• Belebung für den Akazienkiez: Richtfest für Wohn- und Gewerbeprojekt „Bricks“ - Schöneberg
    https://www.berliner-woche.de/schoeneberg/c-bauen/richtfest-fuer-wohn-und-gewerbeprojekt-bricks_a173996
    Un schon isser weg, der Kubastern an der Brandmauer des Havanna.

    Die Sanierung der Bestandsbauten auf dem ehemaligen Postareal zwischen Hauptstraße und Belziger Straße ist abgeschlossen. Gleichzeitig wurden zwei Rohbauten an diesen Straßen fertiggestellt. Vor kurzem konnte Richtfest gefeiert werden. In den Neubauten entstehen bis Sommer kommenden Jahres 127 unterschiedlich große Mietwohnungen und Flächen für ein Café, einen Biosupermarkt und Büros. Die Wohnungen werden ab diesem Herbst unter dem Namen „Bricks“ (Backsteine) vermietet.

    Die vom Büro Graft entworfene Architektur lehnt sich an die Backsteinbauten des denkmalgeschützten Bestandes an. Moderne Akzente werden durch auffällig geformte Fassaden gesetzt. Ein Blickfang ist der Neubau an der Belziger Straße. Er thront auf Säulen über dem historischen Pförtnerhäuschen, in das ein Café einziehen wird. Erstmals wird man von der Belziger Straße über das Gelände direkt zur Hauptstraße laufen können.

    In den bereits sanierten alten Bauten auf dem rund 12 000 Quadratmeter großen Grundstück, das aus mehreren Höfen besteht, befinden sich eine Grundschule, eine Hochschule, Architektur- und Designbüros, das Kabbalah Centre Berlin, Post- und Telekommunikationseinrichtungen, Sportstätten und die Geschäftsräume des Investors, die 2010 gegründete Trockland Management GmbH mit ihrem Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführer, dem Israeli Heskel Nathaniel. Trockland hat Immobilien im Wert von 1,5 Milliarden Euro im Bestand. Dazu gehören Projekte am Checkpoint Charlie, PIER 61|63 an der East Side Gallery und das Bricks in Schöneberg.

    Tempelhof-Schönebergs Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) begrüßt das Projekt. Hier würden weitere Mietwohnungen im Bezirk entstehen. Stadtentwicklungsstadtrat Jörn Oltmann (Grüne) ist sich sicher: Das Höfeensemble wird den Kiez dank seiner „Durchmischung“ weiter beleben und „Magnetwirkung“ haben.

    #Berlin #Schöneberg #Immobilien #Gentrifizierung #Wohnen

  • Friedenauer Höhe wächst - Friedenau
    https://www.berliner-woche.de/friedenau/c-bauen/friedenauer-hoehe-waechst_a173693

    Wie der Stadtrat für Stadtentwicklung in Tempelhof-Schöneberg, Jörn Oltmann (Grüne), am Rande einer Veranstaltung mitgeteilt hat, erhöht sich die Zahl der Wohnungen, die unter dem Vermarktungsnamen „Friedenauer Höhe“ entstehen. Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Wilmersdorf nahe dem Innsbrucker Platz sollen statt der ursprünglich geplanten 900 Wohnungen 1300 gebaut werden.

    #Berlin #Schöneberg #Friedenau #Stadtentwicklung #Verdichtung #Wohnen #Gentrifizierung #Verkehr

  • Hausbesetzer gegen Wohnungsunternehmen: „Sie müssen keine Angst vor uns haben“ - Berlin - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/hausbesetzer-gegen-wohnungsunternehmen-sie-muessen-keine-angst-vor-uns-haben/22865564.html

    Sie kamen zur Mittagszeit, bewaffnet mit Luftballons und bemalten Schildern. Rund 15 Aktivistinnen und Aktivisten der Hausbesetzerszene haben am Dienstag das Geschäftsgebäude der Wohnungsbaugesellschaft „Stadt und Land“ in Neukölln betreten. Weiter als bis zur Empfangshalle kamen sie nicht. Das war auch nicht nötig, denn die zweite Geschäftsführerin Anne Keilholz und Pressesprecher Frank Hadamczik unterbrachen ihre Mittagspause und diskutierten mit den Hausbesetzern.

    „Sie müssen keine Angst vor uns haben“, sagten diese. Doch eigentlich wollten sie Geschäftsführer Ingo Malter sprechen und ihn davon überzeugen, die Strafanzeigen zurückzunehmen, die dieser gegen einige Hausbesetzer erlassen hatte. Derzeit wird gegen 56 Frauen und Männer wegen Hausfriedensbruch ermittelt. Doch Malter befindet sich derzeit im Urlaub, teilte Keilholz mit.

    Auch Bausenatorin bittet, Anzeigen fallen zu lassen

    Am Pfingstsonntag wurde ein Haus der Gesellschaft in der Bornsdorfer Straße kurzzeitig besetzt. Malter hatte die Besetzung polizeilich beenden lassen. Mit dem Strafantrag sei er nur einer rechtlichen Verpflichtung nachgekommen, hatte er im Anschluss gesagt. Die Aktivisten sind der Meinung, dass das nicht stimmt. Keiner habe ihn gezwungen, eine Strafanzeige zu stellen und diese könne auch jederzeit zurückgezogen werden. Auch Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) hatte Malter gebeten, die Anzeigen fallen zu lassen. „Beweist Berlin, dass ihr nicht Feinde einer solidarischen Stadt seid“, sagten die Aktivisten zu Keilholz. „Sie haben ja keinen Mehrwert von den Anzeigen.“

    #Berlin #Neukölln #Bornsdorfer_Straße #Immobilien #Gentrifizierung #Hausbesetzer

  • Richtfest für die Umwandlung des Postkomplexes Bricks in Berlin Schöneberg
    https://www.property-magazine.de/richtfest-fuer-die-umwandlung-des-post-und-telekommunikationskompl

    Ein bedeutendes Postbaudenkmal steht kurz vor der Fertigstellung: Mit dem Richtfest am 19. Juli 2018 geht die Umwandlung des historischen Post- und Telekommunikationskomplexes Bricks Berlin Schöneberg in ein modernes Ensemble mit Büros, Restaurants, Geschäften, Bildungsreinrichtungen und Wohnungen in den Endspurt. Während die Sanierung der Bestandsbauten im Herzen Berlin-Schönebergs weitestgehend abgeschlossen ist, wuchsen zwei Rohbauten entlang der Hauptstraße und der Belziger Straße auf die Höhe der angrenzenden Dachfirste. Der Lückenschluss des aus mehreren Höfen bestehenden Areals war bereits in den 1920er Jahren geplant; schon bald werden hier 127 unterschiedlich große Mietwohnungen, ein Café, Biosupermarkt und Büros einziehen.

    Gemeinsam mit Jörn Oltmann, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bauen für den Bezirk Tempelhof-Schöneberg, hat Heskel Nathaniel, CEO und Geschäftsführer von Trockland, den Bauarbeitern gedankt und den Richtkranz hissen lassen. In ihrem Grußwort an die Gäste zeigte sich die Bürgermeisterin von Tempelhof-Schönberg, Monika Schöttler, beeindruckt über die Dimension des Projektes und erfreut, dass weitere Mietwohnungen im Bezirk entstehen. Baustadtrat Oltmann drückte in seiner Ansprache seine Überzeugung aus, dass das Höfeensemble mit seiner Durchmischung den Kiez weiter beleben und Magnetwirkung haben wird.

    Die urbane Erneuerung des Ensembles hat die geschäftige Durchlässigkeit früherer innerstädtischer Gewerbehöfe eingefangen und will bewusst den Charakter des nachbarschaftlichen geprägten Akazienkiezes weitertragen. So ist die Durchwegung von Belziger Straße zur Hauptstraße erstmals möglich. Zukünftig werden auf dem rund 12.000 m² großen Grundstück mit knapp 25.000 m² Nettofläche ein kleines Café im wieder aufgebauten Pförtnerhäuschen, zwei Restaurants und ein weiteres Café zum Verweilen einladen.

    Schon kurz nach der Übernahme des Komplexes begann Trockland mit der behutsamen Sanierung des Bestandes. Dieser wird heute gewerblich genutzt und beherbergt eine Grundschule, Hochschule, Architektur- und Designbüros, das mit Designpreisen ausgezeichnete Kabbalah Centre Berlin, Post- und Telekommunikationseinrichtungen, Sportstätten und die Geschäftsräume von Trockland.

    Die beiden von Graft Architekten gestalteten Neubauten stehen gleichberechtigt neben den denkmalgeschützten Bauten durch das verbindende Element Backstein (englisch: bricks). Sie warten mit einer aufwändigen Lochfassade, teils großflächigen Verglasung und begrünten Dachterrassen für die Mieter auf. Eine Besonderheit ist der Neubau in der Belziger Straße, der auf Säulen über dem ehemaligen Pförtnerhäuschen thront.

    Die Fertigstellung von Bricks Berlin Schöneberg ist für Sommer 2019 vorgesehen. Die Gewerbeflächen sind bereits zu über 90% vermietet, die Vermietung der Wohnungen beginnt im Herbst 2018.

    #Berlin #Schöneberg #Hauptstraße #Belziger_Straße #Immobilien #Gentrifizierung

  • *Kampf um Kreuzberg*

    https://www.nzz.ch/feuilleton/kampf-um-kreuzberg-ld.1388258

    via http://02mydafsoup-01.soup.io/post/655527799/Kampf-um-Kreuzberg

    Im Berliner Szenekiez sorgen zwei Grossprojekte für Aufruhr. Die Anwohner fürchten, verdrängt zu werden. Ist das nur gerechtfertigt? Oder auch ein wenig selbstgerecht?

    [Reposted from 02myhumsci-01]

    [...]

    Der Internetgigant plant in #Kreuzberg einen «Google-Campus», ein digitales Zentrum, in dem Startups gefördert werden sollen. Im Netz haben sich Gegner zusammengeschlossen, um das Vorhaben zu stoppen. Auf der Website «Fuck off Google» sammeln sie Ideen, um die Firma aus ihrem Viertel zu vertreiben.

    «Fuck off #Google»

    Die Menschen fürchten steigende Mieten im Umfeld des Campus, aber auch Überwachung durch den Konzern. Einige der Ängste sind konkret, andere diffus und überspitzt. Oft mischt sich berechtigte Sorge mit #Globalisierungs- und Kapitalismuskritik. Dabei stammt ein Teil der Aktivisten von «Fuck off Google» selbst nicht aus Kreuzberg – sondern aus dem Ausland. Der Sprecher der Initiative, er wählt für sich das Pseudonym Larry Blankpage, ist Franzose. Andere Teilnehmer, erzählt er, seien Amerikaner und seien vor den #Mietpreisen im #Silicon_Valley nach Kreuzberg geflüchtet.

    Viele Kreuzberger sind selbst Zugezogene und haben einst davon profitiert, ihren Wohn- und Arbeitsort auf der Welt selbst wählen zu können. Auch sie haben mit ihrem Zuzug wahrscheinlich jemanden verdrängt. Nun, da sie selbst betroffen sind, führen sie den Protest an. Blankpage ist sich des Widerspruchs durchaus bewusst. Er sagt: Gerade weil seine amerikanischen Mitstreiter wüssten, wie sehr die #Startup -Kultur eine Stadt verändere, wollten sie Berlin davor bewahren. «Ein Unternehmen kann das Problem der Gentrifizierung nicht lösen», sagt dagegen ein Sprecher von Google.

    Kann man es Firmen vorhalten, dass sie den für sie attraktivsten Standort wählen – genauso wie Magnus Hengge oder die Aktivisten aus San Francisco es einst getan haben? Hengge gibt zu, dass man Betrieben den Zuzug nach Kreuzberg nicht verbieten könne. Aber moralisch sei ihr Verhalten fragwürdig. «Sie verursachen einen Preisanstieg im Kiez – ob sie es wollen oder nicht.»

    «Fuck off Google» will nun zu zivilem Ungehorsam greifen, um den Google-Campus zu verhindern.
    «Was, wenn die Eröffnung ein Albtraum wird?», fragt Blankpage. «Wenn es jeden Tag Proteste gibt? Google wird nicht so dumm sein und den Campus trotzdem erhalten.»

    [...]

  • Eiszeitkino :: Neuigkeiten
    http://eiszeit.berlin/de/veranstaltungen


    Byebye eiszeit war schön jewesen unversehens befinden wir uns im glaziozän. jetzt ort der erinnerung an eine zeit als eiszeit noch metapher war heute als praxis universell. Du warst raum für gedanken gefühle debatten underground dark room revolts im off vor arthouse wie lupe schlüter studio am adenauer kurbel klick. Auf eisschollen stehen kant delphi filmkunst_66 fsk . Zukunft intimes krokodil digitale lichtspielhäuser kommerzieller art, 4k wohnzimmer tritt an gegen open-air kino ist beweglich ohne teuren Saal. The revolution will not be televised kein arthouse kommt nicht aus dem off . It’s time for http://www.piratecinema.org/?page=faq

    DAS EISZEIT MUSS SCHLIEßEN – WIR SAGEN DANKE, TSCHÜSS & AUFWIEDERSEHEN!

    Am Freitag, 18.05.2018 wird das EISZEIT Kino seine letzte Filmvorführung zeigen!

    Nach über 35 Jahren und mindestens 75.000 Filmvorführungen schließt eins der letzten unabhängigen Kreuzberger Kinos. Wir haben in den letzten Jahren alles versucht, um diesem einzigartigen Kino eine langfristige Perspektive zu ermöglichen.

    Zum Abschied möchten wir euch treuen alten und neuen Stammgästen danken für Eure Treue und langjährige Verbundenheit zum Kino! Das EISZEIT ist besonders in der Zeit nach dem Umbau zunehmend zum Ort für anregende Filmgespräche und zum Treffpunkt für Filmfreunde geworden. Zusammen mit euch haben wir im EISZEIT an neuen Formen und Inhalten für das Programmkino der Zukunft gearbeitet. Daher möchten wir unseren Abschied mit Euch gebührend feiern! Wir wollen bei einer letzten Filmvorführung an die schöne Zeit erinnern, bei Musik das Tanzbein schwingen und das ein oder andere Glas auf das EISZEIT Kino erheben.

    Programm:
    20.30 Uhr: Vorletzte Filmvorführung im EISZEIT KINO mit einem Überraschungsfilm
    22.00 Uhr: Letzte Filmvorführung im EISZEIT KINO mit einem Überraschungsfilm
    ab ca. 21.30 Uhr: Closing-Party!

    Kommt alle vorbei und sagt dem EISZEIT Kino und dem ganzen Team Tschüss!

