• In Hamburg wächst der Kulturhaushalt: Was macht Berlin bloß falsch?
    https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/debatte/in-hamburg-waechst-der-kulturhaushalt-was-macht-berlin-bloss-falsch

    Es gibt Kultur, die gekauft und gefördert wird, und es gibt Kultur, die aus Arbeit und Leben von Menschen entsteht. Das passiert scheinbar wie von selbst, als Nebeneffekt, als Ausdruck von Menschlichkeit und dem Bedürfnis, seine Sache gut zu machen. Taxikultur ist so eine Art Kultur.

    Was es dazu hraucht? Gute Arbeitsbefingungen, gute Bezahlung des Geleisteten, Respekt und Würde für die Tätigen. Das alles ist bedroht. Verteidigen wir die Produktionsbedingungen von Kultur.

    14.12.2024/von Ulrich Seidler - Sparen ist nicht gleich kürzen. Und Hamburg ist nicht Berlin. Aber Kulturpolitik ist mehr als Schicksal. Was Joe Chialo von Carsten Brosda lernen kann. Eine Analyse.

    Äpfel und Birnen sind Obst, wieso soll es nichts bringen, dass man sie miteinander vergleicht? Das Wetter ist in Hamburg mieser, die Laune ist es in Berlin. In Berlin wohnen fast doppelt so viele Menschen, ihr Beitrag im Jahr 2023 zum Bruttoinlandsprodukt liegt bei rund 50.000 Euro pro Kopf, Hamburger bringen es auf 80.000. Berlin war Sitz der Hohenzollern, Hamburg hatte nie einen Kaiser, nie einen König – und auch keine Mauer. Hamburgs Volkswirtschaft ist breiter und solider aufgestellt und sie wächst, Berlins schrumpft.

    All die Kriterien, vielleicht sogar das Wetter und die Laune, ließen unterschiedlich reiche und unterschiedlich tief verwurzelte Infrastrukturen für Kulturangebote wachsen. Und sie gehören mithin zu den Ursachen für einen weiteren eklatanten Unterschied: Berlin kürzt seinen Kulturhaushalt (ca. 1 Milliarde) um zwölf Prozent für 2025 und Hamburg erhöht ihn (ca. eine halbe Milliarde) um elf Prozent. Auch wenn sich an vielen der Kriterien wenig schrauben lässt, wäre es falsch, diesen Unterschied als schicksalhaft und unveränderbar hinzunehmen. Der Kultursenator Hamburgs Carsten Brosda (SPD) hält sich bei einem Telefonat mit der Berliner Zeitung in der direkten Kritik an seinem Berliner Amtskollegen Joe Chialo (CDU) zurück. Was aber das Allgemeine angeht, nimmt er kein Blatt vor den Mund.

    Zu den genannten Ursachen für die Diskrepanz bei der Kulturhaushaltentwicklung kommen nach den wohltuend kompetenten Ausführungen von Brosda noch mindestens zwei entscheidende Punkte dazu, die Hamburgs Kulturszene Atemluft verschaffen, während der in Berlin gerade die Gurgel zugedrückt wird.

    Der eine ist technisch und betrifft die Art des Haushaltens: Hamburg hat vor etlichen Jahren auf die kaufmännische Buchhaltung umgestellt, das Doppik-System (Doppelte Buchführung in Konten). „Wir bilanzieren Gewinne und Verluste “, so Carsten Brosda. „Wenn die Stadt mehr einnimmt, geht das nicht automatisch in den Haushalt, sondern wird vereinfacht gesagt in Rücklagen gepackt, auf die man zugreifen kann, wenn die Steuereinnahmen geringer ausfallen.“ Außerdem gelte in Hamburg das „Steuertrendverfahren“: „Wir blicken über Jahre rückwirkend auf die Entwicklungen der Steuereinnahmen und auf die Prognose – daraus bildet man einen gemittelten Wert, von dem man den Ausgabendeckel für die Folgejahre ableitet“.

    Berlin mit seinen kameralistischen Doppelhaushalten sammelt die Wünsche ein und korrigiert sie dann in Nachtragshaushalten – im Moment eben drastisch nach unten. Die Stadt an der Spree wirtschaftet von der Hand in den Mund, Überschüsse müssen verballert werden, damit sie nicht verloren gehen. Und wenn dann mal kein Geld da ist, hat man Bedürfnisse geschaffen, die man unter Schmerzen rückabwickeln muss – und dies alles, während die übernommenen Infrastrukturen versteifen und verrosten – in guten Zeiten denkt man nicht an sie und in schlechten kann man sie nicht anrühren, weil man keine Mittel hat, um sie umzubauen. Das ist wie mit den Brücken, die in Deutschland gerade überall einbrechen.

    Brosda fasst die hanseatische Tugend so zusammen: „Wir sind auf einem kaufmännisch vorsichtigen, gleichwohl stetig sich entwickelnden Pfad geblieben.“ Man pflegt, was man hat, und stellt es nicht in jeder Krise zur Disposition.

    Die Bremsspur bei strukturellen Einsparungen ist lang

    Das führt zum zweiten, vielleicht noch wichtigeren Punkt. Brosda kann sich auf den Rückhalt im Hamburger Senat für die Verantwortung gegenüber der Kultur verlassen. Sie gehöre juristisch zwar nicht zu den Daseinsvorsorgeaufgaben des Staates, weshalb kulturelle Ausgaben nach wie vor freiwillig sind. Wenn man sich aber dafür entschieden hat, Verantwortung für die Kultur zu übernehmen, dann muss man die Infrastrukturen und Institutionen so ausstatten, dass sie ihrer Aufgabe nachkommen und dabei sinnvoll wirtschaften können. In Berlin wird diese Verantwortung gerade an die Kulturleute verschoben. Für ihre Bereiche sind sie aber in den meisten Fällen längst betriebswirtschaftlich effektiv, sie werden vierteljährlich evaluiert und in Quartalsgesprächen von der Kulturverwaltung einvernommen.

    Kann man also gar nicht sparen, oder wie? „Wenn ich die Ausgaben haushalterisch nicht abdecken kann, führt am Sparen kein Weg vorbei“, so Brosda. „So eine Lage entsteht aber nicht von heute auf morgen, und sie lässt sich auch nicht von heute auf morgen abschalten. Die Bremsspur struktureller Einsparungen ist lang. Die kurzfristig disponiblen Kosten in allen Kultureinrichtungen findet man immer nur bei der direkten Produktion von Kunst, und selbst da nur sehr eingeschränkt.“ Das merken in Berlin die Haushälter gerade und mildern die Einsparvorgaben für die meisten großen Institutionen wieder etwas ab. Das fehlende Geld versuchen sie aus investiven Mitteln unter anderem für das Technikmuseum, aus der Kulturraum-Förderung und den Fonds zusammenzukratzen, aus denen freie Projekte ohne überjährige Verpflichtungen bezuschusst werden.

    Brosda: „Bei Festangestellten, Betriebskosten, Mietverträgen, Instandhaltungsnotwendigkeiten kann man kaum kurzfristig steuern. Wenn ich die Betriebe anders organisieren möchte, muss ich, wie bei jedem Transformationsprozess, Zeit haben und oft erst einmal auch Geld investieren. Sonst spare ich nichts, sondern stelle durch Kürzungen unerfüllbare Anforderungen an die Zuwendungsempfänger, die dazu führen, dass ich vorn die Kultur beschädige, hintenraus keine strukturellen Einsparungen erbringe und zwischendurch das Vertrauen zwischen Kultureinrichtungen und Stadt zerstöre, sowie Aufruhr im Publikum erzeuge.“

    Die spalterischen Einlassungen von Kai Wegner

    Chialo ist als Musikunternehmer ein politischer Quereinsteiger und hat im Berliner Senat diesen Rückhalt nicht: Der Finanzsenator kürzt ihm mit brachialer Ignoranz gegenüber der Fachpolitik den Etat zusammen, der Regierende ruft spalterische und populistische Argumente dazwischen und fragt, warum die Kassiererin die Opernkarte für die Reichen bezahlen soll – als würden Opernbesucher keine Steuern zahlen und Kassiererinnen nicht in die Oper gehen.

    Chialo selbst düpiert die Institutionsleiter, er lässt die Freien über die Klinge springen – und dies alles, nachdem er Monate ins Land gehen ließ, in denen er längst Sparstrategien hätte entwickeln können, in denen er zumindest hätte ansatzweise klarkriegen müssen, wie es nicht geht, statt gehetzt in jede erdenkliche Falle zu tappen. Bei allen handwerklichen Fehlern ist es auch die Rhetorik, die erschrecken lässt: die Bereitschaft, Kultur unter Missachtung indirekter Effekte aus einer ökonomischen Logik heraus den Gesetzen des Marktes zu überlassen und die Sparanforderungen mit der Behauptung zu begründen, dass ohnehin zu viel Geld für dieses Elitengedöns verschleudert wird.

    Brosda: „Kultur ist kein Nice-to-Have für die, die es sich leisten können, sondern es ist eine öffentliche Aufgabe, für deren Infrastruktur der Staat die Gewährleistungspflicht übernimmt. Zu dieser Pflicht gehört es, dass diese Infrastruktur auch in der Krise erhalten bleibt und die Institutionen wirtschaften können.“ Es geht nicht darum, ob eine Obstsorte größer oder süßer ist als die andere. Wenn sie verfaulen, sind alle gleich.

    #Taxi #Kultur #Taxikultur

  • Joe Chialo zur Berliner Spardebatte: „Wenn das Geld kommt, tanzen wir zusammen Kasatschok“
    https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/joe-chialo-zur-spardebatte-wenn-das-geld-kommt-tanzen-wir-zusammen-

    Erkenntnisgewinn aus diesre.Imterview : .Der aktuelle Kultursenator, dessen Namen wir bald vergessen haben werden, ist ein verantwortungsloser, gemeimgefährlicher Schwâtzer.

    10.12.2024 von Susanne Lenz, Ulrich Seidler - Der Kultursenator Joe Chialo sagt, dass die Kultur effektiver agieren muss. Und man müsse sich jetzt fragen, worauf man verzichten kann, damit die Exzellenz in Berlin bleibt.

    Die Berliner Kultur-Spardebatte steuert auf den 19. Dezember zu, dann wird der Nachtragshaushalt im Abgeordnetenhaus beschlossen, mit dem die fehlenden drei Milliarden Euro erbracht werden müssen. Auf das Ressort des Kultursenators Joe Chialo (CDU) entfallen Kürzungen von 130 Millionen. Ihn bringt das in den „Rocky-Modus“.

    Herr Chialo, hat sich die Kultur von der harten Berliner Realität entkoppelt?

    Sie wird jetzt mit einer Realität konfrontiert, die nicht nur für Berlin gilt, sondern deutschlandweit die Menschen in allen Bereichen trifft. Die Deutsche Bahn plant 30.000 Angestellte in den kommenden Jahren zu entlassen, VW entlässt 10.000, Thyssen-Krupp 11.000, SAP 5.300, Audi 4.500, Tesla 3.000, Deutsche Bank 3.500, Ford 2.900 ... die Liste ließe sich endlos verlängern.

    Das sind Wirtschaftsunternehmen.

    Ja, aber diese zeigen den finanziellen Hintergrund, vor dem sich Haushaltsprobleme auch in Berlin entwickelt haben. Wenn Volkswagen Leute entlässt, betrifft das unter anderem Zulieferbetriebe in unserer Region. Wir können uns eben nicht von der wirtschaftlichen Realität entkoppeln. Man muss sich vielmehr darauf einstellen. In der Vergangenheit wurde das nicht ausreichend getan.

    Sie haben der Kultur geraten, sich ein Beispiel am Berghain zu nehmen.

    Ich habe gesagt, dass die Kultur, die von Berlin in die Welt strahlt, nicht immer nur die geförderte Kultur ist, sondern dass auch privatwirtschaftlich aufgestellten Leuchttürme wie das Berghain dazugehören.

    Aber mit der Gegenüberstellung ermahnen Sie die geförderte Kultur, mehr auf die wirtschaftliche Komponente zu setzen, oder?

    Die Szene ist sehr heterogen aufgestellt und ebenso unterschiedlich ist auch die wirtschaftliche Kompetenz in den Institutionen ausgeprägt. Die Philharmoniker haben einen Eigenfinanzierungsanteil von über 60 Prozent, sie und sehr viele andere wissen ganz genau, wie man mit Sponsoren verhandelt, wie man Drittmittel einwirbt, wie man die Ticketpreise optimal austariert. Ebenso der Friedrichstadt-Palast. Andere hingegen haben sich mit diesem Thema bisher eher weniger beschäftigt. Deshalb lautet meine Bitte an alle Verantwortlichen, sich Gedanken zu machen, wie man wirtschaftlich effektiver agieren kann.

    Joe Chialo stellt die Berliner Philharmoniker als Vorbild dar: „Die Philharmoniker haben einen Eigenfinanzierungsanteil von über 60 Prozent, sie wissen, wie man mit Sponsoren verhandelt.“Stephan Rabold

    Das Beispiel mit den Philharmonikern haben wir gerade von Monika Grütters im Radio gehört. Da spricht Ihre Parteifreundin von „herz- und geistlosen Streichlisten“ und wirft Ihnen vor, „grob, schematisch und ohne die nötige Sachkenntnis“ zu kürzen. Was sagen Sie dazu?

    Das Land Berlin muss 2025 drei Milliarden und weitere zwei im Jahr 2026 sparen, damit es handlungsfähig ist. Die Kürzungen selbst sind von der Koalitionsspitze aufgestellt worden und bergen an vielen Stellen fachpolitische Umsetzungsschwierigkeiten. Daher hat der Finanzsenator gesagt, dass wir bei technischen und rechtlichen Unmöglichkeiten nachjustieren. Und das passiert jetzt. Ich meine nicht nur, dass die Tariferhöhungen für 2025 nun doch gedeckt werden, sondern dass wir auch bei vielen anderen Institutionen Korrekturen erleben.

    Welche denn?

    Wir müssen schauen, ob das Deutsche Theater wirklich drei Millionen kürzen muss, nachdem wir es mit viel Mühe auf den Weg wirtschaftlicher Gesundung gebracht haben. Was wird mit der Komischen Oper, was mit der Freien Szene? Wir sind gemeinsam mit den Parlamentariern an vielen Stellen dran. Mir sind die Kinder- und Jugendtheater sehr wichtig, weil das, was dort passiert, ein zentraler Bestandteil der kulturellen Bildung ist. Und Bildung ist neben der inneren Sicherheit und dem Sozialen einer der drei Schwerpunkte, die sich diese Koalition gesetzt hat. Ich bin im Schulterschluss mit den Parlamentariern, aber greife dem Gesetzgebungsprozess nicht vor.

    Seit Freitag liegt eine neue Sparliste auf dem Tisch. Wie aus dieser hervorgeht, soll nicht nur beim Kinder- und Jugendtheater, sondern auch bei weiteren und größeren Häusern die Einsparsumme teils erheblich reduziert werden. Berliner Ensemble, Deutsches Theater und Schaubühne werden genannt, das Gorki war ohnehin mit einem geringeren Prozentsatz veranschlagt. Nur die Volksbühne muss als einziges der fünf großen Sprechtheater die volle Einsparsumme von zwei Millionen erbringen, warum?

    Ich bitte um Ihr Verständnis, dass ich mich nicht zu den Details äußern kann, da wir uns in einem laufenden parlamentarischen Verfahren befinden. Am Mittwoch werden wir im Hauptausschuss unsere Stellungnahme dazu präsentieren.

    Der Senat unterstützt Künstler in der immer teureren Stadt dabei, Probenräume und Ateliers zu finanzieren. Stimmt es, dass ein Großteil der Mittel für diese Kulturraumförderung, nicht abgerufen wurden? In dieser Pauschalität ist das nicht korrekt. Die Mittel werden von uns jedes Jahr nahezu vollständig an die Berliner Immobilien Management GmbH (BIM) übergeben, die sie im Rahmen von Projektvereinbarungen an die jeweiligen Projekte verteilt.

    Es wurde doch gesagt, dass es keine Änderungen im Gesamtvolumen gibt. Woher kommt jetzt das Geld für die Tarifausgleiche?

    Das sind fiskalisch zwei Paar Schuhe. Die 50 Millionen Euro für die Tarifausgleiche, die zentrale Vorsorge, liegt bei der Senatsverwaltung für Finanzen.

    Wie viele Millionen entfallen davon auf die Kultur?

    Nach unseren Annahmen sind das etwa 14 Millionen.

    Keine Erleichterung für die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte: Das Theater soll weiter zwei Millionen Euro sparen. Bildgehege/imago

    Im September, als Sie und der Finanzsenator vor die Kulturszene getreten sind, um sie auf die bevorstehenden Einsparungen einzuschwören, sagten Sie, dass zehn Prozent, also 110 Millionen Euro, sehr brutal seien und noch einmal besprochen werden müssten. Nun hört man, dass der Senat zwischenzeitlich sogar ein Einsparvolumen von 200 Millionen Euro von Ihrem Ressort forderte. Wie passt das zusammen?

    Die Kürzungen wurden im Ursprung nicht auf der Fach- oder Senatoren-Ebene beschlossen, sondern von der Koalitionsspitze. Der Finanzsenator bestätigte in seiner Rede im Abgeordnetenhaus noch einmal, dass für unser Ressort ein Kürzungsvolumen von bis zu 200 Millionen evaluiert worden war. Für mich war von Anfang an klar, dass diese Summe zu nachhaltigen Schädigungen in der Kultur führt, wenn wir das umsetzen müssten.

    Und die 130 Millionen führen nicht zu solchen Schädigungen?

    Der Anteil, den wir aus kulturfachlicher Sicht unter Schmerzen als leistbar errechnet und transparent gemacht hatten, lag eben bei besagten zehn Prozent. Diese Zahl haben wir in die Kulturszene und im parlamentarischen Raum kommuniziert. Jetzt sind wir bei 130 Millionen gelandet. Wie es auf die einzelnen Titel verteilt wurde, stellt uns vor Umsetzungsschwierigkeiten. Das wird nun im parlamentarischen Verfahren und im engen Schulterschluss mit uns korrigiert.

    Dass die für die Sanierungsmaßnahmen an der Komischen Oper eingestellten zehn Millionen gestrichen wurden, wird das korrigiert?

    Wir suchen nach Wegen, die Mittel wieder freizubekommen. Denn eines ist ganz klar: Wir wollen nicht zulassen, dass durch die Kürzung der zehn Millionen ein Baustopp eingeleitet wird, der eine Schließung der Komischen Oper durch die Hintertür verursachen würde.

    Das klingt, als hätten Sie das Geld schon fast im Sack.

    Wir haben in Berlin eine Reihe von Bauprojekten, die ohne finanzielle Deckung geplant worden sind. Jetzt geht es um die Priorisierung. Wenn wir die Komische Oper retten, müssen andere Bauprojekte zurückgestellt werden. Das ist aber nicht mein Terrain, ich möchte weder Finanzsenator Evers noch Bausenator Gaebler hineinreden. Mir geht es um die Komische Oper. Und da unternehmen wir gemeinsam mit dem Regierenden alle Anstrengungen, um den Baustopp zu verhindern. Mag sein, dass wir den Bau strecken oder manches bauliche Extra nicht kommt.

    Wenn wir am 19. Dezember bei der Verabschiedung des Haushalts erfahren, dass das Geld nicht kommt, dann heißt das, die Komische Oper macht zu.

    Und wenn Sie erfahren, dass das Geld kommt, dann tanzen wir zusammen Kasatschok, und dann schreiben Sie: „Hurra, die Kulturverwaltung hat es gerockt!“

    Wenn wir hier zehn Millionen für die Rettung der Komischen Oper auf den Tisch packen würden, könnten Sie uns versichern, dass das Geld dann in diesem Sinne verwendet wird?

    Sie meinen, dass wir mit privatem Geld ein Modell zur Kreditfinanzierung aufgleisen?

    Das klingt so kompliziert. Wir wollen Ihnen doch nur die fehlenden zehn Millionen schenken.

    Das ist ein verlockender Gedanke. Spenden und mäzenatische Schenkungen können grundsätzlich als zweckgebundene Einnahmen in den Haushalt Berlins einfließen. Unabhängig davon gibt es konkrete Gedanken für ausgewählte Häuser, wie man sie kreditfinanziert entlasten könnte. Bis zum 19. Dezember wird das nicht klappen, die Materie ist kompliziert. Aber es könnte ein Ziel für den Doppelhaushalt 26/27 sein, für den bis Juni die parlamentarische Vorlage eingereicht werden muss.

    Komische Oper: Wenn der Baustopp kommt, droht die Schließung, das sagt sogar Chialo.Benjamin Pritzkuleit / Berliner Zeitung

    Sie wollen an der Schuldenbremse vorbei Kredite aufnehmen?

    Nein. Wir wollen den Haushalt entlasten. Das ist auch mit der Schuldenbremse möglich. Für das Thema Schuldenbremse suchen Sie sich bitte gerne andere Gesprächspartner. Unser Handlungsrahmen ist das Gesetz. Unsere Aufgabe heißt: Wie schaffen wir es, innerhalb der Kulturlandschaft, mit den Kulturschaffenden zusammen, die gebotenen strukturellen Veränderungen zu erwirken?

    Warum sind Sie nicht früher mit den Institutionsleitern und Kulturschaffenden in diesen Dialog gegangen? Stattdessen mahnen Sie deren ökonomische Eigenverantwortung an, was sich für diese wie eine Ohrfeige angefühlt hat. Sie wussten doch schon, dass es hart kommt.Wann wusste ich das?

    Bei Ihrem Antrittsinterview mit der Berliner Zeitung im Juni 2023 sagten Sie schon, dass andere Zeiten kommen würden.

    Richtig. Ich habe gesagt, dass nichts bleiben wird, wie es ist. Wir haben mitten in der Legislaturperiode die Verantwortung übernommen und es gab zwei Möglichkeiten: Man kann den Haushalt übernehmen, um handlungsfähig zu bleiben, oder man fängt komplett von vorn an – dann hat man eine lange haushaltslose Zeit. Das gab es schon, mit schlechten Erfahrungen. Auf dieser Grundlage entstand der große Kulturhaushalt mit erstmals über einer Milliarde Euro. Und die klare Ansage, dass wir das Geld und die Zeit nutzen müssen, die Kultur für kommende schlechtere Zeiten resilient aufzustellen.

    Dazu gibt es einen Nachtragshaushalt.

    Ja, uns war klar, dass der für 2024 und 2025 kommt, das haben wir frühzeitig an alle kommuniziert. Für 2024 standen 5,9 Prozent im Raum, es wurden dann zwei Prozent. Dass es für 2025 deutlich mehr werden würde, haben wir gesagt. Wer es wissen wollte, konnte es wissen. Ich habe das im Juni im Parlament gesagt, mit Kulturschaffenden im Humboldt Forum besprochen, in wiederholten Konferenzen mit den Sparten und in vielen kleinen Runden.

    Offenbar nicht deutlich genug.

    Die Erfahrungen aus der Corona-Zeit zeigen, dass die Kultur in akuter Gefahr war, wenn nicht sofort gehandelt wurde. In keinem anderen Land der Welt wurde so viel Geld in die Kultur investiert, um Schäden abzuwenden. Auch den nachfolgenden, sich teilweise überlappenden Krisen, wurde in der Vergangenheit mit erheblichen finanziellen Mitteln begegnet, die letztlich von den Steuerzahlern getragen wurden. Nun ist klar, dass dies keine nachhaltige Lösung sein kann. Wir stehen vor einer Zeitenwende und benötigen ein neues Mindset.

