• Keynes and the Marxists
    https://jacobin.com/2023/10/keynesian-economics-marxism-dialogue-sweezy-baran-robinson-kalecki-ackerman

    11.10.2023 by Nathan Tankus
    ...
    The “Keynesian Revolution” did not conquer the United States; at best it conquered the Boston area (for a limited time). It’s no coincidence, in fact, that dynastic scion John F. Kennedy was the high-water mark for anything approaching “Keynesianism” in government.
    ...

    #USA #économie #marxisme #keynésianisme

  • Luzi & Berlan, L’écosocialisme du XXIe siècle doit-il s’inspirer de Keynes ou d’Orwell ?, 2020 – Et vous n’avez encore rien vu…
    https://sniadecki.wordpress.com/2023/10/03/luzi-ecosocialisme

    Keynes s’inscrit consciemment dans ce machiavélisme économique, en considérant que l’amour de l’argent « comme objet de possession », de même que les pratiques capitalistes en elles-mêmes « détestables et injustes », doivent être tolérés, étant les moyens les plus efficaces pour résoudre le « problème économique » (la rareté). Et il renvoie à ses petits-enfants la tâche de revenir sur cet immoralisme, une fois ce problème résolu.

    Le raisonnement de Keynes, qui repose sur la distinction entre les besoins absolus et les besoins relatifs, est pourtant sans consistance, puisqu’il méconnait la nature socio-culturelle des besoins. Même Adam Smith savait que le développement du commerce n’était pas une nécessité pour couvrir les besoins absolus

    […]

    À l’opposé de Keynes, qui, faisant de la « résolution du problème économique » une finalité indiscutable, reporte dans un futur indéterminé la contestation de l’infamie des pratiques capitalistes, Orwell suggère qu’un art de vivre conforme à la common decency permettrait aux gens ordinaires d’affronter ce « problème » de façon autonome, en associant la norme du suffisant et un commerce avec la nature se tenant à égale distance de l’impuissance technique et de la volonté de puissance technoscientifique.

    […]

    Emporté par la perspective de l’abondance, Keynes est indifférent au « chômage technologique », pour lui un effet collatéral transitoire. Cette perspective lui permet également de taire les conditions du travail industriel, les conséquences culturelles et politiques de la division technique du travail (pourtant déjà analysées par Adam Smith, Tocqueville et Marx), de même que celles des perfectionnements du machinisme. La connaissance de ces conditions de travail, Orwell la déduit du partage concret de celles des mineurs de Wigan. Et le machinisme lui semble, plutôt que de les délivrer de la nécessité, rendre les humains dépendants de macro-systèmes technologiques (et de leurs concepteurs) et les réduire progressivement « à quelque chose qui tiendrait du cerveau dans un bocal ».

    Les réflexions d’Orwell prolongent les intuitions de Rousseau sur le machinisme :

    « Plus nos outils sont ingénieux, plus nos organes deviennent grossiers et maladroits ; à force de rassembler des machines autour de nous, nous n’en trouvons plus en nous-mêmes [des capacités]. »

    #économie #socialisme #capitalisme #Keynes #Orwell #George_Orwell #Aurélien_Berlan #Jacques_Luzi #autonomie

  • Zeitenwende in eine autoritärer werdende Gesellschaft?
    https://www.telepolis.de/features/Zeitenwende-in-eine-autoritaerer-werdende-Gesellschaft-7459530.html?seite=

    15.1.2023 Florian Rötzer - Neue Leitsektoren, die Krise des fünften Kondratieff-Zyklus, Corona und „kybernetischer Kapitalismus“, subtile Formen der Gängelung. Interview mit der Historikerin Andrea Komlosy.

    Andrea Komlosy ist Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien.
    https://wirtschaftsgeschichte.univie.ac.at/menschen/lehrbeauftragtedozentinnen/komlosy-andrea

    In ihrem Buch mit Titel: „Zeitenwende. Corona, Big Data und die kybernetische Zukunft“ stellt sie die These auf, dass wir uns in einer Übergangszeit befinden: vom industriellen zum kybernetischen Zeitalter.

    Bei diesem Übergang spielen Themen eine große Rolle, die mit großer Hitze diskutiert werden. So etwa die Corona-Krise mit ihren Regelungen, die auf eine bis dato ungeahnte Weise in unser gesellschaftliches und individuelles Leben eingegriffen haben.

    „Covid-19 wird an Schrecken verlieren“, heißt es in der Beschreibung des Buches von der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften, deren Mitglied Komlosy ist. Aber:

    „Die Akzeptanz von Verdatung und Tracking ist jedoch Bestandteil des Alltags geworden. Schließungen und Absonderungen können jederzeit reaktiviert werden, wenn dieser Trend keine antisystemische Gegenbewegung zu entfachen vermag.“

    Kritik an Komlosys Positionen blieb während der Corona-Krise nicht aus. Wie denkt sie jetzt über das Corona-Geschehen und wie über seine Einordnung als Phänomen des Übergangs in ein neues Zeitalter? Wie sieht das aus?

    Florian Rötzer hat bei der Autorin nachgefragt, was sie unter dem neuen menschheitsgeschichtlichen Zeitalter versteht.

    Viel mehr als das „Corona-Regime“

    Wenn ich das richtig verstanden habe, sehen Sie die Corona-Krise in Ihrem Buch als Beschleuniger des Übergangs in das „kybernetische Zeitalter“. Wo würden Sie denn zuerst den Umbruch ansetzen?

    Andrea Komlosy: Vielleicht sollte ich zuerst sagen, was ich unter Kybernetik verstehe. Es gibt sehr viele Auffassungen. Im Prinzip leitet sich der Begriff ab von dem griechischen Kybernetiker, dem Steuermann. Praktisch geht es um die Regelung und Steuerung durch Rückkopplungseffekte. Meistens wird Kybernetik technisch verstanden, man kann es aber auch politisch im Sinne von Governance verstehen.

    Mir geht es um die neuen Technologien, also um die Selbststeuerung und das selbstständige Lernen der Maschinen bis hin zum Einbau des Menschen in ein algorithmengetriebenes Steuerungssystem. Die Kybernetik ist als Wissenschaft in den 1960er-Jahren entwickelt worden und in der Folge über die Künstliche Intelligenz in die Digitalisierung gemündet.
    „Kybernetischer Kapitalismus“

    Natürlich ist das viel mehr als das „Corona-Regime“ mit Quarantäne, Testen, Impfen, Tracken usw. und den Regeln, die wir zu befolgen hatten. Aber ich gehe davon aus, dass diese An- und Verordnungen und auch die Kommunikationsangebote im Lockdown uns in das neue menschheitsgeschichtliche Zeitalter katapultieren, das ich „kybernetischen Kapitalismus“ nenne. Dieser zeichnet sich im Wesentlichen durch neue Wachstumssektoren aus, natürlich auch durch Technologien und Arbeitsverhältnisse.

    Wir kommen ja aus dem industriellen Kapitalismus. Ich habe dafür ein Modell entwickelt und folge im Wesentlichen den Konjunkturzyklen, die Kondratieff, Schumpeter oder Mandel entwickelt haben, nach denen alle 50 Jahre ein neuer Leitsektor die Krise des vergangenen Zyklus überwindet.

    Ich sehe als neuen Leitsektor, der sich jetzt in der Krise des fünften Kondratieff-Zyklus entwickelt, die Medizin-, Pharma- und Biotechindustrie, die zusammen mit Robotik, Künstlicher Intelligenz, Nanotechnologien usw. die Körper ganz anders ins Spiel bringt, sie optimiert und auf diese Art und Weise neue Verwertungsbereiche eröffnet.

    Corona hat dafür einen kleinen Anschub dargestellt.

    Totale Veränderung der Lebensweise und auch der Sinnstiftung

    Gibt es für Sie eine bestimmte Technik, ab der der Eintritt in das kybernetische Zeitalter stattfindet? Was könnte sich als nächster Zyklus entwickeln?

    Andrea Komlosy: Der Übergang von einem Zyklus zum nächsten ist ein sehr langfristiger Prozess. Und es kommt auch darauf an, ob wir von Konjunkturzyklen mit einem Zeitraum von 50 Jahren ausgehen. Der Konjunkturzyklus, der in den 1990er-Jahren von der Informations- und Kommunikationstechnologie getrieben war, ist mit der Weltwirtschaftskrise an einen Kipppunkt gekommen.

    Wir sind nach wie vor in dieser Krise. Immer noch gibt es keinerlei Anzeichen, dass wir sie überwunden haben. Typisch an diesem Zyklenmodell ist, dass sich aus der Krise heraus neue Sektoren in Stellung bringen. Das sind jetzt die Pharma-, Biotech- und Körper-Optimierungskontrollsektoren, die mithilfe des Selbststeuerungsmodells der Kybernetik andere Produkte und auch Lebensweisen mit sich bringen, als wir das aus dem seriellen Zeitalter der industriellen Massenproduktion kennen.

    Aber im Prinzip kann man sagen, das kybernetische Zeitalter hat mit der Entwicklung des Computers, mit diesen ganzen Konferenzen über Kybernetik und Künstliche Intelligenz begonnen, also noch im industriellen Zeitalter.

    Aber es formiert sich eigentlich erst jetzt etwas, das unsere Lebensweise und auch die Sinnstiftung total verändert, auch die Praktiken der Kommunikation, das Verhältnis zur Arbeit oder die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine.
    Die Kluft

    Darüber wurde schon in den 1990er-Jahren viel gesprochen. Es gab Konferenzen und Publikationen, dass die Menschen mit den Maschinen, mit dem Computer, verschmelzen. Es gibt Gehirn-Computer-Schnittstellen, aber diese neue Welt, die damals erträumt wurde, ist eigentlich noch nicht da. Auch wenn Facebook jetzt schwärmt, mit dem Metaversum einzusteigen. Meinen Sie diese Verschmelzung von Mensch und Maschine, von Mensch und Technik, von Körper und Technik oder sehen Sie etwas anderes als entscheidender?

    Andrea Komlosy: Man muss natürlich immer unterscheiden zwischen dem, was vollmundig angekündigt wird als technische Möglichkeit oder was man sich überhaupt vorstellen kann, und dem, was dann tatsächlich realisiert wird. Da klafft eine große Kluft.

    Ich würde sagen, in dieser großen Kluft liegt eigentlich auch die Hoffnung, dass diese Vorhersagen der automatisch geschehenden Übergänge nicht zutreffen müssen. Allerdings haben sich, wenn ich in die Geschichte zurückschaue, die Modernisierungen ziemlich unabhängig von dem, was es an Widerständen immer wieder gegeben hat, Bahn gebrochen.

    Trotzdem würde ich nicht sagen, dass das unbedingt so kommen muss, und ich würde auch diese Vorstellungen, dass der Mensch in der Maschine aufgeht, nicht teilen, allerdings hängt der Mensch schon seit dem Industriezeitalter an der Maschine, was allerdings noch ziemlich mechanisch war.
    Eine andere Steuerungsmöglichkeit

    Mit den Algorithmen ist schon eine andere Steuerungsmöglichkeit vorhanden. Und mit dem digitalen Kapitalismus, mit dem Datenkapitalismus - es sind ja schließlich die Daten, die den Menschen an die Optimierungsbranchen binden - findet ein qualitativer Wandel statt.

    Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass wir einen Kapitalismus haben, in dem Daten zur Ware werden. Das ist in dieser Massenhaftigkeit erst der Fall, seit es die Plattformökonomie und die IT-Konzerne gibt, die massenhaft Dienste anbieten.

    Sie eröffnen uns auch neue Möglichkeiten, aber schöpfen ununterbrochen unsere Daten ab, auf denen das Geschäftsmodell für diese neuen Sektoren aufbaut. Natürlich gibt es weiterhin Kapital, Arbeitskraft, Rohstoffe usw., aber die Daten ermöglichen die Feinsteuerung, dass man aufgrund der Kenntnisse, die man sozusagen durch die Klicks abliefert und damit den Unternehmen mitteilt, wie wir uns verhalten, was wir erfahren, was wir wünschen, welche Begierden wir haben, wo wir uns befinden, wie oft wir etwas machen, mit wem wir Kontakt haben.

    Das ist erst seit einer relativ kurzen Zeit tatsächlich auswertbar und kommt uns praktisch entgegen, insofern dies in maßgeschneiderte Produkte übertragen wird. Man könnte das auch ganz banal sagen: Wir laufen herum, messen unseren Blutdruck oder zählen die Anzahl der Schritte, die wir gemacht haben.

    In der Corona-Zeit messen wir eben auch, wie wir uns im Kontrollregime verhalten haben. Damit kann man im Prinzip die neuen Wachstumssektoren speisen.
    Ganz andere Ausbeutungsformen

    Wie verändert der Datenkapitalismus das bislang gewohnte kapitalistische System?

    Andrea Komlosy: Am wichtigsten ist, woher der Mehrwert stammt. Beim klassischen Kapitalismus, den ich noch marxistisch interpretieren würde, kommt der Mehrwert durch die Ausbeutung der bezahlten Arbeitskraft, in Ergänzung zu Marx auch durch die unbezahlte Arbeitskraft indirekt über die Reproduktion der Lohnarbeit.

    Mit der Beschäftigung von Arbeitskräften wird Mehrwert generiert. Das endet ja auch nicht, muss man sagen. Die Arbeitsverhältnisse verändern sich mit der Digitalisierung mit einer starken Polarisierung zwischen den führenden, sagen wir mal technischen Leitungspositionen und den Prekären. Aber gleichzeitig werden viele Tätigkeiten ersetzt durch die Maschinen.

    Insofern sinkt das Volumen der ausbeutbaren Arbeitskraft und wird ersetzt durch die Aneignung der Erfahrung, die sich in den Verhaltensdaten, die man über die Klicks bei der Suche, beim Einkauf oder bei der Inanspruchnahme von Diensten erzeugt.

    Ich glaube, dass wir das zur Kenntnis nehmen müssen, weil wir uns immer noch auf diesem Gegensatz von Kapital und Arbeit ausruhen. Der hatte für das Industriezeitalter einen Erklärungswert, aber das digitale kybernetische Zeitalter schafft ganz andere Ausbeutungsformen und damit auch Interventionsmöglichkeiten in uns als User der Dienste und als nachfragenden Personen für die Produkte, die aufgrund der Auswertung der Daten auf uns maßgeschneidert werden.

    Wenn man sich wünscht, dass der Kapitalismus wieder aus der Krise kommt, dann gibt es eine gewisse Chance, dass ein Wachstumszyklus aufgrund des medizinischen Pharma-Kontroll-Komplexes in die Gänge kommt.

    Man muss aber auch sehen, dass all das natürlich auch Widerstände und Widersprüche hervorruft und dass es nie genauso kommt, wie es Zukunftsforscher prognostizieren. Als Historikerin sage ich auch nicht, dass es unbedingt so kommen wird.

    Ich glaube nicht, dass man diesen Zug zur Digitalisierung aufhalten kann. In dem Moment, an dem gewisse Technologien im Raum stehen und natürlich auch ihre Vorzüge erkannt werden, auch wenn sie in einer ungleichen Gesellschaft sehr ungleich verteilt sind, kann man zumindest beobachten, was die Kybernetisierung der Beziehungen mit uns als Menschen macht, und überlegen, ob wir eigentlich so viel davon haben wollen oder ob wir nicht doch lieber mehr analog wollen.
    „Wir müssen gesellschaftlich dafür sorgen, dass das analoge Leben möglich ist“

    Noch mal zurück zum alten Kapitalismus und Marxismus. Man setzte auf die Arbeiterbewegung und die Aneignung der Produktionsmittel. Lässt sich dazu etwas in Analogie zum Datenkapitalismus sagen. Geht es darum, die Daten wieder zurückzuholen und sich anzueignen? Würde man damit zum eigenen Produzenten? Oder würden Sie sagen, da findet etwas prinzipiell anderes statt?

    Andrea Komlosy: Das finde ich, ist eine sehr interessante Frage, aber ich gehe nicht so weit, dass ich mir überlege, wie man eine soziale Bewegung in diesem Datenkapitalismus organisieren könnte. Wahrscheinlich muss man auf der einen Seite individuell überlegen, wie man mit diesen Daten umgeht.

    Viele Überlegungen gehen in die Richtung, dass wir keine Wahl haben, sondern dass wir praktisch um der Partizipation willen, die wir alle wollen, sehr viel in Kauf nehmen. Das haben wir mit dem Gesundheitspass deutlich gesehen. Es gab ja keinen Impfzwang, in Österreich ist er nicht umgesetzt worden, aber es gab einen indirekten Druck.

    Selbst wenn man dem entgehen konnte, hat man sich ständig über seinen Impfstatus ausweisen müssen, um sich zu bewegen. Von den Corona-Maßnahmen wird diese Kontrolle der Bewegung und diese Möglichkeit, Menschen anhand ihrer Gesundheitsmerkmale zu steuern, am ehesten bleiben. Ich hoffe natürlich, dass das nicht so pauschal wird, dass wir nur mehr mit QR-Codes ins Kino, in eine Ausstellung gehen oder uns an der Gesellschaft beteiligen können.

    Hier kommt die Politik ins Spiel, da wir das nicht nur individuell steuern können, sondern auch gesellschaftlich dafür sorgen müssen, dass das analoge Leben möglich ist.

    Darüber hinaus kann man überlegen, wie man gewährleisten kann, dass die positiven Seiten und Möglichkeiten dieser Selbststeuerung sich nicht verselbstständigen im Sinne der Profitgenerierung, sondern im Sinne dessen, dass sie auch der Gesellschaft zugutekommen.

    Aber da muss ich sagen, sehe ich nicht wirklich die Ansatzpunkte. Man müsste überlegen, wer die Träger sind. Aber gerade die Gewerkschaften, die Sozialdemokratie oder auch andere außerparlamentarische Linke sind in der Corona-Zeit dazu übergegangen, genau den Maßnahmen, die uns in diese Richtung treiben, einen Gesundheitsschutz zuzubilligen. Und das finde ich eigentlich einen großen Fehler im Denken.
    Corona: Einübung in die Technologien

    Man könnte sagen, dass die in China abgestrebte Steuerung des sozialen Verhaltens viel drastischer ist als die medizinische Überwachung. Wenn über Gesichtserkennung im öffentlichen Raum alle Individuen ausgemacht und ihnen bestimmte Dinge verschlossen werden können, wenn sie sich nicht konform verhalten haben, dann geht das doch weiter, wobei in China auch die Corona-Maßnahmen viel härter als hier angewendet wurden. Ich meine, dass das, was an staatskapitalistischer Überwachung möglich wäre und auch schon praktiziert wird, weiter über den medizinischen Bereich hinausgeht..

    Andrea Komlosy: Ich will das auch nicht nur auf das Medizinische beschränken. Die Theorie mit den Leitsektoren sagt ja nicht, dass diese die die einzigen sind, sondern dass über die Leitsektoren bestimmte Mechanismen als allgemeine Prinzipien in die Gesellschaften katapultiert werden.

    Ich würde schon sagen, dass wir in der Corona-Zeit, die jetzt schon ausgelaufen ist, uns dieser ganzen digitalen Techniken und Kommunikationstechniken bedienen mussten, um zu kommunizieren, während wir auf der anderen Seite bereit waren, um der Teilhabe willen unsere Gesundheitsdaten preiszugeben.

    Das war ein bestimmter Moment, der Widerstände überwunden und eine Einübung in die Technologien mit sich gebracht hat, aber auch die Bereitschaft, die entsprechenden Daten mitzuliefern.
    Verschwörungsstorys: Zu vordergründig und unterkomplex

    Manche der sogenannten Verschwörungstheoretiker meinen ja, es sei eine abgekartete Sache irgendwelcher Eliten gewesen. Das würden Sie aber so nicht sagen?

    Andrea Komlosy: Das würde ich so nicht sagen. Dafür ist der Kapitalismus einfach zu komplex, es sind zu viele unterschiedliche Interessen im Gange und es konkurrieren auch unterschiedliche Weltregionen. Über die geopolitische Seite haben wir noch nicht gesprochen.

    Nein, also das ist zu vordergründig. Natürlich werden Politiker an entscheidenden Positionen vorgefiltert durch Thinktanks und sie müssen Connections haben, sonst kommen sie nicht in bestimmte Positionen. Das ist natürlich nicht erst seit der Corona-Zeit so.

    Internationale Organisationen haben auch die Pandemie-Szenarien durchgespielt. Es gibt natürlich einige Analogien, aber ich würde jetzt nicht sagen, da ist irgendwas geübt und dann ausgeführt worden. Da sind einfach zu viele Dinge gleichzeitig im Gange.
    Biopolitisches Selektieren

    Eine Zeitenwende wird heute auch in Deutschland vom Bundeskanzler verkündet. Sie soll nach dem Anfang des Krieges in der Ukraine stattgefunden haben. Geopolitisch soll sich die Weltordnung neu konstituieren. Wie würden Sie das aus Ihrer Perspektive sehen? Corona ist fast kein Thema mehr, die Überwachung ist eingestellt worden. Im Augenblick herrscht eigentlich eher die Formierung durch den Krieg vor. Man steckt viel Geld in die Rüstung und baut Feindbilder auf. Natürlich spielt die Kybernetik hier auch eine Rolle beispielsweise in Form von Drohnen und anderen Waffensysteme, die dann automatisiert eingesetzt werden. Sehen Sie eine Verbindung beim Übergang von der Corona-Zeit zu der Kriegszeit?

