• Neue Vorwürfe von #Mobbing und Willkür in der #Max-Planck-Gesellschaft

    An einem Luxemburger Institut soll sich eine Direktorin missbräuchlich verhalten. Als ein Mitarbeiter das bei einer Ombudsfrau meldet, wird dessen Identität an die Chefin verraten.

    Das Max-Planck-Institut für Prozessrecht in Luxemburg gehört zu den renommiertesten Forschungsinstitutionen in seinem Bereich. Doch nach Recherchen von Buzzfeed News Deutschland herrscht dort eine schwer belastende Arbeitsatmosphäre einschließlich Vorwürfen von Mobbing und Willkür. Das zeigen eine interne Umfrage am Institut und Gespräche mit ehemaligen und aktuellen Mitarbeiter*innen.

    Die Recherche zeigt zudem, dass die Max-Planck-Gesellschaft es offenbar nicht schafft, Beschwerdeträger*innen ausreichend zu schützen und ihre Anonymität sicherzustellen. Und das, obwohl die Max-Planck-Gesellschaft – nach mehreren Recherchen zu Mobbing in seinen Instituten – im vergangenen Jahr versprach, eine „Null-Toleranz-Politik in Bezug auf Mobbing“ zu haben.

    Den deutlichsten Hinweis für systemische Probleme am Institut liefert eine interne Erhebung (hier im Original). Aufgrund von sich häufenden Beschwerden befragte die Personalvertretung im Mai und Juni 2019 Mitarbeiter*innen nach den Arbeitsbedingungen. Gut zwei Drittel der knapp 90 angeschriebenen Mitarbeiter*innen antworteten. 23 Prozent gaben an, psychologische Belästigung oder Mobbing erfahren zu haben, deutlich mehr als der Durchschnitt unter Luxemburger Arbeitgebern und auch unter allen Instituten der Max-Planck-Gesellschaft.

    37 Prozent der Befragten gaben an, Zeug*in solcher Vorfälle gewesen zu sein. 38 Prozent sagten, dass Mobbing und Belästigung sich negativ auf ihre Arbeitsumgebung auswirken. Die Mehrheit der Beschwerden ist auf Verhalten von Vorgesetzten zurückzuführen. „Die Mitarbeiter haben auch das Gefühl, dass es an geeigneten Verfahren und Mechanismen mangelt, um das Personal vor Mobbing oder Belästigung zu schützen“, schrieben die Autor*innen der Umfrage.
    Zeugen von Mobbing und Belästigung

    „Mitarbeiter berichten“, hieß es weiter, „dass die interne Kommunikation, insbesondere zwischen Management und Mitarbeitern, im Allgemeinen sehr unbefriedigend ist.“ Die Mitarbeiter*innen seien, so die Umfrage, sehr unzufrieden mit dem Management. „Entscheidungsprozesse und Verantwortungsbereiche werden als unklar wahrgenommen und unterliegen willkürlichen Veränderungen.“

    Die Direktoren des Instituts schreiben auf Anfrage, sie seien von der Mitarbeiterumfrage zutiefst beunruhigt. Sie hätten die Geschäftsführung der MPG und die Personalvertretung umgehend informiert und eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet, so hätten sie etwa im September vergangenen Jahres die Anti-Mobbing Regeln der MPG übernommen. Seitdem seien keine neuen Beschwerden gemeldet worden. Zudem hätten alle Mitarbeiter ein Seminar zu Belästigung, Diskriminierung und Mobbing besucht.

    Eine Sprecherin der Max-Planck-Gesellschaft schreibt auf Anfrage, dass ihr die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung bekannt seien. Im Juli vergangenen Jahres habe man daher um eine Stellungnahme der Luxemburger Direktoren gebeten und diese im September erhalten. Über die neuen Maßnahmen sei die MPG informiert. „Die Direktoren und der Verwaltungsrat sind sich jedoch einig, dass es weiterer Maßnahmen bedarf, um die Situation am MPI für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dauerhaft zu verbessern“, schreibt die Sprecherin. Die MPG sagt, sie suche aktuell nach einer neuen Verwaltungsleitung.

    BuzzFeed News hat mit aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter*innen gesprochen, um ein genaueres Bild von den Vorwürfen zu zeichen. Die Befragten werfen insbesondere einer Direktorin des Instituts Mobbing und Willkür vor.

