• Was war. Was wird. Unser Auschwitz. | heise online
    https://www.heise.de/newsticker/meldung/Was-war-Was-wird-Unser-Auschwitz-4608060.html


    DEHOMAG-Tabelliermaschine D11, 1936–1945

    Auschwitz führte nicht nur das Alphabet der Vernichtung an. Es war mit der Codenummer 001 der größte Lagerkomplex, gefolgt von Buchenwald (002), Dachau (003), Flossenburg (004), Groß-Rosen (005), Herzogenbusch (006), Mauthausen (007), Natzweiler (008), Neuengamme (009), Ravensbrück (010), Sachsenhausen (011) und Stutthof (012). Die Codenummern wurden von Amt DII im Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS (WVHA) unter Leitung des ehemaligen Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß vergeben. Im Sommer 1944 begann man damit, in allen Lagern „Hollerithabteilungen“ einzurichten, die letzte wurde kurz vor Kriegsende in Bergen-Belsen in Betrieb genommen. Ziel war der Aufbau einer zentralen Häftlingskartei, um einen schnellen Überblick über die tatsächliche Arbeitskraft aller Häftlinge in den Lagern zu erhalten. Die WVHA entwickelte ein Codenummern-System, mit dem 6000 verschiedene Berufe erfasst werden konnten und ein weiteres, mit dem 400 verschiedene Formen von Zwangsarbeit vermerkt wurden. Erfasst wurde auch die Zahl der Goldzähne von Häftlingen.

    – In den Hollerithabteilungen übertrugen KZ-Häftlinge die Lagerinformationen auf Karteikarten, die dann an das „Maschinelle Zentralinstitut für optimale Menschenerfassung und Auswertung“ in der Berliner Friedrichstrasse geschickt wurden, das direkt dem SS-Reichsführer unterstand. Dort sollten die Informationen aus der Hollerith-Vorkartei auf Hollerith-Lochkarten übertragen und von Hollerith-Maschinen bearbeitet werden. Das WVHA der SS wollte so einen schnellen Überblick über das Lagersystem bekommen. „Wurden spezielle Facharbeiter in einem bestimmten Lager benötigt, konnte an zentraler Stelle nach den jeweiligen Kapazitäten in anderen Lagern gesucht werden. /../ Neben Angaben zur Einlieferung, Staatsangehörigkeit und Haftkategorie wurden vor allem die erlernten Berufe festgehalten. Die Identifikation des einzelnen Häftlings erfolgte durch die Häftlingsnummer und das Geburtsdatum, für die Namen der Häftlinge war kein Feld vorhergesehen.“

    – Die Namen waren uninteressant, es ging um die Arbeitskraft, so der Bericht des Historikers Christian Römmer, der vor 10 Jahren in den Dachauer Heften erschien. Sein Titel: „Ein gescheitertes SS-Projekt: Die zentrale Häftlingskartei des WVHA“. Im Bericht werden Karteikarten aus der Hollerith-Vorkartei und die aus ihnen produzierten Lochkarten analysiert, von denen ca. 150.000 Stück in deutschen und polnischen Archiven erhalten geblieben sind. Das Projekt scheiterte unter anderem daran, weil die Häftlinge, um weiterhin Arbeit in der Hollerithabteilung haben und weitere Häftlinge in die Abteilung einschleusen zu können, viel mehr Informationen in die Vorkartei füllten, als für die Lochkarten nötig waren.

    – Ausgerechnet vom Lager Auschwitz und seinen zusätzlichen Lagern wie dem Vernichtungslager Birkenau und dem von der I.G.Farben AG gebauten Arbeitslager Monowitz sind keine Karteikarten vorhanden, weil in Monowitz tatsächlich Hollerith-Maschinen für das Stanzen und Auswerten der Lochkarten installiert waren, die hauptsächlich für die Verwaltung der Chemieunternehmen genutzt wurden. Sie wurden vor der Befreiung des Lagers am 27. Januar 1945 vernichtet. Steht also IBM als Kürzel in der unheilvollen Geschichte des Holocaust für Ich Bin Mitschuldig? Als diese Frage 2001 nach der Veröffentlichung des Buches „IBM und der Holocaust“ auftauchte, erklärte Hildegard Hamm-Brücher über den IBM-Chef Thomas J. Watson: „Meiner Ansicht nach hat Watson wie einer der größten Verbrecher des 20. Jahrhunderts agiert. Watson hätte nach dem zweiten Weltkrieg wie andere Kriegsverbrecher auch verurteilt werden sollen mitsamt seinem System.“ Hamm-Brüchers Argumentation fußte damals nicht auf der Nutzung der Lochkarten in der Häftlingsverwaltung der Konzentrationslager, sondern der Nutzung der Lochkarten bei Volkszählungen. In Frankreich, wo man die Juden mit Hilfe von Bleistift und Papier katalogisierte, wurden 24 Prozent erfasst und ermordet, in den Niederlanden, wo man Hollerith-Maschinen benutzte, wurden 73 Prozent der vorab erfassten Juden ermordet.

    – Mit den Hollerith-Maschinen der Deutschen Hollerith Maschinen AG (Dehomag) eng verbunden war der Generaldirektor Willy Heidinger, der im Jahre 1934 bei der Neueröffnung des Dehomag-Werkes in Berlin-Lichterfelde über die Karteikarten schwärmte: „Der Arzt untersucht den Körper des Menschen, stellt fest, ob seine Organe in einer harmonischen Schwingung, d. h. gesund miteinander arbeiten im Interesse des Ganzen. Wir hier sezieren den deutschen Volkskörper weitergehend wie der Arzt bis auf die einzelnen Körperzellen zurück. Wir legen die individuellen Eigenschaften jedes einzelnen Volksgenossen auf einem Kärtchen fest. Wir sind stolz, an einer derartigen Arbeit mitwirken zu dürfen, einer Arbeit, die dem Arzte unseres deutschen Volkskörpers das Material für seine Untersuchung bietet, damit unser Arzt feststellen kann, ob die auf diese Weise errechneten Werte vom Standpunkt der Volksgesundheit aus gesehen in einem harmonischen, d. h. gesunden Verhältnis zueinander stehen, oder ob durch Eingriffe krankhafte Verhältnisse heilend korrigiert werden müssen.“ Auch so kann man die Datenerfassung beschreiben. Die Dehomag besaß in Oberlenningen eine eigene Papierfabrik und konnte bis zum Ende des Krieges und gleich danach zum beginnenden Wiederaufbau Lochkarten für die Erfassung produzieren.

    REICHSBAHN DEHOMAG HOLLERITH Büromaschinen Lochkarten Berlin Lichterfelde 1935 - EUR 100,00 | PicClick DE
    https://picclick.de/Reichsbahn-DEHOMAG-Hollerith-B%C3%BCromaschinen-Lochkarten-Berlin-Lichterfe


    Deutsche Hollerith Maschinen G.m.b.H, Berlin-Lichterflde-Ost, Lankwitzer Straße 13-17
    DEHOMAG – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/DEHOMAG

    Häftlings-Personal-Karte aus dem KZ Buchenwald mit dem Vermerk „Hollerith erfaßt“

    Gründung 1910

    Die Deutsche Hollerith-Maschinen Gesellschaft mbH wurde am 30. November 1910 von Willy Heidinger in Berlin gegründet. Die Gesellschaft war Lizenznehmerin der Tabulating Machine Company. Sie verkaufte in Deutschland die von Herman Hollerith erfundene Lochkarte und vermietete die erforderlichen Lochkartenlocher, Lochkartensortierer und Tabelliermaschinen. Erste Aufträge in der Datenverarbeitung waren Volkszählungen verschiedener deutscher Länder, danach kamen Firmen und öffentliche Ämter als Kunden hinzu.

    Übernahme durch IBM

    1922 hatte die Firma infolge der Deutschen Inflation Lizenzschulden von 450 Milliarden Mark, was 104.000 Dollar entsprach. Es folgte eine 90-prozentige Übernahme durch die Computing Tabulating Recording Corporation, deren Vorstandsvorsitzender Thomas J. Watson war. Die Computing Tabulating Recording Corporation ging im Sommer 1911 als Nachfolgegesellschaft aus der Tabulating Machine Company hervor und firmiert seit Februar 1924 als Tochter der International Business Machines Corporation (IBM). Bis 1949 war damit IBM in Deutschland durch die ertragreiche Tochtergesellschaft DEHOMAG vertreten. Willy Heidinger wurde 1930 Vorsitzender des Aufsichtsrats und Herman Rottke Vorsitzender der Geschäftsleitung. Beide zeigten sich später als überzeugte Nationalsozialisten.

    Zeit des Nationalsozialismus

    1934 folgte die Fusion der IBM-Tochtergesellschaften Optima Maschinenfabrik AG (Sindelfingen), die Waagen, Locher, Prüfer und Ersatzteile für Lochkartenmaschinen produzierte und der Degemag (Deutsche Geschäfts-Maschinen GmbH), die Kontrollapparate, Uhren und Waagen herstellte, mit der DEHOMAG. Um bei dem nationalsozialistischen Regime den Eindruck eines Unternehmens in deutschem Besitz und nicht unter ausländischer Kontrolle zu machen, wurden neben Heidinger auch die Direktoren Herman Rottke und Hans Hummel an der Gesellschaft beteiligt. Die drei besaßen zusammen 15 Prozent DEHOMAG-Anteile, allerdings durften sie diese nicht an Dritte verkaufen oder übertragen.

    1939 hatte die Gesellschaft über 2500 Mitarbeiter und zwei Werke in Berlin-Lichterfelde und Sindelfingen. Durch das Quasi-Monopol waren die Geschäfte der DEHOMAG im Dritten Reich sehr profitabel. Es wurde z. B. im Lohnauftrag die „Großdeutsche Volkszählung“ ausgewertet, bei der auch die „rassische“ Abstammung erhoben wurde. Kunden waren neben den statistischen Ämtern und der Industrie unter anderem die Abteilung für Maschinelles Berichtswesen der Wehrmacht und die SS. Auch die Organisation des Holocausts durch die Nationalsozialisten erfolgte mit Hilfe der durch die IBM-Tochter vermieteten weiterentwickelten Lochkartensortiermaschinen, welche auch in den Konzentrationslagern selbst von Technikern der DEHOMAG gewartet wurden.[5] Bis zur Kriegserklärung des Deutschen Reiches an die Vereinigten Staaten im Dezember 1941 konnten die so erwirtschafteten Gewinne der DEHOMAG als Lizenzabgaben verschleiert an IBM in die Vereinigten Staaten überwiesen oder in Deutschland in Immobilien investiert werden.

    #nazis #IBM #histoire #holocauste #Berlin #Lichterfelde #Lankwitzer_Straße

  • Am grünen Strand der Spree (Deutschland 1960) Teil 1 und 2
    https://www.youtube.com/watch?v=G5mG8SdFJN4


    Une découverte intéressante : La première partie de cette série télévisée de 1960 contient une longue séquence sur les massacres des Einsatzgruppen . L’existence de ce film contredit le mythe de l’introduction du sujet et de la première confrontation du grand public allemand avec le sujet de l’#holocauste en 1979 à travers la série étatsunienne portant le même nom .

    La deuxième partie montre l’occupation de la #Norvège et traite le sujet de la résistance des officiers allemands.

    0:00:00 Teil 1 und 1:36:40 Teil 2 : Laufzeit : 277 Minuten

    Am grünen Strand der Spree (Deutschland 1960) Teil 3 bis 5
    https://www.youtube.com/watch?v=hPSxEu3zduE

    Teile 3 bis 5: 0:00:00 Teil 3: „Preußisches Märchen“ 1:36:54 Teil 4: „Bastien und Bastienne 1953“ 3:26:10 Teil 5: „Capriccio Italien“ Teile 3, 4 und 5: Laufzeit: 417 Minuten

    #Allemagne #histoire #nazis #guerre #Pologne #Lettonie #Pologne #résistance #auf_deutsch

  • Holocaust versus Nakba ? | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/features/Holocaust-versus-Nakba-4533266.html
    Cet article décrit l’idéologie sioniste et sa justification du nettoyage ethnique de la Paestine depuis 1948. Le texte est remarquable parce qu’il cite les auteurs sionistes d’aujourd’hui qui reconnaissent et justifient chaque crime commis contre les Palestiniens. Leurs arguments ne tiennet pas debout quand on les soumet à une critique systématique. La conclusion s’impose que l’État d’Israël poursuit une politique illégale et meurtrière dont les acteurs méritent une inculpation pour de nombreux crimes dont la définition est le résultat des procès de Nuremberg.

    Les positions sionistes décrites ici constituent une des raisons d’être de la Bundesrepublik Deutschland où on prend souvent des mesures draconiennes contre les personnes qui osent critiquer l’État d’Israël et les crimes commis par ses agents.

    Zur Tiefenstruktur des sogenannten Israel / Palästina - Konflikts

    Es gibt Umstände in der Geschichte, die ethnische Säuberungen rechtfertigen.
    Benny Morris

    Und der Genozid an den Juden ist ein solcher Fall.

    Mit der Staatsgründung Israels im Jahre 1948 ist die Vertreibung von etwa 750.000 Palästinensern untrennbar verbunden. Wie ist diese Vertreibung aus heutiger Sicht zu beurteilen?

    Darüber macht sich bei uns, in Übereinstimmung mit der israelisch/zionistischen Strategie der Ablehnung der Nakba als solcher (d.h. als einer Katastrophe), kaum jemand Gedanken. Dieser Beitrag versucht es zumindest.(1)

    1 Der Palästina-Konflikt

    1.1 Worum geht es im Palästina-Konflikt, dem Nahost-Konflikt? Nicht einmal darüber gibt es Konsens. Außer vielleicht darüber, dass zwei Gruppen von Menschen Anspruch auf ein und dasselbe Land erheben: auf das ehemals britische Mandatsgebiet Palästina.

