• Commémorer les victimes homosexuelles du nazisme.
    En France, les commémorations relatives aux victimes des deux guerres mondiales sont nombreuses : soldats tombés au front, résistants, déportés, Juifs… Mais celles consacrées aux victimes homosexuelles du #nazisme sont plus rares. Pourtant, en Allemagne ou aux Pays-Bas notamment, les militants des associations gays et lesbiennes ont fait du droit de commémorer et d’être reconnu comme martyr un combat structurant de leur mouvement et de leur communauté et ont peu à peu réussi à obtenir gain de cause.

    Régis Schlagdenhauffen, sociologue et Maître de conférences à l’Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (EHESS), a publié dans la revue Socio, un article retraçant l’histoire de cette revendication et visant à montrer comment la sphère privée interfère dans le politique jusqu’à être progressivement reconnue par lui.

    Des premiers articles publiés dans les revues militantes au lendemain de la guerre, jusqu’à la construction, planifiée par l’Etat fédéral, du mémorial des #victimes_homosexuelles à Berlin situé en face du mémorial de l’Holocauste, en passant par la réappropriation du #triangle_rose que les nazis faisaient porter aux homosexuels dans les #camps_de_concentration, la route a été longue. Aujourd’hui, il reste encore du chemin à parcourir, mais la tendance est à l’action pédagogique et éducative visant la progressive « normalisation » des vies homosexuelles, auprès d’une majorité de la population encore trop peu ouverte.

    http://sms.hypotheses.org/8931


    source : http://buchenwald-dora.fr/?m=201702
    #histoire
    http://www.phdn.org/histgen/auschwitz/19430628-4756-personnes.html

  • Skandalbuch : Anne Franks Peiniger arbeitete für den BND - FOCUS Online
    http://www.focus.de/politik/deutschland/skandalbuch-anne-franks-peiniger-arbeitete-fuer-den-bnd_aid_616760.html


    A chaque fois qu’on nous parle du service secret BND et de sa collaboration avec la CIA il faut se rappeller que c’ette organisation constitue un lien direct vers les chambres de torture de la Reichssicherheitshauptamt siège du commandement de la SS et de l’infâme Gestapo. Après la guerre le tortionnaire d’Anne Frank participait activement au recrutement d’anciens SS pour l’ Organisation Gehlen , le service secret anticommuniste allemand transformé en BND le premier avril 1956 .

    Für den Bundesnachrichtendienst haben nach dem Krieg zahlreiche ehemalige Nazis gearbeitet – unter anderem der Peiniger von Anne Frank, Karl Josef Silberbauer.

    Der SS-Oberscharführer, der im Jahr 1944 das jüdische Mädchen Anne Frank in seinem Versteck in Amsterdam aufspürte und ins KZ Auschwitz schickte, hat nach FOCUS-Informationen nach dem Krieg als V-Mann und Anwerber für den Bundesnachrichtendienst (BND) gearbeitet. Der Hamburger Publizist Peter-Ferdinand Koch fand entsprechende Belege in US-Archiven. Anne Franks Peiniger Karl Josef Silberbauer, als brutaler Verhörspezialist gefürchtet, habe jahrelang in Nazi-Kameradschaften geeignete Spitzel für den BND und zuvor für die Organisation Gehlen gesucht.

    Koch schildert in seinem neu erschienenen Buch „Enttarnt“ die starken Seilschaften der ehemaligen SS im deutschen Auslandsgeheimdienst. Zeitweise hätten bis zu 200 ehemalige Mitarbeiter von Hitlers Reichssicherheitshauptamt in Pullach gearbeitet. Darunter seien offensichtlich auch Kriegsverbrecher der SS-Totenkopfverbände gewesen, die an Massenerschießungen teilgenommen hätten.

    Hauptsache Antikommunist

    Nach Recherchen des Fachbuchautors soll rund ein Dutzend russischer Spione in der Organisation Gehlen und später beim BND gearbeitet haben. Dies gehe aus Unterlagen des US-Militärgeheimdienstes „Counter Intelligence Corps“ hervor, sagte Koch zu FOCUS. Die meisten Agenten seien während ihrer Kriegsgefangenschaft in sowjetischen Lagern unter Druck angeworben worden. In der Zeit der Kalten Kriegs seien die Verdachtsfälle nicht aufgearbeitet worden. Dem BND ging es laut Koch vielmehr darum, stramme Antikommunisten zu beschäftigen.

