Voilà un article de qualité sur le printemps des révolutions de 1848 à Berlin publié sur le site de l’agence fédérale pour la formation civique . L’article sur de.wikipedia.org par contre est une collection de mythes réactionnaires et ne contribue pas à la compréhension des événements révolutionnaires en Prusse.
Ensuite je constate que deux paragraphes sur la révolution en Prusse et l’influence du conflit avec le Danemark sur les déveoppements à Berlin dans l’article de fr.wikipedia.org t’enseignent plus de vérité historique que ces longues articles en langue allemande.
Il se voit encore que la production de l’encyclopédie en ligne en Allemagne est sous contrôle d’une bande de récationnaires en ce qui concerne sa partie historique et de questions de société. Je continue à la consulter pour des questions de physique et chimie car il plus difficile de déformer la vérité dans ces domaines scientifiques.
21.01.2010 von Günter Wollstein
Einleitung
Parallel zur Septemberkrise in Frankfurt wurden auch die Habsburgermonarchie und Preußen von Krisen geschüttelt. Den jungen Verfassungsstaaten mit ihren liberalen „Märzregierungen“ war eine Stabilisierung nicht geglückt. Ende Oktober/Anfang November kam die Stunde der Gegenrevolutionäre, in der diese wieder die Macht an sich nahmen und ihre Traditionsstaaten erneut in souverän handelnde Großmächte konservativer Prägung umwandelten, womit auch die Erfolgschancen für die Frankfurter Liberalen dramatisch zusammenschrumpften.
Fortan konnte die Paulskirche nicht mehr damit rechnen, dass sich die Einzelstaaten der Entwicklung im deutschen Gesamtstaat anpassen und unterordnen würden. Doch auch in der nächstfolgenden, bis 1850/51 andauernden Phase hielt ein gegenrevolutionärer Prozess an. Zwar erhielten Österreich und Preußen erstaunlich fortschrittliche Verfassungen, da an den politischen Maßstäben, die Liberale und Demokraten innerhalb und außerhalb der Parlamente gesetzt hatten, nicht vorbeizukommen war. Gleichzeitig ließen sie jedoch die Paulskirche scheitern und drängten mit zunehmender innerer Stabilisierung auch das Verfassungsleben in ihren eigenen Staaten zurück.
Krise der Habsburgermonarchie
In der Habsburgermonarchie war auch während des Sommers 1848 die Politisierung der Öffentlichkeit auf eine recht kleine aktive Minderheit in den städtischen Zentren beschränkt geblieben. Politische Vereine besaßen durchaus Gewicht, doch flächendeckende Parteiorganisationen fehlten. Soziale Konflikte verschärften die nationalen Spannungen nur unerheblich. Eine wichtige Ausnahme war Wien. Hier führte die „Praterschlacht“ vom August, aus der die bürgerlich strukturierte Nationalgarde und die Akademische Legion als Sieger hervorgingen, zu Toten auf Seiten der in den Vorstädten lebenden Unterschichten. Erst im Zuge der Gegenrevolution fanden sich Teile der regulären Truppen, Nationalgardisten, Handwerksgesellen und Arbeiter wieder zum gemeinsamen Kampf gegen das Gros der regulären Truppen zusammen.
Drohender Staatszerfall
Für Sprengstoff sorgten die Interessenkollisionen der verschiedenen Nationalbewegungen im Vielvölkerstaat, am meisten in Italien und Ungarn. Im lombardisch-venetianischen Königreich schien der Triumph des Risorgimento schon perfekt, doch gelang es den Italienern wegen programmatischer Differenzen, dynastischer Eigeninteressen und militärischer Schwäche nicht, Österreichs hier aus Südslawen zusammengestellte Truppen unter General Johann Graf von Radetzky (1766-1858) aus einem Festungsviereck an Etsch und Mincio zu vertreiben. Im Königreich Ungarn mit seinen Magyaren, Slawen, Rumänen und Deutschen erreichten die Magyaren unter Lajos Kossuth (1802-1894) und Ludwig Graf Batthyány (1806-1849) eine weitgehende Unabhängigkeit des Landes bei Fortbestehen einer Personalunion mit Österreich, doch war zu erwarten, dass die Habsburgermonarchie im Falle eines Wiedererstarkens jede sich bietende Chance nutzen würde, um ihre reale Oberhoheit wiederherzustellen, zumal dabei mit Hilfe der südslawischen Minderheit Ungarns, insbesondere der Kroaten, zu rechnen war.
In Prag versuchten zwar ein tschechischer Nationalausschuss und bald eine provisorische Regierung, das Königreich Böhmen und Mähren zum autonomen Bestandteil einer föderativ umgestalteten und mit einer Verfassung ausgestatteten Habsburgermonarchie zu machen, in der die Slawen die Majorität besaßen. Doch eine hinhaltende Politik Österreichs und die Präsenz seiner Truppen im Lande hielt die Lage in der Schwebe. Im Königreich Galizien konnten Bürokratie und Militär sogar umgehend die polnischen Unabhängigkeitsbestrebungen eindämmen und niederschlagen.
Der deutschlandpolitische Komplex war daher nur ein Aspekt der grundsätzlichen Frage, ob Österreich erhalten oder geteilt werden sollte. Eine dominierende Zielvorgabe war nirgends auszumachen. Da mit einem Verlust Italiens und Ungarns gerechnet wurde, wetteiferten die verschiedenen Parteien und Völker mit Überlegungen, was mit einer entsprechend verkleinerten Habsburgermonarchie geschehen sollte. Unter den Verfechtern eines straff zentralistisch geführten Staates konkurrierten bei manchen Übereinstimmungen Anhänger einer absolutistischen Staatsform mit Befürwortern eines Verfassungsstaates. Entsprechend gespalten waren auch die Vertreter eines föderativen Staatenbundes. Das Modell der Paulskirche, demzufolge das westliche Österreich zum Bestandteil eines konstitutionellen Großdeutschlands werden sollte, dominierte in der Gesamtbevölkerung nie, von der politischen Führung ganz zu schweigen. Selbst im deutschen Teil der Bevölkerung standen durchgängig „schwarz-gelbe“, also der Habsburgerdynastie verpflichtete, neben den „schwarz-rot-goldenen“ Ideen der „Germanophilen“.
Unpopuläre Verfassung „von oben“
Während die Regierung zur Untätigkeit verurteilt war, versuchte sich der Hof, nun von einer Kamarilla statt der Staatskonferenz gelenkt, an einem Spagat zwischen Bewahrung des Alten und Arrangement mit unvermeidlich Neuem. Improvisationen sollten möglichst viel sowohl von der eigenen Macht als auch vom traditionellen Besitzstand des Staates bewahren. Als am 25. April 1848 eine Verfassung verordnet wurde, bescherte dies dem Staat zwar ein Parlament, aber kein populäres Führungsorgan.
Immerhin fand am 22. Juli 1848 tatsächlich - wenn auch ohne Vertreter Italiens und Ungarns - die feierliche Eröffnung eines Reichstags statt. Die Hälfte der Abgeordneten waren Slawen; eine große Zahl von Bauern aus den deutschen Kronländern und Galizien saß neben bürgerlichen Parlamentariern aus Wien und anderen städtischen Regionen, insbesondere auch Böhmens; Aristokraten waren nur schwach vertreten. Es fehlte eine gemeinsame liberale Führungsschicht analog zur Paulskirche. Trotz massiver Verständigungsprobleme gelang die Verabschiedung eines grundlegenden Gesetzes auf dem Agrarsektor. Am 31. August beschloss der Reichstag eine entschädigungslose Aufhebung der Untertänigkeitsverhältnisse und eine Beseitigung der Grundlasten bei Entschädigungsvorbehalt. Diese Bauernbefreiung löste das längst überfällige zentrale soziale Problem des noch überwiegend agrarischen Österreich. Im Sommer 1848 blieb es jedoch bei diesem einmaligen Kraftakt des Reichstags, so dass dieser nicht die Popularität gewann, um im inneren Kräftefeld eine bedeutende Rolle zu spielen.
Verselbstständigung des Militärs
Die Tatsache, dass die Verfassung vom April 1848 nicht das Werk einer Nationalversammlung war und somit nicht vom Volk ausging, aber auch weitere Bemühungen von Hof und Regierung, sich den Volksbewegungen nicht zu beugen, führten im Mai zu einem Aufstand, der anders als im März auf Wien beschränkt blieb und die Entmachtung der Regierung durch einen „Sicherheitsausschuss“ der Stadt zur Folge hatte. Kaiser Ferdinand und die Kamarilla entschlossen sich zur Flucht ins kaisertreue Innsbruck.
In dieser verfahrenen und chaotischen Situation verselbständigten sich verschiedene durch den Zusammenbruch der Habsburgermonarchie aufgebrachte und durch den eigenen Prestige- und Machtverlust unmittelbar betroffene Heerführer. Sie begannen an ihren Standorten, auf eigene Faust „Ordnung“ zu schaffen, wovon der kaiserliche Hof bisweilen erst nachträglich informiert wurde. Ihre Aktionen entwickelten sich zur Gegenrevolution in Österreich-Ungarn, wobei sie Hof und Kamarilla jenen Machtgewinn bescherten, der diesem in der Schlussphase der Gegenrevolution wieder die politische Führung einbrachte.
Die entscheidenden Generäle waren neben Radetzky in Italien, dem der Diplomat Felix Fürst zu Schwarzenberg (1800-1852) als kommender politischer Kopf Österreichs zur Seite trat, Alfred Fürst zu Windischgraetz (1787-1862) in Böhmen und Joseph Freiherr von Jellacic (1801-1859) in Ungarn, der nicht nur für das alte Österreich, sondern auch als Kroate gegen die Magyaren kämpfte. Zuerst nutzte Windischgraetz während des für politische Aufregungen sorgenden Slawenkongresses am 2. Juni 1848 in Prag die Gunst der Stunde, um die tschechische Nationalbewegung durch militärische Machtdemonstrationen zu einem „Aufstand“ zu reizen und Mitte Juni in fünftägigen Barrikadenkämpfen auszuschalten. Radetzky, der mit Hilfe Schwarzenbergs nur mit Mühe eine politische Kapitulation Österreichs in Italien abgewendet hatte, gelang Ende Juli bei Custozza der entscheidende Sieg, der bei vorläufigem Ausscheiden Sardinien-Piemonts aus dem Krieg die Herrschaft der Habsburgermonarchie in Oberitalien wieder konsolidierte.
Bevor im September Ungarn an die Reihe kam, hatte sich die Lage in Wien zunächst nicht zuletzt dank des gemäßigt wirkenden Reichstags deutlich entspannt. Auch der Hof kehrte am 11. August nach Wien zurück. Nach dem Erfolg in Italien betrieb dieser dank der Mithilfe des neuen Kriegsministers Theodor Graf Latour (1780-1848) immer entschiedener eine militärische Lösung der Ungarnfrage, wobei die Kroaten gegen die Magyaren ausgespielt wurden. Diese scharfe Konfrontationspolitik wurde von der Regierung zwar nicht mitgetragen, doch auf einem Verhandlungsweg bemühte auch sie sich um eine Revision der Zusage an Ungarn, dass das Königreich fortan mit der übrigen Habsburgermonarchie nur noch in Personalunion verbunden sein sollte.
Diese Politik mobilisierte die mit der ungarischen Nationalbewegung sympathisierende politische Linke in Wien aufs Neue. Wie in der Frankfurter Septemberkrise bereiteten nationale Empörung in Verbindung mit sozialen Problemen und Sorgen vor gegenrevolutionären Entwicklungen den Weg zu einer Radikalisierung und zu neuen Unruhen. Dadurch ergab sich für die Gegenrevolutionäre die Perspektive eines Doppelschlages gegen die Ungarn und gegen die Linke in Wien. Da auf die Truppen Verlass war, spielte ihnen ab jetzt jede Eskalation der Situation in die Hände.
In diesem Bewusstsein nahm Jellacic am 11. September den Kampf gegen die Ungarn auf. Als Jellacics Lage aufgrund der unerwarteten Schlagkraft der Magyaren kritisch wurde und er sich auf österreichisches Gebiet zurückziehen musste, brach auch Windischgraetz aus Prag auf, um Österreich zu „retten“. Schwarzenberg erschien Ende September in der österreichischen Hauptstadt Wien.
Die Verknüpfung des Kampfes gegen die Ungarn mit dem gegen die Liberalen und Demokraten Wiens machte Fortschritte, als das Hilfeersuchen einer ungarischen Reichstagsdelegation in Wien durch eine Mehrheit des dortigen Reichstags abgelehnt wurde, was in der österreichischen Hauptstadt für neuerliche Unruhen sorgte. Nutzen zogen die Gegenrevolutionäre auch aus der Ermordung des von der Regierung Wessenberg als außerordentlicher Kommissar für Ungarn entsandten Generals Franz Graf Lamberg am 28. September in Pest.
Niederschlagung des Wiener Aufstandes
Als Latour am 4. Oktober den Einsatz eines in Wien stationierten Bataillons als Ergänzung der gegen die Ungarn kämpfenden Truppen anordnete, mündete eine Beinahe-Meuterei der betroffenen Truppenteile in einen umfassenden Aufstand in der Hauptstadt, bei dem Latour ermordet und das Zeughaus gestürmt wurde.
Angeführt von demokratischen Vereinen und linken Reichstagsabgeordneten entstand eine einzigartige Bürgerkriegsfront gegen die Gegenrevolutionäre, die allerdings auf Wien beschränkt blieb und nur eine politisch aktive Minderheit umfasste. In ihr waren radikale Demokraten und sozial Unzufriedene mit maßvollen und kompromissbereiten Demokraten zusammengeschweißt, zu denen auch der Paulskirchenabgeordnete Robert Blum gehörte, der als Abgesandter seiner Fraktion nach Wien gekommen war.
Der Hof floh am 7. Oktober erneut, nunmehr in die erzbischöfliche Residenzstadt Olmütz in Mähren, wobei der Kaiser die österreichischen Völker zum Kampf gegen die Wiener Revolution aufrief. Mitte Oktober entschied sich der Hof intern für Schwarzenberg als künftigen gegenrevolutionären Regierungschef, während dessen Schwager Windischgraetz als Oberkommandierender mit diktatorischen Vollmachten ausgestattet wurde, um die Revolution in Wien zu bekämpfen.
