichnen. Sie ist gleichzeitig aber auch derart ausgeklügelt und niederträchtig, dass sie zeigt, wie weit der Fahrdienst Uber zu gehen bereit ist, um an der Börse eine noch höhere Bewertung als die gegenwärtig knapp 70 Milliarden Dollar zu erreichen.

    Medienberichten zufolge soll es bei Uber ein Programm mit dem Namen VTOS geben. Das steht für „Violation of Terms of Service“ und soll über einen Algorithmus Nutzer filtern, die für Ärger sorgen. In Frankreich, Indien und Kenia etwa sind Uber-Fahrer von Konkurrenten und Taxi-Unternehmen angegriffen worden, oftmals ist es dabei zu Gewalt gekommen. Über das Programm, das seit 2014 eingesetzt wird, sollen zuvor identifizierte Problemstifter nicht mehr in der Lage sein, sich ein Auto zu bestellen. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf vier ehemalige und aktuelle Mitarbeiter sowie auf Dokumente.

    Auf den ersten Blick klingt das nach einer sinnvollen Sicherheitsmaßnahme, doch Uber ging offenbar noch viel weiter. Das Unternehmen setzte die zum VTOS-Programm gehörende Software Greyball wohl auch dazu ein, um Beamte in die Irre zu führen - etwa in Städten wie Boston, Portland und Paris und Ländern wie Australien, Südkorea und China.

    In Portland beispielsweise beantragte der Fahrdienst keine Genehmigung, sondern legte einfach mal los - wie in vielen anderen Städten und Ländern auch. Die Stadtverwaltung wollte Uber verbieten und schickte zur Beweissammlung Zivilbeamte los, die ein Auto bestellen und die Fahrer anschließend verwarnen sollten. Die Beamten jedoch blieben oftmals tagelang erfolglos, es war einfach kein Fahrzeug verfügbar oder die Chauffeure sagten eine Fahrt kurzfristig ab. Was war da los?

    Uber spionierte seine Nutzer aus - auch, um Zivilbeamte zu erkennen
    Den Aussagen der Mitarbeiter und den Dokumenten zufolge hat Uber ein Programm entwickelt, das einzig und allein darauf ausgelegt war, die Nutzer auszuspionieren. Es überprüft etwa, ob ein Kunde die App häufig in der Nähe von Regierungsgebäuden öffnet. Bei diesen Nutzern forschte das Unternehmen, ob die zur Zahlung benutzte Kreditkarte womöglich mit der Stadtverwaltung verknüpft war.

    Weil die Beamten meist Billighandys benutzten, um mehrere Profile gleichzeitig anzulegen, hatten Uber-Mitarbeiter in den Geschäften die Seriennummern herausgefunden und damit einen weiteren Warnhinweis bekommen. Sie überprüften zudem die sozialen Netzwerke und andere Internetseiten, um Nutzer als Beamte zu identifizieren.

    Wer auf dem Index stand, der wurde von Uber mit einem Greyball-Code versehen. Wenn der Kunde dann die App öffnete, dann sah er entweder, dass gerade keine Autos verfügbar seien - sollte er dennoch ein Fahrzeug bestellt haben, dann rief ein Uber-Mitarbeiter schnell beim Fahrer an und bat ihn darum, den Auftrag zu stornieren.

    Ubers Rechtsabteilung segnete die Praxis ab

    Die Beamten in Portland wunderten sich, warum sie so selten jemanden erwischten und warum andauernd Fahrten abgesagt wurden. „Zwei Fahrer haben innerhalb kürzester Zeit storniert“, sagt Erich England, Mitarbeiter der Stadtverwaltung von Portland, in einem Video der Zeitung The Oregonian vom Dezember 2015: „Ich weiß nicht, was da los ist. Vielleicht ist die Nachfrage groß.“ Uber wusste, was da los ist: England war offenbar entdeckt worden.

    Es heißt, dass die Anwendung bei Uber für heftige Diskussionen im Management gesorgt hat, von der Rechtsabteilung jedoch abgesegnet wurde. In einem Statement des Unternehmens nach Bekanntwerden des VTOS-Programmes heißt es nun: „Es verweigert betrügerischen Nutzern, die gegen unsere Geschäftsbedingungen verstoßen, Fahrten anzufordern. Das können Leute sein, die unseren Fahrern Gewalt antun wollen. Es können Konkurrenten sein, die unseren Betrieb stören wollen. Es können aber auch Gegner sein, die mit Beamten zusammenarbeiten und auf geheimen Missionen unsere Fahrer in die Falle locken wollen.“

    Uber steht nicht gut da

    Es ist unklar, ob dieses Vorgehen das Gesetz bricht - es klingt jedoch moralisch höchst verwerflich und wirft kein gutes Licht auf ein Unternehmen, das sich gerade nun wahrlich nicht im besten Licht präsentiert. Das Arbeitsklima gilt nicht erst seit dem Blogeintrag der ehemaligen Angestellten Susan Fowler (sie wirft ihren damaligen Vorgesetzten Diskriminierung und sexuelle Belästigung vor) als frauenfeindlich und ausbeuterisch, mehrere Mitarbeiter haben sich mittlerweile beschwert.

    Zwei hochrangige Manager, Ed Baker und Amit Singhal, sind in der vergangenen Woche zurückgetreten. Baker soll sich auf Partys ungebührlich verhalten haben, Singhal hatte vor seiner Einstellung verschwiegen, dass es bei seinem früheren Arbeitgeber Google eine Untersuchung wegen sexueller Belästigung gegeben hatte.

    Im vergangenen Monat fuhr das Unternehmen den Flughafen JFK an - und brach damit den Streik der Taxigewerkschaft von New York, der aufgrund des von US-Präsident Donald Trump verhängten Einreisestopps ausgerufen worden war. Erst nach heftigen Protesten und der Drohung vieler Kunden, die Uber-App zu löschen, entschuldigte sich Firmenchef Travis Kalanick und räumte seinen Platz im Beratergremium des Präsidenten.

    Kalanick, 40, wurde zudem bei einem Streit mit einem Fahrer gefilmt, bei dem er schnell ausfällig und aggressiv wurde. „Es wäre eine gewaltige Untertreibung, wenn ich behaupten würde, dass ich mich schäme“, schrieb Kalanick danach in seinem privaten Blog: „Ich muss mich gewaltig ändern und erwachsen werden. Ich brauche Hilfe und die werde ich mir auch holen.“ Zum aktuellen Skandal hat er sich noch nicht geäußert.

    #Uber #disruption

  • Plattformunternehmen bilden zunehmend das Rückgrat der Infrastruktur ganzer Volkswirtschaften | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/features/Plattformunternehmen-bilden-zunehmend-das-Rueckgrat-der-Infrastruktur-ganzer-V

    Il semble que des chercheurs et institutions découvrent l’urgence de défendre nos sociétés contre les plateformes capitalistes. A gauche on essaie de créer un coopérativisme de plateforme contre le capitalisme de plateformes. Ce mouvement reste petit par rapport á l’ignorance répandue.

    Neuinterpretation der Rolle des Staats im Zeitalter der Plattformökonomien

    Das angestammte Marktgeschehen wird seit rund einem Jahrzehnt von globalen Plattformunternehmen wie Google, Amazon, Uber, AirBnB und Co. disruptiv aufgebrochen und umgestaltet. Die Plattformunternehmen nutzen die Möglichkeiten, die ihnen die Digitalisierung bietet, und vernetzen die Marktteilnehmer in einer neuartigen Weise. Die Plattformen senken dabei massiv die Transaktionskosten. Sie bieten den Marktteilnehmern einen großen Mehrwert und schöpfen einen erheblichen Teil dieses Mehrwerts ab.

    Der Marktwert der globalen Plattformunternehmen übersteigt mittlerweile den der meisten angestammten Unternehmen.1 Die angestammten Unternehmen wiederum müssen entweder selbst Plattformen aufbauen oder sich unter die Obhut einer der großen Plattformen begeben, um weiterhin erfolgreich am Markt agieren zu können.

    Die Plattformen bieten den Konsumenten ein völlig neues Einkaufserlebnis. Neben den klassischen Merkmalen der angebotenen Produkte und Dienstleistungen rücken mehr und mehr auch die Komfortmerkmale des Handels in den Fokus.

    Durch die Plattformen wird der Markt für den Konsumenten transparenter. Er findet schneller, was er sucht. Er kann die Angebote leichter vergleichen. Er kann einfacher als bisher Verträge schließen, Bestellungen auslösen, Rechnungen bezahlen, Reklamationen durchsetzen, Service in Anspruch nehmen und vieles mehr.

    Das Geschäftsmodell der Plattformunternehmen basierte in der Anfangszeit auf der Senkung der Transaktionskosten und dem Abschöpfen ihres Anteils am erzeugten Mehrwert. Die Plattformen bieten den Marktteilnehmern Vorteile und zwar gerade auch deshalb, weil sie die Vielfalt auf beiden Seiten des Marktes einschränken. Sie erzeugen und nutzen Netzeffekte2, prägen ganze Technologiepfade und setzen neue Industriestandards.3

    Die Plattformunternehmen entwickeln sich zunehmend zu Torwächtern der Märkte, ohne die Angebot und Nachfrage nicht mehr zusammenfinden. Den Plattformunternehmen liegt inhärent die Tendenz inne, ihre Gewinne fortwährend in die Ausweitung ihrer Plattform zu reinvestieren, um ihre Position immer weiter auszubauen und sich die Marktdominanz zu sichern. Sie aggregieren zu immer größeren Unternehmen und entwickeln globale Monopole.
    Was ist der Preis?

    Das Geschäftsmodell der Plattformunternehmen hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Es geht ihnen zunehmend darum, ganze Marktsegmente oder gleich ganze Märkte unter ihre Kontrolle zu bringen, um in den (alleinigen) Besitz der Nutzungs- und Transaktionsdaten zu gelangen. Auf der Grundlage dieser Daten und unter Verwendung aktueller Technologien wie Data-Mining, maschinelles Lernen etc. haben sich die Plattformunternehmen daran gemacht, das eigentliche Gold der Digitalisierung zu heben. Sie sitzen schon heute auf einem wahren Datenschatz, nutzen die darin enthaltenen Informationen, um den Marktteilnehmern einen maximalen Nutzen zu bieten und erhalten daher mehr und mehr Nutzungs- und Transaktionsdaten.

    Mittlerweile kennen die Plattformunternehmen jeden einzelnen Konsumenten und jeden Anbieter besser als diese sich selbst. Sie alleine verstehen die Bedürfnisse, die Entscheidungswege der Konsumenten sowie die Geschäftsmodelle und -prozesse der Anbieter. Aus diesen intimen Kenntnissen über alle Marktteilnehmer (wohl gemerkt der individuellen Marktteilnehmer und nicht irgendwelchen anonymen statistischen Mittelwerten) schlagen sie Kapital und beziehen sie ihre Marktmacht.

    Die Plattformunternehmen bilden zunehmend das Rückgrat der Infrastruktur ganzer Volkswirtschaften. Sie werden zunehmend unangreifbar für andere Unternehmen und künftig auch für Staaten. Wenn die Konsumenten und die anderen Unternehmen weiter am Markt teilnehmen wollen, wenn die Staaten ihre Aufgaben weiter wahrnehmen wollen, werden sie sich unter das Dach der Plattformen begeben und sich dann auch deren Regeln unterwerfen müssen. Am Ende werden auch die Staaten zu Kunden degradiert, ihr Gestaltungsspielraum wird dabei zunehmend marginalisiert werden. Die Plattformunternehmen werden sich der demokratischen Kontrolle mehr und mehr entziehen.

    Die Plattformunternehmen definieren auf ihrer Plattform die Spielregeln und entwickeln diese zu ihrem Vorteil weiter. Am Beispiel von Uber oder AirBnB wird deutlich, dass die Plattformunternehmen sich auch von nationalen oder multinationalen Gesetzen zunehmend nicht mehr einhegen lassen. Sie schleifen Gesetze und sozialen Normen indem sie diese aushebeln oder auch einfach ignorieren. Sie zwingen Menschen, für die es bisher noch reguläre Jobs gab, sich als Uber-Fahrer, als AirBnB-Vermieter oder als Click-Worker zu verdingen.

    Die Plattformunternehmen folgen der neoliberalen Philosophie. Sie reduzieren den Menschen auf seine Rolle als Marktteilnehmer und presst die Menschen mit ihren Plattformen in diese Rolle. Dies wirkt auf das Weltbild der Menschen zurück und überformt es neoliberal.

    Die Plattformunternehmen „verstehen“ die individuellen Menschen zwar immer besser und können sie folglich auch immer besser manipulieren. Für sie zählen am Ende aber nur Kaufkraft, Aufmerksamkeit und Verweildauer.

    Andere Stellen interessieren sich aber auch für die immer ausgefeilteren Möglichkeiten, die Bevölkerungen als Schwarm von Individuen zu „verstehen“ und zu manipulieren. Diese anderen Stellen verschaffen sich - ohne allzu großen Widerstand - Zugang zu den Daten der Plattformunternehmen. Sie reduzieren den Bürger auf die Rolle, die sie ihm aufgrund ihrer Philosophie zubilligen und pressen in durch ihre Manipulationen in diese Rolle.
    Was wollen wir?

    Der Staat als Ordnungsmacht und Garant für die allgemeinen Infrastrukturen ist durch die Digitalisierung im allgemeinen und die Plattformökonomien im speziellen massiv herausgefordert. Bisher hat der Staat Unternehmen durch Gesetze und andere Regelungen eingehegt und dadurch dafür gesorgt, dass die Unternehmen mehr oder weniger zum Nutzen der Gesellschaft agiert haben. Bisher hat der Staat die Verwaltungsinfrastruktur, die Verkehrsinfrastruktur, die Kommunikationsinfrastruktur etc. bereitgestellt oder zumindest die Rahmenbedingungen geschaffen, dass die notwendigen Infrastrukturen bereitgestellt werden.

    Durch die Digitalisierung haben sich die Dinge bereits so weit beschleunigt, dass die althergebrachten Gesetzgebungsverfahren nicht mehr hinterherkommen. Die Gestaltungsmacht liegt faktisch schon heute bei den Plattformunternehmen - technologiegetriebenen Wirtschaftsunternehmen unter der Kontrolle weniger - und nicht mehr bei der demokratisch legitimierten Politik. Die global aufgestellten Plattformunternehmen lassen sich durch einzelne Staaten auch nicht mehr einhegen, sondern spielen diese bereits gegeneinander aus.

    Eine Neuinterpretation der Rolle des Staats könnte einen Ausweg aus diesem Dilemma weisen. Statt der Entwicklung bei den Plattformen hinterherzulaufen und den Abstand auf die globalen Akteure immer größer werden zu lassen, könnten die Staaten - solange sie noch über die notwendige Gestaltungsmacht verfügen - selbst zum Plattformbetreiber im Sinne einer allgemeinen Infrastruktur werden und sich von den Plattformunternehmen emanzipieren. In dieser Rolle könnten sie die Spielregeln definieren und auch für das notwendige amtliche Vertrauen sorgen beziehungsweise als Bürge auftreten.

    Die öffentliche Verwaltung handelt auf der Basis eines gesetzlichen Auftrags. Wenn die Nachfrage nach amtlichen Leistungen jedoch immer weiter sinkt, wird die öffentliche Verwaltung aber über kurz oder lang durch die Politik geschrumpft werden müssen. Weder die Bedeutsamkeit noch der Bestand der öffentlichen Verwaltung sind für immer gesichert. Umgekehrt kann eine innovative Verwaltung aber auch positiv auf ihren künftigen gesetzlichen Auftrag hinwirken. Hierzu muss es ihr aber gelingen, in einer von privatwirtschaftlichen Plattformökonomien dominierten Welt neuen infrastrukturellen Nutzen zu stiften.
    Was können wir tun?

    Für staatlich betriebene Plattformen sind drei Szenarien denkbar. Der Betrieb kann zentral, dezentral oder auch kollaborativ erfolgen.

    Das letzte Szenarium ist zivilgesellschaftlich geprägt, setzt auf offene Standards, offene Schnittstellen, offene Soft- und Hardware, offene Innovation, offene Prozesse, offene Verwaltungsdaten, offenes Verwaltungshandeln etc. Beispiele, die zeigen, wie so etwas funktionieren kann, sind Open-Street-Map oder auch die Wissenschaftlergemeinde mit ihren Ansätzen zu Open-Data und Open-Access. Hier wirken offene Praxisgemeinschaften kollaborativ zusammen und erzeugen überzeugende Mehrwerte für die Allmende.

    Mit staatlich betriebenen Plattformen würden die Nutzungs- und Transaktionsdaten und auch das Nutzungsrecht an diesen Daten - dem eigentlichen Gold der Digitalisierung - in den Besitz der Allmende übergehen. Da die Staaten hier selbst die Entwicklung der Plattform steuern oder zumindest regeln und selbst auf dem Datenschatz sitzen, greifen dann auch wieder ihre Gesetze und Regelungen.

    Bei der Offenlegung der amtlichen Daten kann über geeignete Lizenzen sichergestellt werden, dass diese nicht von den privatwirtschaftlichen Plattformunternehmen in unverdienter und unfairer Weise vereinnahmt werden, um nochmal schneller zu wachsen.
    Was bisher geschah

    Die Politik hat in den letzten Jahren mehrere Gesetze auf den Weg gebracht, um die öffentliche Verwaltung digital zu transformieren. Die Verwaltung ist derzeit dabei, diese Gesetze im Rahmen ihrer Möglichkeiten umzusetzen. Die Gesetze zielen darauf ab, Bürgern und Unternehmen künftig Verwaltungsleistungen anzubieten, die sich primär an deren Situation und Bedürfnissen orientieren.

    Das Angebot und dessen Inanspruchnahme sollen sich an den Erwartungen und Erfahrungen mit anderen digitalen Angeboten orientieren. Die behördlichen Leistungen sollen verständlich und nachvollziehbar sein und sich möglichst naht- und mühelos in andere Abläufe eingliedern. Dabei soll den Bürgern und Unternehmen auch die Möglichkeit gegeben werden, sich so weit wie möglich vom behördlichen Genehmigungs- und Interpretationsvorbehalt zu emanzipieren. Die Verwaltung soll möglichst nur noch dann eingreifen, wenn Entscheidungen strittig sind oder unerwartete Ausnahmesituationen auftauchen.

    Die Bundesregierung schreibt in ihrer KI-Strategie „Wer die Standards setzt, bestimmt den Markt.“ Es ist an der Zeit, dass sich die Gesellschaft eine Meinung bildet und entscheidet, wie die Rolle des Staats im Zeitalter der Plattformökonomien aussehen soll. Wir können uns jedenfalls auf Dauer nicht nicht entscheiden, ob wir eine demokratisch legitimierte Einhegung der Plattformen haben wollen oder nicht.

    Literaturempfehlungen

    Prof. Ayad Al-Ani, Fernuniversität Hagen, Der Staat muss in Mobilitätsdienste eingreifen
    https://www.zeit.de/mobilitaet/2017-06/mobilitaetsdienstleistungen-online-plattformen-autohersteller-politik
    Prof. Dr. Stefan Baldi, Munich Business School, Regulierung in der Plattformökonomie?
    https://www.munich-business-school.de/insights/2017/regulierung-plattform-oekonomie
    Prof. Dr. Jörn von Lucke, Zeppelin Universität, In welcher smarten Welt wollen wir eigentlich leben?
    https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/0947-9856-2018-4-177/in-welcher-smarten-welt-wollen-wir-eigentlich-leben-jahrgang-24-2018-
    Dr. Holger Schmidt, Netzökonom.DE, Wert der Plattformökonomie steigt im ersten Halbjahr um 1 Billion Dollar
    https://www.netzoekonom.de/2018/06/24/wert-der-plattform-oekonomie-steigt-im-ersten-halbjahr-um-1-billion-doll
    Prof. Dr. Andreas Wagener, Hochschule Hof, Plattformökonomie als Geschäftsmodell
    https://nerdwaerts.de/2018/02/1294
    Prof. Dr. Shoshana Zuboff, Harvard Business School, Überwachungskapitalisten wissen alles über uns
    https://www.sueddeutsche.de/digital/2.220/shoshana-zuboff-ueberwachungskapitalismus-google-facebook-1.4198835
    Bundesregierung, KI-Strategie der Bundesregierung
    https://www.bmbf.de/files/Nationale_KI-Strategie.pdf
    Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Digitale Plattformen
    https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Digitale-Welt/digitale-plattformen.html
    Fraunhofer FOKUS, Kompetenzzentrum Öffentliche IT, Plattformökonomie
    https://www.oeffentliche-it.de/-/plattformokonomie

    #platform_capitalism #platform_cooperativism

  • Ortskundeprüfung für Taxis: „Wegfall wäre ein Vorteil“
    https://www.taxi-times.com/ortskundepruefung-fuer-taxis-wegfall-waere-ein-vorteil
    Jetzt ist es raus : Es geht um immer billigeres Personal. Das mit der Kunden- und Serviceorientierung ist nur ein Scheinargument für Dumme und Branchenfremde, solange die Unternehmerverbände keinen IHK-Ausbildungsberuf und vernünftige Tarifverträge mit armutsfesten EInkommen für alle Kutscher akzeptieren.

    2. März 2019 von Jürgen Hartmann 3 Kommentare

    Die Mitglieder der Taxi-Erfa-Gruppe haben bei ihrem turnusgemäßen Treffen am vergangenen Wochenende auch über einen möglichen Wegfall der Ortskundeprüfung diskutiert. 

    Das Schwerpunktthema der Gruppe, der ca. 15 Mehrwagenunternehmer aus ganz Deutschland angehören, war am vergangenen Wochenende der Betrieb eigener Taxischulen zur Erhöhung der Belegungsquote der eigenen Autos. 

    Dabei kam natürlich die Frage auf, ob eine Ortskundeprüfung (OKP) für Taxis auf Dauer noch gesetzlich vorgeschrieben sein wird. „Spätestens in zwei Jahren werden wir keine OKP mehr für Taxis haben“, prophezeite ein Teilnehmer aus Hannover. Seit dem Wegfall des erforderlichen Ortskundenachweises für Mietwagenfahrer in Gemeinden mit mehr als 50.000 Einwohnern ist für die Taxibranche ein gravierender Wettbewerbsnachteil entstanden.

    „Warum soll sich ein zukünftiger Taxifahrer monatelang auf eine OKP für den Taxischein vorbereiten, wenn er als Mietwagenfahrer sofort Geld verdienen kann“, gibt ein als Gast eingeladener Software-Experte zu bedenken. Er selbst verkaufe kaum noch seine Taxi-Learn-Software, seit die Regelung für Mietwagen vor knapp zwei Jahren gekippt ist.

