• media.ccc.de - DESINFORMATION
    https://media.ccc.de/v/desinformation-das_dokudrama_des_ndr_eichmanns_ende

    Tout le monde a entendu l’histoire de l’enlèvement de l’organsateur de l’holocauste Adolf Eichmann par le service secret israeiien Mossad. Cette histoire est un mensonge, une fabrication qui devait protéger les responsables véritables et contribuer à l’image du Mossad. Dans cette vidéo Gaby Weber démantèle le récit d’une docu-fiction de la télévision publique allemande. Suite à la censure sur youtube le CCC publie la vidéo sur son site.

    Ein Lehrstück über die erwünschte Geschichte

    Das Dokudrama des NDR “Eichmanns Ende – Liebe, Verrat, Tod” wurde weltweit ausgezeichnet. Es erzählt die tragische Liebesgeschichte von Romeo und Julia des 20. Jahrhunderts: Romeo ist Klaus Eichmann, Sohn des Nazi-Kriegsverbrechers, den der Mossad 1960 aus Argentinien entführt haben will, und Julia ist Silvia, Tochter von Lothar Hermann, einem Überlebenden der Shoá. Das Dokudrama sei Desinformation, protestiert Hermanns Grossnichte, ein Stück aus der Geheimdienstküche, eine Lügengeschichte des Mossad. Der Film beschreibt, wie der NDR alle Warnungen ignorierte – er strahlt sein Machwerk bis heute aus. Die Autorin beschreibt, wie im Falle Eichmanns Historiker erst vom Mossad und dann untereinander abgeschrieben haben. Es ist ja die perfekte „erwünschte Geschichte“, nach der sich der Deutsche sehnt: nur neun Jahre nach Kriegsende himmeln ihn die jüdischen Mädchen wieder an. Und auch an die angebliche Entführung Eichmanns mag man gerne glauben: Dank einer mutigen Operation wurde ein Verbrecher der Gerechtigkeit zugeführt. Pech nur, dass diese Geschichte nicht wahr ist.

    #nazis #censure

  • Robert Rössle : Ein Chamäleon, ein Opportunist, eine Projektionsfläche für alle
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/robert-roessle-ein-chamaeleon-ein-opportunist-eine-projektionsflaec

    Tous les médecins fonctionnaires, chefs de section et directeurs de clinique de l’époque nazie ont participé aux programmes d’extermination d’une manière plus ou moins directe. Il n’y a pas eu d’exception, seulement des tentatives plus ou moins réussies d’en faire disparitre les traces et de blanchir sa réputation. C’est ce que confirme cette enquête de la Berliner Zeitung.

    6.12.2021 von Anja Reich und Wiebke Hollersen - Warum es im Streit um den Charité-Mediziner so kontroverse Positionen gibt. Und sich am Ende auch noch eine ukrainische Pianistin zu Wort meldet – und Götz Aly.


    Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsbibliothek
    Charité-Mediziner Robert Rössle (1876–1956) arbeitete in fünf verschiedenen Gesellschaftssystemen.

    Berlin - Die Sache klingt dringend. Galina Iwanzowa, 77 Jahre alt, geboren in Kiew, bittet uns um ein Gespräch. Es gehe um den Fall Rössle und um ihren Mann. Sie müsse uns Unterlagen zeigen, Beweise, die wichtig seien. Wir vereinbaren einen Termin, noch einen letzten, bevor wir die Recherche beenden, den Fall Rössle schließen.

    Soweit das überhaupt möglich ist.

    Robert Rössle war ein renommierter Charité-Pathologe, der zu Allergien, Hautkrebs und Erbkrankheiten forschte. Vor sechs Jahren wurden Vorwürfe laut, er sei ein Vordenker der Rassentheorien der Nazis und Teil ihrer „Mordmaschinerie an der Charité“ gewesen. Ute Linz, eine Medizinerin aus Aachen, forderte, die Straße in Berlin-Buch, die nach Rössle benannt ist, umzubenennen. Es wurden Kommissionen gebildet, Bürgerversammlungen veranstaltet, Anträge gestellt.

    Recherche in Marzahn, Texas, Dahlem

    Wir haben die Debatte mit einer Serie begleitet, fünf Monate lang Akten, Briefe, Einschätzungen gelesen, mit Wissenschaftlern, Historikern, Anwohnern, Politikern, Betroffenen gesprochen. Wir haben in Marzahn-Hellersdorf, Pankow, Dahlem, in Texas und Massachusetts recherchiert. Und am Ende sind wir wieder dort, wo unsere Recherche angefangen hat, in Berlin-Buch.

    Es ist ein verregneter Dezembermorgen, Galina Iwanzowa hat alles vorbereitet. Das Tor zur Einfahrt ist weit offen, der Tisch gedeckt; Brötchen, selbst gebackener Mohnkuchen, Eiersalat, Olivenpaste von einem Dirigenten aus der Schweiz, Rosentee von einem Schüler aus Israel. Iwanzowa war lange Professorin an der Musikhochschule Hanns Eisler, gibt heute privat Musikunterricht, ihre Schüler scheinen sie sehr zu schätzen. Aber an diesem Morgen ist sie vor allem die Witwe, die das letzte Vermächtnis ihres Mannes erfüllen will.

    Heinz Bielka, ein Krebsforscher aus Buch, starb im Dezember 2020 im Altersheim an Corona, heute, genau vor einem Jahr. Aber hier, in seinem Haus, ist er noch da, seine Mikroskope, seine Bücher, seine Unterlagen zu Rössle, sein Geist. Sogar die Seite des Tisches, an der die Journalistin Platz nehmen soll, hat er noch festgelegt. „Er wollte immer, dass die Gäste aus dem Fenster sehen können“, sagt Iwanzowa. Sie steht auf, holt Bücher, Ausdrucke, handgeschriebene Notizen. Belege dafür, dass Rössle kein Nazi war, vor allem aber, dass ihr Mann Rössle noch kannte, dass sie sich in den 1950er-Jahren in Buch trafen, der junge Student und der alte Charité-Professor.

    Der Mann, der Rössle verehrte

    Ute Linz, die Frau aus Aachen, hatte das auf einer Versammlung in Zweifel gezogen, ein Detail aus DDR-Zeiten, eigentlich nicht wichtig für die Frage, ob Rössle Nazi war oder nicht. Aber Heinz Bielka ließen die Zweifel nicht los, er hatte sein Leben lang in der Rössle-Straße geforscht, und nun kam eine Frau aus dem Westen, die Rössle zum Verbrecher machen wollte und ihn zum Lügner. Der Fall Rössle war Bielkas letzter Kampf. Dass dieser Kampf nun ausgerechnet von Galina Iwanzowa geführt wird, deren Familie selbst im Zweiten Weltkrieg unter den Nazis litt, gehört zur Ironie der Geschichte. Sie ist Ukrainerin, aber sie ist auch die Witwe des Mannes, der Rössle verehrte.

    Es ist, wie wir es oft erlebt haben: eine historische Debatte, aber fast jeder, der daran beteiligt ist, hat seine eigene Geschichte, seine eigene Perspektive. Und bei allem Bemühen um Objektivität ist es meist diese Geschichte, die das Urteil über den Charité-Pathologen bestimmt.

    Da ist Ute Linz, Enkelin eines Euthanasieopfers. Sie hat das Schicksal ihrer Großmutter zufällig herausgefunden, als sie selbst schon fast im Alter einer Großmutter war. Sie sieht in Rössle einen Mann, der eng mit den nationalsozialistischen Ideen verbunden war, einen Verbrecher, einen Täter. Seit sechs Jahren fordert sie vehement die Umbenennung der Straße.

    Unterstützt wird sie dabei von Bruce Beutler, einem amerikanischen Medizinnobelpreisträger, dessen jüdische Großmutter 1935 aus Berlin fliehen musste. Aber auch von Gisela Grunwald, Mitglied des Förderkreises Gedenkort T4, der sich für die Erinnerung an die Ermordung von behinderten Menschen während der NS-Zeit einsetzt. Grunwald schreibt uns: „Wir sind den Opfern der Euthanasiemorde eine klare Positionierung schuldig.“ Es gehe darum, mit dem heutigen Stand der historischen Medizinforschung die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.

    Margaret Travers wiederum, Tochter von Arnold Strauss, Rössles jüdischem Assistenten, hat einen gnädigeren Blick auf den Pathologen. Ihr Vater wurde von Rössle aus der Charité entlassen, bekam aber auch Empfehlungsschreiben von ihm im amerikanischen Exil. Die Männer schrieben sich Briefe, ihr Vater, sagte uns Travers, sprach stets in den höchsten Tönen von seinem Chef.
    Im Räderwerk seine Sache machen

    Der ehemalige DDR-Bürgerrechtler und Molekularbiologe Jens Reich bringt einen anderen Aspekt in die Debatte, der mit seiner Biografie in der DDR zu tun hat. Beim Interview sagte er uns, er wisse selbst um das Verhalten von Medizinern unter Diktaturbedingungen, wie es ist „im Räderwerk seine Sache zu machen“. Außerdem sieht er in der Diskussion um Rössle einen Ost-West-Konflikt. Der komme immer dann auf, wenn jemand aus dem Westen kommt und hier „Ordnung schaffen“ will. Das sei einfach zu oft passiert.

    Volker Wenda, Chef des Bucher Bürgervereins, der ebenfalls aus der DDR stammt, sieht es ähnlich wie Reich. Genau wie viele unserer Leser. Hans-Christian Johannsen aus der Uckermark fragt: „Wieso musste zum Beispiel ein Lenin-Denkmal abgerissen werden, aber kein Kaiser-Wilhelm-Denkmal? Wieso wurde der Greifswalder Universität der Name Ernst-Moritz Arndt wegen antisemitischer Äußerungen aberkannt, aber der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg der Name nicht?“ Gut, schreibt Johannsen, das gehöre nicht in die Diskussion über Robert Rössle – aber es zeige den Geist der alten und neuen Eliten der BRD zur deutschen Geschichte. „Die der DDR wurden ja fast hundertprozentig abgewickelt und mundtot gemacht.“

    Die Leserin Regina Troeder gibt zu bedenken, dass es im Nationalsozialismus sicher nicht leicht gewesen sei, sich dem Druck, den gesellschaftlichen Verhältnissen zu entziehen. Ein „Indiz für diesen Druck“ sieht die Leserin darin, dass Rössle erst beim zweiten Mal das Entlassungsschreiben seines jüdischen Assistenten unterschrieben hat. „Strauss hat das offenbar auch so gesehen und ihm für die kurzen Empfehlungsschreiben sein Leben lang Dankbarkeit erwiesen.“

    Ute Linz und Bruce Beutler, die Rössle-Kritiker, fegen diese Argumente vom Tisch. Das erste Entlassungsschreiben habe Rössle gar nicht unterschreiben können, weil er da gerade in den Osterferien war, sagt Linz. Und Beutler hat in seiner gesamten Laufbahn als Wissenschaftler noch nie so kurze Empfehlungsschreiben gesehen. „Wenn ich so einen kurzen Brief bekäme, würde ich mich von der Person, die mir empfohlen wird, eher fernhalten“, sagte er uns.

    Die Leserin Margret Steinrück, selbst hin- und hergerissen von der Debatte, schlägt vor, den Historiker Götz Aly zu fragen. Aly hat sich schon vor 40 Jahren mit Forschungen an Euthanasie-Opfern und der Vertuschung der Taten nach dem Krieg beschäftigt. Wir fragen Aly per Mail, was er zum Fall Rössle sagt. Er antwortet, ja, am Rande seiner Forschungen sei es immer einmal wieder um Rössle gegangen. „Aber es fand sich nichts Konkretes gegen ihn, und dass er allgemein erbhygienische Maßnahmen befürwortete, unterschied ihn nicht von wichtigen gesundheitspolitischen Sprechern der Sozialdemokratie.“
    Durchweg Gute gibt es nur in Märchen

    Aly ist gegen die Umbenennung der Rössle-Straße. Auch das ist nicht besonders überraschend. Der Historiker und Holocaust-Experte ist für seine kritische Haltung gegenüber Straßenumbenennungen bekannt. Er schreibt: „Die meisten Menschen, nach denen Straßen benannt wurden, sind in irgendeiner Art ambivalente Wesen gewesen. Nicht jene Reinen, durchweg Guten, die es sehr selten und hauptsächlich im Märchen gibt.“

    Die Liste ließe sich fortsetzen, die der Gegner und Befürworter der Umbenennung, die der Argumente für oder gegen Rössle. So erging es uns während der ganzen Recherche. Hatte uns ein Gesprächspartner gerade von seiner Position überzeugt, schien die Aktenlage klar zu sein, tauchten beim nächsten Interview Zweifel und Fragen auf. Und irgendwann verstanden wir: Ein Mann wie Rössle bietet die perfekte Projektionsfläche für alle, man kann sich die Seite an ihm aussuchen, die am besten in die eigene Argumentation passt.
    In jedem System geschätzt

    Robert Rössle war wie ein Chamäleon, ein klassischer Opportunist. Er hat in fünf verschiedenen Gesellschaftsordnungen gearbeitet und wurde in jedem System geschätzt, im Kaiserreich, in der Weimarer Republik, im Nationalsozialismus, in der DDR und in der BRD. Er war in der berüchtigten Karl-Brandt-Kommission der Nazis und schrieb sich Briefe mit seinem jüdischen Assistenten, er schimpfte auf die Ost-Berliner Kommunisten und auf die Amerikaner in West-Berlin. Er bekam den höchsten Preis der DDR, aber auch den der Bundesrepublik.

    Udo Schagen, Professor für die Geschichte der Medizin an der Charité, hatte uns das gleich gesagt. Dass der Fall Rössle exemplarisch sei, ein Lehrstück. Der Nationalsozialismus war keine Diktatur, die nur wenige Täter aufrechterhalten haben, sagte er uns, er stützte sich auf ein riesiges Mitläufertum. Auf Opportunisten, Sympathisanten, Profiteure. So einer sei Rössle gewesen, „ein typischer Mitläufer, so wie die große Mehrheit der Deutschen“.
    Der MedizinhistorikerUdo Schagen: „Rössle war ein Mitläufer - wie die große Mehrheit der Deutschen“

    Es ist eine ernüchternde Erkenntnis. Es gibt keinen Nazi, den man zur Strecke bringen kann, keine Schwarz-Weiß-Geschichte von Guten und Bösen. Das macht den Fall so kontrovers, das macht es so schwer, über ihn zu entscheiden. Das macht ihn so spannend und so relevant, auch heute noch. Und egal, welche Entscheidung am Ende getroffen wird, Zweifel werden bleiben, der Geschichte gerecht geworden zu sein.

    Es geht um die NS-Verstrickungen eines Mannes, der seit 65 Jahren tot ist, um eine kleine Straße am Rand von Berlin, aber es geht immer auch um 60 Millionen Tote im Zweiten Weltkrieg, um das Ringen mit der Schuld und mit der Frage, wie man mit dieser Schuld umgeht. Und was die Lehren daraus sind. Es geht aber auch und immer mehr um die Frage, nach wem wir Straßen benennen und welche Namen wir in der Stadt sehen und aushalten wollen. Den eines Mitläufers, der in fünf Systemen funktionierte und der in einer Führungsposition das Schlimmste aller Systeme mittrug – aber ein bedeutender Pathologe war?

    Vielleicht nicht.

    Wie und wo aber erinnern wir uns sonst an Menschen wie Rössle und damit auch an ihr menschliches, moralisches Versagen, wenn ihre Namen und Büsten verschwinden?
    Neue Fälle in den Archiven

    Die Serie über den Fall Rössle endet mit diesem Text. In den Archiven aber liegen viele neue Fälle, die Menschen umtreiben werden, Kinder, Enkel, Urenkel, Nachbarn, Kommissionen, Journalisten – oder Witwen.

    In Berlin-Buch schneidet Galina Iwanzowa den Mohnkuchen auf, bietet Honig für den Rosentee an, holt immer mehr Bücher, Akten, Folien. Sie erzählt, wie ein Freund ihrer Familie, ein sowjetischer Kommunist, nach dem Krieg nach Berlin kam, „um hier alles aufzubauen“. Wie ihr Vater sie erst warnte, in das Land zu gehen, das so viel Unheil über die Sowjetunion und die eigene Familie brachte, später aber sein Urteil über die Deutschen revidierte. Wie nach der Wende die Hanns-Eisler-Musikhochschule, an der sie unterrichtete, umbenannt werden sollte und heute alle wieder so stolz auf den Namen sind, wie ihr Mann sein Institut in Buch „durch die Wende gebracht hat“.

    Als alles auf dem Tisch liegt, holt sie tief Luft, nimmt eine Folie, einen Zettel, noch einen, schiebt ihn der Journalistin zu, sagt: „Das können Sie mitnehmen und das noch und das. Ich will es nicht mehr. Es tut alles so weh.“ Dann bringt sie ihren Gast zur Tür.