    1.2 Unter beiden Gruppen gibt es solche, die das Land ausschließlich für die eigene Gruppe beanspruchen (Maximalisten); und solche (die Nicht-Maximalisten), die bereit sind, das Land mit der anderen Gruppe zu teilen, entweder durch Teilung des Landes (Zweistaaten- Lösung) oder in einem gemeinsamen Staat (Einstaaten-Lösung).

    1.3 Die erhobenen Ansprüche auf das Land sind unterschiedlichster Art: religiös (das Land selbst als Geschenk Gottes), historisch, rechtlich, ökonomisch, politisch (global wie lokal) und auch moralisch. Miteinander verbunden sind diese verschiedenartigen Begründungen für den Anspruch auf das Land in Form von so genannten Narrativen (Kollektiv-Geschichten), mit deren Hilfe sich die Identitäten der Gruppen und Untergruppen bilden und festigen.

    1.4 Ein gemeinsames, den bisherigen Konflikt transzendierendes (israelisch-jüdisches / palästinensisch-arabisches) Narrativ ist bislang nicht in Sicht. Im Gegenteil: Ein wesentlicher Effekt der zunehmenden medialen Inszenierung des Konflikts scheint der zu sein, dass sich die einander widersprechenden Narrative weiter verhärten. Fast hat man den Eindruck: an einem diese Widersprüche auflösenden gemeinsamen Narrativ hat so gut wie niemand echtes Interesse.

    1.5 Die Folge ist: Keine Seite ist derzeit imstande, die Welt aus der Sicht der anderen Seite zu sehen. Und so ist sie dazu in der Regel auch nicht willens. Solange dies so bleibt, ist der Konflikt nicht lösbar. Jedenfalls nicht einvernehmlich.

    1.6 Bei der Begründung der Ansprüche auf Palästina spielen quer über die verschiedenen (religiösen, historischen etc.) Kategorien hinweg auf israelischer Seite vor allem die Erinnerung an die Shoa (den Holocaust) und auf palästinensischer Seite die an die Nakba (die ethnischen Säuberungen von 1948/49) eine wichtige Rolle. Diese Erinnerungen (als historische Reminiszenzen wie auch als Imperative) bilden das Herzstück der konkurrierenden Narrative.

    1.7 Diese Erinnerungen begründen auch eine der wenigen Gemeinsamkeiten: Beide Seiten sehen sich primär als Opfer. Und beide Seiten sind das auch. Aber, und vielleicht liegt genau darin die zentrale Tragik des Konfliktes: Beide Seiten sehen - auch in ihrem gegenseitigen Verhältnis - fast ausschließlich nur sich selbst als Opfer.

    2 Die Nakba

    Vor diesem allgemeinen Hintergrund nun zur Nakba selbst.

    2.1 In keinem Punkt divergieren die beiden Narrative stärker als in diesem. Verständlicherweise. Denn bei diesem Thema geht es für beide Seiten (bisher) um alles oder nichts.

    2.2 Der einzige Konsens - ist dieser: Im Kontext des 48er Krieges kam es zu einem erheblichen Bevölkerungs-Transfer, von dem etwa eine ¾ Million Palästinenser betroffen waren. Punkt. Ende des Konsenses.

    2.3 Die israelische Seite wollte diesen Transfer anfangs - und will das unter den letzten Rechts-Regierungen zunehmend wieder - am liebsten so verstanden wissen: Diese Flucht war großteils eine Reaktion auf entsprechende Aufforderungen von Seiten der Führung der angreifenden arabischen Armeen; diese sollten freies Schussfeld haben. Nach dieser Auffassung hätten die Palästinenser demnach ihre Dörfer freiwillig verlassen; ihre Flucht war, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht die Folge einer Vertreibung.

    2.4 Die Forschungen der sogenannten Neuen Historiker aus den 80er und 90er Jahren widersprechen dieser Darstellung.2 Die Vertreibungen waren von langer Hand - von speziellen Transfer-Kommittees - geplant, fanden zum Teil bereits vor dem Kriegsbeginn statt, waren ersichtlich gut koordiniert, etc.

    2.5 Als die zwei bedeutendsten historischen Pionierarbeiten zur Nakba können gelten: Die 1987 erschienene Arbeit The Birth of the Palestinian Refugee Problem 1947 - 1949 des israelischen Historikers Benny Morris; und das von Walid Khalidi 1992 hrsg. Buch All That Remains: The Palestinian Villages Occupied and Depopulated by Israel in 1948, ein Almanach der zerstörten Dörfer, „unverzichtbar für jeden, der die ungeheuren Ausmaße der Katastrophe von 1948 begreifen möchte“.3

    2.6 Was man wissen könnte, deckt sich, sobald es um Macht geht, freilich selten mit dem, was man (auch öffentlich) wissen will. Im politischen Diskurs zur Nakba wird jedenfalls auch jetzt noch oft weiterhin so gesprochen, als hätte es den durch Khalidi und Morris definierten Erkenntnisstand zur zionistischen Planung und Durchführung der Nakba gar nie gegeben.

    Angesichts dieser Lage empfehle ich Ihnen dringend: Machen Sie, ehe Sie sich auf eine Diskussion mit einem angeblichen Nakba-Experten einlassen, bei diesem unbedingt vorher den Khalidi/Morris-Test: Ignorieren Sie den betreffenden Experten, wenn dieser noch nicht auf deren Erkenntnisstand aus den 80er/90er Jahren ist. Sie werden sehen: Dieser Test erspart Ihnen sehr viele nutzlose Diskussionen.

    2.7 Auch der Morris-Forschungsstand ist nicht mehr der neueste. Wer sich für dieses Thema überhaupt zu interessieren getraut, wird auch das neue, bereits 2010 bei Zweitausendeins auch auf Deutsch erschienene Buch von Ilan Pappe kennen bzw. sollte es kennen. Es hat den geradezu ungeheuer klaren Titel: Die ethnische Säuberung Palästinas.

    Die Differenz zu Morris ist diese: Während sich die ethnischen Säuberungen für Morris primär durch die Notwendigkeiten des 48er Krieges erklären lassen, hebt Pappe in seinem Werk auf den weit über die damaligen Kriegsnotwendigkeiten hinausgehenden eigenständigen Charakter dieser Säuberungen ab.

    Sie können sich vielleicht vorstellen, wie heftig über die Details dieser Differenz zwischen Morris’s Kriegsparadigma einerseits und dem Pappe’schen ethnische Säuberungen-Paradigma andererseits gestritten wird - derzeit und gewiss auch noch lange. Wobei daran zu erinnern ist, dass viele Dokumente auch heute noch nicht zugänglich sind.

    2.8 Wäre es in dieser Lage nicht angezeigt, auch hier das zu tun, was wir in anderen vergleichbaren Kontexten - z.B. gegenüber Türken und Armeniern - doch sonst so gerne tun? Nämlich: zur Klärung der offenen Fragen die Einrichtung gemischter (in diesem Fall also: israelisch/palästinensischer) Forschungskommissionen zu empfehlen?

    2.9 Und natürlich ist auch dieser Streit kein bloß akademischer. Schließlich geht es bei diesem Thema, wie oben schon gesagt, ums Ganze. Wie man die Nakba sieht bzw. wie man die Nakba zu sehen hat, das bleibt schließlich nicht folgenlos. Insbesondere nicht ohne Folgen dafür, wie man mit den direkten Folgen der Nakba umzugehen hat: mit den vertriebenen palästinensischen Flüchtlingen.

    3 Die Nakba und das Rückkehrrecht

    3.1 Aus der Sicht des Völkerrechts ist die Sache klar. Die Vollversammlung der UNO hat in der Resolution 194 vom 11.12.1948 den Palästinensischen Flüchtlingen grundsätzlich das Recht auf Rückkehr in ihre Heimat und/oder auf Entschädigung zugesprochen, wobei sich diese Resolution auf die (einen Tag zuvor verabschiedete) Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (insbes. Art 13.2 und 17.2) stützt. Diese Rückkehr-Resolution wird seit 1948 Jahr für Jahr bekräftigt.

    Aber wer kümmert sich im Kontext des Palästina-Konflikts schon wirklich darum, was das Recht sagen würde? Die Umsetzung der Resolution 194 von 1948 wurde bis heute verhindert.

    3.2 An dieses Rückkehr-Recht klammert sich bei den Palästinensern, nachdem sie alles andere verloren hatten, der Rest an Hoffnung. Dieses Recht gehört zum Kern ihrer Identität. Es ist für sie prinzipiell unverhandelbar.

    3.3 Dasselbe gilt exakt für die Negation dieses Rechts durch das zionistische Israel. Eine Rückkehr der vertriebenen Palästinenser würde die Transformation Israels in einen binationalen Staat bedeuten - und damit das Ende des gerade dank der Nakba 1948 zum Erfolg geführten zionistischen Projekts.

    3.4 Genau aus diesem Grund fordert Israel immer wieder die Anerkennung seiner Existenz als jüdischem Staat, womit primär einfach ein Staat gemeint ist, in dem eine (möglichst große) jüdische Mehrheit garantiert ist.

    Wer das Existenzrecht Israels (in diesem Sinne) anerkennt, sollte also wissen, was er damit tut: Er bestreitet damit eo ipso genau das, was die UNO-Rückkehr-Resolution fordert. Woraus folgt: Zur deutschen Staatsraison gehört derzeit auch … genau: auch die Nicht-Umsetzung dieses Rückkehrrechts!4

    3.5 Es ist schlicht die Angst vor dem Ende des zionistischen Projekts, woraus sich im Kontext der palästinensischen Flüchtlingsproblematik das ganze Spektrum der so genannten israelischen Ablehnungs- bzw. Verweigerungs-Politik (The Politics of Denial)5 erklärt. Wie das offizielle Israel anfänglich

    – Das Vorkommen bzw. das Ausmaß bzw. die Intentionalität der Vertreibungen ja sogar (man erinnere sich an Golda Meir’s entsprechendes Diktum „Es gibt keine Palästinenser“)
    – Die Existenz von Palästinensern bestritten hat, so lehnt es über
    Das Recht auf Rückkehr bzw. Entschädigung der vertriebenen Palästinenser hinaus auch
    – Jegliche (moralische) Verantwortung für die Nakba schlechterdings ab.

    3.6 Die Argumente, auf die sich diese zionistische Position der eigenen Unverantwortlichkeit stützt, sind die üblichen. Sie sind ziemlich platt - und eigentlich gar keiner näheren Betrachtung würdig. Aber leider gilt ja nur allzu oft: Je schwächer (oder noch einfacher: je blöder) ein Argument ist, desto wirksamer ist es. Das „selber-schuld“-Argument etwa, das besagt: Es waren die Palästinenser, die, anders als die Yishuv, den UN-Teilungsplan abgelehnt und mit dem Krieg angefangen hatten - und darum seien sie für alles, was in diesem Krieg passiert sei, schließlich selber verantwortlich - einschließlich der Vertreibungen und der mit diesen verbundenen Massaker. Oder dass die jüdischen Massaker nur Vergeltungsreaktionen auf palästinensische Gewalttaten gewesen seien. Oder das sogenannte na und?- bzw. was soll’s?-Argument, nach dem die Vertreibung der Palästinenser im Vergleich zum Holocaust doch nur ein Klacks gewesen sei.

    3.7 Der Politikwissenschaftler Saleh Abdel Jawad von der Birzeit Universität hat Recht, wenn er sagt, dass diese Argumentations- bzw. Ausweich-Strategien nichts anderes als „Versuche“ seien, es "Israel zu ersparen, das an den Palästinensern begangene Unrecht [auch nur] zu thematisieren."6

    3.8 Der Gipfel der zionistischen Verdrängungs-Politik manifestiert sich in dem schon 2011 beschlossenen Gesetz, wonach all jenen Gemeinden Finanzhilfen der Zentralregierung verwehrt werden, die die israelische Staatsgründung von 1948 öffentlich als Nakba (als Katastrophe) bezeichnen. Noch weitaus schärfere Gesetzesvorhaben sehen vor, dass sogar die öffentliche Benennung der israelischen Staatsgründungs-Vorgänge als Nakba generell unter Strafe gestellt wird.

    4 Prolegomena zu einer Ethik der Nakba

    Betrachten wir zum Schluss noch jene Position, die gerade keine Ausweichposition ist, vielmehr eines der härtesten Beispiele für eine aggressive Vorwärts-Strategie. Der Fall mag Sie schockieren; aber vielleicht dient gerade dies der nötigen Klarheit.

    4.1 Die große Figur unter den israelischen Neuen Historikern habe ich oben schon herausgehoben: Benny Morris. Es dürfte niemanden geben, der die aus den bisher zugänglichen israelischen Quellen ermittelbaren Fakten zur Nakba besser kennt. Wenn es um die von den jüdischen Milizen verübten ethnischen Säuberungen um 1948 herum geht, so weiß Morris genau, worum es geht.

    Und ausgerechnet dieser Mann wirft heute Ben Gurion, dem Hauptverantwortlichen für diese Säuberungen, vor, diese ethnischen Säuberungen nicht radikal genug durchgeführt, sie nicht konsequent genug zu Ende gebracht zu haben.

    4.2 Ich zitiere aus dem Interview jetzt etwas ausführlicher.7 (Die fett-Hervorhebungen in diesem Interview stammen von mir. Es sind die zentralen Stellen, auf die ich gleich noch besonders eingehen werde.)