In der Literatur wird vielfach von einer Wiener Oktoberrevolution gesprochen, doch ist dieser Ausdruck mit Vorsicht zu gebrauchen. Die Weichenstellungen kamen von den Gegenrevolutionären, die - wie Schwarzenberg formulierte - eine Abrechnung mit „der europäischen Partei des Umsturzes“ suchten und durch entsprechende Vorgaben die Bürgerkriegssituation vom Oktober hervorriefen. Da die Aufständischen jedoch mit ihren Bluttaten, vor allem der Ermordung des Kriegsministers, die Eskalation maßgeblich vorantrieben, lässt sich von einem Nebeneinander von Gegenrevolution und präventiver Revolution sprechen, wobei beide Seiten glaubten, defensiv zu handeln.
Am 20. Oktober wurde Wien von Windischgraetz eingeschlossen. Die übermächtige Streitmacht der regulären Truppen siegte faktisch schon am ersten Tag des Bürgerkriegs, doch ein rasch scheiternder Versuch ungarischer Verbände, die Stadt zu befreien, ließ Beschießungen durch Artillerie und Straßenkämpfe erst nach vier Tagen, am 31. Oktober, enden; schließlich waren über 2000 Tote, meist Zivilisten, zu beklagen. Es folgte eine ebenso grausame wie willkürliche Abrechnung durch die Gegenrevolutionäre, deren spektakulärster Fall - gedacht als Demonstration gegen die Linke im Allgemeinen und die Paulskirche im Besonderen - die „standrechtliche Erschießung“ Robert Blums war, des angeblich „hervorragendsten unter den deutschen Anarchisten“.
Die Lage im gesamten Italien bekamen die Gegenrevolutionäre erst Monate später in den Griff, zumal sich die Gegenseite radikalisierte und vor allem in Rom und Venedig für ihre Freiheit kämpfende Republiken entstanden. Als Reaktionär, der seinem engeren Herrschaftsbereich wieder ein absolutistisches Regiment aufzwang, schritt der König von Neapel-Sardinien voran. Österreich besiegte sodann am 23. März 1849 Piemont-Sardinien bei Novara, was zur Abdankung Karl Alberts zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II. führte. Im Juli wurden die Römische Republik - zu deren Beseitigung kämpfte nunmehr eine in ideologischer Hinsicht seltsame Koalition von, unter anderen, Österreichern und Franzosen Seite an Seite - und die Republik Venedig niedergerungen, und abermals einen Monat später signalisierte ein österreichisch-piemontesischer Friedensschluss das vorläufige Scheitern der italienischen Nationalbewegung; allerdings blieb Piemont-Sardinien analog zu Preußen ein Verfassungsstaat.
Zu einem weitaus härteren Kampf, in dem Schwarzenberg - wenn auch nach langem Zögern - die kriegsentscheidende militärische Hilfe von Zar Nikolaj I. in Anspruch nahm, entwickelte sich der ab Dezember 1848 wütende Krieg Österreichs gegen Ungarn. Auch Ungarn, das die kurze Spanne seiner faktischen Unabhängigkeit nicht zuletzt zu Rüstungen genutzt hatte und in dem Kossuth während des Krieges quasi wie ein Diktator herrschte, wurde am Ende der Revolutionsphase, im April 1849, noch in eine Republik umgewandelt. Doch schließlich wurde auch deren Gegenwehr sinnlos, und nach der Niederlage der Ungarn am 13. August 1849 mit einer Kapitulation vor den Russen bei Világos rechneten die Sieger in grausamer Form ab.
Staatliche Neuordnung
Nach der Niederschlagung der Demokraten in Wien kam es ungeachtet des Andauerns äußerer Probleme zu einer raschen Entscheidung in der Frage der künftigen Staats- und Regierungsform. Als Schwarzenberg am 21. November Ministerpräsident wurde, erhielt erstmals ein Vertreter jenes „realpolitischen“ Kurses das Amt eines Regierungschefs, der später in der Bismarck-zeit vorherrschend werden sollte. Schwarzenberg befürwortete einen zentralistisch-bürokratischen Obrigkeitsstaat, der den „Stämmen“ Gleichberechtigung und dem Volk Staatsbürgerrechte einräumte. An dessen Spitze sollte die Habsburgerdynastie mit einem Kaiser stehen, dessen zentrale Stützen Bürokratie und Armee waren, während allenfalls den Großgrundbesitzern und ähnlich Vermögenden eine darüber hinausgehende Teilhabe an der politischen Verantwortung zugedacht war.
Als Sieger der Gegenrevolution trat Schwarzenberg jedoch, seinen Rivalen Windischgraetz beiseite drängend, zunächst als Reformkonservativer auf, der den Erfordernissen einer nach der Märzrevolution veränderten politischen und gesellschaftlichen Landschaft Tribut zollte. So blieb sein Hauptanliegen zwar die Rekonstruktion eines auf die Habsburgerdynastie gestützten Systems, doch stattete er dieses mit einer Verfassung und einem Parlament aus. Im Reichstag, der in die mährische Stadt Kremsier beordert worden war, erntete er am 27. November 1848 enthusiastischen Beifall, als er ausführte: „Wir wollen die konstitutionelle Monarchie aufrichtig und ohne Rückhalt.“
Kurswechsel unter Kaiser Franz Joseph
Mit der Einsetzung des 18jährigen Kaisers Franz Joseph (1830-1916) am 2. Dezember 1848 erfolgte jedoch eine nicht unwesentliche Kurskorrektur. Für fast sieben Jahrzehnte betrat nämlich ein gewissenhafter und mutiger, dabei nur wenig kreativer Herrscher die politische Bühne, der vor allem verinnerlicht hatte, dass er dem Heer sowohl den Fortbestand der Habsburgermonarchie wie seine Macht verdankte. In seinem Antrittsmanifest hielt er sich mit seinen eigenen Absichten noch zurück. Doch sehr bald wurde klar, dass der junge Monarch keinen Wert auf seine eigene Volkstümlichkeit oder einen konstitutionellen Aufbau des Staates legte, dass er vielmehr als autokratischer Fürst selbst herrschen wollte.
Franz Joseph kam die Auflösung des Kremsierer Reichstags durch Schwarzenberg am 4. März 1849 entgegen. Sie erfolgte zum Zeitpunkt, als der Reichstag sich gerade zur Fertigstellung einer Verfassung anschickte. Als der Regierungschef zeitgleich eine Verfassung oktroyieren ließ, bereitete es dem Kaiser und anderen Gegnern eines konstitutionellen Österreichs keine Schwierigkeiten, die Wahl eines neuen Reichstags zu verhindern. Für Schwarzenberg brachte dies nur Vorteile, konnte er so doch in freier Gestaltung die Konsolidierung der Großmacht Österreich außenpolitisch vorantreiben.
Schon in den Jahren 1849/50 übernahmen Absolutisten im Umfeld des Kaisers Zug um Zug wieder die innenpolitische Führung. Schwarzenberg kapitulierte 1851 vor ihnen. Schon seit längerem schwer erkrankt, starb er im April 1852.
Ab April 1851 regierte Franz Joseph ohne Abstriche absolutistisch, mit Hilfe „seines“ Reichsrats, besetzt mit hohen Angehörigen der Bürokratie. Mit dem Silvesterpatent zum Jahreswechsel 1851/52 wurde schließlich auch die Zusage einer Verfassung rückgängig gemacht. Hiermit war der dramatische Versuch der Jahre 1848 bis 1851, den Vielvölkerstaat zu modernisieren, in einer revolutionären wie in einer gegenrevolutionären Etappe völlig gescheitert. Unangetastet blieb lediglich die sozialpolitische Reform im Agrarbereich von 1848. Auch in Wirtschaft und Handel wurde eine Anpassung an das bürgerliche Zeitalter versucht.
Die Dynastie richtete erneut und verstärkt ihr Hauptaugenmerk auf die Bewahrung der Integrität der Großmacht, wobei sie versuchte, den Staatsbürgern/Untertanen sowie den Völkern und historisch gewachsenen Einheiten Freiräume zu verschaffen. Als durch die Revolutionszeit bewiesene Staatsdoktrin galt, dass Emanzipationsbestrebungen und Nivellierungsversuche jeder Art die Habsburgermonarchie zwangsläufig in Chaos und Verderben führen mussten. Neu war eine strikte Ausrichtung des Kaisers auf das Militär, die auf die politische Kultur des Landes ausstrahlte. Da sich aber die Nationalitätenprobleme des Vielvölkerstaates in der Folgezeit nicht mehr eindämmen ließen, konnte der absolutistische Staat nach frühneuzeitlichem Muster die angestrebte neue innere Stärke zu keinem Zeitpunkt mehr erreichen.
Preußen - Bündnis von Militär und Monarchie
Ausgangs- und Endpunkt der Entwicklung in Berlin unterschieden sich erheblich von denen in Wien, doch waren vergleichbare Etappen der Gegenrevolution zu beobachten. In der preußischen Hauptstadt hatte die Märzrevolution den Liberalen die politische Führung gebracht. Drei aufeinander folgende Regierungen unter den Ministerpräsidenten Ludolf Camphausen, Rudolf von Auerswald und Ernst von Pfuel schienen über unangefochtene Autorität zu verfügen. Von der im Mai gewählten Nationalversammlung war zu erwarten, dass sie an ihre Seite trat. Preußen übernahm in den Kämpfen gegen Dänemark und die polnische Nationalbewegung eine wichtige deutschlandpolitische Funktion. Es gewann dadurch an nationalem Renommee, während das weiterhin auf den Monarchen ausgerichtete Heer sein demütigendes Zurückweichen in der Märzrevolution wieder vergessen machen konnte.
Hiermit gelangten konservative Militärs auch in Preußen in eine günstige Ausgangsposition, um zu einer treibenden gegenrevolutionären Kraft zu werden. Maßgeblich war dabei, dass der König den Gegenrevolutionären Rückendeckung gab und strikt auf seiner persönlichen Kommandogewalt über das Heer beharrte. Immer wieder gab er zu erkennen, dass er im Falle einer preußischen Politik, die von dem Prinzip der Volkssouveränität ausgehe, damit sein Gottesgnadentum missachte und seine Kommandogewalt über das Heer einschränke, entweder abdanken oder das Heer als Machtfaktor einsetzen wolle. Diese Situation nutzten als Vertreter der Gegenrevolution im Heer General Friedrich von Wrangel (1784-1877) und Oberstleutnant Karl Gustav von Griesheim (1798-1854).
Der populistische General Friedrich Graf Wrangel sollte von Friedrich Wilhelm IV. nach seinem prestigeträchtigen Kommando in Schleswig schließlich den Auftrag zur militärischen Einkreisung des „revolutionären“ Berlin erhalten. Sein wichtigster Beitrag zum Gelingen der Gegenrevolution war seine überzeugend gespielte Bürgernähe beim Einrücken in Berlin, die nicht einmal Ansätze eines Widerstandes aufkommen ließ. Die politischen Fäden im Hintergrund zog die „graue Eminenz“ Griesheim, der als Direktor des Allgemeinen Kriegsdepartements das politisch bedeutendste Amt im Kriegsministerium innehatte. Er hing absolutistischen Staatsvorstellungen an und gehörte zu jenen Konservativen, die sich nach der Märzrevolution mit großem publizistischen Einsatz und Erfolg der Öffentlichkeitsarbeit zuwandten, um die Dominanz liberaler und demokratischer Leitvorstellungen zu brechen.
Durch Militärzeitschriften erreichte er die Soldaten, von denen eine große Zahl in die konservativen Vereine eintrat und sich in ihnen für ein starkes, auf das Heer gestütztes, monarchisches Preußen einsetzte. Vier große Propagandakampagnen, die jeweils in Flugschriften kulminierten und weit über militärische Kreise hinaus wirkten, kamen hinzu. Zunächst gestaltete Griesheim die Wende in der preußischen Politik gegen die polnische Nationalbewegung mit und verhinderte dadurch, dass Preußen in einen unüberbrückbaren Gegensatz zum reaktionären Russland und ins Fahrwasser einer westlich-liberalen Blockpolitik geriet. Der anschließende Kampf gegen den Huldigungserlass (s. a. Seite 29 f.) und das vermeintliche „Schattenreich“ der Paulskirche legte die Basis für die staatliche Selbstbehauptung Preußens. Danach schob er einer demokratischen Kontrolle des Heeres, beispielsweise durch einen Verfassungseid, einen Riegel vor. Schließlich lieferte Griesheim mit der baldgängigen Parole „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten“ das Motto zur „Abrechnung“ mit der politischen Linken in Preußen, aber auch im übrigen Deutschland.
Schwächung der liberalen Regierungen
Da die Regierung Camphausen an der Realisierbarkeit ihres liberalen Programms bei eigener Führungsrolle nicht zweifelte und weiterhin auf eine Zusammenarbeit mit dem König setzte, akzeptierte sie Kernbereiche von dessen Haltung und unterließ es, für eine Einbindung des Heeresbereichs in den konstitutionellen Staat zu sorgen. Dies stellte den Auftakt zu einer fatalen Entwicklung dar, in der Friedrich Wilhelm IV., obwohl er nicht handelte, sondern „nur“ überall seine Meinung kundtat und Rücksichtnahmen verlangte, der Regierung subtil Schaden zufügte.
Zunächst aber brachte die Regierung die schon angesprochenen Modernisierungen in Wirtschaft und Handel auf den Weg (s. a. Seite 38). Außerdem suchte sie eine liberale Bürgergesellschaft im Sinne der Märzforderungen in die Tat umzusetzen. So sollte im unruhigen Berlin ein Sicherheitsausschuss, bestehend aus demokratischen und liberalen Vertretern der Justiz und Polizei, die angestrebte neue Rechtssicherheit gewährleisten. Schließlich wurde ein Verfassungsentwurf erstellt, um die Tätigkeit der Nationalversammlung vorzubereiten.
Angesichts dieser Maßnahmen kam Berlin für eine kurze Zeitspanne zur Ruhe. Doch neue Ungereimtheiten des liberalen Kurses, die aus der Haltung alter Eliten und des Monarchen resultierten, alarmierten nur allzu bald wieder die politische Linke. Bezeichnend war das Wirken des Berliner Sicherheitsausschusses. Der Versuch liberaler und demokratischer Richter, Staatsanwälte und Polizisten, eine rechtsstaatliche und gewaltenteilige Ordnung mit mündigen Staatsbürgern zu praktizieren, wurde von Günstlingen des Königs zum Scheitern gebracht, die ihre Kompetenzen aus der Zeit der alten Untertanengesellschaft nicht preisgeben wollten. Um ein effektives Wirken der liberalen Beamten zu verhindern, halfen sie selbst bei Unruhen nach und dramatisierten diese.
