• DDR-Moskau-Korrespondent : Putins Russland habe ich schon vor der Wende zu spüren bekommen
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    Dietmar Schumann und Kameramann Gerhard Gläser 1978 in Jakutien.Privatarchiv Schumann

    A propos des condition de vie en URSS qui ressemblaient à celles qui rendent possible le régime de Poutine

    Dietmar Schumann - An einem Sonntag im Juli 1965 begann am Berliner Ostbahnhof meine erste Reise in die Sowjetunion. Ich war 14, „Trommelreporter“ und sollte für die Zeitung der DDR-Pionierorganisation berichten, wie die sowjetischen Kinder ihre Sommerferien verbringen. Die Gastgeber von der Partnerzeitung „Pionerskaja Prawda“ fuhren mit mir in einige Ferienlager rund um Moskau. Ich sah „Schwanensee“ im Bolschoi Theater, den Clown Oleg Popow im Moskauer Zirkus, natürlich auch Lenins aufgebahrten Leichnam an der Kremlmauer. Ich verbrachte wunderbare Badetage im Pionierlager Artek auf der Krim.

    Nur einmal gab es Ärger, nach einem Besuch des Moskauer Kaufhauses GUM. Neben dem Ausgang sah ich bettelnde Zigeuner, Frauen und Kinder, und wollte sie fotografieren (ich benutze das Wort „Zigeuner“, weil die Angehörigen des Roma-Volkes sich in Russland selbst so nennen, „Zigany“, d.V.). Dazu kam ich aber nicht. Denn ein Begleiter sprang schreiend dazwischen: „Das ist verboten! Kamera weg!“.

    Das war meine erste Bekanntschaft mit den vielen Tabus, die in der Sowjetunion galten. Für Besucher aus den sozialistischen „Bruderstaaten“, besonders für Journalisten. Nur Erfolgsmeldungen waren erlaubt. Nichts über Zigeuner, nichts über Betrunkene auf den Straßen, nichts über das niedrige Lebensniveau der Menschen, nichts über Qualitätsmängel in der Industrie, schon gar nichts über Regimekritiker oder die Verbrechen der Stalinzeit.

    Hinzu kam: Vier Fünftel des Territoriums der UdSSR waren „gesperrte Gebiete“, durften von Ausländern nicht betreten werden. Auch nicht von den „kleinen Brüdern“. Militärbasen, Raketen-Standorte, Städte mit Rüstungsbetrieben oder auch Gegenden, in denen die Sowjetbürger besonders miserabel lebten, waren Tabuzonen. Ein Heer von Aufsehern, Mitarbeiter des KGB, Funktionäre von KPdSU und Komsomol, hatten dafür zu sorgen, dass nicht gerüttelt wurde an diesen Verboten. Wer es dennoch wagte, musste mit harten Strafen rechnen.

    Der Reservistenkrug aus Perleberg

    Auch Stalins Straflager, in denen Millionen Sowjetbürger den Tod fanden, und die Verbannung von Regimekritikern nach Sibirien, blieben mir nicht verborgen. Im März 1978, als Jakutien unter Eis und Schnee lag, bereiste ich die ostsibirische Region mit Gerhard Gläser, einem der besten Kameramänner des DDR-Fernsehens.

    In unserem Hotel in der Stadt Jakutsk gab es im Keller eine kleine Bar, in der wir eines Abends beim Bier saßen und auf dem Tresen etwas entdeckten, was uns staunen ließ. Ein riesiger Bierkrug, bunt bemalt und mit deutscher Schrift versehen. Ein Reservistenkrug aus dem Jahr 1909 vom Feldartillerieregiment Nr.38 aus Perleberg. Wie kommt der nach Jakutsk?

    Jana, die Frau hinter der Bar, klärte uns auf. Ihre Familie stammte aus Estland und war im Sommer 1940, kurz nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in die Baltenrepublik, nach Sibirien verbannt worden. Ihr Großvater hatte als junger Mann in Perleberg bei der kaiserlichen deutschen Armee gedient. Zurück in Tallinn wurde er Polizist. Er stand auf der Verhaftungsliste der Sowjets ganz oben. Seinen deutschen Reservistenkrug nahm er mit in die Verbannung, wo er in einem Arbeitslager an der Lena 1944 verhungerte.

    Seine Enkeltochter Jana, die 1942 im Gulag geboren wurde, blieb in Jakutien, wo sie einen Russen heiratete. Auf den zugefrorenen Flüssen im jakutischen Norden, wo Stalins Straflager waren, begleiteten Gläser und ich russische Lastwagenfahrer. Auf der zugefrorenen Indigirka transportierten sie Ausrüstungen zu entlegenen Silberminen.

    Nach einigen Tagen überholten wir einen Raupenschlepper, der zwei große Schlitten zog, auf denen Holzhütten montiert waren. Wir trafen auf zwei Männer mittleren Alters mit langen Bärten. Ingenieure aus Leningrad, für 20 Jahre von der Sowjetmacht verbannt nach Jakutien. Sie durften sich frei bewegen, aber Jakutien nicht verlassen. Warum? Auf einer Versammlung in ihrem Institut hatten sie 1975 Kritik an der Wirtschafts- und Sozialpolitik der KPdSU geübt und die Ablösung der Parteiführung verlangt. Wegen „antisowjetischer Propaganda“ wurden beide nach Sibirien deportiert. Zur Zeit des Generalsekretärs Leonid Breschnew, den Willy Brandt hofierte und der dem „kleinen Bruder“ Erich Honecker seine Küsse verabreichte.

    Je weiter wir nach Osten fuhren, umso herzlicher wurden die Menschen und umso schlimmer ihre Geschichten. Ich erlebte viele kluge, gastfreundliche und hilfsbereite Russen, habe viele Freundschaften damals geschlossen. Doch ich lernte auch ihre andere Seite kennen, die „schwarze Seite ihrer Seele“, wie sie das nennen. Ihre Obrigkeitshörigkeit zum Beispiel.

    Die Russen hatten immer zu gehorchen, wenn sie einigermaßen leben, zumindest überleben wollten. Zu Zeiten der Zaren und ihrer Geheimpolizei Ochrana und zu Zeiten der Sowjets und ihrer Geheimpolizei KGB. Sie waren es über viele Jahrzehnte gewohnt, den Befehlen der Obrigkeit zu gehorchen. Eigenes Denken und Handeln standen immer unter Strafe. Wenn wir abends mit Russen zusammen saßen, am Lagerfeuer in der Taiga, in den Wohnzimmern von Nowosibirsk, Tula oder Sagorsk: immer große Wehleidigkeit und Klagen über die schlimmen Zustände im Land. Und immer das Warten auf einen Erlöser. Die Russen warten immer auf einen „guten Zaren“, einen „guten Parteisekretär“ oder „guten Chef“, der sie von ihrem bitteren Schicksal erlöst.

    Es gilt das Recht des Stärkeren: „Führen Sie sich nicht auf wie deutsche Faschisten!“

    Auf jeder Drehreise durch die UdSSR wurden wir begleitet von einem Mitarbeiter des sowjetischen Fernsehens oder des Außenministeriums. Der sollte das Programm organisieren und auf uns aufpassen. Diese „Aufpasser“ waren meist freundliche, hilfsbereite Menschen. Einige aber auch schlimme Denunzianten. Einmal drehte ich mit Kameramann Gläser im Baggerwerk von Kostroma. Gegen 20 Uhr kamen wir ins Hotel zurück und wollten zu Abend essen.

    Das Restaurant sollte bis 22 Uhr geöffnet haben. Kaum hatten wir Platz genommen, begann eine Putzfrau zwischen unseren Füßen zu wischen. „Aufstehen! Raus hier! Wir haben geschlossen!“. Wir begehrten, den Leiter des Restaurants zu sprechen. Noch bevor der kam, mussten wir eine Schimpfkanonade unserer Begleiterin Lena F. vom sowjetischen TV über uns ergehen lassen. „Verlassen Sie sofort das Restaurant und halten Sie den Mund! Sie befinden sich hier in der Sowjetunion. Hier bestimmen wir, nicht Sie. Führen Sie sich nicht auf wie deutsche Faschisten!“.

    Wie bitte? Wir möchten doch nur zu Abend essen nach einem langen Arbeitstag. „Wenn Sie nicht sofort das Restaurant verlassen, hole ich die Miliz!“, schrie die Dame an uns. Mein Kameramann meinte nur, sie solle sich nicht aufführen wie eine „Babajaga“ (deutsch: Hexe). Wir gingen hungrig zu Bett, fuhren am nächsten Tag nach Moskau zurück, wo uns der Studioleiter schon mit galliger Miene erwartete. Unsere russische Begleiterin, verheiratet mit einem KGB-Offizier, hatte noch in der Nacht telefonisch Meldung beim sowjetischen Geheimdienst gemacht.

    Der hatte das ZK der KPdSU informiert. Am Morgen wurde die Meldung per Telex nach Berlin übermittelt, an die Abteilung Agitation und Propaganda beim ZK der SED. Gegen Mittag wusste die Leitung des DDR-Fernsehens Bescheid und die rief im Moskauer Studio an. Wir sollten uns umgehend erklären. Was habt ihr angestellt? Wir hätten „den Anordnungen sowjetischer Genossen nicht Folge geleistet, uns antisowjetisch aufgeführt und sowjetische Genossen beleidigt“.