    Man verliere gerade gegenüber den Wettbewerbern wie Uber oder Moia, die von der Erleichterung für Mietwagen am meisten profitieren, einen bedeutenden Vorteil, brachte ein weiterer Teilnehmer hervor, doch handele es sich dabei nicht um das einzige Qualitätsmerkmal. Vielmehr müsse sich die gesamte Dienstleistungsbereitschaft verbessern, ergänzt ein Taxiunternehmer aus München: „Verlieren wir Kunden, weil sich ein Taxifahrer nicht so gut auskennt? Wir verlieren Kunden, wenn Taxifahrer nicht dienstleistungsorientiert arbeiten.“

    Ein weiterer Münchner Teilnehmer der Erfa-Gruppe prognostiziert einen Zuwachs an Bewerbungen für den Taxischein: „Mindestens die Hälfte derjenigen, die jetzt für Uber fahren, würden sofort den Taxischein beantragen, wenn dafür keine Prüfung notwendig wäre.“ Die Konsequenz wäre ein großer Vorteil für die Taxibetriebe: „Im Moment können Taxiunternehmer nur aus zehn Bewerbern auswählen und müssen letztlich alles und jeden nehmen, um ihren Betrieb aufrecht erhalten zu können. Wenn sich einhundert Personen als Taxifahrer bewerben, kann man die besten aussuchen und hätte damit automatisch mehr Qualität im Taxi.“

    Eine Qualität, auf die gerade Neulingen durch umfassende Schulungsmaßnahmen vorbereitet werden müssen. Das wäre dann ein erweitertes Aufgabenfeld der bisherigen Taxischulen. „Die Ortskunde ist weiterhin Bestand einer Schule, aber nur noch des großen Spektrums „Taxi als Dienstleistungsberuf“, definiert ein Nürnberger Taxiunternehmer. „Vor allen Dingen sollte eine solche Schulung nicht mit einer Prüfung verbunden sein, denn das hat Abwehrcharakter“.

    Ortskundenachweise auf freiwilliger Basis könnten von Betrieben als Marketing-Instrument eingesetzt werden, quasi als Qualitätssiegel. Bei Taxizentralen wären sie als Zugangsschranke einsetzbar – entweder für die kompletten Zugang an der Funkvermittlung oder für ausgewählte Auftragsarten wie „Taxi Plus“ oder ähnliches. jh

    Kategorie: Allgemein, Beförderungsrecht, D-A-CH, Mietwagen, Recht, Taxizentralen
    Stichworte: Änderung PBefG, Ortskundeprüfung

    Kommentare
    Alex Noack meint

    12. März 2019 um 18:36

    Taxi sollte der Standard in der Branche sein… Mietwagenfahrer sollten eine Ortskundeprüfung machen müssen denn nur so setzt man sich mit dem Job auseinander. Ich könnte als Dresdner definitiv nicht qualitativ in Berlin arbeiten einfach weil ich mich null auskenne. Ein Taxifahrer sollte Ortsteilgeschichten sowie historisch wertvolle Infojoker haben, wissen wo Polizei, Krankenhäuser, Ärztehäuser und Hotels zu finden sind. Wo kommen wir hin wenn man dem Fahrer nicht trauen kann weil er selbst abhängig von seiner Technik ist… Was kommt nach dem Wegfall des Scheines?

    Antworten
    Peter Köhl meint

    13. März 2019 um 9:30

    Ortskunde ist sicherlich ein Vorteil. Aber eben kein MUSS mehr. Dank Tante Google, die mittlerweile 99,9% der Fahrgäste mit sich herumtragen sind diese zwangsläufig ortskundiger als 99% der Taxifahrer mit Ortskundeprüfung. Wo ist also das Qualitätsmerkmal? Es existiert nicht mehr!
    Und mann kann sich natürlich wünschen das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Es wird aber nicht mehr passieren, dass Mietwagenfahrer eine Ortskundeprüfung ablegen werden müssen. Deren Qualitätsmerkmal ist nämlich, genau so zu fahren, wie es der Fahrgast auf seinem Smartphone nachvollziehen kann.
    Taxi sollte der Standard sein – vollkommen richtig. Aber das Berufsbild hat sich längst gewandelt. Wer den Schuss immer noch nicht gehört hat und in Wunschdenken rückwärts gerichtet bleibt, wird nicht existieren können.
    Das neue Berufsbild heißt: ausschließliche Fokussierung auf Dienstleistung! Denn für Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft gibt es noch keine App und wird es auch keine geben. Wir müssen es schaffen, dass unsere Fahrgäste unter anderem wegen des angenehmen Erlebnisses mit unseren echten Fahrern mitfahren wollen. Denn wenn sich die Gäste wegen negativer Erfahrungen nach Alternativen umschauen, haben wir definitiv unseren Sarg selbst gezimmert. Allerspätestens wenn es sogar Alternativen ohne Fahrer gibt.
    Hier schließt sich der Kreis zur Ortskunde: fahrerlose Alternativen wissen alles: Krankenhäuser, Polizei, und unbegrenzt viele „Infojoker“. Damit ist hoffentlich klar, dass das Beharren auf der Ortskundeprüfung, statt Neuorientierung auf menschliche Werte, keine Zukunft haben wird.

    #Taxi #Kapitalismus

  • Facebook – eine Grundsatzentscheidung | Digitalcourage
    https://digitalcourage.de/themen/facebook/facebook-eine-grundsatzentscheidung

    Quelques proposition pour ceux qui pensent que la présence « sur Facebook » est impérative pour leurs affaires.

    Unsere Aufgabe als Datenschutzverein ist es, über Datenschutz aufzuklären und Menschen dafür zu sensibilisieren sowie sie zu mobilisieren. Es gilt Menschen dort zu erreichen, wo sie sich tummeln. Für uns stellt sich daher die Frage: „Wollen wir als Verein Facebook nutzen oder nicht?“ – Dafür spricht, dass Facebook allein in Deutschland über 28 Millionen aktive Nutzer.innen besitzt; weltweit sind es sogar 1,44 Milliarden. Was spräche dagegen eine solche Reichweite auszuschöpfen?
    Wir haben Verständnis für Ihre Entscheidung

    Jede Organisation, welche öffentlichkeitswirksam arbeitet, befindet sich in folgendem Dilemma: Entweder entscheidet man sich für einen Online-Auftritt bei Facebook und stimmt in Folge dessen den zweifelhaften Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu. Oder der Zugang zu einer Plattform, mit dessen Hilfe eine ungemeine Anzahl an Menschen erreicht werden kann, bleibt einem verwehrt. Der Verzicht auf Facebook kann für Organisationen mitunter einem Schritt in die Bedeutungslosigkeit gleichkommen, da andere Organisationen ihre Reichweite mittels Facebook signifikant erweitern.
    Unsere Entscheidung lautet: Kein Facebook!

    Bei Digitalcourage besteht ein allgemeiner Konsens darüber, sich deutlich gegen Facebook zu positionieren: Kommerzielle Überwachung stellt eines unserer Kernthemen dar. Aus diesem Grund erhielt Facebook bereits im Jahr 2011 den – von Digitalcourage verliehenen – BigBrotherAward in der Kategorie „Kommunikation“. In zahlreichen Interviews kritisieren wir das maßlose Sammeln von Daten durch Facebook. Nichts desto trotz sind die Möglichkeiten der Vereinsarbeit mithilfe eines Facebook-Zugangs nicht von der Hand zu weisen. Sollten Sie sich, trotz der Risiken, für Facebook entscheiden, beachten Sie bitte Folgendes:
    Grundregeln zur Nutzung von Facebook

    Mit ein paar einfachen Regeln ist es möglich, dem gesellschaftlichen Schaden, der durch die Nutzung von Facebook entsteht, entgegenzuwirken. Gegen die grundsätzlichen Probleme bezüglich Facebook, beispielsweise Monopolisierung, Kommerzialisierung und die Umgehung des deutschen und europäischen Datenschutzes, helfen auch diese Regeln allerdings nicht.
    1. Alternative Kommunikationsplattformen anbieten:

    Wer Facebook & Co. nutzt, sollte zusätzlich mindestens einen weiteren Kommunikationskanal anbieten. Dieser sollte frei sein und ebenfalls alle Inhalte verbreiten. Die Auswahl der Anbieter ist groß genug. Wir empfehlen dezentrale Ansätze wie Diaspora* oder das Fediverse. Sie haben die Wahl. Denn wer selbst keine Alternative anbietet, ist mitverantwortlich dafür, dass eines Tages vergessen ist, dass Alternativen bestehen. Durch das Befüttern alternativer Plattformen steigt auch deren Attraktivität. Wenn sich alle Organisationen, die Facebook & Co. nutzen, allein an diese Praktik hielten, wäre schon viel gewonnen.
    Mit Accountverwaltungsprogrammen wie Hootsuite sparen Sie Zeit bei der Pflege verschiedener Social-Media-Plattformen. Je höher die Nachfrage nach alternativen Plattformen wird, desto verlässlicher werden auch die Verwaltungsprogramme, welche diese einbinden. Die Attraktivität auf andere Kommunikationskanäle umzusteigen stiege, sodass langfristig die Marktmacht von Facebook aufgebrochen werden kann.
    2. Aus Facebook raus linken, nicht hinein:

    Es sollte stets auf Websites außerhalb von Facebook verwiesen werden. Die Internetnutzer.innen, welche Sie außerhalb von Facebook erreichen, sollten Sie wiederum nicht zu Facebook weiterleiten. Keine Links zu Facebook zu verwenden, ist im Interesse jeder Organisation: Denn Ihr eigenes Angebot können Sie somit verbreiten, ohne parallel kostenlos Werbung für Facebook zu machen.
    3. Mitarbeiter.innen vor AGB schützen:

    Ihr Facebook-Konto sollte von einem gesonderten Rechner verwaltet werden. Denn es ist unklar, was es im Detail bedeutet, dass – so heißt es in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen – das Onlineverhalten außerhalb Facebooks ebenfalls erforscht wird. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) mahnte Facebook bereits ab, da 19 Klauseln der Geschäftsbedingungen aus Sicht des vzbv rechtswidrig seien. Es ist demnach verantwortungslos, Facebook von einem, für diverse Zwecke genutzten, Arbeitsrechner zu bedienen. Abhilfe kann ein sogenannter virtueller Rechner liefern.
    4. Ablehnung von Facebook kundtun:

    Eine kritische und reflektierte Haltung gegenüber Facebook sollte auf Ihrer Facebook-Seite sehr deutlich kommuniziert sowie der Umgang mit dieser transparent gemacht und andere zur Einhaltung der hiesigen Regeln animiert werden. Verweisen Sie auf die alternativen Plattformen, auf denen Sie ebenfalls kommunizieren.
    5. Social-Media-Buttons allenfalls als Ein-Klick-Lösung:

    Sollten Sie auf Ihrer Website Social-Media-Buttons einbinden, gibt es auch hierfür eine Möglichkeit, dies zu tun, ohne die Besucher.innen ihrer Site gesammelt an die Datenkraken auszuliefern. Mittels Shariff können Share-Buttons mit „Ein-Klick-Lösung“ datenschutzkonform auf der eigenen Website eingebunden werden. Nutzer.innen stehen hierdurch erst dann mit Facebook und Co. direkt in Verbindung, wenn sie aktiv werden, zuvor können die sozialen Netzwerke keine Daten über sie erfassen.
    Facebook lohnt sich nicht mehr

    Auch wenn die Verlockung groß ist, auch wirtschaftlich betrachtet gibt es gute Gründe, gegen eine Facebook-Nutzung:
    Grund 1: Reichweite ist begrenzt

    Eine große Reichweite kann nur durch eine hohe Interaktivität hergestellt werden. Das heißt, dass Community-Manager.innen einen hohen Arbeitsaufwand betreiben: Kommunizieren mit den Nutzer.innen, das Bereitstellen von Inhalten, planen und durchführen von Umfragen oder Spielen und Vieles mehr. Dies kostet viel Arbeitszeit und bedeutet viel Aufwand für eine vergleichsweise kurze Aufmerksamkeitsspanne der Konsumenten Ihrer Informationen.
    Grund 2: Inhalte haben es schwer

    Die Inhalte, welche Nutzer.innen auf Facebook angezeigt werden, werden ähnlich wie bei Google anhand von Algorithmen und Rankings errechnet. Facebook filtert, was die Nutzer.innen sehen (sollen). Wenn eine Facebook-Seite, beispielsweise, 200 „Gefällt-mir“-Angaben hat, wird ein Posting der betreffenden Seite möglicher Weise zwischen 15 und 30 Leuten angezeigt. Die Reichweite ihrer Informationen ist somit häufiger geringer, als angenommen.
    Grund 3: Katzenvideos sind interessanter

    Es ist kein Geheimnis: Die Beiträge mit der höchsten Resonanz auf Facebook sind emotionale Inhalte, Musik- und Katzenvideos. Da die meisten Inhalte von Organisationen aber eher informativer Natur sind, werden diese nur ein vergleichsweise kleines Zielpublikum erreichen. Denn laut Facebook-Algorithmus sind Sachinformationen weniger relevant und werden entsprechend eingestuft. Darum raten wir: Stellen Sie Ihre Inhalte auf Ihrer eigenen Seite zur Verfügung.
    Grund 4: Ohne Moos nix los

    Wer mehr Reichweite will, muss der Datenkrake Geld in den Schlund werfen. Bei einem bezahlten Account sind Ihre Möglichkeiten – Überraschung! – völlig andere. Facebook stellt Ihre Inhalte, in diesem Fall, allen Nutzer.innen vor. Der Slogan, „Facebook ist und bleibt kostenlos“, ist somit Augenwischerei, dies betont auch der Verbraucherzentrale Bundesverband.
    Unterm Strich: Facebook ist vergebene Liebesmüh

    Sie und Ihre Organisation verpassen nichts, wenn Sie nicht auf Facebook vertreten sind. Ganz im Gegenteil; in Relation überwiegt der Aufwand gegenüber dem Nutzen. Überlegen Sie es sich daher zwei Mal, ob Sie Facebook auch wirklich nutzen möchten. Im Zweifel hat Facebook mehr von ihrer Organisation als Sie von Facebook. Und wenn Sie nach diesem Artikel immer noch der Meinung sind, ohne Facebook nicht auszukommen, halten Sie sich dabei bitte aber an die oben genannten Grundregeln.

    #surveillance #Facebook #politique

  • 02.03.2019: »Schulen und Unis werden zu Zertifizierungsdiscountern« (Tageszeitung junge Welt)
    https://www.jungewelt.de/artikel/350192.lernen-schulen-und-unis-werden-zu-zertifizierungsdiscountern.html

    Je mehr Eicheln in den Laubwäldern Nordamerikas an den Bäumen wachsen, desto größer gerät die Population an Streifenhörnchen, wodurch wiederum mehr Zecken auftreten, denen die Nager als Wirt dienen. Diese skizzierte Korrelation war 2009 Gegenstand der Abiturprüfung im Leistungskurs Biologie in Nordrhein-Westfalen. Sie haben die Aufgabe Neuntklässlern vorgelegt. Mit welchem Ergebnis?

    Wie vermutet, waren fast alle Neuntklässler in der Lage, die Zentralabiturarbeit ohne größere Probleme zu bearbeiten, teilweise mit guten Noten. Die Erklärung dafür ist einfach: In dem ausführlichen Begleitmaterial waren nahezu alle geforderten Lösungen zu finden. Derartige Aufgabenstellungen verlangen vom Schüler insbesondere Lesekompetenz, während das früher einmal selbständig nachzuweisende Fachwissen deutlich in den Hintergrund gedrängt wird oder in einigen Bundesländern nicht einmal mehr abgefragt werden darf. Mittlerweile haben nahezu alle Bundesländer auf diese Aufgabenformate umgestellt.

    Was schließen Sie daraus ?

    Seit der Jahrtausendwende hat sich eine Abwärtsspirale in der Nivellierung der Ansprüche entwickelt, bei der sich die Bundesländer gegenseitig über- bzw. unterbieten. Unsere neuesten Vergleichsuntersuchungen zeigen, dass die Länder, die die höchsten Abiturientenquoten von bis zu knapp 60 Prozent eines Jahrgangs generieren, auch den größten fachlichen Niedergang in ihren Zentralabiturarbeiten aufweisen. Jedenfalls ist es für niemanden nachzuvollziehen, dass Schüler aus Hamburg, Bremen, Berlin oder Nordrhein-Westfalen viel schlauer sind als jene in Bayern, wo 2016 die Abiturientenquote knapp über 30 Prozent lag. Die Zunahme der Einserabschlüsse sowie der mit der Traumnote 1,0 ist ebenfalls inflationär. Aber eine Bildungsexpansion, die Quantität mit Qualität verwechselt, steht auf tönernen Füßen. Dies betrifft auch die Hochschulen, die mit Ausnahme des Fachbereichs Jura dem gleichen Konzept unterliegen. Mit mehr als 30.000 Dissertationen pro Jahr – ein immer größerer Anteil davon auf mehr als bedenklichem Niveau – machen wir uns ebenfalls international lächerlich.

    2016 erschien von Ihnen »Vom Streifenhörnchen zum Nadelstreifen – Das deutsche Bildungswesen im Kompetenztaumel«. Wenn »Kompetenzen« den Weg in die Chefetage ebnen: Was gibt es daran auszusetzen?

    Der Titel ist natürlich Satire und entstammt dem Manager-Magazin, das seinerzeit über diese Untersuchung berichtete. Kompetenz ist zu einem wahren Containerbegriff mutiert, in den jeder das hineinsteckt, was ihm wichtig erscheint. Kompetenzen können also alles, vieles, wenig oder auch nichts sein, selbst Inkompetenz ist eine Kompetenz. Die Kompensation von Inkompetenz ist mittlerweile in Politik und Gesellschaft die wichtigste Kompetenz, um Karriere zu machen. Ein Hinterfragen muss man nicht fürchten, weil Wissen und Fakten auf einem immer größer werdenden Bildungsfriedhof beerdigt wurden.

    Im Sommer 2017 tagte auf Ihre Initiative hin die bundesweit erste »Inkompetenzkonferenz«, was seinerzeit die Frankfurter Allgemeine Zeitung klagen ließ: »Die neoliberale Ideologie hat zu einer radikalen Veränderung von Schule und Hochschule geführt. Denn wenn Erkenntnis durch Kompetenz ersetzt wird, bleibt von der Bildung nichts mehr übrig.« Ist die Lage wirklich so ernst?

    Die Umstellung von Bildung und Wissen auf Kompetenzorientierung bedeutet ja, dass nur noch das zählt, was im Rahmen der Globalisierung ökonomisch Vorteile bieten könnte. Wir leben also in einer Zeit der immer weiter forcierten Entschlackung eines ehemals breit angesetzten Bildungsverständnisses. Bildung und Wissen spielen nur noch eine untergeordnete oder gleich gar keine Rolle mehr. Die Ökonomisierung der Bildung führt zu ihrem Niedergang. Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, jW) macht daraus gar keinen Hehl. Für reines Wissen oder die Kenntnis von Fakten bezahlt einen heute niemand mehr, heißt es aus Paris. Statt dessen lautet das neue Credo: Google weiß alles.

    Die OECD war es auch, die die Leistungsstudie PISA erfunden hat. Die Vorlage der für Deutschland ziemlich mäßigen Ergebnisse im Dezember 2001 hatte in den Folgejahren allerhand »Reformen« nach sich gezogen. Inwieweit hat PISA zu dem von Ihnen beklagten Niveauverfall beigetragen?

    PISA war der Bahnbrecher für den heute auf allen Feldern gängigen Vermessungswahn, für den irrwitzigen Glauben, Bildungsleistungen ließen sich in Zahlenkolonnen pressen, um daraus Tabellen nach dem Vorbild der Fußballbundesliga zu machen. Mit dem klassischen Bildungsbegriff, mit Aufklärung, Selbstbestimmung, Mündigkeit und Vernunft hat das nichts mehr gemein. Letztlich wurde mit PISA das bis dahin nicht ökonomisch ausgerichtete deutsche Bildungssystem mit freundlicher Unterstützung der OECD in Schutt und Asche gelegt, um es an das angloamerikanische Modell anzuschließen.

    Ist PISA und was daraus folgte für Sie Teil eines neoliberalen Masterplans oder nur Begleiterscheinung einer immer stärker durchökonomisierten Gesellschaft?

    Selbstverständlich verfolgen die Strippenzieher der OECD oder der Bertelsmann-Stiftung einen solchen Plan. Darüber lassen ihre Schriften keinen Zweifel aufkommen. Gerade die deutsche Bildungspolitik setzt derartige Konzepte, die natürlich auch die EU übernommen hat, in vorauseilendem Gehorsam um, und kein deutscher Bildungspolitiker hat die Stirn, sich der Entwicklung zu widersetzen. Einigen dürfte nicht einmal bewusst sein, in welchem Fahrwasser sie sich bewegen. Das trifft auch und gerade auf Teile der Reformpädagogik oder vielmehr der unentwegten Reformer zu, die die Schulen in einem bis zur Jahrtausendwende nie gekannten Eifer mit immer neuen Kursänderungen an den Rand der Verzweiflung getrieben haben.

    Woran denken Sie dabei?

    Da wären zum Beispiel: eine Flüchtlingsintegration ohne Plan, eine Inklusion ohne Finanzierung, die grundlose Verkürzung der Schulzeit, die Verordnung einer »neuen Lernkultur« zur Aktivierung der »selbständigen Lernaktivität« der Schüler, für die wissenschaftlich belastbare Daten völlig fehlen, der naive Glaube an die Förderung aller Schüler nach ihren individuellen Fähigkeiten bei immer größer werdender Heterogenität selbst am Gymnasium. Dazu kommen ein völlig sinnfreies Schreiben nach Gehör, der schleichende Abschied von der vergleichenden Notengebung und die Einserinflation. All das und vieles mehr hat nicht nur eine Spur der Verwüstung hinterlassen, sondern auch zu einer Nivellierung selbst grundlegender Ansprüche geführt.

    Das ist merkwürdig: Sie halten das Leistungsprinzip hoch und beklagen gleichzeitig die zunehmende Ökonomisierung der Gesellschaft, bei der der Leistungsgedanke ja eine zentrale Rolle spielt. Wie passt das zusammen?

    Entschuldigung! Wohin hat denn die Bildungsexpansion um jeden Preis geführt? Zu einer bisher nie gekannten Inflation vormals hochwertiger Abschlüsse – etwa das Abitur oder das Diplom – bei gleichzeitiger teils dramatischer Absenkung des Niveaus. Diejenigen Deutschen, die es sich leisten können, schicken ihre Kinder bei fehlendem 1,0-Abischnitt zu horrenden Kosten zum Medizinstudium ins Ausland, während Normalsterbliche um eine Handvoll Studienplätze wetteifern und die allermeisten sich von ihrem Traumberuf verabschieden müssen. Zusätzlich werden die Wartezeiten der im Ausland Studierenden voll auf ein späteres Weiterstudium in Deutschland anerkannt, die hier gebliebenen schauen in die Röhre. Was daran gerecht sein soll, kann ich beim besten Willen nicht erkennen.

