Milliardengrab ICC: Berliner Prestigeprojekt wird zum Politkrimi – Geheimplan sorgt für Skandal
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Fürs Schaufenster der westlichen Welt wurde geklotzt nicht gekleckert. Davon ist nur noch die Resterampe übrig. Der Ausverlauf geht weiter.
25.10.2025 von Yoko Rödel - Unter dubiosen Umständen hat der Senat einem Konsortium den Auftrag für das ICC erteilt. Nebenbei wurden zwei angrenzende Grundstücke mitvergeben. Was bisher bekannt ist.
Herbstnebel legt sich über die Stadtautobahn wie abgestandener Atem. Blechlawinen aus Autos und Lastwagen schieben sich am Dreieck Funkturm vorbei, das in diesen Tagen wie die Kulisse eines Endzeitepos wirkt. Über dieser Szenerie thront schemenhaft das Internationale Congress Centrum – und wirkt dabei wie ein stiller Beobachter des pulsierenden Hauptstadtverkehrs. Das ICC, ein Riese aus Aluminium und Stahlbeton, halb Raumschiff, halb Relikt, ruht da wie ein gestrandeter Wal, der nicht mehr atmet. Schon lange steht das einstige Wahrzeichen westdeutscher Ingenieurskunst leer, nagt der Zahn der Zeit an den eloxierten Fassaden.
Doch nun kommt Bewegung in den schlafenden Koloss. Nach vielen Jahren der Ungewissheit, zahllosen Gutachten und endlosen politischen Debatten zeichnet sich endlich eine Lösung für Berlins milliardenschweres Denkmal ab: Wie kürzlich bekannt wurde, hat der Berliner Senat offenbar einem Konsortium den Auftrag erteilt, ein Konzept für die Zukunft des ICC zu entwickeln.
Wer genau zu diesem Konsortium gehört, bleibt geheim. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) wahrt Stillschweigen und verweist auf die „Vertraulichkeit im laufenden Verfahren“. Ebenso wenig ist bislang bekannt, nach welchen Kriterien das Konsortium ausgewählt wurde, welche Auflagen für die Entwicklung des ICC und seines Umfelds gelten und mit welchen Investitionssummen dabei zu rechnen ist. Offiziell heißt es lediglich, eine fachkundige Jury habe den Zuschlag „nach Bewertung der Eignung und Qualität der Konzepte“ erteilt. Ziel des Konzeptverfahrens sei es, einen geeigneten Betreiber zu finden, der das Gebäude saniert, renoviert und gegebenenfalls umbaut.
Besonders prekär: Nach Informationen der Berliner Zeitung sollen im Zuge dessen offenbar auch zwei benachbarte Grundstücke in die künftige Entwicklung des ICC einbezogen worden sein. Kritiker sprechen bereits jetzt von einem politischen Skandal.
Die West-Berliner Antwort auf den Fernsehturm
Dass nun ausgerechnet das ICC zum Spielball machtpolitischer Grabenkämpfe wird – und dadurch gar dem Untergang geweiht sein könnte, ist eine besonders bittere Pille. Denn das Kongresszentrum ist nicht irgendein Bauwerk – es war einst das größte und modernste Kongresszentrum seiner Art und verkörperte wie kein zweites den damaligen Zeitgeist West-Berlins.
Wie ein Raumschiff erhebt sich das ICC über der Stadt. Was viele nicht wissen: Hätte es den Fernsehturm nicht gegeben, wäre es womöglich nie zum Bau des Kongresszentrums gekommen.
Wie ein Raumschiff erhebt sich das ICC über der Stadt. Was viele nicht wissen: Hätte es den Fernsehturm nicht gegeben, wäre es womöglich nie zum Bau des Kongresszentrums gekommen.Emmanuele Contini/Berliner Zeitung
Was viele nicht wissen: Hätte es den Fernsehturm in Ost-Berlin nicht gegeben, wäre es wohl nie zum Bau des Kongresszentrums gekommen. Als dieser am Alexanderplatz Anfang der 1970er-Jahre fertiggestellt worden war und mit seinen 368 Metern Höhe so ziemlich alles überragte, was sich ihm in den Weg stellte, wurde das im Westen nicht weniger als eine „architektonische Provokation“ wahrgenommen. Schnell war klar, dass man dem „propagandistischen Ost-Turm“ etwas entgegensetzen müsse – nur was?