    Mit diesen Worten hatte uns die russische Begleiterin denunziert. Wir kamen mit einem blauen Auge davon. Aber wir nahmen uns in Zukunft in Acht. Andere Menschen zu verleumden, anschwärzen bei der Obrigkeit, das ist Alltag in Russland. Die Russen leben mit der täglichen Angst, von ihren Nachbarn oder Kollegen bei den Behörden denunziert zu werden. Das mussten auch wir, nicht nur einmal, bitter erfahren.

    An jedem Drehort führte der erste Weg zum örtlichen Parteichef, der das Programm absegnen musste. Dabei wurden wir meist zum Essen eingeladen. Köstliche russische Spezialitäten gab es da, Sekt und Wodka sowie jede Menge Trinksprüche. Die Parteisekretäre priesen die Stärke der Sowjetunion. Wir könnten alle viel von ihnen lernen. Auf die Freundschaft! Auf den Sieg des Kommunismus!

    Nach dem dritten Wodka wurden sie meist kleinlaut: „Ja, da hat die Sowjetunion nun euch Deutsche im Großen Vaterländischen Krieg besiegt und was ist das Ergebnis? Ihr in der DDR lebt besser als wir Russen.“ Das habe ich immer wieder gehört, auch von Freunden. Diese Mischung aus großspuriger nationaler Überheblichkeit (Wir sind die Größten und die Besten! Wir sind die Sieger und haben immer recht! Ihr müsst alle von uns lernen!) und einem tiefen Gefühl von Minderwertigkeit.

    In Russland gilt das Recht des Stärkeren. Kompromissbereitschaft oder gar Nachgiebigkeit werden als Schwäche bewertet und gnadenlos ausgenutzt. Dies hatten wir „kleinen Brüder“ schnell begriffen, im Reich des „großen Bruders“. Möglichkeiten, Stärke zu zeigen, gab es durchaus.

    Anfang der 1980er Jahre flogen wir nach Kasachstan, in die Wüste Moin-Kum. Dort war durch ein Kanalsystem ein Stück Wüste für die Landwirtschaft urbar gemacht worden. Das wollten wir drehen, umzingelt von 35 Begleitpersonen. Partei, Komsomol, Gewerkschaft, KGB, alle waren vertreten und wollten die richtigen Bilder für uns inszenieren. Sie gaben lautstark Anweisungen, trieben Tiere vor die Kamera, sprangen selbst ins Bild. Als es dem Kameramann Gerhard Gläser zu viel wurde, legte er seine Kamera zur Seite.

    Wir erklärten den verdutzten Genossen, dass wir unsere Dreharbeiten beenden und abreisen werden. Die sowjetischen Freunde würden die Dreharbeiten für das DDR-Fernsehen stören. Wir seien für unseren Job ausreichend qualifiziert und benötigen keine Anweisungen, weder vom Parteisekretär der Sowchose noch vom KGB. Der deutsch-sowjetischen Freundschaft würde auf diese Weise schwerer Schaden zugefügt. Das hatte gesessen. Wir hatten Stärke gezeigt. Schlagartig zogen sich unsere 35 Aufseher zurück und wir konnten unsere Reportage unbehelligt drehen.

    Zweimal im Jahr bekamen wir im Moskauer Studio des DDR-Fernsehens Besuch hochrangiger sowjetischer Genossen. Es beehrte uns der Leiter der Presseabteilung des Außenministeriums der UdSSR Kim Konzajewitsch Sofinski mit seinen für die DDR zuständigen Mitarbeitern Wassiljew und Burdakin. Es wurde getafelt und getrunken. Sofinski erläuterte, wie die Sowjetunion immer stärker werde, die USA dafür immer schwächer.

    Zu vorgerückter Stunde genoss Sofinski Videos des freizügigen DDR-Fernsehballettes. Danach wollte der Hüne selbst seine Stärke demonstrieren, seine Muskelkraft unter Beweis stellen und forderte zum Bankdrücken auf. Für das Team des DDR-Fernsehens trat Kameramann Gerhard Gläser an. Gläser, früherer Leistungssportler, Turner beim ASK Potsdam, brauchte nicht lange, um den sowjetischen Funktionär zu bezwingen. Der schwor Revanche und verlor die nächste Runde noch schneller. Was eigentlich ein Spaß sein sollte, wurde für die Russen an diesem Abend bitterer Ernst. Es war nur ein Spiel, in dem sie der Stärkere sein wollten. Verlieren, das waren sie nicht gewohnt. Schwer beleidigt fuhren unsere Gäste nach Hause.

    Vom 23. Februar bis zum 3. März 1981 tagte in Moskau der 26. Parteitag der KPdSU. Erich Honecker wollte die Gelegenheit nutzen, um von Generalsekretär Breschnew grünes Licht für einen Besuch in der BRD zu erhalten. Was er bekam, war eine Abfuhr. Entsprechend seiner Laune: mies. Für das DDR-Fernsehen war aus Berlin der Journalist Ulrich Makosch nach Moskau gekommen. Ein weitgereister Mann.

    Er war lange Jahre in Indonesien, Singapur und Indien als Korrespondent stationiert. Er hatte bewegende Dokumentationen produziert und Bücher geschrieben. Makosch kannte sich aus im Westen und in der Dritten Welt und kam nun zum ersten Mal in die Sowjetunion. Am Ende des Parteitages fuhr der schlechtgelaunte Honecker nach Leningrad. Makosch und ich begleiteten ihn mit unseren Kameraleuten und Technikern in die Stadt an der Newa. Man empfing Honecker im Smolny. Man zeigte ihm ein Neubaugebiet und das Kernkraftwerk am finnischen Meerbusen.

    Ein Besuch ohne Höhepunkte. Unser Bericht war schnell fertiggestellt und nach Adlershof überspielt. Am späten Abend flogen wir mit der Aeroflot nach Berlin. Es war spät, ich war müde, wurde aber hellwach, als mir Ulrich Makosch, der neben mir im Flieger saß, offenbarte: „Ich war jetzt eine Woche lang in der Sowjetunion und ich weiß jetzt, dass die DDR in absehbarer Zeit den ökonomischen Wettbewerb mit der BRD verlieren wird. Der wichtigste Grund dafür: Wir haben die ökonomisch schwächeren Verbündeten. Die UdSSR und die anderen RGW-Staaten sind ökonomisch viel schwächer als die Verbündeten der BRD. Nimm nur die USA, England, Frankreich, Spanien und Italien. Das wird den Ausschlag geben.“

    Dem Kommunisten Ulrich Makosch, Mitglied der SED-Bezirksleitung Berlin, hatte im März 1981 eine Woche in der Sowjetunion gereicht, um das Ende der DDR vorauszusagen. Er sollte Recht behalten. Die DDR verschwand von der Bildfläche. Die Sowjetunion auch. Die Erfahrungen, die der „kleine Bruder“ zehntausendfach mit dem „großen Bruder“ gemacht hatte, wurden nun nicht mehr gebraucht. Das Wissen der Ostdeutschen über Russland und den Charakter der Russen wurde weitgehend ignoriert. In den deutsch-russischen Beziehungen der Jelzin- und Putin-Jahre dominierten Westdeutsche, in der Politik, in der Wirtschaft und in den Medien. Von Ausnahmen, wie Angela Merkel, abgesehen. Mit welchem Ergebnis, ist bekannt.

    Zum Autor

    Dietmar Schumann ist Jahrgang 1951, verheiratet, Journalist von Beruf. Er hat in Leipzig und Moskau studiert, ist seit 2016 im Ruhestand. Er war von 1974 bis 1990 beim DDR-Fernsehen beschäftigt, u. a. als Auslandskorrespondent in Moskau und Budapest. Seine Stationen beim ZDF: Reporter beim Magazin „Kennzeichen D“, Auslandskorrespondent in Moskau und Tel Aviv. Von 2005 bis 2016 hat er längere Auslandsreportagen und Dokumentationen für das ZDF und Arte produziert, u. a. in Russland, der Ukraine, im Kaukasus und in der Karibik. Zahlreiche Einsätze für das ZDF als Reporter in Kriegs- und Krisengebieten, u. a. im zweiten Tschetschenienkrieg, in Berg-Karabach, in Afghanistan, im russisch-georgischen Krieg 2008 und in Libyen. Als Rentner schreibt er gelegentlich für „Karenina“, die Internet-Plattform des Petersburger Dialoges.

    https://www.youtube.com/watch?v=TilQ8BIHisw&pp=ygUQQXpuYXZvdXIgbmF0YWxpZQ%3D%3D


    Gilbert Bécaud, Natalie

    #Russie #URSS #journalisme #politique #histoire

  • En formation « climat » avec les journalistes de France Télévisions | la revue des médias
    http://larevuedesmedias.ina.fr/formation-changement-climatique-giec-journalistes-redaction-fra

    Depuis la publication, en septembre 2022, de la Charte pour un journalisme à la hauteur de l’urgence écologique, plusieurs médias se sont engagés à former leurs rédactions aux enjeux du climat. Reportage à France Télévisions, où ces formations permettent des rencontres entre journalistes et scientifiques.

