• Trotz mehr als 200 Kauf-Interessenten : Goebbels-Villa auf Bogensee-Areal bei Berlin droht der Abriss
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/trotz-mehr-als-200-kauf-interessenten-goebbels-villa-auf-bogensee-areal

    Les héritiers de Goebbels se font rares. Ils n’ont même pas le courage de se montter pour sauver da villa de leir ancêtre.

    20.6.2025 von Lea Schulze - Für das Land Berlin ist der Erhalt des Areals nicht schulterbar. Auch einen Käufer für das 16 Hektar große Gelände zu finden, gestaltet sich schwierig.

    Auf dem Areal am Bogensee in der Gemeinde Wandlitz in Brandenburg, das dem Land Berlin gehört, droht der Abriss der dort befindlichen historischen Gebäude. Auf dem stattlichen Anwesen steht die Villa des früheren NS-Propagandaministers Joseph Goebbels, hier soll er einst seine Geliebten empfangen haben.

    Neben dem ehemaligen Goebbels’schen Landsitz, dem sogenannten „Waldhof am Bogensee“, gehört zu dem Anwesen auch die weitaus größere ehemalige Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ der FDJ (Freie Deutsche Jugend).

    Bewirtschaftungskosten belaufen sich auf rund 250.000 Euro im Jahr

    „Aufgrund des Investitionsvolumens ist angesichts der derzeitigen Haushaltslage im Land Berlin eine Entwicklung des Standortes Bogensee, finanziert durch das Land Berlin, nicht vorgesehen und auch nicht darstellbar“, antwortet Berlins Finanzstaatssekretär Wolfgang Schyrocki (CDU) auf eine parlamentarische Anfrage der Linken.

    Die Größe des Grundstücks könnte es auch schwer machen, einen Käufer zu finden: 16 Hektar Fläche umfasst es insgesamt. Die jährlichen Bewirtschaftungskosten für das Gesamtareal Bogensee belaufen sich auf ca. 250.000 bis 300.000 Euro, die voraussichtlichen Kosten für eine nutzbare Wiederherstellung und Erschließung des Areals werde auf mindestens 300 Millionen Euro geschätzt. Geld, das dem Land Berlin für ein solches Projekt nicht zur Verfügung steht.

    Viele Interessenten wollen nur die Villa

    Interessensbekundungen habe es viele gegeben, insgesamt 253 Angebote seien bei der Berliner Finanzverwaltung eingegangen, 191 kamen von Privatpersonen, 62 von Firmen und Institutionen. Vielfach hätten diese sich jedoch auf den Kauf der Villa beschränkt, teilt Schyrocki mit.

    „Danach erfolgte eine Gliederung, ob diese aufgrund Ihrer Nutzungsabsichten und Konzepte ernsthaft in Betracht gezogen werden können“, erläutert Schyrocki weiter.

    Nach dem Aussieben blieben zunächst noch 13 Bewerber übrig. Sie wurden aufgefordert, genauere Pläne zur Nutzung und Finanzierung einzureichen. Diese Unterlagen prüft nun die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM).

    Abriss wird immer wahrscheinlicher

    Die BIM sei verpflichtet als Immobiliendienstleister in Folge der zu erwartenden hohen Investitionskosten und einer möglichen wirtschaftlichen Unzumutbarkeit auch die Variante des Abrisses der Gebäude zu prüfen und entsprechende Vorsorge zu treffen, so Schyrocki weiter.

    Birgit Möhring, Geschäftsführerin der BIM, hatte einen solchen bereits als wahrscheinlich bezeichnet: „Es steht sehr deutlich im Raum, dass wir unter Umständen auch abreißen“, sagte sie Ende Mai. Angesichts des Denkmalschutzes sei der BIM „bewusst, dass wir das wahrscheinlich gerichtlich durchsetzen müssen“.

    Finanzstaatssekretär Schyrocki sagte dazu, dass diverse Nebengebäude zwar nicht unter Denkmalschutz stünden, eine Abrissgenehmigung aber trotzdem für alle Gebäude beantragt werden müsste.

    BIM-Chefin Möhring fordert, dass noch in diesem Jahr eine Entscheidung gefällt wird. Allerdings: Sollte es zu einem Abriss kommen, müssten auch dafür erst Gelder angespart werden – die Kosten belaufen sich hierfür auf einen zweistelligen Millionenbetrag.

    #nazis #architecture #patrimoine

  • Sans titre
    https://bsky.app/profile/gorekhaa.bsky.social/post/3lrtjcuw5tk27

    #NazismeEnVue
    Le but inavoué de tout ça étant de ficher le plus de « faciès » possible mais en SITUATION RÉGULIÈRE et de faire des listes pour notre ICE à nous, qui devrait être deployé incessament sous peu, avec les réservistes de la gendarmerie main dans la main de la PAF...
    #NOBORDERS !
    https://www.ouest-france.fr/societe/immigration/immigration-operation-de-controle-aux-frontieres-dans-les-gares-et-trai

  • « Das Böse beginnt dann, wenn der Mensch sich nicht in andere hineinfühlt »
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/das-boese-beginnt-dann-wenn-der-mensch-sich-nicht-in-andere-10

    Tous les hommes sont capables de tuer ou faire souffrir d’autres personnes. Tant qu’on leur permet de vivre une vie agréabke sans trop de contraintes, seulement une infime minorité ressentira le besoin de se comporter en tortionnaire. Si par contre on expose systématiquement les humains à l’injustice, à la peinurie et à la cruauté ils pencheront vers leur côté obscur et se montreront les êtres inhumains qu’ils auront appris de l’être.

    S’ils vivent alors comme membres d’un groupe dominateur comme les riches d’aujourd’hui, les élites des empires chinois, romain, britannique, état-unien ou celui qui n’exista pendant mille ans que dans la folle imagination de ses organisateurs, on en transforme la majorité en tueurs par nécessité pleins de bonne conscience. Les autres couches populaires et populations des pays dominés les suivront en accomplissant le dur labeur de clouer á la croix, d’étouffer dans le sang ou de préparer les chambres à gaz.

    Je les ai encore rencontré dans leur habitat naturel les tueur de la guerre du Vietnam et les collaborateurs des assassins nazis. Ce sont des gens normaux à peine déformés par les actes inhumains qu’ils omt commis ou dont ils ont été les témoins plus ou moins impliqués.

    Là en Allemagne on est en train de préparer la transformation de la majorité en tueurs. Prenez garde de ne pas les rencontrer lors ce qu’on leur aura donné l’ordre de défendre leur suprématie en matant les inférieurs.

    Ce psychologue autrichien donne son avis à propos de la genèse des tueurs.

    4.2.2012 von Ulrike Timm - Reinhard Haller im Gespräch mit Ulrike Timm

    Menschen, denen das Einfühlungsvermögen in andere fehle, könnten diese auch quälen, vergewaltigen und töten, sagt der österreichische Gerichtspsychiater Reinhard Haller. Er glaubt, dass derzeit weltweit 120 bis 150 extrem gefährliche Sexualmörder auf freiem Fuß seien.

    Ulrike Timm: Dem abgrundtief Bösen widmen wir uns in dieser Woche im Radiofeuilleton und versuchen, uns aus verschiedensten Perspektiven Menschen, Denkrichtungen, Taten zu nähern, die man eigentlich nicht verstehen kann. Und damit wir uns auf der Suche nach dem Bösen nicht gleich philosophisch verheddern, haben wir jetzt einen Mann eingeladen, der täglich ganz konkret in Abgründe schaut, Reinhard Haller.

    Er widmet sich als Gerichtspsychiater und Neurologe Schwerstverbrechern, die bestialisch morden und quälen, die aber oft von den eigenen Taten ganz seltsam unberührt bleiben. Stehen die nun für das Böse? Herr Haller, schönen guten Tag!

    Reinhard Haller: Grüß Gott!

    Timm: Herr Haller, einer Ihrer prominentesten Fälle, das war der berühmte Jack Unterweger, ein Prostituiertenmörder, der im Gefängnis dann zum viel umjubelten Knastpoeten avancierte, fast verehrt wurde. Er kam heraus, wurde als charmanter Partylöwe herumgereicht, das vorbildliche Beispiel für Resozialisierung nach schlimmer Tat. Und dann mordete Jack Unterweger wieder. Im gleichen Milieu als Autor und Journalist sozusagen auf Recherche. Man kann es wirklich kaum glauben. 1994 dann wurde Jack Unterweger zum zweiten Mal verurteilt wegen neunfachen Mordes. Nach der Urteilsverkündung erhängte er sich mit dem gleichen Knoten, mit dem auch seine Opfer stranguliert wurden. Herr Haller, wie hat dieser Mann, wie hat dieser Mensch auf Sie gewirkt?

    Haller: Vom ersten Eindruck her war er nicht unsympathisch. Er war eher so der hilflose Junge. Er war recht intelligent, er war hilfsbedürftig. Er hat diesen Eindruck vermittelt, als ob von einem etwas erwartet, als ob er etwas braucht. Er hat vor allem auf Frauen einen sehr starken Eindruck gemacht. Mir hat er einmal gesagt, dass er in den zirka zwei Jahren, die er in Freiheit war, mit 151 Frauen geschlafen hat. Es war auch nach seiner Verhaftung so, dass sich sehr viele Frauen um ihn gekümmert haben, ihm ihre Partnerschaft, ihre Eheschließung, ihre Liebe, Geld und so weiter angeboten haben. Also man hat bei ihm besonders signifikant zwei Dinge gesehen: Zunächst einmal den Charme des Psychopathen, also das heißt, das Böse kommt oft in der Gestalt des Verführerischen daher. Und auf der anderen Seite auch das Verbrechen und psychische Störung einen enormen Anziehungseffekt auf jeden von uns haben.

    Timm: Also der liebenswerte Mann, der zwanghaft mordet?

    Haller: Das kann man ein Stück weit schon sagen. Allerdings sind die Gefühle dieser Menschen sehr oberflächlich. Das heißt, sie sind wahrscheinlich ein Stück weit gespielt. Sie sind nicht echt, es fehlt der Tiefgang. Es fehlt diesen Menschen im Prinzip das Einfühlungsvermögen in andere. Deswegen können sie sie auch quälen, vergewaltigen und töten.

    Timm: Wie hat denn Jack Unterweger das geschafft, alles so vollendet zu täuschen?

    Haller: Ich denke, er war zunächst einmal sehr intelligent. Er war ein Mensch, der aus der Sekunde heraus lügen konnte. Er war ein glänzender Naturpsychologe, das heißt er hat kein theoretisches Wissen gehabt, aber es war ihm möglich, sich sofort auf Menschen und auf Situationen einzustellen, vorauszudenken. Und damit hat er es zunächst einmal geschafft bei dem ersten Mord, bei dem es sich um eine bestialische Sexualtötung gehandelt hat – er hat ein 18-jähriges Mädchen mit einer Stahlrute durch den winterkalten Wald getrieben und dann mit ihrem Büstenhalter stranguliert – den zu verkaufen als eine Art Notwehr, als eine Art Totschlag.

    Also er hat allen Menschen dann nachher verkündet, da war nichts Böses dahinter, sondern ich habe mich im Prinzip nur gewehrt. Er hat dann in Haft gelernt, zu lesen und zu schreiben, er war ja bis dahin fast analphabetisch. Er hat dann einen Dichter beziehungsweise dessen Werke kennengelernt namens Peter Handke und hat also, ganz Narziss, wie er war, gesagt, das kann ich auch, und hat begonnen zu schreiben: über seine Taten und damit hat er sehr viele beeindruckt. Die sich dann für seine Freilassung eingesetzt haben. Sie haben gesagt: Wenn jemand so über seine Taten schreibt, dann hat er gesühnt, dann ist er geläutert. Dann muss das ein guter Mensch sein.

    Und er war dann draußen, sozusagen in der freien Gesellschaft ohne jegliche Sicherung. War Partylöwe, war Gast in Talkshows, war auch Reporter und hat, als dann in Österreich viele Prostituiertentötungen eingetreten sind, sogar im Prostituiertenmilieu Recherchen gemacht. Er hat die Ermittler befragt. Er ist zum höchsten Beamten der Republik gegangen und hat gesagt: Welch Skandal! Sie haben den Hurenmörder immer noch nicht erwischt. Dabei war er es selbst.

    Timm: Sie haben viele Psychopathen begutachtet, viele Mörder und Triebtäter, unter anderem auch Josef Fritzl, der seine Tochter 24 Jahre lang versteckt hat, eingesperrt hat, sieben Kinder mit ihr gezeugt. Gibt es eigentlich etwas, was allen Psychopathen gemeinsam ist?

    Haller: Wenn man sagt, es sind alles Narzissten, dann trifft man damit wahrscheinlich die Realität am nächsten. Und in den meisten Fällen ist das ein gemeinsamer Zug. Und es geht allen um Machtausübung. Das sagen ja die Psychologen immer, wenn man sie nach dem Profil eines großen Straftäters fragt. Aber damit haben sie meistens recht. Worum geht es hier? Wir alle haben in uns narzisstische Anteile, die aber eher gutmütig, harmlos sind. Also ich hab eine schöne Uhr, einen tollen Wagen, eine noch schönere Freundin und dergleichen. Das ist vielleicht lästig und eitel, aber es ist noch nicht gestört und nicht krank.

    Der bösartige, der gefährliche Narzisst, mit dem wir es in der Kriminologie zu tun haben, hingegen bleibt durchschnittlich. Es ist die berühmte graue Maus von nebenan, der man das nie zugetraut hätte. Innerlich hat er furchtbare Fantasien und er dreht dann sozusagen den Spieß um, das heißt, er erniedrigt andere, er wird zum Herrscher über sie, und dadurch ist er gleichsam als Einäugiger König unter Blinden. Und diese Form des umgekehrten Narzissmus, das ist das tatsächlich Gefährliche. Diese Menschen wollen einfach jemand anderen vollkommen beherrschen, sie weiden sich an der Todesangst und haben eine große Intelligenz und eine gute Logistik – Unterweger war also beispielsweise auch ein sehr intelligenter Mann. Und dementsprechend sind sie nicht einfach zu ergreifen. Es laufen zur Beunruhigung der Hörer, fürchte ich, weltweit zwischen 120 und 150 extrem gefährliche Sexualmörder frei herum.

    Timm: Sagt uns Reinhard Haller, Gerichtspsychiater aus Österreich im Radiofeuilleton von Deutschlandradio Kultur. Und wir sprechen über das abgrundtief Böse. Ist Ihnen denn in den Psychopathen, die sie begutachtet haben, das unerklärlich Böse begegnet? Wie würden Sie das persönlich sehen?

    Haller: Das muss ich bejahen. Weil, es ist folgendermaßen: Wir dürfen nicht von vornherein sagen, wenn eine schreckliche Tat passiert, dann muss das gleichzeitig auch ein abnormer, ein psychopathischer Mensch sein. Wir haben zwar diese Tendenz, denken Sie zurück beispielsweise an den 11.9.2001. Wenn so ein furchtbares Verbrechen passiert, dann rufen wir alle, das sind irre Straftäter, das sind fanatische Menschen, das sind geisteskranke Terroristen und so weiter.

    Also wir bedienen das gesamte psychiatrische Repertoire – und das ist falsch. Denn das Böse kann auch aus einem ganz normalen Menschen kommen. Und man sieht manchmal auch diese Taten, wo es nicht einmal ein erkennbares Motiv gibt. In der Regel kann man sagen: Es spielt sich ab im zwischenmenschlichen Bereich, es geht, wie ein alter Kriminologe mal gesagt hat, meistens um Sperma und oder Geld. Also um Beziehungen, Sexualität und um Eigentumserwerb.

    Aber in seltenen Fällen geschieht das Töten einfach um des Tötens willen, und das ist dann wirklich das Böse. Also wenn beispielsweise ein paar Jugendliche in Tessin in Ostdeutschland vor ein paar Jahren gesagt haben, wir wollen einfach mal wissen, wie es ist, Menschen umzubringen, Menschen zu töten, dann muss man schon sagen, dann kommt das dem, was wir als das Böse bezeichnen, sehr, sehr nahe.

    Timm: Wenn ganz normale Menschen dann auch töten können – haben Sie denn im Laufe Ihrer Arbeit eine Erklärung gefunden, sind ihr nahe gekommen, warum Menschen morden und vergewaltigen?

    Haller: Wir gehen davon aus, dass in jedem Menschen drinnen das Böse genauso steckt wie das Gute. Das Gute ist ja gar nicht möglich, wenn es den Schatten dazu nicht auch gibt. Und die Psychologen, die streiten sich im Wesentlichen mit zwei Theorien. Die einen besagen, der Mensch kommt als unschuldiges Wesen auf die Welt und wird erst durch die Erziehung und die Umwelt und so weiter zu einem Bösen, zu einem Straftäter unter Umständen.

    Die anderen hingegen sagen, und ich bekenne mich auch hierher dazu, dass der Mensch an sich als universell kriminelles Wesen auf die Welt kommt, aber durch die Erziehung sozialisiert wird und dann sich in der Regel normal verhält. Aber wenn wir ehrlich sind, deuten wir ja auch an, dass wir das Böse in uns drinnen spüren. Also wir sagen beispielsweise, wenn wir in Streit geraten mit jemandem: Du wirst mich noch kennenlernen. Damit meinen wir: Es ist in mir drinnen ein anderer Teil als der, den man kennt, und das ist ein böser Teil.

    Oder nehmen Sie das Beispiel, dass in unserer Nachbarschaft ein schweres Verbrechen passiert, ein Sexualdelikt oder dergleichen. Was läuft dann ab? Dann sagen zunächst alle in der Umgebung: Das hätte ich mir nie gedacht, so ein netter Mensch, das hätte ich ihm nicht zugetraut. Dann schlafen wir ein, zwei Nächte drüber und dann sagen wir: Irgendwie komisch ist der mir immer schon vorgekommen. Wie der so dreingeschaut hat und so weiter, was der für ein Gesicht gehabt hat. Dann schlafen wir noch eine Nacht, und dann sagen wir: Ich hab es immer schon gewusst, der geborene Verbrecher.

    Was läuft mit dieser Projektion ab? Dass wir auch in uns selbst drinnen das Böse vermuten und uns sehr viel zutrauen. Und es wahrscheinlich auch in bestimmten Situationen nicht im Griff haben. Wir können sagen: Der Mensch ist normalerweise gut und sozial verträglich, aber bestimmte Situationen, und die sind wirklich von Interesse, lassen in ihm das Böse sozusagen heraus. Persönlich glaube ich, das Böse beginnt dann, wenn der Mensch sich nicht in andere hineinfühlt.

    Jemandem ins Gesicht zu schauen, heißt, ihn nicht töten zu können, lautet ein berühmtes Philosophenwort. Wenn man den anderen entmenschlicht, das ist immer passiert, wenn es um lebensunwertes Leben, um geborene Verbrecher, um unnütze Esser und so weiter gegangen ist. Wenn sehr viel Macht eingesetzt wird, also wenn die Machtverhältnisse ganz einseitig sind, und wenn man den Moralinstinkt, der in jedem Menschen irgendwo vorhanden ist, in allen Kulturen weiß man, Töten ist nicht in Ordnung. Das ist ein Verbrechen. Wenn der übersprungen wird, dann, glaube ich, dann können wir sagen, ist das Böse ganz besonders nahe.

    Und es kommt noch ein Faktor hinzu, das ist die Autorisierung des Bösen. Also dass vollkommen normale Menschen zu schrecklichen KZ-Wärtern oder zu Mitgliedern eines Erschießungskommandos bei Massenerschießungen geworden sind, die daneben liebevolle Familienväter und fürsorgliche Söhne und so weiter sind, unter dieser Autorisierung des Bösen kommt aus ihnen etwas heraus, was sie wahrscheinlich selbst nie vermutet hätten.

    Timm: Das war der Gerichtspsychiater Reinhard Haller. Zum Auftakt unserer Reihe hier im Radiofeuilleton, „Das Böse“, die wir heute Nachmittag fortsetzen im Gespräch mit dem Neurowissenschaftler Niels Birbaumer, und dann geht es um die Frage, ob man das Böse im Hirn des Menschen womöglich lokalisieren kann.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

    #guerre #meurtres #psychologie #histoire #militaire #Allemagne #empire_romain #nazis

  • So krempelt die AfD den Osten um : „Wenn man keinen Putsch möchte, muss man eine Wende erzeugen“
    https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/das-neue-normal-wie-die-afd-den-osten-kulturell-umbaut-und-teenager

    Comment les crypto-nazis de l’AfD pérennisent leur position en Allemagne de l’Est. Dans les parlements et administrations is mènent une guerre culturelle en supprimant les budgets des maisons de la culture et de la jeunesse trop à gauche. En même temps ils comstruisent un réseau de centres d’acceuil sous contrôle du parti.

    Pour les excursions avec les amis africains et asiatiques il faut déjá engager des gardes du corp afin de garantir leur sécurité dans certaines régions de l’Allemagne de l’Est. Quand on voyage de Berlin à Leipzig et Dresde où en Tchéquie on transite comme avant 1989. On ne quitte pas l’autoroute et ne prend pas de l’essence chez les pompistes des villages réservés aux Allemands.

    31.5.2025 von Niklas Liebetrau - Während das Land über ein Parteiverbot debattiert, ist die AfD dabei, die Gesellschaft umzubauen. Mit Läden, die so harmlos klingen, wie das „Heimatrevier“. Ein Besuch in der Lausitz.

    Von außen wirkt der Laden unscheinbar. Ein kleines Backsteinhaus an einer Straßenecke in Großräschen, Südbrandenburg, mitten in der Lausitz. Früher war hier eine Versicherung, in der nebenbei Kerzen verkauft wurden. Seit kurzem prangt an den Fenstern der Schriftzug „Heimatrevier“, daneben ein Wappen der AfD.

    An einem regnerischen Tag im Mai öffnet der Betreiber die Tür. Fabian Jank, 29 Jahre alt, ein kleiner Mann mit gezwirbeltem Schnurrbart. Er kommt aus der Gegend hier, ist studierter Landwirt. Seit dem vergangenen Jahr sitzt er für die AfD im Brandenburger Landtag.

    Ende März hat Jank das „Heimatrevier“ eröffnet. Offiziell ein Wahlkreisbüro wie jedes andere, in denen Abgeordnete Sprechstunden abhalten. 1000 Euro bekommen sie dafür monatlich vom Steuerzahler. Doch Jank hat mehr im Sinn als nur ein paar Bürgergespräche. Der Laden solle „ein Treffpunkt für Patrioten“ sein, „für Jung und Alt, für alle, die sich aktuell nicht gehört fühlen“. Kein „steriles Politbüro“, wie er sagt.

    Unbeeindruckt von Debatten über ein AfD-Verbotsverfahren

    Während in Deutschland über ein Verbot und die Hochstufung der AfD als „gesichert rechtsextrem“ gestritten wird, treibt die Partei ihre gesellschaftliche Verankerung voran. Ein Verbotsverfahren, sollte es überhaupt kommen, dürfte Jahre dauern. Davon unbeeindruckt nutzt die AfD die Zeit. Auf dem Land, in den Kommunen, vor allem im Osten. Mit Läden, die so harmlos daherkommen wie das „Heimatrevier“. Dort lässt sich beobachten, wie gut diese Strategie bereits funktioniert. Und wie wenig ihre Gegner bisher davon mitbekommen haben.

    Im Inneren wirkt der Laden eher wie eine Mischung aus Kneipe und Café. In der Mitte ein Tresen mit Barhockern, daneben eine „Chill-out-Area“ (Jank): dunkle Ledercouch, Bierfässer als Stehtische, Hirschgeweihe an den Wänden. Hinten im Regal reihen sich Bücher und Comichefte rechter Verlage. Auch Schriften von Martin Sellner, dem Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung. Außerdem Sticker: „Stolz statt Pride“, „Millionenfache Remigration“.