Die Idee, einfach einen noch höheren Turm zu bauen, wurde schnell verworfen. Stattdessen reifte ab 1975 der Plan für ein „großes Verkehrshaus“: ein internationales Kongresszentrum, das Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur unter einem Dach vereinen – und das eingemauerte West-Berlin als Weltstadt präsentieren sollte.
ICC Berlin: Manifest der Moderne wird zum Sorgenkind
Errichtet wurde das ICC direkt an der Stadtautobahn A100 – in unmittelbarer Nähe zum Flughafen Tegel und direkt neben dem Messegelände. Als das Gebäude 1979 eröffnet wurde, galt es als ein Wunderwerk der Technik. Entworfen von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte, stellte das ICC vieles in den Schatten, was es bis dahin gab: 320 Meter lang, 80 Meter breit, 40 Meter hoch – ein Bau von gigantischem Ausmaß, scherzhaft auch „Raumschiff“ genannt. Über eine dreigeschossige Brücke wurde es direkt mit der Messe Berlin verbunden – so konnten Kongresse und Ausstellungen parallel stattfinden, Besucher frei zwischen beiden Welten wechseln.
Das ICC, hier beim Tag des offenen Denkmals, galt einst als eine Ikone der Moderne. Inzwischen ist das denkmalgeschützte Gebäude stark in die Jahre gekommen
Das ICC, hier beim Tag des offenen Denkmals, galt einst als eine Ikone der Moderne. Inzwischen ist das denkmalgeschützte Gebäude stark in die Jahre gekommenEmmanuele Contini/Berliner Zeitung
Mehr als eine Milliarde D-Mark verschlang der in Aluminium gehüllte Koloss. Von 1975 bis 1979 arbeiteten hunderte Ingenieure, Handwerker und Spezialfirmen im Schichtbetrieb an dem futuristischen Bau. Jedes Bauteil – von den Fassadenelementen bis zu den Spezialgläsern der Fensterfronten – musste über Transitstrecken durch die DDR transportiert werden. Das war nicht nur aufwendig, sondern auch teuer: Jede Sondergenehmigung, jeder Transport durch das Sperrgebiet kostete. So verdiente ausgerechnet der Osten am Wahrzeichen des Westens kräftig mit.
Kaum eröffnet, avancierte das ICC zu einem der bedeutendsten Kongresszentren der Welt. Zwischen 1980 und 1989 fanden dort jährlich hunderte Veranstaltungen statt. Technisch war es seiner Zeit voraus: Jeder Saal verfügte über modernste Anlagen und über eine für damalige Verhältnisse außergewöhnlich leistungsfähige Klimaanlage. Auch das Interieur überzeugte – edle Materialien, futuristisch anmutende Details, Handwerkskunst vom Feinsten.
Blick ins Innere des ICC. Das Kongresszentrum bot nicht nur modernste Technik, sondern auch intelligente Details und besonders hochwertige Materialien im Interieur.
Blick ins Innere des ICC. Das Kongresszentrum bot nicht nur modernste Technik, sondern auch intelligente Details und besonders hochwertige Materialien im Interieur.Emmanuele Contini/Berliner Zeitung
Doch all das ist lange her. Nach der Wiedervereinigung 1990 verlor das ICC an Bedeutung. Messestädte wie Frankfurt und München zogen an Berlin vorbei – dank besserer Verkehrsanbindung und Infrastruktur. Mit der Digitalisierung sank der Bedarf an Großveranstaltungen, gleichzeitig wuchs der Wartungsstau an dem Gebäude, das im Besitz des Landes war und von der Messe Berlin betrieben wurde. Aus dem Manifest der Moderne wurde ein Sorgenkind.
Berliner Kongresszentrum: Raumschiff im Dornröschenschlaf
Anfang der 2000er-Jahre wurden größere Mengen Asbest entdeckt, spätere Untersuchungen brachten zusätzlich PCB-haltige Materialien zutage. 2014 fand dort schließlich die letzte große Veranstaltung statt – seither befindet sich das ICC mehr oder weniger im Dornröschenschlaf.
