• Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park: Die Tatverdächtigen dürften gar nicht hier sein
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/gruppenvergewaltigung-im-goerlitzer-park-die-tatverdaechtigen-duerf


    Wo einst Züge fuhren war lange wildes Brachland. Kein Ort für friedliches Flanieren. Der Ort schreit nach Belebung, nach geschäftiger Bebauung.

    Im Wald da sind die Räuber. In Zeiten der Not tun sie sich zusammen und meucheln ahnungslose Gäste des Wirtshaus im Spessart. Polizei und Gerichte können nichts tun. Immer wenn eine Bande gehenkt wird, ist die nächste schon zur Stelle.

    Woher kommen sie? Sie sind die brutalsten Landlosen und Verstoßenen. Nach Krieg, Zerstörung und Enteignung ihres Lands haben sie sich zusammengefunden. Erst Zeit und bessere Verhältnisse lassen sie verschwinden.

    Sie sind zurück, die wir von Schiller und Neuss kannten. Ganz unromantisch und gar nicht komisch.

    Reisende, geht des Nachts nicht durch den Wald, warnten freundliche Stimmen vor zweihundert Jahren. Hört auf sie auch heute im Görlitzer Park.

    20.9.2023 von Andreas Kopietz - Gegen drei Männer, die im Görlitzer Park eine Frau vergewaltigt haben sollen, hat die Berliner Staatsanwaltschaft die Ermittlungen abgeschlossen. Dies bestätigte eine Sprecherin der Anklagebehörde am Mittwoch.

    Die Tat in der Nacht zum 21. Juni 2023 hatte großes Aufsehen erregt und eine Debatte über die Sicherheit in Berlin ausgelöst.

    Eine 27-Jährige und ihr gleichaltriger Ehemann hatten sich gegen 4 Uhr im Görlitzer Park aufgehalten und Kokain gekauft. Das aus Georgien stammende Ehepaar ging zu einer abgelegenen Stelle und hatte Sex. Plötzlich wurden die beiden von fünf Männern angegriffen. Einige hielten den Mann fest, schlugen auf ihn ein und entrissen ihm eine Bauchtasche mit Geld. Währenddessen vergewaltigen Mittäter die Frau.

    Im Juli und August wurden drei der Tatverdächtigen nacheinander festgenommen. Sie sitzen seither in Untersuchungshaft.

    Kai Wegners Sicherheitsgipfel: Das richtige Format, um Berlin endlich sicherer zu machen?

    Die Anklageschrift hat die Staatsanwaltschaft inzwischen an die Anwälte der Beschuldigten verschickt. Nach Angaben der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), der der Schriftsatz vorliegt, stammen die drei jungen Männer aus Afrika. Demnach ist Osman B. 21 Jahre alt und kommt aus Somalia. Er hat keinen festen Wohnsitz, dafür zehn Alias-Identitäten. Er ist seit sieben Jahren in Deutschland. Seine Aufenthaltsgestattung ist erloschen. Sein Strafregister enthalte sieben Eintragungen, berichtet die NZZ.

    Boubacar B. stammt dem Bericht zufolge aus Guinea und ist ungefähr 22 Jahre alt. Er hat vier Alias-Identitäten und ist seit sechseinhalb Jahren in Deutschland. Sein Asylantrag ist abgelehnt, seine Aufenthaltsgestattung ebenfalls erloschen. Er hat neun Eintragungen im Strafregister. 2020 bekam er wegen Drogenhandels eine Jugendstrafe von einem Jahr, erst auf Bewährung, die später widerrufen wurde. 2021 wurde er erneut verurteilt, wieder wegen Drogenhandels.

    Der dritte Mann, Mountaga D., ist 22 und stammt ebenfalls aus Guinea. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, er hat eine Duldung. Er wohnt in Neukölln in einer Einrichtung für betreutes Wohnen. Seit sechs Jahren lebt er in Deutschland. Im Bundeszentralregister finden sich drei ihn betreffende Einträge. Jedes Mal wurde von Verfolgung abgesehen. Alle drei Männer sitzen jetzt in Untersuchungshaft.
    Vergewaltigung „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht gemeldet

    Alle drei Männer, die vom Aufenthaltsstatus her eigentlich gar nicht in Deutschland sein dürften, entstammen den Ermittlungen zufolge der Szene der Drogendealer in dem Park.

    Unter anderem anhand ihrer DNA konnte die Polizei die Tatverdächtigen identifizieren, da sie an der Frau Spermaspuren hinterlassen hatten. Die Polizei hatte über die Gruppenvergewaltigung lange Zeit nichts mitgeteilt – „aus ermittlungstaktischen Gründen“.

    Der Görlitzer Park ist seit Jahren ein Drogen- und Kriminalitätshotspot. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei dort 1567 Straftaten, darunter 192 Körperverletzungen und 310 Raub- und Diebstahlsdelikte.

    #Berlin #Kreuzberg #Görlitzer_Ufer #Wiener_Straße #Spreewaldplatz #Skalitzer_Straße #Görlitzer_Straße #Görlitzer_Bahnhof #Kriminalität #Raub #Vergewaltigung

  • Ostberlinfahrten

    Von 1961 bis 1989 durften Westberliner Taxis nicht spontan in den Ostsektor, die Hauptstadt der DDR fahren, es sei denn ihr Fahrer hatte einen bundesrepublikanischen Ausweis oder einen ausländischen Pass und der Fahrgast konnte wie er nur den Checkpoint Charlie im Zuge der Friedrichstraße für den Grenzübertritt nutzen. Es konnten also Fahrer mit ausländischem Pass und Bundesbürger ebensolche Fahrgäste zwischen dem sowjetischen und amerikanischen Sektor der Stadt befördern. In der Regel wurden diese Fahrten eher von Fahrern mit ausländischen Pass und Meldeadresse in Westberlin ausgeführt, weil für Deutsche die vorgeschriebene Anmeldung einer Wohnadresse in den Westsektoren der Stadt mit dem Austausch des grauen Personalausweis der Bundesrepublik Deuschland gegen den grünen Personalausweis für Westberliner verbunden war, mit dem ein Grenzübertritt am Checkpoint Charlie nicht möglich war. Da eine Meldeadresse in Berlin Vorschrift für Taxifahrer war, gab es praktisch keine Deutschen als Fahrer für „Ostberlinfahrten“.

    Westberliner, die vor 1989 mit dem Taxi „in den Osten“ fahren wollten, mussten einen Westberliner Fahrer mit grünem Personalausweis finden, der bereit war, ein paar Tage vor der Ostfahrt wie sein Fahrgast persönlich in einer der Passierscheinstellen ein eben solches Dokument für den Besuch in der Hauptstadt der DDR zu beantragen und diesen Passierschein vor Grenzübertritt eben dort abzuholen. Der Checkpoint Charlie war ihnen verschlossen, jedoch konnten sie die Übergänge Heinrich-Heine-Straße, Invalidenstraße, Chausseestraße und Bornholmer Straße sowie Drelinden für Fahrten nach Potsdam nutzen.

    Für Ein- und Ausreise musste der selbe Grenzübergang benutzt werden, denn nur dort war die Einreise dokumentiert und konnte bei der Ausreise aus dem Register gestrichen werden.
    Der Grund dafür war, dass es vor 1989 keine preiswerte Netzwerktechnik gab, die den Abgleich von Einreisen und Ausreisen an verschiedenen Grenzübergängen erlaubt hätte. Außerdem fiel diese Technologie unter ein westliches Embargo, das ihren Export in den „Ostblock“ verhinderte.

    Das bedeutete für jeden Besuch „im Osten“ zwei Besuche in der Passierscheinstelle, zwei Mal warten, was vor Feiertagen manchmal einen halben Tag lang dauerte. Wenn die Warteschlange vor Weihnachten bis vor die Tür der Passierscheinstelle reichte, mussten auch Wind, Regen oder Schnee erduldet werden.

    Routinierte Schlaumeier besaßen einen grünen „Mehrfachberechtigungsschein“, der es einmal beantragt und ausgestellt ermöglichte, bei einem einzigen Besuch in der Passierscheinstelle bis zu acht weitere Besuche, auch an einem einzigen Tag, „freistempeln“ zu lassen.

    Wer also einen Westberliner Fahrgast zur Staatsoper unter den Linden bringen und ihn dort auch wieder abholen wollte, brauchte dadür entweder zwei Einträge im Mehrfachberechtigungsschein und musste bei jedem Grenzübertritt den „Zwangsumtausch“ leisten, oder er musste die Zeit der Aufführung im leeren abendlichen Ostberlin verbringen, wo er keine Fahrgäste aufnehmen durfte. Außerdem hätten ihn Ostberliner Fahrgäste ihn nur mit „Ostmark“ bezahlen können. Von diesen für ihn wertlosen Scheinchen und „Aluchips“, hatte der Fahrer aber schon mindestens 25 zuviel, weil jeder Grenzübertritt mit „Zwangsumtausch“ von 25 D-Mark gegen Mark der DDR zum Kurs eines zu eins verbunden war. Dieses Geld durfte nicht aus der DDR ausgeführt werden, sondern musste bei der Ausreise gegen Quittung an der Grenzübergangsstelle zur Aufbewahrung abgegeben werden und konnte bei einer erneuten Einreise in die DDR wieder zusätzlich zum erneuten Zwangsumtausch ausgezahlt werden.

    Nach 18 Uhr gab es praktisch keine Möglichkeit, das Geld auszugeben, denn alle Geschäfte waren geschlossen, und nichtalkoholische Getränke, Essen und Zigaretten waren in den meisten Gaststätten so billig, dass der Taxidahrer nach einer Zeche für 25 Mark im Übermaß vollgefressen und nicht mehr fahrfähig gewesen wäre.

    Für Fahrgäste bedeutete das einen Taxipreis in Höhe eines Vielfachen des Preis für seine Opernkarten. Die waren so subventioniert, dass sich jeder Hilfsarbeiter problemlos mehrere Opernabende im Monat leisten konnte. Der Westberliner Fahrer musste seinen Kunden mindestens 300 Mark für die Fahrt und 25 Mark zusätzlich für den für ihn wertlosen Zwamgsumtausch berechnen, wenn er nicht Miese machen wollte. Die Eintrittskarten für die Oper gab es für Westverhältnisse fast geschenkt, aber das Taxi zur Oper war aufgrund der Zeitumstände sehr teuer

    So ist es kein Wunder, dass „Ostfahrten“ selten und das Geschäft weniger spezialisierter Betriebe waren. Die Preise in D-Mark der 1980ger Jahre entsprechen ungefähr dem Wert des gleichen Betrags in Euro im Jahr 2020 ff.

    Die straffen Kontrollen lösten sich im November 1989 schnell wie in Rauch auf. Nach der Grenzöffnung am 8.11.1989 wurde noch kontrolliert und die Regeln für die Benutzung der Grenzübergänge durchgesetzt. Von Zwangsumtausch war im Dezember bereits keine Rede mehr, und im Januar begannen wir, die Kontrollversuche der DDR Beamten an der innerstädtischen Grenze zu ignorieren. Wer zu kontrollieren versuchte wurde ignoriert oder von zwei Tonnen Mercedes zur Seite gedrängt. Der Staat DDR und seine Organe hatten innerlich abgedankt und bald verschwanden zuerst die Beamten und dann die Betonpoller, die zum Verlangsamen der Fahrt an den Kontrollstellen zwangen.

    Übertrieben strenge Grenzkontrollen hält kein Staat, keine Gesellschaft lange durch. Die mächtige Berliner Mauer hat sich in kürzerer Zeit als der Dauer eines Menschenlebens erledigt. Die Bürgerinnen und Bürger der DDR hatten gelernt, mutig auf ihrer Reisefreiheit zu bestehen. Am Ende wollte wollte niemand mehr die Mauer haben, und so verschwand sie fast wie von selbst.

    Wenn es gut läuft, geht es in Zukunft allen Grenzregimes wie ihr.

    #Berlin #Taxi #Geschichte #Grenze #Mauer #Checkpoint_Charlie #Zwangsumtausch #Heinrich-Heine-Straße, #Invalidenstraße, #Chausseestraße #Bornholmer_Straße #Besatzung
    #Unter_den_Linden
    #Kreuzberg
    #Mitte
    #Wedding
    #Prenzlauer_Berg
    #Tiegarten

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Berechtigungsschein_zum_Empfang_eines_Visums_der_DDR

  • Vogelhäuschen und Bänke: Was jetzt mit Parkplätzen in Kreuzberg passiert
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/radbahn-kreuzberg-skalitzer-strasse-paper-planes-u1-vogelhaeuschen-

    13.5.2023 von Peter Neumann - Es ist eine kleine Sensation: In Berlin können Dinge draußen stehen, ohne beschmiert oder beschädigt zu werden. „Die Infotafeln, die wir hier vor einem Jahr aufgestellt haben, sind immer noch da“, sagt Matthias Heskamp. Auch die Bänke, die aus Pflastersteine, Holz und Gurten gebaut, sind bislang keinem Vandalismus zum Opfer gefallen. Für den Berliner Architekten und sein Radbahn-Team ist das ein gutes Omen.

    Ein gutes Zeichen für den nächsten Schritt, den sie hier, unter dem Hochbahnviadukt auf der lauten Skalitzer Straße in Kreuzberg, bald gehen möchten. Nicht mehr lange, dann fallen auf dem Mittelstreifen 24 Autostellplätze weg. Auf dem freiwerdenden Platz entsteht etwas Neues. „Es geht los“, kündigt Heskamp am Sonnabend an.

    Radbahn Berlin: Das ist ein Vorhaben, bei dem sich seit den Anfängen vor fast einem Jahrzehnt die Schwerpunkte gewandelt haben. Zunächst stand im Fokus, auf den neun Kilometern zwischen dem Bahnhof Zoo und dem Schlesischen Tor eine Radverbindung zu schaffen. „Es begann damit, dass uns jemand anrief: Warum kann ich nicht unter der Hochbahn fahren – vor Sonne und Regen geschützt“, erinnert sich Heskamp. So fing es an, die Idee war geboren. Und sie wurde immer größer. 2015 nahm sie an Tempo auf.

    Ein großer Teil der neuen Ost-West-Radroute sollte unter dem stählernen Viadukt verlaufen, auf dem seit mehr als 120 Jahren U-Bahnen in Richtung Warschauer Straße fahren. Skizzen entstanden, dann Pläne, schließlich ein Buch. „Wir haben eine Menge Schaum geschlagen“, so beschreibt es Heskamp im Rückblick. Der Verein Paper Planes professionalisierte sich. Der Senat und später auch der Bund wurden als Geldgeber gewonnen. Inzwischen arbeiten zehn Menschen an dem Projekt, dessen Förderung, bislang mehr als 3,1 Millionen Euro, vor Kurzem bis Mitte 2024 verlängert wurde.

    „Doch es geht längst nicht mehr nur ums Radfahren“, sagt Heskamp am Sonnabend. Bei der Führung am Tag der Städtebauförderung muss er in ein Mikrofon sprechen, auf dem lärmumtosten Mittelstreifen der Skalitzer Straße wäre er sonst kaum zu hören. Die Radbahn ist ein Städtebauprojekt geworden, nun geht es um die Veränderung des städtischen Raums. „Wir wollen zeigen, dass er mehr kann als nur für Autos da zu sein“, so der Planer. Das ist auch eine Reaktion auf die Zweifel, ob der von vielen Querstraßen gekreuzte, mitunter schmale Weg unter dem Viadukt für längere Fahrradstrecken geeignet ist. Von einer schnellen Radverbindung spricht inzwischen niemand mehr.
    In drei Wochen ist der Mittelstreifen in diesem Bereich für Autos tabu

    Um zu erproben, was notwendig und möglich ist, wurde ein Abschnitt unter der Hochbahn, der im Osten an der Kreuzung am U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof beginnt, im vergangenen Sommer zum Reallabor erklärt. Dort stehen die Info-Tafeln und Sitzgelegenheiten, von denen anfangs die Rede war. Manchmal kann man hier Kaffee trinken und sein Fahrrad reparieren. Zimtahorn, Traubenkirsche, Gemeine Felsenbirne und ein Kanadischer Judasbaum wurden gepflanzt, auch sie sind unbeschadet.

    Blaue und grüne Lichtschlangen unter dem 3,40 Meter hohen Viadukt markieren den Bereich des Reallabors. Neu ist nun, dass in westliche Richtung ein rund 200 Meter langes Testfeld hinzukommt, das mindestens bis zur Mariannenstraße reichen wird.

    Das künftige Testfeld auf dem Mittelstreifen der Skalitzer Straße in Kreuzberg. Alle Autostellplätze fallen von Juni an weg, die Flächen werden entsiegelt. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat das genehmigt.

    Das künftige Testfeld auf dem Mittelstreifen der Skalitzer Straße in Kreuzberg. Alle Autostellplätze fallen von Juni an weg, die Flächen werden entsiegelt. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat das genehmigt.Peter Neumann/Berliner Zeitung

    Laut hupend feiern Autofahrer auf der Skalitzer Straße eine Hochzeit. Woanders wird gehupt, weil ein Auto an der Ampel nicht schnell genug losfährt. Eine U1 lässt das Viadukt erzittern. Wieder sind die Teilnehmer der Führung froh, dass sie dem Vortrag mit Kopfhörern folgen können. Am 20. Juni, sagt der Radbahn-Macher, sollen die Arbeiten am Testfeld beginnen. Für den 31. August, der zum Aktionstag erklärt werden soll, sei die Eröffnung geplant: „Das ist dann der neue Zwischenstand unseres Projekts.“
    Taubenkot ist ein Problem

    Immer wieder muss die Gruppe unter dem Viadukt zur Seite gehen, weil ein Auto vorbei will. „In drei Wochen werden hier keine Autos mehr fahren dürfen“, erklärt Heskamp. Dann tritt eine Anordnung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg in Kraft, die den motorisierten Verkehr aus diesem Bereich aussperrt und alle Stellplätze aufhebt. Für rund zwei Dutzend Fahrzeuge, von denen gemessen am Taubenkot auf dem Lack einige schon länger hier stehen, müssen andere Orte gesucht werden. Überhaupt die Tauben: Noch immer wird nach einer Lösung gesucht, sie zumindest zum Teil zu vergrämen.

    Radbahn in Aktion: In Kreuzberg holen sich die Bürger ein Stück Stadt zurück

    Neues Verkehrsexperiment: Das ist Berlins erster überdachter Radweg

    Was wird auf dem Testfeld geschehen? Zum Beispiel werden sämtliche Parkplätze entsiegelt, so der Radbahn-Sprecher. Die Steine werden aufgenommen und neu verlegt, dann aber mit zwei Zentimeter breiten Fugen, was eine Versickerung des Regenwassers zulässt. Auf sechs verschiedene Arten wird gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin erprobt, wie der Grundwasserspiegel aufgefüllt werden könnte und Regenwasser verdunstet. Bereiche werden begrünt. Damit sich Menschen treffen können, entstehen „Interaktionsinseln“. Paten könnten Beete bepflanzen, Vogelhäuschen sollen Sperlinge anlocken. Auch Fledermäusen und Eidechsen soll das Testfeld Heimstatt bieten.
    Nördliche Fahrbahn der Skalitzer Straße soll für Fußgänger geöffnet werden

    Im Ernst? Mitten auf der lauten, schmutzigen Skalitzer Straße? „Ich bin hier auch nicht gern, aber wir müssen ein paar Jahre weiter denken. 20 Jahre weiter“, sagt Matthias Heskamp. Inzwischen ist sei das Blickfeld noch weiter geworden. Vor Kurzem wurde die Machbarkeitsuntersuchung vorgestellt, die der deutsche Ableger des dänischen Planungsbüros Ramboll für den Senat und den Bezirk erstellt hat.

    Deren Autoren gaben der Variante B den Vorzug. Danach soll der Kraftfahrzeugverkehr zwischen dem Schlesischen und dem Kottbusser Tor auf der Südseite der Skalitzer Straße zusammengefasst werden. Statt vier Fahrstreifen in beiden Richtung stünden künftig noch zwei zur Verfügung. Die Nordfahrbahn würde Fußgängern und Radfahrern überlassen. Ein benachbarter Park könnte direkt ans Testfeld anschließen, künftig wäre es viel ruhiger als heute, sagte Matthias Heskamp.

    Anders als zu den Anfängen der Radbahn würde sich die Entwicklung also nicht auf den mittleren Bereich der Skalitzer Straße konzentrieren, weitere Teile würden einbezogen. Doch das Radbahn-Team sieht seine Arbeit nicht entwertet. „Wir haben Dinge angeschoben, die nun weiter getrieben werden“, sagt Heskamp. „Das ist doch schön.“
    Wird die neue Mobilitätssenatorin Schreiner das Projekt unterstützen?

    Berlins neue Mobilitätssenatorin Manja Schreiner (CDU), die ihre Vorgängerin Bettina Jarasch (Grüne) abgelöst hat, machte allerdings zumindest bislang nicht mit Plädoyers für die Umwidmung von Hauptverkehrsstraßen von sich reden. „Wir werden sehen, wie sich die Politik jetzt äußert“, so Heskamp. Erste Kontakte habe es bereits gegeben, und was die zentrale Idee anbelangt, sei man nicht weit voneinander entfernt.