    Karl Josef Silberbauer
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Karl_Josef_Silberbauer

    Karl Josef Silberbauer (* 21. Juni 1911 in Wien; † 2. September 1972 ebenda), SS-Oberscharführer im Sicherheitsdienst (SD), war der Polizist, der Anne Frank und ihre Familie am 4. August 1944 in Amsterdam verhaftete.

    Organisation Gehlen – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_Gehlen

    Der Leiter der Organisation Gehlen und spätere erste Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Generalmajor Reinhard Gehlen, ergab sich kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges den Streitkräften der Vereinigten Staaten und trat in ihre Dienste.

    #Allemagne #Nazis #CIA #BND #Gestapo #Organisation_Gehlen #Inglorious_Basterds

    • Que du beau linge, les américains ont récupéré les pires criminels, les ont utilisé alors que leurs victimes n’ont pu jamais profiter de leurs vies. Souvent recherché par l’URSS d’ailleurs

  • Seventy-five years since the Wannsee Conference - World Socialist Web Site

    http://www.wsws.org/en/articles/2017/01/25/wann-j25.html

    Seventy-five years since the Wannsee Conference
    By Clara Weiss
    25 January 2017

    Last Friday, January 20, marked the 75th anniversary of the notorious Wannsee Conference, in which 15 influential representatives of the Nazi regime discussed at a villa in the suburb of Berlin the organization and implementation of the so-called “final solution of the Jewish question.”

    #nazisme #histoire #wannsee_conference

  • « Asozial » und « unerwünscht » - NS-Jargon in der deutschen Gegenwartssprache | Riccardo Altieri and Philipp Amendt - Academia.edu
    http://www.academia.edu/14637543/_Asozial_und_unerw%C3%BCnscht_-_NS-Jargon_in_der_deutschen_Gegenwartssprac
    Dans l’allemand parlé aujourd’hui on peut identifier plusieurs expressions courantes qui ont une connotation nazie ou sont une invention de l’époque 33-45. Elles facilitent par leur omniprésence la renaissance d’idées réactionnaires, racistes, antisociales et et fascistes. Pour les gens sans formation politique particulière leur utilisation irréfléchie fait partie du bon sens, du gesunder Menschenverstand , qui est une notion quasi fasciste en soi. Ce texte a le mérite de nous informer sur l’étymologie et la signification précise d’une petite sélection de ces termes.

    Philipp Amendt und Riccardo Altieri Würzburg, im August 2015.

    1. Einleitung

    Der vorliegende Essay befasst sich mit dem Phänomen gegenwärtiger Alltagssprache, die ihre Wurzeln im Vokabular des Nationalsozialismus hat. Um etwaigen Fragen gleich zu Beginn vorzubeugen: Termini wie „Arisierung“, „Blitzkrieg“, „Gleichschaltung“ oder „Herrenrasse“ werden hier dezidiert nicht abgehandelt. Ferner geht es auch nicht um NS-Miranda wie „Volk“, „Leben“ oder „Blut“, wie sie in Bezug auf eine germanisch-mystifizierte Antike zur Anwendung kamen.1 Vielmehr geht es um Begrifflichkeiten des täglichen Lebens, die von einem unbedarften Teil der deutschsprachigen Gesellschaft vorwiegend unfreiwillig verwandt werden. Ziel des Essays ist es daher, ein Gespür für sensiblen Sprachgebrauch zu schaffen.

    Der Forschungsstand beruft sich in weiten Teilen primär auf die oben explizit ausgeschlossene Sprache, obwohl er jedoch peripher einige Aspekte der hier zu behandelnden Begriffe abdeckt. Die prominenteste und gleichzeitig erste Publikation zur Sprache des „Dritten Reiches“2 ist die sog. Lingua Tertii Imperii (LTI) von Victor Klemperer.3 Auf diesem Werk baut im Grunde die komplette Sekundärliteratur auf, wenn schon Klemperer4 nicht im Mindesten mehrfach zitiert werden muss. 1957 erschien das Wörterbuch des Unmenschen von Sternberger, Storz und Süskind.5 Ihm folgte – in ähnlich spitzfindiger Titelfindung – das Lexikon der Mörder von Joseph Wulf.6 Sigrid Frinds Aufsatz7 erläutert im Detail, wie Hitler und seine Propaganda gerade durch Sprache gezielt erfolgreich waren und wie die Rhetorik