    Da die Gesprächspartner*innen Repressalien von der Institutsleitung befürchten, hat BuzzFeed News ihnen Anonymität zugesichert und ihre Namen im Text abgeändert. An dem Institut sind Arbeitsverträge mit einer sehr harschen Verschwiegenheitsklausel gängig, die es auch ehemaligen Mitarbeiter*innen untersagt, mit Außenstehenden über die Arbeitsverhältnisse zu sprechen. „Der Mitarbeiter verpflichtet sich, nicht autorisierten Personen gegenüber keine Informationen über die Aktivitäten oder Arbeitsweisen des Arbeitgebers offenzulegen“, heißt es in den Verträgen. Der Arbeitnehmer verpflichtet sich zudem selbst nach Vertragsende zu „strenger Geheimhaltung“ gegenüber „allen Angelegenheiten“ in Verbindung mit dem Arbeitgeber.
    Die Verschwiegenheitsklausel der MPI-Verträge

    Nach luxemburgischem Recht sei eine Verschwiegenheitsklausel nur dann gültig, wenn sie präzise und spezifisch sei, schreiben die luxemburgischen Behörden. Eine Klausel, die allgemein jegliche Indiskretion verbiete, sei dagegen nicht gültig. Ein einschlägiges Gerichtsurteil bestätigt diese Auslegung.

    Solche Vertraulichkeitsklauseln seien in Arbeitsverträgen verschiedenster Unternehmen üblich, schreibt dagegen das MPI auf Anfrage. Die Max-Planck-Gesellschaft schreibt, derartige Klauseln seien auch in Anstellungsverträgen der MPG zu finden. Wie das MPI halte man sie für keinen Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit.
    Zur Vertragsauflösung gedrängt

    Trotz der Schweigeklausel berichten uns aktuelle und ehemalige Mitarbeiter*innen von ihren Erfahrungen. So sei eine ehemalige Mitarbeiterin von der Direktorin ohne Vorwarnung und nachvollziehbaren Grund zu einer Vertragsauflösung gedrängt worden. Die Begründung sei unter anderem gewesen, dass die Mitarbeiterin angeblich nicht zu ausreichend vielen Meetings gegangen sei. Kolleg*innen zeigten sich gegenüber Buzzfeed News über den Abgang der Wissenschaftlerin bestürzt. Sie habe als fachlich hervorragende und kritische Mitarbeiterin gegolten.

    In einem Mitarbeitergespräch mit einem anderen Mitarbeiter habe die Direktorin die Fassung verloren und „verdammte Scheiße“ gesagt. Auch hier sei der Grund gewesen, dass der Mitarbeiter nicht zu genug Institutsseminaren gegangen sei, weil er die Zeit für seine Forschung gebraucht habe. Die Direktorin habe den Mitarbeiter gefragt, ob er sich wie ein Beamter fühle, der nur zur Arbeit erscheine, um sein Geld abzuholen. Vorher habe der Mitarbeiter kein Signal für Unzufriedenheit bekommen. Er sei von dem Gespräch traumatisiert gewesen und habe das Institut daraufhin verlassen.

    Zu allen persönlichen Vorfällen will sich das MPI mit Verweis auf die Privatsphäre der Beteiligten nicht äußern.

    Es ist schwer, anhand solcher Einzelfälle zwischen einem schwierigen Vorgesetzten und systematisch grenzüberschreitendem Verhalten zu unterscheiden. Doch die Fälle stehen beispielhaft für die der internen Umfrage zufolge offenbar grundsätzlichen Probleme am MPI.
    Vorwürfe schon im vergangenen Jahr

    Bereits im vergangenen Jahr hatten BuzzFeed News, das Wissenschaftsmagazin Science und der Spiegel Vorwürfe von Mobbing und Machtmissbrauch durch Direktor*innen verschiedener Institute der Max-Planck-Gesellschaft öffentlich gemacht. Dabei ging es vor allem um die Machtfülle der rund 300 Direktor*innen – und darum, dass diese zu einfach zu Willkür und Machtmissbrauch führen können. „Unberührbar“ und „gott-gleich“ seien die Direktoren, sagten Mitarbeiter*innen während unserer Recherchen.