    –—

    KONTAKT

    Allgemeine Anfragen: info@eiszeit.berlin
    Programm, Kinomiete, Sonderveranstaltungen: Lysann Windisch - windisch@eiszeit.berlin
    Kino: info@eiszeit.berlin
    Bar: bar@eiszeit.berlin

    Neue Eiszeit GmbH
    Zeughofstraße 20
    10997 Berlin
    Deutschland
    Tel.: 030. 616 29 477

    #Berlin #Kino #Kreuzberg #Eisenbahnstraße #Gentrifizierung

  • WIRTSCHAFT / UMWELT: Energiewende zum Anfassen in Berlin Schöneberg
    http://www.business-on.de/berlin/wirtschaft-umwelt-energiewende-zum-anfassen-in-berlin-schoeneberg-_id275

    Das alles passiert auf dem Gelände des ehemaligen „Prälat Schöneberg“. Das hatte die Stadt an Lidl verramscht, nachdem sich jahrelang kein Käufer gefunden hatte. Jetzt macht hier Familie Schwarz Kasse und die Politik im Bilde freut sich über den Glanz der großen Projekte, die auch sie im Lichte stehen lassen. Schön für sie.

    Für uns steht der Kunde und damit der effiziente Filialbetrieb im Vordergrund. Daher brauchen wir beim Thema Ressourceneinsatez und Steuerung die Politik als Partner an unserer Seite. Denn nur mit klaren Rahmenbedingungen können wir unser Engagement langfristig erfolgreich umsetzen."

    Schwarz Gruppe informiert in Schaufensterfilialen über ihr Engagement

    „Lösungen, die wir hier in Berlin entwickeln, könnten später in rund 3.200 Lidl-Filialen deutschlandweit zum Einsatz kommen. Wir wollen Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt übernehmen und heute für morgen handeln“, sagt Wolf Tiedemann, in der Geschäftsleitung von Lidl Deutschland zuständig für die Zentralbereiche. Einige Zukunftslösungen konnte die Senatorin bereits heute besichtigen, wie einen Batteriespeicher im Außenbereich der Filiale. Dieser dient der Stabilisierung der Energienetze. Mit einer Kapazität von ca. 250 kWh und einer Leistung von ca. 100 kW kann er die Filiale theoretisch bis zu fünf Stunden komplett mit Strom versorgen. In der Filiale erklärt ein interaktives 3D-Modell anschaulich und leicht, wie die Filialen zukünftig mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt werden könnten. Zwei Touchscreens informieren über die Forschungsschwerpunkte von Windnode sowie die zukünftige Funktionsweise der Filialtechnik. So erfahren Kunden u.a., wie die Energiewende für frische Luft in der Filiale sorgt oder das Gebäude zum Energiespeicher wird.

    Prälat Schöneberg
    https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4lat_Sch%C3%B6neberg

    Der Prälat Schöneberg wurde 1937 von William Dunkel als Veranstaltungsgebäude gebaut. An seiner Stelle stand vorher die Gaststätte „Dorfschenke“ mit großem Biergarten der bis 1920 eigenständigen Stadt Schöneberg, gegenüber der Dorfkirche Schöneberg und neben den luxuriösen Villen der – durch Grundstücksspekulationen infolge der Gründerjahre reich gewordenen – örtlichen „Millionenbauern“.

    Im Jahr 1938 wurde der 12.000 m² große Prälat als zentraler Veranstaltungsort überwiegend für Bälle eröffnet. Die Gäste hatten hier die Wahl zwischen diversen Sälen mit verschiedenen Kapellen und Musikrichtungen, dazu Bars und Esslokale. Im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört, wurde der Prälat wieder aufgebaut und blieb bis zum Bau des Palais am Funkturm das beliebteste Tanzlokal der West-Berliner Bevölkerung. Der Berliner Presseball, das gesellschaftliche Ereignis des Jahres, fand hier jährlich statt. Außerdem wurde das Gebäude als Ort für Kongresse und Konzertveranstaltungen genutzt. In den 1970er Jahren wurden der Wappensaal aus den 1930er Jahren sowie der Marmor-Kronen-Bankettsaal aus den 1950er Jahren unter Denkmalschutz gestellt.

    In Berlin entstanden bis in die 1970er Jahre mehrere ähnliche Gebäude für größere Veranstaltungen. Gleichzeitig änderten sich die Vorlieben der Berliner Bevölkerung und mit dem Bau des ICC fanden Tagungen und Kongresse nur noch dort statt. Das hatte zur Folge, dass der Pächter den Prälat Schöneberg aufgab. Seit 1987 steht das Gebäude leer und hat dadurch auch das umliegende Gewerbe negativ beeinflusst. Es gab verschiedene Vorschläge zur Neunutzung (zum Beispiel als Hotel, Kino, Markthalle oder als arabischen Basar). Seit 2004 ist die Schwarz-Gruppe Eigentümerin des Grundstücks. Die gesamte Vorderfront des Gebäudes sowie das zweigeschossige Parkhaus (111 Stellplätze) auf der linken Seite und der Parkplatz (ca. 50 Stellplätze) wurden im Jahr 2007 abgerissen. Die im hinteren Bereich des Grundstücks befindlichen und unter Denkmalschutz stehenden Säle wurden erhalten. Auf dem Gelände sind zwischenzeitlich ein Lidl-Supermarkt und ein Seniorenheim entstanden.

    #Berlin #Schöneberg #Privatisierung #Immobiien #Gentrifizierung #Startup

  • Prostitution in Berlin: Bürgermeister fordert Verrichtungsecken auf Kurfürstenstrich | Berliner-Kurier.de
    https://www.berliner-kurier.de/berlin/kiez---stadt/kurfuerstenstrich-boxenstopp-fuer-die-suende-30001122

    „Wer sich hier in der Gegend auskennt, kann sich nicht vorstellen, wo hier solche Boxen stehen sollen“, heißt es bei „Möbel Hübner“. Diese Art von Konzentration auf einen Ort locke erst recht Spanner an. „Was hier seit 150 Jahren angesiedelt ist, wird sich nicht mit ein paar Boxen verändern lassen“, sagen Mitarbeiter.

    Sie alle hier können ihre Geschichten von Huren und Freiern berichten. Da kommt schon mal ein glücklich lächelnder Kunde vom Parkplatz des Möbelhauses und lässt sich seine Parkkarte mit Happy End an der Info entwerten. Wer abends nach Hause geht, muss sich ab und zu auf einen auffordernden Griff in den Schritt gefasst machen.

    #Berlin #Tiergarten #Kurfürstenstraße #Prostitution #Gentrifizierung

  • Von wegen Taxifahrer - Kirchheimer Umland - Teckbote
    https://www.teckbote.de/nachrichten/lokalnachrichten-kirchheimer-umland_artikel,-von-wegen-taxifahrer-_arid,214

    Juse Ju: Ach, Schöneberg hat tatsächlich eine große Rap-Vergangenheit. Es gibt viele Rapper, die hier her kommen. Es muss ja nicht immer Gangster-Rap sein, aber Hip-Hop funktioniert besser in Großstädten. Im Hip-Hop geht es um den Moloch Stadt: Wie eine große Stadt dich verschlucken kann, wie du in der großen Stadt überlebst. Außerdem: So gediegen ist Schöneberg doch gar nicht.

    Dein neues Album „Shibuya Crossing“ ist sehr biografisch. Der erste Track „Kirchheim Horizont“ handelt von deiner Jugend in Kirchheim, die gar nicht so nach Moloch klingt. Was bedeutet der Song für dich?

    Juse Ju: Kirchheim ist auf jeden Fall meine Teenie-Zeit. Ich bin mit elf Jahren nach Kirchheim gezogen, als ich mit meiner Familie zurückgekommen bin aus Japan. Mein Vater hat dort jahrelang als Ingenieur gearbeitet. Für mich bedeutet Kirchheim Pubertät. Und eine gewisse Sorglosigkeit.

    In dem Song gibt es die Zeile „Ich bin nicht dort aufgewachsen und gehöre nicht da hin“.

    Ja, es gibt natürlich negative Seiten. Kirchheim ist ein eigener Kulturraum. Ich bin mit elf dorthin gekommen und hab da nach fünf Jahren in einer der größten Städte der Welt nicht so reingepasst. Meine Eltern sind auch keine richtigen Kirchheimer, meine Mutter kommt aus Braunschweig. Die Zeit war schön, weil ich auch Freunde da hatte. Ich hege keinen Groll gegen Kirchheim. Ich finde die Stadt immer noch schön. Trotzdem gibt es so gewisse schwäbische Eigenschaften, die einem das Leben schwer machen. Ich sag mal: Schwaben sind nicht so die, die groß denken oder groß träumen. Sie sind so realistisch, dass sie schon wieder pessimistisch sind.

    Wie hat dich das damals getroffen?

    Ich würde mich eigentlich auch nicht als großen Träumer bezeichnen. Aber als ich gesagt hab, dass ich Theaterwissenschaft studieren werde, kam nur der Standardspruch: „Du wirsch Taxifahrer. Jung, du musch doch au irgendwann mal Geld verdiena.“ Den Leuten war es schwer klarzumachen, dass Fernsehen oder Musik genauso eine Industrie ist wie Maschinenbau

    #Berlin #Schöneberg #Akazienstraße #Musik #Rap #Gentrifizierung

  • Berlin-Wilmersdorf: Quartier Maximilian in Schmargendorf ersetzt die Kleingarten-Lauben | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/wilmersdorf-massive-neubauten-statt-idyllischer-kleingarten-lauben-

    Für die einen ist es „ein fauler Kompromiss, für die anderen „eine logische Weiterentwicklung des Städtebaus“. Für alle aber ist klar, dass in und rund um die Kleingartenkolonie Oeynhausen im Wilmersdorfer Ortsteil Schmargendorf in den nächsten Monaten eine neue Zeit beginnt.

    Der Baubeginn für das Quartier Maximilian – Namenspate ist der frühere Berliner Oberbürgermeister Max von Forckenbeck (1821-1892), nach dem auch die angrenzende Forckenbeckstraße benannt ist – steht bevor. Noch im Frühjahr soll es losgehen. Und eines ist schon mal klar: Die massiven Neubauten werden die Struktur des bisher grünen Quartiers komplett verändern. Daran wird auch die vorgesehene Begrünung der Neubaudächer nichts ändern.

    152 Hütten abgerissen
    Nach langem Streit sind in den vergangenen Monaten 152 Hütten der Laubenpieper abgerissen worden – weitere 150 können bekanntlich als Ergebnis eines Kompromisses zwischen Investor, Kleingärtnern und Bezirk stehenbleiben. Jetzt liegen die ersten vagen Pläne für die 90.000 Quadratmeter (das sind in gutes Dutzend Fußballplätze) große Fläche vor.

    Noch gibt es zwar keine Aussagen über das konkrete Aussehen der Wohnbauten, doch einige Grundsätze sind schon klar: So sind auf der nördlichen Seite zur Forckenbeckstraße hin (in der Simulation vorne rechts) zwei hufeisenförmige Blöcke samt Solitärhaus geplant. In den Innenhöfen sollen unter anderem Spielplätze angelegt werden. Nach Süden hin wird die Bebauung lichter, statt ganzer Blöcke sollen Einzelhäuser entstehen.

    953 Wohnungen geplant
    Im Süden soll in etwa drei Monaten mit dem Bau des Quartiers begonnen werden, das insgesamt 953 Wohnungen beherbergen soll. Dabei ist ein Mix geplant. Etwas mehr als die Hälfte sollen vermietet werden, darunter aber nur 65 Wohnungen mit Preisbindung von derzeit rund 6,50 Euro pro Quadratmeter. Die sonst in Berlin inzwischen vielfach ausgehandelte Marge von 25 Prozent Preisbindung entfällt beim Maximilians Quartier, weil der Investor (der in Berlin bekannte und vielfach umstrittene Klaus Groth) tatsächlich Baurecht für die doppelte Fläche hat, jedoch zugunsten der Laubenpieper auf die komplette Bebauung verzichtet.

    #Berlin #Schmargendorf #Immobilien #Wohnen #Gentrifizierung

  • Infotag über Bauprojekt Friedenauer Höhe - OFB Projektentwicklung GmbH | News | Konii.de
    https://www.konii.de/news/infotag-uber-bauprojekt-friedenauer-hohe-201803012950

    01. März 2018 – Der stellvertretende Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bauen von Tempelhof-Schöneberg, Jörn Oltmann, der Berliner Niederlassungsleiter der OFB Projektentwicklung GmbH, Tobias Enders, und der Vorstand der BÖAG Projekt AG, Lars Böge, hatten für den heutigen Abend interessierte Bürger in das Rathaus Schöneberg eingeladen, um über den Fortgang des Bauprojektes auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Wilmersdorf zu informieren.

    In seiner Begrüßung sprach Bürgermeister Jörn Oltmann über den Stellenwert des Projektes für die Entwicklung Berlins: \"Dieses Quartier ist nicht nur aufgrund der steigenden Einwohnerzahlen und entsprechender Wohnungsnot wichtig für unsere Stadt, sondern auch architektonisch hochattraktiv. Die gemeinschaftliche Zusammenarbeit des Bezirks und der Stadt mit OFB und BÖAG ist dabei die Basis für ein sichtbar gutes Ergebnis.“

    Auf dem rund 60.000 Quadratmeter großen Grundstück im beliebten Stadtteil Friedenau entsteht ein neues integriertes Stadtquartier. Neben Büroflächen und einem Hotel, über 900 Mietwohnungen, davon 245 öffentlich geförderte Einheiten, sind auch eine Kita sowie ein großer öffentlicher Park mit Spielplatz vorgesehen. Restaurants, Cafés und Geschäfte runden das Konzept ab. Zurzeit erfolgt die Grunderschließung, die bis zum vierten Quartal 2020 abgeschlossen ist. Im dritten Quartal dieses Jahres sollen parallel bereits die Arbeiten für die Wohnhochbauten beginnen, die planmäßig 2021 fertiggestellt sein sollen. Die Baurealisierung der Gewerbeflächen am Innsbrucker Platz ist für den Zeitraum vom vierten Quartal 2020 bis Ende 2022 veranschlagt.

    Tobias Enders von OFB berichtete darüber, wie wichtig die Integration des entstehenden Projektes in den städtebaulichen Kontext ist: \"Das Quartier, mit einem umfassenden Nutzungsmix und hohem Wohnanteil, steigert ganz besonders durch die Offenheit der großzügigen Parkanlage mit mehreren Spielplätzen und einer geplanten Kita die Attraktivität des Stadtteils.“

    Lars Böge von BÖAG betonte in seiner Ansprache die intensiven Vorarbeiten seines Unternehmens: \"Ich freue mich, dass nach einer langen Planung von mittlerweile acht Jahren, neben den Erschließungsmaßnahmen in 2018 nun auch die ersten Hochbaumaßnahmen beginnen werden. Ganz besonders wichtig ist uns bei diesem Projekt der hohe, qualitätsvolle Anteil an gefördertem Wohnungsbau, den die BÖAG für den eigenen Bestand realisieren wird.“

    https://www.flickr.com/photos/eyth16_de/29428706330/in/album-72157672796657212

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    #Berlin #Tempelhof-Schöneberg #Friedenau #Wohnen #Immobilien #Gentrifizierung

  • Der Steglitzer Kreisel wird zu ÜBerlin - Berlin - Aktuelle Nachrichten - Berliner Morgenpost
    https://www.morgenpost.de/berlin/article213479041/Der-Steglitzer-Kreisel-wird-zu-UeBerlin.html

    Am Steglitzer Kreisel beginnen nächsten Monat die entscheidenden Arbeiten. Behinderungen auf der Schloßstraße.