Die weit über die Frage der inneren Sicherheit in Berlin hinausgehenden Folgen für die liberale Führung waren, dass einerseits die Unterschichten und die demokratischen Verbände den Liberalen die obrigkeitsstaatlichen Übergriffe anlasteten und andererseits das Bürgertum die Sicht der Konservativen übernahm und die Liberalen nicht für fähig ansah, eine neue Ordnung in der Stadt und im Staat zu gewährleisten.
Da die Regierung unverändert dem König große Rechte einräumte, geriet sie in den Verdacht, Gegenrevolutionären in die Hand zu spielen, während der König sie gleichzeitig als „ernste Narren“ und „so genannte konstitutionelle Minister“ herabsetzen konnte.
Beispielhaft zeigte sich diese Problematik bei der Rückberufung des Prinzen Wilhelm von Preußen aus dem Exil. Als der König sich durchsetzte und die Regierung den Beschluss am 11. Mai mittrug, wertete die misstrauische politische Linke dies als Signal für die Vorbereitung einer Gegenrevolution. Neuerliche, nun nicht mehr abreißende Unruhen in der Hauptstadt waren die Folge. Als anschließend der Monarch nicht Willens war, sich zur Eröffnung der preußischen Nationalversammlung am 22. Mai an den Tagungsort dieses Parlaments zu begeben, steigerte die Regierung den Unmut der Linken noch, indem sie willfährig den feierlichen Auftakt der Parlamentsberatungen in die Residenz des Königs, den Weißen Saal des Stadtschlosses, verlegen ließ.
Konflikt zwischen Parlament und König
Nicht zufällig waren damit schon zu Beginn der preußischen Nationalversammlung die grundlegenden Konflikte offengelegt: Für die politische Linke stellten weiterhin die Kapitulation und die Zusagen des Königs vom März das Fundament dar, auf dem ein vom Volk gewähltes und beauftragtes Parlament ein demokratisches Preußen aufbauen sollte. Demgegenüber beanspruchte Friedrich Wilhelm IV. im Bewusstsein seiner unantastbaren Position als König von Gottes Gnaden Mitsprache- und Kontrollrechte, die ein monarchisches Preußen gewährleisten sollten.
Ein Verfassungsentwurf der Regierung, der wiederum einen monarchischen Führungsanspruch vorsah, veranlasste die Nationalversammlung daraufhin am 8. Juni, unterstützt von lebhaften Demonstrationen demokratischer Vereine in Berlin, eindeutig Stellung zu beziehen, indem sie auf dem Prinzip der Volkssouveränität als Grundlage für ihre Verfassungsberatungen beharrte.
Dieser frühe Beschluss, der als Antwort auf die demonstrativen Richtungsvorgaben des Königs zu verstehen war, markierte den endgültigen Beginn einer anhaltenden Konfrontation von Parlament und König. Er gab den gegenrevolutionären Kräften des Landes Anlass, die Nationalversammlung als ein Gremium zu diffamieren, das von einer radikalen Linken beherrscht sei und sich durch anmaßendes und unfähiges Verhalten selbst diskreditiere.
Bei näherer Betrachtung verfügte die Berliner Nationalversammlung, die aus einem bemerkenswert demokratischen Wahlverfahren hervorgegangen war, zwar tatsächlich nicht über die geistige Brillanz der Paulskirche. Auch zeigte sich im Vergleich zur Paulskirche insgesamt eine Linksverschiebung des politischen Spektrums, da das Bildungsbürgertum weniger dominierte und auch die untere Mittelschicht vertreten war. Schon ein Blick auf die vier Fraktionen zeigt aber, dass von einer Linkslastigkeit oder Radikalität keine Rede sein konnte. Die konservative Gruppe, zu der Hochkonservative wiederum nicht gehörten, war viel stärker als die des Frankfurter Parlaments. Demgegenüber auffallend schwach vertreten waren die rechten Liberalen, doch stellten sie mit den Konservativen die Majorität des Hauses. Bei den linken Liberalen fiel deren Aufgeschlossenheit für sozialpolitische Maßnahmen auf. Die Demokraten schließlich strebten mehrheitlich nach einer parlamentarischen Monarchie; nur eine kleine Minderheit vertrat strikt republikanische Zielvorstellungen. Auch der Vorwurf, das Parlament sei unfähig gewesen, war verfehlt; sein folgerichtiges und maßvolles Handeln widersprach dem.
Verfassungsdebatte
Nach dem turbulenten Auftakt zu den Beratungen der preußischen Nationalversammlung versuchte die Regierung, dem Parlament wie dem König gerecht zu werden, indem sie mit Hilfe der beiden rechten Fraktionen einen Formelkompromiss durchsetzte, der Königs- und Volksrechte nebeneinander stellte. Doch schon das erschien dem König wie den Linken unerträglich. Die Erregung auf demokratischer Seite über den Kompromiss bündelte sich mit Streitigkeiten über die Bürgerwehr, die in einen Sturm auf das Berliner Zeughaus am 14. Juni einmündeten. Die Einnahme der preußischen Waffenkammer durch eine aufgebrachte Menge, die eine „allgemeine Volksbewaffnung“ forderte, galt den Konservativen als Beweis, dass die „Straße“ Hand in Hand mit linken Parlamentsvertretern eine Anarchie im Land ansteuere. Als die in Bedrängnis geratene Regierung Camphausen dem Parlament riet, sich in militärische „Obhut“ zu begeben, was die Nationalversammlung in einem Misstrauensvotum zurückwies, war ihr Rücktritt besiegelt.
Dessen ungeachtet liefen die Verfassungsberatungen an. In dem rechtsliberalen Verfassungsentwurf der Regierung Camphausen waren alle „Minimalbedingungen“ berücksichtigt, die der König für sein Einschwenken auf einen konstitutionellen Kurs gestellt hatte. Preußen sollte eine konstitutionelle Monarchie werden, in der der Monarch Heer und Bürokratie dominierte. Auch wurde dem König zur Vermeidung eines immer wieder beschworenen „Parlamentsabsolutismus“ ein absolutes Vetorecht gegenüber dem für Gesetze und Budget zuständigen Parlament zugestanden. Eine Erste Kammer, die stark auf besitzende Schichten ausgerichtet war, sollte als gleichberechtigte legislative Körperschaft die Macht der Volksvertretung als Zweite Kammer eingrenzen. Die Nationalversammlung reagierte, indem sie am 26. Juni einen eigenen Verfassungsentwurf vorlegte und zur Grundlage der Beratungen machte. Diese neue Vorlage entsprach dem auf einen parlamentarischen Konstitutionalismus ausgerichteten Bestreben der Paulskirche.
Kampf um das Heer
Ansätze zu einer geradlinigen Arbeit an der Verfassung endeten bereits einen Monat später, als Gegenrevolutionäre am 31. Juli in der Festung Schweidnitz in einem Konflikt zwischen Bürgerwehr und stehendem Heer zur Herstellung der Ordnung 14 Bürger niederschossen. Daraufhin forderte das Parlament am 7. September, unterstützt durch die demokratischen Gruppen der Berliner Öffentlichkeit, von der Regierung nicht nur die Bestrafung der Schuldigen, sondern auch die Armee von reaktionären Kräften zu säubern. Erklärtes Ziel war eine nunmehr als elementar wichtig erachtete Einbindung des Heeres in den Verfassungsstaat. Da die Regierung Auerswald das gegenüber der Krone nicht durchsetzen konnte, trat sie am folgenden Tage zurück.
Gedrängt von der gegenrevolutionären Kamarilla, griff Friedrich Wilhelm IV. nun wieder unmittelbar lenkend in die Staatsgeschäfte ein. Am 11./13. September wurden durch einen geheimen „Revolutionsfahrplan“ und durch Personalentscheidungen die Weichen für die Gegenrevolution gestellt. Diese Absichten des Königs wurden im Verlauf der kommenden Ereignisse fast generalstabsmäßig vollzogen, obwohl er zwischendurch häufig Meinungswechseln unterlag und andere Vorstellungen verwirklichen wollte: Zur Vermeidung größerer Kämpfe war ein Vorgehen in Etappen vorgesehen. Eingangs sollte eine gegenrevolutionäre Kampfregierung gebildet werden, dann war die Nationalversammlung zu vertagen und in die Provinz zu verlegen, schließlich sollte das Parlament mittels Staatsstreich aufgelöst und eine Verfassung von oben befohlen werden.
Neuer Ministerpräsident wurde zunächst der populäre, reformfreundliche und an fortbestehende Vermittlungsmöglichkeiten glaubende General Ernst von Pfuel, der den Säuberungsbeschluss des Parlaments unterstützte und die Gefahr einer Gegenrevolution eindämmen wollte. Zwischen dem Parlament, das ein weiteres Lavieren nicht mehr hinnehmen wollte, und dem König mit seinen hochkonservativen Helfern sah er sich schon bald vor unlösbare Aufgaben gestellt.
Als entscheidender machtpolitischer Schachzug erwies sich die Einsetzung Wrangels als Befehlshaber einer bald 50000 und schließlich 80000 Mann umfassenden Truppe im Raum Berlin mit dem Ziel der Wiederherstellung der „öffentlichen Ruhe“. Diese militärische Übermacht musste als Bedrohung der konstitutionellen Regierung sowie der Liberalen und Demokraten innerhalb und außerhalb des Parlaments angesehen werden und nach dem Kalkül der Konservativen in Preußen verstärkte Unruhen in der Hauptstadt provozieren.
Unruhen in Berlin
Einen Monat später war diese Rechnung voll aufgegangen. Auch in Berlin spürte man die in der Frankfurter Septemberkrise deutlich gewordene allgemeine Radikalisierung der Linken. Doch wie in Frankfurt und zeitgleich in Wien erwuchs sie aus Befürchtungen, die Gegenrevolutionäre könnten bei den anstehenden Grundsatzentscheidungen die Oberhand behalten.
Vor diesem Hintergrund versuchte die preußische Nationalversammlung, den Gegenrevolutionären auf gesetzgeberischem Wege und damit in ihrem eigentlichen Kompetenzbereich entgegenzuwirken. Mittels verschiedener Einzelgesetze sollte Preußen unaufhebbar demokratisiert werden. Für den König waren bald wieder die Grenzen des ihm erträglich Erscheinenden überschritten. Als die Nationalversammlung am 12. Oktober „sein“ Gottesgnadentum abzuschaffen suchte, forderte er Pfuel auf, in Berlin den Belagerungszustand auszurufen, und als dieser sich weigerte, wurde er nur noch geschäftsführend im Amt belassen.
Die Unruhen in Berlin rissen nun nicht mehr ab: Ein am 13. Oktober verabschiedetes Gesetz, das aus der Bürgerwehr eine staatliche Einrichtung machte, stieß auf heftigen Widerstand der Demokraten, die um ihren letzten militärischen Rückhalt bei den bislang frei gewachsenen Volksverbänden fürchteten. Arbeiterunruhen, die niedergeschlagen wurden, waren die Folge. Die nächsten Turbulenzen wurden ausschließlich von außen in die Stadt hineingetragen.
Vor allem die sich dramatisch zuspitzende Lage in Wien führte zu einer Solidarisierung der Berliner Demokraten mit ihren bedrängten Gesinnungsgenossen. Der Ruf aus ihren Reihen nach einer „zweiten Revolution“, vorgetragen vor allem auf dem zweiten Demokratenkongress, ermöglichte es den Gegenrevolutionären, ihre Eingreifpläne als dringliche Notstandsmaßnahme hinzustellen. In gleicher Weise wurde der chancenlose Versuch linker Abgeordneter verschiedener Parlamente gewertet, in Berlin ein „Gegenparlament“ zu gründen. Die Unruhen in der Stadt erreichten am 31. Oktober ihren Höhepunkt, als sich die Mehrheit der Nationalversammlung gegen eine direkte Unterstützung des belagerten Wien aussprach.
Im gleichen Monat schlossen sich König, Kamarilla, Heer und konservative Verbände auch nach außen zu einer Front zusammen und erreichten eine massive politische Mobilisierung. Angesichts drohender Eingriffe in ihnen unveräußerlich erscheinende Rechte des Monarchen und der wachsenden Unruhen in Berlin wurde zum Widerstand und Kampf für den König aufgerufen, der als „Gefangener“ von Parlament und Regierung hingestellt wurde. Diese Kampagne überzeugte bei nun massiver Unterstützung durch die protestantische Kirche nicht nur die Landbevölkerung, sondern auch das Berliner Bürgertum bis in kleinbürgerliche Kreise hinein. Die konservative Sammlungspolitik hatte zum Erfolg geführt, die Liberalen und Demokraten Berlins waren in eine aussichtslose Lage gedrängt.
Konservativer Staatsstreich
Der König nutzte die sich bietende Chance und setzte am 1. November - zeitgleich mit der Etablierung Schwarzenbergs als Ministerpräsident in Wien - ein gegenrevolutionäres Kampfkabinett unter seinem Onkel Friedrich Wilhelm Graf von Brandenburg (1792-1850) ein. Dieser vertagte am 9. November die Nationalversammlung und verlegte sie in die Stadt Brandenburg. Als sich das Parlament widersetzte, marschierte General von Wrangel in Berlin ein und verhängte den Belagerungszustand, der auch nach vollzogenem Machtwechsel nicht aufgehoben wurde und den weiteren Kurs der Regierung Brandenburg absicherte. Das Parlament versuchte vergeblich, Widerstand zu leisten, die Vermittlungsbemühungen der Reichsregierung und des Paulskirchenparlaments blieben wirkungslos. Am 5. Dezember folgten die Auflösung der Nationalversammlung und der Erlass einer Verfassung.
In Preußen war damit die Gegenrevolution in Form eines Staatsstreichs vollzogen worden. Weder die Linke in der Nationalversammlung noch die demokratischen Vereine hatten gegen das militärgestützte Vorgehen des Königs Vorkehrungen getroffen. Sie wurden von seinem etappenweisen und legalistischen Vorgehen, das stets einen Notstand für seine Maßnahmen vorzuschützen wusste, überrumpelt und verzichteten schließlich ganz anders als in Wien auf einen Verzweiflungsakt. So hatten die Schachzüge gegenrevolutionärer Militärs, die Sammlungspolitik der Hochkonservativen und Friedrich Wilhelm IV. mit seiner obstruktiven Verweigerungshaltung die allzu kooperationsbereiten Regierungen entmachtet und die preußische Nationalversammlung zum Staatsfeind gestempelt.