    Die Max-Planck-Gesellschaft gab damals in einer öffentlichen Stellungnahme bekannt, dass jede Form von Mobbing oder sexueller Belästigung den Grundsätzen der Max-Planck-Gesellschaft widerspreche und man die Vorwürfe sehr ernst nehme. Außerdem beauftragte sie eine externe Anwaltskanzlei mit der Aufarbeitung. „Wir haben eine Null-Toleranz-Politik in Bezug auf Mobbing und sexuelle Belästigung“, sagte MPG-Präsident Martin Stratmann im Juni 2019. Eine der damals beschuldigten Direktorinnen ist zurückgetreten und leitet nun eine Arbeitsgruppe an einem anderen Institut. Eine Untersuchungskommission hatte bei ihr „erhebliches Führungsfehlverhalten“ festgestellt. Anlass, sich zu reformieren, gab es nach den Mobbing-Skandalen genug.

    Doch die neuen Recherchen von BuzzFed News zeigen: Die Max-Planck-Gesellschaft schafft es anscheinend noch immer nicht, auf Mobbingvorwürfe in ihren Instituten zeitnah und konsequent zu reagieren – und offenbar auch nicht, Beschwerdeträger*innen ausreichend zu schützen.

    Mindestens ein ehemaliger Mitarbeiter des Instituts für Prozessrecht in Luxemburg hat die MPG wegen der anhaltenden Probleme kontaktiert. Edgar Wolden, dessen Namen wir zu seinem Schutz geändert haben, schreibt bereits im Sommer 2018 eine E-Mail an Elisabeth Kieven, ehemalige Direktorin am Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom und Ombudsfrau der geisteswissenschaftlichen Sektion der MPG. Darin ist von „Schikane, Belästigung, Mobbing“, von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens und einem „Klima des Terrors“ die Rede.
    Ein Mitarbeiter spricht von „Klima des Terrors“

    Wolden muss sich an die externe Ombudsfrau Elisabeth Kieven wenden, weil es am Luxemburger Institut zu der Zeit keine eigene Ombudsperson gibt. Auch auf die von der Max-Planck-Gesellschaft nach den Mobbing-Skandalen eingerichtete, externe Rechtsberatung können Mitarbeiter*innen ausländischer Institute nicht ohne weiteres zugreifen. Auf Anfrage sagt die MPG, im Oktober 2019 vergangenen Jahres sei auf Bitten der Leitung des MPI das Mandat der Anwaltskanzlei ausgeweitet, so dass auch die Mitarbeiter des Luxemburger Instituts von den Beratungsmöglichkeiten Gebrauch machen können.

    In seinem Schreiben an Kieven beschreibt Wolden Vorwürfe, die uns auch andere Mitarbeiter*innen bestätigen. Es geht unter anderem um den Mitarbeiter Stephan Meier, dessen Namen wir zu seinem Schutz ebenfalls geändert haben. Und um die Frage, wer die Hauptarbeit bei einem großen Projekt gemacht hat – und ob das nach außen hin korrekt dargestellt wird.

    Nach übereinstimmender Erzählung ist Meier am Anfang einer der Lieblinge der Direktorin. Doch irgendwann kommt es zum Bruch – Meier hat offenbar das Gefühl, dass seine Arbeit nicht genug Wertschätzung erfährt. Seitdem Meier seine Chefin konfrontiert, fühlt er sich anscheinend unter Druck gesetzt und ungerecht behandelt.

    Die Dinge, um die es im Max-Planck-Institut unter anderem geht, wirken von außen betrachtet klein, sind in der Wissenschaft aber von großer Bedeutung. Es geht etwa um Dienstfahrten: Wolden und Meier beantragen eine Dienstreise, um ein gemeinsames Projekt vorzustellen, doch nur Woldens Antrag wird bewilligt. Und es geht um Titel: In einer Rundmail beklagt Meier, die Direktorin habe ihn anfangs mit „Professor“ angesprochen, dann aber nur mit „Doktor“ oder gar „Herr“. „Ich mache mir nichts aus Titeln“, schreibt Meier. „Ich habe jedoch Einwände, wenn sie genutzt werden, um andere zu erniedrigen.“
    „Ihre Anonymität ist absolut sicher“

    In seinem Schreiben vom August 2018 an die MPG spricht Wolden einige der Vorwürfe an und macht deutlich, dass er seine Angaben unter Whistleblower-Schutz macht. Er bezieht sich auf die „Regeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ der MPG, in denen es heißt: „Wissenschaftler scheuen sich oft aus Angst vor Repressalien, Mobbing oder Ausschluss und Isolierung, ihren Verdacht über wissenschaftliches Fehlverhalten kundzutun.“ Dem versuche die MPG mit diesem Regelwerk entgegenzuwirken. „Im Rahmen der von der Ombudsperson durchgeführten Voruntersuchung soll der Name des Whistleblowers nicht offen gelegt werden.“ Die Identität des Whistleblowers könne in einem späteren Schritt nur dann aufgedeckt werden, wenn sich der Beschuldigte ansonsten nicht verteidigen könne oder die Glaubwürdigkeit des Whistleblowers zu prüfen sei.

