• Bitte dichtmachen: Die schlimmsten Shops in Berlin
    https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/bitte-dichtmachen-die-schlimmsten-shops-in-berlin-li.191090

    Eine Warnung vor diversen Konsumtempeln, die so gut wie nie mit dem Taxi angesteuert werden. Eigentlich sollte man diese Halloween-Horror-Liste auf ganz Berlin erweitern: Bleibt bloß weg hier, wegen euch verwandelt sich ganz Nach-Corona-Berlin in einen Dichtmachladen à la M&Ms.

    30.10.2021

    Uniqlo: Messie-Feeling am Hackeschen Markt

    Wer je in einer Messie-Wohnung war, der weiß um die spezielle Infrastruktur dieser Orte. Schmale Pfade sichern die Mobilität durch die vertikalen Landschaften der Dinge und führen zu den systemisch notwendigen Punkten wie Küche, Bad und so weiter. Im Uniqlo-Store am Hackeschen Markt in Mitte fühlt es sich genauso an: Superenge Gassen winden sich auf zwei Stockwerken durch Reihen vollgestopfter Regale, um an Umkleide und Kassendesk zu enden – ohne dass man diese Stationen zuvor hätte je erblicken können. Denn: Sichtachsen gibt es keine. Das ist ein wirklich robustes Szenario, das uns die sonst so feinsinnigen, dem Minimalismus verpflichteten Japaner hier angedeihen lassen. Warum zur Hölle muss man diesen Laden so vollstopfen?

    Ich habe generell nichts gegen die japanische Marke Uniqlo. Es ist die einzige Fast-Fashion-Kette, bei der ich mir ab und an einen Einkauf erlaube. Aber das in dieser überfüllten Mini-Maisonette zu tun, kostet mich jedes Mal aufs Neue Überwindung. Ich mache es nur, weil mir die Online-Bestellerei zu lange dauert. Deswegen überlege ich mir vorher schon immer ganz genau, was ich in welcher Größe brauche, damit ich mich gezielt durch die Gänge quetschen kann und schnell aus dem Bums wieder raus bin. Nicht immer gelingt das, denn anders als im Supermarkt wandern die Produktgruppen hier gerne mal von A nach B, sodass man am Ende doch wieder durch das ganze Elend durchmuss.

    Und das beginnt am Eingang, wo es dem Wissenden bereits den Hals zuschnürt: Gleich wird man hineingezogen in dieses mit Herbsttrendfarben getarnte schwarze Loch, um in ewiger Verdammnis zwischen in Japan designten und in Kambodscha produzieren Merino-Crewneck-Pullovern zu oszillieren. Und zwar gemeinsam mit ganz vielen anderen Uniqlo-Kunden, die zeitgleich in den Laden drängen. Doch zunächst verbarrikadiert ein großer Tisch mit textilen Stapeln das freie Floaten, vielleicht ist es eine Art Verkehrsinsel, um einen sich selbst regelnden Kreisverkehr anzuregen? Die Kundschaft möchte das nicht und schwärmt chaotisch aus. Die Pulloverstapel auf dem Tisch neigen sich indes krumm zur Seite, Schwerkraft und Kaufwillige zerren an ihnen. Vorbei am Tisch geht es hinein in die kuschlig-engen Gänge mit Regalen, die immer unordentlich sind. Im Übermaß ist einfach eben keine Ordnung möglich. Teilweise ragen die Menschenschlangen von den Kassen und Umkleiden in die schmalen Schluchten hinein, was ein Durchkommen unmöglich macht. So muss man umkehren, um nicht in ewiger Verdammnis zwischen … ach ja, das hatten wir ja schon.

    Sei’s drum! Man soll ja konstruktiv kritisieren. Deswegen schlage ich den Umzug aus dem engen Mitte-Eckladen in einen stillgelegten Supermarkt in Wedding vor. Das würde das Raumproblem lösen und man könnte sich der jungen Zielgruppe gegenüber mal wieder ein bisschen disruptiver positionieren. Uniqlo-Filialen in klassischen Berliner Shopping-Hotspots gibt es ja inzwischen genug. Sabine Röthig

    M&M’s Store: Ein zuckriger Höllentrip am Kudamm

    Sinnlos und teuer: der M&M’s Store in Charlottenburg tut nur so, als sei die Welt in Ordnung.