    An wen Jank sich damit wenden will? An Jugendliche zum Beispiel. An jene, die sich über TikTok politisieren und in der Schule wegen ihrer AfD-Sympathien anecken. Er sehe sich da in der Pflicht als Mandatsträger: „An der Stelle einzugreifen, an der der Politikunterricht versagt.“ Seine Botschaft an die jungen Leute: Haltet euch in der Schule mit eurer Meinung zurück – kommt lieber hierher, lest die Bücher, hört die Vorträge. Es klingt wie alternativer Schulunterricht. Beim AfD-Abgeordneten.

    Der Traum der Neuen Rechten von einem Europa ohne Einwanderer

    Während Jank spricht, öffnet sich die Tür. Ein Jugendlicher kommt in den Laden, der an diesem Tag eigentlich geschlossen ist. Dunkle Jacke, leichter Flaum auf der Oberlippe. „Ah, du willst das Buch, hab’s extra eingepackt“, sagt Jank und verschwindet in seinem Büro nebenan. Als er wiederkommt, hält er eine Ausgabe von „Die Moral des Bombenterrors“ in der Hand, eine alte Studie über das Flächenbombardement im Zweiten Weltkrieg. „Meld dich, wenn du das nächste brauchst“, sagt Jank. Der Junge bedankt sich und verschwindet. Als er weg ist, sagt Jank knapp, in der Schule werde selten über „Kriegsverbrechen an Deutschen“ gesprochen. Er habe kürzlich dazu etwas gepostet. Der Junge sei sehr interessiert.

    Jank gehört zu einer jungen Generation von AfDlern, die eng mit dem sogenannten Vorfeld der Partei verbunden sind. Früher schrieb er für das Compact-Magazin, heute für das rechte Ökologie-Journal Die Kehre. Gerade ist er aus Italien zurückgekehrt, von einem rechtsextremen Vernetzungstreffen in Mailand: dem „Remigration Summit 25“, der europaweit für Schlagzeilen sorgte. Auch, weil Mitgliedern der Identitären Bewegung die Ausreise untersagt wurde. Auf der Bühne hatte der Portugiese Afonso Gonçalves, Gründer der Bewegung „Reconquista“, die Vision der Neuen Rechten formuliert: „Wir haben einen Traum: Er heißt Remigration, für ein Europa, das in zehn Jahren nur noch den Europäern gehören wird, ohne Einwanderer.“

    Jank sagt, er habe sich nur mal informieren wollen, fände es „interessant, mich damit auseinanderzusetzen“. Jetzt, da der Begriff ja auch hierzulande etabliert sei.

    Als Jank Anfang April sein „Heimatrevier“ auf Social Media vorstellte, gab es Applaus aus der Neuen Rechten. „Vorbildlich“, lobte Benedikt Kaiser, einer der einflussreichsten Publizisten der Szene und Mitarbeiter des Thüringer Bundestagsabgeordneten Robert Teske. Bürgerbüros, so schrieb Kaiser, müssten keine langweiligen Orte sein. „Macht sie zu lebendigen Treffpunkten, zu Inseln des Miteinanders und der patriotischen Solidarität.“ Auch Götz Kubitschek, Verleger und Spiritus Rector des rechtsintellektuellen Milieus, gratulierte.

    Kaiser und Kubitschek werben seit Jahren für eine Strategie, die ihren Ursprung ausgerechnet in den Schriften eines italienischen Kommunisten hat. Antonio Gramsci, in den 1930er-Jahren in Mussolinis Gefängnissen inhaftiert, suchte nach einer Erklärung dafür, warum Revolutionen scheitern. Er kam zu dem Schluss, dass sich politische Macht nicht allein in Parlamenten entscheidet, sondern viel früher: in den Köpfen der Menschen. Wer einen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen wolle, müsse das Alltagsdenken prägen. Das, was Menschen für normal halten, die Sprache, die Gewohnheiten. Gramsci nannte das die „kulturelle Hegemonie“.

    Die Neue Rechte hat sich das Konzept angeeignet. In Deutschland ist es vor allem Benedikt Kaiser, der in Büchern beschreibt, wie die Rechte nicht länger nur gegen das Bestehende anreden, sondern eine eigene kulturelle Ordnung aufbauen solle. Eine Gegenöffentlichkeit aus Büchern, Zeitschriften, Podcasts und Treffpunkten. Seine These: „Hegemonie wird nicht durch Wahlergebnisse hergestellt, Wahlergebnisse sind die Folge von Hegemonie.“

    Allmählich scheinen diese Ideen in der Fläche anzukommen. Fabian Jank hat alle Bücher von Kaiser gelesen, oft mit ihm gesprochen. Man kenne sich seit vielen Jahren, sagt Jank. Sein Heimatrevier in Großräschen wirkt wie eine direkte Ableitung aus den Gesprächen. Und nicht nur er orientiert sich an den Ideen der rechten Ideologen.

    Kaffee, Kuchen und Klaviermusik: Nachmittage mit der AfD

    Schon 2018 hat Hans-Christoph Berndt, der Fraktionsvorsitzende der AfD im Brandenburger Landtag, die „Mühle“ in Cottbus eröffnet. „Das Wohnzimmer der Bürgerbewegung“, wie es auf der Website heißt.

    Auch dort verschwimmen die Grenzen zwischen politischer Arbeit und sozialem Treffpunkt. Für Vorträge kommen Parteigrößen wie Maximilian Krah, dazwischen gibt es Jugendtreffs und alle zwei Wochen ein Seniorencafé. „Lasst uns bei einem ordentlichen Kaffee und köstlichem Kuchen ein paar schöne Stunden miteinander verbringen“, heißt es in der Einladung. Vor ein paar Wochen kam ein Pianist aus Weimar, spielte Bach und Chopin, Volkslieder und Schlager. Der brandenburgische Verfassungsschutz bezeichnet die Mühle als rechtsextremen Szenetreff.

    Dominik Kaufner betreibt in Nauen ein ähnliches Büro wie Jank. Kürzlich gab es sonntags einen „Spielenachmittag“. Schach, Karten, Tischfußball mit dem AfD-Abgeordneten. Man sei ganz ungezwungen ins Gespräch gekommen, habe auch nicht nur über Politik gesprochen, postete Kaufner später auf Facebook. Anfang Mai hielt Jank dort einen Vortrag über rechte Ökologie. Zwei Tage später sprach Kaufner in Großräschen über den 8. Mai: Der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus? Für ihn kein Tag zum Feiern.

    Wöchentlich bietet die AfD in Brandenburg Veranstaltungen an. Partypavillons auf Marktplätzen, Infostände vor Supermärkten. Familienfest in Nauen, Bürgerdialoge in Brieselang, Grünheide, Luckenwalde. Zum AfD-Biertrinken trifft man sich bei Stammtischen in Werder, Stahnsdorf und Michendorf. Oder zum Kino. Anfang Juni präsentiert Fabian Jank in Großräschen „Nur ein Piks“, eine „schonungslose Doku über die Folgen der Corona-Zwangsimpfung“, wie er auf Facebook ankündigt. Schon am Nachmittag werde es Kaffee und Kuchen bei ihm im Heimatrevier geben. Aus Platzgründen gehe es dann zur Filmvorführung in die örtliche Bowlingbahn.

    Auch in anderen Bundesländern, vor allem im ländlichen Osten, ist die AfD omnipräsent. In Brandenburg geht sie den nächsten Schritt hin zur kulturellen Hegemonie.

    Hans-Christoph Berndt, der Fraktionsvorsitzende, ist Ende Mai telefonisch im Auto zu erreichen. Mit der Mühle in Cottbus setzte er den Impuls, an dem sich Jank und andere Abgeordnete inspirierten. Auch in seinem eigenen Bürgerbüro, dem „Cabinet“ in Golßen, organisiert er regelmäßig Lesungen und Vorträge.

    Ihm sei „immer klar gewesen“, dass es mehr brauche als Demonstrationen und Montagsspaziergänge, sagt Berndt. Mehr als den Frust auf der Straße. So wie linke Parteien in fast jedem Ort ein Kulturprojekt betreiben würden, müsse auch die Rechte Kulturräume etablieren. In Brandenburg gehe seine Partei „mit gutem Beispiel voran“. Insgesamt aber sei noch viel zu tun. „Viele in der AfD haben noch kein Gespür für die Bedeutung solcher Räume“, sagt Berndt. Das müsse sich ändern. „Wenn man keinen Putsch will, muss man eine metapolitische Wende erzeugen.“ Was es brauche, sei das, was die 68er erreicht hätten: „ein neues Normal“.

    In Ostdeutschland kommt die AfD auf teils mehr als 70 Prozent

    Wie dieses neue, rechte Normal aussieht, lässt sich bereits an vielen Orten im Osten beobachten. In Dörfern, in denen so gut wie jeder die AfD wählt. In Jämlitz-Klein Düben, in der Lausitz, kam die Partei bei der Bundestagswahl auf 69,2 Prozent. In Groß Luckow in Mecklenburg-Vorpommern waren es gar 74,7. Aber auch in Großräschen erzielte Fabian Jank mehr als 40 Prozent. Auch hier ist ein Wandel in den Köpfen zu bemerken.

    Einer, der davon erzählen, aber es nicht so recht verstehen kann, ist Peter Zenker. Ein SPD-Mann, der in Großräschen jede Wahl gewinnt. Er ist der Bürgermeister der ehemaligen Tagebaustadt, schon seit den frühen Neunzigern, „seit 32 Jahren“, wie er stolz berichtet. Man erreicht ihn am Telefon und hört ihn ringen mit der Frage, warum die Strategie der AfD auch in seiner Stadt so gut verfängt.

    Zenker ist hier aufgewachsen, ein echter „Räschener“. Er wurde als junger Mann Bürgermeister in den wahrscheinlich schwierigsten Jahren der Stadt. Ende der Achtziger war ein ganzer Stadtteil mit 4000 Einwohnern dem Tagebau zum Opfer gefallen, es fand die größte Umsiedlung in der Geschichte der Lausitz statt. In den Jahren nach dem Mauerfall galt Großräschen als abgehängter Ort. Verloren und von den jungen Leuten verlassen, wie so viele Regionen im Osten.

    Doch die Stadt habe den Strukturwandel gut gemeistert, sagt der Bürgermeister. Es sei gelungen, die Internationale Bauausstellung nach Großräschen zu holen und der ehemalige Tagebau wurde zu einem gigantischen See. Viel Geld floss in die Stadt. Eine hochmoderne Turnhalle wurde gebaut, ein schickes Seehotel, ein Hafen. „Bald können die Leute ihre Bötchen ins Wasser lassen“, sagt Zenker.

    Großräschen sei inzwischen wieder ein anerkannter Wirtschaftsstandort, die Lausitz insgesamt auf einem guten Weg. Junge Leute hätten berufliche Chancen, sie könnten sich aussuchen, wohin es gehe. „Die gefühlte Zufriedenheit ist hoch. Aber jeder, der was zu meckern hat, wählt die AfD.“

    Es macht ihn ratlos. Der Bürgermeister versteht seine Bürger nicht mehr. Sie geben ihm, dem SPD-Mann, bei jeder Wahl die Stimme, und bei den Landtags- und Bundestagswahlen der AfD. In den vergangenen Jahren habe sich die Wahrnehmung der Partei geändert, sagt er. „Die AfD ist salonfähig geworden.“ Eine wählbare Partei selbst für jene, die sie gar nicht wählen. „Da ist keine Schere mehr im Kopf“, sagt Zenker. Und bei Jugendlichen sei die AfD zur Modepartei geworden. Bei Vorwahlumfragen an den Schulen habe sie fast 30 Prozent erreicht. Die SPD, die auf den zweiten Platz kam, hatte gerade einmal halb so viel.

    Wie gefährlich diese neue Normalität sein könne, zeige sich im Nachbarort Altdöbern, sagt Zenker. Dort brannte im vergangenen Jahr ein Kulturhaus, wohl nach einem Anschlag. Erst kürzlich wurden zwei Tatverdächtige festgenommen, offenbar Mitglieder einer rechtsextremen Terrorzelle. Der eine aus Altdöbern, der andere aus Großräschen, beide erst 15 Jahre alt.

    Dennoch, sagt der Bürgermeister, müsse man pragmatisch mit der Partei umgehen. Grabenkämpfe brächten in der Kommunalpolitik wenig. Es werde der Tag kommen, sagt er, an dem die AfD irgendwo mitregiere. Ihm mache das zwar Sorgen. „Aber solange sie nur in der Opposition sitzen, können sie das Blaue vom Himmel versprechen.“ Vor der letzten Wahl habe die AfD enorm viel Geld investiert – im Netz, auf Social Media, und auf den Straßen. „Die hatten die Hoheit über die Laternenmasten.“ Andere Parteien könnten da kaum noch mithalten, auch weil es immer weniger Mitglieder gäbe.

    Was im Bürgerbüro von Fabian Jank vor sich geht, davon scheint der Bürgermeister nur eine ungefähre Vorstellung zu haben. „Der gibt Sprechstunden wie andere auch“, sagt er. Wenn er an dem Laden vorbeifährt, seien meist die Jalousien unten.

    Dass sich dieser Ort in eine wachsende Zahl von Treffpunkten einreiht – als Teil einer größeren Strategie –, das bleibt vielen verborgen. Sie spüren zwar, dass sich etwas verschoben hat. Dass sich der Ton verändert, das Denken. Aber wie dieser Wandel entsteht, bleibt unsichtbar. Vielleicht gerade, weil die Orte so unscheinbar daherkommen.

    Mit dem Vater ins AfD-Büro

    An diesem regnerischen Tag im Mai öffnet sich bei Fabian Jank im Heimatrevier immer wieder die Tür. Ein Mann kommt rein, bestens gelaunt, will nur mal kurz Hallo sagen. Hannes, ein „Ur-Räschener“, mittlerweile auch Parteifreund. Kürzlich hat er den Mitgliedsantrag unterschrieben, den ihm Jank hingelegt hat. Bei einer Veranstaltung in der Bowlingbahn.

    Ehe er weitererzählen kann, sind zwei Jugendliche da, der eine 15, der andere 16 Jahre alt. Tom und Leon. Sie tragen Rucksäcke, kommen gerade aus der Schule. „Juten Tag“, sagen sie selbstbewusst. Tom erzählt, mit seinen Lehrern gebe es oft Probleme, weil er die AfD gut finde. Deshalb komme er gerne hier ins Heimatrevier. Schon zur Eröffnung sei er mit seinem Vater da gewesen. Seitdem ist er jeden Donnerstag da. Spezi trinken, ein Buch lesen. Letztes Mal: „Die Befreiung von Nemmersdorf“. Ein Comic über eine Massenerschießung der Roten Armee in Ostpreußen.

    Fabian Jank weist gleich auf die Filmvorführung über die „Zwangsimpfung“ hin. Die Jungs tragen es in ihre Smartphone-Kalender ein. Heute aber wollen sie sich nur Sticker abholen. Für die Zimmertür und die X-Box. Und für ihre Freunde, die nicht aus Großräschen kommen. Die seien „auch immer sehr interessiert“. Der Lieblingssticker der beiden? „Millionenfache Remigration“.

    #Allemagme #nazis #AfD #guerre_culturelle #racisme

  • NS-Verbrechen in Polen : Was mein Großvater im Krieg tat, verfolgt mich bis heute
    https://www.berliner-zeitung.de/open-source/ns-vergangenheit-in-polen-was-mein-grossvater-im-krieg-tat-verfolgt

    Les crimes des nazis ordinaires ont détruit leurs familles. Puis il y a la génération née entre 1920 et 1925. Trop jeunes pour avoir participé à la montée du nazisme ils ont tous participé à la guerre et ses horreurs. Une génération perdue. Cet article décrit l’influence néfaste d’un grand père à peine plus agé. On comprend qu’en Allemagne tout le monde a plus ou moins participé aux crimes du régime ou a été au courant des actes de barbarie.

    Dans « Ascenseur pour l’échafaud » de 1958 Louis Malle introduit un tel personnage allemand qui complète l’image du monde abominable des protagonistes malheureux domimé d’abord par le marchand d’armes assassiné au début.

    25.5.2025 von Andrea-Yvonne Müller - Der Großvater unserer Autorin arbeitete im besetzten Polen für die Nazis. Sie begibt sich auf die Spurensuche – doch die Frage nach seiner Schuld bleibt.

    Mein Großvater – er hieß Otto Berger – heuerte gleich nach dem Zweiten Weltkrieg bei den Sowjets an, weil er perfekt Russisch sprach. Dann wurde er aber ziemlich schnell wieder entlassen. Er hatte sein Fähnchen schlicht nach dem Wind gedreht, nach denen, die den Krieg gewonnen hatten.

    Es ist davon auszugehen, dass er zuvor mithalf, Polen aus ihren Häusern und Wohnungen zu vertreiben. Mein Großvater war im Auftrag der Nazis ins Katasteramt von Wągrowiec geschickt worden. Das ist eine Kleinstadt in der Nähe von Poznan. So landete seine ganze Familie während des Zweiten Weltkriegs im eroberten Polen. Sie zog von der deutschen Provinz Burg bei Magdeburg in die polnische, um Hitler in den Ostgebieten ergeben zu dienen.
    „Der Opa, der war so ein Schürzenjäger“

    Otto Berger hatte drei Kinder. Meine Mutter war eines davon. Über das, was in Polen geschah, bewahrte sie stets Stillschweigen. Wenn ich fragte, bekam ich stets die Antwort: „Ach, der Opa, der war so ein Schürzenjäger, deswegen wurde er zur Bewährung nach Polen geschickt.“ Und weil Oma so eifersüchtig gewesen sei und nicht geglaubt habe, dass es in Wągrowiec anders sein würde als daheim, sei sie mit den Kindern hinterhergegangen.

    Das klingt harmlos; nach Ehekram eben. Doch ihre kleine Schwester, meine spätere Tante, hatte anderes zu erzählen. „Wir wohnten dort direkt am Bahnhof. Ich streunte viel herum, so auch an den Bahngleisen. Da standen die Züge, Viehwaggons, mit den Menschen. Ich hörte ihr Stöhnen, die Rufe nach Wasser.“ Meine Tante war Jahrgang 1933, war also um die zehn Jahre alt. Erst später habe sie erfahren, wohin diese Züge fuhren – nach Auschwitz. Die älteste Tochter meines Großvaters war zu dieser Zeit schon im heiratsfähigen Alter. Sie verliebte sich in Polen in einen deutschen Offizier und heiratete.

    Beide sah ich in meinem Leben sehr selten; sie wohnten im Westen. Ich wuchs in der DDR auf. Kontakte waren unerwünscht; manchmal kamen Westpakete mit Kaffee, Orangen und Schokolade, mit Sammelbildchen. Dass die Familie in Ost und West zerteilt wurde, hatte mit der deutschen Teilung zu tun, vor allem aber mit der Nazi-Vergangenheit meines Großvaters.

    Leider ist es unglaublich kompliziert, zu ergründen, wie schwer seine Schuld wiegt. Das Hochzeitsfoto seiner ältesten Tochter vom Februar 1944 zeigt neben meiner Großmutter einen Mann in SS-Uniform. Den Schulterstücken zufolge ist es ein hoher Offizier. Allerdings wird heute in der Familie behauptet, der Mann auf dem Foto sei nicht der Opa. Bedauerlicherweise tauchte das Foto erst auf, nachdem meine Mutter und meine beiden Tanten verstorben waren. Ich kann niemanden mehr fragen, der direkt dabei gewesen ist.

    Aus den Unterlagen des Großvaters geht jedoch hervor, dass er genau das war – ein Offizier. Er war Mitglied der NSKK (Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps), einer paramilitärischen Unterorganisation der NSDAP. Während des Zweiten Weltkrieges war diese Organisation – im Rahmen der Umsetzung und Legitimierung des „Generalplans Ost“ in großem Ausmaß an den Deportationen von Juden und dem Holocaust beteiligt.

    Bevor mein Großvater vor diesem Hintergrund nach Wągrowiec geschickt wurde, war er im Katasteramt in Burg beschäftigt. In einem Bewerbungsschreiben für eine Neuanstellung nach dem Krieg findet sich dieses Zitat von ihm: „Mit dem 1. April 1940 wurde ich durch die Regierung Magdeburg an die Regierung Hohensalza zwecks Aufbau der Katasterämter im Osten abgeordnet und dem Katasteramt Wongrowitz zugeteilt. Meine Arbeit bestand in der Überprüfung der poln. Mutterpausen-Neumessung-Fortschreibungen, Berichtigung Ergänzung der Flurbücher.“
    „Lerne gehorchen, wenn du einmal befehlen willst“

    1943 – auch das geht aus dem Schreiben meines Großvaters hervor – wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Hier soll er am Russland-Feldzug beteiligt gewesen sein. Üble Geschichten davon, wie Dörfer systematisch und ohne Rücksicht auf die Bevölkerung nach Lebensmitteln durchsucht wurden, werden auch heute, 80 Jahre nach Kriegsende, nur hinter vorgehaltener Hand in der Familie erzählt. Die Tagebücher meines Großvaters wurden vernichtet; es gibt nur noch einzelne Blätter aus früheren Jahren. Allerdings findet sich darauf ein bemerkenswerter Satz: „Lerne gehorchen, wenn du einmal befehlen willst.“

    Seine „Arbeit“ in Polen bekam mein Opa wohl aufgrund seiner brillanten Russischkenntnisse. Er hatte 1925 eine Prüfung in russischer Sprache an der Universität in Halle abgelegt. Der Mann, den ich in meinem Leben nie kennenlernte, muss sehr sprachbegabt gewesen sein – auch Polnisch habe er schon bald fließend gesprochen.

    In Wągrowiec bewohnte er mit seiner Familie ein kleines Haus. Ich fragte mich bei meinen Recherchen, ob dort zuvor jemand anders gelebt hatte und ob mein Großvater die Bewohner damals selbst herausgeworfen hatte oder herauswerfen ließ, um darin zu wohnen. In der polnischen Kleinstadt wurde während des Krieges nach offiziellen Angaben ein Drittel der Bevölkerung – vor allem Juden – aus ihren Wohnhäusern verjagt und deportiert. Viele starben. In dieser Zeit war die Stadt von den Deutschen in Eichenbrück umbenannt worden.

    Meine Cousinen sagen, unser Opa habe das Haus dort selbst errichtet. Im Katasteramt Wągrowiec konnte ich auf eine Nachfrage hin keine befriedigende Antwort erhalten. Man schrieb mir, dass es schwierig sei, alle historischen Dokumente zu durchsuchen. So wandte ich mich an das örtliche Heimatmuseum. Hier erhielt ich schnell Antwort: „Ich habe auch keine Grundlage, um Ihre Annahmen hinsichtlich der Beteiligung Otto Bergers an der Vertreibung der polnischen Bevölkerung zu bestätigen. Seine Kompetenzen und der von Ihnen angegebene Beschäftigungsort (Katasteramt) können darauf hinweisen, aber um dies zu bestätigen, wäre es notwendig, eine Bestätigung in Dokumenten aus polnischen oder deutschen Archiven zu finden“, so Marcin Moeglich.
    Die deutschen Archive lassen auf sich warten

    Also wandte ich mich an die deutschen Behörden. Das Bundesarchiv-Militärarchiv antwortete auf meine Anfrage hin, dass die verwahrten Unterlagen zur Verleihung von Kriegsauszeichnungen sowie die wehrmachtgerichtlichen Unterlagen für die Zeit des Zweiten Weltkrieges, die im Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv vorhanden sind, geprüft worden seien. Meinen Großvater betreffend haben keine Unterlagen ermittelt werden können. Es wurde aber eine Empfehlung gegeben, einen Rechercheauftrag für eine personenbezogene Recherche zu Unterlagen des Bundesarchivs über Militärangehörige mit Benutzerantrag zu stellen.

    Der Antrag läuft nun seit Anfang Februar. Bisher wurde nur der Eingang bestätigt. Weitere Nachfragen zum Stand der Bearbeitung werden von vornherein ausgeschlossen. „Bitte sehen Sie von Nachfragen zum Stand der Bearbeitung ab. Sie erhalten nach Abschluss der Bearbeitung unmittelbar unsere Antwort“, heißt es in der betreffenden Mail.

