• Unser Abschiedsbrief - Wir stellen die elinor Plattform ein
    https://elinor.network/de/posts/abschiedsbrief

    Ces jeunes gens sympatiques ont travaillé pendant six an pour l’idée de la création d’une plateforme collective et démocratique de financement d’initiatives citoyennes naissantes. Son grand succès est à l’origine de la mort du projet.

    On nous fait comprendre que toutes les administrations de l’état se réuniront et nous menaceront comme le ferait n’importe quelle mafia si nous risquons d’avoir du succès avec nos tentatives de démocratisation.

    Pourtant les gens à l’origine du projet ont respecté toutes les lois. Ils ont obtenu l’aval de la BAFIN et ils travaillaient en étroite collaboration avec la banque GLS qui les protégeait contre les risques d’abus par les professionnels du blanchiment d’argent.

    Le constat est atterrant : il n’y aura jamais de gestion démocratique du financement de nos activités tant que l’état allemand existera dans sa forme présente. Nous aurons toujours besoin pour agir de personnages bizarres comme Parvus ou de mécènes et philantropes .

    Un collectif ? Il semble qu’il n’y ait rien que l"état bougeois craigne plus que nos forces réunies hors de sa tutelle.

    1. September 2023 von elinor Team - Diese Entscheidung ist uns alles andere als leichtgefallen. Wir sind für eine zivilgesellschaftliche Infrastruktur zur gemeinschaftlichen Geldverwaltung angetreten, weil wir wissen, dass ihr und viele andere Gruppen für eure Aktivitäten genau eine solche Lösung braucht. Aber in den letzten Monaten haben sich immer mehr öffentliche Stellen dagegen positioniert. Darum müssen wir mit schwerem Herzen die elinor Plattform einstellen.

    Wir haben gehofft, diesen Text niemals schreiben zu müssen. Dass diese Entscheidung eure Projekte, eure Aktivitäten und euer Engagement ausbremst, tut uns besonders leid. Das Angebot von elinor war aber so ungewöhnlich, dass unsere Arbeit in den letzten Monaten von Auseinandersetzungen mit einer ganzen Reihe von öffentlichen Stellen geprägt war. Das hat unsere Handlungsfähigkeit erstickt. Als Start-up konnten wir das nicht länger durchhalten. Darüber sind wir außerordentlich traurig. Trotzdem wollen wir an dieser Stelle auch auf eine sehr spannende und erfahrungsreiche Zeit zurückschauen, für die wir von Herzen dankbar sind.

    Alles fing 2018 an, mit Lukas Kunert, Ruben Rögels, Falk Zientz und der Finanz-Mathematikerin Daria Urman. Sie gründeten elinor zur peer-to-peer Absicherung als solidarische Alternative zu Versicherungen. Doch die Nachfrage entwickelte sich anders, als erwartet: Die Fridays for Future Aktivist*innen haben 2019 die Plattform positiv zweckentfremdet, um gemeinschaftlich ihre Gelder zu verwalten. Schlagartig wurde uns klar, dass genau solche Gruppenkonten einen echten Bedarf decken könnten. Tatsächlich kamen schnell weitere Gruppen hinzu, die über elinor gemeinsame Projekte und Ideen realisierten. Darum bündelten wir unsere Ressourcen für ein Relaunch, so dass die elinor Plattform ab 2021 auf Gruppenkonten spezialisiert war. Über die Umsetzung im deutschen Rechtsrahmen waren wir von Anfang an mit der Bankenaufsicht (BaFin) im Austausch. Nach eingehender Prüfung stimmte uns diese in allen Punkten zu. Damit hatten wir das erste digitale Gruppenkonto für Projekte und Initiativen in Deutschland geschaffen! Mit viel Leidenschaft entwickelten wir elinor weiter. Unsere Community ist gewachsen, genauso wie unser Team, und wir durften immer wieder eure Dankbarkeit spüren, weil wir es geschafft haben, für Initiativen wie euch eine große Hürde abzubauen.
    Es war sehr bereichernd und motivierend zu sehen, wie viele Menschen sich zu Gemeinschaften zusammenschließen, um Projekte umzusetzen, aktiv an unserer Gesellschaft mitzuwirken und einen Wandel anzustoßen. Dabei langen uns auch besonders die kleinen zarten und sich noch im werden befindenden Initiativen besonders am Herzen, denn gerade sie brauchen ein förderndes und ermöglichendes Umfeld.

    Zwischendurch haben wir eigene Initiativen gestartet, teilweise mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit: Am ersten Tag des Lockdowns im März 2020 riefen wir die #KunstNothilfe ins Leben, um betroffene Kunst- und Kulturschaffende zu unterstützen. Mehr als 500 Menschen machten ad hoc mit, lange bevor die öffentliche Hand darüber nachdachte. 2022 starteten wir am ersten Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine ohne zu zögern das Projekt #Unterkunft Ukraine, eine digitale Bettenbörse für ukrainische Geflüchtete. Daraus wurde die bislang größte zivilgesellschaftliche Initiative dieser Art. Beide Initiativen lösten eine riesige öffentliche Resonanz aus und brachten damit auch weitere Aufmerksamkeit für die Gruppenkonten. Solche Projekte stellten unser kleines Team vor großen Herausforderungen, doch sie zeigten gleichzeitig, wie wertvoll eine solche agile Plattform gerade in Krisensituationen sein kann. Durch Kooperationen mit Ministerien und Berichten auf den besten Sendeplätzen sahen wir das bestätigt.

    Ihr könnt euch bestimmt vorstellen, wie sehr es uns nun trifft, dass wir unsere Ermöglichungsplattform nicht mehr zur Verfügung stellen können. Für uns ist es nicht nur eine Firma, die wir aufgeben müssen, sondern auch unsere Ideen, unsere Wünsche für Gemeinschaften und Gruppen, ein wunderbares Team und eine große Portion Idealismus dahinter.
    Wir sind besonders traurig darüber, dass unsere Idee an vielen Stellen befürwortet wird, wir jedoch wegen eng ausgelegten Regularien und politischem Druck keine Möglichkeit mehr haben, unseren Betrieb aufrecht erhalten zu können.

    Darum ist es für uns Zeit, tschüss zu sagen. Unser großes Herzensthema bleibt weiterhin, Gemeinschaft zu leben und dafür passende Formen zu entwickeln. Scheitern gehört immer wieder dazu und kann Entwicklung und Solidarität auslösen. In diesem Sinne danken wir allen, die uns an unterschiedlichen Ecken und Enden unterstützt und mit uns mitgefiebert haben. Mit euch haben wir erlebt, was gemeinschaftlich möglich ist. Lasst uns das weitertragen.

    Euer elinor Team

    Chiara, Bonina, Ruben, Calvin, Guida, Richard, Anne, Falk und Lukas

    Wir brauchen eure Solidarität!

    elinor muss seine Arbeit einstellen. Das geht nicht ohne Aufwand, vor allem für Rechtskosten, Jahresabschlüsse und die letzten Gehälter. Hier könnt ihr euch daran solidarisch beteiligen:

    Kontoinhaber: elinor Treuhand e.V.
    IBAN: DE37430609677918887704
    BIC: GENODEM1GLS

    Vielen Dank!

    #Allemagne #finances #répression #autonomie

  • Berliner Trüffel, Folge 36: Enten und Jungschwäne in Charlottenburg
    https://www.tagesspiegel.de/kultur/berliner-truffel-folge-36-enten-und-jungschwane-in-charlottenburg-10368

    27.8.2023 - Michael Bienert - Die Enten fühlen sich auf dem Brunnenrand vor dem #Renaissance-Theater pudelwohl: Ein Exemplar döst vor sich hin, den Schnabel ins Gefieder gesteckt, eine andere putzt sich. Der laute Autoverkehr um den Ernst-Reuter-Platz stört die sechs Artgenossinnen nicht. Ihre glatt polierten, messingglänzenden Köpfchen beweisen, dass die Bronzevögel gerne gestreichelt werden. Große Kunst zum Anfassen von August Gaul, der um 1900 die Millionenstadt Berlin mit seinen Tierskulpturen bevölkerte, mit anmutigen Kreaturen, weitab von Bedeutungshuberei und wilhelminischem Bombast.

    Auf einem niedrigen Sockel ruht ein Brunnenbecken aus Muschelkalk, in der Mitte erhebt sich ein steinerner Pilz, über den Wasser in das Becken rinnt. Und an zwei Seiten des Beckenrands hocken je drei Entlein zusammen. Ein liebliches, ein märchenhaftes Arrangement.
    Geschenkt vom Stadtverordneten

    Es gibt Anwohner, die es verstimmt, dass der Brunnen derart harmlos plätschert, ohne Hinweis auf seinen Stifter. Der Straßenschmuck von 1908 war ein Geschenk des Industriellen, Berliner Stadtverordneten und ehrenamtlichen Stadtrates Max Cassirer an die Stadt Charlottenburg. Wie sein Neffe, der Kunsthändler Paul Cassirer, förderte er August Gaul. Max Cassirer besaß eine Villa an der #Kaiserallee, der heutigen #Bundesallee. In seinem Garten ließ er einen kleineren Brunnen errichten, ebenfalls mit sechs Vögeln von Gaul auf dem Rand. Damit die Proportionen passten, entschied man sich für Jungschwäne statt ausgewachsener Enten.

    Dieser zweite Brunnen steht seit 1962 am #Kurfürstendamm, Ecke #Leibnizstraße. Auch hier könnte an das Schicksal des jüdischen Stadtrates erinnert werden: Die Ehrenbürgerwürde von Charlottenburg wurde Cassirer 1933 aberkannt, seine Fabriken wurden arisiert. Die Villa an der Kaiserallee musste er verkaufen, um eine Zwangsabgabe an den NS-Staat aufzubringen. Ende 1938 rettete er sich der 82-jährige Mäzen ins Ausland, danach wurde er ausgebürgert, um sein Restvermögen und die Kunstsammlung zu beschlagnahmen.

    Im Foyer des Rathauses Charlottenburg erinnert ein etwas ramponierter Aufsteller an Max Cassirer und seine Ausplünderung. Der Weg zwischen dem Rathaus und den beiden Brunnen ist aber doch recht lang, und so bleibt es eine Herausforderung, das Schöne und Grausame zusammenzudenken.

    #Berlin #Charlottenburg #Wilmersdorf #Otto-Suhr-Allee #Hardenbegstraße #Knesebeckstraße #Geschichte #Nazis #Judenverfolgung #Kunst #Mäzenatentum

  • Das ehemalige Pressecafé am Alexanderplatz öffnet wieder
    https://www.berliner-zeitung.de/news/das-ehemalige-pressecafe-am-alexanderplatz-oeffnet-2024-wieder-li.3

    Das Pressecafe am Alexanderplatz war in Ostberlin bekannt als Treffpunkt von afrikanischen Studenten und Diplomaten. Es wurden Geschäfte im kleinen Ost-West-Handel gemacht. Dank Reisefreiheit für Ausländer und unkontrollierten Diplomatenkoffern war vieles möglich. Die Kollegen vom VEB Horch und Guck immer mit dabei. Auch die Damen der Hauptstadt mit Hang zu exotischen Bekanntschaften zog es ins Pressecafe. Es war ein Ort der öffentlichen Privatsphäre.

    10.7.2023 von Xenia Balzereit - Das Pressecafé im Haus des Berliner Verlags öffnet im Frühjahr 2024 wieder. Der Berliner Gastronom Alexander Freund will den Pavillon mit zwei gastronomischen Angeboten betreiben. In die untere Etage soll den Plänen zufolge wieder ein Pressecafé einziehen – eines, das sich in seiner Ästhetik an das alte DDR-Pressecafé und das inzwischen wieder freigelegte Fries von Willi Neubert anlehnt. In der oberen Etage greift künftig der BEAST Berlin Steakclub die Steakhaus-Vergangenheit des Gebäudes auf.

    Im Steakclub bietet Freund dann klassische Gerichte der US-Steakhouse-Kultur: Steak Cuts, Spare Ribs und Burger. Es soll aber auch vegane Gerichte und viel Obst und Gemüse geben. Für das Café im Erdgeschoss plant Alexander Freund eine Lunch- und Frühstückskarte sowie Snacks zum Mitnehmen. Im Café sollen drinnen 100 und draußen 200 Menschen Platz finden. Im Steakclub essen die Gäste an langen Tafeln, dort soll es etwa 310 Sitzplätze geben.

    Das Pressecafé als Tor zur Welt

    Alexander Freund betreibt bereits eine Reihe von Restaurants in Berlin, etwa das Fischer & Lustig im Nikolaiviertel oder das Jäger & Lustig an der Grünberger Straße in Friedrichshain. Dort traf sich gerne die DDR-Politprominenz, um Wild zu essen.

    Mit dem Pressecafé hat Freund wieder einen geschichtsträchtigen Ort zu seinem Projekt gemacht. Der Pavillon, der mit seiner Stahlkonstruktion auf den Gehweg ragt, war zu DDR-Zeiten für Journalisten ein mondäner Treffpunkt, ein Tor zur Welt, ein ästhetisch ansprechendes Forum. Dort lagen Zeitungen aus diversen Ländern aus, die in der DDR sonst kaum zu haben waren. Beim Lesen saß man auf Stühlen, die denen des westlichen Designers Ernst Moeckl nachempfunden waren und bei den Konferenzen in der oberen Etage blickte man auf den Alexanderplatz, das Zentrum Ost-Berlins.

    Das Steakhouse Escados zog nach der Wende in das Gebäude ein. Dessen Schriftzug überdeckte jahrzehntelang das Neubert-Fries. Seit 2021 ist das Kunstwerk wieder sichtbar.

    #Berlin #Mitte #Alexanderplatz #Karl-Liebknecht-Straße #Memhardstraße #DDR #Geschichte #Gastronomie #Architektur #Kunst

  • Landgericht Berlin: Wertlose Digitaldrucke als Meisterwerke verkauft – Bande vor Gericht
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/landgericht-berlin-wertlose-digitaldrucke-als-meisterwerke-verkauft

    Fahrgäste die ordentlich Trinkgeld geben, aber nur wenn sie besoffen sind: Der falsche Kunsthändler

    Diese Leute treffen wir öfter, wenn sie - wichtig, wichtig - auf dem Weg zu Tagesterminen sind oder nach getaner Arbeit bestgelaunt, noch im alkoholseligen Überschwang ihres Barbesuchs mit richtig Reichen, in den Fond der Kutsche stolpern. Im Grunde sind sie völlig harmlos, nicht bewaffnet, weil sie mit Worten und Psychologie arbeiten, aber als pathologische Lügner nie einer kleinen Grenzüberschreitung abgeneigt sind. Anfassen deshalb nur mit Glacéhandschuhen oder Kneifzange.