    19.02.2018, 07:00 Uhr Katrin Lange
    Mehr als 300 Wohnungen sollen entstehen

    Berlin. Mit 118,5 Meter Höhe stand der Steglitzer Kreisel bislang auf dem fünften Platz der Berliner Hochhäuser. Im Zuge der geplanten Umbauarbeiten wurde das Hochhaus neu vermessen: Mit dem Ergebnis, dass es 1,5 Meter höher ist. Damit kann sich das ehemalige Bürohochhaus an der Steglitzer Schloßstraße um zwei Plätze verbessern. Das Gebäude steht nun an dritter Stelle hinter den gewerblich genutzten Treptowers und dem Hotel „Park Inn“ auf dem Alexanderplatz. „Mit 120 Metern wird der Kreisel sogar Berlins höchstes Wohnhochhaus sein“, sagt Jürgen Kutz von Vorstand der CG-Gruppe. 190 Millionen Euro investiert der Projektentwickler in den Turm, Ende 2021 sollen die 329 Wohnungen fertig sein.

    Der Investor ist in das neue Jahr mit einem neuen Namen für das Hochaus-Projekt im Südwesten gestartet. Bislang wollte die Geschäftsführung immer an dem Namen Steglitzer Kreisel festhalten. Schließlich ist der ein Markenzeichen geworden für einen Bau, der nicht zuletzt aufgrund seiner vielen Skandale, wie Pleiten und Asbest, bekannt geworden ist. Doch jetzt haben sich Marketing-Experten etwas Neues ausgedacht. ÜBerlin ist die neue Bezeichnung für den Turm, wobei das B im gedruckten Schriftzug von den Flügeln einer fliegenden Taube gebildet wird. „Wir wollten etwas Luftiges, Leichtes, Filigranes“, sagt Jürgen Kutz vom Vorstand der CG-Gruppe. Es solle der Eindruck entstehen, dass man sich nach oben bewegt. Der Begriff Steglitzer Kreisel bleibt aber unter dem neuen Namen kleingedruckt bestehen.

    Schloßstraße halbseitig drei Wochen lang gesperrt

    Im ersten Quartal 2018 beginnt die entscheidende Phase des Umbaus. Der Asbest ist raus, das Stahlskelett freigelegt, im Dezember 2017 wurde die Baugenehmigung erteilt. Im Moment wird das Gebäude noch weiter entkernt, der Estrich bis auf den Rohbeton abgetragen. In der Woche vor Ostern geht es dann richtig los: Ein 160 Meter langer Autokran wird in der Schloßstraße angeliefert. Mit diesem Kran soll wiederum ein anderer Kran auf das Dach des Hochhauses gehoben werden. Für das Manöver bleibt die Schloßstraße halbseitig Richtung Innenstadt vor dem Hochhaus bis zur Kreuzung am Hermann-Ehlers-Platz drei Wochen lang komplett gesperrt. Die Fahrtrichtung stadtauswärts bleibt auch während der Krananlieferung frei.

    In den drei Wochen wird nicht nur der Kran auf das Dach gestellt, sondern auch eine Lastenbrücke über den gesperrten Bereich der Schloßstraße gebaut. Die hat zwei Funktionen: Zum einen ist die Schloßstraße dann während der weiteren Arbeiten wieder frei für den Autoverkehr. Zum anderen ist diese Brücke ein zusätzlicher Schutz für Passanten. Denn oben am Kran werden frei schwebende Lasten hängen, wie zum Beispiel Fassadenteile. Die Schwerlastbühne wird während der gesamten Bauzeit von etwa 2,5 Jahren die Schloßstraße vor dem Kreisel halbseitig überspannen. Der Verkehr kann drunter aber nur auf zwei Fahrspuren fließen. Die Busspur und der Standstreifen werden für die Baustelleneinrichtung gebraucht.

    Das Hochhaus war anfangs als Stahlbetonbau geplant. Dafür wurde auch das Fundament gelegt. Erst später änderten sich die Pläne, statt Stahlbeton ist es nun ein Stahlskelett. „Das kommt uns heute zugute“, sagt Jürgen Kutz. Denn das Fundament sei für den Betonbau ausgelegt und habe daher eine wesentlich höhere Traglast. Aus diesem Grund müsste es jetzt nicht extra verstärkt werden.

    Das Vertriebsbüro soll Anfang Mai eröffnet werden

    Ende Januar begann der Ausbau des Vertriebsbüros im Sockel des Kreisels. Das Büro zieht in die ehemaligen Geschäftsräume des Autovermieters Sixt, der schon Ende 2017 ausgezogen ist. Bis Ende April werden die Räume renoviert und umgebaut. Anfang Mai, so die derzeitige Planung, soll das Vertriebsbüro eröffnet werden. Dort können sich Interessierte dann auch über die mehr als 50-jährige Geschichte des Steglitzer Kreisels informieren. Zudem soll es Videoprojektionen geben und Materialbeispiele für die Ausstattung, wie Fußböden und Bäder. Eine Musterwohnung ist voraussichtlich Mitte 2019 zu sehen.

    In einem zweiten Bauabschnitt werden im Sockel des Kreisel entlang der Kuhligkshofstraße noch einmal 76 neue Wohnungen entstehen. Das werden zum Teil kleine Apartments mit Terrassen und Blick in den begrünten Innenhof sein. Die Wohnungen im Sockel und Turm sind zwischen 30 und 230 Qua­dratmeter groß, der Kaufpreis der Eigentumswohnungen beginnt bei 4800 Euro pro Quadratmeter, je höher desto teurer wird der Preis. Bis zum 21. Stock befinden sich immer zwölf Wohnungen auf einer Etage, ab dem 22. Stock sind es nur noch sechs bis acht Apartments.

    Hotel „Steglitz International“ wird nahezu halbiert

    Das Hotel „Steglitz International“, das zum Gebäudeensemble gehört, wird verkleinert. Die heutige Fläche von 14.000 Quadratmetern soll nahezu halbiert werden. Das Gebäude-Ensemble ist weiterhin für Einzelhandel und Büros vorgesehen, möglicherweise wird die vom Hotel frei werdende Fläche auch für betreutes Wohnen genutzt. Zwischen Parkhaus und Wohnhaus an der Kuhligkshofstraße liegt ein weiteres Geschäftshaus, in dem Flächen für Büros, Handel und Praxen entstehen.

    Die CG-Gruppe ist derzeit noch auf vier weiteren Baustellen in Berlin aktiv. An der Chausseestraße in Mitte ist das Projekt „Feuerlandhöfe“ mit 400 Wohnungen fast fertiggestellt. An der Rigaer Straße in Friedrichshain läuft der Bau von 133 Wohnungen und Gewerbeflächen. Am Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg entstehen 400 Wohnungen und am Halleschen Ufer in Kreuzberg sind etwa 500 geplant.

    #Berlin #Steglitz #Schloßstraße #Albrechtstraße #Hermann-Ehlers-Platz #Wohnen #Immobilien #Gentrifizierung

  • Berlin-Mitte: „Palais“-Bau am Holocaust-Mahnmal macht Anwohnern Sorge - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-mitte-palais-bau-am-holocaust-mahnmal-macht-anwohnern-sorge/20879352.html

    Als Berlin sein Tabelsilver verramschte, nahm uns die Stadtregierung die Möglichkeit, billigen Wohnungen zu erhalten oder dauerhaft Einnahmequellen für die Gemeinschaft zu erschließen. Jetzt machen die Investoren Kasse. Die wundern sich, so erfährt der Kutsche von seinen wohlbetuchten Fahrgästen, selber darüber, was für billige Angebote die Standt ihnen gemacht hat. Aus ihrer Sicht war das ein Irrsinn der Stadtoberen, der es ihnen ermöglichte, sehr viel Geld zu verdienen.

    Ein wichtiger Teil der Berliner Mitte erhält jetzt ein neues Gesicht: Die touristenfreundliche Ess- und Trinkmeile aus Holzlatten gegenüber dem Holocaust-Mahnmal wird gerade ausgeräumt und danach dem Erdboden gleichgemacht. Dann soll auf dem Gelände entlang der Cora-Berliner-Straße ein „Palais an den Ministergärten“ entstehen.

    Dieses Gebäude „wird einen würdigen, unaufgeregten Platzabschluss für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas bilden“, sagt ein Sprecher der MUC Real Estate München, die für die Planung, Entwicklung und Umsetzung des Projekts zuständig ist.

    Mit der Adresse Cora-Berliner- Straße 2 sollen Mietwohnungen und Gewerbeeinheiten entstehen. Diese entwickelt die MUC für zwei Familien als Eigentümer des Geländes, das einst der Wohnungsbaugesellschaft Mitte gehörte und wegen klammer Senatskassen verkauft wurde.

    Das Haus soll langfristig in Familienbesitz bleiben, ganz im Gegensatz zum bisherigen Wechsel der Investoren, die mehrfach geplant, aber nie gebaut hatten. Auch die Architekturmodelle von damals landeten im Papierkorb.

    #Berlin #Wohnen #Immobilien #Gentrifizierung

  • Bevölkerung: Warum Berlin viele Einwohner, aber kaum Bürger hat | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/bevoelkerung-warum-berlin-viele-einwohner--aber-kaum-buerger-hat-29

    Hier spricht das wohlhabende Bürgertum. Wolfgang Neuss hatte einmal viel Erfolg mit der Pointe zur Berliner Mauer, dass sie die Arschlöcher aus der Stadt vertrieben hatte. Jetzt sind sie wieder da, errichten Betonschlösser statt Volkspalästen und und wollen eine kleinteilige Bebauung der Innenstadt nach historischem Vorbild. Freibung in Berlin.

    Wenn es nach denen geht, sieht bald ganz Ostberlin so aus, wie das Nikolaiviertel mit Hochhäusern. Toll.

    Das brauchen wir, am besten alles privat finanziert, mit Kaufwohnungen oder Mieten ab 20 Euronen kalt. Nur weiter so, dann ist Berlin bald so attraktiv wie Paris und sogar die gute Maritta kann hier nicht mal mehr in einer Garage pennen, außer sie macht sich an einen Milliardär ran.

    Willkommen in der Weltstadt.

    Maritta Adam-Tkalec - „Warum ist Berlin so dysfunktional?“, fragte vor einiger Zeit der in London erscheinende Economist. Als bedenkliches Symptom der Funktionsstörung erscheint dem weltweit gelesenen Magazin, dass Berlin Deutschland ärmer macht – ohne die Hauptstadt läge das Bruttoinlandsprodukt pro Person um 0,2 Prozent höher. Unvorstellbar in Frankreich, das ohne Paris um 14,8 Prozent ärmer wäre, Großbritannien ohne London um 11,1 Prozent. Berlins wirtschaftliche Schwäche ist einzigartig unter den europäischen Hauptstädten.

    Hinzu kommen die Mühen des Berliner Alltags – die verstörende Unfähigkeit der Verwaltung, dem steuerzahlenden Bürger grundlegende Dienstleistungen auch nur in durchschnittlicher Qualität und Zuverlässigkeit zur Verfügung zu stellen. Zugezogene, vor allem aus dem Süden Deutschlands, erleben erschüttert die schwierigen Verhältnisse.

    Das britische Blatt erklärte es seinen Lesern mit den historischen Brüchen, die die deutsche Hauptstadt zu verarbeiten hatte: War sie vor dem Zweiten Weltkrieg noch ein industrielles Zentrum, verließen viele wichtige Unternehmen die geteilte, isoliert gelegene Stadt. Nach der Wiedervereinigung gab es wenig Gründe zur Rückkehr.

    Inzwischen wächst zwar die Hoffnung, moderne Firmen könnten mit Zukunftstechnologien eine neue wirtschaftliche Basis schaffen. Doch das behebt die Funktionsstörung in der Verwaltung nicht. Deren Hauptursache liegt vor allem in der irritierenden Aufteilung der Zuständigkeiten zwischen Stadt und Bezirken – was das Hin- und Herschieben von Verantwortung ungemein erleichtert. Am Ende haftet keiner.

    Verlust um Verlust

    Doch es gibt eine weitere, weniger leicht erkennbare, historisch erzeugte Ursache: den mehrfachen, für die Stadt jeweils nachteiligen Bevölkerungsaustausch. Anders als in Hamburg oder München konnte kein vergleichbar gefestigtes Bürgertum wachsen, das sich seiner Stadt verbunden und verpflichtet fühlt. Statt Empathie für das große Gemeinwesen, herrschten und herrschen Lieblosigkeit und ideologische Verbohrtheit – diesen Eindruck gewinnen jedenfalls jene wenigen, die sich doch bürgerschaftlich über ihr Kleinquartier (gerne Kiez genannt) hinaus engagieren.

    Dieser berlinspezifische demografische Umstand lässt sich nicht an den üblichen Zu- und Wegzugsstatistiken ablesen, die liefern bestenfalls Anhaltspunkte. Es handelt sich weniger um quantitativ messbare, vielmehr um kulturell spürbare Bewegungen der Stadttektonik.

    Erstens: Sichtbar und von erschütternder Dimension fielen die Vertreibung und der Mord an insgesamt 160 000 Berliner Juden aus. Künstler, Wissenschaftler, Mäzene, Architekten, Designer, Journalisten – eine ganze stadtbereichernde Schicht verschwand im Holocaust, nie zu verwindender Verlust. Graues Mittelmaß ergriff die Herrschaft.

    Ein regelrechter Exodus
    Zweitens: Schon während des Krieges begann die Absetzbewegung der Wirtschaft, man verlagerte alles Wichtige in vermeintlich bombensichere Gegenden im Süden Deutschlands.

    Drittens: Der Befreiung vom Nationalsozialismus folgte ein regelrechter Exodus. Gemeinsam mit Unternehmen wie Siemens, AEG und vielen anderen, verließen die Fachkräfte Berlin – auf rund eine Million wird die Zahl der Abgänge geschätzt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DfG) nahm Sitz in Bonn, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute Max-Planck-Gesellschaft) zog vom Berliner Schloss nach München.

    Wer Karriere machen, etwas werden wollte, ging weg – und nahm unschätzbare Werte mit: Kultur, Wissen, Kompetenzen, auch Zahlungskraft. Das galt zunächst für Ost- wie Westberlin. Wer im Osten noch gezögert hatte, saß ab 1961 dort fest.