    Ari Shavit: Sie sind ein Experte für die Greueltaten des Jahres 1948. Rechtfertigen Sie letztlich all das? Befürworten Sie den Transfer von 1948?

    Benny Morris: […] unter bestimmten Bedingungen ist Vertreibung kein Kriegsverbrechen. Ich denke nicht, dass die Vertreibungen von 1948 Kriegsverbrechen waren. Du kannst kein Omelett machen, ohne Eier zu zerbrechen.

    Ari Shavit: Wir sprechen über die Ermordung von tausenden Menschen, der Zerstörung einer gesamten Gesellschaft.

    Benny Morris: Eine Gesellschaft, die droht, Dich zu zerstören, zwingt Dich, sie zu zerstören. Wenn die Wahl besteht zwischen Zerstören oder selbst zerstört zu werden, ist es besser zu zerstören. […]

    Ari Shavit: Wenn also die Kommandeure der Operation Dani dastehen und den langen und schrecklichen Flüchtlingsstrom der 50.000 Menschen, die aus Lod vertrieben wurden, auf seinem Weg nach Osten beobachten, stehen sie dann dort gemeinsam mit ihnen? Rechtfertigen Sie sie?

    Benny Morris: Ich kann sie zweifellos verstehen. Ich verstehe ihre Motive. Ich glaube nicht, dass sie irgendwelche Gewissensbisse hatten und an ihrer Stelle hätte ich auch keine gehabt. Ohne diese Tat hätten sie den Krieg nicht gewonnen und kein Staat wäre entstanden. […] Es gibt Umstände in der Geschichte, die ethnische Säuberungen rechtfertigen. Ich weiß, dass dieser Begriff im Diskurs des 21. Jahrhunderts völlig negativ ist, aber wenn die Wahl zwischen ethnischer Säuberung und Genozid - der Vernichtung deines eigenen Volkes - besteht, dann ziehe ich ethnische Säuberung vor. […]

    Ari Shavit: Sie haben eine interessante Wandlung durchgemacht. Sie zogen aus, Ben- Gurion und das zionistische Establishment kritisch zu erforschen, aber letztlich identifizieren sie sich sogar mit ihnen. Ihre Worte sind so hart wie deren Taten.

    Benny Morris: Da mögen Sie Recht haben. Weil ich den Konflikt intensiv erforscht habe, war ich genötigt, mich mit den tiefgehenden Fragen auseinanderzusetzen, mit denen diese Leute fertig werden mußten. Ich verstand die problemat ische Situation, in der sie sich befanden und vielleicht habe ich einen Teil ihrer Weltsicht übernommen. Aber ich identifiziere mich nicht mit Ben-Gurion. Ich glaube, er hat 1948 einen schwerwiegenden historischen Fehler gemacht. Obwohl er das demographische Problem und die Notwendigkeit, einen jüdischen Staat ohne große arabische Minderheit zu errichten, verstand, bekam er im Verlauf des Krieges kalte Füße. Letztlich hat er gezögert.

    Ari Shavit: Ich bin nicht sicher, ob ich richtig verstehe. Sagen Sie, Ben-Gurion hätte zu wenige Araber vertrieben?

    Benny Morris: Wenn er schon die Vertreibung begonnen hat, hätte er sie vielleicht auch zu Ende bringen sollen. Ich weiß, dass das die Araber und die Liberalen und all die politisch Korrekten sprachlos macht. Aber mein Gefühl sagt mir, dass dies hier ein ruhigerer Ort wäre und weniger Leid herrschen würde, wenn die Sache ein für alle Mal zu Ende gebracht worden wäre. Wenn Ben-Gurion eine große Vertreibung durchgeführt und das gesamte Land gesäubert hätte: das ganze Land Israel bis zum Jordan. Es mag sich noch zeigen, dass dies sein fataler Fehler war. Wenn er eine vollständige Vertreibung durchgeführt hätte - und keine teilweise - , hätte er den Staat Israel auf Generationen hinaus stabilisiert.

    Und dann folgt der Absatz:

    Ari Shavit: Ich kann kaum glauben, was ich höre.

    Benny Morris: Wenn sich das Ende der Geschichte als düster für die Juden erweist, wird dies daran liegen, weil Ben-Gurion den Transfer 1948 nicht vollendet hat. Weil er eine große und unberechenbare demographische Reserve in der Westbank und Gaza und in Israel selbst beließ. […].

    4.3 So schockierend dieses Interview für einige von uns auch immer sein mag, so kommt ihm doch das Verdienst zu, genau die Fragen aufzuwerfen, die man sich stellen muss, wenn man sich über die Nakba ein eigenes moralisches Urteil bilden will. Und selbst wenn man, wie ich, diese Position von Morris keineswegs teilt - seine Sichtweise zumindest zu kennen und zu verstehen, ist schon deshalb wichtig, weil er mit seinen Antworten in brutaler Offenheit nur das ausdrückt, was auch viele anderen denken.

    4.4 Wir werden mit diesem Interview auf die härteste aller denkbaren Fragen gestoßen, die es in dem Bereich der so genannten Kriegsethik bzw., allgemeiner, in dem sehr weiten Berich der Ethik der Gewalt überhaupt gibt. Diese Frage, ich bezeichne sie im Folgenden kurz als die Omega-Frage, lautet: Kann es gewisse extreme Ausnahme-Situationen geben, in denen sogar die schlimmsten Kriegsverbrechen bzw. sogar die schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlaubt, ja sogar geboten sind?

    4.5 Churchill stand im 2. Weltkrieg genau vor dieser Frage. Seine Antwort kennen wir: Das Terrorbombing deutscher Städte. Seine Begründung war die gleiche wie die von Morris vorgebrachte: Das Terrorbombing war notwendig. Notwendig, um den worstcase zu verhindern: die Weltherrschaft Hitlers.

    4.6 Michael Walzer, der Klassiker der modernen Theorie des gerechten Krieges, hat die Omega-Frage genau anhand dieses Churchill-Beispiels diskutiert - und mit einer differenzierten Antwort versehen. Solange der Omega-Fall, die drohende Weltherrschaft Hitlers, wirklich gegeben war, war auch jenes Terrorbombing vertretbar. (Und dies, obgleich diese Bombardierungen ohne diesen Omega-Kontext ein extremes Kriegsverbrechen darstellen.) Sobald diese Gefahr nicht mehr bestand, nicht mehr. Also nicht mehr nach der deutschen Niederlage von El Alamain, 1942, bzw. nach Stalingrad, 1943. Die Bombardierung Dresdens im Februar 1945 war demnach, da nicht mehr durch die Omega-Regel gedeckt, ein klares Kriegsverbrechen.

    4.7 Das große Problem dieser ganzen Debatte ist natürlich dieses: Wann genau ist eine Situation derart schlimm, dass sie als relevanter extremer Ausnahmefall - als Omega-Fall - gelten kann? Und wer entscheidet darüber? Und lässt sich ein Omega-Fall überhaupt objektiv definieren? Schließlich unterscheidet sich, was jeweils als „schlimm“ gilt, von Person zu Person, von Gruppe zu Gruppe, ja von Kultur zu Kultur.

    Das sind für den engen Rahmen dieses Beitrags freilich viel zu große Fragen. Hier reicht aber die Feststellung, dass ein Genozid, ein laufender oder auch nur mit hinlänglicher Sicherheit bevorstehender, das allgemein anerkannte Paradigma für einen Omega-Fall darstellt.

    4.8 Und das ist genau der Fall, auf den auch Morris abhebt. Seine Kernthese besagt (wörtlich - siehe das oben schon Fettgedruckte): "Es gibt Umstände …, die ethnische Säuberungen rechtfertigen" Und ein Genozid ist (auch für ihn) so ein Fall. In unsere eigene obige Redeweise übersetzt - bzw. präzisiert - besagt diese Kernthese:

    Wenn ein Genozid in Gang ist oder mit hinreichender Sicherheit bevorsteht, dann ist - als ultima ratio, versteht sich - gegen ihn sogar eine ethnische Säuberung erlaubt.

    4.9 So weit, so vielleicht richtig - wie wir im Folgenden der weiteren Argumentation wegen einfach mal annehmen wollen.

    Aber, und das ist ein großes ABER: Reicht diese Wenn-Dann-Basis bereits als Rechtfertigung für die von Morris verteidigten ethnischen Säuberungen im israelischen Teil Palästinas?

    Mit Sicherheit nicht. Aus WENN-A, DANN-B alleine folgt nicht schon B. Es fehlt noch der Nachweis, dass A, das heißt der Nachweis dafür, dass im Kontext der Vertreibungen der Palästinenser tatsächlich ein Genozid vorlag oder bevorstand.

    4.10 Von welchem Genozid ist in diesem Morris-Interview überhaupt die Rede? Von welchem Genozid, zu dessen Beendigung bzw. Verhinderung die Vertreibung der Palästinenser tatsächlich notwendig war?

    4.11 Für Morris reicht freilich, wie das obige Interview zeigt, bereits das Postulat einer solchen genozidalen Omega-Situation, um die Haupt-Akteure der in dem Interview erwähnten Säuberungen, d.h. die Kommandeure der Operation Dani, zu verstehen. Was voraussetzt, dass Morris zumindest glaubt, dass diese Akteure ihrerseits glaubten, dass sie es mit einem Omega-Fall zu tun haben.

    4.12 Frage an die Historiker: War dem wirklich so? Glaubten das die Dani-Kommandeure - und auch deren Befehlsempfänger - tatsächlich?

    4.13 Und falls sie das tatsächlich geglaubt haben sollten - wäre das dann auch schon eine hinreichende Basis nicht nur für ein Verstehen, sondern auch für ein Rechtfertigen ihres Tuns? Wiederum: mit Sicherheit nicht.

    Ihr entsprechender Glaube würde zwar in der Tat erklären, warum sie, was sie taten, „ohne jede Gewissensbisse“ getan hatten. Aber wie gerade wir Deutschen aus unserer eigenen Vergangenheit, genauer: aus den Versuchen einer ‚Bewältigung’ unserer eigenen Vergangenheit her wissen: Fehlende Gewissensbisse sind mit den schrecklichsten Taten verträglich. Und spätestens seit dem Eichmann-Prozess könnte das doch wirklich jederman wissen.

    4.14 Noch einmal: Von welchem Genozid spricht hier Morris eigentlich?

    Ich vermute: Von keinem realen, insbesondere von keinem damals realen in Palästina. Morris „Genozid“-Bezug hebt vielmehr lediglich auf einen fiktiven Genozid ab, auf einen lediglich potentiellen.

    Dafür spricht die weitere Fettdruck-Stelle des Interviews. Dort heißt es, dass sie, die damaligen Akteure, ohne diese Vertreibungen bzw. Säuberungen "den Krieg nicht gewonnen [hätten] und auch kein Staat … entstanden [wäre]."

    4.15 Welche Relevanz hat das für das Morris’sche Genozid-Verhinderung-durch-ethnische Säuberungen-Argument? Die für den schlüssigen Zusammenhang notwendige Prämisse scheint für ihn so selbstverständlich zu sein, dass er sie gar nicht erst aussprechen zu müssen glaubt. Nämlich: Vor einem weiteren Genozid schützt uns nur ein eigener starker Staat.

    4.16 Morris’s Position ist also, aus der 48er Perspektive formuliert, diese:

    1. Um vor einem weiteren Genozid sicher zu sein, brauchen wir Juden einen eigenen möglichst starken jüdischen Staat.
    2. Einen solchen Staat gibt es nur dann, wenn Israel (a) im Unabhängigkeitskrieg als Sieger hervorgeht und (b) auch weiterhin nicht von Palästinensern in seinem Inneren bedroht ist.
    3. Und beides - der Sieg im Krieg wie die innere Sicherheit - erfordert die möglichst vollständige Säuberung Israels von den Palästinensern. Konklusion : Um vor einem weiteren Genozid sicher zu sein, ist eine möglichst vollständige Vertreibung der Palästinenser aus Israel notwendig - und, so glaubt Morris, insofern auch gerechtfertigt.

    4.17 Ich gehe auf diese Argumentation von Morris nicht nur deshalb so ausführlich ein, weil ich generell ein großer Fan von Offenheit bin - selbst dann, wenn diese Offenheit einigen weh tut; sondern vor allem deshalb, weil Morris mit dieser Argumentation radikal- zionistischen Klartext spricht. Mit seiner brutal expliziten Argumentation hat uns Morris so etwas wie einen ersten klaren Einblick in die andernorts meist nur implizit zum Einsatz kommende Software der radikal zionistischen Denkungsart verschafft.

    4.18 Nun ist diese Software zwar, was den Notwendigkeitsaspekt der Vertreibungen angeht, auf der Basis der angeführten Prämissen in sich perfekt logisch schlüssig, hat dafür aber zwei erhebliche Defizite.

    Zum einen sind alle drei Prämissen alles andere als evident, ja sogar höchst zweifelhaft. Und zum anderen hat diese Argumentation jetzt wirklich nichts mehr mit dem obigen Omega-Rechtfertigungsschema zu tun. Denn dieses bezieht sich bisher nur auf bereits vorliegende oder mit großer Wahrscheinlichkeit unmittelbar bevorstehende Omega-Situationen. Durch die von Morris vollzogene Erweiterung dieses Schemas auch auf aus heutiger Sicht bloss potentielle spätere Omega-Fälle verliert dieses Schema aber jegliche Überzeugungskraft.

    4.19 Das tut der weiten Verwendung dieses erweiterten Schemas freilich keinerlei Abbruch. Im Gegenteil: Rechtfertigen lassen sich mit dieser Erweiterung, wenn man diese akzeptiert, schließlich alle möglichen Arten von sogenannten präemptiven Verteidigungen. Und so verwundert es überhaupt nicht, dass Morris unter Rekurs auf dieses erweiterte Omega-Schema auch für einen möglichst baldigen Präemptionsangriff auf den Iran plädiert.