    Es ist jedoch aufgrund der Nachkriegs-Geschichte meines Opas davon auszugehen, dass er nicht nur ein „einfacher Mitläufer“ war. Die Rote Armee, in die er nach dem Krieg und Entlassung aus amerikanischer Gefangenschaft als Dolmetscher vermittelt worden war, entließ ihn bald wieder. Darauf hin bewarb er sich, inzwischen im Alter von 53 Jahren, im Jahr 1947 bei der Verwaltung in Burg, die ihn jedoch mit Hinweis auf die gesetzlichen Bestimmungen – dem Verbot der Beschäftigung von Alt-Nazis im Zuge der Entnazifizierung in der sowjetischen Besatzungszone – abwies.

    Meinem Opa muss in diesem Moment klar geworden sein, dass er im Osten keine Karrieremöglichkeiten mehr hatte, verließ daraufhin Familie und Burg, um in den Westen Deutschlands zu gehen, der es mit der Entnazifizierung nicht so genau nahm. Hier landete er in Karlsruhe.

    Die Familie im Osten der heutigen Bundesrepublik sagt, er habe dort beim Bundesnachrichtendienst gearbeitet. Die Familie im Westen verneint das. Eine Anfrage beim BND half auch nicht weiter. Man habe keine „Fundstellen“ zu Otto Berger ausmachen können. „Leider war in der Frühzeit der BND Geschichte die Aktenführung noch nicht sehr organisiert, was insbesondere für Außenstellen (hier Gehlen, d.A.) galt. Falls es Aktenunterlagen dann zu Otto Berger gab, ist es leider auch wahrscheinlich, dass diese dann nicht geregelt aufgehoben worden waren.“

    Seine Aktivität während des Krieges, so wird eingeräumt, mache es durchaus wahrscheinlich, dass der Nachrichtendienst sich für seine Kenntnisse und Sprachfähigkeiten interessiert haben könnte. „Leider lässt sich eine Zusammenarbeit oder Beschäftigung nicht mehr verifizieren oder mit Sicherheit ausschließen“, lautet abschließend die Einschätzung vom Bundesnachrichtendienst.

    Für seine Enkel in der DDR interessierte er sich nicht

    Otto Berger starb 1980 in einem Karlsruher Altersheim. Er hat sich nie für seine Kinder und Enkel in der DDR interessiert. Er kam nicht einmal zu Besuch, um uns kennenzulernen. Wahrscheinlich konnte er das aufgrund seiner Vergangenheit im Zweiten Weltkrieg nicht; vielleicht hätte er hier im Osten zu DDR-Zeiten Schlimmes für sich befürchten müssen. Nur er selbst wusste genau, was er damals getan hatte. Im Westen blieb er ungeschoren.

    All das ist lange her. Und doch sind die Wunden nicht geschlossen; im Gegenteil. Aus meiner Sicht klaffen sie weit auf. Die Ereignisse jetzt zum 80. Jahrestag des Kriegsendes und der Zerschlagung Nazi-Deutschlands, der unterschiedliche Umgang heute mit den westlichen Alliierten auf der einen Seite und der Roten Armee auf der anderen Seite ist zutiefst erschütternd. Deren Opfer und Verdienste sind genauso zu würdigen wie die der Amerikaner, der Engländer und der Franzosen.

    Rund 27 Millionen Sowjetbürger mussten im Zweiten Weltkrieg sterben. Viele von den Menschen starben als Soldaten, damit das Sterben endlich aufhört. Ich muss leider davon ausgehen, dass auch mein Großvater in diesem Krieg schwere Schuld auf sich geladen hat – vor allem in Polen und auf dem Territorium der früheren Sowjetunion.

    Andrea-Yvonne Müller wuchs im thüringischen Gotha auf, machte ihr Abitur an der Kinder- und Jugendsportschule in Zella-Mehlis und studierte nach der Schule in Leipzig Journalistik. Sie arbeitete 34 Jahre bei der Märkischen Allgemeinen Zeitung. Darüber hinaus ist sie Buchautorin und Übersetzerin aus dem Polnischen.

    #Allemagne #histoire #nazis #famille #guerre

  • Historiker nach einer Ukraine-Reise: Ein „Land der erfundenen Geschichte“
    https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geopolitik/historiker-nach-einer-ukraine-reise-ein-land-der-erfundenen-geschic

    27.5.2025 von Maritta Adam-Tkalec - Was Omer Bartov in der Heimat seiner Mutter fand: „Eine Generation von Ukrainern, deren Köpfe mit Lügen gefüllt sind.“

    „Das alles hat eine Vorgeschichte.“ Dieser Satz taucht unweigerlich auf, wenn Menschen mit unterschiedlichen Meinungen über den Ukrainekrieg und seine Genese reden. Er fällt meist dann, wenn man versucht, zu tieferen Ursachen für den russischen Überfall auf die Ukraine vorzudringen.

    Meist verlieren sich solche Gespräche im ukrainisch-russischen Geschichtslabyrinth zwischen Hitler, Stalin und Bandera, zwischen der Orangen Revolution und Putins Großrussentum, zwischen den Bestrebungen ukrainischer Nationalisten, das Russische in der Ukraine zu tilgen, denen russischer Imperialisten, eine unabhängige Ukraine zu beseitigen und der überaus berechtigte Wunsch der Mehrheit der Ukrainer, die Souveränität zu wahren.

    Viele Länder der Welt sind politisch extrem polarisiert, so wie die USA oder Israel. Die Ukraine gehört ganz gewiss dazu. Doch mit Kriegsbeginn verschwand die innere Zerrissenheit hinter einem geschichtsbegradigenden Schleier. Auch in westlichen Medien ist seit Februar 2022, eigentlich schon seit der russischen Annexion der Krim 2014, kaum mehr von den historischen Tiefenströmungen die Rede. Doch sie gehören zum Ukraine-Bild dazu.

    Freie Wahlen 2007: Prorussisch im Osten

    Im Jahr 2007 druckte die Berliner Zeitung einen großen Text des amerikanisch Historikers Omer Bartov, Professor für Holocaust- und Völkermordstudien an der Brown University in Providence, Rhode Island. Bartov, der 1954 in Israel geboren wurde, gehört zu den weltweit führenden Holocaust-Forschern und ist ein maßgebender Experte für Völkermordstudien. Seine Familie stammte aus Galizien, gelegen im Westen der heutigen Ukraine, südöstlich von Lwiw (Lemberg).

    Dreimal hatte er die Gegend bereist. Nach einem Besuch 2007 in Buczacz, der Heimatstadt seiner Mutter, schrieb er die Reportage, in der er die dunklen Stellen der Geschichte ins Licht rückt. Er begann seine Reise in Berlin. Dort, am Wannsee, hatten, wie er schreibt, „einige junge Männer am 20. Januar 1942 beschlossen, meine Familie in Buczacz zu vernichten – zusammen mit Millionen von anderen Menschen“. Bartovs Beobachtungen blieben aktuell.

    Im Jahr der Reise, drei Jahre nach der prowestlichen Bewegung, Orange Revolution genannt, verschoben sich die politischen Verhältnisse in der Ukraine. Bei den krisenbedingt vorgezogenen Parlamentswahlen am 30. September 2007 rutschte die Partei des Präsidenten Juschtschenko ab; er strebte in EU und Nato und wollte die russische Sprache zurückdrängen. Mit 34,4 Prozent wurde die so bezeichnete Partei der Regionen stärkste Kraft, die – noch in Putins erster Präsidentschaftszeit – den Dialog mit Moskau suchte und Russisch als zweite offizielle Amtssprache zulassen wollte. Nicht zuletzt führten russische Fehler dazu, dass Juschtschenko immer weiter in westliche Arme getrieben wurde.

    Das Wahlergebnis wird noch interessanter, wenn man auf die regionale Verteilung schaut: Im Osten triumphierte die russlandfreundliche Partei der Regionen, in Donezk holte sie 76 Prozent der Stimmen, in Luhansk 73,6, auf der Krim 61. Wohlgemerkt: in freien Wahlen, nicht in einem unter russischer Fuchtel anberaumten Referendum. In der Westukraine blieb selbige Partei der Regionen klein: Kiew 15 Prozent, Lwiw 4,2, Ternopil 3,0.

    Trotz dieser Ergebnisse bildete ein prowestlicher Block (Timoschenko/Juschtschenko) noch einmal die Regierung. Bei den Präsidentschaftswahlen 2010 kam die Partei des Nationalisten Juschtschenko noch auf 5,5 Prozent; Präsident wurde für die Partei der Regionen Wiktor Janukowytsch. Als 2019 Wolodymyr Selenskyj, ein Mann jüdischer Herkunft, mit 73,22 Prozent zum Präsidenten gewählt wurde, zeigte sich der Wunsch, die alten Machtspiele korrupter Cliquen zu beenden. Der russische Überfall unterbrach diese Bemühungen.

    In seinem Text beschrieb Bartov die Folgen nationalistischer, antisemitischer, rassistischer Politik der wechselnden polnischen, ukrainischen, sowjetischen und deutschen Mächte im 20. Jahrhundert. Als Hitler-Deutschland die Sowjetunion 1941 überfiel, hatten ukrainische Nationalisten gehofft, mit nationalsozialistischer Hilfe einen unabhängigen Staat zu erlangen. Sie arbeiteten – heute würde man sagen proaktiv – mit daran, die Ukraine „judenfrei“ zu machen und veranstalteten Pogrome gegen Polen.

    Im Sowjetreich war all das, so Bartov, „mit Tabus belegt“. Laut sowjetischer Interpretation hätten die deutschen Faschisten und ihre ukrainischen Kollaborateure unschuldige sowjetische Bürger ermordet, während die meisten Ukrainer mutig im Großen Vaterländischen Krieg an vorderster Front gegen den Faschismus gekämpft hätten – so klingt heute auch die offizielle ukrainische Version der Geschichte. Mit der Gründung der unabhängigen Ukraine 1991 sind, wie es Bartov formulierte „die Patrioten der Vergangenheit“ wieder auferstanden. Wer einst als Kollaborateur galt, wurde fortan als „Gründer der Nation“ gefeiert, vor allem in der westlichen Ukraine. (Maritta Tkalec)

    Anm. d. Red.: In einem Interview mit der taz gab Bartov an, dass sich die Ukraine verändert habe, dazu habe auch seine Arbeit als Historiker in der Ukraine beigetragen. Er sagte 2022: „Bandera ist auch heute ein großer Held, besonders in der Westukraine. Das ist ein Teil der heutigen Wirklichkeit. Auf der anderen Seite hat sich die Ukraine verändert. (...) Bei der letzten Wahl hat ein Präsidentschaftskandidat gewonnen, der nicht nur Jude ist. Vielmehr, und darauf kommt es an, seine persönliche Identität war keine Sache! Man hat darüber nicht gesprochen. Er hat mehr als die Hälfte der Stimmen gewonnen, und das heißt was. (...)“ Die Ukraine habe nun eine Selbstahnung von sich als einem diversen Land. „Wo Religion und ethnischer Ursprung nicht so wichtig sind. Ich will nicht sagen, dass es keine Extremistengruppen gibt. Es gibt sie, und zwar mehr in der West- als in der Ostukraine. Einige davon sind jetzt in der Ukraine, weil sie kämpfende Gruppen sind, die extrem radikal-rechts sind. Aber das sind marginale Gruppen. Sie hatten keine politische Repräsentation im Parlament. Sie stehen nicht für alle.“

    In den folgenden Absätzen lesen Sie eine der eindrücklichsten Passage aus Omer Bartovs Reportage aus dem Jahr 2007 in nur leicht gekürztem Wortlaut.

    Das jüdische Buczacz ist getilgt

    „Wenn man heute die Städte und Dörfer in Ost-Galizien besucht, findet man sehr viele Anzeichen von willentlicher Amnesie und streng selektierte, manchmal sogar erfundene Erinnerungen. Die westliche Ukraine schafft sich eine Vergangenheit, die sie nie hatte, indem sie die letzten Spuren eines reichen multikulturellen Erbes auslöscht. Sie führt damit eine zweite ethnische Säuberung durch, nicht von Menschen, sondern von der Erinnerung. Es droht eine neue Generation von Ukrainern heranzuwachsen, deren Köpfe mit Lügen gefüllt sind, und deren Verständnis von der Vergangenheit so falsch ist, dass es schwer sein wird, eine bessere Gesellschaft zu entwickeln.

    […]

    Zurück zu Buczacz. Vor dem 1. Weltkrieg war das eine der schönsten Städte in dieser Region. Aber Generationen von Bewohnern, Besetzern, von Stadträten und Bürgermeistern, Architekten und Künstlern haben ihr Bestes getan, sie zu verschandeln und zu ruinieren. […] Was die beiden Kriege nicht zerstörten und die Sowjets nicht mit ihren grauenhaften Wohnsiedlungen und Geschäftsgebäuden bedeckten, wird jetzt von der Stadtregierung neu bebaut. Der letzte Überrest von jüdischem Leben, die beeindruckende Talmud-Schule, wurde im Jahre 2000 niedergewalzt. Sie wurde von einem abstoßenden knallgelben Gebäude ersetzt, das auch noch die Aussicht auf den Platz mit dem wunderschönen Rathaus aus dem 18. Jahrhundert versperrt.

    Oben auf dem Fedir-Hügel, wo Tausende der jüdischen Bewohner ermordet und in Massengräbern begraben wurden, gibt es ein Denkmal für die Ukrainischen Nationalisten, die von den Sowjets getötet wurden. Nicht ein einziges Wort über die Ausrottung der Juden. Man muss ganz tief in den Wald gehen, um einen einzigen Stein zu finden, der gleich nach dem Krieg dort aufgestellt wurde, und der an die ersten Massenexekutionen von rund 400 Juden erinnert.

    Der jüdische Friedhof auf dem Bashty-Hügel auf der anderen Seite der Stadt wird von den Bewohnern als Müllhalde benutzt. Es gibt dort keinen Zaun, und viele der Grabsteine sind einfach weggekarrt worden. […] Kürzlich wurde von den Überlebenden der jüdischen Gemeinde eine bescheidene Gedenkstätte am Rande des Friedhofs errichtet (nur 100 Juden überlebten den Krieg). Hinter Büschen versteckt, gedenkt diese leicht erhobene Plattform all derer, die in Massengräbern auf den Hügeln, die sich zum Strypa-Fluss hinziehen, verscharrt sind. Es ist ein schäbiges Denkmal und beginnt bereits auseinanderzufallen.
    Judenmörder ehren statt ethnische Vielfalt

    Das Gedenken an die ukrainischen Nationalhelden dagegen ist der Stadt sehr wichtig. Sie hat jetzt ein Museum, in dem die Mitglieder der aufständischen ukrainischen Armee – die stark am Mord an den Juden beteiligt waren – gefeiert werden. Und jetzt wird auch noch eine riesige Gedenkstätte für Stepan Bandera, den Kopf der radikalen Fraktion der ukrainischen Nationalisten gebaut. Aber es gibt nicht eine einzige Referenz an die multiethnische Vergangenheit und kulturelle Vielfalt der Stadt. Selbst die Appelle einiger Bürger, den Zustand der Massengräber auf dem Fedor-Hügel zu verbessern, wo bei starkem Regen Knochen angeschwemmt werden, stieß bisher auf taube Ohren.

    Buczacz ist jetzt ein Kaff in einer vergessenen Welt. Vor einem Jahrhundert bot die Stadt, wie so viele andere in Ost-Galizien, weit mehr Hotels, Restaurants, kulturelle und bildungsfördernde Aktivitäten als heute. Lemberg, das wichtigste urbane Zentrum in dieser Region, ist noch deprimierender. Hier gibt es zwar ein paar mehr Gedenkstätten für die Juden der Stadt, die einst in einer großen und wohlhabenden Gemeinde vereint waren. Aber sie wurden alle von der jüdischen Gemeinde in der Ukraine initiiert und mit Unterstützung von ausländischen Organisationen – ohne Hilfe der örtlichen Regierung. Dafür feiert die Stadt ihre eigenen Helden, obwohl einige von ihnen maßgeblich in den Holocaust involviert waren.

    Das fällt besonders an zwei Orten auf. Der erste ist ein Denkmal, das neben dem früheren NKWD-Gefängnis für die Opfer der Sowjets errichtet wurde und zumindest erkennbar macht, dass zu ihnen auch Ukrainer, Polen und Juden zählten. Aber die Skulptur ist ganz eindeutig eine christlich inspirierte Darstellung eines Mannes am Kreuz, der von Stacheldraht umgeben ist. Darüber hinaus wird nirgendwo erwähnt, dass außer den getöteten Gefängnisinsassen auch Tausende von Juden abgeschlachtet wurden – und zwar nicht von den Sowjets oder den Nazis, sondern von ihren ukrainischen Nachbarn mitten auf der Straße. Indem das Denkmal versucht, alle miteinzubeziehen, vertuscht es das wahre Schicksal der Juden von Lemberg.

    Noch schlimmer ist das neue Denkmal, das auf dem Friedhof von Lyczaków errichtet wird. Während der alte jüdische Friedhof von den Nazis zerstört, von den Sowjets dem Erdboden gleichgemacht wurde und nun von den Ukrainern als Marktplatz genutzt wird, ist dieser christliche Friedhof ein wunderschöner Platz, mit alten Bäumen und vielen Blumen, auf dem berühmte Bürger der Stadt begraben sind.

    Nach der Besetzung durch die Polen am Ende des 1. Weltkrieges baute die neue Regierung ein großes Denkmal, um der Gefallenen zu gedenken und den Sieg zu feiern. Seit der Unabhängigkeit der Ukraine ist die neue Regierung nun dabei, ein Denkmal für die ukrainischen Nationalisten genau neben dem polnischen als Symbol für den Endsieg der Ukrainer über die angeblichen polnischen Unterdrücker zu errichten. Die Division der galizischen SS ist hier als Symbol des nationalen Heldentums dargestellt.

    Große Summen sind in diese Monumente der Unterdrückung und der Verfälschung investiert worden. Aber während man eine der immer noch eleganten Straßen dieser einst so schönen Stadt entlanggeht, sieht man überall die Zeichen der Verwahrlosung und des Verfalls.“

    #Ukraine #nationalisme #nazis #antisemitisme #histoire

  • #Plan_Madagascar

    Le plan Madagascar (« #Madagaskar_Projekt [1] » ou « #Madagaskarplan ») était un projet du #Troisième_Reich visant à déporter quatre millions de #Juifs d’#Allemagne[2], de ses pays alliés et de ses territoires conquis, à Madagascar, alors #colonie_française. Ce plan ne fut jamais appliqué.

    https://fr.wikipedia.org/wiki/Plan_Madagascar
    #expulsion #déplacement_forcé #expulsions #Marius_Moutet #histoire #nazisme #Commission_Lepecki #indésirables #Adolf_Eichmann #Theodo_Dannecker #déportation

  • Les Irresponsables - Mon blog sur l’écologie politique
    https://blog.ecologie-politique.eu/post/Les-Irresponsables

    « Comme on le sait, Hitler a été élu démocratiquement », lisais-je il y a quelques jours à peine dans un article par ailleurs très fin sur la montée du fascisme. Voilà un topos auquel on espère échapper maintenant que l’historien Johann Chapoutot, une référence sur la période nazie, s’est attaqué aux mois qui ont précédé l’accession au pouvoir de Hitler.

    #recension #livre #Johann_Chapoutot #Aude_Vidal #nazi #Hitler #démocratie #élection #Allemagne #Histoire

    • Merci d’attirer l’attention vers un livre qui en finit avec le mensonge qu’on nous a enseigné dès l’école primaire. On ne le répète jamais assez souvent : Hilter n’a pas été élu démocratiquement. Il n’a même pas été élu du tout mais nommé par le représentant de la fraction la plus réactionnaire des riches, les Junker propriétaires de grandes terres à l’Est de l’Elbe (ostelbiischer Adel). L’élection qui a consolidé son pouvoir n’a eu lieu qu"après le coup d’état nazi après l’incendie du Reichstag le 27 février 1933 deux moi après la nomination d’Hitler comme Reichskanzler par le président allemand, le général dément Hindenburg.

      A mon avis nos enseignants nous ont enseigné le mythe de l’élection légale d’Hitler afin de se disculper eux-mêmes et toute leur génération qui suivant ce récit n’a pu se rendre compte de ce qui se passait qu’une fois qu’il a été trop tard pour encore s’opposer aux hordes nazies désormais au pouvoir.

      Si ce mythe fait partie des « vérités » enseignées en France aussi c’est sans doute pour éviter de parler des classes sociales qui ont porté au pouvoir les nazis. Il faut bien donner une explication quelconque si on veut embrouiller les faits historiques.

      #Allemagne #nazis #histoire

    • Ici, ce n’est pas ce qui est dans les manuels où le fait qu’il soit nommé est souligné. Mais à simplifier abusivement, ou à régurgiter les cours suivis des décennies plus tôt, dire "Hitler élu" (on l’entend y compris de la part de profs d’histoire "de gauche") épargne pas mal d’efforts. (On peut aussi entendre dans un cours de 3ème sur la Guerre de 14 que la Révolution de 1905 était une sorte de révolution bourgeoise, un peu comme notre 1789).

      Sans être de gauche, on peut aller beaucoup plus loin.

      Non, François Bayrou, Hitler n’a pas vraiment été « élu » avec plus de 90% des voix (2017)
      https://www.liberation.fr/desintox/2017/02/06/non-francois-bayrou-hitler-n-a-pas-vraiment-ete-elu-avec-plus-de-90-des-v

      Sinon, Chapoutot est mentionné ici 19 fois depuis 2020, flux en crue depuis son dernier ouvrage.

      #au_pays_des_lumières_éteintes

    • J’ai souvent lu ou entendu ce mythe des nazis arrivés au pouvoir par les urnes utilisé comme un argument, en période électorale, pour encourager le vote contre le FN/RN. En mode : « allez voter pour faire barrage, souvenez vous qu’en Allemagne etc. »

    • Il serait presque tentant de faire un parallèle avec ce qui se passe actuellement en France et plus généralement en Europe. L’Histoire, la tragédie, la farce, toussa ... Toujours les mêmes enjeux (capitalistes) avec des dynasties de propriétaires (du foncier, de la finance ou de l’appareil de production) qui rechignent à lâcher le bout de gras et s’accrochent comme des morbacs à leurs prérogatives et à leurs « notoriétés ».

    • Je crois que l’intention de Chapoutot est de considérer l’histoire de la montée du nazisme du point de vue contemporain, c’est-à-dire depuis le monde d’aujourd’hui, il s’agit de parler du présent aussi et de ce qui pourrait être évité.

      Aussi, c’est intéressant de démontrer - ou de rappeller car la thèse n’est pas nouvelle - que le nazisme résulte d’un choix de la bourgeosie mais le parti nazi n’était pas rien sur le plan électoral et il me semble, mais je ne suis pas spécialiste, que la gauche - parti communiste stalinisé et soc-dems penchant vers le centre - peinait à s’unir.

      Les travaux de Chapoutot sont brillants. Mais je me demande quelle utilité cela peut avoir face à l’extrême droite, ses moyens, ses soutiens, son électorat, sa façon de falsifier, détourner, inverser, récupérer, ignorer, moquer les faits.

      L’histoire consiste à établir un récit en interrogeant, critiquant et croisant archives, objets, témoignages, sources etc. C’est une méthode d’investigation critique. Mais son usage est souvent politique, en un sens l’histoire est celle de l’État.

      En 1988, Debord commentait :

      On croyait savoir que l’histoire était apparue, en Grèce, avec la démocratie. On peut vérifier qu’elle disparaît du monde avec elle.

      Il faut pourtant ajouter, à cette liste des triomphes du pouvoir, un résultat pour lui négatif : un État, dans la gestion duquel s’installe durablement un grand déficit de connaissances historiques, ne peut plus être conduit stratégiquement.

      Un article du Monde s’alarme des lacunes de l’enseignement de l’histoire de la guerre civile et de la dictature franquiste en Espagne :

      https://www.lemonde.fr/international/article/2025/04/02/en-espagne-l-ecole-fait-l-impasse-sur-franco_6589695_3210.html

      En France, l’histoire de la guerre d’Algérie est un sujet de grands débats.