    Andrea Komlosy: Ich stimme nicht zu, dass die Überwachungsmaßnahmen, die sich in der Corona-Zeit etabliert haben, ganz vorüber sind. Sie sind natürlich nicht mehr so flächendeckend vorhanden, aber wenn Sie zum Beispiel in irgendeiner Weise mit dem Gesundheitsbereich zu tun haben, dann bleibt Ihnen auch als Studierender zum Beispiel an einer medizinischen Universität nichts übrig, als diese Impfungen machen zu lassen, die sich in der Zwischenzeit zu einem regelmäßigen, alle halbe Jahre zu erneuerndem Stich entwickelt haben, der aber vor der Erkrankung nicht schützt.

    An bestimmten Universitäten werden zum Beispiel trotz Gleichstellungsbeauftragten Leute, die vollständig geimpft sind, bei gleicher Qualifikation bevorzugt. Es zieht ein biopolitisches Selektieren ein und wird in diesem Gesundheits- oder allgemein Ausweisdokument münden, mit dem dann von der wirtschaftlichen Seite, aber natürlich auch von der Seite staatlicher Kontrolle die Menschen bestimmt werden können.

    Das sollte man im Auge haben und nicht so tun, als ob schon alles vorbei wäre. Die Frage, ob sich das mit dem Krieg verbindet, geht eigentlich über das Thema meines Buches hinaus. „Zeitenwende“ ist ein allgemeiner Begriff, man kann ihn natürlich für einen Wandel im Verhältnis zu den USA, zur Nato, zur Aufrüstung und schlussendlich auch zur Absage an die Absage an die Atomkraft verstehen.

    Ich verwende den Begriff in einem viel allgemeineren Sinn, in dem dieser Krieg keine Rolle spielt. Es ist schon klar, dass kybernetische Technologien natürlich auch im Krieg angewendet werden, aber damit beschäftige ich mich in dem Buch nicht.
    Subtile Formen der Gängelung

    Der Computer ist eigentlich von Anfang an eine Kriegstechnik. Das Militärische steht am Ursprung des kybernetischen Zeitalters.

    Andrea Komlosy: Das ist richtig, aber wenn wir den Krieg jetzt anschauen, dann wird er doch sehr stark mit herkömmlichen Technologien geführt, die durch Digitalisierung verbessert sind. Manches ist auch sehr brutal auf dem Schlachtfeld.

    Das heißt, dass die herkömmlichen Technologien eigentlich nicht so sehr Erfolge mit sich bringen, sondern die Möglichkeit der Überwachung und der Logistik. Vieles von dem, was wir im Zusammenhang mit Corona diskutiert haben, sind relativ subtile Formen der Gängelung des Einzelnen.

    Im Krieg ist die Gängelung des einzelnen Einzelnen noch mal um einiges stärker und es gibt die Propaganda. Es ist natürlich ein Problem, dass auch nicht in den Krieg involvierte Seiten sich wie Deutschland oder sogar das neutrale Österreich als Kriegsparteien sehen und auf der Propagandaebene auch mitmachen. Da sehe ich schon eine gewisse Parallele.

    Bei Corona sind die Kritiker mehr, als ich das jemals aus meiner kritischen Haltung als mündige Bürgerin kannte, mundtot gemacht worden und ähnliche Phänomene sehe ich jetzt bei all denen, die Friedenspolitik oder Verhandlungslösungen fordern.

    Insofern könnte man sagen, gibt es schon einen allgemeinen Trend in Richtung einer autoritärer werdenden Gesellschaft, die den Diskurs abschafft oder zurückdrängt und durch durch gültige Wahrheiten ersetzt.

    #histoire #économie #crise #disruption #numérisation #covid-19 #surveillance #innovation #cycle_économique #keynesianisme #néolibéralisme #marxisme #capitalisme #progrès

  • Schuldenbremse: Bankrotterklärung der Mainstream-Ökonomik
    https://diasp.eu/p/12791307

    Schuldenbremse: Bankrotterklärung der Mainstream-Ökonomik

    Wissenschaft, so haben wir das einst gelernt, ist der immerwährende Versuch, die Welt zu verstehen. Die große Mehrzahl der Ökonomen hat sich von diesem Konzept verabschiedet, was sich nirgendwo besser als an der Diskussion der Schuldenbremse zeigen lässt. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte: Der jüngste ifo-schnelldienst (ifo-schnelldienst 4/2021) hätte ihn erbracht: Das, was die große Mehrzahl der Ökonomen betreibt, hat nichts mit Wissenschaft zu tun. Der Vorgang ist leicht zu verstehen: Ein Institut, das weitgehend vom Staat finanziert wird und wissenschaftlichen Ansprüchen genügen sollte, lädt 13 Autoren zu einer Diskussion über die Schuldenbremse ein – und zwar unter dem Obertitel „Zur Diskussion gestellt“. Von Heiner Flassbeck mit (...)

    • Schuldenbremse: Bankrotterklärung der Mainstream-Ökonomik

      Von Heiner Flassbeck
      | 21. April 2021

      „Die Nachfrage der Unternehmer ist nicht eine Funktion ihres Einkommens, sondern ihr Einkommen ist eine Funktion ihrer Nachfrage“

      [...]

      Doch was wurde in Wirklichkeit zur Diskussion gestellt? Offenbar geht es bei der Schuldenbremse um die Frage, ob der Staat in einer bestimmten, uns durchaus bekannten deutschen Wirtschaft jenseits von Ausnahmesituationen wie dem Corona-Schock einen Einnahmeüberschuss (einen Überschuss der staatlichen Einnahmen über die Ausgaben erzielen soll, was wir meist „Sparen“ nennen oder Unter-den-Verhältnissen-leben), oder umgekehrt, einen Überschuss der staatlichen Ausgaben über die Einnahmen (was wir „Schulden machen“ nennen oder Über-den-Verhältnissen-leben).

      Was müsste einem Wissenschaftler in den Sinn kommen, der sich mit der Volkswirtschaft beschäftigt und zu den Schulden des Staates Stellung beziehen soll? Die Volkswirtschaft einzubeziehen, kann wohl nur bedeuten, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, auf welche Weise die Einnahmen und die Ausgaben des Staates sowie der Saldo mit den Ausgaben und Einnahmen der anderen Sektoren der Volkswirtschaft korrespondieren – oder auch nicht. Weder die Einnahmen des Staates noch seine Ausgaben lassen die anderen Sektoren unberührt.

      Hinzu kommt, in einer Marktwirtschaft gibt es einen Sektor, der kein festes Einkommen bezieht, weil er am Ende aller Anpassungsprozesse steht und das Einkommen erhält, das übrigbleibt, wenn alle vertraglich fixierten Einkommen abgegolten worden sind. Das ist der Unternehmenssektor. Sein Einkommen, der Gewinn, ist ein Residualeinkommen. Das, was der Staat in Sachen Schulden tut, schlägt sich folglich zumindest unmittelbar in den Unternehmensgewinnen nieder. Weiß man zudem als Volkswirt, dass das Nettogeldvermögen und die Nettoschulden der Welt immer genau gleich null sind (weil niemand über seinen Verhältnissen leben kann, wenn nicht gleichzeitig ein anderer unter seinen Verhältnissen lebt) ist die Aufgabe, die sich bei der Diskussion der Schuldenbremse stellt, klar umrissen.

      Das alles aber weiß offensichtlich keiner der vom ifo-Institut eingeladenen Volkswirte einschließlich der Volkswirte aus den eigenen Reihen, die das Institut zu Wort kommen lässt. Sucht man in den gesamten Texten nach „Finanzierungssalden“ ist das Ergebnis Null, bei „Unternehmensgewinnen“ ebenso und von „Leistungsbilanzüberschüssen“ hat scheinbar noch nie jemand etwas gehört. Ist das Nachlässigkeit, ein Versehen oder hat das System? Kann es sein, dass die Volkswirte ihr eigenes Untersuchungsobjekt aufgegeben haben und als Betriebswirte oder Haushaltsexperten herumdilettieren?
      Wilhelm Lautenbach hat es schon vor fast hundert Jahren erklärt

      Die Tatsache, dass das Geldvermögen einer geschlossenen Volkswirtschaft immer Null ist, liefert den Schlüssel zu einer eindeutigen und absolut unbestreitbaren Analyse. Alle Überschüsse und alle Defizite inklusive des Gewinns der Unternehmen, auf den es nach allgemein herrschender Auffassung für die gesamte Dynamik der Volkswirtschaft und damit letztlich auch für die staatlichen Schulden ankommt, ist nur in diesem logischen Korsett angemessen zu analysieren.

      Diese Erkenntnis haben im Gefolge der Weltwirtschaftskrise mehrere Ökonomen nahezu gleichzeitig entwickelt. Einer davon war Wilhelm Lautenbach, der hoher Beamter des Reichswirtschaftsministeriums während der großen Krise von 1929/30 und danach war. Er hatte in großer Klarheit erkannt, dass die damals und heute herrschende Lehre einen entscheidenden logischen Defekt aufwies: Sie analysierte die Wirtschaft auf eine Weise, die unterstellte, dass Angebot und Nachfrage nicht nur für das einzelne Unternehmen und den einzelnen Haushalt unabhängig voneinander gegeben sind, sondern auch für die Gesamtwirtschaft. Das aber konnte nicht stimmen, folgerte Lautenbach, weil man leicht zeigen kann, dass es für den Unternehmenssektor auf keinen Fall gilt.

      Lautenbach teilte das gesamte Einkommen (E) der Volkswirtschaft in Unternehmereinkommen (EU) auf der einen Seite und Nichtunternehmereinkommen (EN) auf der anderen auf. Da das gesamte Volkseinkommen (auf der Nachfrageseite) nur aus Konsum (V) und Investition (I) bestehen kann, schrieb er:

      EU + EN = E = I + V

      Lautenbach folgerte daraus: „Da aber das Einkommen der Nichtunternehmer pari passu mit der Produktion unmittelbar gegeben ist, eben durch die Höhe der Entschädigungen, die die Unternehmen an die Nichtunternehmer zahlen, während das Unternehmereinkommen gerade unbestimmt ist, erst auf dem Markt festgestellt wird, so hat es einen Sinn, diese Gleichung nach EU aufzulösen“. Nach einigen einfachen Umformungen entsteht:

      EU = I + VU – SN

      Das bedeutet, dass das Einkommen der Unternehmer immer gleich ist dem Wert der Investition zuzüglich des Verbrauchs der Unternehmer selbst, aber abzüglich der Ersparnisse aller Nichtunternehmer, also auch der des Staates. Staatliches Sparen schlägt sich unmittelbar als Verminderung des Gewinns der Unternehmen nieder und staatliche Ausgabenüberschüsse (Schulden) vergrößern die Gewinne der Unternehmen. Wer über staatliche Schulden redet, ohne diesen Zusammenhang zugrunde zu legen, bleibt vollkommen irrelevant.