    4.20 Wie Sie sehen: Schon ein kurzer Blick auf Morris’s Versuch einer moralischen Rechtfertigung der jüdischen ethnischen Säuberungen in Palästina eröffnet ein sehr weites Feld. Ein für jetzt zu weites, klar.

    Deshalb jetzt nur noch dies: Ich habe Ihnen eine Reihe von Unterscheidungen und Fragen vorgestellt, die wir beachten müssen, wenn wir uns über das Problem der Rechtfertigungen der Vertreibungen der Palästinenser selber ein klares Urteil bilden wollen. Wie Sie mit diesen Unterscheidungen umgehen, das ist und bleibt jetzt Ihre Sache.

    Georg Meggle ist Analytischer Philosoph. Seit seiner Emeritierung (2009) lehrt er jeweils abwechselnd in Kairo (Winter) und Salzburg (Sommer).
    ––––––––––

    Fussnoten
    1
    Dieser Beitrag geht auf einen Vortrag zurück, den ich bereits 2011 zur Eröffnung der von Ingrid Rumpf betreuten Wanderausstellung Die Nakba. Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948 in der VHS Heidelberg gehalten hatte - und der bis heute nicht veröffentlich war. Der folgende Paragraph 1 entspricht dem Paragraph 2 meines 2010 verfassten Entwurfes für ein neues Grundsatzpapier der Nahostkommission von Pax Christi, unter dem Titel Menschenwürde und der Palästina-Konflikt, abgedruckt als 13. Kapitel in: Georg Meggle, Philosophische Interventionen, mentis Verlag, Paderborn, 2011, S. 197-201, nunmehr auch in dem eBook: Georg Meggle, Über Medien, Krieg und Terror (2019).

    2
    Von israelischer Seite vor allem: Simha Flapan, Benny Morris, Ilan Pappe und Tom Segev. Und von palästinensischer Seite: Whalid Khalidi, Rashid Khalidi, Sharif Kana’ana und Nur Masalha.

    3
    So Ilan Pappe, Die ethnische Säuberung Palästinas, Zweitausendeins, 2010, S. 15.

    4
    Diese Argumentation ist so noch nicht ganz wasserdicht (schreit also, wie diese Reflexionen generell, nach weiteren Differenzierungen): Denn auch wenn das Rückkehrrecht (nach der UNO-Resolution) umgesetzt würde, müsste das nicht auch schon das Ende der jüdischen Mehrheit in Israel bedeuten - denn die Palästinenser könnten sich ja statt für die Rückkehr für eine bloße Entschädigung entscheiden! Um genau dies zu erreichen, müssten die angebotenen Entschädigungen aber wohl entsprechend hoch sein. Was sicher auch ein dickes finanzielles Engagement anderer Länder beinhalten müsste.

    5
    Dazu: Nur Masalha, The Politics of Denial. Israel and the Palestinian Refugee Problem, London (Pluto Press), 2003.

    6
    So in seinem Beitrag in INAMO 54, S. 18.

    7
    Das von Ari Shavit durchgeführte Interview erschien am 09.01.2004 in der Zeitung Ha’aretz; die folgende deutsche Übersetzung findet sich in INAMO 49, 2007, S. 32

    #Israël #Paestine #Nakba #Shoa #Holocaust #idéologie #crimes_de_guerre #crime_de_guerre #génocide #impérialisme

  • Gypsies in the Holocaust - Forgotten Victims
    https://www.thoughtco.com/gypsies-and-the-holocaust-1779660

    The Gypsies of Europe were registered, sterilized, ghettoized, and then deported to concentration and death camps by the Nazis before and during World War II. Approximately 250,000 to 500,000 Gypsies were murdered during the Holocaust—an event they call the Porajmos (the “Devouring.”)
    A Short History

    Approximately a thousand years ago, several groups of people migrated from northern India, dispersing throughout Europe over the next several centuries.

    Though these people were part of several tribes (the largest of which are the Sinti and Roma), the settled peoples called them by a collective name, “Gypsies”—which stems from the one-time belief that they had come from Egypt.

    #roms #tsiganes #holocauste #massacre

  • #Maroc. L’incroyable histoire du #mémorial de la #Shoah érigé au pied de l’#Atlas_marocain

    Les Marocains ont découvert avec stupéfaction qu’un étrange mémorial de l’#Holocauste était en construction depuis plus d’un an près de Marrakech, à l’initiative d’un artiste et activiste allemand un peu fantasque. Les autorités ont réagi sans tarder en démolissant l’œuvre.

    Des stèles en béton ressemblant à celles du mémorial de l’Holocauste de Berlin. Un arc-en-ciel LGBT peint au sol. Un obélisque. Un bâtiment noir bizarre évoquant surtout Le Seigneur des anneaux. Une haute clôture grillagée et un drapeau européen, en référence, dans un douteux mélange des genres, à la politique migratoire européenne. Le tout voulu comme… un mémorial de l’Holocauste, en plein Maroc rural, près de Marrakech.

    Voilà l’hallucinante rumeur qui a parcouru les réseaux sociaux marocains le week-end dernier et provoqué dans le royaume des réactions étonnées, incrédules ou énervées, et des accusations de “propagande israélienne”. Encore plus hallucinant : la rumeur était vraie. Et la construction de cet étrange mémorial avait débuté… il y a plus d’un an, en juillet 2018.

    Le sujet a fait le tour de la presse marocaine, qui a présenté son concepteur : un Allemand résidant au Maroc nommé Oliver Bienkowski, à la tête d’une ONG “antiraciste et de défense des droits humains” intitulée PixelHelper, qui montrait depuis un an sur Twitter et Facebook l’avancement du chantier, sans lésiner sur les hashtags.

    Oliver Bienkowski avait en fait été interviewé quelques jours plus tôt par le quotidien israélien The Jerusalem Post, dans un article donnant une première idée de sa personnalité plutôt farfelue.

    https://www.courrierinternational.com/article/maroc-lincroyable-histoire-du-memorial-de-la-shoah-erige-au-p
    #mémoire

    ping @albertocampiphoto @reka

  • Joshua Project
    https://joshuaproject.net/get_involved/learn_more


    Nous voilà l’objet d’une croisade impérialiste sous prétexte de mission évangélicale. Heureusement nous, les païens du centre de l’Europe, nous ne sommes pas sans défense comme les peuples qui n’ont pas encore jamais eu à subir les invasions chrétiennes.

    Après l’éradication dans l’holocauste américain des peuples indigènes par les envahisseurs catoliques les chrétiens étatsuniens tentent d’éliminer toute forme de paganisme africain. Pour le moment ce fléau est passé à côté de l’Europe surtout à cause de la résistance des bolchéviques et de leurs héritiers illégitimes. Le laïcisme européen et d’abord français a également contribué à la limiter l’influence des fondamentalistes qui naviguent dans les eaux polluées du néolibéralisme comme des crustacés néophytes dans le ballast de la marine marchande.


    Actuellement les pentecôtistes et autres fondamenatlistes chrétiens constituent un danger pour le mouvement pour la réduction de gaz à effet de serre. Pour eux la catastrophe climatique est l’expression de la volonté de dieu et de son arrivée imminente dans l’époque de l’apocalypse et de l’enlèvement. L’angoisse générale crée un climat favorable pour ce type de mission qui propose la rédemption individuelle aux personnes faibles et sans formation philosophique solide.


    Alors où en sommes nous en ce qui concerne notre statut d’évangélisation ?

    En France comme en Allemagne il reste du travail à faire pour les missionaires qui considèrent plus de 60 % des peuples comme chrétiens. Cette estimation exagérée nous préserve de la ferveur des pires des missionaires dont l’ambition les pousse à se dévouer aux « petits » peuples dans des contrées loin de nous. Heureusement parfois même les tribus les plus éloignées de la civilisation « chrétienne » ont compris que ces missionaires mettent en danger leur existence. L’acceuil des fanatiques se passe en conséqunce.

    The Kurd, Turkish-Speaking in Turkey are an example of a unreached people group.


    Missions is all about God. God acting to save His creation and bring it back in to a relationship with Himself through Jesus Christ. Learning about missions starts with learning about God through the Bible and seeing how He used men and women to fufill His purposes on earth. Missions is also about what God is doing today around the world to build Christ’s Church.

    Datasets
    To download data for a specific continent, region, country, religion, affinity bloc, people cluster or people group, click the “Download Data” link below the listing. Use the search tool to find the data set you wish to download or go to the People Group Lists page.

    All people groups by country CSV / Excel
    Only unreached people groups by country CSV / Excel
    All countries CSV / Excel
    People group-country-language table CSV / Excel
    All language data CSV / Excel
    General field descriptions CSV / Excel
    Complete relational database Access

    API
    The Joshua Project API was developed to provide developers easier access to Joshua Project data. Once you request and receive an API key you will have live access to data regarding people groups, countries and languages throughout the world.

    On ne sait rien sur le jeune homme de la photo. Les missionnaires ont décidé d’en faire le symbole pour les Kurdes à christianiser.

    #christianisme #mission #proselytisme #impérialisme #USA #France #Allemagne #Europe #holocauste

  • Artist Shames Tourists Taking Inappropriate Selfies At The Holocaust Memorial Site In Berlin (NSFW) | DeMilked

    https://www.demilked.com/holocaust-memorial-selfies-yolocaust-shahak-shapira

    Il semble qu’il reste à faire un travail de mémoire aussi à destination de celles et ceux qui rendent visite à des lieux de mémoire.

    sraeli artist Shahak Shapira has seen enough of these disrespectful selfies taken in the absolute worst places for them. So he launched an art project called “Yolocaust” in hopes to shame the selfie-takers from the Holocaust Memorial in Berlin.

    “Over the last years, I noticed an interesting phenomenon at the Holocaust memorial in Berlin: people were using it as a scenery for selfies. So I took those selfies and combined them with footage from Nazi extermination camps,” Shapira wrote. He gathered the selfies from the social media sites like Facebook, Instagram, Tinder, and Grindr, and then combined them with the hard-to-watch real footage from concentration camps. The artist was shocked by just how distanced from the actual meaning of the monument its visitors were, which is illustrated with the comments, hashtags and “likes” that were posted with the selfies.

    #mémoire

  • Der Yiddish Summer Weimar ist das bedeutendste jiddische Kultur-Eve...
    https://diasp.eu/p/9373092

    Der Yiddish Summer Weimar ist das bedeutendste jiddische Kultur-Event weltweit. Das Festival in der Stadt Goethes und Schillers lässt diesmal die kreative Phase der Juden zur Zeit der Weimarer Republik wieder aufleben. ’The Weimar Republic of Yiddishland’: Auf den Spuren jiddischen Erbes | DW | 16.07.2019 #WeimarRepublicofYiddishland #Holocaust #Juden #Klezmer #Festival #WeimarerRepublik #Kabarett #Kunst

  • "Holocaust-Forscher Goldberg ist überzeugt, dass es bei dem deutsch...
    https://diasp.eu/p/9208488

    "Holocaust-Forscher Goldberg ist überzeugt, dass es bei dem deutschen Streit über BDS und den Tweet gar nicht um Antisemitismus, sondern um den Nahostkonflikt geht. Die israelische Regierung, sagt er, benutze... …

    http://taz.de/BDS-Tweet-des-Juedischen-Museums-Berlin/!5600322

    #antisemitismus #bds #bei #benutze #deutschen #forscher #gar #geht #goldberg #holocaust #israelische #nahostkonflikt #nicht #regierung #sagt #sondern #streit #tweet #überzeugt

  • BBC - Travel - The Holocaust memorial of 70,000 stones
    http://www.bbc.com/travel/story/20190328-the-holocaust-memorial-of-70000-stones

    At the end of a quiet, suburban cul-de-sac in north-eastern Berlin, Michael Friedrichs-Friedländer quickly ushers me into his garage. He casts a watchful glance down the road, as if to check I’ve come here alone.

    “I’d ask you not to mention the precise location,” he said. “The neighbours all know what I do, but I don’t want any outside trouble.”

    #stolpersteine

  • About | Medical Review Auschwitz
    https://www.mp.pl/auschwitz/auschwitz/172694,about


    L’actualité d’Auschwitz n’a rien à faire avec les problèmes de l’état hébreux. Au contraire les pentecôtistes et autres chrétiens étatuniens pensent que les juifs occupent une place importante dans l’expansion de l’apocalypse qui d’après eux serait en train de se propager à partir de la Palestine. Pour eux les êtres humains à purger sont tous les infidèles et ceux que dieu aime moins que ses fidèles dont le signe de sa bénédiction est leur succès économique. Voici la véritable raison pourquoi les Bush, Trump et Bolsonaro ne s’intéressent pas à la catastrophe climatique imminente et accélèrent plutôt les pas vers le grand collapsus tout en tirant le maximum de profit de leurs « Ètats SS ».

    Medical Review – Auschwitz (Przegląd Lekarski – Oświęcim) was an academic journal of the Kraków Medical Society (Towarzystwo Lekarskie Krakowskie) published in Polish between 1961 and 1991. It investigated the medical, psychological and social consequences of Nazi persecution in concentration camps. Medical Review – Auschwitz is a unique publication worldwide. Spanning over 10,000 pages, or over 1000 articles, the documentation is based on detailed examinations of a few thousands of former concentration camp prisoners. Medical Review – Auschwitz is a collective work of 477 authors, which to this day remains one of the most significant sources of knowledge on the pathology of war and concentration camps.