    Das Problem: Die Halbweltler sind schwer vom ehrlichen Geschäftsmann zu unterscheiden. Indizien: Businessmänner und andere Manger sind selten richtig betrunken und sehr fokussiert. Wenn sie zu mehreren auftreten, ähneln sie ihren Halbweltausgaben jedoch zum Verwechseln, denn sie pflegen die gleichen Männlichkeitsrituale und die selbe vorgespielte Liebe zu den schönen Künsten und Frauen. Der Hochstapler und Betrüger imitiert sie perfekt, weil er der gleichen Erfolgssucht im kapitalistischen Biotop verfallen ist.

    Das Abendgeschäft hat mir zu viele Exemplare aus beiden Welten ins Auto gespült, seitdem fahre ich lieber Omi zum Arzt. Und die Justiz mag diese Typen auch nicht, wie der Artikel beschreibt.

    14.6.2023 von Katrin Bischoff - Kopf der Bande soll Stephan W. sein, der einst Ex-Tennisstar Boris Becker einen Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik besorgte.

    „Nila Brenninkmeijer“ soll Inhaberin einer großen Sammlung von Fotografien namhafter Fotokünstler gewesen sein und Werke von Cindy Sherman, Helmut Newton, Nan Goldin und Robert Mapplethorp besessen haben. Ihr niederländischer und ihr litauischer Pass, die interessierten, kaufwilligen Kunstliebhabern der Fotosammlung vorgelegt wurden, waren jedoch gefälscht. Eine Nila Brenninkmeijer gab es nicht. Das Foto in den Pässen, so ermittelte es die Berliner Polizei, zeigte keine Kunstsammlerin, es zeigte auch keine Frau aus Holland oder Litauen, sondern eine Ärztin aus Australien.

    Seit Mittwoch müssen sich vor dem Berliner Landgericht drei Männer verantworten, die die falschen Pässe genutzt haben sollen, um wertlose Digitaldrucke als wertvolle Kunst zu verkaufen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 55-jährigen Stephan W. und dem 73-jährigen Arnold V. bandenmäßigen Betrug, Verstoß gegen das Urhebergesetz und Urkundenfälschung vor. Dem 48-jährigen Denis M. wird Beihilfe zur Last gelegt. Zwei weitere Angeklagte, die 32-jährige Inna K. und der 60-jährige Carsten H., sind wegen Geldwäsche angeklagt.

    Stephan W., Arnold V. und Denis M. sollen sich im Oktober 2020 zusammengeschlossen haben, um mehrere Fotosammlungen von Digitaldrucken „international bekannter und hochpreisig gehandelter Künstler mit nachträglich angebrachten falschen Künstlersignaturen, Provenienzangaben und Stempeln“ zu veräußern, wie es die Staatsanwältin sagt. Dabei hätten sie die Drucke als handsignierte Fotoabzüge der Künstler ausgegeben. Ziel sei es gewesen, betrügerische Gewinne in Millionenhöhe zu erlangen.

    Als Eigentümerin der Sammlungen sollen Stephan W. und Arnold V. „Nila Brenninkmeijer“ genannt haben und bei den Verkaufsverhandlungen die notariell beglaubigten Kopien der Pässe der Frau vorgelegt haben. In der Anklage sind acht Fälle aufgelistet, in denen der Betriebswirt Stephan W. und der Rechtsanwalt Arnold V. die Sammlungen an Interessierte in Berlin, Köln und dem hessischen Kelsterbach angeboten haben sollen – für 1,5 bis 6,6 Millionen Euro. Dem gelernten Automechaniker Denis M. wird vorgeworfen, die Bilder zu den Besichtigungsterminen gebracht und dort einen „erdachten Transportbeleg“ von spezialisierten Kunstspeditionen vorgelegt zu haben.

    Käufer zahlte 1,5 Millionen Euro für wertlose Abzüge

    Lediglich in einem Fall gelang es den Männern laut Anklage, die wertlosen Abzüge zu veräußern. Dafür aber für einen hohen Preis. Der Käufer zahlte 1,5 Millionen Euro – zunächst auf ein Notaranderkonto. Nachdem der Kaufvertrag unterzeichnet war, sei das Geld auf das Konto von Arnold V. transferiert worden. Er soll dann Beträge hin und her überwiesen haben, auch auf Konten von Inna K. und Carsten H. Selbst die Mutter von Stephan W. soll 10.000 Euro bekommen haben.

    Andere Kaufinteressenten sprangen ab, weil ihre Anwälte offenbar dazu geraten hatten. Schließlich war es wohl ein verdeckter Ermittler, der als angeblicher Kunstinteressent das Verfahren ins Rollen brachte. Laut Anklage trug er den „Arbeitsnamen Stefan Wolter“. Der Angeklagte Stephan W. soll ihm eine Fotosammlung in den Räumen einer Frankfurter Kunstspedition gezeigt haben.

    An diesem ersten Verhandlungstag kommt die Staatsanwältin nicht dazu, die vollständige Anklage zu verlesen. Der Vorsitzende Richter Knut Weyand muss die Verhandlung am Mittag unterbrechen, weil es Stephan W. nicht gut geht. Er ist der einzige der Angeklagten, der in Untersuchungshaft sitzt. Erst vor wenigen Tagen wurde er operiert. Den Antrag seiner Verteidiger, das Verfahren aus gesundheitlichen Gründen einzustellen und den Beginn um vier Wochen zu verschieben, lehnte das Gericht zu Beginn des Prozesses ab. Der Angeklagte sei verhandlungsfähig, so die Begründung. Zudem werde er durch drei Anwälte vertreten.

    Stephan W. gilt als Kopf der mutmaßlichen Betrügerbande. Ende März dieses Jahres wurde er am Flughafen festgenommen, als er von einer Auslandsreise zurückgekehrt war. W. gilt als umtriebiger Geschäftsmann mit einem großen Netzwerk. Bei Wikipedia wird er Diplomat genannt. In Berichten gilt er als „Mann der ungeahnten Möglichkeiten“ – „Markenzeichen Rollkoffer“. Er war es auch, der Boris Becker im Jahr 2018 einen Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik beschaffte, der den einstigen Tennisstar vor einem Insolvenzverfahren und einer Haftstrafe schützen sollte.

    Die Verteidiger von Stephan W. bestreiten den Tatvorwurf. „Wir werden herausarbeiten, dass die Ermittlungen sehr einseitig geführt wurden“, sagt Marcel Börger. Der Ermittlungsführer habe nicht von seinem roten Faden abweichen wollen. Dabei gehe aus den Akten ganz klar hervor, dass Stephan W. nicht zentraler Kopf einer Betrügerbande sei.

    Die vermeintlichen Kunstwerke seien schon Jahre zuvor von „ganz anderen Leuten“ aus den Niederlanden und Belgien angeboten worden. Das Verfahren gegen sie sei jedoch abgetrennt worden. Laut Börger sei Stephan W. lediglich wegen seiner guten Kontakte zu internationalen und reichen Leuten gefragt worden, ob er für die Fotos Interessenten hätte. „Er ist ein ausgenutzter Vermittler mit guten Kontakten.“

    Stephan W. ist jedoch auch vorbestraft. Nach Auskunft seines Verteidigers wurde sein Mandant allerdings vor 13 Jahren letztmalig verurteilt. Derzeit wird gegen den 55-Jährigen in München ermittelt – wegen Betrugsvorwürfen in Investmentsachen. In dem Verfahren passiere jedoch seit zwei Jahren nichts, sagt Börger. Stephan W. habe eine hohe Kaution bezahlt, um aus der Untersuchungshaft entlassen zu werden.

    Nun sitzt er seit fast drei Monaten in Berlin in Untersuchungshaft. Nicht etwa, weil er fliehen könnte. Haftgrund ist Wiederholungsgefahr. Eine Haftbeschwerde hat das Kammergericht erst am Montag verworfen.

    Weshalb gibt das nur richtig Schmalz, wenn es besoffen ist? Lest den Puntila, dann wisst ihr es. Außerdem kommt das Betrügerle aus einfachen Verhältnissen, nicht aus der Großbourgeoisie und ist deshalb im tiefsten Inneren geizig. Fettes Trinkgeld wird gegeben, weil es die Rolle des Wohlhabenden ein bischen zu gut spielt. Das Reiche ist nämlich auch geizig, sonst wäre es nicht reich. Nur ist das bei ihm kein Charakterfehler sondern Kalkül aus tiefsitzendem Klassenbewußtsein.

    #Berlin #Justiz #Kunst #Hochstapler #Taxigeschichten #life_on_a_string

  • Kunst in Autos in Berlin: Die Stunde der Art Cars
    https://taz.de/Kunst-in-Autos-in-Berlin/!5910880

    Das Projekt

    CARPARK. Verschiedene Orte in Kreuzberg und Mitte, bis 19. 2., Außeninstallationen 24 Std. einsehbar, Sound je 9–21 Uhr; Audioinstallation von Kinga Kielczynska, ab 15. 2., Bauhütte Kreuzberg; Infos und Film von Peng Zuqiang: www.carpark.berlin; 19. 2.: Finissage mit Performance und Screenings, ab 18 Uhr vor und in Halle 3, Dorfplatz Dragonerareal, Obentrautstr. 19–21

    11.2.2023 von Noemi Molitor - Das Projekt „Carpark“ lässt Pkws zum Kunstort werden. Installationen im öffentlichen Raum und ein Filmprogramm drehen sich um die fahrenden Gefährten.
    Filmszene: Ein Auto steht in einem Wald. Neben der Fahrer- und der Beifahrertür stehen rechts und links jeweils ein Mann in Sommerkleidung. Die Person links im Bild hat sich vom Auto abgewendet. Der Mann rechts im Bild hat die Hand auf den Autospiegel gelehnt und schaut wie in Gedanken ins Leere.

    Im Auto, ums Auto und ums Auto herum. Sill aus Peng Zuqiangs Kurzfilm „Keep in Touch“ (2021) Foto: Peng Zuqiang

    Eingeschneit verstärkt sich der naturgewaltige Effekt von Nike Kühns Autoinstallation noch: Die Scheiben sind von Schnee bedeckt, jedoch einen Spalt breit offen gelassen, sicher damit der Japanische Staudenknöterich, der im Innern des Fahrzeugs gedeit, wenigstens etwas Sauerstoffzufuhr abseits der Photosynthese hat, an der er in Berlin oft bewusst gehindert wird.

    In der Stadt schmiegt sich so ein zum Pflanzenkübel umfunktioniertes Auto weniger vertraut ins Bild als auf dem Land, wo schon mal der ein oder andere alte Käfer pflanzenbewachsen auf einem Grundstück steht, so als Memento an die Fahrten zu Rockkonzerten in den 70ern oder dem einen Date, das alles veränderte.

    Beim Kunstprojekt CARPARK – unter Beteiligung von Dennis Dizon, Anna Ehrenstein & Rebecca Korang, EVBG (Marie Sophie Beckmann & Julie Gaspard), Luki von der Gracht, Tara Habibzadeh, Kinga Kielczynska, Nike Kühn und Göksu Kunak – sind dafür gleich mehrere der Autos bewachsen, die sich als Installationsräume auf diverse Parkplätze in Mitte und Kreuzberg verteilen.

    Auf dem Dragonaareal (Seite Mehringdamm) ist das Kühns Installation „Alien Species“ mit dem Staudenknöterich. Dass hier mal Menschen zu Werk waren, lässt sich nur noch am grellgrünen Duftbäumchen erkennen, das hier mit der Aufschrift „Wunderbaum – Grüner Apfel“ vom Spiegel baumelt. In der Fahrerkabine schaut gerade noch so der Schaltknauf aus der Erde, der Rest gehört bereits der Pflanze. Neophyten wie sie sind oft mit bedrohlichen Adjektiven wie „invasiv“ belegt, gleichzeitig zeigen sie in der Klimakatastrophe besondere Widerstandskräfte. Mitschuld an dieser Klimakrise tragen ja auch nicht die Autos per se, sondern die Treibstoffe, die traditionell für sie verwendet werden.

    Auf der anderen Seite des Dragonerareals gibt es zur Finissage des von Savannah Thümler kuratierten und unter der künstlerischen Leitung von Marenka Krasomil organisierten Projekts eine Performance von Göksu Kunak und ein Filmscreening des kuratorischen Kollektivs EVBG voller Autofilme. Dort wird als Gegengewicht zu Kühns kürzlich noch eingeschneitem Pkw auch Dennis Dizons dampfende Autoinstallation „hotboxx“ (2023) zu sehen sein, die nach Harz riecht (Eingang über Auto Klas).
    Brandneue Kraftstoffe

    Die Installation ist Teil von Dizons künstlerischem Forschungsprojekt „too cool to burn“ über die Harzgewinnung aus Kiefern im Mittelmeerraum. Dieser Harz steht ganz oben auf der Liste der Ersatzstoffe für Erdöl und wird bereits bei bestimmten Tinten und Farben, sowie, je nach Gewinnungsart, sogar als Biokraftstoff gehandelt. Allerdings ist er extrem entflammbar, was bei der steigenden Anzahl an Waldbränden nichts Gutes heißt.

    Autos sind aber nicht nur Umweltfresser und Platzräuber, sondern auch Freiheitsschenker und Rückzugsorte. Zweite Zuhause können nicht nur Lkws, sondern auch Pkws sein. Die imaginäre Fah­re­r*in von Tara Habibzadehs Wagen muss wohl am liebsten „Freed From Desire“ auf ih­ren*s­einen Fahrten gehört haben, dazu für die Pausen Bücher der Genderforscherin Afsaneh Najmabadi. In GALAs Song mischt sich schließlich die Stimme eines jungen Mannes, der Arbeiter in der Ölraffinerie in Abadan beim Streik filmte.

    Ab Mittwoch, den 15. 2., kommt noch für einige Tage Kinga Kielczynskas Installation „XVII“ zur dezentralen Ausstellung dazu. Die Künstlerin wird ihr Vehikel auf dem Gelände der Bauhütte Kreuzberg parken. Sie arbeitete bereits filmisch zum Bialowicza-Urwald in Polen und kennt sich mit bewachsenen Autos aus, die sie zum Beispiel auf der Manifesta 12 in Palermo zeigte oder aber in nicht weiter identifizierten Wäldern ausstellt und fotografisch dokumentiert: Die Welt ohne Mensch, frei nach Alan Weisman.