      Offensichtlich ist es so, dass jede Ausgabenkürzung, wo immer in der Volkswirtschaft sie vorgenommen wird, gleichartige negative Auswirkungen auf die Gewinne der Unternehmen hat. Ob es die privaten Haushalte sind, der Staat, die Unternehmen selbst oder die gleichen Akteure in den Ländern, die mit uns Handel treiben (das Ausland), immer führt eine Kürzung der Ausgaben einer dieser Gruppen bei gleichbleibenden Einnahmen dazu, dass die Gewinne der Unternehmen sinken.
      Die Unternehmen nutzen und schaden sich selbst

      Besonders eklatant ist das im Falle der Unternehmen. Reagieren die Unternehmen auf Ausgabekürzungen anderer Sektoren mit eigenen Ausgabekürzungen, was den Normalfall darstellen dürfte, verschlechtern sie unmittelbar die Situation aller Unternehmen weiter, weil ihre Kürzungen nichts anderes bedeuten als Einnahmeausfälle für andere Unternehmen.

      Dieses Phänomen kann man in seiner grundsätzlichen Bedeutung kaum überschätzen. Das heißt nämlich, dass es für das marktwirtschaftliche System ohne Intervention des Staates keine Möglichkeit der Selbststabilisierung im Falle eines negativen Nachfrageschocks gibt. Eine einmal ins Rollen gebrachte Lawine ist nicht mehr zu stoppen. Umgekehrt gilt, dass investierende und sich verschuldende Unternehmen die Situation aller Unternehmen ständig verbessern, ohne dass es dafür eine „natürliche“ Grenze gäbe. Der Zyklus der Konjunktur mit seiner offenkundigen Neigung, in beiden Richtungen zu „überschießen“, findet hier eine systematische Erklärung.

      Für die Interventionen der Wirtschaftspolitik in der Vergangenheit war diese Erkenntnis von enormer Bedeutung. Es bedurfte nicht unbedingt dauernder Eingriffe mit höherer staatlicher Verschuldung, sondern es genügte in der Regel, durch eine antizyklische Maßnahme die Richtung zu ändern, in der die Unternehmen die Anpassung an eine sich ändernde Einnahmesituation vornehmen. In der neuen Welt, wo die Unternehmen praktisch immer sparen (siehe Schaubild weiter unten), wie das in den meisten Ländern der Welt seit über zehn Jahren der Fall ist, ist der Staat allerdings permanent gefordert, neue Schulden zu machen, weil es sonst niemals aufwärts geht.

      Auch „das Ausland“ respektive die dort agierenden Gruppen können mit der Kürzung ihrer Ausgaben (mit vermehrtem „Sparen“) die Situation der inländischen Unternehmen verschlechtern und umgekehrt mit mehr Ausgaben für Importe die inländischen Unternehmen zu eigenen Investitionen anregen. Es zeigt sich an diesen schlichten Überlegungen, dass der repräsentative Haushalt, von dem die herrschende neoklassische Theorie glaubt, dass er mit seiner Entscheidung über mehr oder weniger Sparen aus einem gegebenen Einkommen, die Weltwirtschaft lenkt, eine geradezu lächerliche Figur ist. Das Gleichgewichtsdenken allgemein trägt in kaum zu überschätzender Weise zur allgemeinen Verwirrung bei. Für die Wirklichkeit komplexer arbeitsteiliger Wirtschaften, wo die Unternehmen sich an anonymisierte Signale über Einnahmen und Ausgaben anpassen müssen, ist das Gleichgewicht keine Annäherung an die relevanten Zusammenhänge, sondern eine Ablenkung.

      Alle staatlichen Handlungen, die ein Ausgabendefizit zur Folge haben, sind grundsätzlich nicht geeignet, eine Volkswirtschaft zu stabilisieren, weil die Nachfrage der Unternehmen, die Auslastung ihrer Produktionskapazitäten und ihre Gewinne sinken. Weil die Unternehmen daraufhin mit ihrer Anpassungsreaktion an sinkende Gewinne die Gewinne der Unternehmen insgesamt noch einmal verringern, besteht jederzeit die Gefahr einer kumulativen Verstärkung des Abschwungs.

      Umgekehrt gilt, dass jede bewusste Herbeiführung eines Ausgabenüberschusses, sei es von der Seite des Staates, des Auslands oder der Unternehmen selbst, die Nachfrage- und Gewinnsituation der Unternehmen unmittelbar verbessert. Das wiederum schafft die Möglichkeit, dass die Unternehmen die positiven Impulse zu einer weiteren Vergrößerung ihres Ausgabenüberschusses veranlassen, was dann zu einem kumulativen Aufschwungsprozess führen kann.

      Wir beobachten hier also eine starke Asymmetrie. Je nachdem, ob ein Ausgabenüberschuss oder ein Einnahmenüberschuss am Beginn eines dynamischen Prozesses steht, entwickelt sich die Wirtschaft in Richtung Einkommenssteigerung oder Einkommenssenkung. Die neoklassische Vermutung, man könne auch in einer komplexen Wirtschaft durch einen Einnahmenüberschuss, durch „Sparen“, durch Gürtel-enger-Schnallen mithilfe von „nichtkeynesianischen Effekten“ einen Wachstumsschub initiieren, ist von vorneherein vollkommen unsinnig und gefährlich.

      Wilhelm Lautenbach hat den Kern der Geschichte in seiner unnachahmlich knappen Art in die Worte gefasst: „Die Nachfrage der Unternehmer ist nicht eine Funktion ihres Einkommens, sondern ihr Einkommen ist eine Funktion ihrer Nachfrage“ (S.22). Bei John Maynard Keynes findet man diese bedeutende Einsicht in einer eher beiläufigen Bemerkung schon in der „Treatise on Money“ aus dem Jahre 1930. Wolfgang Stützel hat übrigens versucht, diesen (ihn offensichtlich schockierenden) Satz in einer Fußnote, die sich über mehrere Seiten zieht, zu erklären. Das ist ihm nicht gelungen, man kann aber klar herauslesen, dass auch er, der Herausgeber des Lautenbachschen Buches (Zins/Kredit und Produktion, Mohr Siebeck 1952), diesen zentralen Satz weder inhaltlich noch im Sinne seiner großen wirtschaftspolitischen Bedeutung verstanden hat.

      Anzumerken ist noch, dass die Tatsache, dass ex post, also nach dem Ende aller Anpassungsprozesse dennoch alle Ausgabendefizite durch Ausgabenüberschüsse genau ausgeglichen werden, keinerlei Bedeutung für die Frage hat, ob der Prozess, der zu dieser ex post-Gleichheit führte, effizient oder ineffizient war. Denn es ist entscheidend, ob der zwischen den ursprünglich getroffenen Entscheidungen liegende (ungleichgewichtige) Prozess und dem ex post Resultat ein Aufschwung oder ein Abschwung stattfand, ob also im Laufe des Prozesses die gesamtwirtschaftlichen Einkommen gestiegen oder gesunken sind und ob Arbeitsplätze geschaffen oder verloren wurden.

      Beeindruckend ist auch, dass die Unternehmensverbände dieser Welt nicht verstanden haben, in welcher Weise und in welchem Ausmaß ihre Mitglieder sich dadurch schaden, dass sie zu Netto-Sparern geworden sind. Wie die Finanzierungssalden für Deutschland in der Graphik zeigen, war das systematische Sparen der deutschen Unternehmen in den vergangenen zwanzig Jahren nur möglich, weil fast immer das Ausland die Rolle des Schuldners übernommen hat. Im Jahr 2020 musste allerdings wieder einmal der Staat die Lücke in der Nachfrage schließen, die von den Unternehmen und den privaten Haushalten mit dem Anstieg ihrer Sparquote geschaffen wurde.

      Abbildung 1

      Damit ist die Frage nach der Zukunft der Schuldenbremse für Deutschland abschließend und eindeutig geklärt. Wenn es dem Staat nicht gelingt, die Unternehmen wieder in die Rolle des Schuldners zurückzudrängen, muss er selbst diese Rolle übernehmen, es sei denn, er will Merkantilist bis ans Ende aller Tage bleiben und erwartet, dass die Handelspartner diesen massiven Verstoß gegen alle Handelsregeln klaglos und ohne Gegenwehr akzeptieren.
      Warum lernen die deutschen Volkswirte nicht?

      Ich muss noch eine kurze Anmerkung nachschieben. Es ist mehr als bemerkenswert (skandalös wäre vermutlich das richtige Wort), dass schon in dem 1952 posthum erschienenen einzigen Buch von Wilhelm Lautenbach (Lautenbach ist 1948 schon gestorben) die Ablenkungsmanöver der deutschen Ökonomen in vollem Gange waren. Wilhelm Röpke, einer der immer noch als bedeutend angesehenen Ordoliberalen schrieb im Vorwort zu dem Buch, er hätte gerne gewusst, ob Lautenbach (den er offensichtlich persönlich kannte) sich der „außerordentlichen Bedingtheit“ der keynesianischen Lehre, ihrer „engen Grenzen“ und „der schweren Gefahren ihres Missbrauchs“ bewusst gewesen sei. Schließlich habe sich die „einzigartige Situation der großen Depression, von der #Lautenbach und #Keynes ausgegangen waren, völlig umgekehrt…“.

      Was ist wohl an der obigen Aussage von Lautenbach über die Unternehmereinkommen „außerordentlich bedingt“? Es ist eine vollkommen unbedingte, immer und jederzeit geltende Gesetzmäßigkeit, die sich aus der Tatsache ergibt, dass die Ausgaben einer Gruppe in der Volkswirtschaft immer die Einnahmen der anderen Gruppen sind und die Unternehmen insgesamt in einer Marktwirtschaft das Residualeinkommen erzielen.

      Diese Erkenntnis ist, wie die vollständige Vernachlässigung der Finanzierungssalden zeigt, bis heute nicht in die herrschende liberal-neoklassische Ökonomik vorgedrungen und genau deswegen hat man die Dynamik einer Marktwirtschaft nicht einmal im Ansatz verstanden, obwohl man von nichts anderem als der Marktwirtschaft redet. Genau deswegen kann diese gesamte Denkschule keinen geeigneten wirtschaftspolitischen Vorschlag machen und richtet mit ihrer kleinteiligen und falschen Sichtweise großen Schaden an. Nach fast hundert Jahren des Missverstehens ist es an der Zeit, die zentralen Einsichten anzuerkennen oder offen zu sagen, dass es um Wissenschaft und objektive Erkenntnis gar nicht geht.

      Heiner Flassbeck ist Gründer und Spiritus Rector von MAKROSKOP. Er ist Honorarprofessor an der Universität Hamburg, war Chef-Volkswirt der UNCTAD und Staatssekretär im BMF. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die Globalisierung, die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung sowie Geld- und Währungstheorie.