    Es gebe keine Chance, dass er identifiziert werden könne, antwortet Ombudsfrau Kieven in einer E-Mail an Wolden. „Machen Sie sich bitte keine Sorgen, Ihre Anonymität ist absolut sicher.“

    Doch es zeigt sich, dass Wolden allen Grund hat, sich Sorgen zu machen.

    Am 28. Februar 2019 geht bei der Personalvertretung eine interne E-Mail ein. Es geht um Woldens Schreiben an die MPG und um die Luxemburger Direktorin: Die MPG habe der Direktorin mitgeteilt, dass sich ein „Mr. M.“ über verschiedene Dinge beschwert und ein „Mr. W.“ diese Behauptungen bestätigt habe. Die echten Initialen der Beschwerdeträger seien also übermittelt worden. „Wie kann jemand bei Verstand solche Details offenlegen?“, steht in der E-Mail. „Sie dachten wahrscheinlich, sie wären anonym, aber es dauerte kaum eine Sekunde, um herauszufinden, wer der einzige Mr. W. (...) ist!“

    Der Inhalt der E-Mail spricht sich rum. Auch Wolden hört davon, dass die Vertraulichkeit seiner Beschwerde möglicherweise gebrochen wurde. Am 5. März 2019 schreibt er an Ombudsfrau Kieven und will wissen, ob seine Identität tatsächlich offengelegt wurde. „Ich bin sehr besorgt“, schreibt er. Am nächsten Tag antwortet Kieven. Sie hat den Sachverhalt mittlerweile an Angela Friederici übertragen, Direktorin am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften und Vize-Präsidentin der MPG. Kieven zitiert aus einer E-Mail von Friederici an die Luxemburg-Direktorin. Tatsächlich tauchen hier die Initialen Mr. W und Mr. M auf. „Das hätte nicht passieren dürfen“, schreibt Kieven. „Die MPG ist fassungslos.“
    Furcht vor der Rache der Direktorin

    Die Nachricht schockiert Wolden, der jetzt die Rache der Direktorin fürchtet. Er schreibt am 11. März zurück an Kieven, dass er kaum schlafen und essen könne und Angstzustände habe. Er bangt um seine Zukunft am Institut. „Ich habe große Angst“, schreibt Wolden. „Es tut mir sehr leid“, schreibt Kieven am gleichen Tag zurück.

    Am 15. März bittet Wolden die Ombudsfrau Kieven, sicherzustellen, dass jemand anders als die Direktorin über die Verlängerung seines Vertrags entscheidet. Seine Befristung läuft bis Ende Juni 2019. „Die MPG muss mich retten.“

    Am 20. März schreibt Wolden, dass sich sein gesundheitlicher Zustand deutlich verschlechtert habe. „Heute wurde ich endlich von einem Psychiater besucht, der bei mir eine starke Angststörung wegen der Situation auf Arbeit diagnostiziert hat.“ Der Arzt hat ihm Antidepressiva verschrieben. Die Rezepte fügt Wolden seiner E-Mail bei.

    Nach weiterem E-Mail-Verkehr antwortet MPG-Vizedirektorin Angela Friederici am 27 März: Sie habe lange mit der Luxemburger Direktorin gesprochen. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass sie sich an Wolden rächen wolle. „Es ist bedauerlich, dass Sie das subjektiv fürchten.“

    Beschwerdeträger Wolden ist die Auseinandersetzung mit der MPG müde. Sein Vertrag läuft im Sommer 2019 aus und er verlässt das Institut. Eine Entschädigung bekommt er nicht.

    Der betroffene Forscher Stephan Meier dagegen bleibt am Institut. Wer im Streit zwischen der Direktorin und ihm Recht hat und worum es im Detail geht, lässt sich von außen kaum nachvollziehen. Gegenüber Buzzfeed News will sich Meier aufgrund einer Schweigeklausel in seinem Arbeitsvertrag nicht äußern. Fest steht, dass sich Meiers Situation immer weiter verschlechtert. Zwischen Oktober 2018 und März 2019 ist Meier offenbar wegen der psychischen Belastungen krankgeschrieben. Als er zurückkommt, wird er in eine andere Abteilung verlegt. Er will zunächst die angeblich versprochenen Wohn- und Reisekosten einklagen, die ihm nach dem Konflikt mit der Direktorin verwehrt worden seien werden. Im Januar 2020 erklärt sich das Arbeitsgericht in Luxemburg jedoch für nicht zuständig.