    Es geht um ein besseres Miteinander auf Berlins Straßen – das betont auch die neue Senatorin immer wieder. Der Radbahn-Macher ist zuversichtlich, dass sich das Projekt weiter entwickelt. „Die Sterne sind hell.“

    #Berlin #Kreuzberg #Skalitzer_Straße #Verkehr #Fahrrad

  • Sozialstaat in der Krise. Massenarbeitslosigkeit und der Aufstieg der Nationalsozialisten | Topographie des Terrors
    https://www.topographie.de/veranstaltungen/detail/sozialstaat-in-der-krise-massenarbeitslosigkeit-und-der-aufstieg-der-nat

    Vortrag Dienstag, 16. Mai 2023, 19:00 Uhr

    Ohne Weltwirtschaftskrise wären Hitler und die NS-Bewegung nicht an die Macht gelangt. Die Zahl der Arbeitslosen stieg ab Herbst 1929 im Deutschen Reich massiv an. Dennoch wiesen die Sozialhaushalte in den Jahren 1930 bis 1932 teilweise sogar Überschüsse aus. Nach seiner Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 berief Hitler ein „Kabinett der nationalen Einheit“, in das er maßgebliche rechtskonservative Verbündete aufnahm. Verantwortlich für den Sozialstaat wurde als neuer Reichsarbeitsminister Franz Seldte, der Führer des „Stahlhelm/Bund der Frontsoldaten“, der bis 1931 mitgliederstärksten rechtsextremen Miliz der Weimarer Republik.
    In seinem Vortrag lenkt Rüdiger Hachtmann den Blick auf die Veränderungen des Sozialstaats in der letzten Phase der Weimarer Republik und fragt, inwieweit bereits vor 1933 ein sozialpolitischer Weg gebahnt wurde, der ab 1933 „nur“ radikalisiert fortgesetzt wurde. War das Jahr 1933 tatsächlich ein so scharfer Bruch in der staatlichen Sozialpolitik, wie dies oft unterstellt wird?

    Rüdiger Hachtmann ist apl. Professor für Neuere Geschichte an der Technischen Universität Berlin und Senior Fellow am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen vorgelegt, darunter Das Wirtschaftsimperium der Deutschen Arbeitsfront (2012) sowie das gerade erschienene zweibändige Werk Vom Wilhelminismus zur Neuen Staatlichkeit des Nationalsozialismus. Das Reichsarbeitsministerium 1918–1945 (2023).

    Thomas Schaarschmidt ist apl. Professor an der Universität Potsdam und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam.

    Vortrag: Prof. Dr. Rüdiger Hachtmann, Berlin
    Moderation: Prof. Dr. Thomas Schaarschmidt, Potsdam
    Wann: Dienstag, 16. Mai 2023, 19:00 Uhr
    Wo: Topographie des Terrors, Auditorium, Niederkirchnerstraße 8, Berlin-Kreuzberg

    #Berlin #Kreuzberg #Niederkirchnerstraße #Prinz-Albrecht-Straße #Allemagne #nazis #crise #chômage #histoire #conférence

  • Ziegen, Esel, Hochlandrinder: Hier kann man in Berlin kostenlos Tiere angucken
    https://www.berliner-zeitung.de/ratgeber/fasane-ziegen-hochlandrinder-hier-kann-man-in-berlin-kostenlos-tier

    Was fehlt: Bespielsweise der Kinderbauernhof in der UfA-Fabrik #Viktoriastraße #Tempelhof und der in #Kreuzberg, die Menagerie im #Viktoriapark und noch ein paar andere. Im Vergleich mit anderen Großstädten ist Berlin ist klasse für Kinder.

    22.4.2023 von Nicole Schulze - In allen Ecken Berlins gibt es die Möglichkeit, Tiere zu besuchen und manchmal sogar zu streicheln. Das ist nicht nur für Kinder ein Vergnügen.

    Berlin hat so viel zu bieten, zum Beispiel ganz viel Stadtnatur, die immer nur wenige Schritte entfernt ist. Die Hauptstadt ist grün: Mehr als 2500 Parks und Gärten haben wir, darunter den 210 Hektar großen Tiergarten, der größer ist als der Hyde Park in London. Und rein statistisch stehen an jedem Berliner Stadtstraßen-Kilometer 80 Bäume, insgesamt mehr als 430.000 Bäume.

    Darüber hinaus sind mehr als sechs Prozent der Stadtfläche mit Wasser bedeckt, ganze 58,9 Quadratkilometer. Wir können also nicht nur den Blick aufs Wasser genießen, sondern auch im Grünen spazieren gehen oder picknicken. Kostenlos dazu gibt es immer wieder Tiere zu beobachten, vom Eichhörnchen über Schmetterlinge bis hin zu den verschiedensten Vögeln.

    Und natürlich gibt es in Berlin neben Zoo und Tierpark auch diverse Kinderbauernhöfe, die man besuchen kann. Diese verlangen oftmals keinen Eintritt, freuen sich aber über Spenden. Gleiches gilt beispielsweise für den Botanischen Volkspark in Pankow-Blankenfelde, wo am hinteren Ende Rehe leben, die man mit speziellen Pellets füttern kann (Kleingeld mitbringen!).

    Gänzlich kostenlos kann man Kleintiere in einigen Baumärkten oder Tierhandlungen angucken. Oftmals sind das Fische – wunderschön bunte Zierfische wie etwa im Hellweg am Ostbahnhof. Auch bei Fressnapf XXL in Friedrichshain gibt es Fische, aber auch Nager wie Hamster, Hasen, Meerschweinchen und Degus. Natürlich leben diese Tiere dort nicht zum Angucken, sondern weil man sie kaufen kann. Die Abgabe der Tiere erfolgt nur nach ausführlicher Beratung.

    Sollte Ihnen aber weder der Erwerb eines Haustieres noch das Schlendern unter Kunstlicht liegen, haben wir für Sie ein paar Freiluft-Möglichkeiten herausgesucht, bei denen Sie Tieren begegnen können. Wichtig: Bitte füttern Sie keines der Tiere und verursachen Sie keinen Lärm. Das kann die Tiere massiv stressen, und zu viel oder falsches Futtern kann sie sogar töten. Also bitte nur gucken und staunen!
    Ziegen streicheln in Pankow und Charlottenburg

    Der Bürgerpark Pankow (Wilhelm-Kuhr-Straße 9, 13187 Berlin) liegt direkt neben dem Kinderbauernhof Pinke Panke, beide sind getrennt durch die kleine Straße Am Bürgerpark, wo es auch das bezaubernde Eck-Café und Restaurant Mirabelle gibt. Ein Ausflug in diese Ecke Berlins lohnt sich also auch, wenn man nicht in der Nähe wohnt.

    Mittendrin im Bürgerpark leben mehr als ein Dutzend Ziegen in einem eingezäunten, leicht hügeligen Gehege, wo sie täglich frisches und gesundes Futter bekommen. Alle haben einen Namen und einige von ihnen lassen sich auch streicheln. Das Problem: Viele Menschen locken mit Futter und bringen die Tiere so in Lebensgefahr.

    Der im Park wachsende Efeu ist auch für Ziegen giftig. Trockene Nudeln quellen im Magen auf. Ziegen kennen keine Sättigung und fressen alles, was man ihnen hinhält. Das ist gefährlich für sie. Vergangenes Jahr, im Februar 2022, wurden die kleinen „Füttern verboten“-Schilder durch ein großes, von Kindern gestaltetes Plakat ergänzt. Zuvor war Ziegenbock Ferdinand gestorben.

    In Charlottenburg, nur wenige Fußminuten vom schönen Klausenerplatz entfernt, gibt es auch Ziegen. Sie leben auf dem Ziegenhof, umgeben von typischen Berliner Altbauten. Entstanden ist der Ziegenhof (Danckelmannstraße 16, 14059 Berlin) vor rund 30 Jahren auf einer Brachfläche, wo eigentlich Neubauten errichtet werden sollten. Eine Anwohnerinitiative setzte jedoch durch, dass ein Naherholungsraum geschaffen wurde.

    Auch Zwerghühner und Bienen leben hier. Zudem gibt es einen Spiel- und Sportplatz. Als Rückzugsort wurde für die Ziegen ein wunderschönes Fachwerkhaus gebaut – superidyllisch. Sechs Ziegen leben hier: zwei braune, Fee und Lolek; zwei schwarze, Karuso und Dima; zwei weiße, Bertha und Hertha.
    Seltene Bauernhoftiere in Dahlem

    In der Domäne Dahlem (Königin-Luise-Straße 49, 14195 Berlin) kann man verschiedene Bauernhoftiere auf satten Weiden und in großen Gehegen beobachten. „Als Arche-Hof züchten wir bedrohte Nutztierrassen und verkaufen Zuchttiere. Wir pflegen zugehörige Kulturtechniken, wie die Nutzung von Rindern als Zugtiere. Als Bioland-Betrieb halten wir alle Tiere so artgerecht wie möglich“, steht auf der Website.

    Insgesamt gibt es sieben Nutz- und zehn Haustierrassen, die vom Aussterben bedroht sind, darunter das Rauwollige Pommersche Landschaf, Dülmener Wildpferde, Exmoor-Ponys, aber auch Exemplare der Schraubenhörnigen Bulgarischen Langhaarziege sowie des Deutschen Sattelschweins.

    Das zwölf Hektar große Landgut direkt am U-Bahnhof Dahlem-Dorf (U3) ist ein weitläufiges Gelände, auf dem man alles über ökologische Landwirtschaft lernen kann. Beim Spaziergang sieht man üppige Felder, auf denen Bio-Gemüse angebaut wird. Einen Teil dessen kann man im Hofladen vor Ort kaufen, ebenso „Fleisch und Eier aus eigener Produktion“, wie es auf der Website heißt. Es gibt zudem altes Handwerk zu besichtigen wie etwa eine Töpferei oder eine Schmiede, ebenso ein Museum.

    Der Eintritt ist kostenlos. Aber natürlich freut sich die Domäne Dahlem über eine kleine Spende. Der Eintritt ins Museum kostet fünf Euro (ermäßigt drei Euro). Geöffnet ist das Landgut täglich von 7 bis 22 Uhr.
    Alpakas, Meerschweinchen und Fasane in Reinickendorf

    König Friedrich II., besser bekannt als der Alte Fritz, gründete im Jahr 1740 die Fasanerie in Lübars (Fasanerie 10, 13469 Berlin), die im 19. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt wurde und später, in den 1960ern und 1970ern sogar als Schweinemastbetrieb.

    Lübars wurde 1230 gegründet und ist das älteste Dorf Berlins. Es hat bis heute seinen Charme und große Teile seiner alten Struktur behalten. Im Jahr 1920 wurde Lübars – wie viele umliegende Dörfer – eingemeindet und gehört seitdem zum Bezirk Reinickendorf, der die Fasanerie 1978 kaufte, „damit zu ‚Mauerzeiten‘ Stadtkinder aus Berlin, insbesondere Schulkinder und Familien aus sozialen Brennpunkten, ‚Landluft‘ schnuppern und Zusammenhänge von Natur und Ernährung kennenlernen konnten“, steht auf der Website der Alten Fasanerie, wie sie heute heißt.

    Seit 2014 betreibt das Elisabethstift den Gutshof. „Wir haben aktuell drei Alpakas, zwei Ponys, ein Kleinpferd, Katzen, Hühner, Meerschweinchen und Bienenvölker auf dem Hof“, so der Hofleiter der Alten Fasanerie. Die Alpakas heißen Sachmo, Cosimo und Columbus.

    Fasane gibt es auch. Sie brauchen nur ein wenig Glück, Zeit und Wadenmuskulatur. Denn die schönen Tiere „wurden alle ausgesetzt und wohnen in den Wiesen und Wäldern rund um die Fasanerie“, erklärt der Hofleiter Jonathan Stahlberg.

    Machen Sie doch mal einen Spaziergang Richtung Lübarser Höhe, nur wenige Minuten von der Fasanerie entfernt. Dort kann man auch hervorragend Drachen steigen lassen. Der Gutshof selbst bietet ständig tolle Aktionen, etwa Flohmärkte, Bastelangebote, Handwerkskurse und vieles mehr.

    Frei lebende Rinder im Bucher Forst

    Am nördlichen Zipfel Pankows gibt es ein riesiges Wald-, Feld- und Wiesengebiet, durchzogen von Seen und Gräben: Der Bucher Forst ist ein sehr urwüchsiges Refugium, in dem zur Landschaftspflege unter anderem schottische Hochlandrinder in natürlichen Herden leben. In einem eingezäunten Bereich stehen auch Konik-Pferde.

    Man kommt dort vorbei, wenn man auf dem etwas improvisiert wirkenden Parkplatz kurz hinter Bahnschranke an der Hobrechtsfelder Chaussee parkt, diese dann überquert und ins Waldstück hineinläuft. Immer geradeaus, vorbei an Teichen, wo Reiher fliegen und Schwäne schwimmen.

    Weiter hinten leben dann die großen rotbraunen Rinder, die sich relativ frei bewegen können; aber es gibt auch Zäune und Gatter. Als Gast darf man entlang der Wege durch den Lebensraum der Rinder hindurchspazieren, sollte aber stets auf einen guten Sicherheitsabstand achten – und mitunter auf Kuhfladen auf dem Weg.

    #Berlin #Kinder

  • Computer-Erfinder Zuse: Modernitätsschub in Nazi-Deutschland
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/der-erste-computer-der-welt-konrad-zuse-im-faustischen-pakt-mit-dem

    17.4.2023 von Maritta Adam-Tkalec - Zwei Jahre lang hatte Konrad Zuse im Wohnzimmer seiner Eltern in der Wrangelstraße 35 in Kreuzberg an der Umsetzung seiner Idee gebaut: eine mechanische Rechenmaschine, die Wissenschaftlern und Ingenieuren wie ihm selber die langwierigen und mühsamen Berechnungen erleichtern und beschleunigen sollte. 1938, vor 85 Jahren, war er fertig und nannte das Gerät zunächst Versuchsmodell 1, kurz V1. Der Prototyp war der erste frei programmierbare und programmgesteuerte Computer der Welt. Die Maschine rechnete vollautomatisch im binären Zahlensystem und mit Gleitkommazahlen.

    Das alles war visionär und Zuse der Entwicklung zu jener Zeit deutlich voraus. Er war beim Bau der dann Z1 genannten Maschine überzeugt, dass sich alle Rechenoperationen in elementare Rechenschritte auflösen ließen. Das mechanische Gehirn sollte alle Denkaufgaben lösen können, sobald sie von einem Mechanismus erfasst wären. Die Idee, alle Operationen in Bedingungsketten (wenn-dann) aufzulösen, setzte er im Leitwerk der Rechenmaschine um.

    Die Idee war genial und das Gerät rechnete bei lautem Gerassel auch korrekt – wenn es lief. Doch es lief eben nicht zuverlässig, die Mechanik verhakte sich immer wieder. Aber es war der erste Schritt, und Berlin kann sich mit allem Recht der Welt als der Ort verstehen, an dem ein Berliner das neue Zeitalter der Computertechnik eröffnete. Doch es gibt ein Problem: Der technische Ruck kam mitten in der Zeit des Nationalsozialismus, und das Dritte Reich bereitete sich auf den kommenden Krieg vor. Alles, was geschah, stand unter militärischen Vorzeichen.

    Zuse-Computer für die Rassenforschung

    Konrad Zuse, geboren 1910 in Wilmersdorf (ab 1920 Berlin), gestorben 1995, war nie Mitglied der NSDAP, aber Teil des Systems. Entsprechend hatte er Vorstellungen, wie seine Produkte der Sache dienen könnten. Aus einer Notiz Zuses geht 1942 unter dem Stichwort „Verwandtschaftslehre“ hervor, dass er über „die Möglichkeit, Verwandtschaftsbeziehungen von zwei beliebigen Menschen A, B zu berechnen“, nachdachte. Einerseits harmlos, andererseits potenziell tödlich in einer Zeit, als der nationalsozialistische Staat die Auslöschung aller Juden in die Praxis umsetzte.

    Zumindest gedanklich arbeitete Zuse an der Nutzung der Rechner für die „systematische Rassenforschung, Ahnenforschung“ und als „Unterlage für die Vererbungslehre“. Hierfür sei die „Registrierung von bestimmten charakteristischen, eindeutig bestimmbaren Eigenschaften, z.B. Erbkrankheiten (Bluter)“ erforderlich und für die Verwandtschaftsverhältnisse eine eindeutige Kurzschrift. Das waren Forschungsziele im Geist der Zeit wie Schädelvermessungen und Untersuchungen an Hirnen von euthanasierten Behinderten.

    Das Dritte Reich brauchte junge Leute wie Zuse. Man betrieb – getarnt und gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrags, der eine massive Remilitarisierung Deutschlands untersagte – den Aufbau einer Luftwaffe. Das Modernste vom Modernen. So konnte der frisch an der Technischen Hochschule Berlin diplomierte Bauingenieur mit 25 Jahren sofort als Statiker bei den neu gegründeten Henschel-Flugzeugwerken anfangen und trug Kraft- und Spannungsberechnungen zur Konstruktion von Tragwerken bei.
    Helferkreis mit NS-Faible

    Zugleich beflügelte die Arbeit seine Idee, die vielen, komplexen Rechnungen einer Maschine zu übertragen. 1936 kündigte er den Job bei Henschel und begann – nicht in der Garage, sondern im Wohnzimmer – die Computertüftelei. Die Geschichtsforschung weiß nichts von finanzieller Unterstützung durch NS-Stellen – zu jener Zeit.

    Gleichwohl gab es „helfende Hände“, die am Rechnerbau mitarbeiteten, zum Beispiel beim Ausschneiden von 30.000 Platten aus Blech mit der elektrischen Laubsäge. Diese Freunde und Zuses Familie finanzierten mit bescheidenen Beträgen die Arbeit des Erfinders. Seine Helfer bewahrten ihn auch vor der Wehrmacht, die ihn gleich zu Beginn des Krieges eingezogen hatte. Durch gute Beziehungen gelang es, ihn für kriegswichtig zu erklären und unabkömmlich zu stellen. Sein mächtigster Gönner war Herbert Wagner, Leiter der Sonderabteilung F der Henschel Flugzeug-Werke AG.

    Als deren Angestellter arbeitete er von 1940 an als Leiter der Gruppe Statik an der Entwicklung der ferngelenkten Gleitbomben Hs 293 und Hs 294 und entwickelte auf eigene Initiative die Spezialrechner S1 und S2 zur deren Optimierung, der Flügelvermessung bei der Qualitätskontrolle und zur Steuerung der Quer- und Höhenruder. Diese Flugbomben wurden im Mittelmeer gegen Schiffe eingesetzt. All das zeigt: Zuse war vollauf in die deutsche Rüstungsindustrie integriert. Nebenher ging es weiter mit dem Bau des Z3, nun in Zuses Werkstatt in der Methfesselstraße 10.

    Im April 1941­ – General Rommel war kurz zuvor auf Hitlers Befehl in Libyen eingefallen, der Überfall auf die Sowjetunion stand bevor – konnte Zuse seine eigene Firma, die Zuse Ingenieurbüro und Apparatebau, Berlin, gründen. Mit 20 unabkömmlichen Mitarbeitern war sie eine Art Start-up. 1943 wurde es als „Wehrwirtschaftsbetrieb“ anerkannt.

    Am 12. Mai 1941 führte Zuse die Z3, die Weiterentwicklung der Z1, einem kleinen Kreis von Wissenschaftlern vor. Etliche Rechnungen liefen erfolgreich durch. Bevor die Z3 irgendeinen Praxiseinsatz erlebte, wurde sie durch Bomben erst beschädigt, dann zerstört. Aber sie hatte überzeugt. Heute gilt die Z3 als erster voll funktionsfähiger Computer der Welt.

    Steuerungselemente des ersten programmierbaren Computers: Konrad Zuse baute die Z3 selber nach. Heute rechnen Computer rund eine Milliarde Mal schneller als die Z3. 

    Steuerungselemente des ersten programmierbaren Computers: Konrad Zuse baute die Z3 selber nach. Heute rechnen Computer rund eine Milliarde Mal schneller als die Z3. Paul Zinken/dpa

    Die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) gewährte Zuse im Dezember 1941 einen Kredit über 50.000 Reichsmark (das wären heute etwa eine Million Euro) für die Entwicklung der nächsten, voll einsetzbaren Maschine. Zuse bekam den Auftrag, die im Bau befindliche Z4 zu erweitern. 1943 erhielt er dafür 101.700 Reichsmark vom Reichsluftfahrtministerium und dessen Chef Hermann Göring. Weitere 50.000 Reichsmark erhielt er für die Entwicklung algebraischer Rechengeräte und den Bau eines Planfertigungsgeräts. Die Flugzeugforschung sollte mithilfe der Rechner einen Sprung machen. Insgesamt wurde Zuses Computerentwicklung mit 250.000 bis 300.000 Reichsmark aus diversen Rüstungskassen bezuschusst.

    Als das Rüstungsministerium unter Albert Speer im Jahr 1944 die Kontrolle über die Flugzeugindustrie übernahm, gingen Zuses Projekte in die neue Struktur über. Doch die Niederlage nahte schneller, als die Herren planten. Zuse ließ die Z4 kurz vor Kriegsende aus Berlin wegschaffen – sie landete schließlich in einem Mehllager in Hopferau (Allgäu). Gegen Bezahlung stellte Zuse Auftragsrechnungen an und vermietete die Z4 schließlich 1950 an die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich. So wurde die Z4 der erste kommerzielle Computer weltweit. Die Einnahmen halfen Zuse, im osthessischen Neukirchen die Zuse KG aufzubauen, die erste Computerfirma der Welt.