    Medical Review – Auschwitz was started thanks to the efforts of two physicians and former concentration camp prisoners: Antoni Kępiński (1918–1972, prisoner of the concentration camp at Miranda de Ebro in Spain) and Stanisław Kłodziński (1918–1990, prisoner of Auschwitz-Birkenau).
    ...
    The project has been developed with the aim of sharing all 31 volumes of Medical Review – Auschwitz with the international community by making the articles available free of charge online. Apart from the original volumes of Medical Review – Auschwitz, the website also hosts a selection of articles translated into English, a German anthology Die Auschwitz-Hefte and the 1962 volume in 3 language versions (German, French and Russian).

    « Anus mundi » | Medical Review Auschwitz
    https://www.mp.pl/auschwitz/translations/english/192366,anus-mundi


    Prinz-Albrecht-Palais, Berlin, Wilhelmstraße,1837

    Les Georgia Guidestones révèlent leur véritable caractère à travers les observations suivantes.

    On y retrouve l’idée de la nécessite de purger le monde des être en surnombre et de profiter de l’occasion pour en sélectionner les meilleurs. A la différence des nazis les instigateurs étatsuniens ont l’intention prévoient de laisser les guerres et catastrophes naturelles faire leur travail et d’organiser la sélection en amont par la concurrence capitaliste. Voici un élément qui renforce mon opinion que les efforts des innovateurs de la #silicon_valley sont pour une bonne part les héritiers des enthousiastes technophiles au #Reichssicherheitshauptamt.

    In a conversation with the SS physician J. P. Kremer, his colleague Dr Heinz Thilo, a member of the SS staff of Auschwitz, called Auschwitz the anus mundi (the world’s anus – quotation after Sehn). We may infer that this trenchant epithet was an expression on the one hand of the revulsion and horror this concentration camp evoked in anyone who saw it, and on the other hand justified its existence by the need to purge the world. Catharsis, the motif of cleansing, so important in the life of every human individual, appears to play a salient role in the life of whole societies.

    On comprend que les élites sont en train de transformer la terre entière an #anus_mundi .

    #Pologne #médecine #Auschwitz #sélection #holocauste #shoa #shoah #nazis

  • jungle.world - Zumutbare Erinnerung
    https://jungle.world/artikel/2019/02/zumutbare-erinnerung


    Edgar Hilsenrath est mort le 30 décembre 2018. Avant son déménagement dans une province moins polluée on le rencontrait de temps en temps dans les locaux du parti de gauche de son arrondissement berlinois. Ce survivant des efforts nazis pour exterminer les juifs d’Europe détestait les philosémites parce qu’il considérait leur manière de penser comme structurellement antisémite. Ses romans tragiques et grotesques traitent les génocides juifs et arméniens. Son succès international précédait de vingt ans sa céĺébrité allemande. Pour lui ses contemporains du Gruppe 47 se comportaient comme une mafia culturelle qui n’échappait pas au philosémitisme obligatoire en l’Allemagne de l’Ouest. L’ironie de l’histoire veut que l’organe officiel des philosémites de gauche ( Antideutsche ) lui consacre un nécrologue qui montre encore que son auteur n’a rien compris.

    Edgar Hilsenrath, dieser witzigste Autor unter den Überlebenden der Shoah, ist tot. Humor in der Holocaust-Literatur, geht das überhaupt? In seinem Fall, ja. Niemand verblüffte mit solchen alltagssprachlichen Dialogen, kaum jemand konnte solche Grotesken über die Judenvernichtung schreiben und zugleich so einfühlsame, leise Töne der Erinnerung an den größten Massenmord der Geschichte anschlagen wie Hilsenrath.

    Als 1926 in Leipzig geborener, in Halle aufgewachsener und 1938 in das Schtetl Sereth in der rumänischen Bukowina geflohener Jude überlebte Hilsenrath das Ghetto von Mohyliw-Podilskyj, in dem bis zur sowjetischen Befreiung im April 1944 etwa 40 000 Menschen an Kälte, Hunger, Fleckfieber und Cholera starben. Über Palästina und Frankreich emigrierte er schließlich in die USA. Dass er seine schriftstellerische Karriere dort begann, beeinflusste sein Schreiben stark. Zugleich machte Hilsenrath aus seiner Liebe zu seiner Muttersprache keinen Hehl und zog 1975 zurück in die Bundesrepublik.

    Zum Leben und Werk von Edgar Hilsenrath. Nachruf anlässlich seines Todes am 30. Dezember 2018 – Edgar Hilsenrath
    http://hilsenrath.de/nachruf
    Son ami et éditeur Ken Kubota publie un long nécrologue sur le site officiel de l’auteur.

    Edgar war Zionist, aber kein Dogmatiker. Als ich ihn wegen der Diskriminierung der Palästinenser einmal zur Rede stellte, so räumte er ein, auch er wisse, dass die Araber unfair behandelt würden. Er sehe aber keine wirkliche Lösung des Problems, und so sehe er auch keinen anderen Weg. Zugleich war mir bewusst, dass er als jüdischer Holocaust-Überlebender einen instinktiven Überlebensreflex hatte, der auch in seiner Argumentation zugunsten des jüdischen Staates zum Ausdruck kam.

    Edgar Hilsenrath war ein großer Verehrer der Politikerin Sahra Wagenknecht, die er auch im Wahlkampf unterstützte.
    ...
    Schon als Studentin übertraf Sahra Wagenknecht mühelos die allermeisten Philosophieprofessoren einschließlich derer, die offiziell für Hegel zuständig sind.

    Œuvre
    https://fr.wikipedia.org/wiki/Edgar_Hilsenrath#%C5%92uvre

    Voici une liste de nécrologues des médias philosémites notoires.

    https://www.tagesspiegel.de/kultur/nachruf-auf-edgar-hilsenrath-so-reden-die-menschen-halt/23817440.html
    https://www.sueddeutsche.de/kultur/nachruf-edgar-hilsenrath-ist-gestorben-1.4271386
    https://www.berliner-zeitung.de/kultur/literatur/nachruf-auf-schriftsteller-edgar-hilsenrath-der-meister-des-geschwa
    https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article186366878/Edgar-Hilsenrath-ist-tot-Nachruf-auf-einen-Solitaer.html
    https://www.zeit.de/news/2019-01/01/edgar-hilsenrath-mit-92-jahren-gestorben-190101-99-398971
    https://www.swr.de/swr2/literatur/nachruf-edgar-hilsenrath/-/id=6891032/did=23130850/nid=6891032/2dbvis
    http://www.taz.de/!5562395

    #Allemagne #histoire #gauche #holocaust #littérature #nécrologie

  • The Ghost of King Leopold II Still Haunts Us – Media Diversified

    https://mediadiversified.org/2015/04/20/the-ghost-of-king-leopold-ii-still-haunts-us-belgium-colonization-

    Merci Meta pour le signalement !

    In an article entitled “The Early Spread and Epidemic Ignition of HIV-1 in Human Populations” in the magazine Science in October 2014, Nuno Faria and his fellow researchers revealed the location of Ground Zero for one of the world’s most deadly infectious diseases—HIV. They discovered that HIV-1 originated in Kinshasa, the capital city of the Democratic Republic of Congo (DRC) and explain that the deadly virus spread throughout the Congo via the railroad network. HIV-1 was subsequently transmitted by Haitian professionals back to Haiti and then to the United States (1).

    Faria and colleagues presented their research findings as follows:

    Our estimated location of pandemic origin explains the observation that Kinshasa exhibits more contemporary HIV-1 genetic diversity than anywhere else. It clarifies why the oldest known HIV-1 sequences were sourced from this city and why several early cases indicative of AIDS are linked to Kinshasa (p. 57).

    #congo #léopold #massacre #génocide #colonialisme

    • ça me rappelle le livre « Les fantômes du roi Léopold » que j’avais lu il y a 20 ans...
      Les Fantômes du Roi Léopold, un #holocauste oublié

      « Le remarquable document d’Hochschild dépasse toutes les autres études sur le Congo. Il montre comment l’Europe entière - et les États-Unis - s’est rendue complice de l’holocauste perpétré par le roi Léopold sur le peuple congolais. », Nadine Gordimer.
      « Un ouvrage exceptionnel, profondément stimulant, qui m’a bouleversé comme l’avait fait en son temps Au cœur des ténèbres, et pour la même raison : parce qu’il révèle les horreurs cachées commises au Congo. Passé obscur, sur lequel Hochschild fait la lumière, c’est notre passé à tous. », Paul Theroux.
      Dans les années 1880, alors que l’Europe se lance dans la colonisation de l’Afrique, le roi #Léopold_II de #Belgique s’empare, à titre personnel, des immenses territoires traversés par le fleuve Congo, afin de faire main basse sur ses prodigieuses richesses. Réduite en esclavage, la population subit travail forcé, tortures et mutilations, au point qu’on estime à 10 millions le nombre d’Africains qui périrent. Tandis que Léopold II continue de cultiver sa réputation d’humaniste, des voix commencent à dénoncer ce crime de masse, donnant naissance au premier mouvement international de défense des droits de l’homme du XXe siècle…
      Avec une force d’évocation exceptionnelle, Adam Hochschild peint le portrait d’un roi mégalomane et décrit les combats de ses opposants, la vie des témoins - explorateurs, missionnaires - et celle des victimes. S’il révèle un épisode tragique de l’histoire contemporaine, il dissèque aussi l’ensemble du système colonial, offrant des clés indispensables à la compréhension d’une actualité dramatique.


      https://www.librairiedialogues.fr/livre/852912-les-fantomes-du-roi-leopold-un-holocauste-oublie-adam-hoch

      Ce livre m’avait profondément marquée...
      #livre

    • Et ce reportage passé sur arte sur la question #sida et #HIV, en lien avec le #colonialisme et la #colonisation :
      Sida, un héritage de l’époque coloniale

      Des scientifiques mènent une enquête au coeur de l’Afrique, à la recherche des origines du VIH. Un documentaire captivant, diffusé à l’occasion de la Journée mondiale de lutte contre le sida, le 1er décembre.

      Il est l’un des plus grands tueurs de la planète. Avec plus de 36 millions de morts et près de 37 millions de personnes infectées, le sida constitue à ce jour la pandémie la plus destructrice de l’histoire contemporaine. Afin de mieux la connaître, une équipe de scientifiques part sur les traces de son origine, au cœur de l’Afrique, dans l’ancien Congo belge. En parvenant à mettre la main sur d’anciens prélèvements humains contenant le virus, ils arrivent à la conclusion que la première transmission du sida – du chimpanzé à l’homme – se situe autour de l’an 1908, des décennies avant les premiers cas connus.

      Catastrophe en germe
      Les chercheurs ne s’arrêtent pas là. Ils se plongent dans l’histoire coloniale du Congo pour comprendre comment le VIH a pu se propager. Au début du XXe siècle, soucieuses de ne pas perdre la main-d’oeuvre indigène qu’elles exploitent, les autorités coloniales lancent des campagnes massives de vaccination contre la maladie du sommeil, où l’on a souvent recours à des seringues mal stérilisées. De même, la syphilis, qui se répand alors, augmente considérablement les risques de transmission du sida entre les hommes. Parallèlement, le chemin de fer se développe dans le pays car Kinshasa est une plaque tournante de l’industrie minière. Le virus devient mouvant. Lors de l’indépendance du Congo, en 1960, la pandémie couve. Dans les années 1970, les ravages successifs de la guerre civile, puis les errements du régime prédateur de Mobutu, qui ruine l’économie, créent les conditions chaotiques d’une propagation fulgurante du virus...
      Carl Gierstorfer signe un documentaire passionnant, où l’enquête scientifique se mêle à des images d’archives, parfois dures, témoignant de la cruauté et des ravages de la colonisation. Il rappelle également qu’à l’heure où les maladies infectieuses se développent dans le monde entier, les conditions d’une nouvelle pandémie sont peut-être à nouveau réunies.

      https://www.arte.tv/fr/videos/051599-000-A/sida-un-heritage-de-l-epoque-coloniale

      #film_documentaire #documentaire #film #épidémies #santé #maladie

    • Je viens de voir qu’il y a une « Avenue Léopold II » dans le 16e arrondissement et je me demande « quelle est la date limite » : on aurait pas idée de nommer une rue Pol Pot, Pétain, Staline ou Hitler, mais Léopold II ne pose pas de problème. Date limite, vers 1900 ?

      

      Il y a des exceptions comme Robespierre qui a ses rus en province ou en banlieue mais pas à Paris parce que c’était un personnage « assoiffé de sang » :

      Une rue Robespierre dans la capitale, par Alexis Corbière

      https://www.lemonde.fr/idees/article/2011/06/27/une-rue-robespierre-dans-la-capitale_1541487_3232.html

      ❝Une rue Robespierre dans la capitale, par Alexis Corbière

      Robespierre n’était pas au sein du Comité de salut public le personnage « assoiffé de sang » qu’un vulgaire révisionnisme historique a dépeint par la suite.

      Publié le 27 juin 2011 à 13h35 - Mis à jour le 27 juin 2011

    • @cdb_77 c’est peut-être un autre pétin ? si c’est la bonne orthographe sinon c’est Pétain

      https://www.france24.com/fr/20130409-france-derniere-rue-marechal-petain-debaptisee-belrain

      Le petit village de Belrain, dans la Meuse (Est), possédait la dernière rue en France dénommée en hommage au Maréchal-Pétain. Sur décision de ses élus, le lieu a été débaptisé et attend son nouveau nom. La dernière « rue du Maréchal-Pétain », en France, a été débaptisée.

      Seulement en 2013 !