    Warum sagen dann alle, dass die Sparpläne zu kurzfristig angekündigt wurden?

    Natürlich ist der 19. Dezember vor allem mit Blick auf die vulnerable Freie Szene zeitlich gesehen wahnsinnig schwierig, wenn dann Stellen gestrichen oder Härten kommuniziert werden müssen. Das hat die Kultur in dieser Form noch nicht erlebt. Gewünscht hat sich das niemand, aber es ist notwendig. Um diesen Weg auch mit Blick auf 2026 und 2027 gemeinsam gehen zu können, gab es am vergangenen Donnerstag beim Regierenden ein Treffen mit Intendanten der Berliner Bühnen sowie Vertretern der Freien Szene, an dem auch der Finanzsenator und ich teilgenommen haben. Es geht darum, wieder Vertrauen herzustellen. Das ist der Prozess, in den wir jetzt alle Kulturschaffenden einbinden wollen. Wir erkennen an, wie hart es ist. Wir werden 2026 auch nicht mehr auf Rücklagen zurückgreifen können, wie noch für 2025. Das heißt, spätestens dann müssen strukturelle Veränderung bereits greifen. Wir müssen erreichen, dass die Starken die Schwachen tragen, dass wir Spartengerechtigkeit haben und am Ende ein tragfähiges Zukunftskonzept.

    Sie nannten gerade die Höhe des letzten Kulturetats, es waren 1,1 Milliarden. 2014 war es noch knapp eine halbe Milliarde. Wo ist das Geld denn hin?

    Das ist ein bunter Mix: Es gab die allgemeinen Teuerungsraten, Tarifsteigerungen, Mindestlohn, Miet- und Betriebskostensteigerungen, Sondermittel des Innovationsförderfonds, Kofinanzierungserfordernisse des Bundes und auch fachliche Bedarfe. Jetzt müssen wir uns fragen, welche Bereiche wir abdecken können und auf welche wir in Absprache mit den Kulturschaffenden verzichten können, damit wir uns auf die Kernbereiche konzentrieren können und die Exzellenz in Berlin bleibt.

    Das klingt, als würde sich richtig was verändern, oder?

    Veränderung ist für Berlin ein gelernter Prozess. Die Stadt hat viele Regierungssysteme mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen erlebt. Die Krise jetzt hat jedoch finanziell eine Dimension, wie es sie noch nie gab – wir sind gezwungen, in zwei Jahren fünf Milliarden Euro einzusparen. Ich kann die Verärgerung, die Wut, ich kann auch den Vorwurf, dass die Prozesse besser hätten laufen können, nachvollziehen. Aber uns bringt jetzt nur Pragmatismus weiter.

    Er würde zurücktreten, wenn er der Kultursenator wäre: der Anwalt und Kunstförderer Peter Raue. Benjamin Pritzkuleit/Berliner Zeitung

    Fechten Sie die Rücktrittsforderungen an? Zuletzt hat Peter Raue gesagt, wenn er Sie wäre, würde er zurücktreten.

    Das hat er nicht so gesagt.

    Sondern?

    Er hat gesagt, wenn er Kultursenator wäre, würde er zurücktreten.

    Aber Sie sind doch der Kultursenator.

    Ich habe mit Peter Raue ein sehr gutes Verhältnis und weiß, dass er bestimmte Dinge anders bewertet als ich. In seinem Verständnis ist eine Kürzung des Kulturetats undenkbar. Ein Frevel. Und ich kann ihn da emotional verstehen. Aber wir müssen die Realitäten anerkennen. Die Frage nach Rücktritt stellt sich mir nicht. Im Gegenteil. Die Herausforderung bringt mich in Rocky-Modus. Ich habe große Lust, das gemeinsam mit den Kulturschaffenden durchzuziehen.

    Der Regierende Bürgermeister hat gefragt, ob die Supermarktverkäuferin mit ihren Steuern das Opernticket subventionieren soll. Soll sie?

    Die Frage, die da angesprochen wird, lautet doch: Sollen Kleinverdiener mit ihren Steuern Tickets subventionieren, die größtenteils von Menschen genutzt werden, die über deutlich mehr Geld verfügen? Das darf man doch mal ausformulieren. Trotzdem sage ich: Kultur ist kein Elitenprojekt. Kunst und Kultur müssen auch nicht aufs Geldverdienen ausgerichtet sein. Ein wichtiger Part ist die Teilhabe. Das sicherzustellen, ist die Aufgabe der Politik. Mein Ziel ist nur der 19. Dezember. Bis zu dem Tag kann mich jeder kritisieren, wie er möchte, das eine oder andere trifft mich dann aber schon.

    Was denn?

    Das, was Barrie Kosky in seinem offenen Brief geschrieben hat. Dass wir „nicht vollenden sollen, was die Nazis nicht geschafft haben“. Das fand ich echt hart. Gewisse Grenzen darf man einfach nicht überschreiten. Er hat es getan. Ich kann nachvollziehen, warum, aber ich fand es zu viel. Das Wichtige ist doch, jetzt zu reparieren, was nicht gut gelaufen ist. Und da sind wir auf einem guten Weg.

    #Berlin #Kultur #Politik #Penunse

  • „Krankenschwestern gehen doch auch in Clubs“: Interview mit Emiko Gejic von der Clubcommission Berlin
    https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/krankenschwestern-gehen-doch-auch-in-clubs-interview-mit-emiko-geji


    Am Tag des Mauerfalls geboren: Emiko Gejic ist seit November die Sprecherin der Clubcommission. Hannes Caspar

    Leider, leider hat die junge Frau von der Clubcommission keine Lösungen anzubieten und auch sonst nix Neues auf der Pfanne. Aber hübsch isse, deshalb hat der Autor wohl besonders viele Fotos von ihr im Artikel untergebracht. Man hätte ja aussagekräftige Bilder der Clubs zeigen können, aber die schicken wohl lieber ihr reizendes Pressepferdchen vor. Monika Döring war eine andere Klasse.

    9.12.2024 von Stefan Hochgesand - Das Berghain wird 20, das Watergate schließt. Die Kultur muss 2025 massiv sparen. Was bedeutet das für die Berliner Clubs? Ein Interview mit der neuen Sprecherin der Clubcommission.

    Das Watergate schließt zum Ende des Jahres – ein weltbekannter Club, bei dem die Leute auf der Oberbaumbrücke Schlange stehen. Wie kann das sein? Jeder zweite Berliner Club denkt derzeit darüber nach, 2025 aufzugeben. Das hat die Clubcommission Berlin im November vermeldet. Die Zahlen klingen alarmierend. Gibt es überhaupt Hoffnung für die Clubs, auf die Berlin so stolz ist und denen es seine Strahlkraft verdankt? Wir haben mit einer Person gesprochen, die es wohl mit am besten weiß: Emiko Gejic, in der Clubwelt bestens vernetzt, ist die neue Sprecherin der Clubcommission, des Sprachrohrs der Berliner Clubs.

    Frau Gejic, Sie arbeiten auch als Tänzerin und Schauspielerin. Wann und wie wurde Ihnen klar: Ich will mich für die Berliner Clubs engagieren?

    Dass ich mich sehr aktiv engagiere, das kam während Corona. In der Corona-Zeit haben sich viele Kulturschaffende stärker vernetzt. Weil wir alle gleichermaßen von den Schließungen betroffen waren. Aber ich habe mich auch schon vorher mit Gentrifizierung und Verdrängung von kulturellen Freiräumen beschäftigt. In meinem Studium und in meiner Arbeit.

    Sie haben Soziologie und Urbanistik studiert. Wie hilft Ihnen die Theorie, in der Praxis Lösungen zu finden?

    Sehr viel. Zudem bin ich in Berlin geboren und in der wiedervereinigten Stadt aufgewachsen. Die akademische Perspektive hilft dabei, größere Zusammenhänge noch mal anders zu verstehen, vor allem auf politischer Ebene. Für uns als Clubcommission ist auch das direkte Gespräch mit der Politik wichtig, um Einblicke zu geben in die Lebensrealität von Clubkulturschaffenden, um Handlungsempfehlungen zu geben und Forderungen zu stellen.

    Kann denn Gentrifizierung auch eine Chance sein? Gentrifizierung ist erst mal ein Prozess, der existiert. Das ist leider recht normal in einer neoliberal geführten Stadt, und das gibt es überall auf der Welt. Ich sehe es als sehr problematisch, wenn das nicht reguliert wird; wenn kleinere, nichtkommerzielle und soziale Kultureinrichtungen nicht vor Verdrängung geschützt werden. So wird der städtische Wandel nur durch Immobilienkonzerne und Wirtschaftsinteressen bestimmt. Das erleben wir gerade besonders in Berlin: Es wird vermehrt verdrängt, wer nicht profitmaximierend arbeitet. Da gehören Clubs und Kulturstandorte dazu.

    „Das Berghain war für Berlin identitätsstiftend – vor allem international“

    Manchen geht es anscheinend aber auch gut: Das Berghain wird demnächst 20 Jahre alt.

    Das Berghain hat Berlin stark geprägt und war identitätsstiftend, vor allem auf internationaler Ebene. Es ist wichtig, dass es diesen Standort gibt, der als Clubstandort gesichert ist. Ich finde es bemerkenswert, wenn Leute ein Projekt oder einen Betrieb so lange führen.

    Kurz nachdem das Berghain 20 wird, muss das Watergate für immer schließen. Das ist sicher ein Downer in der Clubwelt, oder?

    Auf jeden Fall. Das Watergate gab es ja über 20 Jahre lang. Ein sehr wichtiger Standort, an dem viele DJs ihre Karriere begonnen haben; und der diese Ecke von Friedrichshain-Kreuzberg sehr mitgeprägt hat. Dass so ein Laden schließen muss – das war, denke ich, für alle ein Schock. Aber leider ist das bezeichnend für die Zeit, in der wir leben. Sehr lange haben Clubs und Partys in Berlin geboomt. Viele Tourist:innen sind extra deswegen hierhergekommen. Dass das nun wegbröckelt, ist traurig und hat mit unterschiedlichen Faktoren zu tun.

    Mit welchen denn?

    Gestiegene Mieten, Inflation, Personal- und Betriebskosten. Dadurch verringern sich die Einkünfte dramatisch, sogar wenn die Umsätze stabil bleiben. Und das Watergate ist ja einer der großen bekannten Clubs, bei denen es eigentlich gut lief. Das ist schon bemerkenswert, dass sie jetzt schließen müssen.

    Wie ist die Stimmung momentan in der Berliner Clubwelt bei den Betreibern?

    Bei manchen größeren läuft’s gut; manche sind extrem am Struggeln. Das hat auch viel damit zu tun, wo sich ein Club befindet, was für ein Mietverhältnis besteht: Ist das eine private oder eine landeseigene Fläche? Generell war das Jahr natürlich sehr schwierig für viele. Das liegt auch an Nach-Corona-Wehen; daran, wie sich die Schließungen ausgewirkt haben auf die Clubs. Aber auch an der wirtschaftlichen Lage, vor allem an gestiegenen Betriebskosten.


    „Für mich gehört Kultur in den Bereich Soziales“, sagt Emiko Gejic. Johannes Kizler

    Eine Erhebung der Clubcommission hat gerade ergeben, dass die Hälfte der Berliner Clubs mit dem Gedanken spielt, zeitnah aufzugeben.

    Knapp die Hälfte der befragten Berliner Clubs überlegt, im Laufe des nächsten Jahres zu schließen – wenn sie nicht anderweitig Unterstützung bekommen. Für viele wäre es wichtig, dass sich Rahmenbedingungen ändern.

    Woran denken Sie dabei konkret?

    Wir haben geförderte Unterstützung im Bereich Schallschutz. Das ist ein superwichtiges Projekt, das den Clubs hilft, ihren Schallschutz zu verbessern – sodass es weniger Probleme mit den Nachbarn gibt und Clubkultur stadtverträglich existieren kann. Dann haben wir den Tag der Clubkultur. Aber es gäbe auch noch andere Möglichkeiten, die Bedingungen zu verbessern. Indem zum Beispiel das Gewerbemietrecht für Club- und Kulturstandorte in bestimmten Punkten reguliert würde. Oder indem die Clubs langfristige Mietverträge bekämen. Es könnte auch steuerliche Erleichterungen geben, wenn Clubs final als Kulturstätten anerkannt würden. Baurechtlich gelten Clubs immer noch als Vergnügungsstätten.
    Emiko Gejic von der Clubcommission: „Berlin sägt sich sein Standbein ab“

    Gerade wird viel über den Kulturetat des Berliner Senats für 2025 diskutiert. Besonders die Theater- und die Kunstszene sind schockiert ob der drastischen Kürzungen. Trifft diese Sparpolitik auch die Berliner Clubs?

    Wir von der Clubcommission lehnen diese Haushaltskürzung vehement ab. Es ist ein fataler Fehler, die Kultur so krass zu beschneiden. Damit sägt sich Berlin sein eigenes Standbein ab. Die Clubs trifft diese Sparpolitik aber nicht direkt, weil sie bislang keine Förderung bekommen haben. Abgesehen von der Förderung, die wir für einzelne Projekte bekommen und weiterhin bräuchten.

    Die Clubcommission will mehr Förderung für die Clubs. Aber allerorten muss gerade gespart werden. Wie würden Sie zum Beispiel einer Krankenpflegerin, die am Ende des Monats ihr Geld zusammenkratzen muss, erklären, dass ausgerechnet die Clubs mehr Geld brauchen?

    Erst mal will ich gar nicht in so ein Konkurrenzdenken verfallen und schon gar nicht Betroffene gegeneinander ausspielen. Auch wir stehen total dahinter, dass Gesundheit, Bildung und Soziales stark gefördert werden müssen und absolut essenziell sind. Für mich gehört Kultur aber auch in die Bereiche Soziales und Bildung – weil Kulturstandorte, wo sich Menschen treffen und austauschen, gesellschaftlichen Zusammenhalt festigen. Ich denke, wir müssen von dem Stigma wegkommen, dass Clubs Orte sind, an denen „nur“ gefeiert wird. Es sind Orte, an denen Kunst und Musik stattfinden. Es sind auch wichtige Orte für junge und marginalisierte Menschen, die dort ihren Freiraum haben. Es gehen ja auch sicher Krankenschwestern in Clubs. Man trennt die Gesellschaft doch auch nicht in Museumsgänger, Clubgänger und Kinogänger. Es ist uns wichtig, die Vielfalt zu erhalten.

    Und was, wenn die Stadt den Clubs nicht hilft?

    Dann hätte das Auswirkungen auf die Kreativszene, unser Zusammenleben, den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die freie Kunstszene und auch auf die Attraktivität Berlins. Viele junge Leute kommen aktuell auch wegen der Clubszene hierher und wählen Berlin als ihre neue Heimat. Berlin profitiert massiv davon, als Kulturstandort so beliebt zu sein, auch dank der Clubs. Wenn sich das ändert, wäre das sozial, kulturell und wirtschaftlich für Berlin fatal.

    Die Clubcommission betont immer wieder, wie attraktiv die Clubs Berlin machen. Allerdings klagen viele Clubs inzwischen, dass zu wenige Gäste kommen. Wie passt das zusammen?

    Durch die schon genannten Kostensteigerungen sind viele Clubs gezwungen, ihre Eintrittsgelder zu erhöhen. Natürlich reduziert sich auch, wie viel ich für Kultur ausgeben kann, wenn schon die Miete und die Lebensmittel teuer sind. Tourismus hat auch tendenziell abgenommen, was anscheinend nicht zuletzt mit dem BER zu tun hat, der aufgrund hoher Gebühren weniger angeflogen wird.
    „Die Kulturbranche hat eine Love-Hate-Relationship mit dem Tourismus“

    Wobei die Techno-Touristen in Berlin auch verschrien waren: Leute, die mit dem Billigflieger fürs Wochenende aus Paris und London kamen, um hier einen draufzumachen.

    Auf jeden Fall, das ist auch nicht nachhaltig. In der Kulturbranche hat man, denke ich, eine Love-Hate-Relationship mit dem Tourismus: Alle leben irgendwie davon, aber man will keinen Massentourismus, der für die Stadt unverträglich ist. Umso wichtiger, dass die Clubs auch für die Anwohnenden hier attraktiv bleiben. Dass sie wieder soziale Treffpunkte werden und nicht nur vom Tourismus abhängig sind.

    So schlimm das im Einzelfall ist für die Clubs, die schließen müssen: Könnte es nicht doch sein, dass das Angebot in Berlin an Clubs größer ist als die Nachfrage? Brutal gesagt: dass es zu viele Clubs gibt?

    Das würde ich nicht so sehen. Die Schließungen, die verkündet wurden, haben sehr viel Schock und sehr viel Trauer ausgelöst. Was ich auch wichtig finde, ist, eine Vielfalt an unterschiedlichen Clubs zu erhalten. Klar ist es auch normal in der Stadtentwicklung, dass bestimmte Betriebe mal schließen und dass es dann was Neues gibt; dass sich auch Bedürfnisse verändern. Das veränderte Ausgehverhalten hat aber in Berlin gerade, wie gesagt, maßgeblich mit gestiegenen Kosten zu tun, nicht mit schwindender Lust am Ausgehen.

    Es ist viel vom Clubsterben die Rede. Andererseits eröffnen auch neue Clubs, gerade außerhalb des S-Bahn-Rings, oder?

    Es gibt immer mal wieder neue Projekte, Formate und auch Übernahmen. Gerade ein bisschen außerhalb des Rings. Neue Flächenbespielungen, auch Kultur-Zwischennutzungen, potenzielle Neuflächen wie etwa geschlossene Kaufhäuser. Aber dass in großem Stil neue Clubs in Berlin entstehen, sehe ich nicht.


    Emiko Gejic fragt: „Wohin soll das gehen mit Berlin?“ Koone

    „Ich sehe einen Ausverkauf der Stadt. Das ist einfach ein Armutszeugnis.“

    An sich hat die Berliner Partyszene um die Jahrtausendwende herum auch davon gelebt, dass sie sehr in Bewegung war. Das Kommen und Gehen von Läden ist auch eine Chance für die Szene, frisch zu bleiben, oder?

    Ja, klar. Subkultur hängt eng mit Stadtwandel zusammen. Es wurden immer neue Räume gefunden und bespielt. Ich sehe aber einen Ausverkauf der Stadt. Das spitzt sich immer mehr zu. Die Mietpreise drohen so teuer zu werden, dass nichts Kreatives oder Soziales mehr entstehen kann. So lässt sich die Stadt nicht mehr mitgestalten. Wohin soll das gehen mit Berlin? Die Wohnungsnot macht Berlin übrigens auch extrem unattraktiv. Das ist einfach ein Armutszeugnis für die Stadt.

    Drogenstadt Berlin – warum Menschen nun ohne Alkohol feiern: „Berlin war schon immer Vorreiter“

    Sie haben auch als Yogalehrerin gearbeitet: Ist denn Feiern eigentlich gesund, mit Alkohol, Drogen und Schlafentzug? Sollten die Leute nicht lieber achtsam Yoga machen?

    Wer feiern gehen möchte, kann und soll das gerne tun. Und viele, die nachts ausgehen, machen auch Yoga. Natürlich ist es auch wichtig, auf die Gesundheit zu achten. Es gibt übrigens immer mehr Sober Raves; und viele, gerade jüngere Leute, die Alkoholkonsum komplett ablehnen. Nüchtern feiern ist absolut möglich. Ich bin aber ein Freund davon, dass die Menschen das selber entscheiden, wie sie mit ihrem Leben umgehen.

    Prognose für 2025: Wie geht es weiter mit den Clubs in Berlin?

    Aktuell sieht es düster aus mit der wirtschaftlichen Lage und den Haushaltskürzungen. Aber ich vertraue stark auf die Club- und Kreativszene. Und ich hoffe sehr auf gesellschaftlichen Zusammenhalt und Solidarität. Auch in Hinblick auf den Rechtsruck in Gesellschaft und Politik ist das absolut notwendig. Es ist eine bedeutende Zeit, um wieder zusammenzurücken und sich zu vernetzen. Aus Krisen kann auch Positives entstehen. Wir sehen eine starke Vernetzung grade in der Kulturlandschaft über #berlinistkultur, die sich stark positioniert. Ich vertraue darauf, dass die Berliner:innen aktivistisch sind – und immer für ihre Stadt, ihre Räume und füreinander kämpfen werden.

    Zur Person


    Hannes Caspar

    Emiko Gejic wurde am 9. November 1989, dem Tag des Mauerfalls, in Berlin geboren. Sie hat sich im Studium mit Soziologie und Stadtforschung beschäftigt und arbeitet als Tänzerin, Schauspielerin, Model und Performerin auf der Bühne und vor der Kamera. Ihre ethnische Herkunft beschreibt sie selbst als „deutsch-kroatisch, japanisch-bengalisch“. Gejic gibt mit ihrer Firma Berlinsidestories themenspezifische Berlin-Touren. Seit dem Sommer 2024 ist Gejic ehrenamtlich im Vorstand der Clubcommission aktiv – und seit dem 19. November ist sie deren Sprecherin .

    #Berlin #Kultur #Clubs #Gentrifikation #Teuerung #Inflation #Tourismus #Mieten

  • Barrie Kosky zum Baustopp: „Die CDU bestraft die Komische Oper auch für ihre DDR-Geschichte“
    https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/barrie-kosky-zum-baustopp-die-cdu-bestraft-die-komische-oper-auch-f

    Die Sanierungsarbeiten in der Komischen Oper haben bereits begonnen, doch nun droht der Baustopp.Collage mit Fotos von Jan Windszus und Imago

    Kennt ja jetzt schon keena mehr, liegt aber nicht an die Opa.

    30.11.2024 von Susanne Lenz - Inkompetenz, Ignoranz, Lügen – all das wird Politikern der CDU vorgeworfen, wenn man nach dem drohenden Baustopp für die Komische Oper fragt.

    Es geht um zehn Millionen, und das Geld ist knapp. Zehn Millionen, die über Leben und Tod eines Theaterhauses in Mitte entscheiden könnten, die Komische Oper in der Behrenstraße, die 2023 ins Schillertheater in Charlottenburg umgezogen ist. Vorübergehend, damit das Haus in Mitte saniert werden kann. Dort fiel bereits der Stuck von der Decke. Zehn Millionen aus dem Bauetat des Landes Berlin. Zehn Millionen, die der einstige Intendant der Komischen Oper Barrie Kosky als Krümel bezeichnet.

    „Es sind Krümel!“ Barrie Kosky ruft diesen Satz ins Telefon. „Diese zehn Millionen Euro für die Vorbereitung des Weiterbaus sind im Drei-Milliarden Sparmaßnahmenpaket nur Krümel!“ Doch diese zehn Millionen bedeuten den Baustopp.

    Nur vorläufig, nur zwei Jahre, wie der Kultursenator Joe Chialo (CDU) versichert, nachdem er sich vor ein paar Wochen noch, nach einer Premiere der Komischen Oper, für seine Ankündigung bejubeln ließ, es werde keinen Baustopp geben. Ein Versprechen, dem sich auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner anschloss. Ein Versprechen, das null und nichtig sein könnte, wenn das Abgeordnetenhaus den Sparetat bestätigt. Vor Weihnachten soll das noch passieren.