    Die Fakten sind bekannt. Zuse selbst berichtete über seine Eingliederung in die Rüstungsforschung und Produktion wortkarg. Diejenigen, die ihn später – völlig zu Recht – als großen Computerpionier ehrten, schrieben in großer Zurückhaltung über die Art des Wirkens im NS-System. Zuse kämpfte bis zu seinem Lebensende um Anerkennung seiner Leistung.
    Die Erinnerung auffrischen

    Deutschland ließ ihm viel Ehre zukommen, das Große Bundesverdienstkreuz, eine Sonderbriefmarke und 2010 Feiern zu seinem 100. Geburtstag. 13 Jahre später scheint die Zeit gekommen, die Fakten neu, also weniger defensiv zu lesen. Der Berliner Sozialwissenschaftler Harald Bodenschatz hat dies getan.

    Als er von der Leitung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH eingeladen wurde, gemeinsam mit drei weiteren Forscherinnen und Forschern ein Buch über die Geschichte des Flugplatz-Standortes Schönefeld zu erarbeiten, musste er sich zwangsläufig mit den Henschel-Flugzeugwerken befassen. Diese produzierten dort Sturzkampfbomber und Gleitbomben. Er las unter anderem die Festschrift, die das Deutsche Museum in München zu Konrad Zuses 100. Geburtstag unter Leitung von Wilhelm Füßl herausgegeben hatte. Als Archivdirektor des Münchner Museums verwahrte Füßl den Zuse-Nachlass.

    Bodenschatz wunderte sich, dass im Text die DVL, die Zuse finanzierte, als „zivile Stelle“ bezeichnet wird. Richtig ist, dass sie seit 1934 de facto dem militärisch ausgerichteten Reichsluftfahrtministerium unterstand. Zivil war da nichts. Mindestens zwei der immer freundlich und neutral beschriebenen „helfenden Hände“, also Freunde und Kommilitonen Zuses, werden im Buch zwar als straffe Nationalsozialisten genannt, allerdings in entfernten Zusammenhängen. Erwähnt sei Helmut Schreyer, eifriges NSDAP-Mitglied seit 1933 und als Ingenieur am Bau der V2 und anderen Zentralprojekten der Rüstungsindustrie beteiligt.

    Die Zuse-Internet-Seite der TU Berlin schwiemelt, der „freie Geist“ habe nach 1933 nur noch subversiv wirken können. Offenkundig wirkte Zuse nicht subversiv „dagegen“, sondern aktiv mit. Weiter steht auf der TU-Seite: „Seit 1937 hatte Zuse in Helmut Schreyer einen kongenialen Helfer.“ Kein Wort, dass Zuses NS-Freund die ganze Zeit an der Optimierung deutscher Waffen arbeitete.
    Museumstexte „nachschärfen“

    Im Deutschen Technikmuseum Berlin gehört die Z1 zu den viel besuchten Paradestücken – staunend steht die Generation Smartphone vor dem ersten Computer der Welt. Es ist nicht das Original, aber den Nachbau betrieb Konrad Zuse selbst, was das Objekt nur noch interessanter macht. 77-jährig wollte Zuse beweisen, dass die nie offiziell abgenommene und ohne Patent gebliebene Z1 funktioniert hatte.

    Im Jahr 1987 fand sich ein Kuratorium von Computerfirmen wie Siemens, AEG, Nixdorf und anderen zur Finanzierung zusammen. Konrad Zuse machte sich mit den Maschinenbaustudenten Dietmar Saupe und Ursula Schweier ans Werk – ohne Unterlagen, aber das Konstruktionsprinzip im Kopf. Am 14. September 1989 feierte man im Berliner Technikmuseum die Übergabe samt erfolgreich präsentierter Rechenprozesse. Im Deutschen Museum in München steht die von der Zuse KG 1961 nachgebaute Z3.

    Derzeit arbeitet das Technikmuseum in Berlin daran, die Z1 wieder zum Laufen zu bringen. Eva Kudraß, Bereichsleiterin Mathematik und Informatik des Museums, berichtet, auch der Nachbau habe nicht immer störungsfrei gerechnet; die Bleche verhakten sich bei Vorführungen regelmäßig, und die Schäden häuften sich.

    Sie sieht die neuen Betrachtungen zum Wirken von Konrad Zuse in der NS-Zeit mit wachem Interesse. Bisher lesen sich die Texte im Zuse-Bereich des Museums so, als seien sie mit spitzen Fingern geschrieben. Nach so vielen Jahren könne man Formulierungen auch mal „nachschärfen“, sagt Kudraß.

    Zuse selber sprach im Rückblick auf die NS-Jahre etwas verschwommen, aber doch deutlich genug über den Erfinder als „faustischen Idealisten“, der die Welt verbessere, aber an den harten Realitäten scheitert. „Will er seine Ideen durchsetzen, muss er sich mit Mächten einlassen, deren Realitätssinn schärfer und ausgeprägter ist.“ Und: „Nach meiner Erfahrung sind die Chancen des Einzelnen, sich gegen solches Paktieren zu wehren, gering.“ In moralisch aufgeladenen Zeiten werfen viele gern den Stein auf Schuldbeladene. Da sollte man im Fall von Konrad Zuse vorsichtiger vorgehen. Doch sein faustischer Pakt mit dem Teufel darf beschrieben werden.

    Methfesselstraße 10-12
    https://www.openstreetmap.org/way/141818522

    #Berlin #Kreuzberg #Methfesselstraße #histoire #guerre #armement #ordinateur #nazis

  • Rauer Wind in der Nische
    https://jungle.world/artikel/2003/27/rauer-wind-der-nische

    Jungle World 2003/27 von Christoph Villinger - Das Kreuzberger Prinzenbad ist auch bei 30 Grad im Schatten leer. Einsam kann man seine Bahnen im großen Becken ziehen. Man muss nur das nötige Kleingeld haben. Denn inzwischen kostet der Eintritt vier Euro, wer Anspruch auf Ermäßigung hat, zahlt immer noch 2,50 Euro. Dauerkarten sind abgeschafft. Nach den Protesten im vergangenen Jahr führten die Berliner Bäderbetriebe immerhin eine Spätschwimmerkarte ein, ab halb sechs Uhr kostet der Eintritt nur noch zwei Euro.

    Doch die ökonomische Krise ist nicht nur im Prinzenbad präsent. Immer weniger BewohnerInnen von Kreuzberg, das nach der Bezirksreform zum Ost-West-Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gehört, haben genügend Geld. In der Oranienstraße wirbt inzwischen selbst die Edelpizzeria Ossena mit einer Happy Hour von 18 bis 20 Uhr, um Hungrige anzulocken: »Alle Pizzas zum halben Preis.« Die Café-BesitzerInnen klagen über deutliche Umsatzrückgänge, nur am Wochenende sind die Kneipen noch voll. Und wenn man sich mal einen Cappuchino genehmigt, kommen zwei etwa zehnjährige Schulkinder an den Tisch, um selbstgebastelte Kerzen zur Finanzierung ihrer Klassenfahrt zu verkaufen. Man glaubt ihnen, denn sie sehen nicht so aus, als ob sie das Geld an der nächsten Straßenecke in Drogen umsetzen würden.

    Nebenan unterhält man sich über die 100 Euro, die ab Herbst für die Schulbücher der Kinder zu bezahlen sind. Und dass »die beste Freundin nach jahrelangem Suchen endlich einen Job gefunden hat« – in Schwäbisch Hall. Die seit zehn Jahren von den Linken befürchtete »Vertreibung der Armen aus Kreuzberg« ist ausgeblieben, vielmehr »findet ein Prozess der Binnenverarmung« statt, sagt der Kreuzberger Baustadtrat Franz Schulz von den Grünen. So nehme seit wenigen Jahren die Bevölkerung in Kreuzberg sogar wieder zu, insbesondere die deutsche. Das Problem sei der früher gut verdienende Selbstständige, der immer weniger Aufträge erhalte und dessen Geld deshalb knapp werde.

    So hat die auf mittelständische Käuferschichten ausgerichtete Supermarktkette Reichelt ihr Ladenlokal nahe dem Kottbusser Tor schon vor Jahren an den Billigdiscounter Lidl übergeben. Und keine tausend Meter weiter hat Lidl am Oranienplatz vor wenigen Monaten eine weitere Filiale neben dem edel restaurierten AOK-Hochhaus eröffnet. Das steht dafür völlig leer.

    Ebenfalls leer fahren nachts unzählige Taxen auf der Suche nach nicht vorhandenen Fahrgästen durch die Oranienstraße. Ein Kreuzberger Taxikollektiv kann sich inzwischen nur noch gut zwei Drittel des seit 1980 üblichen Stundenlohns von 7,50 Euro auszahlen. Für den Taxifahrer Tilman G. ist sein Job inzwischen »nichts weiter als eine schlecht getarnte Arbeitslosigkeit«.

    Über 30 Prozent beträgt die Arbeitslosenquote in Kreuzberg, 26 000 der etwa 147 000 EinwohnerInnen beziehen Sozialhilfe. Ein Drittel der KreuzbergerInnen hat keinen deutschen Pass. Im SO 36 genannten Teil Kreuzbergs betrug im Jahr 2001 das durchschnittliche Haushaltseinkommen nur 850 Euro, der Berliner Durchschnitt liegt immerhin bei 1 100 Euro. Knapp 3 500 Jugendliche unter 25 Jahren sind im Gesamtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg arbeitslos gemeldet, genauere Aufschlüsselungen nach einzelnen Wohngebieten gibt es angeblich nicht. Zumindest wehrt der Sprecher des Landesarbeitsamtes von Berlin-Brandenburg, Olaf Möller, eine entsprechende Anfrage der Jungle World wortreich ab.

    Doch Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer (PDS) berichtet von einzelnen Straßenzügen, »in denen bis zu 60 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund ohne Arbeit oder gar Ausbildungsplatz sind«. Deshalb ist Talibe Suzen vom Immigrantinnenverein Akarsu e.V. so empört, dass das Arbeitsamt Mitte die Mittel für Berufsvorbereitungskurse zusammengestrichen hat. 45 Teilnehmerinnen nicht deutscher Herkunft sollten dort auf einen Beruf vorbereitet werden, um einen Ausbildungsabschluss zu erreichen. Durch spezielle Angebote und muttersprachliches Fachpersonal entwickelten die Migrantinnen in den seit 14 Jahren angebotenen Kursen schnell mehr Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit.

    Noch im vergangenen Jahr wurde der Bildungsträger von Bundespräsident Johannes Rau und der Bertelsmann-Stiftung als eines der zehn besten Projekte unter 1 300 Mitbewerbern in Deutschland ausgezeichnet. Jetzt muss der Verein, um die Insolvenz zu vermeiden, bis Ende August allen Mitarbeiterinnen kündigen, berichtet Talibe Suzen. Falls dann bis Mitte September das Arbeitsamt den von zwölf auf neun Monate verkürzten Kurs doch noch genehmigt, können sie wieder angestellt werden. Aber am 31. Juli des nächsten Jahres müssen sie wieder entlassen werden. »Das ist doch absurd«, empört sich Suzen.

    Auch die Beschäftigungsagentur Stellwerk ist von den Kürzungen betroffen. Hier werden SozialhilfeempfängerInnen Wege zum Job gezeigt. »Wir verlieren damit 350 Förderplätze«, befürchtet Kerstin Bauer (PDS), die Sozialstadträtin des Bezirks. »Mit sehr großer Besorgnis«, formuliert sie diplomatisch, sehe sie »das rein haushaltspolitische Durchsetzen der Politik der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg«. Sie fordert »mehr Sensibilität«.

    Vor Jahren wurden diese Beschäftigungsagenturen von der radikalen Linken noch als Zwangsarbeitsanstalten bekämpft. Inzwischen beugen sich einige dem Widerspruch: Lieber ausgebeutet drin als ganz draußen. Kreuzberg ist in der ganz normalen kapitalistischen Realität angekommen, mit der man in anderen Teilen Deutschlands schon immer konfrontiert war. Sind dort ABM und die anderen Programme des Arbeitsamtes schon seit längerem Fremdwörter, ermöglichten sie in Kreuzberg vielen eine Nischenexistenz, deren Finanzierung nun weggekürzt wird. Zwar sind die Mieten in Kreuzberg im Vergleich zu Stuttgart oder München immer noch niedrig, doch auch hier steigen die Preise. Ein immer höherer Anteil des geringen Einkommens wird für das Wohnen ausgegeben, manchmal machen Miete und Nebenkosten schon weit über 30 Prozent aus.

    Nun soll ausgerechnet die längst verstorbene New Economy den Bezirk retten. Für die Bezirksbürgermeisterin Reinauer hat er »überhaupt nur eine Chance, wenn sich die Medienindustrie im Spreeraum weiter ansiedelt«. Vor einem Jahr zog Universal-Musik von Hamburg an das Friedrichshainer Spreeufer, demnächst will der Musiksender MTV folgen.

    Links und rechts der Spree ist ein riesiges Medienviertel mit 50 000 Arbeitsplätzen geplant. Für viele knüpft sich daran die Hoffnung, dass dort kleinere Kreuzberger Firmen im Dienstleistungssektor einen Markt finden könnten.

    Doch statt von der Teilnahme am unteren Dienstleistungsbereich zu träumen, könnte man sich auch wehren. Am vergangenen Sonntag veranstaltete die Kampagne Berlin-umsonst eine Fahrraddemo von Schwimmbad zu Schwimmbad in Kreuzberg und Mitte »gegen die unbezahlbaren Eintrittspreise«. Wer umsonst ins Prinzenbad kommt, braucht auch vorher den Medienarbeitern nicht die Schuhe zu putzen. Also wurden die Badehosen eingepackt, die Strandbälle aufgepumpt und die Wasserpistolen durchgeladen, um endlich freies Plantschen in den Fluten zu erkämpfen. Immerhin ein Anfang.

    #Berlin #Kreuzberg #Taxi #Arbeit #2003

  • 19-Jähriger verdrängt Rentnerin : Verrückt nach Eigenbedarf
    https://taz.de/19-Jaehriger-verdraengt-Rentnerin/!5906627

    Le parti vert a récupéré les membres et votes des libéraux FDP. Ses politiciens se comportent désormais comme leurs confrères du parti des riches. Cet article décrit l’énième cas de vieux locataires qui perdent leur domicile après son acqisition par un écolo.

    20.1.2023 von Laura Mielke - Eine 68-Jährige muss aus ihrer Wohnung in Kreuzberg ausziehen, damit ein Nachwuchsgrüner aus München einziehen kann. Der hat große Pläne.

    Auf eine glorreiche Nachbarschaft. Von ihrem neuen Nachbarn sind die Ak­ti­vis­t:in­nen nicht begeistert

    BERLIN taz | So man­che:r Po­li­ti­ke­r:in hat bestimmt die ein oder andere Geschichte, die sie oder er lieber verschweigen würde. Aber wie wäre es mal mit: „Mein Vater hat eine Rentnerin aus einer Wohnung geklagt, damit ich nach dem Abi dort einziehen kann“ – von einem Grünen?

    Klingt absurd und eher nach einem Jungen Liberalen, hat sich aber so zugetragen: Eine 68-Jährige muss ihre Wohnung, in der sie seit 37 Jahren wohnt, bis Ende des Jahres wegen Eigenbedarfs räumen.

    Das ist das Ergebnis einer Güteverhandlung am Donnerstag, in der sie noch versuchte, dagegen vorzugehen. Dass es um mehr als nur ihren Fall, sondern die Ungerechtigkeit der Sache geht, zeigt die Unterstützung der Initiative GloReiche Nachbarschaft.

    Sie versammelten sich mit einem Transparent und Schildern mit den Schriftzügen „Eigentum macht hässlich“ und „Verrückt nach Eigenbedarf“ vor dem Amtsgericht Kreuzberg. Das Engagement lobt auch die Richterin und gibt zu: „Diese Verhandlungen sind immer ganz schwierig, wir machen das auch nicht so gerne.“

    Der Vermieter kaufte die Wohnung für seinen Sohn

    Der Hintergrund macht es nicht weniger spannend. Ein bekannter Fernsehfilmproduzent kaufte im März 2021 die Wohnung in der Manteuffelstraße und schickte der Rentnerin im Juni 2021 die Kündigung. Sein 19-jähriger Sohn wolle von München nach Berlin ziehen, studieren und Politiker werden. Er sei Mitglied der Grünen und aktiv bei Fridays for Future, so die Klageschrift.

    Ein so detailliertes Schreiben ist nicht ungewöhnlich. Ei­gen­tü­me­r:in­nen müssen beweisen, dass tatsächlich Bedarf besteht und das Kind nicht nur ein Vorwand ist. Benjamin Hersch, der Anwalt der Mieterin, zweifelt an den Plänen des Sohnes, aber es sei schwer, dahinter zu kommen. Nur in einem Gerichtsprozess, der auf die Güteverhandlung hätte folgen können, könnte der Sohn als Zeuge vorgeladen werden. Verhandelt hat am Donnerstag ein Anwalt des Vaters.

    Mit ihrer Situation ist die 68-Jährige nicht allein. Ein Nachbar ist ebenfalls dabei, er lebt seit 2001 in seiner Wohnung. Vor drei Monaten kündigte seine Vermieterin Eigenbedarf an. „Es ist einfach schrecklich, die Angst, dass man dann auf der Straße sitzt“, sagt er sichtlich aufgewühlt gegenüber der taz. Eine andere Wohnung kann auch er sich nicht leisten.

    „Moralisch unter aller Kanone“

    Am Ende hilft die ganze Unterstützung aber nichts. Die Rentnerin muss ihre Wohnung bis zum Jahresende verlassen. Sie bekommt 30.000 Euro vom Kläger. Ein wirklicher Gewinn ist das aber nicht. „Wir haben das beste rausgeholt“, sagt der Anwalt. „Moralisch ist es aber unter aller Kanone, dass jemand das durchzieht im Wissen, dass jemand anderes seine Wohnung verliert.“

    Für den aufstrebenden Jungpolitiker hat Papi die Wohnung gesichert. Den anderen Haus­be­woh­ne­r:in­nen muss er sich dann wohl nicht mehr vorstellen.

    #Berlin #Kreuzberg #Glogauer_Straße #logement #gentrification #embourgeoisement

  • Mitten in Kreuzberg: Neue Sozialwohnungen und klimaneutrale Büros
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/mitten-in-kreuzberg-neue-sozialwohnungen-und-klimaneutrale-bueros-l


    Blick auf das neue Quartier auf dem Areal des früheren Postscheckamtes am Halleschen Ufer in Kreuzberg.

    Es geht voran mit dem Geldmachen. Das alte Postscheckamt, eine öffentliche Einrichtung der staatlichen Bundespost und Ort zum Leben und Arbeiten für viele Westberlinerinnen und Berliner, wird endgültig zum Eigentumswohnungsghetto mit ein paar netten fast bezahlbaren Alibiwohnungen nebenan. Verdichtung ist angesagt, der Rubel rollt weil öffentliche Gärten und Freiflächen zugebaut werden. „Niemandsland“ heißt so ein nicht profitables Gelände auf Immobilisch. Ich bin auch so ein Niemandsland, unprofitabel und verwildert. Ein Mensch eben, keine parfümierte Immoschnepfe, die mit hohlem Gedöns ihre Gier schönredet. Die zerrt den verwesenden Leichnam van der Rohes aus dem Grab, um dem ollen Büroturm, wahrlich kein Meilenstein der Architekturgeschichte, ordentlich Mies-Nimbus zu verpassen. So geht das. Noch nicht gebaut wird schon verkauft.

    Grelle Fummels aus den Fifties, Sixties
    Alles hohl und hundsgemein
    Auf Skoda oder Fiorucci
    Flieg ich nicht mehr ein
    Da bleib ich kühl
    Kein Gefühl

    Ideal, Blaue Augen, 1980

    28.12.2022 von Ulrich Paul - Auf dem Areal des ehemaligen Postscheckamtes in Kreuzberg entsteht ein Stadtquartier mit hohem sozialen und ökologischen Anspruch.

    Auf dem Areal des ehemaligen Postscheckamtes in Kreuzberg gehen die Arbeiten für das geplante neue Stadtquartier mit Büros, Wohnungen und Geschäften voran. Nachdem im März 2021 mit dem symbolischen ersten Spatenstich die Bauarbeiten starteten, befinden sich mittlerweile fast alle Teilprojekte am Halleschen Ufer in Bau.

    Der Kölner Investor Art Invest modernisiert den alten 90 Meter hohen Büroturm und baut zwei neue Häuser mit Büros und Geschäften. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo errichtet 337 Mietwohnungen. Und das ebenfalls aus Köln stammende Immobilienunternehmen Pandion plant 86 Eigentumswohnungen.

    „Das Grundstück war vorher eine Art Niemandsland im Herzen Berlins“, sagt Lena Brühne, Berliner Niederlassungsleiterin von Art Invest. „Durch die Entwicklung des Quartiers betreiben wir also eine Stadtreparatur.“ Die Art Invest hat ihrem Projekt den Namen „Die Macherei Berlin-Kreuzberg“ gegeben. Weil die Gebäude am Halleschen Ufer 40 bis 60 liegen, tragen die drei Gebäudeteile als Namenskürzel ein M für Macherei, gefolgt von der jeweiligen Hausnummer. So heißen die Gebäude M40, M50 und M60. Der alte Postbank-Tower trägt das Kürzel M50, die beiden neuen Büro- und Geschäftsbauten firmieren unter M40 und M60.