    Kassettendeck, Platz für etwas Kleingeld und die Hand vom Beifahrersitz aus dem Fenster gestreckt, um mit ihr auf der Luft zu surfen. So könnte auch die Fahrt der zwei Männer in Peng Zuqiangs Super-8-Film „keep in touch“ verlaufen sein bevor sie hier im Wald geparkt haben, um sich – das Auto zwischen ihnen – unentschlossen, aber voneinader angezogen, gegenüber zu stehen. Der experimentelle Kurzfilm, der für die gesamte Projektlaufzeit auf der Webseite zu sehen, ist ein queeres Zeugnis der Zärtlichkeit.

    #Berlin #Kunst #Verkehr

  • Remix 2020. Die Sammlung neu sehen - Bremen
    https://www.art-in.de/ausstellung.php?id=7083#

    Marmorskulptur muss im Depot bleiben: „Adoratio“ von Stephan Sinding ist zu schwer für die neue Dauerausstellung „Remix 2020“

    Seit über 60 Jahren ist „Adoratio“ Teil der Bremer Sammlung. Seither steht die über zwei Meter große Skulptur im Depot. Nun sollte sie erstmals in der Dauerausstellung präsentiert werden. Aber auf Grund der Statik findet die Figur weiterhin keinen Platz in der Sammlung: Die Marmorskulptur ist mit ihren 1,3 Tonnen zu schwer für „Remix 20202“ und muss in Depot bleibt.

    Stephan Sinding (1846 Trondheim – Paris 1922) war ein dänisch-norwegischer Bildhauer. In Dänemark gilt er als Pionier der realistischen Skulptur. Er erhielt mehrere Aufträge für öffentliche Denkmäler. Seine Marmorskulptur „Adoratio“ (Anbetung) war zu seiner Entstehungszeit sehr bekannt. Die zeitgenössische Kunstkritik zeigte sich ergriffen von dieser Darstellung: „…der Mann ist niedergesunken vor der Göttin seines Lebens, der er voll seligen Dankes inbrünstig die zarten Knie küsst.“ Der Erfolg der Skulptur führte dazu, dass sie 1913 von der Nackttänzerin Olga Desmond und ihrem Partner Adolf Salge an einem ihrer sogenannten „Schönheitsabende“ nachgestellt wurde. Das „tableau vivant“ wurde in einer Fotografie festgehalten, die käuflich erworben werden konnte.

    Nach ihrer Entstehung 1907 war die Skulptur bereits kurzzeitig in der Kunsthalle Bremen präsentiert worden. Der Kunstverein erhielt sie dann 1957 als Geschenk. Sie wurde allerdings nicht in die Schausammlung integriert und erscheint auch nicht auf der offiziellen Liste der Schenkungen der Kunsthalle. Das höchst pathetische Werk wurde „nur unter gewissen Vorbehalten“ angenommen.

    Verletzte sie den prüden Zeitgeschmack der 1950er-Jahre?

    Vermutlich wurde die Skulptur, seit sie Teil der Sammlung ist, nie ausgestellt. Im Rahmen von „Remix 2020. Die Sammlung neu sehen“ (ab 6. Juni 2020) sollte sie nun endlich in die Dauerausstellung in einen thematisch passenden Raum integriert werden. Allerdings wurde festgestellt, dass der vorgesehene Raum die 1,3 Tonnen schwere Skulptur nicht tragen würde. So muss die Skulptur weiter im Depot verharren und auf ihren großen Auftritt warten. Die Kustodin Dr. Dorothee Hansen verantwortet den Sammlungsbereich, in den die Skulptur von Sinding fällt: „Wir hätten die Figurengruppe sehr gerne in die neue Dauerausstellung integriert! Beim Publikum hätte sie sicherlich zu viel Diskussion über das Geschlechterverhältnis aber auch über Kitsch geführt. Nun ist das Werk ein Beispiel für die Komplexität einer Sammlung. Gewisse Werke stellen uns vor konservatorische und aber eben auch statische Herausforderungen.

    #Kunst #Skulptur #Geschichte

  • Große Erwartungen an neue Comicgewerkschaft: „Wir verlangen zu wenig und arbeiten zu viel“
    https://www.tagesspiegel.de/kultur/comics/grosse-erwartungen-an-neue-comicgewerkschaft-wir-verlangen-zu-wenig-und

    30.11.2022 von Rilana Kubassa - Comics und vor allem Graphic Novels – also längere Comicerzählungen in Buchform – werden in der Kulturwirtschaft immer sichtbarer. Der Zeitschrift „Buchreport“ zufolge verzeichneten sie auf dem deutschen Buchmarkt im vergangenen Jahr ein zweistelliges Umsatzplus. Trotzdem können bislang hierzulande nur wenige Comicschaffende von ihrer Arbeit leben.

    Ein Grund dafür könnte die mangelhafte Comic-Infrastruktur in Deutschland sein. Förderungen ausschließlich für Comicprojekte sind rar. Berlin lobt als einziges Bundesland seit 2017 explizit Stipendien für Comiczeichner:innen aus. Verglichen mit den zahlreichen Förderungsmöglichkeiten für Literaturprojekte ist dies wenig. Comicschaffende sind jedoch auf Förderungen angewiesen. 

    Um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, hat jetzt eine Gruppe Comicschaffender eine Gewerkschaft gegründet. Anlass dafür war die Einladung des Comickünstlers Nino Bulling zur Documenta 15 im Sommer. Er nutzte sein Budget und lud andere Comicschaffende dazu ein, die 2021 entstandene Idee einer Gewerkschaft gemeinsam weiterzuentwickeln.

    Worum es der Gewerkschaft geht, macht ihr Manifest deutlich: „Mit der Gewerkschaft wollen wir eine Struktur schaffen, an die sich Comicarbeiter*innen mit beruflichen Themen wenden können. Unsere Lebensumstände und Werdegänge sind unterschiedlich, die prekäre Lage von selbstständigen Kulturarbeiter*innen teilen wir jedoch alle.“

    Zum Kernteam gehören die Comickünstlerinnen Jul Gordon aus Hamburg und Sheree Domingo aus Berlin. „Für Comicarbeiter:innen gibt es in Deutschland noch immer kaum Fördermöglichkeiten und Aufenthaltsstipendien“, begründet Gordon ihr Engagement.

    „In der Regel arbeiten wir vereinzelt. Viele von uns fühlen sich allein mit Fragen zu Entlohnung, Bild- und Nutzungsrechten und sozialer Absicherung“, sagt Sheree Domingo. „Unser Traum ist eine Gewerkschaft, die wie eine organische Struktur funktioniert und horizontal strukturiert ist – wie ein Kollektiv mit politischen Forderungen.“
    Geplant sind ein Forum für offenen Austausch und das Aufstellen von Honorartabellen

    Konkret bedeute das etwa, sich in einem Forum offen über das Thema Bezahlung auszutauschen, Informationspools für ausländische Künstler:innen anzubieten und Honorartabellen aufzustellen. „Wir können ja nicht streiken“, so Sheree Domingo. „Aber wenn wir uns vernetzen, können wir Mindestsätze fordern.“

    Eine erste Orientierung in diese Richtung bietet auch der Deutsche Comicverein auf seiner Webseite. Dort ist eine Liste mit empfohlenen Mindesthonoraren angegeben. In der Realität werden diese jedoch oft unterboten.

    Hamed Eshrat, der kürzlich seine Graphic Novel „Coming of H“ veröffentlicht hat, kennt das. „Auftraggebern ist oft nicht bewusst, wie zeitaufwendig und komplex das Zeichnen und Schreiben eines Comics ist. Oft sind es Institutionen oder Vereine, die Themen vorgeben und sagen: ‚illustriert das mal schnell!‘ Das haut so nicht hin. Allein das Verdichten und Reduzieren von Themen und Geschichten, damit sie überhaupt als Comic funktionieren, ist sehr zeitintensiv“, sagt er.

    Wie lange es dauert, einen Comic fertigzustellen, zeigte er unter anderem im September im Anschluss an seine Lesung von „Coming of H“ in der Berliner Bibliothek am Luisenbad – mit Ausschnitten aus seiner Arbeit, vom ersten Entwurf über das Storyboard bis zum fertigen Buch, an dem er rund vier Jahre gearbeitet hat.

    „Auftraggeber holen sich Preise ein, die schon vor 20 Jahren ausbeuterisch waren“, so Eshrat. „Oder sie fragen Student:innen, die in der Regel weniger Geld nehmen. Deren Preise haben aber mit der Realität nichts zu tun.“ Die Aufgabe einer Comic-Gewerkschaft würde für ihn deshalb auch darin bestehen, zu zeigen, dass Arbeit und zeitlicher Aufwand der Comicschaffenden entlohnt werden müssen.

    Seit Anfang September ist die Webseite der Comic-Gewerkschaft online und findet viel Zuspruch in der Szene. Eine empirische Studie soll die Grundlage für zukünftige Forderungen und Arbeitsfelder bilden. Dazu können Comicschaffende noch bis zum 30. November einen Fragebogen auf der Webseite ausfüllen. Zu Redaktionsschluss haben 722 Menschen teilgenommen.
    Menschen, die Carearbeit leisten, werden bei Förderungen und Stipendien benachteiligt

    Die in München lebende Comicautorin Barbara Yelin („Aber ich lebe“) ist gespannt, wie sich die Gewerkschaft entwickelt. „Wir verlangen alle immer zu wenig und arbeiten viel zu viel – und machen dann Auftragsarbeiten, um das auszugleichen“, sagt sie. „Viele Comicschaffende sind am Rande ihrer Kräfte. Die Arbeit noch mit der Familie zu vereinbaren, bedeutet noch mehr Aufgaben. Das bringt mich manchmal zur Verzweiflung.“

    Für Yelin sind deshalb Austausch, Empowerment und Netzwerkarbeit schon lange wichtig. „In Berlin gab es vor 15 Jahren eine Art Wohnzimmersalon, den Ulli Lust und Kai Pfeiffer organisiert haben“, erinnert sie sich. „Das war ein guter Ort für Austausch.“ Auch das 2004 gegründete Illustratorinnen-Kollektiv „Spring“, das jährlich eine Anthologie verschiedener Künstlerinnen herausbringt, nennt sie als wichtiges Netzwerk in ihrer Laufbahn, auch um sich über die Vereinbarkeit von künstlerischer Tätigkeit und Carearbeit auszutauschen.

    Neben Angaben zum Einkommen und zur Ausbildung finden sich im Fragebogen der Comic-Gewerkschaft auch Fragen zur Lebenssituation. „Viele Förderungen haben eine Altersbeschränkung bis 30 Jahre – das ist ungerecht, wenn man Carearbeit geleistet hat oder berufliche Umwege gegangen ist“, findet Jul Gordon. Bei den meisten
    Aufenthaltsstipendien – nicht nur im Bereich Comic – sind zudem Kinder nicht vorgesehen.

    Das erlebt auch Barbara Yelin. „Seitdem ich ein Kind habe, kann ich mich auf viele Stipendien nicht mehr bewerben. Halbtags Comics zu zeichnen ist zudem eine riesige Herausforderung. Und was mache ich bei einem Arbeitsausfall?“ zählt sie einige der Problematiken auf.

    Im aktuellen Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien ist zwar erstmalig auch der Comic als zu förderndes Kulturgut genannt. „Aber die Frage ist, wie die Politik versteht, was wir wirklich brauchen“, gibt Yelin zu bedenken. „Nachwuchsförderung muss niedrigschwelliger und offener ansetzen. Traditionelle Stipendien hingegen sind oft altersbegrenzt, da wird angenommen, dass man als erfahrene:r Künstler:in keine Förderung mehr braucht. Dabei ist Förderung bitter nötig, gerade in teuren Städten wie München.“

    Barbara Yelin ist in München derzeit selbst aktiv für eine stärkere Vernetzung von Comicschaffenden. Das „Comicnetzwerk in Bayern“ wird mit einer strukturellen Förderung des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst unterstützt. Als Mitglied der Illustratoren Organisation (IO) wünscht sie sich, dass die einzelnen Interessenvertretungen mehr miteinander arbeiten.

    Die in Hamburg lebende Comicautorin Birgit Weyhe ist ebenfalls Mitglied der IO. Sie schätzt die Honorartabellen und Informationen zu rechtlichen Fragen, die die Organisation für ihre Mitglieder bereitstellt. „Anhand dessen kann man leichter berechnen, was man verlangen kann“, sagt sie. Das wünscht Weyhe sich auch für Comicschaffende.

    Weyhe gehört wie Barbara Yelin zu den erfolgreichsten Comickünstlerinnen in Deutschland. Gerade war sie mit „Rude Girl“ im Rahmen der Hamburger Literaturpreise als erste Comicschaffende überhaupt für das „Buch des Jahres“ nominiert. „Ich sollte kürzlich eine Freundin in einem Comicworkshop vertreten“, erzählt sie. „Als sie mir sagte, was dafür bezahlt wird, dachte ich, ich falle vom Stuhl. Da wäre ich ins Minus gegangen.“

    Trotzdem kennt sie auch Unsicherheiten. „Wenn ich eine Anfrage absage, habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht weiß, wann die nächste Anfrage kommt. Und ich weiß, dass sicher jemand anders kommen wird, der diesen Auftrag annimmt“, erzählt sie. Eine Gewerkschaft sollte ihrer Meinung nach solche Unsicherheiten ausräumen, indem über angemessene Honorare informiert wird und ein transparenter Austausch stattfindet. „Es ist so wichtig, dass jemand sagt: ‚Nein, mach das nicht! Rechne dir mal den Stundenlohn aus!’“

    Die Gründung einer Interessenvertretung für Comicschaffende könnte für den Comic in Deutschland auch ein weiterer wichtiger Schritt zu dessen Sichtbarmachung als eigenständiges künstlerisches Medium und Kulturgut sein. Zuletzt formulierten Comicschaffende 2013 auf dem Internationalen Literaturfestival Berlin so deutlich ihre Bedarfe in einem Manifest. Entstanden ist daraus etwa der Deutsche Comicverein. Eine zentrale Forderung war schon damals die stärkere Förderung von Comicprojekten.

    Öffentlich verlesen wurde das Manifest 2013 von der Comicautorin Ulli Lust, die seit 2013 Professorin für Illustrative Gestaltung und Comic an der Hochschule Hannover ist. Auch sie findet die Gründung der Gewerkschaft sinnvoll. „Je besser wir vernetzt sind, desto sicherer sind wir in den Forderungen. Ich brauche gar nicht so viel Unterstützung, aber die Jüngeren sind noch unsicher. Mit einer Rechtsberatung tritt man sicherer auf“, sagt sie.