    #Climat #EMI #Journalisme #Médias

  • The Incredible Disappearing Doomsday
    https://harpers.org/archive/2023/04/the-incredible-disappearing-doomsday-climate-catastrophists-new-york-times-

    However jarring it is to compare this [“The Uninhabitable Earth” (2019)] with the rosy picture in “Beyond Catastrophe" (2022), [David] Wallace-Wells is hardly the only journalist whose framing of the climate crisis has transformed in recent years. Where once the climate corps provided weary summations of daunting research, now they offer assurances that progress has been made and the future may be just fine. Given how quickly the tone has shifted, the average news consumer might assume that something fundamental has changed. Perhaps, thanks to all those new solar fields and international summits, a carbon-neutral future is already on the horizon.

    Unfortunately, that is not the case. [...]

    The last time the tone of the conversation changed this drastically, it happened even more abruptly, over the course of a single night in 2016. “Pessimists will find abundant support for despair this morning,” the MIT researcher John Sterman announced the day after Donald Trump’s election. “It is now virtually certain the world will not meet any of its climate targets,” John Abraham wrote in the Guardian. In The Atlantic, Clare Foran called Trump’s victory a “triumph of climate denial.”

    In the decade leading up to that election, the infuriating tendency of outlets to include quotes from fringe climate change skeptics had started to fade, allowing reporters to shed their defensive posture and explain what climate change was actually doing to the planet. During the Obama years, dispatches from Greenland and the Great Barrier Reef took the form of ever more explicit warnings. Once Trump took office, though, those fact-based stories began to alchemize into pseudoscientific visions of catastrophe.

    [...]

    Did the science really change? Or was there simply a shift in how a handful of influential journalists interpreted it?

    [...] “the future envisioned by the IPCC has remained remarkably static,” with the range of possible temperature increases moving from between 2.9 and 6.2 degrees Celsius in 1990 to between 3 and 5.1 degrees Celsius in 2021.

    [...] stories that give readers the misleading impression that things will be just fine are overcorrecting for our prior fatalism, and risk replacing it with complacency. Writers like Wallace-Wells want us to believe that their own doom-peddling has chastened the world into a response that hasn’t actually occurred. The best course for many journalists may be to take a break from narratives and reconnect with the science.

    #climat #journalisme

  • Monarchies du Golfe-Arabique paradis des corrompus et de l’argent sale.
    http://www.argotheme.com/organecyberpresse/spip.php?article4447

    Ils sont nombreux africains et arabes corrompus à se réfugier dans les monarchies du Golfe Arabique, avec des fortunes détournées des finances publiques de leurs pays. C’est devenu la dernière mode, quand eu Europe ou aux Etats-Unis, ils sont mal-vus ces dernières années. Actualité, événement, opinion, intérêt général, information, scoop, primauté

    / #Arabie_Saoudite,_Qatar,_Koweït,_EAU,_Moyen-Orient,_monarchies,_arabes,_musulmans, #diplomatie,_sécurité,_commerce,_économie_mondiale, fait divers, société, fléau, délinquance, religion , Afrique, Monde Arabe, islam, Maghreb, Proche-Orient,, Journalisme, presse, (...)

    #Actualité,événement,_opinion,_intérêt_général,_information,_scoop,_primauté #fait_divers,_société,_fléau,_délinquance,_religion #Afrique,_Monde_Arabe,_islam,_Maghreb,_Proche-Orient, #Journalisme,_presse,_médias

  • 2 lois passées à la hussarde par l’inculte parlement de la nouvelle Algérie
    http://www.argotheme.com/organecyberpresse/spip.php?article4443

    Après Bouteflika, les dirigeants issus de l’ENA sont menacés par les engagements des militants, des intègres, des femmes, des identitaires, les gauchistes et les tous les progressistes qui rêvent d’universalité. L’Algérie est passée sous contrôle des pires bureaucrates qui ont associé médiocrité et corruption, pour enfreindre à l’élan progressiste entamée avec l’enthousiasme des années 1960 et par la suite le programme d’industrialisation de Boumediene... #nationale,_fait_politique,_une_et_première_page,_médias,_actualité,_pays,_france,_afrique,_maghreb

    / Maghreb, Algérie, Tunisie, Maroc, Libye, Africa, population, société , #arts,_culture,_littérature,_cinéma,_critique,_performances,_styles, journaliste, poète, livre, écrits, Journalisme, presse, (...)

    #Maghreb,Algérie,_Tunisie,_Maroc,_Libye,_Africa,_population,_société #_journaliste,_poète,_livre,_écrits #Journalisme,_presse,_médias

  • #Journal du #Regard : Mars 2023
    http://liminaire.fr/journal/article/journal-du-regard-mars-2023

    https://youtu.be/2VC83Ckliuw

    Chaque mois, un film regroupant l’ensemble des images prises au fil des jours, le mois précédent, et le texte qui s’écrit en creux. « Une sorte de palimpseste, dans lequel doivent transparaître les traces - ténues mais non déchiffrables - de l’écriture “préalable” ». Jorge Luis Borges, Fictions Nous ne faisons qu’apparaître dans un monde soumis comme nous au pouvoir du temps. Dans le silence qui suit la fin du signal de départ. Dans un seul et unique instant. Non pas suites sans principe de (...) #Journal, #Vidéo, #Architecture, #Art, #Écriture, #Voix, #Sons, #Paris, #Mémoire, #Paysage, #Ville, #Journal_du_regard, #Regard, #Dérive, #Ciel, #Voyage, (...)

  • Hier, le ministre Béchu a réussi à faire perdre patience à… Léa Salamé.
    https://i.imgur.com/NiDbQE3.mp4

    « Mais monsieur le ministre, les éléments de langage, tous les matins vous les sortez, tous les matins ! Y’a rien qui change ! Je vous assure, je peux vous le réciter par cœur, c’que vous dites. On avait Olivier Véran y’a deux jours, c’est le même élément de langage ! »

    La séquence complète :
    https://www.youtube.com/watch?v=Xe_gBlPXRrc

    • Certains n’ont pas aimé qu’on parle mal à un de leurs sous fifres.

      Gérald Darmanin engage, ce mardi 28 mars, la procédure de dissolution de « Soulèvements de la terre ».

    • Quelque chose qui me tarabusque, ici, c’est fait qu’elle utilise deux fois l’expression « éléments de langage ». Comme je n’écoute pas systématiquement ce genre de choses, je me demande donc si c’est banal, pour elle, de parler d’« éléments de langage ».

      je veux dire : il me semble que la règle du jeu, quand on fait métier de tendre le micro à des politiques, c’est de prétendre que ce qu’ils disent vient vraiment d’eux, et de faire comme si ce qu’ils disaient avait un intérêt. Sinon le procédé spectaculaire (interview de politicien) s’effondre.

      Là, en disant que le ministre est en train d’utiliser des « éléments de langage », je trouve qu’il y une rupture du fonctionnement tacite de la mise en scène elle-même. À quoi bon faire parler un policitien, à quoi bon son métier à elle, si on explicite le fait que le gugusse est en train de débiter des éléments de langage, et non un discours authentique.

  • Retraites : ce que révèlent les comptes-rendus d’opération des CRS sur les heurts à Nantes, Rennes, Bordeaux ou Toulouse

    Lors de la manifestation contre la réforme des retraites, à Nantes, le 23 mars 2023. STEPHANE MAHE / REUTERS

    Des documents confidentiels consultés par « Le Monde » révèlent l’intensité du maintien de l’ordre en province lors de la neuvième journée de mobilisation, jeudi 23 mars, où plusieurs compagnies ont été sérieusement prises à partie.
    Par Antoine Albertini