    Das achtgeschossige Haus M40 entsteht nach Plänen des Büros Robert Neun Architekten als sogenanntes Holz-Hybrid-Haus, also in einer Mischung aus Holz und Beton. Neben bepflanzten Dächern ist ein offener Innenhof vorgesehen, der als das „grüne Herz“ des Gebäudes angekündigt wird. „Unser Holz-Hybrid-Haus M40 wird ab Frühjahr 2023 rasant wachsen“, sagt Lena Brühne. „Zu diesem Zeitpunkt werden die Holzverbundelemente angeliefert, die wie Legosteine aufgebaut werden.“ Bis zum Jahr 2024 soll das Gebäude fertig sein, die anderen beiden der Art Invest ebenfalls.

    Der 24-geschossige Büroturm, der jetzt das Kürzel M50 trägt, wird nach Plänen des Architekten Eike Becker umgestaltet. Er richtet sich dabei nach dem Vorgänger-Bau. „Die Architektur vom M50 greift den Stil des Oberpostdirektors Prosper Lemoine auf, nach dessen Plänen das Objekt entwickelt wurde“, sagt Lena Brühne. „Er orientierte sich dabei an der typischen Architektursprache von Mies van der Rohe, der unter anderem die Neue Nationalgalerie entworfen hat.“

    Büroturm wird im nächsten Jahr als Stahlbetonskelett dastehen

    Nach dem Auszug der Mieter aus dem Turm Ende 2021 hat die Art Invest zunächst mit der Entkernung und Schadstoffsanierung begonnen. Diese Arbeiten dauern bis heute an. „Im nächsten Jahr wird der Turm kurzzeitig im Rohbau als Stahlbetonskelett dastehen, was sicher ein imposantes Bild abgeben wird“, so Brühne. „Zudem werden wir die oberen drei Etagen, die bislang als Techniketagen genutzt werden, abbrechen und neu aufbauen, um sie in Teilen als nutzbare Mietflächen zu entwickeln.“ Die Fassade des Büroturms wird erneuert, außerdem entsteht am Fuß des Towers ein eingeschossiger Flachbau. Dort soll neben einem Restaurant ein Fitnessstudio einziehen – mit Außenlaufbahn auf dem Dach. Oben im Turm ist eine Skybar geplant. Mit bester Sicht über die Stadt.

    „Bei der Fassade des Turms arbeiten wir mit speziellen Elementen, die vorproduziert und anschließend eingesetzt werden“, sagt Lena Brühne. Für die Montage werde ein rund 120 Meter hoher Kran eingesetzt, der an dem Hochhaus verankert wird. An der Südfassade des Büroturms sollen auf einer Fläche von 760 Quadratmetern Fotovoltaik-Elemente montiert werden, um aus Sonnenlicht Strom zu gewinnen.

    Das M60 entsteht nach Plänen des Architekturbüros Sauerbruch Hutton als achtgeschossiges Bürohaus. Im rückwärtigen Teil sind die Eigentumswohnungen der Pandion geplant. Das Besondere: Das Bürohaus soll ein „Zero-CO₂-Haus“ werden, also ein klimaneutrales Haus. Erreicht wird dies freilich durch einen gewissen Kunstgriff: Die Fotovoltaik-Elemente, die Sonnenlicht in elektrischen Strom umwandeln, sollen nämlich nicht nur auf dem eigenen Dach stehen, sondern zugleich auf den Dächern der benachbarten Degewo-Häuser.
    Autofreies Quartier heißt, dass oberirdisch keine Autos fahren

    Beim Verkehr wird Nachhaltigkeit ebenfalls großgeschrieben. „Die Macherei Berlin-Kreuzberg wird ein autofreies Quartier“, sagt Lena Brühne. Der Begriff „autofrei“ wird von der Art Invest allerdings sehr großzügig ausgelegt. Autofrei bedeute, „dass die Außenanlagen für den normalen Autoverkehr gesperrt sind“, sagt Brühne. Autos sind als Verkehrsmittel weiter eingeplant, zumindest in begrenzter Zahl. „In zwei Tiefgaragen, die von der Hauptstraße erreicht werden, entstehen 120 Stellplätze für Autos“, sagt Brühne. Sie versichert: „Wir setzen auf urbane Mobilität, weswegen wir unseren künftigen Mietern zusätzlich 800 unterirdische Fahrradstellplätze sowie Duschen und Umkleiden anbieten.“

    Das Projekt zeigt: Nachhaltigkeit spielt bei Immobilienprojekten eine immer größere Rolle. Unter anderem, weil sich viele Unternehmen das Ziel gesteckt haben, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt CO₂-neutral zu werden. In alten Büros mit hohem Energieverbrauch lässt sich das Ziel nur schwer oder gar nicht erreichen. In neuen Quartieren wie in der Macherei schon eher. „Das Quartier richtet sich an Mieter, die neben einem hohen Anspruch an Lage, Qualität und Flexibilität der Flächen einen besonderen Wert auf ökologische Nachhaltigkeit legen“, sagt Lena Brühne. „Hier sehen wir einen wachsenden Bedarf.“ Einerseits müssten viele Unternehmen immer höhere Anforderungen im Bereich CO₂-Emissionen erfüllen, was sich natürlich auch in ihren Flächen widerspiegeln müsse. Andererseits sei Klimagerechtigkeit ein „ganz wesentlicher Aspekt für junge Berufseinsteiger“, so Brühne. „Sie legen viel Wert auf ihren eigenen Carbon Footprint, auch an ihrem Arbeitsplatz.“

    Die Wohnungen der Degewo entstehen im rückwärtigen Teil des Areals auf insgesamt drei Baufeldern mit jeweils zwei Häusern. „Die Rohbauarbeiten für die Baufelder eins und drei haben begonnen“, sagt eine Degewo-Sprecherin auf Anfrage. „Im Frühjahr 2023 wird Richtfest gefeiert und der Innenausbau kann beginnen.“ Die Arbeiten auf Baufeld zwei sollen im Februar 2023 starten. Geplant sei, dass die neuen Wohnhäuser ab Mitte 2024 übergeben werden. Dann beginne auch die Vermietung.
    Degewo baut 75 Prozent Sozialwohnungen

    75 Prozent der Wohnungen, die die Degewo errichtet, sollen als Sozialwohnungen entstehen und für eine Kaltmiete ab 6,50 Euro je Quadratmeter vermietet werden. Der Entwurf für die Wohnhäuser stammt vom Büro Dahm Architekten + Ingenieure. Nach ihren Plänen entstehen Wohnungen mit einer Größe von 35 bis 105 Quadratmetern.

    Die Pandion baut keine Mietwohnungen, sondern Eigentumswohnungen. „Wir planen insgesamt 86 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen für Paare und Familien“, erklärt eine Unternehmenssprecherin. Die Wohnungen sollen zwischen 46 und 95 Quadratmeter groß sein. Die Baugrube für das Projekt sei fertig. Im Januar 2023 solle der Rohbau beginnen. Zum genauen Start der Vermarktung der Wohnungen und zum Fertigstellungtermin könne man aktuell aber noch keine Auskunft geben, so die Sprecherin.

    Postbank-Hochhaus (Berlin)
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Postbank-Hochhaus_(Berlin)

    Blaue Augen
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Blaue_Augen?searchToken=2wqimfpy2l6ptlnzu8q7191bk

    https://www.youtube.com/watch?v=uaEiVAODN-A

    #Berlin #Kreuzberg #Hallesches_Ufer #Großbeerenstraße #Stadtentwicklung #Architektur #Privatisierung #Gentrifizierung #Wohnen #Immobilien

  • Bruder von Rio Reiser: „Es hat Rio krank gemacht, dass wir die DDR überfallen“
    https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/berlin-kreuzberg-bruder-von-rio-reiser-es-hat-rio-krank-gemacht-das

    21.08.2022 Interview von Susanne Lenz

    Gert Möbius, geboren 1943, ist der mittlere Bruder von Peter und Ralph (Rio Reiser, 1950–1996). Nach einer Kaufmannslehre studierte er Malerei und arbeitete mit seinen Brüdern an Theaterproduktionen. Er managte die Band Ton Steine Scherben, arbeitete als Drehbuchautor für Film- und Fernsehproduktionen und war Mitbegründer des Berliner Tempodroms. Nach dem Tod seines Bruders Rio Reiser im Jahr 1996 baute er das Rio-Reiser-Archiv auf.
    An das Leben seines Bruders erinnert er sich in dem Buch „Halt dich an deiner Liebe fest. Rio Reiser“ (Aufbau Berlin 2017, 352 S., 14 Euro)

    Rio Reiser (1950–1996) war Mitbegründer und von 1970 bis 1985 Sänger und Haupttexter der Band Ton Steine Scherben. Zu seinen bekanntesten Liedern gehören „Macht kaputt, was euch kaputt macht“, „Keine Macht für Niemand“ und der „Rauch-Haus-Song“ mit Ton Steine Scherben sowie „König von Deutschland“, „Alles Lüge“ und „Junimond“ aus seiner Solozeit. Der Rauch-Haus-Song ist zur Hausbesetzer-und Kreuzberg-Hymne geworden. Das Georg-von-Rauch-Haus auf dem Kreuzberger Bethanien-Gelände, zu dessen Besetzung Rio Reiser 1971 bei einem Konzert in der Mensa der Berliner TU aufgerufen hatte, ist bis heute ein selbstverwaltetes Jugendzentrum.

    Gert Möbius und sein kleiner Bruder Rio Reiser wohnten in der Oranienstraße, rauchten gemeinsam den ersten Joint. Auch sein Outing hatte Rio Reiser bei ihm.

    Wir besuchen Gert Möbius in seinem Haus in Berlin-Zehlendorf, eine alte Villa mit Garten. Dass er mal in dieser ruhigen Wohngegend landen würde, habe er sich früher nicht vorstellen können, sagt er. Gerade arbeitet Gert Möbius an einer kleinen Ansprache, die er am 21. August halten wird. An diesem Tag wird bei einem Festakt ab 17 Uhr der Heinrichplatz in Berlin-Kreuzberg nach seinem kleinen Bruder benannt: Rio Reiser.

    Herr Möbius, wie sind Sie und Rio Reiser damals nach Berlin gekommen?

    Wir haben vorher in Frankfurt am Main gewohnt, haben dort Theater gemacht. Rio wusste nicht so richtig, was er machen sollte, in der Schule hatte er Probleme. Meine Mutter ist immer hingerannt, aber mit den Sprachen klappte es nicht. Das war schon im Melanchthon-Gymnasium in Nürnberg so, wir sind viel umgezogen. Musik hat er aber damals schon gemacht. Er hat dann in Nürnberg ein Krippenspiel geschrieben, das in der Schule aufgeführt wurde und ein Riesenerfolg wurde. Dann hat er auch bessere Noten bekommen. Weil mein Vater so ein begeisterter Fotograf war, hat Rio dann gesagt, er mache statt Schule eine Fotolehre. Unser ältester Bruder Peter ist nach Berlin gezogen und ich dann auch. Wir hatten eine schöne Wohnung über dem Literarischen Colloquium, und dann kamen wir auf die Idee, eine Beat-Oper zu machen. Rio sollte die Musik machen, deshalb haben wir ihn nach Berlin geholt, und wir haben dann auch zusammen gewohnt.

    Wo denn?

    Erst am Kaiserdamm, später in der Uhlandstraße. Und Rio hat dann die Lieder für „Robinson 2000“ geschrieben. Wir sind damit zum Theater des Westens gegangen, der Intendant hieß Karl-Heinz Stracke, der war aus dem Handwerker-Milieu, hat das ganze Theater tyrannisiert und auch selber gespielt. Rio hatte die Gitarre dabei und hat ihm ein paar Songs vorgespielt, die Stracke gefielen. Aber er wollte Stars haben. Zuerst haben wir selber rumtelefoniert, dann sind wir zum Arbeitsamt. Die haben dann überall rumtelefoniert. Sogar bei Ringo Starr haben die angerufen.

    Das Arbeitsamt?

    Ja. Und dann hat Eric Burdon gesagt, er macht es. Eine Woche später hat er wieder abgesagt, er musste nach San Francisco. Wir konnten dann die Sängerin Marion Maerz verpflichten. Und den Sohn von dem Tiefseetaucher Hans Hass, Hans Hass junior. Der konnte auch singen. Der Star dieser Beat-Oper war aber der der Engländer David Garrick. Von ihm stammt der Song „Dear Mrs. Applebee“.

    War das ein Erfolg?

    Ein Erfolg war das nicht. Der Regisseur hatte keine Lust. Außerdem hat er sich beim Proben in den Hauptdarsteller verliebt, aber der sich nicht in ihn. Er hat irgendwann einfach aufgehört, die Regie zu machen. Der komplizierte Handlungsablauf von Peters Libretto war auch nicht einfach zu inszenieren. Ich hab das ja selber nicht verstanden. Und dem Stracke war die Musik zu laut.

    Also, Rio Reiser kam für diese Beat-Oper nach Berlin und nicht, weil er hier keinen Wehrdienst machen musste, was ja damals für viele ein Motiv war?

    Das war auch ein Grund. Aber am wichtigsten war für ihn, dass es in Berlin eine andere Atmosphäre gab, dass man hier andere Leute kennenlernen konnte als in dem Kaff, in dem er damals lebte.

    Hat er vielleicht auch gehofft, in Berlin seine Sexualität besser ausleben zu können?

    Das war damals noch gar nicht so entwickelt. In Offenbach hatte er noch eine Freundin. Er wusste damals wohl noch gar nicht, dass er schwul ist. Er hat sich erst in Berlin bei mir geoutet.

    War er da selbstbewusst, auch wenn die Gesellschaft Homosexualität weit weniger akzeptierte als heute?

    Das war ja verboten. Es gab den Paragraphen 175 noch. Rio hat sich sehr gut mit den Lehrlingen angefreundet, mit denen wir damals Theater gemacht haben, da ist auch was gelaufen. Aber die haben sich nicht getraut, sich öffentlich zu zeigen. Das ging damals nicht. Das hätten auch die Jugendlichen nicht gewollt. Und unsere Eltern durften das schon gar nicht wissen.

    Wo in Kreuzberg haben Sie damals gewohnt?

    Erst in der Oranienstraße 45, dann in der 43, gegenüber von dem Lokal „Max und Moritz“.

    War die Oranienstraße damals schon so voller Kneipen wie heute?

    Kreuzberg war damals anders. Die Wohnungen waren nicht saniert, man lebte mit dem Klo auf halber Treppe. Kreuzberg sah genauso aus wie Ost-Berlin. Als wir da 1968 hingezogen sind, kamen die ersten Türken. Es wohnten da vor allem Familien mit Kindern. All die, die es nicht geschafft hatten, nach Gropiusstadt zu ziehen, wo sie hinsollten. Denn die wollten ja Kreuzberg abreißen und eine Autobahn bauen. Die wollten die ganze Kreuzberger Szene vernichten, die Jugendlichen und die Leute, die kein Geld hatten. Auch Rentner waren dabei. Das haben wir mit verhindert.

    Wie sah es in Ihrer Wohnung aus?

    In der Oranienstraße 43 wohnten wir in einem Fabrikgebäude im Hinterhaus. Wir hatten das als Gewerberaum gemietet, es kostete eine Mark pro Quadratmeter, und wir hatten hundert Quadratmeter. Da war gar nichts drin, auch keine Toilette. Ich habe dann erstmal einen Ölofen gekauft. Wir haben da auch geprobt. Das war ein großer Raum. Erst als wir später ans Tempelhofer Ufer gezogen sind, hatte Rio ein eigenes kleines Zimmer. Früher war man nicht so anspruchsvoll. Es gab auch keine Betten, wir hatten nur Matratzen. Der Freundeskreis in Kreuzberg wurde immer größer. Und es gab da Leute, die nicht zu Hause wohnen wollten, aber nichts hatten.

    Ging es so mit den Hausbesetzungen los?

    Ja. Ich habe dann mit meinem Freund Lothar Binger gegenüber vom alten Krankenhaus Bethanien ein Fabrikgebäude entdeckt. Da war keiner drin, und da haben wir überlegt, ob wir das nicht besetzen können. Damals gab es die Stadtteilarbeit in Kreuzberg, die haben Mieterberatung und so was gemacht, mit denen haben wir uns besprochen. Wir waren dann 20, 30 Leute, und dann spielten die Scherben in der Alten Mensa der TU. Und da hat Rio die Durchsage gemacht: Wir fahren jetzt alle zum Mariannenplatz. Wir waren 80 Leute, sind da rein, saßen bei Kerzenlicht, Strom gab es nicht. Plötzlich haben wir gemerkt: Wir können ja die ganze Nacht hier sitzen, aber besetzt ist es deswegen noch nicht. Da muss ja erst die Polizei kommen.

    Und die kam nicht?

    Erstmal nicht. Es gibt das Gerücht, dass jemand von der CDU, der spät vom Skatspielen nach Hause kam, das Licht da oben gesehen hat. Und dann kam die Polizei doch. Die wussten aber gar nichts mit uns anzufangen. Gut, die haben uns mitgenommen auf die Wache. Wir waren Lehrlinge und Studenten, es war nichts geklaut und nichts kaputt gemacht worden. Es war nichts passiert. Deshalb haben sie uns wieder laufen lassen. Wir haben den damaligen Jugend-Stadtrat von Kreuzberg angerufen, Erwin Beck, ein alter SPD-Genosse. Der hat uns das legalisiert. Wir haben Veranstaltungen gemacht, Musik, Filmvorführungen, alle möglichen Gruppen haben da was veranstaltet. Nur wohnen konnte man da nicht, aber unsere Jugendlichen wollten ja irgendwo wohnen.

    Wie ging es weiter?

    Wir haben überlegt: Gegenüber das Krankenhaus Bethanien, das steht doch auch leer. Mal sehen, was da so los ist. Aber es war Winter, und uns war klar, dass wir auf jeden Fall Heizung brauchen. Und dann haben wir beim Rumlaufen zufällig den Hausmeister getroffen. Wir haben ihm erzählt, was wir so planen, und er sagte, er sei früher bei der Roten Hilfe gewesen, in den 20er-Jahren. Dabei kam heraus, dass er wie ich halbblind ist. Er sagte: Ich mach euch auf und stell die Heizung an. Ihr könnt kommen. Das war 1971.

    Unglaublich!

    Ich bin mit Lothar Binger dahin gefahren und habe die Zäune aufgeschnitten. Und dann haben die Scherben wieder an der TU gespielt und Rio sagte: So Freunde, jetzt fahren wir nach Kreuzberg und gucken, was es da zu sehen gibt. Ein paar Tage vorher war Georg von Rauch erschossen worden, der in der Studentenbewegung aktiv war. Deshalb haben wir mehr Leute zusammenbekommen als beim ersten Mal. Und wir hatten auch gleich angekündigt, dass wir das Haus Georg-von-Rauch-Haus nennen. Wir waren dann über 100 Leute, aber es kam auch viel Polizei.

    Daher die Zeile in dem Rauch-Haus-Song: „Der Mariannenplatz war blau, so viel Bullen waren da“.

    Klar. Wir sind aber trotzdem rein und wussten nicht so richtig, wie wir uns verhalten sollen. Mich hat dann noch so ein Polizeihund ins Bein gebissen. Wir haben sofort den Beck angerufen, er kam auch und hat der Polizei gesagt, sie sollen nach Hause gehen, er würde es regeln. 74 Leute sind am Ende da wohnen geblieben.

    Was für Leute waren das?

    Ganz verschiedene. Es waren die Jugendlichen von unserer Theatergruppe, aber es waren auch viele, die ich gar nicht kannte. Leute, die bei dem Scherben-Konzert gewesen waren, aber auch Leute, die mit Rauschgift zu tun hatten. Es waren 74 Leute, die ganz verschiedene Interessen hatten. Das wurde dann auch für uns zum Problem.

    Rio Reiser und Sie haben da nicht gewohnt?

    Nein, aber ich hab das Geld aufgetrieben und für alle gekocht. Ich bin später vom Senat als Kontaktperson zwischen dem Haus und dem Senat angestellt worden, zusammen mit Irene Mössinger, die später das Tempodrom gegründet hat. Ein paar Lehrlinge waren die einzigen, die gemerkt haben, dass da Ordnung reinkommen muss. Das hieß für die: Arbeiten gehen, in die Schule gehen. Andere haben gesagt: Nee, wir wollen Revolution machen. Aber wir wollten, dass das Haus sich selber erhalten kann, und wenn man arbeitet, kriegt man Geld und als Schüler und Student auch. Da bildete sich eine Lehrlingsschicht heraus, Leute aus dem Proletariat, die realistischer drauf waren, die dann später auch beim KBW waren, dem Kommunistischen Bund Westdeutschland. Das passte den Leuten von unserer Theatergruppe „Roten Steine“ nicht, die sind dann fast alle zu uns ans T-Ufer gezogen. Die wollten nicht mehr in dem reaktionären Rauch-Haus wohnen.

    Mit wem hat sich Rio Reiser denn besser verstanden, mit den Lehrlingen oder mit den Studenten?

    Nur mit den Lehrlingen. Mit Studenten wollte er gar nichts zu tun haben, das war nicht seine Welt. Die haben ihm zu viel theoretisiert.

    Was hat ihn inspiriert?

    Er war ein sehr engagierter Christ, hat jeden Tag die Bibel gelesen. Die kannte er fast auswendig. Und er war Karl-May-Fan. Er hatte alle Bände.

    Was hat ihn an Karl May fasziniert?

    Der Gerechtigkeitssinn. Man kann jemanden in den Fuß schießen, aber nicht ins Herz. Dass er Christ ist, hat er aber nicht jedem auf die Nase gebunden. Die Scherben konnten damit nichts anfangen. Lanrue kam aus Frankreich und war katholisch. Und Kai Sichtermann kam aus Norddeutschland, der Vater war Bankdirektor. Die haben sich für sein Christentum nicht interessiert.