    Comiczeichner Flix („Das Humboldt-Tier“) findet eine Gewerkschaft grundsätzlich gut. Das Manifest von 2013 unterzeichnete er nicht. „Ein guter Comic entsteht daraus, dass er das Herzensprojekt eines Einzelnen ist“, sagte damals dem Tagesspiegel. Auch jetzt äußert er sich skeptisch: „Da die meisten Zeichner:innen ja soloselbständig sind und keinen gemeinsamen Arbeitgeber haben, ist es sicher nicht leicht, Ansatzpunkte zu finden“, gibt er zu bedenken.

    Ab Februar 2023 sollen voraussichtlich erste Mitglieder in die Gewerkschaft aufgenommen werden. Ob Beiträge gezahlt werden sollen, in welcher Form und unter welchem Namen sie läuft und ob sie sich möglicherweise der Freien Arbeiter Union anschließt, ist noch unklar. „Wir sind da bei weitem noch nicht fertig“, so Sheree Domingo. „Eigentlich brauchen wir dabei noch Unterstützung, zum Beispiel Helfer:innen für den Aufbau und finanzielle Mittel, um zum Beispiel die Studie auszuwerten.“

    https://www.comicgewerkschaft.org
    http://www.european-illustrators-forum.com/associations/io-illustratoren-organisation-e-v
    https://illustratoren-organisation.de

    #Gewerkschaft #Kunst #FAU #Comic #Zeichnung #Organisierung

  • Sieben Museen in Berlin, die keinen Eintritt kosten
    https://www.berliner-zeitung.de/ratgeber/berlin-umsonst-und-aussergewoehnlich-sieben-museen-in-berlin-die-ke

    09.10.2022 von Nicole Schulze - In Nicht-Corona-Zeiten liegen die jährlichen Besucherzahlen stadtweit im zweistelligen Millionenbereich. Jedoch sind es auch die kleinen Schätze, die besonderen Ausstellungsperlen, die unsere Museumslandschaft so unverwechselbar und einzigartig machen. Davon möchten wir Ihnen einige vorstellen. Und weil die Zeiten hart sind, wir alle sparen müssen, zeigen wir Ihnen Museen, die Sie komplett gratis besuchen können.

    Tränenpalast
    https://www.hdg.de/en/traenenpalast


    Adresse: #Reichstagufer 17, 10117 #Mitte, direkt am Bahnhof #Friedrichstraße
    https://www.openstreetmap.org/node/8888473363#map=19/52.52091/13.38715

    Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags 9 bis 19 Uhr, am Wochenende 10 bis 18 Uhr

    Energiemuseum
    https://energie-museum.de


    Adresse: #Teltowkanalstraße 9, 12247 #Steglitz, direkt an der Haltestelle Teltowkanalstraße (Bus 186, 283)
    https://www.openstreetmap.org/way/45524990

    Öffnungszeiten: Da das Energiemuseum ehrenamtlich betrieben wird, gibt es keine festen Öffnungszeiten. Wer vorbeikommen möchte, kann telefonisch einen Termin vereinbaren: 030 701777-55 oder -56 (nur dienstags von 10 bis 12 Uhr).

    Militärhistorisches Museum
    https://mhm-gatow.de/de


    Adresse: #Am_Flugplatz #Gatow 33, 14089 #Spandau. Von den Bushaltestellen #Kurpromenade oder #Seekorso (Bus 135) läuft man etwa 10 Minuten. Tipp: Fall Sie mit dem Fahrrad kommen, können Sie von #Wannsee aus mit der Fähre F10 nach #Kladow übersetzen.
    https://www.openstreetmap.org/node/8428338215#map=19/52.47420/13.14174

    Öffnungszeiten: Dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, montags ist geschlossen.

    Archenhold-Sternwarte
    https://www.planetarium.berlin/archenhold-sternwarte


    Achtung: Noch bis zum 20. Oktober läuft eine Sonderausstellung, weshalb der Eintritt bis dahin nicht umsonst ist. Erwachsene zahlen derzeit 15 Euro, Kinder 8 Euro Eintritt.

    Adresse: #Alt_Treptow 1, 12435 #Treptow. Die Sternwarte befindet sich unweit vom Zenner-Biergarten, von der Haltestelle Bulgarische Straße (Bus 165, 166, 265) sind es nur vier Minuten zu Fuß. Sie können auch vom S-Bahnhof #Treptower_Park (Ringbahn, S8, S9, S85) hinlaufen, das dauert 18 Minuten, ist aber ein schöner Spaziergang durch den Park.
    https://www.openstreetmap.org/relation/2309788

    Öffnungszeiten: Freitags von 17 bis 22 Uhr, samstags von 12.30 Uhr bis 22 Uhr, sonntags von 12.30 Uhr bis 17 Uhr.

    Street-Art-Museum Urban Nation
    https://urban-nation.com


    Adresse: #Bülowstraße 7, 10783 #Schöneberg. Vom U-Bahnhof Bülowstraße (U2) sind es nur fünf Minuten zu Fuß
    https://www.openstreetmap.org/node/4708547016

    Öffnungszeiten: Dienstags und mittwochs von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis sonntags von 12 bis 20 Uhr. Montags ist geschlossen.

    Jüdisches Museum
    https://www.jmberlin.de


    Adresse: #Lindenstraße 9–14, 10969 Kreuzberg, vor dem Haus liegt die Haltestelle Jüdisches Museum (Bus 248). Vom U-Bahnhof #Kochstraße / #Checkpoint_Charlie (U6) sind es aber auch nur zehn Minuten zu Fuß.
    https://www.openstreetmap.org/way/302942554

    Öffnungszeiten: täglich 10 bis 19 Uhr.

    Zweiradmuseum
    https://www.ideal-seitenwagen.eu/museum


    Adresse: #Köpenicker_Straße 8, 10997 #Kreuzberg, drei Fußminuten vom U-Bahnhof #Schlesisches_Tor (U1).
    https://www.openstreetmap.org/node/856410965#map=19/52.50268/13.43925

    Öffnungszeiten: Montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.

    Diese Geheimtipps sollte jeder Berliner kennen
    https://www.berliner-zeitung.de/ratgeber/berlin-ausstellung-museum-mal-anders-diese-geheimtipps-sollte-jeder

    03.07.2022

    Industriesalon
    https://www.industriesalon.de/industriesalon


    #Reinbeckstraße 10 in 12459 #Schöneweide, Straßenbahnhaltestelle #Firlstraße (Tram 27, 60, 61, 67).
    https://www.openstreetmap.org/way/199532111

    Öffnungszeiten: Mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

    Classic Remise
    https://remise.de/berlin


    #Wiebestrasse 36-37 in 10553 #Moabit (ca. 10 Minuten vom S-Bahnhof# Beusselstraße, Ringbahn). Der Eintritt ist kostenlos.
    https://www.openstreetmap.org/node/2703829986

    Öffnungszeiten: Montags bis samstags 8 bis 20 Uhr, sonn- und feiertags 10 bis 20 Uhr.

    Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße
    https://www.gedenkort-papestrasse.de


    #Werner-Voß-Damm 54a in 12101 #Tempelhof. Zu erreichen mit der S-Bahn, Haltestelle #Südkreuz (Ausgang #General-Pape-Straße / Werner-Voß-Damm).
    https://www.openstreetmap.org/way/30419819

    Geöffnet ist dienstags bis donnerstags sowie am Wochenende jeweils von 13 bis 18 Uhr, montags und freitags ist geschlossen. Der Eintritt ist kostenlos. Öffentliche Führungen finden immer sonntags um 13 Uhr statt (kostenfrei, Anmeldung nicht erforderlich).

    Computermuseum
    https://computermuseum.htw-berlin.de


    https://www.sammlungen.htw-berlin.de/computermuseum
    Ausstellung im Gebäude C, Campus Wilhelminenhof der HTW Berlin, 6.Etage, #Wilhelminenhofstraße 75a, 12459 #Köpenick. Von der Straßenbahnhaltestelle #Parkstraße (Tram 27, 60, 61, 67) läuft man eine gute Viertel Stunde.
    https://www.openstreetmap.org/node/1632937492#map=19/52.45724/13.52694

    Pandemiebedingt und aufgrund von aktuellen Personalengpässen werden derzeit nur Gruppenführungen angeboten (Anfragen an Frank Burghardt: Frank.Burghardt@HTW-Berlin.de). Erst ab Herbst soll es wieder reguläre Öffnungszeiten geben. Der Eintritt ist kostenlos.

    #Berlin #Tourismus #Museum

    • @sandburg Musée de Pergame avant ou après la rénovation ? Il est payant !


      Voici ce que Peter Weiss a écrit sur l’hôtel de Pergame en 1938. Je m’excuse car je n’ai pas de version numérique allemande. On a détruit l’ancienne présentation où on on entrait dans une pièce consacrée à la contemplation de l’oeuvre antique. Là il semble que l’hôtel soit retourné afin de permettre de faire passer devant des dizaines de milliers de touristes par jour.

      The Aesthetics of Resistance, Volume 1

      All around us the bodies rose out of the stone, crowded into groups, intertwined, or shattered into fragments, hinting at their shapes with a torso, a propped-up arm, a burst hip, a scabbed shard, always in warlike gestures, dodging, rebounding, attacking, shielding themselves, stretched high or crooked, some of them snuffed out, but with a freestanding, forward-pressing foot, a twisted back, the contour of a calf harnessed into a single common motion. A gigantic wrestling, emerging from the gray wall, recalling a perfection, sinking back into formlessness. A hand, stretching from the rough ground, ready to clutch, attached to the shoulder across empty surface, a barked face, with yawning cracks, a wide-open mouth, blankly gaping eyes, the face surrounded by the flowing locks of the beard, the tempestuous folds of a garment, everything close to its weathered end and close to its origin. Every detail preserving its expression, brittle fragments from which the whole could be gleaned, rough stumps next to polished smoothness, enlivened by the play of muscles and sinews, tautly harnessed chargers, rounded shields, erect spears, a head split into a raw oval, outspread wings, a triumphantly raised arm, a leaping heel circled by a fluttering tunic, a clenched fist on a now absent sword, shaggy hounds, their jaws clamped into loins and necks, a falling man, his finger stub aiming at the eye of the beast hanging over him, a charging lion protecting a female warrior, his paw swinging back to strike, hands endowed with bird claws, horns looming from weighty brows, scaly legs coiling, a brood of serpents everywhere, with strangleholds around bellies and throats, darting their tongues, baring sharp teeth, bashing into naked chests.

      These only just created, already dying faces, these tremendous and dismembered hands, these wide-sweeping pinions drowning in the blunt rock, this stony gaze, these lips torn open for a shriek, this striding, stamping, these blows of heavy weapons, this rolling of armored wheels, these clusters of hurled lightning bolts, this grinding underfoot, this rearing and collapsing, this endless straining to twist upward out of grainy boulders. And how gracefully curly the hair, how elaborately gathered and girded the lightweight mantle, how delicate the ornamentation on the straps of the shield, on the bulge of the helmet, how gentle the shimmer of the skin, ready for caresses yet exposed to the relentless rivalry, to slaughter and annihilation. With mask-like countenances, clutching one another and shoving one another away, strangling one another, clambering over one another, sliding from horses, entangled in the reins, utterly vulnerable in nakedness, and yet enrapt in Olympic aloofness, appearing indomitable as an ocean monster, a griffin, a centaur, yet grimacing in pain and despair, thus they clashed with one another, acting at higher behest, dreaming, motionless in insane vehemence, mute in inaudible roaring, all of them woven into a metamorphosis of torture, shuddering, persisting, waiting for an awakening, in perpetual endurance and perpetual rebellion, in outrageous impact, and in an extreme exertion to subdue the threat, to provoke the decision. A soft ringing and murmuring resounded now and again, the echoes of footfalls and voices surrounded us for moments at a time; and then once more, only this battle was near, our gazes glided over the toes in the sandals, bouncing off the skull of a fallen man, over the dying man whose stiffening hand lay tenderly on the arm of the goddess who held him by the hair. The cornice was the ground for the warriors: from its narrow, even strip they threw themselves up into the turmoil, the hooves of the horses banged upon the cornice, the hems of the garments grazed it, and the serpentine legs twisted across it; the ground was perforated at only one place: here, the demoness of the earth rose up, her face hacked away under her eye sockets, her breasts massive in a thin covering, the torn-off clump of one hand lifted in a search, the other hand, asking for a standstill, loomed from the stone edge, and knotty, long-jointed fingers stretched up to the profiled corbel as if they were still underground and were trying to reach the wrist of the open thumbless female hand, they moved along under the cornice, seeking the blurred traces of incised script, and Coppi’s face, his myopic eyes behind glasses with a thin steel frame, approached the letters, which Heilmann deci-hered with the help of a book he had brought along. Coppi turned toward him, attentive, with a broad, sharply drawn mouth, a large, protruding nose, and we gave the opponents in this melee their names and, in the torrent of noises, discussed the causes of the fight. Heilmann, the fifteen-year-old, who rejected any uncertainty, who tolerated no undocumented interpretation, but occasionally also adhered to the poetic demand for a conscious deregulation of the senses, who wanted to be a scientist and a seer, he, whom we nicknamed our Rimbaud, explained to us, who were already about twenty years old and who had been out of school for four years by now and were familiar with the world of labor and also with unemployment, while Coppi had spent a year in prison for circulating subversive literature —

      Heilmann explained to us the meaning of this dance round, in which the entire host of deities, led by Zeus, were striding toward vicory over a race of giants and fabulous creatures. The Giants, the sons of the lamenting Gaea, in front of whose torso we were now standing, had blasphemously mutinied against the gods; but other struggles that had passed across the kingdom of Pergamum were concealed under this depiction. The regents in the dynasty of the Attalids had ordered their master sculptors to translate the swift transience, paid for with thousands of lives, to a level of timeless permanence, thereby putting up a monu-ment to their own grandeur and immortality. The subjugation of the Gal-lic tribes invading from the north had turned into a triumph of aristocratic purity over wild and base forces, and the chisels and mallets of the stone carvers and their assistants had displayed a picture of incontestable order to make the subjects bow in awe. Historic events appeared in mythi-cal disguise, enormously palpable, arousing terror, admiration, yet not understandable as man-made, but endurable only as a more-than-personal power that wanted enthralled, enslaved people galore, though few at the top, who dictated destinies with a mere stirring of the finger. The populace, when trudging by on solemn days, scarcely dared to glance up at the effigy of its own history, while—along with the priests—the philosophers and poets, the artists from elsewhere, all full of factual knowledge, had long since walked around the temple; and that which, for the ignorant, lay in magical darkness was, for the informed, a handicraft to be soberly assessed. The initiates, the specialists talked about art, praising the harmony of movement, the coordination of gestures; the others, however, who were not even familiar with the concept of “cultured,” stared furtively into the gaping maws, felt the swoop of the paw in their own flesh.

