• Enfantprêté au silence de ma honte j’attends la colère

    Une famille, un suicide, « N’entrez pas là-dedans vous égarer. Le père fracturé a fait taire les douleurs », des souvenirs refoulés, des incertitudes, je et tu. Une figure, l’avant et l’après de sentiments et de culpabilité. Et en premier lieu, une écriture qui vous saisit, vous retient, vous entraine dans une topographie familiale.

    Le père, une corde, libre à présent, pendu, « Après des années d’humiliation il recouvrait main sûre. Il décidait une dernière fois », un homme décousu, une maladie « avait creusé les cellules de cette émotivité dilatée par tous les pores de son passé », le monstre erroné…

    Note sur : Benoit Colboc : Topographie

    https://entreleslignesentrelesmots.blog/2021/08/13/enfantprete-au-silence-de-ma-honte-jattends-la-colere

    #littérature #roman

  • Les blessures externes et intimes du crime colonial et du crime nucléaire

    Entre 1966 et 1996, dans les atolls de Moruroa et de Fangataufa, 193 essais nucléaires dont 46 atmosphérique. Le Centre d’expérimentation du Pacifique (CEP). Des populations exposées aux retombées radioactives. Andréas Pfersmann interroge : « Comment la littérature a-t-elle appréhendé le CEP et les essais nucléaires de Moruroa et de Fangataufa ? ». Il se propose de discuter de certains ouvrages en « essayant d’élucider la corrélation entre stratégies littéraires et choix idéologiques ».

    Note sur : Andréas Pfersmann : La littérature irradiée
    Les essais nucléaires en Polynésie française au prisme de l’écriture

    https://entreleslignesentrelesmots.blog/2021/08/09/les-blessures-externes-et-intimes-du-crime-colonial-et-

    #colonisation #nucléaire #littérature

  • Almanach d’un comté des sables

    Un livre célèbre, souvent célébré et cité dans les textes écologiques et écrits de « nature writings » nord américains. L’Almanach est publié en 1948 aux Etats-Unis, l’examen auquel il conduit, les prémonitions qu’il induit demeurent – plus que jamais – d’actualité.

    Note sur : Aldo Leopold : Almanach d’un comté des sables

    https://entreleslignesentrelesmots.blog/2021/07/21/almanach-dun-comte-des-sables

    #littérature

  • Hanns Heinz Ewers - Mein Begräbnis und andere seltsame Geschichten
    https://www.projekt-gutenberg.org/ewers/begraebn/chap003.html

    1905 - Die Tomatensauce

    Das erste Mal: vor fünf Wochen bei der Corrida, als der schwarze Stier von Miura den kleinen Quinito durch den Arm stieß – –

    Und wieder am nächsten Sonntage und am folgenden – – bei jedem Stierkampfe traf ich ihn. Ich saß vorne, unten In der ersten Reihe, um Aufnahmen zu machen; sein Abonnementsplatz war neben dem meinen. Ein kleiner Mann, in rundem Hütchen und schwarzem englischen Pfaffenrock. Blaß, bartlos, eine goldene Brille auf der Nase. Und noch etwas ihm fehlten die Augenwimpern.

    Gleich wurde ich aufmerksam auf ihn. Als der erste Stier den braunen Klepper auf die Hörner nahm und der lange Picador schwerfällig herabfiel. Als die Schindmähre mühsam vom Boden aufsprang, davontrabte mit aufgerissenem Leibe, hineintrat, mit den Beinen sich verwickelte in die eigenen blutigen Eingeweide, die lang herunterhingen und über den Sand schleiften. Da hörte ich neben mir einen leichten Seufzer – so einen Seufzer – – der Befriedigung.

    Wir saßen den Nachmittag zusammen, sprachen aber kein Wort. Das hübsche Spiel der Banderilleros interessierte ihn wenig. Aber wenn der Espada seine Klinge dem Stier in den Nacken stieß, daß der Griff wie ein Kreuz sich über den mächtigen Hörnern erhob, dann griff er mit den Händen nach der Rampe, bog sich weit hinüber. Und die Garocha – das war ihm die Hauptsache. Wenn das Blut in armdickem Strahle aus der Brust des Gaules herausspritzte, oder wenn ein Chulo dem tödlich verwundeten Tiere mit dem kurzen Dolche den Gnadenstoß in das Hirn gab, wenn der rasende Stier die Pferdekadaver in der Arena zerfetzte, mit den Hörnern in den Leibern herumwühlte – – – dann rieb sich dieser Mann leise die Hände.

    Einmal fragte ich ihn:

    »Sie sind ein warmer Anhänger des Stierkampfes – – ein Afficonada?«

    Er nickte, aber sprach kein Wort; er wollte im Schauen nicht gestört sein.

    – – – Granada ist nicht so groß, so erfuhr ich bald seinen Namen. Er war der Geistliche der kleinen englischen Kolonie; seine Landsleute nannten ihn stets den »Popen«. Man nahm ihn augenblicklich nicht für voll, niemand verkehrte mit ihm.

    An einem Mittwoch besuchte ich den Hahnenkampf. Ein kleines Amphitheater, kreisrund, mit aufsteigenden Bänken. In der Mitte die Arena, gerade unter dem Oberlicht. Pöbelgeruch. Kreischen und Speien – – – es gehört ein Entschluß dazu, da hineinzugehen. Zwei Hähne werden hineingebracht, sie sehen aus wie Hühner, da man Kamm und Schwanzfedern ihnen abgeschnitten. Sie werden gewogen, dann aus den Käfigen genommen. Und sie fahren aufeinander los, ohne Besinnen. Die Federn stäuben umher: immer wieder fliegen die beiden Tiere aufeinander, zerfleischen sich mit den Schnäbeln und Sporen – – ohne einen Laut. Nur das Menschenvieh ringsumher johlt und schreit, wettet und lärmt. Ah, der Gelbe hat dem Weißen ein Auge ausgehackt, pickt es vom Boden auf und frißt es! Die Köpfe und Hälse der Tiere, längst zerpflückt, wiegen sich wie rote Schlangen auf den Leibern. Keinen Augenblick lassen sie voneinander, purpurn färben sich die Federn; kaum erkennt man die Formen mehr, wie zwei blutige Klumpen zerhacken sich die Vögel. Der Gelbe hat beide Augen verloren, er hackt blind in der Luft herum und in jeder Sekunde fährt der Schnabel des andern scharf auf seinen Kopf. Endlich sinkt er um; ohne Widerstand, ohne einen Schmerzensschrei erlaubt er dem Feinde, sein Werk zu vollenden. Das geht nicht so rasch; fünf, sechs Minuten noch gebraucht der Weiße dazu, selbst von hundert Sporenhieben und Bissen zu Tode ermattet.

    Da sitzen sie herum, meinesgleichen, lachen über die ohnmächtigen Schnabelhiebe des Siegers, rufen ihm zu und zählen jeden neuen Biß – – der Wetten wegen.

    Endlich! Dreißig Minuten, die vorgeschriebene Zeit, sind vorbei, der Kampf zu Ende. Ein Kerl erhebt sich, der Besitzer des siegenden Hahnes, hohnlachend schlägt er mit seinem Knüppel das Tier des Gegners tot: das ist sein Vorrecht. Und man nimmt die Tiere, wäscht sie an der Pumpe und zählt die Wunden – – der Wetten wegen.

    Da legt sich eine Hand auf meine Schulter.

    »Wie geht’s!« fragt der Pope. Seine wimperlosen Wasseraugen lächeln zufrieden hinter den breiten Gläsern.

    »Nicht wahr, das gefällt Ihnen?« fährt er fort.

    Ich wußte im Augenblick nicht, meinte er das im Ernst? Seine Frage schien mir so maßlos beleidigend, daß ich ihn anstarrte, ohne eine Antwort zu geben.

    Aber er mißverstand mein Schweigen, nahm es für Zustimmung; so überzeugt war er.

    »Ja,« sagte er ruhig und ganz langsam, » es ist ein Genuß.«

    Wir wurden auseinander gedrängt, man brachte neue Hähne in die Arena.

    – – An dem Abende war ich beim englischen Konsul zum Tee geladen. Ich war pünktlich, der erste der Gäste.

    Ich begrüßte ihn und seine alte Mutter, da rief er:

    »Ich bin froh, daß Sie so früh kommen, ich möchte ein paar Worte mit Ihnen sprechen.«

    »Ich stehe ganz zur Verfügung,« lachte ich.

    Der Konsul zog mir einen Schaukelstuhl heran, dann sagte er merkwürdig ernst:

    »Ich bin weit davon entfernt, Ihnen Vorschriften zu machen, lieber Herr! Aber wenn Sie die Absicht haben sollten, länger hier zu bleiben und in der Gesellschaft, nicht nur in der englischen Kolonie zu verkehren, so möchte ich Ihnen einen freundschaftlichen Rat geben.«

    Ich war gespannt, wo er hinaus wollte.

    »Und der wäre!« fragte ich.

    »Sie sind öfters mit unserem Geistlichen gesehen worden – –« fuhr er fort.

    »Verzeihung!« unterbrach ich ihn. »Ich kenne ihn sehr wenig. Heute nachmittag hat er zum erstenmal einige Worte mit mir gewechselt.«

    »Um so besser!« erwiderte der Konsul. »Ich möchte Ihnen also raten, diesen Verkehr, wenigstens öffentlich, so viel wie möglich zu meiden.«

    »Ich danke Ihnen, Herr Konsul,« sagte ich, »Ist es indiskret, nach den Gründen zu fragen!«

    »Ich bin Ihnen wohl eine Erklärung schuldig,« antwortete er, »obwohl ich nicht weiß, ob sie Sie befriedigen wirb. Der Pope – Sie wissen, daß man ihm diesen Spitznamen gab!«

    Ich nickte.