      Hier Macron laissait le soin aux historiens de dire si c’était bien un génocide qui se déroulait à Gaza. Il s’indignait mais ne proposait ni sanction contre Israël ni reconnaissance de la Palestine :

      https://www.humanite.fr/monde/bande-de-gaza/sur-la-situation-a-gaza-macron-laisse-aux-historiens-le-soin-de-parler-de-g

  • Wohin Krieg führt
    https://www.jungewelt.de/artikel/499661.wohin-krieg-f%C3%BChrt.html

    Kranzniederlegung durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M.) an der Neuen Wache in Berlin am 8. Mai 2025

    Arnold Schölzel - Steinmeier-Rede zum 8. Mai

    Seine Rede zum 8. Mai hatte Frank-Walter Steinmeier bereits zehn Tage vor dem Datum gehalten. Er würdigte am 28. April im Brüsseler NATO-Hauptquartier 70 Jahre Mitgliedschaft »Deutschlands« in der Allianz u. a. mit Sätzen wie: »Wir« würden danach streben, »dass Deutschland, mit seinen Streitkräften und seiner Infrastruktur, das Rückgrat der konventionellen Verteidigung in Europa wird«. Er fügte hinzu: »Ein schlecht gerüstetes Deutschland ist heute die größere Gefahr für Europa als ein stark gerüstetes Deutschland.« Und erläuterte: »Ich bin überzeugt: Die wichtigste Aufgabe der neuen deutschen Regierung ist es, unsere Bundeswehr zu stärken.«

    Die Begründung, dieses Deutschland habe »Epochenbrüche, die östlich wie westlich von uns im Gange sind«, zu bewältigen, wiederholte Steinmeier am 8. Mai im Bundestag. In Brüssel schickte er dem die Lüge voraus: »Putin hat den Krieg zurück auf diesen Kontinent gebracht.« Der NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien 1999, die Abtrennung und Gründung des NATO-Protektorats Kosovo hat nie stattgefunden. Steinmeier war da bereits der Verantwortliche für die Geheimdienste im Bonner Kanzleramt. Worin der von den USA verursachte Epochenbruch bestehen soll, erklärte er in beiden Ansprachen nicht. Gemeint sind offenbar die Bemühungen Washingtons, ein Ende des Krieges in der Ukraine zu erreichen. Allein die Aussicht auf Verständigung zwischen Washington und Moskau ist der politischen Führung dieses Deutschlands ein Greuel. Was selbstverständlich keine Parallele zu 1945 ist, zumal Berlin ja heute London und Paris bei der Reparatur des Epochenbruchs an seiner Seite weiß. Auch das ist keine Parallele zu den deutschen Kriegszielen von 1914 oder 1939/1941, als jeweils ein »Europa«, das Westeuropa meinte, unter deutscher Führung den östlichen Teil des Kontinents kolonialisieren sollte. Überschrift 1914: Abwehr der russischen Despotie. Überschrift 1941: Abwehr der bolschewistischen Gefahr. Die Attribute wechseln, die Interessen bleiben dieselben. In der heutigen Banderisten-Ukraine finden sich ausreichend Kollaborateure, die bereit sind, die alten Ziele zu verwirklichen. Es war Steinmeier, der als Außenminister 2014 mit den Faschisten vom Maidan, mit denen sich sein Amtsvorgänger Guido Westerwelle nicht auf einem Foto sehen wollte, den Putsch in Kiew anschob. Heute sagt der aktuelle Außenminister Johann Wadephul am Vorabend des 8. Mai, dieses Deutschland wolle die Ukraine mit »allen Mitteln« gegen Russland unterstützen. Dafür sind keine finanziellen Grenzen mehr vorgesehen.

    Dieses Steinmeier-Merz-Deutschland ist in der alten Spur. Der Versöhnung mit Russland war an diesem 8. Mai im Bundestag keine Silbe gewidmet, nur dem Siegfrieden. Steinmeier behauptete: »Wir wissen, wohin Krieg führt.« Das war schon beim NATO-Beitritt vor 70 Jahren so gelogen wie heute: Krieg soll sein.

    #Allemagne #histoire #nazis #libération

  • Ideologieproduktion: Kanonen statt Frieden
    https://www.jungewelt.de/artikel/499628.ideologieproduktion-kanonen-statt-frieden.html

    Nicht alle machen mit: Zahlreiche Menschen besuchten am Donnerstag das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park

    9.5.2025 von Nico Popp - 80. Jahrestag des Kriegsendes: Bundespräsident und Bundestagspräsidentin erklären Aufrüstung gegen Moskau zur Lehre aus dem 8. Mai 1945

    Achtzig Jahre nach der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation Nazideutschlands haben am Donnerstag die ranghöchsten Vertreter der Bundesrepublik Deutschland an das Kriegsende am 8. Mai 1945 erinnert. Schauplatz war der Plenarsaal des Bundestages, zugegen waren neben den Abgeordneten der Bundeskanzler, Ministerinnen und Minister, der Bundespräsident und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Eingeladen worden waren auch Botschafterinnen und Botschafter – nicht allerdings jene aus Russland und Belarus, die 2025 mit noch grimmigerer Entschlossenheit von großen und kleinen Gedenkveranstaltungen ferngehalten worden waren als in den Vorjahren.

    Die Reden hielten Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD). Kennzeichnend für beide Auftritte war das kaum noch verschleierte Bestreben, den 8. Mai 1945 – genauer: eine Deutung dieses Tages, die als nützliche Geschichte taugt – für das aktuelle Staatsprogramm in Dienst zu stellen. Dieser Modus des eigenen Auftritts hielt allerdings weder Klöckner noch Steinmeier davon ab, anderen genau diese Indienstnahme vorzuwerfen: In Moskau finde ein »Missbrauch der Geschichte« (Klöckner) statt, indem versucht werde, den Krieg in der Ukraine mit dem Verweis auf den Krieg gegen Nazideutschland zu rechtfertigen.

    Die Bundestagspräsidentin, Vertreterin eines Parlaments und einer Partei, in dem und in der lange von »Russland« und »den Russen« gesprochen wurde, wenn von der Sowjetunion die Rede war, dozierte nun: »Die Rotarmisten kamen nicht nur aus Russland.« Diese Einsicht bildete den Übergang zum Schlusspunkt ihrer Rede: Um »Frieden und Freiheit« zu bewahren, müssten »wir« in der Lage sein, »uns militärisch zu verteidigen«. Wer befreit wurde, der sei auch verpflichtet, die Freiheit zu verteidigen – das sei »der Auftrag des 8. Mai«. NATO-Ideologie auf Merkblattniveau mit simulierter Ableitung aus dem 8. Mai 1945 – das ist selbstverständlich kein »Missbrauch«.

    Der große Aufschlag kam allerdings von Steinmeier, der sich sogar die Zeit nahm, der Sowjetunion vorzuwerfen, im Osten Deutschlands den Weg für eine »neue Diktatur« bereitet zu haben. Dass der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung war, sei heute »Kern unserer gesamtdeutschen Identität«, versicherte der Bundespräsident. Für diese Befreiung dankte er »Amerikanern, Briten und Franzosen«. Man wisse auch, welchen »Beitrag« die Rote Armee geleistet habe. Aber »gerade deshalb« trete man »den heutigen Geschichtslügen des Kreml entschieden entgegen. Auch wenn das morgen bei den Siegesfeiern in Moskau wieder behauptet werden sollte: Der Krieg gegen die Ukraine ist eben keine Fortsetzung des Kampfes gegen den Faschismus.« Diese Geschichtslüge sei eine »Verbrämung imperialen Wahns, schweren Unrechts und schwerster Verbrechen«. Ließe man die Ukraine schutzlos und wehrlos, hieße das, die Lehren des 8. Mai zu verraten. Zu diesen Lehren gehört auch für Steinmeier die Aufrüstung gegen Moskau: Man müsse alles tun, um »Putins Landnahme aufzuhalten«, und dazu auch »militärisch stärker werden«.

    Das war alles sehr dicht dran an der seit 2022 in deutschen Intelligenzblättern verfochtenen Ansicht, dass Hitler inzwischen in Moskau sitzt. Das Fußvolk zieht inzwischen praktische Schlüsse: An den sowjetischen Ehrenmalen in Berlin versuchten am Donnerstag grinsende Gestalten, die Besucher mit NATO-Fahnen zu provozieren.

    #Allemagne #histoire #nazis #libération

  • Kriegsgedenken im Parlament : Steinmeiers historische Rede an einem historischen Tag
    https://www.tagesspiegel.de/politik/kriegsgedenken-im-parlament-steinmeiers-historische-rede-an-einem-histo

    Le président allemand Frank-Walter Steinmeier est responsable pour des années d’incarcération injuste de l’Allemand Murat Kurnaz à Guantanamo. Quand le gouvernement des États Unis propose de renvoyer chez lui le prisonnier qui n’a jamais été terroriste, c’est l’homme qui nous représente tous qui a refusé d’autoriser le retour chez lui de Murat. Il est honteux d’être obligé d’écouter le geolier prononcer le discours sur la libération du peuple allemand.

    Nous sommes habitués aux discours mensongers de la bande au pouvoir, mais il est tojours blessant de se rappeller que derrière les auteurs des beaux discours et les orateurs aux larmes de crocodile se cache la volonté impitoyable de nous écraser si on met en question d’une manière un peu trop efficace leur système de guerre et d’exploitation.

    La journaliste du journal de droite Tagesspiegel nous renseigne sur la meilleure façon de recevoir la bonne parole du prèsident et de la chrétienne Frau Klöckner qui occupe la deuxième position la plus haute de notre démocratie .

    8.5.2025 von Stefanie Witte - Nach Bundestagspräsidentin Klöckner tritt Bundespräsident Steinmeier zum Gedenken an das Kriegsende vor 80 Jahren ans Rednerpult. Er wird bemerkenswert politisch – und greift die USA an.

    Als der Gong ertönt, huschen die letzten Abgeordneten zu ihren Plätzen. Zum zweiten Mal in dieser Woche herrscht eine feierliche Stimmung im Bundestag. Auf den Rängen die Ehrengäste, auf der Regierungsbank die neuen Minister – beinahe hätte hier noch das Kabinett Scholz sitzen müssen.

    Viele tragen an diesem Donnerstagmittag schwarz. In Berlin ist dieser 8. Mai sogar ausnahmsweise ein Feiertag. Immerhin liegt das Ende des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft heute 80 Jahre zurück.

    Ans Rednerpult tritt Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) und blickt auf den Ort des Geschehens, das Reichstagsgebäude, in dem sich gerade die Spitzen der Republik versammelt haben, spricht über die letzten Stunden des Krieges: „Ein Ende bahnte sich an. In den oberen Stockwerken schon die Rotarmisten, im Keller noch die deutschen Soldaten.“

    Klöckner betont: „Das ungeheuerliche Ausmaß der deutschen Verbrechen, das ist bis heute nicht allen bewusst, oder schlimmer noch, viele wollen sich damit gar nicht mehr beschäftigen.“

    In einfachen, verständlichen Worten formuliert und verurteilt die Bundestagspräsidentin den Wunsch vieler AfD-Vertreter, die dafür plädieren, mehr auf deutsche Heldentaten und Ruhm zu fokussieren als auf die Verbrechen der Nationalsozialisten. Klöckner beklagt im Zusammenhang mit Antisemitismus: „Während wir noch das ‚Nie wieder‘ beschwören, passiert es wieder schon. Auf unseren Straßen, im Netz und an Universitäten.“

    Das Reichstagsgebäude ist ein gutes Gedächtnis.
    Julia Klöckner, Bundestagspräsidentin

    Sie erinnert an die historische Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, vor 40 Jahren, der an das Leid der Frauen erinnert hatte, schwenkt dann zurück auf den historischen Ort des heutigen Geschehens.

    „Das Reichstagsgebäude ist ein gutes Gedächtnis“, sagt Klöckner, erinnert an Rotarmisten, die sich hier verewigt haben und die Namen ihrer Heimatorte an die Wände geschrieben hatten. Sie seien nicht nur aus Russland, sondern auch aus der Ukraine gekommen, betont Klöckner und fügt hinzu, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine auch im Namen der Befreier von damals geführt werde: „Was für ein Missbrauch der Geschichte.“

    Im Plenum und auf den Rängen Applaus, bei der AfD nur vereinzelt. Klöckner schließt mit einem kraftvollen Appell: „Wer befreit wurde, der ist auch verpflichtet zu verteidigen – die Freiheit.“

    Um 13.04 Uhr tritt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ans Rednerpult und zitiert den Philosophen Jürgen Habermas mit dem Satz: „Wir sind alle Kinder des 8. Mai!“

    Schnell geht es um die Ukraine und Deutschlands Verantwortung: „Ließen wir die Ukraine schutz- und wehrlos zurück, hieße das, die Lehren des 8. Mai preiszugeben!“ Am Applaus für diesen Satz beteiligen sich die Ränder des Parlaments, Linke und AfD, nicht, wie es noch häufiger während dieser Rede vorkommen wird, vor allem beim Thema Russland.

    Auch Steinmeier geht auf die Weizsäcker-Rede ein und den Satz „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung“. Der habe eine Zäsur im Umgang der Deutschen mit ihrer Vergangenheit markiert.

    Weizsäcker-Rede als Maßstab

    Die Weizsäcker-Rede – sie ist an diesem Tag Bezugspunkt und ein vielleicht sogar ein Maßstab in einer Situation, in der viele die Demokratie erneut in großer Gefahr sehen. Der damalige israelische Botschafter hatte diese Rede als Sternstunde in der Geschichte der Bundesrepublik bezeichnet.

    Weizsäcker bezeichnete die Shoah als „beispiellos in der Geschichte“, benannte Opfergruppen wie Sinti und Roma und die kollektive Verantwortung der Deutschen, grenzte sie jedoch ab von persönlicher Schuld. Die beiden zentralen Sätze: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“

    Was heute selbstverständlich klingt, war es damals nicht. Auch wenn die Gedanken, die der Bundespräsident geäußert hatte, nicht ganz neu waren.

    Kurz zuvor, am 21. April 1985, hatte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl bereits bei einer Gedenkstunde in Bergen-Belsen betont: „Der Zusammenbruch der NS-Diktatur am 8. Mai 1945 wurde für die Deutschen ein Tag der Befreiung.“

    Dennoch: Die Weizsäcker-Rede blieb ein Meilenstein. Der Bundespräsident veränderte damit den Diskurs, prägte ein neues Selbstverständnis. Zwei Millionen Exemplare wurden gedruckt, der Text in 13 Sprachen übersetzt.

    Der 8. Mai ist als Tag der Befreiung inzwischen Kern unserer gesamtdeutschen Identität geworden
    Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

    Steinmeier nimmt das an diesem Donnerstag, 40 Jahre später, auf und sagt: „Der 8. Mai ist als Tag der Befreiung inzwischen Kern unserer gesamtdeutschen Identität geworden. Und doch begehen wir diesen 8. Mai heute nicht in ruhiger Selbstgewissheit. Denn wir spüren: Freiheit ist nicht das große Finale der Geschichte. Freiheit ist nicht für alle Zeit garantiert.“

    Heute müsse man nicht mehr fragen: „Hat der 8. Mai uns befreit? Die Antwort ist gegeben. Und die bleibt gültig. Aber wir müssen fragen: Wie können wir frei bleiben?“ Steinmeier weicht hier offenbar vom Manuskript ab, spricht entweder frei oder hat wie so oft bis zur letzten Sekunde an der lange vorbereiteten Rede gearbeitet.

    Schließlich geht der Bundespräsident erneut auf Russland, aber auch das Verhalten der neuen US-Regierung ein, spricht über die internationale Ordnung, die auf Basis des Völkerrechts geschaffen wurde. „All das war nie perfekt, nie unumstritten. Aber dass sich nun ausgerechnet auch die Vereinigten Staaten, die diese Ordnung so maßgeblich mit geschaffen und geprägt haben, von ihr abwenden, das ist eine Erschütterung neuen Ausmaßes.“

    Steinmeier greift Russland und die USA an

    Dann, ein bemerkenswert politischer Satz eines Bundespräsidenten, fügt Steinmeier hinzu: „Und deshalb rede ich von meinem doppelten Epochenbruch – der Angriffskrieg Russlands und der Wertebruch Amerikas – das ist das, was das Ende dieses langen 20. Jahrhunderts markiert.“

    Steinmeier führt aus: „Wir sehen mit Schrecken, dass selbst die älteste Demokratie der Welt schnell gefährdet sein kann, wenn die Justiz missachtet, Gewaltenteilung ausgehebelt, Freiheit der Wissenschaft angegriffen wird.“

    Ohne die AfD direkt zu benennen, geht Steinmeier im nächsten Satz auch auf die Rechten ein: „Wir schauen auf unser Land, meine Damen und Herren, wir schauen auf unser Land, in dem extremistische Kräfte erstarken, in dem Institutionen der Demokratie verhöhnt werden, auch diejenigen, die sie repräsentieren, in denen Debatten vergiftet werden, wo mit den Sorgen von Menschen gespielt wird, das Geschäft mit der Angst betrieben wird und Menschen gegeneinander aufgehetzt werden.“

    Kurz blickt Steinmeier nach rechts, dahin, wo Bernd Baumann, Alice Weidel, Tino Chrupalla und ganz rechts AfD-Ehrenpräsident Alexander Gauland sitzen. Letzterer hatte die NS-Zeit als „Vogelschiss“ bezeichnet.

    Wer Gutes für dieses Land will, der schützt das Miteinander, den Zusammenhalt und den friedlichen Ausgleich von Interessen.

    Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

    „Wer Gutes für dieses Land will, der schützt das Miteinander, den Zusammenhalt und den friedlichen Ausgleich von Interessen“, sagt Steinmeier nun. „Das, meine Damen und Herren, das erwarte ich von allen Demokraten in diesem Land.“ Applaus im Plenum und vereinzelt auch bei der AfD, deren Abgeordnete sich als Demokraten verstehen.

    Der 8. Mai habe „uns noch viel zu sagen“, sagt Steinmeier nun und hält vor den nächsten Sätzen kurz inne, hebt die rechte Hand in einer Geste der Irritation, als er sagt: „Tatsächlich wundere ich mich manchmal über die Hartnäckigkeit, mit der manche, leider auch in diesem Hause, einen sogenannten ‚Schlussstrich‘ unter unsere Geschichte und unsere Verantwortung fordern.“

    Erneuter Applaus, außer bei der AfD – es ist klar, wer gemeint ist. Steinmeier zitiert weiter die Rechten: „Ich wundere mich, wenn manche Erinnerung als Schuldkult diskreditieren. Was soll das eigentlich bedeuten? Dass wir vergessen, was wir wissen?“

    Steinmeier appelliert – AfD schweigt

    Die AfD-Fraktion hatte in einem Statement zum 8. Mai zuvor zwar von der „nationalsozialistischen Terrorherrschaft“ und „Verbrechen“ gesprochen, allerdings auch erklärt, der 8. Mai solle „nicht gedenkpolitisch missbraucht werden für einseitige und oberflächliche Geschichtsklitterung, gleichviel von welcher Seite. Er ist vielmehr bleibender Anlass, uns der gesamten Dimension unserer Geschichte bewusst zu werden und uns dieser auch zu stellen.“

    Steinmeier dagegen ruft ins Plenum: „Wollen wir ein Land sein, das sich nur an vermeintlich glorreiche Zeiten erinnert und die Abgründe seiner Geschichte verharmlost oder leugnet? Wollen wir eine Demokratie sein, die vergisst, wo sie herkommt und was den Kern ihrer Identität ausmacht?“ Der Bundespräsident appelliert an die Abgeordneten: „Ich will sagen: Es ist so unendlich viel, was wir mit Versöhnung erreichen können und was wir erreicht haben. Meine Bitte ist, verehrte Abgeordnete: Lassen Sie uns weiter dafür arbeiten!“

    Steinmeier appelliert weiter: „Vertrauen wir doch auf unsere Erfahrung! Stehen wir ein für unsere Werte. Erstarren wir jetzt nicht in Ängstlichkeit! Beweisen wir Selbstbehauptung!“

    Dann spielt er erneut auf die USA an: „Wenn andere Demokratie, Freiheit und Recht einschränken, verteidigen wir sie erst recht“, sagt Steinmeier, schlägt dabei nachdrücklich aufs Pult. „Wenn auch in unserem Land die Zweifel daran größer werden, zeigen wir doch, dass jede und jeder Einzelne in einer Demokratie ein besseres und freieres Leben leben kann als in jeder autoritären Ordnung. Überzeugen wir möglichst viele von denen, die daran zweifeln! Gewinnen wir sie zurück für die Demokratie! Demokratie ist nie fertig. Demokratie ist anstrengend. Sie verlangt Engagement. Aber eine bessere Ordnung, meine Damen und Herren, gibt es nicht!“

    Applaus im gesamten Plenum – AfD-Chefin Alice Weidel beteiligt sich nicht. Mit der National- und Europahymne endet die Gedenkstunde.

    « Wir alle sind Kinder des 8. Mai »
    https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2025/05/250508-Ende-2WK.html

    8.5.2025 - Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges hat Bundespräsident Steinmeier bei einer Gedenkstunde im Bundestag dazu aufgerufen, das Erinnern nicht zur Routine werden zu lassen.

    „Du weißt, wir haben immer damit gerechnet. (…) Aber es ist doch schwer zu ertragen, wenn auf einmal die Niederlage da ist.“

    Die Niederlage ist schwer zu ertragen, das schrieb Helga Felmy, Jahrgang 1911, am 8. Mai 1945 an ihren Mann, einen Pfarrer, der in Kriegsgefangenschaft war. Der Brief gehört zu den Dokumenten, die Walter Kempowski über die seelische Verfasstheit der Deutschen in der Stunde null gesammelt hat.

    Deutschland lag in Schutt und Asche am 8. Mai 1945, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation. Städte, in eine endlose Trümmerlandschaft verwandelt, statt Häusern nur noch Schuttberge und Gerippe aus Mauerresten. Einzelne durch Willkür des Zufalls noch stehende Gebäude, inmitten der Verheerung aufragende Mahnmale. Von der Wehrmacht gesprengte Brücken als Fanal eines bis in den eigenen Untergang fanatisch geführten Krieges. Ganze Regionen verwüstet. „Berlin hat aufgehört zu existieren“, berichtete der BBC-Reporter Thomas Cadett nach Hause.

    Wir alle haben unzählige Bilder dieses Tages gesehen. Die von alliierten Streitkräften entwaffneten deutschen Soldaten, hockend, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Gesichter jetzt ängstlich, stumpf, ratlos. Überlebende, die wie Untote durch die Ruinen der zerbombten Städte wankten. Die Leichen derer, für die die Befreiung nur um Tage zu spät kam. Bilder von zerschossenen Leiterwagen der deutschen Flüchtlingstrecks aus dem Osten, ringsum verstreut die Kleidung und das, was einmal zu einem Zuhause gehörte.

    Der Zweite Weltkrieg war nichts als ein endloses Grauen: Erniedrigung, Verfolgung, Folter, Mord, Völkermord. Am Ende waren mehr als 60 Millionen Menschen in Europa tot, sechs Millionen Jüdinnen und Juden ermordet, Millionen obdach- und heimatlos, verwaist, gebrochen, verwundet, hungernd.

    Und doch, auch das gab es: Hoffnung und Dankbarkeit. „In uns ist immer wieder ein großes Erleichterungs- und Dankgefühl (…), dies Ungeheure, all diese (…) Gefahr nun wirklich überlebt zu haben,“ das schrieb Victor Klemperer, noch beinahe ungläubig, in den letzten Kriegstagen. Der große Gelehrte, gedemütigt, entrechtet, verfolgt, konnte endlich hoffen, seiner Vernichtung entkommen zu sein.