    Der aus Australien kommende Barrie Kosky war zehn Jahre lang Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper, er hat das Haus weltweit noch bekannter gemacht. Unter seiner Leitung wurde es mehrfach ausgezeichnet, als Opernhaus des Jahres und mit dem International Opera Award. Bis heute ist Kosky eng mit der Komischen Oper verbunden, mit zwei Inszenierungen pro Spielzeit.

    Barrie Kosky: „Ich habe noch nie so eine entsetzliche Wut gefühlt“

    Wir erwischen ihn in Amsterdam, in einer Probenpause. Die Niederländische Nationaloper hat seine „Fledermaus“ von der Bayerischen Staatsoper in München übernommen, Anfang Dezember ist Premiere. Barrie Kosky ist in Rage: „Meine Grundstimmung im Moment ist brennende Wut über die dilettantische, unverantwortliche Unprofessionalität dieser Regierung. Ich habe noch nie in meinem Leben so eine entsetzliche Wut gefühlt, und ich mag dieses Gefühl nicht.“

    Barrie Kosky: „Die CDU träumt schon lange davon, nur zwei Opernhäuser in Berlin zu haben.“ Paulus Ponizak/Berliner Zeiimago

    Denn es geht nicht einfach um zwei Jahre, in denen die Bauarbeiten in der Behrenstraße ruhen. Seit das Gerücht mit dem Baustopp im Sommer aufkam, werden Susanne Moser und Philip Bröking, die Co-Intendanz der Komischen Oper, nicht müde zu erklären, was das Problem damit ist: Es ist die Kostenexplosion, die durch die Verzögerung verursacht wird, durch steigende Baukosten, die Kosten für die Interimslösung. „Ein Baustopp von zwei Jahren führt zu einer Verzögerung der Fertigstellung um mindestens vier Jahre! 10 Millionen Euro werden gespart, es werden Mehrkosten von etwa 250 Millionen Euro verursacht. Das ist ein Skandal!“ Man könnte es auch einen Schildbürgerstreich nennen, wird sich doch das kleine Loch, das man jetzt zu stopfen meint, in ein paar Jahren vergrößert haben. Und womöglich bedeutet es den Tod der Komischen Oper auf Raten. Denn wo soll das Geld in zwei Jahren herkommen, mit dem die inzwischen viel teurer gewordene Sanierung weitergehen kann? Und auf Dauer im Schillertheater bleiben? „Dann bluten wir aus, künstlerisch, finanziell.“ Es wäre das Ende.

    Für Barrie Kosky ist die Sache glasklar: „Die CDU will die Komische Oper schließen. Das muss auf den Tisch. Sie lügen, wenn sie sagen, dass sie das Haus in der Behrenstraße erhalten wollen! Ich denke, dass der Finanzsenator Evers und auch andere in der CDU schon lange davon träumen, nur zwei Opernhäuser in Berlin zu haben. Die Deutsche Oper im Westen und die Staatsoper Unter den Linden im Osten. Und die Komische Oper wird bestraft: für ihren Erfolg, für ihre DDR-Geschichte, dafür, dass dieses kleine Haus für Diversität und Vielfalt sorgt. Dass sie jetzt sagen, die Komische Oper sei ihnen wichtig, das ist Bullshit.“

    _Zwei Jahre Baustopp würden zu viel höheren Sanierungskosten führen.C ollage mit Fotos von Benjamin Pritzkuleit/Berliner Zeitung und Jan Windszus

    Vor einer Woche hat sich Kosky mit einem Brandbrief an die Öffentlichkeit gewandt. Er schrieb von der jüdischen Geschichte des Gebäudes, an dem die jüdischen Operettenkomponisten und Operettenstars des 20. Jahrhunderts wirkten. Eine Geschichte, die mit den Nazis 1933 endete und die er mit seinen Inszenierungen wieder zum Leben erweckt hat. „Niemand glaubt daran, dass am Ende eines vorläufigen zwei- oder dreijährigen Baustopps die Sanierung der Komischen Oper tatsächlich noch abgeschlossen wird.“ Seitdem bekomme er Anrufe aus der ganzen Welt: „Die ganze Opernwelt ist empört. Und alle fragen: Was können wir tun?“ Momentan nicht viel, sage er ihnen.

    Die Komische Oper in Mitte ist ein Juwel der Ost-Berliner Nachkriegsmoderne

    Das Haus in der Behrenstraße, es wurde 1882 eröffnet. Ein paar Jahre später zog das Metropoltheater ein, dieses von jüdischen Künstlern geprägte Operettentheater. Nachdem die Nazis das Haus geschlossen hatten, wurde es im Krieg schwer beschädigt und war dann eines der ersten Häuser, die in Ost-Berlin wieder aufgebaut wurden. 1947, zwei Jahre vor Gründung der DDR, begann mit dem österreichischen Regisseur Walter Felsenstein die Geschichte des Gebäudes als Komische Oper.

    In den Sechzigerjahren machte der Architekt Kunz Nierade aus dem Opernhaus das, was es heute ist: ein Juwel der Ost-Berliner Nachkriegsmoderne, mit dem historischen Opernsaal im Neorokokostil als Zentrum des Hauses. 60 Jahre wurde nichts daran gemacht. Nun sollte es nach jahrelanger Planung und einem Architektenwettbewerb saniert und erweitert werden, für knapp 500 Millionen Euro. Seit Monaten ist das Haus von einem Bauzaun umgeben, die Stufen hoch zum Eingang sind aufgehackt, Wandpaneele in der Fassade fehlen. Mit der Spardebatte im Hinterkopf wirkt es schon jetzt wie eine Bauruine.

    Zurück nach Amsterdam: Barrie Kosky ist noch nicht fertig. Er kommt auf die geplanten Kürzungen im Kulturetat zu sprechen: 130 Millionen ab 1. Januar. Niemand im Kulturbereich sei der Auffassung, dass die Kultur nicht sparen muss, wenn alle anderen Bereiche sparen müssen. „Wir sind alle Bürger dieser Stadt, Teil der Gesellschaft. Wir sagen nicht, spart bei den Schulen, den Krankenhäusern, aber nicht an der Kultur. Das ist nicht unsere Haltung. Wir sind nur schockiert, dass wir so eine massive Kürzung binnen so kurzer Zeit stemmen sollen. Es gab keine Vorwarnung, keine Zeit. Diese Kurzfristigkeit ist unverantwortlich, das schockiert uns alle. Diese Kürzungen sind zu hart und in vielen Fällen für die Kultureinrichtungen existenzbedrohend.“

    Und noch etwas. „Wenn andere Bundesländer sehen, wie einfach es ist, bei der Berliner Kultur zu sparen, dann machen sie es nach. Das ist Selbstzerstörung von Identität, von der Seele des Landes. Grotesk!“

    Blick ins Foyer der Komischen Oper in der Behrenstraße: ganz vorne die „Pusteblume-Lampe“. Collage mit Foto von Jan Windszus

    Angela Merkel erwähnt die Komische Oper bei der Vorstellung ihrer Memoiren

    Die Komische Oper spielt auch am Dienstagabend im Deutschen Theater eine Rolle, als Angela Merkel ihre Memoiren vorstellt. Dass die einstige Kanzlerin ausgerechnet eine Passage vorliest, in der sie die Komische Oper erwähnt, ist womöglich Zufall, aber frappierend: „Einmal im Jahr fuhr meine Familie nach Berlin ins Theater. Hilmar Thate als Richard III. im Deutschen Theater und die Aufführung von ‚Der Fiedler auf dem Dach‘ in der Inszenierung von Walter Felsenstein in der Komischen Oper werden mir immer in Erinnerung bleiben.“ Diese Theaterbesuche bedeuteten ihr viel: „Meine Eltern hatten alles darangesetzt, für mich und meine Geschwister Schutzräume zu schaffen, so habe ich es empfunden. Dafür werde ich ihnen immer dankbar sein. Ich hatte eine glückliche Kindheit.“ Einer der Schutzräume war die Komische Oper.

    Dagmar Manzel weiß genau, was Angela Merkel meint: „Absolut“, sagt sie. Die Schauspielerin tritt seit 20 Jahren in der Komischen Oper auf, sie ist einer der Stars des Hauses, hat hier eine zweite Karriere als Sängerin gemacht: „Ball im Savoy“, „Anatevka“, „Perlen der Cleopatra“, „Eine Frau, die weiß, was sie will!“. Auch Dagmar Manzel ist auf hundertachtzig angesichts von Baustopp und Kulturkürzungen.

    Am Telefon setzt sie zu einem Monolog an, der an das anknüpft, was Angela Merkel gesagt hat, denn: „Das wurde überhaupt noch nicht besprochen, und darüber rege ich mich maßlos auf: Es war das Haus, der Ort für Musiktheater zu DDR-Zeiten. Das war nicht nur Felsenstein, das war auch Harry Kupfer, der einen Jochen Kowalski zum Megastar gemacht hat. Da waren fantastische Regisseure, die einzigartigen Chorsolisten, das tolle Orchester, die mich in meiner Jugend geprägt haben. Kein Haus hatte zu DDR-Zeiten so eine weltweite Ausstrahlung. Es ist der Geburtsort des Musiktheaters. Felsenstein hat eine Revolution angezettelt, indem er dafür sorgte, dass die theatrale Seite einer Opernaufführung genauso wichtig genommen wird wie die musikalische. So wie damals von Felsenstein erfunden, wird heute in ganz Europa Oper gezeigt. Mit der Komischen Oper in der Behrenstraße würde nicht nur DDR-Geschichte, sondern auch Operngeschichte vernichtet.“

    Es geht Dagmar Manzel also nicht nur um die DDR-Vergangenheit, sie spricht auch davon, was in den letzten 20 Jahren alles erreicht wurde in den Intendanzen von Andreas Homoki und Barrie Kosky. „Die Komische Oper Berlin hat wieder eine Vorbildfunktion für die halbe Opernwelt in Europa. Kein Haus hat es so wie sie geschafft, alle Bevölkerungsschichten für Musiktheater zu interessieren. Nirgendwo ist das Publikum so bunt wie hier. Nirgendwo gibt es regelmäßig Kinderoper auf der großen Bühne. Zugänglicher geht Oper nicht. Alle beneiden Berlin darum. Das soll alles nicht mehr sein? Ich fasse es nicht.“

    Dagmar Manzel: „Kein Haus hatte zu DDR-Zeiten so eine weltweite Ausstrahlung wie die Komische Oper.“ Paulus Ponizak/Berliner Zeitung

    Dagmar Manzel ist sicher, dass Wegner und Chialo nicht wissen, was dieses Haus war und ist

    Wie alle, mit denen wir in diesen Tagen sprechen, empört auch Dagmar Manzel die Ignoranz der Politiker: „Die setzen einfach den Rotstift an und wissen nicht mal, um was es geht, die kennen das Haus nicht mal, weder der Kultursenator noch der Regierende Bürgermeister. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass die nicht wissen, was dieses Haus war und ist, wofür es stand und steht. Das macht mich sprachlos!“

    Manzel zitiert die Rechnung von der Kostenexplosion, die das Intendanten-Duo aufgemacht hat. „Wer soll in ein paar Jahren die Millionen aufbringen, dieses Haus nochmal auf die Beine zu bringen? Die Baukosten steigen durch das Verschieben auf den Sankt-Nimmerleins-Tag um 20 Millionen Euro pro Jahr. Woher soll das viele zusätzliche Geld kommen?“, fragt sie. Auch sie glaubt an einen Tod auf Raten: „Ein Opernhaus kann man nicht auf Dauer in ein Theater pferchen, das ist Schwachsinn. Die Kolleginnen versuchen, was geht, aber das geht nur mit Ach und Krach. Und vor allem: Es gibt dieses Haus in der Behrenstraße doch. Und es ist ein magischer Raum!“

    Die Empörung lässt ihre Stimme beben: „Mir platzt die Hutschnur. Es geht ja nicht nur um die Komische, Berlin ist Kulturstadt. Was hat die Stadt denn sonst zu bieten? Die Leute kommen nicht nach Berlin, um sich ein Kabelwerk anzuschauen. Jetzt kürzt die Politik den Etat mit dem Rasenmäher und macht alles kaputt, an allen Ecken und Enden. Ob das die Obdachlosenfürsorge ist oder die Jugendclubs, Museen, Theater, Opernhäuser.“ Sie wisse, dass gespart werden muss, aber: „Warum wurde sich nicht zusammen an einen Tisch gesetzt und überlegt: Was können wir machen, Kinder? Und es gab doch einen Riesenaufruf, da waren so viele Angebote, nicht nur von der Komischen Oper. Das ist einfach abgebügelt worden. Bumms aus. Das ist hochnäsig. Für Kultur wird zwei Prozent vom Gesamthaushalt ausgegeben. Das ist gut investiert, weil Kultur auch Zusammenhalt in einer Gesellschaft fördert. Hier zu sparen, macht mehr kaputt als alles andere.“

    An der Kasse der Komischen Oper Unter den Linden ist nicht viel los an diesem Nachmittag, nur klingelt ständig das Telefon. Der junge Mann hinterm Tresen erzählt, dass ältere Menschen ihn fragen, ob sie die Komische Oper jemals wieder sehen werden. Dass sie Angst haben, dass sie das Ende der Bauarbeiten nicht erleben, nun da sie verschoben sind. Dass sie befürchten, dass das Haus nie wieder aufmache. Eine Dame tritt ein, fragt nach Karten für „Echnaton“. Sie lebt in Wilmersdorf, hat es nun näher zur Komischen Oper im Schillertheater. „Aber dasselbe Klangerlebnis ist es nicht.“ Dass in zwei Jahren das Geld da ist, die Bauarbeiten fortzuführen, glaubt auch sie nicht: „Ich hab mich jedenfalls auch schon gefragt, wo sie diesen goldenen Topf versteckt haben.“

    Blick in den spektakulären Saal der Komischen Oper in der Behrenstraße.Collage mit Foto von Jan Windszus und Benjamin Pritzkuleit

    Katharine Mehrling: Der Geist der Komischen Oper ist in der Behrenstraße spürbar

    Katharine Mehrling schreibt uns kurz vor Mitternacht zurück: „Was für ein Wahnsinn, das alles!“

    Die Komische Oper sei ihre künstlerische Heimat geworden, schreibt die Sängerin, Musicaldarstellerin, Schauspielerin, die ein absoluter Publikumsliebling ist, eine geniale Brecht-Interpretin. Barrie Kosky holte sie zuerst für seinen „Ball im Savoy“. Derzeit kann man sie in seiner Inszenierung des Musicals „Chicago“ sehen, das seine Premiere schon nach dem Umzug der Komischen Oper ins Schillertheater feierte. Die beiden Häuser sind für Katharine Mehrling nicht zu vergleichen. „Die Behrenstraße war mein Zuhause, im Schillertheater bin ich eher zu Gast. Und so geht es fast allen Kolleginnen. Die Schönheit, der Glanz, der Geist, die Energie, die Geschichte und somit die Seele des Hauses sind spürbar in der Behrenstraße.“

    Sie schwärmt von der Institution: Musical, Operetten, Opernaufführungen und Konzerte, welches Haus in Berlin habe das zu bieten. „Das weiß vor allem das Berliner Publikum zu schätzen. Der Berliner Senat weiß es leider nicht. Joe Chialo habe ich vor der ‚Chicago‘-Premiere im Oktober 2023 noch nie in der Komischen Oper gesehen.“

    Der Schaden, den der Berliner Senat gerade anrichtet, sei nicht wiedergutzumachen. „Und er wird so viel größer sein, als das, was der Senat vermeintlich zu gewinnen versucht.“

    Den Spar-Etat für die Kultur nennt sie eine Katastrophe. Das Publikum werde erst nach einer gewissen Zeit begreifen, was ihm abhandengekommen sei. „Joe Chialo ist der derzeitige Senator für Kultur“, schreibt sie. KULTUR in Großbuchstaben. „Es ist seine Pflicht als Senator, die Kultur zu verteidigen und zu schützen.“

    Katharine Mehrling: „Joe Chialo gibt nicht alles“

    Sie schlägt den großen Bogen: „Kultur ist nicht nur ein Beruf oder Unterhaltung, sie hat eine Mission. Nämlich das Publikum zu bilden, zu inspirieren, zum Denken zu animieren, Herzen zu öffnen, Empathie auszulösen, eine Gesellschaft besser zu machen und auch die Demokratie zu stärken – gerade jetzt in dieser zerrissenen Zeit, wo alles erschreckend weit nach rechts rückt.“ Sie ist enttäuscht von Joe Chialo. „Weil er nicht alles gibt und nicht für das kämpft, was Berlin ausmacht: die Kultur.“

    Katharine Mehrling: „Joe Chialo habe ich vor der ‚Chicago‘-Premiere im Oktober 2023 noch nie in der Komischen Oper gesehen.“ Christian Behring/imago

    Berlin hat drei Opernhäuser, und wann immer die Stadt seit der Wiedervereinigung sparen musste, lag die Frage auf dem Tisch, ob sie sich das leisten kann oder will, ob man drei wirklich benötigt, oder sie eben nur „nice to have“ sind, wie der Finanzsenator Stefan Evers (CDU) all das betitelt, was Berlin nicht unbedingt brauche. Niemand weiß das besser als Thomas Flierl, der Ende der 80er-Jahre Mitarbeiter im Kulturministerium der DDR war, kurz nach der Wende das Kulturamt Prenzlauer Berg leitete und dann Berliner Kultursenator wurde, für seine Partei Die Linke.

    Das Amt hatte er von 2002 bis 2006 inne, als Berlin in einer schlimmen Haushaltsnotlage war, enorme Schulden hatte, und der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit von der SPD sparte, „bis es quietscht“. Kostbares Landeseigentum wurde damals zu Geld gemacht, kommunale Wohnungen wurden verkauft, ein Fehler, wie man heute weiß. Wie hat er es geschafft, in einer solchen Lage drei Opernhäuser zu verteidigen?6

    Thomas Flierl ist in seinem Haus am Bodden in Mecklenburg-Vorpommern, als wir ihn anrufen. Hierher komme er, um den Kopf freizukriegen. „Aber Sie holen mich ja gerade wieder in die Hauptstadt zurück.“ Er erzählt, dass es ähnlich wie heute um zehn Prozent Einsparungen ging, der gesamte Kulturetat habe sich damals auf rund 300 Millionen Euro belaufen, ein Drittel des heutigen. Damals war es die Existenz der Deutschen Oper, die auf dem Spiel stand. „Die Deutsche Oper war im Grunde schon aufgegeben von der damaligen Koalition“, sagt Thomas Flierl. „Man war der Meinung, die Vereinigung Berlins finde in Mitte statt. Meine Position war: Wir können jetzt nicht den Westen abwickeln, wir brauchen eine Lösung, mit der alle drei Häuser erhalten werden.“ Diese Lösung hat er gefunden.

    Der einstige Kultursenator Thomas Flierl: Wo ist die Intelligenz?

    Flierl rettete alle drei Häuser mit seiner Opernstiftung: Die Staatsoper Unter den Linden, die Deutsche Oper und die Komische Oper blieben als wirtschaftlich selbstständige GmbH-Betriebe erhalten und bekamen durch fünfjährige Zuschussverträge Planungssicherheit. Als Gegenleistung opferten sie 220 Stellen. Damals half auch der Bund, der den Kulturetat mit 16,4 Millionen Euro entlastete.

    Auch Flierl kritisiert Joe Chialos Spar-Etat. „Natürlich waren damals wie heute die drei Opernhäuser und die Bühnen mit den großen Mitarbeiterstäben die Hauptkostenpunkte. Das liegt in der Natur der Sache. Und meine Antwort darauf war, Intelligenz anzuwenden, die Strukturen kritisch zu prüfen. Das sehe ich jetzt nicht.“

    Er ist bis heute der Meinung, dass es richtig war, alle drei Opernhäuser zu erhalten. „Obwohl es damals sogar Nachfrageprobleme gab, was heute ganz und gar nicht der Fall ist.“ Die Komische Oper verzeichnet eine Auslastung von 93 Prozent. Nur den späteren Ausbau der Staatsoper von einer Rokoko-Oper zu einer Wagner-tauglichen Oper, wie man sie mit der Deutschen Oper schon hatte, sieht er kritisch. „Das war eine Riesenfehlentscheidung, die 440 Millionen Euro gekostet hat.“

    Flierl sieht mit Staunen, dass sich der Kulturhaushalt in den vergangenen zwei Jahrzehnten verdreifacht hat. „Doch nachhaltige Strukturen hat man nicht gebaut.“ Das geht gegen Chialos Vorgänger Klaus Lederer von der Linken, der bis 2023 im Amt war. „Wenn man jetzt mit dem Rasenmäher kommt, geht viel mehr kaputt, als die zehn Prozent ahnen lassen. Das ist das eigentliche Problem. Man hat in gewisser Weise nicht krisenfest erweitert. Jetzt einfach kalt die Komische Oper abzuwickeln, bringt gar nichts“, sagt Flierl. „Was ist da der strukturelle Gedanke? Keiner!“

    Flierl denkt laut nach: „Wenn Chialo gesagt hätte, man könnte so etwas wie die Opernstiftung ja auch für die Theater machen, naja, man hätte sich ja mal unterhalten können.“ Doch der Kultursenator habe die Zeit mit Beruhigungsreden vertrödelt, anstatt mit diesem und jenem zu reden, wie man es denn anstellen könne. „Sparen erfordert Aufgabenkritik, sachgerechte Analyse und Konzept. Das alles fehlt. Jetzt hat er den Schlamassel.“ Flierl plädiert für ein Moratorium. Man müsse Zeit gewinnen. „Ich bin nicht der Meinung, dass man ein Budget nicht kürzen kann, aber das muss man natürlich durchdenken.“ Kurzum: Kürzungen sind möglich, aber man muss es intelligent machen und nicht mit der Rasenmähermethode.

    Thomas Flierl hat eine besondere Beziehung zur Komischen Oper

    Wie viele Ost-Berliner hat auch Thomas Flierl eine besondere Beziehung zur Komischen Oper. Aus der Ostgeschichte ist unter seiner Ägide dann eine Ost-West-Geschichte geworden – durch die Verbindung der Häuser in der Opernstiftung. Tags darauf schreibt er uns dazu in einer Mail: „Bei der Ost-West-Geschichte der Komischen Oper müssen Sie unbedingt Walter Felsenstein und Götz Friedrich erwähnen! Letzterer ging in den Westen und prägte und erneuerte die Deutsche Oper im Sinne von Felsenstein. Die Stadt war schon vor Maueröffnung Ost-West geprägt! Das darf man nicht zerschlagen.“

    Thomas Flierls Appell geht zum Schluss unseres Telefonats an das Abgeordnetenhaus: „Zu meinen, man könne sich den teuren Ausbau der Komischen Oper sparen und danach noch eine Komische Oper haben – das wird wohl nicht sein. Das ist so dramatisch gekoppelt, dass die Abgeordneten das hoffentlich vor Weihnachten noch einsehen. Meine Empfehlung: Die für den Interimsbetrieb notwendigen Mittel gewähren und für das Bauprojekt die Mittel zusagen – meinetwegen nach einer kritischen Bedarfsanalyse.“

    Donnerstagabend in der Komischen Oper im Schillertheater: Gegeben wird Stephen Sondheims Musical „Sweeney Todd“, Regie Barrie Kosky, auf der Bühne steht Dagmar Manzel als Pie-Bäckerin Nellie Lovett, die aus den Opfern des Serienmörders Sweeney die besten Fleischpasteten der Stadt macht.