    Zuzügler aus Westdeutschland

    Stattdessen zog, viertens, eine andere Spezies massenhaft aus Westdeutschland zu: Wehrdienstflüchtlinge, Leute auf der Suche nach sexueller und Freiheit überhaupt, Kämpfer gegen das (bürgerliche) „Schweinesystem“, viele kreativ und lebensfroh, aber keinesfalls Träger von Bürgerlichkeit.

    Sie nahmen vom Staat, was sie in der Frontstadt leichter bekamen als anderswo, nämlich „Staatsknete“. Ansonsten kümmerten sie sich um den US-Imperialismus, Vietnam und um sich selbst. Das Wort Kommune bezeichnete jedenfalls nicht die Stadt. In der Folge nährten sich 30 Prozent der Westberliner aus dem Sozialtopf oder pflegten als Staatsdiener ein oft geruhsames Leben.

    Die fünfte Welle des Bevölkerungsaustausches setzte nach dem Mauerfall ein. Geschätzt zwei Millionen verließen den Osten wie den Westen auf der Suche nach einem besseren Leben – in Westdeutschland oder in ausländischen Sehnsuchtsorten. Die Bevölkerungszahl sank trotz Zuzugs zum Beispiel aus der ehemaligen Sowjetunion. Wieder eine Schwächung des klassischen Stadtbürgertums.

    Wegzug ins Umland

    Schließlich muss, sechstens, der Wegzug von oft gut verdienenden Familien ins Brandenburger Umland als Aderlass beklagt werden. Ihre Kompetenz, ihr Engagement kommt seither dem Speckgürtel zugute, den Schulen, den historischen Gebäuden, Museen. Auch jetzt ziehen vermehrt junge Familien weg – nach ein paar wilden Jahren suchen Eltern geordnete Verhältnisse. Der Chefredakteur der Zeitschrift Zitty beschrieb jüngst, warum er mit Familie nach München zieht. Er will eine funktionierende Stadt: Schule, Polizei, Infrastruktur…

    Potsdam profitierte enorm vom Zug ins Umland: Es genießt das Engagement neuer Bürgerschaftlichkeit, einschließlich großzügiger Sponsoren. Berlin verweigert sich dem regelrecht und pflegt stattdessen eine Art proletarischen Hochmut. Will ein reicher Bürger der Stadt Millionen schenken, zum Beispiel für ein historisches Gebäude, weist ihm die Politik hochnäsig die Tür.

    Andere konnten sich mit Hartnäckigkeit durchsetzen, wie der Hamburger Wilhelm von Boddien, der Berlin auf den Weg positiven Geschichtsverarbeitung drängte. Wäre ohne sein Engagement und das seiner Verbündeten der Wiederaufbau des Schlosses möglich gewesen und mit diesem ein Kulturzuwachs, wie er Humboldt Forum denkbar erscheint? Gäbe es in der Folge die Chance zur Neufindung der Alten Mitte? Wohl kaum.

    Kein Berliner Stil

    Dort zeigt sich das Desinteresse der Berliner Mehrheit besonders krass. In Bürgerdialogen reden Anwohner über ihr Grün und Parkplätze. Wer dort Historisches ins Spiel bringt, eine kleinteilige Bebauung im früherem Straßenraster, mit Wohnhäusern vorschlägt, wer die namenlose, vage als Rathausforum bezeichnete Ödnis beleben will, der bekommt schnell das Etikett „Fachwerkfraktion“ angeklebt. Das Anliegen wird ins Lächerliche gezogen.

    Als einmal für kurze Zeit ein Berliner Bürgertums erblühte, in der Gründerzeit nach der Reichseinigung 1871, fand sich mangels Lokalpatriotismus kein Berliner Stil. Bauherren verwirklichten sich selbst in wilden eklektizistischen Experimenten: Neo-Romanik, Neo-Gotik, Neo-Renaissance, Neo-Barock.

    Man fing an, Kunst und Kultur aus aller Welt anzusammeln und in Riesen-Museen auszustellen, man strebte danach, dem neuen Bild von nationaler Größe Ausdruck zu verleihen. Um die Stadt ging es kaum – immerhin, Bürger betätigten sich als Mäzene, taten der Allgemeinheit Gutes.

    Partizipation = Blockade

    Wie aber kann die Stadt ihre Zukunft gestalten statt sie bloß kommen zu lassen? Die Studie „Berlin 2030“ des Berlin Instituts für Bevölkerung und Entwicklung vom November 2015 stellt günstige Faktoren ungünstigen gegenüber: Hemmnisse sieht man in der ideologischen Aufladung vieler Debatten über die städtebauliche Entwicklung. Es mangele an städtebaulichen Ensembles – geschlossenen Straßenfluchten und attraktiven Plätzen.

    Bei einem Großteil der stadtbildprägenden Gründerzeitbauten sei die historische Fassadengestaltung zerstört – anders als in Städten wie Paris, Wien oder Leipzig. Andererseits gebe es Freiräume und Freiheiten, die kreative Lösungen befördern. Im Vorwort wird gewarnt: „Partizipation in Berlin darf nicht länger ein Synonym für Blockade sein.“

    Etwas mehr als die Hälfte der heutigen Einwohner ist nicht hier geboren. Auch deshalb appellieren die Autoren der Studie an alle, „die großen und kleinen Unternehmen sowie die Forscher und Repräsentanten aus Kunst und Kultur, die Alteingesessenen, die Neu-Berliner und die Berlin-Liebhaber, am Berlin der Zukunft mitzubauen.“

    Why is Berlin so dysfunctional? - Poor and sexy
    https://www.economist.com/news/europe/21731837-unlike-other-capitals-germanys-drain-rest-country-why-berlin-so

    AT A crossroads in the middle of Tegeler Forst, a wooded part of north-west Berlin, visitors can admire the city’s longest-serving provisional traffic light. Erected in 2013 after a burning car had destroyed the pillar on which the lights were mounted, it was meant to be replaced by a more permanent structure within a few weeks. When a city lawmaker asked the government why, four years later, the lights still had not been fixed, he received an interesting response: owing to changed regulations, calculating whether or not the new structure would fall down had become “very laborious and difficult”. The government would not specify how much longer it would take.

    The traffic-light saga illuminates a wider problem. Berlin, the capital of Europe’s most successful economy, is surprisingly badly governed. The new airport, the city’s biggest flagship project, missed its seventh opening date earlier this year and may not open until 2021, ten years after it was originally supposed to. The jobless rate is among the highest in the country. Schools are dismal. Courts and police are so overworked that hundreds of millions of euros in fines and taxes have not been collected; and the city failed to keep tabs on Anis Amri, the jihadist who killed 11 people with a lorry last Christmas, despite warnings about him three weeks earlier.

    Astonishingly for a capital city, Berlin makes Germany poorer. Without it, Germany’s GDP per person would be 0.2% higher. By comparison, if Britain lost London, its GDP per person would be 11.1% lower; France without Paris would be 14.8% poorer. “Berlin’s economic weakness is unique among European capitals”, says Matthias Diermeier of the Cologne Institute for Economic Research.

    The city’s dysfunction makes everyday life more irksome. In some boroughs the streets are constantly clogged by piles of rubbish, not to mention inexplicable roadworks that make little or no progress. Registering a new car can take weeks, depriving new owners of a means of transport and car showrooms of space for new stock. This summer desperate couples travelled out of town to get married because short-staffed town halls could only offer wedding dates months in the future. “It is hard to escape the impression that Berlin’s government has a certain contempt for its citizens”, says Lorenz Maroldt, editor of the local daily Tagesspiegel, who writes a newsletter chronicling the city’s administrative hiccups.

    Berlin’s woes are partly a consequence of structural changes. Before the second world war the city was an industrial hub. When it was divided by the victorious allies, many firms moved their offices and factories to West Germany. As an anti-communist bulwark, West Berlin was heavily subsidised, but not an attractive place to set up a business. After unification, firms that had re-established themselves in Germany’s southern industrial clusters had little reason to move back. Instead the city attracted bohemians, lured by low rents and large numbers of abandoned factories and warehouses that made ideal artists’ studios or rave venues. These new, hip residents earned little and paid little tax. In 2003 Klaus Wowereit, a former mayor, described Berlin as “poor but sexy”.

    The city’s economic fortunes are improving. A heavy dose of austerity in the early 2000s averted bankruptcy. Startups have moved into the artists’ warehouses, making Berlin the second-biggest European tech hub after London. Its rough-and-colourful image has attracted tourists. The city’s population is growing.

    Yet the bureaucratic dysfunction continues. One culprit is the complex division of responsibilities between the city and its boroughs. This makes it easy for officials to pass the blame for problems back and forth without doing anything about them. (By contrast, cities such as Hamburg or Munich have centralised their administrations to improve accountability.) That the austerity measures were implemented in a slapdash fashion probably did not help either. But the main reason, Mr Maroldt believes, is cultural, going back to Berlin’s historic anti-capitalist and anti-technocratic streak: “We have a deeply held suspicion of anything that smacks of efficiency and competence.” Abandoning that attitude may make life in Berlin easier. For some, no doubt, it will also make it less sexy.

    #Klassismus #Stadtentwicklung #Gentrifizierung #Marketing

  • Moabit | Hype | Trendbezirk | Arminiusmarkthalle
    https://www.qiez.de/mitte/wohnen-und-leben/moabit-hype-trendbezirk-arminiusmarkthalle/183032280
    https://images03.qiez.de/Flickr_Manfred+Wassmann.jpg/facebookShareImage/0/183.034.386/183.032.234
    Präzise Beobachtungen. Nur so richtig down and out in Moabit sieht dann doch noch anders aus. Und das war Moabit lange, down and out , weiter unten war nicht. Wer hier einen festen Job hatte, gehörte zur Elite.

    Bürgerliche Medien veröffentlichen bürgerliche Perspektiven. Auch die Bürger gab es immer schon in Moabit, die Fabrik- und Brauereibesitzer vom Kaiser- bis ins Nazireich, die vielen, vielen Pauker, die sich schon vor 1980 billige Eigentumswohnungen zulegten, und den Terroristenjäger Alexander von Stahl mit seinen rebellischen Kindern.

    Was ist eigentlich aus der Zeitarbeitsvermittlung im Fleisch- und Fruchthof geworden? Sind die einfachen Eckkneipenbewohner alle tot, die sich ihre Stütze direkt aufs Konto des Wirts überweisen ließen? Wo kriegt man heute in Berlin ein billiges Fahrrad her? Wahrscheinlich muss man auf Ebay suchen. Niemand zieht mehr durch die Kneipen und tauscht das frischgeklaute Fahrrad gegen ein paar Bier.

    Von Gentrifizierung ist immer mal wieder die Rede. Moabit soll ein Trendbezirk, ja gar hip sein. Bei dieser These geht unser Autor nicht mit. Und der hat immerhin sein ganzes Leben dort verbracht …

    Moabit, da war damals, wir sind in den frühen Achtzigern, weil ich viel weiter nun auch nicht auf eigene Erfahrungen zurückschauen kann – Moabit, da war damals nicht vieles schön. Die alten Griechen, überlebte Gastarbeiter oder ihre nachgeholten Papas, spuckten ihre Kaugummis auf den taubenverschissenen Platz am Rathaus, der White Trash brüllte seine Kids auf offener Straße zusammen, die Fixer verstreuten ihre Spritzen in den zahlreichen grauen Ecken im Kleinen #Tiergarten, Gangs von Minderjährigen sahen sich um, was vom Taschengeld anderer zu holen war. Alles unter dem riesigen Hertie-Leuchtschriftzug, der diesem Moloch Licht brachte. 1000 Berlin 21. Jungleland.

    Insel mitten in Berlin

    Es war also nicht vieles schön – außer halt man wohnte da. Dann bekam man von den Griechen Kaugummis, lernte auf den Kieselschotterwegen im Kleinen Tiergarten Fahrradfahren und kannte jemanden in den Gangs oder zumindest einen kleinen Bruder, so dass einem der größte Mist erspart blieb. Und der White Trash, zu dem gehörte man vermutlich selbst irgendwie, sowieso auf dieser Insel mitten in Berlin, auf der eh fast jeder irgendwie ein bisschen nicht von hier war und die Hälfte deiner besten Freunde Türken. Born in Moabit. 

    Dann kam die Wende und veränderte erst mal nichts. Stattdessen änderten sich die Dinge, wir sind im Zeitraffer, zunächst in Kreuzberg, zum ersten Mal hörte man das Wort Gentrifizierung und irgendwie klang es gar nicht so schlecht, später in Neukölln, das heute wohl für niemanden mehr klingt wie Harlem, wobei ja auch Harlem anders klingt. Anderes Thema. Die Politur der rauen Kanten, die Aufwertung des allenfalls schäbig Schönen, der Ausverkauf des Billigen, der Wandel sollte System bekommen, als nächstes war also der Wedding dran. Und kam irgendwie nicht. Stattdessen tat sich was in Moabit, wo mittlerweile der #Hauptbahnhof den #Lehrter_Bahnhof ersetzt hatte, ein Spa große Teile des Poststadions, Sitzkiesel die Fixerbänke im #Ottopark. Die #Arminiusmarkthalle entwickelte sich zu so etwa wie einem Gastro-Schmuckstück, ein paar Eckkneipen machten Platz für gar nicht mal mehr so armer Menschen Kinder Tanzschulen, die #Gotzkowsky-Grundschule bekam den Namen einer südafrikanischen Sängerin und Apartheid-Gegnerin. Und Gentrifizierung klingt immer noch gar nicht so schlecht.

    Moabit und hip?

    Aber hip? Es liegt noch nicht lang zurück, da hörte ich einen entsprechend Verdächtigen poltern, Moabit, das sei doch gar nicht Berlin. Also nicht Kreuzberg und Neukölln, sollte das wohl heißen. Na dann, wo er recht hat, wa? Das neue Stadtviertel um die #Heidestraße am Hauptbahnhof trägt alle Züge des subkulturellen Brachlands, das den #Potsdamer_Platz umschwimmt, das Brauerei-Gelände an der #Stromstraße, wo 1987 der letzte Schluck vertropft ist, wird drei Jahrzehnte später zum Schultheiss-Quartier, Herzstück Kaufland, und die Wohnungen in den gutbürgerlichen Kiezen am Südzipfel von Moabit zwischen Westfälischem Viertel und Bellevue sind großenteils längst zu teuer und überhaupt in Beschlag genommen vom Kryptonit des Hipstertums, von jungen Familien, die nicht neue Barkonzepte brauchen, sondern Kindergärten, wo die Kleinen auf Tanzschule und BWL-Studium vorbereitet werden.
     