    –—

    In den vergangenen Wochen haben wir in ausführlichen Interviews und Texten den Fall Robert Rössle ergründet. Die Serie geht mit diesem Text zu Ende. Alle Teile der Serie finden Sie hier: https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/robert-roessle

    #histoire #médecine #nazis #euthanasie

  • Alexandra Senfft: „Der lange Schatten der Täter“ - Die Macht nationalsozialistischer Ideologie
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/alexandra-senfft-der-lange-schatten-der-taeter-die-macht-100.h

    16.07.2016 von Heike Tauch · - Was die Nazis dachten und taten, ist für ihre Nachkommen bis heute eine psychische Belastung. Alexandra Senfft hat für mit einigen gesprochen, die zur Aufarbeitung bereit sind. Ein wichtiges Buch gegen das Vergessen.

    Aus der Sendung Lesart - Das neue Buch von Alexandra Senfft „Die Langen Schatten der Täter“ beginnt mit der Beschreibung des Andrangs vor der Lüneburger Ritterakademie. Ein neugieriges Publikum wartet auf Einlass, um am Prozess gegen den 94-jährigen ehemaligen SS-Unterscharführer Oskar Gröning teilzunehmen. Die Anklage lautet auf Beihilfe zur Ermordung von 300.000 Juden im Sommer 1944 in Auschwitz. Wegen des großen öffentlichen Interesses war man aus dem kleinen Lüneburger Landgericht an eben diesen Veranstaltungsort umgezogen. Gedacht eigentlich für Kultur und Unterhaltung.

    „Während meine Freunde und ich geduldig darauf warten, den Rittersaal betreten zu dürfen – wir gehen von rund drei Stunden Wartezeit aus –, fährt ein Wagen vor, und ein älteres Paar steigt aus. Geschäftig holen sie Klappstühle und einen Picknickkorb heraus. Sie haben die Plätze fünf und sechs in der sich nun rasch verlängernden Schlange und sind offensichtlich schon gut auf das Geschehen eingespielt. Die Frau hat rote Haare und blaue Augen und setzt sich neben uns auf den Klappstuhl. Rasch kommen wir auch mit ihr ins Gespräch. Sie heißt Bernadette Gottschalk und ist mit einem Nebenkläger verwandt: Imre Lebovitz war mit seinen 86 Jahren eigens aus Budapest zum Prozess angereist und hatte im Mai am 8. Verhandlungstag im Zeugenstand ausgesagt. Nur durch einen glücklichen Zufall war er nicht nach Auschwitz deportiert worden, seine Familie hingegen schon: ‚Auf Wiedersehen als Dünger‘, bemerkte ein Nazi-Richter…“
    Ins Leugnen und Schweigen hineingeboren
    Eindrucksvoll gelingt es Alexandra Senfft, die unterschiedlichen Beweggründe der Wartenden einzufangen und sie mit ihrer eigenen Familiengeschichte sowie mit allgemeinen Betrachtungen und Fragen zu verbinden:

    „Ich war zwar damit aufgewachsen, dass der Vater meiner Mutter ein Nazi war, und hatte dazu stets eine klare ablehnende Haltung. Doch auch ich hatte bis ins Erwachsenenalter nie genauer gefragt oder gar recherchiert, was seine Funktion als SA-Mann in Süddeutschland und dann als Gesandter in der Slowakai praktisch bedeutet hatte. Ich bin in das Leugnen und Schweigen hineingeboren worden und habe das verklärende Familiennarrativ lange unbewusst mitgetragen oder jedenfalls nicht hinterfragt. Früh stellte ich fest, dass ich meine Mutter mit jeder Frage nach meinem Großvater verletzte, und so tat ich, was Kinder in solcher Situation eben tun: Ich schonte sie durch Nichtfragen.“
    „Nachkommen stellen sich ihrer NS-Familiengeschichte“ – Der Untertitel des Buches legt nahe, dass Alexandra Senfft ihre Leser mit verschiedenen, durchaus gegensätzlichen Umgangsweisen bekannt macht, wie Nachkommen von Tätern den Erfahrungen ihrer Eltern, Großeltern oder mittlerweile Urgroßeltern begegnen, und welche Auswirkungen das jeweils hatte. Immerhin geht es um die so genannte transgenerationale Übertragung, also um die unbewusste Weitergabe von Traumata und Schuldverstrickungen von einer Generation auf die nächste.
    Betroffenheit der Autorin und Narrative der Portraitierten

    Die 1961 geborene Publizistin und Islamwissenschaftlerin schreibt in ihrem ausführlichen Vorwort, dass es sich bei ihren Gesprächspartnern überwiegend um Leser ihres Buches „Schweigen tut weh“ handelt und führt weiter aus, dass sie ihren Gesprächspartnern gegenüber „keine akademische oder journalistische Distanz“ einnehme und dass sie „nicht tief in das Narrativ“ eingreife. – Dies aber weist auf eine leider nicht unerhebliche Schwäche des Buches hin:
    Das angekündigte, wenn auch heruntergespielte Eingreifen in die Narrative der Anderen sowie der erklärte Mangel an akademischer oder journalistischer Distanz führen dazu, dass sich persönliche Geschichte und Betroffenheit der Autorin mit den Narrativen ihrer Gesprächspartner vermischen. Daraus entsteht eine Unschärfe, die es dem Leser schwer macht, den Motiven, Gefühlen und Gedanken der Portraitierten näher zu kommen: Was führte zu ihrem jeweiligen Zögern? Was zum Schweigen?! Hinzu kommt, dass sich Alexandra Senfft als Gesprächspartner ausschließlich Gleichgesinnte gesucht hat, die schon lange vor den Interviews begonnen hatten, sich kritisch und zum Teil auch öffentlich mit ihrer Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Das ist zwar zulässig, engt den Fokus aber auch sehr ein. Ergiebiger wäre es gewesen, auch nach Menschen zu suchen, deren Familien sich weiterhin weigern, sich mit der Vergangenheit zu konfrontieren und ihre Zerrissenheit zu hinterfragen. Gerade heute, wo sich in manchen Teilen der Bevölkerung eine Stimmung des „es muss einmal genug sein“ breit macht, hätte das Buch einen viel deutlicheren Kontrapunkt setzen können.
    Autorin manipuliert Blick des Lesers
    Obwohl es der Autorin an vielen Stellen gelingt, Orte und Lebensläufe zu verbinden sowie Informationen anderer Autoren mit eigenen Überlegungen zu verknüpfen, macht dieses Buch – wie sein Vorgänger – den Eindruck, dass es Alexandra Senfft vor allem um sich selbst und die eigene Aufarbeitung und eben nicht um die im Untertitel benannte Allgemeinheit der Nachkommen geht. Viel zu oft bewertet oder vereinfacht Senfft die Aussagen ihrer Gesprächspartner oder versäumt es, genauer nachzufragen. Und anstatt das Gesagte dann in der Schwebe zu belassen, färbt sie es mit ihrer Meinung ein und manipuliert damit den Blick des Lesers – wofür sie sich gern des Wörtchens „vermutlich“ bedient:
    „Vermutlich reagierte sie mir ihrer rebellischen Art auf die emotionale Überforderung durch ihre depressive Mutter“. Oder: „Man zog es vermutlich vor, wegzusehen“, „Die Erinnerungen an Bruno verdrängte sie vermutlich“, oder: „Es war für Hildegard, ... als alleinerziehende, berufstätige Mutter vermutlich ein anstrengendes und emotional wenig freudiges Leben".“
    Das Buch hat also Schwächen. Sollte man es deshalb aus der Hand legen? Ganz und gar nicht. Die Geschichte wirft lange Schatten. Und gerade jetzt, wo im Zuge der so genannten „Flüchtlingskrise“ xenophobe Argumente wieder salonfähig werden, ist ein solches Besinnen auf die ganz persönliche Geschichte unerlässlich – eben wegen der Auswirkungen dieser „Schatten“ und der Gründe, die dahinter stehen. Alexandra Senfft macht mit ihrem Buch deutlich, wie inhumanes Denken und Handeln noch künftigen Generationen zur psychischen Last werden.

    Alexandra Senfft: Der lange Schatten der Täter. Nachkommen stellen sich ihrer NS-Familiengeschichte
    Piper Verlag, München 2016
    352 Seiten, 22 Euro, E-book 16,99 Euro

    #Allemagne #histiore #nazis #famille #idéologie

  • Alfred Wahl — Wikipédia
    https://fr.wikipedia.org/wiki/Alfred_Wahl

    il a écrit sur la non-dénazification en Allemagne de l’Ouest et en France

    Sélection de publicationsHistoire contemporaine

    Confession et comportement dans les campagnes d’Alsace et de Bade (1871-1939), Éditions COPRUR, 1980, 2 volumes. Thèse de doctorat.
    La Vie quotidienne en Alsace entre France et Allemagne 1850-1950, Hachette, 1994 (avec Jean-Claude Richez)
    Les Forces politiques en Allemagne (XIXe – XXe siècles), Armand Colin (collection U), Paris, 1999
    Cultures et mentalités en Allemagne (1918-1960), Regards sur l’histoire, SEDES
    Les Français et la France (1859-1889) Tome I, Regards sur l’histoire, SEDES
    Les Français et la France (1859-1889) Tome II, Regards sur l’histoire, SEDES
    L’Allemagne de 1918 à 1945, Armand Colin, coll. Cursus Histoire, 2001
    Petites haines ordinaires. Histoire des conflits entre catholiques et protestants en Alsace, 1860-1940, La Nuée Bleue, 2004
    La seconde histoire du nazisme, dans l’Allemagne fédérale depuis 1945, Armand Colin, 2006 (compte-rendu en ligne [4])
    L’Allemagne de 1945 à nos jours, Armand Colin, coll. Cursus Histoire, 2009
    Une nouvelle histoire de l’Alsace contemporaine, éditions du Belvédère, coll. Le Savoir alsacien, 2015, 154 p. [examen de 4 questions phares trop souvent traitées par des chroniqueurs locaux et partisans plutôt que par des historiens : la « Protestation » (1871-1874), l’option ou l’émigration (1871-1872), l’orientation politique des électeurs (1789-1912), l’école interconfessionnelle (1871-1936)].

    Football
    Archives du football. Sport et société en France (1880-1980), Collection Archives, Gallimard-Jeunesse, 1989
    La Balle au pied : Histoire du football, coll. « Découvertes Gallimard / Culture et société » (no 83), Gallimard-Jeunesse, 1990 (notes de lecture en ligne [5])
    Histoire de la Coupe du monde de football : une mondialisation réussie, P.I.E. Peter Lang, 2013

    theses.fr – Alfred Wahl
    https://www.theses.fr/027191532

    Alfred Wahl

    a dirigé 25 thèses
    a été président de jury pour 1 thèse

    #histoire #nazis #Allemagne #France

  • Comparaison Shoah/Covid : Une femme rabbin néerlandaise démissionne. Cnaan Liphshiz - Time of Israel
    https://fr.timesofisrael.com/comparaison-shoah-covid-une-femme-rabbin-neerlandaise-demissionne

    Ces derniers mois, Tamarah Benima a comparé à plusieurs reprises les mesures sanitaires mises en place pour lutter contre le Covid-19 au nazisme

    JTA – Début novembre, une importante rabbine réformée des Pays-Bas a démissionné de son conseil rabbinique. Une décision inévitable face au flot de critiques la visant après qu’elle eut comparé les mesures sanitaires imposées dans son pays pour lutter contre le COVID-19 aux pratiques nazies.


    La rabbine Tamarah Benima (Crédit : Malin G. Kundi/Wikimedia Commons via JTA)

    L’information a été officialisée le 9 novembre dernier dans un communiqué publié par le conseil rabbinique de ce groupe de coordination.

    Tamarah Benima, 71 ans, s’était attirée les foudres de plusieurs grandes organisations juives du pays après un discours prononcé en octobre dans la ville de Leeuwarden, dans le nord des Pays-Bas.

    Les personnes impliquées dans l’application des mesures de santé publique COVID-19 « ont les meilleures intentions », avait-elle déclaré, avant d’ajouter : « Mais en tant que juive, ce qui s’est passé dans l’Allemagne nazie est un avertissement pour moi. Ceux qui étaient au pouvoir avaient toutes les meilleures intentions du monde. Même lorsqu’ils ont déclaré que les Juifs représentaient un danger pour la santé publique et lorsqu’ils ont déclaré une guerre contre le ‘virus’ de l’époque. Ne jouez pas avec le feu en mettant à part des personnes de notre société comme ‘un danger pour la santé publique’, comme le fait régulièrement le ministre de la Santé Hugo De Jonge. »
    . . . . .
    « Je me suis élevée contre les discours et les pensées totalitaires. Je me suis élevée contre la nouvelle idéologie totalitaire woke, qui met en danger les Juifs et les non-Juifs », a-t-elle ajouté.

    Au quotidien De Telegraaf, Tamarah Benima a affirmé que de nombreuses personnes lui ont écrit pour la soutenir et la remercier pour ses commentaires. Selon elle, certains l’auraient même qualifiée d’héroïne.

    Les comparaisons entre les restrictions anti-COVID-19 et le nazisme ont largement proliféré ces derniers mois en Europe et au-delà. Le port d’étoiles jaunes lors de manifestations contre les mesures en Europe a suscité de vives condamnations de la part de groupes juifs.
    . . . . .
     #crise_sanitaire #sante #santé #coronavirus #sars-cov-2 #variant #covid #pandémie #vaccins #santé_publique #Pays_bas #Femme #nazisme #woke

  • Le passé trouble des liens entre l’aristocratie allemande et le parti nazi Robert Philpot - Time of Israel
    https://fr.timesofisrael.com/le-passe-trouble-des-liens-entre-laristocratie-allemande-et-le-par
    Des faits rapportés dans une réclamation d’indemnisation de la famille royale allemande pourraient relancer la polémique sur le rôle de la noblesse sous le régime de Hitler

    LONDRES – Aucun moment de l’histoire de la résistance allemande au nazisme n’a fait l’objet d’autant d’attention – ou n’a été autant mythifié – que le « complot de juillet » de 1944, lorsque la bombe du comte Claus von Stauffenberg a failli assassiner Adolf Hitler. Les conspirateurs, comme l’avait dit l’ancien chancelier allemand Helmut Kohl en 1994, étaient « les plus nobles et les plus grands » individus « qui aient jamais été produits dans l’histoire de l’humanité ».

    La bravoure de Stauffenberg et de ses compagnons de conspiration – et leurs origines aristocratiques – a cimenté dans l’imaginaire populaire l’idée selon laquelle la noblesse allemande était à l’avant-garde de l’opposition intérieure au national-socialisme.

    Mais, selon le Dr Stephan Malinowski, auteur de Nazis & Nobles : The History of a Misalliance, la réalité est un peu plus complexe. Non seulement l’écrasante majorité des conspirateurs ont apporté « une contribution substantielle à l’ascension de la dictature nazie », écrit-il, mais nombre de ceux qui ont tenté de tuer Hitler au cours de l’été 1944, alors que l’Allemagne se dirigeait vers la défaite, avaient eux-mêmes eu auparavant une relation profondément ambiguë avec le Troisième Reich.

    Le rôle des échelons supérieurs de la société allemande dans l’accession au pouvoir des nazis est un pan de l’Histoire souvent négligé et oublié.

    « Il est fascinant de constater que… nous avons des livres sur l’histoire de la paysannerie, des femmes et des commerçants, mais que très peu a été écrit sur la noblesse et sur ces familles encore très puissantes et très influentes », explique Malinowski dans une interview au Times of Israël . « C’est difficile à expliquer. »

    Le livre de Malinowski, qui vient d’être publié en anglais pour la première fois, arrive donc à point nommé. Les médias allemands se penchent actuellement sur les démarches juridiques entreprises par l’ancienne famille royale allemande pour réclamer une compensation pour les biens qui lui ont été confisqués par les Soviétiques après 1945.

    Mais pour que sa demande aboutisse, la famille Hohenzollern doit prouver que le prince héritier Wilhelm, fils du Kaiser qui s’est exilé à la fin de la Première Guerre mondiale, n’a pas apporté de « soutien substantiel » aux nazis.

    Malinowski, dont les recherches ont mis en évidence le soutien public du « petit Willie » aux premières mesures prises par les nazis contre les Juifs en Allemagne en mars 1933, est l’un des quatre experts chargés de fournir des avis confidentiels dans cette affaire.

    « Mon sentiment personnel est qu’en suscitant l’intérêt des historiens, la famille a ouvert une boîte de Pandore qu’elle pourrait, avec le recul, regretter. Ce que les historiens vont découvrir sur la famille après 1919 n’est pas très agréable », estime Malinowski.


    L’historien Stephan Malinowski, auteur de ‘Nazis & Nobles.’ (Crédit : Manfred Thomas/ Autorisation)

    Bien sûr, comme le dit Malinowski, la noblesse allemande n’était pas un groupe homogène, mais divisée selon des critères de richesse, de religion et de géographie. L’aristocratie catholique du sud, par exemple, s’est avérée bien plus insensible à l’appel des nazis que la noblesse protestante de Prusse. De même, la « petite noblesse » – ceux qui se situent aux échelons inférieurs de l’aristocratie sur le plan social et économique – a adopté le national-socialisme avec plus d’enthousiasme que la « grande noblesse », ancienne propriétaire terrienne et toujours immensément riche.