    Aber erst seit PISA wird in Deutschland überhaupt diskutiert, dass Bildungserfolg zuvorderst eine Frage der sozialen Herkunft ist.
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    privat

    Aber hat sich durch die Diskussion etwas geändert? Nein. Heute schon und künftig immer mehr sind Netzwerke und gute Beziehungen der entscheidende Faktor, um Karriere und Geld zu machen. Und worin besteht der Fortschritt, wenn es ein Arbeiterkind mehr an die Uni schafft, um dann mit einem minderwertigen Bachelor einen Job zu bekommen, für den früher eine einfache Berufsausbildung genügte. Ich überspitze sicherlich, aber gerade der politischen Linken muss klar sein, dass es bald auch hierzulande immer mehr private Schulen und Hochschulen für die Kinder reicher Eltern und allenfalls die Allerbesten aus ärmeren Schichten geben wird – und dass dies eine Reaktion auf den allgemeinen Niveauverfall des staatlichen Bildungswesens ist. Das heißt: Mit der Bildungsexpansion auf Teufel komm raus arbeiten ihre Verfechter gegen die Interessen ihrer eigenen Klientel. Gerade von der Linken hätte ich mir größere Unterstützung im Kampf gegen die Ökonomisierung, nicht nur im Bildungswesen, erhofft. Statt dessen macht sie sich zum Trittbrettfahrer einer Politik, deren Gleichmacherei auf einem unteren gemeinsamen Nenner die Absenkung grundlegender Bildungsansprüche erst möglich gemacht hat.

    War das deutsche Bildungssystem der Vor-PISA-Ära also besser als sein Ruf?

    Das deutsche Bildungswesen war bis zur Jahrtausendwende weltweit anerkannt. Erst der mit PISA ausgebrochene Vermessungswahn hat das vormals eher an dem Allgemeinbildungsgedanken eines Wilhelm von Humboldt ausgerichtete System geradezu pulverisiert. Aber ist dadurch ein Schüler besser geworden? Nein. Vom vielen Wiegen wird die Sau nicht fetter, weiß schon der Volksmund. Nehmen wir die Hochschulen: Das im Zuge der Bologna-Reform eingeführte angloamerikanische Bachelor-Master-System konnte die hochfliegenden Erwartungen bis heute nicht erfüllen. Statt dessen hat ein verschultes Studium mit ständigem Abprüfen auswendig gelernter Power-Point-Foliensätze eine bis dahin unbekannte Form des Bulimielernens hervorgebracht. Heutzutage absolvieren die meisten ihr Studium nach dem Motto »Augen zu und durch«.

    Tragisch erscheint rückblickend, dass sich selbst fortschrittliche Kräfte wie die Gewerkschaften vor den PISA-Karren haben spannen lassen. Beseelt von der Hoffnung, so könnte das gegliederte deutsche Schulsystem geknackt werden.

    Bildung war, ist und bleibt eine streitbares Feld, und das ist auch gut so. Es gab auch früher alle möglichen Reformbestrebungen, die aber wegen Uneinigkeit und fehlenden Mehrheiten meist nicht umgesetzt wurden. Seit dem Jahr 2000 bricht sich aber ein anderes, völlig undemokratisches System, das des »Educational Government«, Bahn. Dadurch werden die für eine Demokratie eigentlich selbstverständlichen Diskurse von vornherein ausgeschaltet. Federführend sind vor allem Institutionen ohne echte demokratische Legitimierung, die mit ihrer Lobbymacht große Teile der Bildungspolitik vor sich her treiben. Eigentlich darf die OECD nur Hinweise oder Empfehlungen aussprechen, aber den einzelnen Mitgliedsstaaten keine Vorschriften machen. Trotzdem tanzen alle nach ihrer Pfeife. Dass die Gewerkschaften dies im Blick haben, vermute ich eher nicht, oder sie nehmen es billigend in Kauf.

    Nun fordert die Bertelsmann-Stiftung seit geraumer Zeit auch immer wieder die Einstellung massenhaft neuer Lehrer, Erzieherinnen, mehr Kitaplätze und bessere Ganztagsschulen. Was haben Sie dagegen?

    Insider wissen, dass die Bertelsmann-Stiftung die treibende Kraft hinter der Ökonomisierung, hinter »Educational Government« und der Privatisierung des Bildungswesens nach neoliberalem Muster ist. Selbstverständlich kann man das in der Öffentlichkeit nicht so äußern, da geht man subtiler zu Werke. Letztlich bewegen wir uns auf ein angloamerikanisches System der Zweiteilung der Bevölkerung auch im Bildungswesen zu: Ein Billigabitur für fast alle und Eliteschulen und -unis für die gut Betuchten, wie man das in Frankreich, England und den USA schon lange kennt.

    Die bekannteste PISA-Lektion, nämlich die, Kinder »länger gemeinsam lernen« zu lassen, wurde hierzulande nicht umgesetzt. Man hat wohl die Hauptschulen abgeschafft, aber das Gymnasium nicht angetastet. Bleibt die »Schule für alle« nur ein schöner Traum?

    Der »schöne Traum« ist in Teilen bereits wahr geworden. Das wegen seines Status nicht abzuschaffende Gymnasium ist doch mittlerweile eine Art Volksschule für alle. Die Politik folgt dem Elternwunsch, und in der Konsequenz sinkt das schulische Niveau weiter ab. Warum auch sollte eine gemeinsame Schule mit gemeinsamen Klassen für alle automatisch zu besseren Ergebnissen für alle führen? Das funktioniert in keinem anderen Lebensbereich, nicht im Sport, nicht in der Musik und nicht in der Kunst. Fast in allen Einheitsschulsystemen besuchen Schüler mit zunehmendem Alter wie selbstverständlich unterschiedliche Kurse mit unterschiedlichen Anforderungen. In einer High School in den USA werden alle Fächer in einem meist vierstufigen Kurssystem erteilt, in denen jeder Schüler nach Fähigkeiten und Leistung eingeteilt wird. Diese Entwicklung beginnt schon in den vorgeschalteten Middle Schools, die dann entsprechend schon Junior High Schools genannt werden.

    Der neuseeländische Pädagoge John Hattie hat mit »Visible Learning«, seiner bahnbrechenden Metaanalyse zur Unterrichtsforschung, den Beweis geliefert: Beim Lernerfolg von Schülern spielen Strukturen praktisch keine Rolle, »das Lehrerhandeln macht den Unterschied«. Es braucht also vor allem mehr Geld für mehr gute Lehrkräfte, die ihr Handwerk verstehen. Und was machen wir in Deutschland? In einem Beitrag der Zeit kam kürzlich ein Schulleiter damit zu Wort, dass ein Lehrer, der seine fachliche Kompetenz als wesentlich erachte, keine Chance mehr auf eine Einstellung hätte. Vielmehr komme es auch am Gymnasium auf das Umsteuern von Bildungsbiographien an. Da fehlen mir die Worte.

    Was haben Sie dagegen, Kinder individuell, das heißt ihren Stärken und Schwächen entsprechend, zu fördern?

    Selbstverständlich sollten alle Kinder entsprechend ihren Fähigkeiten gefördert werden. Bei Klassengrößen von 25 und mehr Schülern, bei Migrantenanteilen von mithin weit über 50 Prozent, ist das aber unmöglich. Warum stellt man nicht homogenere Lerngruppen zusammen, wie dies auch in anderen Ländern mit Einheitsschulen der Fall ist. An US-High-Schools schließt der in Mathematik weniger begabte Schüler auf Regular-Niveau ab, der leistungsstärkste auf dem höchsten Advanced-Placement-Level, das College-Niveau beinhaltet. Noch vor der Jahrtausendwende hatten wir in den Leistungskursen der Sekundarstufe II ein ähnliches oder gar höheres Niveau, weil dort die Wissenschaftlichkeit des Unterrichts in allen Lehrplänen ausdrücklich gefordert wurde. Heutzutage hat man sich in nahezu allen abiturvergebenden Schulformen davon verabschiedet.

    Im März erscheint Ihr neues Buch »Abitur und Bachelor für alle – wie ein Land seine Zukunft verspielt«. Wie sehr hat die 1999 eingeleitete Bologna-Studienstrukturreform die Hochschulen gezeichnet?

    Wegen einer gigantischen Werbemaschinerie fluten immer mehr Studierwillige ohne grundlegende Studierfähigkeit die Hochschulen, an Wissenschaft und Forschung Interessierte befinden sich mittlerweile in der deutlichen Minderheit. Die Mehrheit erwartet eine Ausbildung auf akademischem Niveau und verspricht sich dadurch entsprechend gut bezahlte Jobs für die Zukunft. Damit einher geht ein massiver Substanzverlust beim berufsbildenden dualen System, weil immer weniger Jugendliche eine Lehre machen wollen. Und das, obwohl gut bezahlte Fachkräfte händeringend gesucht werden. Der grassierende Akademisierungswahn hat zu mittlerweile über 19.000 Studiengängen geführt, von denen die meisten Mickymaus-Studiengänge ohne jede Nachhaltigkeit sind und den Absolventen eher die Zukunft verbauen.

    Sofern sie überhaupt zu Ende studieren …

    Wobei, Studienabbrecher soll es demnächst besser nicht mehr geben. Der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Konrad Wolf stellte kürzlich wegen des Anstiegs der hohen Abbrecherzahlen einen »Handlungsauftrag an die Politik« fest. Die Rahmenbedingungen an den Hochschulen müssten so gestaltet werden, »dass es Studierenden möglich ist, ihren Studienverlauf entsprechend ihrer Qualifikationen und Fähigkeiten erfolgreich abzuschließen«. Das spricht Bände: Man macht Deutschlands Schulen und Hochschulen zu Zertifizierungsdiscountern und glaubt, mit einer weiteren Absenkung der Ansprüche auf unterstem Level soziale Gerechtigkeit erzwingen zu können. Den Preis für diese Entwicklung wird die zukünftige Generation zu zahlen haben. Und der dürfte keinesfalls gering sein.

    #Allemagne #éducation #néolibéralisme #Abitur #baccalauréat

  • #failoftheweek: München und Microsoft - ein schwerer Ausnahemefehler | Zündfunk | Bayern 2 | Radio | BR.de
    https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/fail-muenchen-und-microsoft-ein-schwerer-ausnahmefehler-100.html

    Comment le lobbying de Microsift a tué Linux à Munich

    08.02.2019 - von: Christian Schiffer

    2003 schaute die Welt auf München. Die Stadt hatte es gewagt, sich gegen den Tech-Giganten Microsoft zu stellen. Die Computer der Stadt liefen von da auf dem Open Source-System Linux. 2020 wird dieser Ausflug beendet sein. Denn Microsoft ist mächtig.

    Steve Ballmer irgendwann in den Nullerjahren. Der damalige Chef von Microsoft springt auf einer Firmen-Veranstaltung über die Bühne. Ballmer schwitzt, Ballmer kreischt, Ballmer schüttelt den Kopf, weil er das einfach nicht fassen kann, wie geil, also wirklich WIE GEIL, diese Firma ist: Microsoft. Microsoft! Der sanfte IT-Riese, den alle lieben! Microsoft! Die Firma mit Windows, Word und Excel! Microsoft! Die Firma, die die Menschheit fast im Alleingang ins Digitalzeitalter gewummst hat! Microsoft! Die Firma mit dem Internet-Explorer, dem ja wohl gesamt-geilsten Internet-Browser der Welt! Paint, Minesweeper, Solitär: Alles geiler Microsoft-Shit!
    Power-Hühne und Ex-Microsoft-Chef Steve Ballmer

    Irgendwann kommt der hüpfende Power-Hüne vor einem Mikrofon schwer atmend zum Stehen. Der 1,96 Meter große Vorstandsvorsitzende wirkt damals ein wenig wie der Oliver Kahn unter den Unternehmenslenkern: Engagiert, verrückt, animalisch, voll auf Testosteron. Vor allem aber wirkt er wie jemand, mit dem man lieber nicht alleine in einem Raum sein möchte, wenn er unzufrieden ist.

    Doch das genau muss im Jahr 2003 der damalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. München beschließt damals, die Stadtverwaltung auf Open Source umzustellen. Hintergrund ist, dass Microsoft kurz vorher den Support für Windows NT4 einstellt und die Stadt zwingen will, Millionen auszugeben, um auf eine neue Windows-Version umzusteigen. Die Entscheidung der Stadt München auf freie Software zu setzten, wird damals auf der ganzen Welt aufmerksam verfolgt. Auch deswegen unterbricht Steve Ballmer extra seinen Ski-Urlaub, um Christian Ude nochmal persönlich ins Gewissen zu reden, doch Ude bleibt hart.
    Bill Gates lauert am Rande der Bundesgartenschau

    Später lauert dem Münchner Oberbürgermeister dann auch noch Bill Gates am Rande der Bundesgartenschau auf und bittet ihn ein Stück in seinem Auto mitzufahren. Was dann passiert, schilderte Christian Ude im Deutschlandfunk so: „Und dann fragte er: Warum tun Sie das, das ist doch ein irrer Schritt, warum machen Sie das? – Und ich sagte: Um unabhängig zu werden. – Ja, von wem denn unabhängig? – Und dann sagte ich: Von Ihnen.“

    Ude bleib erneut hart und München startet das LiMux-Projekt. Auf den 15.000, zum Teil offenbar veralteten Rechnern der Stadtverwaltung soll nun Linux laufen. Über die Jahre spart die Stadt so eine Menge Geld ein, doch die Systeme sind auch fehleranfällig. Einmal fällt zum Beispiel das gesamte Mail-System der Stadt aus, weil jemand eine Nachrichte mit einer überlangen Betreffzeile schreibt. Die CSU mäkelt immer wieder an dem Projekt herum und dann kommt mit Dieter Reiter ein Oberbürgermeister ans Ruder, der sich in einem Interview als bekennender Microsoft-Fan outet.

    Vielleicht wegen dem ganzen geilen Microsoft-Shit, vielleicht aber auch, weil er als Wirtschaftsreferent seine Finger im Spiel hat, als der IT-Riese 2013 entscheidet, seine Zentrale von Unterschleißheim nach München zu verlegen.

    Dieter Reiter ist bekennender Microsoft-Fan

    Diese Woche kam dann aber auch noch heraus, dass die Unternehmensberatung Accenture mit Microsoft eine gemeinsame Service-Sparte gründen möchte. Accenture wiederum ist ausgerechnet die Unternehmensberatung, die Ende 2016 München dazu rät, doch bitte wieder zu Microsoft zurück zu kehren.

    Wieder Steve Ballmer. Diesmal noch verschwitzter und mindestens genau so bizarr: Der Ex-Microsoft-Chef beschwört die Wichtigkeit der Software-Entwickler – und damit hat er recht! Software-Entwickler bräuchte aber vor allem die Open Source-Szene, denn freie Software schreibt sich schließlich nicht von selbst, auch hier müssen Programmierer bezahlt werden. Und genau deswegen wäre es so wichtig, dass Städte und Gemeinden auf Open Source setzen. Einerseits wird dauernd der Einfluss von großen Software-Konzernen beklagt, man beschwert sich, dass Microsoft, Google, Facebook und alle die anderen Unternehmen im Plattform-Kapitalismus so mächtig geworden sind. Andererseits weigert man sich, die beachtliche staatliche Power dafür einzusetzen, Alternativ-Plattformen zu fördern, die günstiger sind und sicherer.

    Städte und Gemeinden sollten auf Open Source setzen

    Open Source kann eben nur funktionieren, wenn viele mitmachen. LiMux hätte hierbei ein Anfang sein können und gilt heute stattdessen tragischerweise als schwerer Ausnahmefehler.

    #Allemagne #Munich #Linux #Microsoft #politique

  • Eine Million
    https://www.eine-million.com

    Ich habe begonnen, selbst Porzellangefäße zu töpfern. Die Gefäße werden chronologisch von 1 bis 1.000.000 numme-
    riert. In jedes einzelne Stück, von meinen Händen auf der Drehscheibe geformt, werden die fortlaufenden Nummern in
    das noch weiche Porzellan eingraviert. Die transparente Glasur zeigt die feine Farbe des bei 1300 Grad Celsius dicht
    gebrannten Porzellanscherbens.

    Dieses Vorhaben, selbst eine Million Gefäße zu produzieren, erzeugt den größtmöglichen denkbaren Raum, um in Ruhe
    zu arbeiten. Mein Lebensende, als behaupteter Endpunkt des Projektes, erzeugt die Vorstellung und birgt die Hoffnung
    auf viel Zeit für Alle, die sich damit in Beziehung setzen. Mein handwerkliches Können wird sich steigern und verfeinern.
    Sichtbar wird die Entwicklung beim Besuch der Website www.eine-million.com. Auf einem horizontalen Fotostrang ist je-
    des Gefäß in der Reihenfolge der Produktion abgebildet. Das Auf und Ab der Entwicklung der Formen wird hier sichtbar.

    Der Standort eines jeden Gefäßes ist angegeben. Diese Ortsangaben sind auf Google Maps verlinkt. Die Website zeigt
    die Verbreitung, die Wege und Orte der Gefäße und belegt so den Zusammenhang zwischen Produktion, Objekt und
    Welt. Eine analog voranschreitende Zellteilung, die sehr rasant oder eben sehr langsam von statten gehen kann.

    Scrape data from an interactive map – ParseHub Help Center
    https://help.parsehub.com/hc/en-us/articles/221759968-Scrape-data-from-an-interactive-map

    Many websites use widgets like Google Maps on their pages to display data you want.

    You should read this tutorial if you’re trying to scrape:

    A site like Yellow Pages that gives maps for the locations of local stores
    Data with information about stores or sites all across the country

    ParseHub can scrape this information, as long as it can be found in the HTML on the page. Before you go to scrape data, you should make sure that the data is there in the map.

    Is it possible to get coordinates for locations from Google Map? - Geographic Information Systems Stack Exchange
    https://gis.stackexchange.com/questions/19365/is-it-possible-to-get-coordinates-for-locations-from-google-map

    View the page’s source code and see if they are being publicly published. For example: http://www.canada411.yellowpages.ca/search/si/1/mcdonalds%20restaurant/Toronto%2C%20ON?showDD=true

    If you view the source code on that page, you will be able to find the lat + long of each pushpin marker on the google maps map. Also, each record holds information about its lat + long regardless of it being shown on the map itself. Each webpage will be uniquely formatted. Some poking around in the source code may reveal a lot of information about the data to the user!

    #art #porcelaine

  • Was fehlt ? Ein wirklich soziales Netzwerk ! - Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
    https://www.linksfraktion.de/themen/nachrichten/detail/was-fehlt-ein-wirklich-soziales-netzwerk
    Die Linke au Bundestag nous communique du blabla exquis à propos de Facebook. Ce n’est pas étonnant car sa porte-parole est une ancienne lobbyiste Microsoft et fervente défenseuse du langage épicène. Elle a réussi à obtenir une place sur la liste électorale de la section du parti dans le Brandebourg où on favorise toujours les mines de charbon à ciel ouvert et la production d’électricité avec du charbon à haute teneur en soufre.

    Von Anke Domscheit-Berg, Sprecherin für Netzpolitik der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag:

    Manchmal hört man Leute vom Internet und von der richtigen Welt sprechen als wären dies zwei vollkommen unterschiedliche Bereiche. Aber für die meisten Menschen ist das Internet Teil der richtigen Welt, Teil des öffentlichen Raums, wo sich Menschen treffen, Gespräche führen, Beziehungen pflegen, sich streiten, fachsimpeln oder Witze machen. Manche dieser Räume sind riesig, bei Facebook tummeln sich inzwischen über zwei Milliarden Nutzer*innen.

    Es sind eine ganze Reihe dominanter Plattformen entstanden, die aufgrund des Netzwerkeffektes immer größer werden. Dieser Effekt meint den Vorteil, den ein soziales Netzwerk dadurch hat, dass schon viele daran teilnehmen. Wo die anderen sind, will man selbst auch sein. Soziale Netze, wo man niemanden kennt, sind wenig attraktiv. Wechselt man das soziale Netzwerk, etwa um die eigene Privatsphäre besser zu schützen, verliert man existierende Beziehungen und wäre in einem anderen sozialen Netzwerk möglicherweise einsam.

    Anti-Monopol-Gesetze gibt es fast in jedem Land, sie werden auch regelmäßig angewendet. Nur wenn es sich um digitale Monopole handelt, die ja weltweit agieren, versagt die Regulierung. Für einen Nationalstaat ist es in der digital-globalen Welt schwer, ein Unternehmen zu regulieren, das seinen Sitz ganz woanders hat. Einfacher wäre es auf europäischer Ebene, denn 500 Millionen Menschen bilden gemeinsam eine gewaltige Verhandlungsmacht. Sie sind ein Markt, den Unternehmen wie Facebook, YouTube oder Twitter nicht vernachlässigen können.

    Ob man die großen Digital-Unternehmen in ihre Schranken weisen soll, müssen wir nicht lange diskutieren. Die negativen Folgen für die Demokratie sind klar erkennbar. So kam ein Gutachten der UN zum Schluss, dass die Verbrechen an den Rohingya in Myanmar ganz maßgeblich durch Hassnachrichten und Falschinformationen auf Facebook initiiert, angefeuert und eskaliert worden. Facebook hat in Myanmar Menschen das Leben gekostet.

    Über den Brexit würden wir vielleicht jetzt gar nicht mehr reden, wenn es vor der Volksabstimmung in Großbritannien nicht einen schmutzigen Wahlkampf gegeben hätte, der in nennenswerten Teilen auf Facebook ablief. Es wurden z.B. so genannte „Dark Ads“ eingesetzt, Anzeigen der Pro-Brexit-Kampagne, die jeweils nur einer speziell durch Algorithmen gefilterten Nutzergruppe angezeigt wurden, während sie für alle anderen unsichtbar blieben und die genau ihre Herzensthemen mit Fakenews adressierten. Teeliebhaber bekamen angezeigt, dass die EU Teekessel verbieten will, Tierschützer, dass die EU den Mord an Robbenbabys erlauben will.

    Inzwischen wissen wir, dass negative Emotionen häufiger zu Interaktionen führen – in sozialen Netzen also zum Kommentieren, Liken und Teilen anregen. Dieser Effekt ist nicht nur stärker, sondern auch länger anhaltend als bei positiven Emotionen. In Verbindung mit dem Geschäftsmodell von Facebook, das auf dem Verkauf von Werbung basiert, wird so aus einem sozialen Netz ein asoziales Netz. Was viel geteilt, kommentiert und gelikt wird, bringt Klicks und viele Klicks bringen höhere Werbeeinnahmen. Das begünstigt Fakenews und Hassnachrichten, die so eine schnelle und große Verbreitung finden. Sie spalten und polarisieren unsere Gesellschaft. Deshalb braucht es Regulierung.