    Im Foyer kann man fragen, wen man will, vom Baustopp wissen alle. „Warum hat Berlin nur Schulden, warum hat man nie Geld zurückgelegt“, fragt ein Mann, der mit seiner Frau vor dem Schillertheater steht. Er gehe seit seinem Umzug aus Thüringen 1964 in die Komische Oper, schwärmt von den Felsenstein-Inszenierungen. Dass der Baustopp das Ende bedeuten könnte, „das glauben wir auch“.

    . Die Komische Oper in Mitte ist von einem Bauzaun umgeben.Benjamin Pritzkuleit/Berliner Zeitung

    Besucher der Komischen Oper: „Wollen wir nur noch arm sein?“

    Ein Besucher mit Schiebermütze ist im Foyer mit dem Chef des Abenddienstes im Gespräch. Er fragt nach den Inszenierungen in der kommenden Spielzeit und outet sich dann als jemand, der mehrmals im Monat in die Komische Oper kommt. Er redet sich schnell in Rage: „Womit funkelt Berlin, wenn nicht mit der Kultur? Wollen wir nur noch arm sein, auch arm im Geiste?“ Er kommt extra nochmal zurück: Die CDU habe es immer gut gemeint mit der Kultur, ihr Agieren jetzt sei ein Zeichen für die Verwahrlosung dieser Generation von Politikern. „Und das ist parteiübergreifend.“ Und zuletzt: „Ich würde Chialo und Wegner gerne mal treffen und ihnen meine Worte in die Fresse hauen.“ Ein Besucher neben der Garderobe sagt: „So haben wir uns die Zeitenwende nicht vorgestellt.“

    Schaut man sich im Foyer um, scheint einem nichts abwegiger, als die Existenz dieses Hauses aufs Spiel zu setzen. Das Publikum ist gemischt, Junge, Alte, man hört Englisch, Schulklassen sind darunter, die Vorstellung ist auch an diesem Wochentag so gut wie ausverkauft, während der Vorstellung äußert sich die Begeisterung in Szenenapplaus. Das Messer, das der Barbier Sweeney Todd seinen Kunden an die Kehle setzt, hat in diesen Zeiten große Symbolkraft.

    Grafik: Berliner Zeitung. Quelle: Sparliste des Berliner Senats

    Bildstrecke

    Die Komische Oper, in der Behrenstraße 2023, kurz vor Beginn der Sanierung.Schoening/imago

    Das Intendanten-Team der Komischen Oper Susanne Moser und Philip BrökingBenjamin Pritzkuleit/Berliner Zeitung

    Die Komische Oper, Eingang Behrenstraße: Ein Bauzaun umgibt das Gebäude.Benjamin Pritzkuleit/Berliner Zeitung

    Das Schiller-Theater in Charlottenburg ist die Ausweichbühne für die Komische Oper. Fabian Sommer/dpa

    Blick in das Treppenhaus an einem Musiktheaterabend mit Katharine Mehrling. Jan Windszus/Komische Oper

    2022 Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin, spricht zum Ergebnis des Realisierungswettbewerbs „Umbau und Erweiterung Komische Oper Berlin“ Britta Pedersen/dpa

    Barrie Kosky, 2017. Damals war er der Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper. Paul Zinken/dpa

    Blick in den Zuschauerraum der Komischen Oper in Berlin im Jahr 2009. Tim Brakemeier/dpa

    Die Komische Oper Berlin im Jahr 2006. Soeren Stache/dpa

    Komische Oper Berlin: Szene aus der Inszenierung „Sommernachtstraum“, 1961 Arkiv/imago

    Berlin-Mitte, Blick auf die Friedrichstraße und das erste Gebäude der Komischen Oper, 1935 imago

    Eine Szene aus „Zieh Dich Aus“ an der Komischen Oper, Berlin, 1928 Gemini Collection/imago

    Theater Unter den Linden i.e. Metropol Theater, Komische Oper, Berlin in den 20er jahren piemags/imago

    #Berlin #Mitte #Behrenstraße #Unter_den_Linden #Glinkastraße #Kultur #Musik #Theater #Oper #Politik #CDU #Austerität #Geschichte

  • Johanna und Eduard Arnhold Platz: Piazetta am Kulturforum in Berlin-Mitte trägt nun neuen Namen
    https://www.berliner-zeitung.de/news/johanna-und-eduard-arnhold-platz-piazetta-am-kulturforum-in-berlin-

    Allet neu macht der November. Nur das Foto zur Illustration passt nicht undcwird deshalb weggelassen. Es zeigt die Neue Nationalgalerie, die nicht am jetzt neu benannten Kulturforumsplatz sondern an Reichpietschufer, Potsdamer umd Sigismundstraße liegt.

    Etwas absurd ist die Angelegenheit schon. Lautete die Adresse der Museen bislang Matthäikirchplatz und verlieh ihnen damit Rsng und Namen im historischen und stadtgeographischen Kontext, sind sie nun durch elitäre Sektierer Berlin entrückt und in eine Kunstblase verrückt worden.

    Vielleicht besser so. Welcher Stino geht schon ins Museum. Adressen sind heute sowieso egal, die kennt ausser Nawis und Briefschreibern niemand mehr.

    5.11.2024 von Jule Damaske - Das jüdische Ehepaar Arnhold führte vor über einem Jahrhundert die wertvollste Kunstsammlung Deutschlands. Nun wurde ein Platz nach ihnen benannt.

    Die Piazzetta am Kulturforum in Berlin-Tiergarten ist am Dienstag nach Johanna und Eduard Arnhold umbenannt worden. Das jüdische Ehepaar Arnhold unterstützte während der Kaiserzeit und der Weimarer Republik Kunst, Kultur und Wissenschaft. „Mit der Benennung des Platzes werden künftig die Museen am Kulturforum – #Gemäldegalerie, #Kunstbibliothek, #Kupferstichkabinett und #Kunstgewerbemuseum – diese Adresse für ihren Besuchereingang führen“, teilte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) mit.

    Die Umbenennung erfolgte auf Wunsch einer bürgerschaftlichen Initiative, die sich zum Ziel gemacht hat, an das zivilgesellschaftliche Engagement von Jüdinnen und Juden in Deutschland und Berlin zu erinnern. „Die Arnholds waren bedeutende Kunstmäzene und Stifter der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo“, heißt es in der Mitteilung. So galt die Kunstsammlung der Arnholds zu Beginn des 20. Jahrhunderts als die „wertvollste Privatsammlung moderner Kunst in Deutschland“. Der Unternehmer Eduard Arnhold war zudem an der Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, der heutigen Max-Planck-Gesellschaft, und des Kaiser-Friedrich-Museumsvereins beteiligt.

    „Arnhold-Stipendium“ soll Arbeiten im Tiergartenviertel ehren

    Nachdem der Verein zur Erinnerung an Johanna und Eduard Arnhold e.V. auf die SPK zugekommen war, stellte die Stiftung als Eigentümerin der Fläche die nötigen Anträge beim Bezirksamt #Mitte. Die Kosten trug der Verein selbst. Für die nächsten zwei Jahre stiftet der Verein außerdem im Zusammenwirken mit den Staatlichen Museen zu Berlin ein „Arnhold-Stipendium“ für eine von den Staatlichen Museen kuratierte kunstwissenschaftliche Arbeit im thematischen Umfeld von Kunst und Kultur im Tiergartenviertel.

    „Die Geschichte Deutschlands und Berlins als Standort für Kunst und Kultur ist ohne Mäzene wie das Ehepaar Arnhold nicht vorstellbar“, sagte Claudia Roth (Grüne), Staatsministerin für Kultur und Medien. Sie waren prägend für das öffentliche Leben in Berlin – und durch die Stiftung der Villa Massimo in Rom auch weit darüber hinaus. Wenn wir heute diese Piazzetta nach dem Ehepaar Arnhold benennen, dann benennen wir sie stellvertretend nach all den jüdischen Mäzenen, deren Lebensleistung und Wirken durch die Nationalsozialisten ausgelöscht wurden.“

    #Berlin #Tiergarten #Reichpietschufer #Potsdamer_Straße #Sigismundstraße #Matthäikirchplatz #Kulturforum #Johanna-und-Eduard-Arnhold-Platz #Straßenumbenennumg

  • Vier Heiratsanträge hintereinander: Wie mich ein Abend im Berliner Biergarten verstörte
    https://www.berliner-zeitung.de/panorama/vier-heiratsantraege-hintereinander-wie-mich-ein-abend-im-berliner-

    21.10.2024 von Manuel Almeida Vergara - Ein erzwungener Heiratsantrag bei „Promi Big Brother“ sorgt für Entrüstung. Unseren Autor erinnert die Aktion an einen verhängnisvollen Abend im Tiergarten.

    Das Plüschherz mit der Aufschrift „Marry Me“ war fast noch das am wenigsten peinliche Detail dieser quälenden TV-Minuten: Am Sonntagabend kam es auf Sat.1 zu einem Heiratsantrag, wie er sonst wohl nur zur Anbahnung von Zwangsehen vonstattenginge. Denn die Idee dazu kam gar nicht von Mike Heiter selbst – sondern von den Produzenten der Show „Promi Big Brother“. Aber immer schön der Reihe nach ...

    Zum ersten Mal in der Geschichte des Formats war vor rund zwei Wochen ein Paar gemeinsam in den Container gezogen: die beiden Realitystars Mike Heiter und Leyla Lahour, die sich – na klar – zuvor im Dschungelcamp auf RTL kennengelernt hatten. Am Sonntag wurde Heiter dann auf Geheiß des großen Bruders in einen Nebenraum geführt, in dem Blumendeko, Sektflöten und besagtes Plüschherz auf ihn warteten.

    „Was geht denn hier ab? Hä?“ war Heiters bestechend ehrliche Reaktion. „Du kannst Leyla jetzt und sofort um ihre Hand bitten“, formulierte die Big-Brother-Stimme ihren Vorschlag – der natürlich nicht wirklich ein Vorschlag, sondern eine Vorschrift war. Denn zwischen welchen Optionen hatte man den armen Mann denn wählen lassen? Einen öffentlichen Heiratsantrag machen, auch wenn er das gar nicht unbedingt wollte – oder das Angebot eines öffentlichen Heiratsantrags vor einem Millionenpublikum und vor der eigenen Freundin ausschlagen?

    Eine Wahl zwischen Pest und Cholera – und eine „Big Brother“-Aktion, die von Zuschauerinnen und Zuschauern online scharf als „übergriffig“ und „nötigend“ kritisiert wird. Mich persönlich hat die ganze Chose geradewegs zurückgeführt zu einem verhängnisvollen Sommerabend in Berlin: Vor ein oder zwei Jahren war es, da saß ich mit Freundinnen und Freunden im Café am Neuen See, dem vielleicht schönsten Biergarten der ganzen Stadt.
    Auch im Körnerpark kommt es oft zu öffentlichen Anträgen

    Plötzlich brandete in einer Ecke der großen Bierbanklandschaft Applaus auf: Ein Mann war auf die Knie gegangen, vor ihm eine Frau mit feuchten Augen – ein Heiratsantrag! Fassungslos ob der für uns unsagbar peinlichen Szenen debattierte unsere Runde gerade über öffentliche Heiratsanträge, die ja – ähnlich wie die Geschichte bei „Promi Big Brother“ – nur bedingt mit freier Wahl ... und schon wieder! Dieses Mal gab es Applaus in einer anderen Ecke des Cafés am Neuen See; wieder war irgendjemand auf die Knie gegangen und jemand anderes hatte ein Ja gestammelt.

    Das Ganze wiederholte sich an diesem einen Sommerabend noch zweimal; insgesamt waren wir ungewollt Zeuginnen und Zeugen von vier Heiratsanträgen geworden – alle am selben Abend und im selben Biergarten. Offenbar ist das tatsächlich sehr schöne Café am Neuen See im Tiergarten ein beliebter Ort für derlei öffentliche Liebesfragen. Und offenbar gibt es noch mehr Plätze in der Stadt, die dafür berühmt-berüchtigt sind: Eine Kollegin erzählte mir soeben jedenfalls, im Neuköllner Körnerpark komme es alle paar Tage zu ähnlichen Szenen; mit in Herzform ausgelegten Rosenblättern und all dem unerträglichen Quatsch.

    Öffentliche Heiratsanträge an sich sind schon peinlich genug – noch peinlicher ist doch nur, sie an einem Ort und auf eine Weise auszusprechen, die sich am besten als „redundant“ beschreiben ließe. Wie kann es nur sein, fragten wir uns damals im Café am Neuen See, dass der zweite, der dritte und der vierte Mann sich nicht zu blöd waren, den dusseligen Zinnober, den gerade schon ein anderer Biergartengast vorgemacht hatte, einfach noch einmal durchzuziehen? Und wie konnte es sein, dass sich keine der zugehörigen Frauen dazu durchringen konnte, eine so sichtlich unkreativ ausgestaltete Lebensfrage einfach zu verneinen?

    Eine Antwort auf letztere Frage ist natürlich schnell gefunden: Es ist ein Zwang, der jedem öffentlichen Heiratsantrag innewohnt und die Gefragte zu einer bejahenden Antwort drängt. Denn wäre es nicht noch unangenehmer, ehrlich Nein zu sagen? Wäre es nicht noch peinlicher, wenn die Aktion eben nicht in Applaus, sondern in Gelächter endete? Ist es besser, dem Mann und dem Publikum zu geben, was sie wollen – und die Antwort im Zweifelsfall später zu revidieren? In der Intimsphäre der eigenen Wohnung zum Beispiel, wo solche privaten Fragen übrigens hingehören.
    Bei „Promi Big Brother“ wurde die Übergriffigkeit gleich mal verdoppelt

    „Übergriffig“ und „nötigend“ – diese beiden Begriffe passen nicht nur zu der „Big Brother“-Aktion, sondern tatsächlich zu jedem öffentlichen Heiratsantrag. Der Fragende nötigt die Befragte zu einer öffentlichen Reaktion, die um des lieben Friedens willen meistens positiv ausfällt, auch wenn das womöglich gar nicht der Gefühlslage entspricht. Und im Fall von „Promi Big Brother“ wurde diese Übergriffigkeit eben noch verdoppelt.

    Denn nachdem schon Mike Heiter letztlich dazu genötigt wurde, einen Heiratsantrag im Live-Fernsehen auszusprechen – zuvor hatte er sich sieben Minuten Bedenkzeit genommen, was seine Unsicherheit über die ganze Situation und über die Frage, ob er seine Freundin denn überhaupt heiraten will, verdeutlichte –, wurde ja auch Leyla Lahouar dazu gedrängt, auf diese höchst private Frage in aller Öffentlichkeit zu reagieren.

    „Schatz, ich liebe dich und ich bin mir sicher mit dir. Willst du meine Frau werden?“, hatte der Bräutigam wider Willen herausgestoßen – „ja“, jubelte die Braut, und niemand kann mit Sicherheit sagen, ob dieser Jubel echt oder erzwungen war. Kann so eine glückliche Ehe anfangen?

    Manchmal frage ich mich, was eigentlich aus den vier Paaren vom Café am Neuen See geworden ist. Sind alle Frauen bei ihrem Ja geblieben, oder hat die eine oder die andere nach dem Sommerabend doch noch von Herzen Nein gesagt? Ist es zu allen vier Hochzeiten wirklich gekommen? Und: Saß im Biergarten womöglich noch ein fünfter Mann mit großen Plänen, dem die Sache nach vier Anträgen dann doch einfach zu albern war?

    Café am Neuen See, Lichtensteinallee 2
    https://www.openstreetmap.org/way/46603834#map=18/52.510367/13.344451

    #Bwrlin #Tiergarten #Lichtensteinallee #Gastronomie #Kultur

  • Mann der Kultur
    https://taz.de/!866677

    21. 4. 2015 NACHRUF Qpferdach, tazler der ersten Stunde, ist tot

    Er war ein tazler der ersten Stunde. Einer, der wie die meisten den Job als Taxifahrer, am Zapfhahn einer Kneipe oder im Hörsaal einer Uni mit dem taz-Kollektiv tauschte, ohne genau zu wissen, wie das geht: Redaktion, Zeitung, Journalismus.

    Einer, der das „learning by doing“ ebenso praktizierte wie das Wollen und den Willen, eine andere, bessere Tageszeitung zu machen – und dem das Omen der Medienbranche, dass dieses Projekt eines Haufens von Spontis und ChaotInnen ohnehin zum Scheitern verurteilt sei, herzlich egal war.

    Aus dem Ruhrgebiet nach Berlin gekommen, kannte ihn hier unter seinem Namen Hans-Joachim Wacker niemand, er war „Qpferdach“ – seine rote Mähne lieferte den Namen und passte bestens zum linken, radikalen Programm der frühen taz.

    „Qpfer“, wie wir ihn im Hause nannten, war eine Marke, er baute den Kulturteil der Berliner Lokalausgabe auf und war in der Berliner Szene bald bekannt wie ein bunter Hund. In den 1990ern ging er zum Berliner Stadtmagazin Tip, wo er als Chef vom Dienst und stellvertretender Chefredakteur zu einer Institution wurde – bis zu seinem Abschied vor einigen Jahren, der aber nicht in einen klassischen Ruhestand mündete. Vielmehr in noch mehr Zeit, seiner großen Leidenschaft – dem Radfahren – zu frönen, nicht nur in Berlin und Umgebung, sondern auch im Ausland.

    Vergangene Woche kam Qpferdach auf Mallorca ums Leben – durch einen Hirnschlag nach einem Sturz vom Rad. Ein schneller und „schöner“ Tod für einen passionierten Radler? Vielleicht, aber mit 66 Jahren war Qpfer doch eigentlich noch zu jung, um sich aus der Welt zu verabschieden. Was nicht nur seine Frau, Kinder und Enkel so empfinden, sondern auch seine alten Mitstreiter aus der taz. Möge er in Frieden ruhen. MATHIAS BRÖCKERS

    #Berlin #Zeitung #Kultur #Journalismus #Geschichte

  • Palästina-Demonstranten stören Rede von Claudia Roth im HKW Berlin
    https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/palaestina-demonstranten-stoeren-rede-von-claudia-roth-im-hkw-berli

    Woke, woker, Bundeskultur - Platten „sichern“ und Straßen umbenennen anstelle von Kampf gegen Siedler- und Neokolonialismus heute, darum geht es bei „Claudia hat nen Schäferhund“ Roth. Kein Wunder, dass da wer protestiert.

    25.4.2024 von Susanne Lenz - Wie soll Berlin an seine Kolonialgeschichte erinnern? Am Donnerstag wurde das Erinnerungskonzept vorgestellt. Es ging nicht ohne Störung.

    Eine Feierstunde sollte es sein, mit Musik, Film, Poesie. Eine Veranstaltung, die die „Herzen öffnet“, wie es die Moderatorin sagt, performative Einbettung für die Vorstellung des Erinnerungskonzepts zu Geschichte und Folgen des Kolonialismus für Berlin. Der Gastgeber Bonaventure Ndikung, Leiter des Hauses der Kulturen der Welt, in dem die Veranstaltung stattfindet, kann noch ungestört reden. Aber kaum steht die Kulturstaatsministerin Claudia Roth auf der Bühne, geht es los: Sieben oder acht Personen mit Palästinensertüchern stürmen auf die Bühne, entrollen eine Palästinafahne und rufen „Viva, viva Palästina“ und „Genozid“.

    Koloniale Erinnerung: Bei der Vorstellung des Erinnerungskonzepts für Berlin kaperten Pro-Palästina-Protestierende zeitweise die Veranstaltung. pic.twitter.com/mXnDyAPsWT — Susanne Lenz (@LenzSusanne) April 25, 2024

    Es dauert, es gibt Applaus aus dem Publikum, auch Buhrufe. Dann gelingt es, die Protestierenden aus dem Auditorium zu führen. „Das gehört zur Demokratie“, sagt Claudia Roth, „aber zur Demokratie gehört auch Respekt.“ Dann beginnt sie mit der vorbereiteten Rede, aber sie kommt nicht weit. Die nächsten stehen auf: „40.000 Tote in Gaza, Genozid.“ Leute aus dem Publikum mischen sich ein, darum gehe es heute nicht, es gehe um afrikanische Menschen. „Die Menschen in Gaza sind auch Menschen.“

    Dann ist erstmal Ruhe, aber die Stimmung ist hin. Keine offenen Herzen, sondern Anspannung. Claudia Roth spricht von Verdrängung und Vergessen, was die deutsche Kolonialgeschichte angeht. Aber kann man das wirklich noch so sagen? In Berlin gab und gibt es doch zahlreiche Initiativen, Ausstellungen, Stolpersteine, Straßenumbenennungen. Sicher sind das Anfänge, aber die Erinnerung an die Kolonialgeschichte als „völlig weißen Fleck“ zu bezeichnen, wie Claudia Roth es tut, scheint übertrieben.

    Eine junge Frau tritt ans Rednerpult, sie wirkt, als sei sie die nächste Rednerin, stellt sich als Koreanerin vor. Sie wolle über den Kolonialismus von heute sprechen. „Siedlerkolonialismus.“ Ein aufmerksamer Tontechniker dreht den Ton ab. Sie spricht von den israelischen Siedlern im Westjordanland. Die Koreanerin wird weggeführt.
    Joe Chialo will die Wilhelmstraße 92 sichern, den Ort der „Kongokonferenz“

    Ibou Diop tritt auf. Er leitet das vom Senat geförderte Modellprojekt Dekoloniale Erinnerungskultur in Berlin, das maßgeblich für die Entwicklung des Konzepts verantwortlich ist. Ibou Diop kann kaum sprechen, er muss mehrmals Wasser trinken. „Das ist eine Veranstaltung von mir“, sagt er. Er bittet um diesen Raum. Auftritt des Berliner Kultursenators Joe Chialo. Er geht mit keinem Wort auf den Protest ein. Aber er prescht vor mit etwas Konkretem: Er wolle das Haus in der Wilhelmstraße 92 sichern.

    Das ist der Ort, an dem sich 1884/85 die Gesandten der europäischen Mächte, der USA und des Osmanischen Reichs über die Regeln für die koloniale Aufteilung und Ausbeutung des afrikanischen Kontinents verständigten. Er halte diesen Ort auch für den zentralen Lern- und Erinnerungsort zur Kolonialherrschaft geeignet, den der Bund will. Jetzt werden propalästinensische Protestplakate hochgehalten, auf denen von Schweigen und Heuchelei die Rede ist.

    Ibou Diop: „Deutschland ist nicht weiß, war nie weiß und wird auch nie weiß sein“

    Noa Ha: „Ich bleibe optimistisch, man sollte das Humboldt-Forum abtragen“

    Im Folgenden wird klar: Das Erinnerungskonzept für Berlin formuliert viel Bekanntes: Straßenumbenennungen (was allerdings Sache der Bezirke ist), Markierung der authentischen Orte durch vielfältige Erinnerungszeichen, dezentrale Erinnerungsorte, Gedenkveranstaltungen, Bildung. Einiges bleibt abstrakt: Was etwa ist mit der Dekolonisierung von Machtstrukturen an bestimmten Orten gemeint? Das Konzept ist im erst Werden, das hat ein Projekt, an dem zahlreiche zivilgesellschaftliche Akteure beteiligt sind, vielleicht einfach an sich.