Mit dem Staatsstreich setzten auch in Preußen Richtungskämpfe innerhalb des konservativen Lagers ein. Absolutisten und Anhänger eines christlichen Ständestaats verloren trotz ihres Rückhalts beim König zunächst zusehends an Macht. Tonangebend wurde hingegen das neue Ministerium, dessen Kurs weitgehend von Brandenburg bestimmt wurde. Dieser setzte, obwohl Friedrich Wilhelm IV. wieder die Zeit für eine Verwirklichung seiner Weltanschauung für gekommen hielt, in Preußen die Verordnung einer Verfassung durch und sorgte dafür, dass das Königreich unumkehrbar zum Verfassungsstaat wurde.
Oktroyierte Verfassung
In auffälliger Analogie zu Schwarzenberg war Friedrich Wilhelm von Brandenburg eigentlich hochkonservativ, doch stellte er die seit der Märzrevolution veränderte politische Welt in Rechnung und handelte als Realpolitiker und Reformkonservativer. Der Ministerpräsident dachte an einen Ausgleich mit dem Bürgertum, dem er eine Art politischer Juniorpartnerschaft anbot, und konnte das Besitzbürgertum wie auch kleinbürgerliche und bäuerliche Kreise mit beachtlichem Erfolg davon überzeugen, dass „Ruhe und Ordnung“ nicht zuletzt in ihrem eigenen Interesse und zur Sicherung der Eigentumsordnung wiederhergestellt wurden.
Preußen sollte sich nach seinem Wunsch mit einem starken König und gesicherten konservativen Strukturen als gewaltenteiliger Verfassungsstaat verfestigen und als solcher das künftige Deutschland prägen. Eine Rückkehr zum Absolutismus oder zu einem Ständestaat verwarf er, schon weil im übrigen Deutschland nach dem Wirken der Paulskirche hierfür keine hinreichende Unterstützung zu gewinnen war. Der Ministerpräsident hielt diesen Kurs mit seiner Regierung, bestehend aus hohen Beamten, Militärs und Vertretern des Wirtschaftsbürgertums, bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1850 durch.
Die auf ihn zurückgehende Verfassung vom Dezember 1848, die auf der „linken“ Verfassungsvorlage der Nationalversammlung, nicht auf der der Regierung Camphausen beruhte, trug den zentralen Forderungen des Königs mit etwa 40 Änderungen Rechnung. Entscheidend gestärkt wurde die monarchische Position dadurch, dass dem König ein Einspruchsrecht in Gesetzgebungsfragen und ein Notverordnungsrecht zugestanden wurden. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass Preußen über die Gegenrevolution hinaus eine konstitutionelle Monarchie blieb. Seine neue Verfassung, die Gewaltenteilung, Zweikammersystem, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte gewährleistete, entsprach in erstaunlichem Maße jenen Vorstellungen, mit denen rechte Liberale Anfang 1848, vor dem Schwenk von Vorparlament und Paulskirche hin zum Parlamentarismus, angetreten waren; von den Demokraten war sogar das gleiche Wahlrecht für das Volkshaus übernommen.
Eine in den Verfassungstext eingebaute Revisionsklausel ließ den König und die Hochkonservativen allerdings auf baldige Veränderungen hoffen. Sie sahen in der Verfassung ein Provisorium mit dem alleinigen Sinn, einen Aufstand der Linken zu verhindern. Dementsprechend führten sie bei der Umsetzung der Verfassungsnormen in eine Verfassungswirklichkeit ihre Politik des hinhaltenden Widerstands und der Obstruktion aus der Zeit liberaler Regierungen fort. Eine enge Eingrenzung der Wirkungsmöglichkeiten des Parlaments und ein Austrocknen der ohnehin durch Gesetzesvorbehalte eingeschränkten Grundrechte waren in der Folgezeit zu beobachten.
Dennoch vermochte es der König nicht, der Verfassungsentwicklung Preußens in der Phase 1849/50 allein seinen Stempel aufzudrücken. Das Land sah zwar einen zweiten, für den weiteren Verlauf der preußisch-deutschen Geschichte wichtigen Staatsstreich: Im Mai 1849 wurde das allgemeine Wahlrecht durch das bis 1918 beibehaltene Dreiklassenwahlrecht ersetzt. Im übrigen behauptete Brandenburg aber die politische Führungsrolle seiner Regierung.Unter seinem massiven Druck leistete der bis zuletzt heftig widerstrebende König am 6. Februar 1850 den Verfassungseid. Dies kommentierte der Liberale Camphausen mit den Worten: „Der Vogel sitzt im Käfig, und das ist die Hauptsache.“
QuellentextDreiklassenwahlrecht
Der auf Grund der Verordnung vom 30. Mai 1849 gewählte preußische Landtag wurde von der Regierung aufgefordert, nachträglich die Einführung des Dreiklassenwahlrechts zu billigen. Die folgende Denkschrift vom 12. August begründete den Antrag, dem die Mehrheit des Landtags am 13. Dezember 1849 zustimmte.
Die Kräfte der Staatsbürger, auf deren harmonischer Zusammenwirkung das Bestehen und Gedeihen der Gesellschaft wesentlich beruht, sind teils physischer oder materieller, teils geistiger Art. Unter den materiellen nimmt die Steuerkraft eine vorzügliche Stellung ein. Sie gibt den allgemeinsten Maßstab der individuellen Leistungen für das Gemeinwesen ab. Es liegt daher auch nahe, nach dem Verhältnis der Besteuerung das Stimmrecht zu regeln, indem man damit der Forderung „gleiche Pflichten, gleiche Rechte“ zu genügen strebt [...].
Dessenungeachtet kann dieser Maßstab an und für sich nur als ein sehr unbefriedigender betrachtet werden. Dennoch ist von der Verteilung des Stimmrechtes nach der Besteuerung ein richtiges Resultat zu erwarten, weil die Verhältnisse im großen und ganzen so gestaltet sind, wie in den ärmeren Mitgliedern der Staatsgesellschaft die größere Summe der physischen, so in den reicheren das höhere Maß der geistigen Kräfte zu liegen pflegt, und somit dasjenige Gewicht, welches man anscheinend dem materiellen Vermögen beilegt, - in der Tat der höheren Intelligenz zu gute kommt. Daß außerdem die Größe des Besitzes mehr oder weniger für das Interesse an dem diesen Besitz schützenden Staatsorganismus maßgebend ist, bedarf einer weiteren Ausführung nicht.
[...] Wenn man sich hierbei zu der Dreiteilung entschlossen hat, so beruht dies [...] wesentlich auf der Erfahrung, daß sich in der Regel überall drei Hauptschichten der Bevölkerung nach dem Maße des Vermögens unterscheiden lassen, deren Angehörige auch in den übrigen Verhältnissen am meisten miteinander gemein zu haben pflegen.
Nachdem das Prinzip der Öffentlichkeit und Mündlichkeit in den Verhandlungen über öffentliche Angelegenheiten mehr und mehr in den übrigen Zweigen des Staatslebens zur Geltung gekommen war, haben sehr viele achtbare Stimmen sich dafür erhoben, dasselbe auch bei den Wahlen einzuführen. [...] Einem freien Volke ist nichts so unentbehrlich als der persönliche Mut des Mannes, seine Überzeugung offen auszusprechen. Auf keinem anderen Wege werden die Parteien sich besser kennen, achten und verständigen lernen.
Wolfgang Lautemann/Manfred Schlenke (Hg.), Geschichte in Quellen. Das bürgerliche Zeitalter 1815-1914, München 1980, S. 239 f.
Im März folgten in Ergänzung zu den Wirtschaftsreformgesetzen Maßnahmen, die eine Aussöhnung der bäuerlichen Bevölkerung mit dem konservativen Staat in Gang setzten: Die Bauernbefreiung fand eine abschließende Regelung, indem noch bestehende Lasten durch finanzielle Leistungen abgegolten werden konnten. Als Gegenleistung für den widerstrebenden Landadel wurden allerdings dessen lokale Herrschaftsfunktionen erneut bestätigt.
Damit war Preußen zu einem zumindest dem Verfassungstext nach weit moderneren Staat als Österreich geworden. Allerdings stützte sich die neue Staatsform ganz wesentlich auf das nun konservativ ausgerichtete Militär, das sich als Zentrum des Staates ansah.
Ebenfalls bedeutsam blieben die Mobilisierung des konservativen Lagers und, seit dem Revolutionsjahr, ein verstärkter, durch die Protestanten Preußens christlich geprägter Royalismus in gro-ßen Teilen der Bevölkerung. Die Demokraten blieben auch in Preußen mit großer Langzeitwirkung besiegt. Die Liberalen aber hatten, ungeachtet ihrer Abdrängung aus der Politik, die Genugtuung, dass „ihre“ Staatsform zumindest als verfassungsmäßig festgeschrieben war. Schon bald zeigte ihr neuerliches Streben nach politischer Mitbestimmung und nach freiheitlichen Grundrechten, dass sie dies als Wechsel auf die Zukunft betrachteten.
Stand der Bearbeitung 13.10.2024 Autoren der Wikimedia-Projekte
Barrikadenkampf am Alexanderplatz vor dem Haus mit den 99 Schafsköpfen
Jubelnde Revolutionäre nach Barrikadenkämpfen am 18. März 1848 in der Breiten Straße, im Hintergrund das Berliner Schloss
Die Märzrevolution in Berlin war ein Teil der Revolutionen 1848/1849 in Europa und ein zentrales Ereignis der deutschen Freiheits- und Nationalbewegung. Nachdem oppositionelle Volksversammlungen in Berlin Freiheitsrechte von der preußischen Monarchie gefordert hatten, ging ab dem 13. März 1848 das Militär gegen sie vor. Diese Auseinandersetzungen steigerten sich am 18. und 19. März zu Barrikadenkämpfen, die mehrere hundert Todesopfer forderten. König Friedrich Wilhelm IV. sah sich schließlich gezwungen, das Militär aus Berlin abzuziehen und den Demonstranten politische Zugeständnisse zu machen. Bis zum Sommer kam es zu einer vorübergehenden Liberalisierung: Eine liberale Märzregierung wurde ernannt, und eine frei gewählte Nationalversammlung begann mit der Ausarbeitung einer Verfassung für Preußen. Die Uneinigkeit der revolutionären Kräfte ermöglichte es dem König jedoch, die meisten Zugeständnisse ab 1849 wieder zurückzunehmen.
→ zur Problematik der Verfassungsfrage siehe auch den Artikel zum Ersten Vereinigten Landtag
Preußen wurde zwar schon im Vormärz von vielen regional begrenzten Aufständen wie der Berliner Kartoffelrevolution erschüttert, doch waren diese wirtschaftlich-sozial und weniger politisch motiviert. Dies änderte sich erst allmählich in den 1840er Jahren, als es in der Landwirtschaft, im städtischen Handwerk, der traditionellen Heimarbeit und im Finanzwesen gleichzeitig zu existenzbedrohenden Krisenerscheinungen kam. Die bei der Krisenbekämpfung unfähig wirkende preußische Regierung verlor in allen Bevölkerungsschichten an Vertrauen. In der Folge radikalisierte sich die politische Öffentlichkeit. Der Ruf nach parlamentarischer Teilhabe an der Politik, nach Presse-, Versammlungs- und Gewissensfreiheit wurde nun von einem Großteil der Bevölkerung mitgetragen.[1]
Thronverbrennung des französischen Königs Louis Philippe am 25. Februar 1848 auf der Place de la Bastille in Paris
Der Anstoß zum offenen Protest in Berlin erfolgte jedoch von außen: Am 12. Januar 1848 brach im sizilianischen Palermo der erste Aufstand des Revolutionsjahres 1848 aus. Unter dem Druck der Aufständischen und nachdem Wien militärische Hilfe verweigert hatte, erließ König Ferdinand II. von Sizilien am 29. Januar 1848 eine Verfassung. Um Protesten zuvorzukommen, regten kurze Zeit später auch der König von Sardinien, der Großherzog der Toskana und der Papst die Ausarbeitung von Verfassungen an. Im Februar 1848 wurde auch Frankreich zum Schauplatz der Revolution. Schon im Sommer 1847 wurden in Paris große Tafelrunden, sogenannte Reformbankette, veranstaltet, bei denen die bürgerliche Opposition die Regierung scharf kritisierte. Am 21. Februar 1848 verbot der französische Außenminister François Guizot eine solche für den nächsten Tag angekündigte Versammlung. Diese Entscheidung löste am 22. Februar eine studentische Demonstration aus und gipfelte in den nächsten Tagen in blutigen Zusammenstößen mit dem Militär. Als sich auch die Nationalgarde den aufständischen Handwerkern, Industriearbeitern und Studenten anschloss, dankte der französische König Louis-Philippe I. am 24. Februar 1848 ab.[2]
Vom revolutionären Umsturz in Paris erfuhr die preußische Regierung über die optische Telegrafenlinie erst am 27. Februar 1848. Trotz der scharfen Zensur erreichten die ersten, noch inoffiziellen Berichte alle Schichten der Berliner Gesellschaft.[3] Die preußische Regierung war sich in der Prognose einig, dass die von Frankreich ausgehende Revolution auch auf Preußen und besonders Berlin übergreifen konnte.[4] Wie sehr der preußische König seinen Thron gefährdet sah, zeigt sich in einem Brief, den er am 27. Februar 1848 an Königin Victoria von Großbritannien verfasste:
„Wenn die republikanische Partei ihr Programm durchführt, die Souveränität des Volkes, wird meine verhältnismäßig kleine Krone zerbrochen werden und […] ein Jahrhundert des Aufruhrs wird folgen.“[5]
Wie die zu erwartenden Proteste in Berlin unterbunden werden sollten, darüber konnten sich die Minister und Berater des Königs zunächst nicht verständigen. Ihre abwartende Haltung ermöglichte es erst, dass sich in der Hauptstadt eine relativ freie Meinungsäußerung auf den Straßen und in den Kaffeehäusern durchsetzte. Während sich der preußische Staatsminister Ernst von Bodelschwingh der Ältere für Zugeständnisse an die Opposition aussprach, plädierten der königliche Berater Leopold von Gerlach und Prinz Wilhelm für eine militärische Niederschlagung möglicher Unruhen. Friedrich Wilhelm IV. stimmte jedoch letztlich dem Kurs des Staatsministers zu. Er willigte am 5. März ein, in Zukunft regelmäßig Landtage einzuberufen und versprach am 8. März die Zensur zu lockern. Der Zweite Vereinigte Landtag sollte, laut königlicher Anordnung vom 14. März, am 27. April 1848 zusammentreten. Trotz dieser Zugeständnisse gelang es der Regierung nicht, das Anwachsen einer Volksversammlung im Tiergarten zu stoppen.[6]
Die Nachricht über den Rücktritt des französischen Königs Louis-Philippe I. machte in Berlin die Vossische Zeitung am 28. Februar 1848 bekannt.[7] Um die Neuigkeiten auszutauschen und zu diskutieren, trafen sich viele Berliner auf den Straßen. Der Chronist Karl August Varnhagen von Ense beschrieb die Stimmung wie folgt:
„Wer ein frisches Blatt zuerst in die Hand bekam, musste auf einen Stuhl steigen und die Nachricht laut vorlesen.“[7]
Das milde und sonnige Wetter Ende Februar und Anfang März 1848 begünstigte das Zusammenkommen großer Menschenansammlungen – und damit auch organisierter politischer Versammlungen – unter freiem Himmel. Besonders in den Kaffeehäusern und Lesezirkeln, den Treffpunkten des Berliner Bildungsbürgertums, wurden die revolutionären Ereignisse in der Ferne mit konkreten Reformerwartungen in Preußen verknüpft.[8] Seit dem 6. März 1848 häuften sich Demonstrationen in der Stadt. Die nur 150 Mann starken städtischen Polizeikräfte hatten dem nichts entgegenzusetzen, sodass die Behörden auf Teile der preußischen Armee zurückgriffen.[9]
Am Abend des 6. März trat eine kleine Gruppe von Studenten im Tiergarten zusammen. Wie zuvor württembergische und badische Volksversammlungen wollten sie Forderungen des Volkes zusammenfassen und als Bittschrift direkt an den König übergeben. Obwohl keine Einigung zustande kam, bewirkte ihr Treffen, dass in den folgenden Tagen (bis zum 17. März) Vertreter aller sozialen Gruppen der Stadt an den Tiergarten-Tagungen teilnahmen.[10] Der zwischen dem Brandenburger Tor und Schloss Bellevue liegende Ort war dafür von der Opposition gut gewählt worden: Außerhalb der Stadt gelegen, war die Gefahr einer direkten Konfrontation mit dem Polizei- und Militäraufgebot eher gering. Kaffeehäuser, Biergärten und eine hölzerne Konzertbühne boten den Demonstranten genügend Raum für improvisierte Reden, Diskussionen und Abstimmungen. Am 7. März gelang der Versammlung die Festlegung auf neun Forderungen:
„1. Unbedingte Pressefreiheit.