    des Diktators die Massen begeisterte. Im selben Format erschienen zwei Jahre später ein analytischer Aufsatz von Gerhard Lange8, der die Rezeption des Gesprochenen und dessen an die Bedürfnisse der Bevölkerung angepasste Reformen behandelt, und ein weiterer Aufsatz von Andrea Hoffend zum Ursprung des nationalsozialistischen Sprachgebrauchs.9 Die Rezeption des Gesprochenen wurde auch von Erich Straßner in Bezug auf die soziale Integration in eine Gesellschaft geäußert: „Nur auf der Basis intersubjektiver Information, Kommunikation und Handlungsbeeinflussung können rekurente, d. h. zurückgreifende, zeitlich stabile und reflexiv einklagbare soziale Strukturen entstehen und gestützt werden.“10 Zu den Euphemismen und Verschleierungstaktiken äußerte sich in der Folge ausführlich Siegfried Bork.11 Den kollektiven Aspekt der zu schaffenden „Volksgemeinschaft“ in Bezug auf eine Vereinheitlichung der Sprache innerhalb der sozialen Gruppe beleuchtete Utz Maas.12 Wolf Oschlies untersuchte 1985 die zum Teil repressive Sprache der Gefangenen-, Konzentrations- und Vernichtungslager sowie deren Diversitäten im Vergleich zur sonstigen Sprache der SS.13 Der speziellen und auf Massenbegeisterung ausgerichteten Rhetorik von Hitler und Goebbels widmete sich unter anderem Johannes Volmert in einem Aufsatz.14 Auf der Ebene der pragmatischen Textlinguistik hat Christian Braun mit seiner Dissertation das neueste Standardwerk vorgelegt.15

    In all diesen Studien überwiegt die Fokussierung auf dem Sprachgebrauch während öffentlicher Reden oder innerhalb öffentlichkeitswirksamer Dokumente. Die gegenwärtige Alltagssprache nimmt – wenn überhaupt – stets nur eine unbedeutende Nebenrolle ein.16 Doch wie kann nationalsozialistisches Vokabular als ungewollte Tradition identifiziert werden?

    2. Zu behandelnde Begriffe

    Die Sammlung der hier behandelten Begriffe stellt lediglich eine subjektive Auswahl des Autorenkollektivs dar, erhebt demnach freilich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Dennoch sollen zentrale Begriffe der Gegenwartssprache auf ihre historische Entwicklung hin untersucht, eingeordnet und ausgewertet werden. Dabei stellt sich bei sämtlichen Begriffen die Frage danach, inwieweit es sich jeweils um eine Wortneuschöpfung des Nationalsozialismus handelte, wo Begriffe in Bezug auf einen Wortinhalt auf derbe Weise übersteigert verwandt wurden und wo es sich um bereits existente Begriffe des Deutschen handelt, die durch die Begriffsbesetzung17 durch die Nationalsozialisten eine nachhaltig negative Konnotation erfuhren. Hierbei geht es jedoch nicht um die Stigmatisierung explizit unverfänglicher deutscher Wörter, sondern um die Darstellung historischer Sprachentwicklung.

    Methodisch kann hier nur ein historischer Deskriptivismus18 gewählt werden, da sich jegliche Präskription schon aus wissenschaftsethischen Gründen verbietet. Zudem soll die Arbeit keinen lexikographischen Charakter verfolgen, sondern über Sprachentwicklung- bzw. konkrete Begriffsverwendung in der Zeit des Nationalsozialismus aufklären. Strukturell werden die einzelnen Abschnitte, die in alphabetischer Reihenfolge sortiert sind, keine inhaltliche Überleitung gewähren können, da diese einerseits konstruiert wären und andererseits in weiten Teilen nicht zu bewerkstelligen sind. Demnach ist jeder Unterpunkt des zweiten Kapitels auch als eigener Absatz zu verstehen, der autonom von voranstehenden oder folgenden Absätzen gelesen werden kann. Ein vollständiger lexikalischer Charakter darf den Kapiteln jedoch nicht unterstellt werden. Zu diesem Zweck wird jeweils auf die entsprechende Sekundärliteratur verwiesen. In wenigen Ausnahmefällen werden Begrifflichkeiten ob ihres gemeinsamen historischen Kontextes in einem Punkt zusammengefasst, wie es bereits im ersten Absatz praktiziert wurde.