      #endettement #théorie_monétaire #monnaie #valuta #économie #keynésianisme

  • Todestag von John Maynard Keynes - Die Ära des Keynesianismus erleb...
    https://diasp.eu/p/12785969

    75. Todestag von John Maynard Keynes - Die Ära des Keynesianismus erlebte er nicht mehr

    John Maynard Keynes war der einflussreichste Wirtschaftswissenschaftler des 20. Jahrhunderts und zugleich ein Außenseiter in seiner Zunft. Mit undogmatischem Blick revolutionierte er in den 1930er-Jahren das ökonomische Denken. 75. Todestag von John Maynard Keynes - Die Ära des Keynesianismus erlebte er nicht mehr

  • Production

    Jean Robert

    https://lavoiedujaguar.net/Production

    Don Bartolo habite une masure derrière ma maison. Comme beaucoup d’autres personnes déplacées, c’est un intrus, un « envahisseur » ou un « parachutiste », comme on dit au Mexique. Avec du carton, des bouts de plastique et de la tôle ondulée, il a édifié une cabane dans un terrain au propriétaire absent. S’il a de la chance, un jour il construira en dur et couronnera les murs d’un toit d’amiante-ciment ou de tôle. Derrière sa demeure, il y a un terrain vague que son propriétaire lui permet de cultiver. Don Bartolo y a établi une milpa : un champ de maïs ensemencé juste au début de la saison des pluies afin qu’il puisse donner une récolte sans irrigation. Dans la perspective de l’homme moderne, l’action de Bartolo peut paraître profondément anachronique.

    Après la fin de la Seconde Guerre mondiale, le Mexique, comme le reste du « Tiers-Monde », fut envahi par l’idée du développement. La popularité de ce concept doit beaucoup au président Harry Truman, qui en fit l’axe politique de son discours de prise de pouvoir en 1949. Selon Truman, la politique du développement consiste à « appuyer tous les peuples libres dans leurs efforts pour augmenter la production d’aliments, de textiles pour l’habillement et de matériaux de construction de maisons, ainsi que celle de nouvelles forces motrices pour alléger leur effort physique ». Il ajoutait que « la clé du développement est la croissance de la production et la clé de celle-ci, l’application ample et vigoureuse des connaissances scientifiques et techniques ».

    #Jean_Robert #Mexique #milpa #développement #production #Kant #Goethe #Defoe #Adam_Smith #valeur #Ricardo #rareté #Marx #économie #progrès #destructivité #croissance #Keynes #maïs

  • L’écosocialisme du XXIe siècle doit-il s’inspirer de Keynes ou d’Orwell ?
    Par Jacques Luzy et Aurélien Berlan
    https://blogs.mediapart.fr/jacques-luzi/blog/171020/l-ecosocialisme-du-xxie-siecle-doit-il-s-inspirer-de-keynes-ou-d-orw

    L’effondrement économique que la crise du coronavirus est en train de provoquer sera, à en croire la plupart des analystes, comparable et même pire que celui engendré par la crise boursière de 1929, qui avait plongé le monde dans la récession, puis dans la guerre mondiale. L’importance des idées de l’économiste John Maynard Keynes dans la mise en place du dispositif socioéconomique ayant permis de la surmonter et d’inaugurer la période faste des Trente Glorieuses, grâce notamment au développement inédit de l’État social, conduit une part conséquente de la gauche (et plus largement de la classe politique et des citoyens) à soutenir un retour à Keynes contre le néolibéralisme dominant depuis les années 1980. C’est l’une des justifications sous-jacentes aux plans de relance économique échafaudés aujourd’hui de par le monde, et notamment aux projets de Green New Deal ou de « pacte vert » au cœur du débat public.

    On peut néanmoins se demander si le désastre écologique en cours, dont la pandémie de la Covid-19 est l’un des innombrables effets et, du point de vue de ses conséquences sociopolitiques probables, une sorte d’« avant-goût », ne barre pas définitivement la route à la planche de salut keynésienne d’un capitalisme régulé de manière étatique et fordiste. Issu du dépassement des limites écologiques lié à la croissance illimitée qui caractérise le capitalisme, ce désastre correspond moins à une crise conjoncturelle qu’à une débâcle structurelle et largement irréversible que l’on peut seulement espérer modérer dans son ampleur, sa vitesse et ses effets sociaux et (géo)politiques délétères. Or, la stratégie keynésienne de sortie de crise suppose la relance de la croissance et a coïncidé historiquement avec la « Grande Accélération » dans la prédation industrielle de la nature – qui constitue la cause « humaine » ultime de la crise actuelle, si du moins on s’en tient à l’explication la plus courante de l’origine « animale » du coronavirus, comme de la plupart des virus qui se multiplient depuis les années 1970, à mesure que cette prédation progresse.

    #Keynes #Orwell #Ecosocialisme #Covid-19 #Effondrement

  • L’écosocialisme du XXIe siècle doit-il s’inspirer de Keynes ou d’Orwell ?, 2020, Aurélien Berlan et Jacques Luzi
    https://sniadecki.wordpress.com/2020/10/20/berlan-luzi-ecosocialisme

    Pour surmonter l’effondrement économique et le désastre écologique en cours, vaut-il mieux « la décence commune » et « l’autonomie matérielle » d’Orwell ou le « machiavélisme économique » et la « délivrance technologique » de Keynes ?

    […]

    Ce texte a été écrit au mois de juin, à destination du Monde diplomatique. Face à tous les partisans d’un retour à Keynes (c’est-à-dire à la relance de l’économie par l’État, promue aujourd’hui notamment par le biais d’un Green New Deal), nous y analysons les présupposés de la position de Keynes (et de la vieille gauche socialiste), qui ressortent nettement d’un texte que le célèbre économiste avait écrit pendant la crise de 1929, et qui dessinait de mirifiques perspectives économiques pour ses petits enfants (nous), faites d’abondance pour tous et de fin du travail grâce à la technologie.

    Aujourd’hui, nous en sommes encore très loin, mais surtout, le désastre écologique nous fait comprendre que ce rêve était calamiteux et qu’il faut donc changer d’imaginaire, à gauche. En comparant les idées de Keynes avec celles de son compatriote et contemporain G. Orwell, nous avons essayé de lancer quelques pistes dans cette direction, tout en rappelant qu’il y avait déjà, il y a un siècle, d’autres manières d’imaginer le dépassement du capitalisme.

    Sans surprise, Le Monde diplomatique ne nous a même pas adressé un message de refus pour notre texte, certes malicieux. Comme quoi, la vieille gauche a encore du chemin à faire pour se libérer des ornières industrialistes dans lesquelles elle s’enfonce (et le monde avec elle) depuis un siècle, et prendre en compte les réalités de la vie sur Terre…

    #écosocialisme #Aurélien_Berlan #Jacques_Luzi #Keynes #Orwell #keynésianisme #gauche #solutionnisme #critique_techno #autonomie

  • La réforme des retraites plombée par le Covid-19
    https://www.lemonde.fr/politique/article/2020/04/20/la-reforme-des-retraites-plombee-par-le-covid-19_6037177_823448.html


    Le premier ministre, Edouard Philippe, lors des questions au gouvernement, à l’Assemblée nationale, le 14 avril. STEPHANE LEMOUTON / AFP

    Au sein de la majorité parlementaire et des organisations syndicales et patronales, beaucoup plaident pour l’abandon du texte.

    La réforme des retraites a résisté à l’une plus longues grèves de notre histoire – six à sept semaines d’arrêt de travail à la SNCF et à la RATP. Succombera-t-elle au Covid-19 ? Depuis plusieurs jours, une petite musique monte dans les allées du pouvoir, instillant l’idée que ce grand dessein du quinquennat pourrait être déclaré mort et enterré.
    Edouard Philippe a contribué à donner corps à une telle hypothèse. Le 3 avril, sur le plateau de TF1, le premier ministre lance : « Nous devons suspendre au maximum les désaccords. Le chef de l’Etat a demandé une union nationale. Il a annoncé la suspension d’un certain nombre de réformes qui n’ont plus lieu d’être dans la situation actuelle. »

    Matignon refuse de commenter plus avant ce dossier, arguant se concentrer exclusivement à la gestion de la crise sanitaire et à la récession économique qui en découle. Idem dans l’entourage du secrétaire d’Etat chargé des retraites, Laurent Pietraszewski.
    Mais nombreux sont ceux qui, au sein de la majorité et du gouvernement, n’hésitent pas à dessiner la perspective d’une fin prochaine de ce projet, approuvé, début mars, en première lecture à l’Assemblée nationale. Une adoption dans la douleur, avec l’aide de l’article 49.3 de la Constitution, qui permet de faire passer un texte sans vote.

    « Notre devoir est de rassembler tous les Français autour d’un petit nombre de priorités, et dans un délai très court, estime Gilles Le Gendre, président du groupe LRM du Palais-Bourbon. Nous devrons donc faire des choix. Entre deux réformes également utiles, il faudra privilégier celle qui rassemble le mieux. »

    La tonalité est la même du côté de Cendra Motin, députée LRM de l’Isère et rapporteuse de l’un des deux textes – le projet de loi organique – instituant le système universel promis par Emmanuel Macron : « Même si nous n’avions pas le choix, tout le monde est traumatisé par le 49.3. Reprendre la réforme telle qu’elle a été votée, ce n’est pas une bonne idée. Et je ne pense pas qu’il y ait beaucoup de collègues qui aient envie de la défendre telle quelle, même si cela ne veut pas dire qu’il ne faille rien faire. » « Sur ce sujet, je ne sais rien de définitif, glisse un pilier de la majorité. Mais j’ai du mal à croire que ce débat reprenne de sitôt. »

    Confidences saisissantes

    Un ministre se montre beaucoup plus expéditif : « Cette réforme était devenue un boulet et je ne suis pas certain que dans le pays, il y ait volonté pour qu’on y revienne. Cela peut être remis à un prochain quinquennat. » Le même souligne qu’il vaut mieux se focaliser sur l’ « investissement dans les services publics et l’hôpital » . « Plusieurs chantiers sont totalement plombés politiquement, abonde un député LRM. L’assurance-chômage, les retraites : toutes ces réformes doivent être abandonnées. »

    De telles confidences sont saisissantes, comparées à la détermination dont faisait preuve, il y a quelque temps encore, le pouvoir en place. Le 4 mars, M. Philippe assurait que les textes seraient définitivement adoptés « avant l’été » . Après deux longues années de gestation, il ne manquait plus que quelques étapes : l’examen au Sénat et la prise en compte, éventuelle, des recommandations faites par la conférence sur le financement. Cette instance informelle, à laquelle participent les partenaires sociaux, devait formuler, en avril, un « éventail » de recommandations pour – entre autres – apurer le déficit du système de pensions, qui pourrait atteindre 12 milliards d’euros en 2027.

    Cet agenda, dont le gouvernement se prévalait-il y a un mois et demi, semble aujourd’hui dater d’il y a un siècle, voire tenir de la fiction. Car un seul impératif compte, désormais : la lutte contre le Covid-19. Le 16 mars, en même temps qu’il annonçait le confinement de la population, M. Macron a décidé que « toutes les réformes en cours seraient suspendues, à commencer par la réforme des retraites ». De la suspension à la mise en bière, il n’y aurait donc qu’un pas ?

