• Finance Bros in Friedrichshain: Was ist nur aus dem einstigen Partykiez geworden?
    https://www.berliner-zeitung.de/panorama/finance-bros-in-friedrichshain-was-ist-aus-dem-einstigen-party-kiez

    22.5.2025 von Suri Manelis - Für unsere Kolumnistin ging es diese Woche nach Friedrichshain – in einen Kiez, der kaum wiederzuerkennen ist. Höchste Zeit, in eine andere Hauptstadt zu entfliehen.

    „Wir müssen überlegen, wie wir den Shareholder Value maximieren“, höre ich einen gestriegelten Mittdreißiger halb schnauzend, halb visionär zu seinem Freund sagen, der wie eine nur geringfügig abgeänderte Version des Ersteren aussieht.

    Ich laufe durch Friedrichshain – einen Bezirk, den ich eher mit spätpubertären Abenteuern und einem Duft von Freiheit verbinde als mit Finance Bros, mit langen Nächten einer noch nahezu unverdorbenen, unschuldigen Jugend. Bier, Gras und Jungsbekanntschaften in lauwarmen Nächten, das Glücksversprechen Friedrichshains.

    Damals, als wir „Berlin Calling“ schauten und nur erahnen konnten, was da mit Paul Kalkbrenner passierte, weil es weit genug von unserer Lebensrealität entfernt war. Ungefähr zu einer Zeit, in der wir uns tagsüber in die Bar25 verirrten und noch gar nicht so recht nachvollziehen konnten, was da eigentlich geschieht – wenigstens nicht aus eigener Erfahrung. Damals, als man noch mit Glitzer im Gesicht und in bunten Leggings ausging – egal wohin.
    Gekrönte Pudel mit Perlenketten und rosafarbenen Halsbändchen

    Heute also Finance Bros in den Straßen, in denen es inzwischen nur so wimmelt von Häusern, die ursprünglich als Spekulationsobjekte im Osten Berlins aufgekauft wurden. Häuser mit Gängen voller Türen, fast wie in Jugendherbergen, hinter denen sich die immer gleichen voll möblierten Unterkünfte verbergen, die wie Airbnbs aussehen und bei Bedarf auch als solche fungieren. In ihnen Schränke und Tische, deren Halbwertszeit die von obsessiv genutzten Handys unterbietet, die aber dennoch durch minimalistische Formgebung Eleganz und einen gewissen Wohnstand vermitteln sollen.

    Eleganz, die die schnell schimmelnden Fugengummis Lügen straft. Akzente in Senfgelb oder Türkis. Hier und da soll ein rautenförmiges Muster Abwechslung in die Ödnis bringen, verfehlt aber meist die Intention. An den Wänden hängen billige Reproduktionen von Gemälden, die Anspielungen auf Klassiker der Kunstgeschichte zeigen oder gekrönte Pudel mit Perlenketten und rosafarbenen Halsbändchen.

    Mit viel Glück oder etwas mehr Geld haben die für die Inneneinrichtung Verantwortlichen ein abstraktes Gemälde in den Apartments platziert, das den temporären Bewohnern dieser Katalogwohnungen aus Capetown oder Heilbronn den Anstrich einer kulturellen Versiertheit verleihen soll – auch wenn sie bloß gamingversessene Ingenieure auf Dienstreise sind.

    Eine Situation zum Davonfliegen

    In Friedrichshain, wo sich in den Bars manchmal noch das gleiche Publikum tummelt, das mir irgendwann zwischen 2007 und 2010 als das coolste im Berliner Nachtleben erschien, wo in den Bars zu „36 Grad“ von Zweiraumwohnung Whisky-Cola getrunken wurde, wimmelt es nun von Jugendgruppen, die gerade zum ersten Mal in Berlin sind, und Menschen mit bunten Einlassungen in Haar und Kleidung, die wochenends ins Sisyphos gehen, sowie jenen, deren Klamotten stark nach besetzten Häusern aussehen. Nicht – oder nicht mehr – meine Welt.

    Noch verkatert vom Viagra-Boys-Konzert am Vorabend treffe ich zwei Freundinnen – die eine Redakteurin bei einer großen deutschen Tageszeitung, die andere Dozentin und Mitarbeiterin bei einem Berliner Kulturmagazin – im Noble Rot, einer Bar, die liefert, was viele der neueren Orange-Wine-Etablissements versprechen: einen süffigen Abend mit großartigem Wein und bodenständig-charmantem Service.

    Etwas später sitze ich – mit meinem Lover – bei einem Freund, der schon länger versprochen hatte, mir Pokerspielen beizubringen. Ich lerne – Flop, Fold, Flush. Der Freund erzählt von einem anstehenden Urlaub in Mexico City: „Ich fliege am Montag. Das AirBnB ist gebucht. Ich habe da noch ziemlich viel Platz, ein ganzes Zimmer, wollt ihr nicht einfach mitkommen? Ich meine, habt ihr irgendwelche wichtigen Termine hier?“ Ich überlege. Theoretisch nichts, was ich nicht auch eine Woche später oder eben remote machen könnte. Aber so kurzfristig Tickets buchen?

    Mein Lover – ein Expat mit Abenteuerhang und dem entsprechenden Kleingeld – fängt gleich an zu planen: „Wir sollten das machen. Ich wollte schon immer mal nach Mexico City. Warte, ich schaue nach Flügen. 930 Euro.“ – „Sorry Jungs, ich bin raus, das ist mir zu teuer.“ Die beiden schauen sich gegenseitig an, als hätten sie sich gerade verschworen. „Na ja, wir gehen ja später noch ins Casino“, sagt der Freund, „wie wäre es, wenn wir all unseren Gewinn zu deinem Ticket beisteuern? Würdest du mitkommen?“ Perplex und zugleich begeistert sage ich zu, ohne länger zu überlegen.

    Während KaDeWe Kitchen Night geladen hat, kann ich nur noch an eines denken: den Flieger, in den wir am übernächsten Tag steigen könnten, um nach Mexico City zu fliegen. Die Jungs schicken mir Updates vom Pokern, 300 hoch, 200 runter. Irgendwann bin ich zu müde, um das Spiel aus der Ferne zu verfolgen – und eigentlich glaube ich nicht mehr wirklich daran, dass wir fliegen. Um 2.30 Uhr nachts werde ich von meinem Lover geweckt. „Ich habe alles verspielt.“

    Genervt, für diese Nachricht mitten in der Nacht geweckt worden zu sein, drehe ich mich weg. „Baby?“, höre ich hinter mir. „Ja?“ – „Das war Spaß! Ich habe 1700 Euro gewonnen – wir fliegen nach Mexiko!“ – „Ist das dein Ernst?!“ Plötzlich bin ich hellwach. Ich kann es kaum glauben, aber manchmal sind Berliner Abenteuer auch solche, die einen für ein paar Tage aus Berlin rausführen – und die man sich in den kühnsten Jugendträumen nicht hätte vorstellen können.

    #Berlin #Friedrichshain #Nachtleben

  • Die Berliner Operation vom 16. April bis zum 08. Mai 1945 - Verband zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR
    https://www.vtnvagt.de/index.php/grosser-vaterlaendischer-krieg/208-die-berliner-operation-vom-16-april-bis-zum-08-mai-1945

    Zur Erinnerung an den 70. Jahrestag der Befreiung
    des Deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus

    von Generalmajor a.D. Sebald Daum

    Das Jahr 1945 wurde mit groß angelegten Angriffsoperationen begonnen. Auf Bitten Churchills hatte das Oberkommando der Sowjetischen Truppen den Beginn ihrer geplanten Offensiven auf den 12. Januar 1945 vorverlegt.
    Vom 12. Januar bis Mitte April wurden 16 große Angriffsoperationen durchgeführt und die faschistischen Truppen in Ostpreußen und in Polen geschlagen, große Teile der Tschechoslowakei, Ungarn und auch Wien befreit und in schweren aber schnellen Kämpfen den faschistischen Heeresgruppen (HGr) „Mitte“, (ab 25.01. HGr Nord, später HGr Weichsel)), der neu gebildeten Heeresgruppe „A“, und „Süd“, schwere Verluste zugefügt. Bis Mitte April wurden sie so bis an die Oder, Neiße und Wien zurückgedrängt.

    Auch im Westen hatten die Alliierten Truppen, die 21.AGr unter Feldmarschall Montgomery, die 12. AGr unter General Bradlay und die 6.AGr unter General Devers, mit insgesamt 7 Armeen am 24. März ihre letzte Offensive begonnen und bis zum 19. April Kassel, Magdeburg, Leipzig Chemnitz eingenommen und bis zum Böhmerwald vorgedrungen. Die stark dezimierten 60 Divisionen der Wehrmacht gaben im Westen ihren Widerstand auf. Die Wehrmacht versuchte alle noch verfügbaren Truppen an die Ostfront, insbesondere nach Berlin zu werfen.
    Die faschistische Führung und ihr Oberkommando der Wehrmacht versuchten mit allen Mitteln an der Ostfront, ohne Rücksicht auf Verluste, Widerstand zu leisten und mobilisierten die letzten Reserven.


    Ausgangslage an den Fronten zu Beginn des Jahres 1945 und
    der Verlauf der Kämpfe zur Zerschlagung der Faschistischen Truppen bis Mai 1945

    Damit waren auch günstige Voraussetzungen geschaffen, den entscheidenden Schlag durch die Rote Armee gegen das faschistische Deutschland, gegen Berlin zu führen.
    So standen zu Beginn der Berliner Operation an der gesamten Ostfront den Sowjetischen Truppen die „HGr Weichsel“, die „HGr Mitte“, sowie die „Armeegruppe Steiner“ und die Armee „Wenk“ (12.A) mit über 90 deutsche Divisionen, darunter 14 Panzerdivisionen, 14 Mech.-Divisionen und 14 selbständige Brigaden gegenüber.
    Insgesamt waren das über eine Million Mann, davon in und um Berlin über 200.000, 10.400 Geschütze und Granatwerfer, 1.530 Panzer und Sturmgeschütze und 3.300 Flugzeuge. Dazu kamen der Volkssturm und Einheiten der Hitlerjugend.

    Der Plan der Berliner Operation war im Generalstab frühzeitig ausgearbeitet und während der Weichsel-Oder- und Pommerschen Operationen mit den Oberbefehlshabern der vorgesehenen Fronten, koordiniert und präzisiert worden.
    Das sowjetische Oberkommando schätzte die Lage real ein und rechnete mit hartnäckigem Widerstand in der in drei Streifen ausgebauten Verteidigung an der Oder und Neiße und insbesondere im Vorraum von Berlin.
    Deshalb wurde zur Durchführung dieser letzten entscheidenden Schlacht eine starke Gruppierung geschaffen, um das entsprechend Übergewicht an Kräften und Mittel zur schnellen Zerschlagung des Faschismus zu erreichen.
    Für die Berliner Operation wurden drei Fronten zum Einsatz vorgesehen:
    – die 2. Belorussische Front unter dem Oberbefehl von Marschall der Sowjetunion (SU) Rokossowky,
    – die 1. Belorussische Front unter dem Oberbefehl von Marschall der SU Schukow und
    – die 1. Ukrainische Front unter den Oberbefehl von Marschall der SU Konew.
    Dazu kamen die 1. und neu aufgestellte 2. Polnische Armee, Teile der Baltischen Flotte, die Dnjepr-Flottille, die 18. Luftarmee, 4 Panzerarmeen sowie 2 Artilleriedivisionen des Oberkommandos.

    Durch große Umgruppierungen wurden insbesondere die 1. Belorussische - und 1. Ukrainische Front wesentlich verstärkt,
    So hatte
    – die 2. Belorussische Front in ihrem Bestand 5 Armeen und die 4. Luftarmee (LA)
    – die 1. Belorussische Front - 10 Armeen, davon 2 Panzerarmeen (1. & 2.PA)
    – die 1. Polnische Armee und die 16.und 19. LA
    – die 1. Ukrainische Front - 7 Armeen, davon 2 PA,(3. & 4.PA)
    – die neu aufgestellte 2.Polnische Armee und die 2. LA
    in ihrem Bestand
    Insgesamt waren das 171 Divisionen, 21 Korps, davon 14 Panzerkorps, 16 Brigaden mit 2.5.Millionen Mann (Kräfteverhältnis: 2,5 : 1), 41.600 Geschütze und Granatwerfer (4 : 1), 6.250 Panzer (4 : 1) und 7.500 Flugzeuge (2,3 : 1).

    Der Operationsplan sah vor, dass die 2. Belorussische Front nördlich Schwedt in Richtung Neubrandenburg, Güstrow vorstoßen sollte, um die 3. PA der Wehrmacht von Berlin abzuschneiden und die Nordflanke der 1. Belorussischen Front zu sichern.
    Die 1. Belorussische- und die 1. Ukrainische Front mit Teilen, hatten die Aufgabe Berlin frontal anzugreifen und gleichzeitig mit Teilen nördlich und südlich Berlin zu umgehen und einzukreisen.
    Die Hauptkräfte der 1. Ukrainischen Front sollten in Richtung Torgau und Dresden zur Elbe vorstoßen.

    Zwei Tage vor Beginn der geplanten Operation wurde an der gesamten Front eine gewaltsame Aufklärung durchgeführt, mit dem Ziel das Feuersystem des Gegners aufzuklären, seine Schwachstellen in der Verteidigung zu erkennen und auch den Gegner über den Beginn der Operation zu täuschen.


    Berliner Operation

    Am Morgen des 16.April um 05:00 Uhr begann dann mit einer gewaltigen, 30 minütigen Artillerie- und Luftvorbereitung der Angriff der beiden Fronten in Richtung Berlin. Über 500.000 Artilleriegranaten und Bomben wurden in diesen 30 Minuten auf die faschistischen Truppen abgefeuert
    Während die Verbände der 1. Ukrainischen Front nach dem Durchbruch der taktischen Verteidigungsstellungen des Gegners schnell in die operative Tiefe vorstoßen konnten, kam der Angriff der 1. Belorussischen Front nur schwer voran. Insbesondere an den Seelower Höhen kam es zu verlustreichen, blutigen Kämpfen auf beiden Seiten.
    Erst als das sowjetische Oberkommando dann am 17.April Marschall Konew den Befehl gab mit der 3. Garde Panzer Armee unter dem Befehl von Generaloberst Rybalko, über Zossen vom Süden her nach Berlin und mit der 4. Garde Panzer Armee, Befehlshaber Generaloberst Leljuschenko, in Richtung Potsdam vorzustoßen, gelang es der 1. Belorussischen Front den Widerstand auf den Seelower Höhen zu brechen und am 21. April die Vororte von Berlin erreichen.

    Die Truppen der 2. Belorussischen Front begannen am 20.April ihre Angriffsoperation und konnten schnell in Richtung Neubrandenburg und Rostock vorstoßen. Teile der 61.Armee der 1. Belorussischen Front und der 1. Polnischen Armee erreichten bereits am 24. April mit den Spitzeneinheiten die Elbe bei Torgau, wo sie mit Einheiten der 9. Amerikanischen Armee zusammen trafen.

    Kampf um die Stadt Berlin wurde hartnäckig und verbissen geführt. Am 23.April waren die Truppen der 1. Belorussischen Front mit mehren Armeen bis zur südlichen Stadtgrenze vorgedrungen und nahmen Lichtenberg und Niederschönhaussen in Besitz. Mit der Einnahme von Buckow,Rudow und Lichtenrade am 24.April, wurde der Vorstoß zum Stadtzentrum eingeleitet.
    Am 25.April kämpften die Soldaten der Roten Armee schon im Raum Reinickendorf, Wedding, Prenzlauer Berg, Tempelhof und Friedrichshain. Es entwickelten sich hartnäckige Straßen- und Häuserkämpfe, die einen hohen Blutzoll auf beiden Seiten erforderten.

    Einheiten der 5. Stoßarmee unter Generaloberst Nikolei Bersarin im engen Zusammenwirken mit der 3. Stoßarmee unter dem Befehl von General Kusnetzow, der 2. Garde Panzerarmee, unter dem Kommando von General Katukow, und der 8. Garde Armee unter General Tschuikow, konnten bereits am 24. April trotz erbittertem Widerstand, bis zum Alexanderplatz, zum Schloss, zum Rathaus und zur Reichskanzlei vordringen. Mit starker Artillerie -Unterstützung und mit Panzern musste um jeden Straßenzug und jedes Haus gerungen werden. Die Kämpfe im Stadtzentrum dauerten bis zum 30. April.

    An diesem Tag gelang den Kämpfern der 150. und 171. Schützendivisionen, der 3. Stoß Armee die unter dem Befehl des Helden der SU, Generalmajor Schatilow stand, der Sturm des Reichstages.
    Um 21.50 Uhr am 30.April wurde durch die Sergeanten Jegorow und Kantarija auf dem Reichstag die Truppen- und Siegesfahne von der 150. Schützendivision gehisst., obwohl noch in den oberen Stockwerken und den Kellern gekämpft wurde.
    Am 1. Mai streckten dann im Reichstag die letzten Soldaten der Wehrmacht die Waffen.
    Für den Sturm des Reichstages wurden die Sergeanten Jegerow und Kantarija mit dem Titel „Held der Sowjetunion“ geehrt, sowie viele andere ebenfalls, die sich beim Sturm des Reichstages ausgezeichnet hatten. Am Sturm auf den Reichstag waren auch Truppenteile der 1.Stoß- und der 8. Garde Armee beteiligt.

    Am 2. Mai kapitulierte die „Festung Berlin“ bedingungslos durch deren Befehlshaber General Weidling.
    Gleichzeitung wurden auch die eingekesselte Gruppierung im Raum Lübben-Guben zerschlagen und die 12.Armee „Wenk“, die versucht hatte nach Berlin vorzustoßen, vernichtet.
    Am 7. Mai stießen Truppen der 1. Belorussischen Front auf breiter Front bis zur Elbe vor.
    Die Truppen der 2. Belorussischen Front erreichten in dieser Zeit die Ostseeküste.

    Die Kräfte der 1. Ukrainischen Front begannen nach einer Umgruppierung am 6. Mai die Prager Operation zur Befreiung der Tschechoslowakei und Prags.

    Damit war die Berliner Operation beendet. Sie dauerte 23 Tage und erstreckte sich auf einer Frontbreite von 300 km und einer Fronttiefe von100 – 220 km.
    Durch die sowjetischen Truppen wurden 70 Schützen-, 23 Panzer - und Motorisierte Divisionen der faschistischen Wehrmacht zerschlagen.
    Diese, für das faschistische Deutschland sinnlose Schlacht, erforderte auf deutscher Seite mehr als
    200.000 Tote und über 480.000 Gefangene.
    Die sowjetischen Truppen verloren ebenfalls in dieser Schlacht über 450.000 Mann mit über 78.000 Toten.
    Deutschland hatte den von ihr angezettelten Krieg verloren und lag in Trümmern.

    Es gab noch Versuche unter Einfluss von Großadmiral Dönitz, dem Nachfolger Hitlers, mit den Westmächten eigene Kapitulationen zu unterzeichnen. So wurde bereits am 4. Mai in Lüneburg, im Hauptquartier Montgomerys eine separate Kapitulation der deutschen Truppen in Norddeutschland in der Niederlande und Dänemarks unterzeichnet. Eine weitere Kapitulation wurde in Reims durch General Jodl unterzeichnet.
    Durch den Protest der Sowjetischen Regierung wurde dann die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Streitkräfte in Berlin festgelegt und durchgeführt.

    Am 8. Mai erfolgte in Berlin, in Karlshorst die Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation im Beisein aller Vertreter der Mächte der Antihitlerkoalition.

    Die Kapitulationsurkunde wurde durch Generalfeldmarschalleitel für die Wehrmacht, durch Generaloberst Stumpf für die Luftwaffe und General Admiral von Friedeburg für die Kriegsmarine in Karlshorst in Berlin gegen 0.50 Uhr am 9. Mai 1945 unterzeichnet.
    Diese bedingungslose Kapitulation erfolgte unter der Beobachtung der Vertreter der Siegermächte: des Marschalls der Sowjetunion Schukow, des britische Luftmarschalls Tedder, des amerikanischen General Spaatz (Befehlshaber der Amerikanischen Fernfliegerkräfte) und des Oberbefehlshabers der Französischen Streitkräfte Armee General de Lattre de Tassigny sowie vielen weiteren Generälen und Offizieren der Siegermächte.
    Der Krieg in Deutschland war damit beendet, in Deutschland ruhten die Waffen. Das Deutsche Volk war vom Hitlerfaschismus befreit.

    Für ihren Heldenmut und gezeigte Tapferkeit bei der Befreiung Berlins und der Erringung des Sieges wurden allein in der 1. Belorussischen – und 1. Ukrainischen Front 1 Million und 141.000 Armeeangehörige mit Orden und Medaillen ausgezeichnet, unter ihnen 600 mit dem Titel „Held der Sowjetunion“.
    187 Truppenteile erhielten dafür den Ehrennamen „Berliner …. Regiment“. Viel dieser Truppenteile waren danach in der DDR stationiert und tragen auch heute wieder in der Russischen Armee diese Ehrentitel.

    Das Sowjetvolk hatte für die Befreiung und den Sieg über den Faschismus in Deutschland die größten Opfer zu tragen. Dafür gebührt dem Sowjetvolk für immer unser Dank. Deshalb war auch in der DDR der 8.Mai ein Feiertag und ein Tag des Gedenkens derer, die dafür die größten Opfer gebracht hatten.