    2.1. Arbeitsscheu – Asoziale – asozial

    Der Begriff „asozial“ wird in der deutschen Gegenwartssprache zweifellos ohne Problematisierung verwendet. Das Adjektiv findet dabei ebenso Anwendung wie die Substantivierung „Asoziale“. Der Duden definiert „asozial“ als „unfähig zum Leben in der

    Gemeinschaft; sich nicht in die Gemeinschaft einfügend; am Rand der Gesellschaft lebend.“19 Einen Hinweis auf den nationalsozialistischen Ursprung des Wortes liefert der Duden nicht. In der Soziologie und der Psychologie werden für das beschriebene Phänomen Begriffe wie „dissozial“ und „randständig“ verwandt.

    Wo besteht nun allerdings der Zusammenhang zum Nationalsozialismus? Damals wie heute diffamierte der Begriff „arbeitsscheu“ ein Individuum der Gesellschaft, das als Arbeitsloser, Sozialhilfeempfänger, Hartz-IV-Empfänger und dergleichen mehr wahrgenommen wird. Die eigene Verschuldung dieses Umstandes oder das Gegenteil wird selten konkretisiert. In der NS-Zeit wurden unter dem Begriff „arbeitsscheu“ sog. „Asoziale“ zusammengefasst. Dazu zählten Bettler, Prostituierte, Obdachlose, Alkoholkranke, „Nichtangepasste“ und „Aussteiger“.20 Schon 1933 begann das NS-Regime mit der Verfolgung, ab 1937 auch mit Inhaftierungen dieser Menschen in Konzentrationslager. Dort unterwarf man sie unmenschlichen Zwangsmaßnahmen, indem man sie beispielsweise – den Verlautbarungen der „Rassenhygienischen und bevölkerungspolitischen Forschungsstelle“ folgend – zwangssterilisierte, weil man ihre Fortpflanzung als „Schädigung des Volkskörpers“ ansah. Bei der Aktion „Arbeitsscheu Reich“21 im Jahr 1938 wurden rund 10.000 „Asoziale“ verhaftet. Dabei war die Einstufung der Menschen als „arbeitsscheu“ oft die Folge einer ungeprüften Denunziation durch argwöhnische Mitbürger, die man nur selten detailliert nachverfolgte. Die Bundeszentrale für politische Bildung formuliert hierzu treffend: „Die Rechtlosigkeit des Einzelnen, die Preisgabe des Individuums gegenüber der Willkür der Behörden, die dem Wunsch der diesen Begriff Benutzenden entspricht, kommt in der Diskriminierung ‚arbeitsscheu‘ zum Ausdruck.“22 Die flächendeckende Aktion „Arbeitsscheu Reich“ hatte gerade deshalb so viel „Erfolg“, da die Anzahl der Opfer nur deshalb so groß sein konnte, weil die zivile Bevölkerung den uniformierten Staatsdienern dabei half, die zum Teil unbekannten, untergetauchten oder umherziehenden Menschen ausfindig zu machen.23

    2.2. Arsch der Welt – Anus mundi (Polen)

    Der vulgäre Ausdruck, etwas läge am „Arsch der Welt“, wurde während des Zweiten Weltkriegs von deutschen Soldaten verwandt,24 um die Entlegenheit Polens, konkret den dortigen Einsatzort (z. B. Auschwitz), zu bezeichnen. Die SS-Ärzte Heinz Thilo (1911-1945) und Johann Paul Kremer (1883-1965) bezeichneten ihren Arbeitsplatz als „anus mundi“.25 Der Zeitzeuge Wiesław Kielar (1919-1990) greift in seiner Monographie die latinisierte Version des Ausdruckes auf.26 Hier wird der Dualismus der Wahrnehmung deutlich. Während die Soldaten ihre Versetzung nach Schlesien als Strafe empfanden und sich in einer Opferrolle wiederfanden, bekam das Vernichtungslager Auschwitz II – Birkenau für Häftlinge eine weitaus hoffnungslosere Dimension. Die Erkenntnis, am „Arsch der Welt“ zu sein, war gleichbedeutend mit der Aussichtslosigkeit auf Hilfe jedweder Art. Im Vergleich zu den Empfindungen der Häftlinge wirkt das Lamentieren der Soldaten unbedeutend. Besonders grotesk wirkt der Ausdruck Kremers, als dieser am 18. August 1947 während des Krakauer Auschwitzprozesses zu seiner Verteidigung aussagte: „Diese Bezeichnung [Anm.: „anus mundi“] gebrauchte ich deshalb, weil ich mir gar nichts Abscheulicheres und Ungeheuerlicheres vorstellen konnte.“27 Hierbei bezog er sich auf einen Vorfall, bei dem etwa 800 jüdische Frauen in den Gaskammern umgebracht wurden, woran er selbst beteiligt war. Bizarr wirkt dabei der perspektivische Wechsel vom gelangweilten Offizier hin zum mitfühlenden Täter. Wie höhnisch die Aussage tatsächlich war, lässt sich feststellen, wenn man Tagebücher des zum Zeitpunkt der Tat 58-Jährigen hinzuzieht, in denen sein grausamer Sinn für schwarzen Humor ersichtlich wird.28

