• Mobilität : Verwirrt im Taxi 2.0
    https://www.berliner-zeitung.de/zukunft-technologie/ueber-die-taxifahrt-per-app-li.5842

    Arme Frau Herzberg. Wie ihr geht es tausenden verwirrter Kunden, die nicht mehr wissen, was ein Taxi ist, welche Fahrer gut für sie sind und wie sie ganz einfach zu dem kommen was sie wollen: Eine unkomplizierte, bequeme, schnelle und preiswerte Anreise zu ihrem Fahrtziel.

    Aufgrund der Vielzahl an „Mobilitätsangeboten“, die miteinander in Konkurrenz stehen, sich gegenseitig behindern und auf keinen Fall untereinander kommunizieren, müssen Kunden eine steile Lernkurve bezwingen, wenn sie so simpel wie in den 1980ger Jahren zu einem Taxi und zu ihrem Ziel kommen wollen.

    Es wäre eine schöne Initiative des Berliner Senats, wenn der sich der Sache annehmen und aus dem Taxiangebot wieder eine echten Säule des ÖPNV, also der so oft zitierten öffentlichen Daseinsvorsorge, machen würde. Dazu müßte er so ziemlich allen Playern des individuellen Personentransports kräftig auf die Füße treten:

    Die illegalen Chaostaxis der Uber & Konsorten müßten auf den eigentlich für sie vorgesehenen Bereich der Reservierungs- und Fernfahrten zurechtgestutzt werden. Die Taxiunternehmer müßten dazu angehalten werden, ihre Fahrer so zu schulen und zu bezahlen, dass die ihre Arbeit wieder engagiert und verantwortungsvoll ausüben. Die Taxivermittlungen müssten dem folgen und ebenfalls gut bezahlte und qualifizierte MItarbeiter anstelle von Call-Centern in der Türkei einsetzen. Zu guter Letzt müßte ein zentrales und exklusives Vermittlungsportal als one-stop-Lösung durchgesetzt werden, damit alle Fahrgäste über ein konsistentes Interface zu ihrem Beförderer kommen. Die Jelbi-App der BVG könnte eine erste Testversion dafür werden.

    Die für alles erforderlichen Rahmenbedingungen zu gestalten ist möglich. Es muss nur politisch gewollt sein und mit zeitgemässen Mitteln durchgesetzt werden.

    Wann geht es los?

    30.1.2020 von Ruth Herzberg - So bequem es auch sein mag, per App am Smartphone das Taxi zu bestellen - manchmal ist es doch nicht so einfach wie gedacht.

    Neulich wollte ich nach Mitte, ins Deutsche Theater. Ich war etwas spät dran und hatte es eilig. Ich bestellte mir einen Wagen per App, da sind die Preise günstiger und ich wollte nicht telefonieren. Laut App hatte ich noch zwei Minuten Zeit und ich rotierte durch die Wohnung, um Schlüssel, Brille, Portemonnaie, Jacke, Mütze und Schal einzusammeln. Umso mehr stresste es mich, dass mein Handy klingelte.

    Es war der Fahrer des Wagens. Er meinte, er würde einen Kunden zum Maxim Gorki Theater fahren und dass er mich mitnehmen würde. Er wollte nicht glauben, dass es da einen Unterschied gab, wahrscheinlich dachte er: „Sie will zum Theater, ich bring sie zum Theater, wo ist das Problem?“

    In Eile

    Ich konnte ihm den Unterschied nur anhand der verschiedenen Adressen begreiflich machen, also daran, dass die Schumannstraße nicht der Festungsgraben sei und er sagte, dann würde er die Fahrt stornieren. Also rief ich beim normalen Taxiruf an und bestellte mir eins, während ich die Treppen hinabstieg. Der Mann beim Taxiruf sprach nicht gut deutsch und während ich ihm meinen Namen und „Schumannstraße“ buchstabierte, war ich schon unten auf der Straße angelangt, auf der sich just ein unbesetztes Taxi näherte, welches ich heranwinkte.

    Während ich im Taxi saß, rief mich der bestellte Taxifunkfahrer an, wo ich denn sei und ich sagte, dass ich aufgrund von Eile schon in einem anderen Taxi sitzen würde und entschuldigte mich. Im Theater hatte ich noch etwas Zeit bis zum Beginn der Vorstellung und die wollte ich genießen, aber da rief mich jemand von der Taxiapp an und sagte, dass er vor meinem Haus auf mich warten würde und wo ich denn sei? Ich meinte, da müsse ein Irrtum vorliegen und dass sein Kollege doch die Fahrt storniert hatte.

