• Laura-Solmaz Litschel — Berlin Institute for Empirical Integration and Migration Research (BIM)
    https://www.bim.hu-berlin.de/en/ppl/ac-pers/solmaz-litschel-laura

    litschel@hu-berlin.de
    Department of Integration, Social Networks and Cultural Lifestyles
    Research Associate in the project NITE

    phone: +49 (0)30 2093-46255
    litschel@hu-berlin.de

    Profile

    Laura-Solmaz Litschel is a research assistant and doctoral student at the Berlin Institute of Migration Research at the Humboldt University of Berlin. She is also an associate member of the Centre for Digital Cultures (CDC) at Leuphana University Lüneburg.

    From 2019-2020, she was a research assistant and PhD student at the Institute for Sociology and Cultural Organisation (ISKO) at Leuphana University. She works in the transnational project “Night spaces: migration, culture and IntegraTion in Europe (NITE)”. The overall project, funded by HERA (Humanities in the European Research Area), looks at material, symbolic and virtual night spaces shaped by the migration society in five European countries (the Netherlands, Ireland, the UK, Germany, Denmark and Portugal).

    In Berlin, Laura-Solmaz Litschel uses the example of digitally-organised platform work to explore how the city night is being transformed by the shift to the smart city and to what extent this “digitalised night” promotes new practices of mobility.

    She completed her studies at the University of Bremen (M.A.), the University of Cordoba and the University of Göttingen (B.A.).


    Current Research Focus

    Digitalisation and (digital) work
    Migration Studies
    Night Studies
    Platform Labour
    Smart City

    Selected Talks

    Litschel, Laura-Solmaz: Transformers of the urban Night: Platform Labour, Migration and Smart City. Panel: Anthropological Perspectives of Global Platform Labour. EASA (European Association of Social Anthropologists). 07/2020:

    Litschel, Laura-Solmaz: The new old normal. Platform Labour under Covid 19 Conditions in Berlin. Poster Presentation. Conference: Politics and Ethics of Platform Labour: Learning from Lived Experiences. Centre for research in the artis, social scienes and humanities. University of Cambridge. 04/2021.

    Litschel, Laura-Solmaz: Augmented Cities: Transformers of the Urban Night. Panel: In the name of the future. SIEF 2021. Helsinki. 06/2021.

    Litschel, Laura-Solmaz: The old normal”: Digital day laborers stay mobily 24/7. Conference: Remote work and Covid: mobility, safety and health at the time of the pandemic. University of Talinn. 06/2021.

    Litschel, Laura-Solmaz: Nocturnal Platform Labour (NITE) 22.11.2021: Fairwork Winter School. Internationale Konferenz zu Plattformarbeit, Migration und sozialer Reproduktion. Abteilung Netzwerke und kulturelle Lebensstile in Kooperation mit Fairwork Germany, Technische Universität Berlin, University of Oxford, Wissenschaftszentrum Berlin (WZB).

    Litschel, Laura-Solmaz: Platform Labour at Night. Stadt nach Acht - Nightlife Konferenz. Berlin. 25.11.2021.

    Litschel, Laura-Solmaz: Die Wartung der Smarten Stadt. Nächtliche Gig Work in Berlin. Kolloquium: hinter verschlossenen Türen? Empirische Zugänge, Methodologische Reflexionen und ethische Implikationen zu schwer zugänglichen Feldern. Universität Hamburg. 13.01. 2022

    Selected (journalistic) Publications

    Litschel, Laura-Solmaz /Faltenbacher, Sofia (2016): Digitaler Wandel: Es läuft nicht mehr wie früher. In: Die Zeit 15/2016. online: https://www.zeit.de/2016/15/digitaler-wandel-berufe-zukunft-roboter-erik-brynjolfsson
    Litschel, Laura-Solmaz (2021): Während wir schlafen. Amazon, Lieferando, E-Scooter: Wie das smarte Leben neue Nachtarbeit schafft. Wer rackert so spät bei Nacht und Wind? In: Der Freitag Ausgabe 27-2021 online: https://digital.freitag.de/2721/wer-rackert-so-spaet-bei-nacht-und-wind
    Litschel, Laura-Solmaz /Zych, Jola (2021): The augmented city: nocturnal platform labour under Covid-19 conditions in Berlin. Reimagining the Night. In: Urban Pamphleteer #9. Urban Lab. University College London. online: http://www.urbanpamphleteer.org/reimagining-the-night

    #Berlin #Forschung #Wissenschaft #Arbeit #Gigwork #Nachtarbeit

  • Indien ǀ Die drinnen und die draußen
    https://www.freitag.de/autoren/tobias-kuttler/die-drinnen-und-die-draussen

    Indien Unter Corona eskaliert in Mumbai der Kampf um die Öffentlichkeit: Wer kann, schließt sich in Gated Communities ein. Wer übrig bleibt, gilt als dreckig und gefährlich

    Leere Straßen und Plätze von Lima bis Johannesburg, von Mailand bis Mumbai. Es sind es drastische Bilder, die uns aus vielen Teilen der Welt erreichen. Alle Menschen bleiben zuhause, scheint es. Erst auf den zweiten Blick offenbart die Corona-Krise die sozialen Unterschiede hinter den Bildern: Während die Wohnverhältnisse der städtischen Eliten und Mittelschichten einen Rückzug in die eigenen vier Wände ermöglichen, treffen die Ausgangssperren die städtischen Armen und Marginalisierten völlig unvorbereitet. Kaum irgendwo wird diese Krise des öffentlichen Raums deutlicher als in den Großstädten den globalen Südens.

    In Indien gilt nun vorerst eine Ausgangssperre für 21 Tage. Der Eisenbahnverkehr wurde landesweit eingestellt und auch der städtische öffentliche Nahverkehr ist weitestgehend zum Erliegen gekommen. Die städtischen Armen befinden sich in einer Notsituation, noch bevor die Corona-bedingte Krankheitswelle richtig begonnen hat.

    Für all diejenigen, die auch schon bisher hauptsächlich digital gearbeitet haben und virtuell vernetzt sind, bedeutet der Umzug an den häuslichen Schreibtisch lediglich die Fortführung einer routinierten Praxis. Sie haben ihren heimischen Arbeitsplatz schon lange krisenfest gemacht – für die Belastungen durch den hochflexiblen Arbeitsalltag. Für die vielen Selbständigen der Gig-Economy ist diese Art der Arbeit schon lange Realität und Teil ihrer Selbstausbeutung. Gleichzeitig zeigt die schnelle Umsetzung dieses Rückzugs, wie zurückgezogen und ungestört die Wohnsituation der globalen Eliten und Mittelschichten inzwischen ist.
    Räumlicher Ausdruck dieser Zurückgezogenheit ist das Wohnen in abgetrennten, zugangsbeschränkten Wohngebieten, den Gated Communities. Diese Wohnform erfreut sich global großer Beliebtheit: Anfang des Jahrtausends lebten allein in den USA etwa 32 Millionen Menschen in solchen Siedlungen, Tendenz weiter steigend. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die bewachte und kontrollierte Wohnsiedlung ein Charakteristikum nicht nur der US-amerikanischen Metropolen.
    Vor Corona geschützt in der Gated Community

    In Mumbai, der wohlhabendsten Stadt Indiens und gleichzeitig eine der am dichtesten besiedelten Städte der Welt, lebt etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung in Slums. Auch hier ist es für die höheren Einkommensschichten erstrebenswert, in von der Außenwelt weitest gehend abgeschotteten Wohnanlagen zu leben. Viele dieser Siedlungen sind in Form von privat initiierten Wohnkooperativen organisiert, wovon es in Mumbai über 100.000 geben soll. Diese Gebiete sind ausgestattet mit exklusiver, privater Versorgungsinfrastruktur, welche eine Strom- und Wasserversorgung rund um die Uhr garantiert – ein Privileg in Indien, das die Bewohner*innen weitgehend unabhängig macht von der volatilen öffentlichen Versorgung, der Wasserknappheit im Sommer und den regelmäßigen Stromausfällen. Die Mobilität ist durch den Besitz eines eigenen Autos gesichert. Auch aufgrund des Verkehrskollapses haben gutverdienende Selbständige ihren Arbeitsplatz längst in die eigene (geräumige) Wohnung verlegt. Sie verlassen die eigene Wohnung nur noch selten, immer häufiger auch mit einem Fahrdienst wie Uber, um die Fahrtzeit zum Arbeiten oder Schlafen nutzen zu können.

    Die Eingangstore dieser Siedlungen sind in der Regel durchlässig, die Kontrollen der Sicherheitsdienste nicht konsequent. Doch in der Corona-Krise haben die Bewohner*innen die Mauern, Tore und Schranken dieser Wohngebiete zur Demarkationslinie im Kampf gegen das Virus erklärt. Ganze Wohnanlagen schotten sich ab, die Einlasskontrollen sind nun streng. Angestellte, die in den Mittelschichtshaushalten die alltäglichen Arbeiten verrichten – in der Regel Frauen –, werden nun entlassen oder in den Zwangsurlaub geschickt. Mitarbeiter von Lieferdiensten werden davon abgehalten, Familien mit Corona-Verdachtsfällen zu beliefern. Zuletzt wurden Fälle von Ärzt*innen und Pfleger*innen bekannt, die von ihren Vermietern und Nachbarn nicht mehr in ihre Wohnungen gelassen werden. Eine Bewohnerin schreibt in einem Facebook-Post: „Ich wohne in einer Mittelschichts-Wohnkooperative in Mumbai. Der Begriff „kooperativ“ ist natürlich ein Witz, denn hier kooperiert niemand. Die jetzige Krise offenbart die schlimmste Seite der Mittelschichten in diesem Land“.

    Moderne Schlafgänger ohne Raum

    Außerhalb dieser Mauern spielt sich das wahre Drama dieser Tage ab. In den chawls, den einfachen Mietwohnungen in dicht besiedelten Wohnvierteln, und informellen Siedlungen wohnen die Hausangestellten, Taxifahrer und Gemüseverkäufer*innen. Große Familien teilen sich meist ein Zimmer mit Küchenzeile. Die Enge und fehlende Privatsphäre ist eine Herausforderung. Oftmals gibt es in diesen Vierteln Gemeinschaftstoiletten, wenn diese aber fehlen oder nicht benutzbar sind, müssen sich die Bewohner*innen im Freien waschen und erleichtern. Dann steigt insbesondere für Frauen die Gefahr, Opfer von Krankheiten und Gewalt zu werden. Für einen Großteil der Menschen in Mumbai ist somit der Alltag schon ohne Corona der permanente, normalisierte Ausnahmezustand.

    Die jeden Tag aufs Neue mühsam erarbeitete Normalität gerät nun ins Wanken. Die Räumlichkeiten in den dicht besiedelten Vierteln sind nicht darauf ausgerichtet, dass sich eine gesamte Familie über viele Tage hinweg in Ihnen gemeinsam aufhalten kann. Viele Arbeiter*innen wollen daher zurzeit lieber zur Arbeit gehen, als unter diesen Umständen zu Hause sein zu müssen.

    Für viele Arbeitsmigrant*innen, die nach Mumbai und andere Großstädte gekommen sind, stellt sich die Situation jetzt besonders schwierig dar. Für sie ist mit Eintreten der Ausgangsperre das komplette Wohnarrangement zusammengebrochen. Gerade in den Großstädten sind vor allem junge Männer „moderne Schlafgänger“: Zehn oder mehr Personen teilen sich ein Zimmer, in denen sie abwechselnd schlafen. So kann ein Großteil des Verdiensts nach Hause in die Dörfer transferiert werden. Diese rotierenden Systeme sind unter Industrie- und Schichtarbeiter im Großraum Chennai ebenso zu finden wie in Mumbai unter jungen Fahrern von Fahrdiensten wie Uber. Während der eine tagsüber das Auto fährt, schläft der Zimmerkollege und nachts umgekehrt. Da die Taxi- und Fahrdienste nun ihren Betrieb eigestellt haben, funktioniert das Schlafsystem nicht mehr.

    Umkämpfte Öffentlichkeit

    Viele Fahrer und andere Arbeitsmigrant*innen verlassen die Städte nun in Richtung ihrer Heimatdörfer: Mit dem Zug, solange die Züge noch fuhren; seit dem der Zugbetrieb landesweit eingestellt ist, haben sich viele zu Fuß auf die weite Reise gemacht. In Indien sind Zehntausende Arbeitsmigrant*innen an den Bahnhöfen und Busbahnhöfen der Städte gestrandet. Die Solidarität mit Menschen, die nun auf den Straßen zurückbleiben, ist groß. Viele Staaten stellen – mit Verspätung – finanzielle Mittel und Unterkünfte für die Notversorgung bereit. Doch die Videoaufnahmen von Polizisten, die Arbeitsmigranten auf ihrem Weg in die Dörfer demütigen und misshandeln, zeigen gleichzeitig, welche Verachtung ihnen in der Gesellschaft weiterhin entgegenschlägt.

    Der öffentliche Raum ist in den Städten ständig umkämpft: nicht nur der Zugang und die Nutzungen, sondern auch die Bedeutung und die Interpretation desselben. Gerade unter Menschen, die sich stark zurückziehen, ist die Furcht vor dem öffentlichen Raum am stärksten. Wenn der öffentliche Raum als unsicher, unrein oder unwegsam wahrgenommen wird, so wirken auch Personen oder Gruppen, die sich dort aufhalten, als Gefahr – wenn nicht als persönliche, dann doch zumindest als eine Gefahr für die öffentliche Ordnung. Die vielerorts vertretene „Null-Toleranz“-Politik gegenüber „Störungen“ im öffentlichen Raum, wie sie vor allem in den USA anzutreffen ist, fällt dabei nicht zufällig mit weitverbreiteten neoliberalen Stadtentwicklungspolitiken zusammen.