    #Berlin #Mitte #Wilhelmstraße #Geschichte #Kongokonferenz #Kultur #Politik

  • Explodierende Betriebskosten – warum viele Berliner Museen immer öfter geschlossen bleiben
    https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/explodierende-betriebskosten-warum-viele-berliner-museen-immer-oeft

    Geld ist reichlich da bei den SMPK für ganz viel Selbstbeschäftigung und Tourismusoptimierung. Nur an der Zugänglichkeit wird ein bischen gespart. Was solls, das merkt doch keiner, ohne Besuchergewerkschaft.

    15.4.2024 von Harry Nutt - Von dieser Woche an bleiben einige Häuser der Stiftung Preußischer Kulturbesitz montags und dienstags geschlossen. Warum das ein dramatisches Warnsignal ist.

    Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) hat viel vor in diesem Jahr. In einer beinahe gehetzt wirkenden Veranstaltung präsentierten Hermann Parzinger und Co vergangene Woche stolz ihre Pläne. In der Abfolge von Ausstellungen, Konzerten und Einzelevents schien die geplante Eröffnung des Zentraldepots der Staatlichen Museen in Friedrichshagen fast unterzugehen.

    In Köpenick gelangt ein 100-Millionen-Projekt zum baulichen Abschluss, mit dem die Depots und Werkstätten, die sich bislang an verschiedenen Standorten befanden, auf einer Nutzungsfläche von 13.000 Quadratmetern zusammengeführt werden sollen. 2014 waren dort das Speichermagazin für die Staatsbibliothek, das Ibero-Amerikanische Institut und die bpk-Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte in Betrieb genommen worden. Unmittelbar daneben ist zwischenzeitlich das Zentraldepot entstanden, ein imposanter Funktionsbau des Architekturbüros AV1 aus Kaiserslautern.

    Zahlreiche Häuser bleiben einen weiteren Tag geschlossen

    Die Stimmung ist allerdings gedämpft. Unmittelbar nach der Eröffnung, so hieß es hinter vorgehaltener Hand, müsse man womöglich wieder schließen. An allen Standorten explodieren die Betriebskosten. Vor diesem Hintergrund darf man die nun angekündigte Kürzung der Öffnungszeiten in vielen Museen auch als Warnschuss betrachten. Von diesem Dienstag an bleiben zahlreiche Häuser für einen weiteren Tag pro Woche geschlossen, die täglichen Öffnungszeiten werden verkürzt.

    Betroffen sind auf der Museumsinsel das Alte Museum und das Bode-Museum. Neue Regelungen gelten für Kunstbibliothek, Kupferstichkabinett und Kunstgewerbemuseum am Kulturforum sowie die Friedrichswerdersche Kirche, das Museum Europäischer Kulturen in Dahlem, die Sammlung Scharf-Gerstenberg in Charlottenburg und das Schloss Köpenick. Diese Häuser bleiben nach Angaben der SPK montags und dienstags geschlossen und reduzieren zudem teilweise ihre Öffnungszeiten zu den auch bisher weniger frequentierten Tageszeiten. Zugleich wolle man flexibler auf Besucherströme reagieren, sagte Hermann Parzinger gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Bei der in dieser Woche in der Alten Nationalgalerie eröffnenden Caspar-David-Friedrich-Ausstellung ist mit einer Ausdehnung der Zeiten bis in die Abendstunden zu rechnen.

    Zum SPK-Verbund gehören einige der bedeutendsten Museen der Welt. Nun jedoch könnte es immer häufiger heißen: vorübergehend geschlossen. Bei der von allen Beteiligten als Meilenstein beschworenen Reform der Preußenstiftung bleibt derweil die Finanzausstattung des Kulturtankers SPK weiterhin ausgespart.

    #Berlin #Museum #Kultur #Inflation

  • Protest-Performance im Knast-Look: Taxifahrer demonstrieren in Berlin-Friedrichshain gegen die Uber-Konkurrenz
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/protest-performance-im-knast-look-taxifahrer-demonstrieren-in-berlin-fr


    Taxifahrer wurden am Freitagabend zu Schauspielern: Sie protestierten gegen die Umbenennung des Mercedes-Platzes und der beiden Veranstaltungsorte in Berlin-Friedrichshain.

    22.3.2024 von Alexander Conrad

    Die wohl skurrilste Demonstration der vergangenen Woche bot am Freitagabend das Berliner Taxigewerbe anlässlich der an diesem Tag vollzogenen Umbenennung der Friedrichshainer Mercedes-Benz-Arena in Uber-Arena. In Kostümen führten dabei Taxifahrer eine kurze Theaterperformance auf, die Message war klar: „Uber raus!“

    So tönte es immer wieder per Lautsprecher aus dem ersten Wagen einer Reihe von etwa 20 Taxis, die in der Mühlenstraße aufgefahren waren. Ursprünglich waren 50 Fahrzeuge auf dem Mercedes-Platz angekündigt worden, der an diesem Tag ebenfalls in Uber-Platz umbenannt wurde. Auch heißt die Verti-Music-Hall jetzt Uber-Eats-Music-Hall. Die Umbenennungen hatte eine Woche zuvor der Eigentümer der Arena, die Anschutz Entertainment Group, zusammen mit Uber angekündigt.

    Trotz Regenschauern war der Platz vor der Arena gut gefüllt. Johlende Jugendliche, die in der Schlange auf ein Konzert eines Rappers warteten, und Fans der Berliner Eisbären, die am Abend in der Arena spielten, bekamen jedoch wenig von dem Trubel mit, der sich einige Meter weiter an der Straße abspielte.

    Klaus Meier, der federführende Mann hinter der Performance, setzte seine Ziele für den Abend hoch: „Ich will die Welt vor der Uber-nisierung retten.“ Nachdem einige Powerpoint-Slides, die mit dramatischen Übergangseffekten über eine im Wind wehende Leinwand geflimmert waren, garniert mit Sprüchen wie „Wer muss sich da nicht Uber-geben“ oder durchgestrichenen Logos von Weltkonzernen, kam es zum Höhepunkt der Veranstaltung.

    Als Sträflinge verkleidete Taxifahrer zogen an einem Tau ein mit Uber-Eats-Tüten zugekleistertes Fahrzeug über den Bürgersteig, aus der Menge kam eine ältere Frau zu rockiger Musik in einem kurzen schwarzen Lederoutfit mit Batmansymbol, schmiss einen Hammer auf den Boden und machte sich daran, das Fahrzeug von dem grünen Verpackungsmaterial zu befreien. Gestalten in Regenbogenanzügen oder mit Fellkostümen samt Mäuseohren kamen ihr zu Hilfe.

    Die bunten Klamotten sollten wohl für Vielfalt stehen, die Schriftzüge „Taxi Lobby“,„IHK“ oder „LABO“, die improvisiert mit Tape auf den Rücken geklebt wurden, für die Verbände, die das Taxigewerbe unterstützen – so deutete es ein beteiligter Mitarbeiter des Unternehmens Taxi Berlin.

    Als der letzte Uber-Schriftzug entfernt worden war, kam darunter ein Taxi zum Vorschein. Auf dem Fahrersitz hatte wohl seit Stunden ein Mann in Handschellen ausharren müssen, der nun unter Beifall von der als Heldin agierenden Frau befreit wurde und mit dem Taxi davonfuhr. „Taxi ist Kultur“ zierte die Seite des in die Freiheit fahrenden Vehikels.

    Das sah auch der SPD-Abgeordnete Tino Schopf so, der vor Ort seine Solidarität mit dem Berliner Taxigewerbe ausdrücken wollte. „Wenn’s nach mir ginge, hätte ich den Platz nach Marlene Dietrich benannt“, sagte er. „Das ist ein Platz mit zwei großen kulturellen Veranstaltungsorten, der nun nach einem Konzern benannt wurde.“ Dessen Geschäftsmodell beruhe auf Sozialdumping, das sei eine Schande. „Wir müssen die Berliner Kultur beschützen.“ Ob das gebotene Taxi-Theaterstück auch unter seinen Kulturbegriff fällt, blieb offen.

    #Berlin #Friedrichshain #Mühlenstraße #Uber #Taxi #Theater #Kultur

  • Adé, Mercedes-Benz: Berlin hat jetzt eine Uber Arena
    https://www.morgenpost.de/bezirke/friedrichshain-kreuzberg/article241950290/Ade-Mercedes-Benz-Berlin-hat-jetzt-eine-Uber-Arena.html
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    Der neue Schriftzug ist angebracht: Seit Freitag gibt es in Berlin die Uber Arena.

    22.3.2024 von Patrick Goldstein, Jessica Hanack - Berlin. Die Mercedes-Benz Arena in Berlin ist Geschichte. Am Freitag wurden neue Schilder montiert. Taxifahrer protestieren gegen neuen Namen.

    Nach rund achteinhalb Jahren ist die Zeit der Mercedes-Benz Arena in Berlin zu Ende gegangen. Seit Freitag heißt die größte Veranstaltungshalle der Hauptstadt offiziell Uber Arena. Das Heimspiel der Eisbären Berlin gegen die Adler Mannheim war das erste Event, das in der Halle mit neuem Namen stattfand. Dass der amerikanische Fahrtenvermittler die Namensrechte erworben hat, hatte Uber-Deutschland-Chef Christoph Weigler im Januar in der Berliner Morgenpost bekanntgegeben. Umbenannt wurden in dem Zusammenhang auch die bisherige Verti Music Hall in Uber Eats Music Hall sowie der Mercedes-Benz Platz in Uber Platz. Uber Eats ist der Essenslieferdienst des Unternehmens.

    Die Umbauarbeiten hatten bereits in den vergangenen Tagen begonnen, der neue Uber-Schriftzug wurde am Freitag an der Veranstaltungshalle montiert. Knapp 34 Meter breit, fünf Meter hoch und 5,7 Tonnen schwer ist dieser dem Unternehmen zufolge. Auch der gesamte Internetauftritt der Arena samt Adresse der Website ist bereits an den neuen Namensgeber angepasst. Am Freitagnachmittag war die Stimmung auf dem Platz geprägt von Baulärm. Zwei Kräne und ein Mann in einer Hubarbeitsbühne waren für die Installationsarbeiten am neuen Schriftzug im Einsatz. Neben dem Eingangsbereich war indes ein Handwerker lautstärk und Funken sprühend mit der Flexsäge am Werk. Es galt, einen passenden Rahmen für einen Geldautomaten zu schneiden – der noch vor der Veranstaltung am Abend fertig werden sollte.

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    Die Buchstaben für den neuen Namen „Uber Arena“ wurden am Freitag zur Veranstaltungshalle gebracht und montiert. © Uber

    Passantin in Berlin: „Mercedes-Benz Arena gefiel mir besser“

    Die 30-jährige Lisa eilte am Freitag mit einer englischsprachigen Begleiterin vorbei, auf dem Weg zurück zum Arbeitsplatz in einer der Zalando-Niederlassungen in der Nähe des Uber Platz. Kurz blieb sie stehen, um ein Bild vom neuen Schriftzug zu machen. Was sie mit der Halle verbindet? „Hier habe ich die Backstreet Boys, Shirin David und Kendrik Lamar gesehen“, so die Frau aus Tiergarten. Sie hängt dem alten Namen des Veranstaltungsorts nach. „Dieser Uber-Schriftzug ist irgendwie hässlich“, findet sie. „Mercedes-Benz Arena gefiel mir besser.“

    Die bisherige Verti Music Hall trägt bislang noch keinen neuen Schriftzug. Dafür ist aber die alte Bezeichnung noch auf einem Betonpfahl installiert. Drei Dutzend Fans standen am Freitagnachmittag vor dem Eingang, um die ersten zu sein, die ins abendliche Konzert des kasachischen Rappers Scriptonit kommen. An den Türen hinter stand da bereits der neue Name des Veranstaltungsorts: Uber Eats Music Hall.

    Uber kündigte auch ein neues Mobilitätskonzept für die Arena an

    Uber-Deutschland-Chef Christoph Weigler hatte zur Motivation, weshalb die Namensrechte erworben wurden, gesagt, dass man in der Hauptstadt weiter wachsen und bekannter werden wolle. Gleichzeitig soll auch ein neues Mobilitätskonzept entwickelt werden, um den Verkehr rund um die Arena besser zu lenken. Am Freitag sagte Weigler: „Wir sind überzeugt, dass wir mit unseren Services das Eventerlebnis in der Hauptstadt über viele Jahre bereichern werden.“

    Dass die Arena einen neuen Namen bekommt, hat seit dem Bekanntwerden der „langfristigen Partnerschaft“ zwischen Uber und der Anschutz Entertainment Group (AEG) als Eigentümerin der Veranstaltungshalle für Kritik gesorgt. Aus dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gab es schnell ablehnende Äußerungen. Der verkehrspolitische Sprecher der Berliner SPD-Fraktion, Tino Schopf, hat diese anlässlich der erfolgten Umbenennung erneuert.

    Er verweist auf „Lohndumping, Sozial- und Steuerbetrug im Mietwagengewerbe“ und dass sich das Geschäft für Mietwagenunternehmen auf der Vermittlungsplattform kaum wirtschaftlich betreiben lasse. Fahrerinnen und Fahrer seien so, trotz Vollzeit-Arbeit, auf staatliche Leistungen angewiesen. „Dass sich nun sowohl die Arena als auch die Music Hall, also zwei große Event-Aushängeschilder der Stadt, ausgerechnet mit dem Namen eines solchen Unternehmens schmücken, sollte sowohl beim Eigentümer der Locations als auch bei den Berlinerinnen und Berlinern kein Grund zur Freude sein“, so Schopf.

    Taxifahrer protestieren in Häftlingskleidung gegen „Uberisierung Berlins“

    Am Freitagabend haben auch Berliner Taxifahrer gegen die Umbenennung der Halle protestiert. Für Taxifahrer ist die Umbenennung der Mercedes-Benz-Arena in Uber-Arena ein Affront gegen ihre Branche. Kriminelle Machenschaften und Lohndumping sind die Hauptvorwürfe, die sie dem Fahrtenvermittler Uber machen. Ihren Frust demonstrierten sie am Freitagabend mit einer Art Theater-Performance. In Häftlingskleidung und mit Eisenkugel am Fußgelenk zogen Protestierende ein Taxi-Auto über den Gehweg an der Mühlenstraße vor der Konzerthalle. Das Fahrzeug war über und über mit Müllsäcken bedeckt und wurde erst von den Demonstranten mit theatralischen Gesten davon befreit. „Taxi ist Kultur“ war auf den Autotüren zu lesen.
    Berliner Taxifahrer protestierten in Häftlingskleidung vor der Uber-Arena.

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    Berliner Taxifahrer protestierten in Häftlingskleidung vor der Uber-Arena. © Julia Lehmann

    „Wir finden es unzulässig, dass sich ein Konzern mit organisierter Kriminalität derart im öffentlichen Raum verankern darf“, sagte Taxifahrer und Sprecher für die Aktion Klaus Meier. „Und dabei wollen wir uns aber gleichzeitig blendend amüsieren.“ Unterstützt wurde er von etwa 40 Teilnehmern aus der Taxi-Branche. Die Demonstration war angemeldet und wurde von der Polizei begleitet.
    Klaus Meier erläuterte vor Ort, dass die günstigen Preise, die Uber für seine Fahrten anbiete, nur auf illegalem Wege möglich seien. „Die Fahrer verdienen schwarz dazu und Uber schafft dafür die Voraussetzungen“, so Meier. So sei es auch möglich, dass viele weiterhin Sozialleistungen bekämen.

    Unterstützung kam vom Taxi- und Mietwagenverband Deutschland (TMV). „Die Uberisierung Berlins muss gestoppt werden. Es ist höchste Zeit, dass der Senat dem regellosen Treiben von Uber und Co. in der Hauptstadt Einhalt gebietet und ein Mindestbeförderungsentgelt beschließt“, erklärte Thomas Kroker, Präsident des TMV in einer Mitteilung.

    Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) kündigte vor einigen Wochen an, dass solche Mindestpreise für den Mietwagen-Verkehr geprüft werden. Gemeint sind damit also Fahrten, die etwa über Uber vermittelt werden. Das Festlegen von Mindestpreisen wurde durch eine Novelle des Personenbeförderungsgesetzes möglich, Berlin hat – wie die meisten Kommunen in Deutschland – bislang aber keinen Gebrauch davon gemacht.

    #Berlin #Friedrichshain #Mühlenstraße #Uber #Taxi #Theater #Kultur

  • Taxifahrer demonstrieren gegen Berlinale-Sponsor Uber
    https://www.morgenpost.de/berlin/article241696598/Taxifahrer-demonstrieren-gegen-Berlinale-Sponsor-Uber.html
    https://img.sparknews.funkemedien.de/241697278/241697278_1708197371_v16_9_1200.webp
    Bild:

    17.2.2024 von Andreas Gandzior - Berlin. Uber stellt den Fahrdienst der Berlinale. Berliner Taxifahrer protestieren gegen den US-Fahrdienstleister mit dem „TaxiFilmFest“.

    Es ist eine Mischung aus Kulturerlebnis und Protest: das „TaxiFilmFest“, das zeitgleich zur Berlinale an der Potsdamer Straße in Mitte stattfindet. In einem Großraumtaxi zeigt Filmliebhaber und Taxifahrer Klaus Meier täglich Taxifilme. Fest steht der Termin für den Kultfilm „Taxidriver“ von Martin Scorsese am 20. Februar.

    Doch neben der Unterhaltung geht es Meier auch um den übermächtigen Konkurrenten Uber. Das US-amerikanische Dienstleistungsunternehmen bietet Online-Vermittlungsdienste zur Personenbeförderung an. „Wir wollen zeigen, wir sind da und wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen“, sagt Meier. „Taxis sind ein wichtiger Teil des kulturellen Stadtlebens.“

    Auch in diesem Jahr ist Uber zum zweiten Mal Hauptsponsor der Berlinale. „Das Taxi als Teil des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) und der Stadtkultur ist bedroht. Die Leitung der Berlinale positioniert sich im Jahr 2024 bereits zum zweiten Mal gegen das Taxi und bietet dem größten Feind von guter Arbeit, von Taxi- und Filmkultur eine Werbefläche als Hauptsponsor“, heißt es in der Ankündigung der Berliner Versammlungsbehörde.

    Dagegen wehrt sich Meier gemeinsam mit den Unterstützern von Taxi Deutschland, Taxi-Innung, Ver.di und dem Arbeitslosenzentrum Evangelischer Kirchenkreise. Man wolle auf dem „TaxiFilmFest“ mit Filmschaffenden und dem Publikum der Berlinale ins Gespräch kommen. Die Kundgebungen, sprich das Filmfest, finden bis zum Sonntag, 25. Februar, täglich von 17 bis 22 Uhr statt.

    Berlinale: Berliner Taxifahrer laden Regisseur Martin Scorsese auf einen Kaffee ein

    Dann rollt Meier täglich den roten Teppich vor seinem Großraumtaxi aus. Aus rechtlichen Gründen darf er die Taxifilme aber nicht öffentlich zeigen. Lediglich Freunde können Platz nehmen und die Film sehen. Sein Event am Boulevard der Stars sieht der Taxi-Soziallotse als „Form des künstlerischen Protests“.

    Nach mehr als 30 Jahren im Taxigewerbe fährt er jetzt nur noch nebenberuflich, hauptberuflich kümmert sich der Taxi-Soziallotse um die Sorgen und Nöte der Angestellten und selbstständigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Berliner Taxi- und Mietwagenbetriebe. Sein größter Wunsch wäre ein Besuch von Regisseur Martin Scorsese in seinem Taxi. „Wir feiern natürlich den Film „Taxidriver“ von Martin Scorsese“, sagt Meier der Berliner Morgenpost. „Da Scorsese auf der Berlinale mit dem Goldenen Ehrenbär ausgezeichnet wird, würden wir uns sehr freuen, wenn er auf einen kurzen Besuch und einen Kaffee bei uns am Boulevard der Stars vorbeikommen würde.“

    #Taxi #Kultur #Film #Kino #Berlin #Mitte #Potsdamer_Straße #Eichhornstraße #TaxiFilmFest #Berlinale #Boulevard_der_Stars #Journalismus #Presse #TaxiFilmFest #Medienecho

  • Berlin: Taxifahrer veranstalten Anti-Berlinale – Protest gegen Uber mit eigenem Filmfestival
    https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/berlin-taxifahrer-veranstalten-anti-berlinale-protest-gegen-uber-mi


    Klaus Meier ist ehemaliger Taxifahrer und Veranstalter des Protest-Festivals bei der Berlinale. Foto Gerd Engelsmann

    16.2.2024 von José-Luis Amsler - Erneut wird die Berlinale vom US-Mietwagenkonzern Uber gesponsert. Berliner Taxifahrer protestieren dagegen – mit einem eigenen Filmfestival.

    Während Filmstars im Blitzlichtgewitter über den roten Teppich schreiten, geht für Klaus Meier ein Stück Berlin verloren. Unweit des Berlinale-Palasts steht der 63-Jährige mit seinem Großraumtaxi. An diesem Donnerstag beginnt mit der Eröffnungsgala am Potsdamer Platz die 74. Berlinale. Hauptsponsor ist, wie schon im letzten Jahr, das US-Mietwagenunternehmen Uber. Für Meier ist das ein Skandal.
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    • :-) @monolecte

      Taxifahrer veranstalten Anti-Berlinale: Protest gegen Uber mit eigenem Filmfestival

      Erneut wird die Berlinale vom US-Mietwagenkonzern Uber gesponsert. Berliner Taxifahrer protestieren dagegen – mit einem eigenen Filmfestival.

      Während Filmstars im Blitzlichtgewitter über den roten Teppich schreiten, geht für Klaus Meier ein Stück Berlin verloren. Unweit des Berlinale-Palasts steht der 63-Jährige mit seinem Großraumtaxi. An diesem Donnerstag beginnt mit der Eröffnungsgala am Potsdamer Platz die 74. Berlinale. Hauptsponsor ist, wie schon im letzten Jahr, das US-Mietwagenunternehmen Uber. Für Meier ist das ein Skandal.

      „Uber steht für die Zerstörung einer Branche, für Ausbeutung, Lohndumping und das systematische Brechen von Gesetzen“, sagt er der Berliner Zeitung am Telefon. Um auf den drohenden Niedergang des Taxigewerbes aufmerksam zu machen, will Meier während des gesamten Festivals in Sichtweite des roten Teppichs protestieren – mit einem eigenen Filmfestival.
      Taxi-Protest bei der Berlinale: „Uber zerstört Existenzen“

      Meier hatte schon im vergangenen Jahr eine kleine Demonstration gegen das Uber-Sponsoring organisiert. Mit der Partnerschaft habe sich das Festival auf die Seite eines „Zerstörers von Existenzen“ gestellt. „Das darf sich nicht wiederholen“, sagte Meier damals der Berliner Zeitung. Die Demo habe die Festivalleitung ignoriert. Anfang Dezember habe er dann erfahren, dass Uber erneut als Hauptsponsor bei der Berlinale eingeladen wird.

      Statt nun erneut mit Schildern und Parolen für das Anliegen der Taxifahrer zu streiten, setzt der 63-Jährige in diesem Jahr selbst auf die Kunst der bewegten Bilder. Das „TaxiFilmFest“ soll ein eigenständiges Festival auf vier Rädern sein, eine Gegen-Berlinale im Großraumtaxi.