    Néanmoins, les haines partagées – et l’opportunité de gain personnel que les nazis leur faisaient miroiter – ont contribué à forger ce que Malinowski appelle une « mésalliance », terme aristocratique désignant un mariage scandaleux entre un membre de la noblesse et une personne de rang inférieur. Ces haines – vis-à-vis de Weimar et de sa démocratie, du libéralisme, de la gauche, de la classe moyenne supérieure, des intellectuels et des villes – étaient soudées par la « colle symbolique » d’un antisémitisme enragé.

    Au lendemain de la révolution de 1918, qui a renversé l’ordre social et politique de l’Allemagne impériale et inauguré la république démocratique de l’entre-deux-guerres, il n’y a pas eu de « Terrorisme rouge » dirigé contre la noblesse, comme celui qui sévissait alors en Russie.

    Mais la révolution a déclenché un processus crucial de déclin social et de radicalisation politique au sein d’une grande partie de l’aristocratie. La noblesse a subi des pertes concrètes de pouvoir et de statut.



    « Nazis & Nobles, » écrit par le docteur Stephan Malinowski. (Autorisation)

    Les « réseaux de vieux garçons » aux plus hauts niveaux de la fonction publique se sont effondrés et, surtout, le traité de Versailles a décimé le corps des officiers allemands, frappant particulièrement la petite noblesse. Sur les quelque 10 000 nobles qui avaient servi dans l’armée du Kaiser, seuls 900 environ ont trouvé un emploi dans la nouvelle Reichswehr.

    Parallèlement, la fuite du Kaiser et la fin de la monarchie laissent la noblesse à la dérive sur le plan idéologique, créant un vide symbolique et politique fatal. Ce vide a laissé l’aristocratie à la merci de la pensée radicale de la « Nouvelle Droite » des intellectuels de la classe moyenne, avec lesquels elle partageait le désir de renverser ce que l’un des leurs, l’avocat et journaliste Edgar Julius Jung, appelait le « règne des inférieurs » de la république démocratique.

    Les DAG de la guerre
    Principalement, mais pas exclusivement, issue des rangs de la petite noblesse, la Société noble allemande (DAG) – à laquelle appartenait, selon les estimations, un tiers de tous les aristocrates adultes à son apogée en 1925 – a à la fois illustré et contribué au processus de radicalisation. En 1919, la société a été la première organisation aristocratique à déclarer son désir de « se débarrasser de l’esprit juif et de sa culture ».

    Un an plus tard, alors que le futur président de Weimar, le maréchal général Paul von Hindenburg, occupait le poste de président d’honneur, la conférence annuelle de l’organisation a adopté un « paragraphe aryen » dans ses statuts excluant les futurs membres d’ascendance juive. Cette disposition fut rapidement étendue à l’adhésion de tout aristocrate qui « est ou était » marié à une personne qui n’était pas « racialement pure ». (Bien que les sociétés nobles catholiques aient tenu des débats similaires, les principales organisations telles que l’Association des aristocrates catholiques ont choisi de ne pas suivre l’exemple de la DAG).

    Les premières années de la République sont également marquées par la décision de commencer à compiler un registre de tous les membres de la noblesse éligibles sur le plan racial. Lors d’une conférence tenue en 1920, il a été décidé que pour être admis, un aristocrate devait fournir « une déclaration écrite selon laquelle le demandeur… n’a, à sa connaissance, aucun ou, tout au plus, un individu sémite ou de couleur parmi ses 32 ancêtres paternels ou maternels en ligne directe ou ceux de son conjoint ».



    Le président Paul von Hindenburg et Adolf Hitler en 1933. (Crédit : Bundesarchiv bild/via Wikimedia Commons)

    « Ce qui m’a frappé lorsque je me suis penché pour la première fois sur le sujet il y a une vingtaine d’années, c’est le degré et la rapidité avec lesquels la noblesse allemande, et notamment prussienne, s’était adaptée aux aspects raciaux et biologiques [de l’antisémitisme] », explique Malinowski. Ces débats, affirme-t-il, préfigurent à certains égards « la logique » appliquée dans les lois de Nuremberg. »

    Néanmoins, comme l’explique Malinowski, le discours national-socialiste sur la « révolution » et – pour ceux qui répondaient à ses critères raciaux stricts – sur une « Volksgemeinschaft » (ou « communauté nationale ») égalitaire « a dû paraître assez horrible aux oreilles des nobles » et le langage parfois « opaque » du parti sur la propriété a constitué un point de tension réel entre l’aristocratie et les nazis.

    Conscient du danger que représentent de tels sentiments lorsqu’il cherche à séduire les élites de la classe moyenne supérieure et de l’aristocratie, Hitler se veut rassurant en affirmant qu’il ne cherchera « jamais » à démanteler ou à confisquer les grands domaines et que la propriété privée est en sécurité entre ses mains.

    La méfiance, la suspicion et le ressentiment mutuels étaient également à la base des relations entre une aristocratie qui croyait en son droit inné à gouverner et la revendication véhémente du pouvoir exprimée par le mouvement nazi, composé essentiellement de membres issus de la classe moyenne inférieure. En 1932, par exemple, Hindenburg qualifia Hitler de « caporal bohémien » qu’il ne nommerait jamais chancelier, tandis que le chef nazi lui-même s’en prenait publiquement aux « dames et messieurs de haut rang qui appartiennent à une humanité complètement différente du fait de leur rang ».

    L’ennemi de mon ennemi…
    Mais pour autant, Malinowski estime que les affinités entre les nazis et les nobles – principalement leurs ennemis communs – l’emportaient finalement sur les différences. De plus, le succès d’Hitler aux élections de 1930 et 1932 a clairement montré que les nazis étaient les mieux placés pour combattre ces ennemis et aider l’aristocratie à remplacer Weimar par un État autoritaire dans lequel ils joueraient le rôle principal.



    Franz von Papen. (Crédit : Bundesarchiv bild/ via Wikimedia Commons)

    Leur attitude est résumée par Franz von Papen, qui, après son propre passage éphémère au pouvoir en 1932, persuade Hindenburg de nommer Hitler chancelier. Von Papen – « le plus puissant, le plus pompeux et le plus malavisé de tous les représentants de l’aristocratie allemande », selon les termes de l’auteur – a d’abord été vice-chancelier d’Hitler dans un cabinet qui ne comptait que trois nazis. Sa conviction que les vieilles élites avaient engagé le leader national-socialiste à leur service, et qu’il l’aurait bientôt « poussé si loin dans un coin qu’il grincerait », s’est avérée être l’une des erreurs les plus fatales et les plus tragiques de l’Histoire.

    La noblesse a applaudi la destruction de la gauche par les nazis – se sentant soulagée que, comme l’a dit le grand-duc Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin, Hitler ait « promu un état d’esprit nationaliste parmi de larges couches de la population qui, autrement, seraient tombées dans le camp marxiste ou communiste » – et a montré peu de scrupules à propos de leur persécution des Juifs. En fait, c’est tout le contraire.

    En 1933, par exemple, le DAG renforce une fois de plus sa clause aryenne, l’alignant ainsi sur les règles de pureté raciale des SS. Cette mesure a déclenché une vague d’expulsions d’aristocrates – et la colère des branches catholiques du sud de l’organisation – mais a suffisamment impressionné les nazis pour qu’elle soit autorisée à poursuivre ses activités dans l’État totalitaire en pleine émergence.

    « La notion populaire selon laquelle la noblesse cultivait des formes ‘modérées’ d’antisémitisme et laissait de côté les souches les plus brutales de l’idéologie, écrit Malinowski, n’est pas du tout étayée par les sources historiques. »

    La carotte, pas le bâton
    Ces affinités idéologiques avaient été renforcées par les gains matériels offerts par les nazis à la noblesse. Les purges dans les services civils et la vaste expansion dans les rangs de la Wehrmacht et chez les SS offraient des perspectives de carrière qui avaient disparu sous la république de Weimar.



    Adolf Hitler et le président Paul von Hindenburg lors de la Journée de Postdam, au mois de mars 1933. (Crédit : Bundesarchiv bild/ via Wikimedia Commons)

    Le prince Otto von Bismarck (petit-fils du chancelier allemand du même nom), par exemple, avait écrit avec excitation une lettre à sa mère, trois jours avant l’arrivée au pouvoir de Hitler, où il évoquait les nouvelles opportunités qui, pensait-il, se présenteraient bientôt à lui. Il devait ensuite connaître une ascension rapide dans le domaine de la diplomatie.

    Les quartiers de noblesse les plus modestes n’avaient pas été les seuls à embrasser avec enthousiasme les opportunités offertes par le Troisième Reich : Le prince Christoph von Hessen, qui avait rejoint le parti nazi en 1931 mais qui n’avait jamais été à l’université, s’était rapidement hissé à un poste de haut-fonctionnaire et il devait finir directeur de recherche au sein du ministère des Forces aériennes.

    L’aristocratie avait aussi épousé avec ferveur les ambitions impérialistes dans l’Est et, une fois la guerre enclenchée, elle avait commencé à exercer des pressions pour toucher sa part du butin. Des requêtes de terres ou de biens immobiliers gratuits avaient néanmoins été occasionnellement rejetées avec dédain.

    « Votre intention de reprendre possession de cette propriété sans un centime en échange ne me paraît guère satisfaisante », avait écrit sèchement Himmler à un certain Ludolf von Alvensleben au mois de septembre 1940.



    Le comte Albrecht von Bernstorff-Stintenburg. (Crédit : Domaine public)

    Malinowski estime que seule une petite partie de la noblesse – principalement composée de membres inférieurs de l’aristocratie qui s’étaient sentis désavantagés au niveaux social et économique sous la république de Weimar, mais pas seulement – avait rejoint le parti nazi.

    Toutefois, une « large majorité » avait apporté son soutien au régime. L’auteur utilise le terme de « collaboration » pour décrire le soutien apporté par les aristocrates à la coalition nazie conservatrice arrivée au pouvoir en 1933. Mais, note-t-il, et contrairement au gouvernement français en 1940, les collaborateurs issus de la noblesse n’avaient subi aucune pression – ils avaient tous été volontaires.

    La légende de la résistance
    Comme le souligne Malinowski, certains membres de l’aristocratie devaient servir Weimar avec loyauté et ils s’étaient opposés aux nazis dès le début. Le comte Albrecht von Bernstorff-Stintenburg, par exemple, qui ne cachait pas ses convictions de gauche, avait été renvoyé de son poste à l’ambassade allemande de Londres, en 1933, et il avait ensuite apporté son aide aux émigrants et aux réfugiés juifs. Arrêté en 1940, il avait été assassiné par les SS quelques jours avant la fin de la guerre. De tels exemples, explique l’auteur, sont néanmoins restés « extrêmement atypiques » dans la noblesse en général.

    Il n’est pas non plus possible, dit Malinowski, de retrouver un lien « décisif, ininterrompu » attestant d’une résistance des aristocrates face aux nazis qui aurait remonté à la république de Weimar et qui aurait connu son apogée avec l’explosion de la bombe de Stauffenberg. Tandis que ceux qui ont été à l’origine du complot méritent « le plus grand respect », ajoute-t-il, une majorité des conspirateurs appartenant à la noblesse avait soutenu l’arrivée de Hitler au pouvoir, en 1933.



    Claus von Stauffenberg, à l’extrême gauche, avec Hitler. (Crédit : Bundesarchiv bild/ via Wikimedia Commons)

    Le comte Fritz-Dietlof von der Schulenburg, un acteur déterminant de ce complot du mois de juillet, avait, par exemple, intégré le parti nazi en 1932 comme l’avaient fait, jusqu’au mois de janvier suivant, 16 autres membres de sa famille – et en 1945, d’une manière qui caractérise certains « clans » de l’aristocratie allemande, 41 membres de la famille Schulenberg étaient des adhérents du parti nazi. Stauffenberg lui-même avait formé des « chemises brunes » de 1930 à 1932 et il aurait pris la parole devant une foule de partisans de Hitler dans la soirée où ce dernier était devenu chancelier.

    Bien sûr, au vu de la capacité des nazis à étouffer toute opposition, un complot visant à éliminer Hitler et à renverser le régime, en 1944, ne pouvait venir que de l’intérieur des institutions du Troisième Reich lui-même, en particulier de la Wehrmacht.

    La « légende de la résistance » qui se rattache à la noblesse s’est révélée très tenace. Elle est apparue rapidement après la guerre, dans un discours prononcé par le président Theodor Heuss à l’occasion du dixième anniversaire du complot de juillet, en 1954 – une allocution dans laquelle il avait déclaré que « l’aristocratie chrétienne de la nation allemande » avait été une composante déterminante de cette conspiration.

    Cette légende a été, de plus, « l’un des récits les plus importants sur lequel l’identité politique toute entière de l’État d’Allemagne de l’ouest a été fondé », écrit Malinowski. Il estime que la culpabilité allemande, dans l’après-guerre – ce sentiment que tout, dans le passé, avait « dépassé l’horreur » – avait entraîné le désir de créer un modèle positif, un « garde-corps auquel s’accrocher » alors même que le pays cherchait à se construire une nouvelle identité positive.

    Dans ce contexte, Malinowski le reconnaît, un grand nombre n’avaient pas souhaité se pencher de trop près sur les antécédents et sur les actions passées de certains des comploteurs.



    Martin Bormann, Hermann Göring et Bruno Loerzer dans la salle de conférence endommagée de Hitler, le 20 juillet 1944. (Crédit : Bundesarchiv bild)

    Malheureusement pour la famille Hohenzollern et ses initiatives visant à obtenir des indemnités pour les trésors royaux saisis en 1945 dans l’Est de l’Allemagne, les actions du prince semblent sans équivoque.

    Enthousiasmé très tôt par la « brutalité ingénieuse » de l’Italie fasciste, il avait exhorté Hindenburg à utiliser la « force impitoyable » pour « éliminer » les gêneurs politiques et, dans une lettre adressée à Hitler, il avait salué son « mouvement merveilleux ».

    En 1932, le prince avait ouvertement apporté son soutien à Hitler face à Hindenburg pour les élections présidentielles et, une fois les nazis au pouvoir, il avait pris part aux cérémonies de la « Journée de Potsdam » qui avaient été organisées au mois de mars 1933. Cet événement auquel avait assisté Hindenburg, écrit Malinowski, avait représenté « une propagande réussie pour le régime » qui, en parvenant à convaincre que le Troisième Reich saurait maintenir et respecter « le meilleur des traditions prusses », avait aidé à persuader les membres conservateurs du Reichstag de voter pour la législation qui devait finalement entraîner la destruction de la démocratie allemande.



    Georg Friedrich Ferdinand, Prince de Prusse avec son épouse Sophie en 2011 ? (Crédit : Wikimedia commons/ CC BY-SA 4.0/ Rainer Halama)

    Le prince – qui était apparu en public à plusieurs occasions en portant un brassard à croix gammée et qui, en 1933, avait écrit à des amis américains en niant toute persécution nazie à l’encontre des Juifs – n’avait pas été le seul, au sein de sa famille, à offrir son soutien à Hitler. Son frère, le prince August Wilhelm von Preussen, avait adhéré au parti et il faisait des apparitions lors de ses rassemblements.

    De tels soutiens – tous comme ceux offerts par d’autres membres de la haute noblesse – avaient aidé à donner une image plus acceptable et respectable aux nazis dans les cercles conservateurs.

    Les actions du prince ont-t-elles constitué un « soutien substantiel » ? Son arrière-petit-fils, Georg Friedrich Prinz von Preussen, a déclaré au mois de mars au New York Times que si le prince avait assurément manqué de « force morale et de courage », il n’était pas sûr néanmoins que ce comportement s’était apparenté à un « soutien substantiel ».

    Les historiens eux-mêmes sont largement en désaccord avec la famille. La décision finale en reviendra aux juges – qui ont été aux prises avec des milliers d’autres dossiers de ce type au cours des deux dernières décennies.

    Malinowski, de son côté, a peu de doute. « S’il ne s’agit pas là d’un soutien substantiel, alors je ne sais pas comment on peut définir cette formule », s’exclame-t-il.

    Cette affaire pourrait toutefois avoir une signification bien plus large que la famille Hohenzollern, ses peintures, ses livres et ses porcelaines, estime Malinowski.

    « Je pense que c’est une chance qui nous est offerte de redécouvrir la constellation en 1933 – la coalition entre les conservateurs et les nazis, et la responsabilité politique qui est intervenue dans la fabrication du Troisième Reich. Une relecture des faits très intéressante, réalisée à travers cette famille et ses pairs, à partir d’un point de vue qui a rarement été examiné », continue-t-il.

    #allemagne #résistance au #nazisme de la #noblesse_allemande #aristocratie #prusse #von_stauffenberg #adolf_hitler #noblesse #aristocratie #dictature #hohenzollern #collaboration #juifs #antisémitisme #races #national-socialisme #Weimar #DAG #hindenburg #butin #hohenzollern #haute_noblesse

    • Manquent pas d’air les hohenzollern !
      Les médias allemands se penchent actuellement sur les démarches juridiques entreprises par l’ancienne famille royale allemande pour réclamer une compensation pour les biens qui lui ont été confisqués par les Soviétiques après 1945.

  • Bundesarchiv - Mitgliederverzeichnis der DAP und der NSDAP
    https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/AETKXV4LUFWHYHOHNHRWNBCWSF6QFX5Z


    Si tu veux savoir si Papi était membre, il faudra te rendre à Berlin-Lichterfelde.