    Es braucht aber auch eine gemeinwohlorientierte Alternative. Was auch immer man reguliert, digitale Großkonzerne werden immer zuerst auf den Profit gucken. Meine linke Utopie ist ein wirklich soziales Netzwerk, dessen einziger Daseinszweck es ist, weltweit Menschen miteinander zu vernetzen. Das nicht Inhalte nach kommerziellen Interessen vorsortiert, sondern in dem jede*r selbst bestimmen kann, welche Inhalte in welcher Reihenfolge angezeigt werden. Es sollte als öffentlicher Diskursort zur Daseinsvorsorge gehören, wie Straßen, Parks und öffentliche Plätze und sollte kostenfrei sein. Ein solches, ausschließlich am Gemeinwohl orientiertes soziales Netz könnte von der EU finanziert und entwickelt werden und allen Menschen weltweit zur Verfügung stehen.

    Attraktiv wird ein solches Netzwerk natürlich, wenn viele Menschen dorthin wechseln. Dazu braucht es eine Regulierung, die den Netzwerkeffekt bricht. Möglich wäre das durch eine EU-Vorgabe, die soziale Netze zur Interoperabilität untereinander verpflichtet. So wie wir heute mit einem Telekom-Vertrag auch an Menschen mit Vodafone-Vertrag eine SMS schicken können, sollte es auch möglich sein, mit Freunden in gemeinwohlorientierten und kommerziellen sozialen Netzen gleichzeitig Inhalte zu teilen.

    Das Wissen der Welt wird bereits in der nicht kommerziellen Wikipedia gesammelt. Ein Weltwissen gesammelt und sortiert von Google oder Facebook möchte ich mir gar nicht erst vorstellen. Genauso wenig wie Wissen sollten soziale Beziehungen zwischen Menschen kommerzialisiert werden, erst recht nicht, wenn die Kommerzialisierung uns einander nicht näher bringt, sondern Zwietracht sät.

    #gauche #facebook #wtf

  • Was fehlt ? Ein wirklich soziales Netzwerk ! - Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
    https://www.linksfraktion.de/themen/nachrichten/detail/was-fehlt-ein-wirklich-soziales-netzwerk
    Blablabla. Voilà ce qui arrive quand un parti de la gauche choisit comme porte parole pour tout ce qui est digital une abcienne lobbyiste Microsoft et adversaire déclarée d’Edward Snowden.

    Von Anke Domscheid-Berg, Sprecherin für Netzpolitik der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag:

    Manchmal hört man Leute vom Internet und von der richtigen Welt sprechen als wären dies zwei vollkommen unterschiedliche Bereiche. Aber für die meisten Menschen ist das Internet Teil der richtigen Welt, Teil des öffentlichen Raums, wo sich Menschen treffen, Gespräche führen, Beziehungen pflegen, sich streiten, fachsimpeln oder Witze machen. Manche dieser Räume sind riesig, bei Facebook tummeln sich inzwischen über zwei Milliarden Nutzer*innen.

    Es sind eine ganze Reihe dominanter Plattformen entstanden, die aufgrund des Netzwerkeffektes immer größer werden. Dieser Effekt meint den Vorteil, den ein soziales Netzwerk dadurch hat, dass schon viele daran teilnehmen. Wo die anderen sind, will man selbst auch sein. Soziale Netze, wo man niemanden kennt, sind wenig attraktiv. Wechselt man das soziale Netzwerk, etwa um die eigene Privatsphäre besser zu schützen, verliert man existierende Beziehungen und wäre in einem anderen sozialen Netzwerk möglicherweise einsam.

    Anti-Monopol-Gesetze gibt es fast in jedem Land, sie werden auch regelmäßig angewendet. Nur wenn es sich um digitale Monopole handelt, die ja weltweit agieren, versagt die Regulierung. Für einen Nationalstaat ist es in der digital-globalen Welt schwer, ein Unternehmen zu regulieren, das seinen Sitz ganz woanders hat. Einfacher wäre es auf europäischer Ebene, denn 500 Millionen Menschen bilden gemeinsam eine gewaltige Verhandlungsmacht. Sie sind ein Markt, den Unternehmen wie Facebook, YouTube oder Twitter nicht vernachlässigen können.

    Ob man die großen Digital-Unternehmen in ihre Schranken weisen soll, müssen wir nicht lange diskutieren. Die negativen Folgen für die Demokratie sind klar erkennbar. So kam ein Gutachten der UN zum Schluss, dass die Verbrechen an den Rohingya in Myanmar ganz maßgeblich durch Hassnachrichten und Falschinformationen auf Facebook initiiert, angefeuert und eskaliert worden. Facebook hat in Myanmar Menschen das Leben gekostet.

    Über den Brexit würden wir vielleicht jetzt gar nicht mehr reden, wenn es vor der Volksabstimmung in Großbritannien nicht einen schmutzigen Wahlkampf gegeben hätte, der in nennenswerten Teilen auf Facebook ablief. Es wurden z.B. so genannte „Dark Ads“ eingesetzt, Anzeigen der Pro-Brexit-Kampagne, die jeweils nur einer speziell durch Algorithmen gefilterten Nutzergruppe angezeigt wurden, während sie für alle anderen unsichtbar blieben und die genau ihre Herzensthemen mit Fakenews adressierten. Teeliebhaber bekamen angezeigt, dass die EU Teekessel verbieten will, Tierschützer, dass die EU den Mord an Robbenbabys erlauben will.

    Inzwischen wissen wir, dass negative Emotionen häufiger zu Interaktionen führen – in sozialen Netzen also zum Kommentieren, Liken und Teilen anregen. Dieser Effekt ist nicht nur stärker, sondern auch länger anhaltend als bei positiven Emotionen. In Verbindung mit dem Geschäftsmodell von Facebook, das auf dem Verkauf von Werbung basiert, wird so aus einem sozialen Netz ein asoziales Netz. Was viel geteilt, kommentiert und gelikt wird, bringt Klicks und viele Klicks bringen höhere Werbeeinnahmen. Das begünstigt Fakenews und Hassnachrichten, die so eine schnelle und große Verbreitung finden. Sie spalten und polarisieren unsere Gesellschaft. Deshalb braucht es Regulierung.

    Es braucht aber auch eine gemeinwohlorientierte Alternative. Was auch immer man reguliert, digitale Großkonzerne werden immer zuerst auf den Profit gucken. Meine linke Utopie ist ein wirklich soziales Netzwerk, dessen einziger Daseinszweck es ist, weltweit Menschen miteinander zu vernetzen. Das nicht Inhalte nach kommerziellen Interessen vorsortiert, sondern in dem jede*r selbst bestimmen kann, welche Inhalte in welcher Reihenfolge angezeigt werden. Es sollte als öffentlicher Diskursort zur Daseinsvorsorge gehören, wie Straßen, Parks und öffentliche Plätze und sollte kostenfrei sein. Ein solches, ausschließlich am Gemeinwohl orientiertes soziales Netz könnte von der EU finanziert und entwickelt werden und allen Menschen weltweit zur Verfügung stehen.

    Attraktiv wird ein solches Netzwerk natürlich, wenn viele Menschen dorthin wechseln. Dazu braucht es eine Regulierung, die den Netzwerkeffekt bricht. Möglich wäre das durch eine EU-Vorgabe, die soziale Netze zur Interoperabilität untereinander verpflichtet. So wie wir heute mit einem Telekom-Vertrag auch an Menschen mit Vodafone-Vertrag eine SMS schicken können, sollte es auch möglich sein, mit Freunden in gemeinwohlorientierten und kommerziellen sozialen Netzen gleichzeitig Inhalte zu teilen.

    Das Wissen der Welt wird bereits in der nicht kommerziellen Wikipedia gesammelt. Ein Weltwissen gesammelt und sortiert von Google oder Facebook möchte ich mir gar nicht erst vorstellen. Genauso wenig wie Wissen sollten soziale Beziehungen zwischen Menschen kommerzialisiert werden, erst recht nicht, wenn die Kommerzialisierung uns einander nicht näher bringt, sondern Zwietracht sät.

    #Allemagne #gauche #lobbyisme #Facebook

  • In vielen wirtschaftlichen Angelegenheiten gilt in der EU das Prinz...
    https://diasp.eu/p/8311575

    In vielen wirtschaftlichen Angelegenheiten gilt in der EU das Prinzip „Einer für alle“. Das heißt, dass eine Zulassung in einem Land automatisch auch für alle anderen EU-Länder gilt. Deshalb ist es für deutlich mehr als 500 Millionen Menschen von Bedeutung, dass das knapp Drei-Millionen-Einwohner-Land-Litauen dem aus einer Suchmaschine entstandenen Google-Konzern über die Alphabet-Tochter Google Payment eine Lizenz zum Speichern und Transferieren von elektronischem Geld erteilt hat.

    Damit kann der Dienst Google Pay zukünftig eine deutlich umfangreichere als nur die bisherige Vermittlerrolle zwischen Käufern, Verkäufern und Banken spielen: Auch wenn es sich bei der Erlaubnis nicht um eine vollständige Banklizenz handelt, kann er jetzt Zahlungen abwickeln, digitales Geld prägen und elektronische (...)

  • 31.12.2018 : Die radikale Partei (Tageszeitung junge Welt)
    https://www.jungewelt.de/artikel/346323.kpd-gr%C3%BCndung-die-radikale-partei.html

    Il y a cent ans dans la nuit du 31.12.1918 au 1.1.2019 au Preußischer Landtag des ancien social-démocrates en désaccord avec la politique réactionnaire des dirigeants SPD créent le parti communiste allemand Deutsche Kommunistische Partei (KPD). Le journal Junge Welt publie des extraits de discours de quelques fondateurs.

    Peu après le 15 janvier 1919 ses membres les plus célèbres Rosa Luxemburg et Kartl Liebknecht sont assassinés avec la complicité de Gustav Noske, un haut responsable social-démocrate qui s’était donné la tâche de mater la révolution allemande avec des troupes commandés par des officiers qui allaient constituer le noyau du pouvoir nazi quelques années plus tard.

    Die Gründergeneration der Kommunistischen Partei Deutschlands hat die Partei zur Jahreswende 1918/19 als Revolutionspartei konzipiert. Die Annahme, dass Kapitalismus und bürgerlicher Staat in eine ausweglose Krise geraten seien, die entweder mit der sozialen Revolution oder einer sozialen Katastrophe enden würde, einte alle Fraktionen und Strömungen der Partei. Eine bestimmte politische Taktik war damit allerdings noch nicht verbindlich vorgegeben. Die Debatten in der jungen Partei drehten sich deshalb vor allem um die Frage, wie diese Einsicht in die politische Praxis zu übersetzen sei – auf dem Gründungsparteitag in der Form einer Auseinandersetzung über die Wahlbeteiligung bzw. über die Gewerkschaften. Anfang 1922, als die ersten, aus diesen Konflikten resultierenden Abspaltungen nach links und rechts bereits erfolgt waren, hat August Thalheimer dieses zentrale Problem der Parteientwicklung in der Zeitschrift Die Internationale noch einmal umrissen: Es liege, so Thalheimer, auf der Hand, dass, sollte die Einschätzung, der Kapitalismus befinde sich in einer finalen Krise, sich als nicht zutreffend erweisen, »für die kommunistische Politik, und also für kommunistische Grundsätze und am Ende auch für die kommunistische Partei kein Boden mehr da ist. Wenn der Kapitalismus aus dieser seiner ungeheuren Krisis zu ›normaler‹ Funktion zurückkehrt, so folgt daraus politisch die Rückkehr zur ›normalen‹ sozialdemokratischen Politik und Partei, die ihre verschiedenen Färbungen und Flügel haben mag, in der aber keine grundsätzlich verschiedenen programmatischen und taktischen Einstellungen möglich sind.« Das hieß: Eine kommunistische Partei funktioniert, wenn sie sich selber ernst nimmt, nur in Krisenphasen, in denen die Möglichkeit der Revolution zumindest angelegt ist. Ein Plädoyer gegen »kommunistische Grundsätze« ist das gerade nicht: Es ist der Hinweis, dass auch eine politische Partei, die einmal mit solchen radikalen Grundsätzen angefangen hat, gefährdet ist, »zur ›normalen‹ sozialdemokratischen Politik« herabzusinken. Die Geschichte der kommunistischen Parteien im vergangenen Jahrhundert ist auch eine Geschichte dieses Verfalls. Ein Rundgang durch die großen Themen des Gründungsparteitages lohnt sich nicht zuletzt aus diesem Grund.
    Kritik des »linken« Reformismus

    Die USPD ist tot

    »Wir sehen hier, wie die USP nicht nur in ihren Führern verderbt ist, sondern, allerdings wesentlich mit durch die Politik ihrer Führer, auch in den Massen sich der Zersetzungsprozeß in einer sehr deutlichen, in einer geradezu unerträglichen Weise geltend macht. Die Mitgliedschaften, und zwar hier unter Förderung durch den Parteivorstand, der dieser Politik noch nicht abgeschworen hat, sie gehen bei den Wahlen zusammen mit den Mehrheitssozialisten. Die Mitgliedschaften verschmelzen sich in immer größerem Umfange. Wir haben in dem einen seltenen, aber wahrscheinlich bald nicht mehr so seltenen Falle Eduard Bernsteins einen Fall der Zugehörigkeit zu beiden Parteien. Dieser Vorgang kennzeichnet die innere Zersetzung, die absolute Unhaltbarkeit der ganzen Partei, nicht nur in bezug auf einzelne Personen, sondern auch in bezug auf die Zusammensetzung der Mitgliedschaften selbst. Es ist eine Scheidung notwendig. Im Grunde ist die USP bereits heute tot, und im Grunde ist dieser Austritt aus dem Kabinett nichts anderes als ein mißglückender Versuch, den Leichnam noch einmal zum Leben zu erwecken.« (Karl Liebknecht)

    Der große Trennungsstrich

    »Es gilt nun heute, jetzt, vor aller Öffentlichkeit den großen Trennungsstrich zu ziehen. Wir haben keine Gemeinschaft mehr mit der USP, wir müssen eine selbständige Partei werden. Wenn wir heute auseinandergehen, muß eine neue Partei gegründet sein, eine Partei, die im Gegensatz zu den scheinsozialistischen Parteien steht, zu denen auch die USP zu rechnen ist, im Gegensatz zu den Parteien, die das Wort Sozialismus mißbrauchen, um die Massen zu verwirren und den herrschenden Klassen in die Hände zu arbeiten, eine Partei, die entschlossen und rücksichtslos die Interessen des Proletariats vertritt, eine Partei, die geschlossen und einheitlich zusammengesetzt ist im Geiste und im Willen, eine Partei, die ein klares Programm hat, eine Partei, in der das Ziel und die Mittel zum Ziele gewählt sind mit klarer Entschlossenheit, mit einer Entschiedenheit, die nicht verwirrt werden kann, [in der] die Mittel gewählt worden sind nach den Interessen der sozialistischen Revolution, nach den Interessen, die die sozialistische Weltrevolution erfordert.« (Karl Liebknecht)

    Mitmacherei der USPD

    »Die USP (…) entstand durch Zusammenschluß verschiedenartiger Elemente, die weder in den Grundsätzen noch in der Taktik übereinstimmen und in den offiziellen Instanzen überwiegend eine verhängnisvolle scheinradikale Impotenz verkörpern. Die Politik der USP war von Anbeginn niemals eine solche der sozialistischen Klarheit, des entschlossenen Klassenkampfes, des konsequenten Internationalismus, sondern nur eine solche der opportunistischen Verworrenheit, der ängstlichen Kompromisselei, der nationalen Rechnungsträgerei und so von Anfang an zur Aktionsunfähigkeit verdammt. Seit der Novemberrevolution hat sich die Halbheit und Unsicherheit dieser Politik bis zur völligen Prinzipienlosigkeit gesteigert. Obwohl die Mehrheitssozialisten schon am 9. November unzweideutig erklärten, daß sie eine proletarisch-revolutionäre Politik auch künftig ablehnen würden, traten Vertreter der USP in das paritätische Kabinett ein. Sie haben damit der Verwirrung und Versumpfung der Arbeiter- und Soldatenmassen stärksten Vorschub geleistet, indem sie den Ebert-Scheidemann als Feigenblatt dienten. Sie haben sich acht Wochen lang aller Verbrechen und Verrätereien der ›sozialistischen‹ Regierung, deren Ziel die Wiederherstellung und Erhaltung der kapitalistischen Klassenherrschaft ist, durch Duldung oder offene Mittäterschaft mitschuldig gemacht. Sie haben die Voraussetzungen für ein rapides Anwachsen der gegenrevolutionären Mächte schaffen helfen und in verderblichster Weise dazu beigetragen, die revolutionäre Kraft der Arbeiter zu schwächen.« (Resolution, gegen eine Stimme angenommen)

    Wahlbeteiligung und Parlament

    Funktion der Nationalversammlung

    »Die Nationalversammlung wird ganz nach Wunsch der Bourgeoisie, ganz nach dem Wunsche ihrer Agenten Ebert und Scheidemann ein gefügiges Instrument in den Händen der Gegenrevolution sein. Es ist kein Zweifel, daß in dieser Nationalversammlung die Vertreter der entschlossenen revolutionären Richtung innerhalb des Proletariats in der Minderheit sich befinden werden. Parteigenossen! Trotzdem schlagen wir Ihnen vor, die Nationalversammlungswahlen nicht beiseite liegen zu lassen. Wir schlagen Ihnen vor, in diese Wahlen zur Nationalversammlung einzutreten mit aller Kraft. (Rufe: ›Niemals!‹ ›Nein!‹) Lassen Sie mich ausreden! Sprechen Sie Ihr ›Niemals!‹ erst am Schluß. Wir schlagen Ihnen vor, in diese Wahlen einzutreten und sie durchzukämpfen mit aller Erbitterung und aller Energie und aller Kampfesfreudigkeit, sage ich Ihnen, die Sie gezeigt haben in jedem Kampfe, um jede Position, die die Gegenrevolution bis jetzt vor Ihnen aufgerichtet hat. (Rufe: ›Vergeudung von Kraft!‹) Parteigenossen! Man sagt Vergeudung von Kraft. Ja, der Genosse hat recht. Wenn die Positionen, die die Gegenrevolution vor uns aufrichtet, genommen werden können ohne Kraftaufwand, ohne daß wir sie stürmen, dann hat der Genosse Kahlert recht. Solange die Bourgeoisie nicht bereit ist, das zu tun, solange wird sie uns den Kampf aufdrängen, solange sie freiwillig nicht einen Schritt zurückgeht, solange sie kämpft, solange ist es unsere Aufgabe, den Kampf mit der Bourgeoisie aufzunehmen um jede Position, in der sie sich befindet.« (Paul Levi)

    Jusqu’à la vente du terrain aux promoteurs immobiliers on pouvait visiter à Chausseestraße 121 un monument en souvenir de la fondation du prédécesseur du KPD Spartakusbund le 11. novembre 1918. Cette confédération était le fruit du travail depuis le mois d’août 1914 de socialistes de gauche rassemblés sous le nom Gruppe Internationale
    https://www.openstreetmap.org/node/2946522911

    ADN-ZB-Kohls- 8.11.1958-Spartakus-Gedenkstätte in Berlin eingeweiht. Zu einem Höhepunkt der Veranstaltungen am Vorabend des 40. Jahrestages der Novemberrevolution wurde die Einweihung der Spartakus-Gedenkstätte auf dem Grundstück Chauseestraße 121 in Berlin-Mitte am 8.November 1958. Mehrere Hundert Berliner Bürger aus beiden Teilen der Stadt, Kampfgruppen sowie Vertreter des Magistrats, der Parteien und Massenorganisationen waren zu der bedeutsamen Feierstunde erschienen. UBz: Während der Ansprache von Professor Dr.Mette, Vorsitzender des Kulturbundes Berlin.

    Inschrift im Hintergrund:
    Spartakus das heisst Feuer und Geist, das heisst Seele und Herz, das heisst Wille und Tat der Revolution des Proletariats.
    Karl Liebknecht

    Photograph: Ulrich Kohls

    Gedenktafeln in Berlin - Spartakus


    Foto : Holger Hübner

    Der Stein, der links neben einer ehemaligen Kaufhalle stand, existiert nicht mehr. Interessanterweise gab es lt. Telefonbucheintrag im Jahr 1941 hier noch das Rechtsanwaltsbüro Dr. Wilhelm Liebknecht (Tel. 41 33 10, Privatanschrift NW 87 [Hansaviertel], Klopstockstraße 20, Tel. 39 36 32).

    Im 2. Stock des früher hier stehenden - im Zweiten Weltkrieg zerstörten - Hauses, im Anwaltsbüro der Brüder Liebknecht, trafen sich am 1. Januar 1916 unter Vorsitz von Karl Liebknecht u.a. die oppositionellen SPD-Funktionäre Käthe Duncker, Hugo Eberlein, Rudolf Lindau, Franz Mehring, Wilhelm Pieck, Georg Schumann zur 1. Reichskonferenz der „Gruppe Internationale“. Sie beschlossen „zur Aufklärung, Mobilisierung und Organisierung der Werktätigen“ die Herausgabe der „Politischen Briefe“ mit dem Titel „Spartakus“ unter der Redaktion von Leo Jogiches. Die Gruppe nannte sich am 11. November 1918 in Spartakusbund um, aus diesem entstand die KPD.