      Die Idee für das Filmfest hatte Meier bei der Mitarbeit an einem Nachbarschaftsprojekt. Mit Filmen habe der gebürtige Berliner bereits seit seiner Kindheit zu tun. „Mein Vater hat während des Zweiten Weltkrieges beim Trickfilm in Babelsberg gearbeitet“, erzählt Meier am Telefon. „Ich bin quasi im Filmstudio großgeworden“. Auch mit Veranstaltungen kennt sich der ehemalige Taxifahrer aus. Mitte der Neunzigerjahre arbeitete Meier als Freischaffender für Film- und Fernsehproduktionen, organisierte das Berliner „VideoFest“ und später die „Transmediale“ mit.
      Draußen Demo, drinnen Filmfest

      Mit seinem mobilen Festival will Meier nicht nur auf die prekären Arbeitsbedingungen der Berliner Taxifahrer aufmerksam machen. Ebenso gehe es darum, ein positives Bild des Gewerbes zu vermitteln. Den Menschen „auch mal was anderes zu zeigen, als den griesgrämigen Taxifahrer, der immerzu wütend ist, weil er kein Geld mehr verdient.“ Formal handelt es sich bei dem Festival trotzdem um eine Demonstration, die auch bei der Berliner Versammlungsbehörde angemeldet ist.

      „Wir sind zwei in einem, Protest und Filmfest“, erklärt Meier. „Das Taxi hat eine harte Schale und einen weichen Kern – so wie wir Berliner halt. Draußen ist die Kundgebung mit Forderungen an die Politik. Drinnen findet das Festival unter Freunden statt.“ Auf dem Programm stehen dabei ausschließlich Filme, in denen Taxis eine wichtige Rolle spielen: „Hallo Taxi“, „Das fünfte Element“ und – natürlich – Martin Scorseses New-Hollywood-Klassiker „Taxi Driver“.

      Damit soll auch die kulturelle Bedeutung des Taxis für die Stadt hervorgehoben werden. „Das Taxi war immer schon Seismograf für die gesellschaftliche Entwicklung in Berlin“, sagt Meier. „Das ging schon in der Nachkriegszeit los. Dann gab es die Studentenbewegung und das studentische Taxi, später dann das migrantische Taxi.“ Letztlich leiste die Branche weit mehr, als nur das Fahren von Gästen von A nach B. „Taxifahrer kennen ihre Stadt, wissen in welchen Lebenssitutationen die Menschen stecken und haben immer ein offenes Ohr“, sagt Meier. All das werde durch Unternehmen wie Uber bedroht.
      Kritik gegen Uber: „Organisierte Schwarzarbeit“

      Die Liste der Vorwürfe gegen den US-Konzern ist lang. Anfang der 2010er-Jahre wurde die Mietwagen-App noch als vielversprechendes Start-Up gefeiert, dass den Personenverkehr revolutionieren sollte. Schnell häuften sich Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen und eine aggressive Unternehmenskultur, sogar von Gewalt gegenüber Mitarbeitern war die Rede. 2022 veröffentliche die britischen Zeitung The Guardian eine Auswertung von 124.000 internen Dokumenten, laut der Uber im Zuge seiner weltweiten Expansion gezielt Gesetze gebrochen, Behörden getäuscht und Regierungen beeinflusst haben soll.

      In Deutschland gelten für den Mietwagenkonzern zwar strengere Regeln, doch auch hier steht Uber in der Kritik. In einer Recherche des RBB wird das Geschäftsmodell des Unternehmens als „organisierte Schwarzarbeit“ beschrieben. Uber selbst tritt dabei nur als Vermittler auf. Aufträge, die über die App ankommen, werden an kleinere Mietwagenfirmen weitergeleitet, die wiederum die Fahrer beschäftigen. Werden dort gesetzliche Standards missachtet, fällt das nicht auf Uber zurück.

      Kristian Ronneburg, verkehrspolitischer Sprecher der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus, begleitet die Situation seit längerem kritisch. „Das Taxigewerbe ist durch die Öffnung des Marktes und Deregulierung seit Jahren durch unlautere Konkurrenz mit Mietwagenvermittlern wie Uber enorm unter Druck geraten“, sagte Ronneburg der Berliner Zeitung. Auch in Deutschland sei immer wieder deutlich geworden, „wie Uber offen und verdeckt Rechtsbrüche begeht“.
      „Die Menschen werden von Uber bewusst in eine Falle gelockt“

      TaxiFilmFest-Veranstalter Klaus Meier erzählt, dass es sich bei den Fahrern oft um Bürgergeldempfänger oder Geflüchtete handele, die für einen Stundenlohn von vier oder fünf Euro angestellt werden. Was für angehende Fahrer zunächst wie ein unkomplizierter Weg aussehe, unter der Hand etwas dazuzuverdienen, führe schnell in eine Sackgasse: Lange Schichten, fehlender Arbeitsschutz, keine Weiterbildungsmöglichkeiten. „Diese Menschen werden von Uber bewusst in eine Falle gelockt“, sagt Meier.

      Gerade in Berlin sollen Partnerfirmen von Uber konsequent den gesetzlichen Mindestlohn missachten. Die Fahrpreise für Kunden variieren, werden je nach Tageszeit und Nachfrage in der App bestimmt – sind aber fast immer billiger, als dieselbe Fahrt mit dem Taxi gekostet hätte. Meier ist sich sicher: „Rein rechnerisch ist es nicht möglich, dass Uber zu diesen Fahrpreisen den Mindestlohn zahlt.“

      Das bestätigt auch Kristian Ronneburg von den Linken. „Es sind bereits viele Fälle dokumentiert, bei denen Fahrerinnen und Fahrer Umsatzprovisionen bekommen, die umgerechnet auf geleistete Arbeitsstunden, unterhalb des Mindestlohns liegen“, so der Verkehrsexperte. „Dumping-Löhne führen dann wiederum zu einem Dumping-Wettbewerb und der hat ganz reale strukturelle Folgen für das Gewerbe – er macht es kaputt.“
      Uber reagiert auf Kritik: Gesetzliches Handeln hat „oberste Priorität“

      Ein Sprecher des Uber-Konzerns erklärt auf Anfrage der Berliner Zeitung, gesetzeskonformes Handeln habe für das Unternehmen „oberste Priorität“. Auch die Partnerunternehmen seien vertraglich dazu verpflichtet, sich an alle rechtlichen Vorgaben zu halten. „Sofern sie sich nicht an die Regeln halten und wir davon Kenntnis erlangen, ziehen wir entsprechende Konsequenzen, bis hin zu einer Sperrung auf unserer Plattform“, versichert der Sprecher.

      Nach Ansicht des Unternehmens hätten die Probleme der Taxibranche nicht nur mit dem gestiegenen Wettbewerb zu tun. Auch in Städten, in denen Uber gar nicht vertreten sei, leide das Taxi-Gewerbe.

      Zugleich bemühe man sich um ein partnerschaftliches Verhältnis mit der Branche. Tatsächlich arbeiten einige Taxi-Unternehmen angesichts schwindender Umsätze inzwischen mit Uber zusammen, lassen sich Aufträge über die App vermitteln. Allein in Berlin betreffe dies mehr als 1000 Fahrzeuge, erklärt der Uber-Sprecher. Durch eine Partnerschaft könnten sich Taxifahrer „zusätzliche Erlösquellen erschließen und von der hohen Nachfrage der internationalen Uber-Community profitieren“.

      Klaus Meier kritisiert diese Zusammenarbeit. Dass sich Taxifahrer aus Angst vor dem Existenzverlust mit Uber zusammentun – sich dem Unternehmen unterordnen – sei zwar nachvollziehbar, beschleunige aber nur die Übernahme des Marktes durch den Konzern. „Die begreifen nicht, dass es eine Solidarität innerhalb des Gewerbes braucht, wenn man überleben will“, so Meier.
      Mehr Wettbewerb, weniger Regeln

      Bis 2019 war der 63-Jährige noch selbst auf den Straßen Berlins unterwegs. Seit einigen Jahren kümmert sich Meier als „Taxi-Soziallotse“ um die Sorgen und Nöte seiner Kollegen. Er berät Taxifahrer in prekären Arbeitsverhältnissen, hilft bei Behördengängen, vermittelt Rechtsbeistände. „Ich helfe den Fahrern, Orientierung in schwierigen Lebenslagen zu finden“, beschreibt Meier seinen Beruf.

      Immer öfter gehe es dabei um die Folgen der Verdrängung durch Uber – die von der Bundespolitik maßgeblich vorangetrieben wurde. Tatsächlich ist der Konzern erst seit einigen Jahren in Deutschland aktiv, lange verhinderten gesetzliche Bestimmungen den Markteintritt. 2021 lockerte dann der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) das Personenbeförderungsgesetz. „Mehr Wettbewerb, weniger Regeln“, war die Devise. Erst dadurch konnten sich Uber und Co. mit ihrem Geschäftsmodell in Deutschland etablieren, sagt Meier. „Für die Taxifahrer war das eine Katastrophe“.

      Was für die Berliner Taxibranche zum existentiellen Problem wird, trifft bei den Verbrauchern bislang auf überwiegend positive Resonanz. Seit Jahren wächst die Zahl der Uber-Kunden, 2022 hatten weltweit über 130 Millionen Menschen die App installiert. Das dürfte vor allem daran liegen, dass die Fahrten mit dem Mietwagenservice deutlich günstiger sind, als die Konkurrenz – laut Angaben des Unternehmens zwischen 30 und 40 Prozent pro Fahrt. Gerade jüngere Menschen und Menschen mit geringem Einkommen wählen immer öfter die App, auch als Alternative zum ÖPNV.
      Mindestpreise für Uber-Fahrten? „Das Problem ist ein anderes“

      Aufgrund der immensen Preisunterschiede wurde 2021 die Möglichkeit einer Mindestbepreisung gesetzlich verankert. Demnach wäre es auch in Berlin möglich, eine Untergrenze für Uber- und Taxifahrten festzulegen. Dass der Senat von dieser Regelung Gebrauch machen könnte, gilt jedoch als unwahrscheinlich. „Leider gibt es bei den Genehmigungsbehörden bisher noch Unsicherheiten bezüglich der rechtssicheren Durchführung“, erklärt Linken-Politiker Kristian Ronneburg. Der Vorschlag werde vom Senat geprüft.

      Klaus Meier steht einer Mindestbepreisung kritisch gegenüber. Letztlich seien es nicht die Gesetze, die für die Verarmung des Gewerbes sorgten, sondern deren mangelhafte Durchsetzung. „Wo die Behörden darauf achten, dass Gesetze eingehalten werden, kriegt Uber keinen Fuß auf den Boden“, sagt Meier. „In Hamburg gibt es praktisch keine Uber-Fahrzeuge. Wer die Bedingungen nicht erfüllt, bekommt keine Zulassung.“ In Berlin sei das anders. Hier interessierten sich die Behörden schlichtweg nicht für die Arbeitsbedingungen der Fahrer, vermutet Meier. „In dem Moment wo der Mindestlohn in Berlin konsequent durchgesetzt werden würde, könnte Uber sein Lohndumping nicht mehr aufrechterhalten.“

      Infolge der gestiegenen Konkurrenz müssten derweil auch viele Taxifahrer unter Mindestlohn arbeiten, um mithalten zu können. „Als ich 1985 angefangen habe, konnten Taxifahrer noch gut von ihrem Beruf leben“, sagt Meier. „Heute ist das ein Armutsjob.“ Die Betriebe, die faire Löhne zahlen, würden wiederum ihre Aufträge verlieren. Meier: „Alle Taxibetriebe, die ehrlich arbeiten, stehen gerade kurz vor der Insolvenz.“
      Linken-Politiker: Kooperation mit Uber „politisch höchst fragwürdig“

      Dass die Berlinale als kulturelles Aushängeschild der Hauptstadt mit Uber zusammenarbeitet, trifft auch bei Politikern auf Kritik. Die Linke-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus fordert in einer Beschlussempfehlung von Ende Januar die Landesregierung auf, der Kooperation einen Riegel vorzuschieben.

      Kristian Ronneburg hat den Antrag mit ausgearbeitet. Dass die Berlinale als öffentlich bezuschusstes Festival ausgerechnet dem „größten und finanzstärksten Gegenspieler der Taxen“ den Vorzug gibt, sei „politisch höchst fragwürdig“, sagt Ronneburg. Laut dem Antrag seiner Fraktion soll bei der nächsten Berlinale im Jahr 2025 der Transport der Gäste „ausschließlich mit dem Berliner Taxigewerbe“ erfolgen. Dadurch entgangene Sponsorengelder sollen entweder durch andere Partner kompensiert, oder aus dem Berliner Haushalt bezahlt werden.

      Der Sprecher des Uber-Konzerns erklärt auf Nachfrage, man könne die Forderungen der Linke-Fraktion nicht nachvollziehen. „Mit unserem Engagement bei der Berlinale unterstützen wir die Kultur- und Filmszene in der Hauptstadt“, so der Sprecher.
      Berlinale sieht mögliche Partnerschaft mit Taxifahrern skeptisch

      Auch die Festivalleitung reagiert auf Nachfrage eher zurückhaltend auf den Vorschlag der Linken. „Die Berlinale arbeitet seit vielen Jahren mit unterschiedlichen Partnern beim Fahrdienst zusammen“, erklärt eine Berlinale-Sprecherin der Berliner Zeitung. Diese Partner würden nicht nicht nur die Kosten und Organisation des Fahrdienstes übernehmen, sondern auch die Fahrzeuge selbst stellen.

      Dass die Berliner Taxifahrer diese Aufgabe stemmen könnten, sei bislang nicht ersichtlich. „Eine Partnerschaft mit Taxiunternehmen würde Fahrzeuge, Lohnkosten der Fahrer, sowie alle Betriebsmittel (inkl. Sponsoring) beinhalten“, so die Sprecherin. „Ein entsprechendes tragfähiges Angebot aus dem Umfeld der Taxi-Unternehmen liegt uns nicht vor.“ Dennoch arbeite man im Hintergrund an einer Lösung, sei seit längerem mit Taxivertretern im Austausch.

      Die scharfe Kritik an den Geschäftspraktiken ihres Hauptsponsors weist die Berlinale zurück. „Wir wählen unsere Partner im Vorfeld sorgfältig aus und unterziehen sie einer Prüfung mit umfangreichen Recherchen“, so die Sprecherin. Laut geltender Rechtslage dürfe Uber in Berlin legal operieren, danach richte man sich. Zudem habe Uber der Festivalleitung „glaubwürdig versichert, dass die Geschäftspraktiken ihrer Anfangsjahre nicht mehr existieren und sie sich klar davon distanziert haben.“ Informationen verschiedener Medien, sowie der Berliner Linken, zeichnen ein anderes Bild.
      „Mit Martin Scorsese würden wir gerne mal einen Kaffee trinken“

      Wenn Klaus Meier ab Donnerstag an jedem Berlinale-Abend mit seinem Großraumtaxi in Berlin-Mitte steht, will er von all dem erstmal nichts mehr hören. Ihm gehe bei seinem „TaxiFilmFest“ darum, die Freude an dem Beruf nach außen zu tragen, trotz des ernsten Hintergrundes. Auch gegen die Berlinale hege man grundsätzlich keinen Groll. „Niemand von uns hat etwas gegen das Festival“, sagt Meier. „Ohne die Berlinale wäre unsere Stadt um einiges Ärmer. Aber dieses Sponsoring von Uber haben die wirklich nicht nötig.“

      Kommende Woche wird es dann doch nochmal politisch: Am 21. Februar soll Meier bei einer Sitzung des Mobilitätsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus die Interessen der Taxifahrer vertreten. Auch ein Abgesandter von Uber wird dort für das Unternehmen vorsprechen. „Das wird ein Spaß“, sagt Meier lachend.

      Bevor es an diesem Abend zur Eröffnung seines Festivals geht – auf dem Programm steht ein Überraschungsfilm – muss der 63-Jährige noch einen wichtigen Anruf tätigen. „Ich wollte mich noch bei der Berlinale-Leitung melden, damit die dem Martin Scorsese mal einen netten Gruß von uns ausrichten“, sagt Meier. „Mit dem würden wir gerne mal einen Kaffee trinken und uns für seinen tollen Film bedanken. Am liebsten hier bei uns im Taxi.“

  • Berlinale: Taxifahrer von Uber-Shuttle genervt – “Wir haben alte, abgewrackte Taxen”
    https:// www.berlin-live.de /berlin/aktuelles/berlinale-taxifahrer-uber-shuttle-fahrer-protest-berlin-festival-id130220.html

    Es kommt immer wieder vor, dass Exemplare der schreibenden Zunft nicht verstehen, was sie erfahren, nicht zuhören oder derart in ihren eigenen Stimmungen und Weltbildern gefangen sind, dass sie anstelle von Berichtstattung nur Quatsch verzapfen. Dieser Artikel ist ein trauriges Beispiel für diese Art Realitätsferne.

    Vom ersten Satz bis zum letzten Wort enthält dieser Bericht ausschließlich Erfundenes, Unverstandenes und Missinterpretiertes.

    JW ist kein FoT, dafür mangelt es ihr an aufrichtigem Interesse für ihr Thema. Gehört sie auf den EoT-Zettel? Man weiß es nicht. Ist auch egal, wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Schade, schade, die junge Frau machte einen so netten Eindruck.

    Infos zum TaxiFilmFest gibt es in zahlreichen anderen Berichten.

    Jana Wengert - Die Berlinale startet mit ungewöhnlichem Auftakt: Weil das Filmfestival seine Gäste mit Uber anreisen ließ, gab es Ärger mit den Taxifahrern.

    Am 15. Februar 2024 feiert die diesjährige Berlinale ihren Auftakt. Und die Hauptstadt steht Kopf – zumindest was die Fans der internationalen Filmfestspiele angeht. Während die Vorfreude bei den Besuchern steigt, kommen bei den Taxifahrern der Metropole jedoch ganz andere Emotionen auf.

    Die Lenker der gelben Limousinen sind genervt – und das aus einem bestimmten Grund: Die Berlinale lässt Promi-Gäste nämlich mit dem Shuttle-Service des Unternehmens Uber anreisen anstatt auf die berühmt berüchtigte Taxe zurückzugreifen. Die Taxi-Fahrer starteten deshalb eine Protestaktion.
    Berlinale zum Trotz: Taxifahrer starten eigenes Festival

    Weil die Berlinale ihnen keine Plattform bieten wollte, entschieden sich unter anderem Unterstützer von Taxi Deutschland, Taxi-Innung, Ver.di und Co. dazu, einfach ein eigenes Festival zu starten: das „TaxiFilmFest“. Pünktlich um 17 Uhr erstrahlte dafür am Donnerstag ein hell erleuchtetes Taxi auf dem ehemaligen Boulevard der Stars. Es soll als Autokino mit wechselndem Filmangebot samt Popcorn und Getränken dienen. Wenn nichts dazwischen kommt, bis zum 25. Februar sogar täglich von den frühen Abendstunden bis 22 Uhr.
    Berlin

    Pünktlich zum Auftakt der Berlinale veranstalteten die Taxifahrer ihr eigenes „Festival“. Bild von der Autorin

    Doch mit dieser Aktion möchte man nicht nur Aufmerksamkeit erlangen und gleichzeitig Unterhaltung bieten – die Verantwortlichen erhoffen sich dadurch auch, mit Filmschaffenden und dem Publikum der Berlinale ins Gespräch zu kommen. Denn die Entscheidung, Uber als Fahrdienstleister zu wählen, lässt die Taxifahrer nicht kalt.

    Berliner Taxifahrer bedrückt: „Sind alte Männer“

    „Die Frage ist halt, warum wir uns das gefallen lassen“, fragte Danielo Baltrusch, Beauftragter der Innung des Berliner Taxigewerbes e.V. in die Runde. Eine Antwort hatte niemand. Doch mit dem „finanzstarken Unternehmen“ könne man eben nicht mithalten, wie sich im Gespräch mit BERLIN LIVE herausstellte: „Die haben ihre Limousinen, wir haben alte, abgewrackte Taxen, sind alte Männer und wenn man noch zwei Jahre wartet, sind wir als Dienstleister tot.“

    Könnte überhaupt infrage kommen, in den kommenden Jahren wieder für die Berlinale zu fahren? „Wenn man das mit Geld unterstützen würde, dürfte man auch auf der Liste stehen und Leute fahren“, vermutete Taxifahrerin Irene Jaxtheimer. Doch es muss auch einen anderen Weg geben. Bleibt zu hoffen, dass diese Lösung nicht zu spät gefunden wird.

    #Taxi #Kultur #Film #Kino #Berlin #Mitte #Potsdamer_Straße #Eichhornstraße #TaxiFilmFest #Berlinale #Boulevard_der_Stars #Journalusmus #Presse

  • Berlinale 2024 - mit spannendem (kostenlosen) Rahmenprogramm
    https://www.gratis-in-berlin.de/component/flexicontent/13-festivals/2064802-berlinale-2024-mit-spannendem-kostenlosen-rahmenprogramm

    Donnerstag 15.02.2024 bis Sonntag 25.02.2024 - Anfangszeit: :00 Uhr
    Kategorie: Festivals
    Berlinale 2024 - mit spannendem (kostenlosen) Rahmenprogram...

    Auch die Berlinale 2024 kostet zwar Eintritt, aber dabeisein lohnt sich schon wegen der Cineasten-Atmosphäre, besonderen Filme und der Live-Auftritte und Nach-Film-Gesprächsrunden mit Filmteams und Stars. Das einmalige Berliner Publikums-Filmfestival bietet traditionell aber auch immer ein spannendes kostenloses Rahmenprogramm.

    Das Taxifilmfest (Fettschrift = Link) sicher einer der spannendsten Rahmenangebote.

    Die Nordic Film Music Days mit Filmvorführungen.

    Der Manifesto Market in den Potsdamer Platz Arkaden veranstaltet am 19. und 20.2.24 Podiumsdiskussionen mit Berlinale-Künstlern

    Spannend klingt auch der Berlinale Edit-a-thon 2024

    Bei diesen außergewöhnlichen (Parallel-)Programmteilen rund um die Berlinale ist der Eintritt frei:
    ... Hier haben wir allgemeine Promi-Hot-Spots in Berlin zusammengestellt.

    Natürlich gibts auch wieder viele Berlinale Stars auf dem roten Teppich. (wir aktualisieren während Berlinale möglichst jeden Morgen). Martin Scorsese erhält Ehrenbär etc.

    Termin der Berlinale & genaues Datum 15. bis 25. Februar 2024.