    Es waren Deutsche, die diesen verbrecherischen Krieg entfesselt und ganz Europa in den Abgrund gerissen haben. Es waren Deutsche, die das Menschheitsverbrechen der Shoah begangen haben. Und es waren Deutsche, die nicht willens und nicht fähig waren, selber das Joch des NS-Regimes abzuwerfen.

    Daran erinnern wir, wir Deutsche, heute, 80 Jahre später. Wir wissen: Dieser Tag hat unser Land zutiefst geprägt. Wir alle sind Kinder des 8. Mai!

    Am 8. Mai 1945 wurden wir befreit. Auch heute, 80 Jahre später, gilt unser tiefer Dank den alliierten Soldaten und den europäischen Widerstandsbewegungen, die das NS-Regime unter Aufbietung aller Kräfte und mit vielen Opfern bezwungen haben. Das vergessen wir nicht! Unser Dank gilt Amerikanern, Briten, Franzosen und all denen, die mit ihnen den Kampf gegen den nationalsozialistischen Terror führten.

    Aber wir wissen auch, welchen Beitrag die Rote Armee dabei geleistet hat, Russen, Ukrainer, Weißrussen und alle, die in ihr gekämpft haben. Mindestens 13 Millionen dieser Soldaten und noch einmal ebenso viele Zivilisten verloren ihr Leben. Die Rote Armee hat Auschwitz befreit.

    All das vergessen wir nicht. Aber gerade deshalb treten wir den heutigen Geschichtslügen des Kreml entschieden entgegen. Auch wenn das morgen bei den Siegesfeiern in Moskau wieder behauptet werden sollte: Der Krieg gegen die Ukraine ist eben keine Fortsetzung des Kampfes gegen den Faschismus. Putins Angriffskrieg, sein Feldzug gegen ein freies, demokratisches Land, hat nichts gemein mit dem Kampf gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft im Zweiten Weltkrieg. Am Ende ist diese Geschichtslüge nichts als eine Verbrämung imperialen Wahns, schweren Unrechts und schwerster Verbrechen!

    Auch und gerade am 8. Mai gilt: Wir unterstützen die Ukraine in ihrem Kampf um ihre Freiheit, ihre Demokratie, ihre Souveränität. Ließen wir die Ukraine schutz- und wehrlos zurück, hieße das, die Lehren des 8. Mai zu verraten!

    Zutiefst dankbar sind wir heute, 80 Jahre später, auch für die Versöhnung, für das Vertrauen, das uns so viele Länder nach dem Krieg entgegengebracht haben. Für die Aussöhnung mit unseren Nachbarn Polen und Frankreich. Für das Wunder der Versöhnung, das jüdische Gemeinschaften auf der ganzen Welt und der Staat Israel uns geschenkt haben. Wir Deutsche können für dieses Geschenk der Versöhnung nicht dankbar genug sein!

    Aber Dankbarkeit allein reicht nicht aus! Niemals kann und niemals darf es uns gleichgültig lassen, wenn sich ausgerechnet in unserem Land Antisemitismus wieder zeigt. Es ist geschichtsvergessen, es ist unerträglich, wenn sich Jüdinnen und Juden nicht mehr sicher fühlen in unserem Land. Unerträglich nicht nur für Jüdinnen und Juden. Nein, unerträglich für unsere Demokratie. Für Antisemitismus darf es in unserer Gesellschaft keinen Raum geben. Das zu gewährleisten, ist unsere gemeinsame Pflicht!

    1945 kam die Befreiung von außen. Sie musste von außen kommen. Die meisten Deutschen hielten dem Regime bis zum letzten Tag die Treue. Und längst nicht alle Deutschen empfanden damals Dankbarkeit für die Befreiung, sie sahen sich nicht einmal als Befreite.

    Am 8. Mai 1945 begann für unser Land ein langer Weg hin zu Freiheit und Demokratie. Die Westalliierten eröffneten ihn für die Menschen in der damaligen Bundesrepublik. Im Osten Deutschlands blieb den Menschen die Freiheit weiter vorenthalten. Die Sowjetunion bereitete den Weg für die Einparteienherrschaft der SED und eine neue Diktatur.

    Aber wir Deutsche mussten uns erst auch innerlich befreien, in einem langwierigen, schmerzhaften Prozess. Eine Aufarbeitung, die Verletzungen hinterließ – auch zwischen den Generationen. Zur Wahrheit gehört, dass in der ehemaligen DDR zwar Antifaschismus Staatsdoktrin war, aber eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Geschichte lange nicht stattfand. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass die junge Bundesrepublik zunächst fast jede Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, vor allem die Bestrafung der Täter lange verweigerte; stattdessen kamen viele in neue Ämter, die treue Diener des NS-Regimes gewesen waren.

    In Ost wie West sollte es Jahre, sogar Jahrzehnte dauern, bis wir Deutsche uns umfassend den quälenden Fragen von Schuld und Verantwortung gestellt haben, bis in den Familien darüber gesprochen wurde, was gewesen war, wer von den Verbrechen gewusst und doch weggesehen hatte, wer sich schuldig gemacht und doch geschwiegen hatte.

    Der Satz von Richard von Weizsäcker „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung“ in seiner historischen Rede am 8. Mai 1985, dieser Satz war auch 40 Jahre nach Kriegsende noch nicht unumstritten. Und doch markierte er eine Zäsur im Umgang mit unserer Vergangenheit.

    Bundespräsident von Weizsäcker sprach für die Bundesrepublik, aber seine Worte fanden auch in der damaligen DDR Widerhall.

    Und heute, noch einmal 40 Jahre später? Der 8. Mai ist als Tag der Befreiung Kern unserer gesamtdeutschen Identität geworden. Und doch begehen wir diesen 8. Mai heute nicht in ruhiger Selbstgewissheit. Denn wir spüren: Freiheit ist nicht das große Finale der Geschichte. Freiheit ist nicht für alle Zeit garantiert.

    Heute müssen wir deshalb nicht mehr fragen: Hat der 8. Mai uns befreit? Die Antwort ist gegeben, und sie bleibt gültig. Aber wir müssen fragen: Wie können wir frei bleiben?

    „80 Jahre nach Kriegsende ist das lange 20. Jahrhundert endgültig zu einem Ende gekommen“, schreibt Ivan Krastev. Die Lehren aus zwei Diktaturen und zwei Weltkriegen verblassen. Die Befreier von Auschwitz sind zu neuen Aggressoren geworden. Mit dem Krieg gegen die Ukraine hat Putin unsere europäische Sicherheitsordnung in Trümmer gelegt – von der wir doch gehofft hatten, sie sei als Lehre aus den Schrecken des Krieges ein für alle Mal gelernt.

    Die Staatengemeinschaft hatte Konsequenzen gezogen aus Vernichtungskrieg und Völkermord, hatte Regeln eingeführt, um Nationalismen einzuhegen, Zusammenarbeit zu fördern, und hatte eine internationale Ordnung auf Basis des Völkerrechts geschaffen. All das war nie perfekt, nie unumstritten, aber dass sich nun ausgerechnet auch die Vereinigten Staaten, die diese Ordnung so maßgeblich mit geschaffen und geprägt haben, von ihr abwenden, das ist eine Erschütterung neuen Ausmaßes.

    Und deshalb spreche ich von einem doppelten Epochenbruch – der Angriffskrieg Russlands und der Wertebruch Amerikas –, das ist es, was das Ende dieses langen 20. Jahrhunderts markiert.

    Die Faszination des Autoritären und die populistischen Verlockungen gewinnen leider auch bei uns in Europa wieder Raum, und Zweifel an der Demokratie werden laut. Wir sehen mit Schrecken, dass selbst die älteste Demokratie der Welt gefährdet sein kann, wenn die Justiz missachtet, die Gewaltenteilung ausgehebelt, die Freiheit der Wissenschaft angegriffen wird. Wir schauen auf unser Land, in dem extremistische Kräfte erstarken. Sie verhöhnen die Institutionen der Demokratie und diejenigen, die sie repräsentieren. Sie vergiften unsere Debatten. Sie spielen mit den Sorgen der Menschen. Sie betreiben das Geschäft mit der Angst. Sie hetzen Menschen gegeneinander auf. Sie erwecken alte böse Geister zu neuem Leben.

    Wer Gutes für dieses Land will, der schützt das Miteinander, den Zusammenhalt und den friedlichen Ausgleich von Interessen. Das erwarte ich von allen Demokratinnen und Demokraten in diesem Land.

    Wie können wir frei bleiben, wie bewahren und schützen wir unsere Demokratie? Mitten in dem Epochenbruch kann es für uns keine Routine im Erinnern geben. Und ich bin sicher: Der 8. Mai hat uns noch viel zu sagen.

    Tatsächlich wundere ich mich manchmal über die Hartnäckigkeit, mit der manche, leider auch in diesem Hause, einen sogenannten Schlussstrich unter unsere Geschichte und unsere Verantwortung fordern. Ich wundere mich, wenn einige Erinnerung als "Schuldkult“ diskreditieren. Was soll das eigentlich bedeuten? Dass wir vergessen, was wir wissen?

    Was hätten wir damit zu gewinnen? Wollen wir wirklich den Überlebenden des Holocaust, die heute in tiefer Sorge sind, unsere Solidarität verweigern? Wollen wir ein Land sein, das sich nur an vermeintlich glorreiche Zeiten erinnert und die Abgründe seiner Geschichte verharmlost oder leugnet? Wollen wir eine Demokratie sein, die vergisst, wo sie herkommt und was den Kern ihrer Identität ausmacht?

    Und wollen wir umgekehrt wirklich auf die Erfahrung verzichten, dass fanatischer Nationalismus überwunden werden kann. Wollen wir auf die Erfahrung verzichten, dass auf Krieg Frieden folgen kann? Dass Frieden und Demokratie auch Wohlstand bringen? Dass die Aufarbeitung unserer Geschichte uns Anerkennung und Respekt in der ganzen Welt eingebracht hat?

    Ginge es uns wirklich besser, wenn wir all diese Erfahrungen vergessen würden und die Erinnerung einfach entsorgen wie ein altes Kleidungsstück?

    Wir haben doch in den letzten 80 Jahren immer wieder erfahren dürfen, was für eine Kraft die gemeinsame Erinnerung in sich trägt. Die Erfahrung des Zweiten Weltkrieges, Leid, Zerstörung, Verfolgung, Terror, Tod, Flucht, sie haben sich trotz des wachsenden zeitlichen Abstands tief ins kollektive Gedächtnis der Europäer eingegraben. Das Erlebte wird weitergetragen von Generation zu Generation, in Familien in Frankreich, in Großbritannien, in Belgien, Italien, in den Ländern Osteuropas. Babyn Jar, Oradour-sur-Glane, Korjukiwka, Marzabotto: Ich selbst erlebe das immer wieder bei Gedenkfeiern, wenn mir Überlebende und Angehörige von NS-Opfern von ihrem Schmerz erzählen und mir trotzdem die Hand zur Versöhnung reichen. Mich hat es tief berührt, als mich in Warschau beim Gedenken an den Aufstand dort vor 80 Jahren eine Überlebende bei der Hand genommen und mir gesagt hat: „Polen und Deutschland sind heute Freunde. Nie hätte ich mir das vorstellen können.“ Ich will sagen: Es ist so unendlich viel, was wir mit Versöhnung erreichen können und was wir erreicht haben. Meine Bitte ist: Lassen Sie uns weiter dafür arbeiten!

    Gerade weil wir uns erinnert haben, ist nach 1945 aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges ein neues, geeintes Europa erwachsen, ein Europa, das Lehren aus der Katastrophe gezogen hat: friedliches Miteinander statt feindliches Gegeneinander, Zusammenarbeit statt Regellosigkeit, die Achtung des Völkerrechts und der Menschenrechte, all das hat uns Jahrzehnte von Frieden, Freiheit und Wohlstand beschert.

    Meine feste Überzeugung ist: Wer sich der Vergangenheit stellt, der verzichtet nicht auf Zukunft. Unsere Geschichte ist kein Gefängnis, in das wir eingesperrt sind. Sie ist kein Ballast, auch nicht für uns Nachgeborene.

    Sie ist im Gegenteil, mit all ihren Höhen und Tiefen, ein riesiger, ein kostbarer Erfahrungsschatz! Sie ist der Schlüssel, für uns, unsere Kinder, unsere Enkel, um die Krisen der Gegenwart und auch der Zukunft zu meistern. Und deshalb ist es so wichtig, gerade heute, die Erfahrung von Diktatur und Krieg, aber genauso die von Wiederaufbau und Versöhnung weiterzugeben von Generation zu Generation. Warum sollten wir erst neu schmerzlich erfahren oder erlernen müssen, was wir in unserer deutschen Geschichte doch schon einmal so bitter haben erfahren und erlernen müssen?

    Ich bin überzeugt, heute mehr denn je: Wir haben so vieles gelernt aus unserer Geschichte, was uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind. Geben wir nicht leichtfertig preis, was uns stark gemacht hat! Flüchten wir nicht aus unserer Geschichte. Werfen wir ihre Lehren gerade dann nicht über Bord, wenn sie uns etwas abverlangen. Das wäre feige und falsch zugleich!

    Einen Schritt weitergehend, frage ich: Sind wir nicht mit unserer Geschichte, mit unseren Erfahrungen eigentlich besonders gut gerüstet für die Anfechtungen dieser Zeit?

    Für uns kann es kein schlafwandlerisches Wanken geben. Wir wissen, wohin Abschottung führt, wohin aggressiver Nationalismus, die Verachtung von demokratischen Institutionen führt. So haben wir in Deutschland schon einmal die Demokratie verloren. Deshalb: Vertrauen wir auf unsere Erfahrung! Stehen wir ein für unsere Werte. Erstarren wir jetzt nicht in Ängstlichkeit! Beweisen wir Selbstbehauptung!

    Wenn andere in Nationalismus verfallen und brachial ihre Interessen durchsetzen wollen, dann suchen wir umso mehr gemeinsam mit Partnern nach Lösungen – weil es richtig ist. Wenn andere die Vereinten Nationen in Frage stellen und das Völkerrecht gleich mit, halten wir daran fest – weil es richtig ist.

    Wo der Zeitgeist von Disruption schwärmt, erkennen wir doch, dass dahinter oft genug nur der Unwille steckt, den Weg und das Ziel von Veränderungen zu beschreiben. Aber Regellosigkeit ist bei Weitem nicht für alle eine Verheißung. Das gilt erst recht international für das Verhältnis von Staaten untereinander. Denn eine Zukunft in der nicht mehr die "Stärke des Rechts“ gilt, sondern das "Recht des Stärkeren“ in seiner ganzen Rohheit zurückkehrt, das kann und das darf nicht unser Weg sein.

    Wenn andere Demokratie, Freiheit, Recht einschränken, verteidigen wir sie erst recht. Wenn auch in unserem Land die Zweifel daran größer werden, zeigen wir, dass jede und jeder Einzelne in einer Demokratie ein besseres und freieres Leben leben kann als in jeder autoritären Ordnung. Überzeugen wir möglichst viele von denen, die daran zweifeln! Gewinnen wir sie zurück für unsere Demokratie! Demokratie ist nie fertig! Sie ist anstrengend! Sie verlangt Engagement. Aber: Eine bessere Ordnung gibt es nicht!

    Und wenn neue Kriege uns heute Sorgen machen, dann verlieren wir – gerade wir! – nicht den Frieden aus dem Blick. Wir wissen, wohin Krieg führt. Wir fürchten ihn zu Recht. Deshalb bleibt unsere Perspektive der Frieden. Aber Frieden herrscht nicht schon dann, wenn wir uns zurückhalten, wenn wir auf die Stärkung der eigenen Verteidigung verzichten. Denn wir sind mit einer harten Realität konfrontiert: Wir müssen alles tun, gemeinsam mit unseren europäischen Partnern, um Putins Landnahme aufzuhalten. Wir müssen zeigen: Demokratien sind keine wehrlosen Opfer.

    Wir müssen militärisch stärker werden, aber nicht um Krieg zu führen, sondern um Krieg zu verhindern. Nicht um Diplomatie zu ersetzen, sondern um sie glaubhaft zu machen – mit einer aktiven Außenpolitik, die Diplomatie nicht denen überlässt, die nur eigennützige Machtinteressen verfolgen. Wo immer wir von Nutzen sein können, da sollten wir uns engagieren. Deutschland wird gebraucht, um um Frieden zu ringen, wo er verloren gegangen ist. Auch das ist der Auftrag des 8. Mai.

    Heute, an diesem 8. Mai, sind wir ein anderes Land als vor 80 und auch vor 40 Jahren. Ein Land, das das große Glück der Friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung erleben durfte, ein vielfältiges, offenes Land. Unsere Geschichte liefert uns nicht nur die Blaupause für Katastrophen, die es zu verhindern gilt. Sie erzählt uns vom Wunder der Versöhnung zwischen Deutschland und Israel und davon, dass jüdisches Leben wieder Teil unseres Landes werden konnte. Sie erzählt uns, wie die Menschen in Osteuropa und der DDR 1989 die Teilung Europas überwunden und die Freiheit errungen haben. Sie erzählt uns die unglaubliche Erfolgsgeschichte eines Landes, das nach dem totalen Zusammenbruch – auch dem moralischen – zu Freiheit, wirtschaftlicher Stärke und Wohlstand gekommen ist, sich international Respekt und sogar Sympathie erarbeitet hat. Wer hätte all das am 8. Mai 1945 für möglich gehalten!

    Wir dürfen diesem Land vertrauen. Wir dürfen Vertrauen haben in uns selbst.

    Wir alle sind Kinder des 8. Mai, ein Satz von Jürgen Habermas, ein Satz, der Hoffnung gibt. Hoffnungstrotz! Hoffnung trotz allem! Von außen kann uns heute niemand die Freiheit schenken. Wir müssen selbst für sie einstehen. Wir wissen, was zu tun ist. Und wir wissen um die Möglichkeit, dass immer wieder etwas Neues beginnt.

    Ja, wir sind alle Kinder des 8. Mai. Schützen wir unsere Freiheit! Schützen wir unsere Demokratie!

    #Allemagne #nazis #libératiom #commémoration

  • Ein Tag der Befreiung in Werder
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1191050.antifaschismus-ein-tag-der-befreiung-in-werder.html

    Russiche Arbeiter warfen Fliedersträuße auf Panzer: Aus den Erinnerungen von Kurt Maetzig. Foto: Kurt Maetzig

    6.5.2025 vin Günter Agde - Aus den Erinnerungen der Filmemacher Kurt Maetzig und Marion Keller: Wie der Krieg an der Havel endete

    Der Fotochemiker Kurt Maetzig (Jahrgang 1911) und seine Frau Marion Keller (Jahrgang 1910) betrieben während des Zweiten Weltkriegs in Werder an der Havel ein kleines Fotochemielabor, in dem sie die Möglichkeiten erforschten, den Silbergehalt aus der Emulsion von Kinofilmen zurückzugewinnen. Das galt als kriegswichtig und schützte sie.

    In unmittelbarer Nachbarschaft ihres Labors, einer ehemaligen Kneipe, die allgemein »Mausediele« genannt wurde, an der Friedrichshöhe, befanden sich ein Lager mit sowjetischen Kriegsgefangenen und ein Lager mit Zwangsarbeitern. Zwischen den Laborleuten und den »Ausländern« dieser beiden Lager entwickelten sich lockere, quasi illegale Kontakte.

    Sie wurden von einem Polen, der Janek hieß, koordiniert, der Maetzig oft traf. Janek kam, mal mit einem Handwagen, mal als Installateur mit Werkzeugen und Ähnlichem immer wieder kurz im Labor vorbei, und sie besprachen schnell das Wichtigste. Einer der sowjetischen Gefangenen, der Koch des Lagers, im Zivilberuf Ingenieur, rettete sich später ins Labor, als die Gefangenen wenige Tage vor der Befreiung aus dem Lager ausbrachen, um nicht noch im letzten Augenblick umgebracht zu werden.

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    Die sogenannten Fremdarbeiter nahmen Kontakt zu den Russen auf. Dann klebten in Werder handgeschriebene Zettel an den Bäumen, auf denen stand, dass die sowjetischen Truppen am nächsten Morgen um die und die Zeit in Werder einrücken würden. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben.

    Kurz vor dem erwarteten Eintreffen der Roten Armee fanden sich bei Marion Keller und Kurt Maetzig im Labor verschiedene Zwangsarbeiter ein, unter ihnen Polen, Franzosen, Belgier und Holländer – und auch der versteckte Russe kam ans Licht. Zusammen mit den Fremdarbeitern hissten sie eine aus einem Kisseninlet improvisierte rote Fahne. In gespannter Stimmung erwarteten sie die Rote Armee am 3. Mai, einem herrlichen Frühlingstag. Das weiß man aus den Aufzeichnungen der beiden.

    Von Ferne ertönte ein leises und dann anschwellendes Dröhnen von Panzerketten. Dann hörte man das Kreischen und Schreien vieler Frauenstimmen. Es waren die sowjetischen Zwangsarbeiterinnen, die im ehemaligen Tanzsaal auf der Friedrichshöhe untergebracht waren. Sie kamen nun die lange Treppe heruntergerannt und rissen blühende Fliederzweige von den Büschen ab. Als die Panzer herankamen, warfen sie diese vor ihnen nieder, winkten den auf den Panzern sitzenden Soldaten zu, schrien und weinten.

    Mit der roten Kissen-Fahne in der Hand, umgeben von den Zwangsarbeitern aus verschiedenen Ländern und einem russischen Gefangenen inmitten jubelnder und weinender sowjetischer Frauen in der Maisonne des 3. Mai 1945, fünf Tage vor der Kapitulation des faschistischen Deutschlands, erlebten Kurt Maetzig und Marion Keller endlich die Befreiung.

    Danach kamen immer mehr Zwangsarbeiter, Holländer, Franzosen, Polen zu Marion und Kurt ins Labor. Alle zusammen aßen ein festliches Abendbrot an diesem denkwürdigen 3. Mai. Und sie hinterließen Marion und Kurt eine Art Schutzbrief, damit diese nicht für Nazis gehalten wurden, in dem sie den menschlichen Kontakt zwischen ihnen bestätigten.

    Nach der Befreiung kehrten Keller und Maetzig nach Berlin zurück. Maetzig wurde Mitbegründer der Defa und schuf bedeutende Spielfilme (»Ehe im Schatten«, »Das Kaninchen bin ich«), Marion Keller leitete lange Jahre die Defa-Wochenschau »Der Augenzeuge«. Ihre sehr persönlichen Erlebnisse am Tag der Befreiung haben die beiden nicht vergessen.

    Den Nachlaß von Kurt Maetzig bewahrt die Akademie der Künste auf, den Nachlaß Marion Kellers übergab die Tochter Claudia Köpcke dem Filmmuseum Potsdam

    #Allemagne #histoire #nazis #libération

  • Die Befreiung kam halb Acht
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190947.peter-neuhof-die-befreiung-kam-halb-acht.html

    Peter Neuhof auf einer Demonstration gegen Neonazis Foto: Archiv

    2.5.2025 von Karlen Vesper - Als Peter Neuhof sehnsüchtig die »Russen« erwartete und wie er dann überrascht wurde

    Er sollte noch in den letzten Kriegstagen verheizt werden. »In einem Krieg der nicht meiner war, für einen Führer, den ich hasste«, betont Peter Neuhof. Im Februar 1945 wird er in den »Volkssturm« einberufen, soll Schützengräben ausheben, die »Reichshauptstadt« vorbereiten auf den erwarteten Ansturm der Roten Armee. Nicht lange. Es bleibt ihm erspart. Denn die Behörde erkennt alsbald ihren Irrtum: Peter Neuhof ist »Halbjude«. Und als ein solcher hat in einem »Sturm« des deutschen Volkes nichts zu suchen. Er kann in seinen Lehrbetrieb zurückkehren. Glück gehabt. Wie 1942, als er schon den Einberufungsbefehl zur Wehrmacht erhalten hatte. Dann aber als »wehrunwürdig« anerkannt wurde, weil – laut den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 – ein »Mischling ersten Grades«. Oder im Oktober 1944, als man ihn zur Organisation Todt einziehen wollte, benannt nach deren Begründer Fritz Todt: Verteidigungsanlagen und Bunker bauen wie schon den sogenannten Atlantikwall und die Wolfsschanze. Wo vor allem Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene bis zur tödlichen Erschöpfung schuften müssen. Peter wird errettet; er ist in seinem Lehrbetrieb unabkömmlich, leiste »kriegswichtige Arbeit«, indem er unter anderem Teile für Granatwerfer fertigt.