    Seitdem große Städte Ende der 1980er Jahre noch stärker Dreh- und Angelpunkte des globalen Kapitals geworden sind, stehen sie im weltweiten Wettbewerb um Investitionen und die gutgebildete Mittelschicht in Konkurrenz zueinander. Attraktive Innenstädte und „Lebensqualität“ sollen das Image der Stadt bestimmen, für Verlierer ist in solchen Städten – im wahrsten Sinne des Wortes – kein Platz. In Bezug auf die USA nannte der Geograph und Stadtforscher Neil Smith die derart neuausgerichtete Stadt die „revanchistische Stadt“.
    Neoliberale Städte in der Krise

    Auch in Mumbai hat sich – angelehnt an westliche Vorbilder und unter dem Druck der internationalen Geldgeber – seit den 1990er Jahren eine neoliberale Stadtpolitik durchgesetzt. Die schon zuvor grassierende Vertreibung und Entrechtung der urbanen Armen und Marginalisierten wurde unter neuen Vorzeichen ungemindert fortgeführt. Diejenigen, die wichtige Grundfunktionen in der Stadt aufrecht erhalten, z.B. Straßenhändler*innen, Rikscha-Fahrer und Müllsammler*innen sind regelmäßige Ziele dieser Politik.

    Die Mittelschichten sind sich mit den staatlichen Einrichtungen, welche in vielen Städten die „Säuberung“ der öffentlichen Räume vorantreiben, weitestgehend einig. Denn je mehr Personen in isolierten Wohnvierteln leben, desto mehr ist der öffentliche Raum als Ort derjenigen stigmatisiert, die es nicht geschafft haben, auf der sozialen und ökonomischen Leiter nach oben zu klettern.

    Der derart negativ behaftete Raum spielt eine wichtige Rolle in der Corona-Krise. Dort, wo gerade strenge Ausgangssperren durchgesetzt werden, sind alle, die sich im öffentlichen Raum aufhalten, Sonderfälle: Entweder „systemrelevant“, besonders privilegiert, oder besonders marginalisiert. Marginalisiert sind diejenigen, die kein Zuhause haben, sich auf Grund körperlicher Beeinträchtigungen nicht auf den Weg nach Hause machen können und keine Notunterkunft finden.

    In den Großstädten des globalen Südens ruft jeder neue Tag unvorhergesehene Krisen hervor. Jahrzehnte neoliberaler Stadtpolitik haben Städte zu Orten gemacht, an denen überwiegend die Bedürfnisse der Eliten und höheren Mittelschichten zählen. Gerät das fragile (Un-)Gleichgewicht des neoliberalen Konsenses nun durch Corona ins Wanken? Und öffnet sich jetzt möglicherweise ein Fenster für eine erstarkte Recht-auf-Stadt Bewegung? Diese Fragen erscheinen angesichts der noch bevorstehenden gesundheitlichen Katastrophe in den Städten des globalen Südens beinahe zynisch. Die Folgen für die städtischen Armen und Ausgegrenzten werden verheerend sein. Eine Rückkehr zu den Zuständen vor Corona wird es nicht geben.

    Tobias Kuttler forscht an der TU Berlin zu Mobilität und sozialer Benachteiligung in Europa. Zudem forscht und arbeitet er seit 10 Jahren in Indien, derzeit promoviert er an der TU München über den Wandel des Taxisektors und die Situation der Uber-Fahrer in Mumbai

    Tobias Kuttler - Chair of Urban Structure and Transport Planning
    https://www.mos.ed.tum.de/en/sv/mobillab-doctoral-research-group/doctoral-researchers/tobias-kuttler

    Chair of Urban Structure and Transport Planning
    TUM School of Engineering and Design
    Technical University of Munich

    mobil.LAB Fellow
    Funded by the Hans-Böckler Foundation
    Phone: +49.89.289.10455
    Email: tobias.kuttler[at]tum.de

    Research Focus:
    Urban and transportation development in the global south
    Urban theory, postcolonial theory
    Urban anthropology

    PhD Project Description
    Negotiating Spaces of Mobility - Rise and Contestation of the Uber Model in Mumbai

    The introduction of platform-based mobility services in cities of South Asia (e.g. Uber) not only changed the mobility systems of these cities, but also created a new precarious field of employment. In Mumbai, the taxi sector has already been undergoing profound changes since 2006, when the city authorities started to promote its modernization (Bedi 2016). My dissertation deals with the questions how the new business model and the algorithms of the platforms change practices and the profession of taxi driving, and whether and how drivers accept or resist these changes. To investigate these questions, I explore everyday lives and biographies of Uber drivers as well as drivers of conventional black-and-yellow taxis (Kaali Peelis).

    The Uber model is predominantly understood as a global model that is implemented in a top-down manner in cities and is “disruptive” to traditional taxis. However, when taxi driving is understood from the operators’ perspective, it becomes visible that taxi driving is deeply embedded in the urban fabric and history of Mumbai. Both “old“ and “new” forms of taxi driving are intimately connected with social and political dynamics that characterize the city, and function on similar networks of people and places. Furthermore, taxi operations have been dominated by networks of migrants to the city for decades and continue to do so in times of the digital mobility platforms.

    I argue that the investigation of taxi driving allows comprehending Mumbai’s pathway of urban development and its contestations from a different vantage point. Furthermore I argue that in the process of transformation in the taxi sector, existing vulnerabilities and insecurities of drivers of all forms of taxis are reproduced and even reinforced. In this context it is observed that the new generation of app-based cab drivers is bared from securing and stabilising their lives and futures, which is in contrast to many veteran drivers of conventional taxis, who have succeeded in stabilizing their lives and maintain in control of their everyday work life.

    My dissertation is based on fieldwork in Mumbai in 2019 and beginning of 2020. Conceptually, my PhD project tries to link relational urban theory with mobilities theory, highlighting that urban space is produced by different overlapping and intertwined mobilities and immobilities.

    CV
    Since 3/2018
    PhD fellow at the mobil.LAB Doctoral Research Group funded by the Hans Böckler Foundation

    Since 7/2016
    Research Associate at Berlin University of Technology, Department of Work and Technology, Mobilities Research Cluster

    7/2016 – 12/2017
    Research Associate at nexus Institute for Cooperation Management and Interdisciplinary Research, Berlin

    7/2015 – 3/2016
    Freelancer in the project “EcoMobility World Festival 2015” in Johannesburg, South Africa, organized by ICLEI - Local Governments for Sustainability and the City of Johannesburg.

    3/2015 – 7/2015
    Research stay at Indo-German Centre for Sustainability, Department of Humanities and Social Sciences, Indian Institute or Technology Madras, Chennai, India.

    2/2014 – 12/2014
    Student assistant at Technical University Berlin, Department of Work and Technology, in the project “Forschungscampus EUREF – Mobility2Grid”

    08/2012 – 02/2013
    Internship at ICLEI - Local Governments for Sustainability within the “EcoMobility World Festival 2013” in Suwon, South Korea

    08/2012 – 02/2013
    Internship and research visit in Hyderabad, Andhra Pradesh, India within the Megacities Project “Sustainable Hyderabad“ funded by the German Federal Ministry of Education and Research (BMBF)

    07/2010 – 06/2012
    Student assistant at Centre for Innovation in Mobility and Societal Change (InnoZ), work program Green Mobility, Berlin, Germany

    2010 – 2016
    Studies of Urban and Regional Planning in Master`s degree program, Technical University Berlin, Germany

    02/2008 – 04/2008
    Internship at German Aerospace Center, Institute of Transport Research, Department of Commercial Transport, Berlin, Germany

    2006 – 2010
    Studies of Geography and European Ethnology in Bachelor`s degree program (Bachelor of Arts), Humboldt University Berlin, Germany
    Publications

    Kuttler, T. and M. Moraglio (eds.) (2020; forthcoming): Re-thinking Mobility Poverty. Understanding User´s Geographies, Backgrounds and Aptitudes. Routledge.

    Kuttler, T. (2020; forthcoming): Disruptions and continuities in taxi driving - the case of Mumbai. In: Follmann, A.; Falk, G. (2020): Aktuelle Forschungsbeiträge zu Südasien. Geographien Südasien 12. 10. Jahrestagung des AK Südasien, 24./25. Januar 2020, Freiburg im Breisgau.

    Villeneuve, D., D. Durán-Rodas, A. Ferri, T. Kuttler, J. Magelund, M. Mögele, L. Nitschke, E. Servou, and C. Silva. (2019) What is Interdisciplinarity in Practice? Critical Reflections on Doing Mobility Research in an Intended Interdisciplinary Doctoral Research Group. Sustainability 2020, 12(1), 197.

    Kuttler, T., M. Moraglio, S. Bosetti, C. Chiffi, P. van Egmond, and D. Grandsart. (2019): Mobility in prioritised areas: inputs from the final users. Project Deliverable 2.2. H2020 HiReach - High reach innovative mobility solutions to cope with transport poverty.

    Kuttler, T., M. Moraglio, V. Reis, A. Freitas, D. Carvalho, S. Castelo, P. Santos, S. Bosetti, C. Chiffi, S. Maffi, P. Malgieri, A. Selan, and D. Grandsart (2018): Mobility in prioritised areas: mapping the field. Project Deliverable 2.1. H2020 HiReach - High reach innovative mobility solutions to cope with transport poverty.

    Döge, N., C. Hegel, A. Jain, and T. Kuttler (2018): Das Dörpsmobil – Ein Modell fürs E-Carsharing im ländlichen Raum. In: PLANERIN 3/2018, 41-43

    Contributions to: Otto-Zimmermann, K., C. Liao, B. Chiu (2018): Going Green. Experiencing the Ecomobile Lifestyle. Berlin: Jovis Verlag. More: www.jovis.de/en/books/details/product/going_green_experiencing_the_ecomobile_lifestyle.html

    Kuttler, T
    ., Otto-Zimmermann, K., and T. Zimmermann (2016): Change the way you move. A central business district goes ecomobile. Jovis Verlag Berlin. More: www.jovis.de/en/books/change-the-way-you-move.html

    Kuttler, T
    . and A. Jain (2015): Defending space in a changing urban landscape – A study on urban commons in Hyderabad, India. In: Dellenbaugh, M., et al. (ed.): Urban Commons: Moving Beyond State and Market. Vol. 154. Birkhäuser, 2015. More: www.degruyter.com/dg/viewbook/product$002f430778

    Contributions to: Otto-Zimmermann, K. and Y. Park (ed., 2015): Neighborhood in Motion - One neighborhood, one month, no cars. Berlin: Jovis Verlag. More: www.jovis.de/de/buecher/details/neighborhood-in-motion.html

    Jain, A. and T. Kuttler
    (2014): Local Action in and on Urban Open Spaces of Hyderabad. In: Schinkel, U., Schröder, S., Jain, A., (ed.): Local Action and Participation. Lessons Learned from Participatory Projects and Action Research in Future Megacities. Buchreihe Future Megacities Volume 4, Berlin. More: www.jovis.de/de/buecher/future-megacities-4.html

    Kramer, S., C. Hoffmann, T. Kuttler,
    and M. Hendzlik (2013): Electric Car Sharing as an Integrated Part of Public Transport: Customers’ Needs and Experience. In: Hülsmann, M., Fornahl, D. (Hrsg.): Evolutionary Paths Towards the Mobility Patterns of the Future. Berlin Heidelberg, Springer Verlag: More: link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-642-37558-3_7

    Hoffmann, C., A. Graff, S. Kramer, T. Kuttler,
    M. Hendzlik, C. Scherf, and F. Wolter (2012): Bewertung integrierter Mobilitätsdienste mit Elektrofahrzeugen aus Nutzerperspektive. Results of the project BeMobility–Berlin elektroMobil. InnoZ Baustein, 11. Download here: www.innoz.de/sites/default/files/11_innoz-baustein.pdf

    Weiß, J., A. Neumann, S. Kramer, M. Bost, and T. Kuttler
    (2011): Erneuerbare Energien im Verkehr in Berlin-Brandenburg. Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Berlin, 2011. Download here: www.ioew.de/uploads/tx_ukioewdb/Erneuerbare_Energien_im_Verkehr_in_Berlin-Brandenburg.pdf

    Dijks, S., F.-J. Grafe, M. Hampel, J. Jarass, T. Kuttler
    , M. Thylmann and T. Zimmermann (2011): Generation Nachhaltigkeit: Wann, wenn nicht wir? Conference proceedings 2011, Berlin, Geography Department of Humboldt University Berlin. Download here: www.projekte.hu-berlin.de/de/sustainability/flagship-activities/hsk-sustainability/hsk_II/tagungsband
    Voluntary Activities

    Member of Habitat Forum Berlin, http://habitat-forum-berlin.de
    Member of sub\urban e.V., https://zeitschrift-suburban.de
    Member of The Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di

    #Taxi #Uber #Indien #Mumbai #Bombay #Forschung #Wissenschaft

  • Taxisteuerung mit Künstlicher Intelligenz
    https://www.taxi-times.com/taxisteuerung-mit-kuenstlicher-intelligenz

    Alte Hasen am Steuer brauchten so etwas nicht. Sie hatten alles im Kopf und „im Urin“, was nun die KI leisten soll.

    Aber ja, die Intelligenz wird heute den Fahrern konsequent entzogen und in die Rechenmaschinen verlagert. Man könnte auch von Privatisierung sprechen. Die großen Technologie- und Internetkonzerne betreiben die Enteignung der Wissenden bereits so lange, dass konkurrierende mittelständische Ansätze wohl nur Achtungserfolge erringen werden, so sie nicht einer neuen, freiheitlichen und gegen die Privatisierung gerichteten Linie folgen.