    Und für die linke Studentenbewegung war Religion Opium fürs Volk.

    Opium des Volkes. Das ist ein Unterschied. Aber das Christentum war Rios Welt, auch an seinen Texten merkt man seine humanistische Grundhaltung. Das kam von unseren Eltern, die waren im Dritten Reich keine Nazis, sondern Mitglieder der Bekennenden Kirche. Wie Niemöller und Bonhoeffer. Mein Vater war kein Soldat, er hat sich versteckt, als er einberufen werden sollte. Später ist er in die CDU eingetreten, aber das war eine andere CDU damals. Später ist er wieder ausgetreten.

    Und Rio Reiser ist nach der Wende in die PDS eingetreten, oder?

    Es hat ihn total krank gemacht, dass wir die DDR überfallen.

    Überfallen?

    Er hat sich darüber aufgeregt, dass wir Westler die DDR vereinnahmen wollen. Er sagte immer: Die haben mich nicht gefragt, ob ich die Wiedervereinigung in der Form will. Der ist richtig krank geworden und hat sich an Gysi gewandt, die kannten sich bereits. Und dann hat ihm Gysi am 11.11.1990 das Parteibuch überreicht.

    Wie war Ihr Verhältnis? Rio Reiser war ja Ihr kleiner Bruder, war das so ein Beschützerverhältnis?

    Wir waren immer zusammen, haben uns immer geholfen. Wir waren die besten Freunde. Als er gestorben ist, habe ich das gar nicht fassen können. Ich habe oft Angst um ihn gehabt, aber mehr in der Zeit in Kreuzberg. Er ging oft mit Leuten weg, die Trips genommen haben. Ich habe nichts gegen Trips, habe selber auch welche genommen und auch Shit geraucht. Rio und ich haben auch zusammen den ersten Joint geraucht und danach haben wir gesagt: Nie wieder Bier.

    Weil das einfach so viel besser war?

    Ja! Wir haben Musik ganz anders gehört, anders gesehen. Für mich war das ganz wichtig. Und auch das Menschenbild hat sich für mich verändert, zum Positiven hin. Dass man auch hinter die Fassade gucken kann. Aber man wusste nicht, wo die Schwelle überschritten wird und man auch andere Sachen nimmt. Einige Freunde von ihm sind an Heroin gestorben. Er hat sich Gott sei Dank da rausgehalten. Aber ich konnte manchmal nachts gar nicht schlafen. Als ob er mein Sohn wäre.

    Würde es ihn freuen, dass nun ein Platz in Kreuzberg nach ihm benannt wird?

    Klar, warum nicht. Ich finde es ganz gut, dass mal ein Platz nach jemand anderem benannt wird als nach Nazis und Generälen. Dass mal jemand anderes drankommt als die, die immer schon dran waren. Für Rio ist das im Nachhinein ein Geschenk.

    #Berlin #Kreuzberg #Oranienstraße #Mariannenplatz #Heinrichplatz #Rio-Reiser-Platz #Straßenumbenennung #Rauch-Haus-Lied #TSS #Geschichte
    #Hausbesetzung

  • Un chef étoilé israélien ouvre un restaurant à Berlin en l’honneur de sa grand-mère
    https://www.radioj.fr/2022/12/07/un-chef-etoile-israelien-ouvre-un-restaurant-a-berlin-en-lhonneur-de-sa-grand
    https://www.radioj.fr/wp-content/uploads/2022/12/assaf-granit.webp

    7.12.2022 par Gabriel Attal - Un chef israélien qui possède une étoile au guide Michelin a révélé qu’il avait ouvert un nouveau restaurant à Berlin en l’honneur de sa grand-mère et qui porte son nom. Assaf Granit possède déjà plusieurs restaurants branchés en Israël et en Europe, dont un à Paris qui a une étoile au guide Michelin.

    Son nouveau restaurant berlinois « Berta » est situé dans le boutique-hôtel chic Precise Tale Berlin Potsdamer Platz, et est le premier ouvert par le groupe « Machneyuda » de Granit dans la capitale allemande.

    « C’est un projet très personnel pour moi », a expliqué Granit. « Ma cuisine est entièrement due à [ma grand-mère], et tout a essentiellement commencé avec elle. » La grand-mère de Granit était une survivante de l’Holocauste qui a grandi avec la cuisine traditionnelle juive d’Europe de l’Est, mais à son arrivée à Jérusalem, elle s’est retrouvée à absorber les compétences culinaires de ses voisins, qui venaient du monde entier. Suivant ses traces, Granit a déclaré avoir « exploré les différents goûts et arômes des rues de Jérusalem » et a été inspiré pour ouvrir son propre restaurant qui « refléterait les secrets » de sa grand-mère et de la scène culinaire de la ville.

    Pour Granit, le restaurant a une signification particulière, car il a toujours rêvé d’ouvrir un commerce là où sa grand-mère a été forcée de partir.

    Precise Tale Berlin Potsdamer Platz
    Stresemannstraße 95-97
    10963 Berlin
    T : 030 2200950
    TaleBerlin@precisehotels.com

    https://www.i24news.tv/fr/actu/international/1670420537-le-chef-israelien-assaf-granit-ouvre-un-restaurant-a-berlin-en-l-

    Le luxueux hôtel dans lequel « Berta » offre une expérience gastronomique « festive, énergique, vibrante et engageante », qui « jette un pont entre Berlin et Jérusalem, en fusionnant des recettes familiales traditionnelles avec une touche de modernité. »

    Le mois dernier, le restaurant « Shabour »,de Granit à Paris a été élu parmi les meilleurs restaurants du monde dans le prestigieux classement « 50 Best Discovery » de San Pellegrino

    #Berlin #Kreuzberg #Stresemannstraße #Gastronomie #Israel

  • Sieben Museen in Berlin, die keinen Eintritt kosten
    https://www.berliner-zeitung.de/ratgeber/berlin-umsonst-und-aussergewoehnlich-sieben-museen-in-berlin-die-ke

    09.10.2022 von Nicole Schulze - In Nicht-Corona-Zeiten liegen die jährlichen Besucherzahlen stadtweit im zweistelligen Millionenbereich. Jedoch sind es auch die kleinen Schätze, die besonderen Ausstellungsperlen, die unsere Museumslandschaft so unverwechselbar und einzigartig machen. Davon möchten wir Ihnen einige vorstellen. Und weil die Zeiten hart sind, wir alle sparen müssen, zeigen wir Ihnen Museen, die Sie komplett gratis besuchen können.

    Tränenpalast
    https://www.hdg.de/en/traenenpalast


    Adresse: #Reichstagufer 17, 10117 #Mitte, direkt am Bahnhof #Friedrichstraße
    https://www.openstreetmap.org/node/8888473363#map=19/52.52091/13.38715

    Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags 9 bis 19 Uhr, am Wochenende 10 bis 18 Uhr

    Energiemuseum
    https://energie-museum.de


    Adresse: #Teltowkanalstraße 9, 12247 #Steglitz, direkt an der Haltestelle Teltowkanalstraße (Bus 186, 283)
    https://www.openstreetmap.org/way/45524990

    Öffnungszeiten: Da das Energiemuseum ehrenamtlich betrieben wird, gibt es keine festen Öffnungszeiten. Wer vorbeikommen möchte, kann telefonisch einen Termin vereinbaren: 030 701777-55 oder -56 (nur dienstags von 10 bis 12 Uhr).

    Militärhistorisches Museum
    https://mhm-gatow.de/de


    Adresse: #Am_Flugplatz #Gatow 33, 14089 #Spandau. Von den Bushaltestellen #Kurpromenade oder #Seekorso (Bus 135) läuft man etwa 10 Minuten. Tipp: Fall Sie mit dem Fahrrad kommen, können Sie von #Wannsee aus mit der Fähre F10 nach #Kladow übersetzen.
    https://www.openstreetmap.org/node/8428338215#map=19/52.47420/13.14174

    Öffnungszeiten: Dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, montags ist geschlossen.

    Archenhold-Sternwarte
    https://www.planetarium.berlin/archenhold-sternwarte


    Achtung: Noch bis zum 20. Oktober läuft eine Sonderausstellung, weshalb der Eintritt bis dahin nicht umsonst ist. Erwachsene zahlen derzeit 15 Euro, Kinder 8 Euro Eintritt.

    Adresse: #Alt_Treptow 1, 12435 #Treptow. Die Sternwarte befindet sich unweit vom Zenner-Biergarten, von der Haltestelle Bulgarische Straße (Bus 165, 166, 265) sind es nur vier Minuten zu Fuß. Sie können auch vom S-Bahnhof #Treptower_Park (Ringbahn, S8, S9, S85) hinlaufen, das dauert 18 Minuten, ist aber ein schöner Spaziergang durch den Park.
    https://www.openstreetmap.org/relation/2309788

    Öffnungszeiten: Freitags von 17 bis 22 Uhr, samstags von 12.30 Uhr bis 22 Uhr, sonntags von 12.30 Uhr bis 17 Uhr.

    Street-Art-Museum Urban Nation
    https://urban-nation.com


    Adresse: #Bülowstraße 7, 10783 #Schöneberg. Vom U-Bahnhof Bülowstraße (U2) sind es nur fünf Minuten zu Fuß
    https://www.openstreetmap.org/node/4708547016

    Öffnungszeiten: Dienstags und mittwochs von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis sonntags von 12 bis 20 Uhr. Montags ist geschlossen.

    Jüdisches Museum
    https://www.jmberlin.de


    Adresse: #Lindenstraße 9–14, 10969 Kreuzberg, vor dem Haus liegt die Haltestelle Jüdisches Museum (Bus 248). Vom U-Bahnhof #Kochstraße / #Checkpoint_Charlie (U6) sind es aber auch nur zehn Minuten zu Fuß.
    https://www.openstreetmap.org/way/302942554

    Öffnungszeiten: täglich 10 bis 19 Uhr.

    Zweiradmuseum
    https://www.ideal-seitenwagen.eu/museum


    Adresse: #Köpenicker_Straße 8, 10997 #Kreuzberg, drei Fußminuten vom U-Bahnhof #Schlesisches_Tor (U1).
    https://www.openstreetmap.org/node/856410965#map=19/52.50268/13.43925

    Öffnungszeiten: Montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.

    Diese Geheimtipps sollte jeder Berliner kennen
    https://www.berliner-zeitung.de/ratgeber/berlin-ausstellung-museum-mal-anders-diese-geheimtipps-sollte-jeder

    03.07.2022

    Industriesalon
    https://www.industriesalon.de/industriesalon


    #Reinbeckstraße 10 in 12459 #Schöneweide, Straßenbahnhaltestelle #Firlstraße (Tram 27, 60, 61, 67).
    https://www.openstreetmap.org/way/199532111

    Öffnungszeiten: Mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

    Classic Remise
    https://remise.de/berlin


    #Wiebestrasse 36-37 in 10553 #Moabit (ca. 10 Minuten vom S-Bahnhof# Beusselstraße, Ringbahn). Der Eintritt ist kostenlos.
    https://www.openstreetmap.org/node/2703829986

    Öffnungszeiten: Montags bis samstags 8 bis 20 Uhr, sonn- und feiertags 10 bis 20 Uhr.

    Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße
    https://www.gedenkort-papestrasse.de


    #Werner-Voß-Damm 54a in 12101 #Tempelhof. Zu erreichen mit der S-Bahn, Haltestelle #Südkreuz (Ausgang #General-Pape-Straße / Werner-Voß-Damm).
    https://www.openstreetmap.org/way/30419819

    Geöffnet ist dienstags bis donnerstags sowie am Wochenende jeweils von 13 bis 18 Uhr, montags und freitags ist geschlossen. Der Eintritt ist kostenlos. Öffentliche Führungen finden immer sonntags um 13 Uhr statt (kostenfrei, Anmeldung nicht erforderlich).

    Computermuseum
    https://computermuseum.htw-berlin.de


    https://www.sammlungen.htw-berlin.de/computermuseum
    Ausstellung im Gebäude C, Campus Wilhelminenhof der HTW Berlin, 6.Etage, #Wilhelminenhofstraße 75a, 12459 #Köpenick. Von der Straßenbahnhaltestelle #Parkstraße (Tram 27, 60, 61, 67) läuft man eine gute Viertel Stunde.
    https://www.openstreetmap.org/node/1632937492#map=19/52.45724/13.52694

    Pandemiebedingt und aufgrund von aktuellen Personalengpässen werden derzeit nur Gruppenführungen angeboten (Anfragen an Frank Burghardt: Frank.Burghardt@HTW-Berlin.de). Erst ab Herbst soll es wieder reguläre Öffnungszeiten geben. Der Eintritt ist kostenlos.

    #Berlin #Tourismus #Museum

    • @sandburg Musée de Pergame avant ou après la rénovation ? Il est payant !


      Voici ce que Peter Weiss a écrit sur l’hôtel de Pergame en 1938. Je m’excuse car je n’ai pas de version numérique allemande. On a détruit l’ancienne présentation où on on entrait dans une pièce consacrée à la contemplation de l’oeuvre antique. Là il semble que l’hôtel soit retourné afin de permettre de faire passer devant des dizaines de milliers de touristes par jour.

      The Aesthetics of Resistance, Volume 1

      All around us the bodies rose out of the stone, crowded into groups, intertwined, or shattered into fragments, hinting at their shapes with a torso, a propped-up arm, a burst hip, a scabbed shard, always in warlike gestures, dodging, rebounding, attacking, shielding themselves, stretched high or crooked, some of them snuffed out, but with a freestanding, forward-pressing foot, a twisted back, the contour of a calf harnessed into a single common motion. A gigantic wrestling, emerging from the gray wall, recalling a perfection, sinking back into formlessness. A hand, stretching from the rough ground, ready to clutch, attached to the shoulder across empty surface, a barked face, with yawning cracks, a wide-open mouth, blankly gaping eyes, the face surrounded by the flowing locks of the beard, the tempestuous folds of a garment, everything close to its weathered end and close to its origin. Every detail preserving its expression, brittle fragments from which the whole could be gleaned, rough stumps next to polished smoothness, enlivened by the play of muscles and sinews, tautly harnessed chargers, rounded shields, erect spears, a head split into a raw oval, outspread wings, a triumphantly raised arm, a leaping heel circled by a fluttering tunic, a clenched fist on a now absent sword, shaggy hounds, their jaws clamped into loins and necks, a falling man, his finger stub aiming at the eye of the beast hanging over him, a charging lion protecting a female warrior, his paw swinging back to strike, hands endowed with bird claws, horns looming from weighty brows, scaly legs coiling, a brood of serpents everywhere, with strangleholds around bellies and throats, darting their tongues, baring sharp teeth, bashing into naked chests.

      These only just created, already dying faces, these tremendous and dismembered hands, these wide-sweeping pinions drowning in the blunt rock, this stony gaze, these lips torn open for a shriek, this striding, stamping, these blows of heavy weapons, this rolling of armored wheels, these clusters of hurled lightning bolts, this grinding underfoot, this rearing and collapsing, this endless straining to twist upward out of grainy boulders. And how gracefully curly the hair, how elaborately gathered and girded the lightweight mantle, how delicate the ornamentation on the straps of the shield, on the bulge of the helmet, how gentle the shimmer of the skin, ready for caresses yet exposed to the relentless rivalry, to slaughter and annihilation. With mask-like countenances, clutching one another and shoving one another away, strangling one another, clambering over one another, sliding from horses, entangled in the reins, utterly vulnerable in nakedness, and yet enrapt in Olympic aloofness, appearing indomitable as an ocean monster, a griffin, a centaur, yet grimacing in pain and despair, thus they clashed with one another, acting at higher behest, dreaming, motionless in insane vehemence, mute in inaudible roaring, all of them woven into a metamorphosis of torture, shuddering, persisting, waiting for an awakening, in perpetual endurance and perpetual rebellion, in outrageous impact, and in an extreme exertion to subdue the threat, to provoke the decision. A soft ringing and murmuring resounded now and again, the echoes of footfalls and voices surrounded us for moments at a time; and then once more, only this battle was near, our gazes glided over the toes in the sandals, bouncing off the skull of a fallen man, over the dying man whose stiffening hand lay tenderly on the arm of the goddess who held him by the hair. The cornice was the ground for the warriors: from its narrow, even strip they threw themselves up into the turmoil, the hooves of the horses banged upon the cornice, the hems of the garments grazed it, and the serpentine legs twisted across it; the ground was perforated at only one place: here, the demoness of the earth rose up, her face hacked away under her eye sockets, her breasts massive in a thin covering, the torn-off clump of one hand lifted in a search, the other hand, asking for a standstill, loomed from the stone edge, and knotty, long-jointed fingers stretched up to the profiled corbel as if they were still underground and were trying to reach the wrist of the open thumbless female hand, they moved along under the cornice, seeking the blurred traces of incised script, and Coppi’s face, his myopic eyes behind glasses with a thin steel frame, approached the letters, which Heilmann deci-hered with the help of a book he had brought along. Coppi turned toward him, attentive, with a broad, sharply drawn mouth, a large, protruding nose, and we gave the opponents in this melee their names and, in the torrent of noises, discussed the causes of the fight. Heilmann, the fifteen-year-old, who rejected any uncertainty, who tolerated no undocumented interpretation, but occasionally also adhered to the poetic demand for a conscious deregulation of the senses, who wanted to be a scientist and a seer, he, whom we nicknamed our Rimbaud, explained to us, who were already about twenty years old and who had been out of school for four years by now and were familiar with the world of labor and also with unemployment, while Coppi had spent a year in prison for circulating subversive literature —

      Heilmann explained to us the meaning of this dance round, in which the entire host of deities, led by Zeus, were striding toward vicory over a race of giants and fabulous creatures. The Giants, the sons of the lamenting Gaea, in front of whose torso we were now standing, had blasphemously mutinied against the gods; but other struggles that had passed across the kingdom of Pergamum were concealed under this depiction. The regents in the dynasty of the Attalids had ordered their master sculptors to translate the swift transience, paid for with thousands of lives, to a level of timeless permanence, thereby putting up a monu-ment to their own grandeur and immortality. The subjugation of the Gal-lic tribes invading from the north had turned into a triumph of aristocratic purity over wild and base forces, and the chisels and mallets of the stone carvers and their assistants had displayed a picture of incontestable order to make the subjects bow in awe. Historic events appeared in mythi-cal disguise, enormously palpable, arousing terror, admiration, yet not understandable as man-made, but endurable only as a more-than-personal power that wanted enthralled, enslaved people galore, though few at the top, who dictated destinies with a mere stirring of the finger. The populace, when trudging by on solemn days, scarcely dared to glance up at the effigy of its own history, while—along with the priests—the philosophers and poets, the artists from elsewhere, all full of factual knowledge, had long since walked around the temple; and that which, for the ignorant, lay in magical darkness was, for the informed, a handicraft to be soberly assessed. The initiates, the specialists talked about art, praising the harmony of movement, the coordination of gestures; the others, however, who were not even familiar with the concept of “cultured,” stared furtively into the gaping maws, felt the swoop of the paw in their own flesh.

      The work gave pleasure to the privileged; the others sensed a segregation under a draconian law of hierarchy. However, a few sculptures, said Heilmann, did not have to be extracted from their symbolism; the falling man, the man of Gaul taking his own life, showed the immediate tragedy of a concrete situation; but these sculptures, replied Coppi, had not been outside, they had remained among the trophies in the throne rooms, purely in order to indicate from whom the shields and helmets, the bundles of swords and spears had been taken. The sole aim of the wars was to safeguard the territories of the kings. The gods, confronted with the spirits of the earth, kept the notion of certain power relationships alive. A frieze filled with anonymous soldiers, who, as tools of the higher-ups, fought for years, attacking other anonymous soldiers, would have altered the attitude toward those who served, boosting their position; the kings, not the warriors, won the victories, and the victors could be like the gods, while the losers were despised by the gods. The privileged knew that the gods did not exist, for they, the privileged, who donned the masks of the gods, knew themselves. So they were even more insistent on being surrounded with splendor and dignity. Art served to give their rank, their authority the appearance of the supernatural. They could permit no skepticism about their perfection. Heilmann’s bright face, with its regular features, bushy eyebrows, and high forehead, had turned to the demoness of the earth. She had brought forth Uranus, the sky, Pontus, the sea, and all mountains. She had given birth to the Giants, the Titans, the Cyclopes, and the Furies. This was our race. We evaluated the history of the earthly beings. We looked up at her again, the demoness stretching out of the ground. The waves of loosened hair flowed about her. On her shoulder, she carried a bowl of pomegranates. Foliage and grape vines twirled at the back of her neck. The start of the lips, begging for mercy, was discernible in the raw facial plane, which veered sideways and upward. A gash gaped from her chin to her larynx. Alcyoneus, her favorite son, slanted away from her while dropping to his knees. The stump of his left hand groped toward her. She was still touching his left foot, which dangled from his stretched and shattered leg. His thighs, abdomen, belly, and chest were all tensing in convulsions. The pain of death radiated from the small wound inflicted between his ribs by the venomous reptile. The wide, unfurled wings of the kingfisher, growing from his shoulder, slowed down his plunge. The silhouette of the burst-off face above him, with the hard line of the neck, of the hair, which was tied up and tucked under the helmet, spoke of the pitilessness of Athena. As she swung forward, her wide, belted cloak flew back. The downward glide of the garment revealed, on her left breast, the scale armor with the small, bloated face of Medusa. The weight of the round shield, her arm thrust into its thong, pulled her along to new deeds. Nike, leaping up, with mighty wings, in loose, airy tunics, held the wreath, invisible but implied by the gesture, over her head. Heilmann pointed: at the dissolving goddess of the night, Nyx, who, with a loving smile, was hurling her vessel full of serpents toward a downcast creature; at Zeus, who, in his open, billowing cloak, was using his woolen aegis, the goatskin of doom, to whip down three adversaries; and at Eos, the goddess of dawn, who was riding like a cloud in front of the rising team of the naked sun god, Helios.