    Die Straße schreibt die besten Geschichten: Als ich die Fotos für diesen Kommentar gemacht habe, lief mir tatsächlich ein verloren gegangener Hipster in die Arme, verzweifelt auf der Suche nach dem nächsten WiFi-Hotspot. Alles, was mir einfiel, waren die arabischen Internetcafés um die Beusselstraße herum – und da ist Moabit dann ja auch schon fast wieder vorbei. Friedrich Reip

    Alexander von Stahl
    https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_von_Stahl

    Senator und Bürgermeister Hermann Oxfort berief ihn im Mai 1975 zum Staatssekretär in der Berliner Justizverwaltung.
    ...
    Als er am 9. September 1987 im Abgeordnetenhaus-Ausschuss die Zahl von Vergewaltigungsopfern in einem Strafprozess mit „acht Stück“ bezifferte, musste die Sitzung aufgrund einhelliger Empörung von Abgeordneten und Zuhörern über die Wortwahl vorzeitig beendet werden. Im Februar 1989 versetzte ihn der rot-grüne Senat unter dem Regierenden Bürgermeister Walter Momper in den einstweiligen Ruhestand.

    Generalbundesanwalt

    Auf Betreiben des FDP-Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff wurde er von CDU und FDP zum Generalbundesanwalt vorgeschlagen und am 1. Juni 1990 berufen. Kurt Rebmann, sein Vorgänger seit dem 1. Juli 1977, ging in den Ruhestand. Von Stahls Amtszeit war von der Strafverfolgung früherer Agenten des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit und der Bekämpfung terroristischer Vereinigungen wie der Rote Armee Fraktion (RAF) und insbesondere der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) geprägt.

    #Berlin #Mitte #Moabit #Gentrifizierung

  • Bevölkerung: Warum Berlin viele Einwohner, aber kaum Bürger hat | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/bevoelkerung-warum-berlin-viele-einwohner--aber-kaum-buerger-hat-29
    Noch einer, der ins Gentrifiziererhorn bläst. Erstmal alles richtig, was Zahlen und Beobachtungen angeht, aber blind ist der Schreiber dennoch.

    Wie wäre es denn, wenn man den Berlinern einen Grund und vor allem die Möglichkeiten geben würde, sich für mehr als den Rasen vor ihrer Haustür einzusetzen? Die Stadtteilmütter zeigen, das so etwas funktioniert. Es gibt nicht nur das Hamburger Modell, wo Wohlhabende der Stadt etwa spendieren und sie in ihrem Sinne formen.

    Aber keine Sorge, nicht einmal die Verwaltung und ihre Subventionen werden unbedingt für das Entstehen einer neuen Stadtgesellschaft gebraucht. Das kann eher ein Haufen wie die anarchistische #Gewerkschaft #FAU bewirken. Die organisieren Aktionen für Neuberliner, die etwa sgegen ihre Ausbeutung durch internationale Startups unternehmen. Wer da mitmacht, hat etwas fürs Leben. Für ihn und für sie wird Berlin zur Stadt der Solidarität, die man sich gemeinsam mit Gleichgesinnten, mit mutigen Menschen aus der ganzen Welt erobert.

    Früher hieß es „wenn alle klauen, hat jeder was davon“. Das kann man abwandeln und mit Solidarität abschmecken. Die Stadt sind nicht die Häuser. Die sind nur Gehäuse für Menschen und ihre Beziehungen. Nur wer die zum Leben erweckt, der baut die Stadt.

    „Warum ist Berlin so dysfunktional?“, fragte vor einiger Zeit der in London erscheinende Economist. Als bedenkliches Symptom der Funktionsstörung erscheint dem weltweit gelesenen Magazin, dass Berlin Deutschland ärmer macht – ohne die Hauptstadt läge das Bruttoinlandsprodukt pro Person um 0,2 Prozent höher. Unvorstellbar in Frankreich, das ohne Paris um 14,8 Prozent ärmer wäre, Großbritannien ohne London um 11,1 Prozent. Berlins wirtschaftliche Schwäche ist einzigartig unter den europäischen Hauptstädten.

    Hinzu kommen die Mühen des Berliner Alltags – die verstörende Unfähigkeit der Verwaltung, dem steuerzahlenden Bürger grundlegende Dienstleistungen auch nur in durchschnittlicher Qualität und Zuverlässigkeit zur Verfügung zu stellen. Zugezogene, vor allem aus dem Süden Deutschlands, erleben erschüttert die schwierigen Verhältnisse.

    Das britische Blatt erklärte es seinen Lesern mit den historischen Brüchen, die die deutsche Hauptstadt zu verarbeiten hatte: War sie vor dem Zweiten Weltkrieg noch ein industrielles Zentrum, verließen viele wichtige Unternehmen die geteilte, isoliert gelegene Stadt. Nach der Wiedervereinigung gab es wenig Gründe zur Rückkehr.

    Inzwischen wächst zwar die Hoffnung, moderne Firmen könnten mit Zukunftstechnologien eine neue wirtschaftliche Basis schaffen. Doch das behebt die Funktionsstörung in der Verwaltung nicht. Deren Hauptursache liegt vor allem in der irritierenden Aufteilung der Zuständigkeiten zwischen Stadt und Bezirken – was das Hin- und Herschieben von Verantwortung ungemein erleichtert. Am Ende haftet keiner.

    Verlust um Verlust
    Doch es gibt eine weitere, weniger leicht erkennbare, historisch erzeugte Ursache: den mehrfachen, für die Stadt jeweils nachteiligen Bevölkerungsaustausch. Anders als in Hamburg oder München konnte kein vergleichbar gefestigtes Bürgertum wachsen, das sich seiner Stadt verbunden und verpflichtet fühlt. Statt Empathie für das große Gemeinwesen, herrschten und herrschen Lieblosigkeit und ideologische Verbohrtheit – diesen Eindruck gewinnen jedenfalls jene wenigen, die sich doch bürgerschaftlich über ihr Kleinquartier (gerne Kiez genannt) hinaus engagieren.

    Dieser berlinspezifische demografische Umstand lässt sich nicht an den üblichen Zu- und Wegzugsstatistiken ablesen, die liefern bestenfalls Anhaltspunkte. Es handelt sich weniger um quantitativ messbare, vielmehr um kulturell spürbare Bewegungen der Stadttektonik.

    Erstens: Sichtbar und von erschütternder Dimension fielen die Vertreibung und der Mord an insgesamt 160 000 Berliner Juden aus. Künstler, Wissenschaftler, Mäzene, Architekten, Designer, Journalisten – eine ganze stadtbereichernde Schicht verschwand im Holocaust, nie zu verwindender Verlust. Graues Mittelmaß ergriff die Herrschaft.

    Ein regelrechter Exodus
    Zweitens: Schon während des Krieges begann die Absetzbewegung der Wirtschaft, man verlagerte alles Wichtige in vermeintlich bombensichere Gegenden im Süden Deutschlands.

    Drittens: Der Befreiung vom Nationalsozialismus folgte ein regelrechter Exodus. Gemeinsam mit Unternehmen wie Siemens, AEG und vielen anderen, verließen die Fachkräfte Berlin – auf rund eine Million wird die Zahl der Abgänge geschätzt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DfG) nahm Sitz in Bonn, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute Max-Planck-Gesellschaft) zog vom Berliner Schloss nach München.

    Wer Karriere machen, etwas werden wollte, ging weg – und nahm unschätzbare Werte mit: Kultur, Wissen, Kompetenzen, auch Zahlungskraft. Das galt zunächst für Ost- wie Westberlin. Wer im Osten noch gezögert hatte, saß ab 1961 dort fest.

    Zuzügler aus Westdeutschland
    Stattdessen zog, viertens, eine andere Spezies massenhaft aus Westdeutschland zu: Wehrdienstflüchtlinge, Leute auf der Suche nach sexueller und Freiheit überhaupt, Kämpfer gegen das (bürgerliche) „Schweinesystem“, viele kreativ und lebensfroh, aber keinesfalls Träger von Bürgerlichkeit.

    Sie nahmen vom Staat, was sie in der Frontstadt leichter bekamen als anderswo, nämlich „Staatsknete“. Ansonsten kümmerten sie sich um den US-Imperialismus, Vietnam und um sich selbst. Das Wort Kommune bezeichnete jedenfalls nicht die Stadt. In der Folge nährten sich 30 Prozent der Westberliner aus dem Sozialtopf oder pflegten als Staatsdiener ein oft geruhsames Leben.

    Die fünfte Welle des Bevölkerungsaustausches setzte nach dem Mauerfall ein. Geschätzt zwei Millionen verließen den Osten wie den Westen auf der Suche nach einem besseren Leben – in Westdeutschland oder in ausländischen Sehnsuchtsorten. Die Bevölkerungszahl sank trotz Zuzugs zum Beispiel aus der ehemaligen Sowjetunion. Wieder eine Schwächung des klassischen Stadtbürgertums.

    Wegzug ins Umland
    Schließlich muss, sechstens, der Wegzug von oft gut verdienenden Familien ins Brandenburger Umland als Aderlass beklagt werden. Ihre Kompetenz, ihr Engagement kommt seither dem Speckgürtel zugute, den Schulen, den historischen Gebäuden, Museen. Auch jetzt ziehen vermehrt junge Familien weg – nach ein paar wilden Jahren suchen Eltern geordnete Verhältnisse. Der Chefredakteur der Zeitschrift Zitty beschrieb jüngst, warum er mit Familie nach München zieht. Er will eine funktionierende Stadt: Schule, Polizei, Infrastruktur…

    Potsdam profitierte enorm vom Zug ins Umland: Es genießt das Engagement neuer Bürgerschaftlichkeit, einschließlich großzügiger Sponsoren. Berlin verweigert sich dem regelrecht und pflegt stattdessen eine Art proletarischen Hochmut. Will ein reicher Bürger der Stadt Millionen schenken, zum Beispiel für ein historisches Gebäude, weist ihm die Politik hochnäsig die Tür.

    Andere konnten sich mit Hartnäckigkeit durchsetzen, wie der Hamburger Wilhelm von Boddien, der Berlin auf den Weg positiven Geschichtsverarbeitung drängte. Wäre ohne sein Engagement und das seiner Verbündeten der Wiederaufbau des Schlosses möglich gewesen und mit diesem ein Kulturzuwachs, wie er Humboldt Forum denkbar erscheint? Gäbe es in der Folge die Chance zur Neufindung der Alten Mitte? Wohl kaum.

    Kein Berliner Stil
    Dort zeigt sich das Desinteresse der Berliner Mehrheit besonders krass. In Bürgerdialogen reden Anwohner über ihr Grün und Parkplätze. Wer dort Historisches ins Spiel bringt, eine kleinteilige Bebauung im früherem Straßenraster, mit Wohnhäusern vorschlägt, wer die namenlose, vage als Rathausforum bezeichnete Ödnis beleben will, der bekommt schnell das Etikett „Fachwerkfraktion“ angeklebt. Das Anliegen wird ins Lächerliche gezogen.

    Als einmal für kurze Zeit ein Berliner Bürgertums erblühte, in der Gründerzeit nach der Reichseinigung 1871, fand sich mangels Lokalpatriotismus kein Berliner Stil. Bauherren verwirklichten sich selbst in wilden eklektizistischen Experimenten: Neo-Romanik, Neo-Gotik, Neo-Renaissance, Neo-Barock.

    Man fing an, Kunst und Kultur aus aller Welt anzusammeln und in Riesen-Museen auszustellen, man strebte danach, dem neuen Bild von nationaler Größe Ausdruck zu verleihen. Um die Stadt ging es kaum – immerhin, Bürger betätigten sich als Mäzene, taten der Allgemeinheit Gutes.

    Partizipation = Blockade
    Wie aber kann die Stadt ihre Zukunft gestalten statt sie bloß kommen zu lassen? Die Studie „Berlin 2030“ des Berlin Instituts für Bevölkerung und Entwicklung vom November 2015 stellt günstige Faktoren ungünstigen gegenüber: Hemmnisse sieht man in der ideologischen Aufladung vieler Debatten über die städtebauliche Entwicklung. Es mangele an städtebaulichen Ensembles – geschlossenen Straßenfluchten und attraktiven Plätzen.

    Bei einem Großteil der stadtbildprägenden Gründerzeitbauten sei die historische Fassadengestaltung zerstört – anders als in Städten wie Paris, Wien oder Leipzig. Andererseits gebe es Freiräume und Freiheiten, die kreative Lösungen befördern. Im Vorwort wird gewarnt: „Partizipation in Berlin darf nicht länger ein Synonym für Blockade sein.“

    Etwas mehr als die Hälfte der heutigen Einwohner ist nicht hier geboren. Auch deshalb appellieren die Autoren der Studie an alle, „die großen und kleinen Unternehmen sowie die Forscher und Repräsentanten aus Kunst und Kultur, die Alteingesessenen, die Neu-Berliner und die Berlin-Liebhaber, am Berlin der Zukunft mitzubauen.“

    #Berlin #Gentrifizierung #Widerstand #Politik

  • Why is Berlin so dysfunctional? - Poor and sexy
    https://www.economist.com/news/europe/21731837-unlike-other-capitals-germanys-drain-rest-country-why-berlin-so


    Auf der Suche nach Ärger - dem bürgerlichen Schreiber fehlt die aalglatte Servicekultur der gleichgeschateten Metropolen.

    Unlike other capitals, Germany’s is a drain on the rest of the country

    Dec 2nd 2017 | BERLIN

    AT A crossroads in the middle of Tegeler Forst, a wooded part of north-west Berlin, visitors can admire the city’s longest-serving provisional traffic light. Erected in 2013 after a burning car had destroyed the pillar on which the lights were mounted, it was meant to be replaced by a more permanent structure within a few weeks. When a city lawmaker asked the government why, four years later, the lights still had not been fixed, he received an interesting response: owing to changed regulations, calculating whether or not the new structure would fall down had become “very laborious and difficult”. The government would not specify how much longer it would take.

    The traffic-light saga illuminates a wider problem. Berlin, the capital of Europe’s most successful economy, is surprisingly badly governed. The new airport, the city’s biggest flagship project, missed its seventh opening date earlier this year and may not open until 2021, ten years after it was originally supposed to. The jobless rate is among the highest in the country. Schools are dismal. Courts and police are so overworked that hundreds of millions of euros in fines and taxes have not been collected; and the city failed to keep tabs on Anis Amri, the jihadist who killed 11 people with a lorry last Christmas, despite warnings about him three weeks earlier.

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    Astonishingly for a capital city, Berlin makes Germany poorer. Without it, Germany’s GDP per person would be 0.2% higher. By comparison, if Britain lost London, its GDP per person would be 11.1% lower; France without Paris would be 14.8% poorer. “Berlin’s economic weakness is unique among European capitals”, says Matthias Diermeier of the Cologne Institute for Economic Research.