    Négatif, répond, en substance, Guillaume Gouffier-Cha, rapporteur général LRM du projet de loi, pour qui tout n’est qu’une question de patience et de « calendrier ». Si ce chantier ne constitue pas « la priorité des priorités » , il ne faut, à ses yeux, pas le renvoyer aux calendes grecques. « J’ignore si on peut reprendre le texte cet été mais il a été adopté à l’Assemblée nationale et doit poursuivre son chemin au Sénat, assène le député du Val-de-Marne. La crise du coronavirus n’a pas fait disparaître les enjeux sur l’équilibre budgétaire et la simplification portés par la réforme. »

    « Certains doivent être soulagés »

    Président du groupe MoDem de l’Assemblée nationale, Patrick Mignola considère que l’ambition initiale « reste plus que jamais d’actualité » , du fait de « l’objectif de justice sociale » qu’elle poursuit. « L’une des intentions de départ est d’augmenter les petites pensions des agriculteurs, des indépendants et d’améliorer celles des femmes, très présentes dans les professions qui sont montées en première ligne contre l’épidémie, souligne le député de Savoie. Cette volonté de réparation doit se traduire par des mesures, inscrites dans les prochaines lois de finances pour 2021. »

    Les avis sont partagés, parmi les technocrates qui connaissent la thématique sur le bout des doigts. L’un d’eux pense que l’affaire est entendue. « La réforme des retraites est une des premières victimes – et pas la plus grave – du Covid-19, tranche-t-il. Je me demande à quel point ça arrange l’exécutif. Leur histoire était mal partie. Certains doivent être soulagés… » Un autre trouve, au contraire, que la crise actuelle « valide totalement l’idée d’un système universel » , parce qu’elle concourt à l’instauration d’un « pilotage globalisé » et permet une solidarité entre toutes les catégories d’actifs.

    Du côté des partenaires sociaux, la volonté est de tourner la page – y compris chez les syndicats dits « réformistes », qui soutiennent ou regardent avec bienveillance le principe d’un système universel. « Le sujet, quand on sortira de la crise, ce sera celui de la cohésion sociale, de l’emploi, de l’évolution du travail, de la lutte contre les inégalités, indique le secrétaire général de la CFDT, Laurent Berger. Nous ne mobiliserons pas notre énergie sur la question des retraites. Il est exclu de se mettre sur la figure pour ce dossier, ça n’aurait pas de sens. »

    Le président de la CFTC, Cyril Chabanier, « doute » , pour sa part, que « l’on redémarre là-dessus à l’automne, compte tenu de toutes les autres questions qui se poseront à ce moment-là, qu’il s’agisse de la probable montée du chômage, du creusement de la dette publique ou de la dégradation des comptes de la Sécu » .

    « La réforme n’ira pas au bout »

    Au sein des confédérations hostiles à la réforme, le propos est encore plus définitif. « L’urgence, dans les mois qui viennent, n’est pas de remettre de la controverse sur ce sujet » , dit Yves Veyrier, le dirigeant de FO. « Il ne faut absolument pas ressortir ce projet de l’armoire, il y aura bien d’autres problèmes à gérer, renchérit François Hommeril, le président de la CFE-CGC. Sinon, ça tiendrait de la provocation. » « La réforme n’ira pas au bout » , prophétise Catherine Perret, la numéro deux de la CGT.

    Même le président du Medef, Geoffroy Roux de Bézieux, juge que, « très franchement, ce n’est pas la priorité. Quand l’épidémie aura été maîtrisée, dans un contexte de récession inédite, le sujet numéro un sera de faire survivre les entreprises et de sauver les emplois » .
    « Il me semble que l’on aura bien d’autres choses à faire que de reprendre cette réforme qui n’était, à l’origine, pas motivée par l’urgence mais par un choix politique d’une organisation plus équitable du système » , enchaîne Eric Chevée, vice-président de la Confédération des petites et moyennes entreprises.

    « Je le dis sans hésitation : cette réforme est morte » , certifie Alain Griset, président de l’Union des entreprises de proximité, pour qui il convient de construire « une sorte d’union nationale » , plutôt que d’alimenter la discorde.
    Le projet sera-t-il exhumé sous une autre forme un peu plus tard ? Des figures de la majorité veulent le croire. « Je suis convaincu que les fondements de la réforme – créer un système universel par points –, sont bons, défend Stanislas Guerini, délégué général de LRM. Le projet de refondation que l’on devra proposer pour l’après-crise nous permettra peut-être de lui donner davantage de sens encore, en liant le sujet des retraites à celui des mutations du marché du travail. Dans ce cadre, je pense qu’il faut rester très ouverts sur le calendrier. »

    « Tout le monde est redevenu keynésien »

    Tôt ou tard, la question devra de nouveau être débattue. Avant la présidentielle ? L’initiative serait plus que téméraire, « mais vous verrez que dans deux ans, on fera la retraite à 65 ans [au lieu de 62, aujourd’hui], parce qu’il y aura besoin de faire des économies… » , pronostique un député macroniste. Un autre, issu de l’aile droite de la majorité, suggère d’ailleurs de ne pas attendre : « A titre personnel, j’arrêterais cette réforme de retraites à points et je ferais une réforme avec une mesure d’âge ! » Précisément ce que souhaitait au départ M. Philippe.

    L’idée fait bondir le numéro un d’une centrale syndicale : « Vous pensez qu’en sortant de la crise, il y en a qui vont proposer 65 ans ? Il faudrait être dingo ! » M. Roux de Bézieux, dont l’organisation a toujours défendu une disposition de ce type, ne plaide pas en ce sens, du moins pas à court terme : « Les problèmes financiers n’ont pas disparu avec le Covid mais la crise va nous mobiliser à 100 % et durablement. »

    « Pour le moment, tout le monde est redevenu keynésien donc pendant un ou deux ans, on va laisser couler, décrypte une source proche du dossier. Mais après la présidentielle on fera les comptes et on s’apercevra que les déficits sont beaucoup plus élevés que prévu… » Avec le risque que la volonté du retour à l’équilibre prenne le pas sur les grands principes portés par M. Macron avant son arrivée à l’Elysée.

    #réformes #retraites #mesure_d’âge #assurance-chômage #compromis_biopolitique (provisoire) #keynésien

  • Gaël Giraud : « Il est temps de relocaliser et de lancer une réindustrialisation verte de l’économie française »
    Par Eugénie Bastié | 10 avril 2020 à 13:53,
    https://www.lefigaro.fr/vox/economie/gael-giraud-il-est-temps-de-relocaliser-et-de-lancer-une-reindustrialisatio

    FIGAROVOX/GRAND ENTRETIEN - L’économiste et ancien directeur de l’Agence française de développement (AFD) nous donne ses pistes pour sortir après le confinement de la plus grave crise économique depuis 1945. Il plaide pour un retour massif de l’Etat dans l’économie et l’annulation d’une partie de notre dette.

    • Gaël GIRAUD.- Le discours du 12 mars dernier du président de la République reprenait un thème présent depuis longtemps dans ses allocutions —la mise “hors marché” des biens communs, et la santé en est un — et semblait faire un réquisitoire contre sa propre politique. Le sens qu’il convient de donner à une parole est inséparable des actes qui l’accompagnent. Attendons les actes.

      On accuse volontiers les « dogmes néolibéraux » ou l’austérité budgétaire d’avoir ruiné les systèmes de santé des pays occidentaux. Cependant on voit aussi que les pays qui s’en sortent le mieux tels la Corée du sud, Taïwan, Singapour ou l’Allemagne sont aussi ceux qui disposent d’un Etat moderne, de finances publiques saines, d’une industrie puissante. Par railleurs, la France semble dépenser plus que la moyenne des pays de l’UE dans le système de santé. Faut-il vraiment accuser l’austérité ?

      Un peu de comptabilité nationale ne fait jamais de mal : la contribution des administrations publiques à la valeur ajoutée, et donc au PIB, est de l’ordre de 18,2% en France. Elle n’augmente quasiment pas depuis 1983. Les fameux 56,6% brandis trop souvent proviennent d’une erreur consistant à confondre la valeur ajoutée avec les dépenses de fonctionnement : les dépenses des ménages et des entreprises non financières représentent 150% du PIB mais cela n’inquiète personne, à juste titre, car tout le monde sait que ce ratio n’a pas de sens. Quant à nos dépenses publiques de santé, près des deux tiers alimentent la dépense privée : ce sont des revenus des professionnels de santé libéraux, des cliniques privées et des laboratoires pharmaceutiques.

      La Corée du sud, Taïwan et le Vietnam (dans une version non-démocratique) démontrent qu’un secteur public puissant étroitement articulé à un secteur industriel qui ne rêve pas de se délocaliser en Chine ou en Europe de l’Est sont les clefs du succès économique et sanitaire.

      Notre fiasco sanitaire me paraît d’abord dû à une culture comptable qui confond toujours la gestion de “bon père de famille” avec celle d’une Nation
      Alors quelles sont les raisons de notre fiasco sanitaire ?

      Notre fiasco sanitaire me paraît d’abord dû à une culture comptable qui confond toujours la gestion de “bon père de famille” avec celle d’une Nation : non, la macro-économie n’est pas de la micro-économie élargie car les dépenses des uns y font les revenus des autres (ce qui n’est pas vrai pour un ménage ou une entreprise). Et qui confond gestion intelligente avec réduction toujours et partout de la dépense publique à (très) court terme. Le stock (de masques), la réserve (d’enzymes) ne sont pas des immobilisations inutiles, de l’argent public dormant. Le budget de l’Etablissement de Préparation et de Réponse aux Urgences Sanitaires (EPRUS) créé en 2007 a été, depuis lors, divisé par dix. Résultat : par delà les morts, nous allons prendre au moins dix points supplémentaires de ratio dette publique sur PIB (un autre ratio qui n’a pas de sens) et cela fera hélas la démonstration que, jugé à l’aune de ses propres critères, cet “esprit comptable” conduit à sa propre défaite face au réel : la nécessaire explosion de la dépense publique et la destruction partielle de notre appareil productif pour sauver des vies. Mais ce n’est pas aujourd’hui l’heure des comptes. L’urgence est à la solidarité nationale avec nos compatriotes qui meurent chez eux, dans nos hôpitaux ou nos Ehpads et avec tous ceux qui souffriront de séquelles à vie. Cela doit passer par la réquisition des cliniques privées (comme en Espagne), la production de ventilateurs pour sauver des vies (comme aux Etats-Unis), de masques et matériel de dépistage sans lesquels aucun déconfinement ordonné n’est possible. (...)

      Le plus urgent, à la sortie du confinement, sera de remettre au #travail le plus grand nombre de nos compatriotes : en pratiquant des tests de dépistage aléatoires groupés pour circonscrire les risques de reprise de la contagion, en généralisant le port du masque pour tous et partout, en renforçant de toute urgence notre système sanitaire. Encore faut-il que les salariés d’hier retrouvent un travail. Le chômage partiel permet de freiner l’hémorragie mais nous n’avons pas encore les chiffres de la débâcle en matière d’emplois. Par ailleurs, le COVID19 peut malheureusement devenir une épidémie saisonnière (comme la grippe) et le réchauffement climatique risque de multiplier les pandémies tropicales. Reconduire le « monde d’hier », fondé sur la thermo-industrie et des économies de court terme faites sur le dos des services publics serait irrationnel. Il faut donc profiter du déconfinement pour inaugurer le « monde de demain ».