    Eine große Steinwand trug zuvor dieselbe Inschrift in ganz unwesentlich veränderter Zeilenaufteilung („der Revolution“ und „des Proletariats“ bildeten jeweils eine Zeile), darunter aber stand zusätzlich: An diesem Platz stand das Haus, in dem unter Vorsitz / Karl Liebknechts am 1. Januar 1916 / die Spartakusgruppe, die Keimzelle der Kommunistischen Partei Deutschlands gegründet wurde

    Die Gedenkstätte wurde aus Anlass des 40. Jahrestags der Novemberrevolution eingeweiht


    prise de vue Google streetview 2008

    Hausnummern 121–131
    https://de.wikipedia.org/wiki/Chausseestra%C3%9Fe#Die_westliche_Stra%C3%9Fenseite_entlang


    Blick aus der Schlegelstraße auf die Chausseestraße 121–123
    Hofansicht Chausseestraße 123

    Auf dem südlich angrenzenden freien Platz wurde zu DDR-Zeiten neben der Kaufhalle in einer kleinen Grünanlage ein Spartakus-Gedenkstein auf dem Grundstück Chausseestraße 121 aufgestellt. Unter symbolischen Flammen steht auf dieser Stele in großen Buchstaben der Name des SPARTAKUS mit einem Zitat von Karl Liebknecht und auf der Rückseite wird darauf hingewiesen, dass an diesem Platz am 1. Januar 1916 der Spartakusbund als Keimzelle der Kommunistischen Partei Deutschlands gegründet wurde. Bis zur Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht betrieb Liebknecht im früheren Haus Chausseestraße 121 zusammen mit seinem Bruder eine Rechtsanwaltspraxis. Das Haus Chausseestraße 121 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der aus der DDR-Zeit stammende Gedenkstein steht nun neben dem Neubau der Nummer 121 und blieb somit als Teil der bewegten Geschichte dieser Straße


    Les nouveaus bâtiments construites à l’adresse Chausseestraße 121 sont visibles sur cette photo de satellite pris en 2018. Il n’y a plus de trace du mémorial Spartacus.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Spartakusbund
    https://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg
    https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Liebknecht

    #Allemagne #révolution #histoire #communisme #Berlin #Mitte #Chausseestraße #Niederkirchnerstraße #Prinz-Albrecht-Straße

    • @reka C’est quand même une histoire triste, surtout quand on se rend compte que les associations réactionnaires d’anciens militaires continuent d’exister et jouissent du soutien officiel de l’armée de l’Allemagne démocratique de nos jours.

      Par le texte suivant on apprend que le bâtiment situé à Chausseestraße 94 joue un rôle important pour la communication des traditions militaristes. A travers la petite enquête je viens de localiser la maison des anciens combattants où mon grand père se rendait régulièrement pendant son temps libre dans les années 1920/1930. Dans son texte le chef da la confération Kyffhäuser ne cache pas le fait que son association était interdite par les alliées après 1945 à cause de son rôle dans l’état nazi. Aujourd’hui les locaux de l’association se trouvent dans l’ancienne Hermann-Göring-Kaserne transformé en quartier général de francais Quartier Napoléon après 1945. On l’a fallacieusement renommé en Julius-Leber-Kaserne. Ce résistant anzi-nazi berlinois était un membre du SPD clandestin entre 33/45.

      Kyffhäuser Landesverband Berlin e.V. - Der Landesverband Berlin
      http://www.lv-berlin.de/der-landesverband-berlin


      Point de passage entre Berlin-Ouest et l’Est. Les locaux de la Kyffhäuserbund se trouvaient dans le deuxième bâtiment à droite.

      Der Landesverband Berlin, so wie wir ihn heute kennen, hat mehrere Vorgänger im 20. Jahrhundert gehabt.

      Der Landesverband Berlin – Brandenburg wurde am 01. September 1933 aus dem damaligen Provinzial-Kriegerverband Berlin und den Regierungsbezirks-Kriegerverbänden Potsdam und Frankfurt/Oder gebildet. Damit ging auch die langjährige Tradition dieser drei Verbände auf den Landesverband über. Später musste der Landesverband Berlin-Brandenburg eine Umgliederung vornehmen und zu seinem großen Bedauern die Kreisverbände des früheren Regierungsbezirks-Kriegerverbandes Frankfurt/Oder an den neu zu bildenden Landesverband Ostmark abgeben. Seit dieser Zeit umfasste der Landesverband Berlin-Brandenburg die Gebiete Groß-Berlins und des Regierungsbezirks Potsdam mit 33 Kreisverbänden, denen 1576 Kameradschaften mit 119.941 Kameraden unterstanden.

      Die Geschäftsstelle des Landesverbandes Berlin-Brandenburg befand sich in der Chaussee Str. 94. Das Haus steht heute noch und dient als Wohn – und Geschäftshaus. Bis 1990 diente das Gebäude in Teilen als Dienstgebäude der Grenzübergangsstelle Chausseestr. zwischen Berlin-Ost (Mitte) und Berlin-West (Wedding)

      In dieser Form bestand der Landesverband Berlin-Brandenburg bis zu seiner Auflösung am 03. März 1943.

      Nach 1945 erfolgte das Verbot aller Kriegervereine durch die Alliierten.

      Im Jahre 1952 erfolgte die Neugründung als „Kyffhäuser Veteranenwohlfahrtsbund“ mit dem Vorsitzenden Wilhelm Böhmer. Ab 16. Oktober 1952 erfolgte die Umbenennung in Landes- und Gebietsverband (LGV) im Kyffhäuserbund e.V. Im Jahre 1953 verfügte der LGV Berlin über 10 Kreisverbände (KV) mit 50 Kameradschaften (KK), welche bis zu einem Mitgliederbestand von 1.400 Mitgliedern im Jahre 1954 aufwuchs. Schwerpunkt der Arbeit in den Gliederungen war schon damals der Schießsport und das soziale Engagement. Im Jahre 1965 gab es im LGV auch 14 Frauenkameradschaften, sowie die Bundesfrauenreferentin Milly Lönser. Bis zum Jahre 1967 wuchs der Mitgliederbestand bis auf 2.340 Kameradinnen und Kameraden an. Bereits Ende der 70iger Jahre deutete sich ein Trend an, der bis heute nicht gestoppt werden konnte – der Mitgliederrückgang. Im Jahre 1978 umfasste der Mitgliederbestand noch 1.042 Mitglieder.

      In den achtziger Jahren wurde dann auf solider Basis durch mehrere Landesvorsitzende die Arbeit, insbesondere der Schießsport, aber auch die Sozialarbeit geleitet. Stellvertretend seien dafür genannt: Kurt Kumpf und Inge Scherf. Auch nach dem Fall der Mauer konnte der Rückgang der Mitgliederzahlen nicht gestoppt werden. Er war in zwischen auf ca. 380 Mitglieder in 12 Kameradschaften und 4 Kreisverbänden zurückgegangen. Zu Beginn der 2000er Jahre wurden dann auf Grund fehlender Notwendigkeit die vier Kreisverbände aufgelöst.

      Im Jahre 1997 erfolgte der Umzug der Landesgeschäftsstelle, von der Monumentenstr. in Kreuzberg, in die Julius-Leber-Kaserne unter das Dach des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr / Landesgruppe Berlin, da der Kyffhäuserbund Mitglied im Beirat für Freiwillige Reservistenarbeit ist und Anteile an der Reservisten Service Gesellschaft hält.

      Seit Anfang der 90er Jahre heißt der Landesverband nun Kyffhäuser Landesverband Berlin e.V.

      Heute gibt es noch ca. 200 Mitglieder in sechs Kameradschaften. Diese haben sich mit ganzer Kraft dem Schießsport und der Sozialarbeit verschrieben. Hier wird eine hervorragende Arbeit geleistet, z.B. in der Sozialarbeit durch unsere Landesfrauenreferentin Ursula Stalla bis zum Jahre 2016 und ab der Jahreshauptversammlung 2016 Dietrich Knüppel, oder im Schießsport durch unsere Schießwarte Uwe Zingler und Gerd Buchwald. Der Landesvorsitzende (seit 2000) Wolfram Mandry verleiht durch seine Mitarbeit im Bundesvorstand auch einem so kleinen Landesverband wie dem Berliner, Gewicht und Stimme. Die Kameradinnen und Kameraden werden auch in Zukunft alles dafür tun, dass unser Landesverband und der Kyffhäuserbund noch lange in Berlin präsent sind, denn so eine lange Tradition, die bis auf das Jahr 1786 zurückgeht, auf die wir zurück blicken können wird und darf nicht untergehen.

      Wolfram Mandry
      Landesvorsitzender

      https://de.wikipedia.org/wiki/Kyffh%C3%A4userbund

      https://www.berlin.de/mauer/orte/ehemalige-grenzuebergaenge/chausseestrasse

      #militarisme #guerre #colonialisme #revanchisme

  • Vorwurf an Google: Microsoft Edge mit unfairen Mitteln verdrängt | heise online
    https://www.heise.de/newsticker/meldung/Vorwurf-an-Google-Microsoft-Edge-mit-unfairen-Mitteln-verdraengt-4255990.html
    Browser war reloaded - Edge is dead leaving all it’s victims to be devoured by Chrome.

    Ständige Änderungen am Quelltext

    „Google macht ständig Änderungen an ihren Websites, die auf anderen Browsern nicht funktionieren, und wir konnten nicht hinterherkommen“, heißt es in dem Beitrag. Zum Beispiel habe YouTube durch Hinzufügen eines anscheinend sinnlosen <div>-Elements die stromsparende Hardware-Beschleunigung von Edge ausmanövriert, mit der dieser an Chrome vorbeigezogen sei.
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    Weitere Beispiele nennt Bakita allerdings nicht, und es ist umstritten, ob der Vorwurf stichhaltig ist. Chrome und YouTube gehören zwar beide zum Google-Mutterkonzern Alphabet, sind aber Produkte unterschiedlicher Unternehmen – da ist es fraglich, ob das Chrome-Team so etwas für einen kurzfristigen Vorteil gegen einen kleinen Konkurrenten durchsetzen könnte.
    Zu kleines Team

    Dass Edge bei den Änderungen nicht hinterherkam, hat auch mit der Kopplung der Browser-Updates an die monatlichen Windows-Patchdays zu tun. Nach Beobachtungen des bekannten Webentwicklers Peter-Paul Koch, der über viele Jahre mit den IE- und Edge-Entwicklern zusammengearbeitet hat, war das Edge-Team zu klein für den scharfen Wettbewerb.

    Andererseits kennt sich Microsoft mit unfairen Praktiken im Browser-Wettbewerb ziemlich gut aus. Nicht nur zu Zeiten seiner Dominanz mit dem Internet Explorer benutzte der Konzern seine Windows-Marktmacht für umstrittene und teilweise illegale Vorteilsnahmen. Erst vor drei Monaten zeigte Windows kurzzeitig Werbung für Edge, wenn der Nutzer einen anderen Browser installieren wollte.
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    Anders als Microsoft früher besitzt Google jedoch nicht nur den dominierenden Browser, sondern betreibt auch Webangebote, an denen kaum ein Nutzer vorbeikommt. Dadurch verschieben sich die Grenzen zwischen Google-Techniken und offenen Standards.

    #WWW #internet #monopoles #business

  • Uber ist auf dem Weg zum Absturz | taxi-innung.de – Zukunft der Personenbeförderung
    https://taxi-innung.de/2018/12/07/uber-ist-auf-dem-weg-zum-absturz/#more-646

    Fromme Wünsch sind auch nur Wünsche möchte man sagen, wenn man diese Übersetzung liest, die verzweifelte Hoffnung und naiven Optimismus nur so verspritzt.

    Es herrscht Krieg meine Herren. Uber, Amazon, Google und die aktuelle US-Regierung sind nicht angetreten, um Geld zu verdienen, sondern um zu rauben, und zwar nicht nur Geld sonder Alles mit einem riesig großen A. Die USA haben schon lange aufgehört, eine konkurrenzfähige Volkswirtschaft zu sein sondern leben auf Pump von Zwangskrediten, die sie in aller Welt mit vorgehaltener Atomwaffe erpressen. Von den als Startup lancierten Großkonzernen hat nie auch nur einer ernsthaft Geld durch faire Innovation verdienen wollen.

    Disruption heißt das Zauberwort. Auf Deutsch: Macht kaputt, was ihr kaputtmachen könnt. Danach beackern Andere für Euch die verbrannte Erde !

    Man braucht nicht Schumpeter gelesen zu haben, um zu verstehen, wie der Hase läuft. Die Startup-Economy folgt der Zockerdevise alles oder nichts . Nix ehrlicher Kaufmann. Columbia verkündet: There wil be blood . Innovative Unternehmen überleben so lange, wie Investoren darauf wetten, dass sie in Zukunft Geld verdienen werden.

    Uber profitiert heute von der Sackgasse, in der die großen Finanzinvestoren zusammen mit der Autoindustrie feststecken. Der VW-Dieselskandal ist ein laues Lüftchen im Vergleich zum Sturm der wirklichen Herausforderungen, der auf die internationale Autoindustrie zukommt. Japans Autohersteller Toyota steckt 69 Milliarden Dollar in Uber, weil das Management nichts versteht, außer daß es demnächst mit seinem Betrieb und Man und Maus untergehen wird, wenn es sich nicht einer mächtigeren Armee anschließt. VW und Deutschland haben die EU. Japan und seine Firmen nicht so gut geschützt.

    Das alles erklärt, weshalb Uber auf Entscheidungen der deutschen Justiz pfeift. Entweder es gelingt dem Konzern, sich auf Augenhöhe mit Nationalstaaten zu positionieren und den Wirtschaftskrieg gegen sie zu gewinnen, oder das Konstrukt Uber wird untergehen.

    Uber ist bereits jetzt „too big to fail“, systemrelevant für die startup economy als Ganzes. Ein Investor wie Softbank steckt nicht noch vor Toyotas Engagement 48 Milliarden Dollar in ein Projekt, das zum Scheitern verurteilt ist. Wo das alles enden soll? Die Antwort ist ganz einfach. Wie bei Hitlers Mein Kampf genügt es, rechtzeitig aufmerksam zu lesen, um das Projekt zu verstehen:

    Die Superreichen, „innovativen“ Tycoons ziehen sich auf Inseln der Glückseligen zurück, während wir normalen Menschen in einer verpesteten, weltumspannenden Arbeitshölle Robotern zur Hand gehen. Zu irre um wahr zu werden? Hinterher ist man immer schlauer.

    Lesen Sie Propeller Island und Atlas shrugged , hören Sie den Thiel, Bezos, Kalanick, Zuckerberg und Trump genau zu, lauschen Sie dem Club of Rome. Der Plan, die Pläne sind kein Geheimnis sondern Programm.

    Zum Glück ist der Kampf gegen Uber und ähnlich „innovative“ Verbrecher noch nicht verloren. Wer die Idee von der wehrhaften Demokratie ernst nimmt, der hat noch Chancen. Ein Umdenken ist dennoch erforderlich, weil der Feind nicht unsere netten Neonazis sind. Der Feind trägt feinsten Zwirn und Turnschuhe und macht uns vor, dass Deutschlands und Europas Heil in KI und Innovation liegt. Was für eine Illusion.

    Gebraucht werden gröbere Werkzeuge, ökonomische und juristische, und die müssen richtig ausgerichtet werden. Es geht nicht um russische Hacker und Islamisten. Es geht um Bürgerkriegsarmeen und Bankster. Die kommen nicht aus Fernost und Russland. Die kommen aus Übersee, aus Deutschland und dem Nahen Osten. Schon mal von der Afghanistan Connection gehört? Nein? Sie sollten öfter Tagesspiegel lesen.

    Übersetzung des Artikels “Uber Is Headed for a Crash” (new york magazine, 4.12.2018) By Yves Smith

    Durch das Plattmachen lokaler Taxiunternehmen in Städten auf der ganzen Welt und die Kultivierung von Cheerleadern in der Wirtschaftspresse und unter den Liberalisten des Silicon Valley hat es Uber geschafft, ein Bild der Unausweichlichkeit und Unbesiegbarkeit zu schaffen. Aber das Unternehmen verzeichnete gerade ein weiteres Quartal mit atemberaubenden Verlusten – diesmal über 1 Milliarde Dollar, nach 4,5 Milliarden Dollar Verlust im Jahr 2017. Wie viel ist Hype und wie viel ist real?
    Der Gedanke, dass Uber, das am höchsten bewertetete Privatunternehmen der Welt, ein Lehrbuch-“Verschwender” ist – John Kenneth Galbraiths Wortschöpfung für einen Anlageschwindel, bei dem die Verluste erst noch erkannt werden müssen – wird Ubers zahlreiche zufriedene Kunden wahrscheinlich überraschen. Aber wie wir erklären werden, aufbauend auf der umfangreichen Arbeit des Verkehrsexperten Hubert Horan, haben die Investoren von Uber deren Zufriedenheit in Form von massiven Subventionen der Dienstleistungen erkauft. Was Uber für die Nutzer zu einem guten Geschäft gemacht hat, macht es zu einem lausigen Investitionsvorhaben. Uber hat diese Einschätzung durch minimale und widersprüchliche finanzielle Offenlegungen in Schach gehalten, kombiniert mit einer beharrlichen und bisher wirkungsvollen PR-Kampagne, die Uber nach dem Muster digital basierter Start-ups darstellt, deren große Anfangsverluste sich in wenigen Jahren in starke Gewinne verwandelt haben.
    Vergleiche von Uber mit anderen geschichtsträchtigen Tech-Wunderkindern zeigen, dass Uber nicht auf dem selben Weg ist. Kein letztlich erfolgreiches großes Technologieunternehmen war auch nur im entferntesten so zutiefst unrentabel wie Uber. Nach neun Jahren ist Uber nicht annähernd soweit, Geld zu verdienen, und fährt fort, mehr rote Tinte auszubluten als jedes andere Start-up in der Geschichte. Im Gegensatz dazu waren Facebook und Amazon im fünften Jahr solide Cashflow-positiv.
    Die Tatsache, dass dieses verherrlichte Nahverkehrsunternehmen weiterhin ein finanzieller Misserfolg ist, sollte keine Überraschung sein. Was überraschend sein sollte, ist, dass die Wirtschaftspresse immer noch die gute Hoffnung des Uber-Managements nachplappert, dass das Unternehmen 2019 mit einer Zielbewertung von 120 Milliarden Dollar an die Börse gehen wird. Das ist weit über dem höchsten privaten Aktienverkauf mit einem Wert von 68 Milliarden Dollar. Und Ubers Management und Zeichner werden ohne Zweifel hoffen, dass die große unbeleckte Öffentlichkeit über die Tatsache hinwegsieht, dass SoftBank kürzlich Beteiligungen aufgrund einer Bewertung in Höhe von 48 Milliarden Dollar übernommen hat, und ihr Angebot überzeichnet war. Warum sollte neues Geld zu einem mehr als doppelt so hohen Preis hereinkommen, wo Führungskräfte und Angestellte bereit wären, auszusteigen?

    Uber hat noch nie ein Argument vorgebracht, wie das Unternehmen jemals rentabel sein könnte, geschweige denn eine angemessene Kapitalrendite erzielen wird. Die Investoren setzen auf einen erfolgreichen Börsengang, was bedeutet, dass sie noch größere Narren in ausreichender Zahl finden müssen.

    Uber ist ein Taxiunternehmen mit einer App im Anhang. Es entbehrt jeglicher Ähnlichkeit mit Internet-Superstars, die es vorgibt zu nachahmen. Die App ist technisch nicht sehr anspruchsvoll und schafft keine Wettbewerbsbarriere, wie die Tatsache zeigt, dass viele andere Akteure sie kopiert haben. Apps wurden für Fluggesellschaften, Pizzalieferungen und Hunderte anderer Verbraucherdienste eingeführt, haben aber nie Marktanteilsgewinne erzielt, geschweige denn Dutzende von Milliarden an Unternehmenswert. Sie erzeugen keine Netzwerkeffekte. Im Gegensatz zu Facebook oder eBay, mehr Uber-Nutzer zu haben, verbessert den Service nicht.

    Ab einem bestimmten Punkt hilft auch das Einstellen weiterer Fahrer nicht. Uber behauptet regelmäßig, dass seine App Skaleneffekte für die Fahrer schafft – aber damit das so ist, müßte das Einstellen weiterer Fahrer den Fahrern zugute kommen. Das tut es nicht. Mehr Fahrer bedeuten mehr Wettbewerb um verfügbare Fahrten, was eine geringere Auslastung pro Fahrer bedeutet. Es gibt eine Wechselwirkung zwischen Kapazität und Auslastung in einem Transportsystem, die man in digitalen Netzwerken nicht sieht. Der klassische Einsatz von “Netzwerkeffekten” bezog sich auf den Entwurf eines integrierten Verkehrsnetzes – ein Luftverkehrsknotenpunkt- und Speichennetz, das den Nutzen für Passagiere (oder Pakete) schafft, indem es mehr Möglichkeiten zur Verbindung zu mehr Zielen als lineare Punkt-zu-Punkt-Verbindungen bietet. Uber ist offensichtlich kein solches Netzwerk mit integrierten Routen – Taxifahrgäste verbinden sich nicht zwischen verschiedenen Fahrzeugen.

    Auch die Tatsache größer zu sein, macht Uber nicht zu einem besseren Unternehmen. Wie Hubert Horan in seiner Serie über den Nackten Kapitalismus erklärte, hat Uber keinen Wettbewerbsvorteil gegenüber traditionellen Taxiunternehmen. Im Gegensatz zu digitalen Unternehmen hat die Taxiindustrie keine signifikanten Vorteile durch die Größe eines Betriebes; deshalb gab es noch nie Monopole auf Stadtebene, Konsolidierungsspiele oder sogar bedeutende regionale Betreiber. Die Größe verbessert nicht die Wirtschaftlichkeit der Bereitstellung des Taxidienstes, von denen 85 Prozent Fahrer-, Fahrzeug- und Kraftstoffkosten sind; die restlichen 15 Prozent sind in der Regel Gemeinkosten und Gewinn. Und Ubers eigene Ergebnisse sind der Beweis. Uber hat sich ständig vergrößert, aber es ist ihm nicht gelungen, die schnellen Gewinnverbesserungen zu zeigen, die man sehen würde, wenn die Kosten mit zunehmender Geschäftstätigkeit sinken würden.

    Die Größe reduziert auch die Flexibilität. Wie Professor Amar Bhide, Autor des Klassikers The Origin and Evolution of New Businesses, sagte:

    Viele Giga-Unternehmen haben keine Ahnung davon, wenn sie anfangen, wie sie zu Giganten werden – denken Sie daran, dass Microsoft 1975 Basic für den Altair entwickelte, Sam Walton einen Country Store gründete und Hewlett und Packard Audio-Oszillatoren verkauften. Aber da sie klein sind, können sie experimentieren, um herauszufinden, was gewinnbringend skalierbar ist, und bei Bedarf radikale Veränderungen vornehmen. Das ist der Grund, warum es kein Segen und kein Fluch ist, wenn man anfangs keine tiefen Taschen hat. Sicherlich gibt es einige junge Unternehmen wie Google und Amazon, die zufällig in die richtige Richtung starten und als Lieblinge von Risikokapitalgebern oder der Wall Street schneller voran kommen. Aber das sind die Ausnahmen. Andernfalls bläst Geld sie einfach auf und macht es ihnen schwer, die Richtung zu ändern.

    Aber, aber, aber – werden Sie vielleicht sagen – Uber hat ein großes Geschäft in Städten auf der ganzen Welt gegründet. Ja, es ist einfach, viel Kundenverkehr zu bekommen, indem man mit einem Rabatt verkauft. Uber subventioniert die Fahrkosten. In allen Geschäftsbereichen erbrachte Uber im letzten Quartal nur rund 74 Prozent seiner Kosten für Dienstleistungen. Uber verkaufte seine Dienstleistungen 2017 nur zu rund 64 Prozent seiner Kosten, bei einer GAAP-Gewinnmarge von minus 57 Prozent. Als Bezugspunkt verlor Amazon in den schlimmsten vier Quartalen 1,4 Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz von 2,8 Milliarden US-Dollar, was einer negativen Marge von 50 Prozent entspricht. Amazon reagierte, indem es über 15 Prozent seiner Arbeiter feuerte.