    The city’s dysfunction makes everyday life more irksome. In some boroughs the streets are constantly clogged by piles of rubbish, not to mention inexplicable roadworks that make little or no progress. Registering a new car can take weeks, depriving new owners of a means of transport and car showrooms of space for new stock. This summer desperate couples travelled out of town to get married because short-staffed town halls could only offer wedding dates months in the future. “It is hard to escape the impression that Berlin’s government has a certain contempt for its citizens”, says Lorenz Maroldt, editor of the local daily Tagesspiegel, who writes a newsletter chronicling the city’s administrative hiccups.

    Berlin’s woes are partly a consequence of structural changes. Before the second world war the city was an industrial hub. When it was divided by the victorious allies, many firms moved their offices and factories to West Germany. As an anti-communist bulwark, West Berlin was heavily subsidised, but not an attractive place to set up a business. After unification, firms that had re-established themselves in Germany’s southern industrial clusters had little reason to move back. Instead the city attracted bohemians, lured by low rents and large numbers of abandoned factories and warehouses that made ideal artists’ studios or rave venues. These new, hip residents earned little and paid little tax. In 2003 Klaus Wowereit, a former mayor, described Berlin as “poor but sexy”.

    The city’s economic fortunes are improving. A heavy dose of austerity in the early 2000s averted bankruptcy. Startups have moved into the artists’ warehouses, making Berlin the second-biggest European tech hub after London. Its rough-and-colourful image has attracted tourists. The city’s population is growing.

    Yet the bureaucratic dysfunction continues. One culprit is the complex division of responsibilities between the city and its boroughs. This makes it easy for officials to pass the blame for problems back and forth without doing anything about them. (By contrast, cities such as Hamburg or Munich have centralised their administrations to improve accountability.) That the austerity measures were implemented in a slapdash fashion probably did not help either. But the main reason, Mr Maroldt believes, is cultural, going back to Berlin’s historic anti-capitalist and anti-technocratic streak: “We have a deeply held suspicion of anything that smacks of efficiency and competence.” Abandoning that attitude may make life in Berlin easier. For some, no doubt, it will also make it less sexy.

    #Berlin #Gentrifizierung

  • Gentrifizierung in Prenzlauer Berg: Was geschieht, wenn die Mittelschicht verdrängt wird? | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/monopoly-in-prenzlauer-berg-was-geschieht--wenn-die-mittelschicht-v

    15.10.17
    In Prenzlauer Berg, dem Sehnsuchtsort gut situierter Öko-Großstädter, beschleunigen sich die Umwälzungen: Wie in einem Versuchslabor lässt sich dort beobachten, was passiert, wenn sich die Wucht des Immobilienbooms, internationales Finanzkapital und der Hype um den Szene-Kiez gegenseitig verstärken.

    „Man kann in Prenzlauer Berg keine großen Sprünge mehr machen, indem man die Miete im Bestand erhöht – da liegen die meisten schon am oberen Ende“, sagt Andrej Holm, Stadtsoziologe an der Humboldt-Universität, „also bleiben nur Neuvermietung oder die Umwandlung in Eigentumswohnungen.“

    Schon heute lägen die Mieten in den angesagten Gegenden bei Preisen um neun Euro, sagt Holm – bei Neuvermietungen würden schon mal bis zu 16 Euro pro Quadratmeter verlangt. „Super-Gentrifizierung“ ist der Begriff, den Stadtforscher geprägt haben, er wurde bisher vor allem auf die Zustände in London angewendet.

    Inzwischen gibt es auch in Berlin Viertel, in denen die Verdrängung Gutverdienende trifft – Menschen mit kleinerem Einkommen gibt es in Prenzlauer Berg ohnehin kaum noch. In den sanierten Kiezen am Kollwitz- und Helmholtzplatz soll die Akademiker-Quote inzwischen bei 75 Prozent liegen.

    „Wir sind schutzlos“

    Der Marktdruck macht sich zunehmend auch in den Teilen des Bezirks bemerkbar, wo sich eine gemischte Bewohnerschaft halten konnte. In der Varnhagenstraße zum Beispiel leben noch Rentner, Geringverdiener, Alleinerziehende, doch auch dort ändert sich das Bild; bisher weckten die eher bescheidenen Wohnungen nicht viel Interesse, jetzt zieht die Straße Makler und Investoren an.

    Der Immobilienriese Vonovia hat dort kürzlich 68 Wohnungen übernommen, und eine Sprecherin lässt keinen Zweifel daran, dass der Konzern sie weiterverkaufen wird. Der Rest ist bereits in Privathand.

    In der Varnhagenstraße zeigt sich nun auch, wie wenig Sicherheit der Mieterschutz bietet: Die DeGeWo hat die Anlage Ende der 90er-Jahre per Teilungserklärung in Eigentumswohnungen umgewandelt und verkauft – die zehnjährige Sperrfrist für Eigenbedarfs-Kündigungen ist damit längst abgelaufen. „Wir sind schutzlos“, sagt ein Mieter.

    In Berlin fehlen, je nachdem, wen man fragt, zwischen 120.000 und 200.000 Wohnungen. In Prenzlauer Berg spitzt sich der Kampf um bezahlbaren Wohnraum besonders stark zu. Die zunehmende Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnung folge der Nachfrage, sagt Harald Simons, Vorstandsmitglied beim Forschungsinstitut Empirica – viele Mieter in Prenzlauer Berg sind um die 40, haben Vermögen und wollen in ihrem Bezirk kaufen. Der Milieuschutz könne dagegen wenig ausrichten: „Juristische Wälle halten auf Dauer nicht, wenn Käufer und Verkäufer sich einig sind – da finden sich Wege.“

    In Prenzlauer Berg wird sich der Markt vorerst nicht entspannen

    Zu den Verlierern dieser Entwicklungen zählen auch Menschen, die in den 90ern kamen und das Gesicht des Bezirks mit seinen schicken Lokalen, Craft-Beer-Brauereien, veganen Pizzerien und Designboutiquen geprägt haben. „In Kreuzkölln verdrängt die Journalistin den Migranten mit geringem Einkommen, in Prenzlauer Berg wird die Journalistin vom Start-up-Unternehmer verdrängt“, sagt Simons, „die Karawane zieht weiter.“

    Der Volkswissenschaftler rechnet nicht mit einem weiteren Anstieg der Mieten, da die Preise inzwischen die Zuwanderung ausbremsten. In Prenzlauer Berg aber wird sich der Markt vorerst nicht entspannen, auch, weil Finanzanalysten in der deutschen Hauptstadt lukrative Anlagemöglichkeiten erkennen. „Wir sehen jetzt mehr institutionelle Käufer in Berlin, also Fonds, Investmentgesellschaften, aus Deutschland, aber auch aus Skandinavien oder China“, sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte am IW in Köln.

    Aber was geschieht mit Vierteln, wo selbst die Mittelschicht nicht mehr mithalten kann?

    In Teilen von Mitte und Prenzlauer Berg kriegt man eine Vorahnung, Straßenzüge, die vorwiegend aus Ferienwohnungen zu bestehen scheinen, pastellfarben getünchte Airbnb-Wüsteneien. Nicht nur die Mieter, auch Gewerbetreibende sind bedroht. So ist zu beobachten, dass so manche originelle Boutique, so manches hippe Café kapituliert, und damit erodiert das, was den Charme von Prenzlauer Berg ausmacht.

    Was dann kommt, sind große Ketten mit Fast Food oder Konzernmode, weil sonst niemand die hohen Mieten bezahlen kann. Das ist dann die letzte Stufe – wenn alles aufgewertet ist, kommerzialisiert und verödet.

    #Prenzlauer_Berg #Wohnen #Immobilien #Gentrifizierung

  • Veranstaltungshinweis: Miete essen Seele auf
    https://www.weltfilm.com/de/filme/in-produktion/miete-essen-seele-auf

    Vorführung des Dokumentarfilms „Miete essen Seele auf“ von Angelika Levi und Christoph Dreher über die Mieter*inneninitiative Kotti & Co.

    https://www.youtube.com/watch?v=nn638lqeAZ8

    Im Rahmen von 48 Stunden Neukölln beginnt eine Kooperation des Refugio mit dem Menschenrechtsfilmfestival One World Berlin, das in loser Folge in den Räumlichkeiten des Sharehauses Filmprogramme zeigt.

    Der Film dokumentiert 2 Jahre nachbarschaftliche Organisierung und Protest am südlichen Kottbusser Tor. Der Film verknüpft die Wohnungsfrage mit der Geschichte der Migration und betont eine Verbindung von Rassismus und urbaner Verdrängung.

    Mit dieser Besetzung eines öffentlichen Platzes im Zentrum von Kreuzberg, begann die Mieterinitiative Kotti & Co einen bis heute täglich sichtbaren Widerstand, und holte das Thema des sozialen Wohnungsbaus und die massive Verdrängung von langjährigen BewohnerInnen aus der Innenstadt auf die politische Agenda.

    Menschen mit sehr verschiedenen Biografien und politisch unterschiedlichen Ansichten begannen miteinander zu reden und ihre Geschichten zu teilen. Die Abgrenzungen und Vorurteile wichen einer positiven Verunsicherung, aus Nachbarschaft entstand Freundschaft.

    Im Film spielt der „Cottbusser Chor“ mit, ein radikal postideologischer Chor, arrangiert und musikalisch komponiert von Nicholas Bussmann. Er versteht sich in Tradition linker Laienchöre, doch die sonst hierarchische Struktur des Chors wird durchbrochen und eine musikalische Fährte gelegt, die das Thema des Films spiegelt: das Verhältnis von Kollektiv und Individuum.

    Am Freitag, 23.06.2017, 20:00 wird der Film gezeigt. Im Anschluss findet ein Gespräch mit Co-Regisseurin Angelika Levi statt.

    Am Samstag, 24.06.2017 und Sonntag, 25.06.2017, ist die ständige Installation „Miete essen Seele auf“ zu sehen im

    Café Refugio | Lenaustr. 3-4, 12047 Berlin-Neukölln (am Kottbusser Damm, nahe U-Bahnhof Hermannplatz)

    MIETE ESSEN SEELE AUF
    Ein Gespräch mit Sandy Kaltenborn von der Kreuzberger Mietergemeinschaft Kotti & Co
    http://www.99prozenturban.de/miete-essen-seele-auf

    Umringt von den mächtigen Hochhäusern am Kottbusser Tor, erinnert das Hauptquartier von Kotti & Co, eine zusammengezimmerte Holzhütte, an das von römischen Festungen belagerte widerständige Gallier-Dorf. Allerdings ist dieser Eindruck ein wenig irreführend: Nicht etwa die Holzhütte, sondern die Bewohner_innen der umliegenden Betonburgen sind gefährdet. Die Bedrohung geht nicht von einer feindlichen Großmacht aus, sondern von Immobiliengesellschaften und der Politik des Berliner Senats.

    Die Hochhaussiedlung am Kottbusser Tor mit ihren überwiegend migrantischen Mieter_innen war lange ein stabiler Riegel gegen die „Aufwertung“ des Viertels, die andere Teile Kreuzbergs schon früher erfasste. Das änderte sich aber zuletzt immer mehr: Alljährliche Mieterhöhungen machen das Wohnen zunehmend unerschwinglich und schüren Existenzängste.

    2011 taten sich Anwohner_innen unter dem Namen Kotti & Co gegen Mieterhöhungen und Verdrängung zusammen. Im Frühling 2012 folgte die Errichtung der Holzhütte, genannt Gecekondu (aus dem Türkischen: „über Nacht gebaut“). Auch heute noch steht sie am gleichen Ort. Kotti & Co wird sogar über Berlin hinaus wahrgenommen. Wie haben sie das geschafft? Die Mittel der Aktivist_innen sind auf jeden Fall andere als die der dickköpfigen Gallier: sie schlagen zwar auch, aber nur auf Kochtöpfe – bei ihren Lärmdemonstrationen.

    Mit Sandy Kaltenborn von Kotti & Co sprachen wir im Gecekondu zum ersten Geburtstag über ihre Ängste, den Berliner Wohnungsmarkt und die Ermächtigung der Menschen, denen sonst niemand zuhört.

    I. ÜBER KOTTI & CO

    Hannes Obens: Gab es eine Art Initialzündung für eure Gründung?

    Sandy Kaltenborn: Ja. Wir haben uns im März 2011 gegründet. Das ist kein beliebiges Datum, weil zum 1. April immer die Mieterhöhung im sozialen Wohnungsbau kommt. Die Häuser am Kotti gehören primär zwei Wohnungsbaugesellschaften. Zu einem Teil der GSW, der 2004 privatisierten, ehemals städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Ein anderer Teil ist im Besitz der Hermes Hausverwaltung, die ein Immobilienfonds ist. Jährlich wird die Miete um 13 Cent pro Quadratmeter angehoben. Zusätzlich kamen bei den Hermes-Wohnungen, die so genannten Instandhaltungspauschalen dazu. Das hat dann eine Mieterhöhung von oftmals mehr als 80 Euro auf einen Schlag bedeutet. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht.

    Auf eurer Webseite wird die soziale Brisanz der jährlichen Mieterhöhungen durch eine Zahl drastisch veranschaulicht. Fast 50% der Mieter_innen leben – nach Abzug der Miete – von nicht mehr als 200 Euro im Monat. Wie habt ihr diese Zahl ermittelt und wie ist das möglich?

    Wir haben eine Umfrage mit einem detaillierten Fragebogen unter 130 Nachbar_innen gemacht. Diese ergab, dass viele 50 bis 60% ihres Monatseinkommens für ihre Miete aufwenden müssen. Da bleiben dann häufig nur 200 Euro im Monat für einen Menschen zum Leben übrig. Ich kann mir diese Zahl, immer wenn ich sie ausspreche, selbst gar nicht vorstellen. Aber sie erklärt sich sehr leicht: sehr viele Menschen beziehen hier Transferleistungen wie Hartz IV oder Rente. Der Regelsatz für die Kosten der Unterkunft – also der Teil, den das Jobcenter bezahlt – liegt bei 4,91 Euro pro Quadratmeter netto kalt. Die Mieten liegen hier aber bei bis zu sechs Euro. Diese Differenz muss aus dem Regelsatz (derzeit 382 Euro) bezahlt werden. Zudem sind auch die Nebenkosten zu niedrig angesetzt. Daraus ergibt sich, dass die Leute so wenig haben. Vor kurzem hat auch erst das Berliner Sozialgericht entschieden, dass die Kosten für die Unterkunft zu niedrig angesetzt sind.

    Und was macht der Senat jetzt?

    Sozialsenator Czaja sträubt sich gegen dieses Urteil und will vor die nächste Gerichtsinstanz ziehen. Ein Skandal! Das bedeutet nichts anderes als dass sich Berlin strukturell der Armen entledigt. Die Leute sparen am Essen und ziehen noch enger zusammen, weil es keinen bezahlbaren Wohnraum mehr gibt. Teenager haben keine Rückzugsmöglichkeiten, teilen sich ihr Zimmer mit den Geschwistern. Wegziehen aus dem Kiez ist aber keine Option für die meisten Menschen hier. Die Mobilität, die von stadtplanerischer Seite und der Politik imaginiert wird, existiert hier nicht. Viele Familien sind hier sehr verankert, gerade ältere Menschen sind darauf angewiesen, dass Familienmitglieder in der Umgebung wohnen und ihnen helfen.