    Was bedeutet freiheitlich? Daten, Wissen und Methoden müssen öffentlich gemacht werden. Vor allem müssen die Arbeitenden ermächtigt werden, indem ihre Kompetenzen genauso erweitert und verbessert werden wie ihre Gehälter. Mit diesen Menschen am Steuer könnte es dem Taxigewerbe gelingen, einen echten Qualitäts- und Wettbewerbsvorteil gegenüber der Lohndumpin-Konkurrenz aus den Konzernzentralen zu erringen. Es bleibt spannend. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    8.12.2022 von Jürgen Hartmann - Die Düsseldorfer Zentrale Rhein-Taxi ist heute mit seinem Forschungsprojekt „KITS“ an die Öffentlichkeit gegangen. Das Ziel ist eine am tatsächlichen Bedarf orientierte Steuerung einer Taxiflotte. Dabei soll Künstliche Intelligenz (KI) helfen. 

    Nach der Tour ist vor der Tour. Wenn es nach der Vision von Michael Mühlin geht, sollen Taxifahrer*Innen in Zukunft im Moment des Ausstiegs des Fahrgastes schon die verlässliche Prognose bekommen, an welcher Stelle in unmittelbarer Nähe der nächste Kunde ein Taxi benötigt. Sie müssen dann nicht vergeblich kreisen oder zu einem Halteplatz zurückfahren, sparen damit aus betriebswirtschaftlicher Sicht teure Leerkilometer und aus klimapolitischer Sicht umweltschädliches CO2 ein.

    Diese Vision ist bei Rhein-Taxi bereits gestartet, denn seit einiger Zeit läuft dort das Projekt „KI-Basierte Optimierung von Taxi-Services“, abgekürzt „KITS“. Die Rhein-Taxi GmbH und die auf KI spezialisierte Merantix Labs GmbH haben KITS als gemeinsame Projektpartner in den Räumen der Düsseldorfer Taxizentrale heute der Presse und allen Interessierten vorgestellt.
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    Bei dem Projekt werden von Merantix historische Daten analysiert, die mit Wetter- Verkehrsdaten, Events, Baustelleninformationen etc. vermischt werden. Die Summe all dieser Parameter ermöglicht dann eine treffsichere Prognose, wann in naher und ferner Zukunft an welchen Stellen mit Taxibedarf zu rechnen ist.

    Mit naher Zukunft ist dabei ein Time-Slot von 10-15 Minuten gemeint, so dass ein in diesem Bereich frei gewordenes Taxi vor Ort gehalten werden kann. Benötigt ein Kunde dort dann tatsächlich ein Taxi, steht ihm ein Fahrzeug ohne Wartezeit zur Verfügung.

    Die ferne Zukunft betrifft einen Zeitraum von 2-3 Wochen. Hier soll dann die KI-basierte Bedarfsprognose eine möglichst effiziente Schichtplanung ermöglichen. Wenn die Zentrale und die ihr angeschlossenen Unternehmer wissen, wann und wo die Taxi-Touren nachgefragt werden, haben sie die Möglichkeit, das Fahrpersonal bedarfsorientiert einzusetzen. Das spart Lohnkosten, erhöht aber auch gleichzeitig die Verdienstmöglichkeiten des Fahrpersonals. Warum, erklärte Michael Mühlin: „Wenn die Taxiunternehmer über ihre Zentrale wissen, wann Geld verdient werden kann, können sie wiederum durch finanzielle Anreize die Fahrer*Innen motivieren, genau zu diesen Zeiten verfügbar zu sein.“

    Einen ersten internen Test habe man bereits absolviert, berichtete Michael Mühlin bei der heutigen Kick-Off-Veranstaltung. Im April 2023 soll es dann losgehen. Das Projekt ist auf 15 Monate angelegt und wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit rund 200.000 Euro gefördert. Eine Summe, die man aber lediglich als Zuschuss für die tatsächlich anfallenden Entwicklungskosten sehen darf, wie Mühlin betonte.

    #Taxi #Forschung #AI

  • Berlins dunkle Geschichte: Die vergessene Geheimdienstzentrale der Nazis
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/ns-vergangenheit-berlins-dunkle-geschichte-an-diesem-ort-sassen-goe

    29.7.2022 von Armin Fuhrer - In Charlottenburg befand sich die Zentrale von Hermann Görings „Forschungsamt“, eines streng geheimen Abhördienstes. Stadtgeschichte, die man kennen sollte.

    Die Schillerstraße in Charlottenburg wirkt an diesem Sommertag ein wenig abgehoben vom brausenden Großstadtverkehr, der nur einen Steinwurf entfernt am Ernst-Reuter-Platz tobt. Ruhig liegt sie da, nur wenige Menschen queren die Bürgersteige und nur ab und an durchfährt ein Auto die stille Straße. Vor allem die Kreuzung Schiller- und Schlüterstraße, wirkt geradezu heimelig. Hier beginnt leicht zurückgesetzt ein großer Gebäudekomplex, das Oberstufenzentrum Körperpflege, ein moderner Zweckbau, der sich zig Meter an der Schillerstraße entlangzieht.

    Was kaum jemand weiß: Genau an dieser Stelle mitten in Charlottenburg, wo heute zukünftige Friseure, Maskenbilderinnen und Zahntechniker ausgebildet werden, befand sich von 1935 bis 1945 die Zentrale des „Forschungsamtes des Reichsluftfahrtministeriums“. Der harmlos klingende Name war eine geschickte Tarnung.

    Tatsächlich verbarg sich dahinter ein großer, heute vergessener Geheimdienst des Dritten Reiches, der über ein Beinahe-Monopol bei der Telefonüberwachung und zahlreiche weitere Kompetenzen verfügte. Sein oberster Herr war Hermann Göring. Adolf Hitlers zweiter Mann hatte sich mit dieser Behörde, die in ihren besten Zeiten bis zu 6000 Mitarbeiter hatte, ein äußerst wirkungsvolles Instrument geschaffen, mit dem er alles und jeden überwachen konnte: Regimegegner, Wehrmachtsgeneräle, Wirtschaftsunternehmen, Botschaften und ausländische Staatsmänner und Nazi-Funktionäre.

    Die äußerst breite Geschichtsschreibung zum Dritten Reich hat das Forschungsamt fast völlig ignoriert, weil es kaum Spuren hinterließ. Selbst renommierte Historiker sind oft ahnungslos, was diese Institution betrifft.

    Von Göring verborgen hinter dem Namen „Forschungsamt“
    Göring baute seine neue Behörde fast vom ersten Tag nach der Machtübernahme Hitlers auf. Er erkannte sofort die Möglichkeiten, die ihm eine solche Einrichtung bieten würde, denn ihm war klar, dass er durch die heimliche Überwachung des Telefonverkehrs viele wertvolle Informationen in die Hände bekommen würde. Er integrierte die neue Überwachungsbehörde, obwohl sie eine Einrichtung der NSDAP war, in sein gerade im Entstehen befindliches Reichsluftfahrtministerium und nannte es „Forschungsamt“, sodass seine wirkliche Bedeutung vor der Öffentlichkeit und dem Ausland verborgen blieb.

    Zu den Aufgaben des Forschungsamtes gehörten die Überwachung des Funkverkehrs, die Dechiffrierung verschlüsselter Nachrichten zum Beispiel der Botschaften in Berlin und später der Kriegsgegner sowie die Auswertung der gewonnenen Erkenntnisse ebenso wie die intensive Beobachtung des ausländischen Rundfunks und der Zeitungen.

    Für die Bedeutung, die es bald erlangen sollte, war aber vor allem eine Entscheidung Hitlers ausschlaggebend, die Göring bei ihm durchgesetzt hatte: Das Amt bekam das Monopol bei der Überwachung der Telefone – keine andere Institution des Dritten Reiches durfte die Telefonleitungen anzapfen. Erst 1940 setzte Reichspostminister Wilhelm Ohnseorge durch, dass auch seine Behörde, in deutlich geringerem Umfang, den Telefonverkehr überwachen durfte.

    Die Akten wurden fast komplett vernichtet
    Die Anfänge waren sehr bescheiden. In den ersten Monaten nach der Gründung im April 1933 arbeiteten etwa zehn Männer am Aufbau der Behörde, die zunächst im Dachgeschoss des neuen Luftfahrtministeriums in der Behrenstraße (das später in sein neues Gebäude an der Wilhelmstraße wechselte) in Mitte untergebracht wurde. Doch schon wenige Monate später stand aus Platzgründen der erste Umzug in ein Gebäude gegenüber an. Bis Ende des Jahres 1933 erhöhte sich die Mitarbeiterzahl auf 133. Zwei Jahre später folgte der Umzug in die Schillerstraße.

    Hermann Göring als oberster Chef delegierte die Kontrolle des Forschungsamts an seinen Staatssekretär Paul Körner. Darunter stand an der Spitze ein Leiter. Es gab während der zwölfjährigen Existenz des Amts insgesamt drei Chefs, am längsten stand Prinz Christoph von Hessen an der Spitze, von 1935 bis 1943. Das Amt wurde in sechs Hauptabteilungen gegliedert, später kam es zu mehreren Umstrukturierungen.

    Schon bald konnte die neue Einrichtung auf große Erfolge blicken. Wen genau die Mitarbeiter des Forschungsamtes alles abhörten, ist heute leider nicht mehr nachzuvollziehen, denn die Akten wurden fast vollständig in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges vernichtet. Aber aus Funden in anderen Archivunterlagen und späteren Aussagen von Angestellten des Amtes kann immerhin einiges nachvollzogen werden.

    „Braune Blätter“ mit Berichten für Göring
    Göring setzte sein Machtmittel natürlich gegen die Gegner des NS-Regimes ein. Zum Beispiel wurden Kritiker aus Kirchenkreisen überwacht. Auch Wirtschaftsunternehmen gerieten ins Visier, so zum Beispiel die Zentrale der Junkers-Flugzeugwerke in Dessau, die Göring unter seine Kontrolle bringen wollte. Er bekam die Berichte über abgehörte Telefonate schriftlich auf den Schreibtisch. Sie waren auf braunem Papier gedruckt und hießen daher intern „Braune Blätter“. Auch Hitler wurde jeder Bericht geschickt. Ein Kreis von hohen Behördenchefs bekam ebenfalls ausgewählte Berichte zur Ansicht.

    Kaum überraschend gerieten auch schnell ausländische Regierungen ins Visier von Görings Lauscher. Das gilt zuallererst für die in Berlin angesiedelten Botschaften, deren Funk- und Telefonverkehre intensiv überwacht wurden. Aber Deutschlands Lage in der Mitte Europa bot noch mehr Möglichkeiten: Weil viele Telefonverbindungen von Ost nach West durch das Land gingen, konnten auch sie angezapft und damit der Verkehr zwischen den Botschaften beispielsweise in Prag oder Warschau mit den Außenministerien in London oder Paris überwacht werden.

    Ein spektakulärer Erfolg gelang dem Forschungsamt zum Beispiel während der Konferenz von Bad Godesberg vom 22. und 23. September 1938, auf der es um die von Hitler erhobenen Ansprüche auf das Sudetenland ging. Das Forschungsamt hörte während dieser Konferenz den gesamten Telefon- und Funkverkehr zwischen dem angereisten britischen Premierminister Neville Chamberlain und seiner Regierungszentrale in London ab.

    Auch die eigenen Leute waren nicht sicher
    Der größte Abhör-Coup gelang allerdings nicht dem Forschungsamt, sondern der Reichspost. Ihrer „Forschungsstelle“ gelang es, in der Nacht vom 28. auf den 29. Juli 1943 über eine Abhörstation in Holland ein Telefongespräch zwischen US-Präsident Franklin D. Roosevelt und dem britischen Premierminister Winston Churchill abzuhören.

    Aber auch die eigenen Leute waren nicht sicher vor Görings Lauschern. So gibt es beispielsweise den schriftlichen Bericht eines ehemaligen Mitarbeiters aus der Nachkriegszeit, nach dem nahezu alle Telefonate von SA-Führer Ernst Röhm in den Wochen vor seiner von Hitler angeordneten Ermordung am 30. Juni 1934 im Zuge des sogenannten Röhm-Putsches abgehört worden seien. Erwiesen ist, dass hohe Wehrmachtsoffiziere, denen gegenüber Hitler und Göring stets misstrauisch waren, überwacht wurden.

    Abgehört wurde auch der Gauleiter aus Franken und Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes „Der Stürmer“, Julius Streicher. Und eine Weile konnten sich die Männer in der Schillerstraße sogar den nächtlichen Abhördienst mit dem Liebesgesäusel von Joseph Goebbels versüßen. Als der liebestolle Propagandaminister seine Frau Magda betrog und stundenlang mit seiner Geliebten, der Schauspielerin Lida Baarova, telefonierte, wurde er regelmäßig abgehört. Daran erinnerte sich nach dem Krieg im Verhör mit dem britischen Geheimdienst ein Mitarbeiter, der selbst gebannt die nächtlichen Telefonate mitgehört haben wollte. Die Berichte wurden sehr wahrscheinlich Hitler vorgelegt, der Goebbels zur Beendigung des Verhältnisses zwang.

    Die Zahl der Mitarbeiter stieg nach dem ersten Umzug des Amts 1933 rasant an. 1938 soll sie nach der Aussage eines Mitarbeiters aus der Nachkriegszeit bei 3800 gelegen haben, während der Hochphase im Krieg bei 6000. Ein großer Teil davon arbeitete in Abhörstationen, genannt „Forschungsstellen“, die in deutschen Städten und nach dem Beginn des Krieges in den besetzten Gebieten aufgebaut wurden und der Zentrale ihre Berichte lieferten.

    Das hochgesicherte Gebäude fiel Passanten kaum auf
    Als 1935 die Räume in der Behrenstraße nicht mehr ausreichten, wurde dringend nach einer neuen Zentrale gesucht. Sie wurde schließlich in Charlottenburg gefunden. In der Schillerstraße 116–120 bot sich ein großer Komplex, die Schillerkolonnaden, an, die vermutlich ursprünglich als Wohngebäude für Angehörige der Reichswehr gebaut worden waren. Hier wurde auch ein riesiges Archiv mit Karteikarten und auf Schelllackplatten aufgezeichneten Gesprächen angelegt.