    Aus der Perspektive der Opfer wurde der Begriff Synonym für die Schrecken in Auschwitz. Neben der Monographie von Wiesław Kielar haben auch andere Häftlinge ihr Überleben des Konzentrationslagers schriftlich festgehalten, so zum Beispiel der italienische Jude Primo Levi (1919-1987), der einen Aufsatz „Buco nero di Auschwitz“ nannte.29 Wenn er auch eine Aufwertung des Begriffes vornahm (schwarzes Loch), ist der Bezug dennoch klar ersichtlich.

    2.3. Bodenständiger Kapitalismus

    Wenn man den Begriff „bodenständiger Kapitalismus“ betrachtet, erscheint das Konstrukt wie ein Kompromissversuch, um Gegner des Kapitalismus durch den Begriff „bodenständig“ zu überzeugen. Damit wird suggeriert, der Nutznießer dieses „Kapitalismus“ sei nicht abgehoben, weil er beispielsweise unsagbar reich geworden ist, sondern bliebe bei aller geschäftlichen Flexibilität „bodenständig“, also anständig.

    Im Nationalsozialismus war damit allerdings im wahrsten Sinne des Wortes ein „sesshafter“, auf die nationale Wirtschaft ausgerichteter Kapitalismus gemeint. Das Gegenteil war der „nomadische Kapitalismus“30, der unproduktiver sein sollte, finanzielle Spekulationen befürwortete und von Juden dominiert wäre. Sprachgeschichtlich ist die Verbindung von nomadischen Aspekten mit dem Judentum31 beinahe so alt wie der Antisemitismus32 selbst. Die Nationalsozialisten bedienten sich angeblich nur des „schaffenden“, die Juden vor allem des „raffenden“ Kapitals.33 Wenn die Begriffsentwicklung auch schon weit vor der nationalsozialistischen Herrschaft begonnen haben mag, ihren Höhepunkt hatte sie zwischen 1933 und 1945. Der Begriff „bodenständiger Kapitalismus“ ist demnach durch den NS-Jargon entscheidend mitgeprägt worden.

    2.4. Chefsache

    Schon das Französische bezeichnete Adolf Hitler neben „Guide“ auch als „Chef“34. Mit „Chefsache“ – zumeist „Chefs.“ abgekürzt35 – versehene Dokumente zeigten an, dass ihr Inhalt unter Geheimhaltung stand und zu den Angelegenheiten des „Führers“ gehörte. So wurde beispielsweise die Propaganda gegen die UdSSR, in der Russland als „jüdisch- bolschewistischer Weltfeind“ seine „Roten Horden aus den asiatischen Steppen“ auf die „Festung Europa“36 entsendete, zur „Chefsache“ erklärt.37 Wenn in der nationalsozialistischen Besatzungspolitik zudem Operationszonen geschaffen wurden, dann handelte es sich zunächst um „führerunmittelbare Territorien“, deren Verwaltung in führerstaatlicher Manier zur „Chefsache“ erklärt wurden, wenngleich Hitler diese Aufgabe für gewöhnlich rasch an seine Obersten Kommissare delegierte.38 Bereits beim Angriff auf die Tschechoslowakei im Aufmarschplan „Grün“ vom 21. Dezember 1937, der zur „Lösung des deutschen Raumproblemes“39 beitragen sollte, sprach man von „Chefsache“.40

    Auch bei „Chefsache“ handelt es sich um einen Begriff, der nicht im Nationalsozialismus erfunden wurde. So verwendete ihn beispielsweise Erich Ludendorff (1865-1937) bereits im Jahr 1917, um sich das neue Medium Film, worin er „eine Waffe erkannte“, zu eigen zu machen.41 Eine Profilierung des Begriffes zwischen 1933 und 1945 ist jedoch offensichtlich.

    2.5. