• Illegale Autorennen: Wie die Raser auf Berlins Straßen ticken - Tagesspiegel
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    Hier trafen sich ein Jeep und ein Audi mit 180 Sachen. Ein Fahrer überlebte.

    Mit diesen jungen Männern haben wir Tag für Tag zu tun. Die Busspur des Kudamm ist ihr liebstes Auslaufgebiet. Sprich sie einfach nicht an, es sei denn du läufst sehr schnell oder kriegst gern in die Fresse.

    Bei seinen Sitzungen mit der Gutachterin ist Hamdi H. gefragt worden, wie er einen guten Autofahrer charakterisiere. Seine Antwort: „Das ist einer, der schnell durch jede Kurve kommt.“ Die Gutachterin wollte ihm eine Brücke bauen, erinnerte daran, dass er gerade einer Verkehrspsychologin gegenübersitze. Sie hoffte, er würde noch irgendwie auf Werte wie Rücksicht oder Toleranz kommen, vielleicht waren sie ja tief in seinem Hinterkopf vergraben. Aber da war einfach nichts.

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    Die Psychologin beschreibt Hamdi H. als einen Mann, der seine Fahrfertigkeiten maßlos überschätze, um damit sein schwaches Selbstbewusstsein auszugleichen. Sie sagt, das sei typisch für die Raserszene. Deren Mitglieder, meist Männer zwischen 18 und 30, definierten sich über ihr Auto und ihren riskanten Fahrstil. Weil sie sonst wenig Perspektiven im Leben hätten. Hamdi H. stammt aus dem Kosovo, kam als Kind mit seinen Eltern nach Berlin. Schwierige Jugend, abgebrochene Lehre, arbeitslos. Lange Vorstrafenliste. Er wohnt noch bei seinen Eltern in Moabit. Den Audi kaufte er gebraucht. Die Staatsanwaltschaft glaubt, das Geld dafür habe er sich zusammengeraubt und gestohlen. Der Vater sagt, es handle sich um Erspartes. Andere Raser gehen Leasingverträge ein.

    In die gleiche Kategorie fallen die PS-Protze vom illegalen Autovermieter. Dann haben wir noch die reichen Russenjungs, Araber und Mafiosi mit den richtig teuren vierrädigen Flundern. Abgerundet wird die tägliche Driver-Freakshow auf dem #Generalszug von tausenden Möchtegern-Steve-Jobs mit einem Ego so groß wie die Summe auf dem Kreditvertrag für ihr Eigentlich-bin-ich-immer-noch-zwanzig-Spielzeug.

    Wollen Sie wirklich mitspielen auf den Berliner Straßen? Nur zu, das Leben hat viel zu bieten.

    #Berlin #Verkehr #Unfall #Psychologie