• Parship-Gründer Hugo Schmale : « Nichts ist toter als ein erfüllter Wunsch » - Magazin - Welt - Tagesspiegel Mobil
    http://m.tagesspiegel.de/weltspiegel/magazin/parship-gruender-hugo-schmale-nichts-ist-toter-als-ein-erfuellter-wunsch/19597586.html

    Une interview avec le psy de 85 ans qui a dévéloppé les tests pour le plus grand portail de rencontre de langue allemande

    Er entwickelte den Parship-Fragebogen, 15 Millionen Menschen auf der Suche nach Liebe füllten ihn aus. Hugo Schmale über Amor und Algorithmus.

    Herr Schmale, Sie haben das Paarungsverhalten der Deutschen maßgeblich verändert. Sind Sie erschrocken über Ihren Erfolg?

    Ach, ich habe die Partnersuche nur ein bisschen auf die Füße gestellt. Will man sich verlieben, muss man sich ja erst mal selbst kennenlernen – wie soll ich jemanden für mich wählen, wenn ich nicht weiß, wer ich bin? Wenn ich an meine Jugend zurückdenke, was ich da für Gründe hatte, mir ein Mädchen auszugucken – nee …

    ...

    Auf welchen Typ standen Sie denn?

    Lauren Bacall. Also habe ich mich gekleidet wie Humphrey Bogart, mit Trenchcoat. Ich dachte, dann kriege ich so etwas. Bacall wurde in Filmen als begehrenswerte Frau inszeniert. Unsere Ideale sind uns nicht angeboren, sondern wir erlernen sie. Und das ist richtig so. Das ist unsere Kultur.

    Heute gehen Sie die Liebe mathematisch an: Auf der Basis von Persönlichkeitstests haben Sie einen Algorithmus entwickelt, nach dem Parship, Deutschlands erste und größte Internet-Partnerschaftsvermittlung, Partnervorschläge zusammenstellt.

    Liebe kann nicht nach einer Formel gefunden werden. Eine Formel kann aber hilfreich sein, leichter zur Liebe zu kommen. Mir wäre es übrigens lieber, mit dem Wort „Liebe“ zurückhaltender umzugehen.

    Schreiben Sie nicht gerade selbst an einem Sachbuch über das Thema?

    Nein. Ein Verlag hatte mich darum gebeten. Daraufhin bin ich über Monate durch Buchhandlungen gestreift. Dort habe ich so viel und vor allem so viel Blödsinniges über die Liebe gefunden, dass ich das Buchprojekt wieder absagte. Natürlich gibt es auch viel Gutes darüber zu lesen, von Niklas Luhmann zum Beispiel, dem Systemtheoretiker, doch das Gute ist immer voller Skepsis. Das ist nicht das, was die Ratgeber-Literatur an Bahnhöfen und Flughäfen verkaufen will.

    ...

    Hugo Schmale

    Hugo Schmale, 85, weißes gewelltes Haar, steht in der Tür seines Townhouses, nicht weit von Hamburgs Außenalster. Ins Studierzimmer geht es eine steile Treppe hinauf. Bücher des Strukturalisten und Psychoanalytikers Lacan stapeln sich auf dem Schreibtisch. Hochkomplexer Stoff. Dabei gilt Schmale als lebenspraktisch. Als einer, der die Psychologie dienstbar machen wollte – so hat er sich mal selbst beschrieben.

    Seit mehr als einem halben Jahrhundert denkt er sich Psychotests aus: zuerst zur Ermittlung beruflicher Eignung, später häufig zu Beziehungsfragen. Um die Jahrtausendwende entwickelte Schmale den Fragebogen, auf dessen Grundlage die Online-Partnerbörse Parship ihre Partnervorschläge zusammenstellt. Er zählt zu den Gründern. Parship gibt es in 13 Ländern. Schmale fragt, ob es in Ordnung sei, wenn er die Knöpfe seines Tweedjacketts öffne. Dann gießt er Tee ein und sinkt in einen schweren Ledersessel. Seine Stimme ist sanft, man hört noch leicht den Ton des Ruhrgebietes.

    Schmale stammt aus Bochum. 1971 kam er nach Hamburg, weil er an der Universität zum Professor berufen wurde. Dort gibt er immer noch Seminare. Außerdem arbeitet er als Psychoanalytiker und Berater von Parship. Beziehungsstatus: liiert.

    #algorithmes #société #matchmaking #psychologie