      The work gave pleasure to the privileged; the others sensed a segregation under a draconian law of hierarchy. However, a few sculptures, said Heilmann, did not have to be extracted from their symbolism; the falling man, the man of Gaul taking his own life, showed the immediate tragedy of a concrete situation; but these sculptures, replied Coppi, had not been outside, they had remained among the trophies in the throne rooms, purely in order to indicate from whom the shields and helmets, the bundles of swords and spears had been taken. The sole aim of the wars was to safeguard the territories of the kings. The gods, confronted with the spirits of the earth, kept the notion of certain power relationships alive. A frieze filled with anonymous soldiers, who, as tools of the higher-ups, fought for years, attacking other anonymous soldiers, would have altered the attitude toward those who served, boosting their position; the kings, not the warriors, won the victories, and the victors could be like the gods, while the losers were despised by the gods. The privileged knew that the gods did not exist, for they, the privileged, who donned the masks of the gods, knew themselves. So they were even more insistent on being surrounded with splendor and dignity. Art served to give their rank, their authority the appearance of the supernatural. They could permit no skepticism about their perfection. Heilmann’s bright face, with its regular features, bushy eyebrows, and high forehead, had turned to the demoness of the earth. She had brought forth Uranus, the sky, Pontus, the sea, and all mountains. She had given birth to the Giants, the Titans, the Cyclopes, and the Furies. This was our race. We evaluated the history of the earthly beings. We looked up at her again, the demoness stretching out of the ground. The waves of loosened hair flowed about her. On her shoulder, she carried a bowl of pomegranates. Foliage and grape vines twirled at the back of her neck. The start of the lips, begging for mercy, was discernible in the raw facial plane, which veered sideways and upward. A gash gaped from her chin to her larynx. Alcyoneus, her favorite son, slanted away from her while dropping to his knees. The stump of his left hand groped toward her. She was still touching his left foot, which dangled from his stretched and shattered leg. His thighs, abdomen, belly, and chest were all tensing in convulsions. The pain of death radiated from the small wound inflicted between his ribs by the venomous reptile. The wide, unfurled wings of the kingfisher, growing from his shoulder, slowed down his plunge. The silhouette of the burst-off face above him, with the hard line of the neck, of the hair, which was tied up and tucked under the helmet, spoke of the pitilessness of Athena. As she swung forward, her wide, belted cloak flew back. The downward glide of the garment revealed, on her left breast, the scale armor with the small, bloated face of Medusa. The weight of the round shield, her arm thrust into its thong, pulled her along to new deeds. Nike, leaping up, with mighty wings, in loose, airy tunics, held the wreath, invisible but implied by the gesture, over her head. Heilmann pointed: at the dissolving goddess of the night, Nyx, who, with a loving smile, was hurling her vessel full of serpents toward a downcast creature; at Zeus, who, in his open, billowing cloak, was using his woolen aegis, the goatskin of doom, to whip down three adversaries; and at Eos, the goddess of dawn, who was riding like a cloud in front of the rising team of the naked sun god, Helios.

      Thus, he said gently, a new day dawns after the dreadful butchery, and now the glass-covered room became noisy with the scraping of feet on the smooth floor, with the ticking echoes of shoe soles on the steep steps leading up the reconstructed western façade of the temple to the colonnades of the interior court. We turned back toward the relief, which throughout its bands demonstrated the instant when the tremendous change was about to take place, the moment when the concentrated strength portends the ineluctable consequence. By seeing the lance immediately before its throw, the club before its whizzing plunge, the run before the jump, the hauling-back before the clash, our eyes were driven from figure to figure, from one situation to the next, and the stone began to quiver all around us. However, we missed Heracles, who, according to the myth, was the only mortal to ally himself with the gods in the battle against the Giants; and, combing the immured bodies, the remnants of limbs, we looked for the son of Zeus and Alcmene, the earthly helper whose courage and unremitting labor would bring an end to the period of menace. All we could discern was a sign bearing his name, and the paw of a lion’s skin that had cloaked him; nothing else testified to his station between Hera’s four-horse team and Zeus’s athletic body; and Coppi called it an omen that Heracles, who was our equal, was missing, and that we now had to create our own image of this advocate of action. As we headed toward the low, narrow exit on the side of the room, the red armbands of the men in black and brown uniforms shone toward us from the whirling shifts in the throng of visitors; and whenever I spotted the emblem, rotating and chopping in the white, round field, it became a venomous spider, ruggedly hairy, hatched in with pencil, ink, or India ink, under Coppi’s hand, as I knew it from the class at the Scharfenberg Institute, where Coppi had sat at the next desk, doodling on small pictures, cards from cigarette packs, on illustrations clipped from newspapers, disfiguring the symbol of the new rulers, adding warts, tusks, nasty creases, and rivulets of blood to the plump faces looming from the uniform collars. Heilmann, our friend, also wore the brown shirt, with rolled-up sleeves, the shoulder straps, the string for the whistle, the dagger on the short pants; but he wore this garb as a disguise, camouflaging his own knowledge and camouflaging Coppi, who was coming from illegal work, and camouflaging me, who was about to leave for Spain. And thus, on the twenty-second of September, nineteen thirty-seven, a few days before my departure, we stood in front of the altar frieze, which had been brought here from the castle mountain of Pergamum to be reconstructed, and which, painted colorfully and lined with forged metals, had once reflected the light of the Aegean sky. Heilmann indicated the dimensions and location of the temple, as the temple, still undamaged by sandstorms or earthquakes, pillage or plunder, had shown itself on a protruding platform, on the terraced hill of the residence, above the city known today as Bergama, sixty-five miles north of Smyrna, between the narrow, usually dried-out rivers Keteios and Selinos, gazing westward, across the plain of Caicus, toward the ocean and the isle of Lesbos, a structure with an almost square ground plan, one hundred twenty by one hundred thirteen feet, and with a perron sixty-five feet wide, the whole thing dedicated by Eumenes II, to thank the gods for helping him in his war — the construction having begun one hundred eighty years before our era and lasting for twenty years, the buildings visible from far away, included among the wonders of the world by Lucius Ampelius in his Book of Memorabilia, second century a.d., before the temple sank into the rubble of a millennium.

      And has this mass of stone, Coppi asked, which served the cult of princely and religious masters of ceremony, who glorified the victory of the aristocrats over an earthbound mix of nations—has this mass of stone now become a value in its own right, belonging to anyone who steps in front of it.

      It was no doubt highbred figures who trod barbaric mongrels underfoot here, and the sculptors did not immortalize the people who were down in the streets, running the mills, smithies, and manufactories, or who were employed in the markets, the workshops, the harbor shipyards; besides, the sanctuary on the thousand-foot-high mountain, in the walled district of the storehouses, barracks, baths, theaters, administration buildings, and palaces of the ruling clan, was accessible to the populace only on holidays; no doubt, only the names of some of the master artists were handed down, Menecrates, Dionysades, Orestes, and not the names of those who had transferred the drawings to the ashlars, had defined the intersections with compasses and drills, and had practiced expertly on some veins and shocks of hair, and nothing recalled the peons who fetched the marble and dragged the huge blocks to the oxcarts, and yet, said Heilmann, the frieze brought fame not only for those who were close to the gods but also for those whose strength was still concealed, for they too were not ignorant, they did not want to be enslaved forever, led by Aristonicus they rebelled at the end of the construction, rising up against the lords of the city. Nevertheless the work still incorporated the same dichotomy as at the time of its creation. Destined to emanate royal power, it could simultaneously be questioned about its peculiarities of style, its sculptural persuasiveness. In its heyday, before falling to the Byzantine Empire, Pergamum was renowned for its scholars, its schools and libraries, and the special writing pages of cured, fleshed, and buffed calfskin made the fruits of poetic invention, of scholarly and scientific investigation permanent. The silence, the paralysis of those fated to be trampled into the ground continued to be palpable. They, the real bearers of the Ionian state, unable to read or write, excluded from artistic activity, were only good enough to create the wealth for a small privileged stratum and the necessary leisure for the elite of the mind. The existence of the celestials was unattainable for them, but they could recognize themselves in the kneeling imbruted creatures. The latter, in crudeness, degradation, and maltreatment, bore their features. The portrayal of the gods in flight and of the annihilation of urgent danger expressed not the struggle of good against evil, but the struggle between the classes, and this was recognized not only in our present-day viewing but perhaps also back then in secret glimpses by serfs. However, the afterdays of the altar were likewise determined by the enterprising spirit of the well-to-do. When the sculptural fragments that had lain buried under the deposits of Near Eastern power changes came to light, it was once again the superior, the enlightened who knew how to use the valuable items, while the herdsmen and nomads, the descendants of the builders of the temple, possessed no more of Pergamum’s grandeur than dust.

      But it was a waste of breath complaining, said Heilmann, for the preservation of the showpiece of Hellenic civilization in a mausoleum of the modern world was preferable to its traceless entombment in Mysian detritus. Since our goal was to eliminate injustice, to wipe out poverty, he said, and since this country too was only going through a transition, we could imagine that this site would some day demonstrate the expanded and mutual ownership intrinsic in the monumentality of the formed work. And so, in the dim light, we gazed at the beaten and dying. The mouth of one of the vanquished, with the rapacious hound hanging over his shoulder, was half open, breathing its last. His left hand lay feeble on the forward-charging leather-shod foot of Artemis, his right arm was still raised in self-defense, but his hips were already growing cold, and his legs had turned into a spongy mass. We heard the thuds of the clubs, the shrilling whistles, the moans, the splashing of blood. We looked back at a prehistoric past, and for an instant the prospect of the future likewise filled up with a massacre impenetrable to the thought of liberation. Heracles would have to help them, the subjugated, and not those who had enough armor and weapons. Prior to the genesis of the figurations, there had been the bondage, the enclosure in stone. In the marble quarries on the mountain slopes north of the castle, the master sculptors had pointed their long sticks at the best blocks while eying the Gallic captives toiling in the sultry heat. Shielded and fanned by palm branches, squinting in the blinding sun, the sculptors took in the rippling of the muscles, the bending and stretching of the sweating bodies. The defeated warriors, driven here in chains, hanging from ropes on the rock faces, smashing crowbars and wedges into the strata of glittering, bluish white, crystalline-like limestone, and transporting the gigantic ashlars on long wooden sleds down the twisting paths, were notorious for their savagery, their brutal customs, and in the evenings the lords with their retinues passed them timidly when the stinking prisoners, drunk on cheap rotgut, were camping in a pit. Up in the gardens of the castle, however, in the gentle breeze wafting up from the sea, the huge bearded faces became the stuff of the sculptors’ dreams, and they remembered ordering one man or another to stand still, opening his eye wide, pulling his lips apart to view his teeth, they recalled the arteries swelling on his temples, the glistening nose, zygomas, and forehead emerging from the cast shadows.They could still hear the lugging and shoving, the stemming of shoulders and backs against the weight of the stone, the rhythmic shouts, the curses, the whip cracks, the grinding of sled runners in the sand, and they could see the figures of the frieze slumbering in the marble coffins. Slowly they scraped forth the limbs, felt them, saw forms emerge whose essence was perfection.

      With the plundered people transferring their energies into relaxed and receptive thoughts, degradation and lust for power produced art. Through the noisy maelstrom of a school class we pushed our way into the next room, where the market gates of Miletus loomed in the penumbra.

      At the columns flanking the gates, which had led from the town hall of the port to the open emporium, Heilmann asked whether we had noticed that inside, in the altar room, a spatial function had been inverted, so that exterior surfaces had become interior walls. In facing the western perron, he said, we had our backs to the eastern side, the rear of the temple, that is, in its merely rudimentary reconstruction, and the unfolded southern frieze stretched out to the right while the relief on the northern cornice ran to the left. Something the viewer was to grasp by slowly circling it was now surrounding him instead.

      This dizzying procedure would ultimately make us understand the Theory of Relativity, he added when, moving a few centuries deeper, we walked along the claybrick walls that had once stood in the cluster of Nebuchadnezzar’s Babylonian towers, and we then suddenly stepped into an area where yellowing leaves, whirring sunspots, pale-yellow double-decker buses, cars with flashing reflections, streams of pedestrians, and the rhythmic smashing of hobnailed boots demanded a readjustment in our bearings, a new indication of our whereabouts. We are now, said Coppi, after we crossed the square between the museum, the cathedral, and the Armory Canal, in front of the motionless fieldgray steel-helmeted sentries at the monument, whose dungeon still has room enough for the mangled marchers who, having bled to death, are en route here, willing or not, in order to lie down under the wreaths with silk ribbons. Heilmann, beneath the foliage of the Lindens, pointed between the Brothers Humboldt, who, enthroned loftily in armchairs with griffin feet, were brooding over open books, and he motioned across the wide forecourt, toward the university, where, reckoning with an accelerated high school diploma, he intended to study foreign affairs. He already knew English and French, and at the night school where we had met him, he had been seeking contacts for teaching him the taboo Russian language.

      The municipal night school, a gathering place for proletarians and renegade burghers, had been our chief educational institution after Coppi had left the Scharfenberg School Island at sixteen, and I, one year later, had likewise taken my last ferry to the mainland near Tegel Forest. Here, basic courses on Dostoyevsky’s and Turgenev’s novels served for debates on the prerevolutionary situation in Russia, just as lectures on economics guided us in our perusal of Soviet economic planning. The Association of Socialist Physicians plus scholarships from the Communist Party, where Coppi belonged to the Youth Organization, had enabled us to attend the Scharfenberg School, a progressive institution at that time. Our chief advocate had been Hodann, a municipal physician, head of the Health Office of the Reinickendorf district and director of the Institute of Sexology. We had met him at the question-and-answer evenings in the Ernst Haeckel Auditorium, and until his imprisonment and escape in nineteen thirty-three we often participated in the regular discussions on psychology, literature, and politics taking place every second week at his home in a settlement on Wiesener Strasse, Tempelhof. After the summoning of the National Socialist government, known as the Machtübernahme, the takeover of power, when it was no longer possible for us to go to school, Coppi had begun training at Siemens, and I had gotten a job as a shipping clerk at Alfa Laval, where my father had been foreman in the separator assembly department.