      #esprit_comptable #déconfinement #réindustrialisation_verte #marché_intérieur

  • #Coronavirus : « Il n’y a pas à s’inquiéter de la facture », selon la Nobel d’#économie

    L’économiste #Esther_Duflo, prix Nobel d’économie 2019, a appelé mardi à ouvrir grand les vannes de la #dépense_publique pour restreindre les ravages économiques de la pandémie de #coronavirus, estimant qu’il “n’y a absolument pas à s’inquiéter de la facture” face à la crise sanitaire.

    Elle a aussi plaidé pour un système d’#imposition “extrêmement progressif” , c’est-à-dire devenant plus lourd au fur et à mesure que les revenus s’élèvent, afin de financer les systèmes de santé, et de soutenir les ménages modestes. “Quand on a une grosse crise de demande comme aujourd’hui, il faut injecter des ressources dans l’économie”, ce qui suppose pour les gouvernements qui le peuvent “d’emprunter massivement et de #stimuler_l’économie autant que possible”, a insisté sur la radio France Inter Mme Duflo.

    La professeure au prestigieux MIT (États-Unis) a estimé que “c’est vraiment le #moment_keynésien par excellence”, en référence à l’économiste anglais John Maynard #Keynes qui avait prôné l’#interventionnisme de l’#État tous azimuts après la crise financière de 1929. “Il s’agit de savoir si on aura plutôt la crise de 2008 ou celle de 1929”, qui avait durablement plombé l’économie mondiale, et “la différence viendra de la volonté de dépenser beaucoup d’argent aujourd’hui, de manière juste”.

    « #Dépenser_plus » maintenant, « cela fait économiser de l’argent »

    Selon elle, “dépenser plus d’argent à la fois pour lutter contre le virus (…) et pour essayer de mitiger au maximum l’impact économique, cela fait économiser de l’argent en fait”. Faute de quoi, la crise risque de devenir “plus mortelle, et d’un point de vue strictement financier, plus grave”, avec un “#effet_boule_de_neige”, et dans ce cas “on passe d’une #récession à une #dépression, dont les #ravages_économiques sont beaucoup plus forts et plus longs”.

    L’économiste, spécialiste de la pauvreté, encourage les pays du G20 à soutenir les pays moins développés, moins armés face à l’#épidémie, et pointe les incertitudes sur la “#sortie_de_crise”, notamment sur la vigueur de la #reprise de la #consommation, facteur qui déterminera “l’ampleur finale du #désastre_économique”.

    Pour un #système_d’imposition « extrêmement progressif »

    Esther Duflo a par ailleurs balayé les craintes sur l’#endettement_public : pour l’heure, les gouvernements “peuvent emprunter à taux extrêmement faibles” et “si on a beaucoup d’argent à dépenser, on a aussi beaucoup de temps pour rembourser”. “Il n’y a absolument pas à s’inquiéter de la facture pour l’instant, c’est le dernier de nos soucis”, insiste-t-elle, mettant en garde contre un retour prématuré à “une #orthodoxie un peu frileuse” sur les déficits.

    Pour Mme Duflo, la crise serait l’occasion d’encourager un système d’imposition “extrêmement progressif” dans les pays développés : “Comment financer à la fois les transferts aux plus pauvres, qui leur permettront de soutenir leur consommation, et les #systèmes_de_santé qu’il va falloir reconstruire ? Le financer par l’#impôt sur les #hauts_revenus (…) semble le moyen le plus raisonnable et le plus réaliste”.

    https://www.lequotidien.lu/economie/coronavirus-il-ny-a-pas-a-sinquieter-de-la-facture-selon-la-nobel-decono

  • Making Portugal’s Break With Austerity Real
    https://jacobinmag.com/2019/10/portugal-elections-economy-socialist-party-left-bloc-francisco-louca

    Dans cet entretiens on apprend comment le parti communiste et la gauche non-dogmatique ont réussi à cobtraindre les socialistes de droite à accepter une série de mesures qui ont soulagé le sort des pauvres tout en permttant de relancer l’économie portugaise

    An interview with Francisco Louçã

    As Portugal heads to the polls this Sunday, the Socialist government boasts of its success in breaking the country out of austerity. Yet as the Left Bloc’s Francisco Louçã tells Jacobin, the current low-investment growth model is unsustainable — and fundamental questions around debt restructuring and the Eurozone architecture remain to be answered.

    Interview by David Broder

    For many on the European center-left, Portugal stands as proof that it is possible to break out of austerity without any need for a “populist” offensive against Brussels. For the Guardian, Portugal today stands as “Europe’s beacon of social democracy”; for the New Stateman, it is “Europe’s socialist success story.” Since 2015 the Socialist-led government has been acclaimed for its role in escaping the sovereign debt crisis, returning Portugal to growth even while taking poverty-reduction measures.

    The government is especially notable for its parliamentary majority, dependent on the external support of both the Left Bloc and the Communists. Yet if Portuguese right-wingers deem Costa “in hock to the extreme left,” his government can also be seen as a rejuvenation of mainstream social democracy. Where other austerity-hit countries have seen a rise of Eurosceptic or otherwise populist forces, polls for Sunday’s vote suggest a strengthening of the Socialists’ position, outstripping even their success in the 2015 contest.

    Yet for all the triumphalism surrounding the center-left’s record in office, the difference between Portugal and other PIIGS countries is, at best, relative. Without doubt, since the harshest period of austerity in the early 2010s Portugal has gained some economic breathing space — putting an end to the cycle of falling wages, lower consumption, tax rises, and rising debt. Aided by Europe’s emergence from the worst moment of crisis, Portugal has also seen a return to economic growth.

    However, the particular forms this takes is also storing up long-term problems. In particular, the government has slashed investment — in 2016 it even recorded negative levels of public investment, where the depreciation in state assets outstripped spending. This is what Mickaël Correia called the “dark side of Portugal’s economic success story” — a historic tightening of the purse strings, in which even the return to growth has added to the economic weight of property speculation, tourism, and precarious employment.

    Since 2015 the Left Bloc has offered external support for Costa’s administration, while also trying to exert leverage over it on such issues as precarious contracts and rises in the minimum wage. Ahead of Sunday’s vote, Left Bloc cofounder and economist Francisco Louçã spoke to Jacobin’s David Broder about the government’s record in combating austerity, the limits imposed by the Eurozone architecture, and the radical left’s attempts to push more profound structural change.

    In the period of the sovereign debt crisis, Portugal’s governments have been presented by European institutions as a counterexample to Syriza. In particular, looking at the Socialist government in office since 2015, Antonio Costa has emphasized his fiscal credibility as well as his bid to alleviate the effects of the crisis. This has also drawn the Socialists (PS) praise from the international center-left, as a party that regenerated itself while also remaining solidly pro-European. Is it right to say that this has been a “model student” of the EU?

    Portugal was, indeed, presented as a counterexample to Syriza’s government during the first years of the austerity program, when the Greek government first tried to resist the economic and social policy imposed by (German finance minister) Wolfgang Schäuble and (chancellor) Angela Merkel — and then capitulated — while at the same time the center-right government in Lisbon fully complied with austerity.

    But when the PS leader Antonio Costa took office as prime minister at the end of 2015, the austerity program led by the troika (European Commission, European Central Bank, International Monetary Fund) was no longer a so-called legal rule, since the official troika intervention was over. From that moment, the strategy of the new government — conditioned by the written agreements with the left parties — made the opposite choice and dismantled some of the austerity decisions.

    For instance, the minimum wage was raised by 20 percent, despite pressure from the European authorities not to do this, claiming that it would generate unemployment; in reality, unemployment fell from 13 to 6 percent, according to official figures. So, this was not a “model student” for the European authorities.

    In an interview for Jacobin before the 2015 election, you expressed doubts that a new government could manage the country for four years under EU pressure, without a restructuring of the debt, given the effects of the fiscal straitjacket in suppressing investment and job creation. Indeed, over the last four years, public investment has been so low that it has barely kept pace with the depreciation of state assets. Yet there is some growth, primarily driven by tourism and property speculation. What kind of rebalancing of the Portuguese economy does this imply, to whose advantage — and how sustainable is it?

    Yes, by the end of 2015 everyone was under the impression that not only would the European authorities try to oppose the government’s policy (as they did), but also that the straitjacket would impose too much restraint. But the political conditions for such pressure became very difficult. In 2016, the European Commission even discussed the possibility of imposing sanctions, since in the last year under the previous government (2015) there had been a 0.3 percent deviation in the deficit-to-GDP ratio.

    The decision not to proceed won out by only one vote — but such a move would have been impossible, since it was too scandalous (France had never met the same criteria, which Portugal risked being sanctioned for transgressing) and, after the disaster imposed on Greece, having another troubling situation could have been damaging for the official European discourse.

    Moreover, the international conditions became more favorable for the peripheral countries, with the low oil price and a slight expansion of European imports. Combined with the expansion of aggregate demand, given the rises in wages and pensions, this favored some growth. Exports also expanded — and not only tourism.

    In this period, public debt was not restructured, but the very low, even negative, interest rates for medium-term debt emissions substantially reduced Portugal’s burden of payments. Although this remains a structural fragility, and any recession or speculative attack will mean more debt — or more political pressure, using the debt as a lever — this has not been the case over the last four years. I believe, as before, that this is not a sustainable economy in the long term and that a debt restructuring must, indeed, be imposed. But for the Left to advance from such a reflection to the actual ability to deliver on it, it first needs to achieve the necessary balance of forces.

    In the 2015 general election the Left Bloc (Bloco de Esquerda) enjoyed a big jump, from 5.2 to 10.2 percent of the vote. It then offered its external support to the PS government, as did the Communist Party (PCP), though neither participated directly in the cabinet. If this afforded you some leverage over the government, can we really say the questions of restructuring the debt, the euro, and public investment have become more central to Portuguese public debate over the last four years?

    No, the euro is barely discussed today, and the question of the public debt has become a marginal topic of political debate. This is because interest rates are negative; the ECB (European Central Bank) quantitative easing program has absorbed one-third of the new debt issued, and therefore some of the current stock of debt is being replaced by very cheap debt.

    In 2018 the PS government agreed to sign a detailed report with the Left Bloc, prepared by a technical group, which proposed a reduction of 52 billion euros in the current institutionalized debt stock. This was a restructuring to be imposed on the ECB and European Funds. But then this was rebuffed by the PS.

    There was some controversy earlier this year when Marisa Matias said that the Left Bloc had never supported Portugal leaving the euro, though in the past its spokesperson Catarina Martins has suggested it should at least prepare for this eventuality. Looking at the wider European left, even initiatives like the “conferences for the Plan B” have not produced any single project for reforming or breaking up the euro. Has the window of opportunity for the left-wing challenge to the euro architecture passed?