    Archivaliensignatur: Bundesarchiv, BArch NS 26/230
    Kontext: Hauptarchiv der NSDAP >> NS 26 Hauptarchiv der NSDAP >> Aufgaben des Hauptarchivs >> Sammlungen
    Laufzeit: 1919-1921
    Provenienz: Hauptarchiv der NSDAP, 1934-1945 A
    rchivalientyp:
    Schriftgut
    Sprache der Unterlagen: deutsch
    Digitalisat im Angebot des Archivs: kein Digitalisat verfügbar
    Bestand: BArch NS 26 Hauptarchiv der NSDAP
    Online-Findbuch im Angebot des Archivs: https://invenio.bundesarchiv.de/basys2-invenio/direktlink/64925646-d0c5-4437-8ad2-ee9dc0bbb216
    Rechteinformation: Rechteinformation beim Datenlieferanten zu klären.
    Letzte Aktualisierung: 01.10.2021, 14:33 Uhr

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fische_Hauptkadettenanstalt

    #nazis #archives #data

  • Streit um eine Straße: Robert Rössle – Held der Medizin oder Naziverbrecher?
    https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/streit-um-eine-strasse-robert-roessle-held-der-medizin-oder-naziver

    15.20.2021 von Anja Reich und Wiebke Hollersen - Ute Linz sagt, sie sei zufällig auf Robert Rössle gestoßen. Sie las seinen Namen auf Briefen von Kollegen aus Berlin. Linz ist Mikrobiologin. Ihr Forschungszentrum in Jülich bei Aachen bekam oft Post aus der Robert-Rössle-Straße in Berlin. Sie wurde neugierig, wollte wissen, wer der Mann war.

    Es sei so was wie ihr Hobby, sagt sie, sich zu fragen, warum eine Schule oder eine Straße einen bestimmten Namen trägt. Und es erschrecke sie oft, wie wenig Leute es wissen. „Wenn ich tagein, tagaus da rumlaufe, muss ich mich doch mal fragen, wer war das eigentlich.“

    Ute Linz war nie durch die Straße gelaufen, als sie zum ersten Mal nach dem Namen Robert Rössle suchte. Mehr als zehn Jahre sei das jetzt her, sagt sie. Rössle war Mediziner, las sie auf Wikipedia, ein Pathologe. Er hatte im Kaiserreich geforscht. Und unter den Nationalsozialisten. Ute Linz fand schnell einen anderen Namen in der Biografie von Rössle, der sie stutzig werden ließ: Karl Brandt. Auch er war Arzt. Und wie sie wusste ein Naziverbrecher, der bei den Nürnberger Ärzteprozessen zum Tode verurteilt und 1948 hingerichtet worden ist, wegen seiner Beteiligung an Krankenmorden und Menschenversuchen. Robert Rössle, so hieß es, sei Mitglied in einer Kommission von Brandt gewesen.

    Das kann doch eigentlich nicht sein, dass nach so jemandem in Berlin eine Straße benannt ist, dachte Ute Linz.
    Aussagen zur Eugenik in Rössles Büchern

    Sie sitzt am Esstisch ihres Hauses in Marzahn-Hellersdorf, das man eher in Steglitz oder am Wannsee vermuten würde. Bauhaus, 1931, viele Originaldetails. Seit acht Jahren lebt Ute Linz im Berliner Osten. Ihr Mann, der in diesem Jahr gestorben ist, und sie haben das Haus gefunden, aufwendig restauriert, es steht unter Denkmalschutz. Vor ihr in der großen Küche steht ihr Laptop, auf dem sie Tausende Seiten Sektionsprotokolle, Akten und Briefe gespeichert hat, die sie in den letzten Jahren zusammengetragen hat. Ihre Unterlagen zum Fall Robert Rössle.

    Das ist es inzwischen. Ein Fall. Ute Linz fordert, dass die Robert-Rössle-Straße umbenannt wird. Sie hat damit eine Debatte ausgelöst, die seit fünf Jahren den Bezirk Pankow beschäftigt. Es gab Kommissionen, Anhörungen, Stellungnahmen. Nun soll endlich eine Entscheidung fallen – bis Ende des Jahres, heißt es im Bezirk.

    Straßenumbenennungen sind ein emotionales, hochumstrittenes Thema in Berlin. Und diesmal geht es nicht um Kolonialismus, nicht um die DDR, sondern um den Nationalsozialismus, die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte. Aber die Wahrheit zu finden, 76 Jahre nach Ende der Diktatur, ist kompliziert. In einer Zeit, in der nur noch wenige Zeitzeugen leben, 100-jährige KZ-Aufseher vor Gericht gestellt werden, ihre längst verstorbenen Befehlshaber oft ohne Strafe davongekommen sind und immer wieder Forderungen laut werden, einen Schlussstrich zu ziehen, dieses Kapitel zu schließen. Vergangen, verarbeitet, vorbei?

    Noch in Jülich ließ sich Ute Linz über die Fernleihe der Institutsbibliothek alte Arbeiten von Robert Rössle kommen, um nachzulesen, was er geschrieben hat. Sie fand Aussagen zur Eugenik, zur sogenannten Rassenhygiene, einer Lehre, auf die sich die Nazis später berufen hatten, die sie beunruhigten. Sie dachte wieder: Das geht doch eigentlich nicht, recherchierte, trug Material zusammen, machte ihre Erkenntnisse bekannt, warb für ihr Anliegen, die Umbenennung. Für sie wurde der Fall immer klarer.
    Die schönste Straße in Buch

    Aber ist er das wirklich? Inzwischen haben sich auch andere Menschen intensiv mit den Schriften und dem Wirken von Rössle und seiner Rolle im Nationalsozialismus befasst, darunter der ehemalige DDR-Bürgerrechtler und Molekularbiologe Jens Reich oder der FU-Medizinhistoriker Udo Schagen. Sie sind Mitglieder der Historischen Kommission am Campus Buch und zu anderen Einschätzungen gelangt. Bei den Nachforschungen ist etwa eine Freundschaft mit Rössles ehemaligem jüdischen Schüler Arnold Strauß ans Licht geraten. Strauß musste vor den Nazis fliehen, blieb aber Rössle bis zu dessen Tod 1956 eng verbunden. Die Tochter von Strauß verfolgt die Umbenennungsdebatte aus den USA mit großem Erstaunen.

    Die Robert-Rössle-Straße liegt in Buch, sie ist 600 Meter lang, zur Hälfte Straße, zur Hälfte Fußweg. Sie beginnt an der Karower Chaussee, an der Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg, und endet an einem Torbogen, dem Eingang zum Campus Buch, auf dem auch das Max-Delbrück-Centrum liegt. Im Tor ist ein Café untergebracht, man kann auch draußen sitzen, in der Herbstsonne Kaffee trinken. Die Robert-Rössle-Straße sei für sie die schönste Straße in Buch, sagt Renate Jordan, eine Anwohnerin, die wir auf der Straße treffen. Weil am Ende der Straße der Campus liegt. Abends sind die neuen Gebäude beleuchtet, tagsüber sieht man junge Forscherinnen und Forscher aus aller Welt auf das Gelände strömen.

    Die Straße hat nur 22 Hausnummern, aber Tausende Menschen wohnen oder arbeiten hier. Den Namen Robert Rössle trägt sie seit 1974. Schon vorher hatte die DDR ein Klinikum in Buch nach dem Pathologen benannt. Renate Jordan lebt seit den 1970er-Jahren in der Robert-Rössle-Straße, sie hat auf dem Campusgelände als Krankenschwester gearbeitet.

    Wer war dieser Rössle? Ein Mediziner, Pathologe, viel mehr wusste Renate Jordan nicht über ihn, sagt sie. Auf einem Schild über dem Straßennamen steht: „Pathologe und Publizist, zuletzt an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig“.

    In Buch sei „eine gewisse Unruhe“ aufgekommen, als sich herumsprach, dass über den Namen der Rössle-Straße debattiert wird, dass eine historische Kommission Nachforschungen anstellte. Das sagt Volker Wenda vom Bucher Bürgerverein. In Buch sei seit Jahrzehnten keine Straße umbenannt worden, auch nach der Wende nicht.

    Im Dezember 2019 fand in Buch eine Bürgerversammlung statt, bei der die historische Kommission vom Campus Buch und Ute Linz ihre unterschiedlichen Einschätzungen vortrugen. Der Bürgerverein positionierte sich: gegen die Umbenennung. Es sei gut, dass man sich mit Rössles Rolle im Nationalsozialismus befasst habe, sagt Volker Wenda. Aber die Erkenntnisse rechtfertigten es nicht, den Namen aus dem Straßenbild zu streichen. „Es ist ein Eingriff in diese Gemeinschaft, der von außen kommt und unbegründet ist.“
    Karriere in fünf deutschen Systemen

    Robert Rössle war ein Mediziner, der in fünf deutschen Systemen geschätzt und geachtet wurde. Er kam 1876 in Augsburg zur Welt. Seine Karriere begann im Kaiserreich, er habilitierte sich 1904 in Kiel, ging nach München, Jena. Sein Aufstieg fiel in die Zeit der Weimarer Republik. Er wurde Ordinarius in Basel, forschte zu Allergien, Leberzirrhosen, Entzündungsvorgängen im Körper.

    1929 folgte der Ruf an die Charité, das wichtigste deutsche Universitätskrankenhaus. Höher konnte ein Mediziner seiner Zeit nicht aufsteigen. Rössle war 53 Jahre alt und hatte alles erreicht. Den Lehrstuhl für Pathologie und den Posten als Direktor des Pathologischen Instituts in Berlin. Das Institut der Legende Rudolf Virchow.

    Rössle blieb unter den Nationalsozialisten auf seinem Posten und hielt ihn auch darüber hinaus, bis 1948. Danach arbeitete er noch vier Jahre am Wenckebach-Krankenhaus in West-Berlin. Er wurde nicht nur im Osten, sondern auch im Westen verehrt, hat mitten im Kalten Krieg sowohl den Nationalpreis der DDR als auch das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Der Medizinhistoriker Udo Schagen von der Freien Universität bezeichnet ihn als einen großen deutschen Pathologen und Forscher.

    Ein Held der Vergangenheit, dessen dunkle Seite übersehen, gar verschwiegen wurde? Einer von viel zu vielen, deren Beteiligung am verbrecherischen System der Nationalsozialisten erst viel zu spät aufgearbeitet wird?

    Es sind oft Bürgerinnen und Bürger, die Recherchen anstoßen, die niemand vor ihnen unternehmen wollte. Die genau hinschauen, fragen: Was hat diese Person eigentlich damals gesagt, gedacht, getan?
    Ein Familiengeheimnis wird entdeckt

    Mitunter gibt es einen persönlichen Bezug, ein Familiengeheimnis, das den Anlass dafür gibt, in jene Zeit einzutauchen, über die die Eltern oder Großeltern nicht reden wollten. So war es auch bei Ute Linz. Kurz bevor sie mit der Rössle-Recherche begann, fand sie heraus, dass ihre Großmutter von den Nationalsozialisten ermordet worden war. 70 Jahre nach dem Tod der Oma erfuhr sie das erst. Von ihrem Großvater, der zur gleichen Zeit verschollen ist, weiß Linz bis heute nicht, wie er gestorben ist. Ihre Eltern haben unter Hitler bei der Deutschen Reichsbahn in Warschau gearbeitet. Sie waren für die Lebensmittelversorgung von Zwangsarbeiterinnen zuständig. Auch darüber wurde wenig gesprochen.

    Das Schweigen in der Familie, das kennt auch Jens Reich, dessen Vater an der Ostfront Sanitätsarzt war, erzählt er uns im Interview. Und sogar Margaret Travers, die Tochter des jüdischen Rössle-Schülers Arnold Strauß, die wir in Massachusetts anrufen. Ihr Vater hat die Nazis gehasst, aber nie darüber gesprochen, dass er ihretwegen ins Exil in die USA fliehen musste, sagt sie. Lange Zeit wusste sie nicht einmal, dass er Jude war, dass sich seine Eltern in Den Haag das Leben genommen haben, um der drohenden Deportation zu entgehen.

    Ute Linz’ Suche nach den Spuren von Robert Rössle, so scheint es, löst eine ganze Lawine an neuen Nachforschungen, neuen Erkenntnissen aus, nur mit der Umbenennung der Straße in Berlin-Buch geht es nicht voran.

    An ihrem Küchentisch in Kaulsdorf erzählt uns Ute Linz von Archivbesuchen und Diskussionsveranstaltungen, von den Mails, die sie an die Bezirksverordneten in Pankow gesendet hat. Manchmal vergeblich, niemand lud sich ihr Material herunter, las in den Unterlagen nach. Enttäuscht und erschüttert sei sie, sagt Linz, bezeichnet ihre Kollegen vom Max-Delbrück-Centrum als „rückwärtsgewandt“, wirft dem Bezirk vor, die Entscheidung herausgezögert zu haben. Mindestens in diesem Jahr, dem Wahljahr.

    Buch gehört zum Wahlkreis Pankow 1, in dem die AfD bei der Abgeordnetenhauswahl vor fünf Jahren noch stärkste Partei geworden war und das Direktmandat geholt hatte, mit 22,4 Prozent. Die Befürchtung, die AfD könne die Diskussion um Rössle für sich nutzen, war der Grund, warum der Bezirk die Entscheidung erst nach der Wahl treffen wollte. Diesmal verlor die Partei 8,6 Prozentpunkte und kam nur noch auf Platz drei, das Direktmandat holte der Kandidat der CDU.

    Ist es auch ein Ost-West-Konflikt?

    Der Widerstand kommt eher von einer Seite, mit der Ute Linz nicht gerechnet hat. Sie sagt, Jens Reich, der Bürgerrechtler, habe einmal zu ihrem Mann gesagt: „Was Sie machen, ist Rache an der DDR.“

    Der Fall Rössle – ist das auch ein Ost-West-Konflikt?

    Es geht, das begreifen wir bei unseren Gesprächen, um die Vergangenheit eines Mediziners im Nationalsozialismus, um die Frage, wie viel Widerstand man in einer Diktatur leisten kann und muss, aber es geht auch um einen Namen, der in der DDR für ein wichtiges Klinikum stand. Die Robert-Rössle-Klinik in Buch war das modernste Krebsforschungszentrum der Welt, bedeutende Wissenschaftler arbeiteten hier, viele verloren nach der Wende ihre Arbeit. Die Klinik trägt diesen Namen schon seit Jahren nicht mehr. Nun soll er auch noch auf dem Straßenschild verschwinden.

    In den kommenden Wochen werden wir in einer Serie in der Berliner Zeitung in ausführlichen Interviews und weiteren Texten alle Seiten des Falls Robert Rössle ergründen. In der zweiten Folge am 19. Oktober: Eine Frau geht einem schrecklichen Verdacht nach.

    #Berlin #Buch #histoire #nazis #médecins #Robert-Rössle-Straße

  • Akten der Nürnberger Prozesse online veröffentlicht
    https://www.heise.de/news/Akten-der-Nuernberger-Prozesse-online-veroeffentlicht-6206978.html

    3.10.2021 von André Kramer - Zum 75. Jahrestag des Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs hat die Universität Stanford die historischen Akten dieses Prozesses digitalisiert und online öffentlich zur Verfügung gestellt. Vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 mussten sich führende Vertreter des nationalsozialistischen Regimes vor einem internationalen Militärgericht verantworten. Zu den 24 Hauptangeklagten gehörten Hermann Göring, Rudolf Heß, Joachim von Ribbentrop, Wilhelm Keitel und Karl Dönitz.

    Das Material stammt aus dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Das Holocaust-Gedenkmuseum der Vereinigten Staaten in Washington hat die Dokumente digitalisiert. Die Universität Stanford hat die Akten per Texterkennung durchsuchbar gemacht und in Typen von Dokumenten wie Anklagepunkte, Schlussplädoyer, Gnadengesuch oder Zeugenlisten eingeteilt.

    Die Akten der Hauptangeklagten stehen online. Hier: Göring, Heß, von Ribbentrop, Keitel (vordere Reihe von links), Dönitz, Raeder, von Schirach und Sauckel (dahinter).

    (Bild: National Archives and Records Administration)
    Über 5000 Akten stehen online

    Rund 20 Jahre hat es gedauert, um 5215 Akten zu digitalisieren. Insgesamt kommen etwa 270.000 einzelne Seiten zusammen, die 50 Terabyte belegen. Etwa zwei Drittel der Akten sind in deutscher Sprache gehalten. Darüber hinaus enthält das Archiv 75 Jahre alte, restaurierte Audioaufnahmen aus Nürnberg.

    Die Sammlung ist unter dem Namen „Taube Archive of the International Military Tribunal (IMT) at Nuremberg (1945-1946)“ einsehbar. Akten wie das Schlussplädoyer von Wilhelm Keitel, Generalfeldmarschall des Oberkommandos der Wehrmacht, lassen sich dort ohne Anmeldung einsehen und im Volltext durchsuchen.