    Das war letztes Jahr, wird noch gecheckt:
    – Forum Expanded: Ausstellung und Screenings im Rahmen der Berlinale im Savvy Contemporary, Gerichtstr. 35, 13347 Berlin-Wedding?
    – Berlinale Social Bus mit Impulsen, Kunst, Musik und Diskussionen in der Potsdamer Straße, gibts das noch? Gerne Kommentar.
    – Bei der Weltzeituhr am Potsdamer Platz kann man sich in einem temporären Shuttle gegen Vornanmeldung filmreif schminken lassen. gibts das noch? Gerne Kommentar.
    - die Street Food Trucks vor den Potsdamer Platz Arkaden (Joseph-von-Eichendorff-Gasse/Ecke Alte Potsdamer Straße) bieten täglich von 11 bis 22 Uhr einen außergewöhnlichen Anblick und frischgekochtes Essen in „regionaler, saisonaler und pestizidfreier“ Qualität.
    Täglicher Berlinale Nighttalk aus der XXL Bar des Cinemaxx leider nicht mehr.

    von: Andrea

    Im Einzelnen
    https://www.gratis-in-berlin.de/kino/item/2065517-taxifilmfest-parallel-zur-berlinale

    #Taxi #Kultur #Film #Kino #Berlin #Mitte #Potsdamer_Straße #Eichhornstraße #TaxiFilmFest #Berlinale #Boulevard_der_Stars #Journalismus #Presse #TaxiFilmFest #Medienecho

  • Uber ist Partner der Berlinale: Warum Taxifahrer während der Berlinale ihr eigenes Filmfest starten
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/festival-der-ausgeschlossenen-warum-taxifahrer-wahrend-der-berlinale-ih

    16.2.2024 von Marlon Saadi - Die Berlinale kooperiert seit einem Jahr mit Uber. Taxifahrer sehen darin ein weiteres Symbol für ihre Verdrängung. Aus Protest haben sie ein eigenes Filmfest organisiert.
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    #Taxi #Kultur #Film #Kino #Berlin #Mitte #Potsdamer_Straße #Eichhornstraße #TaxiFilmFest #Berlinale #Boulevard_der_Stars #Journalismus #Presse #TaxiFilmFest #Medienecho

  • Taxi Berlin - Hier spricht Tiffany Taxi - Programm 88,4 MHz
    https://fr-bb.org/programm/sendung/60948.html#Taxi%20Berlin-Hier%20spricht%20Tiffany%20Taxi

    «Taxi Berlin» Hier spricht Tiffany Taxi: Taxifilmfest #92
    Donnerstag, 01. Feb 2024, 19:00 bis 20:00 Uhr
    Übers Taxifahren in Berlin und seine Nebenwirkungen. Taxi Berlin

    Geschichten und Informationen aus dem Taxi, über das Taxi und um das Taxi herum. Mit Tiffany und Gästen, mit Musik zum Taxifahren.
    88,4 MHz - Pi Radio

    https://www.txsl.de/taxifilmfest-piradio.html

    Sendetermin
    Donnerstag, 01. Feb 2024, 19:00 bis 20:00 Uhr
    88,4 MHz in Berlin
    90,7 MHz in Potsdam
    DAB+ Kanale 7D in Berlin
    DAB+ Kanale 12D in Brandenburg
    Stream : 192 kbit/s, 128 kbit/s http://ice.rosebud-media.de:8000/88vier

    #Taxi #Kultur #Film #Kino #Berlin #Mitte #Potsdamer_Straße #Eichhornstraße #TaxiFilmFest #Berlinale #Boulevard_der_Stars #Journalismus #Presse #TaxiFilmFest #Medienecho

  • Mehrzweckhalle in Berlin umbenannt: Wie wär’s mit „Rotkäppchen Forum“?
    https://taz.de/Mehrzweckhalle-in-Berlin-umbenannt/!5984202
    Danke Tino, Du hast ja soo Recht. Aber eigentlich macht das alles nichts, denn es wird dazu kommen, dass „Uber“ für Massenkarambolagen, vergewaltigte Fahrgäste und viele andere schreckliche Dinge steht, die niemand haben will. Dann wird sich die Uber-Reklame gegen die dummen Marketing-Fuzzis und ihr Produkt wenden. Das gibt dann einen schönen Uber-Bankrott.

    21.1.2014 von Andreas Hergeth - Die Mercedes-Benz-Arena wird in „Uber Arena“ umbenannt. Muss das sein? Was wird als Nächstes in Berlin umbenannt? Wir hätten da ein paar Vorschläge.

    Namen sind eben nicht Schall und Rauch. Namen sind wichtig, vor allem dann, wenn sie uns alle angehen, weil es sich um Plätze oder öffentliche Gebäude handelt. Gerade gibt es ein verrücktes Beispiel einer solchen Umbenennung aus Friedrichshain. Schlimmer geht nimmer? Von wegen.

    Am Freitag gab die Anschutz Entertainment Group (AEG) bekannt, dass die „Mercedes-Benz Arena“ in Friedrichshain vom 22. März an „Uber Arena“ heißen wird. Darauf hätten sich die AEG und das für seine Taxi-App bekannte Unternehmen aus den USA verständigt.

    Ja, noch mehr: Uber hat auch die Namensrechte an der benachbarten „Verti-Music-Hall“ (benannt nach einem Kfz-Direktversicherer) erworben, sie firmiert nun als „Uber Eats Music Hall“. Beide Gebäudekomplexe liegen am unwirtlichen Mercedes-Platz in Friedrichshain, auch der wird in „Uber Platz“ umbenannt. Auf den entsprechenden Webseiten sind die Namenszüge schon mal digital an Gebäudefotos zu sehen. Über den Preis, den die Firma für diese Werbecoup hinblätterte, wurde zunächst nichts bekannt.

    Ja, geht’s noch? Schnell regte sich erster Protest. Tino Schopf (SPD), Mitglied im Abgeordnetenhaus und Sprecher für Mobilität und Verkehr, hat am Samstag seinen Unmut in einer Presseerklärung kundgetan: „Mit dem Wechsel übernimmt ein Unternehmen die Namenshoheit, dass in den letzten Jahren in Berlin vor allem durch seine unrühmliche Rolle in Bezug auf Lohndumping, Sozial- und Steuerbetrug im Mietwagengewerbe von sich reden gemacht hat.“

    Schon der dritte Namensgeber

    Immerhin geht es hier um die größte Sport- und Konzerthalle Berlins, die nun unter neuem Namen firmiert. Hier treten Weltstars auf. Hier spielen die Eisbären Berlin in der Deutschen Eishockey Liga und die Basketballer von Alba Berlin ihre Heimpartien. Die Arena mit bis zu 17.000 Plätzen wurde 2008 unter dem Namen „O2 Arena“ eröffnet. 2015 hatte es zuletzt eine neue Namenspartnerschaft mit der Umbenennung zur „Mercedes-Benz Arena“ gegeben.

    Aber mal sehen, was in Berlin als Nächstes umbenannt wird. Wir hätten da ein paar Beispiele parat: Das Humboldt Forum könnte „Rotkäppchen Forum“ (eine kleine Reminiszenz an den verschwundenen Palast der Republik) heißen, das Rote Rathaus vielleicht „Volkswagen Rathaus“, die Deutsche Oper eventuell „Amazon Oper“ – und wie wäre es mit dem „Berliner Luft Flughafen“ statt BER?

    Aber okay, unliebsame Namen lassen sich ja locker umgehen. Ganz einfach, indem man den links liegen lässt. In diesem Fall lässt sich weiterhin von der Mehrzweckhalle am Ostbahnhof sprechen. Niemand zwingt einen dazu, den offiziellen Namen zu verwenden.

    Oder, um noch einmal Tino Schopf zu zitieren: „Dass sich nun sowohl die Arena als auch die Music Hall, also zwei große Event-Aushängeschilder der Stadt, ausgerechnet mit dem Namen eines solchen Unternehmens schmücken, sollte sowohl beim Eigentümer der Locations als auch bei den Berlinerinnen und Berlinern kein Grund zur Freude sein“, so Schopf in seiner Pressemitteilung.

    Und weiter: „Für die Fahrgäste, deren Sicherheit nicht gewährleistet ist und für die unterdurchschnittlich entlohnten Fahrerinnen und Fahrer des Vermittlers, ist die jüngste Meldung vielmehr ein Schlag ins Gesicht. Dem Eigentümer sei gesagt: Augen auf bei der Partnerwahl – nicht nur im Privaten, sondern auch in der Wirtschaft. Ein gutes Angebot allein rechtfertigt nicht jeden Deal.“

    #Berlin #Uber #Kultur

  • Hart reglementierte Kunst in Deutschland: Das Lied der Straße
    https://taz.de/Hart-reglementierte-Kunst-in-Deutschland/!5946760

    Potsdam, 27.7.2023 von Andreas Hartmann - Für Straßenmusik herrschen strenge Regeln. In Potsdam etwa müssen Musikanten nach einer halben Stunde umziehen und die nächste volle Stunde abwarten.

    Man braucht nicht lange, um auf der Brandenburger Straße, der beliebten Fußgängerzone in der Innenstadt Potsdams, auf die ersten Straßenmusiker zu treffen. Es ist zwar brüllend heiß an diesem Donnerstagnachmittag, aber da sitzt trotzdem einer in der Sonne und spielt sein Akkordeon.

    Niemand beachtet ihn groß. Die Brandenburger Straße ist eine hochfrequentierte Einkaufsstraße, in der sich Laden an Laden reiht. Die Passanten sind auf Shoppingtour, und wer hier öfter unterwegs ist, registriert irgendwelche Akkordeonspieler oder andere Instrumentalisten, die in Scharen unterwegs sind, schon gar nicht mehr. Denn die Fußgängerzone ist der Hotspot für Straßenmusiker schlechthin in Potsdam. Man kommt kaum drum herum, nach ein paar Metern vom ersten Ständchen beglückt zu werden.

    Als Konstantin Skripariu stellt sich der Mann mit dem Akkordeon vor, der ursprünglich aus Rumänien stammt und derzeit in Berlin lebt. Drei bis vier Mal in der Woche komme er nach Potsdam, berichtet er, um hier zu musizieren – immer in der Brandenburger Straße. 30 bis 40 Euro könne er danach im Durchschnitt aus seinem Hut fischen, manchmal auch 50. Sein Deutsch ist nicht besonders gut, aber was man so herausfindet im Gespräch, ist, dass er ganz zufrieden damit ist, wie es so läuft zwischen ihm und den Potsdamern.

    Und dass es so unkompliziert sei, hier zu spielen, im Vergleich zu Berlin. Sich umständlich eine Genehmigung besorgen muss er nicht. Einzige Auflage in Potsdam: Nach einer halben Stunde an einem Ort muss er verschwinden und darf sein Instrument erst an einer anderen, mindestens 300 Meter entfernten Stelle wieder auspacken.

    Man hört das oft von Straßenmusikern in Berlin, dass in der deutschen Hauptstadt, eigentlich ein äußerst beliebtes Pflaster bei diesen, alles überreguliert sei. Wer in der U-Bahn spielen will, braucht dafür eine Genehmigung von der BVG. Und wer auf bestimmten Plätzen auftreten möchte, muss sich das vom jeweils zuständigen Bezirk erlauben lassen. Aber jeder Bezirk hat andere Regeln, Dauer und Höhe der Gebühr für eine Genehmigung sind unterschiedlich. Vielen ist das zu kompliziert, und so stellen sich viele einfach ohne amtlichen Segen auf die Straße, in der Hoffnung, dass niemand vom Ordnungsamt auftaucht.

    Dagegen klingt das Verfahren in Potsdam tatsächlich vergleichsweise simpel. Allerdings wurde es erst vor ein paar Wochen auch hier verkompliziert. Musikdarbietungen mit Verstärker beispielsweise waren auch bislang schon verboten, nun aber wird zusätzlich die „Benutzung von lauten Rhythmus- und Blasinstrumenten“ untersagt.

    Und vor allem ist jetzt neu, dass nur noch in der ersten Hälfte jeder vollen Stunde gespielt werden darf. Um demnach auf seine halbe Stunde Spielzeit an einem Ort zu kommen als Straßenmusiker in Potsdam, muss man also eigentlich immer genau auf seine Uhr schauen und pünktlich zur vollen Stunde loslegen.

    Einer, der gerade seine Gitarre ausgepackt hat und schon bald damit beginnt, „Working Class Hero“ von John Lennon zu klampfen, sagt, dass er bisher noch nie Probleme hatte bei seinen Auftritten in der Brandenburger Straße. Er komme regelmäßig aus dem eine halbe Stunde Zugfahrt entfernten Bad Belzig hierher und hat sogar einen Künstlernamen: Eskinth. Er hoffe, irgendwann von seiner Musik ­leben zu können. Wenn sich erst einmal eine Menschentraube um ihn gebildet habe und alle begeistert zuhören würden, hätte ihm noch nie jemand gesagt, dass nun die halbe Stunde rum sei und er verschwinden solle.

    Schon seit Jahren beschweren sich neben Geschäftsleuten vor allem Anwohner darüber, dass es zu viel und zu laut mit der Musik vor ihren Haustüren geworden ist

    Einen Massenauflauf erregt er mit seinem Spiel aber in den nächsten Minuten an diesem Donnerstagnachmittag nicht. Eher achtlos laufen auch diejenigen vorbei, die ihm eine Münze zustecken. Gefragt, warum er etwas gebe, obwohl er gar nicht zuhöre, antwortet ein Passant, der gerade aus dem nahe gelegenen Luckenwalde zu Besuch sei: „Weil die Musik in einer Fußgängerzone einfach mit dazugehört.“
    Beschwerden gibt’s überall

    Dass nun in Potsdam versucht wird, die Straßenmusik stärker zu regulieren, kommt nicht von ungefähr. Schon seit Jahren beschweren sich neben ein paar Geschäftsleuten vor allem Anwohner der Brandenburger Straße darüber, dass es einfach zu viel und zu laut mit der Musik vor ihren Haustüren geworden sei. Auch andere Kommunen überall im Land haben mit ähnlichen Sorgen zu kämpfen.

    In diesem Spannungsfeld, einerseits die Menschen mit Musik zu unterhalten und Freude zu bereiten, dabei aber andererseits auf allerlei Widerstände zu stoßen, bewegt sich die Straßenmusik schon seit jeher. In dem Buch „Musikalische Volkskultur in der Stadt der Gegenwart“ beschreibt der Musikwissenschaftler Günther Noll, welchem Argwohn bereits die „Spielleute“ im frühen Mittelalter ausgesetzt waren. Diese zogen von Dorffest zu Dorffest und spielten dort zum Tanz auf.
    Eine Frau legt geld in den Instrumentenkasten eines Straßenmusikers

    Dabei wurden auch gerne zotige Trink- und Liebeslieder vorgetragen, was der Obrigkeit und vor allem dem Klerus nicht so gut gefiel, und man begann damit, die umherreisenden Musikanten durch allerlei Erlasse zu ächten. Ihre soziale Stellung war sowieso ziemlich niedrig, sie wurden als „wurzellos“ diffamiert und zu den „Unehrlichen“ gezählt. Und als „Unehrlicher“ hatte man damals nicht viel zu melden. In eine Handwerkszunft durfte man nicht eintreten, und es war üblich, dass man am Abend nach seiner Darbietung auf einer Festivität wieder vor die Tore der Stadt gejagt wurde.

    Bänkelsänger, Dudelsackpfeifer, Maultrommelspieler und Tanzgeiger spielten dennoch in großer Zahl bis zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in Städten und Dörfern auf, auch wenn durch immer mehr Regularien und teils auch schlichtweg Verbote versucht wurde, das Musizieren auf öffentlichen Straßen und Plätzen einzuhegen oder ganz zu unterbinden.

    Karrieresprungbrett Straße

    Von der Straße direkt in die Charts – von solch einem Werdegang kann man ja wenigstens mal träumen als Straßen­musiker:in. Ein paar bekannte Beispiele für eine derartige Erfolgsgeschichte gibt es ja. Vorneweg das der Kelly Family, die Jahre lang mit Sack und Pack durch die Lande zog und von ihrer Straßenmusik mehr schlecht als recht lebte. Bis dann ein findiger Labelmanager auf die Idee kam, die ganze Truppe eine Platte aufnehmen zu lassen. Die Nummer mit der ungebundenen Hippie-Familie, die auf den Straßen dieser Welt ihre Freiheit fand, zog ungemein und machte die Kellys zu Superstars.

    Ebenfalls ursprünglich von der Straße kommt Ed Sheeran, der im Alter von 18 Jahren auf Plätzen in London auftrat und heute als König des Normcores global bekannt ist. Die Liste weiterer Musiker:innen, die zu Beginn ihrer Karriere für Einnahmen in den Hut spielten, ist lang und vielfältig. Sie reicht vom österreichischen Liedermacher Wolfgang Ambros bis zum Jazzer Steve Coleman aus den USA.

    Im 19. Jahrhundert soll es beispielsweise, davon weiß der Publizist Ernst Weber zu berichten, der sich viel mit der Volksmusikkultur Wiens beschäftigt hat, einen regelrechten Harfen-Boom auf den Straßen der österreichischen Hauptstadt gegeben haben. Überall griffen demnach die Leute in die Saiten ihrer Harfen, und wohl nicht jeder mit engelsgleichem Geschick. Man wollte weniger von diesen Harfenspielern, verlangte deswegen irgendwann eine Lizenz und stellte daraufhin immer noch striktere Regeln für das Harfenistentum auf.

    Während des Nationalsozialismus verstummte die Straßenmusik nicht bloß in Wien und nicht nur die der Harfenisten so gut wie vollständig. Zu hören gab es jetzt nur noch die Marschkapellen der Braunhemden. Straßenmusiker wurden Bettlern gleichgesetzt und als „Arbeitsscheue“ und „Asoziale“ verfolgt. Ihnen drohte die Haft und die Einlieferung in ein Konzentrationslager.

    Eine Wiederbelebung und bald auch eine neue Hochphase erlebte die Straßenmusik in der Bundesrepublik dann mit der Verbreitung der Fußgängerzonen in den Städten im Laufe der 1970er Jahre. Das war auch die Zeit, in der peruanische Volksmusikgruppen in Scharen durch die autofreien Bereiche deutscher Kleinstädte zogen und „El Condor Pasa“ trällerten. Nach der Wende und in der Folge eines Europas der offenen Grenzen machten sich vor allem osteuropäische Straßenmusiker auf, teilweise regelrecht den Kontinent zu bereisen. Darunter auch viele akademisch ausgebildete Instrumentalisten, die das Niveau der Straßenmusik auf ein neues Level brachten.

    Staatliche Repression mit Tradition

    Und die dann endlich auch überhaupt in einer Stadt wie Potsdam auftreten konnten, was ihnen vorher so nicht möglich war. Denn in der DDR lief es wie unter den Nazis: Man versuchte, die Musik – solange sie nicht irgendwie vom Staat etwa in Aufmärschen organisiert war – von der Straße fernzuhalten. Sich irgendwo auf einen öffentlichen Platz zu stellen und zu musizieren war offiziell nicht erlaubt. Bei Zuwiderhandlung drohten Strafen bis hin zur Inhaftierung.

    Mit Musik wurde sowieso extrem restriktiv umgegangen im selbsternannten Arbeiter-und-Bauern-Staat. Es wurde darauf geachtet, dass in der Disco immer ein bestimmter Anteil von DDR-Musik aufgelegt wurde und nicht bloß die Beatles und die Rolling Stones – zu viel von diesem angloamerikanischen Kulturimperialismus hätte ja der geistigen Gesundheit der Jugend schaden können. Die Zensurbehörden arbeiteten auf Hochtouren und es wurde versucht, auf allen Ebenen ständig das Musiktreiben einzuhegen. Wer spielt was und wann, das musste man alles ganz genau wissen (war letztendlich aber gar nicht zu schaffen, gerade auf dem Lande, Stichwort Dorfdisco).
    Menschen gehen an einem Cellisten vorbei, der in einer Fußgängerzone musiziert

    Es durften sowieso nur staatlich genehmigte Musiker auftreten oder staatlich geprüfte „Schallplattenunterhalter“ – Funktionärssprache für Disk­jockey –, auflegen. Ohne die sogenannte Pappe, die amtlich beglaubigte Spielerlaubnis, ging nichts. Und wer aufmuckte, bekam Auftrittsverbot oder wurde gar ausgebürgert, wie das bei Bettina Wegner, Wolf Biermann und anderen der Fall war.

    Teilweise wurde versucht, das Verbot von Straßenmusik zu umgehen, indem man sich auf die Hinterhöfe von Mietshäusern stellte, hoffentlich unbeobachtet von der Stasi, und dann musizierte, in der Hoffnung, es würde ein paar Münzen aus den oberen Stockwerken regnen. Auf manchen Volksfesten wiederum nahm der Staat seine eigenen Regeln nicht so genau und gab die Erlaubnis, auf öffentlichen Plätzen aufzuspielen.

    Und die Folkszene in den 1970ern war auch in der DDR aufmüpfig genug, dass sich so mancher aus dieser einfach ohne Erlaubnis mit seiner Gitarre auf die Straße stellte. Die Konsequenzen waren mal empfindliche Strafen, manchmal wurde ein Folkie von ­einem Ordnungsbeamten aber auch einfach ignoriert und durfte weiterspielen.

    Aber prinzipiell hätte die Erlaubnis, dass Musiker und Musikerinnen einfach am Straßenrand drauflosspielen dürfen, einen ziemlichen Kontrollverlust zur Folge gehabt, und davor hatten die Staatsorgane der DDR eine riesige Angst. In einem Video aus dem Archiv der Deutschen Nationalbibliothek (www.dnb.de/stoerenfriede) beschreibt der Musikwissenschaftler Steffen Lieberwirth, der damals als Dramaturg im Gewandhaus in Leipzig arbeitete, was passierte, als sich die Bürger der DDR die Straßenmusik dann endlich im großen Stil nicht länger verbieten lassen wollten und im Sommer 1989 in Leipzig ein Straßenmusikfestival organisiert wurde. Die Namen der Veranstalter waren geheim, alles andere wäre lebensgefährlich gewesen, so Lieberwirth, und eine Genehmigung gab es nicht.

    Trotzdem versammelten sich in der Leipziger Innenstadt an einem schönen Tag im Juni Musiker und Musikerinnen von überallher und spielten auf verschiedenen Plätzen auf. Und die Staatsmacht schritt tatsächlich ein, zerschlug Instrumente, zog die Leute an den Haaren weg. Sogar ein Trabbi mit Lautsprechern auf dem Dach fuhr herum, aus denen Schlager plärrten, um das Treiben zu stören.

    „Die Partei hatte Angst vor Texten“, glaubt Lieberwirth, und natürlich wurde auch „We Shall Overcome“ auf diesem Straßenmusikfestival intoniert, der Klassiker aus der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, der in den ­Ohren der DDR-Staatsobrigkeit wie eine Drohung wirken musste.

    In den deutschen Fußgänger­zonen wird Straßenmusik so eingehegt, dass sie eben nicht stört und im besten Fall den Konsum sogar durch Steigerung einer Wohlfühl­atmosphäre anregt

    Lieberwirth glaubt, die Menschen hätten damals begriffen, dass ein Staat, der so mit der Musik und denen, die sie machen, umgeht, keine Zukunft haben kann. Der Moment, in dem die unregulierte Musikdarbietung mit aller Macht auf die Straßen in der DDR drängte, sei für ihn die „Generalprobe der Revolution von 1989“ gewesen.
    Subversive Kräfte

    Diese subversive Kraft hat die Straßenmusik heute auch in Potsdam nicht mehr. Nicht mit Verboten, sondern mit den oben beschriebenen Regularien wird sie im Kapitalismus der BRD domestiziert. In den deutschen Fußgängerzonen wird sie so eingehegt, dass sie eben nicht stört und im besten Fall den Konsum sogar durch Steigerung einer Wohlfühlatmosphäre durch möglichst nicht weiter störende Klänge anregt und dazu beiträgt, das System noch besser am Laufen zu halten.