      #Berlin #Pergamonmuseum #Mitte #Kupfergraben #Bodestraße #Kunst #Geschichte

  • »Es geht nicht um Eitelkeit« - Der chinesische Exil-Künstler Ai Weiei über die Hoffnungen der Unterdrückten
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1159686.ai-weiwei-es-geht-nicht-um-eitelkeit.html

    16.12.2021 von Philipp Hedemann -
    Ai Weiwei, was bedeutet Ihnen persönlich Freiheit?

    Freiheit ist für mich fast wie eine Religion. Zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten kann Freiheit etwas sehr Unterschiedliches bedeuten. Aber ich glaube, dass es in unserem Herzen immer und überall etwas sehr Tiefgründiges, sehr Geheimnisvolles gibt, und dass wir begierig darauf sind, herauszufinden, was genau es ist. Dazu braucht man Freiheit. Deshalb ist Freiheit für mich kein Ziel, sondern immer nur eine Richtung. Niemand hat echte Freiheit jemals gesehen. Freiheit erfordert ständigen Kampf.

    Führen Sie diesen Kampf?
    Der Kampf um Freiheit ist der wichtigste Kampf meines Lebens. Es sollte der wichtigste Kampf in jedem Leben sein. Ich bin mir dessen sehr bewusst und führe deshalb permanent diesen Kampf. Aber viele Menschen haben das Pech - oder das Glück? -, dass sie sich dessen nicht bewusst sind.

    Muss die Welt Angst vor China haben?

    Es wäre so, als ob eine Eiche Angst vor einer Birke oder einem Ahornbaum hätte. Es sind einfach unterschiedliche Bäume. Ein Problem wird daraus nur, wenn ein Baum so groß wird, dass seine Krone den anderen Bäumen das Licht nimmt und seine Wurzeln das ganze Wasser aufsaugen. Zwischen den Bäumen herrscht deshalb ein ständiger Kampf. Solange man auf seine eigene Identität vertraut, muss man keine Angst vor diesem Kampf haben. Allerdings: China ist heutzutage nicht nur ein Baum, es ist ein Wald. Und China pflanzt in Afrika, Südamerika und Europa weiterhin fleißig Bäume. Manchmal kommt es vor, dass eine invasive Art einheimische Arten verdrängt.

    Also ist Angst vor China berechtigt?

    China hat zweifelsohne großes Potenzial und die Fähigkeit zu verdrängen. Wenn die anderen Bäume sich nicht hartnäckig wehren, dann wird China die Oberhand gewinnen. Das ist klar! Die chinesischen Bäume sind sehr stark. China hat definitiv den Willen, eine Supernation zu werden und die Welt wirtschaftlich und kulturell zu dominieren.

    Vor zehn Jahren wurden Sie in China wegen angeblicher Steuerhinterziehung festgenommen und saßen 81 Tage in Haft. Hätten Sie Angst, erneut verhaftet zu werden, wenn Sie nach China zurückgingen?

    Ginge ich zurück nach China, könnte es jederzeit passieren. Vor der Haft hätte ich keine Angst. Aber ich fürchte, dass sie mich anders leiden lassen würden.

    Wie könnte das geschehen?

    Indem sie meine Beziehungen zur Realität abschneiden. Indem sie mich in einem Raum isolieren und mich weder meinen Anwalt noch meine Mutter anrufen lassen. Das würde bedeuten, dass das Leben beendet ist, bevor man stirbt. Ich hätte Angst, dass sie dafür sorgen würden, dass meine Stimme nicht mehr gehört werden kann. Außerdem möchte ich nicht, dass mein Sohn seinen Vater so früh verliert. Er ist erst zwölf Jahre alt.

    Sie haben von 2015 bis 2019 in Berlin gelebt, gearbeitet und gelehrt. Aber in Ihrer jetzt erschienenen Autobiografie erwähnen Sie Berlin kaum. Haben Sie gerne in Berlin gelebt?

    Nein! Alle mögen Berlin. Ich nicht. Ich mag den Sonnenschein, aber in Berlin sind die Winter kalt und lang. Außerdem: Berlin ist zu dreckig und zu faul. Was ist bloß mit dieser Stadt los? Niemand schneidet dort einen Baum oder kehrt die Straße. Alles ist so kaputt! Dabei gibt es in Berlin doch so viele Migranten. Gebt ihnen einfach ein wenig Geld und lasst sie die Arbeit machen. Aber das passiert nicht! Berlin ist eine Stadt ohne Hoffnung. Man kann doch nicht die drittmächtigste Nation der Welt sein, aber eine Hauptstadt wie ein Dritte-Welt-Land haben! Gucken Sie sich doch nur den Flughafen und die Infrastruktur an! Außerdem gefällt es mir nicht, dass die Taxifahrer in Berlin alle aus der Türkei kommen.

    Was für ein Problem haben Sie mit Taxifahrern aus der Türkei?

    Dass sie in dritter Generation in Berlin leben und immer noch Taxi fahren. Das ist für mich kein gutes Zeichen.

    Es ist nicht das erste Mal, dass Sie hart über Berlin und Deutschland urteilen. Als Sie vor zwei Jahren von Berlin nach Cambridge gezogen sind, haben Sie über Deutschland unter anderem gesagt, es sei autoritär, fremdenfeindlich, bigott und intolerant. Viele empfanden Ihre Kritik als sehr pauschal und ungerechtfertigt.

    Niemand mag mich. Aber das mag ich. Denn ich bin in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der mich niemand mochte.

    Dass Sie in Deutschland niemand mag, stimmt nicht. Als Sie inhaftiert waren, hat die deutsche Regierung sich zusammen mit deutschen Künstlern, Menschenrechtlern und Wissenschaftlern vehement für Ihre Freilassung eingesetzt. Viele waren auch deshalb von Ihrem Deutschland-Bashing schockiert. Sind Sie undankbar?

    Nein, ich bin dankbar für das, was Deutschland für mich getan hat. Aber wenn die Deutschen zu mir sagen. »Wir haben Dein Leben gerettet. Wir haben für Dich bezahlt. Sei gefälligst dankbar«, dann höre ich das nicht gerne. Als ich in Berlin gelebt habe, mochte ich es nicht, dass ich als jemand gesehen wurde, der etwas zurückzahlen müsse.

    Sehen Sie sich als Helden?

    Nein. Im Westen sehen mich manche als Helden, der gegen die Kommunisten gekämpft hat. Aber ich bin nur ein Mann, der für Recht und Freiheit einsteht.

    Kann Kunst autoritäre Regime stürzen?

    Das glaube ich nicht. Zwar haben autoritäre Staaten wie China Angst vor der Kunst, weil sie im direkten Zusammenhang mit der Meinungsfreiheit steht. Aber diese autoritären Staaten lassen sich nicht von der Kunst besiegen. Ihre Systeme sind stärker und mächtiger als die Kunst.

    Sie haben Fans auf der ganzen Welt. Genießen Sie es, bewundert zu werden?

    Ja.

    Warum?

    Weil ich sehe, dass ich Licht in das Leben vieler Menschen bringe. Ich erhalte viel Unterstützung von hart arbeitenden Menschen. Das können Lastwagenfahrer, Verkäufer, Köche oder Museumswärter sein. Sie sagen zu mir: »Weiwei, Du drückst etwas aus, was ich nie sagen könnte. Bitte mach weiter so.«

    Schmeichelt das Ihrer Eitelkeit?

    Es geht nicht um Eitelkeit. Es geht um Verantwortung. Ich habe das Gefühl, dass ich die Hoffnung vieler Menschen erfüllen muss. Vor allem die Hoffnung von Menschen, deren Rechte eingeschränkt sind.

    Sind Sie eitel?

    Nein. Ich habe gesehen, wie mein Vater, Chinas größter Dichter, jahrelang öffentliche Latrinen putzen musste, nachdem er bei den Kommunisten in Ungnade gefallen war. Wie könnte ich da eitel sein?

    Betrachten Sie sich als den größten lebenden Künstler?

    Natürlich. Wer könnte besser sein als ich?

    Meinen Sie das ironisch?

    Natürlich! Ich wollte nie einer der sogenannten großen, wichtigen oder guten Künstler sein; ich wollte immer nur ein aufrichtiger sein, ein von jeglicher Macht unabhängiger und unabhängig denkender Künstler.

    Was treibt Sie an, Kunst zu schaffen?

    Es geht mir um Ästhetik, Moral und Philosophie. Aber ehrlich gesagt: Ich habe keine große Motivation mehr, Kunst zu schaffen.

    Warum?

    Weil ich genug gemacht habe. Ich bin der meistausgestellte Künstler der Welt. Aber es gibt so viele Dinge, die ich noch nie gemacht habe. Ich könnte jeden Tag sterben, und dann würde ich es sehr bedauern, wenn ich mein ganzes Leben lang nur Kunst gemacht hätte.

    Was wollen Sie stattdessen tun?

    Vielleicht pflanze ich Bäume oder baue etwas. Oder ich verbringe mehr Zeit mit meinem Sohn. Oder ich schreibe noch ein Buch. Oder ich drehe weitere Filme.

    Werden Sie künftig weniger Kunst schaffen?

    Ja, ich denke schon.

    Das könnte dazu führen, dass die Preise für Ihre Werke in die Höhe schießen ...

    Die Leute sollen warten, bis ich sterbe. Dann werden die Preise richtig in die Höhe schnellen. Allzu lange wird es nicht mehr dauern.

    Schon jetzt werden Millionen für Ihre Werke gezahlt. Halten Sie das für angemessen?

    Die Preise für meine Kunst sind zu niedrig.

    Vor nicht allzu langer Zeit haben Sie noch gesagt, die Preise seien zu hoch!

    Betrachtet man den Wert der Kunst, ist der Preis zu niedrig. Betrachtet man die Materialkosten, ist der Preis zu hoch.

    Sie sind 2009 im Alter von 52 Jahren Vater geworden. Sind Sie ein guter Vater?

    Ich weiß es nicht. Mein Sohn sagt, ich sei ein guter Vater. Aber er sagt auch: »Du bist ständig unterwegs.« Ich erkläre ihm dann, dass ich nicht nur sein Vater sein kann, sondern auch mein eigenes Leben leben muss.

    Finden Sie selbst auch, dass Sie ein guter Vater sind?

    Nicht gut genug. Ich bin gut darin, auf seine Bedürfnisse einzugehen. Mein Vater ist nie auf meine Bedürfnisse eingegangen. Nie! Er gab mir viel Kunst und Poesie, aber konnte mir nie einen Pfennig geben. Finanziell kann ich meinen Sohn unterstützen, aber ich weiß nicht, ob ich ihm auch wirklich helfen kann.

    Wie möchten Sie in Erinnerung bleiben?

    Auf meinen Grabstein soll stehen. »Dieser Mann hat gelebt und nichts erreicht.«

    Ist das wieder Ironie?

    Nein. Wenn wir uns die Welt ansehen, sehen wir so viele Menschen, die immer noch ohne Licht in der Dunkelheit leben. Also haben wir alle zu wenig erreicht.

    Ai Weiwei
    Er ist einer der wichtigsten Künstler der Gegenwart und einer der lautesten Kritiker Chinas. Jetzt ist Ai Weiweis Autobiografie »1000 Jahre Freud und Leid« im Penguin Verlag erschienen. Als Kind hat der heute 64-Jährige erlebt, wie sein Vater, der Dichter Ai Quing, verbannt wurde und mit ihm in einer Erdhöhle lebte. Ai Weiwei studierte dennoch an der Filmhochschule in Peking, lebte in New York und kehrte 1993 nach China zurück, äußerte er sich immer wieder regimekritisch.

    2011 wurde er verhaftet und nach 81 Tagen Haft freigelassen. Als er 2015 seinen Pass zurückerhielt, ging er ins Exil – zuerst nach Berlin, dann ins britische Cambridge und seit dem Frühjahr 2021 lebt er in der portugiesischen Kleinstadt Montemor-o-Novo. Im Interview mit Philipp Hedemann spricht Ai Weiwei über die Angst vor einem übermächtigen China, warum er Berlin nicht mag, und er verrät, warum er in Zukunft weniger Kunst machen möchte.

    #Kunst #Taxi #Berlin #Türkei

  • Biosphere 2: Das Menschenexperiment unter Glas
    https://diasp.eu/p/11642797

    Biosphere 2: Das Menschenexperiment unter Glas

    https://1e9.community/t/biosphere-2-das-menschenexperiment-unter-glas/5186

    Vor fast 30 Jahren startete in der Wüste von #Arizona ein unvergleichliches Experiment. Acht Menschen ließen sich in einer überdachten Nachbildung verschiedener Biotope einsperren. Der Versuch sollte beweisen, dass es möglich ist, auf anderen Planeten eine neue Erde zu schaffen. Doch schon bald wurde die Luft knapp und das #Experiment zum Skandal. Denn hinter der Biosphere 2 standen nicht #Wissenschaftler, sondern eine #Theatergruppe. Und dann kam auch noch Trump-Berater #Steve_Bannon.

    Von Michael Förtsch

    Es sind Szenen wie aus einem #Science-Fiction-Film. Acht Menschen in futuristischen Overalls stehen aufgereiht vor einem riesigen Gebäude, das an ein (...)

    • ... einem riesigen Gebäude, das an ein überdimensioniertes Gewächshaus erinnert. Hinter den Glasscheiben lassen sich Schlingpflanzen, Palmen und andere exotische Gewächse erspähen. Während Medienvertreter mit Filmkameras und Fotoapparaten um die Leute in den Overalls herumschwirren, gehen diese durch eine enge Stahlluke ins Innere des Gebäudes. Sie winken noch einmal, um sich zu verabschieden, als ob sie eine lange Reise antreten würden. Dann schwingt hinter ihnen eine dicke Stahltür zu, die mit einem Ruck an einem Hebel verschlossen wird. Sie durchquere eine Luftschleuse. „Es ist ein unglaublicher Moment“, sagt ein Mann aus der Gruppe. „Die Zukunft beginnt hier.“

      Obwohl diese Bilder, die nur noch in VHS-Qualität zu finden sind, sehr an eine Hollywood-Filmproduktion erinnern, sind sie echt. Tatsächlich ließen sich Anfang der 1990er-Jahre acht Menschen auf ein wahnwitziges Experiment ein. In der Wüste von Arizona ließen sie sich in die Biosphere 2 einschließen, eine unter Glas und Stahl eingeschlossene Kunstwelt, die eine zweite Erde simulieren sollte – in Vorbereitung und der Hoffnung, irgendwann auf Raumschiffen und anderen Planeten Mini-Versionen unsere Heimatwelt aufbauen zu können. Jedoch verlief das Experiment alles andere als problemlos – und brachte die Probanden, ihre körperliche und ihre geistige Gesundheit an den Rand des Zusammenbruchs.

