• Ärzte als Verwalter von Mangelzuständen: Der Charité-Streik ist nur ein Anfang
    https://www.berliner-zeitung.de/open-mind/aerzte-als-verwalter-von-mangelzustaenden-der-charite-streik-ist-nu

    12.10.2022 von Ruth Schneeberger - Wenn Medizin nicht endlich wieder vom Patienten her gedacht wird, wird das deutsche Gesundheitssystem zusammenbrechen.

    Viele Menschen machen sich keine Vorstellung davon, was es heißt, in einem Notfall oder bei schwerer Krankheit dringend auf medizinische Hilfe angewiesen zu sein – und sie nicht zu bekommen. In einem reichen Land wie Deutschland, in dem an anderen Stellen noch so viel Überfluss herrscht.

    Andere finden schon allein den Gedanken daran so erschreckend, dass sie sich lieber gar keine Vorstellung davon machen wollen – und verdrängen ihn deshalb so weit in ihr Unterbewusstsein, dass sie Menschen mit Lügen strafen, die von einem schon vor Corona völlig überlasteten Gesundheitssystem berichten. Oder sie hören einfach nicht hin.

    Und dann gibt es noch solche, die sogar behaupten, auch während Corona sei das deutsche Gesundheitssystem an keiner Stelle überlastet gewesen, weder in den Kliniken noch auf den Intensivstationen noch in den Praxen oder sonst wo. Das sind die besonders Ausgebufften. Unter ihnen sind auch einige Politiker. Was sie treibt, ist fraglich. Im besten Falle Ahnungslosigkeit.

    Denn es ist kein Zufall, dass vergangene Woche etwa 1000 Ärzte an der Charité gestreikt haben. Ihnen geht es nicht nur um mehr Geld. Ihnen geht es um halbwegs akzeptable Arbeitsbedingungen in einem ohnehin schwierigen Arbeitsfeld. Spricht man mit den Ärzten oder versucht man auch außerhalb eines Streiks mit Medizinern als Journalist über die Zustände zu sprechen, dann ist da meist sehr viel Vorsicht – und Angst.

    Angst, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Angst, sich um Kopf und Kragen zu reden. Angst, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren. „Wir sind wahnsinnig abhängig von unseren Vorgesetzten, zumal an den Unikliniken, wo geforscht wird“, begründet Jana Reichardt, eine der Initiatorinnen des Streiks an der Charité, das Schweigen vieler Kollegen – und die jahrelange Zurückhaltung. Niemand wolle alleine dastehen, wenn er Kritik äußere in einem noch sehr stark autoritär geprägten Arbeitsumfeld.

    Die Pflegekräfte äußern sich – nach ebenfalls viel zu langer Zurückhaltung – seit Corona immer öfter und lauter über die Zustände. Wenn sie merken, dass das auch nichts bringt, schmeißen viele den Job hin. Das führt zum mittlerweile allseits bekannten Pflegenotstand. Die Ärzte hingegen haben bisher in der Mehrzahl geschwiegen. Sie stützen das System. Noch.

    Doch mit dem Streik an der Charité und Graswurzelbewegungen junger Mediziner und Medizinstudenten wird sich auch dies ändern. Im Netz, wo man im Gegensatz zu den klassischen Medien nicht mit Klarnamen auftreten muss, findet sich schon längst der Protest auch der Mediziner. Unter #Medizinbrennt und auf zahlreichen Accounts mit viele Followern berichten Ärzte von immer mehr Kollegen, die aussteigen, weil sie den Wahnsinn der Überforderung nicht mehr mittragen wollen und sonst selbst krank werden würden. Sie berichten von den verbliebenen Fachkräften, wie sie den Notstand nur notdürftig ausgleichen können. Und was das für Folgen für die Patienten haben kann. Im schlimmsten Falle den Tod. Der mit ein bisschen besserer Ausstattung, auch im personellen Bereich, leicht vermeidbar wäre.

    Denn Menschen machen Fehler, aber wenn Mediziner Fehler machen, kann das schnell über Leben und Tod entscheiden. Und unausgeschlafene, gestresste, überforderte Mediziner und Pflegekräfte, die kaum noch Zeit für ihre Patienten haben, machen umso mehr Fehler.

    Wie aber gehen Mediziner damit um, wenn durch ihre Überforderung, durch ihre Fehler ein Mensch zu Schaden kommt – entweder durch Tod oder auch durch lebenslange Behinderung wegen ärztlicher Fehlbehandlung oder Unterlassung? Wenn das Problem der Überforderung schon systemisch ist, und davon berichten inzwischen viele Mediziner, wie gehen sie dann mit den Folgen um?

    Jana Reichardt sagt, es gebe die Möglichkeit, Fehler in einer internen Konferenz zu besprechen, doch eine echte Fehlerkultur gebe es in der Medizin noch nicht. Auch die gelte es jetzt zu entwickeln.

    Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Mediziner werden weder in ihrem Studium noch im Berufsalltag von Vorgesetzten darauf vorbereitet, mit ihren eigenen Fehlern umzugehen. Wenn also etwa ein Mensch unter ihren Händen stirbt, der bei weniger angespannter Personallage oder bei weniger Zeitnot, einem niedrigeren Stresslevel oder einfach anderen Umständen nicht gestorben wäre, dann muss der Arzt damit selber fertigwerden, es gibt keine professionellen Strukturen, die das auffangen.

    Schlimmer noch: Es gibt kaum Studien oder belastbare Zahlen, die diesen Zusammenhang aufdecken. Ganz Deutschland ist ein Studien- und Datenmangelland in Bezug auf den Gesundheitssektor, auch das hat Corona peinlicherweise gezeigt.

    Im Blindflug durch die Corona-Pandemie

    Und es geht noch absurder: Auch für den Patienten, der womöglich durch einen schweren Ärztefehler für den Rest seines Lebens gezeichnet ist, gibt es kaum Hilfe. Geschweige denn für Angehörige von Verstorbenen. Es hängt sogar alleine vom Willen und der Verfassung des jeweils zuständigen Arztes ab, ob und wie er überhaupt mit Angehörigen darüber kommuniziert. Plus – darauf weist auch der Berliner Intensivpfleger Ricardo Lange immer wieder hin: Vielen Angehörigen werde gar nicht gesagt, dass Oma oder Opa, Mutter oder Bruder am Pflegenotstand gestorben sind, weil niemand auf der Station ihren Herzinfarkt oder Schlaganfall bemerkt hat. Sie würden sich stattdessen dem ruhigen Gewissen hingeben, dass ihre Angehörigen eh gestorben wären – auch wenn das explizit nicht stimmt.

    Die streikenden Ärzte an der Charité und die immer lauter werdende Pflege sind sich jedenfalls inzwischen einig: Ein Weiter-so darf es im Gesundheitssektor nicht geben. Da die Politik sich aber vorwiegend für andere Dinge interessiert, wird das Gesundheitssystem wohl zusammenbrechen, wenn nicht sehr bald ein Umdenken einsetzt, das sich wieder mehr am Patientenwohl orientiert als an der Rendite.

    Wie der todsichere Weg dahin aussieht, hat zuletzt der ärztliche Twitterer Intensivdoc am Beispiel einer Intensivstation passend beschrieben: „Es ist eine Verwaltung von Mangelzuständen. Man versucht, Löcher mit Material zu stopfen, was woanders neue Löcher aufreißt. Und darum dreht sich im Wesentlichen der ganze Tag. Wenn zwischendurch Zeit ist, macht man mal ein bisschen Medizin.“

    #triage #pandémie #iatrocratie

  • Les expérimentations médicales nazies n’ont pas fini de faire parler de leurs horreurs
    https://fr.timesofisrael.com/les-experimentations-medicales-nazies-nont-pas-fini-de-faire-parle


    Ein glücklich lächelnder Fahrer vor seinem T4-Reisebus an der Krankenanstalt Hartheim (1940). Der Mann lächelt freundlich, weil er nicht an die Front muss, und weil er etwas sinnvolles tut. Er darf dazu beitragen, arme Menschen von ihrem Leid zu erlösen. An seiner Stelle würden wir auch so freundlich dreinschauen. Es genügt, mit seiner Zeit im Einklang zu sein.

    #Arbeit #Medizin #Nazis #vergasen

  • Arzt- und Psychotherapeutensuche der KV Berlin
    https://www.kvberlin.de/fuer-patienten/arzt-und-psychotherapeutensuche


    Mal wieder was Praktisches - wie komme ich in Berlin zu Arztadressen und zu Terminen bei Ärzten.

    Ärztlicher Bereitschaftsdienst - Terminservice
    https://www.kvberlin.de/fuer-patienten/terminservice

    Die Terminservicestelle (TSS) der KV Berlin unterstützt gesetzlich Krankenversicherte, die in Berlin wohnhaft sind, bei der Suche nach einem schnellen Termin für einen Arzt oder einen Psychotherapeuten (psychotherapeutische Sprechstunde, Akutbehandlung und erste Probesitzungen (Probatorik)). Die Wartezeit zwischen Ihrem Anruf und Ihrem Termin beträgt maximal vier Wochen. Ausgenommen davon sind Bagatell- und Routineuntersuchungen. Bitte beachten Sie, dass die Behandlung in einer Fremdsprache bei der Terminvermittlung nicht berücksichtigt werden kann.

    Diese Termine werden vermittelt:

    Benötigen Sie einen Facharzttermin, ist für die Vermittlung eine Überweisung zur fachärztliche Weiterbehandlung mit einem zwölfstelligen Vermittlungscode erforderlich. Ausnahmen: Die Terminvermittlung zu einem Allgemeinarzt, Augenarzt, Frauenarzt oder Kinder- und Jugendarzt ist ohne Überweisung möglich. Es werden auch Termine für Früherkennungsuntersuchungen vermittelt.
    Ein Termin für ein Psychotherapeutisches Erstgespräch (ein einmaliger Termin, zur Einschätzung/Diagnostik) kann Ihnen ohne Überweisung vermittelt werden. 