    In München geht man sogar so weit, dass man erst vor einem Gremium vorspielen muss, wenn man als Straßenmusiker eine Genehmigung bekommen möchte. Dahinter scheint wie schon im Mittelalter und später in der DDR ein weiterhin vorhandenes grundsätzliches Misstrauen gegenüber der Straßenmusik zu stecken und der Wunsch, diese zu kontrollieren.
    Geld im Instrumentenkasten eines Straßenmusikers, der auf einem Horn bläst

    Nicht alle Geschäftsleute in der Brandenburger Straße in Potsdam sollen ja nur Freude empfinden, wenn bei ihnen ums Eck jemand sein Instrument auspackt. Aber in den Läden, in denen man sich selbst so umhört, ist man ziemlich gelassen. Im Blumenladen „Blume 2000“, gegenüber dem gerade ein Mann mit Gitarre, eine singende Frau und ein auf eine selbstgebastelte Trommel klopfender Junge nebeneinander stehen und musizieren, sagen die beiden Mitarbeiterinnen, dass die Darbietungen auch schon mal nerven können, wenn sie zu laut seien und man beim Gespräch mit Kunden sein eigenes Wort nicht mehr verstehen könne. Aber im Großen und Ganzen seien sie eher eine willkommene Abwechslung im Arbeitsalltag.

    In einem Shop, in dem allerlei Accessoires und alles von Geldbeuteln bis Socken­ verkauft wird, spricht die Frau hinter dem Ladentresen sogar mit großer Begeisterung von der Straßenmusik. „Das sind teilweise echte Künstler, die hier spielen“, sagt sie, „viele von ihnen wollen mehr, als bloß ein paar Cents zu verdienen.“ Tolle Cellisten, sogar Leute, die ihr Klavier mit zur Brandenburger Straße geschleppt haben, all das habe sie bereits erlebt. Und das findet sie großartig. Zu denjenigen, denen es manchmal zu viel wird mit der Musik im öffentlichen Raum, fällt ihr nur ein: „Wer eh schon nicht mit seinem Leben zurechtkommt, der fühlt sich auch von der Musik gestört.“

    #Berlin #Potsdam #Kultur #Musik

  • Quand la montagne est politique


    –-> À propos de : Catherine Roth, Naturaliser la montagne ? Le Club carpatique transylvain, XIXe-XXIe siècle, PUR

    L’étude du #Club_carpatique_transylvain, du XIXe siècle à nos jours, permet de comprendre comment la chaîne montagneuse a rejoint le mouvement d’appropriation nationale de la nature, qui a mis aux prises Allemands, Hongrois et Roumains.

    https://laviedesidees.fr/Catherine-Roth-Naturaliser-la-montagne
    #montagne #politique #nationalisme #nature #Carpates #Balkans #guides #Siebenbürgischer_Karpatenverein (#SKV) #communisme #Kulturnation #Naturenation #Transylvanie

    • Naturaliser la montagne ? Le Club Carpatique Transylvain, XIXe - XXIe siècles

      Le projet de cette étude est double : 1) retracer la passionnante histoire de la montagne dans les Carpates, des premiers alpinistes aux mutations sportives et identitaires du Club Carpatique Transylvain ou de ses avatars, jusqu’à l’immédiat contemporain ; 2) montrer comment la création du club en 1880, par la minorité allemande des Saxons de Transylvanie, s’adosse secrètement à un processus de naturalisation sociale. Par d’habiles métaphores et sous-entendus, il s’agit de faire passer les institutions humaines pour des phénomènes naturels aussi incontestables qu’une chaîne de montagne. C’est au décryptage de cette illusion qu’est consacré Naturaliser la montagne ? Sous ce titre étonnant et paradoxal, l’ouvrage s’inscrit dans l’entreprise d’élucidation critique que l’auteur a commencée dans La Nation entre les lignes (PUR, 2022). D’un livre à l’autre, par-delà leur objet propre, s’éclairent et se démystifient ainsi les processus souterrains par lesquels se forge une identité collective.

      https://pur-editions.fr/product/9096/naturaliser-la-montagne
      #livre

  • Gericht: Berliner Mohrenstraße darf umbenannt werden
    https://www.berliner-zeitung.de/news/gericht-urteilt-ueber-umbenennung-der-berliner-mohrenstrasse-li.366

    Und wieder kriegen wir eine ins unmerkbare umbenannte Straße verpasst. Aus der Mohrenstraße hätte eine Amostraße werden können. Nun sollen die Mohren doch zum
    Anton-Wilhelm-Amo-Straßen-Sprachmonster erhoben werden. So be it , heute merkt sich sowieso niemand mehr Namen von Stadtorten. Geokoordinaten herrschen hinter PR-Verballhornungen fürs gemeine Volk. Heil Amo, Ami go home, oder so.

    6.7.2023 von Anja Reich - Am Ende der Verhandlung über die Mohrenstraße, kurz vor der Urteilsverkündung, sieht es für einen Moment so aus, als würde das Bezirksamt doch einlenken, auf die Gegner der Umbenennung zugehen. Gerade hatten sie ihre Argumente vorgetragen, sich beschwert, nie von den Politikern in ihrem Bezirk angehört worden zu sein, und ihnen vorgeworfen, immer nur die Umbenennungsaktivisten zu unterstützen. Sogar ein Büro werde ihnen bezahlt, ein Büro, das immer leer steht!

    Ein starker Vorwurf, findet der Richter. „Der Bezirk sponsort die Umbenennungsräume?“, fragt er den juristischen Vertreter vom Bezirksamt Mitte. „Können Sie dazu etwas sagen?“

    Nein, sagt der Justiziar. Mehr sagt er nicht. Aber dann wendet er sich doch noch an die Männer auf der anderen Seite des Ganges, die Kläger, und sagt in versöhnlichem Ton, er werde „den Wunsch nach mehr Dialog mitnehmen“ und dafür sorgen, „dass das, was ich heute gehört habe, an der richtigen Stelle ankommt“.

    Er hat kaum zu Ende gesprochen, da ruft einer der Kläger: „Heißt das, das Verfahren wird ausgesetzt, bis die Bezirksverordnetenversammlung die Sache neu bewertet?“ Nein, sagt der Justiziar, so sei das nicht gemeint gewesen.

    „Dann ist das also für uns gelaufen“, stellt der Kläger fest, empört, resigniert. Und fügt hinzu: Egal was man sage, es helfe ja doch nichts.

    So ist sie, die Stimmung im Berliner Verwaltungsgericht, als hier am Donnerstag die 1. Kammer unter Vorsitz von Richter Wilfried Peters darüber verhandelt, ob die Mohrenstraße in Berlin-Mitte umbenannt werden darf oder nicht. Und damit einen drei Jahre währenden Streit um Kolonialismus, Rassismus und Willkür von Bezirkspolitikern beendet.
    Mohrenstraße: Sechs Anwohner hatten geklagt

    Im Jahr 2020 hatte die Bezirksverordnetenversammlung die Umbenennung auf Antrag von Grünen und SPD beschlossen. In der Begründung hieß es: „Nach heutigem Demokratieverständnis ist der bestehende rassistische Kern des Namens belastend und schadet dem internationalen Ansehen Berlins.“

    Sechs Anwohner hatten dagegen geklagt, darunter der Historiker Götz Aly, der Bücher über den Nationalsozialismus und über den deutschen Kolonialismus geschrieben hat. Er finde durchaus, dass an den deutschen Kolonialismus in kritischer Weise erinnert werden solle, erklärte er. Aber der Beschluss zur Umbenennung der Mohrenstraße sei „überstürzt und wenig begründet“. Seinen Widerspruch habe das Bezirksamt nicht inhaltlich geprüft, sondern ein standardisiertes Ablehnungsschreiben verschickt.

    Es ist heiß und stickig im Gerichtssaal in Moabit, vorne links sitzen die Kläger, sechs Männer mit schütteren Haaren und dunklen Anzügen. Rechts hat das Bezirksamt Mitte Platz genommen, zwei Männer aus der Rechtsabteilung. Vorne das Gericht, vier Männer, eine Frau. Unter den Zuschauern sieht die Geschlechterverteilung ähnlich aus. Und schnell ist klar: Die Männer sind gegen die Umbenennung, die Frauen dafür. Götz Aly formuliert es so: „Die eine Gruppe ist zivilgesellschaftlich, die andere sind alte weiße Männer.“

    Aly kennt sich aus mit Straßennamen und Berliner Stadtgeschichte. Seine Klagebegründung klingt wie ein historischer Vortrag. Umbenennungen, sagt er, hätten immer etwas Totalitäres. Er erinnert an den Nationalsozialismus, die DDR, die Nachwendezeit, sagt, dass es ihm schon einmal gelungen sei, einen Namen zu retten, den von Nikolai Bersarin, des ersten sowjetischen Stadtkommandanten von Berlin nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Viele Namen, vor allem in Mitte, erinnerten an eine andere Zeit: Zimmerstraße, Hugenottenstraße, Hirtenstraße, Jüdenstraße. Und nein, die Taubenstraße habe nichts mit Vögeln zu tun, sondern mit Menschen, die nichts hören. Und keiner käme auf die Idee, den Gendarmenmarkt in „Platz der Bundespolizei“ umzubenennen, nur weil das zeitgemäßer sei.
    Historiker Götz Aly warnt vor Spaltung der Gesellschaft

    Der Richter hört lächelnd zu, er scheint es zu genießen, den Vortrag, Alys leise ironische Art, die Argumente seiner Gegner auseinanderzunehmen. Aktivisten, die sich in Vereinen versammelt haben, die Decolonize Berlin, Afrika-Rat Berlin Brandenburg e.V. oder Amo Kollektiv Berlin heißen und sogar Alys türkische Familiengeschichte recherchiert haben.

    Leider falsch, wie der Historiker dem Gericht nun mitteilt. Als Beweis hat er seinen Stammbaum mitgebracht, hält ihn hoch, erklärt, dass Mohren im 17. Jahrhundert, als die Straße ihren Namen bekam, sogar mehr Ansehen genossen und zu Hofe besser bezahlt worden wären als Türken. Natürlich habe es Sklaverei gegeben, natürlich bestreite er nicht, wie schlimm das gewesen sei, aber wenn das Bezirksamt inhaltlich argumentiere, tue er das auch.

    Er warnt davor, sich auf „das geänderte Demokratieverständnis einer Gesellschaft“ zu berufen, weil sich das sehr schnell ändern könne. Und vor der Spaltung der Gesellschaft warnt er auch, gerade komme da etwas ins Rutschen, sagt der Historiker. Spätestens jetzt ist klar: Es geht im Gericht um die Frage, ob eine Straße in Berlin-Mitte umbenannt werden darf, aber es könnte auch um die Wärmepumpe oder die LNG-Terminals auf Rügen gehen. Darum, dass Menschen sich ausgeschlossen fühlen, wenn sie das Gefühl haben, Beschlüsse werden über ihre Köpfe hinweg gefällt.

    Am Ende seines Vortrags sagt Götz Aly, ob die Umbenennung justiziabel sei, sei ihm egal. Wichtig sei, dass sie nach demokratischen Prinzipien erfolge. Da ahnt er wohl bereits, dass seine Klage kaum Chancen haben wird. Der Vorsitzende Richter hatte „aus Fairness gegenüber den Beteiligten“ gleich zu Beginn der Verhandlung auf das „eingeschränkte Handeln des Gerichts“ hingewiesen. Der Grund: eine „einheitliche Rechtsprechung nicht nur in Berlin“, das „weite Ermessen der Kommune, in unserem Fall des Bezirksamts Mitte“. Es klang, als entschuldige er sich bei Götz Aly und seinen Mitstreitern dafür, dass er ihnen nicht weiterhelfen kann.

    Sätze wie aus einem Kafka-Roman

    Immer wieder spricht der Richter vom „staatsbürgerlichen Dialog“, betont, wie wichtig der sei. „Für uns ist aber nur maßgeblich, ob hier eine willkürliche Benennung erfolgt ist, außerhalb jeder sachlichen Erwägung und völlig unvertretbar.“ Bei allem Für und Wider „dränge sich das nicht auf“. Es sei nicht abwegig zu sagen, die sprachliche Wahrnehmung habe sich geändert. „Es gibt eben keine Sarotti-Mohren und Negerküsse mehr.“

    Der Vertreter des Bezirksamts erklärt, die Prinzipien der repräsentativen Demokratie seien alle eingehalten worden, gibt später aber zu, sich mit dem Widerspruch der Anwohner gar nicht auseinandergesetzt zu haben. Wegen Personalmangels. Er sagt: „Das in den Verwaltungsvorgang aufzunehmen, kann die Verwaltung nicht leisten, weil die Verwaltung zu knapp besetzt ist, deshalb haben wir uns in der Verwaltung auf das Wesentliche konzentriert.“ Sätze, die auch in einem Kafka-Roman stehen könnten.

    Ein Kläger liest eine E-Mail des Bezirksamts vor als Beweis für die „willkürliche Behandlung“ der Anwohner und fragt, wo das denn alles hinführen solle. „Eines Tages ist die Friedrichstraße weg, weil Friedrich nicht unser demokratisch gewählter Fürst war.“ Ein anderer weist darauf hin, dass er Mitglied der deutsch-arabischen Gesellschaft sei, und behauptet: „Keiner von denen, die den Namen ändern wollen, wohnen auch dort.“ Zustimmendes Gemurmel. Nur hinten in der letzten Reihe sagt eine Frau leise: „Doch.“

    Die Frau heißt Regina Römhold und erzählt in der Pause, dass sie am Institut für Europäische Ethnologie arbeitet, das sich in der Mohrenstraße Nummer 40 befindet. Eine Adresse, an der sie nicht länger ihre Studenten und internationalen Gäste empfangen möchte. Deshalb hat sie eine Initiative zur Umbenennung der Mohrenstraße gegründet und öffentliche Stadtrundgänge organisiert. Sie arbeite viel mit Südafrikanern zusammen, sagt sie. „Die wundern sich schon, wenn sie nach Deutschland kommen und diesen Namen aus der Sklaverei hier vorfinden.“ Götz Aly habe ein gutes Buch über koloniale Raubkunst geschrieben. Sein Festhalten am alten Berliner Geschichtsbild verstehe sie nicht.

    Aber Aly scheint selbst nicht mehr so richtig von seiner Klage überzeugt zu sein und kündigt an, bei Ablehnung nicht unbedingt in Berufung gehen zu wollen. „Ich möchte mich nicht in eine Sache verbeißen, mich jahrelang damit beschäftigen. Das kann ich meinen Mitklägern nicht versprechen.“

    Dann wird das Urteil gesprochen, die Klage – wie erwartet – abgelehnt, eine Berufung nicht zugelassen. Götz Aly sagt, das sei „in Ordnung so“. Er akzeptiere die Entscheidung des Gerichts, das Verfahren sei fair abgelaufen, der Richter habe seine Sache gut gemacht. Die Anhörung, die es nie gab im Bezirk, hier habe sie endlich stattgefunden. Er werde sich nun bald neue Visitenkarten drucken lassen. Auf denen steht: Anton-Wilhelm-Amo-Straße, der Name des ersten Gelehrten afrikanischer Herkunft an einer preußischen Universität.

    #Berlin #Mitte #Mohrenstraße #Anton-Wilhelm-Amo-Straße #Politik #Geschichte #Kultur #Rassismus #Straßenumbenennung

  • Und Meyer sieht mich freundlich an – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Und_Meyer_sieht_mich_freundlich_an

    In den Roaring Twenties und danach gin es in Berliner Kneipen hart zu. Humor war alles, was sich weit jenseits heutiger Wokeness bewegte. Lieder über legendäre „Schlachten“ der Unter- und Nachtwelt wurden von Bier und Schnapsbrüdern fröhlich mitgegrölt. Vergessen Sie #Berlin_Alexanderplatz. Die Realiät war härter als der gute Doktor Döblin es seinen Lesern zumuten wollte. Ab jetzt folgen schwere Straftaten. Was tut man nicht, um sich zu amüsieren.

    Los geht unser Zug durch die Nacht mit Suff und Ehebruch.

    https://www.youtube.com/watch?v=ZqdsVDkCG3s


    https://de.wikipedia.org/wiki/Und_Meyer_sieht_mich_freundlich_an

    Und Meyer sieht mich freundlich an ist ein Couplet aus dem Jahre 1901. Von Kurt Tucholsky wurde es als das „klassische“ Berliner Couplet bezeichnet.

    Die Musik stammt von dem Wiener Operetten-Komponisten Leo Fall, der damals Hauskomponist des Berliner Kabaretts „Die bösen Buben“ war.

    Dessen Gründer, Rudolf Bernauer, schrieb den Text, in dem ein junger Mann in der Kneipe mit der hübschen und offenbar vernachlässigten Ehefrau eines reichen Industriellen anbändelt, der daneben sitzt und ihn dabei – anscheinend nichts ahnend – freundlich ansieht. Dies bleibt auch bei den sich hieraus ergebenden Schäferstündchen so – nur hängt der gehörnte Ehemann Meyer dabei als gemaltes Porträt an der Wand.

    https://www.youtube.com/watch?v=cPNVb96EqMM

    Die Erstinterpretation stammt von dem Wiener Komiker und Operettensänger Joseph Giampietro. Eine frühe Plattenaufnahme wurde von Robert Koppel gesungen. Aus den 1970er Jahren stammen Versionen von Entertainer Peter Frankenfeld (1975) und Schlagersänger Graham Bonney.

    Schon damals scherte man sich einen feuchten Kehricht um alles, was heute noch verboten ist.
    Mord und Totschlag. Ein hoch auf alle Messerstecher !

    Licht aus, Messer raus! (Otto Kermbach, Alexander Fleßburg; 1931)
    https://www.youtube.com/watch?v=g-YUaszw4gs

    (#393) GEORGE GROSZ | Licht aus, Messer raus! (Light Out, Knife Out!)
    https://www.sothebys.com/en/auctions/ecatalogue/2019/impressionist-modern-art-day-n10148/lot.393.html

    Licht aus, Messer raus! (Light Out, Knife Out!)Signed Grosz and dated(lower left); signed Grosz, Watercolor and pen and ink on paper, Executed in 1920.

    Wir schalten jetzt mal nen Gang runter und begnügen uns mit Beleidigung und übler Nachrede.

    Pump mir dein Gesicht, ich will die Großmama erschrecken Odeon Tanz Orchester mit Robert Koppel
    https://www.youtube.com/watch?v=ltWmoDCh-j4

    Und zu guter Letzt eine Prise aggressiver Rassismusfür alle in fröhlicher Schnapslaune. Sowas ging damals runter wie Butter. Wir wissen, was draus wurde und was davor war.

    Der Neger hat sein Kind gebissen / Odeon-Tanz-Orchester mit Refraingesang
    https://www.youtube.com/watch?v=8YwaUQktiBI

    Der Deutsche Schhellackplatten- und Grammophonforum e.V. kennt den Text des Machwerks und noch viele andere Zumutungen für den guten Geschmack.
    https://grammophon-platten.de/page.php?338

    Gassenhauer des Jahres 1926

    Der Neger hat sein Kind gebissen

    Refrain
    Der Neger hat sein Kind gebissen - o-o-ho,
    warum nur tat er uns nicht küssen - o-o-ho!
    Denn wenn man nennt zehn Weiber sein,
    wollen auch geküsst sie sein,
    wollen auch geküsst sie sein.

    Im dunkelsten Landes düsterstem Urwald liegt Jumbo, der Neger, ermattet vom Streit.
    Die Frauen des Negers schimpften und zankten, weil Jumbo verletzt ihre Eitelkeit.
    Er hatte zehn Schöne gefreit nach dem Brauch, doch liebt er ein anderes Mägdelein auch -
    die küßt er stets heimlich und küßt sie so wild -
    bis rot ihr das Blut aus der Lippe quillt;
    das haben die Weiber des Jumbo geseh´n und wütend schreien nun alle zehn:

    Der Neger hat sein Kind gebissen - o-o-ho,
    warum nur tat er uns nicht küssen - o-o-ho!
    Denn wenn man nennt zehn Weiber sein,
    wollen auch geküsst sie sein,
    wollen auch geküsst sie sein.

    Das tut richtig weh. Fast so wie dieser Bericht über den Zustand der Deutschen Bahn heute (9.6.2023).
    https://www.youtube.com/watch?v=jTDtoVql4hc

    It’s not easy having a good time.
    https://www.youtube.com/watch?v=6eo-zQrLxtE


    Sagt der Mann, nachdem er sich Kannibalismus, Entführung und Vergewaltigung allerlei biologischer und konstruierter Geschlechter hingegeben hat. Wo er Recht hat hat er Recht.

    #Berlin #Kultur #Musik #Geschichte #Eisenbahn #Rassismus #Gewalt

  • Berliner Verlag kehrt an den Alexanderplatz zurück
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/in-eigener-sache-berliner-verlag-kehrt-an-den-alexanderplatz-zuruec

    10.2.2023 BLZ, Tomasz Kurianowicz - Der Berliner Verlag kehrt in das „Haus des Berliner Verlages“ am Alexanderplatz zurück und markiert damit nicht nur symbolisch ein Comeback ins Herz der Stadt.

    Der Berliner Verlag kehrt in das „Haus des Berliner Verlages“ am Alexanderplatz zurück. Dort, wo seit 1973 das ikonische Rondell mit dem Namen des Hauses über der Stadt zu sehen ist, wird bald wieder Journalismus „von Berlinern für Berliner“ und darüber hinaus gemacht.

    „Wir stehen für unabhängigen, meinungsoffenen und kritischen Journalismus. Deshalb freuen wir uns außerordentlich, mit unserem neu ausgerichteten Medienhaus zu unseren Wurzeln im Zentrum der Stadt zurückzukehren“, sagt Dr. Mirko Schiefelbein, Geschäftsführer im Berliner Verlag. „Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Geschichte des Berliner Verlages auf – das ist unser Weg zurück in die Zukunft“.

    Das „Haus des Berliner Verlages“ wurde zwischen 1970 und 1973 als Ost-Berliner Antwort auf das damals in West-Berlin neu entstandene Axel-Springer-Haus errichtet. 2016 wurde das Gebäude durch die damaligen Eigentümer DuMont veräußert und anschließend kernsaniert. Der Berliner Verlag war seitdem an der Grenze von Mitte und Kreuzberg untergebracht.

    Ab dem 01. März 2023 ist der Berliner Verlag an seiner neuen Anschrift Karl-Liebknecht-Straße 29 in Berlin-Mitte anzutreffen.

    Die Postleitzahl des Haus des Berliner Verlags lautet 10178 .

    Impressum mit temporärer Adresse
    https://www.berliner-zeitung.de/impressum.88593

    Berliner Verlag GmbH

    Registergericht: Amtsgericht Berlin-Charlottenburg

    Handelsregisternummer: HRB 101192 B

    USt.-Ident.-Nr.: DE 136 666 390

    Geschäftsführer: Dr. Mirko Schiefelbein, Christoph Stiller

    Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin

    presserecht@berlinerverlag.com

    Telefon: +49 30 2327-9

    Herausgeber: Dr. Michael Maier

    Verantwortlich i.S.d. § 18 Abs. 2 MStV: Margit J. Mayer (Mitglied der Chefredaktion).

    „Die Europäische Kommission stellt unter http://ec.europa.eu/consumers/odr eine Plattform zur außergerichtlichen Online-Streitbeilegung (sog. OS-Plattform) bereit. Wir weisen darauf hin, dass wir an einem Streitbeilegungsverfahren vor einer Verbraucherstreitschlichtungsstelle nicht teilnehmen.“

    #Berlin #Mitte #Karl-Liebknecht-Straße #Alte_Jakobstraße #Kultur #Zeitung #Verlag #Adresse