      Thus, he said gently, a new day dawns after the dreadful butchery, and now the glass-covered room became noisy with the scraping of feet on the smooth floor, with the ticking echoes of shoe soles on the steep steps leading up the reconstructed western façade of the temple to the colonnades of the interior court. We turned back toward the relief, which throughout its bands demonstrated the instant when the tremendous change was about to take place, the moment when the concentrated strength portends the ineluctable consequence. By seeing the lance immediately before its throw, the club before its whizzing plunge, the run before the jump, the hauling-back before the clash, our eyes were driven from figure to figure, from one situation to the next, and the stone began to quiver all around us. However, we missed Heracles, who, according to the myth, was the only mortal to ally himself with the gods in the battle against the Giants; and, combing the immured bodies, the remnants of limbs, we looked for the son of Zeus and Alcmene, the earthly helper whose courage and unremitting labor would bring an end to the period of menace. All we could discern was a sign bearing his name, and the paw of a lion’s skin that had cloaked him; nothing else testified to his station between Hera’s four-horse team and Zeus’s athletic body; and Coppi called it an omen that Heracles, who was our equal, was missing, and that we now had to create our own image of this advocate of action. As we headed toward the low, narrow exit on the side of the room, the red armbands of the men in black and brown uniforms shone toward us from the whirling shifts in the throng of visitors; and whenever I spotted the emblem, rotating and chopping in the white, round field, it became a venomous spider, ruggedly hairy, hatched in with pencil, ink, or India ink, under Coppi’s hand, as I knew it from the class at the Scharfenberg Institute, where Coppi had sat at the next desk, doodling on small pictures, cards from cigarette packs, on illustrations clipped from newspapers, disfiguring the symbol of the new rulers, adding warts, tusks, nasty creases, and rivulets of blood to the plump faces looming from the uniform collars. Heilmann, our friend, also wore the brown shirt, with rolled-up sleeves, the shoulder straps, the string for the whistle, the dagger on the short pants; but he wore this garb as a disguise, camouflaging his own knowledge and camouflaging Coppi, who was coming from illegal work, and camouflaging me, who was about to leave for Spain. And thus, on the twenty-second of September, nineteen thirty-seven, a few days before my departure, we stood in front of the altar frieze, which had been brought here from the castle mountain of Pergamum to be reconstructed, and which, painted colorfully and lined with forged metals, had once reflected the light of the Aegean sky. Heilmann indicated the dimensions and location of the temple, as the temple, still undamaged by sandstorms or earthquakes, pillage or plunder, had shown itself on a protruding platform, on the terraced hill of the residence, above the city known today as Bergama, sixty-five miles north of Smyrna, between the narrow, usually dried-out rivers Keteios and Selinos, gazing westward, across the plain of Caicus, toward the ocean and the isle of Lesbos, a structure with an almost square ground plan, one hundred twenty by one hundred thirteen feet, and with a perron sixty-five feet wide, the whole thing dedicated by Eumenes II, to thank the gods for helping him in his war — the construction having begun one hundred eighty years before our era and lasting for twenty years, the buildings visible from far away, included among the wonders of the world by Lucius Ampelius in his Book of Memorabilia, second century a.d., before the temple sank into the rubble of a millennium.

      And has this mass of stone, Coppi asked, which served the cult of princely and religious masters of ceremony, who glorified the victory of the aristocrats over an earthbound mix of nations—has this mass of stone now become a value in its own right, belonging to anyone who steps in front of it.

      It was no doubt highbred figures who trod barbaric mongrels underfoot here, and the sculptors did not immortalize the people who were down in the streets, running the mills, smithies, and manufactories, or who were employed in the markets, the workshops, the harbor shipyards; besides, the sanctuary on the thousand-foot-high mountain, in the walled district of the storehouses, barracks, baths, theaters, administration buildings, and palaces of the ruling clan, was accessible to the populace only on holidays; no doubt, only the names of some of the master artists were handed down, Menecrates, Dionysades, Orestes, and not the names of those who had transferred the drawings to the ashlars, had defined the intersections with compasses and drills, and had practiced expertly on some veins and shocks of hair, and nothing recalled the peons who fetched the marble and dragged the huge blocks to the oxcarts, and yet, said Heilmann, the frieze brought fame not only for those who were close to the gods but also for those whose strength was still concealed, for they too were not ignorant, they did not want to be enslaved forever, led by Aristonicus they rebelled at the end of the construction, rising up against the lords of the city. Nevertheless the work still incorporated the same dichotomy as at the time of its creation. Destined to emanate royal power, it could simultaneously be questioned about its peculiarities of style, its sculptural persuasiveness. In its heyday, before falling to the Byzantine Empire, Pergamum was renowned for its scholars, its schools and libraries, and the special writing pages of cured, fleshed, and buffed calfskin made the fruits of poetic invention, of scholarly and scientific investigation permanent. The silence, the paralysis of those fated to be trampled into the ground continued to be palpable. They, the real bearers of the Ionian state, unable to read or write, excluded from artistic activity, were only good enough to create the wealth for a small privileged stratum and the necessary leisure for the elite of the mind. The existence of the celestials was unattainable for them, but they could recognize themselves in the kneeling imbruted creatures. The latter, in crudeness, degradation, and maltreatment, bore their features. The portrayal of the gods in flight and of the annihilation of urgent danger expressed not the struggle of good against evil, but the struggle between the classes, and this was recognized not only in our present-day viewing but perhaps also back then in secret glimpses by serfs. However, the afterdays of the altar were likewise determined by the enterprising spirit of the well-to-do. When the sculptural fragments that had lain buried under the deposits of Near Eastern power changes came to light, it was once again the superior, the enlightened who knew how to use the valuable items, while the herdsmen and nomads, the descendants of the builders of the temple, possessed no more of Pergamum’s grandeur than dust.

      But it was a waste of breath complaining, said Heilmann, for the preservation of the showpiece of Hellenic civilization in a mausoleum of the modern world was preferable to its traceless entombment in Mysian detritus. Since our goal was to eliminate injustice, to wipe out poverty, he said, and since this country too was only going through a transition, we could imagine that this site would some day demonstrate the expanded and mutual ownership intrinsic in the monumentality of the formed work. And so, in the dim light, we gazed at the beaten and dying. The mouth of one of the vanquished, with the rapacious hound hanging over his shoulder, was half open, breathing its last. His left hand lay feeble on the forward-charging leather-shod foot of Artemis, his right arm was still raised in self-defense, but his hips were already growing cold, and his legs had turned into a spongy mass. We heard the thuds of the clubs, the shrilling whistles, the moans, the splashing of blood. We looked back at a prehistoric past, and for an instant the prospect of the future likewise filled up with a massacre impenetrable to the thought of liberation. Heracles would have to help them, the subjugated, and not those who had enough armor and weapons. Prior to the genesis of the figurations, there had been the bondage, the enclosure in stone. In the marble quarries on the mountain slopes north of the castle, the master sculptors had pointed their long sticks at the best blocks while eying the Gallic captives toiling in the sultry heat. Shielded and fanned by palm branches, squinting in the blinding sun, the sculptors took in the rippling of the muscles, the bending and stretching of the sweating bodies. The defeated warriors, driven here in chains, hanging from ropes on the rock faces, smashing crowbars and wedges into the strata of glittering, bluish white, crystalline-like limestone, and transporting the gigantic ashlars on long wooden sleds down the twisting paths, were notorious for their savagery, their brutal customs, and in the evenings the lords with their retinues passed them timidly when the stinking prisoners, drunk on cheap rotgut, were camping in a pit. Up in the gardens of the castle, however, in the gentle breeze wafting up from the sea, the huge bearded faces became the stuff of the sculptors’ dreams, and they remembered ordering one man or another to stand still, opening his eye wide, pulling his lips apart to view his teeth, they recalled the arteries swelling on his temples, the glistening nose, zygomas, and forehead emerging from the cast shadows.They could still hear the lugging and shoving, the stemming of shoulders and backs against the weight of the stone, the rhythmic shouts, the curses, the whip cracks, the grinding of sled runners in the sand, and they could see the figures of the frieze slumbering in the marble coffins. Slowly they scraped forth the limbs, felt them, saw forms emerge whose essence was perfection.

      With the plundered people transferring their energies into relaxed and receptive thoughts, degradation and lust for power produced art. Through the noisy maelstrom of a school class we pushed our way into the next room, where the market gates of Miletus loomed in the penumbra.

      At the columns flanking the gates, which had led from the town hall of the port to the open emporium, Heilmann asked whether we had noticed that inside, in the altar room, a spatial function had been inverted, so that exterior surfaces had become interior walls. In facing the western perron, he said, we had our backs to the eastern side, the rear of the temple, that is, in its merely rudimentary reconstruction, and the unfolded southern frieze stretched out to the right while the relief on the northern cornice ran to the left. Something the viewer was to grasp by slowly circling it was now surrounding him instead.

      This dizzying procedure would ultimately make us understand the Theory of Relativity, he added when, moving a few centuries deeper, we walked along the claybrick walls that had once stood in the cluster of Nebuchadnezzar’s Babylonian towers, and we then suddenly stepped into an area where yellowing leaves, whirring sunspots, pale-yellow double-decker buses, cars with flashing reflections, streams of pedestrians, and the rhythmic smashing of hobnailed boots demanded a readjustment in our bearings, a new indication of our whereabouts. We are now, said Coppi, after we crossed the square between the museum, the cathedral, and the Armory Canal, in front of the motionless fieldgray steel-helmeted sentries at the monument, whose dungeon still has room enough for the mangled marchers who, having bled to death, are en route here, willing or not, in order to lie down under the wreaths with silk ribbons. Heilmann, beneath the foliage of the Lindens, pointed between the Brothers Humboldt, who, enthroned loftily in armchairs with griffin feet, were brooding over open books, and he motioned across the wide forecourt, toward the university, where, reckoning with an accelerated high school diploma, he intended to study foreign affairs. He already knew English and French, and at the night school where we had met him, he had been seeking contacts for teaching him the taboo Russian language.

      The municipal night school, a gathering place for proletarians and renegade burghers, had been our chief educational institution after Coppi had left the Scharfenberg School Island at sixteen, and I, one year later, had likewise taken my last ferry to the mainland near Tegel Forest. Here, basic courses on Dostoyevsky’s and Turgenev’s novels served for debates on the prerevolutionary situation in Russia, just as lectures on economics guided us in our perusal of Soviet economic planning. The Association of Socialist Physicians plus scholarships from the Communist Party, where Coppi belonged to the Youth Organization, had enabled us to attend the Scharfenberg School, a progressive institution at that time. Our chief advocate had been Hodann, a municipal physician, head of the Health Office of the Reinickendorf district and director of the Institute of Sexology. We had met him at the question-and-answer evenings in the Ernst Haeckel Auditorium, and until his imprisonment and escape in nineteen thirty-three we often participated in the regular discussions on psychology, literature, and politics taking place every second week at his home in a settlement on Wiesener Strasse, Tempelhof. After the summoning of the National Socialist government, known as the Machtübernahme, the takeover of power, when it was no longer possible for us to go to school, Coppi had begun training at Siemens, and I had gotten a job as a shipping clerk at Alfa Laval, where my father had been foreman in the separator assembly department.

      #Berlin #Pergamonmuseum #Mitte #Kupfergraben #Bodestraße #Kunst #Geschichte

  • Der Fall Bruno Gerth: Berliner Polizist mit Potenzproblem wird zum Mörder
    https://www.berliner-zeitung.de/open-source/sensationsprozess-kriminalitaet-polizei-justiz-der-fall-bruno-gerth

    10.9.2022 von Bettina Müller - Vor 125 Jahren wurde Bruno Gerth geboren. In der Weimarer Zeit sorgte er in Berlin für einen „Sensationsprozess“. Warum brachte der Fall die Stadt so auf?

    Berlin, Landgericht II in der Turmstraße-Fast kommt es vor dem Eingang zu einer Prügelei. Es ist der Morgen des 16. Dezember 1924 und der wütende Mob, der Einlass begehrt, schafft es tatsächlich, dass die entnervte Polizei den Gerichtssaal abriegelt. Der Grund für den Hass heißt Bruno Gerth, ein schmächtiger Mann, der für den Tod zweier Frauen verantwortlich ist. Und das als Berliner Wachtmeister, da ist die Wut der Menschen mehr als verständlich. Schlechte Zeiten erfordern auch Konstanten im Leben, fällt nun so ein Halt in Form eines Sicherheitsbeamten weg, sind Konfusion und Wut schon mal unermesslich.

    Zwei Frauen hat der mörderische Polizist Bruno Gerth in der Nacht vom 24. zum 25. Februar 1924 getötet: die 40-jährige Else Hoffmann geb. Hämmerle und ihre 63-jährige Mutter Emma Trautmann geb. Nacke, beide Witwen, die in der Schleiermachterstraße 15 leben. Dass sie ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit Prostitution verdienen, wussten dort alle.

    An dem Abend, der ihr letzter in diesem Leben sein sollte, sind sie, wie so oft, in die Destille § 11 eingekehrt. Ein Tusch, Musike, Schwoof und Alkohol, es geht wie immer hoch her. Auch Mutter und Tochter sorgen für Stimmung, sprechen Männer an, fordern sie zum Tanz auf, um sie möglichst bald abzuschleppen. Doch an Bruno Gerth beißen sie sich erst einmal die Zähne aus. Der Mann hat sich gerade mit seiner Freundin gestritten und hat daher schlechte Laune. Und eigentlich will er auch nur kurz ein Bier trinken und dann in seine Kaserne in der Friesenstraße zurückkehren. Dort muss er wohnen, weil er noch unverheiratet ist. Als er die lautstarke Aufforderung zum Tanz ablehnt – weil er die beiden „Damen“ nicht wirklich sympathisch findet –, ruft eine der beiden sofort aus: „Darauf müssen wir wenigstens eins trinken!“

    Das ist ihr Todesurteil. Gerth gibt entnervt nach, der Abend nimmt seinen Lauf und irgendwann herrscht ein fulminanter Geräuschpegel in der Kneipe. Überall wiegen sich Paare im Tanz, an den Tischen werden massenweise Bierkrüge gestemmt, in vielen Ecken wird geknutscht. Und so verliert sich auch Bruno Gerth in diesem Hexenkessel. Berliner Amüsemang. Bei den meisten dann nur vage Erinnerungen am nächsten Tag, der Alkohol hat ganze Arbeit geleistet. Doch bei einigen wenigen Menschen, die psychisch stark vorbelastet sind, kann so ein Zechgelage fatale Folgen haben.

    So wie bei Bruno Gerth, der irgendwann mit den beiden Frauen mitgegangen ist, hinaus in die dunkle Nacht. Der ihnen erst noch in eine andere Destille, dann in ihre Wohnung folgte. Wo dann eine der beiden zudringlich wurde und Bruno Gerth rotsah, die jüngere der beiden erwürgte und dann noch mit dem Beil zuschlug. Der dann auch noch ihre Mutter, die schon ihren Rausch ausschlief, mit dem Beil tötete. Der dann auch noch versuchte, die Leichen zu schänden, was ihm jedoch durch seine Impotenz nicht gelang. Der irgendwann erschöpft neben einer der Leichen einschlief.

    Eine goldene Uhr führt zum „Sensationsprozess“

    Der nächste Morgen bricht an. In der Küche und im Schlafzimmer, überall klebt das Blut. Der Mörder nimmt einer Toten die goldene Armbanduhr ab, die für ihn wohl so eine Art Trophäe ist, ein Sieg über das weibliche Geschlecht, das ihn so oft verlacht hat. Er habe doch keinen Grund gehabt zu töten, wird er später vor Gericht immer und immer wieder beteuern. Und die Erinnerung an jenen fatalen Abend sei für ihn sehr schemenhaft gewesen, fast surreal. Für die Kriminalpolizei ist die Suche nach dem Tatverdächtigen nicht sehr schwer, zu viele Augenzeugen haben das Trio gesehen, und ein Mann in Schutzpolizeiuniform in einer Kneipe, der fällt auf.

    Doch Gerth ist es tatsächlich äußerst peinlich, das Verhör in seiner Uniform über sich ergehen lassen zu müssen, zu sehr liebt er seinen Beruf. Er schämt sich zutiefst für seine unfassbar brutale Tat und legt daher die Uniform ab. Und da fällt auch schon die goldene Uhr aus der Tasche heraus und der dringend Tatverdächtige ist somit zweifelsfrei identifiziert. Gerth bricht zusammen und fährt erst einmal in die Zelle des Untersuchungsgefängnisses ein, und das bis zum Tag des „Sensationsprozesses“, wo auch sein Lebenslauf ausführlich zur Sprache kommt.

    Vor 125 Jahren wurde er geboren, am 18. August 1897, der Mann, der einmal die Berliner Bevölkerung vor Straftaten schützen sollte und dann selber Hand anlegte. Bromberg in Westpreußen war sein Geburtsort, seine Kindheit nicht sehr behütet. Der Vater ein jähzorniger Trinker, es gab mehrere Selbstmorde in der Familie, so auch ein Onkel, der sich nach einem epileptischen Anfall das Leben nahm. Und dann lehnte der Vater auch noch Bruno Gerths sehnlichsten Wunsch, nämlich, Drogist zu werden, ab.

    Und zu allem Überfluss kam dann noch seine Impotenz hinzu, die ihn laut eigener Aussage vor Gericht zu dem „unglücklichsten Menschen der Welt“ gemacht hatte. Nach Ende des Ersten Weltkriegs, bei dem er als Soldat mit unvorstellbarem Grauen konfrontiert wurde, bewarb sich Gerth bei der Berliner Schutzpolizei, suchte durch die hohen beruflichen Anforderungen Zerstreuung und Ablenkung von seinen Problemen. Schon bald erhielt er eine Festanstellung, war beliebt bei seinen Kollegen, die ihn als ruhigen und zuverlässigen Menschen schätzten.

    Vor den Richtern wird Gerths Zurechnungsfähigkeit die alles entscheidende Frage. Aber die Ärzte sind sich uneinig darüber, ob der § 51 Reichsstrafgesetzbuch, der damals darüber entschied, zur Anwendung kommen kann. Die Verhandlung wird daher bereits nach der Beweisaufnahme vertagt, und Gerth muss wieder zurück in seine Zelle des Untersuchungsgefängnisses. Um die Frage endgültig zu klären, wird Gerth in der Dalldorfer „Irrenanstalt“ ausgiebig untersucht, wo ein Gutachten des Medizinalkollegiums das Problem ein für alle Mal lösen soll.

    In diesen sechs Wochen werden Versuche mit Gerth angestellt, dem Mörder Trinkproben verabreicht, um zu sehen, wie seine Psyche darauf reagiert. Und tatsächlich greift Gerth nach diesen Tests Mitpatienten an, und so kommen die Ärzte schließlich zu dem Ergebnis, dass Gerth „erblich schwer belasteter Psychopath mit Impotenz und sexuellem Reizhunger“ sei und die Taten tatsächlich in einer Art Alkoholdämmerzustand begangen habe.

    So steht es in der sehr umfangreichen Akte Gerth, die im Landesarchiv Berlin aufbewahrt wird. Tatsächlich sah der § 51 des Reichsstrafgesetzbuches Straffreiheit vor, wenn der Täter eben nicht Herr seiner Sinne gewesen war: „Eine strafbare Handlung ist nicht vorhanden, wenn der Thäter zur Zeit der Begehung der Handlung sich in einem Zustande von Bewusstlosigkeit oder krankhafter Störung der Geistesthätigkeit befand, durch welchen seine freie Willensbestimmung ausgeschlossen war.“

    In vielen Fällen bedeutete der Paragraf aber auch, dass der Täter zunächst der „Irrenanstalt“ übergeben wurde, um die Bevölkerung vor ihm zu schützen oder eben auch, um endgültige Klarheit über seinen Zustand zu erhalten. Doch dort drohte in der Regel aber auch eine dramatische Verschlechterung des Zustands des psychisch kranken Menschen. Und die Anstalt, die ist auch Gerths ganz persönlicher Albtraum. Seine Aussage „Nur das nicht, lieber köppen“ ist mehr als eindeutig.

    Wahnvorstellungen in der Anstalt: „Keine Aussicht auf Wiederherstellung“

    Herzberge wird erst einmal gezwungenermaßen Gerths neuer Aufenthaltsort, mittlerweile hat sich sein Zustand tatsächlich sehr verschlechtert. „Psychisch völlig heruntergekommen“ sei er, bestätigen Augenzeugen, darunter ein früherer Arbeitskollege von der Polizei, der ihn besucht. Durch das ganze langwierige Gerichtsverfahren und die Ungewissheit über sein Schicksal, verbunden mit der Gewissheit, wohl nie mehr ein normales Leben führen zu können, manifestiert sich seine Krankheit schließlich unwiderruflich, sodass 1927 auch Wahnvorstellungen zu seinem Alltag gehören. Und auch seine Ehefrau, die er noch mit einer Sondergenehmigung in der Zelle des Untersuchungsgefängnisses geheiratet hat, die ihm als Einzige, so seine Aussage, Verständnis entgegengebracht hat, gibt ihn auf und reicht 1929 die Scheidung ein.