    Uber Verteidiger könnten argumentieren, dass dies eine große Verbesserung gegenüber 2015 ist, als die Einnahmen nur 43 Prozent der Kosten abdeckten und die GAAP-Marge negativ war mit 132 Prozent. Aber wie wir näher erläutern werden, ist diese Reduzierung der Ausgaben von Uber für jeden durchschnittlichen Dollar nicht auf eine verbesserte Effizienz zurückzuführen, sondern fast ausschließlich auf die Senkung der Fahrerlöhne. Das Transportunternehmen scheint die Grenze erreicht zu haben, in der es die Fahrer ausquetschen kann, da die Abwanderung zugenommen hat.

    Uber hat beispiellose 20 Milliarden Dollar an Investorenfinanzierung eingeworben – 2.600 mal mehr als Amazon vor dem Börsengang. Dies hat es Uber ermöglicht sowohl die traditionellen lokalen Taxiunternehmen zu unterbieten, deren Tarife alle Kosten decken müssen, als auch mehr Autos auf die Jagd nach Fahrten zu schicken, als es nicht subventionierte Betreiber können. Erinnern Sie sich daran, dass es bei jeder Transportdienstleistung einen Kompromiss zwischen der Häufigkeit der Dienstleistung und der Nutzung gibt. Wenn Uber mehr Fahrer dazu bringt, auf der Straße zu sein, um schnelle Abholungen zu gewährleisten, erzielt der einzelne Fahrer im Durchschnitt weniger Umsatz.

    Wenn Uber alle Wettbewerber auf einem lokalen Markt aus dem Geschäft drängen und dann die Preise erhöhen würde, würden die Kunden die Nutzung zurückfahren. Aber noch wichtiger, da die Eintrittsbarrieren im Taxigeschäft niedrig sind und Uber sie durch den Bruch lokaler Vorschriften weiter gesenkt hat, würden neue Akteure unter Ubers neuem Preisdach erscheinen. So müsste Uber seine Preise senken, um die Preise dieser Marktteilnehmer zu erreichen oder das Geschäft aufgeben.

    Darüber hinaus ist Uber ein kostenintensiver Anbieter. Ein Flottenmanager in einem mittelständischen Taxi-Unternehmen kann Fahrzeuge effizienter kaufen, warten und versichern als einzelne Uber-Fahrer. Darüber hinaus behalten die Transportunternehmen eine strenge zentrale Kontrolle sowohl über die gesamte verfügbare Kapazität (Fahrzeuge und Arbeitskräfte) als auch darüber, wie diese Kapazität geplant wird. Uber geht in die entgegengesetzte Richtung. Es hat keine Vermögenswerte, und obwohl es Anreize bieten kann, kann es die Kapazität nicht kontrollieren oder planen.

    Der einzige Vorteil, den Uber erreicht haben könnte, ist die Nutzung des fehlenden finanziellen Scharfsinns seiner Fahrer – diese unterschätzen die vollen Kosten für die Nutzung ihrer Autos und Uber kann somit ein Schnäppchen machen. Es gibt einige Beweise, die diesen Gedanken bestätigen. Ridester veröffentlichte kürzlich die Ergebnisse der ersten Studie zur Ermittlung der tatsächlichen Uber-Fahrerverdienste, die durch Screenshots bestätigt wurden. Unter Verwendung konservativer Schätzungen für die Fahrzeugkosten fanden sie heraus, dass die UberX-Fahrer, die den Großteil ihrer Belegschaft ausmachen, weniger als 10 US-Dollar pro Stunde verdienen. Bei McDonald’s würden sie besser abschneiden. Aber auch dieser Ausgleich zu den allgemein höheren Kosten des Flottenbetriebs hat keinen nennenswerten Einfluss auf Ubers Wirtschaft gehabt.

    Aber, so kann man argumentieren, Uber hat all diese Daten über Fahrgeschäfte! Sicherlich ist er dadurch effizienter als herkömmliche Taxis. Ähm, nein. Lokale Fahrdienste haben immer “Leerfahrtprobleme”, die durch kein Maß an Cleverness behoben werden können, wie z.B. das Mitnehmen von Kunden zum Flughafen und entweder das Warten auf eine Anschlussfahrt oder das leere Zurückkehren oder tägliche städtische Pendelfahrten, bei denen die Arbeiter morgens im Eiltempo überwiegend in die eine Richtung und abends in die andere Richtung wollen. Ebenso hat Ubers surge-pricing nicht dazu geführt, dass Kunden ihre Gewohnheiten ändern und ihre Reisen auf kostengünstigere Zeiten verlagern, was zu einer effizienteren Nutzung hätte führen können. Wenn Uber ein Geheimrezept hätte, hätte es sich bereits in den Uber-Umsätzen und den durchschnittlichen Fahrerverdiensten gezeigt. Neun Jahre später, und es gibt keine Beweise dafür.

    Uber hat auch viel höhere Festkosten: Weitaus besser bezahlte Mitarbeiter in erstklassigen Büroräumen, die an Aktivitäten beteiligt sind, die ein lokales Taxiunternehmen entweder selten oder nie durchführen muss, wie Fahrerrekrutierung (Uber hat Rekrutierungszentren), Öffentlichkeitsarbeit und Werbung, Rechtsstreitigkeiten, Flugkosten und andere Kosten für den Betrieb eines globalen Unternehmens.

    Also dürfte Uber einen höheren Kapitalaufwand haben als es ein alteingesessenes Unternehmen mit ziemlich stabilen Einnahmen und Arbeitsabläufen hat (beziehungsweise hatte).

    Uber hat auf Zeit gespielt, um zu vermeiden, Finanzinformationen in einheitlicher Weise zu veröffentlichen, ein Warnsignal. Ein aussagekräftiges Beispiel: Ende 2016 zielte Uber auf ein Aktienangebot für High-End-Privatanleger, die vermutlich sogar noch dümmer waren als die Saudis, die in ihrer Vorrunde investiert hatten. Dennoch lehnten sowohl JP Morgan als auch die Deutsche Bank die “Gelegenheit” ab, Uber-Aktien an ihre Kunden zu verkaufen, obwohl dies ihre Position bei einem zukünftigen Börsengang von Uber gefährden könnte. Warum? Das Unternehmen “ride sharing” lieferte 290 Seiten Wortschwall, aber nicht das Nettoeinkommen oder gar den Jahresumsatz.

    Während Uber für das erste und zweite Quartal 2018 eine vollständige Gewinn- und Verlustrechnung vorlegte, gab es für das letzte Quartal, als sich seine Margen verschlechterten, nur drei Positionen.

    Während Uber seine negative Bruttomarge im Laufe der Zeit reduziert hat, resultieren diese Verbesserungen hauptsächlich aus der Verringerung der Fahrerausgleichszahlungen, so dass diese nun im Durchschnitt weniger pro Stunde netto erreichen, als die Taxiunternehmen.
    Bis 2015 gingen 80 Prozent der Fahrpreise an die Fahrer. In den ersten Jahren gab Uber den Fahrern hohe Auszahlungen, um gute Fahrer anzuziehen, und bot den Fahrern auch Anreize, Autos zu kaufen. Uber reduzierte das auf bis zu 68 Prozent, dann kehrten sie teilweise um, als die Fahrerfluktuation auf das aktuelle Niveau von rund 70 Prozent anstieg. Im Jahr 2017 lag die Marge von Uber, wie sie nach GAAP ausgewiesen wurde, bei minus 57 Prozent. Ohne die Gehaltskürzung der Fahrer wäre es auf dem negativen dreistelligen Niveau geblieben.

    Die Lohnkürzungen haben zu mehr Fahrerfluktuation geführt, was zu höheren Verwaltungskosten führt. Und es verschlechtert die Servicequalität. Ein Kommentar zu einem Artikel über Ubers Ergebnis des dritten Quartals:

    Ich brauchte eine Fahrt von Burbank nach LAX an einem Donnerstagmorgen gegen 5:45 Uhr. Ich habe am Vorabend ein Auto bestellt. Zur Abholzeit gab es innerhalb von 20 Meilen keine Lyft oder Uber. Als ich einen bekam, sagte der Fahrer, dass es sich bei der Bezahlung nicht mehr lohnt, früh aus dem Bett zu steigen.

    Ubers andere Art, seine Margen weniger verheerend zu gestalten, war es, seine ungünstigsten Geschäfte abzuschütteln. Aber selbst dann gab Ubers neuer CEO Dara Khosrowshahi effektiv zu, dass Uber in keinem Markt profitabel ist, wenn man die Festkosten des Unternehmens berücksichtigt. Uber hat verzweifelt neue Geschäfte wie Uber Eats und einen Rollerverleih hinzugefügt, um seine Wachstumsgeschichte am Leben zu erhalten. Uber gibt nicht nur stillschweigend zu, dass sie ihre Kosten nicht decken, sondern weigert sich, über ihre Einnahmen hinaus Einzelheiten über diese Geschäfte zu nennen und diskutiert nicht, wie sie die Wende schaffen könnten.

    Aber was ist mit autonomen Autos? Lassen Sie uns davon absehen, dass einige Enthusiasten wie Apple-Mitbegründer Steve Wozniak heute glauben, dass völlig autonome Autos “nicht stattfinden werden”. Vollständig autonome Autos würden bedeuten, dass Uber die Autos besitzen müsste. Die Kapitalkosten wären atemberaubend und würden die Illusion sprengen, dass Uber ein Technologieunternehmen ist, anstatt eines Taxiunternehmens, das die Roboterautos eines anderen kauft und betreibt.

    Uber ist es gelungen, die Wirtschaftspresse dazu zu bringen, Popularität mit kommerziellen Erfolg gleichzusetzen. Einige Tech-Reporter, wie Eric Newcomer von Bloomberg, haben höflich darauf hingewiesen, dass Ubers Ergebnisse weit hinter anderen “Tech Illuminati” vor dem Börsengang zurückbleiben. Das Argument, dass Dominanz Gewinne hervorbringen würde, ist nachweislich falsch und Uber scheint nicht in der Lage zu sein, eine neue Geschichte zu schreiben. Es gibt allen Grund zu der Annahme, dass Investoren und nicht lokale Taxiunternehmen den Verkehrstod von Uber herbeiführen werden.

    Toyota invests $69M in Japanese Uber rival backed by the taxi industry
    https://techcrunch.com/2018/02/08/toyota-invests-69m-into-japanese-uber-rival/?guccounter=1

    SoftBank is now Uber’s largest shareholder as deal closes | Reuters
    https://www.reuters.com/article/us-uber-softbank-tender/softbank-is-now-ubers-largest-shareholder-as-deal-closes-idUSKBN1F72WL

    #Uber #disruption #Börse

  • Contract for the web: Bundesregierung unterstützt Rechtsanspruch auf Internet - Golem.de
    https://www.golem.de/news/contract-for-the-web-bundesregierung-unterstuetzt-rechtsanspruch-auf-internet-

    Le gouvernement fédéral allemand signe le contrat pour le web.

    28. November 2018 - Die Bundesregierung will das Internet als „öffentliches Gut und Grundrecht“ schützen. Damit unterstützt sie eine Initiative von WWW-Erfinder Tim Berners-Lee.

    Die Bundesregierung stellt sich hinter die Prinzipien des sogenannten Contract for the web. Digitalisierungsstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) und Bundesverbraucherschutzministerin Katarina Barley (SPD) hätten am Mittwoch in Berlin die Prinzipien dieses „Vertrags für das Web“ unterzeichnet, teilte die Regierung mit. „Das Internet ist ein öffentliches Gut. Der Zugang dazu muss allen Menschen offenstehen“, sagte Barley anlässlich der Unterzeichung. An der Zeremonie nahmen der CEO der Web Foundation, Adrian Lovett, sowie Mitglieder des Ausschusses Digitale Agenda des Deutschen Bundestages teil.
    Stellenmarkt

    Der Vertrag geht auf eine Initiative von WWW-Erfinder Tim Berners-Lee und der von ihm im Jahr 2008 gegründeten World Wide Web Foundation zurück.

    Die Regierungen sollen demnach

    „sicherstellen, dass sich jeder Mensch mit dem Internet verbinden kann. Damit jeder Mensch, ungeachtet seiner Identität oder seines Wohnorts, aktiv am Online-Geschehen teilhaben kann.“
    „das gesamte Internet jederzeit verfügbar halten. Damit keinem Menschen das Recht auf uneingeschränkten Zugang zum Internet verwehrt wird.“
    „das Grundrecht der Menschen auf Schutz ihrer Privatsphäre respektieren. Damit jeder Mensch das Internet frei, sicher und ohne Angst nutzen kann.“

    Vertrag folgt bis Mai 2019

    Bis Mai 2019 sollen die Prinzipien zu einem Vertrag ausgearbeitet werden, hieß es weiter. Die Grundlagen dafür lege der Koalitionsvertrag, demzufolge bis 2025 ein Rechtsanspruch auf flächendeckenden Zugang zu schnellem Internet geschaffen werden soll. Darüber hinaus will die Koalition von Union und SPD ein hohes Datenschutzniveau garantieren und höchste Anforderungen an Datensicherheit erfüllen.

    Die Initiative der World Wide Web Foundation wird aktuell von mehr als 80 Personen, Organisationen und Unternehmen unterstützt, darunter Google, Facebook und Cloudfare. Deutschland ist neben Frankreich das erste Land, dessen Regierung den Webvertrag unterzeichnet hat.

    cf. DE — A Contract for the Web https://seenthis.net/messages/742063

    #Allemagne #Digitale_Agenda #W3C #Internet

    • Bundesregierung | Aktuelles | Bund unterstützt „Contract for the web“
      https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/bund-unterstuetzt-contract-for-the-web--1554868

      Jeder Mensch soll das Internet nutzen können – frei, sicher und ohne Angst. Das sieht der „Contract for the Web“ vor, den Digitalisierungsstaatsministerin Bär und Justizministerin Barley für die Bundesregierung in Berlin unterzeichnet haben.

      Die Bundesregierung verpflichtet sich mit der Unterzeichnung, die Grundsätze des „Vertrags für das Web“ einzuhalten. Dazu gehört unter anderem sicherzustellen, dass sich jeder Mensch zu jeder Zeit mit dem Internet verbinden kann und das Grundrecht auf Schutz seiner Privatsphäre respektiert wird.

      „Das Internet ist das Rückgrat der Digitalisierung. Die Bundesregierung schützt es als öffentliches Gut und Grundrecht. Die Prinzipien des ’Contract for the web’ unterstützen wir daher sehr gerne“, sagte Digitalisierungsstaatsministerin Dorothee Bär.

      Bundesjustizministerin Katarina Barley betonte: „Das Internet ist ein öffentliches Gut. Der Zugang dazu muss allen Menschen offenstehen. Deswegen ist es wichtig, dass sich die Bundesregierung heute genau dazu bekennt.“ Es sei die Aufgabe von Politik und Gesellschaft den rechtlichen Rahmen zu definieren und über ethische Fragen zu diskutieren.

      Den Vertragsbeitritt hatte die Bundesregierung Mitte November bei ihrer Digitalklausur in Potsdam verabredet. Die Grundlagen dafür legt der Koalitionsvertrag - etwa mit dem Vorhaben, bis 2025 einen Rechtsanspruch auf flächendeckenden Zugang zu schnellem Internet zu schaffen.
      Veröffentlichung im Mai 2019

      Die Idee des „Contract for the Web“ geht auf den Vater des WWW und Gründer der World Wide Web Foundation, Tim Berners-Lee, zurück. Im November 2018 rief er bei einem Gipfel in Lissabon Bürger, Unternehmen und Regierungen dazu auf, einen digitalen Gesellschaftsvertrag für ein „freies und offenes“ Internet zu schließen.

      Der Vertrag soll im Mai 2019 publiziert werden – ein symbolischer Termin, da bis dahin mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung online sein soll. Die französische Regierung hat sich bereits dazu bekannt, ebenso wie zahlreiche Organisationen und Personen wie Google, Facebook oder der frühere britische Premierminister Gordon Brown.

      Das sieht der „Vertrag für das Web“ vor

      Regierungen werden

      sicherstellen, dass sich jeder Mensch mit dem Internet verbinden kann,
      das gesamte Internet jederzeit verfügbar halten,
      das Grundrecht der Menschen auf Schutz ihrer Privatsphäre respektieren.

      Unternehmen werden

      – das Internet für jeden Menschen erschwinglich und zugänglich machen,
      – die Privatsphäre und die persönlichen Daten der Verbraucher respektieren,
      – Technologien entwickeln, die das menschlich Beste unterstützen und das Schlechteste bekämpfen.

      Bürger werden
      – Gestalter und Mitwirkende im Internet sein,
      – starke Gemeinschaften bilden, die den gesellschaftlichen Diskurs und die Menschenwürde respektieren,
      – für das Internet kämpfen.

      Wer sich an der Schaffung des neuen Vertrags beteiligen oder das Projekt unterstützen möchte, kann sich als Unternehmen oder Privatperson eintragen.
      https://contractfortheweb.org/deutsche

      Außerdem gibt es für die Social-Media-Kampagne den Hashtag #ForTheWeb.

    • DE — A Contract for the Web
      https://contractfortheweb.org/deutsch
      21 ans après la publication du manifeste du web indépendant (http://www.uzine.net/article60.html) le gouvernement allemand rejoint les signataires du contrat pour le web . Cette déclaration définit le web en tant que bien commun et prévoit la mise en place de mesures pour garantir l’accès au réseau pour chacun. Ce faisant le gouvernement étend la définition de l’intérêt commun à l’internet pour tous.

      Vertrag für das Web – Grundsätze

      Das Web wurde entwickelt, um Menschen zusammenzubringen und Wissen frei verfügbar zu machen. Jeder Mensch hat die Aufgabe, sicherzustellen, dass das Web der Menschheit dient. Indem sie sich den folgenden Grundsätzen verpflichten, können Regierungen, Unternehmen und Bürger weltweit dazu beitragen, das offene Web als öffentliches Gut und Grundrecht für jeden Menschen zu schützen.
      Regierungen werden

      sicherstellen, dass sich jeder Mensch mit dem Internet verbinden kann
      Damit jeder Mensch, ungeachtet seiner Identität oder seines Wohnorts, aktiv am Online-Geschehen teilhaben kann.

      das gesamte Internet jederzeit verfügbar halten
      Damit keinem Menschen das Recht auf uneingeschränkten Zugang zum Internet verwehrt wird.

      das Grundrecht der Menschen auf Schutz ihrer Privatsphäre respektieren
      Damit jeder Mensch das Internet frei, sicher und ohne Angst nutzen kann.
      Unternehmen werden

      das Internet für jeden Menschen erschwinglich und zugänglich machen
      Damit kein Mensch von der Nutzung und Gestaltung des Webs ausgeschlossen wird.

      die Privatsphäre und die persönlichen Daten der Verbraucher respektieren
      Damit die Menschen die Kontrolle über ihr Online-Leben behalten.

      Technologien entwickeln, die das menschlich Beste unterstützen und das Schlechteste bekämpfen
      Damit das Web wirklich ein öffentliches Gut ist, das den Menschen an erste Stelle setzt.
      Bürger werden

      Gestalter und Mitwirkende im Web sein
      Damit das Web für jeden Menschen umfangreiche und relevante Inhalte bereithält.

      starke Gemeinschaften bilden, die den gesellschaftlichen Diskurs und die Menschenwürde respektieren
      Damit sich jeder Mensch online sicher und willkommen fühlt.

      für das Web kämpfen
      Damit das Web offen und eine globale öffentliche Ressource für die Menschen bleibt – überall, heute und in Zukunft.
      Wir verpflichten uns, diese Grundsätze zu achten und einen Beratungsprozess aufzunehmen, um einen umfassenden „Vertrag für das Web“ zu erarbeiten, der die Aufgaben und Pflichten von Regierungen, Unternehmen und Bürgern festschreibt. Die Herausforderungen, vor denen das Web heute steht, sind gewaltig und betreffen jeden Bereich unseres Lebens – und das nicht nur, wenn wir online sind. Doch wenn wir zusammenarbeiten und ein jeder von uns die Verantwortung für sein Handeln übernimmt, kann es uns gelingen, ein Web zu schützen, das wirklich für alle Menschen da ist.

      #Allemagne #politique #internet @arno

    • @fil Euh, en politique il faut faire pression si on veut obtenir quoi que ce soit. Cette déclaration nous permettra de rappeller au goúvernement qu’il vient de la signer.

      Ce qui me semble plus important c’est l’extension de la définition de l’intérêt commun á la défense de l’internet libre. Désormais une association ou entreprise (allemande) accédera plus facilement au statut d’intérêt commun en poursuivant des activités pour la défense de la liberté du réseau.

  • I Quit Google Over Its Censored Chinese Search Engine. The Company Needs to Clarify Its Position on Human Rights.
    https://theintercept.com/2018/12/01/google-china-censorship-human-rights

    John Hennessy, the chair of Google’s parent company, Alphabet Inc., was recently asked whether Google providing a search engine in China that censored results would provide a net benefit for Chinese users. “I don’t know the answer to that. I think it’s — I think it’s a legitimate question,” he responded. “Anybody who does business in China compromises some of their core values. Every single company, because the laws in China are quite a bit different than they are in our own country.” Hennessy’s (...)

    #Alphabet #Google #GoogleSearch #algorithme #Dragonfly #censure #filtrage #web (...)

    ##surveillance

  • Absage an die Hauptstadt: Definitiv kein Google Campus in Berlin - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/absage-an-die-hauptstadt-definitiv-kein-google-campus-in-berlin/23624804.html

    12.11.2018, 19:47 Uhr - Felix Hackenbruch Robert Klages

    In Lichtenberg hatten sie bis zuletzt auf Google gehofft. „Wir fordern den Berliner Senat und das Bezirksamt Lichtenberg auf, auf Google zuzugehen und die Idee, den Google-Startup-Campus auf dem ehemaligen Stasigelände anzusiedeln, auszuloten“, hatte am Sonntagabend der Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar in einer Pressemitteilung gefordert.

    Die weltweit größte Suchmaschine auf dem Gelände der früheren Überwachungszentrale der DDR – für den Verein eine reizvolle Vorstellung. „Wo, wenn nicht hier, wird Google genau unter die Lupe genommen“, sagte Christian Booß, Historiker und Vorstandsmitglied des Vereins noch am Montagmorgen. Doch am Abend die Enttäuschung: Google wird den ursprünglich in Kreuzberg geplanten Campus definitiv nicht in Berlin ansiedeln.