    Quatre cent quarante et un policiers et gendarmes blessés au cours de la seule journée du jeudi 23 mars, à l’occasion de la neuvième journée de mobilisation interprofessionnelle contre la réforme des retraites : vendredi matin, au lendemain d’affrontements sans équivalent depuis les manifestations de « gilets jaunes », le ministre de l’intérieur a admis un bilan « effectivement difficile » sur le plateau de CNews, faisant état de « 1 500 black blocs venus casser du flic » à Paris. Si la capitale, avec 105 fonctionnaires touchés, a concentré près du quart des effectifs blessés, les forces de l’ordre ont été sérieusement bousculées dans plusieurs villes de province, comme en témoignent les « Septimo » consultés par Le Monde.
    Dans ces journaux de marche, chaque unité de CRS décrit le déroulement des opérations de maintien de l’ordre, à la minute près, et recense non seulement le nombre de blessés dans ses rangs, mais aussi celui des munitions tirées. Tous ces documents décrivent une situation très dégradée, marquée par des heurts continuels sitôt après la dispersion des cortèges officiels – et, parfois, pendant la progression des manifestants.
    Lire aussi : Article réservé à nos abonnés Quand une équipe des BRAV-M dérape au cours d’une interpellation : « Je peux te dire qu’on en a cassé, des coudes et des gueules »
    Le compte rendu de la CRS 22 de Périgueux, à Nantes, illustre la violence des affrontements entre les forces de l’ordre et, estime le document, huit cents individus appartenant à la mouvance d’« ultragauche » – dont deux cents black blocs. Il explique aussi le lourd bilan essuyé par cette unité : trente contusionnés et blessés, dont huit transportés au CHU de l’Hôtel-Dieu, l’un d’eux devant subir une intervention chirurgicale en urgence pour une plaie ouverte à la main.
    Barrages, poubelles, mortiers
    Jeudi, peu avant midi, et alors que les policiers sont déployés à Nantes depuis moins de deux heures, un « groupe à risque » commence à les prendre à partie. Mobiles et organisés, les émeutiers multiplient jets de projectiles, barrages et incendies de poubelles ou de palettes, tirs de mortiers d’artifice et jet d’au moins un cocktail Molotov. Une heure plus tard, alors que les incidents se poursuivent, les CRS vont se retrouver en sérieuse difficulté : ils doivent obéir à l’ordre de se replier vers une position très défavorable à proximité du quai Turenne, où des manifestants, disposés en surplomb, les assaillent sous un « déluge de projectiles ».
    Lire aussi : Article réservé à nos abonnés La gestion du maintien de l’ordre se durcit face à la multiplication des manifestations spontanées
    « Acculée », l’unité doit procéder à des tirs de grenades à très courte distance pour espérer se dégager puis se retrouve contrainte d’« opérer repli » sur le parking du CHU, une position de nouveau « très défavorable » où elle est encore prise à partie avant de parvenir à s’extraire du guêpier. Sans discontinuer, les affrontements se poursuivront pendant de longues heures, jusqu’au début de la soirée, où les responsables de la CRS 22 dressent le lourd bilan.
    Avec une partie de la CRS 15 de Béthune, elle aussi engagée à Nantes, la CRS 22 a tiré un nombre impressionnant de munitions : plus de 450 grenades de tous types et 72 grenades de désencerclement, des engins généralement réservés aux cas les plus extrêmes du maintien de l’ordre. Preuve de consignes destinées à limiter drastiquement l’emploi des LBD (lanceur de balles de défense), mis en cause dans la totalité des cas d’éborgnement, seuls cinq tirs de cette arme ont été appliqués.
    « Manifestants cagoulés »
    Moins exposées, les CRS 14 de Cenon (Gironde) et 20 de Limoges (Haute-Vienne), mobilisées à Bordeaux, ont aussi connu une journée intense, entre démantèlement de barricades érigées par les manifestants tout au long du cours Pasteur et « multiples jets de bouteilles en verre » ou de mortiers d’artifice, de pavés descellés de la place de la Victoire, sans compter des mises à feu de poubelles et des incendies qui se propageront à plusieurs véhicules. Eux aussi organisés, des dizaines de « manifestants cagoulés » sont même parvenus à tendre une corde dissimulée « au milieu d’encombrants et de détritus » sur toute la largeur d’une artère dans le but, décrypte le compte rendu, de « déclencher un bond offensif pour ensuite faire trébucher la première ligne des boucliers après les avoir attirés par provocation ». Bilan : deux blessés et dix contusionnés, trois personnes interpellées.
    A Toulouse, où les heurts se sont intensifiés à la fin de l’après-midi, la CRS 24 de Bon-Encontre (Lot-et-Garonne), a dû prendre en charge un black bloc pour une gêne respiratoire, avant que le commandant de l’unité ne perde brièvement conscience à la suite d’un jet de pavé sur son casque. Les policiers, qui ont tiré 115 grenades lacrymogènes et 9 grenades de désencerclement, comptent 1 blessé et 12 contusionnés.

    Écouter aussi Violences policières : une histoire du maintien de l’ordre « à la française »
    A Rennes enfin, la CRS 42 a dû faire face à « 1 000 manifestants radicaux dont 200 cagoulés ». Scénario identique : barricades, jets de pavés, véhicules caillassés et même des heurts entre les ouvriers d’un chantier situé quai Chateaubriand, sur les bords de la Vilaine, et les manifestants qui y font irruption peu avant 13 heures « afin de se réapprovisionner en barrières et en projectiles ». A 14 h 14, moins de deux heures après le début des échauffourées, 30 % du stock de grenades de l’unité est déjà consommé et un « recomplètement » est demandé par radio. Les incidents ne prendront fin qu’aux alentours de 17 heures.
    https://www.lemonde.fr/societe/article/2023/03/25/retraites-les-crs-eprouves-apres-une-journee-noire-a-nantes-rennes-bordeaux-

    le sinistre de l’intérieur a revendiqué l’utilisation de 4000 grenades de désencerclement à Sainte-Soline.

    Edit le pointeur de l’intérieur semble avoir exagéré, ce serait 4000 grenades de toute sortes qui auraient été employées.
    La veille de la manif, il annonçait que « les Français vont voir ce week-end de nouvelles images extrêmement violentes », évoquant des activistes prêts à tuer du flic, ce qui fixait le cadre dans lequel allait s’exercer le maintien de l’ordre...

    #CRS #journaux_de_marche #police #manifestations

  • Pour une Association de journalistes antiracistes et racisé.e.s

    Nous sommes journalistes de presse écrite, web, radio, télévision et photographes. Nous sommes, par nos histoires, nos origines ethniques, nos couleurs de peau, nos religions, concerné·e·s par le racisme dans la société française, y compris dans les médias. Nous avons décidé de créer l’Association des journalistes antiracistes et racisé·e·s (AJAR) pour s’attaquer au racisme dans le journalisme.

    Les rédactions, de gauche comme de droite, restent en grande majorité blanches, notamment aux postes à responsabilités. Il y a urgence à nous y faire une place.

    Nous voulons soutenir nos consœurs et confrères discriminé·e·s, exploité·e·s et marginalisé·e·s en école, en recherche d’emploi, en situation de précarité et en rédaction. Inspiré·e·s par les initiatives de l’Association des journalistes LGBTI (AJLGBTI) et de Prenons la une créée par des femmes journalistes, nous nous sommes réuni·e·s afin d’agir ensemble.

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/03/23/pour-une-association-de-journalistes-antiracis

    #journalisme

  • La Révolution de 1848 et le drapeau rouge, de Maurice Dommanget (1888-1976)

    Texte écrit en 1928 par le syndicaliste-révolutionnaire Maurice Dommanget, secrétaire général de la Fédératon unitaire de l’enseignement de 1926 à 1928 dont il fut un des fondateurs, et publié en mars 1948 par les Editons Spartacus.

    #pdf : https://www.marxists.org/francais/dommanget/works/1928/La%20Revolution%20de%201848%20et%20le%20drapeau%20rouge.pdf

    #epub : https://www.marxists.org/francais/dommanget/works/1928/Dommanget%201848%20drapeau.epub

    Sommaire :
    La révolution de 1848
    – Les conditons
    – La République arrachée
    – Les mesures sociales
    #Louis_Blanc
    – Les courants socialistes en février
    #Auguste_Blanqui
    – Le ralliement de l’église
    – Explicaton de l’échec prolétarien
    – Le manifeste communiste
    – Leçons du manifeste de la #révoluton_de_1848

    Le drapeau rouge en 1848 et sous la IIe République

    Chapitre 1 : la révolution de février
    – Du drapeau rouge en général
    – Les drapeaux des barricades
    – Appariton des premiers drapeaux rouges
    – Succès du drapeau rouge : ses causes
    – La thèse lamartnienne
    – La thèse proudhonienne
    – Le drapeau rouge gagne la province

    Chapitre 2 : #Lamartine, Blanqui, #Proudhon, le gouvernement et le drapeau rouge
    – L’effervescence du 25 février
    – La sommaton de l’ouvrier Marche
    – Le discours de Lamartne
    – Réactons et mesures d’apaisement
    – Riposte de Blanqui
    – Nouvelle ofensive et délibératon du 26 février
    – Nouvelle riposte de Blanqui
    – Décisions gouvernementales
    – Défaite du drapeau rouge

    Chapitre trois : des journées de février aux journées de juin
    – Eclipse du drapeau rouge jusqu’au 13 mai
    – La diatribe de #Victor_Hugo
    – Les #journées_de_juin

    Chapitre 4 : sous la répression et la réaction
    – Caractère et rayonnement internatonal du #drapeau_rouge
    – Manifestatons diverses en 1849
    – Le plaidoyer d’Alfred Delvaux 1850
    – Après le #coup_d'état du #2_décembre_1851

    #marxisme #analyse_de_classe #lutte_de_classe

  • Gustave Roud : un poète que j’ai découvert il y a peu, grâce à une correspondance avec Philippe Jaccottet. Une émission aujourd’hui sur RFI (De vives voix) m’inspire ce partage :

    Publication critique des Œuvres complètes du poète, traducteur, critique et photographe Suisse romand, Gustave Roud (1897-1976)

    https://www.fabula.org/actualites/109987/gustave-roud-uvres-completes-sous-la-dir-de-claire-jaquier.html

    – Le volume 1 (1456 pages) comprend les œuvres poétiques : recueils, textes publiés en revue et textes inédits.

    – Le volume 2 (1088 pages) rassemble l’essentiel des Traductions : recueils consacrés à #Novalis, #Hölderlin, Rilke, Trakl dont Roud est un des premiers traducteurs en français ; traductions publiées en revue ou dans des volumes collectifs – notamment de #Wilhelm_Müller, #Goethe, #Clemens_Brentano, #Hildegard_von_Bingen ou encore #Eugenio_Montale.