    »Nun gut,« fuhr er fort, »der Pope ist einmal in der Gesellschaft verfemt. Er besucht regelmäßig die Stierkämpfe, – – das ginge noch – – verabsäumt nicht einen einzigen Hahnenkampf, kurz, er hat Passionen, die ihn in der Tat unter Europäern unmöglich machen.«

    »Aber, Herr Konsul,« rief ich, »wenn man ihn deshalb so sehr verurteilt, aus welchem Grunde läßt man ihn dann in seinem, doch gewiß ehrenvollen Amte!«

    »Immerhin – es ist ein Reverend,« sagte die alte Dame. »Und dazu kommt,« bestätigte der Konsul, »daß er niemals seit den zwanzig Jahren, die er hier am Orte ist, auch nur den leisesten greifbaren Grund zur Klage gegeben hat. Endlich ist die Stelle des Geistlichen unserer winzigen Gemeinde die schlechtbezahlteste auf dem ganzen Kontinent – – wir würden so leicht keinen Ersatz finden.«

    »So sind Sie also mit seinen Predigten doch zufrieden,« wandte ich mich an die Mutter des Konsuls und gab mir Mühe, ein etwas malitiöses Lächeln zu unterdrücken.

    Die alte Dame richtete sich im Sessel auf.

    »Ich würde ihm nie erlauben, auch nur ein einziges eigenes Wort in der Kirche zu sprechen,« sagte sie sehr bestimmt. »Er liest Sonntag für Sonntag einen Text aus Dean Harleys Predigtbuch.«

    Die Antwort verwirrte mich etwas, ich schwieg.

    »Uebrigens«, begann der Konsul wieder, »wäre es ungerecht, nicht auch eine gute Seite des Popen zu erwähnen. Er hat ein nicht unbeträchtliches Vermögen, dessen Renten er ausschließlich zu wohltätigen Zwecken verausgabt, während er selbst, von seinen unglücklichen Passionen abgesehen, außerordentlich bescheiden, ja dürftig lebt.«

    »Eine nette Wohltätigkeit!« unterbrach ihn seine Mutter. »Wen unterstützt er denn! Verwundete Toreadores und ihre Familien, oder gar die Opfer einer Salsa.«

    »Einer – was!« fragte ich.

    »Meine Mutter spricht von einer › Salsa de Tomates‹, erläuterte der Konsul.

    »Einer – – Tomatensauce!« wiederholte ich. »Der Pope unterstützt die – – Opfer einer Tomatensauce!«

    Der Konsul lachte kurz auf. Dayn sagte er sehr ernst:

    »Sie haben nie von einer solchen Salsa gehört! – Es handelt sich um eine uralte, furchtbare Sitte in Andalusien, die trotz aller Strafen der Kirche und des Richters leider immer noch besteht. Seitdem ich Konsul bin, hat zweimal nachweislich eine Salsa in Granada stattgefunden; die nähern Umstände hat man aber auch da nicht erfahren, da die Beteiligten trotz der in spanischen Gefängnissen üblichen schlagenden Ermahnungen sich lieber die Zunge abbissen, als ein Wörtchen zu erzählen. Ich könnte daher nur Ungenaues, vielleicht Falsches berichten; lassen Sie sich darüber von dem Popen erzählen, wenn Sie dies schaurige Geheimnis interessiert. Denn er gilt – ohne daß man es ihm beweisen kann – als ein Anhänger dieser entsetzlichen Greuel, und dieser Verdacht ist es hauptsächlich, weshalb man ihm aus dem Wege geht!«

    – – Ein paar Gäste traten ein; unser Gespräch wurde unterbrochen.

    Am nächsten Sonntag brachte ich zum Stierkampfe dem Popen ein paar besonders gut gelungene Photos der letzten Corrida mit. Ich wollte sie ihm zum Geschenk machen, aber er warf nicht einmal einen Blick darauf.

    »Entschuldigen Sie,« sagte er, »aber das interessiert mich gar nicht.«

    Ich machte ein verdutztes Gesicht.

    »Oh, ich wollte Sie nicht verletzen!« lenkte er ein. »Sehen Sie, es ist nur die rote Farbe, die rote Blutfarbe, die ich liebe.«

    Es klang beinahe poetisch, wie dieser bleiche Asket das sprach: » die rote Blutfarbe«.

    Aber wir kamen in ein Gespräch. Und mitten drin fragte ich ihn, ganz unvermittelt: »Ich möchte gern eine Salsa sehen. Wollen Sie mich nicht einmal mitnehmen!«

    Er schwieg, die bleichen zersprungenen Lippen bebten.

    Dann fragte er: »Eine Salsa! – – Wissen Sie, was das ist!«

    Ich log: »Natürlich!«

    Er starrte mich wieder an, da fielen seine Blicke auf die alten Schmisse auf meiner Wange und Stirne.

    Und als ob diese Zeichen kindischen Blutvergießens ein geheimer Freipaß wären, strich er leicht mit dem Finger darüber und sagte feierlich:

    »Ich werde Sie mitnehmen!«

    Ein paar Wochen später klopfte es eines Abends an meiner Türe, so gegen neun Uhr. Ehe ich »herein« rufen konnte, trat der Pope ein.

    »Ich komme Sie abzuholen,« sagte er.

    »Wozu?« fragte ich.

    »Sie wissen ja,« drängte er. »Sind Sie bereit!«

    Ich erhob mich.

    »Sofort!« rief ich. »Darf ich Ihnen eine Zigarre anbieten!«

    »Danke, ich rauche nicht.«

    »Ein Glas Wein!«

    »Danke, ich trinke ebensowenig. Bitte, beeilen Sie sich doch!«

    Ich nahm meinen Hut und folgte ihm die Treppen hinab in die Mondnacht. Schweigend gingen wir durch die Straßen, den Genil entlang unter rotblühenden Pyrrhusbäumen. Wir bogen links ein, stiegen hinauf auf den Mohrenberg und schritten über das Märtyrerfeld. Vor uns strahlten in warmem Silber die Schneekuppen der Sierra, rings herum aus den Hügeln brachen leichte Feuerscheine aus den Erdhöhlen, in denen die Zigeuner hausen und anderes Volk. Wir gingen herum um das tiefe Tal der Alhambra, das ein Meer grüner Ulmen fast bis obenhin ausfüllt, vorbei, an den gewaltigen Türmen der Nassariden, dann die lange Allee uralter Zypressen durch, zum Generalife hin, und weiter hinauf zu dem Berge, von dem der letzte Fürst der Mauren, der strohblonde Boabdil, seine scheidenden Seufzer dem verlorenen Granada sandte.

    Ich schaute meinen seltsamen Begleiter an. Sein Blick, nach innen gekehrt, sah nichts von all dieser nächtlichen Herrlichkeit. Wie der Mondschein auf diesen schmalen blutleeren Lippen spielte, auf diesen eingefallenen Wangen und den tiefen Löchern an den Schläfen – da kam mir das Gefühl, als müßte ich seit Ewigkeiten schon diesen schrecklichen Asketen kennen. Und plötzlich, unvermittelt, fand ich die Lösung, das war ja das Gesicht, das der grauenhafte Zurbaran seinen ekstatischen Mönchen gab!

    Der Weg ging nun zwischen breitblätterigen Agaven daher, die ihre verholzten Blütenschäfte dreimannshoch in die Luft strecken. Wir hörten des Darro Brausen, der hinter dem Berge über die Felsen sprang.

    Drei Kerle kamen auf uns zu, in braunem zerlumptem Mantel; sie grüßten schon von weitem meinen Begleiter.

    »Wachtposten,« sagte der Pope. »Bleiben Sie hier stehen, ich will mit ihnen reden!«

    Er schritt auf die Männer zu, die ihn erwartet zu haben schienen. Ich konnte nicht verstehen, was sie sprachen, doch handelte es sich augenscheinlich um meine Person. Der eine der Männer gestikulierte lebhaft, sah mich mißtrauisch an, schleuderte die Arme in der Luft herum und rief immer wieder: » O jo el Caballero.« Aber der Pope beruhigte ihn, schließlich winkte er mich heran.

    » Sea usted bienvenido, Caballero!« begrüßte er mich und zog seinen Hut. Die beiden anderen Späher blieben auf ihrem Posten zurück, der dritte begleitete uns.

    »Es ist der Patron, sozusagen der Manager der Geschichte,« erklärte der Pope.

    Nach einigen hundert Schritten kamen wir zu einer Höhlenwohnung, die sich durch nichts von den Hunderten anderer der Bergabhänge Granadas unterschied, vor dem Türloch war, wie gewöhnlich, ein kleiner Platz geebnet, von dichten Kaktushecken umgeben. Dort standen einige zwanzig Kerle herum – doch war kein Zigeuner dabei. In der Ecke brannte ein kleines Feuer zwischen zwei Steinen; darüber hing ein Kessel.

    Der Pope langte in die Tasche, zog einen Duro nach dem andern heraus und gab sie unserm Begleiter.

    »Die Leute sind so mißtrauisch,« sagte er, »sie nehmen nur Silber.«

    Der Andalusier kauerte sich an das Feuer und prüfte jedes einzelne Geldstück. Er warf sie auf einen Stein und biß mit den Zähnen darauf. Dann zählte er – hundert Peseten.

    »Soll ich ihm auch Geld geben!« fragte ich.

    »Nein!« sagte der Pope. »Wetten Sie lieber, das wird Ihnen hier eine größere Sicherheit geben.«

    Ich verstand ihn nicht.

    »Eine größere Sicherheit!« wiederholte ich. » Wieso denn!«

    Der Pope lächelte:

    »Oh – – Sie machen sich dann mehr gemein und mehr – schuldig mit diesen Heuten!«

    »Sagen Sie mal, Reverend,« rief ich, »weshalb wetten Sie dann nicht!«

    Er hielt meinen Blick ruhig aus und antwortete nachlässig:

    »Ich! – Ich wette niemals: das Wetten beeinträchtigt die reine Freude am Schauen.«

    Inzwischen war noch ein halbes Dutzend höchst verdächtiger Gestalten gekommen, alle in das unvermeidliche braune Tuch gehüllt, das die Andalusier als Mantel benutzen.

    »Worauf warten wir noch?« fragte ich einen der Leute.

    »Auf den Mond, Caballero,« erwiderte er, »er muß erst untergehen.«

    Dann bot er mir ein großes Glas Aguardiente an. Ich dankte, aber der Engländer schob mir das Glas in die Hand.