    Für die Vermittlung von ambulanten Psychotherapeutischen Akutbehandlungen oder Probatorischen Sitzungen muss ein aktueller, mit einem Vermittlungscode gekennzeichneter Befundbericht eines Psychotherapeuten vorliegen, in welchem die zeitnah erforderliche Behandlung und die Weitervermittlung durch die Terminservicestelle ausdrücklich empfohlen wird. Wichtig: Die Vermittlung einer probatorischen Sitzung bedeutet nicht automatisch, dass der Therapeut freie Therapieplätze hat.

    Bitte beachten Sie:

    Es erfolgt keine Beratung zu medizinischen Fragen.
    Die TSS vermittelt keine Termine bei Zahnärzten oder Kieferorthopäden.
    Über die Terminservicestelle erhalten Sie keinen Wunschtermin bei einem bestimmten Arzt oder Psychotherapeuten, sondern bei Praxen, die zum jeweiligen Zeitraum freie Termine haben.
    Ärzte und Psychotherapeuten in Ihrer Nähe können Sie über unsere Online-Praxissuche recherchieren.

    So können Sie Termine buchen:
    Termine eigenständig buchen: https://eterminservice.de/terminservice
    eTerminservice (Keine Buchung von Corona-Tests)
    https://eterminservice.de/terminservice

    Rufnummer, wenn Online-Terminbuchung nicht möglich ist:
    116117 (Erreichbarkeit: rund um die Uhr, 7 Tage die Woche)

    Ist die Buchung über den eTerminservice oder telefonisch nicht möglich, erreichen Sie die Terminservicestelle auch per Online-Kontaktformular.
    https://www.kvberlin.de/fuer-patienten/terminservice/kontaktformular-zur-terminvermittlung

    Sie haben einen Termin über die TSS erhalten? So geht es weiter:
    Setzen Sie sich kurzfristig mit der vermittelten Praxis in Verbindung und bestätigen Sie den Termin. Bei psychotherapeutischen Terminen genügt eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.

    Sie müssen den vermittelten Termin absagen?
    Sollten Sie den Termin nicht wahrnehmen können, teilen Sie dies bitte rechtzeitig der Praxis mit, damit der Termin noch anderweitig vergeben werden kann.

    Bitte beachten Sie auch, dass Sie bei eigener Terminabsage keinen Anspruch auf einen Ersatztermin haben. Ausnahme: Sie sagen den Termin, den Sie mit der Arztpraxis vereinbart haben, noch am selben Tag dort wieder ab. Dann können Sie über die Terminservicestelle einen neuen Termin vereinbaren.

    #Berlin #Krankheit #Medizin

  • Der Fall Robert Rössle :- Jens Reich: „Ich weiß um das Verhalten von Medizinern unter Diktaturbedingungen“
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/jens-reich-ich-weiss-um-das-verhalten-von-medizinern-unter-diktatur

    26.10.2021 Anja Reich, Wiebke Hollerse - Am Ende überlebt der Rebhuhnweg

    Steckt ein Ost-West-Konflikt hinter der Debatte?

    Ein Ost-West-Konflikt kommt immer dann auf, wenn jemand aus dem Westen kommt und hier „Ordnung schaffen“ will. Das ist einfach zu oft passiert. Das Argument vieler Bucher Bürger ist: Benennt bitte erstmal eure Straßen um, den Hindenburgdamm in Steglitz zum Beispiel. Oder die Manfred-von-Richthofen-Straße in Tempelhof. Danach reden wir über Robert Rössle.

    Sie würden die Straße nicht umbenennen?

    Ich bin für einen Kompromiss, am Eingang eine Tafel aufzuhängen und dort die Leistungen, aber auch die Kooperation zur Nazi-Zeit darzustellen: die drei Leben des Robert Rössle. Um so zwiespältige Figuren wie ihn als Denkanstoß und zur Mahnung nutzen. Wir haben ja die große Straßennamenbereinigung Anfang der 1990er-Jahre erlebt, da wurden die sozialistischen Granden abgewickelt. 1991 habe ich dazu einen Artikel in der Zeit geschrieben: Leninallee Ecke Rebhuhnweg. Am Ende überlebt nur der Rebhuhnweg. Straßen nach Politikern zu benennen, ist sinnlos, eine Generation später sind die alle wieder weg.
    ...
    Der Molekularbiologe und ehemalige Bürgerrechtler ist gegen die Umbenennung der Straße in Berlin-Pankow. Dem Pathologen seien keine Naziverbrechen nachzuweisen.

    #Berlin #Geschichte #Medizin #Straßenumbenennung

  • Bluttests der ersten Corona-Patienten aus Deutschland zeigen, dass ...
    https://diasp.eu/p/11342081

    Bluttests der ersten Corona-Patienten aus Deutschland zeigen, dass die Konzentration von Antikörpern schnell abnimmt. Das könnte sich auf die Wirksamkeit einer möglichen Impfung auswirken. Corona-Infektion: Untersuchungen von Genesenen dämpfen Hoffnung auf Impststoff - DER SPIEGEL - Wissenschaft #Wissenschaft #Medizin #Coronavirus:Medizin