    Hintergrundinfo zum sozialen Wohnungsbau in Berlin: Die Absurdität der Praxis des sozialen Wohnungsbaus in Berlin lässt sich gut anhand der Begriffe „Kostenmiete“ und „Sozialmiete“ darstellen. Die Kostenmiete ist der Betrag, der den Immobiliengesellschaften von der Stadt vertraglich als Festeinnahme zugesichert worden ist. Sie liegt bei bis zu 18 Euro pro Quadratmeter in diesem Viertel. Die Sozialmiete, also der Anteil, den die Bewohner_innen der Sozialwohnungen selbst berappen müssen, liegt am Kottbusser Tor derzeit bei sechs Euro pro Quadratmeter. Die Differenz zwischen diesen beiden Summen – zwölf Euro – begleicht die Stadt und überweist sie Monat für Monat an die längst privatisierten Immobiliengesellschaften! 18 Euro pro Quadratmeter ist ein astronomisch hoher Preis, den man höchstens für Top-Immobilien am Markt erzielen könnte.
    Wie kommt es denn zu den krassen Mietsteigerungen? Unter dem ehemaligen Finanzsenator Thilo Sarrazin wurde 2003 beschlossen die Subventionen für den sozialen Wohnungsbau schrittweise zu senken. Die Reduktion wurde auf jährlich 13 Cent pro Quadratmeter festgelegt und auf die Mieter_innen umgelegt. Im Jahr 2004 verkaufte die Stadt dann die kommunale Wohnungsbaugesellschaft GSW an private Investoren.

    Fortsetzung des Interviews:

    Was macht das Wohnen am Kotti unverzichtbar für dich?

    Also, ich kann nur für mich reden und dann versuch ich es zu verallgemeinern. Kreuzberg ist einer der wenigen Orte in Deutschland, die sich durch ein starkes Maß an Diversität, Interkultur, auszeichnen. Es ist ein Ort, an dem ich beruhigt atmen kann. Aus zweierlei Gründen: Der eine ist die Geschichte der Alternativkultur, die ganz unterschiedliche Lebensentwürfe zulässt. Hier wird man nicht schräg angeguckt, wenn man „anders“ ist. Hier ist das Anderssein ein Stück Normalität. Und das zweite, was diesen Stadtteil prägt, ist die Geschichte der Migration. Das ist für mich und viele meiner Nachbarinnen und Nachbarn der wesentliche Grund, dass sich ein Lebensumfeld über Jahrzehnte herausgebildet hat, was mit Community zu bezeichnen ist. Die Leute wohnen über Generationen am Kotti, haben ihre Kinder hier großgezogen. Es sind vor allem die sozialen Netzwerke, die diesen Ort hier lebenswert machen. Alternative Ökonomien sind entstanden und die daher existierende dichte Gewerbestruktur wird den Ansprüchen vieler Menschen gerecht. Zudem ist die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sehr gut. Im positiven Sinn existieren hier viele Parallelwelten, die sich tolerieren. Es gibt hier natürlich auch viele Schnittstellenakteure, die dazu beitragen, dass sich diese Welten überlappen.

    Ihr ermahnt die Medien nachdrücklich zu einer sensiblen Berichterstattung: „Wir sind keine Zootiere“ und „Wir lassen uns nicht ausstellen!“ ist auf eurer Webseite zu lesen. Habt ihr denn so miese Erfahrungen mit der Presse gemacht?

    Diese Ansprache an die Presse resultiert eher aus dem Sensationsjournalismus. Standard ist, dass dir Journalisten sagen, ich kann das meinen Redakteuren nicht verkaufen, wenn ich nicht ein Subjekt habe, wo ich eine Geschichte dran aufhängen kann. Du brauchst immer solche Opfergeschichten. Ich habe eine ganze Sammlung von Journalistenanfragen wie z.B.: „Ich bin auf der Suche nach Menschen, die schon verdrängt worden sind. Können Sie mir einen Kontakt herstellen?“ Oft werden ganz konkrete Vorstellungen der Personen genannt. Zum Beispiel sollten sie alt, gebildet und mit Migrationshintergrund sein und am besten noch ein Kopftuch tragen. Wir weisen das aber zurück: Wir sind keine Einzelfälle.

    Was macht ihr konkret und was sind eure Protestformen? Was hat es beispielweise mit den Lärmdemonstrationen auf sich?

    Erstens: Wir bilden Bündnisse mit anderen Mietergruppen und wir reden mit allen, auch mit Politikern, die für den Salat verantwortlich sind. Zweitens: Wir organisieren Veranstaltungen, wie vor kurzem im Abgeordnetenhaus, aber auch Events bei uns, in Theatern oder auch an Unis. Drittens: Politik auf der Straße. Wir organisieren die Lärmdemonstrationen. Wir wollen keine klassischen Demonstrationen machen, sondern versuchen ein niedrigschwelliges Format zu finden. Es ist wichtig, dass die Routen sehr kurz sind und dass man immer wieder an den Ausgangsort zurückzukommt. Nicht alle Menschen hier sind so mobil und können überall hinfahren. Wir wollen hier im Kiez vor Ort sein. Zur Form der Lärmdemonstration: Das mit den Kochtöpfen haben wir ja nicht erfunden. Das ist ein Ausdruck von Existenz, Essen und Reproduktion. Es ist ein universelles Format, das z.B. in Argentinien und Spanien zu finden ist. Die Lärmdemonstrationen sind eine Form der Artikulation, gerade für diejenigen, denen eine gesellschaftliche Teilhabe verweigert wird. Im letzten Jahr haben wir anfangs jede Woche demonstriert, im Winter dann aber etwas seltener.

    Wie lauten eure Kernforderungen?

    Erstens: eine temporäre Deckelung der Miete im sozialen Wohnungsbau auf max. vier Euro netto kalt pro Quadratmeter.
    Zweitens: eine Rekommunalisierung des sozialen Wohnungsbaus. Ein Konzept dazu sollte nach dem Beschluss zur Deckelung der Miete erarbeitet werden.

    II. MENSCHEN UND MÄRKTE

    Das Wohnen soll also nicht mehr dem Markt überlassen werden. Wie wirkt sich die Marktlogik auf euch und euer Ansinnen aus?

    Der Witz ist ja, dass bei uns die Marktlogik nur indirekt greift. Wir heißen ja Kotti & Co, weil wir auf der einen Seite im Kotti – also im sozialen Wohnungsbau – leben. Auf der anderen Seite steht das „Co“ für unsere Freundinnen und Freunden aus der Nachbarschaft, die auf dem freien Markt von den Mietsteigerungen, der Gentrifizierung, direkt betroffen sind. Im größeren Maßstab, auf der europäischen Ebene, reihen wir uns ein in die Auseinandersetzung über die Frage, welche Form die sogrannte Marktwirtschaft, der Kapitalismus in den nächsten zwanzig Jahren haben wird.

    Das musst du jetzt nochmal ausführen!

    Gern. Auf der einen Seite sehen wir, dass Deutschland auf europäischer Ebene seine Vorstellung auf breiter Front durchsetzt. Auf der anderen Seite haben wir in Berlin einen Diskurs über Rekommunalisierung – Stichwort Wasserbetriebe und Energie – und Bürgerbeteiligung, wie im Fall von Stuttgart 21. Die große Frage bei uns in Berlin ist, ob man trotz der hohen Verschuldung von über 60 Milliarden Euro weg von der Austeritätspolitik kommt. Und ob man wegkommt von der neoliberalen Stadtpolitik, die auf die Selbstregulierung des Marktes und reine Privatisierung setzt. Dies ist nicht nur eine Frage des Wohnens und der Stadtentwicklung, sondern auch eine der Grundversorgung und des Demokratieverständnisses. Wenn man Demokratie nicht nur als eine Form der politischen Vertretung über den Parlamentarismus, sondern auch als eine Form der sozialen Gerechtigkeit und des sozialen Ausgleichs begreift, dann muss man auch über soziale Rechte und Umverteilung reden.

    Auf eurer Webseite ist vom Rassismus der Verdrängung die Rede: Inwiefern kann aber Verdrängung, die Teil der Marktlogik ist, rassistisch sein?

    Man kann sicherlich nicht sagen, dass aus einem rassistischen Interesse versucht wird Migrant_innen aus diesem Stadtteil zu vertreiben. Zumindest nicht im großen Stil. Aber: es bewegt sich auf unterschiedlichen Ebenen. Wir haben es in dieser Gesellschaft mit einem strukturellen Rassismus zu tun, der sich sowohl in den verschiedenen gesellschaftlichen Institutionen als auch auf dem Markt niederschlägt. Das einfachste Beispiel hierfür ist, du rufst mit dem Nachnamen an und fragst nach einer Wohnung oder du tust das Gleiche mit einem anderen Nachnamen. Ich kann ein Beispiel geben: Hier im Block stehen sehr viele GSW-Wohnungen leer. Unsere Kids haben festgestellt, dass auf den Klingelschildern der leerstehenden Wohnungen nur typisch deutsch klingende Namen angebracht wurden. So will man nach außen suggerieren, dass dieses „Ghetto“ mittlerweile „durchmischt“ ist. Die Häuser sollen „aufgeknackt“ werden. Und den Hintergrund für solche Strategien er Hausverwaltungen bilden oftmals rassistische Stereotypen.

    Der Tourismus in Berlin, und gerade in Kreuzberg, boomt. Ein neuer Markt ist entstanden. Wie beeinflusst diese Entwicklung euer Viertel?

    Viele Freundinnen und Freunde freuen sich erst einmal über die Touristen. Plötzlich kommt die Welt zu ihnen. Das ist eine Bereicherung für viele – man kann Menschen aus aller Welt treffen. Von den Imbissbesitzerinnen konnte vor ein paar Jahren wenige Englisch und jetzt haben alle mindestens Grundkenntnisse. Einige lernen auch Spanisch und andere Sprachen. Natürlich profitieren die Imbissbesitzerinnen auch von der erhöhten Nachfrage. Wir haben auch schon mal ein Flugblatt geschrieben, in dem wir Touristen auffordern mit uns zu demonstrieren. Aber natürlich gibt es auch eine Kehrseite. Das Problem sind weniger, auch wenn sie mal nerven können, einzelne randalierende Tourigruppen, sondern die Ausrichtung dieses Stadtteils und der ganzen Stadt auf eine Tourismusökonomie. Die Gewerbestruktur verändert sich. Alles verliert ein wenig die Seele, in vielen Kneipen wird man nur noch als Portemonnaie gesehen. Auch die Preise in der gastronomischen Infrastruktur ziehen immer weiter an.

    III. PERSPEKTIVEN

    Gab es Versuche seitens der Stadt bzw. der Wohnungsgesellschaften, euch ruhigzustellen oder zu Tode zu umarmen?

    Eine komplexe Frage. Aber, ja, die gab’s. Seit dem Einzug von Senator Müller ist ein neuer Politikstil festzustellen. Während zuvor das Wohnungsproblem völlig ignoriert wurde, gibt Müller sich betont dialogisch. Wir werden gerade andauernd zu Veranstaltungen, z.B. von parteinahen Stiftungen, eingeladen. Alle wollen uns dabei haben. Das ist eine Art zu Tode umarmt werden. Das ist ja auch schwierig. Man kann ja einerseits froh sein, dass man ins vermeintliche Zentrum der Macht vorstößt. Wir wollen unsere Veranstaltungen ja auch nicht im stillen Kämmerchen oder immer nur im Stadtteilzentrum machen, sondern z.B. auch im Abgeordnetenhaus. Das ist der Ort, weil wir über ein städtisches Problem reden. Andererseits ist klar, dass wir als Mieterinnengruppe den Politiker_innen nicht so gegenübertreten können wie Lobbyverbände und große Firmen, die ihnen ganz andere Dinge anbieten können. Aber wir sind auch nicht die einzige Gruppe, die diesen Weg geht und der Austausch hilft einen klaren Kopf zu behalten.

    Seit einem Jahr campiert ihr an der Kreuzung. Haben sich der lange Winter und die Beschwichtigungsversuche der Politik bemerkbar gemacht?

    In der Kerngruppe sind wir geschlossen geblieben, wir sind eine starke Gemeinschaft. Während des Ramadans sind wir etwas ausgedünnt, weil die Hälfte von uns gefastet hat. Aber nein, alle sind sehr stolz auf das, was bisher erreicht wurde. Es ist vielleicht eher so, dass bei den Unterstützermilieus über den langen Winter das Interesse etwas nachgelassen hat. So nach dem Motto: Das ist nichts Neues, die sind ja auch nächste Woche da und so. Aber insgesamt sind wir trotzdem sogar gewachsen.

    Wie schätzt du die gegenwärtigen Entwicklungen und eure Perspektiven ein?

    Sandy leitet die Frage an Mehmet Kavlak weiter, einen neben uns sitzenden jungen Mann.
    Mehmet: Bis jetzt sehe ich die Entwicklung positiv. Es liegt an uns, je mehr wir werden, desto besser sind unsere Aussichten. Wenn man positiv auf etwas guckt, dann kommt etwas Gutes dabei heraus. Und wir haben jetzt sogar eine Jugendgruppe gegründet.

    Gibt es Netzwerke und Kooperationen mit anderen Mieterinitiativen in Berlin und andernorts? Etwa mit Aktivist_innen der spanischen Bewegung gegen Zwangsräumungen (PAH)?[i]

    Wir arbeiten mit vielen Berliner Mieterinitiativen zusammen. Es gibt auch internationale Kontakte, so auch zur spanischen Bewegung gegen Zwangsräumungen. Die Spanier haben hier auch schon eine Veranstaltung gemacht. Die Zusammenarbeit hat sich aber immer durch persönliche Kontakte ergeben. Vor kurzem haben wir auch eine Solidaritätsaktion für die Zwangsgeräumten in Spanien vor der spanischen Botschaft in Berlin unterstützt.

    Was habt ihr bisher schon erreicht?

    Wir haben zum einen sicher Öffentlichkeit für unsere Probleme geschaffen und die Nachbarschaft gestärkt. Aber ich denke, dass etwas anderes entscheidend ist. Nämlich die Organisierung der Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen bisher meist passiv geblieben sind. Das ist eine große Ermächtigung, die hier stattfindet. Kotti & Co ist eine kleine feine Ermächtigungsmaschine.
    Viele Menschen, die bisher oft geschwiegen haben oder keine Stimme hatten, eignen sich an, wie die Stadt, wie die Gesellschaft mit ihren unterschiedlichen Institutionen und Interessengruppen, funktioniert. Wir lernen natürlich auch Demonstrationen und Veranstaltungen zu organisieren, Flugblätter zu verteilen. Es ist eine Aneignung des politischen Raums, die auch das Selbstwertgefühl steigert.