    »Trinken Sie, trinken Sie!« drängte er, »Es ist das erstemal für Sie – vielleicht werden Sie es nötig haben!«

    Auch die anderen sprachen dem Branntwein reichlich zu; doch lärmte man nicht, nur ein hastiges Geflüster, ein heiseres Tuscheln drang hinaus in die Nacht. Der Mond barg sich im Nordwesten hinter der Cortadura, man holte lange Pechfackeln aus der Höhle und brannte sie an. Dann baute man mit Steinen einen kleinen Kreis in der Mitte: das war die Arena; rings herum stieß man Löcher in den Boden und steckte die Fackeln hinein. Und in dem roten Feuerschein entkleideten sich langsam zwei Männer. Nur die ledernen Hosen behielten sie an, dann traten sie in den Kreis hinein, setzten sich einander gegenüber und kreuzten die Beine, wie die Türken tun. Nun erst bemerkte ich, daß in dem Boden zwei starke Balken wagerecht eingelassen waren, deren jeder zwei eiserne Ringe trug. Zwischen diese Ringe hatten die beiden Kerle sich hingesetzt. Jemand lief in die Höhle und brachte ein paar dicke Seile mit, umschnürte den Leib der Männer und ihre Beine und band einen jeden an seinen Balken. Sie staken fest wie im Schraubstock, nur den Oberkörper konnten sie frei bewegen.

    Sie saßen da, ohne ein Wort, sogen an ihren Zigaretten oder leerten die Branntweingläser, die man ihnen immer von neuem füllte. Sie waren zweifellos schon stark betrunken, ihre Augen stierten blöde auf den Boden. Und rings herum im Kreise zwischen den qualmenden Pechfackeln lagerten sich die Männer.

    Plötzlich hörte ich hinter mir ein häßliches Kreischen und Knirschen, das die Ohren zerriß. Ich wandle mich um: an einem runden Schleifstein schliff jemand sorgfältig eine kleine Navaja. Er prüfte das Messer am Nagel des Daumens, legte es weg und nahm dann ein anderes.

    Ich wandte mich an den Popen:

    »Diese Salsa ist also eine Art – Duell!«

    »Duell!« antwortete er. »O nein, es ist eine Art – Hahnenkampf!«

    »Was!« rief ich. »Und aus welchem Grunde unternehmen die Männer da diese Art – Hahnenkampf! Haben sie sich beleidigt – ist es Eifersucht!«

    »Keineswegs,« sagte ruhig der Engländer, »sie haben gar keinen Grund, vielleicht sind sie die besten Freunde – vielleicht kennen sie einander gar nicht. Sie wollen nur – ihren Mut beweisen. Sie wollen zeigen, daß sie hinter den Stieren und den Hähnen nicht zurückstehen.«

    Die häßlichen Lippen versuchten ein kleines Lächeln, als er fortfuhr:

    »So etwa – wie bei Ihren deutschen Studentenmensuren.«

    Ich bin – im Auslande – immer Patriot. Das habe ich längst von den Briten gelernt: Right or wrong – my country!

    So antwortete ich ihm scharf:

    »Reverend – der vergleich ist albern! – Sie können das nicht beurteilen.«

    »vielleicht doch,« sagte der Pope. – »Ich habe in Göttingen sehr schöne Mensuren gesehen. – viel Blut, viel Blut –«

    Inzwischen hatte der Patron uns zur Seite Platz genommen. Er zog ein schmutziges Notizbuch aus der Tasche und einen kleinen Bleistift.

    »Wer wettet auf Bombita?« rief er.

    »Ich!« – »Eine Peseta!« – »Zwei Duros!« – »Nein, Auf Lagartijillo will ich wetten!« – Die Branntweinstimmen krächzten durcheinander.

    Der Pope faßte mich am Arm.

    »Richten Sie Ihre Wetten so ein, daß Sie verlieren müssen,« rief er, »legen Sie lange Odds, man kann nicht vorsichtig genug sein mit der Bande.«

    Ich hielt also eine ganze Reihe der angebotenen Wetten, und zwar immer drei zu eins. Da ich auf alle beide setzte, mußte ich so notwendigerweise verlieren. Während der »Manager« mit schwerfälligen Zeichen alle Wetten zu Papier brachte, reichte man die scharfgeschliffenen Navajen herum, deren Klingen etwas über zwei Zoll lang waren. Dann gab man sie zusammengeklappt den beiden Kämpfern.

    »Welche willst du, Bombita Chico, mein Hähnchen!« lachte der Schleifer.

    »Gib her! Gilt mir gleich!« gröhlte der Betrunkene.

    »Ich will mein eigen Messer!« rief Lagartijillo.

    »So gib mir meines! Ist so besser!« krächzte der andere.

    Alle Wetten waren eingetragen, der »Manager« ließ den beiden noch ein großes Glas Aguardiente reichen. Sie tranken es im Zuge aus, warfen dann die Zigaretten fort. Man gab einem jeden ein langes rotes Wolltuch, eine Gürtelbinde, die sie sich fest um den linken Unterarm und die Hand schlangen.

    »Ihr könnt anfangen, kleine Burschen!« rief der Patron. »Klappt die Messer auf!«

    Die Klingen der Navajen schnappten klirrend über die Zahnrädchen und hakten sich fest. Ein helles widerwärtiges Geräusch. – Aber die beiden Männer blieben ganz ruhig, keiner machte eine Bewegung.

    »Fangt doch an, Tierchen!« wiederholte der Patron.

    Die Kämpfer saßen unbeweglich, rührten sich nicht. Die Andalusier wurden ungeduldig:

    »Faß ihn doch, Bombita, mein junger Stier: Stoß ihm das Hörnchen in den Leib!«

    »Fang an, Kleiner, ich habe drei Duros auf dich gesetzt!«

    »Ah, – Hähnchen wollt ihr sein! Hennen seid ihr! Hennen!«

    Und der Chor gröhlte:

    »Hennen! Hennen! – – Legt doch Eier! Feige Hennen seid ihr!«

    Bombita Chico reckte sich hoch und stieß nach dem Gegner, der hob den linken Arm und fing den matten Stoß in dem dicken Tuche auf. Die beiden Kerle waren augenscheinlich so betrunken, daß sie kaum Herren ihrer Bewegungen waren.

    »Warten Sie nur, warten Sie nur,« flüsterte der Pope.

    »Warten Sie nur, bis die Leute Blut sehen!«

    Die Andalusier hörten nicht auf, die beiden zu hetzen, bald mit Aufmunterungen, bald mit beißendem Spott. Und immer wieder zischte es ihnen in die Ohren:

    »Hennen seid ihr! – Legt doch Eier! – Hennen! Hennen!«

    Sie stießen nun beide aufeinander, fast blindlings. In der nächsten Minute erhielt der eine einen leichten Stich an der linken Schulter.

    »Brav lieber Kleiner, brav Bombita! – Zeig ihm, mein Hähnchen, daß du Sporen hast!«

    Sie machten eine kleine Pause, wischten sich mit dem linken Arm den schmutzigen Schweiß von der Stirne.

    »Wasser!« rief Lagartijillo.

    Man reichte ihnen große Kannen, und sie tranken in langen Zügen. Man sah, wie sie sich ernüchterten. Die fast gleichgültigen Blicke wurden scharf, stechend; haßerfüllt schauten sie aufeinander.

    »Bist du fertig, Henne!« krächzte der Kleine.

    Statt aller Antwort stieß der andere zu, zerschnitt ihm die Wange der Länge nach. Das Blut strömte über den nackten Oberkörper.

    »Ah, es fängt an, es fängt an,« murmelte der Pope.

    Die Andalusier schwiegen; gierig verfolgten sie die Bewegungen des Kämpfers, auf den sie ihr Geld gesetzt. Und die beiden Menschen stießen zu, stießen zu – –

    Die blanken Klingen zuckten wie silberne Funken durch den roten Fackelschein, bissen sich fest in den wollenen Schutzbinden der linken Arme. Ein großer Tropfen siedenden Pechs flog dem einen auf die Brust – – er merkte es nicht einmal.

    So schnell schleuderten sie die Arme in der Luft, daß man gar nicht sehen konnte, ob einer getroffen war. Nur die blutigen Rinnen, die überall auf den Körpern sich zeigten, zeugten von immer neuen Rissen und Stichen.

    »Halt! Halt!« schrie der Patron.

    Die Kerle stießen weiter.

    »Halt! Bombitas Klinge ist gebrochen!« rief er wieder, »Trennt sie!«

    Zwei Andalusier sprangen auf, nahmen eine alte Tür, auf der sie saßen, und warfen sie roh zwischen die Kämpfer, richteten sie dann hoch, daß sie einander nicht mehr sehen konnten.

    »Gebt die Messer her, Tierchen!« rief der Patron. Die beiden gehorchten willig.

    Sein scharfes Auge hatte recht gesehen; Bombitas Klinge war in der Mitte gebrochen. Er hatte seinem Gegner die ganze Ohrmuschel durchstochen, an dem harten Schädel war die Klinge zersprungen.

    Man gab jedem ein Glas Branntwein, dann reichte man Ihnen neue Messer und hob die Tür weg.

    Und dieses Mal fuhren sie aufeinander los wie zwei Hähne, ohne Besinnen, blindwütend. Stich um Stich – –

    Die braunen Leiber färbten sich purpurn, aus Dutzenden von Wunden rann das Blut, von der Stirne des kleinen Bombita hing ein brauner Hautlappen herab, feuchte Strähne des schwarzen Haares leckten in die Wunde. Sein Messer verfing sich in der Schutzbinde des Gegners, derweil stieß ihm der andere zwei-, dreimal die Navaja tief in den Nacken.

    »Wirf die Binde weg, wenn du Mut hast!« schrie der Kleine und riß sich selbst mit den Zähnen das Tuch vom linken Arm.

    Lagartijillo zögerte einen Augenblick, dann folgte er dem Beispiel. Unwillkürlich parierten sie nach wie vor mit den linken Armen, die in wenigen Minuten völlig zerfleischt waren.

    Wieder brach eine Klinge, wieder trennte man sie mit der morschen Tür; reichte ihnen neue Messer und Branntwein.