2. Vollständige Redefreiheit.
3. sofortige und vollständige Amnestie aller wegen politischer und Preßvergehen Verurteilten und Verfolgten.
4. Freies Versammlungs- und Vereinigungsrecht.
5. Gleiche politische Berechtigung aller, ohne Rücksicht auf religiöses Bekenntnis und Besitz.
6. Geschworenengerichte und Unabhängigkeit des Richterstandes.
7. Verminderung des stehenden Heeres und Volksbewaffnung mit freier Wahl der Führer.
8. Allgemeine deutsche Volksvertretung.
9. Schleunige Einberufung des Vereinigten Landtages.“[11]
Plan von Berlin mit Bezeichnung der Barrikaden am 18. und 19. März 1848 (Quelle: Stadtmuseum Berlin)
Die Bittschrift enthielt die auch in anderen Staaten des Deutschen Bundes typischen liberalen und nationalen Wünsche. Ungewöhnlich waren jedoch die Rufe nach Amnestie und Entmilitarisierung, die mit der aufgeheizten Atmosphäre Berlins zusammenhingen. Die Situation verschärfte sich weiter, als Friedrich Wilhelm IV. sich weigerte, eine Delegation der Volksversammlung zu empfangen, um die Bittschrift entgegenzunehmen. Der Berliner Polizeipräsident Julius von Minutoli drohte sogar mit Waffengewalt, falls Vertreter der Versammlung in das Berliner Schloss eindringen sollten. Die Bittschrift, so der Polizeipräsident, sei mit der Post einzureichen. Schließlich schaltete sich der Berliner Stadtmagistrat ein, um zwischen Regierung und Demonstranten zu vermitteln. Am 10. März übergab die Volksversammlung dem Rat der Stadt die Petition.[12] Am 14. März gewährte Friedrich Wilhelm IV. dem Rat tatsächlich eine Audienz und betonte bei dieser Gelegenheit, kein Parlament nach französischem Vorbild zuzulassen. Er wolle Preußen stattdessen wie schon beim Ersten Vereinigten Landtag eine ständestaatliche Volksvertretung zugestehen, da nur eine solche mit dem „deutschen Volkswesen“ vereinbar sei. Statt politischer Mitsprache war er weiterhin lediglich bereit, dem Volk eine beratende Funktion im Steuer- und Kreditwesen einzuräumen.[13]
Mit Wien wurde am 13. März 1848 die zweite Hauptstadt einer europäischen Großmacht von der Revolution erfasst. Nach gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Militär und Demonstranten konnte die Regierung den Frieden erst durch den Rücktritt von Staatskanzler Metternich wiederherstellen. Die Nachricht von der Flucht Metternichs, der seit dem Wiener Kongress zur wichtigsten Symbolfigur der Restaurationspolitik geworden war, erreichte Berlin am 15. März 1848. Die Befürworter einer militärischen Lösung verloren nun zunächst den Rückhalt Friedrich Wilhelms IV. Zudem befürchtete die preußische Regierung eine mögliche Abspaltung der beiden westlichen Provinzen.[14] Erschwert wurden die diplomatischen Bemühungen jedoch durch den Umstand, dass am 13. März zusätzliche Truppen nach Berlin verlegt worden waren. Am Abend des 13. März hatten sich Soldaten am Brandenburger Tor den in die Stadt zurückkehrenden Teilnehmern der Tiergartenversammlung in den Weg gestellt. Bei der Auseinandersetzung, die sich auf das ganze Stadtgebiet ausweitete, bewarfen die Demonstranten die Soldaten mit Steinen und versuchten Barrikaden zu errichten, während die Soldaten mit Säbeln und Schusswaffen vorgingen. Bei den Kämpfen erlag ein Demonstrierender einer Stichverletzung.[15]
Die Wiener Ereignisse ermutigten die Berliner Demonstranten am 16. März zu weiteren Schritten. Laut dem Schriftsteller und Augenzeugen Adolf Streckfuß sollen auf den Straßen erstmals Rufchöre mit Parolen wie „Wir werden auch siegen, wenn wir es nur wagen zu kämpfen“ gefallen sein. War die Protestbewegung vor dem 16. März in Berlin noch verhältnismäßig zurückhaltend geblieben und hatte Preußen scheinbar nur leicht gestreift, drohte die Eskalation nun offen auszubrechen. Zeitgleich unternahm die Regierung den Versuch, auf das alte Konzept der Bürgermiliz zurückzugreifen. Diese militärischen Verbände hatten in Preußen eine bis in die napoleonische Zeit zurückreichende Tradition. Ihr Dienst konnte bei Unruhen dazu beitragen, die Einsätze der unpopulären Armee zu reduzieren. Obwohl die Bürgermilizen bereits 1825 aufgelöst worden waren, glaubte Friedrich Wilhelm IV. mit dem Einsatz solcher Berliner „Schutzkommissionen“ doch noch deeskalierend auf die Demonstranten einwirken zu können.[16] Freilich sollten die Berliner „Schutzkommissionen“ unbewaffnet bleiben und sich hauptsächlich aus bürgerlichen Vertretern des städtischen Kommunaldienstes zusammensetzen. Handwerker und Industriearbeiter blieben ausgeschlossen, was den Unmut auf den Straßen weiter schürte. Innerhalb weniger Stunden gelang es, etwa 2000 Mann aufzustellen, die sich allerdings bei den Demonstrationen vor dem Berliner Schloss und Unter den Linden als wirkungslos erwiesen. Unterhalb des Kronprinzenpalais, des Sitzes von Prinz Wilhelm, kam es erneut zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen Militär und Berlinern mit zwei Toten und mehreren Verletzten.[17] Der Vorgang führte nicht nur dazu, dass Prinz Wilhelm von der Öffentlichkeit für die Gewalt verantwortlich gemacht wurde, sondern vor allem, dass die Forderung nach einer Bürgerbewaffnung gestärkt wurde.[18]
Am 17. März blieb Berlin weitestgehend von Kämpfen verschont. Trotzdem fiel an diesem Tag die Entscheidung, ob die Regierung durch eine bürgerliche Delegation oder eine Massendemonstration zu der Bewilligung einer Bürgerwehr gezwungen werden sollte. Vor allem die bürgerlich-liberalen Kräfte befürchteten, dass eine Massendemonstration vor dem Berliner Schloss sich schnell zu einer gewaltsamen sozialen Umwälzung entwickeln konnte. Sie fürchteten die Entstehung einer Terrorherrschaft wie im jakobinischen Frankreich. Der Stadtmagistrat sprach sich dafür aus, dass die Bürgerwehr nicht aus der besitzlosen Einwohnerschaft rekrutiert werden durfte. Die zentrale Rolle bei der Durchsetzung der bürgerlichen Forderungen spielte eine kleine oppositionelle Gruppe um den Publizisten August Theodor Woeniger, die sich in einem Hotel unweit der Staatsoper traf. Nach mehrstündiger Diskussion formulierte Woeniger eine bewusst knapp gehaltene Bittschrift an den König, in der um einen Rückzug der Soldaten aus Berlin, die Gewährung von Pressefreiheit, die Erlaubnis zur Bürgerwehrbildung und die Einberufung des Zweiten Vereinigten Landtages gebeten wurde. Ein Großteil der Demonstranten und ein Teil des Magistrates stellte sich hinter diese Forderung.[19] Den Ausschlag für die Massendemonstration gab schließlich eine Rede Woenigers:
„Meine Herren, es ist zu spät; unsere Aufforderungen durchlaufen die Stadt […]; verwerfen sie die Demonstration, so erhalten sie die Revolution.“[20]
In der ganzen Stadt verbreitete sich am Abend der Aufruf, am nächsten Tag auf dem Schlossplatz zusammenzukommen.[21] Ebenfalls am 17. März stimmte Friedrich Wilhelm IV. weitergehenden Reformplänen des Staatsministers Bodelschwingh zu. Dieser hatte in den Tagen zuvor zwei Gesetzentwürfe formuliert. Demzufolge sollte die Zensur vollständig aufgehoben werden. Die Einberufung des Zweiten Vereinigten Landtages wurde auf den 2. April 1848 vorverlegt (ursprünglich war der 27. April vorgesehen). Am wichtigsten aber war, dass Preußen eine echte Verfassung mit Volksvertretung erhalten sollte. Die Reformen wurden am Morgen des 18. März in der ganzen Stadt durch Flugblätter bekannt gegeben.[22] Tatsächlich versuchte der Stadtmagistrat noch, die angekündigte Massendemonstration abzusagen und die Bevölkerung über die Absichten der Regierung aufzuklären. Sogar eine festliche Beleuchtung Berlins wurde vom Magistrat zu diesem Zeitpunkt noch in Erwägung gezogen. Die Kundgebung ließ sich jedoch nicht mehr aufhalten.[23]
Die Situation schien sich dank der militärischen Zurückhaltung des Gouverneurs von Berlin Ernst von Pfuel zunächst zu entspannen. Zwischen ein und zwei Uhr nachmittags wurde Pfuel jedoch durch den provisorischen Kommandierenden General des Gardekorps abgelöst, Karl von Prittwitz. Mit ihm besaß nun ein Angehöriger der weniger kompromissbereiten höfischen Militärpartei die Befehlsgewalt.