    „Google wird nirgendwo in Berlin einen Google-Campus etablieren“
    Zuerst hatte Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) die Nachricht erhalten. „Google wird nirgendwo in Berlin einen Google-Campus etablieren“, sagte er dem Tagesspiegel nach einem Telefonat mit dem Konzern. Kleinere Kooperationen mit Google seien aber vorstellbar, dafür habe der Bezirksbürgermeister weitere Gespräche vereinbart. Auch die zuständige Senatorin Ramona Pop (Grüne) bestätigte das Aus im Wirtschaftsausschuss am Montag. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Burkhard Dregger zeigte sich verärgert: „Das ist rot-rot-grünes, unternehmensfeindliches und die Zukunftsaussichten zerstörendes Totalversagen“.

    Der Lichtenberger CDU-Abgeordnete Danny Freymark, der die Idee eines Google-Campus auf dem Stasi-Areal mit eingebracht hatte, will trotzdem weiter für eine Ansiedlung von Google werben. „Ich erwarte, dass die Wirtschaftssenatorin proaktiv bei Google für den Standort wirbt“, sagte er. Gleichzeitig hofft er auf eine Realisierung der Idee eines Campus der Demokratie. Demnach könnten dort Studentenwohnheime, Cafés, Bibliotheken und Büros entstehen. „Ideen sind willkommen“, sagte Freymark. Seinen Angaben zufolge wurden große Teile des Grundstücks im Jahr 2004 für einen Euro von der Deutsche Bahn an einen privaten Investor verkauft. Dieser wiederum sei offen für einen Verkauf, so Freymark. Andere Teile gehören Bund und Land.

    Google Campus: Der Irrtum des Kreuzbergertums - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/google-campus-der-irrtum-des-kreuzbergertums/23354200.html

    04.11.2018, 10:06 Uhr Ursula Weidenfeld

    Erst verdienen, dann verteilen: Was alle, die sich jetzt freuen, dass Google sein Berliner Campus-Projekt aufgegeben hat, nicht begriffen haben. Ein Zwischenruf.

    In der vergangenen Woche hat Google sein Campus-Projekt in Berlin begraben und die eigentlich dafür vorgesehene Immobilie als „Haus des sozialen Engagements“ an die Spendenorganisation Betterplace weitergereicht. Diese Entscheidung wurde in Berlin als Beweis dafür gefeiert, dass der Kapitalismus in dieser Stadt nicht alles kann. Doch die gute Laune in Kreuzberg-Friedrichshain offenbart auch etwas anderes.

    Sie zeigt, wie dynamisch sich die Bürger der Hauptstadt von den Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft distanzieren – zum Beispiel von dem Wissen, dass der Wohlstand erst einmal erworben werden muss, bevor man ihn sozialen Zwecken widmen kann.

    Wer die Welt in Böse (Geldverdienen) und Gut (es für soziale Zwecke ausgeben) teilt, lehnt eine in der Vergangenheit sehr erfolgreiche Arbeitsteilung ab. Er nimmt in Kauf, dass am Ende weder Geld verdient wird, noch welches für soziale Zwecke da ist.

    Es gibt Gründe, Google zu kritisieren. Das berechtigte Misstrauen beginnt beim Verhalten des Konzerns gegenüber Wettbewerbern. Es steigert sich bei der Frage, wo und wieviel Steuern das Unternehmen zu zahlen bereit ist. Und es endet schließlich bei der Sorge um die persönlichen Daten.

    Da sitzen sie in ihrer Oase des vermeintlich Anständigen
    Doch hier geht es um etwas anderes. Wie schon bei dem gescheiterten Bauvorhaben auf dem Tempelhofer Feld mobilisiert das Kreuzbergertum seine Kräfte, um Eindringlinge aus der kapitalistischen Welt abzuwehren. Dabei übersieht es großzügig, dass von den Einkommen der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter nicht nur die Geschäftsleute der Markthalle 9 profitieren. Davon leben auch Baustadträte, Lehrer und Sozialarbeiter.

    Die Nachricht, dass der Google Campus nun zur Hauptbetriebsstätte des sozialen Unternehmertums werden soll, ist ebenfalls nur auf den ersten Blick eine gute. Denn sie zeigt auch, wie sich ein Teil der Stadtgesellschaft in einer Oase des vermeintlich Anständigen einrichtet und das schmutzige Geldverdienen den robusteren Südwestdeutschen überantwortet.

    Von ihren Steuern und Abgaben profitieren die öffentlichen Haushalte Berlins, von ihrem Nachwuchs, ihrem Altruismus und ihren Stiftungen der gemeinnützige Sektor. Ist das nachhaltig?

    Ein Dorf (Kreuzberg) kann mit einer solchen Strategie vielleicht noch durchkommen. Eine Stadt (Berlin) kann es auf die Dauer nicht.

    Fuck off Google - Google-Campus Kreuzberg verhindern!
    https://fuckoffgoogle.de

    Wehren wir uns gemeinsam gegen den Google-Campus in Kreuzberg !
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    Jeden 2. und 4. Samstag (früher am Sonntag) im Monat von 15-19 Uhr findet das Anti-Google Cafe face2face im Kalabal!k (Reichenberger Str. 63a) statt.

    #Berlin #Kreuzberg #Stadtentwicklung #Gentrifizierung #Google #Widerstand

  • Tutorial: Progressive Web Apps mit Workbox, Teil 1 | iX Magazin
    https://www.heise.de/ix/heft/Fortschrittlich-4170444.html

    Progressive Web Apps (PWA) sind das App-Modell der Zukunft: Schon seit einigen Jahren treibt Google ein Konzept voran, das Webanwendungen in auf dem Gerät installierte Apps verwandeln möchte. Dazu gehören native Features wie ein eigenes Symbol auf dem Home-Bildschirm oder in der Programmliste des Systems, Push-Benachrichtigungen oder Offlinefähigkeit.

    Das Anwendungsmodell funktioniert plattformübergreifend, vom iPhone über das Android-Tablet bis hin zum Windows-Desktop. Ausführungsumgebung sind die Webbrowser, die seit dem Aufkommen von HTML 5 eine wahre Flut an modernen Webschnittstellen mit nativer Power erlebt haben: Mittlerweile ist es möglich, aus dem Webbrowser heraus auf Mikrofon und Kamera des Anwenders zuzugreifen oder hardwarebeschleunigte 2D- und 3D-Visualisierungen umzusetzen und darauf aufbauend Virtual-Reality-Anwendungen zu implementieren.

    Für Entwickler haben Progressive Web Apps den Vorteil, dass sie nur noch eine einzige Anwendung schreiben müssen, die auf unterschiedlichen Systemen läuft. Auch die Bereitstellung der Anwendung erweist sich als besonders einfach: Ihre Quelldateien werden schlichtweg auf einen Webserver hochgeladen. Zentrale Techniken bei Progressive Web Apps sind der Service Worker zur Umsetzung von Offlinefähigkeit und das Verschicken von Push-Benachrichtigungen sowie das Web App Manifest, das die Gestaltung des Symbols auf dem Home-Bildschirm und in der Programmliste konfiguriert.

    Alle vier großen Browserhersteller sind mit ihren Webbrowsern an Bord: Google Chrome (ab Version 40), Mozilla Firefox (ab Version 44), Microsoft Edge (ab Version 17) und Apple Safari (ab Version 11.3). Das Ausmaß der Unterstützung variiert jedoch je nach Browser, es stehen also nicht auf jedem Browser sämtliche PWA-Features zur Verfügung.

    Das Konzept der Progressive Web Apps kommt zunehmend in der realen Welt an. So setzen bmw.com und lotto.de die oben genannten Techniken ein, um ihr Webangebot zu einem gewissen Grad auch offline verfügbar zu machen. Um Apps im engeren Sinne handelt es sich bei beiden Angeboten allerdings nicht. Vorzeigbare Progressive Web Apps, die diesen Namen verdienen, sind beispielsweise Twitter Lite (mobile.twitter.com), der offizielle mobile Client für das soziale Netzwerk, oder die Progressive Web App der Financial Times (app.ft.com).

    #WWW

  • (2)Shoshana Zuboff: „Facebook ist nicht die Dorfwiese“ - Digital - Süddeutsche.de
    https://www.sueddeutsche.de/digital/shoshana-zuboff-ueberwachungskapitalismus-google-facebook-1.4198835

    7. November 2018 - Der Überwachungskapitalismus geht davon aus, dass die private menschliche Erfahrung frei zugängliches Rohmaterial ist.

    Die großen Datenkonzerne beuten ihre Nutzer aus, sagt die emeritierte Harvard-Professorin Shoshana Zuboff. Sie erklärt, warum es so schwer ist, sich dem Überwachungskapitalismus zu entziehen.

    Shoshana Zuboff ist emeritierte Professorin der Harvard Business School und eine der bedeutendsten Kennerinnen der digitalen Welt. In ihrem neuen Buch „Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus“, mehr als 600 Seiten stark, warnt sie vor der wachsenden Macht von Google, Facebook und Co. Vor der immensen Gefahr für Demokratie und Wirtschaftsordnung, die von den Datensammlern ausgeht, für die Menschen nur noch die Quelle dieses kostenlosen Rohstoffes sind. Ihre Thesen hat sie kürzlich auf einer interdisziplinären Konferenz des „Forums Privatheit“ in Deutschland einem größeren Publikum vorgestellt.

    Frau Zuboff, Sie sagen, wir befinden uns im Zeitalter des Überwachungskapitalismus. Was macht ihn aus?

    Shoshana Zuboff: Der Überwachungskapitalismus ist eine Mutation des modernen Kapitalismus. Er geht davon aus, dass die private menschliche Erfahrung frei zugängliches Rohmaterial für die kapitalistische Produktion und den Warenaustausch ist. Zweitens kombiniert er digitale Technologien mit Strategien heimlicher Überwachung, um Verhaltensdaten aus allen menschlichen Erfahrungen zu extrahieren. Drittens nutzt er Maschinenintelligenz, um Verhaltensdaten in Verhaltensprognosen umzuwandeln - ich nenne sie „Vorhersageprodukte“. Diese Produkte werden dann an die neuen Märkte verkauft, die ausschließlich mit Prognosen über unser zukünftiges Verhalten handeln.

    Woher kommt dieser Überwachungskapitalismus?

    Google hatte Anfang der 2000er-Jahre im Online-Geschäft erste Erfolge erzielt und prognostizierte dann Klickraten für maßgeschneiderte Anzeigen. Aber die Überwachung ist mittlerweile nicht mehr auf Online-Werbung beschränkt. Die Produkte, die durch die Überwachung entstehen, werden zunehmend lukrativer als traditionelle Produkte und Dienstleistungen. Unternehmen aus allen Bereichen konkurrieren um unsere Verhaltensdaten, damit sie Vorhersagen darüber treffen können, was, wann und wie wir handeln, fühlen, wollen und kaufen werden.

    Sie schreiben, dass der Überwachungskapitalismus dem monströsen Gemetzel an Elefanten gleiche, um an das Elfenbein zu kommen. Und wir Menschen seien nicht das Produkt, also das Elfenbein, sondern der zurückgelassene Kadaver. Was meinen Sie damit?

    Es ist schwierig, unsere tatsächliche Position in dieser Konstellation zu erfassen. Zunächst wurde uns gesagt, wie glücklich wir sein könnten, dass wir kostenlose Dienstleistungen bekommen. Als wir dann erfahren haben, dass die Unternehmen Daten über uns sammeln, waren wir „das Produkt“. Und uns wurde gesagt, dass das ein fairer Tausch sei. Aber wir sind nicht das Produkt, sondern vielmehr die Quelle, das frei zugängliche Rohmaterial. Das wird wiederum zu Produkten verarbeitet, die den Interessen derer dienen, die von unserem zukünftigen Verhalten profitieren.

    Inwiefern?

    Dies ist schwer zu verstehen, weil diese Operationen geheim und kaum zu entschlüsseln sind. Aber auch deshalb, weil eine solche parasitäre Entwicklung die Grundlage für einen lukrativen Kapitalismus des 21. Jahrhunderts geworden ist. Es gibt nun eine beispiellose Konzentration von Wissen und Macht, die frei von demokratischer Kontrolle ist und unsere individuellen Einflussmöglichkeiten übersteigt. Der Überwachungskapitalismus baut auf historisch unvorstellbaren Wissensasymmetrien auf. Überwachungskapitalisten wissen alles über uns. Wir wissen sehr wenig von dem, was sie tun oder was sie wissen. Sie nutzen ihren Wissensvorsprung, um unser Verhalten zu beeinflussen. Das ist eine völlig neue Art von Macht.

    Was unterscheidet den Überwachungskapitalismus vom Industriekapitalismus, wie wir ihn kennen?

    Der Kapitalismus im 19. und frühen 20. Jahrhundert und die Bevölkerung dieser Zeit waren voneinander abhängig. Menschen waren Arbeiter und Kunden dieses Systems. In dieser Hinsicht war dieser Kapitalismus - mit all seinen Schrecken - ein Kapitalismus für uns. Im Überwachungskapitalismus sind wir dagegen kaum noch Kunden oder Angestellte, sondern in erster Linie Rohstoffquellen ...

    ... die ständig ausgebeutet werden?

    Der Überwachungskapitalismus beobachtet uns, um datenbasierte Vorhersagen über unser Verhalten zu entwickeln, die den tatsächlichen Kunden zugutekommen. Das sind Werbetreibende, Einzelhändler, Gesundheitsdienstleister, Versicherer, Finanzdienstleister und so weiter. Diese Mutation des Kapitalismus verbreitete sich schnell aus dem Silicon Valley in alle Wirtschaftsbereiche.

    Der Widerstand gegen diese Form der Überwachung ist bislang nicht sehr groß. Sehen wir die Gefahren nicht?

    Umfragen zeigen, dass die Mehrheit in den USA und Europa diese Überwachung ablehnt. Trotzdem fällt es den meisten Menschen schwer, sich von den digitalen Produkten und Dienstleistungen der Überwachungskapitalisten zurückzuziehen. Ein Grund ist die Abhängigkeit. Es geht ja um Kanäle, auf die wir uns verlassen, für tägliche Logistik, soziale Interaktion, für Arbeit, Bildung und Gesundheitsfürsorge, Zugang zu Produkten und Dienstleistungen.

    Warum diese Abhängigkeit?

    Es gibt keinen Ausweg aus Prozessen, die absichtlich so gestaltet sind, dass sie das individuelle Bewusstsein umgehen und auf die wir für ein effektives tägliches Leben angewiesen sind. Diese Abhängigkeit ist ein klassischer faustischer Pakt, dieser Konflikt betäubt unsere Psyche. Darauf reagieren wir dann wiederum mit resigniertem Zynismus oder Abwehrmechanismen und sagen zum Beispiel: „Ich habe nichts zu verbergen.“ Der Überwachungskapitalismus lässt die Menschen des 21. Jahrhunderts in ihren Ketten tanzen.

    Wie konnte das passieren?

    Wir sind in die Falle des Überwachungskapitalismus geraten, weil er ohne Beispiel ist. Ich vergleiche das mit den Ureinwohnern der Karibik, die die spanischen Eroberer gastfreundlich begrüßten. Das noch nie Dagewesene hinderte sie daran, sich eine Zukunft in Unterwerfung oder Todesangst vorzustellen. Es gibt immer eine Tendenz, das, was ohne Beispiel ist, durch die Linse der bereits gemachten Erfahrung zu interpretieren. Google ist keine Bibliothek, Facebook nicht die Dorfwiese. Sie sind mächtige Akteure mit Einfluss und Kontrolle.

    Es gelang damals, die schlimmsten Auswüchse des Industriekapitalismus einzudämmen - kann das mit dem Überwachungskapitalismus nicht auch gelingen?

    Ja, auch wenn die damaligen Vertreter argumentierten, dass keine Gesetze erforderlich seien, dass die Gesetze von Angebot und Nachfrage ausreichten. Aber sowohl in Europa als auch in den USA reagierten die Demokratien rechtzeitig mit Gesetzen und Vorschriften, die den Industriekapitalismus dazu zwangen, sich den Interessen der Gesellschaft zu beugen, und dies legte den Grundstein für unsere relativ erfolgreichen Marktdemokratien des 20. Jahrhunderts.

    Was ist zu tun?

    Arbeitnehmerrechte, Gewerkschaften, Arbeitszeiten, Mindestlöhne, ein Verbot von Kinderarbeit - diese und viele andere Errungenschaften erforderten jahrzehntelange soziale und politische Kämpfe. Wir werden diesen Prozess der Zähmung wieder durch demokratischen Druck und mit Entschlossenheit durchführen müssen. Wir stehen am Anfang eines ähnlichen Kampfes.

    In der EU gibt es Ideen und Überlegungen, Google, Facebook und Co. stärker zu regulieren oder gar zu zerschlagen.

    Nach den Maßstäben des 20. Jahrhunderts sind diese Unternehmen immer noch klein. General Motors beschäftigte auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise mehr Menschen als Google auf dem Höhepunkt seiner Marktkapitalisierung. Wenn wir von einer Zerschlagung dieser Firmen sprechen, muss es um die Konzentration der Daten gehen. Die einzige Möglichkeit ist, die spezifischen Mechanismen des Überwachungskapitalismus, die diese Datenkonzentrationen produzieren, zu unterbrechen oder auch zu verbieten. Das wären Eingriffe, die weit über das heutige Kartellrecht hinausgehen.

  • Digitalradio wird Pflicht in Neuwagen | heise Autos
    https://www.heise.de/autos/artikel/Digitalradio-wird-Pflicht-in-Neuwagen-4222381.html?artikelseite=2

    15.11.2018 - Das EU-Parlament hat am 14. November 2018 einen kleinen, aber wichtigen Schritt in diese Richtung gemacht. In Neuwagen soll Digitalradio wie DAB+ künftig Pflicht werden. Wenn man den klassischen Rundfunk erhalten will, wird das auch höchste Zeit, denn dem Radio erwächst seit Jahren hartnäckige Konkurrenz.

    Digitalradio wird Pflicht ...

    Das EU-Parlament folgte einer Empfehlung, die der Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie (ITRE) im Juli 2018 ausgesprochen hatte. Mit dem Beschluss wird die seit langem geforderte Verpflichtung der Automobilindustrie zur Ausstattung ihrer Neufahrzeuge mit Digitalradios, zum Beispiel mit DAB+, in der EU auf den Weg gebracht. Der Beschluss stellt es den Mitgliedsländern ausdrücklich frei, vergleichbare Maßnahmen auch für eine Regulierung des Marktes für herkömmliche Radioempfänger zu ergreifen.

    ... in ein paar Jahren

    Um in Kraft treten zu können, bedarf es nach dem Parlamentsbeschluss zunächst der formalen Anerkennung durch den EU-Rat sowie der Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union. Diese soll bis zum Frühjahr 2019 erfolgen. Nach Ablauf einer zweijährigen Übergangsfrist wird die Übernahme der Regelung in die jeweils nationale Gesetzgebung dann für die EU-Mitgliedsstaaten verpflichtend. Der Kodex soll sicherstellen, dass Autofahrer EU-weit Zugang zum digital-terrestrischen Radio DAB+ erhalten, unabhängig davon, wo in der EU das Fahrzeug gekauft wurde.

    ...

    Digital-Konkurrenz für das Digitalradio

    Ganz allgemein erwächst dem Radio eine harte Konkurrenz durch Anbieter wie #Spotify , #Napster , Google und Apple. Mit der Verbreitung von Android Auto und Apple Carplay können solche Dienste in einigen Autos bequem genutzt werden. Handy-Flatrates mit immer größeren Datenmengen unterstützen diese Entwicklung. Zusätzlich wird das klassische Radio von einer Seite in die Zange genommen, die bisher kaum als ein Kritiker aufgetreten ist. Die Rechnungshöfe der Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein fordern, die parallele Aufrechterhaltung von analogem und digitalem Rundfunk aus Kostengründen zu beenden. Das Digitalradio sei eine Sackgasse, heißt es in einem Papier des niedersächsischen Landesrechnungshofes. Dagegen wehren sich einige südlich gelegene Bundesländer heftig. Sie dürften mittelfristig, auch durch die aktuelle Entscheidung auf EU-Ebene, die besseren Argumente haben.

    #Europe #Allemagne #radio #politique #transport

  • Tagesspiegel Leute Newsletter | Lichtenberg 12. November 2018
    https://leute.tagesspiegel.de/lichtenberg/macher/2018/11/12/63450/google-wird-nirgendwo-in-berlin-einen-google-campus-etablieren

    Veröffentlicht am 12.11.2018 von Robert Klages

    Die CDU warb zuletzt heftig darum, den Google-Campus, der in Kreuzberg nicht zustande gekommen war, nach Lichtenberg zu holen. Standortvorschlag: Das ehemalige Stasigelände an der Frankfurter Allee. Große Teile des Geländes liegen seit etlichen Jahren brach oder sind unzureichend genutzt. Google und die Stasi? „Die Idee eines Google Campus auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale ist schon…makaber. Und es wird diesem historischen Ort überhaupt nicht gerecht“, sagte mir Philipp Ahrens, Kreisvorsitzender der Grünen.

    Der Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar e.V. sieht das anders und fordert das Bezirksamt auf, auf Google zuzugehen und für eine Ansiedlung auf dem Stasi-Gelände zu werben. „Google steht für eine radikale Demokratisierung der Informationen, ist damit das Gegenteil des Informationsmonopols, über das SED und Stasi seinerzeit wachten“, sagt der Historiker Christian Booß, Vorstand des Vereins. „Andererseits steht Google auch für die Gefahren, die die Macht internationaler Internetkonzerne mit sich bringt. Gerade das ehemalige Stasi-Gelände ist ein Ort, wo man sich auch das Problem des Informationsmissbrauchs gut bewusst machen kann. Insofern wäre Google in Lichtenberg einem interessanten Spannungsfeld ausgesetzt.“ Der dort geplante „Campus für Demokratie“ zeige bisher keine ausreichende Zündkraft und komme nur schleppend voran. Google könnte den Standort beleben und das ehemalige Sperrgebiet in die moderne Gesellschaft zurückholen.

    Allerdings hat Google erstmal die Schnauze voll von Berlin. Von dem Google-Campus hat das Unternehmen Abstand genommen. Zwar telefonierte Bezirksbürger*innenmeister Michael Grunst (Linke) mit Google über eine Zusammenarbeit in Lichtenberg. Allerdings möchte Google nur kleinere Projekte machen („Unterstützung der Start-Up-Szene“) – hierzu wird Grunst erneut mit Google telefonieren. Auf unsere Anfrage geantwortet hat das Unternehmen noch nicht. „Google wird nirgendwo in Berlin einen Google Campus etablieren. So die bisherige telefonische Auskunft“, sagte Grunst. Und generell meint er, dass sich kaum ein Unternehmen ansiedeln wird oder Projekte durchführt, nur weil jemand medial rumposaunt. „Ansieldungen von Wirtschaftunternehmen sind vor allem unternehmerische Entscheidungen, welche gut vorbereitet und professionell begleitet sein müssen.“ Eine Pressemitteilung oder eine Mail reichten da in der Regel nicht aus und seien sogar eher kontraproduktiv. Meinungen können sich ändern, aber wie schon Harley Davidson, von Baustadträtin Birgit Monteiro (SPD) zuletzt heftig umworben, möchte auch Google nicht nach Lichtenberg. Der Standort Stasizentrale ist raus. Und ganz Berlin offenbar erstmal auch.