    »Stoß ihn, Lagartijillo, mein starkes Stierchen, stoß ihn!« rief einer der Männer. »Reiß ihm die Eingeweide aus, dem alten Klepper!«

    Der Angerufene gab, unerwartet, in dem Augenblick, als man die Türe wegzog, seinem Gegner von unten her einen furchtbaren Stoß in den Bauch und riß seitlich die Klinge hinauf. Wirklich quoll die ekelhafte Masse der Eingeweide aus der langen Wunde. Und dann, von oben her, stieß er blitzschnell wieder, traf ihn unter dem linken Schultergelenk und zerschnitt die große Ader, die den Arm ernährt.

    Bombita schrie auf, bog sich zusammen, während ein armdicker Blutstrahl aus der Wunde spritzte, dem anderen mitten ins Gesicht. Es hatte den Anschein, als ob er ermattet umsinken wolle; doch plötzlich richtete er noch einmal die breite Brust in die Höhe, hob den Arm und stieß auf den blutgeblendeten Feind. Und er traf ihn, zwischen zwei Rippen durch, mitten ins Herz.

    Lagartijillo schlug mit beiden Armen in die Luft, das Messer entfiel der rechten Hand. Leblos sank der mächtige Körper nach vorn über die Beine hin.

    Und als ob dieser Anblick dem sterbenden Bombita, dessen entsetzlicher Blutstrahl in breitem Bogen auf den toten Gegner spritzte, neue Kräfte verleihe, stieß er wie ein Wahnsinniger immer, immer wieder den gierigen Stahl in den blutigen Rücken.

    »Hör’ auf, Bombita, tapferer Kleiner, du hast gesiegt!« sagte ruhig der Patron.

    Da geschah das Schrecklichste. Bombita Chico, dessen letzter Lebenssaft den Besiegten in ein feuchtes, rotes Leichentuch hüllte, stützte sich mit beiden Händen fest auf den Boden und hob sich hoch, so hoch, daß aus dem handbreiten Riß an feinem Leibe die Fülle der gelben Eingeweide wie eine Brut ekelhafter Schlangen weit hinauskroch. Er reckte den Hals, reckte den Kopf, und durch das tiefe Schweigen der Nacht erscholl sein triumphierendes

    » Kikeri-ki!!«

    Dann sank er zusammen: das war sein letzter Gruß an das Leben – –

    Es war, als ob sich plötzlich ein roter Blutnebel um meine Sinne legte; ich sah, hörte nichts mehr; ich versank in ein purpurnes, unergründlich tiefes Meer. Blut drang mir in Ohren und Nase, ich wollte schreien, aber wie ich den Mund öffnete, füllte er sich mit dickem warmem Blute. Ich erstickte fast – aber schlimmer, viel schlimmer war dieser süße, gräßliche Blutgeschmack auf meiner Zunge. Dann fühlte ich irgendwo einen stechenden Schmerz – doch dauerte es eine unendliche Zeit, bis ich wußte, wo es mich schmerzte. Ich biß auf etwas, und das, worauf ich biß, das schmerzte so. Mit einer ungeheueren Anstrengung riß ich die Zähne voneinander.

    Wie ich den Finger aus dem Munde zog, erwachte ich. Bis zur Wurzel hatte ich während des Kampfes den Nagel abgenagt und nun in das unbeschützte Fleisch gebissen.

    Der Andalusier faßte mich am Knie. »Wollen Sie Ihre Wetten erledigen, Caballero?« fragte er. Ich nickte; dann rechnete er mit vielen Worten vor, was ich verloren und gewonnen hätte. Alle die Männer umdrängten uns – keiner bekümmerte sich um die Leichen. –

    Erst das Geld! Das Geld!

    Ich gab dem Manne eine Handvoll und bat ihn, die Sache zu ordnen. Er rechnete und setzte sich unter heiserem Schreien mit jedem einzelnen auseinander.

    »Nicht genug, Caballero!« sagte er endlich. Ich fühlte, daß er mich betrog, aber ich fragte ihn, wieviel ich noch zu zahlen habe, und gab ihm das Geld.

    Als er sah, daß ich noch mehr in der Tasche hatte, fragte er: »Caballero, wollen Sie nicht das Messerchen des kleinen Bombita kaufen? Es bringt Glück, viel Glück!«

    Ich erstand die Navaja für einen lächerlichen Preis. Der Andalusier schob sie mir in die Tasche.

    Nun achtete niemand mehr auf mich. Ich stand auf und ging taumelnd In die Nacht hinaus. Mein Zeigefinger schmerzte, ich wand fest das Taschentuch herum. In langen, tiefen Zügen trank ich die frische Nachtluft.

    »Caballero!« rief jemand, »Caballero!« Ich wandte mich um. Einer der Männer kam auf mich zu.

    »Der Patron schickt mich, Caballero,« sagte er, »wollen Sie nicht Ihren Freund mit nach Hause nehmen!«

    Ach ja – der Pope! Der Pope! – Während all der Zeit hatte ich ihn nicht gesehen, nicht gedacht an ihn!

    Ich ging wieder zurück, bog durch die Kaktushecken. Noch immer lagen die blutigen Massen angefesselt am Boden. Und darüber bog sich der Pope, streichelte mit schmeichelnden Händen die jämmerlich zerfetzten Leiber. – Aber ich sah wohl, daß er das Blut nicht berührte – – o nein! Nur in der Luft bewegten sich hin und wieder seine Hände.

    Und ich sah, daß es zarte, feine Frauenhände waren – –

    Seine Lippen bewegten sich: »Schone Salsa,« flüsterte er, »schöne rote Tomatensauce!«

    Man mußte ihn mit Gewalt fortziehen, er wollte den Anblick nicht missen. Er lallte und tappte unsicher auf den dürren Beinen.

    »Zuviel Branntwein!« lachte einer der Männer. Aber ich wußte: er hatte keinen Tropfen getrunken.

    Der Patron zog seinen Hut und die anderen folgten seinem Beispiel.

    » Vayan ustedes con Dias, Caballeros!« sagten die Männer – Als wir auf der Landstraße waren, ging der Pope gutwillig mit. Er faßte meinen Arm und murmelte:

    »Oh, so viel Blut! So viel schönes rotes Blut!«

    Wie ein Bleigewicht hing er an mir, mühselig schleppte ich den Berauschten der Alhambra zu. Unter dem Turme der Prinzessinnen machten wir halt, setzten uns auf einen Stein – Nach einer langen Weile sagte er langsam:

    »O das Leben! Wie herrliche Genüsse schenkt uns das Leben! – Es ist eine Lust zu leben!«

    Ein eiskalter Nachtwind feuchtete unsere Schläfen, mich fror. Ich hörte den Popen mit den Zähnen klappern, langsam verflog sein Blutrausch.

    »Wollen wir gehen, Reverend!« fragte ich.

    Ich bot ihm wieder meinen Arm an.

    Er dankte.

    Schweigend stiegen wir zu dem schlafenden Granada hinab.

    #Hanns_Heinz_Ewers #littérature #gore #fascisme #fight_club #poignard

  • Tu n’étais pas un ange, mais les anges n’existent pas

    « JE VEUX D’ABORD TE PARLER D’ELLE, de cette femme qui, sans le savoir, m’a fait venir jusque-là, jusqu’à toi, qui est morte depuis deux cent soixante et un ans, pendue au gibet de Quimper en 1755. Tu avais 38 ans ». Une femme aperçue, des cheveux roux flamboyant, une femme seule, « Il m’avait semblé lire sur le visage de cette femme que nous étions dans la même sidération, le même désir d’être ailleurs », une femme jamais réapparue dans cette soirée…

    Note sur : Michèle Lesbre : Chère brigande
    Lettre à Marion du Faouët

    https://entreleslignesentrelesmots.blog/2021/06/19/tu-netais-pas-un-ange-mais-les-anges-nexistent-pas

    #littérature #roman

  • Le théâtre est mort, vive le théâtre !
    https://laviedesidees.fr/Le-theatre-est-mort-vive-le-theatre.html

    À propos de : Pascale Goetschel, Une autre #Histoire du théâtre. Discours de #crise et pratiques spectaculaires, France XVIIIe-XXIe siècles, Paris, CNRS éditions. À partir du XVIIIe siècle, les discours conservateurs cherchent à purger un secteur qui serait malade de ses excès : le théâtre. Ce qui inquiète, c’est sa modernité : un lieu où les discours et les gestes sont subversifs.

    #littérature #spectacle #loisirs
    https://laviedesidees.fr/IMG/docx/202106_theatre.docx
    https://laviedesidees.fr/IMG/docx/20210617_theatre.docx
    https://laviedesidees.fr/IMG/pdf/20210617_theatre.pdf

  • La drogue fête fétide

    « 24 heures héro » en référence à l’unité de temps pour toute tragédie qui se respecte, met en scène un couple de drogués Arnaud et Nadia, compagnons d’infortune mais aussi compagnons tout court sans en avoir vraiment conscience sauf à certains moments cruciaux. Elle a dû avoir le coup de foudre, du moins il est possible de le penser. Les auteurs, Saphir Essiaf et Philippe Dylewski le suggèrent tout en insistant sur la brume profonde que provoquent les drogues dans des esprits. Nadia est la plus intégrée dans l’univers de la drogue : son sentiment de culpabilité est tel – elle s’accuse d’avoir tué son frère – qu’elle aura vraisemblablement du mal à se guérir si la volonté de trouver une autre vie germait dans son cerveau. Lui est plus extérieur même si c’est un consommateur forcené. Une description quasi clinique de deux personnages en quête de rédemption.

    Note sur : Saphir Essiaf et Philippe Dylewski : 24 heures héro

    https://entreleslignesentrelesmots.blog/2021/06/12/la-drogue-fete-fetide

    #littérature #polar

  • Avec les propos de Jean d’Amérique, écrivain haïten, « l’aigle impériale » prend du plomb dans l’aile.