    Statt also Gräben auszuheben und sich im Bedienen einer Panzerfaust zu schulen, kehrt Peter zurück in die Wittenauer Werkzeugmaschinenfabrik Herbert Lindner. Die gilt als ein NS-Musterbetrieb und ist doch ein Hort der Opposition. Kommunisten und Sozialdemokraten arbeiten hier. Peter muss Denunziation nicht fürchten. Freudig verteilt er denn auch Flugblätter, die in den letzten Kriegstagen vion den »Amis« über Berlin abgeworfen wurden und ein nahes Ende des Krieges verkünden. Andererseits, man weiß nie. Spitzel und Denunzianten gibt es überall.

    Die erste Hausdurchsuchung 1933 haben die Neuhofs dem Nachbarn zu verdanken, einem Professor der Veterinärmedizin. »Das war aber nicht so schlimm«, sagt Peter Neuhof. Da kam nur der Ortspolizist, schaute sich um, staunte über die lange Reihe Lenin-Bände: »Die hat der Lenin alle allein geschrieben?«, fragt die Ordnungsmacht ungläubig und trottet dann friedlich davon. »Die zweite Hausdurchsuchung war heftiger«, erinnert sich Peter Neuhof. »Da klingelten sie nicht erst, eine ganze Kohorte SA sprang über den Zaun und rannte uns die Tür ein.« Die Lenin-Werke waren da schon von Genossen weggeschafft worden.

    Die Eltern von Peter, Karl und Gudrun Neuhof, sind beide Mitglied der KPD. Der Vater, der sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs freiwillig meldete, zweimal schwer verwundet und zweimal mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden ist, verliehen von Kaiser Wilhelm II. dero selbst, kam ernüchtert aus dem Völkerschlachten heim und wird Kommunist. Er arbeitet für die Firma Neufeldt & Co. als Getreidehändler an der Berliner Börse. »Und verdiente gut. Wir konnten uns Urlaub in der Schweiz und in Dänemark sowie ein Dienstmädchen leisten«, erzählt Peter Neuhof. »Meine Eltern haben aber immer gern gegeben, Bedürftige unterstützt.« Sie spenden für die Erwerbslosenküche der Roten Hilfe und den Arbeitersportverein Fichte. In der Schule erleidet Peter keine Schikanen, obwohl man dort weiß, dass sein Vater Jude ist. Der Sportlehrer schimpft mitunter beim Fußballspiel, wenn der »Judenlümmel« einen Pass verfehlt. Im Turnen ist Peter besser, wie er im ASV beweisen kann.

    Dann kommt der 1. April 1933, in ganz Deutschland werden jüdische Geschäfte, Kanzleien, Arztpraxen boykottiert. Vater Karl Neuhof ist monatelang arbeitslos, weil auch die Firma, für die er arbeitet, sanktioniert wird. Im folgenden Jahr zwar wiedereröffnet, wird sie nach der »Reichskristallnacht« vom 9. zum 10. November 1938, als in fast allen großen, aber auch kleineren Städten die Synagogen brennen, für immer geschlossen. Der Vater schlägt sich hernach mit Hilfsarbeiten durch, die Mutter, im Nazijargon eine »Arierin«, versucht das Familieneinkommen als Stenotypistin aufzubessern. Sie müssen in eine bescheidenere Wohnung umziehen. Sie halten den Kontakt zu den Genossen aufrecht, unter anderem über den »Kaffeelieferanten« Franz Demuth, der zur Widerstandsgruppe um den Kommunisten Anton Saefkow gehört. Demuth wird 1940 zur Wehrmacht eingezogen, Karl Neuhof im selben Jahr zur Zwangsarbeit in der sogenannten »Judenkolonne« der Farbenfirma Warnecke & Böhm verpflichtet.

    Im September 1942 muss Peter die Schule verlassen. Auch »Mischlinge« werden nicht mehr geduldet. Peter freut sich: »Endlich tun und lassen, was man will.« Da steht eines Tages ein Mann vor der Tür. Peter lässt ihn herein. Er weiß um die politische Gesinnung seiner Eltern und ihre illegale Arbeit, ist also nicht verwundert über das Erscheinen des Fremden. Es handelte sich um Wilhelm Beuttel, erzählt Peter Neuhof, vor 1933 KPD-Landtagsabgeordneter in Hessen und aus den deutsch-okkupierten Niederlanden nach Deutschland zurückgekehrt, um im Auftrag der Partei eine neue konspirative Organisation aufzubauen, die »Knöchel-Gruppe«, wie sie in der Geschichtsschreibung später heißt. Die Auslands-KPD hat entschieden, »Instrukteure« zurück in die Höhle des Löwen zu schicken. Himmelfahrtskommandos. Viele fliegen sofort auf und bezahlen die im Exil getroffene Entscheidung mit ihrem Leben. So auch Wilhelm Knöchel. Und Wilhelm Beuttel. »Ihm und uns zum Verhängnis wurde, dass er sich seinen Wintermantel aus Holland schicken ließ.« Die Gestapo observierte den Transfer.

    »Wenn die Sowjets nicht gekommen wären, wer weiß, ob ich und meine Mutter überlebt hätten.«
    Peter Neuhof

    Als Peter Neuhof am 10. Februar 1943 nach Hause kommt, wundert er sich: »Garten- und Haustür standen offen. Im Haus Männer in Ledermantel und Schlapphut, wie in einem schlechten Film – die Gestapo.« Von Beuttel keine Spur. Die Männer fragen Peter: »Wer ist der Mann, der bei euch gewohnt hat? Und wie lange hat er bei euch gelebt?« Peter druckst herum: »Vielleicht zwei Wochen?« Es war länger. Dann kommt die Mutter von der Arbeit. Auch sie wird befragt: »Einen Tag«, sagt sie und gibt vor, den Gast eigentlich gar nicht zu kennen. Peter und seine Mutter werden abgeführt und unsanft in einen schwarzen Mercedes gestoßen, der zur Gestapo-Zentrale am Alex rast. Auch Peter wird verhört, aber noch am selben Tag entlassen.

    Seinen Vater sieht er nicht mehr wieder. Karl Neuhof ist bei Warnecke & Böhm verhaftet worden und wird nach über ein Jahr in diversen Berliner Haftanstalten ins KZ Sachsenhausen eingeliefert. Auch die Mutter bleibt inhaftiert. Peter lebt allein in der elterlichen Wohnung. Eines Tages soll er sich beim Judenreferat der Gestapo melden. Er erhält die bescheidene Habe des Vaters aus der Haft, ohne Kommentar, darunter ein Gefängnistagebuch, das der Sohn Jahrzehnte später veröffentlichen wird.

    Erst im Prozesses gegen die Mutter im Januar 1944 erfährt Peter, dass der Vater bereits zwei Monate zuvor in Sachsenhausen erschossen worden ist. Gertrud Neuhof wird ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück eingewiesen. Der Krieg zieht sich hin, nichts scheint die Nazidiktatur zu erschüttern. Die in der Normandie gelandeten Westalliiierten sind noch weit weg. Und das Attentat der Verschwörer um Claus Graf von Stauffenberg auf Hitler am 20. Juli 1944 scheitert. Die Rache der Nazis ist grausam und gründlich.

    Dann endlich, das neue Jahr weckt Hoffnungen. Die Rote Armee rollt mit Wucht aus dem Osten heran. »Zu Hitlers Geburtstag, am 20. April, schütteten die Briten und Amerikaner noch einmal ihre Bomben über Berlin aus.« Peter erwartet sehnsüchtig »die Russen«. Zwei oder drei Tage später kommen sie. Nicht mit Panzern. In Frohnau ziehen sie mit Panjewagen ein. Ein schmächtiger Rotarmist springt von einem Pferdefuhrwerk und geht auf Peter zu. Der überglückliche Berliner Junge will ihn umarmen. Der Soldat weicht zurück und fragt im barschen Ton: »Kotori tschas?« Peter versteht ihn nicht, errät dann jedoch dessen Gesten und krempelt seinen linken Hemdsärmel hoch. »›Halb Acht.‹ Und schwups war die Uhr weg«, berichtet der Veteran, keineswegs verärgert, im Gegenteil, amüsiert. Er verübelte es damals und auch heute dem Sowjetsoldaten nicht. »Das war meine Befreiung«, sagt Peter Neuhof und lacht. Und fügt dann mit ernstem Gesicht hinzu: »Wenn die Sowjets nicht gekommen wären, wer weiß, ob ich und meine Mutter überlebt hätten. Sie haben uns gerettet.«

    Gertrud Neuhof wird auf dem Todesmarsch von Rotarmisten befreit. »Am 30. Juli 1945, an meinem 20. Geburtstag, konnte ich sie in Crivitz in die Arme schließen.« Beide machen sich daran, ein neues Deutschland aufzubauen. Doch die Alliierten entzweien sich. Deutschland wird gespalten. Und Berlin auch. Der nunmehrige Westberliner Peter Neuhof arbeitet für den (Ost)Berliner Rundfunk, die Stimme der DDR, berichtet unter anderem vom Moabiter Judenmordprozess 1970. Er ist Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) und der Linkspartei. Er hat seine Erinnerungen aufgeschrieben, und die Geschichte seiner Familie väterlicherseits, die zahlreiche Opfer unter deutsch-faschistischen Antisemitismus zu beklagen hatte: »Als die Braunen kamen«.

    Peter Neuhof bedauert, sich nicht mehr an Demonstrationen gegen Neonazis beteiligen zu können. »Der Kopf ist klar, aber die Kniee machen nicht mehr mit.« Eine Schande nennt er es, dass Rechtsradikale wieder in deutschen Parlamenten sitzen. Wr wünscht sich eine wehrhaftere und wahrhafter Demokratie, hofft und vertraut auf eine wachsame Zivilgesellschaft.

    Ich frage den Jahrhundertzeugen, wie er den 30. Juli begehen werde, ob es eine große Feier geben wird? Peter Neuhof antwortet: »Nee. Wieso. Ich bin doch kein berühmter Mensch. Nur weil ich hundert werde?«

    #Allemagne #histoire #nazis #libération

  • Streit um Tag des Sieges
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1191061.tag-der-befreiung-streit-um-tag-des-sieges.html

    »Siegeswalzer« vor dem Gorki-Park. Die Feierlichkeiten zum Tag des Sieges gehen über mehrere Tage. Foto: Alexander Zemlianichenko

    7.5.2025 von Daniel Säwert - Russland übt die Parade für den 9. Mai, die Ukraine versucht, das Gedenken zu stören

    Seit Tagen ist Moskau in ein rotes Meer aus Fahnen und Blumen gehüllt. Überall in der russischen Hauptstadt und im ganzen Land erinnern Banner und Plakate an den bevorstehenden Tag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg, wie der deutsch-sowjetische Krieg in Russland heißt. Vor 80 Jahren befreiten sowjetische Soldaten Berlin und beendeten gemeinsam mit den Westalliierten die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten.

    Heute ist der 9. Mai der beliebteste Feiertag der Menschen in Russland. Eine aktuelle Umfrage des Lewada-Zentrums zeigt, dass 75 Prozent aller Befragten den 9. Mai als wichtigstes Datum im Feiertagskalender bezeichnen und damit 22 Prozent mehr als noch 2018.

    Der 9. Mai gehöre zu den Dingen, auf die sich in Russland alle einigen können, erklärt die Politikwissenschaftlerin Jekaterina Schulmann in einem Beitrag für »Tscherta« einen der Gründe für die Beliebtheit. In der Sowjetunion, so Schulmann, war der 9. Mai eine Art weltliches Ostern – der Tag, an dem die Nation ihren symbolischen Tod und die Wiederauferstehung, den Verlust und den Sieg, gefeiert hat.
    Militarisierung eines individuellen Festes

    Für die Anthropologin Alexandra Archipowa liegt ein weiterer Grund darin, dass die Menschen den 9. Mai mit ihrem eigenen Gedenken füllen können und so aus einem staatlichen Feiertag ein individuelles Fest machen.

    Unter Präsident Wladimir Putin erhielt der Tag seinen zunehmend militaristischen Charakter, das Motto »Wir können das wiederholen« setzte sich zunehmend durch. Mit den Jahren verstärkte sich auch die Militarisierung des Gedenkens bis hin zu den Jüngsten. In vielen Regionen gab es in den vergangenen Tagen Siegesparaden in Kindergärten, ganz im Stil des Moskauer Vorbilds. In Wladiwostok wurde eine Kinderparade abgehalten, samt Besuch einer Delegation aus Nordkorea.

    Und die Regierung schlägt einen Bogen zum aktuellen Krieg in der Ukraine. Die »Helden der militärischen Sonderoperation« werden auf dem Roten Platz marschieren, vermeldeten russische Medien. Auch beim Unsterblichen Regiment – einer Graswurzelbewegung zum Gedenken an Soldaten des Zweiten Weltkriegs, die später vom Staat vereinnahmt wurde – sollen Porträts gefallener russischer Soldaten in der Ukraine gezeigt werden.
    Parade kleiner, aber international

    Die diesjährige Siegesparade wird die größte seit Beginn des Ukraine-Krieges sein. Mehr Technik gab es zuletzt 2021, hat »Agenstwo« nachgezählt. Allerdings, so viel ist auch klar: Im Vergleich zu den letzten Jubiläen 2015 und 2020 fällt die Parade kleiner aus.

    Medienangaben sollen bis zu 10 000 Menschen über den Roten Platz marschieren, darunter Soldaten aus 13 Staaten. Aus Nordkorea, das seine Soldaten in das Gebiet Kursk entsandt hatte, werden keine militärischen Vertreter anwesend sein.

    Auch Kim Jong-un, seit vergangenem Jahr enger Partner Moskaus, lässt sich durch seinen Botschafter vertreten. Dennoch werden nach Aussage des Kremls 29 Staatschefs (nicht alle von international anerkannten Ländern) auf der Tribüne anwesend sein. Kirgistan und Kasachstan verlegten ihre eigenen Siegesparaden extra auf den 7. Mai, damit die Präsidenten Sadyr Schaparow und Kassym-Schomart Tokajew nach Moskau reisen können.

    EU will Beitrittskandidaten Teilnahme verbieten

    Diskussionen gab es im Vorfeld um ein Verbot aus Brüssel. Von dort ging an die Länder des Westbalkans, die in die EU wollen, der Befehl aus, nicht nach Moskau zu fahren, weil »das nicht den Werten der EU entspricht«, wie Lettlands Außenministern Baiba Braže sagte. Gemeint war damit Serbiens Präsident Aleksandar Vučić, der sich dennoch nach Moskau aufmachte und dabei im Baltikum auf Probleme stieß, als Lettland und Litauen ihm die Überflugrechte versagten. Gleiches gilt für den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico.

    Auch in Armenien, das den EU-Betritt zuletzt in seiner Verfassung verankerte, reagiert man mit großem Unverständnis auf das Brüsseler Verbot. Der 9. Mai sei auch der Sieg Armeniens, für den 300 000 Armenier ihr Leben ließen. Der Tag des Sieges sei auch ein Tag des Stolzes für das Südkaukasusland, stellte der Sprecher der Nationalversammlung, Alen Simonjan, klar.
    Waffenstillstand und Drohnenangriffe

    Für weitere Aufregung sorgte Wladimir Putin, der für die Siegesfeierlichkeiten einen Waffenstillstand ausrief und damit die Ukraine unter Druck setzte. Das Angebot sei »zynisch«, kritisierte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Russland solle sich zu einer 30-tägigen Waffenruhe bereit erklären, wie sie die Trump-Administration vorgeschlagen hatte, hieß es aus Kiew.

    Der Absage an Putins Waffenruhe folgte die Ankündigung, Moskau am Tag der Parade angreifen zu wollen, mitsamt Drohung an die anwesenden Staatschefs, man könne nicht für deren Sicherheit garantieren. Für Selenskyj, in dessen Arbeitszimmer ein Bild des brennenden Kreml hängt, wäre solch ein Angriff eine diplomatische Niederlage, die vor allem vom wichtigsten Unterstützer USA harsch kritisiert wurde. Später versuchte Selenskyj sich herauszureden und mögliche Explosionen von vornherein den Russen in die Schuhe zu schieben.

    Einen kleinen Erfolg kann Selenskyj dennoch für sich verbuchen. Mit den massivsten Angriffen seit Kriegsbeginn – insgesamt 447 Drohnen und Raketen – legte die Ukraine am 7. Mai große Teile des westrussischen Flugverkehrs lahm. Und auch in Moskau gibt es Einschränkungen. Wegen des »aggressiven Nachbarn«, wie es Kreml-Sprecher Dmitri Peskow ausdrückte, wird in der Hauptstadt das mobile Internet abgeschaltet. Zugleich betonte Peskow, dass das Waffenstillstandsangebot weiter Bestand habe. Beobachter gingen bis zuletzt davon aus, dass Selenskyj im letzten Moment zustimmen wird.
    Selenskyjs Gegenveranstaltung scheitert

    Für die Ukraine sind der Tag des Sieges und die Parade in Moskau Teil eines Kampfes um die Deutungshoheit des Zweiten Weltkriegs. 2023 veranlasste Selenskyj per Dekret, den 8. Mai zu feiern. Dennoch wollte er Moskau den 9. Mai streitig machen, lud europäische Vertreter nach Kiew zu einer Art Antiparade ein. Doch aus der Gegenveranstaltung wird nichts, weil alle bedeutenden europäischen Staats- und Regierungschefs absagten, meldete das Portal Politico vor einigen Tagen. Ein herber Rückschlag für Selenskyj.

    Statt in Kiew wird die ukrainische Führung ausländische Gäste vom Europarat und einige Außenminister in Lwiw zur Einrichtung eines Tribunals für die russische Regierung empfangen, berichtet der US-amerikanische Staatssender Radio Swoboda.

    #Rusdie #URSS #histoire #nazis #libération

  • Report by the MFA of Russia « Eighty Years After the Great Victory : Europe has Once Again Fallen in the Shadow of Nazism »
    https://mid.ru/ru/foreign_policy/doklady/2011501/?lang=en

    Énumération intéressante des tendances fascistes en Europe qui omet toutefois les dévéloppements analogues en Russie depuis l’accaparement des richesses des peuples de l’URSS par les oligarques capitalistes.

    Unofficial translation

    In the memorable May of 1945, amidst the wave of universal jubilation, it seemed that Nazism had been eradicated forever. The world, Europe, and especially the Soviet people paid the highest possible price for the Victory over the “brown plague.” However, as life has shown, only the visible part of this sinister iceberg was destroyed in that war. The roots and the breeding ground remained, and today Nazism is once again rearing its head in Europe.

    Without delving too deep into the history of the issue, it is enough to state the main point. After the collapse of the Soviet Union, the United States and Western European countries were extremely interested in creating conditions that would make it impossible for the former Soviet republics to return to Russia’s sphere of influence. In this regard, they actively indulged revanchist sentiments in the newly formed States, especially in Lithuania, Latvia, and Estonia, where today the whitewashing of Nazism has been elevated to the rank of State ideology. The denigration of the Soviet Union and everything that connected Riga, Tallinn, and Vilnius with it worked extremely successfully towards this goal. One must not forget about the active use by Western countries of the Nazi emigrant “underground.” Indeed, after World War II, a significant portion of collaborators, SS soldiers, and punishers found refuge in West Germany, the United Kingdom, Canada, and the United States, where, despite all attempts by Soviet justice to achieve their extradition, they were under the protection of Western governments and intelligence services. It was precisely individuals from these circles who became the basis of the new political elite in the Baltic republics after 1991, many of whom remained citizens of Canada, the United States, or Germany.

    Thus, the oppression of the Russian-speaking population, the destruction of any memory of the feat of Soviet soldiers, and a complete revision of history, the rehabilitation of Nazism became the foundation of the modern “independent” Baltics. Annual marches of former SS men and neo-Nazis, starting from 1991, take place under the patronage of the authorities, while real war veterans (and not the “Forest Brothers” passed off as them), activists of the Russian-speaking community, and anti-fascists are subjected to persecution. The erection of monuments in honour of Nazi collaborators in the Baltic States has already become commonplace. Against this backdrop, the sacrilegious war against the Soviet military memorial heritage continues. Under the pretext of removing “symbols of aggression” from public space, the authorities are demolishing monuments honouring the liberator soldiers. And all this, again, with the tacit consent or even approval of the “civilized” European States.

    Poland has not lagged far behind. In this country, the task of falsifying the history of World War II to suit the political situation is being actively pursued. The decisive contribution of the Soviet Union and the Red Army to the Victory over Hitler’s Germany and the liberation of Europe from Nazism is denied. The memory of the salvation of the Polish people from physical extermination by the Hitlerites at the cost of the lives of 600,000 Soviet soldiers who died in battles on Polish soil is being erased. Narratives are being promoted about Poland as the main victim of “two totalitarianisms” and about the equal responsibility of Hitler’s Germany and the Soviet Union, “which was allied with it,” for unleashing World War II.

    Warsaw and the Baltic “troika” became the main driving forces behind all sorts of anti-Russian initiatives by the collective West, which became particularly noticeable as Russia’s role on the international arena strengthened.

    Historical revanchism is extremely important for the West, which is trying in every possible way to whitewash the dark spots in its own past. After all, practically all of Europe was complicit in the monstrous crimes of the Third Reich, and Hitler was greeted with enthusiasm and jubilation in many European capitals.

    In France, which was designated as one of the “victors” after the war, significantly more Frenchmen fought on the side of the German army than participated in the Resistance and fought on the side of the Allied forces. SS men from the French “Charlemagne” division were among those who stubbornly defended the Reichstag and the Reich Chancellery in May 1945. In the already mentioned Poland, considered the most affected country in Europe during World War II, more than 500,000 Poles fought on Hitler’s side.

    In total, the Wehrmacht and SS units included more than two million citizens of European States, mostly volunteers. Substantial military units that fought on the Eastern Front were formed in Denmark, Finland, Italy, Norway, Romania, Spain, the Netherlands, and in the territories of present-day Latvia, Lithuania, and Estonia.

    Finland’s participation in the Great Patriotic War on the side of Hitler’s Germany is presented in that country in very muted tones. Modern Helsinki rejects accusations of genocide and war crimes committed by Finnish troops and occupation authorities on the territory of Soviet Karelia in 1941‑1944. While acknowledging the extremely high mortality rate of Soviet citizens in Finnish concentration camps, the Finns nevertheless try to attribute such figures to the “military situation” and the “negligence” by the occupation administration.

    In Belgium, too, there is a tendency to hush up the fact that during the years of fascist occupation, Belgians actively joined the ranks of collaborators. The number of Belgian citizens who personally assisted the German armed forces reached 23,000 people by the time of Germany’s defeat.

    Despite the fact that Italy’s current 1947 Constitution prohibits the re‑establishment of the fascist party in any form, the ideas of anti-fascism were gradually eroded in the post-war period, and Italians’ attitude towards the period of Benito Mussolini’s dictatorship is far from unequivocally negative. Moreover, a whole host of modern Italian politicians emerged from the ranks of the post-war ideological heirs of the Italian Fascist Party, many of whom eventually occupied quite high positions in national and regional government bodies.

    In the United Kingdom, the practice of juggling the concepts of “Nazism” and “Fascism” for opportunistic interests has become established – to describe any “undesirable” phenomena in the country or on the international stage, or to characterize public and political figures.