    Obwohl das Gebäude hochgesichert war, fiel ahnungslosen Passanten nicht auf, was sich in dem Komplex, der später noch vergrößert wurde, befand. Das Forschungsamt war unter seiner offiziellen Bezeichnung sogar mit Rufnummer und Adresse im Berliner Adressbuch aufgeführt und verfügte über einen eigenen Poststempel.

    Mitten im Zentrum der Reichshauptstadt befand sich nun also eine Einrichtung, die nahezu jeden ins Visier nehmen konnte. Bald schwirrten Gerüchte durch die Berliner Luft, dass zahlreiche Telefonate abgehört werden würden, man mahnte zur Vorsicht. Insgesamt soll das Amt nach Schätzungen ehemaliger Mitarbeiter rund eine halbe Million Telefongespräche abgehört haben. Das mag uns heute in Zeiten von NSA und BND wenig erscheinen, aber für die damalige Zeit war das eine beeindruckende Menge.

    Während des Krieges nahm die Bedeutung des Forschungsamtes aber stetig ab. Vor allem, weil Hitler lieber seiner „Intuition“ vertraute als den Erkenntnissen der Abhörexperten. Sie hatten beispielsweise viele Daten zu Fabriken in der Sowjetunion gesammelt und daraus geschlossen, dass Armee und Wirtschaft des Landes bei weitem nicht so schwach waren, wie Hitler und die Führung der Wehrmacht glaubten. Doch der „Führer“ hörte nicht auf sie und griff im Juni 1941 die Sowjetunion an. Das Ergebnis ist bekannt.

    Die Alliierten ahnten nichts von der Existenz des Amts
    Am 22. November 1943 wurden große Teile des Gebäudekomplexes in der Schillerstraße bei einem verheerenden Bombenangriff zerstört. Mit ihm ging ein Teil der Akten in Flammen auf. Die Zentrale wurde daraufhin nach Breslau verlegt. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler übernahm SS-Führer Heinrich Himmler die Kontrolle über das Forschungsamt.

    Kurz vor der Belagerung Breslaus durch die Rote Armee wurden die verbliebenen Mitarbeiter Anfang 1945 in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine ging nach Schleswig-Holstein, die andere nach Bayern. Bei Kriegsende verstreuten sie sich in alle Himmelsrichtungen. Weil sie genau wussten, welch gefährliches Wissen in den noch verbliebenen Akten steckte, verbrannten sie vorher das Material. Auf die Brisanz der Unterlagen deutet auch die Tatsache hin, dass zwei der drei Chefs des Amtes unter mysteriösen Umständen bei Unfällen ums Leben kamen, nachdem Göring das Vertrauen in sie verloren hatte. In beiden Fällen ist es gut möglich, dass er seine Finger im Spiel hatte.

    Wie erfolgreich das Forschungsamt arbeitete, können wir heute nur erahnen. Übrigens hatten auch die Alliierten absolut keine Ahnung von seiner Existenz. Sie kamen ihm erst in der unmittelbaren Nachkriegszeit durch Äußerungen ehemaliger Mitarbeiter, die zufällig in ihre Hände geraten waren, auf die Spur und begannen, Informationen zu sammeln, die sich heute noch in den Archiven in den USA und England finden. Auch Göring erwähnte während des Kriegsverbrechertribunals in Nürnberg sein Forschungsamt – mit unverhohlenem Stolz.

    Armin Fuhrer ist Journalist und Historiker. Er hat das Buch „Görings NSA. Das ‚Forschungsamt‘ im Dritten Reich. Die unbekannte Geschichte des größten Geheimdienstes der Nazis“ veröffentlicht.

    Das ist ein Beitrag, der im Rahmen unserer Open-Source-Initiative eingereicht wurde. Mit Open Source gibt der Berliner Verlag freien Autorinnen und Autoren sowie jedem Interessierten die Möglichkeit, Texte mit inhaltlicher Relevanz und professionellen Qualitätsstandards anzubieten. Ausgewählte Beiträge werden veröffentlicht und honoriert.

    #Berlin #Charlottenburg #Schillerstraße #Ernst-Reuter-Platz #Schillerkolonnaden

    #Geschichte #Nazis #Geheimdienst #Forschungsamt #Forschungsstelle #Reichsluftfahrtministerium #Funkverkehr #Rundfunk #Überwachung #Telefon #Botschaft

  • Linne + Krause GmbH
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    Wir freuen uns, dass Sie sich über uns und unsere Arbeit informieren. Sollten Sie Fragen haben, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren!

    #Taxi #Forschung

  • Déclaration des organisations de recherche non universitaires sur l’#épidémie de Covid 19 | Société Max Planck → Stellungnahme der außeruniversitären Forschungsorganisationen zu Covid-19-Epidemie | Max-Planck-Gesellschaft
    https://www.mpg.de/15426163/stellungnahme-ausseruniversitaere-forschungsorganisationen-covid-19-epidemie


    Pour changer, les Allemands ont une #analyse franche et clair du #covid, ils se tiennent à jour et n’ont pas peur de #communiquer avec leur population et de rendre publiques leurs #préconisation de #prévention pour inclure plutôt que pour punir.

    Eine Stellungnahme der Präsidenten der außeruniversitären Forschungsorganisationen zur COVID-19-Epidemie auf Basis von mathematischen Analysen der Datenlage
    24. September 2020
    #Corona #Forschungspolitik #Mathematik

    Einleitung

    Obwohl wir mittlerweile länger als ein halbes Jahr mit der COVID-19-Pandemie leben, gibt es weiterhin viele offene Fragen und große Unsicherheiten in Bezug auf das weitere Infektionsgeschehen. Wie wird sich die Epidemie in Deutschland entwickeln – gerade in der anstehenden Grippezeit und in den kalten Herbst- und Wintermonaten? Welche Strategien sind besonders effizient, um die in Deutschland und weltweit steigenden Infektionszahlen einzudämmen? Was hat sich in den letzten Monaten bewährt, welche Eigenschaften von SARS-CoV-2 kennen wir mittlerweile? Und welche Maßnahmen können wir Wirtschaft und Bevölkerung zumuten, ohne das gesellschaftliche Leben zu stark einzuschränken?

    Fest steht: Die COVID-19-Pandemie verläuft extrem dynamisch. Eindämmungsmaßnahmen müssen daher laufend beobachtet und angepasst werden. Um einen wertvollen Beitrag zur Epidemiebewältigung zu leisten und Wissenslücken zu schließen, haben sich die Modellierungsexpertinnen und -experten der außeruniversitären Forschungsorganisationen – also der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft – zusammengetan und eine gemeinsame Stellungnahme verfasst. Auf Basis der verfügbaren Daten und mit einem komplementären Methodenspektrum haben wir Modellszenarien zum weiteren Verlauf der COVID-19-Epidemie in Deutschland erstellt. Diese sollen politischen Entscheidungsträgern, genauso wie jeder einzelnen Person dabei helfen, die Eindämmungsmaßnahmen kontinuierlich zu überprüfen und gegebenenfalls nachzusteuern.

    Im Folgenden fassen wir die wesentlichen Erkenntnisse aus unseren Modellierungen auf Basis des aktuell verfügbaren Wissens kompakt zusammen. Unsere Berechnungen zeigen: Vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen ist es umso wichtiger, dass jeder Einzelne einen Beitrag leistet, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Nur zusammen können wir Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaft effektiv schützen.

    Ergebnisse der Modellierungen

    AutorInnen: Michael Meyer-Hermann (Helmholtz-HZI), Iris Pigeot (Leibniz-BIPS), Viola Priesemann (MPI-DS), Anita Schöbel (Fraunhofer ITWM)

    Die aktuelle Entwicklung der COVID-19-Epidemie in Deutschland erfordert eine Analyse der derzeitigen Situation. Die in Deutschland gestiegenen Zahlen an COVID-19-Neuinfizierten, die gesunkene Rate an Todesfällen und die zunehmende Ermüdung der Bevölkerung, Maßnahmen einzuhalten, machen es einerseits notwendig, die Situation neu zu bewerten und die bisherigen Maßnahmen zu überdenken. Andererseits zeigt die Entwicklung insbesondere in Spanien und Frankreich besonders deutlich, dass wir in Deutschland noch eine relativ gut kontrollierte Situation haben, die wir nicht aufs Spiel setzen sollten, insbesondere im Hinblick auf unser soziales und wirtschaftliches Leben. Dabei erfordert gerade die anstehende kältere Jahreszeit einen fundierten Plan: Wir müssen die besten Voraussetzungen schaffen, damit wir unter Beibehaltung von sozialer und wirtschaftlicher Aktivität sowie stabilen Infektionszahlen gut über den Winter kommen.

    Aktuelle Risiken

    Die Zahl der aktuellen Neuinfektionen ist gegenüber Juni um ein Vielfaches erhöht. Selbst wenn man von einer sich andeutenden Stabilisierung der Reproduktionszahl um eins ausgeht, ist die Zahl der Neuinfektionen im Moment nahezu flächendeckend und so hoch, dass die Gesundheitsämter am Kapazitätslimit arbeiten und die Infektionsketten zunehmend nicht mehr vollständig durch Testing und Tracing identifizieren und isolieren können. Besonders vor dem Hintergrund von saisonalen Effekten ab Herbst müssen wir die Anzahl der Neuinfektionen wieder reduzieren.

    Erhöhte Mobilität durch Auslandsreisen trägt deutlich zum Infektionsgeschehen bei. Zum Verständnis des Infektionsgeschehens ist es wichtig zu unterscheiden, ob der jüngst beobachtete Anstieg der Neuinfektionen durch aus dem Ausland eingetragene Fälle oder durch zunehmende Kontakte im Inland verursacht wurde. Unsere Simulationen zeigen, dass ein wesentlicher Teil durch neue Fälle von außen erklärbar ist. Allerdings ist auch die effektive Reproduktionszahl ohne die Einbeziehung der Reiserückkehrer angestiegen, sodass wir kaum Spielraum für weitere Lockerungen oder ein saisonal bedingtes erhöhtes Infektionsgeschehen haben. Insbesondere wirkt jeder Eintrag von außen wie ein Keim, der sich im Inland schnell verbreiten kann. Entsprechend zeigen Simulationen der aktuellen Situation, dass nur geringfügige zusätzliche Kontaktbeschränkungen ein neu aufflammendes Infektionsgeschehen eindämmen können, wenn sich Rückkehrende von Reisen konsequent an die Quarantäne halten und die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene und Alltagsmaske) weiterhin von allen eingehalten werden.

    Es gibt zwei wichtige Kipppunkte, die eine Eindämmung von SARS-CoV-2 gefährden. Zum einen ist nun hinreichend bekannt, dass wir in den Bereich des exponentiellen Wachstums kommen, sobald die effektive Reproduktionszahl R über eins steigt. Zum anderen haben wir aber einen zweiten, mindestens ebenso wichtigen Kipppunkt identifiziert, der von der Anzahl an Neuinfektionen abhängt: Infizieren sich so viele Menschen, dass die Infektionsketten nicht mehr zügig von den Gesundheitsämtern nachverfolgt werden können, lässt sich die Ausbreitung des Virus wesentlich schwerer eindämmen. Es kommt zu einem sich selbst verstärkenden Wachstum, das sich nur sehr schwer wieder einfangen lässt. Eine niedrige Anzahl an Neuinfektionen erleichtert hingegen die Eindämmung.

    Saisonale Effekte beeinflussen die Ausbreitung des Virus. Die Hinweise auf eine Ansteckung über Aerosole haben sich inzwischen wissenschaftlich erhärtet. Das bedeutet, dass das Ansteckungsrisiko in geschlossenen Räumen deutlich erhöht ist. Ein wesentlicher saisonaler Faktor wird in der nun folgenden kalten Jahreszeit das vermehrte Aufhalten in geschlossenen Räumen sein. Dem kann durch ein konsequentes Tragen von Masken entgegengewirkt werden.

    Herdenimmunität ist weiterhin nicht erreichbar. Es mehren sich die Hinweise, dass ein signifikanter Teil der Träger des SARS-CoV-2-Virus nicht erkrankt bzw. das Virus sehr schnell an der Ausbreitung im Körper hindert. Das sollte die Entwicklung einer Herdenimmunität im Prinzip beschleunigen. Dennoch können wir nach aktuellen Abschätzungen auch unter Einbeziehung der Dunkelziffer den Zustand der Herdenimmunität mittelfristig nicht erreichen, ohne das Gesundheitssystem stark zu belasten. Darüber hinaus weisen neuere Erkenntnisse darauf hin, dass eine Erkrankung mit SARS-CoV-2 nur zu einer relativ kurz anhaltenden Immunität durch Antikörper führen könnte, sodass Personen erneut an dem Virus erkranken können. Auch unter diesem Aspekt ist Herdenimmunität kein sinnvolles Ziel. Zudem liegt in Ländern, die auf Herdenimmunität gesetzt oder erst spät eine Kontrolle des Virus erreicht haben, die Anzahl der berichteten Todesfälle um einen Faktor 5-10 höher als in den Ländern, die früh eine Kontrolle der Pandemie angestrebt und erreicht haben: Italien, Großbritannien, Schweden und Spanien zählen rund 470-600 mit COVID-19 assoziierte Tote pro Million Bevölkerung, während Deutschland, Österreich und Norwegen nur 50-100 Tote in Bezug auf COVID-19 verzeichnen.