    David Cohen, Professor und Direktor des Lehrstuhls für Menschenrechte und internationale Justiz in Stanford, sagte der Tagesschau, er sei der Meinung, die Dokumente sollen nicht in einem Archiv bleiben: „Wir müssen uns die heutigen technischen Möglichkeiten zunutze machen, um ein viel breiteres und ein globales Publikum zu erreichen.“
    Weitere Veröffentlichungen geplant

    Über die Prozessakten hinaus plant die Forschergruppe, weitere 1000 Stunden Audio- und sechs Stunden Filmmaterial zu ergänzen. Sie enthalten Mitschnitte des Gerichtsverfahrens gegen die 24 Hauptangeklagten. Diese Aufnahmen sollen Mitte 2022 folgen.

    Zum ersten Mal in der Geschichte stand die gesamte Regierung eines Landes unter Anklage und musste sich anhand ihrer eigenen Dokumentation verantworten. Zwischen 1945 und 1949 fanden noch weitere Prozesse vor dem Internationalen Militärgerichtshof statt, zwölf sogenannte Nürnberger Nachfolgeprozesse, unter anderem gegen Ärzte, den Flick-Konzern, die I.G. Farben, Generäle Südosteuropas und das Oberkommando der Wehrmacht. Die Akten der Nachfolgeprozesse sind noch nicht im Archiv enthalten, sollen aber in Zusammenarbeit mit der Universität Erlangen-Nürnberg digitalisiert und ebenfalls online gestellt werden. (akr)

    #fascisme #nazis #justice #histoire #source_digitale

  • Rücksichtslos vernichtet - Babi Jar.
    https://www.jungewelt.de/artikel/411399.schoah-r%C3%BCcksichtslos-vernichtet.html

    Vor der Erschießung mussten die Kiewer Juden ihren Besitz abgeben und sich entkleiden. Das Mitglied einer deutschen Propagandakompanie Johannes Hähle fotografierte in der Schlucht von Babi Jar einige Tage nach dem Massaker die Bekleidung der Opfer
    ...
    Vor 80 Jahren verübten die Nazis in der Nähe von Kiew das größte Massaker des Zweiten Weltkriegs
    ...
    Über den Ablauf des Massenmordes berichteten die Täter in der »Ereignismeldung UdSSR Nr. 106« nach Berlin: »Einmal auf Grund der wirtschaftlichen Besserstellung der Juden unter bolschewistischer Herrschaft und ihrer Zuträger- und Agentendienste für das NKWD, zum anderen wegen der erfolgten Sprengungen und der daraus entstandenen Großfeuer, war die Erregung der Bevölkerung gegen die Juden außerordentlich groß. Hinzu kommt, dass Juden sich nachweislich an der Brandlegung beteiligt hatten. Die Bevölkerung erwartete deshalb von den deutschen Behörden entsprechende Vergeltungsmaßnahmen. Aus diesem Grunde wurden in Vereinbarung mit dem Stadtkommandanten sämtliche Juden Kiews aufgefordert, sich am Montag, den 29.9. bis 8.00 Uhr an einem bestimmten Platz einzufinden. Diese Aufrufe wurden durch die Angehörigen der aufgestellten ukrainischen Miliz in der ganzen Stadt angeschlagen. Gleichzeitig wurde mündlich bekanntgegeben, dass sämtliche Juden Kiews umgesiedelt würden.

    In Zusammenarbeit mit dem Gruppenstab und zwei Kommandos des Polizeiregiments Süd hat das Sonderkommando 4 a am 29. und 30.9. 33.771 Juden exekutiert. Geld, Wertsachen, Wäsche und Kleidungsstücke wurden sichergestellt und zum Teil der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, U. S.) zur Ausrüstung der Volksdeutschen, z. T. der kommissarischen Stadtverwaltung zur Überlassung an bedürftige Bevölkerung übergeben. Die Aktion selbst ist reibungslos verlaufen. Irgendwelche Zwischenfälle haben sich nicht ergeben. Die gegen die Juden durchgeführte ›Umsiedlungsmaßnahme‹ hat durchaus die Zustimmung der Bevölkerung gefunden. Dass die Juden tatsächlich liquidiert wurden, ist bisher kaum bekanntgeworden, würde auch nach den bisherigen Erfahrungen kaum auf Ablehnung stoßen. Von der Wehrmacht wurden die durchgeführten Maßnahmen ebenfalls gutgeheißen. Die noch nicht erfassten bzw. nach und nach in die Stadt zurückkehrenden geflüchteten Juden werden von Fall zu Fall entsprechend behandelt.«¹

    Der Bericht verdeutlicht, dass sich die Täter der Tragweite des Verbrechens in jeder Hinsicht bewusst waren und sie für ihre Taten Lob erwarteten, lief die Aktion aus Sicht der Nazis doch reibungslos ab.

    https://www.librarian.be/pdf/arturoui.pdf

    Epilog

    Ihr aber lernet, wie man sieht statt stiert
    Und handelt, statt zu reden noch und noch.
    So was hätt einmal fast die Welt regiert!
    Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
    Daß keiner uns zu früh da triumphiert –
    Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!

    Bert Brecht, Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui

    #génocide #nazis #shoa #histoire

  • Irmgard Furchner, 96 ans, ancienne secrétaire du camp du Stutthof en Pologne, a fui avant son procès. La question de la responsabilité des exécutant·es du régime nazi reste passionnante.

    Der Prozess gegen eine 96-Jährige frühere KZ-Sekretärin im schleswig-holsteinischen Itzehoe droht zu platzen, noch bevor er begonnen hat. Die Angeklagte, der Beihilfe zum Mord in mehr als 11.000 Fällen vorgeworfen wird, erschien am Donnerstagmorgen nicht vor Gericht.
    [...]
    Der Angeklagten wird vorgeworfen, als ehemalige Sekretärin im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig als Sekretärin des KZ-Kommandanten dazu beigetragen zu haben, dass während ihrer Zeit als dortige Angestellte zwischen 1943 und 1945 mehr als 11.000 Menschen ermordet wurden.

    https://taz.de/Verzoegerung-bei-Gerichtsprozess/!5804982
    #nazisme #camp_d'extermination #Stutthof #justice #éthique #Irmagard_Furchner
    @klaus

  • Streit über Stolpersteine : »NS-Opfer und Täter lassen sich oft nur schwer definieren« – wer verdient eine Anerkennung ?
    https://www.spiegel.de/geschichte/stolpersteine-wer-verdient-eine-ehrung-als-ns-opfer-a-1c021711-113b-40fc-bbd

    Cet article dans l"hebdomadaire Der Spiegel porte un sous-titre infâme qui sous entend une course des victimes nazis à une récompence sous forme de pavé commémoratif "Stolperstein". "Récompense" est la traduction de "Anerkennung". Le texte par contre contient des informations intéressantes sur le projet de mémoire collective le plus important d’Allemagne.

    Alors qu’il y a prèsque 10.000 Stolpersteine à Berlin l’ancienne capitale du mouvement nazi Munich n’a autorisé aucun pavé commémoratif dans l’espace public.

    Avec son projet "Stolpersteine" l’artiste Gunter Demnig génère des revenus de 60.000 Euros par mois. Son objectif commercial est le chiffre de 75.000 Euros mensuels. Cette somme correspond à 750 pavés commmémoratifs pour des victimes des nazis. A partir de son action artistique initiale s’est développé un réseau de groupes de soutien iinternational qui identifient les victimes et leurs histoires afin de déposer les demandes d’autorisation nécessaire auprès des municipalités et de trouver les fonds nécessaires pour l’intervention de l’artiste.

    Gunter Demnig n’est ni historien ni fonctionnaire d’une organisation d’anciens persécutés. Chez iui on est facilement admis dans le cercle des victimes nazies. Ce caractère ouvert lui vaut la critique d’associations dont le modèle d’affaire ressemble au sien. On n’apprécie guère que d’autre victimes des nazis viennt contester l’exclusivité du panthéon et de son gardien d’entrée à Yad Vashem.

    Gunter Demnig préfère ne pas perdre son temps avec des discussions. Il veut poser ses pavés dans la mémoire publique des villes et compter son argent. C’est une position qu’il a conquis avec beaucoup de persistene et de travail, et personne ne lui disputera son succès.

    24.09.2021, von Isabel Metzger, - Gunter Demnig ist unterwegs. Am Telefon rauscht im Hintergrund die Autobahn. »Geht’s auch eine halbe Stunde später?« fragt der 73-Jährige. Gerade war er noch in Bensheim, verlegte Stolpersteine an der Darmstädter Straße. Zuvor fuhr er nach Serbien und setzte 22 Steine, »die ersten im Land«, sagt Demnig.

    Seit rund 25 Jahren verlegt der Kölner Bildhauer Stolpersteine. Damit will Demnig an NS-Opfer erinnern: »Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden«, ist auf der Seite seiner Stiftung zu lesen.

    Doch wenn es um die Biografien einzelner Menschen geht, kann es heikel werden. Ein Auftrag aus Luxemburg sorgte in diesen Tagen für Aufruhr. Denn in der Gemeinde Junglinster sollten 15 Stolpersteine im Boden versenkt werden: vier für Juden – und elf für Zwangsrekrutierte. Gemeint sind Luxemburger, die während des Nationalsozialismus zwangsweise eingezogen wurden und teilweise in der Wehrmacht mitkämpften. Alle elf Soldaten starben im Krieg, andere Zwangsrekrutierte überlebten. In den Achtzigerjahren zahlte die Bundesrepublik Entschädigungen, als Zeichen der Anerkennung. Für Demnig ist daher klar: »Die elf waren NS-Opfer, für mich gibt es da keinen Unterschied.«
    »Vermischung von unterschiedlichem Leid«

    Ist da wirklich kein Unterschied? Kritiker sprachen von »Gleichmacherei«: Als Vertreterin der jüdischen Gemeinschaft fühle sie »Befremdung«, sagte Claude Wolf, Präsidentin des »Comité pour la mémoire de la Deuxiéme Guerre Mondiale«, dem luxemburgischen Portal reporter.lu. Die »Vermischung von unterschiedlichem Leid« bereite ihr Sorgen.

    Auch Jens-Christian Wagner, Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, lehnt Stolpersteine für Zwangsrekrutierte ab: »Wehrmachtskämpfer und Menschen, die in Gaskammern ermordet wurden, werden hier gestalterisch auf eine Stufe gestellt«, sagte er dem SPIEGEL. »Das ist geschichtsvergessen.«

    Demnig kennt diese Diskussionen: Die Definition von NS-Opfern ist umstritten. Wer einen Stolperstein im öffentlichen Raum bekommt und wer nicht, entscheiden die Kommunen. Sie urteilen unterschiedlich streng. So lag Demnig im Streit mit der Stadt Hannover, als er vor zehn Jahren einen Stolperstein für Walter Sochaczewski verlegen wollte. Weil der jüdische Kinderarzt bereits 1936 emigriert war, lehnte Hannover zunächst ab: Der Arzt habe den Holocaust überlebt, Stolpersteine seien allein Todesopfern vorbehalten. Nach Protesten lenkte die Stadt schließlich ein.

    Augsburg wies 2017 aus ähnlichen Gründen acht Anträge auf Stolpersteine zurück. Darunter befanden sich NS-Gegner wie Maria Pröll, die durch Luftangriffe ums Leben kam. Andere starben durch Krankheit. Stolpersteine sollten ausschließlich als Gedenkzeichen für »die von den Nationalsozialisten ermordeten und in den Tod getriebenen Opfer verlegt werden«, lautete die Begründung, wie die »Süddeutsche Zeitung« berichtete.
    Stolpersteine sind nicht überall erlaubt

    In München darf Demnig Stolpersteine generell nur auf privatem Grund verlegen, auf öffentlichem Grund verbot sie der Stadtrat. Für die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern hatte Präsidentin Charlotte Knobloch kritisiert, Passanten würden auf die Steine treten und »achtlos über sie hinweggehen«. Bis heute sind im öffentlichen Raum nur Stelen oder Gedenktafeln erlaubt.

    In Städten wie Hamburg, sagt Demnig, sei es für ihn einfacher, der Opferbegriff weniger eng gefasst. Dort befinden sich unter den heute mehr als 6000 Stolpersteinen auch weniger eindeutige Fälle wie Emigranten sowie Kriegsbeteiligte. Otto Röser etwa wurde 1935 verhaftet wegen »Vorbereitung zum Hochverrat«, so heißt es in der damaligen Gerichtsbegründung. Später kämpfte Röser in der »Bewährungstruppe 999«; sie wurde aus »wehrunwürdigen« Häftlingen gebildet, denen ansonsten die Deportation in ein KZ drohte.

    Wahrscheinlich, heißt es in der Datenbank der »Stolpersteine Hamburg«, starb er bei einem Einsatz des Bataillons. Ist Röser ein Opfer oder ein Täter?

    »NS-Opfer und Täter lassen sich oft nur schwer definieren«, sagt Jens-Christian Wagner. »Es ist eine Grauzone, die sich mit Stolpersteinen nicht darstellen lässt.« Wer aber entscheidet, ob ein Mensch die Bezeichnung »Opfer« verdient? Bislang gibt es kein deutschlandweit einheitliches Verfahren, keine gemeinsamen Kriterien, um Stolpersteine zu beantragen.
    »Ich bin kein Weltverbesserer«

    Finanziert wird das Projekt über Patenschaften. Ein Stein kostet 120 Euro, im Ausland zwölf Euro mehr. Meistens, erklärt Demnig, kommen Bewohner oder Nachfahren von NS-Opfern auf ihn zu. Lokale Initiativen kümmern sich oftmals darum, die Anträge bei der Kommune durchzusetzen.

    »Stolpersteine funktionieren als Schneeballsystem, das macht ihren Charme aus«, sagt Wagner. »Mit einem Zentralkomitee würde das Problem nicht gelöst.« Allerdings müssten lokale Initiativen »mehr in diskursiven Austausch treten«. Ob ein Stolperstein angemessen ist, lasse sich nur aus einer »wissenschaftlichen Perspektive« entscheiden.

    Gunter Demnig ist kein Wissenschaftler. Er sieht sich weder als Aktivist noch als Weltverbesserer – »ich bin Bildhauer«. Über seine Familie verliert Demnig nicht viele Worte. Sein Vater habe »bei der Flak« gearbeitet, sagt er, »die schossen in die Luft und wussten oft selbst nicht wohin«.

    Die meisten Geschichten von »damals« hörte er von seiner Großmutter. »’Ne Rote, SPD-Frau der ersten Stunde«, sagt Demnig. Sie habe bei Nauen in Brandenburg gelebt, nicht weit vom KZ Sachsenhausen. »Dort hat sie die Transporte beobachtet«, sah, wie Soldaten Gefangene mit Gewehren vor sich hertrieben. Natürlich sei klar gewesen, »dass das nicht sauber war, was da ablief«, sagt Demnig.

    Stein auf Stein, 500 pro Monat

    Seinen ersten Stein setzte Demnig am 16. Dezember 1992 in Köln. In eine Messingplatte gravierte er einen Deportationsbefehl des SS-Massenmörders Heinrich Himmler von 1942. »Damals dachte ich nicht, dass daraus einmal so ein Projekt wird«, sagt er. »Für mich war das Konzeptkunst.« Dann kam alles anders: Karlheinz Schmid, Herausgeber der »Kunstzeitung«, veröffentlichte zu dieser Zeit einen Bildband mit dem Titel »Kunstprojekte für Europa« – Untertitel: »Größenwahn«. Darin war auch Demnigs erster Stein abgebildet.

    Der Bildhauer fühlte sich herausgefordert: »Millionen Steine würde ich vielleicht nicht schaffen, dachte ich mir damals«, erzählt Demnig. »Aber ich könnte ja zumindest mal anfangen.« Bis heute wurden 80.000 Stolpersteine verlegt, in 27 Ländern. Er schafft um die 500 Steine im Monat, das Ziel seien 750.

    Als er von den Diskussionen über die Stolpersteine in Luxemburg hörte, »hat mich das unheimlich traurig gemacht«, sagt Demnig. »Eine Opfergruppe wird hier gegen die andere ausgespielt«. Zwangsrekrutierte seien zwar Teil der Wehrmacht gewesen. »Aber habt ihr Beweise, dass es wirklich Mörder waren?«

    Gibt es NS-Opfer erster und zweiter Klasse?

    Wagner dagegen fordert, in strittigen Fällen keine Stolpersteine zu setzen. Selbst wenn Menschen gegen ihren Willen eingezogen wurden oder nicht aktiv am Verbrechen beteiligt waren, handle es sich um eine Grauzone: »Auch Zwangsrekrutierte waren tragende Säulen der NS-Ausgrenzung.«

    Vor rund zehn Jahren gab es deshalb eine Auseinandersetzung wegen eines Stolpersteins für Hugo Dornhofer: Vor 1945 war der spätere CDU-Politiker dienstverpflichteter Bauleiter im KZ Mittelbau-Dora. Der Stein wurde genehmigt, Demnig verlegte ihn in Heiligenstadt in Thüringen, beschriftet mit dem Titel »Zwangsarbeiter«.

    Hinter jedem Stein ein Schicksal

    Vor 20 Jahren verlegte Gunter Demnig seine Stolpersteine für die NS-Opfer erstmals mit behördlicher Genehmigung – mittlerweile sind es mehr als 61.000. Hier erzählt der Künstler, warum er nicht damit aufhört.