2019 stellte das Landesdenkmalamt Berlin das Gebäude schließlich unter Denkmalschutz. „Endlich“, sagten die einen – „bloß nicht“, die anderen. Denn steht ein Bauwerk einmal unter Schutz, ist sein Erhalt zwar formal gesichert, die Auflagen im Falle einer Sanierung aber ungleich höher. Jede bauliche Veränderung bedarf einer Zustimmung durch das Denkmalamt, für ein Gebäude dieser Größenordnung und mit einem derart hohen Modernisierungsbedarf ein enormer Hemmschuh.
Blick in einen der zahlreichen Veranstaltungsräume des ICC. Seinerzeit verfügte das Kongresszentrum über die modernste Licht- und Klimatechnik.
Blick in einen der zahlreichen Veranstaltungsräume des ICC. Seinerzeit verfügte das Kongresszentrum über die modernste Licht- und Klimatechnik.Emmanuele Contini/Berliner Zeitung
Pläne für eine Wiederbelebung des ICC gab es indes viele: Erst sollte dort ein Forschungs- und Technologiezentrum entstehen, dann ein Kulturhaus – sogar eine Hotelnutzung stand im Raum. Doch jedes Konzept scheiterte an denselben Hürden: zu teuer die Sanierung, zu hoch die Auflagen, unrentabel die Nutzung.
Und nun soll ausgerechnet Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) das rettende Ass aus dem Ärmel gezogen haben. Doch die Geheimniskrämerei um das ausgewählte Konsortium, das bis nächstes Jahr ein tragfähiges Konzept entwickeln soll, sorgt für wachsendes Misstrauen. Kritiker vermuten, Giffey habe „kurzen Prozess“ machen wollen, um das Dauerproblem ICC endlich vom Tisch zu bekommen und dabei zugleich bei abtrünnigen Wählern zu punkten.
ICC-Konzeptverfahren bringt Opposition auf die Palme
Besonders große Kritik kommt aus der Berliner Opposition: „Das Verfahren droht zum Desaster zu werden“, so Julian Schwarze, bau- und mietenpolitischer Sprecher der Grünen, zur Berliner Zeitung. „Erst haben sich nicht genügend geeignete Bewerber gefunden und die Frist musste verlängert werden. Dass es jetzt trotzdem nur einen einzigen Bewerber gibt, ist problematisch. Ohne Konkurrenz kann das Konsortium viel verlangen, wohl wissend, dass sonst das ganze Verfahren des Senats scheitert“, so der Politiker.
ICC soll Kulturzentrum werden
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Besonders kritisch sieht Schwarze auch die mögliche Querfinanzierung über Neubauten am Messedamm – zwei Filetgrundstücke, die der Senat den künftigen Projektentwicklern offenbar „unter der Hand“ zuspielt: „Ob es am Ende nur um die Entwicklung der beiden Grundstücke geht und das ICC zum Anhängsel wird, das muss sich erst noch zeigen.“
Linkspartei zum ICC: „Eine Ikone, um die uns alle beneiden“
Auch Niklas Schenker, wohnungspolitischer Sprecher der Linken in Charlottenburg, sieht die Vorgänge rund um das ICC kritisch. Seiner Meinung nach sei mit der Konzeptvergabe an das Konsortium bereits eine politische Vorentscheidung getroffen worden. „Hier wurde klar zugunsten eines privaten Konsortiums entschieden. Und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses wurden dabei gar nicht erst eingebunden – das ist überhaupt nicht transparent“, so der Linken-Politiker.
Aus seiner Sicht sei es überhaupt falsch, das denkmalgeschützte Bauwerk einem privatwirtschaftlichen Konsortium zu überlassen: „Es wäre an Berlin selbst gewesen, diese Ikone der Siebzigerjahre, um die uns weltweit viele beneiden, zu bespielen – kulturell und mit Kongressen. Möglichkeiten hätte es viele gegeben.“ Auch die offenbar geplante Querfinanzierung über die an das ICC angrenzende Grundstücke hält er für falsch: „Dass ein solches Vorhaben von privaten Investoren quersubventioniert werden soll, in dem diese nun ein gegenüberliegendes Grundstück dazugeschenkt bekommen und auf das dann ein Hochhaus gebaut wird – das ist ein Deal, dem wir nicht zustimmen können.“
AfD kritisiert Intransparenz des Senats
Gegenwind kommt auch von der AfD. Frank-Christian Hansel (AfD), früher Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, erkennt zwar die enorme Komplexität der Bauaufgabe an und kann nachvollziehen, dass am Ende neben dem Konsortium keine weiteren Bewerber übriggeblieben sind. Dennoch hält er das Vorgehen der Berliner Wirtschaftsverwaltung für fatal, weil es, wie er sagt, „die Entscheidungshoheit über die Zukunft des ICC aus der Hand“ gebe.