    – Le volume 3 (1280 pages) livre les notes de journal (1916-1976) dans toute leur diversité archivistique – feuillets épars, manuscrits et dactylogrammes, carnets, cahiers, agendas. Événements du jour, réflexions sur soi, descriptions de paysages, projets, propos sur l’art, poèmes…

    – Le volume 4 (1296 pages) réunit l’ensemble des articles et études critiques que Roud a consacrés, tout au long de sa vie, à des poètes, écrivains et peintres, le plus souvent contemporains.

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    Quand le Journal de Gustave Roud ouvre l’accès à toute l’Oeuvre.
    https://www.revuelepassemuraille.ch/quand-le-journal-de-gustave-roud-ouvre-lacces-a-toute-loeuvre

    Dans les coulisses du chantier Gustave Roud
    Les « Œuvres complètes » du grand écrivain romand sont désormais publiées chez Zoé. Claire Jaquier et Daniel Maggetti évoquent cet ambitieux projet qu’ils ont codirigé.
    https://wp.unil.ch/allezsavoir/dans-les-coulisses-du-chantier-gustave-roud%EF%BF%BC

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    « Œuvres complètes » du poète Gustave Roud, l’amour est dans le blé (Libération)

    « Je marche dans mes rêves anciens, mes pensées anciennes », écrit le poète suisse romand Gustave Roud. Mais où commence le rêve, où démarre la pensée chez cet homme toujours par les chemins du Haut-Jorat, région de collines douces, le berceau de toute une vie ? En janvier 1942, il note dans son journal un rêve tout neuf. Dans la grande ferme de Carrouge, héritée de la famille paysanne maternelle, Roud dort sous les combles. Sa sœur aimée, Madeleine, est là. C’est une « vieille fille », comme lui est « vieux garçon ». Il y a aussi la tante Clara, insupportable par ses bouderies. Gustave Roud endormi voit un homme remplir sa bouche de vers luisants « et une voix me dit que de cette bouche illuminée (que je voyais toute phosphorescente) devait sortir la voix des morts ». Dans sa vie éveillée, le poète né en 1897 cherche aussi à abolir le temps, à effacer ce qui sépare les morts des vivants. « Je suis fait d’absences et de présences », note-t-il et parfois il croit sentir celle de sa mère, disparue en 1933.

    Avec la marche à pied véritable, #Gustave_Roud trouve une manière d’exténuer le corps, état propice à l’illumination poétique. Depuis une « ballade » de quatre jours alors qu’il avait 19 ans, il a pris le goût de cette ivresse, qui le fait se sentir en adhérence avec le paysage, avec les arbres, les bêtes croisées. Il aime s’enfoncer dans la nuit, sa canne à la main et en compagnie de son « ombre trébuchante ». Mais c’est à la lumière du jour, que les paysans du #Haut-Jorat ont pris l’habitude de voir sa mince et longue silhouette vêtue comme à la ville, équipée de calepins – il écrit surtout dehors, assis sur un banc, un tronc – et d’un appareil photo.

    Romantisme allemand

    Gustave Roud est une des voix majeures de la poésie suisse romande. La publication d’un livre de #Philippe_Jaccottet chez Seghers en 1968 lui a permis de dépasser les frontières nationales. Pourtant il reste un peu méconnu en France. La publication cet automne chez Zoé de ses œuvres complètes rend honneur à l’ampleur de son travail d’écriture. Quatre volumes sont présentés en coffret : les œuvres poétiques, le journal, les traductions (les romantiques allemands, #Rilke, #Trakl), et ses critiques artistiques et littéraires. De nombreuses passerelles permettent de circuler entre les volumes, Gustave Roud aimait les reprises et puisait dans son journal pour composer ses recueils.

    Le poète n’était pas aussi reclus qu’on a pu le dire. Ami de Ramuz notamment, autre écrivain du monde rural, il participait à des remises de prix, des jurys et œuvrait dans des revues, à un moment de particulière effervescence de la littérature suisse romande. Pour cela, il effectuait « la traversée », prenait un vieux tram brinquebalant le menant en une heure à Lausanne. Mais le cœur de Gustave Roud, poète à l’inquiétude fondamentale, n’était pas en ville. Ce qui l’intéresse avant tout, ce sont les andains, les rangées d’herbe fauchée, les murs de céréales abattus pendant la récolte, et les personnages qui habitent ces paysages de l’été  : les « moissonneurs fauves ». Il les photographie en plein travail avec leur assentiment, torses nus, ils sont ses amis paysans. Toute sa vie, Gustave Roud, dont l’homosexualité n’a jamais été nommée, ira ainsi d’un amour secret à un autre. Le désir érotique se retrouve clai­rement, exalté, dans sa poésie. Comme dans Bain d’un faucheur du recueil Pour un moissonneur. Premières strophes  : « Un dimanche sans faux comblé de cloches pures / Ouvre à ton corps brûlé la gorge de fraîcheur / Fumante, fleuve d’air aux mouvantes verdures / Où tu descends, battu de branches et d’odeurs. / Ce tumulte de lait dans la pierre profonde / De quel bouillonnement va-t-il enfin briser / L’âpre bond de ta chair ravie au linge immonde / Vers une étreinte d’eau plus dure qu’un baiser  ! »

    Un personnage dénommé Aimé, composite de ses amis paysans, mais surtout inspiré par le premier, Olivier Cherpillod, est au cœur de l’œuvre. La poésie va prendre en charge ce que dans la vie réelle Roud ne pouvait exprimer. Le poète est plus explicite dans le Journal, même s’il se cache derrière la notion d’amitié. Son besoin inassouvi de la présence d’Olivier, Fernand, Robert, René, au total une douzaine d’hommes au long d’une cinquantaine d’années, le renvoie à ce qu’il appelle sa « différence ». Il parle de la beauté des visages, du lisse des torses, des bras gonflés. Il aimerait pouvoir toucher ces épaules, ces mains, mais ne le peut pas. Journal, octobre 1926 : « Tu marches avec des branchages sur un labour aux vives arrêtes de terre sombre […] un linge bleu s’entrebâille sur cette poitrine nue où je voudrais tant poser sans rien dire ma tête écouter battre ce cœur digne de vivre digne d’être heureux. »

    Le poète a laissé un corpus de 13 000 images

    Sous le prétexte de promenades, il se rend chez l’un, chez l’autre (suscitant parfois l’hostilité des femmes de leur famille), il connaît « la honte des bras ballants », parfois il participe un peu aux travaux des champs. Il y a de beaux moments de compagnonnage, en particulier avec Olivier  : Olivier fauchant, Olivier se rasant, Olivier tressant des paniers d’osier. Mais surtout Roud photographie. Le poète a laissé un corpus de 13 000 images. Il a appris par son père, paysan éclairé, le maniement des appareils. Il développe et agrandi lui-même ses clichés dans une petite pièce de la maison de #Carrouge. Du noir et blanc majoritairement, mais aussi des clichés couleur, des autochromes.

    Fernand Cherpillod, neveu d’Olivier Cherpillod, est un modèle de ­premier ordre. Il aime poser, se plie à des mises en scène de paysan au travail. Certains clichés sont typiques, avec leur contre-plongée, d’une esthétique des années 30 célébrant les corps en pleine nature. Pour Roud, au-delà du désir non dit, il y a l’idée toute poétique d’hommes devenus des intercesseurs d’un monde paysan glorifié, d’une harmonie touchant à l’éternité. Dans son dernier recueil, Campagne perdue, il dira tout son désarroi devant la modernisation de l’agriculture, qui tue des gestes ancestraux, casse des accords anciens avec la nature.

    Gustave Roud est alors un homme vieillissant. Il se sent dépossédé, tandis que sa notoriété est grandissante. Des jeunes écrivains font le pèlerinage à Carrouge, comme Jacques Chessex ou Maurice Chappaz. Une photo les montre avec leurs trench-coats, venus sur une « motocyclette » – le bruit effraie Roud. En 1965, il a les honneurs d’un film diffusé à la télévision. Un moyen métrage signé du cinéaste Michel Soutter. La caméra explore la maison : la cuisine, le corridor, le bureau, les murs où sont disposées les photos des amis paysans, le salon. L’ambiance est un peu spectrale. Roud apparaît vulnérable. On le voit à la fin, comme un monsieur Hulot un peu guindé, partir dans le jardin. Michel Soutter interroge la sœur, gauche aussi. Elle parle d’intérêt pour le cosmos. Le jeune romancier suisse Bruno Pellegrino a poursuivi cette piste dans une très belle fiction biographique sur le « couple » Roud. Son roman, sorti en 2019, Là-bas, août est un mois d’automne, redonne une visibilité à Madeleine.

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    #Claire_Jaquier : « Gustave Roud puise dans son journal, en partie son atelier de création »

    Huit chercheurs ont été mobilisés pendant quatre années pour permettre la sortie des Œuvres complètes de Gustave Roud. A leur tête : en codirection avec Daniel Maggetti, Claire Jaquier, professeur émérite de littérature à l’université de Neuchâtel, en Suisse. Libération l’a interviewée.

    Comment est né ce projet de publication ?

    C’était nécessaire, il n’existait pas de véritables œuvres complètes. Un très petit coffret Gustave Roud était paru en 1978 mais il ne comprenait que les dix recueils de poésie, sans aucune note. Des textes sont ensuite sortis en poche de manière très dispersée. Il y a eu aussi des publications de correspondance, de textes critiques et, progressivement, on a pris conscience de l’extrême richesse des archives qui permettent de comprendre cette œuvre. Grâce au Fonds national suisse de la recherche scientifique, notre équipe de chercheurs a pu travailler pendant quatre ans et réunir cet immense matériau documentaire pour mener à bien une édition complète, génétique et critique.