    Wagner protestierte dagegen. »Mit so einer Aufschrift musste jeder denken, dass er ein normaler KZ-Häftling war«, sagt er. Zwar sei Dornhofer zum Dienst verpflichtet worden, damals arbeitslos, »mit Sicherheit kein glühender Nazi«. »Ein Bauleiter hatte aber ein normales Arbeitsverhältnis, mit ganz normalem Lohn«, so Wagner. Schließlich habe er Demnig überredet, den Stein wieder zu entfernen, »eines Tages war er einfach nicht mehr da«.

    »Opferbegriff verwässert«

    »Mit dem Opferzentrismus unserer Erinnerungskultur hadere ich«, sagt Wagner. »Gesellschaftlich hat das Opfer hohes Prestige, viele versuchen deshalb unter den Opferbegriff unterzuschlüpfen.« Damit aber werde der Begriff »verwässert«. »Menschen sind keine Lämmer, sondern handelnde Akteure«, sagt Wagner. Unter dem Opferbegriff würden sie »objektiviert«.

    Wagner plädiert dafür, sich in der Erinnerungskultur mehr mit den Profiteuren des Nationalsozialismus zu beschäftigen. Es sei zwar eine »Pflicht der Gesellschaft, sich auch mit strittigen Fällen auseinanderzusetzen«, sagt er. »Dazu aber braucht es Bildungsprojekte, öffentliche Diskussionen. Und keine Stolpersteine.«

    Demnig hat den Eindruck, dass in den letzten Jahren der Opferbegriff erweitert wurde. Für Behinderte habe er früher weniger Aufträge bekommen, »jetzt kommen immer mehr Angehörige auf mich zu«. In manchen Städten hätten sich die Kriterien für Stolpersteine gelockert. Nach Hannover fahre er inzwischen mehrmals im Jahr – »mal sehen, was in München noch passiert«.

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Stolpersteine

    Liste der Länder mit Stolpersteinen, sortiert nach dem Datum (Jahr) der ersten Steinsetzung:

    Deutschland (seit 1992 – ein Prototyp in Köln)
    Österreich (seit 1997)
    Deutschland (seit 2000 mit amtlicher Genehmigung)
    Niederlande und Ungarn (seit 2007)
    Polen und Tschechien (seit 2008)
    Belgien und Ukraine (seit 2009)
    Italien (seit 2010)
    Norwegen (seit 2011)
    Slowakei und Slowenien (seit 2012)
    Frankreich, Kroatien, Luxemburg, Russland und Schweiz (seit 2013)
    Rumänien (seit 2014)
    Griechenland und Spanien (seit 2015)[26]
    Litauen (im August 2016)
    Lettland (seit 2017)
    Finnland (seit Juni 2018)
    Republik Moldau (seit Juli 2018)
    Schweden und Dänemark (seit Juni 2019)
    Serbien (seit August 2021)[28

    Liste de Stolpersteine ä Berlin-Charlottenburg
    https://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezirk/geschichte/stolpersteine/artikel.180218.php#azmap_1_0

    https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/3816

    #nazis #victimes #art #Allemagne #mémoire_collective

  • Sur terre pas comme au ciel
    https://laviedesidees.fr/Claire-Andrieu-Tombes-du-ciel.html

    À propos de : Claire Andrieu, Tombés du ciel, le sort des pilotes abattus en Europe, 1939-1945, Tallandier / Ministère des Armées. Etudiant le sort des quelque 100 000 aviateurs tombés pendant la Seconde #guerre_mondiale, Claire Andrieu bouscule les cloisonnements entre civils et militaires, combattants réguliers et irréguliers, attentisme et #résistance, front et arrière à travers une enquête empirique appelée à faire date.

    #Histoire #armes #nazisme
    https://laviedesidees.fr/IMG/pdf/20210917_aviateurs-2.pdf
    https://laviedesidees.fr/IMG/docx/20210917_aviateurs-2.docx

  • Martin Bormann – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Bormann
    Pullach : les espions dans la ville modèle nazie.

    Der Ort Pullach bei München wurde von ihm als Ort für eine NS-Mustersiedlung für die Parteielite ausgewählt. Die Siedlung war gedacht für den Stab von Rudolf Heß. Auftraggeber und Bauherr war Martin Bormann, seinerzeit Leiter des Stabes des Stellvertreters des Führers. Die Reichssiedlung Rudolf Heß wurde von Bormann persönlich genutzt und nach dem Krieg zum Standort des Bundesnachrichtendienstes. Die ehemalige Bormann-Villa wurde zur Präsidenten-Villa.

    #Allemagen #histoire #architecture #nazis #BND #services_secrets

  • Einheits-Gesichter statt Kalter-Krieg-Köppe
    https://taz.de/Einheits-Gesichter-statt-Kalter-Krieg-Koeppe/!1740599
    Es war einmal eine Zeit, in der das SFB-Fernsehen der politische Arm der CDU war (ist die erzkonservative Abendschau das heute nicht?), und der US-Stadtkommandant die politischen Spitzen Berlins zum wöchentlichen Rapport nach Dahlem bestellte. Von wegen „Freies Berlin“ im Sender oder in der Politik. Die Nachwende-Nachfolge bei der Berliner Abenschau trat dann Ulrike (mit damals noch schamhaft verschwiegenem „von“) Möllendorff als Moderatorin an. Wer waren noch einmal diese von Möllendorffs?

    Eine Straße widmet Ihnen liebevoll und immer um zeitgemäße Schreibweisen bemüht der Bezirk Lichtenberg, Vor 1878 bis 1910 hieß sie, nomen est omen, einfach Dorfstraße . 1910 dann wollte das aufstrebene Lichtenberg seine Verbundenheit mit den Großen der Preußen zeigen. Da paßte Dorfstraße nicht mehr, und so beförderte man sie zur Möllendorffstraße. 1921 schlug dann eine der beliebten Rechtschreibreformen zu und vertrieb das Doppel-F. Ab 1922 waren Straßenverzeichnisse, Stadtpläne und Adreßbücher auf Möllendorfstraße mit Einfach-F umgestellt. Am 3.5.1935 rückten die Nazis die Verhältnisse wieder zurecht und die Anwohner durften ihre Briefköpfen um ein F bereichern. Das fiel kaum auf, rollten doch seit drei Jahren nicht nur Briefköpfe.

    Das Doppel-F blieb, bis die Führung der DDR im Jahr 1976 diesen freundlichen älteren Herren ehrte, der im Vorjahr getorben war. Ab da gab es die Jacques-Duclos-Straße, und der olle Möllendorff interessierte nicht mehr


    Jacques Duclos hatte es faustdick hinter den Ohren. Von 1926 bis zu seinem Tod war er französischer Parlamentarier, nur durfte er während der deutschen Besatzung Frankreichs und den Zeiten im Untergrund seine Mandate nicht ausüben. Die bürgerliche Justiz des Vorkriegs-Frankreich verurteilte den kommunistischen Parlamentarier Duclos unter immer neuen Vorwänden zu insgesamt 47 Jahren Zuchthaus.

    Während der Besatzungszeit folgte er der Linie Moskaus und ermöglichte durch seine Weigerung, die Partei unmittelbar nach Sieg der Deutschen in die Klandestinität zu führen, zahlreiche Verhaftungen von Kommunisten durch die französische Polizei im Auftrag der Besatzungsmacht. Nach dem Überfall der Naziarmeen auf die Sowjetunion leitete Jacques Duclos die kommunistische Résistance und mit ihr verbundene Widerstandskräfte.

    Sogar nach dem Krieg wurde er verhaftet, als die Polizei in seinem Auto bei der Jagd erlegte Tauben fand. Die wurden von der Staatsnwaltschaft flink zu Spionage-Brieftauben aus Moskau erklärt, und Duclos verschand für die Dauer der affaire des pigeons in Untersuchungsfaft.

    1969 erhielt Jacques. Duclos als kommunistischer Präsidentschaftskandidat 4,8 Millionen oder 21,3 % der abgegebenen Stimmen. Dank der starken KPF unter Jacques Duclos gab es enge nenschliche, politische und wirtschaftliche Verbindungen zwischen Frankreichs und der DDR, so daß er nach seinem Tod vom antifaschistischen Deutschland mit der Widmung einer Straße geehrt wurde, die bis dahin an die die Elite des preußischen Militarismus erinnerte.

    Die Bewunderer Preußens strichen 1992 den Kommunisten Duclos aus dem Stadtbild und setzten die Möllendorff-Ehrung fort. Ulrike von Möllendorff starb im Jahr 2017. Dafür leitet heute Gabriele von Moltke die Berliner Redaktion der Abendschau.
    Noblesse oblige.
    01.09.2017: https://www.rbb-online.de/unternehmen/presse/presseinformationen/unternehmen/2017/08/20170830_v_moltke_leitet_Abendschau.html

    14. 12. 1990 von kotte, TAZ Ausgabe 3286 - Bei der Berliner »Abendschau« wird wieder einmal der Versuch unternommen, zu einer wahrhaftigen Metropolen-Sendung zu mutieren/ Statt der altbewährten Frontstadt-Moderatorenschar soll ein Duo die Sendungen wie bei den »Tagesthemen« leiten

    Masurenallee. Bei der SFB- Abendschau, der Lieblingsfernsehsendung aller Durchhalte-BerlinerInnen, sollen nun endlich die Köpfe des Kalten Krieges gegen Einheits- Gesichter ausgetauscht werden. Ab Januar 1991, so hat es SFB-Regionalchefin Barbara Friedrichs geplant, sollen die alte ModeratorInnen-Riege um Hans-Werner Kock (Macht’s gut, Nachbarn!) und das provinzielle Outfit der erzkonservativen Abendsendung weg. Keine betulich-rosa bestrickte Evelyn Lazar mehr und kein streng rechtsstaatlicher, immer nadelgestreifter Gerhard Lenz. Statt dessen sollen dann Abendschau-Reporter Friedrich Moll und die ZDF-Nachrichtenredakteurin Ulrike von Möllendorff moderieren.

    Die beiden werden sich dabei wöchentlich abwechseln, ganz so wie dies auch bei der ARD-Nachrichtensendung Tagesthemen üblich ist. Möllendorff hatte bereits zehn Jahre für die SFB-Abendschau gearbeitet, bis sie das ZDF zunächst zur Drehscheibe und dann zur Nachrichtensendung heute holte. Bei heute ist die in Hamburg lebende und aus Berlin stammende Möllendorff als freie Mitarbeiterin tätig.

    Auch die Dekoration und die inhaltliche Konzeption der Abendschau sollen reformiert werden — allerdings bleibt fraglich, ob das schon ab 2. Januar 1991 klappen wird. Die SFB-Pressestelle und Regional-Chefin Friedrichs jedenfalls halten sich noch sehr bedeckt — ebenso wie die designierten Moderatoren Moll und Möllendorff. Beim SFB räumt man bisher nur ein, daß konzeptionell gearbeitet werde (»in Abstimmung mit der Abendschau-Redaktion«) und daß mit Ulrike Möllendorf noch verhandelt wird. Im Ungewissen läßt der SFB öffentlich auch noch, ob sich bei den Abendschau-Reportern Veränderungen ergeben. Muß etwa Hans-Joachim Lorenz, genannt »das schwarze Loch«, seinen Hut nehmen? Und ist der verschlafene Siegfried Schenk noch zeitgemäß? Ebenso unklar ist weiterhin, in welche Sendungen die angestammten Frontstadt-ModeratorInnenschar der Abendschau (Marianne Behland, Hans-Werner Kock, Evelyn Lazar, Gerhard Lenz, Angelika Neumann und Jeanette Schiemann) abwandern könnte oder müßte — eine Möglickeit wäre die in diesem Jahr etablierte Regionalsendung Berlin-Brandenburg. Oder spielen inhaltliche und politische Gründe womöglich gar keine Rolle bei den Abendschau-Reformen, geht es nur um zwei neue Gesichter?

    Im Gegensatz zu ihren Chefs jedenfalls hat die alte Abendschau- Garde bereits rege öffentliche Tätigkeit entfaltet. In der Springerpresse sind seit Tagen Meldungen zu lesen, die die beiden neuen Moderatoren Moll und Möllendorf madig machen sollen. Eine bewährte Strategie des Uraltteams, das auf diese Weise schon des öfteren Reformen bei der Abendschau torpediert hat. Da wird einmal im Verein mit den Springer- Blättern ’Morgenpost‘ und ’Bild‘ (die ganz besonders) Abendschau- Reporter Moll als bekannter »linker Scharfmacher« tituliert — mit der Begründung, daß Moll sich gegen die penetrante CDU-Lastigkeit bei der Auswahl von Interviewpartnern gewendet habe. In einem Artikel der ’Bildzeitung‘ wird sich über angeblich zu hohe Gagen der Moderatoren (pro Sendung 1.000 Mark) aufgeregt — mit der Nebenbemerkung, daß der SFB im Jahre 1990 mindestens 13 Millionen Mark Minus mache. Eine völlig schwachsinnige Empörung, denn die ModeratorInnen der Abendsendung von RIAS-TV beispielsweise bekommen nach Informationen der taz pro Sendung mindestens ebensoviel, wenn nicht mehr an Honoraren.

    Und die von Möllendorffs? Die sind uninteressant, nicht vom Kaliber eines Moltke oder Bismarck.

    08.10.2017, Frühere ZDF-Moderatorin Ulrike von Möllendorff gestorben
    https://www.br.de/nachrichten/kultur/fruehere-zdf-moderatorin-ulrike-von-moellendorff-gestorben

    Kaupert und Wikipedia wissen genug über die von Möllendorffs.
    https://m.kauperts.de/Strassen/Moellendorffstrasse-10367-Berlin
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6llendorf

    Die Moderatoren der Abendschau - Ein Rückblick
    https://www.rbb-online.de/abendschau/55_jahre_abendschau/abendschau_chronik/die_moderatoren_der.html

    Harald Karas (1958-1984)
    Günther Piecho (1958, 1959)
    Alexander von Bentheim (1958-1978, 1981-1984, 1988)
    Hans Werner Kock (1962-1991)
    Wolfgang Hanel (1963-1984)
    Gerhard Lenz (1970-1992)
    Arvid Wahl (1970-1991)
    Heinz Deutschendorf (1970-1974,1998)
    Alexander Kulpok (1971-1975, 1988)
    Evelyn Lazar (1971-1991)
    Richard Schneider (1973-1984)
    Roderich Boes (1975-1984)
    Werner Thies (1980-1988)
    Irene Collyer (1981-1984)
    Klaus Strebe (1981-1983,1987)
    Gert Ellinghaus (1984-1987)
    Marianne Beland (1985-1991)
    Jeanette Enders-Schiemann (1985-1991)
    Angelika Neumann (1986-1998)
    Winfried Göpfert (1986,1988-1989)
    Jochen Sprentzel (1987-1989)
    Barbara Friedrichs (1989-1990)
    Friedrich Moll (1990-2007)
    Ulrike von Möllendorff (1991-1997)
    Raiko Thal (seit 1992)
    Olaf Krieger (1994-1995)
    Harald Prokosch (1994-1998)
    Cathrin Böhme (seit 1997)
    Ellen Arnhold (1999)
    Jan Lerch (1999-2004)
    Sascha Hingst (seit 2007)
    Eva-Maria Lemke (seit 2018)

    Stand vom 24.10.2013

    Das Organigramm des Senders RBB von 2020
    https://www.rbb-online.de/unternehmen/der_rbb/struktur/organigramm-rbb.file.html/rbb.pdf

    #Straßenumbenennung #Berlin #Medien #Berliner_Abendschau #Charlottenburg #Masurenallee #Frankreich#Nazis #Résistance #Jacques-Duclos-Straße #Möllendorffstraße #Lichtenberg #Möllendorf

  • Henry Ford und die #Nazis Der Diktator von Detroit
    https://www.spiegel.de/geschichte/henry-ford-und-die-nazis-a-947358.html
    Est-ce que l’automobile serait un objet essentiellement fasciste ?

    Unternehmer, Wohltäter - und Hitlers Vorbild: Der amerikanische Autofabrikant Henry Ford revolutionierte nicht nur die Fließbandproduktion, mit seinem antijüdischen Thesen inspirierte er auch den deutschen Diktator - und erhielt dafür 1938 eine besondere Auszeichnung der Nazis.

    #économie #politique #technologie

  • Der Klassencharakter des Faschismus
    https://www.marxists.org/deutsch/referenz/dimitroff/1935/bericht/ch1.htm#s1
    Georgi Dimitroff, Ausgewählte Schriften, Bd.2, Berlin 1958

    Der Faschismus an der Macht, Genossen, ist, wie ihn das 13. Plenum des EKKI richtig charakterisiert hat, die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.

    Die reaktionärste Spielart des Faschismus ist der Faschismus deutschen Schlages. Er hat die Dreistigkeit, sich Nationalsozialismus zu nennen, obwohl er nichts mit Sozialismus gemein hat. Der Hitlerfaschismus ist nicht bloß bürgerlicher Nationalismus, er ist ein tierischer Chauvinismus. Das ist ein Regierungssystem des politischen Banditentums, ein System der Provokationen und Folterungen gegenüber der Arbeiterklasse und den revolutionären Elementen der Bauernschaft, des Kleinbürgertums und der Intelligenz. Das ist mittelalterliche Barbarei und Grausamkeit, zügellose Aggressivität gegenüber den anderen Völkern und Ländern.