    • • il y a une rue de Petin à Baileux, juste à côté des bières de Chimay dans le Hainaut belge,

      • il y a une rue du Petin à Verchin, sur les bords de la Lys dans le Pas-de-Calais

      • il y a un Henri Pétin (et quelques autres cf. les homonymes en haut de page)

      Henri Pétin — Wikipédia
      https://fr.wikipedia.org/wiki/Henri_P%C3%A9tin

      Henri Pétin est un homme politique français né le 16 avril 1870 à Paris et décédé le 20 janvier 1911 à La Seyne-sur-Mer (Var).

      Biographie
      Auteur de théâtre et de chansons sous le pseudonyme d’Henri de Mamers, il est aussi à la tête d’une maison de commerce en métaux à La Seyne-sur-Mer et se lance dans la construction navale. Maire de La Seyne-sur-Mer de 1904 à 1911, conseiller général, il est député du Var de 1909 à 1910, siégeant au groupe radical-socialiste.

  • 1945: The horrors of the Holocaust in Hungary - World Socialist Web Site

    https://www.wsws.org/en/articles/2018/05/11/1945-m11.html

    1945: The horrors of the Holocaust in Hungary
    By Joanne Laurier
    11 May 2018

    Directed by Ferenc Török; screenplay by Török and Gábor T. Szántó

    Hungarian director Ferenc Török’s 1945 is a serious effort to come to terms with the ghastliness of the Holocaust in Hungary. Co-written by Török and Gábor T. Szántó, the movie was adapted from the latter’s short story, “Homecoming.”

    #holocauste #sgm #seconde_guerre_mondiale #hongrie #shoah

  • La #droite polonaise légifère sur la #mémoire du IIIe Reich
    https://www.mediapart.fr/journal/international/300118/la-droite-polonaise-legifere-sur-la-memoire-du-iiie-reich

    En 2001, à Jedwabne, Aleksander Kwaśniewski, alors président, prononce les premières excuses officielles au nom de l’État polonais © Reuters Une loi a été votée vendredi pour condamner quiconque mettrait en cause la responsabilité des Polonais dans les crimes commis par l’Allemagne nazie. L’initiative a ouvert une crise diplomatique avec #Israël.

    #International #camps_d'extermination #Holocauste #Hongrie #PiS #Pologne #République_tchèque #seconde_guerre_mondiale #Shoah #Slovaquie #Visegrad

  • #Pologne : la #droite ultraconservatrice légifère sur la #mémoire du IIIe Reich
    https://www.mediapart.fr/journal/international/300118/pologne-la-droite-ultraconservatrice-legifere-sur-la-memoire-du-iiie-reich

    En 2001, à Jedwabne, Aleksander Kwaśniewski, alors président, prononce les premières excuses officielles au nom de l’État polonais © Reuters Une loi a été votée à Varsovie pour condamner quiconque mettrait en cause la responsabilité des Polonais dans la #Shoah. L’initiative a ouvert une crise diplomatique avec #Israël.

    #International #camps_d'extermination #Holocauste #PiS #seconde_guerre_mondiale

  • #The_Dead_Nation

    The Dead Nation is a documentary-essay, which shows a stunning collection of photographs from a Romanian small town in the 1930′s and 1940′s. The soundtrack, composed mostly from excerpts taken from the diary of a Jewish doctor from the same era, shows us what the photographs do not: the rising of the anti-Semitism and eventually a harrowing depiction of the Romanian Holocaust, a topic which is not very talked about in the contemporary Romanian society.

    http://www.taskovskifilms.com/?film=the-dead-nation
    ça devrait intéresser les photographes... ping @albertocampiphoto @philippe_de_jonckheere

    #photographie #Roumanie #film #cinéma #anti-sémitisme #holocauste #histoire #Radu_Jude

    Trailer :
    https://www.youtube.com/watch?v=dLTdgbLIyc4

  • Zong massacre - Wikipedia
    https://en.wikipedia.org/wiki/Zong_massacre

    The Zong massacre was the mass killing of 133 African slaves by the crew of the slave ship Zong in the days following 29 November 1781. The Gregson slave-trading syndicate, based in Liverpool, owned the ship and sailed her in the Atlantic slave trade. As was common business practice, they had taken out insurance on the lives of the slaves as cargo. When the ship ran low on potable water following navigational mistakes, the crew threw slaves overboard into the sea to drown, partly in order to ensure the survival of the rest of the ship’s passengers, and in part to cash in on the insurance on the slaves, thus not losing money on the slaves who would have died from the lack of drinking water.

    ... ship’s surgeons were typically involved in selecting slaves for purchase in Africa, so their medical expertise supported the determination of “commodity value” for a captive. If the surgeon rejected a captive, that individual suffered “commercial death”, being of no value, and was liable to be killed by African handlers. Sometimes these killings happened in the presence of the surgeon. It is likely that Collingwood had already witnessed the mass-killing of slaves. As the historian Jeremy Krikler commented, this may have prepared him psychologically to condone the massacre that took place on the Zong.

    #esclavage #triage #holocaust

  • Kai Diekmann und die Auschwitz-Baupläne - Medien - Süddeutsche.de
    http://www.sueddeutsche.de/medien/kz-plaene-wie-kai-diekmann-die-auschwitz-bauplaene-ausser-landes-bringe

    Est-ce que vous voulez savoir à qui appartiennent les dessins de construction du camps d’Auschwitz ? C’est simple, c’est l’État d’Israel qui les détient et ne le les lachera pas. Les représentants des Archives fédérales d’Allemagne ne sont pas contents. Ils auraient aimé pouvoir les garder.

    Karl Marx - Le 18 brumaire de L. Bonaparte
    https://www.marxists.org/francais/marx/works/1851/12/brum3.htm

    Hegel fait quelque part cette remarque que tous les grands événements et personnages historiques se répètent pour ainsi dire deux fois. Il a oublié d’ajouter : la première fois comme tragédie, la seconde fois comme farce.

    49 ans après l’enlèvement d’Eichmann par un commando du Mossad ces plans de construction d’Auschwitz partent clandestinement en Israel, le commando de kidnapping étant composé de l’éditeur du journal Bild Kai Dieckmann et de Bibi Netanyahou , premier ministre d’Israel.

    5. Juli 2016, 18:11 Uhr

    In einem Interview erzählt Bild-Herausgeber Kai Diekmann, wie er 2009 die Baupläne des Konzentrationslagers Auschwitz dem israelischen Premier überreichte.
    Der Axel-Springer-Verlag hatte die Pläne auf dem Schwarzmarkt erworben.
    Bundesarchiv und Bundesinnenministerium sind der Auffassung, die Papiere gehörten Deutschland. Diekmann aber schenkte sie Israel.

    Von Thorsten Schmitz

    Man sollte annehmen, dass Kai Diekmann weiß, was man verrät und was besser nicht. Womöglich hat den Gesamtherausgeber der Bild -Gruppe dieser Instinkt für einen Moment verlassen, als er sich von Tal Alon interviewen ließ. Alon lebt in Berlin und ist Chefredakteurin des auf Hebräisch erscheinenden Online-Magazins Spitz. Am Dienstag veröffentlichte es ein Gespräch mit Diekmann, in dem es eigentlich darum geht, weshalb der Springer-Verlag einer Gruppe von deutschen Chefredakteuren eine Israel-Reise organisiert hat, bei der man auch mit Premierminister Benjamin Netanjahu zusammentraf, aber kein Blick auf die Trennmauer geworfen wurde.

    Diekmann berichtet in dem Interview in erstaunlicher Offenheit, weshalb er so einfach einen Termin bei Netanjahu bekommt. Man habe engen Kontakt seit August 2009. Damals hatte Bild 29 Baupläne und -skizzen des Konzentrationslagers Auschwitz veröffentlicht und im Springer-Hochhaus ausgestellt. Die Pläne, die die Unterschrift Heinrich Himmlers tragen und weltweit als die einzigen erhaltenen gelten, hatte Springer auf dem Schwarzmarkt erworben für eine bis heute ungenannte Summe. Das aufsehenerregende Dokument, das bereits 1941 die systematische Ausrottung von Juden belegt, war vom Bundesarchiv für echt befunden worden.

    Das Bundesarchiv hatte damals mit Springer vereinbart, dass es die Prüfung übernimmt und nach der publizistischen Auswertung die Original-Baupläne erhält. Bis heute ist das Archiv der Auffassung, dass die Baupläne Deutschland gehören, denn Deutschland ist Rechtsnachfolgerin des Dritten Reiches. Diese Auffassung vertrat offenbar auch das Bundesinnenministerium. Diekmann aber schien das egal zu sein. Er fand, die Pläne gehörten nach Israel und schenkte sie Premierminister Benjamin Netanjahu bei dessen Besuch in Berlin. Der freute sich und sprach von einem „Geschenk der Wahrheit“.
    Die Frage war: Wie kommen die Dokumente über die Grenze?

    Die ganze Wahrheit gibt Diekmann jetzt freimütig preis: „Bundesarchiv und Bundesinnenministerium haben uns gesagt, diese Dokumente gehören der Bundesregierung. Wenn Sie versuchen, sie aus Deutschland herauszubringen, dann bekommen Sie ein Problem. Wir werden Sie an der Grenze stoppen.“ Die sanfte Drohung ließ Diekmann unbeeindruckt, wie er jetzt zugibt. „Die Baupläne waren eine Sensation. Ich war überzeugt, dass sie nach Yad Vaschem, in Israels Holocaustgedenkstätte, gehören.“

    Nur wie ließ sich das am geschicktesten einfädeln? „Ich hatte dann die Idee“, sagt Diekmann, „dass jemand die Baupläne über die Grenze bringen muss, den sie nicht stoppen werden, und zu dieser Zeit war das Premierminister Benjamin Netanjahu. Ich habe ihn gefragt, ob er zu unserer Ausstellung kommt, wo wir ihm die Dokumente aushändigen würden.“ Der Rest ist Geschichte. Netanjahu kam, nahm die Baupläne entgegen und flog mit ihnen im Gepäck nach Israel.

    Hans-Dieter Kreikamp hat damals die Echtheit der Baupläne geprüft und leitete die Abteilung „Deutsches Reich“ im Berliner Bundesarchiv. „Wir waren sehr enttäuscht“, sagt Kreikamp der SZ, „dass der Springer-Verlag sein Wort einseitig gebrochen hat. Wir haben naiv dem gesprochenen Wort vertraut.“ Kreikamp bestätigt, dass damals mit Springer mündlich vereinbart worden sei, die Original-Baupläne nach der Ausstellung und der publizistischen Verwertung durch den Verlag der Obhut des Bundesarchivs zu überlassen. Auch Hartmut Weber, der damalige Präsident des Bundesarchivs, bestätigt, dass es eine Vereinbarung gegeben habe. Er habe Vorstandschef Mathias Döpfner damals nochmals in einem Brief gebeten, die Baupläne seiner Behörde zu überlassen. Auf den Brief, so Weber, „habe ich nie eine Antwort bekommen“.

    Ausstellung : Die Baupläne vom KZ Auschwitz | GeschichtsPuls
    http://geschichtspuls.de/art1282-ausstellung-die-bauplaene-vom-kz-auschwitz

    Der Name Auschwitz steht als Synonym für den gesamten Holocaust, den Völkermord an etwa sechs Millionen europäischen Juden. Geschätzte 1,1 Millionen Menschen wurden hier von den Nationalsozialisten ermordet. Die dabei angestrebte “Effizienz” verdeutlichen die originalen Baupläne des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Sie sind jetzt in einer Ausstellung des Axel-Springer-Verlages zu sehen.

    #Israel #holocauste #Auschwitz #Allemagne #presse

  • Die Sybelstraße und der Drang nach Osten
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Sybelstrasse-10629-Berlin


    CC https://www.flickr.com/photos/steffenz
    Flickr

    Die Sybelstraße ist purer Zeitgeist, und zwar der von 1904ff. Am 27. Juli dieses Jahres widmeten die Charlottenburger Stadtoberen eine Parallelstraße des Kurfürstendamms dem neun Jahre zuvor verstorbenen Historiker und Verfechter der kleindeutschen Lösung Heinrich von Sybel. Kleindeutsch, das hört sich so friedlich an wie ein Sonntagnachmittag bei Laubenpiepers. Heinrich von Sybel war jedoch kein friedlicher Nachbar, sondern ein Agitator für die Eroberung Osteuropas durch das Deutsche Reich. 1926 wurde ein Buch daraus mit dem Titel Volk ohne Raum , politisches Schlagwort und Aufforderung an die Jugend Deutschlands, sich die Welt untertan zu machen.

    Volk ohne Raum
    https://de.wikipedia.org/wiki/Volk_ohne_Raum

    Mit dem Schlagwort wurde suggeriert, dass Not, Elend, Hunger und Armut auf die Überbevölkerung Deutschlands zurückzuführen seien und man deswegen im „Kampf ums Dasein“ neues Land (oft Lebensraum oder Lebensraum im Osten genannt) erobern müsse. Eng verbunden damit war die Behauptung, die Erde sei aufgeteilt und es sei ungerecht, dass ein so großes Volk wie das deutsche so wenig Land besitze. Diese Behauptung ist auch impliziert im geflügelten Wort Platz an der Sonne (Bernhard von Bülow sagte in einer Reichstagsdebatte am 6. Dezember 1897 im Zusammenhang mit der deutschen Kolonialpolitik: „wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne.“).

    Was dann kam kennen wir, das Giftgemisch aus Judenhass und Großmachtträumen führte zur größten Katastrophe der Menscheitsgeschichte, zum Zweiten Weltkrieg mit über 65 Millionen Toten und zur industriellen Ermordung von sechs Millionen europäischer Juden.