    Die gesunkene Sterblichkeit ist im Wesentlichen durch die Altersverteilung erklärbar. Obwohl die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Deutschland seit Mitte Juni wieder deutlich zugenommen hat, folgen die Todeszahlen diesem Trend nicht. Neben der verbesserten Therapie von Erkrankten zeigt sich in Simulationen die veränderte Altersverteilung der Träger des Virus als eine Hauptursache: Der prozentuale Anteil der Infektionen bei den über 60-Jährigen ist gesunken, was sich u.a. durch die beständige Reduktion der kritischen Kontakte zur älteren Generation erklären lässt. Durch die Kontakte zwischen Jung und Alt birgt die höhere Ansteckungsrate in der jüngeren Bevölkerung aber die Gefahr einer erneuten Ausbreitung unter den Älteren mit einer damit verbundenen erhöhten Sterblichkeit (etwas, was sich gerade in anderen europäischen Ländern beobachten lässt). Die Berechnung der Sterblichkeit ist schwierig, da man aufgrund der Dunkelziffer die Anzahl der Träger des Virus nur schätzen kann. Die durch konsequentes Testen (z.B. der Reiserückkehrer) derzeit tendenziell sinkende Dunkelziffer kann fälschlicherweise als ein Absinken der Sterblichkeit interpretiert werden.

    Ein konsequenter Schutz der vulnerablen Bevölkerung bei hoher allgemeiner SARS-CoV-2-Prävalenz ist nicht umsetzbar. Ein zur Herdenimmunität alternativ diskutierter Ansatz sieht die Akzeptanz einer unkontrollierten Ausbreitung in der allgemeinen Bevölkerung vor, während gleichzeitig die Risikopersonen geschützt werden sollen, indem diese sich isolieren. Dieser Ansatz ist unter verschiedenen Gesichtspunkten als kritisch anzusehen. Zum einen sind auch bei Nicht-Risikopersonen nach Erkrankung mit COVID-19 gravierende, langanhaltende Nebenwirkungen nicht auszuschließen, was eine unkontrollierte Verbreitung des Virus als nicht annehmbar erscheinen lässt. Zum anderen ist in der Praxis ein Schutz der Risikopersonen bei hoher SARS-CoV-2-Prävalenz aus mehreren Gründen nicht umsetzbar. (1) Ansteckungen können auch von prä- oder asymptomatischen Personen ausgehen, sodass Träger möglicherweise Risikopersonen infizieren, ohne dass sie es merken. (2) Insbesondere Risikopersonen bedürfen der Interaktion mit und der Unterstützung durch andere Menschen. Dies stellt ein großes Risiko für eine Übertragung dar. (3) Ein sehr häufiges, vorsorgliches Testen zum Schutz von Risikopersonen ist derzeit in Deutschland nicht möglich, da nur eine begrenzte Menge PCR-Tests zur Verfügung stehen.

    Effekte der Maßnahmen

    Hygienemaßnahme wirken. Aus der ersten COVID-19-Welle wissen wir, dass das Virus sich durch Hygienemaßnahmen eindämmen lässt. Ein kompletter Lockdown war Ende April bei etwa 2000 neuen Fällen pro Tag nicht mehr notwendig. Ein Aufbau des Test-Trace-und-Isolate-Systems (TTI), das konsequente Tragen von Masken, die Beachtung von Hygiene- und Abstandsregeln, die Absage von Großveranstaltungen, die Einschränkungen beim Reisen und die freiwilligen Kontaktbeschränkungen haben ausgereicht, die Zahl der Neuerkrankungen bis Juni auf rund 300 Fälle pro Tag zu senken. In dieser Phase war das Infektionsgeschehen nicht mehr flächendeckend, sondern auf lokale Ereignisse beschränkt. Über 100 Landkreise haben gleichzeitig mindestens eine Woche lang keine Neuinfektionen registriert. Das hat ein in weiten Teilen normalisiertes Leben und eine weitgehende wirtschaftliche Aktivität ermöglicht.

    Test-Trace-und-Isolate-Strategien (TTI) können nur zusammen mit den AHA-Maßnahmen das Infektionsgeschehen eindämmen. Unsere Modellrechnungen zeigen, dass TTI-Strategien bei einer niedrigen Zahl an Neuinfektionen ein wirksames Werkzeug zur Eindämmung von SARS-CoV-2 darstellen. Um konkrete Zahlen als Anhaltspunkt zu nennen: Ein Verhalten wie vor der Epidemie führt dazu, dass eine Person im Mittel 3 bis 4 Personen mit SARS-CoV-2 ansteckt. Zur Stabilisierung muss die Ansteckungsrate also um den Faktor 3 oder 4 reduziert werden. Unsere Studien zeigen, dass die aktuell eingesetzten TTI-Maßnahmen zwar sehr effektiv sind, aber diesen Faktor nur halbieren. Der andere Beitrag zur Reduktion resultiert aus saisonalen Effekten und AHA-Maßnahmen. Diese AHA-Maßnahmen sind notwendig, da eine perfekte Umsetzung des TTI nicht möglich ist, z.B. weil Infektionen asymptomatisch verlaufen, die Quarantäne nicht perfekt ist oder Kontakte unentdeckt bleiben.

    Die Testkapazität ist begrenzt. In Deutschland stehen derzeit rund 1,4 Millionen PCR-Tests pro Woche zur Verfügung. Das bedeutet, dass jede Person in Deutschland im Durchschnitt weniger als einmal im Jahr getestet werden könnte. Derzeit muss man also mit begrenzter Testkapazität rechnen. Dadurch sind wöchentliche, vorsorgliche Tests z.B. zum Schutz von Risikopersonen nicht umsetzbar. Es ist daher wichtig, die verfügbaren Tests gezielt einzusetzen. Eine Etablierung von effizienten Pooling-Strategien oder der Aufbau großer Kapazitäten an PCR-Tests bzw. anderen Schnelltests können hier Abhilfe schaffen.

    Damit das TTI so effizient wie möglich wirken kann, müssen die Kontaktpersonen zügig isoliert werden. Im Idealfall sollen sie isoliert werden, bevor sie infektiös werden. Um Kontaktpersonen schnell zu informieren, kann die dezentrale Corona-Warn-App einen wichtigen Beitrag leisten. Infizierte, die sich isolieren, bevor sie Mitmenschen anstecken, tragen dazu bei, das Infektionsgeschehen zu verlangsamen. Daher hilft die Corona-Warn-App auch schon, wenn sie nur von einem kleineren Teil der Bevölkerung benutzt wird.

    Vorsorgliche Quarantäne ist ein effektives Mittel zur Eindämmung von Infektionen. Nach der Bestätigung einer Infektion werden Kontaktcluster der infizierten Person identifiziert. In Simulationen erweist sich die vorsorgliche Isolation des gesamten Clusters als sehr effiziente Maßnahme zur Eindämmung der Ausbreitung von Infektionen. Wenn man erst isoliert, nachdem im Cluster positive Tests gefunden wurden, verliert man Zeit und riskiert weitere Infektionen. Ein negatives Testergebnis nach der Inkubationszeit von 5-7 Tagen Quarantäne kann ein vorzeitiges Beenden der Quarantäne ermöglichen. Wird jedoch zu früh, also noch während der Inkubationszeit getestet, riskiert man ein falsch-negatives Ergebnis und wiegt die getestete Person in falscher Sicherheit, was sogar zu einer vermehrten Verbreitung führen kann.

    Das Vermeiden von Superspreading-Events kann einen deutlichen Beitrag zur Eindämmung der Epidemie leisten. Es ist davon auszugehen, dass das Virus eine hohe Dispersion aufweist. Dadurch kommt potenziellen Superspreading-Events eine hohe Bedeutung zu. Würde man diese komplett vermeiden oder im Umfang reduzieren, könnte man die Reproduktionszahl deutlich senken. Deswegen ist es vorteilhaft, Veranstaltungen und Treffen in einem wesentlich kleineren Rahmen durchzuführen als vor Ausbruch der Pandemie.

    Fazit

    Jeder einzelne Beitrag schützt Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaft. Die COVID-19-Epidemie hat auch in Deutschland zu Todesfällen geführt und wird weitere Todesfälle hervorrufen. Einige als genesen geltende PatientInnen leiden immer noch unter nachhaltigen gesundheitlichen Schäden. Gleichzeitig sind in Folge der COVID-19-Epidemie viele wirtschaftliche Existenzen bedroht oder zerstört worden; zahlreiche Menschen haben unter Unsicherheiten und Einschränkungen gelitten. Steigende Fallzahlen würden – ob mit oder ohne Lockdown – erneut erhebliche gesundheitliche, gesellschaftliche, psychologische und wirtschaftliche Kosten verursachen. Das kann verhindert werden. Wenn wir es schaffen, die Anzahl an Neuerkrankungen niedrig zu halten, können die Infektionsketten unterbrochen oder mindestens eingedämmt werden. Das Befolgen der angesprochenen Maßnahmen ist ein direkter Beitrag, um Leben und Existenzen zu schützen und unser gesellschaftliches Leben zu normalisieren. Wenn jede Person nach ihren Möglichkeiten ihren Beitrag leistet, kann SARS-CoV-2 unter Kontrolle gehalten werden.

    PDF zum Download → https://www.mpg.de/15426458/stellungnahme-forschungsorganisationen-covid-24-09-2020.pdf

    • l’#immunité_collective n’est pas un objectif raisonnable.(...) dans les pays qui se sont appuyés sur l’immunité collective ou ont tardé à lutter contre le virus, le nombre de décès signalés est un facteur de 5 à 10 plus élevé que dans les pays qui ont cherché et obtenu un contrôle précoce de la pandémie : Italie, Grande-Bretagne, La Suède et l’Espagne ont environ 470 à 600 décès associés au COVID-19 par million d’habitants, tandis que l’Allemagne, l’Autriche et la Norvège n’ont que 50 à 100 décès associés au COVID-19.

  • Klimawandel: Europa und USA fast allein für Klimakatastrophe verant...
    https://diasp.eu/p/11630693

    Klimawandel: Europa und USA fast allein für Klimakatastrophe verantwortlich

    Ein britischer Forscher hat berechnet, wie viel CO2 alle Staaten ausstoßen dürften und wieviel aus ihnen kommen. Das Ergebnis ist eindeutiger als erwartet. Klimawandel: Europa und USA fast allein für Klimakatastrophe verantwortlich #Anthropologie #CO2-Emissionen #Forschung #Klimawandel

  • E-Motor und Brennstoffzelle - Daimler-Chef Källenius erläutert seine Strategie
    https://www.berliner-zeitung.de

    14.1.2019 von Nico Esch - Daimler-Chef Ola Källenius richtet den Kurs des Autobauers angesichts knapperer Kassen neu aus und sortiert die Prioritäten neu. Eine Abkehr von Zukunftsprojekten wie etwa der Entwicklung von Roboterautos oder neuen Mobilitätsdiensten sieht er darin aber nicht – auch wenn diese teilweise etwas zurückgestellt werden. „Selbstverständlich haben wir eine langfristige Innovations- und Technologiestrategie als auch Geschäftsstrategie“, sagte Källenius der Deutschen Presse-Agentur. „Parallel, als Teil der Transformation, müssen wir unsere Kostenstruktur verändern“, betonte er. „Aber das ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch“,sagte Källenius.„Wir haben jetzt in den nächsten zwei, drei Jahren das Thema, dass wir die Kostenstruktur anpassen. Und selbstverständlich haben wir parallel dazu auch die langfristige Strategie im Blick.“

    Daimler hatte seine Strategie schon vor einigen Jahren, noch unter Källenius’ Vorgänger Dieter Zetsche, komplett auf vier Zukunftsfelder ausgerichtet: Vernetzung, autonomes Fahren, Sharing-Angebote und Elektromobilität – abgekürzt CASE, nach den Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe. Vergangenen Herbst hatte Källenius dann ein Sparprogramm angekündigt: Er will die Investitionen deckeln und bis Ende 2022 allein beim Personal 1,4 Milliaren Euro einsparen. Mehr als 10 000 Stellen sollen dadurch wegfallen. Das habe die CASE-Strategie in der öffentlichen Wahrnehmung in den vergangenen Monaten etwas überlagert. „In der Realität sind diese technischen Trends genauso stark wie vor einem Jahr oder vor zwei oder vor drei“, sagte Källenius. „Was wir im Rahmen unserer Strategie gemacht haben, ist: Fokussieren. Dabei haben wir uns noch mal angeschaut: Wie entwickeln sich die technologischen Trends? Wo investieren wir das meiste Kapital? Wie sieht die Reihenfolge aus? “ Daimler setze auf dem Weg zu einer CO 2 -freien Mobilität auf Elektro, bei Nutzfahrzeugen ergänzt um die Brennstoffzelle. „Das ist der Kern unsererStrategie“,betonte Källenius. „Und der Weg zu einer komplett CO 2 neutralen Flotte ist gesetzt. Das haben wir jetzt angereichert mit der Botschaft, dass es nicht nur um CO 2 geht. Der Ressourcenverbrauch ist auch ein Teil davon.“

    Nicht mehr im Mittelpunkt, zumindest vorerst, steht dagegen die Entwicklung komplett autonom fahrender Autos. Anstatt schon bald Robotaxis auf die Straße zu bringen, will Daimler sich zunächst auf die Weiterentwicklung seiner Assistenzsysteme konzentrieren , die dem Fahrer zwar schon vieles abnehmen, aber das Auto nicht komplett allein steuern können. „Für das vollautonome Fahren haben wir die Reihenfolge verändert: Wir glauben, dass es sich am schnellsten im Truck-Bereich auszahlen wird“, sagte Källenius. „Das heißt nicht, dass wir mit vollautonomen Pkw aufgehört haben. Aber das Szenario von einem urbanen Robotaxi oder ähnlichem sehen wir noch weiter in der Zukunft.“

    Berliner Zeitung vom 14.1.2019 Seite 7

    #Technologie #Forschung #Industrie #E-Mobilität #Daimler #Taxi

  • Forschungsprojekt - Induktives Laden am Taxistand
    https://www.taxi-times.com/forschungsprojekt-induktives-laden-am-taxistand

    - Kabelgebundenes Laden am Taxistand lässt kein Nachrücken zu. Die Universität Duisburg-Essen hat ein Pilotprojekt gestartet, das dieses Problem lösen soll. Mit im Boot sind dabei von Anfang an auch ein Taxiunternehmen aus Mühlheim sowie die Kölner Taxizentrale.