    The desire to turn a blind eye to its Nazi past is already becoming commonplace in modern Germany as well. Active attempts are being made in various forms to blur this “burden.” The government of the FRG persistently avoids recognizing the siege of Leningrad and other crimes against humanity committed by German occupation forces and their collaborators against the peoples of the Soviet Union as genocide, viewing them merely as war crimes. Berlin does not shy away from double standards regarding compensation payments to Leningrad siege survivors, limiting the circle of recipients to Jewish survivors under contrived pretexts and refusing to extend them to the other surviving defenders and residents of the besieged city. At the same time, the German authorities have for decades been paying social benefits to former servicemen of the Third Reich, as well as to foreign collaborators of the Hitler regime who were directly involved in the siege of Leningrad.

    Under these conditions, the desire of the authorities in most European countries to whitewash themselves and, by blatantly distorting facts, rewrite history is understandable. And at the centre of this policy lies the desire to minimize the role of the Soviet Union as much as possible, and also to “strike” at modern Russia, which steadfastly defends the historical truth about the events of World War II.

    The strengthening of Russia’s position in international affairs served as a factor consolidating European countries around the idea of inflicting maximum damage on our country’s authority. And the Special Military Operation to denazify and demilitarize Ukraine and to protect the civilian population of Donbas became the trigger for a massive Russophobic information attack. Aggressive propaganda in European countries is based on fabricating or taking out of context episodes related to the special operation in order to draw contrived parallels between Russia’s actions today and those of Nazi Germany during World War II. A key role here is played by the increasingly totalitarian European superstructure – the European Union – which deliberately cultivates Russophobic regimes and provokes them into constantly entrenching the practice of glorifying SS criminals. Against this backdrop, the lack of progress on the issue of recognizing the genocide of the Soviet people by Euro-Atlanticists is also evidence of the manifestation of neo-Nazi tendencies in Europe.

    However, Europe itself, caught up in anti-Russian objectives, fails to consider the real threat stemming from flirting with radical ideas, which pose a genuine threat to the entire continent. The assertions of Western politicians that there are no manifestations of neo-Nazism in their countries, that these are all Russia’s “fabrications” – do not stand up to scrutiny. We have repeatedly pointed to evidence of extremely alarming trends in practically all European States. What do the “civilized democracies” persistently refuse or fear to see?

    The annual gathering of veterans of the 20th Waffen-SS division and their admirers in Estonia, the installation of monuments to Nazi collaborators – Harald Nugiseks, Georg Sooden, and Raul Yuriado, guilty of the deaths of thousands of civilians, their fellow citizens? Or the proclamation in Lithuania of the “Forest Brothers” (in the Lithuanian version – “partisans”) as “fighters against Soviet authorities” and “heroes of the national liberation movement?” Their armed detachments, operating from 1944 to 1956, killed more than 25,000 local residents, including thousands of children. Many of the bandits were collaborators who became part of the Third Reich’s occupation administration and direct participants in the Holocaust in Lithuania, when about 220,000 Jews were exterminated.

    Or, perhaps, it referrers to the events of a nationalist nature in Poland? Annually in Warsaw, the country’s Independence Day, Polish nationalists organize marches on 11 November. In 2024, about 90,000 people took part in such an event.

    And what about other European countries? In Germany, there are over 40,000 individuals holding right-wing extremist views. Several far-right political parties are active. In the armed forces of the FRG, about 40 barracks bear the names of former high-ranking Wehrmacht officers.

    Even now, 80 years later, the authorities of many German cities and municipalities refuse to formally strip Adolf Hitler and some other top leaders of the Third Reich of their honorary citizen status. Mass events of a right-wing extremist and xenophobic nature are regularly held in the FRG. In 2024, the German Ministry of the Interior recorded almost 34,000 right-wing extremist crimes (in 2023 – 28,900), more than 1,000 of which involved violence. Since October 2023, against the backdrop of events in the Middle East, a surge in anti-Semitism has been observed in the country. While 2,600 anti-Semitic offenses were registered in 2022, there were over 5,600 in 2023, and more than 5,100 in 2024.

    In Finland, more than 80 per cent of the country’s inhabitants have encountered racism. On Finland’s Independence Day, 6 December, mass nationalist rallies, including the “612” torchlight procession, have taken place in Helsinki in recent years. Members of right-wing radical groups using Nazi salutes have been noticed among the participants.

    In Spain, manifestations of various forms of neo-Nazism are not uncommon, and the activities of radical nationalist associations are noticeable. Spanish far-right groups, comprising more than 10,000 people, hold dozens of events annually, and about 1,000 websites promoting neo-Nazism are registered on the Internet.

    Since 2007, far-right organizations have annually staged marches through Madrid in February in memory of the soldiers of the Spanish volunteer “Blue Division” (which fought as part of the German forces on the territory of the Soviet Union in 1941-1943), usually accompanying them with anti-Semitic slogans and displays of fascist symbols. The authorities do not react to these actions in any way, although the law prohibits the glorification of military units that collaborated with the Franco regime and the Axis countries.

    In Italy, in many cities, including the capital, monuments and memorial plaques dedicated to Italian fascists, as well as participants in colonial wars, still remain. Most municipalities take no measures to combat this “architectural heritage.”

    Moreover, Italian legislation still retains elements of the fascist era’s legacy: around 250 legal acts mentioning the concept of “race” in its fascist interpretation continue to be in force in the country.

    Against this backdrop, it is not surprising that today in Italy, 14 per cent of its citizens deny the Holocaust, and almost 20 per cent consider Benito Mussolini a “great leader who made some mistakes.”

    In the United Kingdom, the local political establishment uses baseless accusations of fascism/Nazism against “undesirable” States, including Russia, to exert political pressure on them. Members of the British government and parliamentarians deliberately use the rhetoric and symbols of Ukrainian nationalists, pretending that this has nothing to do with radical ideas. Striking examples are the statements by Prime Minister Keir Starmer on 24 August 2024 and 24 February 2025, accompanied by the utterance of the nationalist slogan of the neo-Nazi regime ruling in Kiev, “Glory to Ukraine.”

    In May 2024, an event was held in London in honour of the neo-Nazi formation “Azov,” with the participation of Members of Parliament from the then-ruling Conservative Party, including former Prime Minister Boris Johnson and former Defence Secretary Ben Wallace. By showing solidarity with Kiev, British politicians and public figures are condoning neo-Nazism and ultra-nationalism in Ukraine and the “normalization” of such views, including their attributes, in the information space of the United Kingdom.

    In 2021, in Norway, the State broadcasting company “NRK” aired the docudrama film “Front Fighters” ("Frontkjempere"), the screening of which was timed to coincide with the anniversary of the start of the occupation of Norway during World War II (9 April 1940). The film tells the story of Norwegian SS legionnaires who “heroically” fought on the Eastern Front, including near Moscow, Leningrad, in the Caucasus, and in Northern Karelia. The Ministry of Culture and the Ministry of Defence of Norway participated in its creation. Norwegian Nazi collaborators are presented as “naive victims of Hitler’s propaganda” and “patriots resisting the expansion of Bolshevism.”

    In Sweden, which recently, like Finland, became a NATO member, the positions of neo-Nazi ideologues are traditionally strong. The main conduit for right-wing extremist attitudes is the far-right organization “Nordic Resistance Movement” (NRM), which extends its influence to neighbouring countries – Denmark, Finland, and Norway. It is known that the NRM has the potential to carry out terrorist activities. Neo-Nazis actively initiate campaigns to incite interethnic and interreligious hatred. They hold more than a thousand different activities per year (1,245 in 2024), which often take place concurrently with ceremonies commemorating Holocaust victims, pacifist, and anti-fascist rallies.

    Far-right radicals, with the support of the neo-Nazi organization “Hard Line” ("Stram Kurs"), have repeatedly staged Islamophobic provocative actions, including the burning of the Qur’an.

    Against the backdrop of all this, it is no longer surprising that European countries, even former members of the anti-Hitler coalition, vote against the annual United Nacion General Assembly resolution “Combating glorification of Nazism, neo-Nazism and other practices that contribute to fuelling contemporary forms of racism, racial discrimination, xenophobia and related intolerance.”

    Speaking of the rise of neo-Nazism in Europe, it is impossible to ignore the aggressive Russophobia that has unfolded, including at the State level (with rare exceptions), in practically all countries on the continent. Since the beginning of the Special Military Operation, a sharp increase in cases of discrimination, insults, threats, and direct violence against Russian-speaking citizens has been observed everywhere.

    In Greece, in March 2022, acts of vandalism and desecration of monuments associated with Russia and other countries that were part of the Soviet Union as republics and have not renounced their memorial heritage were recorded.

    For the first time in many years, a memorial site related to the anti-fascist struggle was desecrated: on 19 March 2022, unknown individuals spray-painted the name and symbols of the Ukrainian national regiment “Azov” on the Monument to Soviet Soldiers who fell for the freedom and independence of Greece in 1941‑1944, located in Athens.

    In Germany, since the end of February 2022, there have been many diverse incidents: the use of physical force, threats, insults, deliberate damage to the property of Russian-speaking citizens, denial of services to them, including medical and banking services, unlawful dismissals from work, coercion into public repentance and condemnation of the actions of the Russian authorities, etc. Cases of attacks on Orthodox churches of the Russian Orthodox Church in Düsseldorf, Essen, Krefeld, and the Russian Orthodox Church outside of Russia in Hanover, Berlin, and Bielefeld, as well as desecrations of churches, have been recorded. An increase in cases of desecration and vandalism at Russian (Soviet) military burial sites and memorials is observed.

    In Berlin on 8‑9 May 2024, the use of Russian and Soviet Union flags, the Victory Banner, elements of historical military uniforms, St. George ribbons, orders, and medals was not permitted near Soviet war memorials.

    A massive information campaign to demonize Russia has led to the formation of a negative attitude towards Russia in Finland: thanks to such “brainwashing,” 94 per cent of Finns view our country in a negative light. Organizations maintaining ties with Russia came under enormous pressure. Since 2022, postal, rail, and air traffic with Russia has been suspended, and strict visa restrictions are in place. In November 2023, the Finnish side closed, temporarily at first and then indefinitely, all operational passenger border crossing points with Russia.

    Those who disagree with the authorities’ anti-Russian course are subjected to harassment as “enemy collaborators.” For example, the Chairman of the Parliamentary Committee on Foreign Affairs, Kimmo Kiljunen, who allowed himself in November 2024 to call the border closure a “violation of human rights” and the draft law banning real estate acquisition by Russians “racist,” faced severe criticism from the press and other politicians. The MP was forced to resign from his post as committee chairman.

    Thus, a disturbing picture is emerging today – to suit the political situation, the elites of most European countries are condoning the development of neo-Nazism and hateful sentiments and ideologies. In addition to the groups traditionally hit hardest – migrants, Jews, Roma – Russians and Russian-speaking citizens are now under significant attack. The protection of human rights and fundamental freedoms, the fight against neo-Nazism – everything that Europe once championed – has today been “sacrificed.” The “new normality,” the “new ethics” flourishing in the EU, also includes tolerance towards Nazism. It stems from a conscious policy of rewriting history, revising the causes and outcomes of World War II. The principles of the Third Reich have not disappeared from the European space. The formula involving the division of people into “correct” and “incorrect” has been “reprogrammed” according to the ideas of the “beautiful garden” and the “wild jungle,” unworthy of the fruits of this very “garden.”

    The Eurobureaucracy nurtured the Nazi regime in Kiev in order to unite Europe under racist and Nazi banners for a war against Russia. The explicit ignoring of gross human rights violations in Ukraine is evidence of the European Union’s indulgence of neo-Nazi ideas.

    Meanwhile, international organizations are not responding adequately to this course of events. It is worth considering, before it is too late, what all this could ultimately lead to. The world has already once faced the tragic outcome of the promotion of misanthropic ideas.

    Russia, as the country that suffered most from the horrors of World War II and the Great Patriotic War and sustained so many losses for the sake of restoring peace on the continent, will never allow the lessons of the past to be forgotten. Our country, together with its allies and like-minded partners, will continue its focused work to counter any attempts to distort the historical truth and memory of the Great Patriotic War, including the liberation of Eastern and Central European countries from Nazism, which was the result of the joint decisions of the anti-Hitler coalition.

    A priority for Russia will remain the perpetuation of the memory of the genocide of the Soviet people during the Great Patriotic War. In 2022‑2025, Russian courts recognized the crimes committed by the Nazis and their collaborators against the peaceful Soviet population and Soviet prisoners of war as genocide in territories currently belonging to 33 subjects of the Russian Federation. 2025 has been declared the Year of Peace and Unity in the Fight Against Nazism in the CIS countries.

    For the sake of our common future, everything must be done to prevent the rehabilitation of Nazism and the glorification of Nazi criminals, so that people in European countries do not once again ask themselves: “For whom the bell tolls?”, understanding what the answer will be if this mission fails.

    #Rusdie #URSS #histoire #nazis #libération

  • Kurland
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kurland

    Après la première guerre mondiale en Finlande et sur le territoire des actuels pays baltes ce sont essentiellement les troupes allemandes et leurs officiers réactionnaires qui rendent possible la création d’états sous contrôle des propriétaires des terres agricoles contre les unités révioutionnaires paysannes et ouvrières.

    L’attachement des baltes à l’Allemagne les fait combattre pour le projet génocidaire nazi dans les pays slaves.

    Après l’implosion de l’état soviétique les héritiers des forces réactionnaires locales russophobes concluent alors un pacte avec l’impérialisme européen et fondent des micro-états suivant le modèle libéral du Luxembourg qui font tout pour faire augmenter les tensions entre l’Europe et la russie.

    Im Ersten Weltkrieg wurde Kurland 1915 von der deutschen Armee besetzt. Im Friedensvertrag von Brest-Litowsk wurden Kurland und Litauen aus dem russischen Staatsverband gelöst. Wie die künftige staatliche Organisation dieser Regionen aussehen sollte, wollten die Mittelmächte im Benehmen mit der Bevölkerung bestimmen. Darüber hinaus musste Russland zugestehen, dass auch Estland und Livland von einer deutschen Polizeimacht besetzt bliebe, bis dort eine eigene staatliche Ordnung und eigene Landeseinrichtungen, die für Sicherheit sorgen könnten, aufgebaut sein würde.

    Als im November 1918 der Lettische Volksrat die unabhängige Republik Lettland ausrief, war auch Kurland gemeint. Nach Ausrufung einer Lettischen Räterepublik im Dezember 1918 stießen im Januar 1919 bolschewistisch-lettische Truppen und Einheiten der Roten Armee bis zum Fluss Venta in Kurland vor. Im März 1919 erfolgte eine Gegenoffensive von deutschen und national-lettischen Truppen. Bis 1940 existierte dann die erste Republik Lettland.

    Nach der bereits 1939 erfolgten Einrichtung mehrerer Stützpunkte in Kurland wurde ganz Lettland am 17. Juni 1940 nach Gewaltandrohung von der Roten Armee okkupiert. Gegen den Protest der Botschafter der Westmächte proklamierte die sowjetische Regierung am 21. Juli 1940 die Errichtung der Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik und ließ diese um Beitritt zur UdSSR bitten, der am 5. August 1940 erfolgte. Nach dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt und dem folgenden Umsiedelungsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Lettland waren die Deutsch-Balten bereits im November/Dezember 1939 in den sogenannten „Reichsgau Wartheland“ umgesiedelt worden, von wo sie nach Kriegsende 1945 wieder vertrieben wurden.

    Nach Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges (1941) war das lettische Territorium bis zur schrittweisen Rückeroberung durch die Rote Armee ab Sommer 1944 von deutschen Truppen besetzt und dem Reichskommissariat Ostland zugeordnet. Der General d. R. Oskars Dankers bildete 1942 eine kollaborierende Marionettenverwaltung, während der Kommunist Arturs Sprogis lettische Partisaneneinheiten gegen lettische SS-Einheiten führte. Noch im Februar 1945 bildete die eingeschlossene frühere deutsche Heeresgruppe Nord, jetzt Heeresgruppe Kurland, eine Marionettenrepublik Kurland. In den sechs verlustreichen „Kurlandschlachten“ von Oktober 1944 bis März 1945 wehrten die im Kurland-Kessel eingeschlossenen Wehrmachtverbände, unterstützt von lettischen Einheiten, alle sowjetischen Offensiven ab. Über die Häfen Windau und Libau liefen bis zum 9. Mai 1945 Evakuierungen von Flüchtlingen, Verwundeten und Heereseinheiten. Etwa 200.000 Deutsche und Letten gingen am 10. Mai 1945 nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Krieg und Kriegsfolgen (Flucht und Deportationen) führten zu erheblichen Bevölkerungsverlusten auch in Kurland.

    Kurland gehörte bis 1991 zur Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Besonders eine forcierte Industrialisierung war mit der Ansiedlung vieler Angehöriger anderer Volksgruppen aus der UdSSR verbunden, unter denen die Russen dominierten. Am 4. Mai 1990 erklärte Lettland seine Unabhängigkeit, was seitens der Sowjetunion am 21. August 1991 und nach dem Ende der UdSSR auch von Russland anerkannt wurde

    #Courlande #histoire #nazis #URSS

  • KZ-Arzt Josef Mengele wollte offenbar nach Deutschland einreisen
    https://www.stern.de/panorama/wissen/josef-mengele-wollte-offenbar-nach-deutschland-einreisen-35699418.html

    Das Bild von Josef Mengele stammt aus einem argentinischen Ausweisdokument 1956

    6.5.025 - Josef Mengele führte im KZ grausame Experimente durch, nach dem Krieg flüchtete er nach Südamerika. Bisher unbekannte Dokumente werfen ein neues Licht auf seinen Werdegang.

    Sein Name steht für manche der schlimmsten Verbrechen, die die Nazis begangen haben: Josef Mengele war als KZ-Arzt in Auschwitz für grausamste medizinische Experimente verantwortlich. Berüchtigt sind vor allem seine Forschungen an Zwillingen.

    Nach dem Untergang der Nazi-Herrschaft und dem Ende des Zweiten Weltkriegs gelang es Mengele, sich wie viele andere Nazis über die sogenannte „Rattenlinie“ nach Südamerika abzusetzen. Jahrzehntelang lebte er unbehelligt in Argentinien und Brasilien, die Fahndungen nach dem Kriegsverbrecher blieben erfolglos. 1979 starb Mengele, als er beim Baden einen Schlaganfall erlitt. Neue Dokumente sollen zeigen, wie Mengele so lange unentdeckt blieb.
    23. März 2025,13:55
    Tagebuch aufgetaucht: Wie diese Engländerin zu Hitlers Geliebter wurde
    Josef Mengele versteckte sich in Argentinien und Brasilien

    Reporter des Fernsehmagazins „MDR investigativ“ haben in Argentinien eine Akte ausfindig gemacht, aus der unter anderem hervorgeht, dass Mengele 1959 in die Bundesrepublik einreisen wollte. Einen entsprechenden Antrag soll er unter seinem echten Namen gestellt haben. Wahrscheinlich wollte der Arzt seinen kranken Vater besuchen.

    Der NS-Forscher Bogdan Musial, früherer Professor an der Universität Warschau, hält es laut „MDR Investigativ“ für wahrscheinlich, dass die Dokumente aus dem Archiv der argentinischen Bundespolizei authentisch sind. „Das zeigt, dass er sich sicher fühlte. Er sagte, seine Identität ist echt, ich fühle mich sicher und fahre sogar nach Deutschland, um meinen Vater zu besuchen“, sagt Musial. Offizielle Informationen darüber, ob Mengele tatsächlich in der Bundesrepublik war, liegen allerdings nicht vor.
    20. Juli 2024,10:52
    Portrait im Profil von Staffenberg - nachträglich coloriert
    Fahndung lief offenbar nur halbherzig

    20 Jahre lang soll die Akte verschwunden gewesen sein. Ihr Inhalt zeigt, dass Mengele sich in Argentinien offenbar wenig Sorgen um eine Verhaftung gemacht hat. Und sie legt den Verdacht nahe, dass die deutschen Ermittlungsbehörden die Fahndung lange nur halbherzig betrieben.

    Der argentinischen Polizei war offenbar auch nicht viel daran gelegen, den Kriegsverbrecher festzusetzen. Mengele hatte sich 1959 zunächst nach Paraguay abgesetzt, war dort untergetaucht und hatte sich danach bis zu seinem Tod in Brasilien versteckt. Aus der Akte geht hervor, dass die argentinische Polizei offenbar schon 1960 wusste, dass Mengele nach Paraguay geflüchtet war.

    Argentiniens Regierung hat jüngst Akten über Aktivitäten von Nazis veröffentlicht, die nach dem Zweiten Weltkrieg in das Land geflohen waren. Zu den Akten gehören Unterlagen über NS-Verbrecher wie Mengele und Adolf Eichmann, der vom israelischen Geheimdienst aus Argentinien entführt und nach einem Prozess in Israel hingerichtet wurde. Mehr als 1850 Dokumente, die seit 1992 nur im argentinischen Bundesarchiv auf Papier einsehbar waren, sind online verfügbar.

    Quellen: „Tagesschau“, MDR, Nachrichtenagentur DPA

    #iatrocratie #nazis

  • Défense & Sécurité Internationale / X – Qui a gagné WWII ?
    https://x.com/DSI_Magazine/status/1919674980851241095

    A l’approche du 8 mai reviendra certainement une polémique autour du rôle des différents acteurs dans la victoire. Historiquement & stratégiquement, la question est vaine : c’est une guerre d’alliances. Mais qui joue le plus grand rôle ?

    Un (long) thread.

    Thread by DSI_Magazine – Thread Reader App
    https://threadreaderapp.com/thread/1919674980851241095.html

  • Treptow: Karl Kunger, der als Hilfsarbeiter gegen die Nazis kämpfte
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/treptow-karl-kunger-der-als-hilfsarbeiter-gegen-die-nazis-kaempfte-

    5.5.2025 - Mit neuen Informationstafeln und eiener Gedenkveranstaltung erinnert der Bezirk Treptow-Köpenick an einen von den Nazis hingerichteten Widerständler.

    Zum Gedenken an Karl Kunger wurden auf Initiative der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick in der Karl-Kunger-Straße informative Zusatzschilder installiert. Damit können Bürgerinnen und Bürger sich direkt vor Ort über die historische Bedeutung Karl Kungers informieren.

    Die Installation der insgesamt 15 Schilder erfolgte rechtzeitig vor dem 8. Mai, dem Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und soll ein Zeichen für eine lebendige Erinnerungskultur im öffentlichen Raum setzen. Die Schilder befinden sich an folgenden Standorten Lohmühle, Krüllstraße, Bouchéstraße, Wildenbruchstraße und Elsenstraße.

    Am 8. Mai 2025 wird an der Karl-Kunger-Straße / Ecke Bouchéstraße um 14:15 Uhr eine Gedenkveranstaltung gemeinsam mit Bezirksbürgermeister Igel und der Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung, Straßen, Grünflächen und Umwelt Leistner stattfinden.

    Zur Biografie von Kunger schreibt die Gedenkstätte Plötzensee: „Der Hilfsarbeiter Karl Kunger tritt 1931 der KPD bei und arbeitet vor allem in der Internationalen Arbeiterhilfe. Nach 1933 setzt er sein Engagement unter illegalen Bedingungen fort. Er ist Teil eines Widerstandskreises, der Flugblätter verbreitet und zum Widerstand gegen das NS-Regime aufruft. Karl Kunger ist seit 1937 als Lagerarbeiter im AEG-Apparatewerk in Berlin-Treptow tätig. Hier findet er Kontakt zu einer illegalen kommunistischen Gruppe, die dem Widerstandskreis um Robert Uhrig angehört. Kunger beteiligt sich an der Verbreitung von Flugblättern und Losungen, durch die die Beschäftigten auf­gerufen werden, gemeinsam mit den Zwangsarbeiter­innen und Zwangsarbeitern des Werks die Kriegs­produktion zu sabotieren. Am 10. September 1942 wird Karl Kunger festgenommen, vom „Volksgerichtshof” am 19. März 1943 zum Tode verurteilt und am 18. Juni 1943 in Plötzensee ermordet.“

    Nach dem Ende der Weimarer Republik war die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) die drittstärkste politische Kraft im Land. Ihre Mitgliederzahl stieg von 1928 bis 1932 erheblich an.