    Le rôle de Napoléon dans l’histoire de la révolution haïtienne n’est pas une mémoire oubliée en Haïti. Les gens savent le mal que l’esclavagisme rétabli en 1802 par le consulat, ce système d’exploitation capitaliste, a fait au pays et au peuple haïtien. Mais d’une certaine façon, on peut dire que les Haïtiens ont déjà résolu les questions qui agitent aujourd’hui les Français, puisqu’ils ont résisté et renversé ce système. Il n’y a pas de débat. Peut-être que l’enseignement, ou la transmission de l’histoire en général ne va pas assez en profondeur pour que chacun puisse vraiment comprendre tous les enjeux autour de ce qui s’est passé dans la colonie de Saint-Domingue où naîtra en 1804 la première république noire d’Haïti. D’ailleurs, on peut parfois avoir l’impression que les Haïtiens n’ont que ça à célébrer : la victoire contre Napoléon. Haïti reconnaît ses héros, il n’y a pas d’ambiguïté sur le personnage de Napoléon, personne ne s’interroge pour savoir si c’était « un mec bien ».

    https://aoc.media/entretien/2021/05/21/jean-damerique-en-haiti-il-ny-pas-dambiguite-sur-le-personnage-de-napoleon/?loggedin=true
    (voir en commentaire de ce post)

    #Haïti #esclavage #Premier-Empire #colonialisme #femmes_en_luttes #littérature #théâtre #oralité

    • Jean D’Amérique : « En Haïti, il n’y a pas d’ambiguïté sur le personnage de Napoléon »
      Par Raphaël Bourgois
      Journaliste

      Pour le jeune écrivain haïtien Jean D’Amérique, l’affaire est entendue et ne souffre aucune ambiguïté : le rôle de Napoléon dans l’histoire ne peut être séparé du rétablissement de l’esclavage. Si l’affaire ne souffre aucun débat en Haïti, la mémoire de la lutte pour l’indépendance et contre l’esclavage, de ses héros, reste à construire dans toute sa complexité. La littérature peut y participer, et peut-être créer les conditions d’une mémoire commune qui fait aujourd’hui défaut.

      Jean D’Amérique, jeune poète, dramaturge et romancier haïtien, est actuellement en résidence d’écriture en France, ce qui lui a permis de suivre les débats qui ont agité la commémoration du bicentenaire de la mort de Napoléon. Pour constater qu’il y a encore un long chemin à parcourir avant de réconcilier les mémoires, notamment sur la question sensible de l’esclavage, son abolition, son rétablissement, ses répercussions jusqu’à nos jours, sa réparation… Ses poèmes rassemblés dans des recueils comme Petite fleur du ghetto (Atelier Jeudi Soir, 2015) ou Nul chemin dans la peau que saignante étreinte (Cheyne, 2017) ; ses pièces de théâtre comme Cathédrale des cochons (éditions Théâtrales, 2020) ; son premier roman Soleil à coudre (Actes Sud, 2021) ; toute son œuvre est traversée par la violence et le chaos qui font le quotidien d’Haïti sans la résumer.

      Actuellement en France, en résidence d’écriture, vous avez pu suivre tous les débats qui ont entouré les commémorations du bicentenaire de la mort de Napoléon, notamment sur la question du rétablissement de l’esclavage. À ce sujet, on s’est finalement peu interrogé sur ce que les premiers intéressés en pensaient. Quelle mémoire les Haïtiens gardent-ils de Napoléon ?
      Le rôle de Napoléon dans l’histoire de la révolution haïtienne n’est pas une mémoire oubliée en Haïti. Les gens savent le mal que l’esclavagisme rétabli en 1802 par le consulat, ce système d’exploitation capitaliste, a fait au pays et au peuple haïtien. Mais d’une certaine façon, on peut dire que les Haïtiens ont déjà résolu les questions qui agitent aujourd’hui les Français, puisqu’ils ont résisté et renversé ce système. Il n’y a pas de débat. Peut-être que l’enseignement, ou la transmission de l’histoire en général ne va pas assez en profondeur pour que chacun puisse vraiment comprendre tous les enjeux autour de ce qui s’est passé dans la colonie de Saint-Domingue où naîtra en 1804 la première république noire d’Haïti. D’ailleurs, on peut parfois avoir l’impression que les Haïtiens n’ont que ça à célébrer : la victoire contre Napoléon. Haïti reconnaît ses héros, il n’y a pas d’ambiguïté sur le personnage de Napoléon, personne ne s’interroge pour savoir si c’était « un mec bien ».

      Vous évoquez l’esclavagisme comme un système capitaliste, pensez-vous que le système des plantations, défendu par Napoléon à travers la décision de rétablir l’esclavage, doit être vu comme la prémisse du capitalisme qui se développera au XIXe siècle ?
      Oui, tout à fait. C’est clairement, selon moi, ce qui s’est passé à Saint-Domingue : la mise en place par les colons d’un système capitaliste qui, pour exister, utilise tous les moyens de la répression, de la violence et du racisme. Le capitalisme et l’esclavage sont indissociables. Je dirais même que le second, tel que l’a connu Haïti, est le socle du premier ; la traite des êtres humains est l’un des plus grands produits du capitalisme. C’est l’enfance même de ce système. Les colons qui sont arrivées sur l’île n’étaient intéressés que par une seule chose : la richesse, le profit. Ils ont vu là une terre à exploiter, et trouvé en Afrique des êtres humains à kidnapper afin de nourrir leur système. Le capitalisme est à l’origine de toutes les formes de violence qui se passent et qui se sont passées à Haïti.

      Il y a un héros haïtien qui est particulièrement mis en avant, c’est Toussaint Louverture, figure de proue de la révolution. Est-ce qu’il y a là aussi selon vous un décalage entre la mémoire haïtienne et la mémoire française ?
      Toussaint Louverture a une place importante en Haïti, et en effet, comme vous le suggérez, on ne traite pas la mémoire de ce héros de la même façon qu’en France. Je prendrais pour exemple l’inauguration récente, à Paris où je me trouve actuellement, d’un jardin Toussaint Louverture. Je dois dire que j’ai beaucoup ri lorsque j’ai lu le panneau, où a été inscrit « Toussaint Louverture, général français », alors que Toussaint est une personnalité essentielle de cette période de lutte contre l’esclavage – donc contre la France ! Mais il n’est pas considéré de cette façon en France, ni d’ailleurs les autres héros de Haïti. Je voudrais dire ici que je trouve tout de même étrange qu’on n’évoque que Toussaint en France, alors que la révolution haïtienne a été portée par beaucoup d’autres personnalités. Je pense à Jean-Jacques Dessalines, cet ancien esclave, lieutenant de Toussaint Louverture, qui proclame l’indépendance d’Haïti le 1er janvier 1804. Il est certain que Dessalines portait une vision beaucoup plus radicale, qui l’a mené à conduire la révolte jusqu’à l’indépendance d’Haïti. Ce qui n’est évidemment pas un bon souvenir pour la France… Alors que Toussaint, lui, a été capturé et déporté sur le sol français, où il est mort un an avant la proclamation de l’indépendance. Aujourd’hui, on tente de réhabiliter Toussaint, mais dans une perspective française. Et c’est cela qui pose problème : l’incapacité à replacer l’Histoire à l’endroit où elle se passe vraiment.

      Comment l’expliquez-vous ?
      Les Français pensaient pouvoir négocier avec Toussaint et éventuellement lever les obstacles au rétablissement de l’esclavage. Il faut reconnaître qu’il a lui aussi joué ce jeu de la négociation, jusqu’au moment où il s’est fait capturer. Mais je pense que cette bienveillance à l’égard de Toussaint Louverture n’est pas une reconnaissance de son véritable combat et de celui des autres héros et héroïnes de la guerre d’indépendance. Je parle de Dessalines, je parle de Sanité Belair, je parle de Dutty Boukman – qui initia une révolte d’esclaves lors de la cérémonie du Bois Caïman, le 14 août 1791, acte fondateur de la révolution haïtienne – et de beaucoup d’autres. La réhabilitation de Toussaint Louverture en France n’est rien d’autre qu’une posture. Car il n’y a pas de négociation possible avec un interlocuteur qui veut absolument rétablir l’esclavage. J’entends ou je lis souvent que la France a aboli l’esclavage à Saint-Domingue. C’est complètement faux, et ce n’est pas parce qu’il existe des textes qui le proclament que c’est vrai. Haïti a longtemps combattu l’esclavage, même avant 1791, où la rébellion va prendre une telle ampleur qu’elle mènera à la révolte générale des esclaves, il a toujours existé des mouvements de résistance. Toutes les tentatives d’action de la France vis-à-vis de cette insurrection ont eu pour but de remettre en place le système colonial, jamais de l’abolir. Ce sont les esclaves qui ont aboli l’esclavage.

      Il y a une question qui agite le débat en France, c’est celle de la réparation. Puisqu’au moment de l’abolition, ce sont les propriétaires d’esclaves qui ont reçu des compensations, la question se pose aujourd’hui de la façon dont la France pourrait indemniser la société haïtienne actuelle, héritière de cette époque. Quel est votre sentiment à ce sujet ?
      C’est très important, parce que ce qui s’est passé est très grave. Je crois en effet que la première chose à faire est une réparation, pas tout à fait « symbolique », mais une réparation au niveau du discours autour de ces évènements. Jusqu’à présent, la France a du mal à reconnaître cette histoire et les responsabilités qu’elle porte, mais pour avancer il faut que les choses puissent être dites, il faut que tous les acteurs reconnaissent ce qui s’est passé. Au niveau matériel, la réparation financière est également indispensable selon une idée simple : vous m’avez volé quelque chose, il est juste que vous me la rendiez. Il n’y a pas de débat à avoir là-dessus, et ce n’est pas parce que le temps a passé que ce n’est plus important. Il ne s’agit pas du tout de répondre à un sentiment de rancune, d’une revanche, mais d’une nécessité si nous voulons nous réconcilier avec cette mémoire commune. Il faut recoudre ce qui a été totalement déchiré. La réparation de l’histoire comme la réparation matérielle des dégâts qui ont été causés sont essentielles.

