Entertainer Harald Juhnke bekommt eigenen Platz am Kudamm
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19.3.2025 vin Jannik Läkamp - Der Mann war eine Leoende – als Sänger und Schauspieler, aber auch für seine Eskapaden. Nun wird ein Platz nach ihm benannt. Ob ihm der Ort gefallen hätte?
Er wurde der deutsche Sinatra genannt oder The German Walter Matthau oder Haraldkiri: Harald Juhnke hatte viele Spitznamen. Etwa 50 Jahre lang war er einer der wichtigsten Entertainer im deutschen Fernsehen und trat auch im Theater auf. Er sorgte nicht nur als exzessiver Lebemann jahrzehntelang für Schlagzeilen, viele kennen ihn auch als Synchronstimme von Woody Allen und Marlon Brando. Juhnke stand regelmäßig auf den Brettern der Theater am Kurfürstendamm, meist vor ausverkauften Rängen. Dort soll nun eine Straße nach dem Mann benannt werden, der am 1. April 2005 verstorben ist.
Neben Komödien wie „Sigi der Straßenfeger“ brillierte Juhnke auch als ernsthafter Schauspieler in der Verfilmung des Alkoholiker-Dramas „Der Trinker“, nach einem Buch von Hans Fallada. Wohl seine Paraderolle, aus seinem starken Alkoholkonsum machte Juhnke nie einen Hehl. Nach seinen Auftritten am Kudamm wurde er in der Gegend oft in den Kneipen gesichtet, meist mit einem doppelten Wodka in der Hand.
Gesellig bis zum Absturz soll dieser Mann gewesen sein. Urbanen Legenden zufolge soll Juhnkes Adresse im Grunewald lange Zeit sogar ein Teil jeder Taxiprüfung in Berlin gewesen sein. Sie zu kennen, soll zum absoluten Taxifahrer-Einmaleins in West-Berlin gehört haben, um den oft betrunkenen prominenten Fahrgast stets sicher nach Hause bringen zu können.
Nun also die Ehre eines eigenen Platzes für Juhnke. Ganz in der Nähe seiner Bühnen und Lieblingskneipen soll zu seinem 20. Todestag am 1. April ein Platz am Kudamm nach ihm benannt werden, auch wenn viele der Kneipen, die Juhnke frequentierte, inzwischen schließen mussten. Nach andauernden Alkoholproblemen war Juhnke an schwerer Demenz erkrankt und im Alter von 75 Jahren verstorben.
Der passende Spruch auf der Gedenktafel für Juhnke
Für die Umbenennung machten sich die Fraktionen von CDU, Grünen, SPD und FDP im Bezirksparlament Charlottenburg-Wilmersdorf stark. In einem gemeinsamen Dringlichkeitsantrag an die Bezirksverordnetenversammlung setzen sie sich dafür ein, den Platz an der Straßenecke Kudamm/Uhlandstraße/Grolmanstraße nach dem Entertainer zu benennen. Über den Antrag wird voraussichtlich bei der nächsten Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung am Donnerstag abgestimmt.
„Da der 20. Todestag von Harald Juhnke am 1. April 2025 bevorsteht, ist dies ein besonders würdiger Anlass, sein Andenken zu ehren“, begründeten die Bezirksabgeordneten ihren Antrag, Juhnke mit einem Platz zu ehren. „Eine entsprechende Benennung würde seinem Lebenswerk gerecht werden und sein Andenken in Berlin, der Stadt seines Herzens, angemessen würdigen.“
Der Platz sei ein viel frequentierter Treffpunkt für Passanten und ein markanter Standort im Herzen des Bezirks, nur wenige Schritte entfernt von den Kudamm-Bühnen, auf denen Juhnke zahlreiche Auftritte hatte, heißt es in der Begründung des Antrags. Von Juhnkes Berlin ist an dieser Stelle leider wenig übrig. Zwischen der Spielbank Berlin und der Maison de France mit dem Cinema Paris liegen an dem zukünftigen Harald-Juhnke-Platz statt Eckkneipen und Currywurstbuden die Filialen von großen Ketten wie Douglas, Lacoste und van Laack. Einen Namen hatte dieser Ort bislang nicht, der viele wohl eher an eine ordinäre Kreuzung denn an einen Platz erinnert.
Der Schauspieler und Sänger Harald Juhnke, der mit bürgerlichem Namen Harry Heinz Herbert Juhnke hieß, wurde am 10. Juni 1929 in der Städtischen Frauenklinik Charlottenburg als Sohn eines Polizisten geboren. Seine Jugend und Teenagerjahre verbrachte er in Wedding. Früh zog es ihn zur Schauspielerei, seit 1948 trat er am Theater auf, in den 1950er-Jahren kamen Filme dazu, in den 70ern das Fernsehen. 1971 heiratete Juhnke im Rathaus Schmargendorf die Schauspielerin Susanne Hsiao. Ihr Vater hatte 1957 das erste China-Restaurant Berlins eröffnet, Juhnke machte lange mit einem Plakat an der Gedächtniskirche für das Lokal Werbung
Von 1984 bis 2001 lebte der Millionär Juhnke mit seiner Frau in einer Villa in Grunewald, bis seine Beschwerden ihn in das Pflegeheim Katharinenhof zwangen. Hier lebte er bis zu seinem Tod im Krankenhaus Rüdersdorf 2005. Er wurde auf dem Waldfriedhof Dahlem begraben. Das Paar hat zwei Kinder. Seine Villa wurde zwar inzwischen abgerissen, aber vor dem Haus ist eine Gedenktafel zu finden. Sie ziert der Satz: „Die Bühne war sein Leben. Ein Gedenken, ganz nüchtern.“ (mit dpa)
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