    Sybel-Ficker-Streit
    https://de.wikipedia.org/wiki/Sybel-Ficker-Streit

    Bei Sybel wird über den nationalen Ansatz hinaus imperialistisches Denken deutlich, das im neuen Schlagwort vom „deutschen Drang nach Osten“ seinen Ausdruck fand und dessen wichtigste Ausprägung in der vom Heiligen Römischen Reich ausgehenden Ostsiedlung gesehen wurde. Auf diese bezog sich Sybel. Sie hatte aber nicht mit Heinrich I., sondern erst im 12. Jahrhundert ohne politische Zielvorgaben großflächig eingesetzt und zunächst über die Elbe, dann über die Oder hinausgeführt, so dass Preußen, Sachsen und Schlesien ihr Entstehen dieser Siedlungsbewegung in slawischem Gebiet verdanken. Bei der Gründung des „Alldeutschen Verbandes“ 1891 hieß es dann: „Der alte Drang nach dem Osten soll wiederbelebt werden.“
    ...
    Sybels Standpunkt in Preußen, „Deutschösterreich“ und in Hitlers „Mein Kampf“
    ...
    ... die Position Sybels fand auch erhebliches Gehör in Deutschösterreich ... und prägte z. B. das Geschichtsbild ... von Adolf Hitler:

    „Wenn wir […] die politischen Erlebnisse unseres Volkes seit über tausend Jahren überprüfen, […] und das […] heute vor uns liegende Endresultat untersuchen, so werden wir gestehen müssen, dass aus diesem Blutmeer eigentlich nur drei Erscheinungen hervorgegangen sind, die wir als bleibende Früchte klar bestimmter außenpolitischer und überhaupt politischer Vorgänge ansprechen dürfen:

    die hauptsächlich von Bajuwaren betätigte Kolonisation der Ostmark,
    die Erwerbung und Durchdringung des Gebietes östlich der Elbe, und
    die von den Hohenzollern betätigte Organisation des brandenburgisch-preußischen Staates als Vorbild und Kristallisationskern eines neuen Reiches. […]
    Jene beiden ersten großen Erfolge unserer Außenpolitik sind die dauerhaftesten geblieben. […] Und es muss als wahrhaft verhängnisvoll angesehen werden, dass unsere deutsche Geschichtsschreibung diese beiden weitaus gewaltigsten und für die Nachwelt bedeutungsvollsten Leistungen nie richtig zu würdigen verstand. […] Wir schwärmen auch heute noch von einem Heroismus, der unserem Volke Millionen seiner edelsten Blutträger raubte, im Endergebnis jedoch vollkommen unfruchtbar blieb. […]

    Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Osten.“

    Der Drang nach Osten , angelegt in Sybels Schriften, wurde ab 1939 umgesetzt in eine militärisch-politische Handlungsvorlage, den Generalplan Ost . Er führte alle verbrecherischen Ideen deutscher Ideologen aus den letzten einhundert Jahren zusammen und formulierte ihre Umsetzung mit den Mitteln moderner Verwaltung, Datenvearbeitungs- und Waffentechnik.

    Generalplan Ost - Das Konzept vom „Lebensraum im Osten“
    https://de.wikipedia.org/wiki/Generalplan_Ost#Das_Konzept_vom_.E2.80.9ELebensraum_im_Osten.E2.80.9C

    Das organisierte Chaos , so nannte der Volksmund die Zustände im Nazideutschland der Kriegszeit, bot den Rassefanatikern im Jahr 1942 endlich die Gelegenheit, die industrielle Ausrottung der Juden in Auftrag zu geben und zu beginnen.

    Wannseekonferenz
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wannseekonferenz

    (Es ging darum) die Deportation der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas zur Vernichtung in den Osten zu organisieren und die erforderliche Koordination sicherzustellen. Die Teilnehmer legten den zeitlichen Ablauf für die weiteren Massentötungen fest, grenzten die dafür vorgesehenen Opfergruppen genauer ein und einigten sich auf eine Zusammenarbeit unter der Leitung des Reichssicherheitshauptamts (RSHA), das Heydrich führte

    Egal wieviel Zeit seitdem vergangen ist, müssen wir fragen, ob wir heute wirklich eines Vordenkers des Drang nach Osten mit einer Straße in der Hauptstadt der Berliner Republik gedenken wollen.

    Sie können diesen Text kommentieren.

    #Deutschland #Berlin #Charlottenbirg #Sybenstraße #Geschichte #Deutsches_Reich #Holocaust #Generalplan_Ost #Wannseekonferenz #Nazis

  • Opfer gegen Künstler gegen Kinder gegen Frauen und so fort ...
    http://www.berliner-woche.de/schoeneberg/bauen/neuer-name-fuer-pallas-park-fuehrt-zur-debatte-d97577.html

    Benennung und Umbenennung von Berliner Straßen sind ein mühseliges Gechäft, bei dem die persönlichen Vorlieben, Befindlichkeiten und Eifersüchteleien immer wieder fröhliche Urständ feiern. Das neueste Stück aus dem Tollhaus BVV handelt vom Sportpalast und dem Walzer dazu, von Klamottenfabrikanten und ihren Kindern, und davon wer das würdigste Opfer abgibt als Namensgeber wäre für einen ehemaligen Parkplatz.

    Im Januar 2015 brachte die CDU-Fraktion den Antrag ein, dem Pallas-Park den Namen des Komponisten und Musikverlegers Translateur („Sportpalast-Walzer“) zu verleihen. Siegfried Translateur kam im März 1944 in Theresienstadt um.

    Bündnis 90/Die Grünen konterten mit dem Lilli-Flora-Vorschlag, dem sich die SPD anschloss. Der Ausschuss für Bildung und Kultur unter Vorsitz der SPD-Verordneten Melanie Kühnemann gab eine entsprechende Empfehlung für die Abstimmung in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV).
    ...
    Für die SPD sagte Stefan Böltes, Lilli Flora stehe für eine Opfergruppe des Nationalsozialismus, die in der Öffentlichkeit bisher überhaupt nicht vorkomme, die Opfergruppe der Kinder. Außerdem gebe es einen BVV-Beschluss, wonach bei der Namensgebung von Straßen, Plätze und Parks Frauen zu bevorzugen seien. Elisabeth Kiderlen von den Grünen meinte, Lilli Flora Borchardt eigne sich als Namensgeberin für den Pallas-Park, weil Kinder und Jugendliche, die sich dort aufhielten, sich gut mit dem Schicksal dieses „ganz normalen Kindes“, das kein Held des Widerstands gewesen sei, identifizieren könnten.

    Halten wir mal fest : Der Sportpalast war eine wichtige Halle für Versammlungen und Sportveranstaltungen, bekannt und berüchtigt für die Berliner Sechstagerennen, die Goebbels-Rede zum Totalen Krieg und für eine Klopperei beim größten Berliner Rock’Roll Konzert.

    Die BZ titelte 1958:

    King Bill Haley: Blutige Schlacht im Sportpalast
    http://www.bz-berlin.de/artikel-archiv/king-bill-haley-blutige-schlacht-im-sportpalast

    Berlin, 26. 10. 1958 Mit einer blutigen Schlacht endete gestern Abend im Berliner Sportpalast das Konzert des amerikanischen Rock’n‘-Roll-Königs Bill Haley. Blutüberströmte Menschen wankten in den Gängen umher. Mit Knüppeln, Brettern und Stuhlbeinen bewaffnet, zerlegte die aufgepeitschte Menge den Sportpalast.

    1976 wurde der Sportpalast abgerissen, an seiner Stelle eine Kampfzone namens Sozialpalast neben den unkaputtbaren Weltkriegsbunker gestellt und damit der Pallaskiez bis heute geprägt. Im Jahr 2000 wurde der Parkplatz dazu als PallasPark mit CamelCaps begrünt. Nun solls noch hübscher und denkwürdiger werden, als Ausdruck des neuen Hauptstadtbewußtseins soll an die Verbrechen der alten und die Verdienste der noch älteren Hauptstadtzeit erinnert werden, ein Opfer muß her. Wen können wir dafür verwursten, wer kommt diesmal rein ins Gedenkpotpourri?

    Garten der Künste
    http://www.netzwerk-stadtraumkultur.de/index.php/garten-der-kuenste

    Ähnlich dem Vorbild im Prinzessinnen-Garten könnte der „mobile Garten“ aussehen

    In der Endausscheidung von SSDS (Schöneberg sucht das Superopfer): Der Komponist des Sportpalast-Walzers (der mit dem Pfiff, kein Stolperstein) und eine junge Frau (noch unbekannt, aber mit Stolperstein in der Pallasstraße), beide von den Nazis ermordet. Die Jury-Rolle in Noch ist Bohlen nicht verloren übernehmen die Vertreter von SPD, Grünen und CDU. Jeder hat sein Lieblingsopfer und will unbedingt, daß es in die Entausscheidung kommt. Das zetert solange lautstark, bis es ordentlich kracht, bis alle erschöpft sind vom Zerreden in endlosen Rathaussitzung, bis der Kandidat der Fraktion mit dem größten Durchhaltewillen gewinnt. Gute altdeutsche Tradition, dieser Durchhaltewille. So soll es sein.

    Ich finde das würdelos. Schauen sie selber, lieber Leser, seien Sie Jury, muß diese Aufregung sein ? Kann man nicht einfach in Ruhe darüber sprechen, welcher Name die Stadtgeschichte am besten reflektiert, wer bereits mit Gedenkeinrichtung bedacht ist, vielleicht überlegt man noch, ob man hier einen Menschen, der die Stadt vor den Nazis geprägt hat oder lieber eine Unbekannte, die von ihnen ermordet wurde, ehren möchte, oder ob man überhaupt jeden Grasfleck als Stadtplatz widmen muß.

    Merke : Orte, an denen niemand wohnt, und an denen keine Einrichtung residiert, brauchen auch keinen Namen. Die müssen nämlich nicht gefunden werden, da will niemand hin. Und, Berliner verpassen sowieso allen Orten und Bauwerken passende Namen, wenn es sie interessiert. Einfach mal abwarten und dem Volk aufs Maul schauen. Dann findet sich schon der richtige Name fürs Plätzchen.

    Erinnern wir uns der Schicksale von Lilli Borchardt und Siegfried Translateur. Ob die beiden dazu einen unwichtigen Platz brauchen, über lassen wir der BVV.

    Liste der Stolpersteine in Berlin-Schöneberg
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Berlin-Sch%C3%B6neberg

    Lilli Flora Borchardt, Pallasstraße 12, Stolperstein gesetzt am 20. Apr. 2012

    Lilli Flora Borchardt kam am 25. Januar 1926 als Tochter des Woll- und Strickwarenfabrikanten Jacques Borchardt und seiner Frau Franziska geborene Pasmantier in Berlin zur Welt.[98] Sie hatte einen älteren Bruder Helmut Michael, der am 20. Oktober 1922 geboren war und eine jüngere Schwester Irene, geboren am 31. Januar 1929. Die Familie lebte zunächst in Nikolassee, Potsdamer Chaussee 58 Ecke Dreilindenstraße, später in Schöneberg in der Pallasstraße 12. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten durfte Lilli nicht mehr die staatlichen Schulen besuchen, sie ging auf die jüdische Joseph-Lehmann-Schule in der Joachimstaler Straße 13, ab 1939 auf die Holdheimschule in der Nürnberger Straße 66. Im Mai 1939 konnte die jüngste Tochter Irene nach England ausreisen, Lilli sollte im Winter 1939 folgen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vereitelte dies. Die Firma ihres Vaters wurde im Jahr 1939 liquidiert und die Wohnung in der Pallasstraße wurde der Familie gekündigt: sie musste in zwei Zimmer zur Untermiete in die Ebersstraße 18 ziehen. Seit Juni 1942 besuchte Lilli nicht mehr die Schule, sie arbeitete als Erntehelferin in Radinkendorf bei Beeskow. Am 26. Juni 1942 wurde ihr Vater und ihr Bruder nach Minsk deportiert, Lilli und ihre Mutter lebten nunmehr zusammen in einem möblierten Zimmer, bis auch sie beide am 19. Oktober 1942 mit dem 21. Transport nach Riga verschleppt und am 22. Oktober 1942 ermordet wurden.

    Siegfried Translateur
    https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Translateur

    Salo Siegfried Translateur (* 19. Juni 1875 in Bad Carlsruhe, Oberschlesien; † 1. März 1944 im Ghetto Theresienstadt) war ein deutscher Komponist, Kapellmeister und Musikverleger.
    ...
    Das wohl bekannteste Werk Translateurs ist der Walzer Wiener Praterleben, den er als 17-jähriger 1892 komponierte und der in den 1920er Jahren durch das Berliner Sechstagerennen als Sportpalastwalzer populär wurde und dies bis heute ist.

    The Johann Strauss Society of Great Britain — Composers — Siegfried Translateur
    http://www.johann-strauss.org.uk/composers-n-z.php?id=191

    He wrote some 200 compositions, only a few of which survive today, including the Viennese waltzes Berlin, mein Berlin, La reine du Bal, Wiener Extrablätter and Wiener Herzen. Many of his compositions were written for piano and were used by various music conservatories as examples of well written compositions of their time. Today he is remembered for one sole composition, still played today: the Wiener Praterleben, or Sportpalast waltz, renamed after the Berlin Sportpalast (Sports Palace) which was torn down in 1976.