      Est-ce que cette histoire nourrit votre travail d’écrivain, à la fois de poète, d’auteur de théâtre, de romancier ? Lorsque vous abordez la violence actuelle en Haïti, estimez-vous qu’elle est l’héritière directe de cette époque ?
      Haïti porte toujours les séquelles de l’esclavage, et cela ne fait aucun doute pour moi que les racines de la situation actuelle, instable et violente, plongent dans cette époque. La dette contractée par Haïti auprès de la France en 1825 pour prix de son indépendance, et pour indemniser les propriétaires d’esclaves, a été payée jusqu’à très récemment, et continue de peser puisqu’elle a participé à son appauvrissement. Cette dette coloniale a fait beaucoup de mal à un pays qui était en train de se construire, ou de se reconstruire, après avoir vécu une longue période sous le joug du système esclavagiste. C’est comme si l’esclavage continuait sous une autre forme, et aujourd’hui, dans le rapport entre Haïti et la France, le fait que l’État français n’arrive pas à reconnaître ses responsabilités dans cette histoire partagée pose beaucoup de problèmes à Haïti. Il y a une ambiguïté qui subsiste.
      Pour en venir au traitement littéraire de cette période de l’histoire, il est vrai que je travaille surtout sur des thèmes qui ont un rapport avec l’actualité ou, en tout cas, les temps actuels. Mais je me suis emparé de ce sujet d’une façon particulière : je suis en train de terminer une pièce de théâtre composée autour d’une figure héroïque de cette période, Sanité Belair, une jeune femme qui s’est engagée très tôt dans le combat anticolonialiste. Elle a vécu entre 1780 et 1802, et s’est engagée très tôt dans sa vie, en pleine effervescence des mouvements de libération. Elle a grimpé rapidement les échelons dans l’armée révolutionnaire haïtienne, d’abord sergente, elle accède au grade de lieutenante. Elle se fera capturer par les colons en octobre 1802, une période décisive qui se situe un an avant la dernière bataille qui scellera l’accès d’Haïti à l’indépendance. À l’époque, les rebelles capturés étaient exécutés selon leur genre : les hommes fusillés, et les femmes décapitées. Sanité Belair refuse le sort qui lui est destiné et elle obtient le droit d’être fusillée. C’est un acte politiquement fort. Je travaille donc autour de cette figure, et surtout de sa représentation aujourd’hui, dans l’Histoire, que ce soit en Haïti ou en France, par rapport à cette place qu’elle occupe, ou en tout cas devrait occuper.

      Quelle est cette place selon vous ?
      Elle est sous-estimée : en Haïti, on connait son nom mais pas forcément son histoire ; en fait, dans les espaces dits de mémoire de l’esclavage ou des combats anti-esclavagistes, elle est mise en retrait, voire totalement absente. Dans le musée du Panthéon national en Haïti, elle n’a pas la même place que les autres héros. Sur le Champ de Mars en Haïti, qui est la plus grande place publique de Port-au-Prince, toute une partie de l’espace public est dédiée à des héros de l’indépendance – mais elle n’y est pas, contrairement à d’autres figures qui reviennent tout le temps : Dessalines, Toussaint, Henri Christophe (militaire devenu président de la République du Nord, puis premier roi de Haïti), Alexandre Pétion (militaire devenu président de la République du Sud). Sa seule et unique présence dans l’espace public en Haïti est son portrait qui figure depuis près d’une dizaine d’années sur le billet de dix gourdes, la monnaie nationale, soit le billet avec la plus petite valeur. De plus, et ceci est assez problématique à mon sens, son portrait a remplacé celui d’une autre femme, Catherine Flon, insurgée et fille naturelle de Dessalines, qui a créé le drapeau bicolore de Haïti. En France, c’est encore pire, Sanité Belair n’est tout simplement jamais évoquée. À part très récemment par Christiane Taubira en réaction à l’absence de discours d’Emmanuel Macron à l’occasion de la Journée nationale des mémoires de la traite, de l’esclavage et de leurs abolitions ce 10 mai dernier, alors qu’il avait tenu un long discours quelques jours plus tôt aux commémorations consacrées à Napoléon. Elle a qualifié ce silence « d’édifiant », et ajouté que plutôt que Bonaparte, elle choisit et préfère les figures de Toussaint Louverture, Sanité Belair et d’autres héros anti-esclavagistes non blancs. C’est l’une des seules fois où j’ai entendu son nom en France.
      Je travaille donc autour de la sous-représentation de cette figure de la révolution. Pour rédiger l’argumentaire de ma pièce, j’ai été amené à faire des recherches, mais il n’y a aucun document consacré essentiellement à son personnage. Dans la plupart des livres qui retracent l’histoire d’Haïti, je trouvais seulement – et encore, quand elle y figurait – des textes de la taille d’un paragraphe, d’une page à la limite, et dans lesquels se trouvent toujours les mêmes informations. Par conséquent, je travaille aussi à partir de cette absence de matière. C’est évidemment tout l’inverse de Napoléon qui a fait l’objet d’innombrables volumes, de milliers et de milliers de pages. Ce déséquilibre m’amène à poser ces questions : comment fabrique-t-on les héros et héroïnes ? qui choisit-on de préserver dans l’histoire, et pourquoi ? Ce ne sont pas des choix innocents que de mettre, à un moment particulier, telle ou telle personne en avant. Si aujourd’hui ce débat, cette soi-disant polémique autour de Napoléon se produit en France, c’est parce que le traitement d’un sujet d’une telle ampleur dans l’Histoire – dans la manière de raconter l’Histoire – a forcément un impact sur la société. Notre vision des choses est construite par ce que nous lisons, par ce qu’on nous raconte, par ce qui est représenté dans l’espace public… Toutes ces représentations construisent des symboles, un imaginaire collectif. Et cette absence de conscience historique en France ne permet pas à notre génération de trouver un terrain abordable pour regarder l’avenir ensemble, parce qu’il existe ce vide dans la manière de raconter l’Histoire.

      Quel rôle peut tenir une pièce comme celle que vous êtes en train d’écrire. Il ne s’agit pas de faire un travail d’historien ?
      Pas du tout ! La pièce que je suis en train de terminer n’est même pas biographique en tant que telle : c’est une transposition de l’histoire de Sanité Belair dans notre temps. Je m’inspire du parcours de cette femme pour l’amener dans l’espace contemporain, afin qu’elle vienne elle-même nous poser la question de l’oubli en manipulant les outils à disposition aujourd’hui, le fonctionnement de notre société. Je pense que l’écriture me permet d’aller beaucoup plus loin que le travail historique en tant que tel. En effet, les informations peuvent bien exister, mais que fait-on avec cette Histoire ? La littérature permet pour moi d’ouvrir une brèche, et même de tenter de réparer ce qui est absent dans celle-ci. Grâce à la littérature et avec l’Histoire, je vais essayer de provoquer une transformation du réel, de ses éléments historiques, afin de proposer d’autres perspectives sur celui-ci. Écrire, c’est refuser ce qui existe déjà, refuser le monde tel qu’il est, tel qu’on le conçoit, tel qu’on l’envisage ; c’est créer un autre monde, exprimer un désir d’un autre monde, d’une autre manière de voir les choses. Et j’ai l’impression que la littérature me permet de faire cette opération.

      C’est une forme de résistance. Comment êtes-vous venu à l’écriture ?
      Par résistance, justement. J’ai commencé à écrire sous l’influence du rap, qui était très en vogue en Haïti à une certaine époque, disons entre 2005 et 2008. Lorsque cet âge d’or du rap haïtien a commencé, je venais de quitter la petite campagne où je suis né pour Port-au-Prince, où j’habitais dans un quartier assez précaire. Ma rencontre avec le rap, c’était un reflet de ma condition sociale et aussi une poésie brute, virulente, qui va interpeller directement le réel. Plus tard, au lycée, quelques-uns de mes professeurs de lettres ont remarqué ce que je produisais dans leurs cours, et ils m’ont dirigé vers d’autres lectures que celles qui étaient demandées à l’école. À ce moment-là, j’ai commencé à nourrir énormément ma culture littéraire. D’autre part, je présentais les textes que j’écrivais à l’époque dans des petites soirées à Port-au-Prince. C’est ainsi qu’au fur et à mesure, la passion grandit. Et cette passion est devenue un métier. Je m’inscris totalement dans le mouvement dit du spoken words, et revendique ce double héritage, à la fois de la littérature qui « vient des livres » et de la littérature qui vient du rap.

      Le lien entre les deux cela pourrait être l’oralité ?
      Oui, l’oralité et aussi l’importance pour moi de faire certaines références qui peuvent paraître décalées de la part d’un écrivain. Quelques exemples : je cite Tupac Shakur dans l’introduction de mon roman Soleil à coudre, et dans le corps de celui-ci, j’ai glissé une référence à Kendrick Lamar. J’ai aussi cité des rappeurs dans plusieurs de mes recueils de poèmes. Je veux redonner place à cette part de mon héritage qui vient du hip hop et qui est souvent « sectionné » de la chose littéraire. On attend plus d’un auteur qu’il cite Romain Gary ou Albert Camus. Mais ces deux mondes peuvent se côtoyer, et dans mon cas les deux m’ont nourri. Ce qui m’intéresse aussi lorsque j’écoute des musiciens comme Keny Arkana ou Kery James pour citer des Français, ce n’est pas seulement le contenu, mais aussi le rythme et la scansion. D’ailleurs je peux aussi écouter de la trap, un style qui ne se distingue pas par la dimension « consciente » de ses textes. Le rapport puissant avec l’oralité continue à exister chez moi. J’aime beaucoup porter mes textes sur scène et les dire à haute voix parce que cela leur donne une allure, une existence autre ; c’est aussi la possibilité de partager une énergie directe avec le public. Quand j’écris quelque chose, je me projette en train de le présenter devant un public, pour l’assumer immédiatement. J’aime bien cet instant-là où je peux dire directement les choses. Ce qui n’est pas la même chose dans un livre : l’impact peut y être, mais on ne le « voit » pas. C’est une chose difficile à articuler… Pour moi, les mots dans un livre sont différents des mots qui, à travers une voix, deviennent vivants.
      Cette oralité du rap vient aussi compléter un héritage de l’imaginaire haïtien que je porte. Tous nos jeux d’enfants étaient traversés par des chants, par des rythmes… La place de la parole reste forte, aujourd’hui encore, dans l’espace populaire en Haïti : presque toutes les activités du quotidien sont accompagnées de musique. Les marchands ambulants, en se promenant, ont chacun une musique différente qui accompagne ce qu’ils vendent, et qu’on finit par reconnaître tout de suite. C’est quelque chose qui fait partie intrinsèque de la vie haïtienne et dont je me suis beaucoup nourri.