In seiner Hand vereinigte er jetzt die drei wichtigsten militärischen Kommandoposten innerhalb des Berliner Großraums, wenn auch jeweils nur interimistisch: Als Berliner Stadtgouverneur unterstanden ihm de jure, also nur mittelbar, alle Truppen im Gebiet der Hauptstadt. Als Berliner Stadtkommandant, dem Vize des Stadtgouverneurs, war er zugleich sein eigener Stellvertreter (der eigentliche Stadtkommandant Wilhelm von Ditfurth galt als überfordert). Zuletzt besaß er als provisorischer Kommandierender General des Gardekorps die unmittelbare Befehlsgewalt über alle im Berliner Raum stehenden Truppen (in Berlin und Potsdam garnisonierten fast ausnahmslos Gardeverbände, das Gros der sog. Linientruppen war traditionell in der Provinz stationiert).[24] In dieser Funktion hatte er seinen vorherigen Vorgesetzten, Prinz Wilhelm beerbt, der am 10. März 1848 zum Militärgouverneur am Rhein und in Westphalen ernannt worden war.[25] Zur Beseitigung dieser problemanfälligen Befehlskette wurde später, am 13. September 1848, das Oberkommando in den Marken geschaffen. Es sollte in einem künftigen Krisenfall die Befehlsgewalt über alle im Großraum Berlins stationierten Truppen ausüben.[26]
Die am Mittag des 18. März auf den Schlossplatz strömende Menge bestand aus drei Interessensgruppen: Die erste Gruppe nahm die angekündigten königlichen Reformen zum Anlass, um die Demonstration in eine Dankesfeier umzuwandeln. Der zweiten Gruppe gingen die Reformen nicht weit genug. Durch ihr Erscheinen wollte sie den König zu weiteren Zugeständnissen ermutigen. Die dritte Gruppe war von den Reformen nicht erreicht worden und beharrte weiterhin darauf, dass die königlichen Truppen aus Berlin abziehen sollten. Hinzu kamen noch Schaulustige. Nach zeitgenössischen Angaben sollen über 10.000 Menschen den Platz aufgesucht haben.[27]
Kaum hatte Generalleutnant von Prittwitz den Oberbefehl über alle Truppen in und um Berlin übernommen, ließ er strategisch wichtige Punkte, wie das Zeughaus und Stadtschloss, durch zusätzlichen Einheiten verstärken. Das Militär sollten dem König die Option einer Flucht nach Potsdam offenhalten. In einer morgendlichen Mitteilung an Bodelschwingh bekräftigte Friedrich Wilhelm IV. diesen Plan, der sich angesichts der versammelten Menge allerdings kaum noch hätte realisieren lassen. Um 13:30 Uhr wurden Bodelschwingh und der König von den Hochrufen, die vom Platz zu vernehmen waren, auf den Balkon des Stadtschlosses gelockt.[28]
Auf das Erscheinen des Königs reagierte die versammelte Menge mit einem „stürmischen, fast trunken zu nennenden Jubel“, wie ein anonym gebliebener Augenzeuge 1851 in Adolf Wolffs Berliner Revolutionschronik berichtete. Seit Wochen schon hatte sich der Monarch nicht mehr der Öffentlichkeit gezeigt. Bodelschwingh trat schließlich auf den Balkon und verlas die Reformpatente, wobei er auf dem Schlossplatz nicht mehr zu verstehen war.[28] Den Inhalt der Rede erfuhren die Demonstranten über herumgereichte Extrablätter der Allgemeinen Preußischen Staatszeitung:
„Der König will, daß Preßfreiheit herrsche; der König will, daß der Landtag sofort berufen werde; der König will, daß eine Konstitution auf der freisinnigsten Grundlage alle deutsche Länder umfasse; der König will, daß eine deutsche Nationalflagge wehe; der König will, daß alle Zollschlagbäume fallen; der König will, daß Preußen sich an die Spitze der Bewegung stelle.“[29]
Die nicht nachlassende Zahl der hinzuströmenden Bürger drängte den Rand der Masse an das Schlossportal. Die im Schlosshof postierten Soldaten befürchteten daher eine Erstürmung des Schlosses. Die Menge fühlte sich ihrerseits von der Militärmacht bedroht und rief in Sprechchören lautstark dazu auf, die um und im Schloss zusammengezogenen Truppen abzuziehen: „Militär zurück! Militär zurück!“ Mit dieser Entwicklung gewann erneut die Militärpartei an Einfluss auf Friedrich Wilhelm IV. Der König verlor die Nerven und gab den preußischen Truppen unter Prittwitz den Befehl, „den Schlossplatz zu säubern und dem dort herrschenden Skandal endlich ein Ende zu machen“. Der König verlangte dabei, dass nur „mit eingesteckter Waffe“ vorzugehen sei. Da es aber nicht gelang, die Menge zu zerstreuen, zogen Dragoner entgegen dem königlichen Befehl ihre Säbel. Die Situation wurde dadurch verschlimmert, dass die Soldaten in dem ausbrechenden Geschrei und Lärm des Gefechts ihre Vorgesetzten nicht mehr verstehen konnten. Kurz nach 14:30 Uhr lösten sich, höchstwahrscheinlich nur aus Versehen, zwei Schüsse, die aber niemanden trafen oder verletzten. Die Menschen verließen nun fluchtartig den Schlossplatz und gingen davon aus, dass absichtsvoll auf sie geschossen worden war.[30]
Barrikade an der Kronen- und Friedrichstraße
Während die königlichen Truppen den Schlossplatz sicherten, versuchten die Aufständischen, sich zu bewaffnen und Straßen zu verbarrikadieren. Die Barrikaden konnten vergleichsweise schnell durch das Umwerfen von Gemüseständen, Fuhrwerken und Droschken aufgebaut werden. Die Zwischenräume wurden unter anderem mit Gehwegplatten, Wollsäcken und Balken gefüllt.[31] Die Aufständischen deckten ihre Häuser ab und verwendeten die so gewonnenen Ziegel als Wurfgeschosse gegen die anrückenden Soldaten. Ganze Gruppen Jugendlicher positionierten sich hierfür auf den Dächern. Da die Aufständischen sich spontan für den Kampf vorbereiteten, war ihre Bewaffnung unzureichend. Die wenigsten Einwohner besaßen eine Schusswaffe. Planken, Mistgabeln und Holzäxte stellten ihre Hauptwaffen dar.[32] Die ersten Barrikaden im Bereich des Stadtschlosses waren so unorganisiert errichtet worden, dass sie von den Soldaten schnell überwunden werden konnten. Besonders die breiten Straßen ließen sich nur schwer mithilfe der Barrikaden verteidigen, sodass die Truppen bis in den späten Abend hinein den Bereich zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz wieder in ihre Gewalt bringen konnten. In den weiter vom Schloss entfernten Vierteln, vor allem im Norden und Osten der Stadt, blieb den Aufständischen mehr Zeit für die Verteidigungsorganisation. Es entstanden Barrikaden, die eine Höhe von drei Stockwerken erreichten. Durch tiefe Gräben wurden Straßen unpassierbar gemacht, erst recht für die schwere Artillerie, die in die verwinkelten, engen Gassen nicht vordringen konnte. Durch die Erstürmung von Zeughäusern und Waffenlagern waren die Aufständischen in den Besitz von Schusswaffen gekommen.[33] Insgesamt wurden über 900 Barrikaden errichtet.[34]
Barrikadenkampf vor dem köllnischen Rathaus, Berlin 1848; nach der Leipziger Illustrierten Zeitung, Jahrgang 1848
Barrikade nach Kämpfen in der Breiten Straße, gemalt von Eduard Gaertner
Der Großteil der Barrikadenkämpfer rekrutierte sich aus der Berliner Unterschicht. Später sollte sich herausstellen, dass nur 3 % der Zivilisten, die von den königlichen Soldaten gefangen genommen oder getötet worden waren, dem Bürgertum angehörten. Demgegenüber ließen sich 85 % als Angehörige der städtischen Unterschicht identifizieren. Obwohl Handwerksgesellen nur etwa 20 % der Berufstätigen in Berlin ausmachten, setzte sich aus ihnen die Hälfte der Kämpfenden zusammen.[Anm 1] Auch Industriearbeiter und Schüler waren überproportional häufig vertreten. Mit ihrem Protest wollten sie nicht nur die Erfüllung der „klassischen Forderungen der bürgerlichen Opposition erzwingen“, sondern die Regierung darüber hinaus dazu bewegen, ihre sozialen Lebensumstände zu verbessern.[35] Tatsächlich schwangen bereits vor dem 18. März Forderungen nach höheren Löhnen, einer finanziellen Absicherung nach dem Ende des Berufslebens und einem „Ministerium für Arbeiter“ mit. Dass die Berliner Märzrevolution eine rein bürgerliche Protestbewegung gewesen sei, gilt daher in der Forschung inzwischen als überholt.[36] Neben dem Faktor der sozialen Gruppenzugehörigkeit spielte auch das Alter eine wesentliche Rolle. So waren 36,7 % der Märzgefallenen oder Gefangenen weniger als 25 Jahre alt, nur 18,4 % waren über 40 Jahre alt. Da die jüngere Generation im Umgang mit den Gendarmen „trainierter“ war, hält es Rüdiger Hachtmann für wahrscheinlich, dass die Jugend im Barrikadenkampf noch weit präsenter war als es die Statistik vermuten lässt. Durch ihre Flinkheit seien die jüngeren Menschen nur weniger in Gefangenschaft oder ins Schussfeuer geraten. Da nur eine Frau in Gefangenschaft geriet und die Gefallenen fast ausschließlich männlich waren, lässt sich schlussfolgern, dass Frauen bei den Kämpfen eine eher untergeordnete Rolle spielten.[37]
Als die ersten Schüsse des Barrikadenkampfes fielen, saßen Friedrich Wilhelm IV. und seine Entourage noch an der Mittagstafel. Die Kämpfe waren jedoch auch im Stadtschloss zu hören.[38] Um einen Straßenkampf zwischen Militär und Berliner Zivilisten möglichst schnell zu beenden und die Kontrolle zurückzugewinnen, beauftragte der König zunächst seinen Hofmaler Eduard Graewert damit, ein weißes Leinentuch mit der Aufschrift „Ein Missverständnis! Der König will das Beste“ zu bemalen. Zwei Zivilisten erklärten sich freiwillig bereit, den Schriftzug durch Berlins Straßen zu tragen. Trotzdem endeten die Kämpfe nicht.[39] In den nächsten Stunden griffen Friedrich Wilhelm IV. und seine Regierung, obwohl dazu von Beratern, Offizieren, Hofbeamten, Professoren und Lokalpolitikern bedrängt, zunächst nicht weiter in das Geschehen ein. Die Regierung schien von der Menge an widersprüchlichen Nachrichten und Empfehlungen überfordert.[40]
Straßenkampf
Um etwa halb fünf brachen die ersten größeren Schießereien aus. Um 18 Uhr wurde die Königstraße zum Hauptkampfplatz. Gegen 18:30 Uhr wurden dort die ersten Kanonen gegen die Barrikaden eingesetzt. Zwar gelang es den Soldaten einige Barrikaden niederzuschießen, doch verstärkte der Anblick von zerfetzten Leichen nur noch den Widerstandswillen der Aufständischen. In der ganzen Stadt wurden die Kirchenglocken Sturm geläutet, um weitere Bürger zum Widerstand zu versammeln. Die Kämpfe liefen in der Regel wie folgt ab: Die sich den Barrikaden nähernden Soldaten wurden von Fenstern und Dächern aus beschossen oder mit Steinen beworfen. In der Folge stürmten die Soldaten die umliegenden Häuser, wobei auch die Wohnungen unbeteiligter Einwohner von den Soldaten verwüstet wurden. Selbst harmlose Passanten auf der Straße oder Frauen in ihren Wohnungen wurden von Soldaten erschossen. Da der weitgehend wolkenfreie Himmel vom Vollmond hell erleuchtet wurde, setzte sich die Eskalation noch bis in die Nacht hinein fort. Selbst kleinere Brände brachen aus: Während die Königlich Preußische Eisengießerei teilweise in Flammen aufging, brannte eine Verkaufsbude am Alexanderplatz vollständig ab. Obwohl das Militär mit 14.000 Soldaten und 36 Geschützen den 4000 Aufständischen weit überlegen war, war es auf Dauer mit den Häuser- und Barrikadenkämpfen überfordert. Im Gegensatz zu den Aufständischen, die von Sympathisanten mit Getränken und Speisen versorgt wurden, hatten die Truppen nach den Angaben von General Prittwitz in den „letzten 36 bis 48 Stunden nur Brot und Brantwein erhalten“. Da die Soldaten gegen ihre eigenen Landsleute vorgingen, wuchs zudem die Gefahr, dass sie zu den Aufständischen überliefen.[41][42][43]
Am Abend des 18. März kontrollierte Prittwitz zwar den Schlossbezirk und die unmittelbar angrenzenden Straßen. Zwischen Spree, der Neuen Friedrichstraße und dem Spittelmarkt waren alle Barrikaden entfernt. Die für Feldschlachten ausgebildeten Soldaten hatten jedoch keine Erfahrung mit Straßenkämpfen und der Bekämpfung von Volksaufständen, auch die geringe Truppenstärke machte eine vollständige Eroberung Berlins unmöglich. Gegen Mitternacht führte Prittwitz eine persönliche Unterredung mit Friedrich Wilhelm IV. Der General empfahl dem Monarchen, das Zentrum Berlins für einige Tage weiter besetzt zu halten und abzuwarten, ob nicht doch noch die gemäßigten Kräfte die Oberhand gewinnen würden. Sollte sich die öffentlich Erregung bis dahin nicht gelegt haben, müsse der König Berlin verlassen. Anschließend würde die Stadt von außen durch Artillerie zur Kapitulation bombardiert (was Wien noch im Oktober 1848 widerfahren sollte). Friedrich Wilhelm IV. könne dann seine politischen Zugeständnisse wieder rückgängig machen. Der König ging nicht auf Prittwitz’ Vorschlag ein. Er untersagte weiteres militärisches Vorrücken und arbeitete die Proklamation „An meine lieben Berliner“ aus. In dieser Erklärung vom 19. März 1848 kündigte er an, das Militär teilweise dann abzuziehen, wenn die Bürger im Gegenzug dafür die Barrikaden entfernten. So heißt es in dem Manifest: „Kehrt zum Frieden zurück, räumt die Barrikaden, die noch stehen, […] und ich gebe euch mein königliches Wort, daß alle Straßen und Plätze sogleich von den Truppen geräumt werden sollen und die militärische Besetzung nur auf die nothwendigsten Gebäude […] beschränkt werden wird“.[44] Diese Proklamation wies eine Bürgerdeputation unter Führung des späteren Berliner Bürgermeisters Franz Christian Naunyn mit dem Hinweis zurück, dass es für einen Waffenstillstand eines vollständigen Militärabzuges bedürfe. Um 10:30 Uhr gab Friedrich Wilhelm IV. diesen Forderungen nach.[45]
Der Berliner Barrikadenkampf zählte zu den verlustreichsten Unruhen der Märzrevolution: Über zweihundert Zivilisten waren ums Leben gekommen, die als Märzgefallene bezeichnet wurden. Über 600 Aufständische waren verwundet worden oder in Gefangenschaft geraten. Die königlichen Truppen hatten mit weniger als 50 Toten vergleichsweise geringe Verluste,[46] doch kursierten in Gerüchten und der Presse wochenlang Zahlen von 400 bis zu 1800 „Militärleichen“.[47] Mit der hohen Zahl an Toten und Verwundeten gewann die Frage nach der Verantwortlichkeit eine zentrale Rolle, insbesondere, da selbst der militärische Schutz des Stadtschlosses größtenteils aufgegeben worden war. Der König hatte sich damit unmittelbar in die Hände der Bürger begeben. Die erste Auswirkung dieser folgenschweren Entscheidung zeigte sich bereits am Nachmittag des 19. März 1848: Die Aufständischen trugen die Leichen der Märzgefallenen auf Leiterwagen in den Schlosshof, ein Akt indirekter Anklage gegen den König.[48] Vom Balkon des Berliner Schlosses musste er kurz nach 14 Uhr den Trauerzug beobachten. Um dem König die Schuss-, Bajonett- und Schrapnellwunden vor Augen zu führen, hatte man die Oberkörper der Toten entblößt. Die 150 Leichen wurden von Blumen und Zweigen geschmückt.[49] Mit dem Zuruf „Mütze ab“ zwang man Friedrich Wilhelm IV., den Toten Ehre zu erweisen. Mit dieser Demutsgeste gelang es wiederum Friedrich Wilhelm IV., die Bevölkerung von seiner persönlichen Schuld am Massaker abzulenken. Durch sein unentschlossenes Schwanken zwischen militärischer und diplomatischer Lösung trug Friedrich Wilhelm IV. maßgebliche Verantwortung für die Eskalation, wurde von der Berliner Öffentlichkeit aber weniger für den Barrikadenkampf verantwortlich gemacht als Prinz Wilhelm. Dieser war jedoch bereits am 10. März 1848 vom König zum Generalgouverneur der Rheinarmee ernannt worden und hatte folglich keine Befehlsgewalt über die in und um Berlin stationierten Truppen. Dass Prittwitz, der eigentliche Hauptverantwortliche, den Einsatz von Kartätschkugeln genehmigt hatte, wurde fälschlicherweise auf Wilhelm zurückgeführt. Am 12. Mai 1848 prägte der Auskultator Maximilian Dortu in einer Rede den Begriff des „Kartätschenprinzen“, der in der Folge von zahllosen Zeitungen aufgegriffen wurde. Noch am Abend des 19. März 1848 floh Wilhelm in die Spandauer Zitadelle und begab sich in den folgenden Tagen ins Exil nach London. In der Regierung wurde zu diesem Zeitpunkt darüber debattiert, ob Wilhelm zu Gunsten seines Sohnes, des späteren Kaisers Friedrich III., von der königlichen Nachfolge ausgeschlossen werden sollte.[50]
Der Ritt Friedrich Wilhelms IV. durch Berlin am 21. März 1848
Die Haltung Friedrich Wilhelms IV. gegenüber den Märzgefallenen am 19. März 1848 hatte die Menge so weit beruhigen können, dass sie den Schlosshof und den Schlossplatz wieder räumte. Augenscheinlich war das Vertrauen der Berliner in die Monarchie wiederhergestellt. Dies hatte zwei Gründe: Erstens waren in Preußen Reformbewegungen häufig von der Obrigkeit verordnet worden („Revolution von oben“), etwa im aufgeklärten Absolutismus unter Friedrich II. oder bei den Stein-Hardenbergischen Reformen. Aus Sicht der preußischen Öffentlichkeit musste eine gesellschaftliche Erneuerung nicht zwangsläufig durch eine Revolution von unten erzwungen werden, sondern lag bereits im Interesse des monarchischen Verwaltungsstaates. Zweitens wurde das deutsche Bildungsbürgertum durch den Terror im jakobinischen Frankreich abgeschreckt. Statt dem revolutionären Frankreich wandte man sich Großbritannien und damit dem Staatsmodell der konstitutionellen Monarchie zu.[51] Der Schweizer Weber Johann Ulrich Furrer kommentierte diese fortbestehende „Untertanenmentalität“ (so Hachtmann) in seinem Tagebuch wie folgt:
„In der Schweiz glaube ich, hätte man es anders gemacht: Einem Mann, der vor wenigen Augenblicken noch Befehl gab, das Volk niederzuhauen, würde man nicht mit Viverufen, sondern mit Kugeln berauschen. Aber die einfältigen Leute glauben, dass die ganze Welt zugrunde ginge, wenn keine solchen Herren von Gottes Gnaden existieren würden.“[52]
Karikatur von 1848 auf den janusköpfigen Friedrich Wilhelm IV.