    #Berlin #Google #gentrification #luttes

  • Absage an die Hauptstadt: Definitiv kein Google Campus in Berlin
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/absage-an-die-hauptstadt-definitiv-kein-google-campus-in-berlin/23624804.html

    12.11.2018 - Ein Campus des Weltkonzerns in Berlin? Zuletzt hoffte man das in Lichtenberg – vergebens.

    Felix Hackenbruch Robert Klages

    In Lichtenberg hatten sie bis zuletzt auf Google gehofft. „Wir fordern den Berliner Senat und das Bezirksamt Lichtenberg auf, auf Google zuzugehen und die Idee, den Google-Startup-Campus auf dem ehemaligen Stasigelände anzusiedeln, auszuloten“, hatte am Sonntagabend der Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar in einer Pressemitteilung gefordert.

    Die weltweit größte Suchmaschine auf dem Gelände der früheren Überwachungszentrale der DDR – für den Verein eine reizvolle Vorstellung. „Wo, wenn nicht hier, wird Google genau unter die Lupe genommen“, sagte Christian Booß, Historiker und Vorstandsmitglied des Vereins noch am Montagmorgen. Doch am Abend die Enttäuschung: Google wird den ursprünglich in Kreuzberg geplanten Campus definitiv nicht in Berlin ansiedeln.
    „Google wird nirgendwo in Berlin einen Google-Campus etablieren“

    Zuerst hatte Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) die Nachricht erhalten. „Google wird nirgendwo in Berlin einen Google-Campus etablieren“, sagte er dem Tagesspiegel nach einem Telefonat mit dem Konzern. Kleinere Kooperationen mit Google seien aber vorstellbar, dafür habe der Bezirksbürgermeister weitere Gespräche vereinbart. Auch die zuständige Senatorin Ramona Pop (Grüne) bestätigte das Aus im Wirtschaftsausschuss am Montag. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Burkhard Dregger zeigte sich verärgert: „Das ist rot-rot-grünes, unternehmensfeindliches und die Zukunftsaussichten zerstörendes Totalversagen“.
    Video

    Google Campus in Silicon Valley (USA)
    28.06.2018, 14:03 Uhr06:12 Min.Google-Campus: In Kreuzberg wächst der Protest

    Der Lichtenberger CDU-Abgeordnete Danny Freymark, der die Idee eines Google-Campus auf dem Stasi-Areal mit eingebracht hatte, will trotzdem weiter für eine Ansiedlung von Google werben. „Ich erwarte, dass die Wirtschaftssenatorin proaktiv bei Google für den Standort wirbt“, sagte er. Gleichzeitig hofft er auf eine Realisierung der Idee eines Campus der Demokratie. Demnach könnten dort Studentenwohnheime, Cafés, Bibliotheken und Büros entstehen. „Ideen sind willkommen“, sagte Freymark. Seinen Angaben zufolge wurden große Teile des Grundstücks im Jahr 2004 für einen Euro von der Deutsche Bahn an einen privaten Investor verkauft. Dieser wiederum sei offen für einen Verkauf, so Freymark. Andere Teile gehören Bund und Land.
    Diskussion um Google auf Stasi-Areal

    Wegen der schwierigen Eigentumsverhältnisse liegt das Gelände an der Frankfurter Allee seit Jahren brach. Nur ein kleiner Teil wurde zu einem Museum umgewandelt, große Teile des Bürotrakts sind weiter ungenutzt. Der Historiker Booß hätte sich daher über eine Google-Ansiedlung gefreut – im Einklang mit der Geschichte: „Google steht für eine radikale Demokratisierung der Informationen, ist damit das Gegenteil des Informationsmonopols, über das SED und Stasi seinerzeit wachten.“ Solange der Charakter eines Erinnerungsortes gewährleistet werde, sei Google willkommen. Anders dagegen in Kreuzberg, wo Bürger eine geplante Ansiedlung im Umspannwerk mit Protesten und einer Besetzung verhindert hatten.

    Auf dem Gelände des Ministeriums für Staatssicherheit war es am 15. Januar 1990 zu Bürgerprotesten gekommen. Tausende DDR-Bürger waren damals einem Aufruf der Bewegung „Neues Forum“ gefolgt und vor der Stasi-Zentrale aufmarschiert, bis sich das Tor öffnete und die Demonstranten in den Hof strömten. Scheiben wurden eingeschlagen, Läden mit West-Waren geplündert. Die Wut auf die Behörde, die ihre Bürger lange ausgespäht hatte, entlud sich. Zumindest dieses Schicksal bleibt Google in Berlin erspart.

    #Berlin #Google #gentrification #luttes

  • Google Campus: Immer Ärger mit den Nachbarn | ZEIT ONLINE
    https://www.zeit.de/digital/2018-11/google-campus-umspannwerk-standort-kreuzberg-umzug-berlin

    Google wollte in Berlin ein altes Umspannwerk zum Start-up-Campus umbauen. Aktivisten hatten was dagegen. Jetzt ziehen dort Sozialprojekte ein. Und wer hat nun gewonnen?
    Eine Reportage von Henrik Oerding - 11. November 2018

    Für ein Zentrum der Innovation ist es hier ziemlich verstaubt. Bauarbeiter hämmern und bohren, Kabel ragen aus unverputzten Wänden, Glaswolle steht in dicken Rollen herum. Jörg Richert – groß, sportlich, lange Schritte – schlängelt sich zwischen Baumaterial hindurch. Mit Teilen seiner Organisation Karuna Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not e. V. wird Richert im kommenden Jahr hier einziehen, ins alte Umspannwerk in Berlin-Kreuzberg. Karuna wird Untermieter. So weit, so unspektakulär.

    Doch weil der Hauptmieter aus dem Silicon Valley stammt und das hier eben Kreuzberg ist, wo einst alternative Lebensmodelle erprobt wurden und ein bisschen auch die Weltrevolution im Kleinen, geht es bei der Sanierung des Umspannwerks um mehr als bloß die Frage, was aus einer ehemaligen Industrieanlage wird. Im Silicon Valley wird ja unentwegt die Zukunft erdacht. In Kreuzberg können manche ganz gut auf die des Valleys verzichten, hat sich in den vergangenen zwei Jahren gezeigt.

    Die 1990 gegründete Sozialgenossenschaft Karuna kümmert sich mit ihren diversen Einrichtungen in ganz Berlin um Kinder und Jugendliche, die von Armut oder Obdachlosigkeit betroffen sind. Im Umspannwerk am Paul-Lincke-Ufer soll künftig unter anderem die Redaktion der Straßenzeitung Karuna Kompass arbeiten. „Als wir vor ein paar Monaten gerade die Zeitung herausgebracht haben, habe ich gedacht: Wir brauchen mehr Platz“, sagt Jörg Richert, der Mitgründer und Geschäftsführer von Karuna ist. „Und dann habe ich einfach mal bei Google angerufen.“

    Nicht die gewöhnlichste Idee für eine Berliner Sozialeinrichtung in freier Trägerschaft. Doch weil Karuna zuvor den Google-Förderwettbewerb „Impact Challenge“ zweimal gewonnen hatte, hatte Richert einen guten Kontakt zu dem Unternehmen aus Mountain View in Kalifornien. Der Anruf hat sich gelohnt: Google sagte zu, Karuna könne ins Umspannwerk einziehen.
    „Heimat für wachsende Start-ups“

    Als Gebäude war das eigentlich schon immer zu schön für seinen ursprünglichen Zweck: ein riesiger expressionistischer Backsteinbau, errichtet in den Zwanzigerjahren, eine „Kathedrale der Elektrizität“, wie man damals sagte. Architektonisch so interessant, als sei der viel spätere Einzug hipper Kreativunternehmen schon vor 100 Jahren geplant worden. Inzwischen gehört der Bau dem britischen Immobilienfond Avignon Capital, der von sich sagt, er habe sich „der Wertsteigerung mit kundenorientierten, innovativen und umfassenden Lösungen“ verschrieben. Passend dazu gehören Red Bull, eine Eventlocation und ein schickes Restaurant bereits zu den Mietern. 3.000 Quadratmeter aber sind noch frei.

    Die sollten Start-ups beziehen. Ein Google Campus sollte in Kreuzberg entstehen, der siebte auf der Welt nach den bereits bestehenden in London, Madrid, São Paulo, Seoul, Tel Aviv und Warschau. „Mit dem Google Campus wollen wir unternehmerische Initiative und Gründergeist fördern“, sagt Ralf Bremer, Pressesprecher von Google Deutschland. „Die Gründerszene vor Ort kann sich dort treffen und organisieren.“

    Eine „Heimat für wachsende Start-ups“ sollte der Berliner Campus werden, Google wollte diese in einem Mentorenprogramm begleiten. Das waren die Pläne, die das Unternehmen Ende 2016 für Kreuzberg öffentlich machte. Höchstens zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Google sollten mit einziehen. Es sollte Coworkingbereiche geben, außerdem ein Café. „Starke Gemeinschaft, starker Kaffee“, schreibt Google auf seiner Homepage.

    Jörg Richert von Karuna. Für sein Engagement für Kinder und Jugendliche hat er bereits das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. © Jakob Weber für ZEIT ONLINE

    Unter der Glasdecke des geplanten Cafés steht nun Jörg Richert, schaut nach oben und sagt: „Jetzt werden wir hier Workshops abhalten.“

    Denn es wird kein Google-Café geben und keinen Google Campus, das alte Umspannwerk wird auch keine „Heimat für wachsende Start-ups“ werden. Stattdessen ziehen gemeinnützige Organisationen und Projekte ein. Richert sagt: „Vor ein paar Monaten fragte uns Google: ’Könnt ihr euch auch vorstellen, das ganze Haus zu übernehmen? Könnt ihr das leisten?’ Wir haben ja gesagt.“

    Ende Oktober verkündete Google schließlich die Entscheidung: Karuna übernimmt gemeinsam mit der Betreiberfirma der Spendenplattform Betterplace das Haus, in dem künftig innovative Ideen für die Gesellschaft entstehen sollen. 14 Millionen Euro gibt Google nach eigenen Angaben für den Umbau, die Ausstattung und für Miete und Nebenkosten in den nächsten fünf Jahren aus. Und so wurde Richert plötzlich zum Mitbetreiber der noch freien 3.000 Quadratmeter des Umspannwerks, einem Viertel der Fläche des gesamten Gebäudes.

    Die lokale Stadtpolitik reagierte auf den Beschluss ungefähr so, wie es zu erwarten gewesen ist. Die Wirtschaftssenatorin Ramona Pop von den Grünen ließ mitteilen, das seien interessante Pläne: „An der Schnittstelle zwischen sozial-ökologischem Wirtschaften und innovativen Tech-Lösungen steckt viel Potenzial für die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen.“ Sebastian Czaja, FDP-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus und einer der lautesten Oppositionspolitiker, hingegen sagte: „Kiez- und Milieuschutz-Fanatiker“ dürften sich nun weiter ermutigt fühlen, „jegliche Veränderung radikal zu torpedieren“.

    Doch wer oder was hat Google zum Umdenken gebracht? Der 100-Milliarden-Dollar-Umsatz-Tech-Konzern aus Amerika ist vor ein paar Kreuzberger Nachbarschaftsaktivisten in die Knie gegangen: Das ist zumindest eine Art, wie man die Sache betrachten könnte.
    Das böse Wort von der Gentrifizierung

    Schon immer zu schön für seinen ursprünglichen Zweck: das ehemalige Umspannwerk am Paul-Lincke-Ufer des Landwehrkanals © Jakob Weber für ZEIT ONLINE

    Denn nachdem Google vor knapp zwei Jahren angekündigt hatte, nach Kreuzberg zu kommen, haben sich dort rasch Menschen zusammengeschlossen – gegen die Campus-Pläne. Es gab Demonstrationen, Transparente, ein Anti-Google-Café. Vor ein paar Wochen, im September, besetzten Aktivistinnen kurzfristig die Baustelle des Umspannwerks.

    Berlin ist heute die deutsche Hauptstadt für vieles: die der Start-ups ebenso wie der Mietsteigerungen zum Beispiel. Kreuzberg wird besonders rasant teurer, gerade der angesagte Kreuzberger Osten. Das böse Wort von der Gentrifizierung hängt in der Luft.

    Kreuzberg ist eben nicht nur ein Stadtteil. Die Idee vom Kiez, den man selbst gestaltet und nun zu verteidigen hat, gegen Eindringlinge von außen, hat hier noch große Bedeutung. Hier, wo mit dem SO36 eine Keimzelle des deutschen Punk liegt; wo die Hausbesetzerszene noch existiert; wo alte Westberliner Strukturen seit Jahrzehnten bestehen; wo man zumindest früher an jedem 1. Mai auf die Straße ging. Immer noch und immer wieder gibt es Protest, nicht nur am Umspannwerk: etwa vergangenes Jahr, als Leute die Scheiben des noch recht neuen Luxushotels Orania zerstörten.

    „Von Google ist einfach niemand hier mal spazieren gegangen vorher“, sagt Jörg Richert, der aus Berlin stammt und schon seit Jahrzehnten in sozialen Projekten arbeitet. „Die haben unterschätzt, was für ein Druck auf dem Kiez liegt durch Verdrängung.“
    "Fuck off Google"

    Macht man tatsächlich einen Spaziergang vom Umspannwerk aus, kommt man an einem Laden vorbei, der noch Vinyl-LPs verkauft, „heiße Scheiben“. Ein kleiner Handyladen folgt auf ein durchdesigntes vietnamesisches Restaurant, Altes und Neues existieren nebeneinander. Doch an einem Laternenmast steht „Fuck off Google“ und auf einem Plakat in einer Kneipe „Google Campus verhindern“.

    Die Bäckerei Filou ist nicht weit entfernt vom Umspannwerk. Sie ist keine dieser hippen Berliner Kaffeeröstereien, in denen Leute third wave coffee schlürfen und ihre Start-up-Ideen diskutieren oder bloß ihre neuesten Selbstverwirklichungspläne. Die Bäckerei Filou ist dafür einfach zu ironiefrei im Neunzigerjahrestil holzvertäfelt. An einem etwas wackeligen Tisch sitzt Stefan Klein. Er ist Mitte 50, in Berlin geboren und aufgewachsen. Klein ist Jurist, aber einer von der Sorte, die Jeans und Hoodie trägt. Er lächelt zufrieden.

    Klein gehört zur Nachbarschaftsinitiative GloReiche Nachbarschaft, die ursprünglich gegründet wurde, um die Bäckerei Filou zu retten. Nicht weil es hier etwa die besten Schrippen der Stadt gibt, „der Laden gehört einfach zum Kiez, und wir setzen uns gegen Verdrängung ein“, sagt Klein. Auch gegen den Google-Campus hat sich die Initiative eingesetzt, gemeinsam mit zwei weiteren Gruppen als Bündnis No Google Campus.

    Dass Google nun doch nicht selbst nach Kreuzberg kommt, sieht Klein als Erfolg der Aktivistinnen. „Unsere Strategie ist voll aufgegangen. Wir wollten Google das Gefühl geben, dass es immer schlimmer wird.“ Die Hausbesetzung war zwar von einer anderen Gruppe geplant, „aber so eine symbolische Besetzung finden wir nicht schlecht“, sagt Klein. Google als Nachbar? „Die Auswirkungen auf den Kiez wären massiv gewesen: Start-ups hätten die Nähe zu Google gesucht und zum Beispiel den Blumenladen von nebenan verdrängt.“ In der Folge wären auch die Mieten noch weiter gestiegen, weil dann gut verdienende Jungunternehmer Kreuzberg bevölkert hätten, argumentieren die Aktivisten.
    Was ist nur aus der schönen neuen Welt geworden

    Nun gibt es aber bereits Jungunternehmerinnen, hippe Cafés und teure Wohnungen in Kreuzberg. Ob Google mit zehn Mitarbeitern und einigen Start-ups, die nur mäßige Löhne zahlen, das noch deutlich verschlimmert hätten, ist zumindest fraglich.

    Die realen Auswirkungen sind aber fast egal, denn Google ist mittlerweile vor allem ein Symbol. Eines für die unheimliche Macht, die US-Tech-Konzerne über uns haben, weil wir ihnen unsere Daten schenken. Einst haben Google, Facebook, Twitter und all die anderen Unternehmen aus dem Silicon Valley uns eine schöne neue Welt versprochen. Heute müssen sich ihre Firmenvertreter bei Anhörungen vor dem US-Kongress fragen lassen, wie das alles nur so schiefgehen konnte. All die Datenskandale, all die finsteren Dinge, die auf Social-Media-Plattformen und überhaupt im Internet geschehen.
    Mit Google spricht man nicht

    Wo kein Tageslicht vorhanden ist im alten Umspannwerk, können keine regulären Arbeitsplätze eingerichtet werden. Sondern nur Coworking-Spaces © Jakob Weber für ZEIT ONLINE

    „Wir haben gleich gemerkt, dass wir mit unserem Protest einen Nerv treffen“, sagt Stefan Klein. „Wir haben Broschüren mit Argumenten gegen Google gemacht – die sind uns buchstäblich aus den Händen gerissen worden.“

    Die Antipathie, die Google entgegenschlägt, ist auch Prinzip. Google lud die Aktivistinnen zum Gespräch ein, doch die wollten nicht reden. „Googles Haltung war ja, dass wir Missverständnissen aufsitzen, die sie nur ausräumen müssten“, sagt Klein. „Wir hatten uns aber sehr wohl informiert und hatten ja die besseren Argumente auf unserer Seite. Deswegen brauchten und wollten wir kein Gespräch.“
    Google weiß, was Kreuzberg fehlt

    Auf der Baustelle sitzt Jörg Richert inzwischen in einem Container, es ist kalt geworden, ein elektrischer Heizofen kämpft gegen die Herbsttemperaturen an. „Die Aktivisten sind mir schon sympathisch, ich finde Protest gut“, sagt Richert. „Aber ich finde nicht gut, dass man nicht mit an den Tisch kommt, wenn man zum Gespräch gebeten wird.“ Karuna und Betterplace hätten es gesucht. „Und darum haben wir jetzt ein Gebäude, in dem wir arbeiten und wirklich etwas erreichen können.“

    Glaubt man Googles eigenen Aussagen, war die Stimmung in der Nachbarschaft gegen den Campus auch gar nicht ausschlaggebend für die Änderung der Pläne fürs Umspannwerk. Und laut Richert und Google-Sprecher Bremer war im September, als die Baustelle besetzt wurde, die Entscheidung längst gefallen, das Haus statt als Campus für soziale Zwecke zu nutzen.

    Ralf Bremer sagt: „Von so einem Protest können wir uns nicht diktieren lassen, was wir machen.“ Der Konzern habe aber erkannt, was in Kreuzberg wirklich fehle, und das seien eben Räume für gemeinnützige Organisationen und Projekte. Deswegen wird es einen großen Veranstaltungsraum im Umspannwerk geben. In die hohe Decke wird gerade noch eine Zwischenetage eingezogen, wo dann Karuna und Betterplace arbeiten werden. Zusammen sind das nur 500 Quadratmeter Fläche. Die übrigen 2.500 Quadratmeter liegen im Untergeschoss – weil es kein Tageslicht gibt, dürfen hier keine regulären Arbeitsplätze hin. Sondern eben Coworking-Spaces oder ein Lernparcours zu digitaler Bildung, den Karuna für Schülerinnen und Schüler einrichten will. Auch MOMO, eine Jugendorganisation für Straßenkinder, wird hier arbeiten können.

    Und so wäre dann eben eine andere Lesart der Geschehnisse um den Google Campus, dass der Tech-Konzern sich selbst eines Besseren belehrt und seine Pläne geändert hat. Oder mit anderen Worten: Google glaubt, am Ende besser zu wissen, was Kreuzberg wirklich braucht – als ein paar Kreuzberger Aktivisten.
    Darf nur der Gute Gutes tun?

    Doch bis zu welchem Punkt kann man aus Prinzip überhaupt gegen Google sein? Geht das auch dann noch, wenn der Konzern mit seinem Geld objektiv etwas Gutes tut? Das ist die alte Frage, von wem man Geld annehmen darf und ob nur Gute auch Gutes tun dürfen. „Don’t be evil“, sei nicht böse, war früher Googles Leitspruch. Bis er irgendwann gestrichen wurde. Wie böse Googles Geschäftsmodell ist, die Daten der Nutzerinnen und Nutzer zu monetarisieren, lässt sich diskutieren. Dass der Konzern außerdem recht geübt ist im Steuervermeiden und seine Quasimonopolstellung als Suchmaschinenanbieter und Smartphonebetriebssystemhersteller nicht notwendigerweise zur Verbesserung der Welt beiträgt: Darüber braucht man nicht so sehr diskutieren.

    „Man kann viel berechtigte Kritik haben gegen Google“, sagt Jörg Richert, während er auf die Bauzeichnungen blickt. „Aber: Kann man durch Kooperation nicht viel besser dafür sorgen, dass Unternehmen mehr Verantwortung übernehmen?“

    Stefan Klein bleibt skeptisch. „Auch wenn wir Googles Entscheidung grundsätzlich begrüßen: Wir bleiben misstrauisch.“ Wenn man Jörg Richert das erzählt, schmunzelt der. „Die Aktivistinnen und Aktivisten sind alle herzlich bei uns eingeladen“, sagt Richert. „Dann trinken wir einen Kaffee und vielleicht finden wir zusammen Lösungen gegen die Wohnungsverteuerung.“

    Paul Lincke, nach dem das Ufer benannt ist, an dem das alte Umspannwerk liegt, war Komponist und lebte zu der Zeit in Berlin, als das Gebäude errichtet wurde. Lincke hat im Jahr 1904 bereits der Stadt ihre Hymne geschenkt, den Operettengassenhauer Berliner Luft. Und in dessen Text von Heinrich Bolten-Baeckers steckt vielleicht die beste Erklärung für das, was nun mit dem Umspannwerk passiert ist:

    Wenn sonst man: „Mir kann keener“ sagt,
    so sagt in jedem Falle,
    wenn’s dem Berliner nicht behagt,
    er sanft: „Mir könn’se alle!“

    #Berlin #Google #gentrification #luttes