    Erst vor Kurzen hatte die Hochschule Hannover mit einem ähnlich gelagerten Projekt namens LaneCharge auf sich aufmerksam gemacht. Jetzt hat auch die Uni Duisburg-Essen nachgezogen. Das Projekt Taxi-Lade-Konzept für den öffentlichen Raum (kurz: TALAKO), zielt auf die praxisnahe Erprobung des Induktiven Ladens ab und wird von zahlreichen Unternehmen unterstützt. Vonseiten der Fahrzeugindustrie nimmt der Hersteller des klassischen London Taxi, LEVC, am Projekt teil und unterstützt bei der erforderlichen baulichen Veränderung der Fahrzeuge. Weiterhin sind der Taxi Ruf Köln, die Universität Wuppertal, die Stadt Köln, die Intis GmbH, die Rhein Energie AG und Taxi Stephany an dem Projekt beteiligt. Das Projektteam hofft, dass noch weitere Fahrzeughersteller für das TALAKO Projekt gewonnen werden können.

    Innerhalb der Projektlaufzeit sollen Erkenntnisse zum induktiven Laden am Taxistand gewonnen werden. Waren E-Taxis bislang auf kabelgebundene Ladesäule angewiesen, will TALAKO das kabellose, also induktive Laden, in der Praxis erproben. Das durch das Bundeswirtschaftsministerium mit zwei Millionen Euro geförderte Forschungsprojekt ist zunächst auf eine Laufzeit von drei Jahren ausgelegt und sieht in mehreren Abschnitten zunächst den Aufbau einer sogenannten Prototypenanlage vor. Im zweiten Schritt folgt dann mit Unterstützung der Taxiruf Köln eG der Aufbau der Pilotanlage in Köln, an der parallel bis zu sechs E-Taxis parallel geladen werden sollen.

    Die Fertigstellung Prototypenanlage soll bis Mitte 2020 in Mühlheim an der Ruhr bei dem Taxiunternehmen Stephany aufgebaut werden. Im Gespräch mit Taxi Times erläuterte dessen Geschäftsführer Randolf Stephany, dass er bereits umfangreiche Erfahrungen mit E-Taxis sammeln konnte. Seit ca. einem Jahr sogar mit einem elektrisch angetriebenen London Taxi.

    #Taxi #Elektromobilität #Forschung

  • Immer wieder gab es Phasen in der Erdgeschichte, in denen das Klima...
    https://diasp.eu/p/9403267

    Immer wieder gab es Phasen in der Erdgeschichte, in denen das Klima kippte - als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Zu diesen Schaltern gehört auch der Golfstrom. Einmal Eiszeit und zurück - Wenn das Klima Sprünge macht | Wissen | SWR2 #Grönland #Europa #Klima #Kipppunkt #Klimaschutz #Gletscher #Klimawandel #Forschung #Klimasprung #Golfstrom #Politik

  • Führer hört mit | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/features/Fuehrer-hoert-mit-3399287.html

    14. Juni 2013 - von Markus Kompa

    Die NSA des Dritten Reichs

    Hitler verdankte seinen Machterhalt nicht zuletzt seinem Abhörgeheimdienst „Forschungsamt“, der Freund und Feind gleichermaßen belauschte

    Zu den größten Staatsgeheimnissen des Dritten Reichs gehörte Hitlers Abhörgeheimdienst. Unter der Tarnung als „Forschungsamt (FA) des Reichsluftfahrtministeriums“ waren bis zu 6.000 Personen damit beschäftigt, vor allem das eigene Volk abzuhören. Die gigantische Organisation verfügte in jeder deutschen Großstadt über eine Niederlassung und war in der Lage, jedes deutsche Telefon abzuhören. Die damals für das Fernmeldewesen zuständige Post war ohnehin in Staatshand.

    Ersonnen hatte das Unternehmen der Funkaufklärer Gottfried Schapper, NSDAP-Mitglied seit 1920. Bereits 1927 hatte er versucht, die verstreuten Abhör- und Entschlüsselungsabteilungen des Reichswehrministeriums zu zentralisieren. Schappers Vision vom Überwachungsstaat stieß jedoch bei Hitler im März 1933 auf Interesse. Zuvor waren Post-, Telegrafen- und Fernsprechgeheimnis aufgehoben worden. Die Realisierung oblag Hermann Göring, der die Geheime Staatspolizei (Gestapo) aufzog und für das Reichsluftfahrtministerium zuständig war.
    Gottfried Schapper

    Die Behörde, die selbst in keinem Telefonbuch stand, wurde in der Schillerstraße in Berlin-Charlottenburg untergebracht und brachte es auf sagenhafte 1.900 Büros, übertraf damit also die anderen Geheimdienste Abwehr und Gestapo. An diese durften Informationen nur mit Görings Einwilligung weitergegeben werden.

    In Berlin lasen die Abhörer täglich bis zu 34.000 inländische und 9.000 Auslands-Telegramme und Fernschreiben mit, was dadurch erleichtert wurde, dass das europäische Kabelnetz durch Berlin und Wien verlief. Als ertragreich erwies sich das Abhören von Diplomaten, was nicht nur Hitler taktische Vorteile verschaffte, sondern auch ermöglichte, belauschte despektierliche Äußerungen zu streuen und dadurch Zwietracht zu sähen.

    Hitlers Lauschgeheimdienst erklärt nicht nur dessen Gabe zur „Vorsehung“, sondern spielte auch eine wesentliche Rolle für seinen innerparteilichen Machterhalt. So war der argwöhnische Diktator nicht nur über Kritiker informiert, sondern kontrollierte auch seine eigenen Leute. Propagandaminister Joseph Goebbels befahl er etwa, sich von seiner Geliebten Lida Baarova zu trennen. Ab dem Zweiten Weltkrieg wurden abgehörte NS-Kritiker von der Gestapo in Konzentrationslager gesteckt.

    Die Lauscher begnügten sich nicht nur mit dem Anzapfen von Telefonen, sondern verwanzten auch Gebäude mit versteckten Mikrofonen. Legendär ist der „Salon Kitty“, ein Berliner Bordell, in dem 1939 bis 1942 die deutschen Geheimdienste die mitunter illustren Gäste abhörten und Kompromat sammelten.

    Neben der Überwachung des eigenen Landes spielte das militärische Abhören eine wesentliche Rolle. Bereits die „Schlacht bei Tannenberg“ (1914) war deshalb gegen eine Übermacht gewonnen worden, weil die Funkaufklärung die Pläne des russischen Generalstabs abgehört hatte.

    Auch Rommels strategische Erfolge und seine sprichwörtliche Hellsichtigkeit (etwa in Nordafrika) hatte dieser seiner fähigen Horchkompanie und ihren Codeknackern zu verdanken. Funktäuschungen wurden ein fester Bestandteil der Kriegsführung. Die US-Strategen maßen dem Aufbau ihres 1944 gegründeten Abhörgeheimdienstes „Target Intelligence Committee (TICOM)“ höchste Priorität bei, während umgekehrt die deutschen Generäle vor Angriffen gesteigerten Wert auf die strikte Wahrung von Funkstille legten.

    Nach den Bombenangriffen Ende 1943 war die Berliner Lauschzentrale kaum noch einsatzfähig. Ab Januar 1945 vernichteten die Abhörer fast alle ihre Akten, damit diese nicht dem Feind in die Hände fielen. Ende April 1945 versenkten Soldaten die letzten Kisten mit wichtigem geheimen Material in einem See an der tiefsten Stelle. Die Alliierten suchten bis in die 50er Jahre vergeblich nach den Geheimnissen der Deutschen, einige FA-Dokumente fand man in einer Außenstelle in Flensburg. Die GRU verhörte in Moskau ca. 50 FA-Leute, um Hitlers Geheimwissen zu rekonstruieren.

    Der gigantische Abhördienst der Nazis geriet zum Vorbild für die Geheimdienste des Kalten Kriegs. So hat die aus dem TICOM hervorgegangene „National Security Agency (NSA)“ an die 40.000 Mitarbeiter, also etwa doppelt so viele wie der Auslandsgeheimdienst „Central Intelligence Agency (CIA)“, der zudem ebenfalls über eine hauseigene Abhörabteilung verfügte. In der Geheimdienstwelt gelten die Abhörer stets als die wertvollsten Abteilungen, weil die beschafften Informationen meistens zuverlässig sind. Während angeworbene Agenten zum Aufschneiden und Lügen neigen, pflegen belauschte Personen ihr Wissen zuverlässig und ohne taktische Auswahl preisgeben.

    Ausgerechnet Überwachungseiferer Schapper wurde selbst ein Sicherheitsrisiko. So schüttete der immer mehr dem Alkohol zusprechende Schapper häufig sein Herz einem Freund aus, dessen Bruder für den sowjetischen Geheimdienst GRU spionierte, wo man Schappers Informationen zu schätzen wusste.

    (Der Autor bedankt sich beim Geheimdiensthistoriker Peter-Ferdinand Koch für die freundliche Überlassung eines Manuskripts über die Geschichte geheimdienstlichen Abhörens.)

    #histoire #nazis #télécommunication #surveillance #Forschungsamt

  • Hermann Göring: So funktionierte sein Geheimdienst im Reichsluftfahrtministerium - FOCUS Online
    https://m.focus.de/wissen/mensch/geschichte/nationalsozialismus/forschungsamt-des-reichsluftfahrtministeriums-goerings-braune-voegel_id_1009

    Armin Fuhrer: Görings NSA - Das »Forschungsamt« im Dritten Reich. Die unbekannte Geschichte des größten Geheimdienstes der Nazis ; ISBN: 9783957681942
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    Der Name klingt harmlos, doch tatsächlich verbarg sich hinter dem „Forschungsamt des Reichsluftfahrtministeriums“ der größte und bis heute weitgehend unbekannte Geheimdienst der Nazis. Niemand war vor der Telefonüberwachung des Amtes sicher – nicht einmal Propagandaminister Joseph Goebbels.

    Der Anrufer schmolz dahin vor Sehnsucht nach seiner Geliebten. „Ich wäre jetzt viel lieber bei dir als auf der langweiligen Parteiveranstaltung“, säuselte er ins Telefon und gab im weiteren Verlauf des Gesprächs intimste Liebesbeweise von sich. Der Mann war niemand anderes als einer der ranghöchsten Vertreter des Dritten Reiches: Propagandaminister Joseph Goebbels, ein enger Vertrauter des Führers Adolf Hitler.

    Normalerweise peitschte er mit seinen Reden die Massen auf, doch in dieser Nacht umgarnte er mit sanften Worten seine Geliebte: die tschechische Schauspielerin Lida Baarova. Klar, dass seine Gattin Magda Goebbels , die inoffizielle First Lady des Dritten Reiches, von solchen Anrufen nichts mitbekommen durfte.

    Dass sich aber ein Mann heimlich in das Telefongespräch eingestöpselt hatte, das verbale Liebesspiel mithörte und sogar mitschrieb, ahnte Goebbels nicht. Doch tatsächlich saß in einem riesigen Gebäudekomplex in der Schillerstraße im Berliner Bezirk Charlottenburg in ganz offizieller Mission ein Mitarbeiter des „Forschungsamtes des Reichsluftfahrtministeriums“ mit einem Kopfhörer an seinem Arbeitsplatz und hörte und schrieb alles mit, was Goebbels und die Baarova von sich gaben. Den Auftrag hatte sein oberster Chef erteilt: Hermann Göring. Die Berichte landeten direkt bei Göring und dann bei Hitler auf dem Schreibtisch.

    Der Name der Einrichtung war lediglich eine Tarnung. Tatsächlich handelte es sich um einen bis heute weitgehend unbekannten Geheimdienst der Nazis, der zu seinen besten Zeiten bis zu 6000 Mitarbeiter gehabt haben soll. Nichts und niemand war vor ihm sicher, nicht einmal Vertreter der NS-Spitze wie Joseph Goebbels. Er war ins Visier des Forschungsamtes gekommen, weil seine Geliebte unter dem Verdacht stand, eine tschechische Spionin zu sein.
    „Görings NSA. Das ‚Forschungsamt’ im Dritten Reich. Die unbekannte Geschichte des größten Geheimdienstes der Nazis“ bei Amazon kaufen.

    Gründung schon kurz nach der „Machtergreifung“

    Gegründet worden war das Forschungsamt schon im April 1933 von Göring, der damals unter anderem preußischer Ministerpräsident und Reichsluftfahrtminister war. Als einige Offiziere der Reichswehr ihm vorschlugen, einen neuen Geheimdienst zu gründen, schlug der machtbewusste Göring sofort zu. Denn Hitler billigte dem Forschungsamt, das unter seinem Tarnnamen im Reichsluftfahrtministerium angesiedelt wurde, eine Kompetenz zu, die sonst keine andere Stelle im Reich bekam: das Abhören von Telefonen.

    Auf anderen Gebieten geheimdienstlicher Arbeit konkurrierte das Forschungsamt mit anderen Dienststellen – nicht aber bei der Telefonüberwachung. Niemand war davor sicher, dass sein Telefon ins Visier der Lauscher vom Amt kam: Regimegegner, Kirchenvertreter, ausländische Botschafter und Diplomaten, Wirtschaftsunternehmen, Minister. Sogar Wehrmachtsgeneräle wurden belauscht, obwohl das offiziell untersagt war.