    #histoire #mouvement_ouvrier #fascisme #nazis #politique #communisme

  • Georgi Dimitroff - Die Offensive des Faschismus und die Aufgaben der Kommunistischen Internationale
    im Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse gegen den Faschismus
    https://www.marxists.org/deutsch/referenz/dimitroff/1935/bericht

    Bericht auf dem VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale (2. August 1935), Georgi Dimitroff, Ausgewählte Schriften, Bd.2, Berlin 1958, S.523ff.

    Inhaltsverzeichnis

    ...
    I. Der Faschismus und die Arbeiterklasse
    Der Klassencharakter des Faschismus
    Was bringt der siegreiche Faschismus den Massen
    Ist der Sieg des Faschismus unvermeidlich?
    Der Faschismus – eine grausame, aber keine feste Macht

    II. Die Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen den Faschismus
    Die Bedeutung der Einheitsfront
    Die Hauptargumente der Gegner der Einheitsfront
    Inhalt und Formen der Einheitsfront
    Über die antifaschistische Volksfront

    Zentrale Fragen der Einheitsfront in den einzelnen Ländern
    a) Die Vereinigten Staaten von Amerika
    b) England

    Frankreich
    Vor welchen Aufgaben steht die Arbeiterklasse Frankreichs?
    Die Einheitsfront und die faschistischen Massenorganisationen

    Die Einheitsfront in den Ländern, wo sich die Sozialdemokratie in der Regierung befindet

    Der Kampf für die Gewerkschaftseinheit
    Die Einheitsfront und die Jugend
    Die Einheitsfront und die Frauen
    Die antiimperialistische Einheitsfront
    Über die Regierung der Einheitsfront
    Über den ideologischen Kampf gegen den Faschismus

    III. Die Festigung der kommunistischen Parteien und der Kampf für die politische Einheit des Proletariats
    Festigung der kommunistischen Parteien
    Die politische Einheit der Arbeiterklasse

    Schlußfolgerungen

    #histoire #mouvement_ouvrier #fascisme #nazis #politique #communisme

  • Rechtspopulismus - vom Bund gesponsert ?
    https://www.heise.de/tp/features/Rechtspopulismus-vom-Bund-gesponsert-6176838.html?seite=all

    La fondation d’extrême droite Desiderius-Erasmus-Stiftung recevra entre 50 et 80 mllions d’Euros par an de la part du contribuable. Cette manne financière s’écoule dans le paysage politique allemand à l’avantage de chaque parti dès son deuxième entrèe dans le parlement national. La somme totale des subvention ainsi versées aux partis politiques allemands s’élève à un demi milliard dEuros pour les quatre annés passées.

    ILe financement des fondations politiques se fait suite à un arrangement entre les partis sans justification légale par une loi.

    30.8.2021 von Johannes Schillo - Der Streit um die öffentliche Förderung der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung spitzt sich zu. Es geht um Millionenbeträge

    Die Gegner einer Finanzierung der AfD-nahen Stiftung aus dem Bundeshaushalt gehen mit Blick auf die Bundestagswahl vermehrt an die Öffentlichkeit und versuchen, „den durch den Wiedereinzug in den Bundestag quasi unvermeidlichen Geldsegen durch das Schließen einer Gesetzeslücke doch noch zu verhindern. Bis jetzt fehlt nämlich ein Gesetz, das die Stiftungsfinanzierung förmlich regelt.“ (NZZ, 7.7.21)

    In einem „Manifest der Zivilgesellschaft“ etwa haben Kritiker - die aus dem DGB, den Fridays for Future, Attac oder dem Zentralrat der Juden stammen - die Fraktionen im Deutschen Bundestag dazu aufgerufen, ihre „apathische Haltung gegenüber Parteien wie der AfD und ihrer Desiderius-Erasmus-Stiftung aufzugeben“.

    Sie sollten schnellstmöglich ein Demokratiefördergesetz auf den Weg bringen, „das sicherstellt, dass Verfassungsfeinde keine Steuergelder erhalten“.

    Wörtlich heißt es in dem Manifest:

    Das Führungspersonal dieser Stiftung hat in der Vergangenheit oft gezeigt, dass es die Grundwerte unserer Demokratie und unseres Rechtsstaates nicht teilt - stattdessen betreiben Vorstands- und Kuratoriumsmitglieder um die Vorsitzende Erika Steinbach Geschichtsrevisionismus und Holocaust-Relativierung und hetzen regelmäßig gegen Geflüchtete, Homosexuelle, Frauen und viele andere Gruppen.

    Das schleichende Gift, das von einer Diskursverschiebung hin zu völkischen, antisemitischen und menschenfeindlichen Positionen ausgehe, bedrohe „unsere Gesellschaft im Ganzen.“

    Solche Vorwürfe wurden von der Stiftungsvorsitzenden umgehend als „infame Diffamierung“ (NZZ) zurückgewiesen. Damit wurde schon klargestellt: Werden der Stiftung, die übrigens wie die AfD selbst dank zahlreicher privater Spender finanziell gut ausgestattet ist, öffentliche Mittel verwehrt, wird das für die Rechten ein weiterer Beleg des Demokratieabbaus sein.

    Man wird ja wohl noch sagen dürfen ...

    „Meinungsfreiheit – nur noch eine leere Hülle?“ So fragte die Erasmus-Stiftung schon bei ihrem Kongress vom Sommer 2019, der jetzt in der neuen DES-Schriftenreihe Faktum dokumentiert ist (Nr. 1, 2020).

    Wie dort Erika Steinbach (Ex-CDU) erläutert, startete man „nicht ohne Grund mit dem elementarsten Thema jedweder Demokratie“, denn die rechte Partei wie ihre Stiftung sehen die Bürger und Bürgerinnen im Lande von lauter Denk- und Sprachverboten umstellt. Ein Zustand, dem die AfD mit ihrer Gründung entschieden den Kampf angesagt hat.

    Schon im Grundsatzprogramm von 2016 hieß es:

    Heimlicher Souverän ist eine kleine, machtvolle politische Führungsgruppe innerhalb der Parteien … ein politisches Kartell, das die Schalthebel der staatlichen Macht, die gesamte politische Bildung und große Teile der Versorgung der Bevölkerung mit politischen Informationen in Händen hat.

    „Lügenpresse“ eben, wie dann die griffige Parole am Stammtisch und auf der Straße lautete. Medien- und bildungspolitisch fokussierte daher die Partei auf diese mächtigen Indoktrinations-Instrumente, um sie für ihre alternative Nationalerziehung selber in die Hände zu bekommen.

    Ganz im Sinne von Thilo Sarrazins Enthüllungen über den „neuen Tugendterror“ in Deutschland (so sein Bestseller von 2014) bekennt sich auch das AfD-Wahlprogramm 2021 in seinem medienpolitischen Teil zu „Meinungsfreiheit statt Tugendterror“ und zum Angriff auf die „Vormachtstellung“ des Establishments:

    Diffuse Vorstellungen von ‚politischer Korrektheit‘ ersticken die öffentliche Diskussion durch Sprach- und Denkverbote. Tatsachen werden verdreht und kontroverse Themen tabuisiert. Das Zusammenrücken der Altparteien zu einem politischen Meinungskartell hat die linke Dominanz im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und in privaten Mainstream-Medien verfestigt.

    AfD-Stiftung: mit Staatsknete gegen das „Meinungskartell“

    Gegen diese Vormachtstellung - deren Klartext bei Jair Bolsonaro, Steve Bannon oder Anders Behring Breivik, aber auch bei Alice Weidel oder Björn Höcke „Kulturmarxismus“ heißt - tritt die Partei seit 2018 zudem mit einer eigenen Stiftung an.

    Die Entscheidung zur Gründung der Desiderius-Erasmus-Stiftung fiel beim Parteitag in Augsburg, ungeachtet der Kritik an den „Kartellparteien“ und deren Finanzierungstricks über parteinahe Stiftungen. In der AfD wurde das Projekt zunächst kontrovers diskutiert.

    Konrad Adam, ehemaliger FAZ-Journalist und DES-Vorstandsmitglied, schrieb zur Gründung auf der DES-Homepage:

    Dass die parteinahen keine echten Stiftungen sind, sondern Geldsammeltöpfe, die in der Erwartung aufgestellt werden, vom Staat gefüllt zu werden, ist hinreichend bekannt. Durften oder sollten wir uns an diesen Goldfischzügen beteiligen?

    Die Frage ist mittlerweile geklärt. Die Partei darf, weil sie will, denn sie braucht das Geld und hat sogar mit einer Klage versucht, vorzeitig an die Finanzmittel zu kommen, die einer Partei nach parlamentarischem Brauch erst nach dem zweiten Einzug in den Bundestag zur Verfügung stehen. Bei der Bundestagswahl 2021 wird es daher ernst.

    Und die „Altparteien“ machen sich entsprechende Sorgen. Weit mehr als eine halbe Milliarde Euro bekamen nämlich in der vergangenen Legislaturperiode die sechs politischen Stiftungen, die von den im Bundestag vertretenen Parteien anerkannt sind.

    Wenn es bei der bisherigen Regelung bleibt, dürfte die AfD also nach derzeitigen Schätzungen (FAZ, 26.7.21) auf 50 bis 80 Millionen Euro aus Steuergeldern für ihre Stiftungsarbeit hoffen; von DES selber gab es die Forderung, dass ihr nach einer Abschlagszahlung im Jahr 2022 ab 2023 jährlich 14 Millionen Euro zufließen sollen (NZZ, 7.7.21).
    Gegen den „Deutschlandabschaffungskurs“

    Über die akademische Intelligenz, die die AfD mittlerweile eingesammelt hat und mit ihrer Stiftung bündeln will, gibt der Eröffnungsband Nachdenken für Deutschland der DES-Buchreihe Auskunft. „Deutschland verflüchtigt sich“, heißt dort der Schlussbeitrag des AfD-Philosophen Marc Jongen, in dem er Merkels „Deutschlandabschaffungskurs“ geißelt.1

    Dieser Kurs werde hierzulande von breiten Kreisen - zumindest da, wo das gesunde Volksempfinden noch intakt ist - als „Resultat einer gigantischen, gegen Deutschland und Europa gerichteten Verschwörung, die die systematische Zerstörung des historisch gewachsenen Nationalstaats zum Ziel hat“, wahrgenommen.

    Jongen kokettiert damit, dass man das in Deutschland eigentlich nicht mehr sagen darf, tritt aber als mutiger Anwalt des Volkes auf, der dessen Sorgen letztlich mit einer philosophischen Tiefenbohrung ernst nehmen will.

    Wichtig ist hier, dass Europa im gleichen Atemzug mit der Sorge um den Bestand Deutschlands genannt wird. Die Partei bekennt sich mit der Wahl ihres Stiftungspatrons entschieden zum christlichen Abendland. Die Bezugnahme auf „unser Europa“ ist dabei im Rechtsradikalismus nichts Ungewöhnliches.

    So gibt es mittlerweile ein Europäisches Parlament, in dem sich eine Internationale der Nationalisten tummelt, um gemeinsam gegen die europäische Integration anzutreten.

    Das geeinte Europa hat propagandistisch eben die doppelte Funktion: als Feindbild für die Unterdrückung der nationalen Identität seiner Völker zu dienen und zugleich als Bollwerk gegen die anstürmenden, mit abendländischen Werten ganz unvertrauten Massen geschätzt zu werden.

    Intellektuelle, die die AfD um sich und in ihrer Stiftung versammelt, haben es also nicht allein mit der vom rechten Lager als „Schuldkult“ geschmähten Vergangenheitsbewältigung in Sachen NS-Herrschaft zu tun.

    Beim DES-Kongress 2019 etwa trat der Medientheoretiker Norbert Bolz auf und unterhielt das Publikum mit den letzten Kalauern über den „Rotfunk WDR“, der mittlerweile „wie eigentlich das ganze öffentlich-rechtliche System“ zu einem „Grünfunk“ mutiert sei (Faktum, Nr. 1). O-Ton Bolz:

    Mir hat besonders gut der Tweet eines besonders intelligenten Menschen gefallen: ‚Alle elf Minuten verliebt sich ein Journalist in einen Grünen‘." Wahrlich, alternative Medientheorie, wie sie dem Land seit Langem fehlt!

    Die AfD lädt auch schon einmal einen akademischen Apologeten des europäischen Kolonialismus in den Bundestag ein, um die Meisterleistungen des christlichen Abendlandes bei der Ausplünderung der Dritten Welt hochleben zu lassen.

    Wenn die Stiftung gemäß der Parteilinie also endlich die Tabus darüber, was man hierzulande über das Ausland und die Ausländer sagen darf, bricht oder die deutsche Erinnerungskultur – mit der angesagten Kehrtwende um 180 Grad – renoviert, dann bietet sich ihr ein breites Betätigungsfeld: Von der Kolonialära und dem Ersten Weltkrieg, zu dem die Stiftung 2018 ihren ersten Kongress veranstaltete, bis zum modernen Globalismus gilt es, das Deutschtum wieder ins Recht zu setzen.
    Beispiel AfD-Stiftung Wie lässt sich Extremismus verhindern?

    Nun gibt es Überlegungen der etablierten Parteien, mit einer Art Extremismusklausel die Finanzierung von Desiderius-Erasmus nach der Bundestagswahl zu verhindern. Eine zivilgesellschaftliche Variante, die vorgeschlagen wurde, wäre dagegen die Evaluierung der Stiftungsarbeit (nicht nur von DES) durch eine unabhängige Wissenschaftler-Kommission.

    Dabei würde deren Kurs allerdings ganz davon abhängen, wer vom Innen- oder Bildungsministerium in die Kommission berufen wird.

    Oder es kommt ein „Demokratieförderungsgesetz“, das gleich alle meinungsbildenden Aktivitäten in der Zivilgesellschaft unter einen Extremismus-Vorbehalt stellt, soweit öffentliche Mittel tangiert sind.

    Aber das kann ja schnell der Fall sein, wenn sich eine Initiative in einer Uni, einem Bürgerzentrum oder einer Volkshochschule trifft.

    Nur muss man sich hier über eins im Klaren sein: Wenn die öffentliche Hand mit dem Extremismus-Hammer zuschlägt, steht fest, was folgt.

    Dann geraten auch und gerade linke, linksliberale oder radikaldemokratische Aktivitäten ins Visier. Dann fallen mit Sicherheit Versuche, die Legitimität staatlicher Maßnahmen zu bezweifeln oder die bundesdeutsche „Klassengesellschaft“ zu kritisieren, unter das Extremismus-Verdikt. Dann zählt nur noch explizite Staatstreue.

    Und die rechten Alternativdeutschen hätten dann gleich wieder einen Beweis, dass in Deutschland ein Meinungskartell der Regierenden die Bühne beherrscht.

    Der Treppenwitz dabei ist: Die offizielle Linie der Bundesregierung, die dem Marxismus in Medien und öffentlicher Meinungsbildung den Kampf angesagt hat, stimmt inhaltlich mit dem rechten Feindbild vom „Kulturmarxismus“ voll überein.

    Natürlich sehen Innenminister Horst Seehofer (CSU) und sein Staatssekretär Günter Krings die Gefahr nicht bei den Mainstream-Medien, die von Thilo Sarrazin, Hans-Georg Maaßen oder Björn Höcke ins Visier genommen werden, sondern bei der Restlinken, bei Armutsforschern oder Neoliberalismus-Kritikern.

    Aber wenn die staatlich beauftragten Extremismusforscher ans Werk gehen, ist das Ergebnis programmiert: dass nämlich marxistische Theorie im öffentlichen Diskurs nichts verloren hat, also da, wo sie sich Gehör verschafft, ausgegrenzt werden muss.

    Statt nach mehr Anti-Extremismus zu rufen, sollte man besser den deutschen Nationalismus in all seinen Varianten kritisieren, ob er nun mit Europäisierungs- oder Globalisierungs-Rhetorik auftritt oder sich stiftungsmäßig auf glühende Antikommunisten wie Konrad Adenauer, Friedrich Ebert oder einen Pionier des deutschen Militarismus und Imperialismus wie Friedrich Naumann beruft.

    In den Club passt die Desiderius-Erasmus-Stiftung bestens hinein.

    Progrmme de l’AfD
    https://www.alternativefuer.de/programm

    #Allemagne #nazis #extrême_droite

  • Spandau sucht einen Straßennamen – Unterwegs in Spandau
    https://www.unterwegs-in-spandau.de/spandau-sucht-einen-strassennamen

    Namensvorschläge für den ehemaligen Elkartweg gesucht

    Einer Anregung der Bezirksverordnetenversammlung folgend soll der Elkartweg in Hakenfelde umbenannt werden. Überzeugte Nazis dürfen nicht durch Straßenschilder geehrt werden.

    Namensvorschläge können bei der Liegenschaftsverwaltung des Bezirksamtes Spandau bis zum 13. März 2015 schriftlich und mit Begründung eingereicht werden. Die Zusendung ist auch per E-Mail unter umbenennung@ba-spandau.berlin.de möglich.

    Im weiteren Verfahren werden zunächst die Vertreterinnen und Vertreter der Anlieger und der Heimatkundlichen Vereinigung Gelegenheit haben zu den eingegangenen begründeten Namensvorschlägen Stellungnahme zu nehmen. Danach folgen die Meinungsbildung im Bezirksamt und das offizielle Umbenennungsverfahren.