    Beschwerde per Anruf oder Mail?

    Hat er nicht, sagte der Mann und dann war mein Akku leer. Ich versuchte den Gedanken daran zu verdrängen, ob mir die App wegen der stornierten, oder auch nicht stornierten Fahrt Geld abbuchen würde und während ich durch Parfümwolken und die labyrinthischen, festlich erleuchteten Theaterfoyers zu meinem Platz im Zuschauersaal wandelte, begann ich im Geiste Beschwerdemails an den Kundenservice der App zu formulieren. Oder vielleicht sollte ich doch lieber anrufen? Aber ich telefoniere doch so ungern. Dann wurde es dunkel und das Stück wurde gespielt. Danach bin ich mit der Straßenbahn nach Hause gefahren.

    #Berlin #Taxi #Vermittlung #Fahrgast

  • Chefket: Zu schmalzig - Berliner Taxifahrer will Rapper nicht zum Görli fahren | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/-zu-schmalzig--berliner-taxifahrer-will-rapper-chefket-nicht-zum-go

    Der deutsche Rapper Chefket, in Heidenheim geboren, lebt seit 13 Jahren in Berlin. Aber dass sich ein Taxifahrer weigert, ihn mitzunehmen, dürfte ihm in all den Jahren zum ersten Mal passiert sein. Die Begegnung und das daraus resultierende Gespräch mit dem Fahrer kam Chefket derart seltsam vor, dass er es mit seinem Handy aufnahm und sofort auf Facebook hochlud (Das Video können Sie hier in voller Länge auf Chefkets Facebook-Account sehen.).
    Taxifahrer zu Chefket: „Wir passen nicht zusammen“

    Wie Stern.de berichte, ereignete sich der Vorfall in Friedrichshain. „Ich bin eingestiegen, habe den Taxifahrer gefragt, wie es ihm geht, und daraufhin hat dieser gesagt, ich solle nicht um den heißen Brei reden“, bestätigte der Rapper dem Magazin. Als er darum bat, ihn zum Görlitzer Park zu fahren, weigerte sich der Fahrer mit den Worten: „Ich glaube, wir passen nicht zusammen“.

    Doch Chefket ließ sich nicht abwimmeln und fragte beharrlich nach, warum der Fahrer ihn nicht transportieren wolle. Zuerst glaubte der Rapper nur an eine besonders bizarre Form der sprichwörtlichen Berliner Schnauze, doch im Verlauf des fast fünfminütigen Gesprächs wurde ihm klar, das das Problem offenbar tiefer liegt.

    Während der Fahrer weiterhin Ausreden stammelte, hakte Chefket hartnäckig nach, bis der Fahrer deutlicher wurde: „Sie waren mir zu schmalzig. Wenn Sie schon einsteigen und sagen ’Wie geht’s Ihnen’, dann steht mir das schon bis hier.“ Offenbar fühlte sich der deutsche Taxifahrer trotz oder wegen Chefkets Nettigkeit-Floskel von oben herab behandelt.
    Versteckter Alltagsrassismus?

    Doch der Sohn türkischer Einwanderer glaubt nicht, dass seine freundliche Begrüßung der wahre Grund für die offene Ablehnung war. „Viele haben mir nach meinem Video ähnliche Geschichten erzählt, die meisten waren keine Deutschen mit deutschen Eltern. Das ist jedem selbst überlassen, das zu interpretieren. Aber dass jemand zu nett ist und deshalb nicht gefahren wird, ergibt keinen Sinn. Trotzdem wollte ich ihm nichts in den Mund legen und nach seiner politischen Gesinnung fragen“, erklärte er Stern.de und vermutet eher eine klassische Form des versteckten Alltagsrassismus.

    Zumal der Taxifahrer laut Paragraf 22 des Personenbeförderungsgesetzes dazu verpflichtet gewesen wäre, ihn zu transportieren. Der Fahrgast muss laut Gesetz schon eine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung des Betriebs darstellen, um vom Fahrer abgelehnt werden zu können.

    Nettigkeit allein gehört allerdings nicht zu den Ausnahmen. Immerhin hat Chefket die Follower auf seiner Seite, die die ruhige, gelassene Haltung des Rappers bewundern.

    https://www.gesetze-im-internet.de/pbefg/BJNR002410961.html
    https://de.wikipedia.org/wiki/Personenbef%C3%B6rderungsgesetz_(Deutschland)

    #Berlin #Taxi #Fahrgast #PBefG #Benimmse