    Doch den Mann ganz oben an der Spitze interessierten solche Beschränkungen überhaupt nicht: Hermann Göring. Er hatte sofort erkannt, welche Machtfülle ihm das Amt bringen würde, und zwar sowohl gegen äußere wie auch gegen innere Feinde. Und nicht zuletzt gegen die Widersacher im Nazi-System, das aus zahllosen rivalisierenden Stellen bestand. Göring, der unter sich einen offiziellen Amtschef installierte, musste jeden Auftrag zur Telefonüberwachung persönlich genehmigen, und er bekam als erster die Ergebnisse auf den Tisch – noch vor den Auftraggebern der Maßnahme und auch vor Hitler.

    Aufgeschrieben wurden die Erkenntnisse aus den abgehörten Gesprächen nach strengen Regeln in Berichten, den sogenannten Braunen Vögeln. Sie hießen so, weil sie auf braunem Papier getippt waren. Sie boten Göring ein fantastisches Herrschaftswissen, und so ist es kein Wunder, dass sie einige Zeit, nachdem sie an den Auftraggeber geliefert wurden, auch wieder eingesammelt werden sollten.

    Eine halbe Million Telefonate wurden abgehört

    Abgehört wurden nach einer Angabe aus den frühen fünfziger Jahren zwischen Frühjahr 1933 und Februar 1945 etwa 498.000 Telefonate. Eine Zahl, die heute, in Zeiten hemmungsloser Telefonüberwachung, gering erscheinen mag. Man darf aber nicht vergessen, dass damals jede Überwachungsmaßnahme einzeln beschlossen werden musste und die Zahl der Telefonanschlüsse natürlich erheblich kleiner war als heute.

    Das Amt, das seit 1935 in einem großen Gebäude in der Schillerstraße untergebracht war, tat seinem Herrn hervorragende Dienste. Es spielte, soweit das heute noch nachvollziehbar ist, auch beim sogenannten Röhm-Putsch vom 30. Juni 1934 eine wichtige, heute völlig unterschätzte Rolle.

    Ebenso leistete es wichtige Hilfe, als Hitler Ende September 1938 in Bad Godesberg den britischen Premierminister Nevil Chamberlain empfing. Es ging bei diesem Gespräch um Krieg und Frieden und die Lauscher vom Amt überwachten den Telefonverkehr zwischen Chamberlain und seiner Londoner Zentrale. Hitler verzögerte die Gespräche sogar eigens solange, bis ihm die abgetippten Berichte vorlagen, denn das verschaffte ihm Vorteile gegenüber seinem Kontrahenten.

    Die Berichte widersprachen Hitlers Intuition

    Gleichwohl stand der „Führer“ den „Braunen Vögeln“ zumindest teilweise skeptisch bis ablehnend gegenüber. Vor allem stets dann, wenn sie seiner „Intuition“ widersprachen, auf die er so viel Wert legte. So stellten die Berichte des Forschungsamtes im Sommer 1939 klar fest, dass Briten und Franzosen Deutschland den Krieg erklären würden, wenn die Wehrmacht in Polen einmarschieren würde. Hitler glaubte das nicht – als am 3. September 1939 London und Paris infolge des deutschen Überfalls auf Polen zwei Tage zuvor tatsächlich Kriegserklärungen übermittelten, war er ebenso erstaunt wie ratlos.

    Ebenso wenig glaubte er den recht präzisen Angaben des Amtes über die militärische und wirtschaftliche Stärke der Sowjetunion. Als er am 22. Juni 1941 die Wehrmacht losschlagen ließ, gingen Hitler und seine Generäle von einem Spaziergang nach Moskau aus, weil sie die Stärke des Erzfeindes radikal unterschätzten und nicht auf das Forschungsamt hörten. Ebenso gibt es unter anderem einen Hinweis darauf, dass das Amt einem Spion im direkten Umfeld Hitlers, der für die Alliierten arbeitete, auf die Spur kam.
    Der größte Coup gelang der Reichspost

    Erst 1941 wurde einer anderen Stelle eingeschränkt genehmigt, ebenfalls Telefonüberwachung durchzuführen: der Reichspost. Auf sie war Göring angewiesen, weil sie für die technische Durchführung sorgen musste und wohl deshalb willigte er ein. Die Reichspost gründete eine „Forschungsstelle“. Ihr gelang der wohl größte Abhörcoup bis dahin überhaupt: Ende Juli 1943 schafften es ihre Experten, ein Telefongespräch zwischen US-Präsident Franklin D. Roosevelt und dem britischen Premierminister Winston Churchill aufzuzeichnen und abzuschreiben.

    Das Forschungsamt hatte in mehreren deutschen Städten Außenstellen, die später auch auf die besetzten Länder ausgeweitet wurden. Im November 1943 ereilte die Zentrale ein schwerer Schlag: sie wurde fast vollkommen ausgebombt. Sie wurde daraufhin nach Breslau verlegt, das bis dahin weitgehend von feindlichen Fliegerangriffen verschont geblieben war. Die Arbeit wurde unter erschwerten Bedingungen wieder aufgenommen. In den letzten Monaten des Krieges teilten sich die Mitarbeiter – eine Gruppe begab sich nach Schleswig-Holstein, die andere nach Bayern. Hier verstreuten sich die letzten Mitarbeiter des Forschungsamtes in den letzten Kriegstagen in alle Himmelsrichtungen und tauchten unter.

    Vorher verbrannten sie jedoch viele Akten, die nicht schon beim Angriff auf die Zentrale vom November 1943 verbrannt waren. Daher blieben von den Aktivitäten des Forschungsamtes fast keine Spuren übrig – wahrscheinlich der Grund dafür, dass sich Historiker bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht mit der Geschichte dieser Einrichtung befasst haben. Das führt dazu, dass selbst renommierte Forscher in Standardwerken zum Dritten Reich regelmäßig fälschlicherweise von der Gestapo schreiben, wenn es um das Abhören von Telefonen geht. Die Gestapo war aber nur einer der Auftraggeber für solche Aktivitäten.
    Die Alliierten waren ahnungslos

    Auch die Alliierten waren offenbar ahnungslos was die Existenz des Forschungsamtes betraf. Erst in Verhören unmittelbar nach der deutschen Kapitulation 1945 stießen sie auf dessen Spuren. Hermann Göring war nach dem Ende des Krieges sichtlich stolz auf die Arbeit seines Forschungsamtes, wie aus Aussagen während der Vorbereitung auf den Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess und im Prozess selbst hervorgeht.

    Das Amt wurde jedoch nicht zu einer verbrecherischen Organisation erklärt. Die allermeisten ehemaligen Mitarbeiter blieben unbekannt – es ist anzunehmen, dass eine ganze Reihe von ihnen als echte Abhörspezialisten bald in der „Organisation Gehlen“, der Vorläuferorganisation des Bundesnachrichtendienstes, oder später im BND selbst einen neuen Job fanden. Tatsächlich nachzuweisen ist das derzeit nur für ganz wenige von ihnen.

    Joseph Goebbels musste übrigens, nachdem Hitler die Berichte über seine Telefonate gelesen hatte, auf dessen Geheiß seine Affäre mit der Baarova beenden. Er verfiel in tiefen Liebeskummer. Als bevorzugten Tröster suchte er sich ausgerechnet den Mann, der ihn hatte ausspionieren lassen: Hermann Göring.

    Focus Online-Autor Armin Fuhrer hat die unbekannte Geschichte des Forschungsamtes recherchiert und aus seinen Ergebnissen ein Buch verfasst, das gerade erschienen ist: „Görings NSA. Das ‚Forschungsamt’ im Dritten Reich. Die unbekannte Geschichte des größten Geheimdienstes der Nazis.“

    #histoire #nazis #télécommunication #surveillance #Forschungsamt

  • Die Bahn dreht dem InnoZ in Schöneberg den Geldhahn zu - Tempelhof-Schöneberg - Berliner Morgenpost
    https://www.morgenpost.de/bezirke/tempelhof-schoeneberg/article215880755/Die-Bahn-dreht-dem-InnoZ-in-Schoeneberg-den-Geldhahn-zu.html

    Nachgedacht wurde dort über Elektromobilität, das autonome, also fahrerlose Fahren und über die digitale Vernetzung von Verkehrsangeboten. Beteiligt daran sind Verkehrsforscher, Ingenieure und Informatiker ebenso wie Sozialwissenschaftler, Designer und Geografen.

    Auf der Referenzliste stehen rund 50 Projekte zu ganz unterschiedlichen Themen. Gearbeitet wurde etwa an einer Vision für den Nahverkehr im Jahr 2030 im Saarland oder an einem Mobilitätskonzept für die HafenCity in Hamburg. Auch die Nationale Plattform Elektromobilität, mit der die Bundesregierung Alternativen zum Verbrennungsmotor fördern will, wurde von den Berliner Wissenschaftlern mitbetreut.

    Test von autonom fahrenden Bus-Shuttles im Alltagsbetrieb
    Bei vielen Vorhaben geht es durchaus praxisorientiert zu: So werden auf dem Euref-Gelände in Schöneberg seit zwei Jahren autonom fahrende Bus-Shuttles im Alltagsbetrieb getestet. Beim Projektstart im Dezember 2016 fanden nicht nur der frühere Bahnchef Rüdiger Grube, sondern auch der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) viele anerkennende Worte für die Arbeit des InnoZ.

    Inzwischen scheint die Begeisterung der Bahnverantwortlichen für die Arbeit der Berliner Zukunftsforscher jedoch erkaltet zu sein, zumal sich das InnoZ nicht vornehmlich um Bahnthemen kümmerte. Offiziell heißt es, die Gesellschafter Bahn, Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) und Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) seien zu der Auffassung gelangt, dass das InnoZ „nicht über die erforderliche Innovationskraft und die notwendigen Alleinstellungsmerkmale“ verfügt.

    Am Ende dürfte für die Entscheidung vor allem finanzielle Gründe ausschlaggebend gewesen sein. Die Gesellschafter mussten 2017 3,9 Millionen Euro nachschießen. Spätestens im Sommer, als Bahnchef Richard Lutz in einem Brandbrief die schwierige Lage im Konzern öffentlich gemacht hatte, war klar, dass Unternehmungen die nicht profitabel sind, auf den Prüfstand kommen. Im Ergebnis kam die Bahn zu dem Schluss, dass es für das InnoZ keine wirtschaftliche Perspektive gibt.

    #Berlin #Schöneberg #Torgauer_Straße #Transport #Forschung #Disruption

  • Bezirk-O-Mat für Berlin: Zehn Kreuzchen für eine gute Entscheidung - Berlin - Tagesspiegel
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirk-o-mat-fuer-berlin-zehn-kreuzchen-fuer-eine-gute-entscheidung/13980092.html


    Berlinspezialist werden. Wer etwas Zeit investiert und alle Punkte durchliest, kennt dananch die wichtigsten Fragen und Lösungen, mit denen die Parteien in den Bezirken Wähler gewinnen wollen.

    Testen Sie den Bezirk-O-Mat: Das Angebot des Tagesspiegels informiert prägnant über Bezirkspolitik. Bewerten Sie zehn Thesen und erfahren Sie, wie groß Ihre Übereinstimmung mit welcher Partei ist.

    Die Fragen

    #Charlottenburg-Wilmersdorf

    Der Bezirk soll nach dem viel kritisierten Umbau der #Tauentzienstraße den Mittelstreifen noch einmal neu gestalten lassen.

    Das ICC soll als Kongresszentrum saniert werden.

    Grünflächen und Kleingärten im Bezirk müssen besser geschützt werden.

    Der #Olivaer_Platz soll nach den Plänen des Bezirksamts umgestaltet werden, so dass die Häfte der Parkplätze entfällt.

    Der Bezirk soll die Investorenpläne ablehnen, beim geplanten Umbaus des Ku’damm-Karrees die Ku’damm-Bühnen abzureißen und dafür ein neues #Theater im Kellergeschoss zu errichten.

    Das Bezirksamt soll sich dafür einsetzen, dass die Eintrittspreise im wiedereröffneten Strandbad Halensee gesenkt werden.

    Die Zahl der Feste und Veranstaltungen auf dem #Breitscheidplatz soll reduziert werden.

    Im Bezirk soll es mehr Zonen mit #Parkraumbewirtschaftung geben.

    Es sollen #Milieuschutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erschwert ist.

    Die U1 soll von der #Uhlandstraße bis mindestens #Adenauerplatz verlängert werden.
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    #Friedrichshain-Kreuzberg

    Spätis soll es erlaubt werden, an Sonntagen regulär zu öffnen.

    Der Bezirk soll weniger Parkplätze im öffentlichen Straßenland zur Verfügung stellen, um mehr Flächen für andere Zwecke nutzen zu können.

    Die #Bergmannstraße soll zur Begegnungszone umgebaut werden.

    In einigen Straßen, in denen besonders viele Touristen und Partygänger unterwegs sind, soll ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum gelten.

    Der Bezirk soll darauf hinwirken, dass die Berliner Polizei ihre Null-Toleranz-Strategie im #Görlitzer_Park fortsetzt.

    Die Bezirkspolitik soll darauf hinwirken, dass die Polizei mit einer Strategie der ausgestreckten Hand versucht, den Konflikt rund um die Rigaer94 zu befrieden.

    Friedrichshain-Kreuzberg ist einer von nur zwei Bezirken, die nicht beim Online-Meldesystem der Berliner Ordnungsämter mitmachen. Das soll sich ändern.

    Im Bezirk soll es mehr Zonen mit Parkraumbewirtschaftung geben.

    Es sollen mehr Milieuschutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erschwert ist.

    Die M10 soll von der #Warschauer Straße aus nach Kreuzberg verlängert werden.
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    #Lichtenberg

    In #Karlshorst und #Rummelsburg sollen neue #Grundschulen gebaut werden.