    Ein Jahr später fällt das eigentliche Todesurteil: „Keine Aussicht auf Wiederherstellung“. Die nächsten Jahre sind dann eine Abfolge von lichten und wirren Momenten, ein Vor-sich-Hinvegetieren, ein Leben im Wahnsinn, im Labyrinth der eigenen seltsam fremden Gedanken. Die Hülle eines Menschen, voller Reue, aber mit keinerlei Chance, dies zu beweisen, um vielleicht doch wieder ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu werden. Nur die Beschäftigungstherapie, das einzige Mittel der Wahl in dieser Zeit, bewahrt ihn vor dem frühen Tod. Man setzt ihn zum Beispiel in einer Malerkolonne ein. „Recht brauchbar“ sei er dabei, und das wird ihn vor dem Tod in einer „Tötungsanstalt“ bewahrt haben.

    1939 wird Bruno Gerth aufgrund des nationalsozialistischen Gesetzes „zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ zwangssterilisiert. Elf weitere Jahre folgen, in der Dunkelheit der Abgründe der eigenen Seele. Mit der großen Schuld und ohne Hoffnung. Ein schwer kranker Mann, dessen Diagnosen im Gutachten der Patientenakte mehrere Zeilen umfassen, ist das Resultat. Am 7. November 1950 stirbt Bruno Gerth im Gefängniskrankenhaus von Alt-Moabit um 21.10 Uhr an chronischer Mittelohrvereiterung, Meningitis und einer akuten Herz-Kreislauf-Schwäche. Nach jenem fatalen Abend hat er jedoch noch 26 Jahre leben dürfen. Seine beiden Opfer hatten die Chance nicht.

    Von der Autorin erscheint am 29. September 2022 im Elsengold-Verlag das Buch „Dandys, Diebe, Delinquenten. Verbrecher in Berlin“.

    #Berlin #Geschichte #Kriminalität #Kreuzberg #Schleiermacherstraße #Moabit #Polizei #Mord #Femizid

  • Heinrichplatz, Kreuzberg, Kauperts Straßenverzeichnis von Berlin
    https://m.kauperts.de/Strassen/Heinrichplatz-10999-Berlin

    Allet neu macht der Kaupert. Schade nur, dass wir danach dumm dastehen. Zum Beispiel am Prinzenplatz den die Kreuzberger BVV lieber als Königsplatz hätte. Kiek mal an. König von Deutschland, wir verstehen uns, nicht wahr?

    Alter Bezirk: Kreuzberg
    Name seit: 7.4.1849
    Info: Der Heinrichplatz soll in Rio-Reiser-Platz umbenannt werden. Aufgrund von Einsprüchen noch nicht vollzogen.

    Das ist einigermaßen nichtssagend. Der alte Eintrag wsr liebevoll mit wissenschaftlicher Genaiugkeit gemacht. Die Auskunft über eine anstehende Änderung wäre als Ergänzung hilfreich gewesen. Da sie den Eintrag zur Geschichte des Heinrichplatz einfach ersetzt, erfahren wir nun weder etwas über den ominösen Heinrich noch über den neuen Namensgeber. Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da agiert heuzutage fast immer ein gewinnorientiertes Privatunternehmen. Schnellschnell, machmal, zeitistgeldmäßig, schwupp isser weg der olle Text.

    © Edition Luisenstadt, ZEPTER&KRONE

    Der Firmenname läßt eigentlich bessere Auskünfte über die königlichen Hoheiten erwarten. Zum Glück gibt es archive.org vom 8.12.2017. Die Bibliothekare aus Amiland retten die Welt mal wieder aus dem Sumpf von Dummheit und Nichtwissen

    Info: Heinrich (Friedrich Heinrich Karl), Prinz von Preußen, * 30.12.1781 Berlin, + 12.7.1846 Rom.

    Er war der Sohn des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. und dessen zweiter Gemahlin Friederike Luise, Tochter des Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Nach einer standesgemäßen Erziehung trat Prinz Heinrich in das Militär ein. Er war General der Infanterie und Chef des ostpreußischen (2.) Infanterie-Regiments und hatte zugleich das Kommando über das Hammsche Bataillon des 4. Garde-Landwehr-Regiments inne. Ab 3.7.1800 war er Großmeister des Johanniterordens zu Sonneburg und ab 1812 Großmeister des Königlichen preußischen Johanniterordens. Heinrich wurde am 7.11.1846 im Berliner Dom beigesetzt.

    Bei der Aufteilung des Köpenicker Feldes wurde der Platz neu angelegt. Am 18. Februar 1991 wurde auch die Fläche der Oranienstraße 9 im Kreuzungsbereich zwischen Oranienstraße und Mariannenstraße an den Heinrichplatz übertragen.

    Damals trug der Berwalter des Eintrags noch einen bescheideneren Namen.

    © Edition Luisenstadt, kaupert media gmbh

    Zur Sache, also zum Straßennamen: Bei aller Sypathie für Rio Reiser und Ton Steine Scherben ist auch diese Straßenumbenennung ungeschickt, vorsichtig gesagt. Zum einen wäre wenn dann der von TSS besungene Mariannenplatz der richtige Kandidat für die Umbenennung in Rio-Reiser-Platz gewesen. „Der Heinrichplatz war blau, soviel Bullen waren da.“ wurde nie gesungen, klingt nicht, weil eine Silbe fehlt und war auch erst zehn Jahre später angesagt. Das Lied heißt ja auch nicht „Besetzereck Song“ sondern „Rauch Haus Song“. Und wie gemein, dass uns die linksgrüne BVV den Kalauer vom Prinz-Heinrich-Mützen-Platz wegnehmen will, mit dem man immer testen konnte, ob einer Berliner war oder nur Möchtegern. Die Ureinwohner protestierten immer so schön, weil der Platz ja nicht nach dem Kaiser-Wilhelm-Heinrich heißt sondern nach dem Prinz davor. Können Sie weiter oben nachlesen.

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Prinz-Heinrich-M%C3%BCtze

    Zitatquelle: https://www.friedrich-schiller-archiv.de/zitate-schiller/wo-rohe-kraefte-sinnlos-walten

    #Heinrichplatz #Rio-Reiser-Platz #Kreuzberg #Steaßenumbenennung

  • Conrad macht alle Läden dicht.
    https://txsl.de/conrad-macht-dicht.html

    14..2022 - Wieder verschwindet ein Sück Berliner TAXI-Infrastruktur, mit der wir über die Jahre ordentlich Umsatz gemacht haben. Conrad war auch die wichtigste Berliner Quelle für elektronische Ersatz- und Bauteile. Damit ist jetzt Schluss und wir brauchen einen neuen Laden für das Zeug.

    Unser Jagdgebiet wird immer kleiner. Zugleich wird es immer schwieriger, Google und Amazon mit den eigenen Berlinkenntnissen zu schlagen.

    Conrad an der Hasenheide war der letzte große Elektronik-Supermarkt, wo man so gut wie alle Bauteile für selbst konstruierte Adapter erhielt, wo man Befestigungen für die immer wichtigeren Bildschirmgeräte in reichlicher Auswahl fand, alle Werkzeuge für Elektroarbeiten und eine riesige Zahl praktischer Dinge für die unvermeidlichen täglichen Kleinreparaturen..

    Jetzt ist auch Schluß mit der rettenden Auskunft „... dann fahre ich Sie zur nächsten Conrad-Filiale“, auf die Frage des DJ-Fahrgast, wo er noch schnell vor seinem Auftritt Lötkolben und einen Tonadapter herbekommt. Ab jetzt wird die Suche „in real life“ (IRL) ein gutes Stück komplizierter. „Ick fahr sie mal zu Amazon“ endet zuverlässig beim Pförtner vom Logistikzentrum am Berliner Ring. [1] Der Amazon-Marktplatz ist so virtuell und unzugänglich wie der B2B-Web-Shop von Conrad.

    Wahrscheinlich ist diese Entwicklung nur konsequent in einer Zeit, wo der Tausch einer Glühbirne die Fahrt zur Werkstatt nötig macht. Für Hinweise auf übrig gebliebene Läden für elektronische Bauteile wäre ich dankbar. Bitte in das Kommentarfeld unter diesem Artikel eintragen.

    Für Nostalgiker hier noch einmal alle offiziellen Infos zur Filiale:

    WWW: https://www.conrad.de/de/filialen/berlin-kreuzberg.html

    Postanschrift
    Berlin Kreuzberg
    Conrad Electronic Stores GmbH & Co. KG
    Hasenheide 14-15 10967 Berlin

    Öffnungszeiten
    Montag – Freitag 10:00 – 19:00 Uhr
    Samstag 10:00 – 18:00 Uhr

    Ihr Weg in die Filialen
    Parken: Kostenloser Parkplatz hinter der Filiale
    U-Bahn: U7, U8 - Hermannplatz
    Bus : 171, 194, 344
    Kontakt
    filiale.berlin@conrad.de

    Hardcore-Berlinkenner erinnern sich noch an Festsaal, Kino und Diskothek im Nebenhaus.

    Buch „Hasenheide 13“
    https://www.jovis.de/de/buecher/product/hasenheide-13.html

    Tagesspiegel vom 31.5.2021
    https://www.sammlung-wemhoener.com/img/press/2021/Tagesspiegel-Mai-2021.pdf

    BZ Berlin, 40 alte Berliner Kinos, die es heute nicht mehr gibt ---
    1946 eröffnete Kino „Quick“. Dann erfolgte ein Umbau für 1000 Plätze und das Kino wurde zum „Primus-Palast“. Den gab es schon vor dem Krieg, allerdings ein paar Häuser weiter. 1966 war Schluss, der Kino-Saal wurde zur Diskothek „Cheetah“ umgebaut.

    Die Meldung von gestern: Conrad Electronic schließt fast alle Filialen – Fokus auf Onlineversand
    https://www.heise.de/news/Conrad-Electronic-schliesst-fast-alle-Filialen-Fokus-auf-Geschaeftskunden-6670

    #Berlin #Kreuzberg #Hasenheide #Elektronik #Handel

  • Conrad Electronic schließt fast alle Filialen – Fokus auf Onlineversand Conrad schließt fast alle Filialen
    https://www.heise.de/news/Conrad-Electronic-schliesst-fast-alle-Filialen-Fokus-auf-Geschaeftskunden-6670

    13.4.2022 von Tobias Knaack - Conrad schließt fast alle Filialen und konzentriert sich auf das Geschäftskunden-Geschäft. Die Mitarbeiter können sich auf Jobs innerhalb der Gruppe bewerben.

    Conrad Electronic schließt noch in diesem Jahr fast alle Filialen und will sich im stationären Handel auf Geschäftskunden fokussieren. Das geht aus einer Mitteilung des Unternehmens hervor. Nur im bayerischen Wernberg-Köblitz soll noch eine Privatkundenfiliale betrieben werden, ansonsten solle der Entwicklung des Kaufverhaltens hin zu mehr Onlinehandel Rechnung getragen werden, heißt es in der Meldung des Unternehmens: „Alle weiteren Filialstandorte sind bzw. werden im Laufe des Jahres geschlossen.“

    Mit Blick auf das B2B-Geschäftskundengeschäft war im nordrhein-westfälischen Hürth bereits 2020 eine Geschäftskundenfiliale eröffnet worden. Weitere sollen folgen, wie das Unternehmen mitteilte. Conrad sieht sich „mit seiner vor Jahren erfolgten Strategieänderung und Entwicklung hin zu Europas führender B2B-Beschaffungsplattform für technischen Betriebsbedarf auf dem richtigen Weg“.
    Beschäftigte können sich auf Jobs in der Gruppe bewerben

    Dennoch sagt Ralf Bühler, CEO von Conrad Electronic SE, in der Mitteilung auch: „Natürlich fällt uns dieser Schritt sehr schwer. Wir haben unsere Beschäftigten daher frühzeitig informiert und sind in Gesprächen, um sozial verträgliche Regelungen zu finden und unserer sozialen Verantwortung gerecht zu werden. Mitarbeitende aus den Filialen haben selbstverständlich die Möglichkeit, sich auf offene Stellen innerhalb der Conrad Gruppe zu bewerben.“

    Wie es in der Mitteilung weiter heißt, wiederholt sich für das Unternehmen ein Stück weit die Geschichte: „Es ist nicht das erste Mal in der fast 100-jährigen Geschichte von Conrad, dass man Veränderungen im Konsumentenverhalten ernst nimmt und konsequent handelt. Bereits in den 70er Jahren hatte Klaus Conrad fast alle damaligen Filialen geschlossen und voll und ganz auf den Versandhandel gesetzt.“
    Cloud-Dienst erst im Dezember eingestellt

    Im Dezember war der Cloud-basierte Smart-Home-Dienst Conrad Connect eingestellt worden, nachdem es erst im Sommer die Preise für seinen Dienst gesenkt hatte. Gründe für die Einstellung des Dienstes waren aus der Mail an Kundinnen und Kunden nicht hervorgegangen.

    Conrad ist ein international agierendes Unternehmen, das in 17 Ländern tätig ist - neben Deutschland unter anderem in Italien, Österreich und Frankreich sowie unter dem Namen Rapid Electronics im Vereinigten Königreich. Gegründet Conrad Electronic 1923, der Zentralsitz ist im oberpfälzischen Hirschau in Ostbayern.

    #Berlin #Hasenheide #Kreuzberg #Elektronik #Handel

  • Happy in Berlin ? — Project
    https://happy-in-berlin.org/project


    George Grosz, Studie, 1952

    Cette expo m’a fait découvrir une rue prolétaire de Berlin qui a été rayée en 1959 de la liste officielle des rues de la ville. Depuis le 3 février 1945 la Simeonstraße n’existe plus. Christopher Isherwood lui a érigé un mémorial dans son roman Goodbye to Berlin .

    Pour retrouver son tracé dans le Berlin d’aujourd’hui il faudrait se rendre à Alte Jakobstraße quelques mètres au nord de Franz-Künstler-Straße et du Musée juif de Berlin. En regardant vers l’est on peut y imaginer la vie dans une des rue les plus pauvres de Berlin avant 1945. Actuellement on y apercoit des logements provisoires pour réfugiés. C’est l’endroit que les jeunes berlinois les plus défavorisés utilisaient pendant des décennies comme terrain d’équitation dans le cadre du Hauptkinderheim (le foyer d’enfants principal de Berlin).
    Le prolongement ver l’est de la Simeonstraße était la Wassertorstraße . On y trouve l’église qui a donné le nom à notre rue (St. Simeon-Kirche - Wassertorstraße 21a - 10969 Berlin). Aujourd’hui la partie de la Wassertorstraße entre Brandenburg Straße (orthographié comme en 1930, aujourd’hui Lobeckstraße ) et Alexandrinenstraße est occupé par un terrain de sport.

    Berlin through English Eyes maps the presence of English-speaking writers in the city. It provides information on writers who visited Berlin in the early twentieth century, and how they interacted with the spaces and culture of the city.

    1. Friedrich-Wilhelms-Universität https://happy-in-berlin.org/friedrich-wilhelms-universitat
    2. Hotel Esplanade https://happy-in-berlin.org/hotel-esplanade
    3. Institute of Sexual Science https://happy-in-berlin.org/institute-of-sexual-science
    4. Lunapark/Wellenbad https://happy-in-berlin.org/lunapark
    5. Nollendorfstraße 17 https://happy-in-berlin.org/nollendorfstrase-17
    6. Pension Bismar https://happy-in-berlin.org/pension-bismarck
    7. Simeonstraße https://happy-in-berlin.org/simeonstrase

    Kauperts Strassenführer durch Berlin dans l’édition de décembre 1949 en donne les informations suivantes :

    Simeonstr. [E5] SW 68 (A) von Alexandrinen- bis Alte Jakobstr. Nr. 1 - 32, zerstört: 2-14, 19-31— Vbz Krzbg, FiA Frstd, AG Tplh/Krzbg Pol 112 — St (1, p3)

    On apprend ici que le raid aêrien de la #USAAF a détruit 24 des 32 immeubles, les autres ont sans doute été gravement endommagés et rendus majoritairement inhabitables.

    Abbréviations

    SW 68: Zustellpostamt Südwest 68, (A): Amerikanischer Sektor, Vbz: Veraltungsbezirke, FiA: Finanzamt, Frstd: Friedrichstadt, AG: Amtsgericht, Tplh: Tempelhof, Krzbg: Kreuzberg, Pol: Polizeirevier, St: Straßenbahn

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stra%C3%9Fen_und_Pl%C3%A4tze_in_Berlin-Kreuzberg#Ehemalige_u

    Simeonstraße ... 1870 - 1959 aufgehoben
    Der im Ruhestand befindliche Lehrer F. Siegel hatte den Verkehrsweg als Verbindung zwischen Alter Jakobstraße und Alexandrinenstraße 1869 anlegen und 1870 nach der nahen Simeonkirche benennen lassen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/St.-Simeon-Kirche_(Berlin)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_der_Alliierten_auf_Berlin#3._Februar_1945

    Am 3. Februar 1945, einem Samstag, wurde Berlin von 958 Maschinen der USAAF angegriffen, davon kamen 939 Flugzeuge durch die deutschen Verteidigungslinien. Der 288. Luftangriff auf Berlin erfolgte in zwei Wellen, die erste von 11:02 bis 11:18 Uhr durch die 1st Air Division und eine zweite von 11:24 bis 11:52 Uhr durch die 3rd Air Division mit Boeing B-17.

    Insgesamt wurden über 2000 t Spreng- und 250 t Brandbomben auf weite Teile des Nordwestens von Kreuzberg und des Bezirks Mitte abgeworfen, wobei das Zeitungsviertel und das Exportviertel um die Ritterstraße schwer getroffen wurden. Durch den an diesem Tag herrschenden starken Wind wurden die Brände zusätzlich angefacht. ... Das US-Militär schätzte, dass bis zu 25.000 Menschen starben. Gemessen an der Zahl der Todesopfer war es der schwerste Luftangriff auf Berlin. Bei dem Angriff wurden mindestens 20.000 Menschen verletzt und 120.000 obdachlos. ... 2.296 Bauten wurden total zerstört, 909 wurden schwer und 3.606 mittel bis leicht beschädigt, 22.519 Wohnungen wurden vernichtet und weitere 27.017 mussten wegen Einsturzgefahr geräumt werden. 360 Rüstungsbetriebe wurden völlig zerstört und weitere 170 stark beeinträchtigt. Potsdamer und Anhalter Bahnhof mit ihren weiträumigen Gleisanlagen wurden völlig zerstört. Das Berliner Stadtschloss brannte weitgehend aus,

    8. The Berlin Psychoanalytical Institute https://happy-in-berlin.org/the-berlin-psychoanalytical-institute
    https://www.openstreetmap.org/node/3052208735

    9. The British Embassy https://happy-in-berlin.org/the-british-embassy

    10. The Cosy Corner https://happy-in-berlin.org/the-cosy-corner
    Zossener Straße 7 https://www.openstreetmap.org/node/3163972920#map=17/52.49294/13.39462

    11. The Dorian Gray https://happy-in-berlin.org/the-dorian-gray
    https://www.openstreetmap.org/way/31541637#map=18/52.49521/13.36729

    12. The Eldorado Cabaret https://happy-in-berlin.org/the-eldorado-cabaret
    Lutherstraße 31–32 https://www.openstreetmap.org/node/3826451960

    13. The Radio Tower https://happy-in-berlin.org/the-radio-tower
    https://www.openstreetmap.org/way/30926247
    https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Funkturm

    14. Ufa-Pavillon https://happy-in-berlin.org/ufa-pavillon


    Nollendorfplatz 3-4 https://www.openstreetmap.org/way/91607491#map=19/52.49942/13.35215
    Bilder : http://cinematreasures.org/theaters/11286/photos
    https://de.wikipedia.org/wiki/UFA-Pavillon_am_Nollendorfplatz

    Das Gebiet um den Nollendorfplatz mit dem UFA-Pavillon wurde 1938 aus dem Bezirk Charlottenburg in den Bezirk Schöneberg umgegliedert. Im Jahr 1943 wurde aufgrund der Kriegsschäden durch die alliierten Luftangriffe der Betrieb eingestellt und das Kino geschlossen. In den 1960er Jahren entstand auf der Grundfläche des ehemaligen Kinos (postalisch: Nollendorfplatz 3/4) ein zwölfgeschossiges Wohnhochhaus.

    #Berlin #Kreuzberg #Friedrichstadt #Charlottenburg#littérature #histoire #Simeonstraße #Lobeckstraße #Alexandrinenstraße #Alte_Jakobstraße #Franz-Künstler-Straße #Wassertorstraße #Brandenburg_Straße #Ritterstraße #Zossener_Straße #Fürbringerstraße #Nollendorfplatz

  • #Berlin (Allemagne) : #expulsion de la Köpi-Wagenplatz, et riposte de rue immédiate
    https://fr.squat.net/2021/10/17/berlin-allemagne-expulsion-de-la-kopi-wagenplatz-et-riposte-de-rue-immedia

    Deux textes repris d’attaque.noblogs.org : – Berlin (Allemagne) : Avec un sourire sur le visage – Le bureau de Covivo à coups de marteau de.indymedia.org / dimanche 17 octobre 2021 (sur Attaque) La soirée de vendredi dernier a probablement été l’une des plus belles de l’année. Alors que, plus tôt, l’expulsion de la Köpi-Wagenplatz par une énorme […]

    #actions_directes #Allemagne #émeutes #Koepi_Wagenplatz #Kreuzberg #manifestation

  • #Berlin : expulsion du Køpi #wagenplatz, 15 octobre
    https://fr.squat.net/2021/09/21/berlin-expulsion-du-kopi-wagenplatz-15-octobre

    Chers compagnon-es ! Nous avons maintenant reçu la date pour l’expulsion de Køpi Wagenplatz, le 15 octobre 2021, à 10 heures du matin. Par conséquent, nous appelons à des semaines d’action à partir de maintenant, d’une part pour pousser massivement le sujet de l’expulsion prévue dans le public et pour mobiliser, d’autre part, cela devrait […]

    #Allemagne #Koepi #Koepi_Wagenplatz #Kreuzberg

  • Rosa Luxemburg’s Berlin - EXBERLINER.com
    https://www.exberliner.com/features/history/rosa-luxemburg-s-berlin/#page=1


    Da hat der Exberliner gute Arbeit gemacht. Inhaltlich und persönlich kommt man Rosa Luxemburg durch seinen Artikel nicht näher, aber die Topgraphie und Zeitablauf sind gut beschrieben. Und dann könnte man kritisieren, dass der eine wunderbare Openstreetmap-Karte enthält, die Links zu den einzelnen Stationen aber zu Google Maps führen? WIeso? Was soll ser Scheiß? Bekommt der Exberliner dafür etwa Geld?