    Eine Luxemburger Vereinigung zur Bekämpfung von Mobbing am Arbeitsplatz, wertet die Vorwürfe Meier betreffend als psychologische Belästigung, die seine Gesundheit und Würde bedroht. Sie schreibt im November 2018 an den Präsidenten der MPG, Martin Stratmann, und fordert ihn auf, Meier zu schützen.

    Die Institutsleitung selbst leitet nach der Umfrage der Personalvertretung eine Untersuchung mit einer externen Anwaltskanzlei ein. In einer E-Mail vom Oktober 2019 bittet sie die Mitarbeiter*innen, sich zu beteiligen, um der Leitung „ein besseres Verständnis von der Lage in den verschiedenen Einheiten des Instituts“ zu ermöglichen. Doch wie sollen die Mitarbeiter*innen Vertrauen haben, dass ihre Angaben anonym bleiben, wenn sich viele der Beschwerden gegen die Leitung selbst richten? Unterzeichnet hat die E-Mail neben den zwei Direktoren die neue Verwaltungschefin. Sie ist erst seit dem August 2019 am Institut, einige Mitarbeiter*innen haben Hoffnung, dass sich mit ihr die Lage bessern wird. Doch bereits im Dezember verlässt sie das MPI wieder.
    „Reine und ausschließliche Angstkultur“

    Eine andere Person, die mehrere Jahre lang eine verantwortungsvolle Funktion in der Verwaltung des MPI innehatte, hat aus Frust an der Arbeitskultur gekündigt. Die Willkür habe es ihr unmöglich gemacht, gute Arbeit zu machen. „Entweder man ist der Liebling und dann läuft es oder man ist nicht der Liebling ist und dann kann man gucken, dass man an Land gewinnt“, sagt die Person im Gespräch mit BuzzFeed News. Am Institut herrsche eine „reine und ausschließliche Angstkultur“.

    Das MPI könne sich nur durch einen Austausch der Leitung neu aufstellen, sagt die Verwaltungskraft. Grundsätzlich müsste auch in der Max-Planck-Gesellschaft die Rolle der Direktor*innen neu definiert werden. „Sie haben im Grunde genommen keine Vorgesetzten, aber auch keine Ausbildung, wie man mit Menschen umgeht“, sagt die Person. Gleichzeitig könnten die Direktor*innen aber wie „menschliche Terminatoren“ über die Karriere junger Wissenschaftler*innen bestimmen.

    Im Sommer 2019 tritt Edgar Wolden eine neue Stelle an. Erst jetzt untersucht die MPG, warum er das MPI verlassen hat. „Sie stellen mir immer wieder Fragen, als ob sie nicht wüssten, was sie getan und schriftlich zugegeben haben“, sagt Wolden. „Es ist verrückt: Sie haben den Leak verursacht, sie haben es zugegeben, aber sie lassen sich Zeit und übernehmen keine Verantwortung.“ Er fühlt er sich von der MPG hintergangen: Erst ihr Versagen, ihn als Whistleblower zu schützen, habe seine Lage am Institut unerträglich gemacht. Dafür habe sich die MPG nicht einmal offiziell entschuldigt.

    Gleichzeitig ist Wolden erleichtert. „Am MPI habe ich mich nicht gut genug gefühlt“, sagt er. „Nachdem ich es verlassen habe, haben sich meine Energie und mein Selbstvertrauen vervielfacht.“ Er sei produktiver geworden, fühle sich frei. Die Angstzustände seien verschwunden. Nur dieses Gefühl von Unrecht, das sei immer noch da.

    Zu den Vorfällen um Wolden und Meier will sich die MPG mit Verweis auf die Privatsphäre der Beteiligten und eine andauernde formale Untersuchung nicht äußern. Lediglich dass Wolden das Institut im Sommer verlassen habe, könne man bestätigen. Sein Vertrag sei regulär geendet. Die Frage nach einer Entschädigung habe sich somit nicht gestellt.

    https://www.buzzfeed.com/de/hristioboytchev/mobbing-willkuer-max-planck-gesellschaft
    #Allemagne #université #harcèlement #arbitraire #conditions_de_travail #ESR

    #Luxembourg