      Es ist ein unglaublicher Moment. Die Zukunft beginnt hier.

      Heute scheint das kuriose und einst weltweit mit Interesse verfolgte Projekt vergessen – oder höchstens als spektakulärer Fehlschlag in der kollektiven Erinnerung. „Ich hatte jedenfalls nichts davon gewusst – bis ich mit meiner Recherche anfing“, sagt Matt Wolf gegenüber 1E9, der mit Spaceship Earth eine umfangreiche Dokumentation über die Geschichte von Biosphere 2 gedreht hat. Tatsächlich wird erst in Rückschau klar, wie gewagt, sonderbar und zugleich auch wegweisend der Versuch war. Entsprungen ist die Idee nämlich keiner wissenschaftlichen Fachgruppe oder einer Universität, sondern etwas, das manche durchaus als Theatertruppe oder Sekte bezeichnen könnte.

      Es begann mit John

      Zwei Jahre reiste der Ingenieur, Metallurg und Harvard-Absolvent John Polk Allen Anfang der 1960er-Jahre durch die Welt. Er hatte eine durchaus erfolgreiche Karriere bei Forschungs- und Industrieunternehmen wie dem Battelle Institute, der Allegheny Ludlum Steel Corporation und der Development and Resources Corporation begonnen. Aber er gab sie auf, um stattdessen die Ursprünge und Lehren von Stammeskulturen in Nepal, Thailand, Singapur, Vietnam, den Philippinen und anderen Ecken der Welt zu studieren. Als er wieder in die USA zurückkehrte, wollte er nicht in sein altes Leben zurück, sondern sich Kunst, Kultur, dem Leben und der Erde verschreiben.

      Daher kaufte Allen 25 Kilometer südlich von Santa Fe in New Mexico ein billiges Stück Land, wo er fortan mit Gleichgesinnten alternative Kultur-, Gesellschafts- und Lebensformen erforschen wollte. Tatsächlich entstand auf dem trockenen Boden binnen weniger Jahre die sogenannte Synergia Ranch , ein wilder Mix aus Ökodorf und Gegenkultur -Kommune, der insbesondere durch die von Allen gegründete Gruppe namens Theatre of All Possibilities einiges Aufsehen erregte. Das Theatre of All Possibilities war, wie der Dokumentarfilmer Matt Wolf beschreibt, „zu Anfang wirklich eine Theater- und #Aktionskunst -Gruppe“.

      Die Truppe wurde von John Allen selbst geleitet, und zwar, je nachdem, wer über die Jahre befragt wurde, entweder mit sanfter Hand oder unbarmherziger Härte . Allen schrieb Stücke und erdachte Performances, die die Mitglieder aufführten und organisierte Vorträge von Wissenschaftlern, Philosophen und Denkern, denen alle beiwohnten. Aber nach und nach habe sich die Gruppe „in immer praktischere Unternehmungen verstrickt“, wie Wolf erzählt. Oder, wie Mark Nelson, einer von Allens Weggefährten in der Dokumentation sagt: „#Kunst? #Geschäft? #Ökologie? #Technologie? Wir wollten das alles tun!“

      In der Zeit zwischen den Vorstellungen machte die Truppe daher das öde Land der Synergia Ranch fruchtbar, konstruierte eine Halle nach Vorbild der Buckminster-Fuller-Kuppeln und ging dann nach Oakland, Kalifornien um ein Schiff zu konstruieren: die rund 25 Meter lange RV Heraclitus . Die wurde unter Leitung der zu dieser Zeit gerade einmal 19-jährigen Margret Augustine aus einem Holzrahmen, Ferrozement, Metallschrott und einem alten Dieselmotor gebaut. Keiner der Beteiligten hatte Erfahrung. Dennoch stach das Schiff 1975 in See. Mit ihr segelte das Theatre of All Possibilities, das zwischenzeitlich für seine Forschungsprojekte die seriöser klingende Stiftung Institute for Ecotechnics gegründet hatte, um die Welt – und startete allerorten allerlei Projekte.

      Die Mitglieder riefen eine Kunstgalerie in London ins Leben, errichteten ein Hotel in Kathmandu, betrieben eine Viehfarm in Australien, arbeiteten mit der Universität von Mumbai, pflanzten Bäumen und beackerten erfolgreich eine Farm in Puerto Rico. Sie beobachteten Wale in der Antarktis, sammelten Forschungsdaten über die Tiere im Amazonas und dokumentierten Korallenriffe in den Tropen. „Wir tourten um die Welt“, sagt Allen in der Dokumententation Spaceship Earth. „Wir waren überall.“

      […]

      #arts #théâtre #expérience #futurisme #hollywood #médias
      #confinement #isolement #science
      #biosphère #oxygène
      #autarcie #autosuffisance #utopie #dystopie

      #auf_deutsch

  • Une oeuvre, une histoire : la fête est finie à Potsdamer Platz
    https://www.sudouest.fr/2020/06/15/la-fete-est-finie-a-potsdamer-platz-7565871-4585.php

    5.06.2020 par Maryan Charruau - Mouvementé, coloré, le monde d’Ernst Ludwig Kirchner vivait jour et nuit.

    Il voulait montrer le monde tel qu’il le pressentait. « Les formes et les couleurs naissent de l’imagination de l’artiste », disait Ernst Ludwig Kirchner. Grande alors est son imagination quand il peint « Potsdamer Platz », en 1914, à Berlin, ville où il a élu domicile depuis trois ans et qui dépasse déjà les deux millions d’habitants.
    Une relation à trois

    Cette toile reste la plus symbolique de sa série sur les scènes de rues. Elle en impose par ses dimensions (200 × 150 cm) et sa double perspective tout en mouvement, voire erratique. Au premier plan, on observe deux femmes, droit dans les yeux, quasi représentées grandeur nature. Deux natures que ces sœurs, Erna et Gerda Schilling. Vivant une relation à trois avec Kirchner, ces danseuses de cabaret sont deux cocottes, même si elles ne l’affichent pas. La loi oblige à la discrétion. Cette toile serait une photo, on parlerait de plongée pour l’arrière-plan où l’on aperçoit la gare de Potsdam. Son horloge indique minuit, l’heure zéro. On devine, sur la gauche, le palais d’amusement, dont le café Piccadilly (2 000 places), plus tard la Maison Vaterland.

    Aujourd’hui, il ne reste que le nom de cette place « empruntée » par la frontière entre l’Est et l’Ouest puis l’érection du mur. La fête est finie depuis longtemps. En 1937, les nazis ont considéré la peinture expressionniste de Kirchner comme « un art dégénéré ». détruisant nombre de ses toiles. L’artiste se suicide en 1938.

    « Potsdamer Platz », Ernst Ludwig Kirchner, Staatliche Museen à Berlin.

    #Berlin #Potsdamer_Platz #Kunst #Geschichte

  • Solo-Selbständige dürfen 2.000 Euro Soforthilfe für Lebensunterhalt...
    https://diasp.eu/p/11037111

    Solo-Selbständige dürfen 2.000 Euro Soforthilfe für Lebensunterhalt nutzen

    Solo-Selbstständige dürfen 2.000 Euro der Corona-Soforthilfen nutzen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Nachdem Verhandlungen mit dem Bund gescheitert waren, präsentiert NRW nun eine eigene Lösung. Solo-Selbständige dürfen 2.000 Euro Soforthilfe für Lebensunterhalt nutzen #Soforthilfe #Coronavirus #Land #NRW #Selbständige #Künstler

  • Was der Kultur im Netz verloren geht: Hört auf zu streamen! - taz.de
    https://taz.de/Was-der-Kultur-im-Netz-verloren-geht/!5677513

    Wenn die Gedanken durcheinader geraten, wird gute Absicht zu schwacher Argumentation. Typisch TAZ von heute.

    Der Kleinunternehmerinstinkt, den viele Künstler*innen in der Hetze von Projekt zu Projekt geschärft haben, fürchtet zu Recht jene Marktbereinigung, die libertäre Ideologen in den Stahlgewittern der Krise für die Gesamtwirtschaft erhoffen.

    Krise aber war schon vorher da. Bis auf ein paar Happy Few nimmt die überwiegende Zahl der Künstler*innen seit den 1990er Jahren an einem gigantischen Feldversuch über die Zukunft der Arbeit teil. Das Experiment mit flexibleren Formen des Wirtschaftens könnte inte­res­sant sein, wäre es nicht über weite Strecken mit den Zumutungen des Prekariats verbunden.

    Was aber treibt Geschädigte der Gig-Ökonomie dazu, ihr Heil in weiteren Gigs zu suchen? Digitale Plattformen sind weder egalitär noch wertneutral, sie entwickeln eine Tendenz zur Monopolisierung ihrer Märkte, sind ihrem Content gegenüber indifferent, solange er ihnen nicht ausgeht, und sie treiben die Ausbeutung des produktiven Vermögens der Arbeitenden nur noch weiter.

    Wenn jetzt Plattformen für digitales Theater Künstler*innen anbieten, zu einer Art von künstlerischen Uber-Fahrern zu werden, sollte man sie ebenso verklagen wie die Taxibranche aller Länder das kalifornische Unternehmen .

    UWE MATTHEIS betrachtet das Thema mit den gleichen Scheuklappen wie seine Künstler, deren überwiegende Zahl, in seinen Worten „bis auf ein paar Happy Few ... seit den 1990er Jahren an einem gigantischen Feldversuch über die Zukunft der Arbeit teil(nehmen).“

    Ist doch fein, wenn das bürgerliche „l’art pour l’art“ als Lüge demaskiert wird. Diese Vorstellung dürfen alle Erbinnen Mary Shelleys verwirklichen, die mit ihren Lord Byrons die Früchte der Verbrechen ihrer Klassengenossen verzehren. Sie können das Verfassen von Horrogeschichten als „leisure“ betreiben.

    Alle anderen haben angesichts des gegenwärtigen Grad der Kapitalkonzentration nur eine zuverlässig begründete Option. Sie können das richtige Lager wählen und Kunst im Klassenkampf für die Zukunft der Menschheit machen. Das ist leider mitnichten lukrativ. Wer deshalb versucht, sich an dieser Erkenntnis vorbeizumogeln taugt im besten Fall zur toten Legende und wird im schlimmsten Fall ein korrupter Verräter und unheilstiftender Ideologieproduzent.

    Ob bei aller Anstrengung im Sinne der einen oder anderen Seite „große“ und „bewegende“ Kunst enntsteht, oder wie ich sie rezipiere, hat mit dem Gesagten wenig zu tun. Ein antisemitischer Wagner ist immer bewegender als ein politsch korrekter Schlagerdichter ohne echtes Herz.

    Hallo, hat da grade jemand „Polanski“ gemurmelt ?

    Wie harmlos sind doch im Vergleich die ideologischen Fallen, in die Taxikolleginnen und -kollegen geraten. Das kriegen wir hin.

    Zum Schluß noch ein Satz der genau drei falsche Aussagen enthält, Quatsch hoch drei sozusagen:

    Kunst ist zwangsläufig eine Ware. Aber sie geht in der Warenform nicht vollständig auf, irgendetwas spießt sich daran immer.

    Ja isses denn die Möglichkeit , würde Kojak hier kommentieren und den Schuldigen verhaften.

    #Taxi #Journalismus #Uberisierung #Kunst #covid-19 #WTF

  • Heinz Beberniß
    https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Beberni%C3%9F


    Chemiewerker.JPG _Chmiewerker in Leuna

    Heinz Beberniß (* 29. Juli 1920 in Diemitz, heute Ortsteil von Halle (Saale); † 14. Mai 2012 ebenda) war ein deutscher Bildhauer, Maler und Grafiker.

    Monument der revolutionären Arbeiterbewegung
    https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Monument_der_revolution%C3%A4ren_Arbeiterbewegung

    Die Plastik „Monument der revolutionären Arbeiterbewegung“ (im Volksmund auch „Fäuste“) ist eine 1969 von Heinz Beberniß, Gerd Lichtenfeld und Sigbert Fliegel aus Beton geschaffene ehemalige Plastik, der Abbruch erfolgte 2003.


    Aufbau in der DDR, Großformat (V): Denkmal auf dem Ernst-Thälmann-Platz, Neubauten, Halle (Saale), Ausgabepreis: 30 Pfennig, Erstausgabetag: 20. November 1973, Entwurf: Manfred Gottschall


    August 1991, Thälmannplatz mit Wohnblock und dem „Monument der revolutionären Arbeiterbewegung“, von Thurn, Joachim F.


    August 1991, Thälmannplatz mit Wohnblock und dem „Monument der revolutionären Arbeiterbewegung“ andere Perspektive, von Thurn, Joachim F.