    La découverte du Journal a été présentée comme une surprise à la mort de Roud…

    Philippe Jaccottet, exécuteur testamentaire de l’œuvre, disait qu’il ne savait pas que Roud tenait un journal. Il est probable que Roud ne le lui a pas dit formellement mais il ne pouvait pas l’ignorer car un certain nombre de textes parus dans des revues portent comme titre « Notes de journal ». Je pense que ce qui a incité Jaccottet à tenir un tel propos, c’est que Roud ne lui a donné aucune consigne sur l’avenir de son œuvre et n’a pas dit un mot du Journal. Il était donc un peu mal à l’aise, d’autant plus qu’il s’est rendu compte en le lisant à quel point il y avait des choses intimes qui étaient dites et cela le gênait peut-être lui-même, d’où sa première édition, partielle, en 1982 chez Bertil Galland.

    Pourquoi y trouve-t-on ce doute permanent, cette inquiétude ?

    C’est une œuvre magnifique, mais qui a une couleur sombre. Lorsque j’ai édité le Journal en 2004 avec Anne-Lise Delacrétaz chez Empreintes, en deux volumes couvrant les années 1916 à 1971, j’ai avancé l’hypothèse que cela avait une origine liée au genre diariste. Au XVIIIe siècle, en pays protestant, comme la confession n’existait pas, la pratique du journal était en fait recommandée aux croyants comme exercice d’examen de conscience, on les invitait à creuser leur intimité, leur moi. Et il n’est pas exclu que cette tradition colore le journal de Roud. C’est peut-être ce qui explique qu’il y apparaît chroniquement insatisfait, mais il ne faudrait pas en induire que tout son tempérament était là, il pouvait être gai, espiègle, plein d’humour, on le voit dans sa correspondance.

    Est-il exact que le Journal est le réservoir de tous les autres textes ?

    Ce n’est vrai que pour certains textes. Il constitue une part seulement de l’atelier de création. Roud puise dans son journal, mais souvent il va en tirer juste un paragraphe, quelques phrases, ou un petit texte. Ce qui constitue le corps de beaucoup de recueils de Roud ce sont de longues proses poétiques, dont des premières versions sont parues dans des revues. Il s’est rendu compte très tôt que la stimulation de ces commandes où il était forcé de remettre la copie à temps lui était indispensable. Dans le premier volume de notre édition, Œuvres poétiques, nous donnons 120 textes publiés initialement en revue, et donc devenus inaccessibles.

    On est frappé par le nombre de reprises, au fil de la lecture…

    Il y a beaucoup de reprises, parce que notre parti pris est de privilégier la logique documentaire, les supports. Gustave Roud pour son journal utilisait des cahiers, et aussi des carnets, des feuilles volantes, des agendas. Puisant dans son journal pour écrire des textes, souvent il recopie certaines phrases issues d’années différentes, parfois il dactylographie de grands ensembles de notes, donc on dispose de dactylogrammes. Cela montre que Roud reprenait ce matériau de manière continue. L’atelier de création de Roud, c’est très souvent de la reprise. Il donne lui-même le titre de « Rhapsodie », en 1931, à une sélection de textes réunis, ce qu’aujourd’hui on appellerait le couper-coller. Il aime beaucoup rassembler des textes anciens, ôter quelquefois juste deux phrases et les intégrer dans un nouveau contexte, il fait ça constamment.

    Pour revenir à la #poésie, n’y a-t-il pas un tournant du lyrisme à partir du recueil Adieu ?

    Adieu est très particulier, Roud est encore sous l’influence de la grande poésie symboliste française, il a eu de la dévotion pour #Mallarmé autour de l’âge de 20 ans. Adieu se sent encore de cette influence, la poésie comme haut langage, à la limite de l’hermétisme et puis il se défait de cette influence, il voit que cette pureté ne lui convient pas. Il a abandonné assez vite le vers et adopté cette prose lyrique qui ne va pas vraiment changer. Il y a une signature stylistique de Roud, des phrases amples, mélodieuses, syntaxiquement charpentées, qui produisent un effet de lenteur et de douceur. Je ne fais que redire ce que beaucoup de critiques de l’époque ont dit, l’un d’eux parlait d’une prose d’une obsédante douceur. Il y a aussi une gravité du ton constante. La phrase roudienne, est souvent longue, avec des subordonnées qui s’enchaînent et qui retombent bien, on observe aussi de fréquents jeux avec les sonorités. Même si l’œuvre évolue, si le contenu change, si le lyrisme se modifie, cette voix particulière est reconnaissable du début à la fin.

    #journal_intime #poète #suisse_romande #poésie #littérature

  • Violences policières et presse écrite : les mots de trop et les mots qui manquent - Les mots sont importants | Pauline Todesco
    https://lmsi.net/Violences-policieres-et-presse-ecrite-les-mots-de-trop-et-les-mots-qui-manquen

    Si les analyses du mouvement des Gilets Jaunes ont été nombreuses, peu ont étudié leur traitement médiatique en profondeur : c’est l’apport du travail de Pauline Todesco, qui nous livre ici les résultats d’un mémoire universitaire réalisé à l’IHECS de Bruxelles. Après avoir exposé son projet et sa méthodologie, elle déroule une démonstration implacable, sur la base d’une analyse quantitative et qualitative de discours portant sur trois journaux. Elle apporte ainsi une contribution précieuse à l’analyse du rôle des médias dans la légitimation du pouvoir, dont les violences sont cachées ou minimisées, tandis que les mobilisations – ici celle des Gilets Jaunes - se voient constamment renvoyées à une « violence » qui, elle, est hyperbolisée. Source : Les mots sont (...)

  • Causa Patrik Baab : Des Journalismus‘ bezichtigt
    https://overton-magazin.de/top-story/causa-patrik-baab-des-journalismus-bezichtigt

    Je découvre la publication Overton et je ’ai pas encore d’idée où la situer politiquement et sur mon échelle de crédibilité. Pourtant cette histoire est assez remarquable pour la noter :

    Un journaliste très expérimenté "vielle école" entreprend un voyage à ses propres frais en Ukraine pour nous renseigner sur le referendum de sécession de régions frontalières avec la Russie. Il fait son travail, il observe et critique le déroulement du vote, puis il se fait bousculer et licencier par les universités où il enseigne le journalisme.

    Il est intéressant de suivre cette affaire car elle peut aider à comprendre dans quelle mesure il est justifié de qualifier de "Gleichschaltung" ce qui se passe dans médias et la société allemande.

    J’ajoute quelques liens supplémentaires sous l’article.

    10.3.2023 von Roberto De Lapuente - Patrik Baab ist ein renommierter Journalist. Aber er soll seine Know-How nicht mehr an angehende Journalisten weitergeben dürfen. Grund: Er hält sich an journalistische Standards. Und das ist heute nicht mehr gerne gesehen. Über den Niedergang einer Zunft.

    Journalisten, die mehr als nur Haltung haben, Berufsethos nämlich, haben es dieser Tage schwer. Aktuelles Beispiel: Seymour Hersh. Der amerikanische Journalist hat mittels einer anonymen Quelle herausgearbeitet, wer für die Anschläge auf Nord Stream I und II verantwortlich zu machen ist. Die US-Navy und Norwegen nämlich. Die deutsche Presse stürzte sich auf diese Eminenz des amerikanischen Investigativjournalismus und ließ den Mann wie einen Anfänger aussehen. Die Kritik kam von »Kollegen«, von Journalisten, die die meiste Zeit ihres Arbeitsleben damit zubringen, am Schreibtisch zu sitzen oder gegenseitig von sich abzuschreiben.

    Feldstudien kennen sie eher nicht. Für sie heißt journalistische Arbeit lediglich, vorgefertigte Stellungnahmen zu akzeptieren, sie lediglich auf Anweisungen hin zu hinterfragen. Als die US-Regierung Hershs Bericht dementierte, akzeptierten diese Kritiker Hershs das Dementi als glaubhafte Stellungnahme – hier endete ihr journalistisches Gespür mal wieder abrupt.

    Ähnlich wie Hersh ist es in der jüngsten Vergangenheit dem deutschen Journalisten Patrik Baab ergangen. Er hat seinen Schreibtisch verlassen, um etwas zu tun, was der zeitgenössische Journalismus in Deutschland kaum noch tut: Sich einen Eindruck vor Ort zu verschaffen. Letztlich macht man ihm genau das zum Vorwurf. Als Journalist, so empfiehlt es sich offenbar in diesen Zeiten und Landen, bleibt man brav vor seinem Laptop sitzen und recherchiert bei Wikipedia und in den Weiten von Twitter. Allerdings niemals in der Ostukraine.

    Unterwegs im Donbass

    Der NDR-Journalist Patrik Baab war im September des letzten Jahres in der Ostukraine unterwegs. Grund seiner Reise dorthin: Recherchen für ein Buchprojekt. Die Inaugenscheinnahme der Verhältnisse vor Ort, gehört für ihn zum journalistischen Standard, wie er auch in seinem 2022 erschienen Buch »Recherchieren. Ein Werkzeugkasten zur Kritik der herrschenden Meinung« darlegte. Zu jener Zeit fanden jene umstrittenen Referenden in Luhansk, Donezk und Cherson statt, die den Beitritt der Regionen zur russischen Föderation ermöglichen sollten. Baab war zugegen. Er beobachtete die Geschehnisse vor Ort als Journalist – nicht aber, wie man ihm hernach unterstellte, als Wahlbeobachter.