      Vous avez publié votre premier roman Soleil à coudre cette année aux éditions Actes Sud. Pourquoi avez-vous ressenti le besoin d’aborder aussi cette forme d’écriture, et que reste-t-il de l’oralité que vous défendez ?
      Je n’ai pas l’impression que cette démarche littéraire diverge beaucoup de ce que je faisais avant, si ce n’est qu’elle me permet de déployer une histoire, des personnages sur une temporalité plus longue. Mais le poète et le dramaturge continuent à exister dans le roman. En réalité, c’est la même recherche poétique qui continue, mais elle prend d’autres chemins et d’autres enveloppes. Des éléments que j’ai explorés, qui sont présent dans certaines de mes pièces de théâtre comme Cathédrale des cochons (éditions Théâtrales, 2020), se retrouvent dans Soleil à coudre : la force de la parole, la force du verbe contre la répression et contre la violence. Tête Fêlée notamment, le personnage principal, est portée par une sorte de logorrhée intérieure, qui la fait exister quand elle la déverse, tout à coup. Elle existe parce qu’elle raconte, parce qu’elle fait entendre sa voix. Elle est déchirée par un monologue, et il faut que cela explose. J’aime bien cette façon de construire mes personnages : non par des descriptions physiques, qui sont presque inexistantes dans le texte, mais par la parole, la parole poétique. Donner à voir le corps du personnage importe peu, au final, parce que ce dernier émerge par une figure qu’on ne peut saisir que par ce qu’elle dit. Surtout, on n’écoute pas de la même façon lorsqu’on peut voir le corps qui est en train de s’exprimer. Même si un homme et une femme disent la même chose, nous ne recevrons pas leur parole de la même façon. Pour moi, c’était important de déplacer le regard et de recourir à une autre forme de représentation des personnages. J’ai effacé le corps. Et j’ai donné libre cours à la voix.

      Vos personnages principaux sont le plus souvent des femmes. Qu’est ce qui se joue pour vous dans le choix de personnages féminins ?
      C’est très important pour moi parce que je viens d’un milieu où on m’a appris beaucoup de choses dont je n’avais pas besoin, et qui ont fait beaucoup de mal à mon esprit, dans le sens où j’ai été formaté par l’école, l’église, la société. Tout mon cheminement a consisté à essayer de déconstruire ces idées, d’abord en moi, puis d’inviter les autres à une représentation différente du monde. C’est pourquoi, aussi, je ne cherche pas à en faire un sujet dans mon travail littéraire. Je n’ai pas l’habitude de croiser dans les récits ou dans les romans autant de femmes que d’hommes, mais je ne vais pas le formuler dans mon texte. Je vais essayer d’introduire l’idée sans la dire, simplement par une manière de la représenter. Je suis conscient de ma volonté de faire apparaître des personnages féminins dans mes textes, mais je n’ai pas besoin de le crier sur tous les toits parce que ce n’est pas quelque chose qui doit être exceptionnel. Lorsqu’il n’y a que des hommes dans un récit, personne ne pose la question : « pourquoi c’est un homme ? »
      Certes, c’est important d’en discuter dans la société, mais il n’y a pas qu’en fustigeant les inégalités qu’on peut les changer. Il faut aussi proposer d’autres récits, d’autres manières de voir le monde, parce que si nous sommes empreints de sexisme aujourd’hui, c’est à cause des formes de représentation qu’on nous a données et qui nous ont construites. Je suis convaincu qu’on peut transformer les choses juste en proposant une autre perspective, juste en proposant un autre monde. Nous avons toujours été nourris par un système hétéronormé, mais je peux essayer de représenter un monde où je l’ai aboli. Avec le temps, je suis persuadé que cela portera ses fruits.

      Vous croyez donc à la performativité des mots, à leur impact sur l’évolution de la vie, sur l’évolution sociale ?
      Absolument, parce que ce sont eux qui nous construisent : c’est ce qu’on lit, ce qu’on apprend, ce qu’on entend des discours qu’il y a sur le monde. Bien sûr, l’impact de la littérature en tant que telle prend du temps pour se produire. Il n’en est pas moins réel. Écrire Soleil à coudre n’a pas le même poids que descendre manifester dans la rue à Port-au-Prince, mais cet acte n’est pas moins important que l’autre, même si ses retombées mettront plus de temps à se faire ressentir. C’est avec cette conscience-là que j’écris : d’être en train de créer une nourriture pour l’esprit, et de devoir être conscient de tous les enjeux qui l’entourent, parce que c’est elle qui nous façonnera demain. Je crois à cette transformation, à long terme, par la littérature.

      Mais que peuvent-ils face à la violence qui frappe aujourd’hui Haïti ?
      En ce moment, la situation d’Haïti est chaotique, on ne peut pas le nier. Mais ce portrait de la violence et du chaos politique qui revient souvent quand on évoque mon pays ne reflète pas complètement le visage d’Haïti. La catastrophe politique, c’est l’État haïtien, pas le peuple haïtien. Le peuple haïtien a toujours vécu très loin de l’État, c’est-à-dire dans l’abandon total de ce dernier, qui n’utilise son pouvoir qu’à ses propres fins. Cet État a créé la violence d’aujourd’hui, au fur et à mesure de l’évolution de ses intérêts politiques : les personnes au pouvoir ont distribué des armes dans les quartiers populaires et ainsi soutenu la formation de gang qu’ils pensaient pouvoir garder à leur main. Mais cette stratégie s’est retournée contre eux : aujourd’hui, ils ne parviennent plus à reprendre le contrôle de ces lieux, et c’est cela qui a créé le chaos. En ce moment, une dictature se met en place dans le pays : Jovenel Moïse, le président au pouvoir, qui a vu son mandat prendre fin en février dernier, refuse de partir et d’organiser de nouvelles élections. Il a perdu tout soutien populaire, d’autant plus que les Haïtiens ne l’avaient pas vraiment élu à la base, puisqu’il faut se souvenir que le premier tour qui lui a donné la majorité absolue s’était tenu six semaines après l’ouragan Matthew en novembre 2016. Le taux de participation a été établi à 21%. La majorité de la population souhaite passer à autre chose, et en réponse ce gouvernement utilise tous les moyens de violence pour garder le pouvoir. Il faut parvenir à aller au-delà de cette image de violence pour découvrir le vrai visage de Haïti. Je l’ai traité dans mon roman, en y apportant une nuance pour permettre aux lecteurs et aux lectrices de comprendre que ce peuple vit dans une violence subie et est amené parfois à en produire. Mais elle n’a pas été créée par eux : c’est une violence héritée. J’essaie, toujours subtilement, d’amener à voir les soubassements du problème. Le pays ne se résume pas à sa sphère politique, il faut prendre en compte toute sa richesse artistique et littéraire, ces domaines qui sont en dehors du pouvoir de l’État. Le vrai visage d’Haïti est à chercher là où vit et dans ce que fait le peuple.

      _Cet entretien a été donné dans le cadre de l’exposition « Napoléon » de la Réunion des Musées Nationaux et La Villette, il fait partie du supplément « Manifesto » conçu par AOC et disponible sur le site de l’exposition.
      https://expo-napoleon.fr/manifesto/_

  • De si petits galets, capables de déchaîner une avalanche de pensées

    Jayaprakash Satyamurthy avec son récit et son usage particulier de la langue, réussit à rendre plus que palpable ses personnage dont une femme et un homme Il met en mots le refus des assignations et de leurs inscriptions corporelles, « C’est plus facile dans la chair d’un garçon. C’est pourquoi elle a cessé de penser, non sans hésitation, aux garçons dont elle aime peut-être la chair pour se consacrer aux garçons dont elle aimerait porter la peau (pas ((?)) littéralement) », les chaînes de la vie et les moyens de les briser, le visible et le souhait de se rendre invisible, la « peluche culturelle qui s’accroche à un cerveau après l’autre », le fondamentalisme et ses effets, les petits gestes de résistance au quotidien, les bénéfices de la masculinité, les effets de la parole, « Maintenant, ils ont parlé. Elle a une meilleure idée des perspectives »…

    Note sur : Jayaprakash Satyamurthy : La force de l’eau

    https://entreleslignesentrelesmots.blog/2021/06/04/de-si-petits-galets-capables-de-dechainer-une-avalanche

    #littérature #roman

  • Bouveresse, Flaubert et la bêtise
    https://www.en-attendant-nadeau.fr/2021/06/02/bouveresse-flaubert-betise

    La question qui intéresse Bouveresse et plutôt celle de savoir comment la littérature pose la question socratique : « comment vivre ? », c’est-à-dire une question éthique. Et sa réponse est proche de celle d’Iris Murdoch : la connaissance littéraire ne peut en rien se rapprocher d’une connaissance théorique, elle est plutôt une forme de connaissance pratique. Mais cela peut s‘entendre en plusieurs sens, à commencer par celui que Bourdieu propose quand il parle d’habitus : la littérature nous fait saisir des schèmes pratiques, qui sont aussi sociaux, et les personnages de roman ont des dispositions à agir plutôt qu’ils ne représentent des idées ou des thèses. Cela peut s’entendre aussi au sens aristotélicien : la littérature – et particulièrement le roman – nous met en présence de conflits moraux, qui ne peuvent se résoudre que par le raisonnement pratique et l’art du jugement, comme l’a montré Martha Nussbaum au sujet de Henry James. Et cela peut aussi s’entendre au sens sur lequel Bouveresse insistait, où la question porte sur la connaissance de la vie tout entière.

    #Littérature #Bouveresse #ethique

  • Algérie, la décennie noire

    Oran peut-être de nos jours. Un homme monte dans un tramway. Il fera le tour de la ville en « Vingt stations », le titre de ce voyage à la fois dans la ville qui a beaucoup changée livrée aux promoteurs et dans sa mémoire tout en regardant les populations différentes de chaque station dévoilant des inégalités profondes découpant la ville. La mer devient fantomatique dans ce parcours d’un homme mort-vivant dans les affrontements de la « décennie noire ». Les assassinats se sont multipliés – s’en souvient-on encore ? – laissant toutes les populations algériennes en quête de lumière et de justice. Le gouvernement a préféré « faire comme si » il ne s’était rien passé s’abritant derrière une soi-disant « réconciliation nationale » pour rétablir l’ordre d’un pouvoir qui a perdu sa légitimité.

