• Crowdworking und die eigentümliche Geschichte einer Studie - Zukunft Personal | HRM Expo BLOG
    http://blog.zukunft-personal.de/de/2016/08/29/crowdworking-und-die-eigentuemliche-geschichte-einer-studie


    Wer sich die Beschreibung von Crowdworking-Plattformen ansieht, kommt schnell zu dem Ergebnis, dass auch die „klassische“ Taxivermittlung die wichtigsten Elemente der Crowdworking-Plattformen vorwegnahm.

    Es kam also zu einer „Ökonomisierung“ der ursprünglichen Plattformidee. Nicht mehr Selbstregulierung steht hier im Vordergrund, sondern die Steuerung des Arbeitseinsatzes durch Plattformunternehmen und ihre Algorithmen oder durch die Auftraggeber. An dieser Stelle ist es legitim zu fragen, wie dieses Spiel ausgehen wird. Können sich selbstgesteuerte Plattformen behaupten und auch Geld verdienen oder ist es unser aller Los, von großen Unternehmen vereinnahmt zu werden? Können sich die originären Prinzipien der Selbststeuerung und Selbstidentifikation durchsetzen? Werden wir vielleicht am Ende doch endlich jene Tätigkeiten ausüben, die wir tatsächlich ausüben wollen, oder werden Plattformen der Crowd zur Behübschung oder Renovierung traditioneller Strukturen eingesetzt? Kommt es gar – so der Historiker Immanuel Wallenstein – zu einem Streit zwischen dem „Davos“-Lager der Systembewahrer, die alles ändern wollen, damit es so bleibt, wie es ist, und dem „Porto Alegre“-Lager, den Verfechtern der Idee, dass sich die Gesellschaft horizontal über soziale Medien organisiert und sich so reproduzieren kann? Schlimmer noch, kommt es zu einem Matrix-Szenario (und das ist meine Prognose): Wir glauben, dass wir selbstbestimmt agieren, aber eigentlich arbeiten und leben wir auf Bahnen, die längst vorherbestimmt und mittels predictive foresight errechnet sind?

    #Crowdworking Wie kann man etwas regulieren, was kaum regulierbar ist? @Ayad_Al_Ani KLICK UM ZU TWEETEN
    An dieser Stelle hatten wir die naive Idee, besser zu verstehen, ob und wie Arbeit auf Plattformen vor sich geht und vor allem, wie die Motivation auf diesen Konstrukten aussieht. Das war der Ausgangspunkt einer Studie und Befragung von Crowdworkern. Diese Untersuchung sollte auch dazu dienen, die Crowdworker auf der Suche nach einer optimalen Arbeitsform zu unterstützen.

    Unsere Studie erschien in Deutschland, in einem internationalen Journal, wurde in der Presse diskutiert und mit hochrangigen Vertretern von Gewerkschaften besprochen. Nach den Maßstäben unseres Subsystems also ein Erfolg. Was den politischen Faktor betrifft, waren wir aber überrascht, wie wenig Parteien und Gewerkschaften aus dieser Sache machten. Und dies hat wohl auch mit den Ergebnissen zu tun. Die an unserer Umfrage und ein einem Ideenwettbewerb beteiligten Crowdworker waren sich ihrer „süßsauren“ Situation völlig im Klaren: Sie wussten, dass auf Plattformen eine Machtasymmetrie herrscht, die durch den kollegialen Ton und den Rückgriff auf schon fast verblichene Ideale (Selbstidentifikation, Kollaboration der Crowdworker untereinander) kaum mehr verschleiert wird. Ihnen macht die Arbeit auf Plattformen aber dennoch vor allem „Spaß“ und sie profitieren von Lerneffekten, die sie auch in der realen Wirtschaft kapitalisieren können. Und damit war auch klar, dass wir mit unseren Ergebnissen zwischen allen Stühlen saßen: Das „Establishment“ ist ja durch Co-Management mit dem herkömmlichen ökonomischen System verbunden. Die politische Macht „unserer“ Crowdworker erscheint demgegenüber eher unwesentlich. Sie wollen keine Auseinandersetzung, sondern Spaß und Lernen. Mit diesen Prinzipien – das müsste jedem politischen Profi sofort klar sein – gewinnt man keinen Kampf, sondern wird vor allem „(aus-)genutzt“.

    Was kann man nun tun? Weitere Studien sind sicher schon beauftragt und die Politik wird versuchen etwas zu regulieren, was kaum regulierbar ist. Spannend wäre es aber zu versuchen, selbst demokratischere und partizipativere Plattformen zu bauen, wenn es sonst keiner tut. Uber als Genossenschaft etwa. Hierzu gibt es insbesondere in den USA erste Ansätze. Ich vermute, dass wir noch etwa zwei bis drei Jahre Zeit haben, um wirkliche Alternativen auf den Markt zu bringen. Nicht viel also. Aber die Chance besteht immerhin.

    Cloud und Crowd – Neue Organisationskonzepte für Dienstleistungen nachhaltig gestalten
    http://cloud-und-crowd.de/#ueberuns

    Die Basis des Projekts bildet ein prominentes Partnernetzwerk, das Wissenschaft und Praxis vereint. Das Projekt ist ein Verbundprojekt unter Leitung des ISF München und in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel, der Ludwig-Maximilians-Universität München, IG Metall, ver.di und andrena objects ag und stützt sich auf die enge Kooperation mit ausstrahlungskräftigen Unternehmenspartnern und Verbänden.

    ver.di – Einladung - Arbeit und Gesellschaft 4.0: Mitbestimmen, Mitgestalten
    https://www.verdi.de/themen/digitalisierungskongresse/kongress-2016/++co++bfbaae10-6902-11e6-836e-525400b665de

    Der Digitalisierungskongress der Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation mit ver.di findet vom 17.-18. Oktober 2016 in der ver.di-Bundesverwaltung in Berlin statt und bietet die Gelegenheit, mit hochkarätigen ReferentInnen aus Gewerkschaften, Interessenvertretungen, Wissenschaft, Politik und der Netzcommunity über grundsätzliche wie auch praxisorientierte Themen der Mitbestimmung und Mitgestaltung der Digitalisierung von Arbeit und Gesellschaft zu diskutieren. Dem dienen insbesondere die insgesamt zehn Workshops des Kongresses, die von spannenden und informativen Vorträgen und Podiumsdiskussionen gerahmt werden.

    Einladung und Programm https://www.verdi.de/themen/digitalisierungskongresse/++file++57bbfb1cf1b4cd11fdbef853/download/HBS_MB16_VA_Koop_verdi_Einladung.pdf

    #Crowdworḱing #cloud #Arbeit #Taxi