    Gemeinhin werden Wahlbeobachter berufen oder eingeladen. Patrik Baab hat eine solche Einladung nie erhalten, er war gewissermaßen in eigener Sache an Ort und Stelle. Als Rechercheur und neugieriger Journalist. Dennoch folgte die Reaktion prompt: Ein Bericht von Lars Wienand für das Nachrichtenportal von t-online machte damit auf, dass ein NDR-Reporter – Baab eben – bei jenen Referenden als Wahlbeobachter fungiere und damit die strittige Vorgehensweise Russlands legitimiere.

    Anders gesagt: Man machte einem Journalisten Vorwürfe, weil er seine Arbeit tat. Wenn schon alleine die Anwesenheit eines Journalisten bei kritischen Ereignissen zur Legitimation eben dieser Ereignisse führe, dann wäre – dialektisch betrachtet – Berichterstattung im eigentlichen Sinne gar nicht mehr denkbar. Denn der Journalist wäre qua Existenz schon ein beeinflussender Faktor, der nicht mehr als Chronist der Ereignisse wirken könnte, sondern Ereignisse nur durch Anwesenheit verändere. Vielleicht ist das ja der Grund, warum man heute immer seltener Vor-Ort-Recherchen betreibt: Weil man sich raushalten will – das käme freilich einem Offenbarungseid des Berufsstandes gleich.

    Die HMKW: Minutenlang mit sich gerungen

    Prompt unterstellte man Baab, er habe sich mit der Sache Putins gemein gemacht. Sein Besuch in der Ostukraine belege das. Patrik Baab selbst distanziert sich vom Krieg Russlands gegen die Ukraine. In seiner Vita als NDR-Reporter finden sich unzählige Filme und Features, die kritisch über und aus Russland berichten – und damit die russische Führungsriege nicht gut aussehen lassen. Der Infosperber hat unter einem Artikel zur Causa einige Produktionen von Baab verlinkt: Sie belegen, der Journalist hielt stets nüchterne Distanz zu Russland – professionell halt.

    Obwohl sich der Vorwurf, dass Patrik Baab als Wahlbeobachter zugegen war, nicht verifizieren lässt (hier kommen Wahlbeobachter zu Wort, Baab war nicht anwesend und auch nicht eingeladen), distanzierte sich die Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Berlin von Baab. In der Vergangenheit hatte der Journalist oft als Lehrbeauftragter dort gewirkt. Unter anderem hieß es in der Begründung der HMKW, Baab würde »den Aggressoren ein willkommenes Feigenblatt an die Hand« gebe. Außerdem betreibe er »journalistische Scheinobjektivität« – die Stellungnahme der HMKW lässt sich hier nachlesen. Interessant ist die Einleitung des Begründungstextes, in der man davon spricht, man habe von der Sache erst »vor wenigen Minuten durch den Artikel Scheinreferendum, hurra von Lars Wienand (t-online.de) erfahren« – nach Minuten hat man schon entschieden? Das klingt nicht nach einer umsichtigen Prüfung: Eher nach einem günstigen Moment für Leute, die ein politisches Exempel statuieren wollen.

    Da Patrik Baab keinen gültigen Vertrag mit der HMKW hatte, konnte er gegen diese Entscheidung nach Minutenfrist nicht vorgehen. Im Falle der Christian-Albrechts-Universität in Kiel (CAU) sieht das etwas anders aus. Sie entzog ihm eine Woche nach der HMKW den Lehrauftrag. Die Begründung: Faktisch dieselbe. Offenbar machte man sich in Kiel nicht mal die Mühe und kontaktierte Baab vorab. Begründung seitens der CAU: Es sei »Gefahr in Verzug« gewesen. Man rätselt, was das bedeuten soll: Stand Baab mit Panzern vor Kiel – geht ja gar nicht, denn die Panzer Richtung Ukraine stehen nicht vor, sie stehen in Kiel.

    In dieser Sache ist nun eine Widerspruchsklage anhängig, der »Widerruf der Lehrtätigkeit« scheint aus vielerlei Gründen unbegründet. Baab war ja nun eben kein Wahlbeobachter, ging seiner Arbeit nach: Die CAU hat eine mangelnde Sorgfaltspflicht beim Überprüfen von Pressemeldungen zu Baabs Reise bewiesen. Sie hat eben genau das getan, wovor Baab als Journalist dringlich warnt: Sie hat ungeprüft Behauptungen übernommen.

    Eine sehr kurze Geschichte der Uni Kiel

    Ohne jetzt vertieft auf die historischen Verfehlungen der CAU eingehen zu wollen: Die Kieler Universität hat schon aus Tradition ein recht gespaltenes Verhältnis zu demokratischen Standards – um es mal freundlich auszudrücken. So tat sie sich etwa 1914 durch Hurra-Patriotismus hervor, stützte Jahre später den Kapp-Putsch mit einem Freikorps (der Schriftsteller Axel Eggebrecht berichtete sehr anschaulich in seinem Buch »Der halbe Weg. Zwischenbilanz einer Epoche« davon) und stand 1933 nicht nur nicht abseits, sondern ermutigte Professoren deutlich, die neuen Machthaber zu unterstützen. Die Autorin Katia H. Backhaus hat zudem in ihrer Arbeit »Zwei Professoren, zwei Ansätze. Die Kieler Politikwissenschaft auf dem Weg zum Pluralismus (1971 – 1998)« herausgearbeitet, dass der Lehrkörper der CAU in den Achtzigerjahren eng mit Geheimdiensten (mit deutschen und auch amerikanischen) zusammenarbeitete.

    Auf diese geschichtliche Dimension der CAU wird demnächst gesondert rekurriert, das verdient nochmal einer genauen Betrachtung. Erinnert sei aber noch an jenen erst neulich auffällig gewordenen Professor namens Joachim Krause vom Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel. Der hatte unlängst zur Eskalation aufgerufen und dabei – schlimme Wortschöpfung – von einer »Eskalationsphobie« in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung gesprochen. Krause ist freilich noch nicht mal von der CAU gerügt worden. Dabei gäbe es rückblickend mindestens einen weiteren Grund dazu.

    Denn vor zwanzig Jahren hat Krause den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Vereinigten Staaten und der Briten gegen den Irak gerechtfertigt. Beredt Zeugnis legt Krauses Analyse von 2003 ab: Sie ist hier nachzulesen. In den Schlussbemerkungen liest man, »dass die Politik der USA gegenüber den Irak (einschließlich der Androhung eines gewaltsamen Regimewechsels) im Sinne der internationalen Ordnung der Kollektiven Sicherheit außerordentlich konsequent ist und auch notwendig«. Und weiter: »Primäres Motiv der US-Politik ist es, einen Staat in die Schranken zu weisen, der die derzeitige internationale Ordnung wie kein anderer herausfordert […]« – offenbar ließ sich Krause mit dieser Aussage von jenen Falken der US-Politik beeinflussen, die damals bereits von Massenvernichtungswaffen im Irak sprachen und deren Drängen in jenen lügenbehafteten Auftritt Colin Powells vor dem UN-Sicherheitsrat mündete.

    Damals im Irak: Kein Angriffskrieg?

    Kritikern, die schon damals von einem nicht legitimierten Angriffskrieg sprachen, erteilte Krause gleich noch eine Absage. Er schrieb: »Für die Annahme, wonach die Politik der USA primär durch egoistische Energieinteressen geleitet seien, findet sich kein Anhaltspunkt.« Anders jedoch Franzosen und Russen, sie orientierten sich »durch sehr eng definierte finanzielle Interessen an Erdölexploration im Irak«. Die US-Außenpolitik, so erklärte Krause damals also recht ungeniert, handle aus Gründen guter Absicht – man stelle sich mal vor, das würde heute einer Putin oder Russland ganz allgemein nachsagen wollen.

    Die CAU wirft Patrik Baab vor, er habe seine journalistische Arbeit nicht richtig gemacht, weil er parteilich auftrete: Jedenfalls ist das die Quintessenz, zu der man kommen muss, führt man sich die Begründung zu Gemüte. Aber ein Akademiker, der in Sicherheitspolitik macht und gleichzeitig von »Eskalationsphobie« spricht: Wie geht das zusammen? Ist das die Wortwahl eines Menschen, der sich auf sicherheitspolitische Fragen spezialisiert hat? Weshalb unterstellt Krause niemanden, dass er seinen Aufgabe verfehlt hat?

    Hätte Patrik Baab der Eskalation des Krieges bis hin zum potenziellen Atomschlag das Wort geredet, würde er heute munter Vorträge in Kiel halten. Sein Vergehen war, dass er sich nicht zum akademischen Nutzidioten machen ließ, sondern seinem Arbeitsethos nachging: Er postuliert keine ideologischen Worthülsen, sondern macht das, was er kann: Berichterstattung.