    Bezirksbürgermeister Kleebank:

    „Die Umbenennung soll nun zügig erfolgen. Dabei beziehen wir die Spandauerinnen und Spandauer ausführlich mit ein. Auch die Anlieger werden vor einer Festlegung auf einen bestimmten Namen gehört. Ich bin zuversichtlich, dass wir auf diesem Wege eine breite Akzeptanz für das Verfahren und den neuen Namen erhalten werden.“

    Hintergrund:

    Der Elkartweg in Hakenfelde, im Bereich der Rustwiesen, nördlich der Werderstraße, ist eine landeseigene Privatstraße, die nach dem ehemaligen Spandauer Stadtbaurat Kurt Elkart benannt.

    Kurt Elkart war von 1918 bis 1920 Stadtbaurat in Spandau. 1925 verließ er Berlin und wurde als Stadtbaurat nach Hannover berufen.

    Elkarts Tätigkeit unter dem NS-Regime ist in der Nachkriegszeit als lediglich fachlich orientiert betrachtet worden. Erst durch eine Dissertation unter dem Titel „Stadtverwaltung im Dritten Reich. Verfolgungspolitik auf kommunaler Ebene am Beispiel Hannovers“ (2006) von Rüdiger Fleiter und sein in den „Hannoverschen Geschichtsblättern“ veröffentlichter Aufsatz „Stadtbaurat Karl Elkart und seine Beteiligung an der NS-Verfolgungspolitik“ im Jahre 2006 wurde ein Wandel in der Einschätzung der Tätigkeit von Kurt Elkart in der Zeit von 1933 bis 1945 eingeleitet.

    Aus den Ergebnissen der Arbeit von Rüdiger Fleiter, ergibt sich, dass Elkart keineswegs nur immer eine fachliche Verwaltungstätigkeit ausgeübt hat, sondern bestrebt war, auf der Ebene der Stadtverwaltung Hannover das System des Maßnahmenstaates zu verankern und die rechtsstaatlichen Garantien zu beseitigen, um die Herrschaftsinteressen des Regimes durchsetzen zu können. Dies konnte an einer Reihe von Beispielen der Arisierung und der Vorbereitung der Deportation der Juden nachgewiesen werden.

    In Hannover wurde entsprechend die nach ihm 1960 benannte Elkartallee am 5. Januar 2015 in Hilde-Schneider-Allee umbenannt.

    #Berlin #Spandau #Hakenfelde #Geschichte #Straßenumbenennung #Nazis

  • #Elkartweg 2-30 in Berlin - KAUPERTS
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Elkartweg-13587-Berlin

    Allgemeines zu Elkartweg
    Postleitzahl 13587
    Ortsteil Hakenfelde
    ÖPNV Zone B Bus 136
    Straßenverlauf von Garmischer Weg über Werderstraße
    Falk‑Stadtplan Planquadrat EF 7
    Geschichte von Elkartweg
    Ehemaliger Bezirk Spandau
    Name seit 18.10.1960
    Elkart, Karl, 15.9.1880 Altshausen (Württemberg), + 12.6.1959 Hannover, Architekt, Kommunalpolitiker.

    In den Jahren 1918-1920 war er Stadtbaurat für Hochbau in der Stadt Spandau; er wurde 1920 nach der BilduAllgemeines zu Elkartweg
    Postleitzahl 13587
    Ortsteil Hakenfelde
    ÖPNV Zone B Bus 136
    Straßenverlauf von Garmischer Weg über Werderstraße
    Falk‑Stadtplan Planquadrat EF 7
    Geschichte von Elkartweg
    Ehemaliger Bezirk Spandau
    Name seit 18.10.1960
    Elkart, Karl,
    15.9.1880 Altshausen (Württemberg), + 12.6.1959 Hannover, Architekt, Kommunalpolitiker.

    In den Jahren 1918-1920 war er Stadtbaurat für Hochbau in der Stadt Spandau; er wurde 1920 nach der Bildung der Stadtgemeinde Berlin Stadtbaudirektor in Berlin und 1925 Stadtbaurat in Hannover.ng der Stadtgemeinde Berlin Stadtbaudirektor in Berlin und 1925 Stadtbaurat in Hannover.

    Abgerufen am 24.8.2021

    Berlin - Spandau
    https://nl.tagesspiegel.de/form.action?agnCI=875&agnFN=fullview&agnUID=D.B.C6QX.CK0G.B8XJY.A.DQ

    Havelradweg: Elkartweg wird endlich umbenannt. Das „Amtsblatt“ ist was Liebhaber der Bürokratie und steckt voller Geschichten. Beispiel? Blättern Sie mal auf Seite 2922 in der aktuellen Ausgabe. Da geht es um den Elkartweg in Hakenfelde, der am 15. November 2021 umbenannt werden soll – endlich. Denn Kurt Elkart war strammer Nazi. Und der Antrag zur Umbenennung stammt aus dem 2010.

    Vor zehn Jahren also, im Herbst 2010, hatte die SPD-Fraktion um Jens Julius (Portrait) den Antrag gestellt, den Namen Elkarts zu ersetzen. Warum? Weil Elkart nicht nur Baustadtrat in Spandau war (1918-1920), wie ein neue Dissertation aus dem Jahr 2006 zeigte. Er war später unter den Nazis „verantwortlich für die Organisation von Zwangsarbeit, arrangierte die ‚Umsiedlung‘ jüdischer Bürgerinnen und Bürger in die von ihm geschaffenen ‚Judenhäuser‘ der Stadt, die durch katastrophale Lebensverhältnisse charakterisiert waren. Elkart nahm maßgeblich an der sogenannten Arisierung jüdischen Vermögens teil, sowohl bei der Enteignung deutscher als auch der Deportation polnischer Juden….“ In Hannover wurde deshalb eine Straße auch gleich umbenannt. – Quelle: Drucksache 2489/XVIII

    Aber irgendwie ging der SPD-Antrag im Rathaus unter, tauchte 2016 kurz mal auf („Wollen es zügig umsetzen“), gesucht wurde ein Name, bis der Antrag wieder verschwand – und schließlich erst wieder Thema wurde, als die Grünen um Oliver Gellert und Gollaleh Ahmadi zehn Jahre danach nachhakten: „Wie lange wird in Spandau noch ein Nationalsozialist geehrt?“

    Jetzt wird der Weg den Namen von Erna Koschwitz tragen. Das geht aus dem Amtsblatt hervor. Auch in Spandau werden Straßen vorrangig nach Frauen benannt; der Name soll auf Ideen von Nachbarn zurückgegangen sein. Viel ist mir über Erna Koschwitz leider noch nicht bekannt: Sie hat offenbar am Elkartweg 10 gelebt und 1936 eine knallrote Laube gebaut. Diese hat heute sogar einen Eintrag im Landesdenkmalamt: bitteschön. – Quelle: Amtsblatt

    Karl Elkart – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Elkart

    Karl Elkart (* 15. September 1880 in Altshausen; † 12. Juni 1959 in Hannover) war ein deutscher Architekt, Stadtplaner, Baubeamter, Hochschullehrer und Publizist. Während der Weimarer Republik und im Dritten Reich amtierte er unter anderem als Stadtbaurat in Hannover, der dort wesentlichen Anteil an „Arisierungen“ und Deportationen polnischer Juden hatte.

    Ausbildung und erste Arbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    Karl Elkart wurde in Altshausen als Sohn des Pächters der königlichen Maierei Karl Elkart geboren. Er studierte Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart bei Theodor Fischer; 1907 legte er das 2. Staatsexamen ab und war zunächst als Regierungsbaumeister (= Assessor in der öffentlichen Bauverwaltung) tätig.

    Nach ersten beruflichen Stationen in Wolfenbüttel und Hamburg gewann er 1911 den 1. Preis in dem Architekturwettbewerb um ein Gastronomiegebäude im Stadtpark der Stadt Bochum. Ungefähr gleichzeitig bewarb er sich um die dort ausgeschriebene Stelle des Stadtbaumeisters, die er auch erhielt und zum Jahresbeginn 1912 antrat. Da sein direkter Vorgesetzter, der Bochumer Stadtbaurat Franz Knipping, Bauingenieur war, hatte er in gestalterischen Fragen freie Hand.

    1918 wurde Elkart als Stadtbaurat nach (Berlin-)Spandau berufen. Als zwei Jahre später die bis dahin selbstständige Stadt Spandau zum Stadtbezirk der neu geschaffenen Stadt „Groß-Berlin“ wurde, wechselte er als Direktor zur Märkischen Heimstätten-Gesellschaft. Weitere zwei Jahre später (1922) kehrte er in die kommunale Bauverwaltung zurück und amtierte als Stadtbaudirektor für Groß-Berlin.

    1925 verließ Elkart Berlin, als er als Stadtbaurat (und Senator) nach Hannover berufen wurde. Im gleichen Jahr wurde er auch zum Mitglied der preußischen Akademie des Bauwesens ernannt, was eine hohe Auszeichnung seiner beruflichen Leistungen bedeutete. Ab 1927 lehrte er außerdem als Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Hannover.

    Wirken im Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    Bereits 1933 wurde Elkart förderndes Mitglied der SS.[1] Als Stadtbaurat setzte er auf der Verwaltungsebene nun die Aufhebung des Grundsatzes der „Gleichheit vor dem Gesetz“ um. Jüdische Unternehmer wurden von städtischen Aufträgen ausgeschlossen. Elkart war an der „Arisierung“ von Kunst- und Kulturgütern für die Stadt führend beteiligt. Seit 1937 war er Mitglied der NSDAP.[2] Im Oktober 1938 war er an der Deportation polnischer Juden beteiligt und kaufte anschließend deren Häuser, um die Altstadt sanieren zu können. Im September 1941 organisierte er die Schaffung von so genannten Judenhäusern in Hannover, in die die dortigen Juden zwangsumgesiedelt wurden. Die Lebensumstände in diesen Unterkünften waren unmenschlich und katastrophal.[3][4] Im Zweiten Weltkrieg war Elkart zudem verantwortlich für den Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern (s. auch: Ostarbeiter).[1]

    Ab 1943 wurde Elkart schließlich Berater im so genannten „Weiteren Arbeitsstab“ innerhalb des Arbeitsstabes für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte des Generalsbauinspektors Albert Speer; konkret arbeitete er an Wiederaufbau-Planungen für Bochum und Hannover.

    #Berlin #Spandau #Hakenfelde #Geschichte #Straßenumbenennung #Nazis

  • Langwierige Umbenennung: Nazi-Name wird nach elf Jahren vom Straßenschild entfernt - Bezirke - Berlin - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/langwierige-umbenennung-nazi-name-wird-nach-elf-jahren-vom-strassenschild-entfernt/27543424.html

    Laut Amtsblatt soll der #Elkartweg in Hakenfelde am 15. November 2021 umbenannt werden - endlich. Endlich? Ja, denn Kurt Elkart, nach dem die Straße benannt ist, war ein Nazi. Und der Antrag zur Umbenennung stammt aus dem Jahr 2010.

    #Berlin #Spandau #Hakenfelde #Geschichte #Straßenumbenennung #Nazis

  • « Ruche » de Zedelgem - Des SS lettons commémorés en Flandre
    https://dossiers.parismatch.be/ruche-de-zedelgem-des-ss-lettons-commemores-en-flandre

    En 1945, près de 12.000 légionnaires SS lettons furent détenus dans un camp pour prisonniers de guerre à Zedelgem.
    Dans cette commune de Flandre occidentale, depuis plus de deux ans déjà, un monument leur est dédié.
    Les expressions d’indignation et les appels à débat venant de la société civile ont été ignorés (ou presque) par le monde politique belge.
    Pourtant ces voix dénoncent une insupportable insulte à la mémoire des victimes du nazisme. Les autorités locales affirment qu’elles souhaitent seulement célébrer la « liberté » (sic).
    Un conseiller communal d’extrême-droite (Vlaams Belang) qui a joué un rôle important dans ce projet ‘’mémoriel’’, a été décoré à Riga pour son « travail exceptionnel réalisé au profit de la Lettonie. » 

    A Zedelgem, près de Bruges, sur une place dite de « la liberté », une « ruche lettonne » stylisée invite au souvenir de 12.000 de ces légionnaires des 15ème et 19ème divisions Waffen-SS qui, pendant huit mois, entre 1945 et 1946, furent détenus dans le camp pour prisonniers de guerre du Vloethemveld, situé à quelques kilomètres de là. Stupéfiant ? A l’évidence. Mais il y a pire encore : malgré les manifestations d’indignation répétées de certains citoyens, l’érection d’un tel monument n’a fait l’objet d’aucun débat politique en Belgique. Le souvenir des temps mauvais semble inexorablement s’effacer, la mémoire s’étiole. Cela contribue à la grande confusion idéologique d’une époque où l’on voit resurgir certains fantômes de jadis ; tout profit pour l’extrême-droite européenne qui n’a eu de cesse au cours des dernières décennies de réviser l’histoire, dans l’espoir de prendre sa revanche sur la démocratie.

    En marge de cette affaire éminemment politique, il y a pourtant eu des lanceurs d’alerte. De nombreuses lettres furent adressées à diverses autorités du pays par « The Belgians Remember Them », une association qui entretient la mémoire des aviateurs de la « Royal Air Force » qui tombèrent sur le sol belge pendant la guerre.


    Wilfred Burie, son président, raconte : « Durant l’automne 2020, j’ai découvert l’existence de ce monument. Il a été érigé par les autorités communales de Zedelgem en septembre 2018 et, à l’époque, d’évidence, cela est passé comme une lettre à la poste. Après avoir rassemblé de la documentation sur l’histoire de ces Lettons ayant appartenu à la SS, j’ai écrit à tous les membres du gouvernement pour leur faire part de mon indignation. Je n’ai reçu qu’une seule réponse, évasive d’un ministre, m’expliquant que cette question ne relevait pas de ses compétences. Du côté du parlement, seul le député André Flahaut (PS) s’est mobilisé. A la mi-décembre 2020, il a interpellé le ministre fédéral de la Justice, Vincent Van Quickenborne (Open-Vld). Mais cela n’a débouché sur aucune remise en question officielle de la présence d’un monument qui glorifie des Waffen-SS en Belgique. »
    . . . . . .
    Par deux fois déjà, la Commission contre le Racisme et l’Intolérance du Conseil de l’Europe a publié des rapports sur la Lettonie dans lesquels elle « condamne les commémorations des personnes qui ont combattu dans la Waffen-SS et qui ont collaboré avec les nazis ». En 2012, elle soulignait que « toute tentative de justifier le fait d’avoir combattu dans une unité de la Waffen-SS et d’avoir collaboré avec les nazis risque de renforcer le racisme, la xénophobie, l’antisémitisme et l’intolérance. »

    En 2019, évoquant une nouvelle fois la marche des ex-légionnaires SS et de leurs supporters à Riga, la même institution se déclarait « particulièrement préoccupée par le fait que des députés du parti de l’Alliance nationale, membre de la coalition au pouvoir, aient été vus à plusieurs reprises à ces cérémonies ». Et de renouveler sa « recommandation aux autorités lettones de condamner toute initiative visant à rendre hommage à des personnes ayant combattu dans une unité de la Waffen-SS. »
    . . . . . . .
    En Lettonie aussi, la question des légionnaires SS fait débat. A chaque fois que ces nostalgiques défilent, des contre-manifestants cherchent à faire entendre leur désapprobation au nom du souvenir des victimes du nazisme. En 1998, le parlement letton a décidé de donner un statut officiel à cette manifestation mais, trois ans plus tard, sous la pression internationale et alors que la Lettonie allait bientôt rejoindre l’Union européenne (1er mai 2004), « la journée de la légion » a été rangée dans le rayon des événements officieux. Mieux, la ville de Riga a voulu l’interdire mais, à la suite d’un recours juridique introduit par ses organisateurs devant les tribunaux locaux, la marche des légionnaires a été maintenue.


    Les milieux nationalistes lettons avancent régulièrement des arguments qui, d’après eux, permettent de célébrer ces légionnaires. Ils soulignent qu’en octobre 1939, la Lettonie fut victime du pacte germano-soviétique qui déboucha, en 1940, sur une première occupation par l’URSS : des milliers de Lettons furent alors déportés par le régime stalinien. A partir de l’été 1941, la Lettonie fut l’objet d’une seconde occupation, lorsque les nazis attaquèrent à l’Est.

    Comment se fait-il que des milliers de Lettons en arrivèrent ensuite à endosser l’uniforme de la Waffen-SS ? Le discours officiel letton appuie l’idée qu’il ne s’est pas agi d’un acte volontaire : « L’Allemagne nazie a formé la Légion lettone en 1943, violant ainsi la Convention de La Haye de 1907 qui interdit aux puissances occupantes de recruter dans leur armée les habitants des territoires occupés. Les conscrits ont été appelés « volontaires » pour contourner la Convention. Ceux qui tentaient d’éviter la conscription dans la Légion risquaient d’être emprisonnés et condamnés à mort. La Légion lettone était une unité de première ligne, dont un tiers des soldats est mort sur le front. Aucun légionnaire n’a jamais été reconnu coupable de crimes de guerre en tant que membre de la légion. », dixit un communiqué publié en 2015 par l’ambassade de Lettonie en France.

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