    Note sur : Ahmed Tiab : Vingt stations
    https://entreleslignesentrelesmots.blog/2021/05/29/algerie-la-decennie-noire

    #littérature

  • Ylla mag llan alli ylla (Il était une fois…)

    « La grand-mère, dépositaire des traditions séculaires, s’en est allée par une nuit de décembre, comme elle a vécu, digne et discrète »

    Un conte et une conteuse. Un conte et une inspiration, « S’il décrit guerres et batailles d’antan, il en appelle à la paix propre à toute nation forte de son passé, de ses strates identitaires, linguistiques et culturelle », la liberté dont la liberté religieuse face à la conquête arabo-musulmane. Une grand-mère et une héroïne. Une rebelle aux assignations et aux codes, une insurgée face aux interdits et au poids de la honte, une femme choisissant amant et enfant, « J’élèverai mon enfant seule. Pourquoi m’encombrer d’un homme et de ses ennuis ? », une personne debout, combattante, « une guerrière du nom de Tihya », vivante comme le combat des femmes pour l’égalité…

    https://entreleslignesentrelesmots.blog/2021/05/28/ylla-mag-llan-alli-ylla-il-etait-une-fois

    #littérature #roman

  • Littérature numérique – Un site cartographie l’archipel saisissant d’#Italo_Calvino | 24 heures
    https://www.24heures.ch/un-site-cartographie-larchipel-saisissant-ditalo-calvino-168760427968

    Le voyage littéraire dont il est ici question débute en 1943, avec quelques écrits timides qu’on pourrait considérer comme autant de préludes à une première œuvre consistante : « Le Sentier des nids d’araignées ». Le périple se prolonge quarante-deux ans durant et à l’arrivée, 200 textes plus loin, une boucle s’achève avec la dernière signature d’Italo Calvino, posée sur « Un Roi à l’écoute », texte qui charpente une pièce musicale de Luciano Berio. Entre ses deux extrémités, le corpus de l’écrivain italien ressemble à un archipel saisissant où on croise des atolls et des îlots de toutes sortes. Les plus populaires sont connus sous nos latitudes aussi : la trilogie formée par « Le Vicomte pourfendu », « Le Baron perché » et « Le Chevalier inexistant » demeure aujourd’hui encore une borne lumineuse.

    #cartographie #littérature

    • #Atlante_Calvino

      Oggi Italo #Calvino avrebbe quasi cento anni. E di fronte alle profonde trasformazioni a cui la letteratura, la stampa, i mezzi di comunicazione e la ricerca stanno assistendo non sarebbe rimasto chiuso a difendere la cittadella umanistica assediata. Sarebbe uscito a vedere.

      La letteratura come l’ha pensata, praticata e modellata Calvino tra gli anni Quaranta e gli anni Ottanta del secolo scorso aveva soprattutto un fine: quello di tenere la mente aperta. Renderla abbastanza elastica non certo da capire tutta la complessità del mondo, ma almeno da misurarla. E trarne qualche conseguenza: la prima di queste è che abbiamo bisogno di storie, perché la nostra mente non si limiti a riprodurre se stessa, ma attraverso la narrazione si trasformi in un grande laboratorio di possibilità. Aperto al futuro, grazie alla molteplicità di sguardi con cui partecipa alla costruzione del passato.

      Il progetto finanziato dal Fondo Nazionale Svizzero e intitolato Atlante Calvino: letteratura e visualizzazione ha scommesso sulla critica letteraria come esercizio intellettuale di apertura mentale e sperimentazione. Per tre anni (2017-2020) il progetto ha messo in contatto un’équipe letteraria dell’Unité d’italien dell’Université de Genève e il laboratorio di ricerca DensityDesign del Politecnico di Milano, specializzato in progetti di Digital Humanities e Data Visualization, con la collaborazione della casa editrice Mondadori, che detiene i diritti italiani dell’intera opera di Calvino.

      Le due anime del progetto, quella letteraria e quella del design dell’informazione, sono state chiamate a mescolarsi per trovare soluzioni efficaci e innovative intorno al caso esemplare dell’opera di Calvino: l’opportunità di mettere in contatto un oggetto letterario e analisi di sistemi complessi condotta tramite la visualizzazione è l’obiettivo principale di questa ricerca. Nato a Santiago de Las Vegas nel 1923 e morto a Siena nel 1985, Italo Calvino è uno dei più noti e studiati scrittori della letteratura italiana contemporanea. La statura internazionale della sua fama, insieme alla bibliografia critica ormai sterminata che lo riguarda e alla varietà sperimentale delle sue opere, lo rende un modello perfetto per una ricerca fondata sul contributo scientifico che la visualizzazione dei dati può fornire agli studi letterari.

      Il risultato del progetto è la piattaforma web in cui vi trovate, che offre la possibilità di esplorare l’opera narrativa dello scrittore da un nuovo punto di vista: vale a dire attraverso un certo numero di elaborazioni visuali, che corrispondono ad altrettante interrogazioni letterarie rivolte al corpus dei testi calviniani. L’unione tra la figura di un autore fondamentale della letteratura del XX secolo e un metodo di studio innovativo ambisce a offrire un valido esempio di ricerca nel campo delle Digital Humanities di seconda generazione, che contribuisca all’attuale esigenza di rinnovamento delle discipline letterarie. La qualità scientifica del progetto si sforza di combinarsi, in questo senso, con le sue qualità pedagogiche, estetiche e comunicative, al fine di proporre una nuova “narrazione visuale” dell’autore.

      https://atlantecalvino.unige.ch
      #visualisation #infographie

  • Philosophie de (comptoir) ... pardon, « terrasses »

    Terrassés ou terrassiers
    https://lundi.am/Terrasses-ou-terrassiers

    « Nous ne faisons que fermer sur nous-mêmes d’embarrassantes parenthèses » dit Raoul Vaneigem en parlant de ces doigts à la terrasse d’un café qui « repoussent la monnaie du pourboire et les doigts du garçon qui l’agrippent, tandis que les visages des deux hommes en présence, comme soucieux du masque de l’infamie consentie, revêt les marques de la plus parfaite indifférence » (Traité de savoir-vivre à l’usage des jeunes générations, Raoul Vaneigem)

    Si la terrasse se développe si bien dans la société du spectacle c’est qu’on se retrouve pris dans une zone tampon entre le monde actif de la rue et l’arrêt, entre le mouvement vers la vie et l’inertie de la mort. Entre l’authenticité du vécu et l’aliénation de la marchandise, maintenu vivant dans la tension du spectacle.

    • Je le trouve sacrément faible, ce texte. Grosso modo il y a les terrasses où les gens s’assoient pour boire un café en contemplant la rue, et ce sont des terrasses bourgeoises. Et il y a les terrasses où l’auteur s’assoit pour boire un café en contemplant la rue, et ce ne sont pas des terrasses bourgeoises.

      Et sinon, oui, le fait que le bar-pas-bobo, habituellement, c’est un lieu de sociabilité presque exclusivement masculin, c’est un problème. (Les bars associatifs et militants, c’est sans doute très bien, mais c’est pas les plus fréquents parmi les bars-pas-bourgeois, et je ne sais pas si c’est là que les éboueurs vont se faire expliquer l’anticolonialisme par le propriétaire.)

    • en exergue d’un article bien plus écrit et plus craignoss, lui aussi avec #terrasses... et rafale :

      NOUS SOMMES FAROUCHEMENT RELIGIEUX et, dans la mesure où notre existence est la condamnation de tout ce qui est reconnu aujourd’hui, une exigence intérieure veut que nous soyons également impérieux.
      Ce que nous entreprenons est une guerre.

      Georges Bataille, « La conjuration sacrée », Acéphale n°1_

      https://lundi.am/La-guerre-veritable

      On nous propose des variations sur l’#ennui (cet "opium du peuple", G.B., 1935) aujourd’hui au coeur de la "convivialité" forcée (tout aura été renversé par la contre révolution), cet ennui accepté qui fait les esclaves (vieille image aristocratique), bourgeois inclus.

      #bourgeoisie #avant-garde #littérature

    • C’est que je devais avoir en souvenir ces bars étudiants ou prolos (les deux catégories se mélangeaient encore à l’époque) dans les années 70. Le Bar de l’U à Besançon était un de ces repaires où on tapait la discut’ des heures durant à tenter de refaire le monde sans problème de coexistence entre genres ... Bref, depuis le temps a passé et je n’ai plus trop retrouvé cette ambiance. C’est peut-être aussi pour ça que je ne fréquente plus les bars.

    • Assis à une terrasse de café on regarde le monde depuis sa table, et le monde nous regarde. De nombreuses règles tacites régissent cette pratique sociale et trahissent la théâtralité du pouvoir.

      J’observe les passants et les passants m’observent. D’un seul regard j’appelle le serveur. Une seule posture et un seul objet (la table) me sépare du SDF assis sur une chaise devant le métro. Pas de trêve entre agresseurs et agressés. La trivialité quotidienne de l’humiliation dénonce l’organisation économique où la production et la consommation de l’offense s’équilibrent.

  • Atlanta 1956

    Thomas Mullen poursuit la saga des flics noirs d’Atlanta avec « Minuit à Atlanta », troisième volet de l’histoire de la ville, bastion du racisme et de tous les préjugés du Sud des États-Unis.

    https://entreleslignesentrelesmots.blog/2021/05/14/atlanta-1956

    #littérature #polar

  • Bonnes feuilles : « Ils voulaient refroidir la Terre »
    https://theconversation.com/bonnes-feuilles-ils-voulaient-refroidir-la-terre-160317

    Nous publions un extrait du polar que l’économiste Christian de Perthuis vient de faire paraître aux éditions Librinova. « Ils voulaient refroidir la Terre » aborde la thématique de la géo-ingénierie, ce terme qui désigne l’ensemble des technologies, plus ou moins étonnantes, promettant de contrer le dérèglement climatique. Une manière fictionnelle et originale d’évoquer un sujet scientifique très débattu. Dans ce passage, extrait du chapitre 13, le héros évoque son parcours et les recherches du Professeur Dubbo retrouvé mort.

    #climat #hubris #géo-ingénierie #auteur·rices #édition #fiction #littérature