Von Anfang an hatte diese „Untertanenmentalität“ und die soziale Zerrissenheit der Berliner Oppositionsbewegung den erfolgreichen Fortgang der Revolution gefährdet.[53] Das scheinbare Zurückweichen des Königs verstärkte diese Tendenzen noch: Am Nachmittag des 19. März erklärte sich Friedrich Wilhelm IV. mit der Einsetzung einer Bürgerwache zur Verteidigung des Schlosses einverstanden. Am 21. März ritt der Monarch mit einer schwarz-rot-goldenen Armbinde durch die Stadt und ließ dabei von einem in zivil gekleideten Offizier eine schwarz-rot-goldene Fahne voraus tragen. Mit diesem performativen Akt stellte sich Friedrich Wilhelm an die Spitze der deutschen Nationalbewegung. Er schien die Forderung der Liberalen nach nationaler Einheit unterstützen zu wollen. In der am selben Tag veröffentlichten Proklamation „An mein Volk und an die deutsche Nation“ drückte er seinen angeblichen Wunsch aus, der auf den 2. April 1848 einberufene Zweite Vereinigte Landtag solle sich durch Zutritt anderer Ständeversammlungen in eine gesamtdeutsche Ständeversammlung umgestalten. Darüber hinaus versprach er in der Proklamation eine echte Verfassung sowie die Einführung von Geschworenengerichten und einer Ministerverantwortlichkeit. Preußen solle, so die Kernaussage der Erklärung, „in Deutschland aufgehen“.[54] Mit den sogenannten Märzerrungenschaften (Presse- und Versammlungsfreiheit sowie dem Versprechen einer konstitutionellen Monarchie und deutschen Einheit) waren alle Forderungen der gemäßigten Liberalen erfüllt. Im Gegensatz zu radikaleren Kräften betrachteten sie die Revolution für abgeschlossen und schoben in der Preußischen Nationalversammlung soziale Themen, die insbesondere Handwerker und Industriearbeiter betrafen, aus Angst vor Anarchie ins Nebensächliche. Die Forderung nach einem Arbeits- und Arbeiterministerium wurde ebenso wenig befriedet wie der Wunsch nach Teilhabe der sozialen Unterschichten an politischen Entscheidungsprozessen. Aus dieser durch die sozialen Brüche hervorgehenden Uneinigkeit der revolutionären Kräfte resultierte letztlich eine „Revolutionsmüdigkeit“ der Bevölkerung, die es Friedrich Wilhelm und seiner Kamarilla langfristig ermöglichten, die Revolution zu beenden.[55][56]
Vorerst aber bewirkte der Barrikadenkampf eine Liberalisierung Preußens: Am 29. März 1848 stellte Friedrich Wilhelm IV. eine neue Regierung auf. Die beiden rheinischen Bankiers Ludolf Camphausen und David Hansemann ernannte der König zum preußischen Ministerpräsidenten bzw. zum Finanzminister. Drei der insgesamt sieben Vertreter der sogenannten Regierung Camphausen-Hansemann stammten damit aus dem Großbürgertum. Am 2. April 1848 legte die neue Regierung dem Zweiten Vereinigten Landtag einen Wahlgesetzentwurf vor, auf dessen Basis eine verfassungsgebende preußische Nationalversammlung hervorgehen sollte. Am 1. Mai 1848 fand die erste freie Wahl in Preußen statt. In der am 22. Mai 1848 zusammengetretenen preußischen Nationalversammlung erhielten liberale und linksliberale Kräfte die Mehrheit, während die Konservativen zum Entsetzen des Königs eine herbe Niederlage erlitten. Zur gleichen Zeit wurden preußische Abgeordnete auch in die gesamtdeutsche Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Letztlich aber ermutigten die immer radikaler werdenden Resolutionen der preußischen Nationalversammlung und die erfolgreiche Rückeroberung Wiens durch habsburgische Truppen den König zu einem gegenrevolutionären Vorgehen, das am 10. November 1848 in der Rückkehr der Truppen nach Berlin seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Obwohl Preußen eine Verfassung von Königs Gnaden erhielt und behalten sollte, wurden die meisten Zugeständnisse ab 1849 wieder zurückgenommen.[57]
Auch die kurzzeitige Annäherung zwischen der polnisch- und deutschsprachigen Bevölkerung Preußens war nicht von langer Dauer: 1847 waren 254 Polen verhaftet worden, da ihnen die Planung eines Aufstandes vorgeworfen wurde, der die polnischen Teilungen rückgängig machen sollte. Die Angeklagten des sogenannten Polenprozesses hätten die Wiederherstellung eines polnischen Staates angestrebt, der durch die Annexionen zwischen Preußen, Österreich und Russland aufgehört hatte zu existieren. Die im Staatsgefängnis von Moabit zum Teil zu lebenslanger Haft verurteilten Gefangenen genossen in der Bevölkerung zum Teil Sympathien. Vor allem demokratische Kräfte sahen in dem um ihre Freiheit kämpfenden Nachbarvolk einen natürlichen Verbündeten gegen das autokratisch regierte russische Zarenreich. Unter dem öffentlichen Druck wurden am 20. März 1848 die polnischen Gefangenen entlassen und gegen 13 Uhr auf den Straßen von den Berlinern begeistert bejubelt. Einige der Befreiten stiegen sogar auf Pferdekutschen und richteten von dort improvisierte Reden an die Menge. Die Stimmung schlug jedoch um, als der Revolutionär Ludwik Mierosławski Ende März 1848 in die preußische Provinz Posen reiste und dort im April/Mai 1848 zum militärischen Anführer eines polnischen Aufstandes avancierte. Bei allen Sympathien und Zugeständnisbereitschaft für das polnische Volk war die Mehrheit der Bevölkerung in Preußen nicht willens, diesem eine nationale Eigenständigkeit zu zugestehen. Der Aufstand in Posen konnte von der preußischen Armee gewaltsam unterdrückt werden, ohne dass es in Berlin dagegen zu Protesten kam.[58][59]
Aufbahrung der Märzgefallenen, Gemälde von Adolph Menzel
Der Beisetzungszug der Märzgefallenen am 22. März 1848 sollte die Geschlossenheit der städtischen Gemeinschaft zum Ausdruck bringen. Im Vorfeld traten jedoch erste größere Spannungen innerhalb der Protestbewegung auf. Der Berliner Magistrat hatte am 21. März 1848 geplant, die Zivilopfer zusammen mit den gefallenen Soldaten zu Grabe zu tragen, was auf den erbitterten Widerstand der Berliner Unterschicht traf, der die meisten Gefallenen angehört hatten. Die an Wänden in der ganzen Stadt angebrachten Plakate, die eine Erklärung des vom Magistrat eigens einberufenen „Komitees für die Bestattung unserer Toten“ enthielten, wurden abgerissen. Weder der preußische Ministerpräsident noch der Polizeipräsident zeigten Gehör für den Protest. Entscheidend war jedoch der Umstand, dass sich auch die militärische Elite gegen eine Beisetzung ihrer Soldaten neben „Aufrührern“ aussprach. In ihren Augen ließ sich die Loyalität der Truppen gegenüber dem Monarchen nur dann aufrechterhalten, wenn sie jeglichen Kontakt zur Revolution unterbänden. Am Vormittag des 22. März wurden die mit Kränzen und Schleifen geschmückten 183 Särge der Märzgefallenen auf den Treppen des Deutschen Doms am Gendarmenmarkt aufgebahrt. Angehörige aller sozialen Gruppen – Bürger, Studenten, Handwerker, Beamte, Künstler, Gelehrte, Lehrer, Schüler, Arbeiter und die höfische Aristokratie – nahmen an der Trauerzeremonie teil. Über 20.000 Menschen versammelten sich auf dem Gendarmenmarkt. Zu den Augenzeugen dort zählte wahrscheinlich auch der Maler Adolph Menzel, der die Szene in seinem unvollendeten Gemälde Aufbahrung der Märzgefallenen festhielt. Die Särge wurden zunächst zum Stadtschloss getragen, wo der König und seine Minister barhäuptig auf dem Balkon erschienen und die Menge grüßten. Ziel des Geleits waren kurz zuvor ausgehobene Gräber eines eigens dafür geschaffenen Friedhofs der Märzgefallenen in Friedrichshain vor den Toren der Stadt. Die Kosten der Zeremonie und Beisetzungen wurden vom Stadtmagistrat getragen.[60]
Der 18. März 1848 stellte noch in der preußischen Reaktionsära ein lebendiges Symbol für die Freiheitssehnsucht dar. Zwischen 1849 und 1851 wurde der Friedhof der Märzgefallenen alljährlich am 18. März von Handwerkern und Industriearbeitern aufgesucht. Die Regierung beorderte sogar Militär- und Polizeikräfte auf den Friedhof, um einen allzu offensichtlichen Kult um die Märzgefallenen zu verhindern. Angesichts der aus der Stadt strömenden Menschenmassen war dies jedoch kaum möglich. Die Gräber wurden so sehr mit Kränzen und Blumen geschmückt, dass der Friedhof mehr einem „lieblichen Garten“ geglichen hätte, so die Anmerkung der Vossischen Zeitung vom 20. März 1849. Ab 1853 verlor der Friedhof langsam seine Bedeutung als politische Wallfahrtsstätte. Aus Polizeiberichten geht hervor, dass die Gräber in der zweiten Hälfte der 1850er Jahre am Jahrestag der Barrikadenkämpfe nicht häufiger besucht wurden als andere Ruhestätten. Als 1862 die polizeiliche Beobachtung des Friedhofs eingestellt wurde, erlebten die Märzgefallenengräber jedoch erneut einen zunehmenden Anstrom. Insbesondere die erstarkende Sozialdemokratische Arbeiterpartei nutzte den Friedhof symbolisch, um die legitime Nachfolge der revolutionären Bewegung von 1848 zu beanspruchen. Am 18. März 1873 versammelten sich mehr als 10.000 Menschen in Friedrichshain. Am Abend dieses Tages kam es zu einer Auseinandersetzung mit der Polizei, bei der ein Kundgebungsteilnehmer ums Leben kam. Bis zum Ende der Monarchie im Jahre 1918 behinderte die Regierung ein freies und friedliches Gedenken an die Berliner Märzrevolution.[61]
Der einhundertste Jahrestag der Berliner Märzrevolution fiel in die Zeit der deutsch-deutschen Teilung. Aus diesem Grund lagen die Archivbestände der Berliner Märzrevolution, aber auch der Friedhof der Märzgefallenen, außer Reichweite der westlichen Besatzungszonen. Entsprechend verlagerte sich das Interesse in der späteren Bonner Republik auf die Frankfurter Nationalversammlung, während die freiheitlichen Impulse der Berliner Märzrevolution bis zur Wiedervereinigung Deutschlands kaum gewürdigt wurden. Im Ostsektor Berlins trafen sich am Morgen des 18. März 1948 der noch ungeteilte Berliner Magistrat und Vertreter der westlichen Parteien bei den Gräbern, um einen Gedenkstein zu Ehren der Märzgefallenen zu enthüllen. Der Stadtverordnetenvorsteher Otto Suhr, ein späteres Mitglied des Deutschen Bundestages, nutzte in einer Rede diese historische Gelegenheit, um auf die politische Situation der Zeit aufmerksam zu machen: Es sei im Sinne der Berliner Barrikadenkämpfer, dass sich in allen Teilen Deutschlands ein freiheitliches System durchsetze. Eine deutsche Einheit, so Suhr, dürfe es allerdings nicht unter dem Preis der Aufgabe von politischer Freiheit geben. Freilich interpretierte die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands die Berliner Märzrevolution auf ihre Weise, als sie den Beginn der Tagung des „Zweiten Deutschen Volkskongresses für Einheit und gerechten Frieden“ auf den 18. März 1948 setzte. Anders als in den Westzonen wurden mit Blick auf die Revolution von 1848 nicht Grund- und Bürgerrechte in den Vordergrund gerückt, sondern die historische Notwendigkeit einer nationalen Einheit, die aus Sicht der SED unter sozialistischer Führung erreicht werden sollte. Auch nach dem Scheitern solcher Ambitionen sah sich die spätere Deutsche Demokratische Republik in ihrem Selbstverständnis als Vollenderin der revolutionären Ziele von 1848.[62][63]
Schild auf dem Platz des 18. März vor dem Brandenburger Tor
Bei der Volkskammerwahl von 1990, der ersten freien Wahl in der DDR, wurde am 18. März 1990 mit 48 % der Stimmen mehrheitlich die sogenannte Allianz für Deutschland gewählt. Damit hatten sich die Wähler für einen Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland ausgesprochen. Um die historische Tragweite dieser Entscheidung hervorzuheben, wurde die Wahl nachträglich als revolutionärer Akt bewertet und mit dem Berliner Barrikadenkampf vom 18. März 1848 in Verbindung gebracht. Eine solche Traditionslinie hatten die politischen Entscheidungsträger jedoch keineswegs beabsichtigt. Die Regierung Modrow wollte die DDR durch die Wahl „demokratisch-sozialistisch“ reformieren, um deren Unabhängigkeit zu bewahren. Eine nationale Einigung Deutschlands, wie sie schon die Berliner Märzrevolution eingefordert hatte, lag nicht in ihrem Interesse. Gleichwohl erstellte der Grafiker Manfred Butzmann ein 82,2 cm × 58,3 cm großes Plakat,[64] das einen Ausschnitt der berühmten Lithographie des Barrikadenkampfes am Alexanderplatz zeigt, die Anton Klaus 1848 geschaffen hatte. Im Kontrast zur Abbildung der Gewalt vom 18. März 1848 steht der Text des Plakates: „Die Revolution hat gewählt: Demokratie. Keine Gewalt“. Durch diese Darstellung wurde der 18. März „zum Inbegriff der gewaltfreien Revolution, die mit den Protestdemonstrationen im Herbst 1989 begann und mit den ersten demokratischen Wahlen ihren Abschluss fand“ (so Ulrike Ruttmann). Die gewollte Anknüpfung zwischen Märzrevolution von 1848 und friedlicher Revolution von 1989/1990 zeigt sich ebenso in einer im Jahr 2000 vollzogenen Platzumbenennung: Aus dem „Platz vor dem Brandenburger Tor“ wurde der Platz des 18. März.[65]