Nach vielen Jahren des Stillstands komme zwar endlich Bewegung in das Mammutprojekt – „was das betrifft, ist der schwarz-rote Senat wenigstens ein Fortschritt“, so Hansel. Auch halte er eine Sanierung durch einen privaten Entwickler für einen gangbaren Weg – sofern das Land Berlin dabei die Zügel in der Hand behalte. Genau das sei jedoch „nicht der Fall“.
Kongresszentrum im Dornröschenschlaf. Seit Jahren hat hier keine Veranstaltung stattgefunden. Währenddessen ist das denkmalgeschützte Bauwerk zunehmend verfallen.
Kongresszentrum im Dornröschenschlaf. Seit Jahren hat hier keine Veranstaltung stattgefunden. Währenddessen ist das denkmalgeschützte Bauwerk zunehmend verfallen.Emmanuele Contini/Berliner Zeitung
In baulichen Fragen mangele es der Senatsregierung, so Hansel, „an Gestaltungswillen und an der Phantasie, wie sich Privatkapital gezielt einsetzen lässt“. Großsanierungen wichtiger Infrastrukturen seien allein aus öffentlichen Mitteln nicht zu stemmen – „das gilt nicht nur fürs ICC, sondern ebenso für den Flughafen Tempelhof“. Auch dort habe „jede echte Phantasie und der Wille, Privatkapital einzuwerben“, gefehlt.
Dass der Senat Großprojekte und Grundstücke im stillen Kämmerlein vergebe, sieht der AfD-Politiker ebenfalls kritisch. In einem offeneren, internationalen Bieterverfahren ohne enge Nutzungsvorgaben, sagt er, „hätte es möglicherweise andere, spannendere Ergebnisse gegeben“.
Fransiksa Giffey: „Verfahren nach klar definierten Kriterien“
Derweil betont Giffey, das Verfahren laufe „nach klar definierten Kriterien und in enger Abstimmung mit allen beteiligten Stellen“. Der Sprecher der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe erklärte auf Anfrage der Berliner Zeitung: „In die Dialogphase wurden nur Bewerber aufgenommen, die sämtliche wirtschaftlichen, finanziellen und technischen Eignungskriterien erfüllt haben.“
Grundsätzlich seien für das ICC „Nutzungen aus den Bereichen Kultur, Kreativwirtschaft, Innovation und Technologie“ vorgesehen. Dass dabei auch angrenzende Flächen in die Entwicklung des Kongresszentrums einbezogen werden, sei notwendig, um „die erheblichen Sanierungskosten des ICC zu refinanzieren“.
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Berliner Senat setzt das ICC wieder auf die Agenda
Unterstützung erhält Giffey aus den eigenen Reihen. Claudia Spielberg (SPD), Sprecherin im Stadtentwicklungsausschuss von Charlottenburg-Wilmersdorf, verteidigt den Kurs ihrer Parteikollegin. Das Konzeptverfahren halte sie für eine wertvolle „Chance, das ICC endlich wiederzubeleben“, so die Politikerin auf Anfrage der Berliner Zeitung. Auch eine mögliche Querfinanzierung über angrenzende Neubauten bewertet sie positiv: Das sei „angesichts des hohen Investitionsvolumens ein gangbarer Weg, um eine langfristige Unterhaltung des ICC zu sichern“.
Skandal um das Berliner ICC – und keiner will’s gewesen sein
Die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die im Auftrag der Senatsverwaltung das Konzeptverfahren durchführt, wollte sich zu den Vorgängen rund um das ICC nicht äußern – und betont ihre ausführende Rolle: „Die BIM ist ausschreibende Stelle für das öffentliche Vergabeverfahren“, so die Pressesprecherin der BIM. Für inhaltliche Fragen, so die Pressesprecherin, sei jedoch „die Senatsverwaltung für Wirtschaft zuständig“.
Auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen – zuständig für alle Bauvorhaben in Berlin – zieht sich aus der Affäre: „Die Federführung liegt bei den Kollegen der Senatsverwaltung für Wirtschaft“, teilte die Pressesprecherin auf Anfrage mit. Auch der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf fühlt sich für das ICC „nicht zuständig“ und verweist – wie alle anderen – auf die Senatsverwaltung für Wirtschaft.
Unlängst hat die Autobahn GmbH mit dem Wiederaufbau des Autobahndreiecks Funkturm begonnen – nur wenige Meter vom ICC entfernt. Eine Beeinträchtigung durch mögliche Neubauten im Umfeld des ICC sei laut der Pressestelle nicht zu erwarten.
Unlängst hat die Autobahn GmbH mit dem Wiederaufbau des Autobahndreiecks Funkturm begonnen – nur wenige Meter vom ICC entfernt. Eine Beeinträchtigung durch mögliche Neubauten im Umfeld des ICC sei laut der Pressestelle nicht zu erwarten.Hannes P Albert
Selbst die Autobahn GmbH, die einen Steinwurf vom ICC mit dem Wiederaufbau des Autobahndreiecks beginnt und von den Bauprojekten rund um das Kongresszentrum direkt betroffen sein könnte, will von all dem nichts Genaues wissen. Derzeit sei nicht klar, ob es überhaupt zu Neubauten käme, und auch sonst seien keine „direkten Überschneidungen erkennbar.“ Sollte es in Zukunft zu Neubauvorhaben rund um das ICC kommen, werde man allenfalls im weiteren Planungsverlauf „Anpassungen bei Stadtstraßen oder der Anbindung des Parkhauses“ vornehmen.
LDA Berlin zum ICC: „Bebauung grundsätzlich möglich“
Doch was sagt zu alledem eigentlich das Landesdenkmalamt? Noch im Jahr 2019 hatte die Behörde das ICC als „Denkmal von außergewöhnlichem Rang“ unter Schutz gestellt und damit bestätigt, dass es sich um ein besonderes Zeitzeugnis deutscher Baukultur handelt.
Heute klingt das anders. Die Referentin des Berliner Landesdenkmalamts äußert sich auf Anfrage der Berliner Zeitung positiv zum laufenden Konzeptvergabeverfahren. Dieses eröffne „ein breites Spektrum von Anpassungsmöglichkeiten für eine neue Nutzung“. In diesem Prozess sei das Landesdenkmalamt „intensiv in das laufende Verfahren eingebunden.“
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Die geplanten Neubauten im Umfeld des ICC – etwa auf dem Gelände des Parkhauses oder am Messedamm 9 – unterliegen dem sogenannten Umgebungsschutz nach Paragraf 10 des Berliner Denkmalschutzgesetzes. Nichtsdestotrotz sei „eine Hochhausbebauung nördlich des ICC grundsätzlich möglich“, heißt es, sie „muss sich jedoch in Maßstab, Kubatur und Wirkung auf das denkmalgeschützte Ensemble beziehen.“
Konsortium entwickelt Konzept: Wie es jetzt weitergeht
Bis 2026 soll das Konzeptverfahren abgeschlossen und eine finale Entscheidung über die künftige Weiterentwicklung und Nutzung des ICC getroffen werden. Danach könnte – so der Zeitplan des Senats – die Sanierung beginnen, vorausgesetzt die Bieter springen vor Schreck nicht wieder ab: Experten schätzen die Sanierungskosten auf inzwischen 600 Millionen Euro.
Sollte es tatsächlich so weit kommen und die Sanierung über benachbarte Bauprojekte querfinanziert werden, wäre das der eigentliche Skandal des Projekts. Nicht nur, weil damit wertvolle Grundstücke in Innenstadtlage ohne öffentliches Beteiligungsverfahren vergeben würden, sondern auch, weil die geplanten Hochhäuser visuell in Konkurrenz zum ICC treten könnten – ein klarer Verstoß gegen die Anforderungen des Ensembleschutzes.
Ironie der Geschichte: Historisch würde sich dann der Kreis schließen. Denn wie das Commerz-Real-Hochhaus heute den Blick auf den Fernsehturm verdeckt, würden auch die geplanten Hochbauten am Dreieck Funkturm das Kongresszentrum in den Schatten stellen – und es so zu einem weiteren Mahnmal fehlgeleiteter Stadtentwicklungspolitik machen.