    Der stark frequentierte S-Bahnhof #Nöldnerplatz soll innerhalb der nächsten fünf Jahre Fahrstühle erhalten.

    Bei Neubauten von Wohnhäusern soll es einen Zwang zum Bau von Tiefgaragen geben.

    An der #Rummelsburger_Bucht und im #Landschaftspark_Herzberge sollen öffentliche Toiletten gebaut werden.

    An großen Kreuzungen sollen mehr Blitzer aufgestellt werden.

    Es sollen Maßnahmen getroffen werden, um die Wasserqualität der Rummelsburger Bucht in den nächsten fünf Jahren so zu verbessern, dass wieder gebadet werden kann.

    Der Bezirk soll im Verhältnis zum Senat mehr Kompetenzen erhalten, um seine eigenen Angelegenheiten zu regeln.

    Im Bezirk soll es Zonen mit Parkraumbewirtschaftung geben.

    Es sollen Milieuschutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erschwert ist.

    In den nächsten fünf Jahren sollen an allen Hauptverkehrsstraßen Lichtenbergs breite #Radstreifen gebaut werden.
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    #Marzahn-Hellersdorf

    Marzahn-Hellersdorf braucht mehr Radwege.

    Mit der Verlängerung der Märkischen Allee nach Köpenick (Tangentiale Verbindung Ost, TVO) soll gleichzeitig eine Bahnstrecke für den Nahverkehr gebaut werden ("Schienen-TVO").

    Der Bezirk muss mehr Ressourcen in den Kampf gegen politischen Extremismus investieren.

    Mehr Schulen im Bezirk sollen in #Gemeinschaftsschulen umgewandelt werden.

    Der Bezirk soll im Verhältnis zum Senat mehr Kompetenzen erhalten, um seine eigenen Angelegenheiten zu regeln.

    Zur Finanzierung von wichtigen Investitionen soll der Bezirk grundsätzlich bereit sein, Schulden zu machen.

    Bisher werden die Stadtratsposten nach Fraktionsstärke aufgeteilt, so dass es im Bezirk keine regierende Koalition gibt. Das soll sich ändern, damit es auch im Bezirk Regierung und Opposition gibt ("#politisches_Bezirksamt").

    Marzahn-Hellersdorf braucht mehr sozialen Wohnungsbau.

    Im Bezirk soll es Zonen mit Parkraumbewirtschaftung geben.

    Es sollen Milieuschutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erschwert ist.
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    #Mitte

    Die Straßen rund ums #Brandenburger_Tor sollen weniger oft als bisher für Veranstaltungen und Großpartys gesperrt werden.

    Es sollen mehr Milieuschutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erschwert ist.

    Die Mitarbeiter des Ordnungsamts sollen schärfer gegen organisierte Bettlerbanden vorgehen.

    Am #Alexanderplatz soll es eine Videoüberwachung geben.

    Die Pferdekutschen, mit denen Touristen die Stadt besichtigen, sollen verboten werden.

    Die #Straßenbahn soll vom #Hauptbahnhof nach #Moabit verlängert werden.

    Die #Spree soll in der Innenstadt wieder zur Badestelle werden.

    Die Alte Mitte zwischen Fernsehtum, Rotem Rathaus und Spree soll neu bebaut werden.

    Der Bezirk soll gezielt dagegen vorgehen, dass im Internet eigentlich verbotene Ferienwohnungen angeboten werden, auch wenn es sich um „Kleinanbieter“ handelt.

    Im Bezirk soll es mehr Zonen mit Parkraumbewirtschaftung geben.
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    #Neukölln

    Die illegale Entsorgung von Sperrmüll auf der Straße soll mit empfindlichem Bußgeld, beispielsweise 500 Euro, belegt werden.

    Auf großen Verkehrsachsen wie #Sonnenallee und #Karl-Marx-Straße sollen durchgehend Radwege angelegt werden.

    Die U7 soll verlängert werden, um bei der Eröffnung des #BER ein Verkehrschaos zu vermeiden.

    Spätis soll es erlaubt werden, an Sonntagen regulär zu öffnen.

    Der Bezirk soll sich dafür einsetzen, dass die Polizei die #Hasenheide zu einem Einsatzschwerpunkt macht, um den #Drogenhandel zu bekämpfen.

    Das Ordnungsamt soll gegen die permanente Verletzung des Rauchverbots in Kneipen und Bars vorgehen.

    Der Bezirk soll in #Nordneukölln einen Jugendtreff einrichten.

    Die #Weserstraße soll ausschließlich von Anwohnern mit Autos befahren werden dürfen.

    Der Bezirk soll gezielt dagegen vorgehen, dass im Internet eigentlich verbotene Ferienwohnungen angeboten werden, auch wenn es sich um „Kleinanbieter“ handelt.

    Es sollen mehr Milieuschutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erschwert ist.
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    #Pankow

    Die U2 soll über den #Bahnhof_Pankow hinaus verlängert werden.

    Es sollen in mehr Straßen Tempo-30-Zonen eingerichtet werden.

    Es ist vertretbar, wenn Schulkinder wegen des Mangels an Schulplätzen in einen angrenzenden Bezirk fahren müssen.

    Der #Flughafen_Tegel soll auch nach der Eröffnung des BER offen bleiben.

    Die #Elisabeth-Aue soll wie geplant mit bis zu 5000 Wohnungen bebaut werden.

    Spätis soll es erlaubt werden, an Sonntagen regulär zu öffnen.

    Es sollen mehr Parkplätze für Car-Sharing-Anbieter zur Verfügung gestellt werden.

    Das Grillen im Mauerpark soll verboten werden.

    Wer den Kot seines Hundes nicht entsorgt, soll ein empfindliches Bußgeld zahlen (z.B. 500 Euro).

    Es sollen mehr Milieuschutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erschwert ist.
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    #Reinickendorf

    Der Flughafen Tegel soll auch nach der Eröffnung des BER offen bleiben.

    Das #Strandbad_Tegel soll wieder geöffnet werden.

    Auf dem #Hermsdorfer_Damm soll nachts Tempo 30 eingeführt werden.

    Die Öffnungszeiten der Bürgerämter sollen am Abend deutlich ausgedehnt werden.

    Die Polizeipräsenz vor allem auf den U-Bahnhöfen #Kurt-Schumacher-Platz und #Alt-Tegel soll verstärkt werden.

    Im Bezirk soll für mehr Kieze ein Quartiersmanagement eingerichtet werden.

    Der Bezirk soll auf den Hauptstraßen mehr Radstreifen einrichten.

    Im Bezirk soll es Zonen mit Parkraumbewirtschaftung geben.

    Es sollen Milieuschutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erschwert ist.

    Die U8 soll ins Märkische Viertel verlängert werden.
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    #Spandau

    Die S-Bahn soll nach #Falkensee verlängert werden.

    Neue Radwege an der #Heerstraße (Ost-West) und #Klosterstraße (Nord-Süd) müssen bei der Verkehrsplanung des Bezirks Priorität haben.

    An allen Spandauer Schulen soll es kostenloses W-LAN geben.

    Der Flughafen Tegel soll auch nach der Eröffnung des BER offen bleiben.

    Ab 22 Uhr soll Tempo 30 auf der #Heerstraße gelten, um Anwohner vor Lärm zu schützen.

    Die U-Bahn soll nach #Staaken verlängert werden.

    Die Zahl der Feste und Veranstaltungen in der Altstadt soll reduziert werden.

    Am Rathaus und an der Heerstraße sollen feste Blitzer installiert werden.

    Der #Landschaftspark_Gatow soll gebaut werden.

    Wichtige Hauptverkehrsstraßen zwischen Spandau und Brandenburg müssen dringend ausgebaut werden.
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    #Steglitz-Zehlendorf

    Ein neues Amt soll landesweit für die Sanierung von Schulen zuständig sein, um die Probleme auch in Steglitz-Zehlendorf zu lösen.

    Es soll eine Straßenbahnlinie vom #Alexanderplatz zum #Rathaus_Steglitz gebaut werden.

    Am #Schlachtensee und an der #Krumme_Lanke soll es rund ums Jahr erlaubt sein, mit seinem Hund am Wasser spazieren zu gehen.

    Auf der #Stammbahn zwischen Zehlendorf und Potsdamer Platz soll ein Radschnellweg gebaut werden.

    An der #Sachtlebenstraße soll ein Stadion für den Berliner Rugbyclub gebaut werden.

    Der Bezirk soll an mehr Wohnstraßen Tempo 30 einführen, um die Anwohner vor Lärm zu schützen.

    Der #Forschungsreaktor in Wannsee soll abgeschaltet werden.

    Im Bezirk soll es mehr Zonen mit Parkraumbewirtschaftung geben.

    Es sollen Milieuschutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erschwert ist.

    Der Bezirk soll mehr Spielplätze bauen.
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    #Tempelhof-Schöneberg

    Es soll rund um den #Straßenstrich in der #Kurfürstenstraße einen #Sperrbezirk geben.

    Die #Begegnungszone in der #Maaßenstraße soll zurückgebaut werden.

    Auf typischen Raserstrecken sollen zur Abschreckung Bodenschwellen und Blitzer installiert werden.

    Der Flughafen Tempelhof soll vorerst weiter als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden.

    Der Bezirk soll sich auch jetzt noch dafür einsetzen, dass für die Dresdner Bahn in #Lichtenrade ein Tunnel gebaut wird.

    Mehr Parks sollen von der BSR gereinigt werden.

    Es soll ein neuer Versuch unternommen werden, das #Tempelhofer_Feld zu bebauen.

    Es sollen weitere #Parkraumbewirtschaftungszonen eingerichtet werden.

    Es sollen mehr Milieuschutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erschwert ist.

    Eine Radwegalternative soll parallel zur B96 gebaut werden.
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    #Treptow-Köpenick

    Der Bezirk soll einen Radverkehrsbeauftragten einstellen, damit Sanierung und Neubau von Radwegen endlich vorankommen.

    Der Bezirk soll in der Altstadt von Köpenick ein Parkhaus bauen lassen, um das wilde Parken auf Brachen und an den Straßen einzudämmen.

    Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche sollen kostenlos werden, damit sie von bedürftigen Familien stärker genutzt werden (FEZ, Schwimmbäder, Sternwarte usw.).

    Das #Strandbad_Müggelsee soll zu einem „Wannsee des Ostens“ ausgebaut werden, mit Restaurantbetrieb, Geschäften und kostenpflichtigem Eintritt.

    Der #Müggelsee soll teilweise für Wassersportler gesperrt werden, wie von der Senatsumweltverwaltung geplant.

    Öffentliche Parkflächen sollen für Festivals und private Feiern für einen begrenzten Zeitraum vermietet werden (Beispiel: Lollapalooza im Treptower Park).

    Es sollen mehr Milieuschutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erschwert ist.

    Die #Leinenpflicht für Hunde in großen Wäldern und Parkanlagen soll abgeschafft werden.

    Der Bezirk soll Räume für Künstler und Kulturanbieter (etwa die leerstehende Bärenquell-Brauerei) günstig zur Verfügung stellen oder subventionieren, um das kulturelle Angebot im Bezirk zu stärken.

    Im Bezirk soll es Zonen mit Parkraumbewirtschaftung geben.

    #Berlin #Politik #Wahlen

  • Schnellabschaltung im Forschungsreaktor in Wannsee - Steglitz-Zehlendorf - Berliner Morgenpost
    http://www.morgenpost.de/bezirke/steglitz-zehlendorf/article207280995/Schnellabschaltung-im-Forschungsreaktor-in-Wannsee.html

    Wie aus dem Monatsbericht des Bundesamtes für Strahlenschutz hervorgeht, musste der Reaktor im Dezember abgeschaltet werden.

    Nach den jetzt veröffentlichten Angaben des Bundesamts sei am 13. Dezember des vergangenen Jahres eine Neutronen-Ionisationskammer in dem Wanseer Forschungsreaktor ausgefallen. Der Ausfall einer der vier Messkammern habe mutmaßlich zu einer Schieflast von 25 Prozent geführt. Die Folge sei eine automatische Reaktorabschaltung gewesen.

    Kurzbeschreibung und Bewertung der meldepflichtigen Ereignisse in Kernkraftwerken und Forschungsreaktoren der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum Januar 2016
    http://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/BfS/DE/berichte/kt-meldepflichtige-ereignisse/mb/Monatsbericht-2016-01.pdf

    Reaktorschnellabschaltung durch Ansprechen der Schieflastüberwachung aufgrund Ausfall einer Neutronen-Ionisationskammer

    Der Forschungsreaktor befand sich im Leistungsbetrieb. Aufgrund eines zu geringen Isolationswiderstandes einer der vier Neutronen-Ionisationskammern für den Leistungsbereich der Neutronenflussdichte-Instrumentierung kam es zum Ausfall des Neutronenflussdichtesignals (1v4) dieses Detektors und zur Reaktorschnellabschaltung (RESA). Der Ausfall einer der vier Messkammern führt zu einer scheinbaren Schieflast von 25%, was in jedem Fall über dem Schieflastgrenzwert liegt. Im vorliegenden Fall kam es deshalb zur Auslösung der automatischen Reaktorschnellabschaltung. Der Reaktor wurde
    nach Austausch der defekten Messkammer noch am selben Tag wieder angefahren.
    Die Aufgabe der Neutronenflussdichte-Instrumentierung ist es, dass Anfahren und den Leistungsbetrieb des Reaktors zu überwachen. Die RESA war sicherheitsgerichtet und verlief ordnungsgemäß. Anders als bei Kernkraftwerken stellen Reaktorschnellabschaltungen in Forschungsreaktoren keine solche Komponenten und Anlagenbelastung dar. Es handelt sich um ein Ereignis der Meldekategorie N (Normalmeldung). Der Betreiber hat es in die Stufe 0 der internationalen Bewertungsskala INES eingestuft

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