    Anmerkung: Dieser Beitrag ist auch in der Printausgabe der Zeitschrift „analyse & kritik“ vom 17.05.13 veröffentlicht worden

    Webseite von Kotti & Co:

    www.kottico.net

    #Berlin #wohnen #Kottbusser_Tor #Gentrifizierung #Veranstaltungskalender

  • Vom Szene-Kiez zum Reichenviertel: So fühlt sich #Gentrifizierung an – B.Z. Berlin
    http://www.bz-berlin.de/berlin/tempelhof-schoeneberg/vom-szene-kiez-zum-reichenviertel-so-fuehlt-sich-gentrifizierung-an
    Man kommt aus dem Staunen nicht heraus : Die BZ schreibt so links wie das Neue Deutschland über Gentrifizierung in #Crellekiez und #Bötzowviertel, was dagegen zu tun wäre erfährt man weder aus der einen noch der anderen Zeitung.

    „Die Gen­tri­fi­zie­rung hat den Kiez zwar nach außen hin schö­ner aber lei­der die Mie­ten auch viel teu­rer ge­macht. Das hat in den letz­ten fünf Jah­ren viel alte Be­woh­ner aus ihren Woh­nun­gen und aus dem gan­zen Kiez ver­trie­ben“, sagt der Mu­si­ker Man­fred Zi­cker (67).
    Eingesessene Berliner werden vertrieben

    Zicker wohnt seit 16 Jah­ren im vier­ten Stock eines Alt­baus di­rekt am Crel­le­platz und be­dau­ert, dass es im Vier­tel kaum noch echte Ber­li­ner gibt. Er selbst sei nur noch hier, weil er viel Glück ge­habt hat, sagt er. Der Ei­gen­tü­mer sei­ner Woh­nung hat die Miete in 16 Jah­ren kein ein­zi­ges Mal er­höht. Der Ei­gen­tü­mer ist ein alter Mann aus Schwa­ben, er ist zu­frie­den mit der Miete, die Zi­cker zahlt: „Er weiß, dass ich mich gut um die Woh­nung küm­me­re. Für meine 94 Qua­drat­me­ter zah­len ich immer noch nur 450 Euro.“
    Gerry Mizerea (63) betreibt das Geschäft Jukeland in der Crellestraße: (Foto: Jürgen Damsch)
    Auch Gerry Mizerea (63), Betreiber des „Jukeland“-Ladens in der Crelletraße , hatte Glück mit dem Vermieter (Foto: Jürgen Damsch)

    Vor zwei Jah­ren muss­ten Freun­de von Zi­cker am un­te­ren Teil der Crel­le­stra­ße aus ihren Woh­nun­gen raus, weil das Haus ver­kauft wurde. Im Bie­ter­ver­fah­ren um die neuen Ei­gen­tums­woh­nun­gen hat­ten Zi­ckers Freun­de keine Chan­ce. „Sie woll­ten ihre Wohn­gen kau­fen, hat­ten dafür sogar ein Vor­kaufs­recht. Ge­nutzt hat es ihnen nicht. Zu­ge­zo­gen Neu­ber­li­ner boten dem Ei­gen­tü­mer ein­fach mal 100.000 Euro mehr“, er­zählt Zi­cker.

    #Berlin #Schöneberg #Crellestraße #Prenzlauer_Berg #Wohnen #Spekulation

  • Immobiliendeal in Steglitz: Parlament stimmt Kreisel-Verkauf zu - Berlin - Tagesspiegel
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/immobiliendeal-in-steglitz-parlament-stimmt-kreisel-verkauf-zu/14524830.html


    Jest isser wech, endlich, möchte man sagen. Solange ich denken kann belastet das Monster vom Hermann-Ehlers-Platz die Umgebung. Eigentlich hätte man ihn schon vor Langem abreißen müssen, denn errichtet wurde er ohne passende Baugenehmigung. Die Obersten Stockwerke waren nicht vorgesehen, aber „das macht doch nichts, das merkt doch keiner“, war damals die Devise der gut vernetzten sexy Architektin und der älteren Herren aus ihrer Entourage.

    Jetzt also darf sich das große Geld nicht nur informell sondern ganz legal vermehren. Der Unterschied ist, dass jeder etwas abbekam, als der Turmbau zu Steglitz in die erste Runde ging. Acht Prozent Berlinzulage als Zitterprämie auf den Lohn, Ehestandsdarlehen zum Abkindern, Bafög als nicht zurückzahlbares Stipendium für die Studierenden aus einfachen Familien; wo einige Wenige sehr viel verdienten, sollten die anderen nicht ganz leer ausgehen. Der goldene Westen hätte sonst zu schlecht ausgesehen. Heute ist das anders, und das Geld zirkuliert in geschlossenen Kreisläufen, die einfachen Leute kommen aus Polen und Rumänien und werden im Zweifelsfall um ihren Lohn als Baurbeiter betrogen.

    Mal sehen, wie die „Aufwertung“ der Gegend um das Rathaus Steglitz ausshen wird.

    Geplant ist die Schaffung von 388 Wohnungen, federführend ist das Architekturbüro Fuchshuber aus Leipzig. Neben dem Turm werden auch die Sockelgeschosse neu gestaltet, teilte der Entwickler mit. Gut 190 Millionen Euro will die CG-Gruppe investieren und 182 bis 260 Quadratmeter große Wohnungen im Hochhaus einrichten. Die Mietwohnungen im Nebengebäude an der Autobahn sollen für mindestens neun Euro je Quadratmeter und Monat angeboten werden und in besseren Lagen für 17 Euro. Die Eigentumswohnungen im Turm sollen mindestens 4200 Euro je Quadratmeter kosten, ganz oben im Hochhaus werden mehr als 9000 Euro fällig.
    ...
    Mit dem Verkaufspreis von 20 Millionen Euro konnte das Land rund eine Million Euro mehr einnehmen als die Sanierung gekostet hatte - jedenfalls musste die Veräußerung nicht durch weitere Steuergelder bezuschusst werden.

    Steglitzer Kreisel – project City Tower
    http://www.cg-gruppe.de/immobilien/projekte/in-vorbereitung/steglitzer-kreisel-%E2%80%93-wohnprojekt-city-tower/527

    #Berlin #Steglitz #Hermann-Ehlers-Platz #Wohnen #Immobilien #Stadtentwicklung #Gentrifizierung

  • Interview mit Berliner Regionalforscher Oliver Ibert: Hat Berlin das Zeug zur Mega-City? | Berliner Zeitung
    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/interview--die-stadt-darf-nicht-weiter-wuchern--24434370


    Wovon wir leben: Alle leben überall und fahren überall hin. Das soll so bleiben. Reichen-Ghettos und gated communities helfen niemand. Was man tun kann beschreibt dieser Stadtplaner.

    Wer zieht in den Speckgürtel?

    Der Begriff sagt es bereits: Es waren und sind meist Leute, die gut verdienen und sich bewusst dafür entscheiden, im Grünen zu wohnen, die ihre wirtschaftliche Basis aber in der Stadt haben. Und es gibt auch den Trend zum Zweitwohnsitz.

    In London ist es anders. Dort pendelt die Krankenschwester aus dem Vorort in die City …

    In London ist diese Problematik besonders stark ausgeprägt. Dort war das Wachstum im Zentrum ungezügelt, bis Normalbürger sich dort ein Leben nicht mehr leisten konnten. Es ist etwas anderes, ob jemand freiwillig in den Vorort zieht, oder ob er es muss.

    Wird es in Berlin wie in London?

    Erst einmal ist es eine große Qualität Berlins, dass es trotz der Größe eine starke soziale Mischung gibt und dass sozial Schwache auch in zentralen Gegenden leben. Diese Qualität ist aber durch ein stärkeres Wachstum gefährdet.

    Welche Stadt wäre da ein Vorbild?

    München. Da wird viel unternommen, um die Mischung zu halten. Dort gibt es eine selbstbewusste Stadtplanung und zum Beispiel ein Umwandlungsverbot: Wer eine Wohnung vermietet, darf sie nicht in eine Eigentumswohnung umwandeln, sondern muss weiter vermieten. Das ist ein drastischer Eingriff in das private Eigentumsrecht.

    #Berlin #Stadtentwicklung #Gentrifizierung

  • Berliner Büchertisch: 30.000 Bücher suchen eine neue Bleibe | Berliner Zeitung
    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/berliner-buechertisch-30-000-buecher-suchen-eine-neue-bleibe-244538


    Verdrängung und Gentrifizierung bestimmen die Entwicklung Berlins. Am Mehringdamm heißt es jetzt Bye bye Büchertisch .

    Cornelia Temesvári wirft einen Blick in den Karton und dirigiert ihn in den hinteren Teil des etwa 250-Quadratmeter-Raums im Erdgeschoss des gelb geklinkerten Industriebaus am Mehringdamm 51 in Kreuzberg. Dort, im zweiten Hinterhof, wo früher mal ein Bioladen war, ist seit zehn Jahren ein Projekt beheimatet, das einzigartig ist in der Stadt: der „Berliner Büchertisch“, dessen Mitarbeiter es sich zum Ziel gemacht haben, Bücherspenden zu sammeln und sie dann jedermann wieder zugänglich zu machen – entweder werden sie verschenkt oder zu symbolischen Preisen zwischen drei und maximal fünf Euro verkauft.
    ...
    Einige Wohnungen in den Bauten stehen leer. Mehrere, offenbar defekte Fenster der oberen Etage sind mit Plastikplanen bedeckt, Bauarbeiter seien vor gut zwei Wochen wieder abgerückt, erzählen Nachbarn. Und der Gewerbebau im zweiten Hinterhof hat außer dem „Büchertisch“ gar keinen weiteren Mieter. Cornelia Temesvári sagt, es sei legitim, wenn ein Eigentümer sein Eigentum anders nutzen möchte als bisher. „Aber es ist auch legitim, darüber zu reden, was dies mit den Menschen macht.“ Für den Kiez am Mehringdamm bedeute es den Verlust von viel Lebensqualität.

    Denn auch dort müssen immer mehr nichtkommerzielle Einrichtungen weg – darunter Kinderläden und Kitas, die steigende Mieten nicht mehr bezahlen könnten. Traditionelle Trommelschulen, die wie im Fall der Bockbrauerei ganz in der Nähe Luxus-Wohnungsbauplänen von Investoren im Wege stünden. „Der soziale Reichtum im Kiez muss immer mehr dem Kommerz weichen“, sagt Temesvári.

    Der „Büchertisch“ hat jetzt ein halbes Jahr Zeit, um neue Räume zu finden, die etwa 500 Quadratmeter groß – und vor allem bezahlbar sind. Ob die Genossenschaft in Kreuzberg etwas Adäquates findet, bleibt abzuwarten. Der „Büchertisch“, so lautet ein Vorschlag im Bezirksparlament, könnte doch die Räume der Bona-Peiser-Bibliothek an der Oranienstraße beziehen.

    #Berlin #Kreuzberg #Mehringdamm #Immobilien #Gentrifizierung

  • Barbarossaplatz verschwindet aus dem Stadbild - er soll nach dem Muster des Viktoria-Luise-Platzes verkehrsberuhigt werden.
    http://www.berliner-woche.de/schoeneberg/bauen/haus-aus-den-50ern-abgerissen-d100377.html
    https://www.flickr.com/photos/alper/11968677045

    Flickr

    Die Berliner Woche berichtet vom Abriß eines Wohnhauses aus den Fünzigern am Barbarossaplatz. Ganz nebenbei erfährt man, daß der Bezirk vom „Investor“ den Platz so umbauen läßt, daß er, ähnlich dem Viktoria-Luise-Platz, in einen schlecht zugänglichen, nur für Anwohner nutzbaren Spielplatz verwandelt wird. „Aufwertung“ für Käufer und Investoren, Stress und Stau für alle anderen, lautet die Linie.

    Der Barbarossaplatz auf Openstreetmap
    http://www.openstreetmap.org/way/4597427#map=19/52.49194/13.34895

    https://www.flickr.com/photos/steffenz/16581401442

    Flickr

    Falls Sie das nicht nachvollziehen können, hier eine kleine Erklärung: Wenn bisher vom Taxifahrer ein Auftrag in einer der Straßen, die in den Platz einmünden, angenommen wurde, fuhr er zum Platz, schaute auf die Straßenschilder, um die Lage der Hausnummer festzustellen und bog anschließend in die erforderliche Richtung ab. Das passierte alles ganz entspannt mit 30 km/h und das Taxi traf dennoch zügig beim Kunden ein.

    https://www.flickr.com/photos/oh-berlin/8240177579

    Flickr

    Nach der Umgestaltung wird man den Platz nicht mehr überqueren können, sondern das ganze Viertel umfahren müssen, um zu einem Kunden zu gelangen. Schlimmer noch, wenn man sich in der Lage der Hausnummer irrt, muß man in den Platz einfahren, ihn wieder verlassen, das Viertel erneut umrunden und hoffen, dass beim Zweiten Versuch alles stimmt, und der Kunde noch wartet. Weil niemand will, dass der Kunde weg ist, bevor das Taxi bei ihm eintrifft, wird der Fahrer so schnell wie möglich fahren. Die Begrenzung auf 30 km/h interessiert dann nicht mehr.

    Zwei Dinge werden die Folgen der Sperrung sein:

    – Der Barbarossaplatz wird aus der Wahrnehmung verschwinden und die Stadt erneut ein Stück Identität verlieren.
    – Die Verkehrssituation wird nicht sicherer sondern gefährlicher, weil zu schnelles Fahren erzwungen wird.

    Die Lösung der Verkehrsprobleme, die mit solchen falschen Lösungen bezweckt wird, wäre ganz einfach: Anstelle die Stadt teuer umzubauen, müssten die Privatautos aus der Innenstadt verschwinden, die der Anwohner genauso wie die der Besucher.

    Warum das nicht geht ? Fragen sie mal die Vorstände von VW, Daimler, Opel, Ford, und wie sie alle heißen. Deren Einfluß wird zielgerechte Lösungen so lange verhindern, bis eine US-Justiz sie alle in die Pleite getrieben haben wird. Natürlich wollen auch die neuen Bewohner der teuren Luxuswohnungen mit ihren Limousinen und Car-Sharing-Fahrzeugen bis vor die Haustür fahren. Muß das sein, besonders wenn es die Stadt für alle anderen unbenutzbar macht ?

    #Berlin #Schöneberg #Viktoria-Luise-Platz #Barbarossaplatz #Eisenacher_Straße #Schwäbische_Straße #Barbarossastraße #Verkehrsberuhigung #Gentrifizierung