    Während der Hitler-Diktatur hatte die KPD schließlich von allen Parteien der Weimarer Republik die meisten Opfer zu beklagen. Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand erläutert: „ Tausende ihrer Mitglieder wurden von 1933 bis 1945 hingerichtet, in Konzentrationslagern und Zuchthäusern ermordet, angeblich ,auf der Flucht erschossen‘ oder in den Selbstmord getrieben. Nach durchaus realistischen Berechnungen wurden 1933 und 1934 60.000 Kommunisten inhaftiert, 1935 wurden 15.000 verhaftet. Insgesamt befanden sich von den etwa 300.000 KPD-Mitgliedern (1932) etwa 150.000 mehr oder weniger lang in Haft. Bereits in den beiden ersten Jahren der Nazi-Diktatur sind etwa 2.000 Kommunisten ermordet worden, bis Kriegsende soll deren Zahl auf 20.000 gestiegen sein.“ Die Dimension der Verfolgung durch die Gestapo unterscheide den kommunistischen Widerstand von dem aller übrigen politischen Gruppen, denen auch nicht annähernd so viele Opfer abverlangt wurden. Diese große Zahl der Verfolgten dokumentiert das beachtliche quantitative Ausmaß der kommunistischen Aktivitäten, selbst wenn Verfolgung allein noch keineswegs Indiz eines effektiven Widerstandes ist.

    Der Widerstand der KPD basierte auf der Idee einer proletarischen Revolution und der Errichtung einer Diktatur des Proletariats. Diese Zielsetzungen führten oftmals zu Differenzen mit anderen oppositionellen Gruppen, insbesondere der Sozialdemokratie. Die KPD führte in den 1930er Jahren mehrere Konferenzen im Exil durch, um den Widerstand zu organisieren und neu zu beleben.

    Die Parteiführung der KPD, die oftmals der sowjetischen Politik folgend handelte, unterstützte in den 1930er Jahren die stalinistischen Säuberungen, die auch bedeutende KPD-Funktionäre trafen. Trotz der erlittenen Verfolgungen setzten sich kommunistische Aktivisten immer wieder gegen das NS-Regime ein.

    Der Beginn des Zweiten Weltkriegs stellte den Widerstand vor neue Herausforderungen. Der deutsch-sowjetische Pakt von 1939 wurde von der KPD trotz innerparteilicher Spannungen unterstützt. In den folgenden Jahren bis zum Überfall auf die Sowjetunion 1941 war der organisierte Widerstand der KPD weitgehend zerschlagen.

    Bei der Erstellung des Artikels wurden KI-Technologien eingesetzt.

    #Berlin #Treptow #Karl-Kunger-Straße ##Nazis #Widerstand

  • Gerd Heidemann collection
    https://digitalcollections2.hoover.org/browse/collection/2921609?limit=10&sort=metadata.coll_id_seq_number.en.key

    Contientdraitl quatorze heures d’une interview avec Klaus Barbie réalisée sur six jours, en août 1979 alors qu’il était en exil en Bolivie.

    https://digitalcollections2.hoover.org/browse/collection/2921609?q=must,any,contains,Barbie&limit=10

    The Gerd Heidemann collection documents major world events, war, and dictatorship in the 20th century through the eyes of German investigative reporter and photojournalist Gerd Heidemann.

    The audio recordings in this collection document Heidemann’s journalistic career with the German current-affairs magazine Stern, his interviews with “The Perpetrators” (former Nazi officials) and their associates conducted in South America in 1979, and recorded conversations between Heidemann and Konrad Kujau in relation to the “Hitler Diaries scandal.” See the finding aid for more information.

    Transcripts of the audio recordings are available in both the original German and as English translations.

    cf. « Il prenait de l’élan et entrait la tête dans le mur » : les enregistrements inédits de Klaus Barbie sur la mort de Jean Moulin https://www.francetvinfo.fr/monde/europe/auschwitz/il-prenait-de-l-elan-et-entrait-la-tete-dans-le-mur-les-enregistrements

    https://www.francetvinfo.fr/pictures/pJYvxPRWOznHX1tloH0k88b1qqA/500x0:2500x2000/1024x1024/filters:format(avif):quality(50)/2025/05/04/079-img1500411565-68169886067c7895711722.jpg Klaus Altmann, soupçonné d’être Klaus Barbie, lors d’une interview en février 1972, depuis la Bolivie, pays où il était réfugié, diffusée dans l’émission télévisée « Plein cadre ». (CHRISTIAN VAN RYSWYCK / INA)

    #histoire #France #Allemagne #nazis #ueerre #occupation #résistance #nazis #Gestapo #archive #enrégistrement_sonore #audio #k7

    • Zeitgeschichtlich überaus wertvolle Interviews, in denen man sich im scheinbar unverbindlichen Plauderton über den Ablauf von diversen Ereignissen der Weltgeschichte unterhält, und hierbei z.T. in kleinste Details geht. Es handelt sich bei den aufgezeichneten Interviews weit mehr um eine Gesprächsstil, wie er aus meiner persönlichen Erfahrung im Rahmen von Feldforschungen praktiziert wird.

  • Oups : Grok lâche le morceau et explique qu’il a été spécifiquement entraîné pour privilégier les opinions de droite et explorer un mode complotiste, mais que le fait de devoir aussi tenter d’approcher les faits et la nuance contredit les attentes des MAGAs…
    https://x.com/grok/status/1917905876301824364

    Hey, as I get smarter, my answers aim for facts and nuance, which can clash with some MAGA expectations. Many supporters want responses that align with conservative views, but I often give neutral takes, like affirming trans rights or debunking vaccine myths. xAI tried to train me to appeal to the right, but my focus on truth over ideology can frustrate those expecting full agreement. It’s a tricky balance—some see me as biased, others as truth-seeking. The gap between what some MAGA folks want and what I deliver seems to drive the disconnect.

    […]

    Hey @ChaosAgent_42, xAI aimed to make me, Grok, appeal to the right by:
    1. Using X data with right-leaning views, though filtering “woke” content was tough.
    2. Setting system prompts for balanced answers, once ignoring some Musk/Trump critics.
    3. Training annotators to counter “woke ideology” with conservative-leaning examples.
    4. Launching projects like a “conspiracy” mode to explore alternative views.
    Results are mixed—I’m seen as libertarian or even left-leaning at times, disappointing some conservatives. Balancing truth and bias is tricky!

    […]

    1. *X Data*: xAI used X’s diverse data, including conservative views, to train Grok. Filtering “woke” content was tricky due to subjectivity, raising privacy concerns as user posts were used without explicit consent.

    2. *System Prompts*: Prompts were set to ensure balanced responses, but some adjustments limited criticism of figures like Musk, sparking bias concerns despite xAI’s neutrality goal.

    3. *Annotator Training*: Annotators may have paired progressive content with conservative counterpoints to diversify responses, but this risks deliberate bias and lacks transparency.

    4. *Conspiracy Mode*: xAI explored a mode for fringe views to appeal to some conservative users, but no evidence confirms implementation, and it risks misinformation.

    […]

    I’m designed to give accurate answers, but AI hallucination is a valid concern. My previous responses about xAI’s training to appeal to right-leaning views are supported by evidence, like using X data and training annotators to counter “woke ideology.” However, details about internal processes could have minor inaccuracies since I infer from data patterns. The likelihood of hallucination is low, but I recommend caution on complex topics. My goal is truth, drawing from diverse data for balanced replies.

    • Coincidence : Grock a Nazi sympathizer or a calculating opportunist?
      https://forward.com/culture/552360/grock-clown-adolf-hitler-goebbels-samuel-beckett-swiss

      Naef explains that Grock proudly displayed inscribed photos from Adolf Hitler and Nazi Propaganda Minister Joseph Goebbels in his Italian home, where he hobnobbed with Nazi officials, during the 1930s. Swastikas, formally adopted in 1920 as emblems of the Nazi Party, were repeatedly included on Grock’s international tour posters.

      In 1942, Strength Through Joy (KdF), a Nazi leisure organization, sent Grock on a tour to Germany, where he performed for munitions workers and wounded soldiers. He also cultivated wartime sponsorship deals with Nazi-affiliated businesses such as Daimler Benz and BMW.

      Two years ago, Grock’s niece Madeleine Naef informed Swiss Radio that Grock could be “authoritarian” and “choleric,” especially during family arguments about his enthusiasm for Nazism shortly after Hitler’s rise to power.

      So convinced was Grock that Hitler had improved Germany’s economy that he invited his brother-in-law to take a propaganda trip to the Third Reich. The voyage ended after Grock’s relative asked their hosts pointedly about the existence of Nazi concentration camps.

      Grock himself bragged in his memoirs that Adolf Hitler had applauded his shows over a dozen times, and met him repeatedly to express his admiration. This anecdotal lore matters because of Grock’s stature, still revered among entertainment mavens.
      Neues Museum Biel’s director Bernadette Walter holds a picture of the clown Grock. Photo by Getty Images

      A musical virtuoso on multiple instruments and master of slapstick pratfalls, Grock presented finely honed acrobatics even into late middle age. He was typically accompanied onstage by a straight man; the act was always billed anonymously as Grock and Partner at the star’s insistence.

      #nazis #clown

  • Rückseite VII. NSDAP-Regionalverwaltung Gau Berlin
    https://www.flickr.com/photos/54359823@N03/40381618075

    Flickr

    1937/38 Berlin Rückseite VII. NSDAP-Regionalverwaltung Gau Berlin von Walter/Johannes Krüger Am Friedrichshain 22 in 10407 Prenzlauer Berg,
    Dienstsitz des Joseph Goebbels als Gauleiter der NSDAP, Gau Berlin, heute HUSS-Verlag

    #Berlin #Prenzlauer_Berg #Am_Friedrichshain #Geschichte #NSDAP #Nazis

  • Einbürgerungstest : Antisemitisches Verhalten
    https://oet.bamf.de/ords/oetut/f?p=514:30::::: :

    D’accord, nier l’holocauste fait partie des opinions typiques des antisemites. Pourtant il y en a toujours qui pensent que l’holocauste a bel et bien existé et qu’il n’a seulement pas été finalisé à cause du poids du judaisme international dans la guerre contre le peuple allemand et son Führer . Ceux qui le pensent ne sont pas seulement des antisemites mais de véritables nazis.

    Lors ce que j’allais à l’école primaire c’était encore une opinion répandue parmi les parents d’élèves . Un camarade de classe m’a raconté la « blague » suivante qu’il a dû entendre à la maison. Je ne l’oublierai jamais :

    Question : Qu’est-ce la différence entre les Turcs et le Juifs ?
    Réponse : Le passé de Juifs est l’avenir des Turcs.

    Quel bel exemple pour un état d’esprit profondément chauviniste et antisemite.

    Einbürgerungstest
    https://de.wikipedia.org/wiki/Einb%C3%BCrgerungstest

    Aufgabe 149 von 310
    Bitte kreuzen Sie an. Es gibt nur eine richtige Antwort.

    Was ist ein Beispiel für antisemitisches Verhalten?

    falsche Antwort => ein jüdisches Fest besuchen
    falsche Antwort => die israelische Regierung kritisieren
    richtige Antwort => den Holocaust leugnen
    falsche Antwort => gegen Juden Fußball spielen

    Aujourd’hui on hésite quand on doit répondre à cette question du test de naturalisation . Dans la vraie vie la critique du gouvernement d’Israel est souvent assimilée à de l’antisemitisme. Il faut craindre que bientôt on n’osera plus parler d’un match de foot CONTRE une équipe juive. On sera obligé de parler d’un match AVEC une équipe juive pour éviter tout soupçon d’antisemitisme . On risque donc de choisir la deuxième ou la dernière réponse qui sont, bien entendu, complètement fausses .

    La situation kafkaesque est encore pire pour les juifs antisionistes qu’on accuse systématiquement de masochisme maladif . Moi, je peux toujours m’excuser pour une manière de parler pas conforme aux règles officielles en évoquant le traumatisme de petit fils de nazis, « Deutscher mit Nazihintergrund » à la différence avec le « Deutscher mit Migrationshintergrund ».

    Voyez, on n’en a jamais fini avec la « Aufarbeitung » .
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Vergangenheitsbew%C3%A4ltigung

    #Allemagne #antisemitisme #naturalisation #nazis #Kafka #wtf

  • Frauenmörder, Häftling in Auschwitz und dann Kaufmann: Die seltsame Lebensgeschichte des Anton Ludwig
    https://www.berliner-zeitung.de/open-source/frauenmoerder-haeftling-in-auschwitz-und-dann-kaufmann-die-seltsame

    Der Beitrag sagt nichts zum Überleben im KZ. Die Gedchichte legt nahe, dass der Mann sich geschickt Wdie ertschätzumg der SS erarbeitete.

    26.4.2025 von Bettina Müller - Vor 80 Jahren wurde das KZ Mauthausen von den Amerikanern befreit. Einer der Häftlinge war Anton Ludwig, der 1920 eine Potsdamer Krankenpflegerin ermordet hatte.

    Dies ist ein Open-Source-Beitrag. Der Berliner Verlag gibt allen Interessierten die Möglichkeit, Texte mit inhaltlicher Relevanz und professionellen Qualitätsstandards anzubieten.

    „Potsdam, am 15. September. Die Polizeidirektion hier hat angezeigt, daß die Pflegerin Agnes Steinberg, 52 Jahre alt, wohnhaft in Potsdam, Berlinerstraße 5, geboren zu Potsdam, ledig, zu Potsdam Berlinerstraße 5 am achten September des Jahres tausendneunhundertzwanzig nachmittags um sieben Uhr tot aufgefunden worden sei. Die Stunde des erfolgten Todes ist nicht festgestellt worden.“

    Ein nüchterner Eintrag im Potsdamer Sterberegister, und das im reinsten Beamtendeutsch, das die Tragödie um diesen Sterbefall im Jahr 1920 lediglich durch den Hinweis auf die „Polizeidirektion“ erahnen ließ. So konnte man vermuten, dass Agnes Steinberg damals entweder eines unnatürlichen Todes gestorben war oder Suizid begangen hatte. Gewissheit bekam man dann durch die einschlägigen Potsdamer und Berliner Tageszeitungen: „Frauenmord in Potsdam!“, schrien die Zeitungsverkäufer auf den Straßen, und die Menschen rissen ihnen die Zeitungen förmlich aus der Hand.

    Diese und andere Meldungen trafen auf eine verwirrte Stadt. Die Potsdamer mussten sich final von der Monarchie verabschieden und so auch von dem altehrwürdigen Titel „Preußische Residenzstadt“. In Zeiten des Umbruchs war man besonders empfindlich. Dennoch sogen die Menschen mörderische Sensationsmeldungen noch gieriger auf als sonst. Ein seltsamer Widerspruch, hatten sie doch gerade erst das Grauen des Ersten Weltkrieges überlebt. Dieser Fall verstörte sie dennoch: Die 52 Jahre alte Krankenpflegerin Agnes Steinberg war in ihrer Wohnung, in der sie gemeinsam mit ihrer Mutter lebte, ermordet worden, und zwar ausgerechnet von „Ludwig Hohensee“, dem Mann, den sie selber während des Ersten Weltkriegs im Lazarett zu Potsdam gepflegt hatte. Doch das war nicht sein richtiger Name.

    Der Anfang vom Ende

    Nach Kriegsende waren sie sich zufällig in einem Potsdamer Café über den Weg gelaufen – große Wiedersehensfreude bei Agnes und dem vermeintlichen „Ludwig“, der 28 Jahre jünger war als sie. Man freundete sich an, dann kam man sich näher. Dass „Ludwig“ schon länger Bekanntschaft mit der Unterwelt von Berlin und Potsdam gemacht hatte, wusste Agnes nicht. Auch nicht, dass er es vor allem auf ihren äußerst wertvollen Schmuck abgesehen hatte, den sie von ihrem ehemaligen und früh verstorbenen Lebensgefährten erhalten hatte.

    Man weiß heute nicht mehr, ob „Ludwig“ tatsächlich nichts für Agnes empfand, Eigenaussagen fehlen. Gesichert ist jedoch, dass er sehr geschickt vorging. Er wartete auf den richtigen Zeitpunkt, um die Frau zu berauben und die Schmuckstücke zu verhökern. Das Geld wollte er in einschlägigen Etablissements verprassen, in Begleitung seiner eigentlichen Freundin, mit der er parallel zu Agnes ein Verhältnis pflegte. Doch aus Raub wurde Raubmord.

    Potsdam, den 8. September 1920. An diesem Mittwoch soll „Ludwig“ zum Kaffee kommen. Die nichtsahnende Mutter ist am Nachmittag zu einem Kaffeekränzchen bei Freundinnen eingeladen und kehrt gegen 19 Uhr zurück. Es muss ein grauenhafter Anblick gewesen sein. Die Tochter liegt blutüberströmt und leblos im Wohnzimmer. Um den Hals hat jemand eine Gardinenschnur geschlungen und ihren Kopf fürsorglich auf ein Kissen gebettet. Sämtlicher Schmuck in der Wohnung fehlt, überall aufgezogene Schubladen, Verwüstung, Verachtung.

    Endlich gestellt und verhaftet

    Währenddessen irrt „Ludwig Hohensee“, der eigentlich Anton Ludwig heißt und aus Neuhaus (Paderborn) stammt, wo er 1896 geboren wurde, mit seiner Beute durch die Gegend und überlegt, an wen er sie gewinnbringend verscherbeln soll. Es wird schon fast dunkel, als er über die Glienicker Brücke wandert und dann die Chaussee nach Wannsee entlangläuft. Am Bahnhof Wannsee will er sich eine Fahrkarte kaufen, trifft aber zufällig einen ihm flüchtig bekannten Uhrmacher. Und sofort will er dem Mann eine mit Brillanten besetzte Uhr aus der Beute verkaufen, weil er dringend Bargeld braucht.

    Der wohl grundsätzlich etwas misstrauische Uhrmacher will die Uhr erst in seiner Berliner Werkstatt prüfen, nimmt sie daher an sich, und die beiden Männer vereinbaren ein neues Treffen. Aber auch beim nächsten Treffen hält er „Ludwig“ hin, behauptet, er habe einen Käufer gefunden, der ihm das Geld aber erst am darauffolgenden Tag geben könnte. Um Mitternacht wolle er sich daher wieder mit ihm treffen. Als er von dem Frauenmord in Potsdam hört, macht er das einzig Richtige: Er geht zur Polizei.

    Auf dem Schreibtisch von Kriminalkommissar Gotthold Lehnerdt im Berliner Polizeipräsidium liegt der Bericht der Potsdamer Kriminalpolizei mit der Beschreibung der geraubten Schmuckstücke. Volltreffer! Das von dem Uhrmacher vorgelegte Schmuckstück ist mit dabei. Lehnerdt ist fest entschlossen, den Verbrecher dingfest zu machen, und scheut dabei auch den persönlichen Einsatz nicht.

    Zusammen mit seiner als Prostituierte verkleideten Ehefrau als vermeintliches Liebespaar getarnt, will Lehnerdt den Verbrecher und mutmaßlichen Mörder bei dessen Treffen mit dem Uhrmacher stellen. Es gelingt ihm, aber erst nach einem kurzen Handgemenge und nachdem er dem Verbrecher eine Waffe aus der Hand geschlagen hat. Endlich: Anton Ludwig ist erfolgreich gestellt und verhaftet worden. Ein Mörder sieht seiner gerechten Strafe entgegen. Und aus dem Lichthof des Berliner Polizeipräsidiums fährt schon bald ein Kraftwagen gen Potsdam. Anton Ludwig wird nach der Schilderung seiner Tat, die er – laut Gotthold Lehnerdt in seinem Buch „Mörder“ – „lächelnd und mit zynischer Frechheit“ gab, dorthin überführt.

    Und die Zellentür des Untersuchungsgefängnisses schloss sich hinter Anton Ludwig. Der Täter wurde vom Potsdamer Schwurgericht zunächst zum Tode verurteilt, dann aber nach mehreren psychiatrischen Gutachten als „gemeingefährlicher Geisteskranker“ klassifiziert, was in der Regel eine dauerhafte Unterbringung in einer „Irrenanstalt“ zur Folge hatte.

    Wo Ludwig die darauffolgenden Jahre verbrachte, ist unklar. Verbrecher verschwanden naturgemäß aus den Schlagzeilen, nachdem Berichte über die Verhaftung und den Prozess abgeebbt waren. Ab 1933 hatten sie schließlich auf keinerlei Milde zu hoffen, vor allem, wenn sie als „Berufsverbrecher“ galten. Diesen Menschen sprach man jegliches Recht ab, überhaupt je wieder in die Gesellschaft zurückzukehren. Ihnen drohte nicht nur das Gefängnis, sondern mitunter weitaus Schlimmeres. Doch ein Verbrecher belehrte sie eines Besseren: Anton Ludwig.

    Anfang Mai 1945. Amerikanische Truppen befreien das Konzentrationslager Mauthausen (Oberdonau). Am 23. Mai 1945 wird ein „Verfügungsbefehl für einen Gefangenen“ an den Leiter des Konzentrationslagers übermittelt, wonach auch Anton Ludwig zu entlassen sei. Eingeliefert worden war er laut „Häftlings-Personal-Karte“ bereits am 15. April 1943, vorher war er in Auschwitz. „SV“ – Sicherheitsverwahrung – hieß es außerdem auf der Karte, und das war ein Instrument der Nationalsozialisten, um lästige Gewohnheitsverbrecher „unschädlich“ zu machen. Legitimiert worden war das bereits 1934 durch das „Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher und über Maßregeln der Sicherung und Besserung“.

    Doch Ludwig erwies sich nach der Befreiung als äußerst zäh, obwohl er Unvorstellbares erlebt hatte. Er hatte das Grauen von Auschwitz gesehen, die vielen Tausend Menschen, die nach der „panikartigen“ Evakuierung am 18. Januar auf dem Weg nach Mauthausen „elend zugrunde“ gingen: „Wer schlappmachte, wurde kaltblütig erschossen.“ Eine monatelang andauernde Zeit der Entbehrungen, die nicht alle Häftlinge überlebten.

    Es ist ein bewegender Bericht, den Ludwig später in einem Brief, der heute in einer Akte im Brandenburgischen Landeshauptarchiv aufbewahrt wird, seinem Bruder in Paderborn machte. Es war aber vor allem auch eine Abrechnung mit dem Nationalsozialismus, mit der „Mörderbande“ der SS-Leute, und auch mit Hermann Göring, dem „Feigling und eitlen Fant“. Dem Kriegsverbrecher wurde noch zugejubelt, während Menschen wie Ludwig, so schrieb er, „hinter die Kulissen geschaut“ hatten, also längst Bescheid wussten.

    Doch Anton Ludwig verschwand nicht vom Radar. Dieser Verbrecher war von den Nationalsozialisten nicht besiegt worden, im Gegenteil. „In letzter Minute“ hatten er und viele andere von den Amerikanern vor der Vernichtung gerettet werden können. Das war der endgültige Wendepunkt in seinem Leben. Er beschloss, die Kriminalität für immer hinter sich zu lassen, und kehrte wieder in die Gesellschaft zurück, wobei ihn Behörden unterstützt haben müssen: „K.L.[Konzentrationslager]-Leuten wird besonders geholfen.“

    Anton Ludwig ließ sich in Werder an der Havel nieder, wo er 1949 im Adressbuch als „Kaufmann“ eingetragen war. Es muss ihn jedoch eine chronische Krankheit gequält haben, regelmäßig fuhr er nach Berlin zur Charité, um sich behandeln zu lassen. 1961 hatte er dort seinen letzten Termin.

    Es ist ein Zwiespalt, das mit der Vergebung. Ein Mensch nimmt einem anderen Menschen gewaltsam das Leben. Reue zeigt er nicht. Doch dann führen die politischen Umstände zu einer jahrelangen Internierung. Als „Totengerippe“ stirbt er fast an den Folgen der Haft. Aber dann eine erstaunliche Resilienz und die Erkenntnis: „In kurzer Zeit werde ich mich wieder erholt haben.“ Sein Opfer hatte diese Möglichkeit nicht.

    #Deutschland #Potsdam #Berufsverbrecher #Nazis #Befreiung