    22 August 1981, Mit einer Friedensmanifestation bekundeten vor dem Fahnenmonument in der Bezirksstadt Tausende Mitglieder der FDJ ihre Entschlossenheit, alle Kräfte für die weitere Stärkung des Sozialismus und den zuverlässigen Schutz der Arbeiter- und Bauernmacht einzusetzen.Vor der Manifestation werden u. a. am Monument der Revolutionären Arbeiterbewegung auf dem Thälmannplatz Kränze niedergelegt. von Lehmann, Thomas

    12 February 1972, Die Fäuste (GMP: 51.478752,11.982123), Denkmal „Kampf der revolutionären Arbeiterbewegung“. Erschaffen 1966 - 1970 von Heinz Beberniß zusammen mit Gerd Lichtenfeld und Sigbert Fliegel. Nach der Wende abgerissen. Dahinter das Kaufhaus. Davor die Fußgängerbrücke mit den als Benzolringe ausgebildeten Stützen, die die hier ansässige Chemieindustrie symbolisieren, von Jörg Blobelt

    12 February 1972, Die Fäuste (GMP: 51.478752,11.982123), Denkmal „Kampf der revolutionären Arbeiterbewegung“. Erschaffen 1966 - 1970 von Heinz Beberniß zusammen mit Gerd Lichtenfeld und Sigbert Fliegel, von Jörg Blobelt

    12 February 1972, Die Fäuste (GMP: 51.478752,11.982123), Denkmal „Kampf der revolutionären Arbeiterbewegung“. Erschaffen 1966 - 1970 von Heinz Beberniß zusammen mit Gerd Lichtenfeld und Sigbert Fliegel. Nach der Wende abgerissen. Dahinter das Kaufhaus. Davor die Fußgängerbrücke mit den als Benzolringe ausgebildeten Stützen, die die hier ansässige Chemieindustrie symbolisieren, von Jörg Blobelt

    Erstausgabetag: 10. Februar 1981, Ausgabepreis: 30 Pfennig, Entwurf: Manfred Gottschall

    Bundesarchiv - Bilddatenbank: Bildarchiv
    http://www.bild.bundesarchiv.de/archives/barchpic/search/_1570704808/?search[view]=detail&search[focus]=1

    #DDR #Kunst #Arbeiterbewegung #Halle #Sachsen

  • Der Yiddish Summer Weimar ist das bedeutendste jiddische Kultur-Eve...
    https://diasp.eu/p/9373092

    Der Yiddish Summer Weimar ist das bedeutendste jiddische Kultur-Event weltweit. Das Festival in der Stadt Goethes und Schillers lässt diesmal die kreative Phase der Juden zur Zeit der Weimarer Republik wieder aufleben. ’The Weimar Republic of Yiddishland’: Auf den Spuren jiddischen Erbes | DW | 16.07.2019 #WeimarRepublicofYiddishland #Holocaust #Juden #Klezmer #Festival #WeimarerRepublik #Kabarett #Kunst

  • Graphic Novel „Nachts im Paradies“ - „Du bist ein Hinterkopf“
    https://www.deutschlandfunk.de/graphic-novel-nachts-im-paradies-du-bist-ein-hinterkopf.807.de.html?
    https://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/d/d49bb78b0b488bfc1876b02890bed7a3v1_max_755x425_b3535db83dc50e27c1bb1

    Frank Schmolke ist lange Zeit in München Taxi gefahren, meistens nachts und auch während des Oktoberfests. In seiner Graphic Novel „Nachts im Paradies“ erzählt er davon. „Man ist ein Niemand, deshalb wird das Taxi zum Beichtstuhl“, sagte Schmolke im Dlf.

    Frank Schmolke im Corsogespräch mit Sigrid Fischer

    Die Stadt, in der für viele aus einem Gelegenheitsjob der Hauptberuf wurde – nämlich Taxi fahren – das war lange Zeit Berlin. Vielleicht nur ein Klischee, denn jede Großstadt hat großen Bedarf an Personentransport und an Leuten mit P-Schein, Personen-Beförderungsschein. Und wenn es sonst gerade nicht so gut läuft, fährt man eben ein paar Schichten. Und manch einer bleibt dabei. Frank Schmolke nicht. Er hat den Job mit zweiundzwanzig angetreten – in München. Dreißig Jahre später bringt er jetzt eine Graphic Novel heraus, in der er seine Erlebnisse als Taxifahrer bildlich und textlich verarbeitet. „Nachts im Paradies“ heißt die und spielt sich in drei der heißesten Nächte der Bayernmetropole ab: während des Oktoberfests, wo die Bierzombies einem unter Umständen den Fahrgastraum verunreinigen – um es harmlos auszudrücken.

    Nachts fährt man keine netten Omis
    Die Leute, die man nachts fahre, seien anders als die am Tag, sagte Frank Schmolke im Dlf. Man fahre keine netten Omis zur Dialyse oder ins Krankenhaus, sondern man fahre meistens zu Clubs und Bars, da sei oft viel Alkohol im Spiel.

    In jungen Jahren habe er dieses Leben sehr genossen, je älter er werde, desto mehr erkenne er, wie schräg das teilweise sei. Man habe als Nachtfahrer eine andere Sozialisation. Das Leben tagsüber gehe an einem vorbei, man brauche Freunde, die ein ähnliches Leben haben.

    Die Leute, die einstiegen, schauten einem nur auf den Hinterkopf, man sei ein Niemand. Deshalb sei das Taxi auch ein Beichtstuhl, die Leute erzählten Dinge, die man manchmal gar nicht wissen wolle.

    Der erste Strich ist der beste
    Vincent, die Hauptfigur in seiner Graphic Novel, will eigentlich ein Buch schreiben. Auch Frank Schmolke hat die ersten Skizzen für „Nachts im Paradies“ in den Wartezeiten im Taxi angefertigt. Schon vor über 10 Jahren hatte er die Idee, die Geschichten zu veröffentlichen. Einige davon hat er selbst erlebt. Auch den Russen Igor zum Beispiel, der Vincent anheuert, damit er seine Prostituierten chauffiert, habe es gegeben, der wollte ihn tatsächlich anheuern, so Schmolke.

    Er schlägt auch kritische Töne in Sachen UBER-Fahrdienste und Mietwucher in München an. Taxifahrer könnten sich Münchens Mieten wohl kaum noch leisten. Die UBER-Konkurrenz nehme ihnen viele Fahrgäste weg, und München sei eine der teuersten Städte.

    Er habe den Comic in schwarz-weiß gezeichnet, um sich an die ursprünglichen Skizzen zu halten, der erste Strich sei einfach immer der beste. Er arbeite sehr gerne analog, nur mit Stift und Papier.

    Seit fünf Jahren ist Frank Schmolke kein Taxi mehr gefahren. Sollte er noch einmal Schichten fahren müssen, dann fange er wieder von vorne an. Auf der Straße sei er ein anderer Mensch. Lieber aber sitze er am Schreibtisch und kritzele vor sich hin.

    NACHTS IM PARADIES– Edition Moderne - Verlag für Graphic Novels und Comics
    http://www.editionmoderne.ch

    Graphic Novel: „Nachts im Paradies“ - Zombies in Lederhosen und die dunkle Seite von München
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/graphic-novel-nachts-im-paradies-zombies-in-lederhosen-und.215
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/media/thumbs/e/e1ffd198ce48e8b2a95c975eba42279ev1_abs_635x357_b3535db83dc50e2

    Tobias Krone im Gespräch mit Christine Watty

    Der Zeichner Frank Schmolke verarbeitet in seiner Graphic Novel „Nachts im Paradies“ seine eigenen Erfahrungen beim nächtlichen Taxifahren in München. Er zeigt die dunkle Kehrseite der Glitzer-Stadt und des Oktoberfestes.

    Im Taxi kommen nicht nur freundliche Seiten von Menschen und Orten zum Vorschein, sondern auch die dunklen. Interessant ist das in einer Stadt, die in den Medien eigentlich nie so wirklich als Metropole mit düsteren Ecken wahrgenommen wird, nämlich München. Der Journalist Tobias Krone ist dort eine Runde mit dem Gelegenheitstaxifahrer und Grafiker Frank Schmolke gefahren. Er hat seine Erlebnisse in der Graphic Novel „Nacht im Paradies“ verdichtet und erzählt von Zombie-Begegnungen der typisch Münchner Art.

    Das Interview im Wortlaut:
    Christine Watty: Was erlebt man als Taxifahrer in München, was man vielleicht in Berlin, in Hamburg oder auch in New York nicht erleben wü

    #München #Taxi #Kunst

  • Zille-Museum
    http://zillemuseum-berlin.de

    Das Zille Jahr 2019 wurde am 161. Geburtstag von Heinrich Zille, am 10. Januar, mit einer neuen Sonderausstellung „Siehe. So leben Menschen.“ eröffnet! 2019 jährt sich auch der 90. Todestag des Künstlers.

    ZiLLEMUSEUM | Propststraße 11 | D-10178 Berlin
    täglich 11.00—18.00 Uhr | daily 11am – 6pm

    https://www.openstreetmap.org/node/1476011662

    #Berlin #Kunst #Geschichte

  • Schule Reimann (1902 bis 1943)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Schule_Reimann
    http://objekte.jmberlin.de/image/jmb-img-478880

    Die Schule Reimann (auch „Reimann-Schule“ genannt) war eine private Kunst- und Kunstgewerbeschule in Berlin-Schöneberg. Sie wurde 1902 von Albert Reimann gegründet und am 23. November 1943 bei einem Luftangriff auf Berlin zerstört.

    Ansichtspostkarte mit dem Gebäude der Schule Reimann – Jüdisches Museum Berlin


    http://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-478822

    Schule Reimann in der Landshuter Straße 38 in Berlin-Schöneberg

    https://www.openstreetmap.org/node/1824744034

    #Berlin #Schöneberg #Landshuter_Straße #Kunst #Ausbildung #Handwerk #Medien #Geschichte

  • Facebook als Rauschmittel: Diese Comics zeigen, wie sehr uns die Di...
    https://diasp.eu/p/7181921

    Facebook als Rauschmittel: Diese Comics zeigen, wie sehr uns die Digitalisierung belastet

    Ob Handynacken oder totale Abhängigkeit – die digitale Welt hat Nebenwirkungen. Der Künstler Paweł Kuczyński macht auf satirische Weise darauf aufmerksam.

    #gesellschaft #facebook #rauschmittel #comics #digitalisierung #handynacken #abhängigkeit #welt #nebenwirkungen #künstler #pawe #weise #news #bot #rss

  • Schrippenkönig von Schöneberg: der Maler Friedrich Schröder-Sonnenstern - Schöneberg - berliner-woche.de

    Ab 1942 ist er wieder in Berlin. Dann ist der Krieg aus. Friedrich Schröder-Sonnenstern greift zu Buntstiften, entwirft Pamphlete und erlebt 1950 seinen Durchbruch als gefeierter Künstler.

    14 Jahre geht das gut – bis zu besagter „Wende“. 1964 stirbt Schröder-Sonnensterns Lebensgefährtin Martha Möller. Er muss aus der Wohnung in der Crellestraße 14 raus. Er wird wohnungslos. Er wird zum Alkoholiker. Wieder wird er in eine Nervenklinik eingeliefert. Damit nicht genug: Kopisten und Fälscher bemächtigen sich seiner Arbeiten. Der Kunstmarkt verzeiht den Absturz nicht und lässt ihn fallen.

    Friedrich Schröder-Sonnenstern zieht sich zurück. Er verarmt völlig, stirbt 1982 fast 90-jährig und wird auf dem Zwölf-Apostel-Kirchhof beigesetzt.

    #Berlin #Schöneberg #Crellestraße #Kunst #Geschichte

  • Der ehemalige Roxy-Palast wird für einen Monat Ausstellungsraum - Friedenau
    http://www.berliner-woche.de/friedenau/kultur/der-ehemalige-roxy-palast-wird-fuer-einen-monat-ausstellungsraum-d147

    Am 12. April zieht für einen Monat Leben in eine Hälfte der riesigen, 59 Meter langen Schaufensterfront an der Hauptstraße. Dann wird die Gruppe Momenta, ein loser Künster-Zusammenschluss, die Gewerberäume des ehemaligen Roxy-Palasts für eine Ausstellung nutzen. Das als Kino- und Bürogebäude errichtete Bauwerk lohnt einen Blick.

    Geschmeidig fügt sich der Komplex ein in die Häuserzeile kurz vor dem Breslauer Platz. Langgestreckte, durchlaufende Fensterbänder sind das prägende Merkmal der Fassade. Das über 2400 Quadratmeter einnehmende, trapezförmige Grundstück wurde bis 1929 bebaut. Bauherrin war die im November 1903 gegründete und Anfang 1936 schon wieder liquidierte Berliner Terrain- und Bau-Aktiengesellschaft.

    Der Architekt hieß Martin Punitzer. Der 1889 geborene Berliner baute während der 20er-Jahre in seiner Heimatstadt im Stil der Neuen Sachlichkeit vornehmlich Fabrikgebäude. Als Jude von den Nazis verfolgt, floh er nach Chile, wo er 1949 starb. Der einstige Roxy-Palast ist in Stahlskelettbauweise so errichtet, dass sowohl die Fläche im Erdgeschoss als auch die der darüber liegenden Stockwerke variabel genutzt werden konnte.

    Das Kino war mit 1106 Sitzplätzen ein richtiges Lichtspieltheater: mit Parkett, Parkettlogen, Orchestergraben und Rang. Es eröffnete am 31. Oktober 1929 im Beisein von viel städtischer Prominenz mit der Berliner Premiere des Stummfilm-Historiendramas „Andreas Hofer“. Im anderen Teil des Gebäudes befanden sich Geschäfte, in den Geschossen darüber Büroräume. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Roxy-Palast teilweise zerstört. 1947, so berichten die Friedenauer Autoren Peter Hahn und Jürgen Stich, sei ein Teil zum Kaufhaus umgebaut, 1951 das Kino und 1987 die ursprüngliche Fassade wiederhergestellt worden. Seit 1988 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

    Das Kino erhielt damals einen Orchesterraum für 40 Musiker. In Berlin waren nach dem Krieg Konzerthäuser Mangelware. Die großen Lichtspielhäuser eigneten sich für einen Umbau. Zur Einweihung wurde im Rahmen des Notstandsprogramms „Künstlernoteinsatz“ Mozarts „Figaros Hochzeit“ gegeben. Das Kino schloss Mitte der 70er-Jahre.

    In einem der Büroräume schrieb Uwe Johnson von 1968 bis 1974 große Teile seines Hauptwerks „Jahrestage“. Der Geschäftsraum hatte der Schriftsteller zuvor als Aufbewahrungsort von Unterlagen genutzt, die er bei einem Brand in seinem Atelier in der Niedstraße 14 hatte retten können.

    Im ehemaligen Kaufhaus befand sich später die bei US-Soldaten sehr beliebte Diskothek „La Belle“. Auf sie wurde am 5. April 1986 um 1.45 Uhr ein Bombenanschlag verübt. Drei Menschen starben, 28 wurden schwer verletzt. Wie Ermittlungen dazu ergaben, war das libysche Volksbüro in Ost-Berlin für das Attentat verantwortlich. Die Diskothek stellte den Betrieb ein.

    Hier nun zeigen Friedhelm Denkeler, Aleksander Gudalo, Thomas Boenisch, Dieter Franke und Horst Hinder, alias Momenta, bis zum 12. Mai donnerstags und freitags, 15 bis 20 Uhr, sowie an den Wochenenden 12 bis 17 Uhr ihre Arbeiten von Malerei bis Fotografie, von gegenständlich bis abstrakt. Eröffnung ist am 11. April um 18 Uhr.

    Wer zumindest architektonisch den Hauch der 20er-Jahre spüren möchte, kann den Biomarkt aufsuchen. Er befindet sich dort, wo früher Eingangsbereich, Kasse, Foyer und Parkett des Kinos waren.

    #Berlin #Friedenau #Hauptstraße #Immobilen #Kunst