    Grundsätzlich scheint das – wie oben schon angerissen – der schlimmste Vorwurf zu sein, mit dem man aktuell konfrontiert werden kann. Journalismus wird seit längerer Zeit als etwas begriffen, was die Strukturen der Macht konstruktiv begleitet. Er wird nicht als Korrektiv umgesetzt, sondern schreibt sich auf die Fahne, die Politik durch den Alltag zu lotsen. Nach Möglichkeit ohne zu viel Aufsehen zu erregen. Synonym für diese Entwicklung sind Legionen von Journalisten, die sich als sogenannte Faktenchecker verdingen. Ihre Aufgabe besteht nicht daran, etwaige Fakten ans Licht zu befördern, sondern Fakten zu schaffen, die politische Vorgaben oder Entscheidungen flankieren und stützen. Der Faktencheck wäre qua Definition ja ergebnisoffen zu betreiben: Wenn man jedoch schon mit einer Absicht ans Werk geht, ist nach hinten nichts offen, sondern schon alles abgesperrt und eingehegt.

    Nur schlechte Journalisten sind gute Journalisten

    Journalisten wie Patrik Baab kommen aus einer anderen Zeit, in der es noch als selbstverständlich galt, auch mal mit den Mächtigen oder auch nur mit dem eigenen Redakteur anzuecken. Natürlich sind Journalisten narzisstisch, ein Umstand, den Patrik Baab in seinem oben genannten Buch selbst bestätigt: Sie wollen – und wollten – immer von sich Reden machen. In anderen Tagen gelang das durch einen investigativen Coup, durch eine schwer ans Tageslicht geförderte Information, die man präsentieren konnte. Heute macht man von sich reden, wenn man Narrative stützt, die Wirtschaft und Politik etablieren möchten. In diesem neuen Sinne ist Baab freilich ein schlechter Journalist – eben weil er ein guter Journalist ist.

    Das haben auch einige Studenten der Universität Kiel erkannt. Sie fordern Gerechtigkeit für Baab. Ihr Statement auf einem kleinen Telegram-Kanal zur Affäre Baab lautet: »Umfassende Recherche, die alle Blickwinkel beleuchtet, ist ein journalistisches Qualitätsmerkmal und kein moralisches Verbrechen. Wir fordern daher Patrik Baabs sofortige Wiedereinstellung an der CAU.« Julian Hett, Initiator des sich formierenden Widerstands gegen den CAU-Kurs sagte mir außerdem: »Der t-online Artikel vertrat falsche Tatsachenbehauptungen, die mittlerweile korrigiert wurden. Somit war es klar für mich: Reputation vor Wahrheit! Die letzten drei Jahre Corona-Politik an der Universität haben mir schon gezeigt, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt. Es braucht deshalb dringend Reformen, die wieder die Wahrheit ins Zentrum stellen und Debatten zulassen, auch wenn sie kontrovers sind. Stattdessen wird sich aber darum bemüht die Gendersprache allumfassend einzuführen.«

    Die Causa Baab zeigt, dass Journalismus ein Delikt darstellt in diesen Tagen. Aber nur dann, wenn er mit allen Sorgfaltspflichten ausgeführt wird. Wer vom Schreibtisch aus Journalismus spielt, weil er halbwegs in der Lage ist, dpa-Meldungen zu begreifen, sitzt auf der sicheren Seite eines Berufsstandes, der gerade dabei ist, sich endgültig selbst abzuschaffen. Um das zu verhindern ist es dringend notwendig, dass die Expertise eines Mannes wie Baab nicht verlorengehen darf. Er sollte nicht einer der letzten seiner Art sein: Er hat vielen jungen Leuten, deren Traumberuf im Journalismus liegt, noch viel zu zeigen. Ihn nicht mehr lehren zu lassen bedeutet letztlich auch, sein Know-How zu verlieren. Das können nur Leute wollen, die Journalismus als Hofberichterstattung begreifen: Und das sind die Kräfte der Gegenaufklärung.

    Liens de l’article

    https://www.buchkomplizen.de/buecher/medien/recherchieren.html

    https://www.infosperber.ch/medien/medienkritik/deutsche-journalisten-sollen-nicht-vom-donbas-aus-berichten

    http://oprf.ru/news/6553?lang=en

    https://www.hmkw.de/news/stellungnahme

    https://www.kn-online.de/lokales/kiel/marder-panzer-warten-im-hafen-von-kiel-auf-die-faehre-nach-litauen-B3AQ5SF

    https://www.ispk.uni-kiel.de/de/publikationen/kieler-analysen-zur-sicherheitspolitik/upload-working-paper/kazs_4.pdf

    https://www.neulandrebellen.de/2022/08/offenbar-und-anderes-halbwissen

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    Deutsche Helfer in der Ostukraine
    Scheinreferendum, hurra !
    https://www.t-online.de/nachrichten/ukraine/id_100057900/deutsche-helfer-in-der-ostukraine-scheinreferendum-hurra-.html

    Stellungnahme
    https://www.hmkw.de/news/stellungnahme

    26.09.2022
    Wir haben vor wenigen Minuten durch den Artikel „Scheinreferendum, hurra“ von Lars Wienand (t-online.de) erfahren, dass der freie Journalist Patrik Baab, der bereits mehrfach als Lehrbeauftragter für unsere Hochschule gearbeitet hat, als ‚Wahlbeobachter‘ in der Ostukraine aufgetreten ist. Wir haben Herrn Baab, der sich aktuell in Donezk aufhält, sofort angerufen.

    Hr. Baab hat uns mitgeteilt, dass er privat, ohne jeden staatlichen Auftrag irgendeiner Seite, in die russisch besetzten Gebiete gereist sei. Er wolle und müsse als Journalist mit beiden Seiten sprechen und neutral beobachten. Er habe sich seiner Auffassung nach dadurch keineswegs instrumentalisieren lassen. Im Gegenteil, er habe ja sogar einzelne Verstöße gegen demokratische Wahlprinzipien durch die russischen Akteure kritisiert.

    Wir haben Herrn Baab gegenüber unsere Fassungslosigkeit über dieses Verhalten geäußert. Wir haben ihm unseren Standpunkt verdeutlicht, dass schon seine reine Anwesenheit bei dieser Aktion, ob er wolle oder nicht, zwangsläufig zur Legitimation der in unseren Augen völkerrechtswidrigen und inhumanen Scheinreferenden, die Teil einer imperialistischen Politik und eines verbrecherischen Krieges sind, beiträgt. Sie gibt den Aggressoren ein willkommenes Feigenblatt an die Hand, dass alles rechtens sein müsse, weil man ja sogar „Kritik“ zulasse und nicht unterdrücke.

    Wir distanzieren uns als Hochschule ausdrücklich von einem solchen Verhalten. Die journalistische Scheinobjektivität trägt hier u. E. zur Legitimation von Mord, Folter, Verstößen gegen die Humanität und das Völkerrecht bei.

    Wir haben Herrn Baab mitgeteilt, dass es mit den Grundprinzipien unserer Hochschule nicht vereinbar ist, ihn weiter als Lehrbeauftragten an unserer Hochschule einzusetzen.

    Klaus-Dieter Schulz, Rektor
    Ronald Freytag, Kanzler

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    Als Wahlbeobachter bei Scheinreferenden : Deutscher Journalist verliert Lehrauftrag
    https://www.rnd.de/politik/wahlbeobachter-bei-scheinreferenden-deutscher-journalist-patrik-baab-verliert-le

    Deutscher Journalist soll nicht vom Donbas aus berichten
    https://www.infosperber.ch/medien/medienkritik/deutsche-journalisten-sollen-nicht-vom-donbas-aus-berichten

     »Wahlbeobachter« für Scheinreferenden Früherer NDR-Redakteur verliert Lehraufträge wegen umstrittener Ukrainereise
    https://www.spiegel.de/wirtschaft/ukraine-reise-frueherer-ndr-redakteur-verliert-lehrauftraege-a-f00c815e-f925

    Patrik Baab
    https://www.rubikon.news/autoren/patrik-baab

    Schlagwort : Baab, Patrik
    https://www.nachdenkseiten.de/?tag=baab-patrik

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    Gleichschaltung | bpb.de
    https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/320425/gleichschaltung

    https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Gleichschaltung

    #journalisme #médias #censure #Allemagne #Gleichschaltung

  • L’Empire contre-attaque (encore) - Librairie Tropique
    Un geste artistique fort ... et spectaculaire.

    https://www.youtube.com/watch?v=G7bdKxypRis

     Rassemblés dans la ferveur des conclaves, de l’U.E. pour soutenir les initiatives de paix, de l’OTAN, du Pentagone et de l’Union Européenne, les sectateurs de BH Heil et Frau Baerbock accomplissent les rituels incantatoires que leurs ont enseignés leurs guides.

     Des créatifs innovants ont adapté les recommandations de Bruxelles et Washington selon les représentations élaborées par le clergé conciliaire occidental, en spectacles édifiants, faits de gestes symboliques forts que des bénévoles appointés interprètent avec une émouvante compassion.

     Dans ce cérémonial rituel, les artistes militants mettent en scène le geste tutélaire de l’OTAN soutenant le bras résilient de la vestale ukrainienne qui décapite l’aigle bicéphale de l’Empire du Mal, tandis que l’Union Européenne sonne le glas du totalitarisme mécréant.

    Source : https://www.librairie-tropiques.fr/2023/03/l-empire-contre-attaque.html

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