    Pallaspark auf Openstreetmaps
    http://www.openstreetmap.org/way/404794534#map=19/52.49521/13.35845

    #Geschichte #Musik #Walzer #Textilindustrie #Nationnalsozialismus #Stolperstein #Juden #Shoa #Holocaust #Riga #Minsk #Theresienstadt #Berlin #Schöneberg #Pallasstraße #Wannsee #Dreilindenstraße #Sportpalast #Nürnberger_Straße #Potsdamer_Chaussee #Joachimstaler_Straße #Ebersstraße

    • Der Wahnsinn geht weiter
      http://www.berliner-zeitung.de/berlin/debatte-um-ehrung-von-siegfried-translateur-geraet-zur-posse-238827


      Unter dem Titel Debatte um Ehrung von Siegfried Translateur gerät zur Posse berichtet die Berliner Zeitung von gestern darüber, wie sich Politiker ins Zeug legen:

      Diesen in Vergessenheit geratenen Schöpfer dieses Stückes Musik-, Sport-, ja auch Widerstandsgeschichte wollte nun eine Initiative von Musikern und Historikern ehren. Die CDU nahm sich der Idee an. An der Pallasstraße in Schöneberg, wo der Sportpalast bis zu seinem Abriss 1973 stand und jetzt der sogenannte Sozialpalast steht, sollte erst eine kleine Grünfläche, schließlich ein breiterer Abschnitt der Straße als Translateur-Platz nach dem Musiker benannt werden. Seit zwei Jahren ringt die CDU nun schon um eine Würdigung Translateurs am historischen Ort. Da kam es auf den einen Kompromiss mehr oder weniger schon auch nicht mehr an.

      Nun war aber Siegfried Translateur ein Mann. Und in Tempelhof-Schöneberg gibt es, wie in anderen Bezirken auch, einen BVV-Beschluss, wonach bei Neubenennungen von Straßen und Plätzen Frauen zu bevorzugen seien. Also machte sich die Rot-Grün auf die Suche – und fand Lilli Flora Borchardt, ein Mädchen, das zu NS-Zeiten mit ihrer jüdischen Familie in der Pallasstraße gelebt hat, ehe es 1942 im Alter von 16 Jahren im Konzentrationslager Riga ermordet wurde. Nach ihr solle nun die Grünfläche hinter dem Sozialpalast benannt werden. Damit werde auch der so oft vernachlässigten Opfergruppe der Kinder und Jugendlichen Rechnung getragen, hieß es. Der CDU-Antrag wurde abgelehnt.

      Alle berichten das Gleiche: Aufgewogen werden Mädchen gegen Komponisten. Wir rechnen noch einmal: Lilli Flora war 16 Jahre alt, als sie ermordet wurde. Die junge Frau in diesem Alter noch als Mädchen zu bezeichnen, kann nur alten Jungfern einfallen, denen die Jugendzeit entfallen ist. Und der Sportpalastwalzer war nun wirklich nicht vergessen, nur die Neuberliner kannten ihn vor dem Lillitranslateurpallasparkquatsch nocht nicht. Jetzt issa ooch ihm jeläufich.

      Wieviele Neu- und Nichtberliner sitzen eigentlich in der Redaktion der Berliner Zeitung ?

      P.S. Jetzt wird es wohl eine ersatzweise Wahnsinnsstele für den wahren Walzerschöpfer. Ooch jut. Oda ooch nich. Wat sollt.

      #WTF

    • Anfang 2022 gibt es den #Lilli-Flora-Park wirklich.
      https://www.openstreetmap.org/way/404794534
      Brav dokumentiert ist er in der deutschsprachigen Wikipedia, ohne eigenen Eintrag zwar, aufgeführt jedoch mit Größenangabe (0,1 Hektar) , ehemaliger Bezeichnung (Pallaspark, davor janz inoffiziell Parkplatz, wo icke manchmal jeparkt habe ), Bezirk (Tempelhof-Schöneberg) und Ortsteil = ehemaliger Westberliner Bezirk (Schöneberg). Nicht erfasst wurde hier oder im Kaupert das genau Datum der Widmung. Das erledigt Chronistin Karen Noetzel im Käseblatt „Berliner Woche“ am 24.2.2017.

      Umbenennung des Pallasparks in Lilli-Flora-Park ist offiziell
      https://www.berliner-woche.de/schoeneberg/c-kultur/umbenennung-des-pallasparks-in-lilli-flora-park-ist-offiziell_a119330

      Wie die Dezernentin für Straßen- und Grünflächen, Christiane Heiß (Bündnisgrüne), jetzt mitgeteilt hat, ist die Benennung des Parks nach dem jüdischen Mädchen im Amtsblatt für Berlin, Nr. 44 vom 14. Oktober 2016 bekanntgemacht worden. Zu einem feierlichen Akt will Christiane Heiß rechtzeitig einladen.

      So janz vollständig hattet aba nich jeklappt mitta Ehrung, der Familinname is euch runtajefalln, Borchardt wart und der Park hätte denn ruhich Lilli-Flora-Borchardt-Park heißen können. Ihr seid so geizig mitte Buchstaben, ihr Affen.

      Zur Ehrenrettung des #Kaupert muss noch gesagt werden, dass er den Park mit Adresse nennt und biographische sowie Angaben zum Stolperstein ergänzt.
      https://berlin.kauperts.de/eintrag/Lilli-Flora-Park-Pallasstrasse-10781-Berlin
      Auch für den Kaupert ist die Sechzehnjährige ein „Mädchen“.

      Pallasstraße, 10781 Berlin, Der Park wurde nach dem jüdischen Mädchen Lilli Flora Borchardt genannt, die am 25.01.1926 geboren wurde. Am 19.10.1942 wurde sie von den Nationalsozialisten nach Riga deportiert, wo sie kurz danach, am 22.10.1942, ermordet wurde.
      Vor ihrem Wohnhaus in der Pallasstraße 12 bedindet sich zu ihrem Gedenken außerdem ein Stolperstein.

      Und natürlich ist es eine gute Sache, wenn nicht nur die promineten Opfer geehrt werden Im Video spricht eine Nichte von Lilli Flora Borchard.

      https://www.youtube.com/watch?v=iXkTEYFM6lU

      Die Benennung des Lilli-Flora-Parks in der Pallasstraße in Berlin Schöneberg. Lilli Flora Borchard wohnte in der Pallasstraße 12 und wurde 1942 im Alter von 16 Jahren nach Riga deprortiert und ermordet.
      Zu der Benennung vor extra die Tochter von Lilli Floras Schwester, die den Holocaust überlebte, aus Israel Nach Berlin gekommen.

      P.S. Der Pallaspark liegt heute in einer kleinen schottischen Gemeinde, Teil von Tullamore, wo der Whiskey herkommt.
      https://www.openstreetmap.org/relation/4169778#map=8/53.227/-7.603

    • Transports to Extinction: Holocaust (Shoah) Deportation Database
      https://deportation.yadvashem.org/index.html?language=en&itemId=5092668&ind=-1

      In Schirotawa we were brutally beaten by German and Latvian SS guards while exiting the cars. Then women with children were immediately separated from the men and taken away in buses.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Riga

      Heinz Krause - deported from Berlin to Riga on 19.10.1942
      https://www.youtube.com/watch?v=N5mD-ks4uUs

  • Jüdisches Museum Berlin: Kinder, Schüler, Lehrer - Lesenswerte Bücher zu Nationalsozialismus und Holocaust
    http://www.jmberlin.de/ksl/literatur/ns/literaturtipps_NS_DE.php

    Zum Thema Nationalsozialismus und Holocaust wurden in den letzten Jahrzehnten unzählige Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. Es ist nicht leicht, sich einen Überblick darüber zu verschaffen bzw. in der Masse der Bücher solche zu finden, die das Thema angemessen und gut darstellen. Das Jüdische Museum Berlin wird oft nach Buchempfehlungen zu Nationalsozialismus und Holocaust gefragt. Aus diesem Grund haben wir – eine Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterschiedlicher Bereiche des Museums – uns zusammengetan und über mehrere Jahre hinweg Bücher gelesen und diskutiert.

    In der Broschüre finden Sie Titel, die wir empfehlen – für den Unterricht, aber auch zur privaten Lektüre.

    http://www.jmberlin.de/ksl/literatur/ns/lesenswerte-buecher-ns2016.pdf

    #holocaust #jeunesse #lecture #auf_deutsch

  • Film und Geschichte - Die Grunewald-Rampe – Ein deutscher Bahnhof (D, 1990)
    http://www.geschichte-projekte-hannover.de/filmundgeschichte/holocaust_im_film/dokumentarfilme-dokumentationen/grunewald-rampe.html

    Pim Richters Dokumentation „Die Grunewald-Rampe – Ein deutscher Bahnhof“ beschreibt den Bahnhof Berlin-Grunewald als Ausgangspunkt der Deportation der jüdischen Gemeinde Berlins in den Tod. Dabei kommen Zeitzeugen und Überlebende zu Wort. Der Fokus liegt auf der Zeit von Oktober 1941 mit Beginn der Deportation der Berliner Juden bis Juni 1943 mit der Auflösung der jüdischen Gemeinde. Beschrieben werden die Szenen bei der Abfahrt der Züge, die Zustände in den Waggons, die Enteignungsvorgänge und die Verstrickung der Deutschen Reichsbahn in die NS-Verbrechen.

    Filmographische Angaben:

    Die Grunewald-Rampe – Ein deutscher Bahnhof (Deutschland 1990)
    Eine Produktion der MedienOperative Berlin
    Regie: Pim Richter
    Kamera: Burkhard Voiges, Eckart Lottmann, Alexander Ris und Gert Rahn
    Schnitt: Friederike Anders
    Ton: Arndt Schäfer und Peter Stricker
    Laufzeit: 30 Minuten

    01. 0.00 – 8.42
    Ein jüdischer Geistlicher trägt Gesänge vor, zwischengeschnittene Aufnahmen aus einem fahrenden Personenzug, Einfahrt in den Bahnhof Berlin-Grunewald.
    Der Überlebende Heinz Galinski stellt die Rampe in Grunewald als Ausgangspunkt der Rampe am Zielort in Auschwitz gegenüber. Titeleinblendung.
    Der Kommentator schildert die erste Transportwelle im Oktober 1941 und die vorhergegangenen Repressionen.
    Frau Heinemann berichtet von der Verbringung der Menschen in Viehwaggons und Szenen auf dem Bahnsteig.

    02. 8.42 – 15.04
    Der Kommentator führt aus, dass die jüdische Gemeinde Berlin von der Gestapo zur Mitorganisation der „Umsiedlungen“ gezwungen wurde, der Bericht einer Vorsitzenden wird verlesen. Einrichtung einer Sammelstelle in einer Berliner Synagoge. Filmausschnitte von einem Sammellager in Stuttgart. Der Kommentator beschreibt die zweite Deportationswelle vom Dezember 1941 und Januar 1942. Ein Überlebender berichtet von seiner Deportation nach Riga.
    Das Berliner Landesarchiv: Der Kommentator veranschaulicht durch Aktenauszüge die Enteignung der Berliner Juden.

    03. 15.04 – 20.30
    Erwähnung der Wannsee-Konferenz: Die Villa am Berliner Wannsee ist zu sehen. Eine Karte veranschaulicht die geographische Lage der Vernichtungslager. Bericht einer Zeugin, dass die Juden zum Marsch durch die Stadt gezwungen wurden.
    Waggons mit Stacheldrahtverschlägen. Bericht von Hildegard Henschel von den Deportationen im Winter 1942 wird verlesen. Dann dazu der Überlebende Heinz Galinski. Kamerafahrt auf das Tor von Auschwitz zu, Einblendung von S/W-Fotos: Transportankunft an der Rampe in Auschwitz.

    04. 20.30 – 26.55
    Der Staatsanwalt Dr. Alfred Spieß (vom Auschwitz-Prozess) schildert die Transportumstände. Bericht eines Transportführers über Fluchtversuche wird verlesen. Der Kommentator berichtet von der Auflösung der jüdischen Gemeinde Berlin im Juni 1943 und die Organisation der Transporte durch die Abteilung 4b4 des Reichssicherheitshauptamtes unter Adolf Eichmann. Dr. Spieß über die Rolle der Reichsbahn bei der Realisierung der Judenvernichtung.

    05. 26.55 – 29.45
    Ein Zugführer von Personenzügen aus Berlin-Grunewald wird nach seinem Wissen um die Deportationszüge befragt.
    Der Kommentator berichtet von der Übernahme zahlreicher leitender Beamter der Reichsbahn in die deutsche Bundesbahn: „Auch deswegen ist Grunewald ein ganz normaler deutscher Bahnhof.“
    Abspann.

    #Berlin #histoire #shoa #holocaust #Reichsbahn #Auschwitz #film

  • Justiz: Späte Aufklärung | Jüdische Allgemeine
    http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/24602

    Im Frühjahr 2016 beginnen voraussichtlich gleich vier neue Auschwitz-Prozesse in Deutschland. Der erste Prozess beginnt am 11. Februar gegen den 94-jährigen Reinhold H. vor dem Landgericht Detmold. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Ostwestfalen vor, an der Ermordung von mindestens 17.000 Menschen beteiligt gewesen zu sein.
    ...
    Hubert Z. wird sich seiner Verantwortung ab Ende Februar vor dem Landgericht Neubrandenburg stellen müssen. Auch er meldete sich als 19-Jähriger freiwillig zur Waffen-SS, wurde nach seinem Fronteinsatz im Oktober 1943 nach Auschwitz abkommandiert, wo er als Sanitäter arbeitete. Die Sanitäter waren nicht nur bei der Selektion durch die Lagerärzte beteiligt, einige von ihnen waren auch für die Anwendung von Zyklon B in den Gaskammern verantwortlich.

    In Hanau muss sich der 93-jährige ehemalige SS-Wachmann Ernst T. wegen Beihilfe zum Mord verantworten.

    In Kiel könnte es für die 91-jährige Helma M. zum Prozess kommen. Sie hatte in Auschwitz als Funkerin der Kommandantur gearbeitet.

    #Allemagne #justice #Nazis #shoa #holocaust