    Man nehme Zucker, Milchzucker, Kakaomasse, ein bisschen Salz, Reismehl, Magermilchpulver, Kakaobutter, lecker Sheafett, Palmfett, Palmkernfett, Palmkernöl, natürlich Stärke, Butterreinfett aus Milch, Glukosesirup, Gerstenmalzextrakt, Dextrose und Dextrin, einen ordentlichen Stabilisator wie Gummi arabicum, einen Emulgator wie Sojalecithin, dazu Carnaubawachs als Überzugsmittel, damit die Schokolade im Mund schmilzt und nicht in der Hand, dann nur noch ein paar Aromen, die Farbstoffe E100, E120, E133, E160a, E160e, E170 und auf keinen Fall Erdnüsse, Haselnüsse, Mandeln vergessen – sonst wären die M&M’s Schokobons Crispy aka der süße Knabberspaß nicht mehr als schnöde Schokolinsen.

    Wir haben eine Snackbox im Büro, eine in vier mal vier Fächer unterteilte Holzkiste, die in Stresssituationen eine verlässliche Zuckerquelle ist, manche mögen’s salzig. Ich mag die blaue Tüte. Ich liebe die knusprigen M&M’s. Wenn es nach mir ginge, könnte die Snackbox nur mit ihnen gefüllt sein. Und als ich dann neulich auf dem Kurfürstendamm den M&M’s Store erblickte, diesen Anfang Oktober eröffneten Schokokonsumtempel, da wähnte ich mich im Himmel. Es sollte ein Höllentrip werden. Nach mir die Abrissbirne.

    Alles an diesem Laden ist eine Überforderung der Sinne. Die Farben stechen so scharf ins Auge, als wäre hier ein radioaktiver Regenbogen ausgelaufen. Die süßen (Schokolade) und süßlichen (Schweiß) Gerüche schießen kreuz und quer durch die Luft, dass die Nasenhöhlen einzustürzen drohen. Und dazu gibt es diesen Sound auf die Ohren, eingespielt von quengelnden, durchdrehenden Kindern, die entweder ihr Glück nicht fassen können, eine „Überraschungsschatulle 400 g + Becher M&M’s XL Orange“ für 52 Euro in ihren Händen zu halten, oder Kraft ihrer Tränendrüsen versuchen, ihre Eltern vom Kauf einer „Schatulle Weihnachtsbaum 400 g“ für 39 Euro zu überzeugen. Dauerdammbruch am Kudam&m’s. Kein Stabilisator hilft, kein Emulgator kann das kitten.

    Das alles passiert hier auf drei Stockwerken und mehr als 3000 Quadratmetern, in einer Fantasiewelt, entworfen von Innenarchitekten, die sich womöglich beim Microdosing mit LSD verschätzt haben. Es wirkt dann auch bei mir. Nach ein paar Minuten möchte ich mich am liebsten mit Sheafett einreiben oder mit einer extra dicken Schicht Carnaubawachs zudecken, um nicht zu schmelzen beim Anblick der Regale, wo ich „1,5-kg-Beutel, lose + 40 edle Glasdosen Sweet Dreams zum Befüllen“ lese und wie im Kaufrauch schon die Hand ausstrecke, bevor ich zur Besinnung komme, weil ein Ellenbogen mir in die Seite knallt. Ich befreie mich aus der Umklam&merung, fliehe nach draußen und beschließe, in den kommenden Tagen einen Bogen um die Snackbox im Büro zu machen. Paul Linke

    Die Neukölln-Arcaden: Neonlicht, Nachos und ganz viel Wut

    Da hilft keine Festbeleuchtung: Diese Arcaden sind das pure Grauen.