Die Erinnerungskultur an die Berliner Märzrevolution verlief lange Zeit schleppend: Obwohl bereits während der Wilhelminischen Zeit geplant, konnte das Projekt, Gedenktafeln an die Stellen im Berliner Straßenpflaster zu versenken, an denen am 18./19. März 1848 die Barrikaden gestanden haben sollen, nicht verwirklicht werden. Erst die Anträge und Finanzierung der Bürgerinitiative „Aktion 18. März“ ermöglichte in den 1990er Jahren die Verlegung von zwölf Gedenktafeln. Anlässlich des 150. Jubiläums unterstützte auch die Bauverwaltung des Berliner Senates das Vorhaben. Jedoch konnten aufgrund der geringen Zahl an Spendern nur die wichtigsten Schauplätze kenntlich gemacht werden. Dazu zählen die Breite Straße an der Ecke zur Gertraudenstraße, die frühere Königs- und heutige Rathausstraße, der Alexanderplatz (unweit von der Straßenbahnhaltestelle), der Strausberger Platz, der Gendarmenmarkt beim Deutschen Dom und die Roßstraßenbrücke. Auf der Friedrichstraße gibt es drei Gedenktafeln (je eine an der Ecke zur Kronenstraße, zur Oranienburger Straße und zur Taubenstraße). Auf der Oberwallstraße finden sich zwei Gedenktafeln (je eine an der Ecke zur Französischen Straße und zur Jägerstraße).[66]
Gedenktafel der Barrikadenkämpfe am Alexanderplatz für Friedrich-Ludwig Urban und August Brass
Die Berliner Märzrevolution brachte keine eigenen politischen Anführer hervor, die mit einem Robespierre vergleichbar wären. Zwar organisierte der Berliner Tierarzt Friedrich-Ludwig Urban am 18. März den Bau und die Verteidigung einer strategisch wichtigen Barrikade, die den Zugang von der Königstraße zum Alexanderplatz blockierte. Als einzige Barrikade, die direktem Artilleriebeschuss ausgesetzt war, hielt diese bis zum Ende des 12 Stunden andauernden Kampfes stand, nicht zuletzt dank zwei erbeuteten Geschützen aus einem Waffenmagazin. Jedoch stellte sich Urban, als der Generalmajor von Möllendorff am 19. März in Bedrängnis geriet, schützend vor diesen und gewährte dem Befehlshaber den Durchmarsch zu einer Kaserne in der Münzstraße. Im Gegenzug ließ der Generalmajor das Feuer am Alexanderplatz einstellen. Am 21. März 1848 erhielt Urban nicht nur eine Audienz bei Friedrich Wilhelm IV., sondern begleitete den König sogar bei dessen Ritt durch Berlin. Urban wollte sein hohes Ansehen in der Berliner Bürgerschaft nutzen, um weiteres Blutvergießen zu verhindern und eine Versöhnung zwischen Demonstranten und Monarchie zu erreichen. Allein der Umstand, dass der Berliner Magistrat am 19. März 1848 den Abzug der Soldaten aus Berlin aushandelte, zeigt den fehlenden Willen der Demonstranten und Barrikadenkämpfer, sich auf eine eigenständige Verhandlungsrolle einzulassen. Die Opposition begab sich damit in direkte Abhängigkeit vom Magistrat und verspielte so die auf den Barrikaden gewonnene Stärke wieder.[67]
Ernst Zinna und Heinrich Glasewaldt auf der Barrikade, Lithographie von Theodor Hosemann
Zu den bekanntesten Personen der Berliner Märzrevolution zählt der im Alter von 17 Jahren erschossene Schlosserlehrling Ernst Zinna. Auf einer Federlithographie von Theodor Hosemann aus dem Jahr 1848 ist er zusammen mit dem Schlossergesellen Wilhelm Glasewaldt bei der Verteidigung einer Barrikade in der Friedrichstraße/Ecke Jägerstraße zu sehen. Mit gezücktem Säbel setzt er auf der Abbildung zu einem Sprung über die Barrikade an, um im nächsten Moment einen Offizier zu attackieren, wobei er von mehreren Kugeln tödlich getroffen werden sollte. Die Barrikade war am Morgen des 19. März 1848 abgesehen von Zinna und Glasewaldt bereits ohne Besatzung und damit dem heranrückenden Bataillon Infanterie weit unterlegen. Nach dem zeitgenössischen Bericht in der Berliner Revolutions-Chronik soll Zinna in ein offen stehendes Haus geflohen und dort seinen Schussverletzungen erlegen sein. Weitere zeitgenössische Quellen über den Tod Zinnas sind nicht bekannt. Zinna bleibt somit als historische Figur unscharf, wurde aber aufgrund seines jungen Alters, seiner einfachen sozialen Herkunft und seines Todes aus politischen Gründen in der DDR-Propaganda von der Freien Deutschen Jugend zu einem sozialistischen Revolutionshelden stilisiert. Der zwischen 1957 und 1989 vom Berliner Stadtmagistrat verliehene Ernst-Zinna-Preis diente der Ehrung junger Erfinder und Künstler. Nach der Wiedervereinigung forderte eine Schülerinitiative eine Umbenennung der Strausberger Straße in Ernst-Zinna-Straße, was jedoch scheiterte. Die Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Friedrichshain ließ im Jahr 2000 stattdessen eine bisher unbenannte Zufahrtsstraße zum Krankenhaus beim Friedhof der Märzgefallenen entsprechend benennen.[68][69]
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↑ Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Bonn 1997, S. 142–147.
↑ Franz Herre: Friedrich Wilhelm IV. Der andere Preußenkönig. Katz, Gernsbach 2007, S. 111.
↑ Günter Richter: Zwischen Revolution und Reichsgründung. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Band 2: Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Beck, München 1987, S. 612.
↑ Günter Richter: Zwischen Revolution und Reichsgründung. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Band 2: Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Beck, München 1987, S. 613. Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Bonn 1997, S. 152.
↑ Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Bonn 1997, S. 152.
↑ Günter Richter: Zwischen Revolution und Reichsgründung. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Band 2: Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Beck, München 1987, S. 613.
↑ David E. Barclay: Anarchie und guter Wille. Friedrich Wilhelm IV. und die preußische Monarchie. Siedler, Berlin 1995, S. 207.
↑ Günter Richter: Zwischen Revolution und Reichsgründung. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Band 2: Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Beck, München 1987, S. 614. Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947. Pantheon, München 2008, S. 540.
↑ Wolf Nitschke: Adolf Heinrich Graf v. Arnim-Boitzenburg (1803–1868). Eine politische Biographie. Studien und Texte zur Erforschung des Konservatismus. Bd. 5, Duncker & Humblot, Berlin 2004, ISBN 3-428-11114-1, S. 188
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↑ Dirk Blasius: Friedrich Wilhelm IV. 1795–1861 – Psychopathologie und Geschichte. Göttingen 1992, S. 149.
↑ Günter Richter: Zwischen Revolution und Reichsgründung. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Band 2: Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Beck, München 1987, S. 615.
↑ Hochspringen nach: a b David E. Barclay: Anarchie und guter Wille. Friedrich Wilhelm IV. und die preußische Monarchie. Siedler, Berlin 1995, S. 208.
↑ Nach Christopher Clark: Preußen – Aufstieg und Niedergang 1600–1947. Bonn 2007, S. 539/540.
↑ Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Berlin 1997, S. 156. Günter Richter: Zwischen Revolution und Reichsgründung. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Band 2: Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Beck, München 1987, S. 615.
↑ Günter Richter: Zwischen Revolution und Reichsgründung. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Band 2: Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Beck, München 1987, S. 605–687, hier: S. 616–617.
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↑ Rüdiger Hachtmann: Die Revolution von 1848/49 als Jugendrevolte. In: Helmut Bleiber, Wolfgang Küttler (Hrsg.): Revolution und Reform in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. Erster Halbband: Ereignisse und Prozesse. Zum 75. Geburtstag von Walter Schmidt. trafo, Berlin 2005, S. 79–80.
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↑ Wortlaut: „An meine lieben Berliner“. In: Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet. Siehe Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947. Pantheon, München 2008, S. 543. David E. Barclay: Anarchie und guter Wille. Friedrich Wilhelm IV. und die preußische Monarchie. Siedler, Berlin 1995, S. 210.
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↑ Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Bonn 1997, S. 187.
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↑ Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947. Pantheon, München 2008, S. 545. Rüdiger Hachtmann: revolutionär durchlüftet. Berlin im Jahr 1848. In: Christoph Hamann (Hrsg.): Demokratische Tradition und revolutionärer Geist: Erinnern an 1848 in Berlin. Centaurus, Herbolzheim 2010, S. 27.
↑ Guntram Schulze-Wegener: Wilhelm I. Deutscher Kaiser – König von Preußen – Nationaler Mythos. Mittler, Berlin 2015, S. 189–191.
↑ Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik. Beck, München 2014, S. 44.
↑ Rüdiger Hachtmann: revolutionär durchlüftet. Berlin im Jahr 1848. In: Christoph Hamann (Hrsg.): Demokratische Tradition und revolutionärer Geist: Erinnern an 1848 in Berlin. Centaurus, Herbolzheim 2010, S. 27.
↑ Rüdiger Hachtmann: revolutionär durchlüftet. Berlin im Jahr 1848. In: Christoph Hamann (Hrsg.): Demokratische Tradition und revolutionärer Geist: Erinnern an 1848 in Berlin. Centaurus, Herbolzheim 2010, S. 28.
↑ David E. Barclay: Anarchie und guter Wille. Friedrich Wilhelm IV. und die preußische Monarchie. Siedler, Berlin 1995, S. 218.
↑ Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947. Pantheon, München 2008, S. 553.
↑ Rüdiger Hachtmann: Die sozialen Unterschichten in der großstädtischen Revolution von 1848. Berlin, Wien und Paris im Vergleich In: Ilja Mieck, Jürgen Voß, Horst Möller (Hrsg.): Paris und Berlin in der Revolution 1848. Thorbecke, Sigmaringen 1995, S. 122.
↑ Franz Herre: Friedrich Wilhelm IV. Der andere Preußenkönig. Katz, Gernsbach 2007, ISBN 978-3-938047-22-4, S. 116–123.
↑ Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Bonn 1997, S. 222.
↑ Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Bonn 1997, S. 955.
↑ Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Bonn 1997, S. 214–215. Günter Richter: Zwischen Revolution und Reichsgründung. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Band 2: Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Beck, München 1987, S. 621–622. Werner Busch: Adolph Menzel: Leben und Werk. Beck, München 2004, S. 87.
↑ Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Bonn 1997, S. 853–854.
↑ Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Bonn 1997, S. 855.
↑ Ulrike Ruttmann: Die Tradition der Märzrevolution. In: Lothar Gall (Hrsg.) Aufbruch zur Freiheit. Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums und der Schirn Kunsthalle Frankfurt. Nicolai, Berlin 1998, S. 163.
↑ Abbildung zu finden in: Demokratische Tradition und revolutionärer Geist: Erinnern an 1848 in Berlin. 2010, S. 97.
↑ Ulrike Ruttmann: Die Tradition der Märzrevolution. In: Lothar Gall (Hrsg.) Aufbruch zur Freiheit. Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums und der Schirn Kunsthalle Frankfurt. Nicolai, Berlin 1998, S. 177.
↑ Volker Hobrack: Denkzeichen. Gedenktafeln an die Märzrevolution von 1848 in Berlin. In: Christoph Hamann, Volker Schröder (Hrsg.): Demokratische Tradition und revolutionärer Geist. Erinnern an 1848 in Berlin (= Geschichtswissenschaft. Band 56). Centaurus, Herbolzheim 2010, ISBN 978-3-8255-0762-6, S. 86–103, hier S. 90.
↑ Christoph Hamann: „Herr Urban ist kein Robespierre.“ Friedrich Ludwig Urban – „Barrikadenheld“ und „Volkstribun“. In: Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins. Berlin 1996, S. 7–24, hier S. 7–10.
↑ Claudia Roth: Das trennende Erbe. Die Revolution von 1848 im deutschdeutschen Erinnerungsstreit 100 Jahre danach. In: Heinrich August Winkler (Hrsg.): Griff nach der Deutungsmacht. Geschichte der Geschichtspolitik in Deutschland. Göttingen 2004, S. 209–229, hier S. 217.
↑ Volker Hobrack: Denkzeichen. Gedenktafeln an die Märzrevolution von 1848 in Berlin. In: Christoph Hamann, Volker Schröder (Hrsg.): Demokratische Tradition und revolutionärer Geist. Erinnern an 1848 in Berlin (= Geschichtswissenschaft. Band 56). Centaurus, Herbolzheim 2010, ISBN 978-3-8255-0762-6, S. 86–103, hier S. 93.