    Beschämend für die deutsche Regierung ist es, heute diesen 70.Jahrestag zu vergessen und denen damit Recht zu geben, die sich mit der Niederlage des faschistischen Deutschland auch heute noch nicht abfinden können.
    Wir, die Angehörigen unseres Verbandes und mit uns viele andere, werden diesen Tag immer als den Tag der Befreiung vom Faschismus begehen und der Toten Helden der Sowjetunion und des Russischen Volkes gedenken.
    Deshalb sollten gerade wir in diesem Jahr, dem 70. Tag der Wiederkehr des Sieges über den Hitlerfaschismus und der Befreiung des Deutschen Volkes vom Faschismus gemeinsam mit allen friedliebenden Menschen, an den Gedenkstätten uns verneigen vor den Toten und Dank zollen den noch Lebenden Befreiern, die die Bedingungen schufen für den Aufbau eines anderen Deutschlands.

    #Berlin #Reinickendorf #Wedding #Prenzlauer_Berg #Tempelhof #Friedrichshain #Geschichte #Befreiung #1945

  • Kevin Kühnert : Berliner Ex-CDU-Politiker Bernd Pfeiffer hat kein Mitleid
    https://www.berliner-zeitung.de/news/kevin-kuehnert-berliner-ex-cdu-politiker-bernd-pfeiffer-hat-kein-mi

    Les partis du système parlamentaire et leur personnel se trouvent au centre de l’antagonisme entre illusion démocratique et exercice du pouvoir par les forces invisibles du capital. Les politiciens représent le pouvoir qu’ils ne détiennent essentiellement pas et attirent l’agression et le mépris des citoyens qui se rendent compte qu’ils ne font pas le travail qu’on attend d’eux.

    Quand tu représentes un système violent tu seras la cible d’actes violents de la part des victimes du système. C’est aussi simple que ça.

    De temps en temps un politicien aux grandes ambitions s’en rend compte et quitte les milieux politiques. C’est alors que les férus du système l’accusent de lâcheté et d’abandon de poste.

    Après sa démission la situation est difficile pour l’ancien chef de l’association Jeunes Socialistes et sécretaire général SPD Kevin Kühnert, parce qu’il ne comprend pas encore entièrement la signification de son acte. Il tient trop aux relations qu’il soigne depuis lomgtemps.

    26.4.2024 von Eva Maria Braungart - Kühnert sprach kürzlich erstmals über seine Gründe für seinen Rückzug aus der Politik – unter anderem die Angst vor Angriffen. Der Berliner Vorsitzende der WerteUnion kritisiert dies.

    Der ehemalige CDU-Vorsitzende in Berlin-Friedrichshain, Bernd Pfeiffer, hat Kevin Kühnert (SPD) für seine Begründung für seinen Rückzug aus der Politik kritisiert. In einem Interview begründete Kühnert seinen plötzlichen Rücktritt als Generalsekretär auch mit wachsender Sorge um seine persönliche Sicherheit. „Meine rote Linie ist da, wo Gewalt in der Luft liegt. Ich bin nur 1,70 Meter groß“, sagte er.

    Pfeiffer schrieb nun auf der Plattform X: „Als CDU Vorsitzender in Friedrichshain war ich oft genug Gewaltandrohungen von GRÜNEN u. LINKEN, auch direkt von einem Bundestagsabgeordneten, ausgesetzt. Die Sozen standen daneben oder paktierten mit diesen Konsorten. Mein Mitleid hält sich in Grenzen“.

    Als CDU Vorsitzender in #Friedrichshain war ich oft genug Gewaltandrohungen von GRÜNEN u. LINKEN, auch direkt von einem Bundestagsabgeordneten, ausgesetzt. Die Sozen standen daneben oder paktierten mit diesen Konsorten. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.https://t.co/r3Jp6uXtqE
    — Bernd Pfeiffer (@BerndPfeiffer3) April 24, 2025

    Kühnert sprach über diverse Bedrohungen und Übergriffe, die er bei Auftritten als Politiker und auch in seinem Privatleben erlebt habe. Und anderem in einer Straßenbahn mit drei Männern: „Sie haben darüber geredet, wie sie mir die Fresse polieren.“ Eine Rückkehr in die Politik schloss Kühnert aber nicht aus. Der Berliner war im Oktober 2024 überraschend als Generalsekretär zurückgetreten und hatte bei der Bundestagswahl nicht erneut kandidiert. Als Grund nannte er damals gesundheitliche Probleme.

    Für Kühnerts Rückzug und die Begründung dafür gibt es nicht nur Verständnis. In den sozialen Medien fordern zwar viele Politiker Solidarität mit dem Sozialdemokraten, andere kritisieren ihn jedoch. Der Bachmann-Preisträger Tijan Sila schoss zuletzt gegen Kühnert, er habe den „Schwanz eingezogen“.

    Pfeiffer ist mittlerweile Landesvorsitzender der WerteUnion Berlin. Die Werteunion, die als Verein für die Vertretung des „konservativen Markenkerns“ der CDU und CSU zu vertreten, wurde 2024 als Partei gegründet. Innerhalb der Union galt sie als umstritten. Der heutige Vorsitzende der WerteUnion ist der ehemalige Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen.

    #Allemagne #politique #pouvoir #violence

  • Kampfgruppe Osthafen : Unbekannte Widerständler
    https://taz.de/Kampfgruppe-Osthafen/!6083152


    En Allemagne il n’y a eu peu de résistance armée contre le régime nazi. Le « groupe de combat / port du nord » à Berlin est un rare ecemple pour la lutte antifasciste militaire.

    22.4.2025 von Peter Nowak - Arbeiter aus Friedrichshain verübten in den letzten Kriegstagen Anschläge auf die SS. Nun wird an sie erinnert.

    In der Stralauer Straße 26 in Friedrichshain erinnert ein Stolperstein an den 1895 geborenen Paul Schiller, der hier einst wohnte: „Im Widerstand/KPD, Kampfgruppe Osthafen, tot 23.4.1945“ steht darauf geschrieben. Nun ist für seinen 80. Todestag am Mittwoch auch eine Gedenkveranstaltung geplant. Damit wollen Stadtteilgruppen gemeinsam mit der VVN/BdA auch an eine weitgehend unbekannte Berliner Widerstandsgruppe erinnern.

    Über die Kampfgruppe Osthafen findet man in Büchern und Ausstellungen über den antifaschistischen Widerstand wenig. Bekannt ist: Sie setzte sich überwiegend aus Pro­le­ta­rie­r*in­nen zusammen, die sich seit Jahrzehnten kannten. Viele arbeiteten im Osthafen an der Stralauer Allee und lebten im Südkiez von Friedrichshain rund um den Rudolfplatz. Hier konzentrierte sich auch im April 1945 ein Großteil ihrer Aktivitäten. Sie entwaffneten SS-Leute, verübten Anschläge gegen SS-Einrichtungen, überredeten Wehrmachtsangehörige zum Desertieren und versteckten sie in einem Keller.

    Wieder entdeckt wurde die Gruppe durch zwei Friedrichshainer Stadtteilinitiativen. „Ein Anwohner überreichte uns das Buch ‚Kampftage in Berlin‘ von Heinz Müller“, sagt Timo Steinke von „Wem gehört der Laskerkiez“. Es ist Mitte der 1970er Jahre in der DDR erschienen und eine der wenigen Quellen, die über die Kampfgruppe Osthafen berichten. Dafür konnte Müller noch Zeit­zeu­g*­in­nen befragen, etwa Gertrud Lewke, die erst Anfang der 1990er Jahre verstorben ist.

    „Mit der Gedenkveranstaltung für Paul Schiller wollen wir an einen Antifaschisten erinnern, der im April 1945 den NS-Terror schneller beenden wollte“, sagt Carsten Fuchs von „Wir bleiben alle Friedrichshain“. „Zudem wollen wir dafür sorgen, dass der Widerstand der Kampfgruppe Osthafen endlich auch von His­to­ri­ke­r*in­nen anerkannt wird.“

    Mehr Forschung notwendig

    Im Buch wird ausführlich über ein Attentat auf drei hochrangige SS-Angehörige Anfang März 1945 auf der Avus berichtet, für das die Kampfgruppe Osthafen verantwortlich gewesen sein soll. Die Aktion hatte damals sogar in der britischen Presse Schlagzeilen gemacht. Dagegen wird in der ZDF-Serie „Mord und Totschlag unterm Hakenkreuz“ der Anschlag als ungeklärter Mordfall geführt.

    Auf eine Anfrage erklärt Peter Hartl vom für die Sendung zuständigen Terra-X-Team, dass ihnen das Buch und die dortige Version des Anschlags nicht bekannt seien. „Gerne hätten wir mehr Belege und Quellen zu den Aktionen der Gruppe, die sich aber eigentlich nur durch Archive und tiefergehende Recherchen organisieren lassen“, betont Steinke die Notwendigkeit, über die Kampfgruppe Osthafen weiter zu forschen.

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    Schwarz-Weiß-Aufnahme , junge Frauen in Mänteln und Kappen schauen zum Boden
    Das Foto zeigt einen Blick in die Ausstellung in der Gedenkstätte Deutscher Wderstand.
    Ein altes Filmposter mit der Aufschrift „Die Rote Kapelle“

    #Berlin #Friedrichshain #Stralauer_Allee #Nodfhafen #Antifaschismus #Nazis #Krieg #Attentat #Geschichte

  • Jördis Triebel über Berlin: „Ich war traurig, als wir aus Marzahn weggezogen sind“
    https://www.berliner-zeitung.de/panorama/joerdis-triebel-ueber-berlin-ich-war-traurig-als-wir-aus-marzahn-we

    In Lichtenberg geboren, in Friedrichshain zu Hause: Jördis Triebel Linda Rosa Saal

    10.3.2025 von Anne Vorbringer - Die Schauspielerin Jördis Triebel spielt die Hauptrolle in der neuen Serie „Marzahn, mon amour“. Sie kennt den Ost-Berliner Stadtteil gut und knüpft besondere Erinnerungen an ihn.

    Vor sechs Jahren ist „Marzahn, mon amour“ erschienen, Katja Oskamps Roman über eine Schriftstellerin, die inmitten einer Lebenskrise in Marzahn als Fußpflegerin anheuert und dort Geschichten erfährt, die das Leben schrieb.

    Als das Buch 2023 den Dublin Literary Award gewann, sprach die Oberbürgermeisterin der irischen Hauptstadt von einem „wunderschön geschriebenen Roman, einem warmen, witzigen und bewegenden Porträt älterer Bewohner Berlins, das dem Leser einen Einblick in eine Gemeinschaft bietet, die oft übersehen wird.“

    Jetzt ist das Buch verfilmt worden – mit Jördis Triebel in der Rolle der fußpflegenden Autorin Kathi Grabowski. Die Hauptdarstellerin, 1977 in Lichtenberg zur Welt gekommen und inzwischen in Friedrichshain zu Hause, hat selbst einige Jahre in Marzahn gelebt. Oskamps Buch sei für sie schon lange vor den Planungen zur Serienverfilmung ein kostbarer Schatz und eine seltene Perle gewesen, sagt die 47-Jährige. Ab Mitte März ist die sechs Episoden umfassende Serie in der ARD-Mediathek zu begutachten – aber vorher haben wir Jördis Triebel noch zu ihrer Heimatstadt Berlin befragt.

    1. Frau Triebel, in „Marzahn, mon amour“ spielen Sie die Hauptrolle, gedreht wurde natürlich in Marzahn. Wie ist Ihr Verhältnis zu diesem Stadtteil?

    Als Kind habe ich einige Jahre in Marzahn gelebt – und ich habe es geliebt. Damals gab es noch viele Brachflächen, auf denen wir Kinder unbeschwert spielen konnten. Ich mochte den weiten Blick aus dem Fenster im zehnten Stock, und mein Lieblingsort war der Spielplatz direkt vor unserem Haus. Zur Schule konnte ich zu Fuß gehen, und in unserem Wohnhaus lebten viele Familien mit Kindern – wir besuchten uns oft gegenseitig. Meine Erinnerungen an Marzahn sind schöne Kindheitserinnerungen. Alles war überschaubar, gut erreichbar und vertraut. Ich war traurig, als wir weggezogen sind.

    2. Kaum ein Berliner Bezirk ist so mit Vorurteilen und Klischees belegt wie Marzahn-Hellersdorf. Welche Vorbehalte ärgern Sie persönlich am meisten?

    Vorurteile bestehen oft so lange, bis man sich selbst ein Bild macht. Marzahn war einst ein Prestigeprojekt der DDR – wer dort eine Wohnung bekam, konnte stolz sein. Heute blicken viele aus der Berliner Innenstadt mit Klischees auf den Bezirk, ohne ihn wirklich zu kennen. Dabei ist Marzahn ein lebendiger Stadtteil, in dem alle Generationen zusammenkommen. Kultureinrichtungen bieten Lesungen, Tanz- und Sportveranstaltungen, noch immer gibt es bezahlbare Cafés und Kneipen. Zudem ist es hier grüner als in der Innenstadt, mit zahlreichen Spielplätzen und einer guten medizinischen Versorgung. Warum also nicht mal einen Sonntagsspaziergang durch diesen Kiez machen? Sie werden überrascht sein!

    3. Als gebürtige Berlinerin – wie nehmen Sie die Veränderungen in der Stadt wahr? Denken Sie manchmal daran, hier wegzuziehen?

    Berlin war schon immer eine Stadt der großen Veränderungen. Nach der Wende habe ich das besonders stark gespürt. Beständigkeit gehört nicht zu Berlins Wesen – und genau das muss man lieben. Doch manchmal wird mir der ständige Wandel zu viel, und dann brauche ich eine Auszeit. Zum Glück ist es mit Bus und Bahn nur ein kurzer Weg in den Wald oder an den See.

    4. Welcher ist Ihr Lieblingsort in der Stadt?

    Meine Lieblingsorte sind die großartigen Kulturangebote unserer Stadt – insbesondere die Museen und Theater. Leider werden sie durch die Sparmaßnahmen unseres Bürgermeisters und Kultursenators zunehmend gefährdet. Doch gerade die kulturelle Vielfalt macht diese Stadt so lebendig und zieht einen Großteil der Touristen an.

    5. Wo in Berlin wollten Sie immer schon mal hin, haben es aber noch nie geschafft?

    Ich war noch nie in den Gärten der Welt oder im Botanischen Garten – das muss ich unbedingt nachholen!

    6. Ein Abend mit Freunden: In welchem Restaurant wird reserviert?

    Im Saporito in der Straßmannstraße in Friedrichshain. Ein gemütliches kleines Restaurant mit fantastischer italienischer Küche und herzlichster Gastfreundschaft.

    7. Einkaufen in der Stadt: In welchem Store kennt Ihre Kreditkarte kein Limit?

    Ganz klar: Soeur in der Marienburger Straße. Der beste Vintageladen der Stadt – wenn nicht überhaupt.

    8. Der beste Stadtteil Berlins – von welchem Kiez kriegen Sie nicht genug?

    Treptow. Im Treptower Park kann man stundenlang an der Spree spazieren gehen oder Fahrrad fahren, bis in den Plänterwald. Dort steht immer noch der alte Vergnügungspark, den ich als Kind so geliebt habe. Jetzt ist er eine Geisterstadt, umzäunt und bewacht. Man sieht noch die alten Fahrgeschäfte. Sehr, sehr schade, dass es das nicht mehr gibt. Zwar gibt es Pläne, dem Gelände wieder Leben einzuhauchen. Soweit ich weiß aber keine Nutzung, die für Kinder, Jugendliche und Familien gedacht ist. Dabei fehlt es in Berlin genau daran.

    9. Was nervt Sie am meisten an der Stadt?

    Am meisten ärgert mich, dass seit Jahren an Freizeiteinrichtungen gespart wird – ein besonders trauriges Beispiel ist das SEZ. Früher gab es hier ein großes Schwimmbad, eine Schlittschuhbahn im Winter und Rollschuhfahren im Sommer. Wie großartig wäre es, diesen Ort wieder mit Leben zu füllen und den Menschen im Herzen der Stadt ein vielfältiges Freizeitangebot zu bieten? Es wäre ein echtes Geschenk für die Berliner. Ich kann nicht verstehen, warum nicht erkannt wird, wie wichtig ein solcher Ort für die Menschen ist.

    10. Was raten Sie anderen: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?

    Berlin ist eine Stadt, in der jeder so leben kann, wie er möchte. Menschen, die sich anderswo vielleicht als Außenseiter fühlen, finden hier die Möglichkeit, ein buntes, freies Leben zu führen. Genau das macht diese Stadt so besonders. Hoffen wir, dass das trotz der aktuellen politischen Lage und der rigorosen Einsparungen so bleibt.

    Zur Person

    Jördis Triebel studierte Schauspiel an der „Ernst Busch“ und wurde nach ihrem Abschluss 2001 Ensemblemitglied am Bremer Theater. Für ihre erste Filmhauptrolle als Jungbäuerin in „Emmas Glück“ (2006) wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Danach spielte sie in Sönke Wortmanns „Die Päpstin“, Christian Schwochows „Westen“, der Mysteryserie „Dark“ und „Babylon Berlin“. 2023 wurde sie für ihre Nebenrolle der Gisela in „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ erneut mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.

    „Marzahn, mon amour“ mit Jördis Triebel als Kathi Grabowski (Foto) läuft in sechs Folgen ab dem 14. März in der ARD-Mediathek und am 21. März ab 23.50 Uhr im Ersten.

    #Berlin Marzahn #Friedrichshain #Straßmannstraße

    #Kultur #Prominente

  • Gegen die Ubernahme der Stadt
    https://jungle.world/artikel/2025/08/taxi-filmfest-gegen-die-ubernahme-der-stadt

    29.2.2025 von Holger Heiland - Das Taxifilmfest ist nicht einfach nur ein weiteres Filmfest, sondern ein Protest für gute Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechte von Personenbeförderern.

    Zwei Tage vor der Eröffnung der 75. Internationalen Filmfestspiele von Berlin steht Klaus Meier in der Kälte vor dem Berlinale-Palast und wartet auf seine Mitstreiter. Er ist einer der Veranstalter des 2. Taxifilmfests; bei dessen Erst­auf­lage waren während der vorigen Berlinale in Taxis Filme mit Taxibezug gezeigt worden. Nicht nur seine Mitstreiter, sondern auch die für die Filmvorführungen aufgerüsteten Großraumtaxen lassen auf sich warten.

    »Improvisation gehört dazu«, erklärt Meier der Jungle World. »Noch ist nicht alles ausdiskutiert. Etwa, ob wir Filme wieder nur in den Taxen zeigen. Das hieße, dass immer je acht Menschen eine Vorstellung besuchen können. Wir könnten die Wagen aber auch als Shuttles nutzen, um unser Publikum in einen komfortabel geheizten Kinosaal zu befördern.«

    Das Taxikultur-Team, dem neben Meier die Taxiunternehmer:innen Stephan Berndt und Irene Jaxtheimer angehören, stellt sich an den Festival­tagen bis zur Dämmerung den Fragen von Interessierten, informiert über das Programm und ihren Protest »gegen die Übernahme der Stadt durch Plattformkapitalisten und Ausbeuter«.

    »Eine angekündigte Fachkunde­prüfung als Voraussetzung für die Erteilung einer Beförderungslizenz lässt bis heute auf sich warten.« Klaus Meier, Veranstalter des Taxifilmfests

    Veranstaltungen wie die Berlinale – mit 2024 nach eigenen Angaben 329.502 verkauften Tickets eines der größten Publikumsfilmfestivals auf der Welt – sind seit langem wichtiger Teil des Stadtmarketings. Sie sollen helfen, Investoren und damit Steuereinnahmen anzulocken. Gerade deshalb stellte es für den Filmenthusiasten Meier, der neben seinem Beruf schon für das Videofilmfest (seit 1988) und die daraus entstandene Transmediale gearbeitet hat, einen Skandal dar, dass der Haupt­sponsor der Berlinale in den beiden vergangenen Jahren ausgerechnet der Vermittlungsdienstleister Uber war.

    »Das war kein gutes Zeichen, weder für das Festival noch für die Stadt. Zumal sich die Berlinale ja als dezidiert politisches Festival versteht.« Uber selbst beschäftigt keine Fahrer, sondern betreibt nur die Plattform, auf der diese ihre Dienste anbieten können. Das Geschäftsmodell führt Meier zufolge zu »Schwarzarbeit, Lohndumping und Steuerhinterziehung«. Das Unternehmen ziehe sich aus der Verantwortung und argumentiere damit, dass es nur als Vermittler auftrete, das lediglich seine App zur Verfügung stelle.

    Der RBB titelte bereits 2023 nach einer Recherche zum Uber-System: »Fahrer sind Opfer organisierter Schwarzarbeit«. Der Fachgebietsleiter der Finanzkontrolle Schwarzarbeit beim Hauptzollamt Berlin berichtete der Zeitung von Firmen, die gegründet würden, um »in großem Umfang Arbeitnehmer« als Fahrer zu beschäftigen, die dann nicht sozialversichert seien.
    Illegale Taxifahrten über Uber und Bolt

    Mitte Januar gab es in einem solchen Fall Hausdurchsuchungen in mehreren Bundesländern wegen des Verdachts der besonders schweren illegalen Beschäftigung, der besonders schweren Steuerhinterziehung und der bandenmäßigen Urkundenfälschung. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main wirft insgesamt 30 Personen vor, seit 2022 illegale Taxifahrten über Uber und Bolt angeboten zu haben.

    »Den Fahrer:innen bringt das in der Summe Unsicherheit und den Zwang, ständig zu arbeiten, um überhaupt etwas zu verdienen. Das führt oft in biographisch ausweglose Lagen«, weiß Meier aus seiner langjährigen Erfahrung als hauptberuflicher Taxifahrer. Seit er nicht mehr selbst hinterm Steuer sitzt, berät er ehemalige Kolleg:in­nen in prekären Arbeitsverhältnissen als Taxi-Soziallotse für das vom Senat geförderte Berliner Arbeitslosenzen­trum (Balz). Seit Jahren engagiert er sich zudem in der AG Taxi, einer gewerkschaftlichen Gruppe im Rahmen von Verdi Berlin, und setzt sich dafür ein, die Anliegen der gewerkschaftlich kaum organisierbaren Angestellten im Taxigewerbe zu Gehör zu bringen.

    Von den politisch Verantwortlichen fordert er beispielsweise, sich den Hamburger Senat zum Vorbild zu nehmen und durch angemessene Ordnungs- und Kontrolltätigkeit die wirtschaftliche Situation der Beschäftigten zu verbessern. In Hamburg werden kaum Uber-Fahrzeuge zugelassen. Der Senat bezweifelt die zumindest kostendeckende Betriebsführung des durch Apps vermittelten Mietwagenverkehrs. Um zugelassen zu werden, sind die Unternehmen dazu verpflichtet, einen Geschäftsplan vorzulegen.

    Mit seinen Protestaktionen war Meier bereits erfolgreich. Aus einer Plakataktion gegen Uber 2023 entstand 2024 das Taxifilmfest mit Filmen aus privaten DVD-Sammlungen. Das Festival erhielt weltweit Aufmerksamkeit. Das trug sicher mit dazu bei, dass Uber sich in diesem Jahr als Sponsor der Berlinale zurückgezogen hat.
    »Gegen-Kartographie«

    Das Taxifilmfest hat sich mittlerweile etabliert. 1.640 Filme von Filme­macher:innen aus aller Welt wurden in diesem Jahr eingereicht. Gezeigt werden davon fünf Spiel- und 59 Kurzfilme. Von grell bis experimentell dreht sich alles ums Taxifahren und seinen Beitrag zur urbanen Kultur. Einst auf Super 8 gedrehte Einblicke in die Berliner Gegenkultur der siebziger und achtziger Jahre gibt es auch – in Erstaufführung.

    Besonders stolz ist Meier auf den Workshop »Besser als die App«. Da gehe es um die Besinnung auf eigenes Wissen und Stärken, um auf Navigationssysteme bauende Beförderungsmodelle alt aussehen zu lassen. »Unter Verkehrsminister Scheuer wurde die Ortskundeprüfung abgeschafft. Dadurch sind die Fahrer:in­nen enteignet worden und die Qualität der individuellen Personenbeförderung wurde schlagartig schlechter. Eine angekündigte Fachkundeprüfung als Voraussetzung für die Erteilung einer Beförderungslizenz lässt bis heute auf sich warten.«

    Das Werkzeug, das der Workshop an die Hand gibt, heißt »Gegen-Kartographie«. Kartieren wird dabei als Praxis verstanden. In Karten, so die Überlegung, sind immer schon Interessen und damit Herrschaftsstrukturen eingeflossen und werden dadurch verfestigt. Die Gegen-Kartographie ist hingegen auf die Perspektive der Akteure ausgerichtet. Am Beispiel von Taxifahrer wären also Fragen wie die entscheidend, wie ein konkreter Platz aussieht, wo man abbiegen, sich einordnen oder parken kann. Taxifahrer:innen bietet das die Möglichkeit, ihre Interessen klar zu formulieren und ihre Rechte durchzusetzen. Eine Preisverleihung für die beim Taxifilmfest ausgezeichneten Filme gibt es natürlich auch.

    #Berlin #Mitte #Friedrichshain #Moabit #Potsdamer_Straße #Potsdamer_Platz #Alt_Stralau #Markgrafendamm #Beusselstraße #Wiclefstraße #Kultur #Kino #Film #Taxifilmfest

  • Der hässlichste Fleck Berlins: Nichts ist so trist wie der Uber-Platz in Friedrichshain
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/der-haesslichste-fleck-berlins-nichts-ist-so-trist-wie-der-uber-pla

    Da hat der Kollege Schreiberling aber schlecht aufgepasst. Gerade am 19. Februar hat das Taxifilmfest dem Platz ein freundlicheres Gedicht gegeben.
    https://www.taxifilmfest.de/article182.html
    Zumindrest auf der Mühlenstraße waren die Taxifilmfesttaxis unübersehbar. Tja.

    19.2.2025 von Johann Voigt - Egal ob O₂-, Mercedes- oder Uber-Platz: Die Tristesse dieses Ortes ist erdrückend. Außer, es finden dort gleichzeitig die Berlinale und ein K-Pop-Konzert statt.

    Berlin verkommt zum mittelmäßigen Provinzkaff. Zumindest am Uber-Platz in Friedrichshain. Zwischen der Uber Arena und der Uber Eats Music Hall wirkt alles so generisch, als würde man sich auf dem Gelände von irgendeiner Mall im Niemandsland der USA befinden. Aber nicht auf die romantische Roadmovie-Art.

    An diesem seelenlosen Ort zwischen L’Osteria, Five Guys und, natürlich, einer Rooftop-Bar schreit alles so sehr nach Konsum, dass sich selbst der letzte Hyperkapitalist fragen sollte: Was will ich hier? Denn geboten wird nichts außer mittelmäßiger Architektur, mittelmäßigem Essen und mittelmäßigen Geschäften.

    Bei UCI ballern währenddessen Actionhelden in Blockbustern stoisch gegen die Tristesse an. Das Areal um den Uber-Platz, ein Ort so grau wie der Berliner Winter. Trotz der blinkenden Neonlichter auf den Werbetafeln. Jeder Mensch, der sich allein an diesen Ort begibt, wird früher oder später seiner Lebensfreude beraubt.

    Außer am Abend. Das Absurde an diesem Fleck Erde ist, dass er alle paar Monate glänzt, dass hier Kultur von Weltrang passiert. Beyoncé spielte in der Uber Arena, auch Drake, Kiss und Madonna waren da. Von einem auf den anderen Moment wird der Uber-Platz zum Hotspot der globalen Popkultur.

    Cineasten und K-Pop-Fans

    Derzeit ist dort eine besonders interessante Wechselwirkung zu beobachten. Einerseits ist die Uber Eats Music Hall erneut einer der Austragungsorte der Berlinale: Plötzlich läuft hier internationales Nischenkino für Cineasten. Andererseits spielte die K-Pop-Band Ateez zwei Konzerte hintereinander in der Uber Arena.

    Das führt dazu, dass sich auf dem Uber-Platz Anhänger beider (Sub-)Kulturen umeinander herumschlängeln. Die sleeken, dunklen Outfits und strengen Brillen der Kinogänger treffen auf die knallige, ein bisschen grungy, ein bisschen an Anime erinnernde Ästhetik von K-Pop. Die Haare der einen sind nach hinten gegelt, die der anderen grün oder pink gefärbt.

    Die beiden Gruppen sprechen nicht miteinander, sie beäugen sich nur interessiert. Das Wichtigste aber ist: Sie geben dem Uber-Platz eine Seele, jede auf ihre Art. Sie stülpen dem Grau ihre Ästhetiken über, nehmen den Raum ein mit ihren Gesprächen, während sie draußen darauf warten, dass drinnen große Kultur passiert.

    Und so hören 17.000 Fans Ateez zu und kreischen, während nebenan der Film „Girls on Wire“ der chinesischen Regisseurin Vivian Qu läuft und mit vornehmem Applaus bedacht wird. Der Uber-Platz ist da längst wieder verwaist. Nur die Absperrgitter für die K-Pop-Fans vor der Konzerthalle und ein paar Berlinale-Bären erinnern noch an einen kurzen Moment der Lebensfreude an diesem toten Ort.

    #Berlin #Friedrichshain #Mühlenstraße #Uber #Taxifilmfest

  • Rigaer Straße in Friedrichshain : Vermummte greifen Polizisten mit Feuerwerk an
    https://www.berliner-zeitung.de/news/rigaer-strasse-in-friedrichshain-vermummte-greifen-polizisten-mit-f

    Die Polizei überprüft am Freitagabend in der Rigaer Straße mehrere Aktivisten. Morris Pudwell

    Pourquoi le journal n’écrit-il « Vermummte Polizisten greifen mit Feuerwerk an » ? On est tellement habitué aux images du monde entier de policiers camouflés en train d’agresser des manifestants avec des grenades explosives qu’un titre de journal qui affirme le contraire nous semble d’abord peu vraisemblable. Soit, c’est un reporteur petit bourgeous quoique sérieux, alors ne le mettons pas en question avec nos partis pris. : A Berlin, Rigaer Straße la police est intervenue pour faire céder le feux d’artifice de quelques personnes qui se sont protégés contre le froid du mois de février.

    Il n’y a eu ni arrestations ni blessés malgré l’hélicoptère et les armes de la police. Un weekend paisible s’annonce.

    Merci chers gardiens de la paix. Qu’est-ce qu’on ferait sans vous.

    8.2.2024 - Etwa 20 Vermummte zünden am Freitagabend in der Rigaer Straße Feuerwerk und besprühen Wände. Als die Polizei kommt, werden die Beamten attackiert.

    In der Rigaer Straße in Berlin-Friedrichshain sind erneut Polizisten mit Feuerwerkskörpern angegriffen worden. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand der Polizei hat es keine Festnahmen gegeben.

    Am späten Freitagabend haben 20 vermummte Menschen Pyrotechnik gezündet und Wände angesprüht, wie die Polizei mitteilte. Im weiteren Verlauf wurde Pyrotechnik auf ein Polizeifahrzeug geworfen. Ob das Auto dadurch beschädigt wurde, ist der Polizei nicht bekannt.
    Angriffe auf Polizisten in der Rigaer Straße: Polizeihubschrauber im Einsatz

    Es war auch ein Polizeihubschrauber im Einsatz, der überprüfen sollte, ob sich eine Person auf einem Hausdach befindet. Es konnte aber niemand ausfindig gemacht werden. Die Polizei ermittelt wegen schweren Landfriedensbruchs.

    Bereits vor wenigen Wochen wurde die Polizei in der Rigaer Straße mit Feuerwerkskörpern angegriffen. Zudem zündeten vermummte Menschen auf der Straße mehrere Tannenbäume an.

    #Berlin #Friedrichshain #Rigaer_Straße #Police #wtf

  • Friedrichshain : Wer wirklich in einer Berliner Notunterkunft für Obdachlose schläft
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/friedrichshain-wer-wirklich-in-einer-berliner-notunterkunft-fuer-ob

    In der Notübernachtung in Friedrichshain kommen unterschiedliche Menschen zusammen. Markus Wächter/Berliner Zeitung

    A Berlin la perte du domicile fixe n’est plus seulement le sort des plus pauvres. Un moment de faiblesse suffit pour être transformé en victime de propriétaires d’appartements sans scrupules. La couche moyenne vit désormais sous la menace constante de pedre tout ce qui constitue une vie « normale ».

    4.2.2025 von Stella Tringali - In einer Notunterkunft schlafen die Ärmsten der Armen in Berlin. Jeder kann dort landen. Ein Besuch am alten Containerbahnhof in Friedrichshain.

    Berliner stellen sich Obdachlose oft so vor: in einem Schlafsack unter der Brücke, mit zerzaustem Haar, Nadel im Arm oder Erbrochenem um den Mund. Doch ist es nicht das Bild, das sich in der Notunterkunft am Containerbahnhof der Berliner Stadtmission zeigt. Dort, in der warmen, aufgeräumten Traglufthalle, sitzen Menschen, die aussehen wie ein Student in einem hippen Friedrichshainer Café oder der freundliche Opa im Rollstuhl in der U-Bahn. Vereint sitzen sie auf Bierbänken, schlürfen ihr Chili con Carne. Manche spielen Tischtennis, klatschen sich ab oder sitzen am Laptop, haben Kopfhörer in den Ohren. Von der Kuppel hängt noch ein Herrnhuter Stern von Weihnachten, an den Wänden hängen Zeichnungen, die obdachlose Menschen zeigen. Auf einem dunklen Sofa liegt ein Mann und spielt auf seinem Handy.

    Es wirkt beinahe wie in einem Hostel hier am Containerbahnhof hinter dem Ring-Center. Doch sind diese Menschen dort eben keine Touristen. Sie sind obdachlos. Am Tag sind sie auf den Straßen, in den U-Bahnhöfen oder in den Shoppingcentern der Hauptstadt unterwegs. Um 5.30 Uhr werden sie geweckt und zwei Stunden später müssen sie wieder auf die Straße. Viele stehen um 19.30 Uhr wieder in der Warteschlange, um kostenfrei in einem Vierbettzimmer unterzukommen. Während der ersten Stunde können sich nur diejenigen registrieren, die am Vorabend eine Reservierungsmarke haben.

    Danach können sich neue Gäste anmelden und ihr Gepäck abgeben. Der Schichtleiter schaut nach, ob die Menschen Läuse oder Krätze haben. Außerdem werden Taschen nach Alkohol, Drogen und Waffen durchsucht. Anders als in anderen Notunterkünften müssen die Gäste der Berliner Stadtmission nicht nüchtern sein und können auch ihre Haustiere mitbringen. Für schwere Alkoholiker ist es mitunter lebensgefährlich, über Nacht nüchtern zu sein. „Es darf aber niemand in unseren Einrichtungen konsumieren“, sagt Barbara Breuer von der Stadtmission. „Denn wir wollen hier keine wilden Partys.“

    Neuköllnerin: So schlitterte sie in die Obdachlosigkeit

    Dort in Friedrichshain können obdachlose Menschen sich jede Nacht in 70 Betten vor der Kälte schützen. Das ist ein neues Konzept, denn vor Mai letzten Jahres waren jeden Winter noch 120 Betten verfügbar. Warum also weniger Plätze, obwohl sie dringend benötigt werden? Der Grund: Diese Unterkunft beherbergt nun zwar weniger Menschen, soll diesen aber den Start in ein neues Leben ermöglichen. Finanziert wird das Projekt durch die Senatsverwaltung für Soziales im Rahmen des Integrierten Sozialprogramms (ISP). So bietet die Unterkunft ihren Gästen schwerpunktmäßig das gesamte Jahr über sozialpädagogische Beratung an. „Die führt hoffentlich bei vielen dazu, sie nachhaltig zurück ins Hilfesystem und in ein unabhängiges Leben zu vermitteln“, erklärt Barbara Breuer.

    Wenn früher während der Wintersaison täglich neue Menschen zur sicheren und warmen Übernachtung in der Traglufthalle kamen, konnte nur selten erfolgreiche Sozialarbeit stattfinden. „Bei 70 obdachlosen Gästen, die auch länger in der Halle verweilen dürfen, können wir etwas an der Lebenslage verändern, sofern sie das wollen“, sagt Barbara Breuer. Dafür haben sie erst einmal zehn Tage Zeit. Wer im Beratungsprozess ist, darf länger bleiben. Gemeinsam mit einer Sozialarbeiterin können sie dann die ersten Schritte planen. Viele benötigen Hilfe bei Anträgen zur Rentenversicherung, Suchtmittelabhängige werden zum Entzug ermutigt. Aber auch Kostenübernahmen für Wohnheimgruppen zu bekommen, ist nicht einfach, aber nötig, um in Projekte wie Housing First vermittelt werden zu können. Wer hier mitmacht, kann auch den Aufenthalt verlängern.

    „Ich bin durch Behördenwillkür aus meiner Wohnung vertrieben worden“, sagt Suzana Lamprecht. Die Frau mit dem langem, dunklen Haar setzt den Löffel an und schlürft den roten Eintopf. Dann holt sie ihr Smartphone aus der Jackentasche und sucht nach einem Bild. Ein Foto ihres Klingelschilds an der Wohnung in Berlin-Buckow, aus der sie im April mit „Polizei und Gerichtsvollzieher“ geworfen wurde. Vorher habe sie die Miete gemindert, weil kein Warmwasser mehr geflossen sei. Die gebürtige Serbin, die mehrfach betont, seit 50 Jahren Deutsche zu sein, erzählt, dass sie lange als Sozialassistentin in Neukölln gearbeitet habe. Sie sagt, sie habe durch die Ex-Klienten gelernt, dass sie kein Einzelfall sei. Drei Kinder habe sie in der Wohnung großgezogen. In der Notunterkunft teilt sie sich ein Zimmer mit einer Ukrainerin.

    Den Schlüssel für den Briefkasten habe sie noch immer, aber eben nicht für die Wohnung, erklärt sie. Das Schloss wurde ausgetauscht. Seit Dezember schläft sie nun hier. Tagsüber verbringt sie die Zeit in Shoppingcentern. Sie trinke nicht, konsumiere nicht, randaliere nicht. Deshalb falle sie in den Einkaufszentren nicht auf. Aber: „Das Leben ist teurer, ein Kaffee oder eine Brezel auswärts zu essen, kostet jeden Tag sehr viel Geld“, sagt Suzana Lamprecht. Sie hat jetzt gegen die Räumung geklagt. „Ich wünsche mir, dass jemand mal für mich aufsteht.“

    Insgesamt betreibt die Berliner Stadtmission drei Notunterkünfte für obdachlose Menschen in Berlin. Knapp ein Drittel der Gäste sind deutsche Staatsbürger. In der Saison 2023/2024 wurden in diesen Unterkünften 50.306 Übernachtungen gezählt. In kalten Nächten sind die Notunterkünfte stark überbelegt. Diese Notunterkunft am Containerbahnhof ist die einzige in Berlin, die zumindest barrierearm ist. Barrierefreie Unterkünfte gebe es nicht, sagt Barbara Breuer. Dabei wurden in der vergangenen Saison 74 Rollstuhl fahrende oder anders mobilitätseingeschränkte Gäste allein in den Unterkünften der Stadtmission gezählt. Auf der Straße leben weitaus mehr. Sie fallen durch das Raster. Und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln kann ihnen nicht ausreichend geholfen und auf ihre Bedürfnisse eingegangen werden.

    Darum opfern Berliner ihre Zeit für die Menschen in Not

    Noch bevor die Gäste eintreffen, werden die Aufgaben verteilt. Wer sitzt bei der Registrierung, wer steht in der Küche? Es gibt Festangestellte und ehrenamtlich Engagierte, ohne die die Notübernachtung nicht betrieben werden könnte. Paula Kurz gehört zum sogenannten Medi-Team. Schon während ihres Medizinstudiums an der Charité hat sie sich neben Studium und Nebenjob zusätzlich ehrenamtlich am Containerbahnhof engagiert und die Gäste medizinisch versorgt.

    „Oft sind das Schnitt- oder Platzwunden, die sich viele auf der Straße zuziehen“, sagt die auf Innere Medizin spezialisierte Ärztin. In dem Behandlungsraum steht auch ein Ultraschallgerät, weil die Menschen häufig mit Schmerzen im Bauchbereich zu kämpfen haben, sagt sie. Doch es ist kein Ehrenamt mit großen Erfolgserlebnissen: „Es gibt viele regelmäßige Besucher, bei denen es keine gesundheitlichen Fortschritte gibt“, sagt sie.

    Während Paula Kurz einen Patienten verarztet, schnippelt Jana am Essensausgabetresen die Tomaten für den Salat. Hinter einer Scheibe liegen belegte Brote, einfache Schrippen, Salate und Salami, außerdem gibt es jeden Abend ein frisch gekochtes, warmes Eintopfgericht. Das wird vom Kältebus aus der Lehrter Straße angeliefert. Jana arbeitet im Marketing, und ist ehrenamtlich hier, für einen Abend alle zwei Wochen. Wieso investieren Berliner ihre Freizeit in dieses Projekt? „Ich habe zu Schulzeiten bei der Tafel gearbeitet, und ich wollte hier auch mithelfen und anpacken“, sagt Jana. Sie wohne in Friedrichshain und für sie ist die Unterkunft nicht weit entfernt. „Ich werde durch die Arbeit dankbar für mein Leben. Davon will ich etwas zurückgeben.“

    Ein 30-jähriger Mann holt sich eine Schüssel Eintopf bei Jana ab. Dann setzt er sich mit einem älteren Mann an die Bierbänke. Sie sprechen und lachen. Der jüngere ist ausgebildeter Verwaltungsfachmann, hat dann sein Abitur für beruflich Qualifizierte gemacht und war bis zuletzt Student für Sportwissenschaften und Deutsch auf Lehramt in Berlin. Der gebürtige Bielefelder jobbte nebenbei und lebte in einer WG des Studentenwerks, für die er eine Immatrikulationsbescheinigung einreichen musste. Durch hohe Schulden im dreistelligen Bereich bei der Krankenkasse habe er den Studienplatz samt Zimmer verloren. Tagsüber verbringt er die meiste Zeit in Friedrichshain, ist „hier und da“, sagt er. Er möchte nicht seinen vollständigen Namen sagen, wie viele.

    Obwohl die meisten gern zusammensitzen, gehen sie dann auch getrennte Wege. Eine schick gekleidete Frau sprüht sich im Badezimmer noch ein wenig Parfüm auf die Handgelenke. Dann geht sie in ihr Zimmer im Frauenbereich und schließt die Tür. Sie ist Russin, hat mit ihrem Mann in Zehlendorf gelebt. Als er starb, konnte sie alleine die Miete für die Wohnung nicht mehr bezahlen. Einem anderen Gast wurde der Ausweis geklaut. Er arbeitet auf dem Bau und findet in Berlin keine günstige Wohnung. In der Notunterkunft der Berliner Stadtmission sind sie gleich: Sie alle sind Menschen, die dasselbe Essen bekommen, sich in gespendeten Handtüchern abtrocknen und in baugleichen Betten schlafen. Bis sie morgens wieder geweckt werden und wieder ohne Obdach auf der Straße stehen.

    #Berlin #Friedrichshain #logement #sdf

  • Clubsterben in Berlin: Eine Schneise der Verwüstung
    https://taz.de/Clubsterben-in-Berlin/!6027065


    L Der leere Eingang vom Salon zur Wilden Renate Club. Eigentümer Padovicz hat den nett gemeinten Hinweis am Club der Wilden Renate wohl nicht gelesen   Foto: IMAGO / Emmanuele Contini

    15.8.2024 von Jonas Wahmkow - Der traditionsreiche Technoclub Wilde Renate soll Ende nächsten Jahres schließen. Schuld ist noch nicht die A100, sondern ein dubioser Spekulant.

    D ie Nachricht, dass der Technoclub Wilde Renate wahrscheinlich schon bis zum Ende nächsten Jahres schließen muss, schockiert. Die Renate ist seit ihrer Gründung 2007 aus dem Berliner Nachtleben nicht mehr wegzudenken. Der Club erstreckt sich über mehrere Etagen in einem unsanierten Altbau. Statt riesiger Floors laden liebevoll dekorierte Zimmer sowie ein ausladender und verwinkelter Garten dazu ein, sich in einer verwirrenden wie charmanten Parallelwelt zu verlieren. Dass etwas Vergleichbares an anderer Stelle wieder neu entstehen könnte, ist im durchgentrifizierten Berlin höchst unwahrscheinlich. Wo findet man schon einen unsanierten Altbau?

    Der Grund, den die Be­trei­be­r:in­nen in einer Pressemitteilung am Mittwoch nennen, ist so banal wie frustrierend: Der Eigentümer, der berüchtigte Immobilienhai Gijora Padovicz, will den Mietvertrag mit den Be­trei­be­r:in­nen nicht mehr verlängern.

    „Trotz intensiver Bemühungen, eine Verlängerung des Vertrags oder alternative Lösungen zu finden, müssen sich die Clubbetreibenden der Tatsache stellen, dass die Renate nach diesem Zeitpunkt nicht mehr in ihrer derzeitigen Form bestehen kann“, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Statement des Clubs.

    Padovicz’ Geschäftsmodell besteht darin, heruntergerockte Immobilien billig zu kaufen und etwaige Zwischennutzer:innen, die der maximalen Verwertung im Weg stehen, rabiat zu entmieten. Allein in Friedrichshain sind über 200 Immobilien im Eigentum von Padovicz’ Firmengeflecht. Die Liste an Clubs und Hausprojekten, die dem Profitstreben des Unternehmers in den vergangenen Jahren zum Opfer gefallen sind, kann es durchaus mit der A100 aufnehmen.

    Das Autobahnprojekt droht bekanntlich eine kulturpolitische Schneise der Verwüstung druch Friedrichshain zu ziehen. Das zeigt allein schon die schier endlos lange Liste an bedrohten Projekten: das About Blank, die Neue Zukunft, das Oxi, das Void, die Villa Kuriosum, der Club Ost, die Else und last but not least – die Wilde Renate.
    Meister der Verdrängung

    Doch während der 17. Bauabschnitt der A100 nur auf dem Papier existiert, hat Padovicz bereits wie ein Bulldozer in der Berliner Kulturlandschaft gewütet. Da wäre der Technoclub Rummelsbucht, zwei Mietshäuser und der queere Wagenplatz „Mollies“, die an der Rummelsburger See Luxusneubauten weichen mussten. Oder das queerfeministische Hausprojekt Liebig 34, das 2020 mit einem massiven Polizeiaufgebot geräumt worden ist.

    Latent bedroht ist aktuell auch das Watergate an der Oberbaumbrücke. Wie schon bei der Renate verdoppelte Padovicz 2017 kurzerhand die Miete und brachte den Club in existenzielle Schwierigkeiten. Auch im Wiesenweg 1–4 am Lichtenberger Gleisdreieck will der Immobilienunternehmer hoch hinaus. Dort, wo jetzt der Oxi-Club sein Zuhause hat, soll bald ein Büroturm entstehen. Ob der Klub an dem Standort gehalten werden kann, ist unklar.

    Die Frage ist, was Padovicz mit dem brüchigen Altbau, der der Wilden Renate ihren Charme verleiht, aber zum Wohnen denkbar ungeeignet ist, überhaupt anstellen will. Zumal die Frage, ob das ganze Gebäude für die A 100 abgerissen werden muss, nach wie vor im Raum steht.

    Einen Ausblick bietet das Schicksal der Liebig 34. Nach oberflächlicher Sanierung verpachtete Padovicz das Haus an einen dubiosen Subunternehmer, der wiederum die Schrottwohnungen zu überhöhten Preisen an Geflüchtete vermietete.

    #Berlin #Friedrichshain #Alt-Stralau 70 #Gastrnomie #Nachtclub

  • Ehemaliges Mauer-Pförtnerhaus an Mühlenstraße: Darum ist Berlins überflüssigste Tür Teil eines Denkmals
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/ehemaliges-mauer-pfoertnerhaus-an-muehlenstrasse-darum-ist-berlins-

    Zwei geheime Türen wie bei Alice im Wunderland. Früher riegelte die Mauer das Pförtnerhaus auf beiden Seiten ab.Markus Wächter_

    Mir war der Kiosk lieber als das Gedenkgedöns.

    26.1.2024 vin Ida Luise Krenzlin - Wohin führten die Türen in der Mauer an der Mühlenstraße? Das ehemalige Pförtnerhaus hat eine besondere Geschichte, die nun wieder auflebt.

    Der Architekt Steffen Obermann stöhnt. Er steht vor dem eröffneten Pförtnerhaus in der Mühlenstraße. „Banale Räume. Keine räumlichen Qualitäten. Ein reiner Funktionsbau.“ Sein Berliner Büro betreut Großprojekte wie die denkmalgerechte Sanierung der Deutschen Oper. Eine komplett andere Liga. Warum also steht Steffen Obermann nun an einem sehr kalten und regnerischen Donnerstag vor diesem unspektakulären Pförtnerhaus?

    Es geht allein um den historischen Wert des Gebäudes. Das Pförtnerhaus stand nämlich auf dem Kolonnenweg, mitten auf dem Todestreifen der Grenzanlage. Die Stiftung Berliner Mauer hat gemeinsam mit der Wüstenrot Stiftung das Pförtnerhaus denkmalgerecht saniert. Es beherbergt einen Besucherpavillon der Stiftung Berliner Mauer.

    Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung, freut sich über das neue Denkmal. Auch er gibt zu, dass es sich hier nicht um die Villa Schminke von Scharoun handelt. Die Stiftung Wüstenrot hat „die kleine Kiste“ trotzdem in ihr Förderprogramm aufgenommen und die denkmalgerechte Sanierung finanziert.

    Blick auf die Grenzanlage an der Mühlenstraße. Das kleine Haus links, das aussieht wie ein Schuppen, ist das Pförtnerhaus. Im Hintergrund der Getreidespeicher. Die Arbeiter mussten durch das Pförtnerhaus, um zur Arbeit zu kommen. Berliner Mauer-Archiv, Hagen Koch

    Zur Eröffnung sprechen Philip Kurz, der Geschäftsführer der Wüstenrot Stiftung, der ausführende Architekt Steffen Obermann und die Leiterin der East Side Gallery, Anna von Arnim. Als Zeitzeugen sind Marianne Birthler und Thomas Klingenstein geladen. Die Politikerin ist in der Warschauer Straße ganz in der Nähe der Grenzanlage aufgewachsen, „500 Meter von hier“. Sie erinnert sich, wie sie an der Hand ihres Vaters über die Oberbaumbrücke ging. „Der hat Kaffee geschmuggelt“, schiebt sie erklärend hinterher. Das war aber vor dem Mauerbau. Der Schriftsteller und Maler Thomas Klingenstein erinnert sich an bedrückende Autofahrten, die Mühlenstraße lang. Trostlos und furchteinflößend hat er die graue Mauerstraße in Erinnerung. Und die Türen? Erinnert sich Thomas Klingenstein an die geheimnisvollen Türen, die in die Mauer eingelassen waren? „Das waren typische verrammelte Türen, wo in der Nähe die Stasi ist.“ Da habe man nicht länger hingeguckt.

    Vor dem denkmalgerecht sanierten Pförtnerhaus stehen Informationsstelen. Die Geschichte geht so: Die Grenzmauer an der Mühlenstraße war sowieso schon besonders, da hier ein Mauertyp die Stadt teilte, der normalerweise nur auf der Westseite der Grenzanlage eingesetzt wurde. Die „Grenzmauer 75“ bestand aus 3,60 Meter hohen Stahlbetonelementen. Zum Abschluss wurde eine runde Betonröhre aufgesetzt. Das waren die typischen Graffiti-Mauern Westberlins.

    Neu eröffnet, denkmalgerecht saniert. Das Pförtnerhaus erzählt die Geschichte des Ortes. Markus Wächter

    Die Ostseite der Grenzanlagen bestand aus den Hinterlandmauern, unauffälliger, oft Häuserwände oder Brandmauern. Da die Protokollstrecke vom Flughafen Schönefeld zum Alexanderplatz über die Mühlenstraße verlief, wurde hier der schickere Mauertyp eingesetzt. Und in diese Mauer waren zwei unauffällige Türen eingelassen, die täglich von vielen Menschen benutzt wurden. Hinter ihnen verbarg sich ein Pförtnerhaus, welches man von der Straße aber noch nicht einmal erahnen konnte.
    Im Pförtnerhaus wärmten sich Volkspolizisten auf

    Dieses Pförtnerhaus hatte zwei Funktionen. Zum einen befand sich mitten auf der Grenzanlage ein Getreidespeicher, der noch benutzt wurde. Die Mitarbeiter mussten durch die Mauertür, am Pförtner vorbei und dann zum Speicher. Dieser wurde extra gut bewacht, mehrere Grenzsoldaten hatten ihre Posten im Getreidespeicher.

    Die zweite Tür war für die Volkspolizisten gedacht, die wegen der Protokollstrecke ihre Posten an der Mühlenstraße hatten. Hinter dieser Polizisten-Tür verbarg sich ein Aufenthaltsraum zum Aufwärmen. Obwohl der Raum sowieso schon klein war, 35 Quadratmeter, war er auch noch geteilt. Eine Mauer, der Architekt zeigt auf Reste an der Decke, teilte den kleinen Raum in die Pförtnerloge, wo die Zivilisten passierten, und den Raum, wo sich die Volkspolizisten aufwärmten. Zwischen den Räumen gab es keinen Durchgang. Beide Räume hatten jeweils eine kleine Toilette. Die Volkspolizisten mussten zudem durch vergitterte Fenster auf die Grenzanlage schauen, denn das war ja nicht ihr Einsatzgebiet. Es gab aus ihrem Kabuff auch keine Tür zur Grenzanlage.

    Eine graue und trostlose Flucht längs der „Grenzmauer 75“. Gut zu sehen ist das Pförtnerhaus mit dem vergitterten Fenster. Dahinter wärmten sich die Volkspolizisten auf. Dahinter im Anschnitt der Speicher und dahinter das Universal-Gebäude, gebaut als Kühlhaus für Eier. Markus Wächter

    Eine graue und trostlose Flucht längs der „Grenzmauer 75“. Gut zu sehen ist das Pförtnerhaus mit dem vergitterten Fenster. Dahinter wärmten sich die Volkspolizisten auf. Dahinter im Anschnitt der Speicher und dahinter das Universal-Gebäude, gebaut als Kühlhaus für Eier.

    Eine graue und trostlose Flucht längs der „Grenzmauer 75“. Gut zu sehen ist das Pförtnerhaus mit dem vergitterten Fenster. Dahinter wärmten sich die Volkspolizisten auf. Dahinter im Anschnitt der Speicher und dahinter das Universal-Gebäude, gebaut als Kühlhaus für Eier.Markus Wächter

    So weit, so absurd. Nach dem Mauerfall zog eine „Souvenirbude“ ein, die bald von der gut besuchten East Side Gallery profitierte. Die Touristen kauften Fellmützen, Mauerstücke und Grenztürme in Schneekugeln. Die Stiftung Mauer setzte sich dafür ein, dass aus dem „zugerümpelten Kiosk“ mit Mauerfolklore und „Geschichtsverzerrung“ ein Denkmal wird, der über die Geschichte des Ortes informiert.

    Dieses Denkmal dient nun der Stiftung Berliner Mauer als Besucherpavillon. Steffen Obermann verlässt ihn gerne. Er zeigt auf die Mauertür, die ja keine Funktion mehr hat, ein unerträglicher Zustand für einen Architekten. „Das ist wohl die sinnloseste Tür Berlins“, aber sie würde eine wichtige Geschichte erzählen. Und deshalb musste er sie wieder einsetzen.

    #Berlin #Friedrichshain #Mühlenstraße #Mauer

  • 20 Jahre Berghain : Happy Birthday, Hain
    https://taz.de/20-Jahre-Berghain/!6051312

    „Sorry, heute nicht“ : Das Berghain pflegt gern seinen Ruf, „Berlins härteste Tür“ zu haben   Foto : Andreas Pein/laif

    Après 20 annés de party le club Berghain ne cesse d’attirer les foules. C’est le résultat d.une excellente propagande et du fait que cette boîte de nuit n’a jamais fait partie de l’underground véritable des années après 1989. Les habitués y trouvent leur bonheur et les mystères sont intacts. C’est ce qui compte pour durer.

    Am Wochenende feiert das Berghain sein 20-jähriges Bestehen. Der Club ist nicht nur zum Symbol der Technokultur geworden. Er gilt auch als Blackbox.

    Berlin taz | Der Kies knirscht unter den Schuhen mit jedem Schritt in Richtung der kolossalen Industrieruine, aus der die Bässe dröhnen. Metallabsperrungen und ein Türsteher blockieren den Zugang. „Wie alt bist du?“, fragt er musternd. „Warum sollte ich dich reinlassen? Bist du betrunken?“ Ein rotes Licht leuchtet auf, die Entscheidung ist bereits gefallen: „Sorry, heute nicht“, sagt er kopfschüttelnd und deutet auf den Ausgang.

    Es ist eine Abfuhr an „Berlins härtester Tür“, wie sie schon Sido, Elon Musk und halb Berlin erfahren mussten. Die Szene stammt aus dem „Berghaintrainer“, einer Onlinesimulation, die Nut­ze­r*in­nen auf die rigorose Türpolitik des Clubs vorbereitet – weniger ernst gemeint als eine spielerische Auseinandersetzung mit dem Mythos rund um den Club.

    Denn das Berghain in Friedrichshain gilt als Blackbox – ein Status, den das Haus um jeden Preis beibehalten will. Mit der Presse spricht das Berghain grundsätzlich nicht. Das hauseigene Label Ostgut, Booker, DJs lehnen ein Gespräch mit der taz ab. Ein strenges Fotoverbot soll verhindern, dass Bilder aus den Innenräumen nach außen gelangen. So bleibt das Berghain, das an diesem Wochenende Geburtstagsjubiläum feiert, auch 20 Jahre nach seiner Eröffnung ein Mysterium.

    Entstanden ist der Club Anfang der 2000er Jahre als Nachfolger des Ostguts, eines Clubs, nicht sonderlich weit weg von der jetzigen Location, der allen Geschlechtern offenstand, sowie des Laboratorys, das sich an schwule Männer richtete. 2003 wurde das Ostgut abgerissen, an seiner Stelle steht heute die Uber Eats Arena. Am 18. Dezember 2004 eröffnete es als Berghain, dessen Name sich aus dem Bezirksnamen Friedrichshain-Kreuzberg ableitet. Ein neues Zuhause fand es in den ehemaligen Hallen des Heizkraftwerks Friedrichshain, die dazu entkernt und umgebaut wurden.

    Berghain entwickelt eigenen Sound durch Resident DJs

    Das Berghain besteht aus verschiedenen Floors: der großen Berghain-Halle, der Panoramabar, der Kantine, dem Laboratory, dem Garten und der Säule. Die Musik variiert je nach Floor: „Oben in der Panoramabar ist es verspielter. Unten ist es auf die Fresse“, sagt Ronald Krüger*, der seit 14 Jahren Stammgast im Berghain ist. Der Club setzte von Anfang an darauf, einen eigenen Sound zu entwickeln und baute dazu eine Gruppe von Resident-DJs und Labels auf. Eine „Residency“ pflegt auch das Berliner Independent-Label Live From Earth, das seit einigen Jahren eigene Partys dorthin bringt.

    Teil davon ist auch Leo Altaras. 2022 legte er unter dem Namen „Alcatraz“ erstmals in der Panoramabar auf und gehört seitdem häufiger zum Line-up. Seine Musik beschreibt er als Electropop, zunehmend spiele er energetischen Trance und Progressive House. „Die Akustik im Berghain ist der Hammer“, sagt der 24-Jährige. „Besonders im Low-Frequency-Bereich hört man Dinge, die man woanders nicht hört.“

    Das Berghain ist bekannt für das sogenannte Funktion-One-System, das die akustisch herausfordernde Ruine mit ihren 18 Meter hohen Decken mit kraftvollem Sound und hochwertigen Bässen füllt. 2017 wurde das Soundsystem in der Panoramabar rundüberholt, 2024 auch das in der Halle im Berghain.

    Für Isa*, eine Berlinerin, die seit 6 Jahren ins Berghain geht, ist es vor allem der Sound, der die Erfahrung besonders macht. „Natürlich ist es architektonisch toll, aber vor allem ist die Anlage richtig krass“, sagt die 26-Jährige. „Auf dem Dancefloor ist es nicht zu laut und nicht zu leise. Man kann sich bei voller Lautstärke gut unterhalten – wobei das nicht gern gesehen wird.“
    Das Berghain ist für DJs ein Ort künstlerischer Freiheit

    Neben dem Soundsystem schätzt Leo Altaras die künstlerische Freiheit, die ihm beim Auflegen in der Panoramabar geboten wird. „Man kann sich musikalisch ausprobieren. Die Gäste haben Ahnung von Musik, aber lassen sich auf andere Nischen ein und sind bereit für Neues. Wenn man sich als DJ etwas überlegt, wird das mit offenen Armen begrüßt“, sagt er. „Das Berghain ist ein Ort der künstlerischen, aber auch allgemeinen Freiheit.“ Und natürlich ein sehr sexueller Ort.

    Der Club ging aus der schwulen Sex- und Fetischpartyreihe „Snax“ im Vorgängerclub hervor. Der Dark­room Laboratory im Erdgeschoss des Hauses ist dabei noch immer Herzstück des Berghains. Für den 56-jährigen Berliner Ronald Krüger sind es vor allem die Begegnungen, auch jenseits des Laboratory, die das Berghain besonders machen. „Man verbringt eine schöne, verbindende Zeit und ist kuschelig miteinander. Das bedeutet nicht unbedingt Sex. Aber Leute, die ein Teil genommen haben, ziehen sich eben an wie Magneten.“

    In anderen Clubs habe er diese Begegnungen nicht. „Im Sisyphos fühle ich mich zu alt, im Tresor ist es zu dunkel und das Kitkat finde ich total scheiße“, sagt Krüger. Dort gehe es eindeutig um Sex. „Die Leute checken sich ab.“ Im Berghain sei das anders: „Alle gucken sich in die Augen. Ich kann zu jedem gehen, ob Mann oder Frau, etwas Nettes sagen und die Person wird sich freuen.“

    Auch für Isa sind die Begegnungen im Berghain ein großer Anziehungsfaktor: „Es ist unglaublich, wie viel Liebe im Raum ist. Man ist nie allein, wenn man nicht will.“ Das liege auch am großen, vertrauten Stammpublikum. „Diese Menschen halten über Tage die Stimmung aufrecht und geben viel Energie rein.“ In anderen Clubs gebe es das nicht. „Vielleicht, weil sie nicht die gleiche Anziehungskraft haben.“ Für Isa besteht sie darin, dass das Berghain „roher und subkultureller“ ist als andere Technoclubs. „Die Welt drinnen ist eine andere – komplett abgekapselt von außen.“
    Die Realität nach dem Rausch ist hart

    Auch Krüger bezeichnet den Club als „Paralleluniversum mit einzigartiger Warmherzigkeit“. Das gelte jedoch nur für die Stunden, in denen man drin ist. „Danach zerplatzt es wieder. Dann verlässt du den Schuppen, bist ziemlich druff und brauchst erst mal zwei Tage, um wieder klarzukommen.“

    Bekannt ist das Berghain eben auch für exzessiven Drogenkonsum. Immer wieder kursieren Gerüchte von Gästen mit Überdosis, die kollabieren oder sterben. Im Berghain-Kanal des Internetforums Reddit warnen Gäste vor gefährlichen Drogen, die umhergehen, oder Needle-Spiking, dem heimlichen Injizieren von Drogen bei Clubgästen.

    Gleichzeitig eröffnet der Drogenkonsum erst die magische Dimension des Clubs, findet Krüger. Mit 43 Jahren nahm er im Berghain das erste Mal Drogen: „Was da passiert, ist sonst nicht zu begreifen. Ich hatte die euphorischsten Erlebnisse im Rausch von Ecstasy, elektronischer Musik und Tanzen.“ Das sei auch gefährlich. „Das Berghain kann eine Droge werden“, sagt Krüger. Das gelte vor allem, wenn man mit Alltag, Job oder Beziehung nicht so zufrieden ist. „In solchen Phasen renne ich 5 Sonntage nacheinander hin, wie so ein Bekloppter.“ Momentan geht er alle 2 Wochen hin.

    Ob sich in den vergangenen 14 Jahren viel verändert hat? Krüger glaubt nicht. „Viele alte Stammgäste mosern rum, dass früher alles viel geiler gewesen sei.“ Auf den Zug könne er nicht aufspringen. „Touristen hat es schon immer gegeben und auch musikalisch hat sich nicht viel verändert.“ Zwar seien Getränke und Eintritt teurer geworden, aber „alles im Rahmen“.
    Clubsterben in Folge von Kostensteigerungen

    Die Berliner Clubszene hat mit enormen Kostensteigerungen zu kämpfen, etwa im Produktionsbereich, für Energie und Mieten, aber auch bei den Lohnkosten. Laut einer Befragung der Clubcommission aus dem November beträgt der Umsatzeinbruch der Clubs im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 55 Prozent, der Gewinn reduzierte sich sogar um 61 Prozent. Viele Clubs mussten daher schließen. Andere versuchen sich zu halten, müssen die gestiegenen Kosten jedoch teilweise auf die Gäste abwälzen – so auch das Berghain.

    „Früher hat ein Ticket von Samstag bis Montag 10 Euro gekostet“, erinnert sich Krüger. Heute liegt der Eintritt bei 25 Euro, mit Ausnahmen an besonderen Tagen wie Silvester oder dem Jubiläumswochenende. „Durch die Berghain-Gerüchteküche geistert, dass der Eintritt zum Jubiläum 70 Euro kostet“, erzählt Krüger. „Aber dafür wird einem auch viel geboten.“

    Es legen Stars des Berliner Technos wie Ben Klock, Norman Nodge, Marcel Dettmann und rund 70 weitere DJs auf. „Es ist ein absolutes Hammer-Line-up. Es wird legendär“, schwärmt Isa. Die Feier beginnt am Freitag und endet Montagfrüh. Krüger plant, ausgeschlafen am Samstagabend hinzugehen. „Und dann reicht’s auch. Dann gehe ich nach Hause und komme erst mal nicht wieder.“

    *Namen von der Redaktion geändert

    #Berlin #Friedrichshain #Am_Wriezener_Bahnhof #culture #histoire
    #anniversaire

  • Verkehrswende in Berlin: Ein Hauch von Neapel
    https://taz.de/Verkehrswende-in-Berlin/!6040036


    „Es ist eine Frage der Zeit, bis hier Ratten auftauchen“, sagt ein Hausmeister aus der Nachbarschaft   Foto: Stefanie Loos

    17.10.2024 von Torsten Landsberg - Die Petersburger Straße soll schöner und sicherer werden. Den Umbau zahlt das Land Berlin, der Bezirk freut sich über einen Beitrag zur Verkehrswende.

    Die Petersburger Straße soll schöner und sicherer werden. Den Umbau zahlt das Land Berlin, der Bezirk freut sich über einen Beitrag zur Verkehrswende.
    „Es ist eine Frage der Zeit, bis hier Ratten auftauchen“, sagt ein Hausmeister aus der Nachbarschaft   Foto: Stefanie Loos

    Berlin taz | Mühsam schiebt ein Mann in Arbeitshose und Schutzschuhen eine große Wertstofftonne über ruckeliges Pflaster. Der Deckel lässt sich nicht mehr schließen, er liegt auf Müllsäcken auf. Die letzte Abholung ist ausgefallen. Immer wieder bleibt die Tonne am Bauzaun hängen, der sich an der Petersburger Straße entlangzieht und einen schmalen Gehweg vom bereits aufgerissenen Bürgersteig trennt.

    Die verbleibenden Meter bis zur nächsten Nebenstraße zieht er die Tonne hinter sich her, dann stellt er sie neben anderen Behältern ab, aus denen der Müll quillt. „Am Telefon hieß es, morgen wird abgeholt“, sagt er. Als Hausmeister betreut er eine Liegenschaft in der Petersburger und eine weitere in einer der angrenzenden Straßen, beide rund 200 Meter entfernt. „Wir werden sehen.“

    Seit rund einem Monat ist die Petersburger Straße in Friedrichshain zwischen Bersarinplatz und Landsberger Allee eine Großbaustelle. Eine Fahrtrichtung ist komplett gesperrt, der Verkehr wird auf die Gegenrichtung umgeleitet. In drei Bauabschnitten soll die Verkehrstangente auf beiden Seiten sichere Fahrradspuren erhalten, neue Bäume sollen gepflanzt und die Parkplätze reduziert werden. Das Senatsprojekt kostet rund 15 Millionen Euro, für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist es ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätswende. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant.

    Bei Baumaßnahmen dieser Größenordnung macht etwas voreilig der Begriff von Chaos die Runde. Die einen beklagen, ihr Auto nun weiter von der eigenen Haustür entfernt parken zu müssen, andere sind aufrichtig besorgt um ihre Geschäfte. Tatsächlich müssen sich momentan alle Ver­kehrs­teil­neh­me­r:in­nen etwas labyrinthartig fortbewegen, ob zu Fuß, auf dem Rad oder im Auto. Für Menschen, die körperlich eingeschränkt sind, ist die Überquerung der aufgerissenen Petersburger Straße kaum möglich.

    Wollen wir alle eine lebenswertere Stadt und mehr Verkehrssicherheit haben, entstehen auf dem Weg dorthin Hürden, die sich kaum vermeiden lassen. Allerdings gibt es auch solche, denen sich mit etwas Weitsicht vorbeugen ließe. Aber Berlin und Großprojekte, das ist bekanntlich so eine Sache.
    Unerreichbare Sammelstellen

    Der Flächendruck im Viertel ist hoch. Zugeparkte Ecken und Halteverbotszonen in den Nebenstraßen sind seit Jahren die Regel und sowohl Polizei als auch Ordnungsamt bekannt. Parkraumbewirtschaftung gibt es hier nicht, weshalb hier auch Ortsfremde gerne ihre Anhänger oder Wohnwagen abstellen, oft monatelang. Selbst ohne benachbarte Großbaustelle sind Müllabfuhren wegen Platzmangels schon unverrichteter Dinge abgefahren.

    Die Bauarbeiten haben die Lage nicht eben entspannt, mehr als 500 Parkplätze fallen während der Bauzeit weg. Die Fahrzeuge drängen nun in die schon vorher vollen Nebenstraßen. Die Rechnung ist einfach: Wenn wenig Raum ein Problem ist, spitzen mehr Autos auf dem gleichen Raum die Lage zu. Maßnahmen, um den Druck abzumildern und die Zuwegung der Straßen sicherzustellen, wurden nicht getroffen.

    Nun kann eine Debatte über Müll in Berlin schnell spießig wirken, gerade in Friedrichshain, wo es zum guten Ton gehört, vergilbte Matratzen auf der Straße abzulegen. Andererseits zählt die Müllentsorgung zur Daseinsvorsorge und sollte eine gewisse Priorität genießen. Auf die Frage, ob während der Bauzeit Abstimmungen zwischen Senat, Bezirk, Polizei und Müllabfuhren erfolgen, antwortet Michael Herden, Sprecher der Senatsverwaltung für Verkehr, mit Nachdruck: „Ja, natürlich, sehr eng und intensiv.“ Auch Informationen an die Müllabfuhrunternehmen seien vorab erfolgt.

    Die BSR bestätigt das auf Anfrage. Für die Liegenschaften auf der Petersburger Straße seien Sammelstellen am Ende der Nebenstraßen eingerichtet worden. Beim Entsorger Alba, der im Viertel Wertstoff- und Papiertonnen abholt, klingt das anders: „Zu den Baumaßnahmen liegen uns keine Informationen seitens der Senatsverwaltung oder des Bezirksamts vor“, sagt Unternehmenssprecher Matthias Hochstätter. Auch von der Baufirma sei keine Koordination zur Abfallentsorgung erfolgt.

    Um an die Sammelstellen zu kommen, müssen die Fahrzeuge die Nebenstraßen sowieso erst mal erreichen. Weil das momentan Glückssache ist, warten in den angrenzenden Straßen verwaiste Mülltonnen auf ihre Leerung: auf den Gehwegen, zwischen Autos, auf der Fahrbahn, mitten im Fußgängerüberweg einer Ampel. „Es ist eine Frage der Zeit, bis hier Ratten auftauchen“, sagt der Hausmeister aus der Nachbarschaft. Wer will, kann sich beim Anblick an Neapel erinnert fühlen, wo sich der Müll in den 2010er Jahren mehrfach wochenlang auf den Straßen türmte.
    Sackgasse ohne Schild

    Den Verkehrsfluss erschweren weitere Baustellen. Hier wird eine Fassade energetisch saniert, dort ein Dach. In der parallel zur Petersburger verlaufenden Ebertystraße entsteht auf einem Eckgrundstück ein Neubau. Die Fahrbahn ist in eine Richtung gesperrt, die Durchfahrt verboten. Bis vor Kurzem ließ sich die Stelle noch durch eine Nebenstraße umfahren. Die ist jetzt gesperrt, aber niemand hat ein Sackgassenschild aufgestellt.

    Also fahren Autos ein, bis sie nicht weiterkommen und an unübersichtlichen Stellen und auf engem Raum drehen müssen – Fahrrad- und entgegenkommendem Fließverkehr zum Trotz. Manche biegen in die Nebenstraße ab, die keine Wendemöglichkeit bietet, weshalb sie rückwärts wieder rausfahren. Andere ignorieren das Einbahnstraßenschild und fahren einfach durch. Einen Unfall gab es bereits, ein Transporter stieß frontal gegen ein SUV. Keine Baustelle zwingt Verkehrsteilnehmer:innen, Regeln zu missachten. Es schadet aber auch nicht, die Gefahren durch angemessene Beschilderung zu reduzieren.

    Die Zuständigkeiten über das Berliner Straßennetz verteilen sich auf das Land und die Bezirke. Für die Petersburger Straße als Teil der Bundesstraße 96a ist das Land Berlin zuständig. Somit fällt die Sanierung in den Verantwortungsbereich der Senatsverwaltung für Verkehr. Was in den Nebenstraßen passiert, ist eigentlich Bezirkssache – abgesehen von Maßnahmen, die unmittelbar mit der Baustelle zusammenhängen.

    Das Land Berlin als Bauherr hat die bauausführende Firma mit der „Einrichtung der Verkehrsführung während der Bauzeit“ betraut, sagt Sprecher Michael Herden. „Die Organisation vor Ort ist vertragliche Leistung des Auftragnehmers für die Bauhauptleistungen zur Errichtung der neuen Verkehrsanlage.“ Zum Umfang der Leistungen gehöre auch die tägliche Prüfung des reibungslosen Verkehrsmanagements. Mit anderen Worten: Wenn die Baufirma keine Probleme meldet, gibt es auch keine.
    Keine Meldung, keine Probleme

    In Gesprächen, aus denen nicht zitiert werden kann, wird deutlich, dass alle beteiligten Akteure um die Probleme wissen. Nur so wirklich zuständig will niemand sein. Der Bezirk lässt die Frage nach der Kommunikation zum Senat unbeantwortet und verweist an die Senatsverwaltung, die wiederum die Kontrolle der Baustelleneinrichtung an das Unternehmen vergeben hat, das auch für deren Umsetzung verantwortlich war. Ein Behörden-Pingpong, das erahnen lässt, warum der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) die Verwaltungsreform zur Mutter aller Vorhaben erkoren hat.

    Ob diese Reform die aktuellen Probleme verhindert hätte, steht auf einem anderen Blatt. Denn offenbar hakt es nicht nur in der Kommunikation zwischen Senat und Bezirk, sondern auch innerhalb des Bezirksamts. Dort heißt es auf Anfrage, das Ordnungsamt sei über den Beginn der Baumaßnahmen und den daraus resultierenden Kontrollbedarf informiert worden. Mitarbeitende des Ordnungsamts berichten dagegen, sie hätten vom Beginn der Bauarbeiten erst aus der Presse erfahren.

    Anweisungen, die Gegend verstärkt zu kontrollieren, um Zuwegung und Verkehrssicherheit sicherzustellen, gab es laut Bezirks­amt trotz des identifizierten Kontrollbedarfs nicht. Womöglich eine Kapitulation vor der Realität, denn es fehlt an Personal. Im Ordnungsamt ist von einer extrem dünnen Personaldecke die Rede. Zuletzt hätten im Allgemeinen Ordnungsdienst häufig nur zwei oder drei Teams zur Verfügung gestanden, also maximal sechs Leute – wohlgemerkt für ganz Friedrichshain-Kreuzberg, den dichtestbesiedelten Bezirk der Stadt.

    Dabei wäre es ganz einfach, sich abseits der formalen Zuständigkeiten ein Bild von der Lage zu machen. Ein Teil des Bezirksamts – darunter das Büro der Verkehrsstadträtin – liegt direkt am Bersarinplatz, wo die Baustelle beginnt. Und wenn gar nichts mehr hilft, bleibt immer noch das Vorbild Neapel. Dort hatten An­woh­ne­r:in­nen einst die Müllberge aus Protest in Brand gesteckt. Zumindest das Problem mit der Abholung hatte sich damit erledigt.

    #Berlin #Friedrichshain #Verkehr #Peterburger_Straße #Bersarinplatz #Verkehr #Müll #Stadtentwicklung #Verkerhswende

  • SEZ in Berlin-Friedrichshain: Zwangsräumung läuft aktuell
    https://www.berliner-zeitung.de/news/sez-in-berlin-zwangsraeumung-laeuft-polizei-berlin-leistet-amtshilf

    Das SEZ in Berlin-Friedrichshain: Das Gelände wurde am Dienstag zwangsgeräumt. Markus Wächter

    Byebye #SEZ

    Sport- und Erholungszentrum
    https://www.openstreetmap.org/way/24266185

    (24266185)
    Version #20

    vom Gertichtsvollzieher geöffnet und im Grundbuch auf BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH eingetragen

    Edited about 11 hours ago by Gnurpsnewoel
    Changeset #157336449

    Tags
    addr:city : Berlin
    addr:housenumber : 77
    addr:postcode : 10249
    addr:street : Landsberger Allee
    amenity:events_venue
    building : sports_hall
    contact:phone : +49 30 400 4890
    contact:website : http://www.sez-berlin.com
    disused:leisure : sports_centre
    name : Sport- und Erholungszentrum
    operator : BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH
    operator:type : building
    short_name : SEZ Berlin
    wheelchair : no
    ikidata : Q1509008
    wikimedia_commons : Category:SEZ (Berlin)
    wikipedia : de:Sport- und Erholungszentrum
    Nodes : 76 nodes

    1.10.2024 von Christian Gehrke - Nach dem Streit mit dem früheren Eigentümer hat das Land Berlin am Dienstag das SEZ in Friedrichshain zwangsräumen lassen. Unsere Reporter waren vor Ort.

    Das ehemalige SEZ in der Landsberger Allee in Berlin-Friedrichshain wurde am Dienstag zwangsgeräumt. Die Polizei leistete dazu Amtshilfe und war mit 60 Kräften vor Ort. Der Gerichtsvollzieher und die Polizisten trafen gegen neun Uhr ein. Die Räumung dauerte bis etwa 16.30. Die Tür des Gebäudes wurde für die Zwangsräumung aufgeflext. Das Land Berlin darf nach einem langen Rechtsstreit wieder über das Gebäude verfügen. Doch der ehemalige Eigentümer Rainer Löhnitz soll den Zugang zum Gelände verweigert haben, hieß es. Ob Löhnitz auch am Dienstag vor Ort war, ist unbekannt. Gesehen wurde er jedoch weder von der Polizei noch von den anwesenden Pressevertretern.

    Polizeisprecher Martin Halweg sagte auf Anfrage der Berliner Zeitung am Dienstagvormittag: „Es kam zu keiner Gegenwehr oder Störungen, weder im Gebäude noch davor. Der Gerichtsvollzieher konnte das Gelände betreten und seines Amtes walten.“ Weil das gesamte Gebäude mit zahlreichen Räumen 47.000 Quadratmeter sehr groß sei, habe sich die Übernahme durch den Gerichtsvollzieher über mehrere Stunden hingezogen. Auch mehrere Nebengebäude sowie das gesamte Außengelände musste begangen werden, so Halweg.

    „Das Objekt wurde nun vollständig an das Berliner Immobilienmanagement (BIM) übergeben. Ein Sicherheitsdienst übernimmt die weitere Sicherung“, teilte der Sprecher weiter mit.

    Die Polizei Berlin ist am Dienstag mit 60 Leute vor Ort, um die Räumung zu begleiten. Markus Wächter/Berliner Zeitung

    Viele Erinnerungen hängen an dem früheren Sport- und Erholungszentrum (SEZ) Markus Wächter/Berliner Zeitung

    Die Schlösser werden teils mit Gewalt geöffnet.Markus Wächter/Berliner Zeitung

    Ein Facharbeiter flext für den Gerichtsvollzieher und die Polizei die Tür auf. Markus Wächter/Berliner Zeitung

    Die Polizei begleitet die Zwangsräumung am Dienstag: Trauriges Ende für das frühere DDR-Vorzeigebad Markus Wächter/Berliner Zeitung

    Neben dem Gerichtsvollzieher war die Chefin des BIM, Birgit Möhring, vor Ort sowie frühere Mieter des Gebäudes. Auch Vertreter des Landes Berlin begleiteten die Räumung.

    Viele Menschen im Osten identifizieren sich mit dem früheren Sport- und Erholungszentrum (SEZ). 1981 von Erich Honecker eröffnet, musste es 2002 schließen. Dementsprechend groß war die Trauer bei Menschen, die die Räumung begleiteten. „Schade, dass es abgerissen wird. In den 80ern war ich mal da. Leider ja wie so viele alte DDR-Gebäude. Mir wäre es lieber, sie würden es wieder aufbauen. Gibt ja nur noch wenige solche Orte. Unsereiner wird da ja leider nicht gefragt“, sagte Manfred Kossakowski. Der 65-Jährige arbeitet bei einem Schlüsseldienst und unterstützte die Polizei und den Gerichtsvollzieher bei der Zwangsmaßnahme am Dienstag.
    Wann wird das SEZ in Berlin-Friedrichshain abgerissen?

    Leer stehende Räume des ehemaligen Spaßbades wurden bis zuletzt vermietet. Diese Mieter und SEZ-Fans wehren sich gegen Zwangsräumung mit Petitionen und Demos. Natürlich wollen sie auch einen Abriss, für den es noch keinen Zeitplan gibt, stoppen. Bei der Zwangsräumung am Dienstagmorgen waren jedoch keine Demonstranten zu sehen. Lediglich gegen 14 Uhr kamen knapp 20 Personen eines Unterstützervereines des SEZ, so Polizeisprecher Halweg. „Das war aber keine Demonstration, sie haben sich nur das Geschehen angeschaut und sind dann wieder verschwunden.“ Es sei habe auch keine Ausrufe, Sprechchöre oder Transparente gegeben, so Halweg weiter.

    Das Grundstück in Friedrichshain war 2003 vom Land Berlin unter Mithilfe des damaligen Finanzsenators Thilo Sarrazin an Löhnitz verkauft worden – für einen symbolischen Euro. Das renommierte DDR-Freizeitbad, das nach der Wende jahrelang Verluste machte, war im Dezember 2002 geschlossen worden. Der Käufer wurde damals verpflichtet, bis 2007 wieder einen Badebetrieb im SEZ zu schaffen. Doch irgendwie stockten die Pläne. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit um die Nutzung und einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) verfügt das Land seit vergangenem Jahr nun wieder über das Grundstück. Anfang 2024 wurde bekannt, dass Berlin das Haus abreißen möchte, um Hunderte Wohnungen und eine Schule zu bauen.

    Eine Umsetzung des Bebauungsplans, für den der Abriss des SEZ notwendig ist, bedeute nicht, dass die Geschichte des Ortes negiert werde, heißt es vonseiten des Senats. Es sei eine Studie zur historischen Entwicklung des Standorts erarbeitet worden, die für die Dokumentation der Entwicklung des Bereiches eine Grundlage darstellen könne. Vor dem Abriss des Gebäudes werde deshalb geprüft, ob wesentliche identitätsstiftende Merkmale erhalten werden könnten.

    #Berlin #Friedrichshain #Leninallee #Dimitroffstraße #DDR #Landsberger_Allee #Sport #Stadtentwicklung #Privatisierung #Rekommumalisierung
    #Geschichte

  • Nimmt Uber in Berlin u(e)berhand?
    https://www.radioeins.de/programm/sendungen/der_schoene_morgen/kommentar/hajo_schumacher_uber_berlin.html

    Fr 22.3.24 Mit der Uber Arena, der Uber Eats Music Hall und dem Uber Platz in Berlin-Friedrichshain hat es sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, den Besuchern ein noch besseres und einmaliges Eventerlebnis auf allen Ebenen zu bieten. Und ab heute ist Uber offiziell der Namenspartner der Veranstaltungsorte. Die Mercedes-Benz Arena ist damit Geschichte. Nimmt Uber in Berlin damit u(e)berhand?

    https://rbbmediapmdp-a.akamaihd.net/content/40/bd/40bd56fe-d75a-4e6f-b068-065d4a9a9783/8b2e551c-c49b-4474-ac00-4e0efdaaa4c7_daf44733-c4c5-4ffa-889

    Hajo Schumacher ist Chefkolumnist der Funke Mediengruppe.

    Hinweis: Kommentare stellen grundsätzlich eine Meinungsäußerung der Kommentator*innen dar und entsprechen nicht automatisch der Einschätzung der Redaktion.

    #Berlin #Friedrichshain #Uber-Platz #Uber

  • Berliner Gebietsreform 1938
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Verwaltungsgeschichte_Berlins


    Grenzänderungen der Berliner Bezirke zum 1. April 1938

    Aus heutiger Sicht zeigt die Karte einen Bezirk zuviel, dafür fehlen ein bzw. zwei neue im Osten der Stadt.

    Mit Wirkung zum 1. April 1938 wurden zahlreiche Begradigungen der Bezirksgrenzen sowie einige größere Gebietsänderungen vorgenommen. Dabei kamen unter anderem

    – die Siedlung #Eichkamp vom Bezirk Wilmersdorf zum Bezirk #Charlottenburg
    – der westliche Teil von #Ruhleben vom Bezirk Charlottenburg zum Bezirk #Spandau
    - der nördlich des #Berlin-Spandauer_Schifffahrtskanal s gelegene Teil der #Jungfernheide vom Bezirk Charlottenburg zu den Bezirken #Reinickendorf und #Wedding
    - #Martinikenfelde vom Bezirk Charlottenburg zum Bezirk #Tiergarten
    – das Gebiet um den #Wittenbergplatz und den #Nollendorfplatz vom Bezirk Charlottenburg zum Bezirk #Schöneberg
    – das Gebiet südlich der #Kurfürstenstraße vom Bezirk #Tiergarten zum Bezirk Schöneberg
    – ein großer Teil des #Grunewald s vom Bezirk #Wilmersdorf zum Bezirk #Zehlendorf
    – ein Teil von #Dahlem vom Bezirk Zehlendorf zum Bezirk Wilmersdorf
    - der östliche Rand des Bezirks Zehlendorf (in Dahlem nur ein schmaler Streifen, sich in Richtung Süden verbreiternd bis hin zu einem größeren Gebiet im Südosten) zum Bezirk #Steglitz
    - #Späthsfelde vom Bezirk #Neukölln zum Bezirk #Treptow
    – Bohnsdorf vom Bezirk Köpenick zum Bezirk Treptow
    #Oberschöneweide und die #Wuhlheide vom Bezirk #Treptow zum Bezirk #Köpenick
    - die westlich der #Ringbahn gelegenen Gebiete von #Boxhagen-Rummelsburg und #Friedrichsberg vom Bezirk #Lichtenberg zum Bezirk #Friedrichshain, damals #Horst-Wessel-Stadt.
    - #Wilhelmsruh vom Bezirk #Reinickendorf zum Bezirk #Pankow
    - das Gebiet um die #Wollankstraße westlich der Berliner #Nordbahn vom Bezirk Pankow zum Bezirk #Wedding.

    Bereits in den Jahren 1928 und 1937 war es zu Verschiebungen zwischen Schöneberg und Tempelhof gekommen.

    Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs machte die sowjetische Militärverwaltung aus heute unbekannten Gründen #Friedenau zwischen dem 29. April und dem 30. Juni 1945 zum 21. Bezirk mit Willy Pölchen (KPD) als Bezirksbürgermeister; danach wurde Friedenau wieder wie vorher ein Ortsteil von Schöneberg. Entsprechend bestand in der Zeit das #Amtsgericht_Friedenau.

    #Berlin #Geschichte #Verwaltung #Bezirke #Nazis

  • Neue Uber-Arena in Berlin: Tschüss, Mercedes-Benz Arena!
    https://www.bz-berlin.de/berlin/friedrichshain-kreuzberg/neue-uber-arena-in-berlin-tschuess-mercedes-benz


    Der neue Schriftzug am Freitagmittag Foto: Sven Meissner

    22.3.2024 von Johannes Malinowski - Die Mercedes-Benz Arena in Friedrichshain ist seit Freitagvormittag Geschichte!

    Am frühen Morgen rückte ein Kran an, um den großen Schriftzug des Stuttgarter Autobauers an der Fassade zu demontieren. Gegen 8.30 Uhr war die Arena dann namenlos. Am Vorabend hatte Rapper Bushido das letzte ausverkaufte Konzert in der Merceds-Benz Arena gegeben.


    Mit einem Kran wurde der Mercedes-Benz-Schriftzug am Freitagmorgen entfernt
    Mit einem Kran wurde der Mercedes-Benz-Schriftzug am Freitagmorgen entfernt Foto: Stefanie Herbst

    Ab sofort ist der Fahrdienstleister Uber Namenspate der größten Konzerthalle der Hauptstadt. Eigentümer Anschutz hatte im Januar eine langfristige Partnerschaft bekannt gegeben. Die benachbarte Verti Music Hall heißt seit Freitag Uber Eats Music Hall. Und auch der Bereich zwischen den Hallen wird von Mercedes-Platz in Uber-Platz umbenannt.


    Auch der Schriftzug an der ehemaligen Verti Music Hall wurde entfernt. Sie heißt seit Freitag Uber Eats Music Hall
    Auch der Schriftzug an der ehemaligen Verti Music Hall wurde entfernt. Sie heißt seit Freitag Uber Eats Music Hall Foto: Stefanie Herbst

    Am Freitagabend weihen die Eisbären dann die alte Halle unter neuem Namen Uber Arena mit dem Spiel gegen die Adler Mannheim ein.

    Zur Eröffnung 2006 hieß die Halle o2-, seit 2015 Mercedes-Benz Arena.

    Berlins Taxifahrer kritisieren das Geschäftsmodell von Uber und anderen Fahrdienstleistern. Am Freitagabend planen sie einen Protest mit 50 Fahrzeugen vor der umbenannten Konzerthalle.

    #Berlin #Friedrichshain.#Mercedes-Platz #Taxi #Uber

  • Protest-Performance im Knast-Look: Taxifahrer demonstrieren in Berlin-Friedrichshain gegen die Uber-Konkurrenz
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/protest-performance-im-knast-look-taxifahrer-demonstrieren-in-berlin-fr


    Taxifahrer wurden am Freitagabend zu Schauspielern: Sie protestierten gegen die Umbenennung des Mercedes-Platzes und der beiden Veranstaltungsorte in Berlin-Friedrichshain.

    22.3.2024 von Alexander Conrad

    Die wohl skurrilste Demonstration der vergangenen Woche bot am Freitagabend das Berliner Taxigewerbe anlässlich der an diesem Tag vollzogenen Umbenennung der Friedrichshainer Mercedes-Benz-Arena in Uber-Arena. In Kostümen führten dabei Taxifahrer eine kurze Theaterperformance auf, die Message war klar: „Uber raus!“

    So tönte es immer wieder per Lautsprecher aus dem ersten Wagen einer Reihe von etwa 20 Taxis, die in der Mühlenstraße aufgefahren waren. Ursprünglich waren 50 Fahrzeuge auf dem Mercedes-Platz angekündigt worden, der an diesem Tag ebenfalls in Uber-Platz umbenannt wurde. Auch heißt die Verti-Music-Hall jetzt Uber-Eats-Music-Hall. Die Umbenennungen hatte eine Woche zuvor der Eigentümer der Arena, die Anschutz Entertainment Group, zusammen mit Uber angekündigt.

    Trotz Regenschauern war der Platz vor der Arena gut gefüllt. Johlende Jugendliche, die in der Schlange auf ein Konzert eines Rappers warteten, und Fans der Berliner Eisbären, die am Abend in der Arena spielten, bekamen jedoch wenig von dem Trubel mit, der sich einige Meter weiter an der Straße abspielte.

    Klaus Meier, der federführende Mann hinter der Performance, setzte seine Ziele für den Abend hoch: „Ich will die Welt vor der Uber-nisierung retten.“ Nachdem einige Powerpoint-Slides, die mit dramatischen Übergangseffekten über eine im Wind wehende Leinwand geflimmert waren, garniert mit Sprüchen wie „Wer muss sich da nicht Uber-geben“ oder durchgestrichenen Logos von Weltkonzernen, kam es zum Höhepunkt der Veranstaltung.

    Als Sträflinge verkleidete Taxifahrer zogen an einem Tau ein mit Uber-Eats-Tüten zugekleistertes Fahrzeug über den Bürgersteig, aus der Menge kam eine ältere Frau zu rockiger Musik in einem kurzen schwarzen Lederoutfit mit Batmansymbol, schmiss einen Hammer auf den Boden und machte sich daran, das Fahrzeug von dem grünen Verpackungsmaterial zu befreien. Gestalten in Regenbogenanzügen oder mit Fellkostümen samt Mäuseohren kamen ihr zu Hilfe.

    Die bunten Klamotten sollten wohl für Vielfalt stehen, die Schriftzüge „Taxi Lobby“,„IHK“ oder „LABO“, die improvisiert mit Tape auf den Rücken geklebt wurden, für die Verbände, die das Taxigewerbe unterstützen – so deutete es ein beteiligter Mitarbeiter des Unternehmens Taxi Berlin.

    Als der letzte Uber-Schriftzug entfernt worden war, kam darunter ein Taxi zum Vorschein. Auf dem Fahrersitz hatte wohl seit Stunden ein Mann in Handschellen ausharren müssen, der nun unter Beifall von der als Heldin agierenden Frau befreit wurde und mit dem Taxi davonfuhr. „Taxi ist Kultur“ zierte die Seite des in die Freiheit fahrenden Vehikels.

    Das sah auch der SPD-Abgeordnete Tino Schopf so, der vor Ort seine Solidarität mit dem Berliner Taxigewerbe ausdrücken wollte. „Wenn’s nach mir ginge, hätte ich den Platz nach Marlene Dietrich benannt“, sagte er. „Das ist ein Platz mit zwei großen kulturellen Veranstaltungsorten, der nun nach einem Konzern benannt wurde.“ Dessen Geschäftsmodell beruhe auf Sozialdumping, das sei eine Schande. „Wir müssen die Berliner Kultur beschützen.“ Ob das gebotene Taxi-Theaterstück auch unter seinen Kulturbegriff fällt, blieb offen.

    #Berlin #Friedrichshain #Mühlenstraße #Uber #Taxi #Theater #Kultur

  • Adé, Mercedes-Benz: Berlin hat jetzt eine Uber Arena
    https://www.morgenpost.de/bezirke/friedrichshain-kreuzberg/article241950290/Ade-Mercedes-Benz-Berlin-hat-jetzt-eine-Uber-Arena.html
    https://img.sparknews.funkemedien.de/241950288/241950288_1711123464_v16_9_1200.webp
    Der neue Schriftzug ist angebracht: Seit Freitag gibt es in Berlin die Uber Arena.

    22.3.2024 von Patrick Goldstein, Jessica Hanack - Berlin. Die Mercedes-Benz Arena in Berlin ist Geschichte. Am Freitag wurden neue Schilder montiert. Taxifahrer protestieren gegen neuen Namen.

    Nach rund achteinhalb Jahren ist die Zeit der Mercedes-Benz Arena in Berlin zu Ende gegangen. Seit Freitag heißt die größte Veranstaltungshalle der Hauptstadt offiziell Uber Arena. Das Heimspiel der Eisbären Berlin gegen die Adler Mannheim war das erste Event, das in der Halle mit neuem Namen stattfand. Dass der amerikanische Fahrtenvermittler die Namensrechte erworben hat, hatte Uber-Deutschland-Chef Christoph Weigler im Januar in der Berliner Morgenpost bekanntgegeben. Umbenannt wurden in dem Zusammenhang auch die bisherige Verti Music Hall in Uber Eats Music Hall sowie der Mercedes-Benz Platz in Uber Platz. Uber Eats ist der Essenslieferdienst des Unternehmens.

    Die Umbauarbeiten hatten bereits in den vergangenen Tagen begonnen, der neue Uber-Schriftzug wurde am Freitag an der Veranstaltungshalle montiert. Knapp 34 Meter breit, fünf Meter hoch und 5,7 Tonnen schwer ist dieser dem Unternehmen zufolge. Auch der gesamte Internetauftritt der Arena samt Adresse der Website ist bereits an den neuen Namensgeber angepasst. Am Freitagnachmittag war die Stimmung auf dem Platz geprägt von Baulärm. Zwei Kräne und ein Mann in einer Hubarbeitsbühne waren für die Installationsarbeiten am neuen Schriftzug im Einsatz. Neben dem Eingangsbereich war indes ein Handwerker lautstärk und Funken sprühend mit der Flexsäge am Werk. Es galt, einen passenden Rahmen für einen Geldautomaten zu schneiden – der noch vor der Veranstaltung am Abend fertig werden sollte.

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    Die Buchstaben für den neuen Namen „Uber Arena“ wurden am Freitag zur Veranstaltungshalle gebracht und montiert. © Uber

    Passantin in Berlin: „Mercedes-Benz Arena gefiel mir besser“

    Die 30-jährige Lisa eilte am Freitag mit einer englischsprachigen Begleiterin vorbei, auf dem Weg zurück zum Arbeitsplatz in einer der Zalando-Niederlassungen in der Nähe des Uber Platz. Kurz blieb sie stehen, um ein Bild vom neuen Schriftzug zu machen. Was sie mit der Halle verbindet? „Hier habe ich die Backstreet Boys, Shirin David und Kendrik Lamar gesehen“, so die Frau aus Tiergarten. Sie hängt dem alten Namen des Veranstaltungsorts nach. „Dieser Uber-Schriftzug ist irgendwie hässlich“, findet sie. „Mercedes-Benz Arena gefiel mir besser.“

    Die bisherige Verti Music Hall trägt bislang noch keinen neuen Schriftzug. Dafür ist aber die alte Bezeichnung noch auf einem Betonpfahl installiert. Drei Dutzend Fans standen am Freitagnachmittag vor dem Eingang, um die ersten zu sein, die ins abendliche Konzert des kasachischen Rappers Scriptonit kommen. An den Türen hinter stand da bereits der neue Name des Veranstaltungsorts: Uber Eats Music Hall.

    Uber kündigte auch ein neues Mobilitätskonzept für die Arena an

    Uber-Deutschland-Chef Christoph Weigler hatte zur Motivation, weshalb die Namensrechte erworben wurden, gesagt, dass man in der Hauptstadt weiter wachsen und bekannter werden wolle. Gleichzeitig soll auch ein neues Mobilitätskonzept entwickelt werden, um den Verkehr rund um die Arena besser zu lenken. Am Freitag sagte Weigler: „Wir sind überzeugt, dass wir mit unseren Services das Eventerlebnis in der Hauptstadt über viele Jahre bereichern werden.“

    Dass die Arena einen neuen Namen bekommt, hat seit dem Bekanntwerden der „langfristigen Partnerschaft“ zwischen Uber und der Anschutz Entertainment Group (AEG) als Eigentümerin der Veranstaltungshalle für Kritik gesorgt. Aus dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gab es schnell ablehnende Äußerungen. Der verkehrspolitische Sprecher der Berliner SPD-Fraktion, Tino Schopf, hat diese anlässlich der erfolgten Umbenennung erneuert.

    Er verweist auf „Lohndumping, Sozial- und Steuerbetrug im Mietwagengewerbe“ und dass sich das Geschäft für Mietwagenunternehmen auf der Vermittlungsplattform kaum wirtschaftlich betreiben lasse. Fahrerinnen und Fahrer seien so, trotz Vollzeit-Arbeit, auf staatliche Leistungen angewiesen. „Dass sich nun sowohl die Arena als auch die Music Hall, also zwei große Event-Aushängeschilder der Stadt, ausgerechnet mit dem Namen eines solchen Unternehmens schmücken, sollte sowohl beim Eigentümer der Locations als auch bei den Berlinerinnen und Berlinern kein Grund zur Freude sein“, so Schopf.

    Taxifahrer protestieren in Häftlingskleidung gegen „Uberisierung Berlins“

    Am Freitagabend haben auch Berliner Taxifahrer gegen die Umbenennung der Halle protestiert. Für Taxifahrer ist die Umbenennung der Mercedes-Benz-Arena in Uber-Arena ein Affront gegen ihre Branche. Kriminelle Machenschaften und Lohndumping sind die Hauptvorwürfe, die sie dem Fahrtenvermittler Uber machen. Ihren Frust demonstrierten sie am Freitagabend mit einer Art Theater-Performance. In Häftlingskleidung und mit Eisenkugel am Fußgelenk zogen Protestierende ein Taxi-Auto über den Gehweg an der Mühlenstraße vor der Konzerthalle. Das Fahrzeug war über und über mit Müllsäcken bedeckt und wurde erst von den Demonstranten mit theatralischen Gesten davon befreit. „Taxi ist Kultur“ war auf den Autotüren zu lesen.
    Berliner Taxifahrer protestierten in Häftlingskleidung vor der Uber-Arena.

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    Berliner Taxifahrer protestierten in Häftlingskleidung vor der Uber-Arena. © Julia Lehmann

    „Wir finden es unzulässig, dass sich ein Konzern mit organisierter Kriminalität derart im öffentlichen Raum verankern darf“, sagte Taxifahrer und Sprecher für die Aktion Klaus Meier. „Und dabei wollen wir uns aber gleichzeitig blendend amüsieren.“ Unterstützt wurde er von etwa 40 Teilnehmern aus der Taxi-Branche. Die Demonstration war angemeldet und wurde von der Polizei begleitet.
    Klaus Meier erläuterte vor Ort, dass die günstigen Preise, die Uber für seine Fahrten anbiete, nur auf illegalem Wege möglich seien. „Die Fahrer verdienen schwarz dazu und Uber schafft dafür die Voraussetzungen“, so Meier. So sei es auch möglich, dass viele weiterhin Sozialleistungen bekämen.

    Unterstützung kam vom Taxi- und Mietwagenverband Deutschland (TMV). „Die Uberisierung Berlins muss gestoppt werden. Es ist höchste Zeit, dass der Senat dem regellosen Treiben von Uber und Co. in der Hauptstadt Einhalt gebietet und ein Mindestbeförderungsentgelt beschließt“, erklärte Thomas Kroker, Präsident des TMV in einer Mitteilung.

    Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) kündigte vor einigen Wochen an, dass solche Mindestpreise für den Mietwagen-Verkehr geprüft werden. Gemeint sind damit also Fahrten, die etwa über Uber vermittelt werden. Das Festlegen von Mindestpreisen wurde durch eine Novelle des Personenbeförderungsgesetzes möglich, Berlin hat – wie die meisten Kommunen in Deutschland – bislang aber keinen Gebrauch davon gemacht.

    #Berlin #Friedrichshain #Mühlenstraße #Uber #Taxi #Theater #Kultur

  • Aus Mercedes-Benz-Arena wird Uber-Arena: Berliner Taxigewerbe will gegen Umbenennung protestieren
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/aus-mercedes-benz-arena-wird-uber-arena-berliner-taxigewerbe-will-gegen

    19.3.2024 von Alexander Conrad - Das Berliner Taxigewerbe demonstriert am Freitag gegen die Umbenennung der Mercedes-Benz-Arena in Uber-Arena. Das teilte Taxi Berlin mit. „Uber steht aus unserer Sicht leider für fehlende Mindestlöhne und Sozialdumping. Und gerade erst hat sich herausgestellt, dass Uber, Bolt und Co auch über 1000 illegal operierende Mietwagen vermitteln. Dagegen richtet sich unser Protest“, erklärte Taxi-Berlin-Geschäftsführer Hermann Waldner.

    Die Teilnahme von 50 Taxis ist für die Protestaktion genehmigt. Zwischen 17 Uhr und 21.30 Uhr findet die Veranstaltung auf dem Mercedes-Platz in Friedrichshain statt. Um 19 Uhr soll es eine Performance geben.

    Am vergangenen Freitag hatte die Anschutz Entertainment Group, der Eigentümer der Arena, gemeinsam mit Uber die geplante Umbenennung informiert, die ebenfalls am Freitag durchgeführt werden soll. Auch die Verti-Music-Hall wird in diesem Zuge in Uber-Eats-Music-Hall umbenannt sowie der angrenzende Mercedes-Platz in Uber-Platz.

    In der Veranstaltungshalle, die je nach Veranstaltung bis zu 17.000 Besuchern Platz bietet, finden regelmäßig Konzerte weltberühmter Musiker statt. Zudem spielen die Eisbären Berlin in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und die Basketballer von Alba Berlin dort ihre Heimpartien. Im Januar fanden in der Mercedes-Benz Arena auch Spiele der deutschen Nationalmannschaft bei der Handball-Europameisterschaft statt.

    2008 wurde die Halle unter dem Namen O2 Arena eröffnet. Seit 2015 heißt sie Mercedes-Benz Arena.

    #Berlin #Friedrichshain #Mühlenstraße #Mildred-Harnack-Straße #Hedwig-Wachenheim-Straße #Mercedes-Platz

    #Uber #Taxi #Theater #Schwarzarbeit #Kriminalität

  • Berliner Mercedes-Benz-Arena: Neuer Name für die Mehr­zweckhalle
    https://taz.de/Berliner-Mercedes-Benz-Arena/!5985391
    So what ?

    26.1.2024 von Jonas Wahmkow - Die Umbenennung der Mercedes-Benz-Arena in Uber-Arena ist auch eine Machtdemonstration. Die größten Kapitalhaufen bestimmen das Bild der Stadt.

    Der freie Markt kann einfach alles besser. Straßenumbenennungen zum Beispiel. So benötigen Berliner Bezirke oft Jahre, um den Namen einer Straße zu ändern, wenn sie nach einem Kolonialverbrecher oder Antisemiten benannt ist. Die Immobilieninvestoren der Anschutz Entertainment Group hingegen schaffen das in nur etwas mehr als zwei Monaten.

    So soll die Mercedes-Benz-Arena ab dem 22. März „Uber-Arena“ heißen, wie die Unternehmensgruppe vergangene Woche bekanntgab. Auch die Fläche vor der Mehrzweckhalle, in der Konzerte und Sportevents stattfinden, wird dann in „Uber-Platz“ umbenannt. Mit im Paket ist auch die Verti Music Hall, die bald „Uber Eats Music Hall“ heißen wird.

    Natürlich erfolgt der Namenswechsel nicht aufgrund etwaiger moralischer Bedenken über den auch zwischen 1933 und 1945 sehr aktiven Automobilkonzern, sondern weil Uber einfach mehr Geld auf den Tisch gelegt hat. Nach O2 und Mercedes Benz ist Uber nun bereits der dritte Namensgeber der Mehrzweckhalle.

    Zum Vergleich: Die Umbenennung der Mohrenstraße benötigte über 10 Jahre aktivistische Arbeit und intensive Diskussion, bis es im Bezirksparlament 2021 eine Mehrheit für die Umbenennung gab. Und die ist aufgrund einer Klage von Anwohnenden immer noch nicht abgeschlossen.

    Der entscheidende Unterschied: Beim Mercedes-Benz-Platz handelt es sich nicht um öffentlichen Straßenraum, sondern um ein Privatgelände. Und der Eigentümer darf mit seinem Eigentum bekanntlich machen, was er will, da müssen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit schon mal zurücktreten.
    Kein Aufschrei in der Stadtgesellschaft

    Für einen großen Aufschrei in der Stadtgesellschaft sorgte die Umbenennung bisher nicht. Das liegt vor allem daran, dass es sich bei dem Quartier um den Mercedes-Benz, Pardon, Uber-Platz um ein relativ neues Stadtviertel handelt, zu dem die meisten Ber­li­ne­r:in­nen bis auf den gelegentlichen Konzertbesuch kaum einen Bezug haben. Anschutz errichtete 2008 die Mehrzweckhalle auf dem ehemaligen Güterbahnhofgelände, das direkt an den Resten der Berliner Mauer liegt. Da der Investor dem Traditionsklub Eisbären Berlin eine neue Heimstätte bot, wurde Anschutz vom Senat hofiert.

    In den darauf folgenden Jahren errichtete der Investor um die Halle herum in bester Citylage gleich gegenüber der East-Side-Gallery eine Art kapitalistischen Todesstreifen: Kaum eine Grünpflanze ziert den Platz, dafür grelle LED-Tafeln, umringt von austauschbaren Systemgastronomiefilialen, Multiplexkino und Bowlingbahn sind natürlich auch mit dabei. Komplettiert wird das Ensemble von futuristischen Bürotürmen, die nach ihren Hauptmietern „Zalando-Tower“ und „Amazon-Tower“ genannt werden. Was der Ausverkauf der Stadt bedeutet, lässt sich an wenigen Orten so gut bewundern wie hier.

    Nur das Taxigewerbe protestierte erwartungsgemäß gegen die Namensänderung. Man können den Uber-Platz ja gleich in den „Platz der Schwarzarbeit“ umbenennen, schlug Michael Oppermann, Geschäftsführer des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbands, in der Branchenzeitung Taxi-Times vor. Die Taxi­branche wirft dem Transportdienstleister Uber vor, mit seinem Geschäftsmodell systematisch arbeitsrechtliche Standards zu umgehen, Lohnkosten zu drücken und somit „organisierte Schwarzarbeit“ zu betreiben.

    Die Umbenennung ist nicht nur ein guter Deal für Anschutz, sondern auch eine Machtdemonstration. Nicht etwa demokratische Entscheidungsprozesse bestimmen das Bild der Stadt, sondern der größte Kapitalhaufen. Was dabei herauskommt, ist selten das Beste für die Allgemeinheit. Aber halt besser für private Investor:innen.

    #Berlin #Friedrichshain #Mediaspree #Mercedes-Platz

  • Uber-Platz in Berlin: Taxi-Fahrer planen Proteste - „Lassen Sie sich überraschen“
    https://www.berlin-live.de/berlin/verkehr/uber-platz-arena-berlin-taxi-fahrer-planen-proteste-id115645.html

    Beitrag enthält Fehler und Mythen, aber auch wichtige Kernsätze.

    24.1.2024 von Felix Grimm - Die Berlin Taxifahrer wollen sich die Umbenennung des Platzes vor der „Uber Arena“ in „Uber-Platz“ nicht gefallen lassen. Was sie jetzt planen:

    Der „Uber-Platz“ ist kein neuer Ort in Berlin. Mit der Namensänderung der Mercedes-Benz-Arena wurde nun auch der Vorplatz der Veranstaltungshalle in Friedrichshain kurzerhand mit umbenannt. Eine Namensänderung, die den Taxifahrern Berlins alles andere als gefällt. Schließlich ist Uber ein großer Konkurrent.

    Die Uber-Fahrer müssen anders als Taxifahrer keinen „Taxischein“ machen und ihre Ortskenntnis nachzuweisen. Das Uber-Unternehmen befolgt auch auch nicht die gleichen, strengen Reglements. Klaus Meier, der die Interessen der Taxifahrer von der „AG Taxi“ bei der Gewerkschaft „Ver.di“ vertritt, hat nun gegenüber BERLIN LIVE Proteste angekündigt.
    Der neue „Uber-Platz“ macht die Berliner Taxifahrer wütend

    Für Klaus Meier steht fest, dass es sich bei Uber um keinen normalen Sponsoring-Deal handelt. Auch wenn er gegenüber BERLIN LIVE feststellt, dass man sich von der Umbenennung durch die Konkurrenz keineswegs einschüchtern lassen will, so fällt sein Urteil drastisch aus:

    „Die ‚Mehrzweckhalle am Ostbahnhof‘ ändert ihre Firmierung. Nicht ändert sich, dass mit Sport- und Kulturveranstaltungen der Ruf eines Gegners von Menschen- und Arbeitnehmerrechten weiß gewaschen werden soll“, so Meier. Seine harsche Kritik am Konkurrenten: „Die Bilanz des Uber-Konzerns bedeutet heute weltweite Verarmung und Zerstörung der Lebensgrundlage von vielen Millionen einfacher Menschen.“
    Taxi-Fahrer-Proteste? – „Die Vorbereitungen laufen“

    Bereits Anfang der Woche hatte sich Michael Oppermann, der Geschäftsführer des Bundesverbands Taxi und Mietwagen e.V., abfällig über das neue Uber-Namenssponsoring geäußert: „Die Umbenennung der Mercedes-Benz-Arena nach einer Plattform, die vor allem durch Korruption und Ausbeutung auffällt, ist schwer erträglich. Manche hatten da wohl die Dollar-Zeichen in den Augen“, so Oppermann gegenüber der Plattform „Taxi-Times“.

    Klaus Meier setzte gegenüber BERLIN LIVE noch einen drauf: „Wir Taxifahrer sind nur das erste Eroberungsziel. Die Plattform will viele weitere Bereiche ‚“‚uberisieren‘. Mit seinem Essenlieferdienst setzt der Konzern den Weg zur Kontrolle zahlreicher Lebens- und Wirtschaftsbereiche fort.“ Auf die Frage, inwiefern die Taxi-Fahrer wegen der Umbenennung des Arena-Vorplatzes nun auf die Straße gehen, äußert sich Meier kämpferisch: „Ja. Die Vorbereitungen laufen. Lassen Sie sich überraschen.“

    Mehr News aus Berlin:

    Für den Taxi-Vertreter ist das Maß voll! Schließlich geht es für viele Taxi-Fahrer um die Existenz, schließlich finden in den beiden am Platz befindlichen Arenen zahlreiche Veranstaltungen statt. Ist der Platz nun bald in Uber-Hand könnten Taxis dort das Nachsehen habe. „Wir befürchten, dass uns durch Bevorzugung von Uber-Mietwagen weitere Fahrgäste abspenstig gemacht werden“, so Meier. „Ob es dazu kommt, werden wir erleben und uns dann wo nötig zur Wehr setzen.“

    Schon jetzt haben sie mit der Uber-Konkurrenz hart zu kämpfen. Die meisten Fahrten, die man über die Uber-App buchen kann, sind deutlich günstiger als Taxifahrten. Das Unternehmen Uber ist in Deutschland seit 2014 tätig.

    #Berlin #Friedrichshain #Mercedes-Platz #Taxi #Uber

  • Uber-Arena – Berlin überschreitet eine rote Linie
    https://www.taxi-times.com/uber-arena-berlin-ueberschreitet-eine-rote-linie

    Ja Jürgen, so isses. Aber, #WTF who cares ?

    Was ist passiert?

    Das Stichwort lautet Mediaspree. Ein Gelände, auf dem die Stadt Berlin sehr gut den Bau eines preiswerten, schönen Wohnviertels hätte realisieren können, wird von der privatisierten Deutschen Bahn an einen internationalen Entertainment-Konzern verramscht. Der verhökert die Namensrechte seiner Neubau-Halle und des privatisierten Platzgeländes ausgerechnet an den Telekommunikationskonzern, der am wenigsten für Netzneutralität, gegen Bespitzelung und Zensur getan hat (2006).

    Oh-Zwo-Halle und O2-Platz waren angesagt. Anschließend durfte sich der Auto- und Rüstungskonzern, Zwangsarbeitsausbeuter und Umweltzerstörer Daimler-Benz verewigen. Die Anschutz Entertainment Group schreibt die Benennung ihrer Sportpalast-Neuauflage anscheinend so regelmäßig aus wie Ikea seine Werbebudgets. Aus dem Oh-Zwo-Ding wurde so die ( 01.7.2015) Daimlerbaracke. Jetzt ist die nächste Verbrecherbande dran (22.3.2024). Uber zahlt zur Zeit am besten. Was solls !

    Uber-shaming

    Wir werden den Ubermenschen aus den Vereinigten Staaten von Silicon-Valleystan und ihren kryptofaschistischen Ayn-Rand-Jüngern noch viele lustige Nietzsche-Zitate um die Ohren hauen können. Mit der U-Hallen-Aktion machen sie sich endgültig zum lächerlichen Freiwild für humorgeneigte Berliner. Dumm jelaufen, wird es bald in Amiland heißen.

    Im Ernst, Sinn der Maßnahme und des vielen Geldes, das vom Weltkonzern unter die Funktionseliten gebracht wird, ist es, den Begriff "Uber"in der Stadt zu verankern. D’accord, kein Problem. Jetzt ist es an uns, die Uberisierung der Lebens- und Arbeitswelt als die Katastrophe zu zeigen, die sie ist.

    Setzen wir auf den brutalen Humor der Crowd-Massen

    Wir müssen nur die Bedeutung des Begriffs „Uber“ drehen. Wer will heute noch als „Nazi-U(e)bermensch“ gelten. Das machen wir mit „Uber“ Solo genauso. Ich freue mich schon auf viele lustige Runden zum Erfinden von Uber-Witzen. Lebt Gerhard Seyfried eigentlich noch? Vielleicht können wir dem einen Auftrag für Uber-Karikaturen verschaffen und die Bilder im Netz freilassen. Die machen sich dann ganz von alleine auf den Weg in die Köpfe.

    Nichts ist besser als laut lachen. Feuer frei, U(e)ber-Lächerlichkeit gepaart mit U(e)ber-Brutalität kommt bei niemand gut an. Des U(e)ber-Kaisers neue Kleider sind Lug und Trug. Man muss nur laut rufen, dass er nackt ist. Auf in den Lach-K(r)ampf !

    Dieses Jahr machen wir es uns nett. Gestern haben wir vor der Berlinale-Pressekonferenz allen Journalistinnen und ihren maskulinen Kollegen unser eigenes Filmfestival vorgestellt und dazu in die Abendschaukamera gequatscht.

    Das TaxiFilmFest
    https://www.taxifilmfest.de

    Man gönnt sich ja sonst nichts.

    Die TAZ hat auch eine Meinung zur Übermenschenhalle.
    https://seenthis.net/messages/1037650

    Jetzt aber erst einmal der wackere Jürgen Hartmann.

    19.1.2024 von Jürgen Hartmann - Berlins große Event-Arena wird ab März 2024 in „Uber-Arena“ umbenannt werden. Es ist der traurige Höhepunkt einer zehnjährigen Entwicklung des US-Fahrtenvermittlers und eine Kapitulationserklärung der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland.

    Der US-Fahrtenvermittler Uber und die Anschutz-Unternehmensgruppe (AEG) als Betreiber der Berliner Mercedes-Benz-Arena haben eine langfristige Partnerschaft verkündet. Dazu zählt unter anderem, dass die bisherige Mercedes-Benz-Arena ab dem 22.3.2024 in „Uber-Arena“ umbenannt wird. Der umstrittene US-Fahrtenvermittler wird damit zum Namensgeber von einer der größten Event-Arenen der Hauptstadt. Das Gebäude wird als Sportstätte für die Heimspiele der Eishockey-Mannschaft „Eisbären Berlin“ sowie des Basketballclubs „Alba Berlin“ genutzt. Zudem finden dort zahlreiche Konzerte mit berühmten Musikern und Künstlern statt.

    Der neue Name ist nicht die einzige Veränderung: Auch der Platz vor der Halle – bisher Mercedes-Benz-Platz- soll dann künftig Uber-Platz heißen. Ebenso wird die Music Hall umbenannt („Uber Eats Music Hall). Zudem will man laut der Aussage des Uber-Deutschland-Chefs Christoph Weigler für die Besucher ein „ganzheitliches Mobilitätskonzept“ entwickeln, so dass man innerhalb der Uber-App auch die anderen Möglichkeiten angezeigt bekommt, wie man zur Arena gelangt. Man wolle gar nicht, dass alle Besucher der Arena mit einem Uber oder Taxi anreisen, sagte Weigler in einem Interview mit der Berliner Morgenpost. Für diejenigen, die mit einem Uber kommen, wolle man die Menschen an den optimalen Orten ein- und aussteigen lassen.
    So könnte ab März die Beschriftung der jetzigen Mercedes-Benz-Arena und des Platzes aussehen.

    Insgesamt, so ist einer aktuellen Uber-Pressemeldung zu entnehmen, sei dieser Deal mit AEG nur eine von vielen Maßnahmen, die man in diesem Jahr plane. „2024 steht bei Uber ganz im Zeichen des zehnten Jubiläums des Unternehmens in Deutschland.“ Man sei als Mobilitätsplattform tief in Deutschland verwurzelt und längst Teil der urbanen Kultur und des Alltags vieler Menschen im Land geworden und habe es sich zur Aufgabe gemacht, allen Menschen den Zugang zu verlässlicher und sicherer Mobilität zu vereinfachen.

    Verschwiegen wird bei dieser rosa gefärbten Selbstdarstellung allerdings, dass die zehnjährige Geschichte von ganz anderen Attributen geprägt ist. Der damalige Markteintritt basierte auf Rechtsbruch, indem man unter Missachtung geltender deutscher Gesetze Fahrten an Privatfahrer vermittelte. Von diesem Weg wich man erst ab, als die App UberPOP juristisch verbieten wurde. Auch weitere Verfahren gegen das Geschäftsmodell von Uber wurden vor Gericht verloren. Ein Verbot der App umging man, indem man nach jedem Urteil mal eben die Vermittlungsparameter modifizierte. Parallel dazu wurde die Politik und Behörden auf allen Ebenen unter dem Deckmantel des Lobbyismus unter Druck gesetzt. Wie raffiniert und ausgeklügelt dieses System funktionierte, machte vor zwei Jahren die Veröffentlichung der Uber-Files deutlich.

    Man muss es so deutlich sagen: Das System Uber kann in Deutschland innerhalb des legalen gesetzlichen Rahmens nicht funktionieren. Ebenso wenig ist die Preisdumping-Philosophie wirtschaftlich tragbar. Weil dem so ist, werden die an Uber angeschlossenen, aber eigenständig agierenden Mietwagenunternehmen in die Schwarzarbeit und zum Steuerbetrug gedrängt. Im letzten Jahr deckte ein Beitrag der ARD-Sendung „Kontraste“ auf, dass dieses System der Schwarzarbeit mittlerweile bandenmäßig praktiziert wird – vor allem in Berlin, in jener Stadt also, deren wichtigste Event-Arena nun auch noch den Namen Uber erhalten soll.

    „Der Deal mit der Anschütz-Gruppe wurde wahrscheinlich direkt im Silicon Valley ausgehandelt“, vermutet Hermann Waldner von Taxi Berlin. Waldner spielt damit darauf an, dass der Hallenbetreiber Anschutz (AEG) ebenfalls ein amerikanisches Unternehmen mit Sitz in Los Angeles ist – Anschutz ist eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Unterhaltung und Sport. Das Unternehmen besitzt und betreibt einige der weltgrößten Stadien, Arenen, Theater sowie diverse Unternehmen, vermarktet und produziert Entertainment-Veranstaltungen. Man besitzt auch einige Sportvereine, darunter auch in Berlin die dortige Eishockey-Mannschaft „Eisbären“.

    Den Deal mit Uber bezeichnet das Unternehmen gegenüber Taxi Times als „umfangreichsten Sponsoringvertrag, den das Unternehmen bisher in Deutschland abgeschlossen hat.“ Über den Preis macht das Unternehmen keine Angaben. Wenn Uber allerdings für die Kooperation mit der Berlinale 600.000 Euro zur Verfügung stellt (Taxi Times berichtete), kann man sich ausmalen, wie viel dann erst eine mehrjährige Namensgebung einer großen Eventhalle finanziell wert ist. Es dürfte sich um mehrere Millionen handeln.

    Eine Eventhalle in der Hauptstadt Deutschlands wird also von einem Unternehmen querfinanziert, dessen Geschäftsmodell auf Rechtsbruch ausgelegt ist, dessen Partner bandenmäßige Schwarzarbeit betreiben unter Ausbeutung von Fahrern in prekären Arbeitsverhältnissen. Genau darauf spielt Michael Oppermann, Geschäftsführer des Deutschen Taxi und Mietwagenverbands (BVTM) als Reaktion auf die Vereinbarung an, wenn er süffisant vorschlägt, den neu geschaffenen „Uber-Platz“ in „Platz der Schwarzarbeit“ umzubenennen. „Dann würden wir künftig Fahrgäste zur Uber-Arena am Platz der Schwarzarbeit fahren, was einen gewissen Charme hätte, und außerdem würde damit dokumentiert, dass Schwarzarbeit – leider – einen festen Platz mitten in Berlin hat. Während das Taxigewerbe heute auch dank strenger Kontrollen und fiskalisierter Taxameter sauber arbeitet, bewegen sich die Uber-Dienste weitgehend im Bereich der organisierten Schwarzarbeit.“
    Michael Oppermann auf dem Platz, der bei einer Umbenennung in „Uber Arena“ dann konsequenterweise „Platz der Schwarzarbeit“ getauft werden sollte. Foto: BVTM

    Auch der Dachverband TMV fragt sich, ob in der Bundeshauptstadt mit Geld eigentlich alles möglich sei und ob es egal sei, woher das Geld käme. Der Berliner Tagesspiegel kommentierte die Pläne mit dem Gerücht, dass „Berlin“ in „UBERlin„ umbenannt werden soll. Der TMV erwartet, „dass die Politik unmittelbar initiativ wird, das Abgeordnetenhaus und der Senat sich mit diesem unglaublichen Vorgang beschäftigt und genauestens geprüft wird, welcher Gelder von wem und ganz besonders auch an wen geflossen sind.“

    Ob die Politik diesem Appell Gehör schenkt? Der Deal mag eine privatwirtschaftliche Vereinbarung sein, er überschreitet aus den bereits ausgeführten Gründen jedoch eine rote Linie. Wenn in der Hauptstadt Deutschlands eine der größten Eventhallen den Namen eines nachgewiesen gegen den Rechtsstaat agierenden Unternehmens trägt, ist das nicht nur ein Affront gegen das Taxigewerbe. Es ist die Kapitulation des Rechtsstaats vor dem Kapitalismus. Und es ist zudem der Verlust des Verbraucherschutzes, denn gerade bei Großevents müssen die Uber-Nutzer mit höheren Fahrpreisen rechnen (Stichwort Surge-Pricing).

    Deshalb wäre es nun an der Zeit, dass das Taxigewerbe dieser Entwicklung entschlossen entgegentritt. Es gibt bereits erste Überlegungen, vor jedem Eisbären bzw. Alba-Heimspiel und vor jedem Konzert eine angemeldete Taxidemo durchzuführen – mit der klaren Forderung, dass Anschutz den Namensvertrag mit Uber wieder auflöst. Wie lange könnte es sich das Unternehmen wohl leisten, dass ihre Veranstaltungen aufgrund von legal und im Rechtsrahmen protestierenden Taxis nur schwer oder gar nicht erreichbar sind? Die (Berliner) Taxibranche müsste für solch einen „Straßenprotest“ viel Energie und Aufwand investieren. Es könnte sich aber lohnen: Wenn man damit tatsächlich den (amerikanischen) Veranstalter in die Knie zwingt, wäre das auch ein deutliches Signal an die Politik, dass sich das Taxigewerbe nicht mehr alles gefallen lässt.

    Und für alle, die es genau wissen wollen, darum geht’s

    Way: Mercedes-Benz Arena (23.1.2024)
    https://www.openstreetmap.org/way/25007895

    Relation: Mercedes-Platz (21.1.2024)
    https://www.openstreetmap.org/relation/8944316

    Kaupert: Mercedes-Platz
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Mercedes-Platz-10243-Berlin

    Allgemeines zu Mercedes-Platz
    Postleitzahl 10243
    Ortsteil Friedrichshain
    ÖPNV Zone A Tram M10, M13 — Bus 140, 142, 147, 240, 347 — U‑Bahn 1 Warschauer Straße — S‑Bahn 5, 7, 75 Warschauer Straße
    Straßenverlauf zwischen Hedwig-Wachenheim-Straße und Mildred-Harnack-Straße, vor der Mercedes-Benz Arena Berlin
    Falk‑Stadtplan Planquadrat M 19-20
    Geschichte von Mercedes-Platz
    Ehemaliger Bezirk Friedrichshain
    Vorheriger Name O2-Platz
    Name seit 01.07.2015
    Mit dem Verkauf der Namensrechte der Multifunktionshalle an Mercedes Benz wurde auch der Privatplatz vor der Arena von O2-Platz in Mercedes Platz umbenannt.

    Mercedes-Platz
    https://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Platz

    Der Mercedes-Platz ist ein Platz im Berliner Ortsteil Friedrichshain zwischen der Mühlenstraße und den Bahnanlagen zum Ostbahnhof in der Nähe der Warschauer Straße und Ostbahnhof. Wichtigstes Bauwerk ist die im hinteren Teil gelegene Mercedes-Benz-Arena. Ab 22. März 2024 wird der Platz in Uber-Platz umbenannt, da sich der Fahrdienstvermittler Uber die Rechte gesichert hat.

    Mercedes-Benz Arena (Berlin)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_Arena_(Berlin)

    Geschichte
    Die Halle wurde auf dem Gelände des ehemaligen Ostgüterbahnhofs an der Mühlenstraße errichtet. Sie ist Teil des umstrittenen Mediaspree-Bebauungsplans, eines Investorenprojekts, das im Rahmen des Senatsprogramms Stadtumbau West Kommunikations- und Medienunternehmen entlang eines Teils des Spreeufers ansiedeln möchte. Der Bauherr und Investor war die Anschutz Entertainment Group, die weltweit Stadien, Hallen und Theater betreibt und bewirbt. Das Unternehmen Telefónica Germany (O2) wurde Namenssponsor der Arena, die in einem Stadtplanungskonzept des Jahres 2001 noch als Berlin National Arena geführt wurde, bereits vor der Grundsteinlegung im Jahr 2006. Über die Laufzeit (10–15 Jahre) gab es unterschiedliche Angaben, ebenso über den Kaufpreis, der zwischen 15 Millionen Euro und einem dreistelligen Millionen-Betrag gelegen haben soll.

    Mediaspree
    https://de.wikipedia.org/wiki/Mediaspree

    Die Planungen stammen überwiegend aus den 1990er Jahren, wurden aber wegen der damals schlechten wirtschaftlichen Lage nur zum Teil umgesetzt. Die Initiatoren sehen in dem Projekt eine große Chance für den Osten Berlins, Kritiker den Ausverkauf seiner wertvollsten Flächen. Als Kriterien für eine nachhaltige Standortentwicklung wurde von Mediaspree definiert:

    Eine öffentliche Ufernutzung,
    Bauten mit öffentlichen Bereichen im Erdgeschoss,
    Mischung aus großflächiger und kleinteiliger Nutzung,
    anspruchsvolle Architekturkonzepte
    Integration von Kunst und Medien.

    Eine gute Zusammenfassung der Stadtentwicklung Berlins seit 1991 gibt es in der dreiteiligen TV-Dokumentation Capital B .

    Capital-B
    https://www.arte.tv/de/videos/RC-024312/capital-b
    Wem gehört Berlin?

    Die Doku-Serie „Capital B“ illustriert die Geschichte Berlins seit dem Mauerfall 1989. Schnell entwickelte sich die Vision einer pulsierenden Metropole, allerdings gibt es bis heute vielfältige Konflikte um die Zukunft dieser Mega-City. Wie wurde Berlin zur Stadt, wie wir sie heute kennen?

    #Berlin #Taxi #Uber #Friedrichshain #Mercedes-Platz #Mediaspree

  • Der geheime SEZ-Architekt Günter Reiß: „Mir blutet das Herz, wenn ich mein Werk heute sehe“
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/der-geheime-sez-architekt-guenter-reiss-li.2175883


    Für unseren Fotografen hat Günter Reiß noch einmal vor dem Gebäude posiert, das er einst entworfen hat. Leicht fiel ihm das in Anbetracht des Zustands des SEZ nicht. Foto Emmanuele Contini

    14.1.2024 von Anne Vorbringer - Dass Günter Reiß die einstige DDR-Badeberühmtheit SEZ geplant und geprägt hat, durfte lange niemand wissen. Jetzt erzählt er seine Geschichte.

    „Der Großstadtbürger verfügt heute über ausreichend Freizeit, die er zunehmend zur Erholung und Entspannung bei sportlicher Betätigung nutzt. Dem Ziel, Einrichtungen für Publikumssport und Freizeitbetätigung im Stadtzentrum von Berlin (DDR) zu schaffen, diente ein im Sommer 1977 erarbeitetes Rahmenprogramm zur Errichtung einer großzügigen Freizeitanlage.“ Dieser Text steht in einem Magazin des Bauunternehmens Hochtief aus dem Jahr 1982. Es geht darin um das SEZ an der Kreuzung Leninallee/Dimitroffstraße (heute Landsberger Allee/Ecke Danziger Straße) in Friedrichshain, das ein Jahr zuvor mit großem Pomp eröffnet worden war.

    Weiter heißt es im Heft: „Kommerzielle Überlegungen standen im Hintergrund, die erholende, entspannende, sportlich-spielerische Wirksamkeit war entscheidend. Das Sport- und Erholungszentrum wurde am 20. März 1981 nach dreijähriger Planungs- und Bauzeit fertiggestellt. Berlin wurde um ein Stück künstlerisch gestalteter Wasser- und Erholungslandschaft reicher.“

    All das ist lange her – und um das SEZ ist es inzwischen schon seit vielen Jahren schlecht bestellt. Jetzt hat der Senat als Wiedereigentümer entschieden, dass der gesamte Komplex abgerissen werden soll. Auf unseren Social-Media-Kanälen und in zahlreichen Leserbriefen, die die Berliner Zeitung in den letzten Tagen erreichten, zeigt sich jede Menge Unverständnis, Traurigkeit, Wut über die Abrisspläne.

    Es hat sich aber auch ein Mann bei uns gemeldet, der in ganz besonderer Weise mit dem SEZ verbunden ist. Günter Reiß, heute 83 Jahre alt, hat das SEZ damals als Architekt bei Hochtief maßgeblich geplant und entworfen. Sein Name ist auch im oben genannten Heft als einer der Entwurfsverfasser genannt. Offiziell aber durfte Reiß lange nicht auftauchen, besonders auf der DDR-Seite nicht. Bis heute ist häufig von schwedischen Architekten die Rede, die das SEZ geplant hätten. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, wie uns Günter Reiß beim Besuch in der Redaktion erzählt.

    Er hat die Pläne von damals mitgebracht, die Originalentwürfe für das SEZ, die seinen Namen tragen. Er breitet sie vor sich auf dem Tisch aus, dann erzählt er seine Geschichte.


    Die Entwürfe sind alle noch da: Günter Reiß zeigt Skizzen und Originalpläne vom SEZ.

    Herr Reiß, wann haben Sie zum ersten Mal von den Plänen für ein neues Sport- und Erholungszentrum in Ost-Berlin gehört?

    Das war 1977, damals arbeitete ich als Architekt bei Hochtief in West-Berlin. Dort erreichte uns ein Schreiben von der Aufbauleitung Sondervorhaben Berlin, die in der DDR prominente Bauprojekte wie den Palast der Republik organisiert hat. Der dortige Chef, Erhardt Gißke, wollte Hilfe von Hochtief bei der Planung eines multifunktionalen Zentrums für Sport und Erholung, eben das spätere SEZ. Also malten wir Pläne, warfen Kreise und Linien aufs Papier, entwarfen die einzelnen Bereiche, schickten Skizzen hin und her, von Ost nach West und zurück. Immer alles schön doppelt, damit in den DDR-Dokumenten nur die Aufbauleitung Sondervorhaben stand, und im Westen eben der West-Konzern Hochtief.

    Als Anfang 1978 die offizielle Ausschreibung vom zuständigen Außenhandelsunternehmen Limex kam, haben unsere Chefs bei Hochtief gesagt, jetzt müssen wir auf den Putz hauen. Also zeichnete ich los, Tag und Nacht, im Büro und zu Hause. In unserer Küche habe ich sogar Gardinenmuster gefärbt. Schließlich bekamen wir den Auftrag, aber mein Name durfte bei den DDR-Offiziellen nicht auftauchen.

    Warum denn nicht, schließlich waren das doch Ihre Entwürfe?

    Ich bin 1972 aus dem Ostteil der Stadt nach West-Berlin geflüchtet. Wenn herausgekommen wäre, dass ein DDR-Flüchtling beteiligt ist, hätte unser Entwurf in dem Wettbewerb keine Chance gehabt. Also wurde der Name nicht genannt. Ich war auch nie auf der Baustelle, war bei der Eröffnung nicht dabei. Ich habe das SEZ, mein Herzensprojekt, erst viel später gesehen.

    Wie konnten Sie, ohne vor Ort zu sein, so ein Prestigeprojekt planen?

    Ich kannte die Ecke sehr gut. In meiner Ost-Berliner Zeit habe ich in der Heinrich-Roller-Straße gewohnt, also nur einen Steinwurf von der Leninallee entfernt. Ein weiterer Vorteil: Als in der DDR ausgebildeter Architekt und Ingenieur kannte ich die Technischen Normen, Gütevorschriften und Lieferbedingungen (TGL), also sozusagen die DIN-Normen des Ostens.

    Warum haben Sie sich damals entschieden, die DDR zu verlassen?

    Ich hatte Freunde in West-Berlin, die uns geholfen haben. Sie haben mit einem österreichischen Spediteur die Fluchtroute über die Tschechoslowakei und Österreich nach West-Berlin organisiert. Ein Jahr später gelang es dann auch, meine Frau nachzuholen. Was soll ich sagen, uns ging es eigentlich gut in der DDR, wir wurden nicht verfolgt oder so was. Ich wollte nicht zur Armee, hatte Bedenken, doch noch eingezogen zu werden. Aber sicher waren wir auch ein wenig arrogant. Wir dachten, auf der anderen Seite der Mauer wartet bestimmt Größeres, Besseres auf uns.

    Und mit dem SEZ haben Sie dann vor der Wiedervereinigung sozusagen schon ein deutsch-deutsches Projekt geplant.

    Ja, nur dass das damals niemand wissen sollte. Doch die eigentliche architektonische Leistung, vom Entwurf über die Ausführungsplanung bis hin zur Statik, die lag bei uns, bei Hochtief. Eine schwedische Baufirma bekam dann den Auftrag für die Ausführung der Stahlbetonarbeiten – nach unseren Entwürfen.

    Jedenfalls habe ich mich damals richtig reingekniet. Als Planer hatte ich das Areal genau vor mir, und auch die Ideen flossen nur so aus mir heraus. Besonders wichtig war mir das Kaskadenbecken. Meine Frau und ich sind viel gereist und waren immer begeistert von Wasserfällen in der Natur. Im SEZ bot sich dieser Geländesprung an: Die Wasserkaskade folgte dem Höhengefälle zwischen dem Wellenbad und der anderen, weiter unten gelegenen Badehalle über verschiedene Becken.

    Wenn man ehrlich ist, war das ein sehr avantgardistischer Entwurf, den die DDR allein nicht hätte umsetzen können. Schon beim Palast der Republik kam ja zum Beispiel der Stahl der Grundkonstruktion aus Schweden. Und so ist im SEZ eben neben Materialien aus Meißen oder vom VEB Stuck und Naturstein, neben organisatorisch-planerischer Expertise aus dem Osten, auch viel Know-how aus dem Westen eingeflossen. Die großen Glasfronten zum Beispiel: Die Scheiben dafür kamen aus Westdeutschland.


    Große Fensterfronten, prismatische Glasdächer, leichte Materialien und ein Außenbecken, in dem man auch im Winter schwimmen konnte: Das SEZ war State of the Art. Fito Peter Meissner

    Was ist aus Ihrer Sicht neben dieser wenig bekannten Zusammenarbeit das Besondere an der SEZ-Architektur?

    Es ist ein offener, moderner Bau mit einer damals sehr fortschrittlichen Wärmerückgewinnungstechnik. Überhaupt haben wir alles auf dem neuesten Stand der Technik geplant, die Eingangsautomatik, die Duschen, die Trennwände, das Beleuchtungskonzept. Die DDR hat sich nicht lumpen lassen, wenn es um ihre Vorzeigeprojekte ging.

    Als das SEZ eröffnet wurde, verglich man es in den Zeitungen mit einem Ufo, das auf einmal gelandet war. Die Entstehung war für DDR-Verhältnisse ungewöhnlich, weil es vorher nicht die üblichen jahrelangen Planungen gegeben hatte. Das lag daran, dass es praktisch eingekauft wurde. Und so war es dann auch nach zwei Jahren Bauzeit schon fertig.

    Nach der Eröffnung wollten alle DDR-Bürger rein, die langen Schlangen vor dem SEZ waren legendär.

    Es war ein Bad für die Bevölkerung. Und es war einfach schön, weil es so viel zu bieten hatte. Nicht nur Badespaß, sondern Eislaufen, Rollschuhlaufen, Gymnastik, Ballsport, Bowling, Restaurants, Kneipen, Theater … Hier wurde gefeiert und geträumt. Das SEZ war so eine Art Karibik-Ersatz.


    Weit mehr als eine Schwimmhalle: Hier sitzen Freundinnen 1988 mit ihren Rollschuhen auf einer Bank und warten auf die nächste Runde.

    Weit mehr als eine Schwimmhalle: Hier sitzen Freundinnen 1988 mit ihren Rollschuhen auf einer Bank und warten auf die nächste Runde.Pemax/Imago

    Dass Sie trotz Ihrer Planung nicht beim Bau und der Eröffnung dabeisein konnten, dass Ihr Name nicht auftauchte, wie war das für Sie?

    Da ich all mein Herzblut für das SEZ aufbrachte, war das sicher nicht immer einfach. Aber ich habe mir von meinen Kollegen immer berichten lassen, wie es auf der Baustelle aussah, habe Fotos vom Rohbau gesehen, wie der VEB Ausbau Berlin nach unseren Skizzen den Innenausbau richtig toll umgesetzt hat.

    Besonders stolz war ich darauf, dass wir für den Brandschutz ohne Asbest auskamen. Als man später nach der Wende nach einem Grund für den SEZ-Abriss suchte, kam Asbest zumindest nicht in Frage, so wie beim Palast der Republik. Wir haben das SEZ mit einem anderen System geschützt, da habe ich mich schon drüber gefreut.

    Ansonsten taucht ja mein Name inzwischen in Architekturführern über die sogenannte Ostmoderne auf – und auch im Wikipedia-Artikel über das SEZ werde ich genannt.

    Wann haben Sie Ihr Werk zum ersten Mal live und in Farbe gesehen?

    Das war 1988, als mein Vater starb. Damals durfte ich zu seiner Beerdigung nach Dresden fahren, und auf der Rückfahrt hielten meine Familie und ich am SEZ. Es war 18 Uhr und wir aßen etwas unten in der Bowlingbahn. Ich fand’s toll, endlich dort zu sein. Es war so, wie ich es geplant hatte.

    Kurz danach fiel die Mauer, nach und nach wurden der Betrieb der Sportstätten und der Veranstaltungsbetrieb eingestellt und fast die gesamte SEZ-Belegschaft entlassen. Auch der Badebetrieb lief nach der Wende nicht mehr so gut. Haben Sie eine Erklärung dafür?

    Die Menschen wollten raus aus Berlin, sie wollten reisen oder in eines der neu erbauten Freizeit- und Thermalbäder nach Brandenburg fahren. Wirtschaftlich war das SEZ nicht mehr zu betreiben. Das war es ja in der DDR schon nicht: Die Eintritts- und Restaurantpreise waren hochsubventioniert und es gab ehrlicherweise viel zu viele Mitarbeiter.


    Den Spaß im Wellenbad ließ sich die DDR was kosten: Die Eintrittspreise waren hochsubventioniert.

    Nun verfällt das Gebäude schon seit Jahren.

    Der Senat wollte es damals einfach nur loswerden. Ich habe die Geschichte natürlich verfolgt. Nachdem das SEZ 2003 für einen Euro an den Leipziger Investor verkauft wurde, bin ich sogar an Herrn Löhnitz herangetreten, habe ihm meine Hilfe angeboten. Aber er wollte davon nichts wissen. Ich glaube, er hatte immer nur das Grundstück und nie das SEZ im Sinn.

    Mitte der Neunzigerjahre habe ich sogar mal Entwürfe gemacht für den Bezirk und den Senat. Es gab Investoren, die ein Kino im SEZ installieren wollten oder ein Sportkaufhaus. Daraus ist leider nie etwas geworden. Es ist schon sehr komisch, dass das Areal damals an Herrn Löhnitz ging.

    Und nun kommt die Nachricht, dass der Senat den Abriss des SEZ plant. Was geht da in Ihnen vor?

    Zunächst einmal ist es keine Überraschung, wenn man den Bebauungsplan kennt, der ja schon seit ein paar Jahren existiert. Es ist eine traurige Geschichte, die sich aber wohl nicht mehr verhindern lässt. Ich jedenfalls habe keine Macht, ich habe alles getan, was ich konnte.


    €Verfall hinterm Bauzaun: Seit Jahren schon bietet das einstige Vorzeigebad einen traurigen Anblick._

    Was meinen Sie: Ist das SEZ wirklich nicht mehr zu retten?

    Es ist immer alles möglich, wenn genug Menschen da sind, die etwas wollen. Die ganzen Anlagen auf Vordermann zu bringen, würde sehr viel Geld kosten. Und es fehlt der politische Wille. Das SEZ wird abgerissen, weil man jetzt halt viele Wohnungen braucht. Die könnte man natürlich auch am Rande des Tempelhofer Feldes bauen, und zwar sehr viel mehr als auf dem SEZ-Areal.

    Viele unserer Leser schreiben, die Abrissentscheidung sei typisch für den Umgang mit Gebäuden, die für Ostdeutsche von Bedeutung waren.

    Ich verstehe diesen Eindruck. Am SEZ hängen viele Erinnerungen, aber den Planern und Politikern fehlt in dieser Hinsicht oft jegliches Feingefühl. Ich jedenfalls war zur Ostpro-Messe vor vier Jahren das letzte Mal im SEZ und musste da sofort wieder raus. Alles war zerfleddert, überall lag Schrott herum, die neuen Farbanstriche waren furchtbar, es fehlten Decken und Böden. Mir blutete das Herz, als ich sah, was aus meinem SEZ geworden ist.

    Zur Person

    Günter Reiß, geboren 1940 in Dresden, studierte an der dortigen Technischen Universität Architektur und arbeitete dann noch zwei Jahre als Assistent an der Uni. In dieser Zeit war er an Planungen in der Leipziger Ostvorstadt und diversen Wohnungsbauprojekten beteiligt. 1969 wechselte er nach Ost-Berlin zu Hermann Henselmann an die Bauakademie.

    Drei Jahre später flüchtete er aus der DDR und lebte fortan in West-Berlin, wo er zunächst beim Hochtief-Konzern angestellt war. Seit 1981 ist er als selbstständiger Architekt tätig und arbeitet mit seiner Frau, die ebenfalls Architektin ist, noch immer an Bauprojekten in und um Berlin. Günter Reiß plante noch weitere Schwimmhallen und Kinos in der Stadt, so leitete er unter anderem einen Umbau des Filmpalastes Berlin, der heutigen Astor Film Lounge am Kurfürstendamm.

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