    “Berlin has made the most unfavourable impression on me.” It is 1898 and Rosa Luxemburg has just arrived in the capital of the German Empire. She describes it in a letter as: “cold, tasteless, massive – a real barracks; and the dear Prussians with their arrogance, as though every one of them had swallowed the cane with which one had once been beaten...” Fair to say it isn’t love at first sight, but Luxemburg stays here until the bitter end.

    Für unsere Stadtführung von Bedeutung sind ihre

    Wohnungen, zunächst in Berlin
    #Cuxhavener_Straße 2, im #Hansaviertel am Rande des Tiergartens nahe den Stadtbahn-Bahnhöfen #Bellevue und #Tiergarten

    ab 16. August 1899
    #Wilhelm-Hauff-Straße 41 (R.L. schreibt Hauffstr.41 ) in #Friedenau

    24. Oktober 1899
    #Wielandstraße 23, 2. Stockwerk, Balkon

    August 1902 bis 1911
    #Cranachstraße 53 oder 58, 2. Stockwerk
    http://www.friedenau-aktuell.de/stra%C3%9Fen-pl%C3%A4tze/cranachstra%C3%9Fe nennt die Hausnummer 53, das Eckhaus an der Beckerstraße, andere Quellen sprechen von der Hausnummer 58

    ab 1911
    #Biberacher_Weg (vor 1878 bis 1960 #Lindenstraße) 2 in #Südende – 5 Zimmer, Küche, Haushälterin Gertrud Zlottko und Katze

    Der Exberliner erwähnt noch das Frauengefängnis #Barnimstraße 10 (www.barnimstrasse.de) in #Friedrichshain welches RL ab dem 18.2.1915 ein Jahr lang „bewohnt“. Das Urteil lautet auf 14 Monate für „Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetze und Anordnungen der Obrigkeit“ wegen ihrer Frankfurter Rede vom 26. September 1913, die später unter dem Titel Militarismus, Krieg und Arbeiterklasse gedruckt wird. Nach drei Monaten in Freiheit beginnt im Juli 1916 ihre „Sicherungsverwahrung“ aufgrund einer Verurteilung nach dem Schutzhaft-Gesetz. Erst am 9.11.1918 kommt sie in Breslau aus dem Gefängnis frei und erreicht einen Tag später Berlin.

    https://www.openstreetmap.org/node/6982962072
    Sie arbeitet und schläft in der Druckerei der Zeitung Rote Fahne #Königgrätzer_Straße Ecke #Möckernstraße. Dieses Gebäude wurde durch die alliierten Bombenangriffe im Frühjahr 1945 zerstört.

    Am 11.1.1919 findet sie bei Dr. Alfred Bernstein in der #Blücherstraße 13 in #Kreuzberg Zuflucht.

    Am 12.1.1919 begibt sie sich gemeinsam mit Karl Liebknecht in ein Versteck in #Neukölln und später nach #Wilmersdorf in die #Mannheimer_Straße 43. Die Wikipedia spricht von einer Wohnung Mannheimer Straße 27 . Dort werden beide denunziert, am 15.1.1919 von Paramilitärs verhaftet.

    https://www.openstreetmap.org/way/564397058
    https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%BCrnberger_Stra%C3%9Fe_(Berlin)#Eden-Hotel
    Sie werden in das Eden-Hotel an der Kreuzung #Budapester_Straße / #Kurfürstenstraße / #Nürnberger_Straße gebracht, gefoltert und ermordet.
    Budapester Straße 35, bis 21.4.1925 Kurfürstendamm 246/247
    https://www.openstreetmap.org/way/25539413

    Rosa Luxemburgs Leiche wird gegen Mitternacht in den #Landwehrkanal in der Nähe der heutigen #Lichtensteinbrücke und des #Rosa-Luxemburg-Steg geworfen.
    https://www.openstreetmap.org/way/579947221#map=19/52.50909/13.34315
    Karl Liebknecht wird als „unbekannter Toter“ den Behörden übergeben.

    #Berlin #Geschichte #Politik #Revolution #Kommunismus #Stadtführungen

  • Von wegen lieblich Eine Chance für den roten Schäumer
    https://m.tagesspiegel.de/genuss/von-wegen-lieblich-eine-chance-fuer-den-roten-schaeumer/27562692.html

    30.08.2021, von Ulrich Amling - Lange wurde Lambrusco als Italo-Coke verspottet, heute erobert er trocken ausgebaut seinen Platz in den angesagten Weinkarten.
    ...
    Die Welt des Lambrusco ist vielfältig und dabei bodenständig geblieben: Gute Flaschen aus Tankgärung gibt es ab sieben Euro, handwerkliche Produkte aus Flaschengärung kosten oft nicht mehr als 15 Euro. Für sie alle gilt: trinken, nicht weglegen. Lambrusco ist kein Wein für bessere Zeiten. Die über Berlin hinaus größte Auswahl findet sich bei „Weinberg Neukölln“ in einem Hauskeller. Von hier aus versendet Eckhart Ollig seine schäumende Ware mit der Mission, den wahren Lambrusco bekannt zu machen. Ollig, im Hauptberuf Ingenieur für Verfahrenstechnik, lernte ihn früh durch seine Partnerin kennen, die aus Bologna stammt. Im Kellerregal reiht sich die ganze Palette des Lambrusco auf, von zarten Lachsfarben bis Blauschwarz, von Tankgärung über Pet Nat bis hin zu Metodo Classico. „Es mögen keine großen Weine sein“, sagt Ollig bei einem Glas Grasparossa. „Aber sie machen Freude und passen wunderbar zum Essen!“
    Drei Empfehlungen für jeden Anlass

    Sorbara

    Sommelier-Liebling: Der lachsfarbene Lambrusco di Sorbara mit seiner knackigen Säure kann exzellente Schäumer liefern. Als „Rifermentato in bottiglia“, bei dem die Hefe der zweiten Gärung in der Flasche verbleibt, entwickelt der „Radici“ von Alberto Paltrinieri Aromen von roten Johannisbeeren, Rhabarber und Sauerteigbrot. Animierend, ursprünglich und fern aller Klischees.

    Viniculture, #Grolmanstraße 44-45, 11,75 Euro

    Salamino

    Die Fruchtbombe: Lambrusco Salamino bringt vor allem dunkle Kirscharomen ins Glas. Bei sehr guten Vertretern kommt eine konturierende feine Würze hinzu. Das ist der Genossenschaft Cantina di Sorbara e Carpi mit ihrem „Alfredo Molinari“ gelungen. Dazu Schinken aus der Emilia oder ein Stück Parmesan.

    Altrovino, #Grimmstrẞe 17, 9,80 Euro

    Grasparossa

    Der Strukturierte: Lambrusco Grasparossa bringt die meisten Gerbstoffe auf die Flasche. Das kann erwachsene Rotweine mit Kohlensäure ergeben, wie den „Canova“ der Fattoria Moretto: Biowein von alten Reben aus ertragsarmer Hügellage, überraschend, zupackend. Nicht zu kalt trinken, toll zu Lammleberwurst. Das ist eine Spur zu kernig? Der „Galpèdar“ von Lebovitz aus der Gegend von Mantua und der Rebsorte Lambrusco Ruberti bietet perlende Harmonie.

    Weinberg #Neukölln, weinberg-nk.com, 12 Euro, bzw. 9,50 Euro

    #Berlin #Gastronomie #Wein #Italien #Charlottenburg #Kreuzberg

  • Wie es um die Zukunft des Baerwaldbads steht
    https://leute.tagesspiegel.de/friedrichshain-kreuzberg/macher/2021/07/29/180720/wie-es-um-die-zukunft-des-baerwaldbads-steht

    29.07.2021 von Corinna von Bodisco - Es ist eine Geschichte mit mehreren Kapiteln und immer noch ist die Zukunft des Kreuzberger Baerwaldbades ungewiss. Das Gebäude müsse vollständig saniert werden, doch wie die Kosten dafür gedeckt werden sollen, sei weiterhin ungeklärt. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Anfrage des Linken-Abgeordneten Philipp Bertram an die Innenverwaltung hervor.

    Zur Erinnerung: Schon 2015 musste das Kreuzberger Baerwaldbad aufgrund von Hygienemängeln temporär geschlossen werden. Seit 2017 ist es vollständig dicht, die Becken leer. Der Betreiberverein und Erbbauträger TSB Berlin ging insolvent und rückte zunächst die Schlüssel nicht heraus. Das Bezirksamt musste gerichtlich gegen den Verein vorgehen, um die Verfügungsgewalt zurückzubekommen.

    Das Gebäude gehört nach Aufhebung des früheren Erbbaurechts – so entschied es das Kammergericht – dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Der Bezirk plädiert jedoch für eine Übernahme des Bades durch das Land Berlin oder die Berliner Bäder-Betriebe (BBB).

    Der Bezirk selbst könne die Sanierungskosten nicht aufbringen – so betonte es Stadtrat Andy Hehmke (SPD) mehrmals in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Gespräche mit den Bäder-Betrieben könnten jedoch erst geführt werden, wenn die Ergebnisse einer noch durchzuführenden Machbarkeitsstudie vorliegen.

    Trotzdem: Wie geht es weiter mit dem Baerwaldbad?“, will Bertram wissen. Seit Ende 2020 liege ein Bausubstanzgutachten vor, das den Sanierungsbedarf darstellt, informiert die Innenverwaltung. Laut Gutachten betragen die Gesamtkosten rund 41 Millionen Euro. Betroffen von der (denkmalgerechten) Sanierung seien unter anderem Dach und Fassade, die gesamte Haustechnik, Türen, Fenster, Wände, Decken und Böden.

    Bevor das Bad wieder genutzt werden kann, braucht es laut Innenverwaltung auch ein Nutzungskonzept. Dies solle im Rahmen eines Konzeptverfahrens von der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) und dem Bezirksamt durchgeführt werden. So lange dieses Nutzungskonzept nicht vorliege, könnten auch keine Investitionsmittel für die Sanierung beantragt werden.

    #Berlin #Bäder #Kreuzberg #Baerwaldstraße #Infrastruktur

  • #Berlin : #Rigaer_94 – à nos ami-es et camarades
    https://fr.squat.net/2021/06/17/berlin-rigaer-94-a-nos-ami-es-et-camarades

    Grâce à tout le soutien qui a été développé au cours des dernières semaines et surtout des deux derniers jours de préparation et de lutte collective contre nos ennemis communs, nous avons réussi à développer les journées de lutte les plus intenses que nous aurions pu imaginer. Des journées qui ont transformé tous les plans […]

    #actions_directes #Allemagne #école_Ohlauer #Friedel54 #Friedrichshain #gentrification #Koepi #Koepi_Wagenplatz #Kreuzberg #Liebig34 #Meuterei #Rigaerstrasse #Syndikat

  • Zukunft der Mobilität: Der Berliner Bergmannkiez probt die Verkehrswende | rbb24
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2021/06/bergmannstrasse-autofrei-fussgaengerzone-zukunft-mobilitaet.html

    Na da hammse sich ja wat feinet ausjedacht.

    04.06.21 | 06:12 Uhr
    Der Bergmannkiez in Berlin-Kreuzberg soll weitgehend autofrei werden – die Planungen laufen bereits seit Jahren, jetzt wurden die ersten „Durchfahrt Verboten“-Schilder aufgestellt. Kann das Vorbild für Berlins Mobilität der Zukunft sein? Von Wolf Siebert und Sylvia Tiegs

    Kein Autolärm, stattdessen das Lachen von Menschen, die links und rechts der Straße in Cafés oder auf Bänken sitzen, ein breiter Radstreifen und in der Mitte eine Wasserrinne, in der Kinder Papierboote fahren lassen: Bis 2025 soll die Bergmannstraße in Kreuzberg zwischen Nostitzstraße und Schleiermacherstraße neu gestaltet werden: weitgehend autofrei, mehr Grün, ein Ort zum Flanieren und Einkaufen, zum Sitzen und Reden.

    Im Mai wurden nun die ersten Verkehrsschilder aufgebaut: „Durchfahrt für Kfz verboten, Anlieger frei - bei Tempo 20“. Es ist der erste Schritt zur Verbannung des Durchgangsverkehrs aus dem Viertel, später sollen Fußgängerzonen auf der Bergmannstraße und dem Chamissoplatz folgen. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis 90/Die Grünen) spricht von einem "Kiez der Zukunft“, in dem Menschen besser miteinander leben werden – und der Vorbild für andere Teile Berlins sein kann. Elf Millionen Euro sind für alle Maßnahmen eingeplant. Bezirk und Land Berlin beteiligen sich, Fördermittel aus Finanztöpfen des Bundes sind eingeplant.

    Umleitung von bis zu 10.000 Autos täglich

    Bis zu 10.000 Autos am Tag fahren über die Zossener Straße, die in die Bergmannstraße mündet, sagt Felix Weisbrich. Er leitet das Straßen- und Grünflächenamt des Bezirks. Stadtplaner Weisbrich ist derjenige, der während der Corona-Pandemie in Berlin die Pop-up-Radwege eingerichtet hat. 10.000 Autos, von denen viele einen Schlenker durch die Bergmannstraße machen, um dann über die Friesenstraße Richtung Tempelhofer Feld zu fahren. „Diese Verbindung nehmen wir aus dem Hauptroutennetz raus“, sagt Weisbrich. Soll heißen: kein Autoverkehr mehr.

    Weisbrich, 48 Jahre alt, war lange Förster in Mecklenburg-Vorpommern. Seit zweieinhalb Jahren ist er nun im Bezirk und mit dem Projekt Bergmannstraße beschäftigt. Seitdem wurde vieles ausprobiert – und wieder verworfen: zum Beispiel grüne Punkte auf der Fahrbahn zur Verkehrsberuhigung, sogenannte Parklets zum gemütlichen Aufenthalt am Straßenrand. Kosten: mehr als eine Million Euro.

    Fußgänger- statt Begegnungszone

    Ursprünglich sollte die Straße eine sogenannte Begegnungszone werden: mit mehr Platz für Bürger – ob zu Fuß oder per Rad – aber auch mit Autos, alle mit gleichen Rechten. Aber, sagt Weisbrich, „die Bürger wollten Klarheit und mehr Ruhe“. Das habe sich in den vielen zeitaufwändigen Gesprächsrunden mit Anwohnern und Gewerbetreibenden herauskristallisiert. Und deshalb kommen die Autos nun raus aus der Bergmannstraße, nach und nach: Zunächst wird die Bergmannstraße zu einer Einbahnstraße gemacht, anschließend werden Lieferzonen eingerichtet, darauf folgt die Sperrung der Verbindung Zossener-/Friesenstraße, und dann erst wird die Bergmannstraße zur Fußgängerzone. Im Planerdeutsch heißt die neue Vision korrekt: Fußgängerzone mit Trennverkehr.

    Fahrradfahrer bekommen einen abgetrennten Fahrradstreifen, teilen sich den Straßenraum mit den Fußgängern. Lieferverkehr wird es auch weiterhin geben. Aber der bekommt eigene Lieferzonen, die er nur zu bestimmten Zeiten am Morgen und am Vormittag benutzen darf.

    Auch Anwohner dürfen dann hier nicht mehr parken, müssen in die Seitenstraßen ausweichen. Birgt das nicht Konfliktpotential? Nein, meint der Dortmunder Verkehrswissenschaftler Martin Randelhoff im Interview mit rbb|24: „Teilweise entstehen diese Konflikte ja gar nicht, weil man zu unterschiedlichen Tageszeiten unterwegs ist. Anwohner, die den Pkw zum Pendeln nutzen, sind meistens tagsüber gar nicht da. Die parken abends und nachts.“ Die Kunden von Geschäften dagegen parkten insbesondere tagsüber, während der Geschäftszeiten - sagt der Verkehrsforscher, und schlussfolgert: „Das sollte funktionieren - zumindest in der Theorie.“

    Neue Parkflächen in den Seitenstraßen geplant

    Auch der Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes, Felix Weisbrich, reagiert gelassen. So wie alle, die etwas Neues versuchen wollen und Widerstände erwarten: „Das ist alles keine Revolution!“ Man habe ja auch schon früher in Berlin Fußgängerzonen eingerichtet.

    Außerdem haben sich die Planer in einem wichtigen Punkt flexibel gezeigt: Ein kleiner Teil der Bergmannstraße wird nicht zur Fußgängerzone. Auf den letzten Metern bis zum Mehringdamm liegt nämlich ein Gesundheitszentrum. Zum Gebäudekomplex gehören auch ein Supermarkt und ein Discounter. Diesen Teil der Straße dürfen Lieferanten und motorisierte Kundinnen auch weiterhin nutzen. Und noch ein Versprechen für die Autobesitzenden Anwohner der künftigen Fußgängerzone: In den Seitenstraßen sollen neue Parkflächen geschaffen werden.

    Kritik an Zeitzonen für den Lieferverkehr
    Michael Becker, Geschäftsführer eines Geschenke-Ladens auf der Bergmannstraße, ist trotzdem skeptisch: „Wenn es für den Lieferverkehr tatsächlich Zeitzonen geben würde, müsste ich mehr Personal beschäftigen, um diese Zeit abzudecken. Ich sehe aber noch gar kein Konzept dafür.“

    Mit Blick auf seinen Kollegen, der Weinhändler um die Ecke ist, fragt sich Michael Becker, wie dessen Kundschaft künftig ihre Großeinkäufe erledigen will – wenn das Parken vor dem Laden nicht mehr möglich ist. „Früher sind die Autofahrer gekommen und haben kistenweise Wein bei ihm gekauft, um die im Keller einzulagern. Zu Fuß aber nimmt man gerade mal zwei Flaschen mit. Da sind es richtige Umsatzeinbußen!“

    Ganze 45 Sekunden braucht man mit dem Fahrrad für die umzugestaltende Strecke auf der Bergmannstraße – wenn man wie vorgeschrieben maximal 20 Stundenkilometer fährt. Die Planungszeit dafür: acht Jahre – und bis zur Fertigstellung dauert es jetzt noch drei bis vier Jahre. Sind Aufwand und Ergebnis noch verhältnismäßig? Bezirksbürgermeisterin Herrmann räumt ein, dass es Fehler gegeben habe. Das Verfahren habe viel zu lange gedauert. „Das können wir uns künftig nicht mehr leisten.“ Beteiligungs- und Planungsprozesse müssten durchdacht und gestrafft werden.

    In Zukunft autofreie Blöcke wie in Barcelona?
    Die Umgestaltung betrifft aber nicht nur die Bergmannstraße. Der ganze Bergmannkiez zwischen Mehringdamm, Gneisenaustraße, Südstern und Columbiadamm soll verkehrsberuhigt werden. Vor allem durch ein ausgeklügeltes Netz von Einbahnstraßen, die die Fahrt mit dem Auto unattraktiv machen sollen. Im Wrangel- und im Samariter-Kiez habe das schon funktioniert, sagt Weisbrich. Beide liegen in seinem Bezirk.

    Verkehrsforscher Martin Randelhoff betreibt seit mehreren Jahren den Blog "Zukunft Mobilität [zukunft-mobilität.net]. Er kennt in ganz Europa Beispiele für gelungene Verkehrsführung. Etwa in Barcelona, wo mehrere Wohnblöcke in der Innenstadt sogenannte Super-Blöcke bilden, innerhalb derer keine Autos mehr fahren dürfen. Grundsätzlich hält er das auch für Berlin denkbar. „Die Herausforderung ist, dass man einen Ausgleich schaffen muss zwischen den Interessen von Anwohner oder Anwohnerinnen und von Dritten, die durch das Gebiet fahren müssen“, so Randelhoff. Der Verkehrsforscher betont: Projekte wie im Bergmannkiez seien insbesondere für die Steigerung der Lebensqualität, der Aufenthaltsqualität und der Verkehrssicherheit geeignet.

    Sein Blick auf mögliche Klimaschutzeffekte ist gleichzeitig ernüchternd: Der Wegfall von ein oder zwei Kilometer langen Autofahrten helfe zwar, aber die Menge an Emissionen sei eben nicht so groß wie im täglichen Pendel- oder Flugverkehr. „Wenn man wirklich was für den Klimaschutz reißen will, muss man an die großen Distanzen ran.“

    Sendung: Inforadio, 04.06.2021, 12:45 Uhr

    Beitrag von Wolf Siebert und Sylvia Tiegs mit Material von Holger Trzeczak

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  • #Berlin : rassemblement contre le processus d’expulsion du Køpi #wagenplatz
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