    Jeder kennt sie, fast jeder hasst sie: die Neukölln-Arcaden. Man sieht sie gleich, wenn man die Karl-Marx-Straße entlangläuft. Das Einkaufscenter ist in einem Bau untergebracht, der architektonisch alle Schreckenskriterien erfüllt, die man der 90er-Jahre-Architektur so gerne nachsagt: ungelenk in der Erscheinung, protzig im Auftreten, würdelos in der Gesamtkomposition. Das Glaskonstrukt ist ohne Frage ein Pars pro Toto für die Art und Weise, wie man in der siegesbesoffenen Kapitalismus-Ära nach dem Mauerfall gebaut hat: ohne Herz für das sensible Geschmacksempfinden fühlender und sehender Menschen.

    Die Bauten dieser Zeit mussten vor allem den Ansprüchen einer konsumbesessenen Hybris, einer entfesselten und alles plattmachenden Marktwirtschaft gerecht werden, die mit sich selbst im Unreinen war. Ziel war es vor allem, so viele Billigshops wie möglich an einem Punkt zu versammeln und dann auch noch ein Kino einzupflanzen, das auf gar keinen Fall Kunstfilme oder Arthouse in der Originalsprache zeigen durfte. Herausgekommen sind die Neukölln-Arcaden, ein Treffpunkt für all jene, die sich Rudis Resterampe als Konsumtempelversion gewünscht haben und es schön finden, überall den Geruch von Nacho-Käse-Chips einzuatmen.

    Arcaden! Was für ein Euphemismus! Ich selbst kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich gezwungen war, diese Arcaden zu besuchen, weil alle nie ankommenden Päckchen aus der Gegend in der dortigen Postfiliale gelandet waren. Ich musste Schlange stehen und Szenen enthemmter Aggression zwischen Postangestellten und murrenden Kunden beobachten und vor allem lange, lange warten. Ich bin heute noch davon traumatisiert. Immer noch bin ich der Auffassung, dass das grelle Neonlicht in den Neukölln-Arcaden und die beklemmende Atmosphäre im Innenbereich zu den Wutausbrüchen der Leute psychologisch beigetragen haben. Auch ich selbst kam mir etwas dünnhäutiger als normalerweise vor, als ich am Media Markt vorbeischritt („Geiz ist geil!“) und die traurig hängenden Kleidungsstücke bei Pimkie betrachten musste.

    Am kuriosesten fand ich ja immer die Menschen, die sich in den Neukölln-Arcaden ein Eis zum Schlemmen gönnen. Vielleicht wollen sie sich in die arkadische Atmosphäre hineinimaginieren oder zumindest auf der Zunge ein Genusserlebnis spüren – ich für meinen Teil sah es schon als Selbstverletzung an, allein das Parkhaus zu betreten. Immerhin: Auf dem Dach der Neukölln-Arcaden ist die (früher) Avantgarde- und (heutige) Touristen-Bar Klunkerkranich beherbergt, mit einem der schönsten Ausblicke über die Dächer von Berlin. Dafür war der Bau schließlich noch gut.

    #Berlin #Infrastruktur #Konsum #Einkaufen #wtf

  • Konsumterror

    Le weekend commence, il est temps de faire ses course de Noël. Voici un guide de survie en cing étapes.

    Etape 1
    http://www.youtube.com/watch?v=PmCDwAC62Gc


    Faire ses courses tout seul n’est pas marrant. Mais il est inutile d’emmener tous ses copains. On les rencontre de toute manière chez #MediaMarkt.

    Etape 2
    http://www.youtube.com/watch?v=0WfM7xiH2Ck


    Il faut respecter les consignes des gentils surveillants.

    Etape 3
    http://www.youtube.com/watch?v=P4OVGUQL_tk


    Pour la bouffe c’est mieux chez #Aldi.

    Etape 4
    http://www.youtube.com/watch?v=8O6IMYSSs7c


    Pour acheter les appareils électroniques rien ne vaut une excursion aux US chez #WalMart.

    Etape 5
    http://www.youtube.com/watch?v=QqSGGL7rJOQ


    Si apres les courses le cerveau fonctionne encore on peut rafraîchir son allemand en regardant une documentation d’une heure et demi sur La Maman de tous les Supermarchés Discount.

    P.S. On n’est pas obligé de tout faire en une seule fois. On peut s’amuser à plusieurs reprises le temps de l’avent durant quatre semaines cette année. Joyeux Noël.

    #courses #noël #folie #konsumterror