    I don’t see any controversy, here, but perhaps you are referring to a couple of articles published in the right-wing press on the issue. There is no contradiction: the Left Bloc’s official documents do not propose leaving the euro, but they state very clearly that if in any circumstances new austerity measures are imposed for the sake of the euro, or by the European authorities, then leaving must be an option.

    That is exactly what both Marisa and Catarina repeated, and that is also why the Left Bloc proposes rejecting the Budget Treaty and leaving the Banking Union. My personal view is somewhat different: I prefer to immediately present a plan for leaving the euro. Indeed, I published such a plan in a book A Solução Novo Escudo, (The Solution – a New Escudo) with my colleague João Ferreira do Amaral.

    But you are right — the European initiatives challenging austerity were not strong enough, or persistent enough, to attack the architecture of the euro. Moreover, Europe’s left-wing parties have, in general, weakened rather than become stronger these last few years. There is today no convergence and no European instrument of effective cooperation among popular and left-wing parties and movements.

    As you note in a recent column, sporadic injections of liquidity seem ill-equipped to promote a general economic recovery, and indeed this is also an instrument little-vulnerable to democratic control. You claim, the alternative instead lies in boosting internal demand through wage rises. So, what can be done to strengthen workers’ bargaining power? Looking at disputes like the labor law or recent strikes by nurses, how would you assess the Socialists’ record in this regard, and how far has the Left Bloc been able to exert leverage to support these actions?

    There was a recovery of wages and pensions, as many tax rises were eliminated, the minimum wage was increased as well as the majority of pensions. Other important measures were also taken which acted like an indirect wage rise: for instance, a social electricity price (with reduced bills for families on low incomes), much cheaper public transport tickets, free books for all students until the age of eighteen, and social protection for children. This was the result of the Left’s leverage over the government.

    Conversely, the conflict over the labor law has been one of the crucial differences between the government and the left parties over the last couple of months. As we speak, the most important rule within this law — the extension of an “experimental period” in workers’ contracts, covering their first six months of their employment — is being examined by the Constitutional Court.

    Looking at this Sunday’s election, what would be a good result for the Left Bloc — and what conditions would you place on supporting a Socialist government, if it doesn’t win a majority?

    The PS will be the largest party, but it probably won’t have a majority in Parliament. There is strong evidence that the PS will try to avoid any sort of negotiation with the Left. Indeed, its electoral campaign has been bitterly directed against the Left Bloc, indeed much more so than against the main right-wing party (the Social-Democrats, PSD). It is also notable that the PS campaign hasn’t been directed against the Communists. They will likely lose some ground, but at least the PS government can consider them a nonthreatening partner.

    For the Left Bloc, a good result would be to secure a larger popular and electoral influence than it achieved in 2015 and to prevent an absolute majority for the PS. That would provide the best scenario for fighting for a fresh rise in the minimum wage and in pensions, to propose concrete measures for a housing program and the national health system, a new wave of public investment in urban transport in order to reduce emissions, and the nationalization of the Post Office, for instance. It is, however, quite implausible that the PS would agree to negotiate these measures, and still less to apply them.

    #Portugal #politique #sicial-démocrates #gauche #élections #austérité #keynesianisme

  • 7 janvier 2015 : la Rédaction de #Charlie_Hebdo est décimée par un #attentat. Parmi les victimes, #Bernard_Maris, universitaire, #économiste, essayiste et journaliste. Ses choix iconoclastes l’ont conduit à dénoncer la pensée économique dominante.

    http://sms.hypotheses.org/3383

    #Maris, #charlie, #charlie_hebdo, #économie, #économiste, #journaliste, #journalisme, #hétérodoxe, #oncle, #mon_oncle, #humaniste, #engagement, #keynes, #attentat

  • [Article] De l’autosuffisance nationale, par John Maynard #Keynes
    https://www.les-crises.fr/de-l-autosuffisance-nationale

    "Produisons chez nous chaque fois que c’est raisonnablement et pratiquement possible, et surtout faisons en sorte que la finance soit nationale. [...]

    Je me sens donc plus proche de ceux qui souhaitent diminuer l’imbrication des économies nationales que de ceux qui voudraient l’accroître’ [...]

    « Pour toutes ces raisons, j’ai donc tendance à penser qu’après une période de transition, un degré plus élevé d’autosuffisance nationale et une plus grande indépendance économique entre les nations que celle que nous avons connue en 1914 peuvent servir la cause de la paix, plutôt que l’inverse. » [Lire l’article...]

    #Économie #Économie,_Keynes
    http://www.les-crises.fr/documents/2012/de-l-autosuffisance-nationale-keynes.pdf

  • 7 janvier 2015 : la Rédaction de #Charlie_Hebdo est décimée par un #attentat. Parmi les victimes, #Bernard_Maris, universitaire, #économiste, essayiste et journaliste. Ses choix iconoclastes l’ont conduit à dénoncer la pensée économique dominante.

    http://sms.hypotheses.org/3383

    #économie, #libéralisme, #Keynes, #société, #oncle_bernard

  • Dix ans après : pourquoi cette crise sans fin ?
    https://www.mediapart.fr/journal/economie/300717/dix-ans-apres-pourquoi-cette-crise-sans-fin

    Stagnation séculaire ou boulet créé par le cycle financier : comment expliquer que dix ans après le déclenchement de la #grande_crise_financière, la convalescence soit à ce point interminable et la « normalisation », toujours aussi incertaine ? Analyse.

    #Economie #boulet_du_cycle_financier #BRI #Claudio_Borio #école_autrichienne #Grande_Modération #Keynes #Schumpeter #stagnation_séculaire #taux_d'intérêt_naturel #zombification_de_l'économie

  • Intervention de David Graeber au Festival CNT sur Jobs à la con, (...) - Union régionale parisienne des syndicats CNT
    http://www.cnt-f.org/urp/podcasts-festival-cnt/intervention-de-david-graeber-au-festival-cnt-sur-jobs-a-la-con-bureaucratie-

    Sur le phénomène des jobs à la con.

    En 1930, John Maynard #Keynes avait prédit que d’ici la fin du siècle, les technologies seraient suffisamment avancées pour que des pays comme le Royaume-Uni ou les États-Unis mettent en place une semaine de travail de 15 heures. Tout laisse à penser qu’il avait raison. En termes technologiques, nous en sommes tout à fait capables. Et pourtant cela n’est pas arrivé. Au contraire, la technologie a été mobilisée dans le but de trouver des moyens de nous faire travailler plus. Pour cela, des emplois effectivement inutiles, ont dû être créés. Des populations entières, en Europe et en Amérique du Nord particulièrement, passent toute leur vie professionnelle à effectuer des tâches dont ils pensent secrètement qu’elles n’ont vraiment pas lieu d’être effectuées. Les dommages moraux et spirituels que cette situation engendre sont profonds. Ils sont une cicatrice sur notre âme collective. Et pourtant presque personne n’en parle.

    http://www.cnt-f.org/urp/actualites-de-la-cnt/la-machine-de-guerre-anti-sociale-est-en-marche
    #CNT #David_Graeber #Fred_Alpi #Loi_travail #boulots_de_merde

  • Entre l’Europe et les #Etats-Unis, une rupture de l’Histoire
    https://www.mediapart.fr/journal/international/130317/entre-l-europe-et-les-etats-unis-une-rupture-de-l-histoire

    Pour comprendre le fossé ouvert par l’élection de #Donald_Trump entre l’Union européenne et Washington, il faut remonter aux origines du projet communautaire. Dans un entretien à Mediapart, l’universitaire #Antonin_Cohen décrit le soutien décisif que les États-Unis ont apporté au projet européen dans les années 1950.

    #International #Culture-Idées #europe #Jean_Monnet #Keynes #libre-échange #plan_Marshall #seconde_guerre_mondiale #UE

  • Il y a près de cent ans, la France élisait sa première Miss France... et cela n’avait rien à voir avec le concours actuel
    http://www.francetvinfo.fr/culture/tv/miss-france/il-y-a-pres-de-cent-ans-la-france-elisait-sa-premiere-miss-france-et-ce

    A l’occasion de la sortie de son livre Histoire de la beauté, l’historien Georges Vigarello rappelle notamment comment le concept de « beauté » participe de la domination masculine : « La beauté devient la qualité excellente de la femme et c’est en même temps la qualité qui la cantonne dans un certain type d’action, dans un certain type de rôle. » Il souligne d’ailleurs, dans son livre, que, dès cette époque, des mouvements féministes se sont positionnés contre « le principe [des concours de beauté]. Les accusant de réduire l’image de la femme à la ’trop’ traditionnelle beauté ».

  • Contre Frédéric Lordon. Analyse critique d’une position spinoziste, altercapitaliste keynésienne et nationale-étatiste [Emission « Sortir du capitalisme » du 12 sept. 2016]
    http://www.palim-psao.fr/2016/09/contre-frederic-lordon-analyse-critique-d-une-position-spinoziste-alterca

    Une émission d’analyse critique des théories de Frédéric Lordon, avec, après une courte présentation de l’émission, une première partie qui abordera l’altercapitalisme keynésien qu’incarne Lordon à côté d’autres économistes atterés - ou atterrants - et les analyses tronquées du capitalisme depuis 40 ans qui sont sous-jacentes à un tel point de vue (1ème partie – durée : 1h40). Dans une deuxième partie est abordé de manière critique le national-étatisme de Lordon au travers d’une critique rigoureuse de son ouvrage Imperium. Structures et affects des corps politiques en 2015 (durée : 50 minutes). Au travers enfin d’une troisième partie, on critiquera son ouvrage Capitalisme, désir et servitude. Marx et Spinoza paru en 2010 et tout particulièrement sa lecture de Spinoza (durée : 25 minutes) – avec Benoît Bohy-Bunel (théoricien critique, professeur de philosophie).

    PS : Il ne s’agit pas d’une critique ad hominem, mais plutôt des idées qu’entres autres Lordon véhicule.

    L’émission est divisée en trois axes :

    – Critique de l’altercapitalisme keynésien

    – Analyse critique du national-étatisme de Lordon

    – Critique du spinozisme de Lordon

    Émission complète
    http://sortirducapitalisme.fr/media/com_podcastmanager/lordoncomplete.mp3

    Première partie - Présentation de l’émission, analyse critique de l’altercapitalisme keynésien (1h40)
    http://sortirducapitalisme.fr/media/com_podcastmanager/lordon1.mp3

    Deuxième partie - Analyse critique du national-étatisme de Lordon (0h50)
    http://sortirducapitalisme.fr/media/com_podcastmanager/lordon2.mp3

    Troisième partie - Analyse critique du spinozisme de Lordon (0h20)
    http://sortirducapitalisme.fr/media/com_podcastmanager/lordon3.mp3

    #audio #radio #radio_libertaire #sortir_du_capitalisme #théorie_critique #Frédéric_Lordon #capitalisme #altercapitalisme #Marx #Spinoza #keynésianisme #wertkritik #critique_de_la_valeur #économie #philosophie

    cc @reka hihi :D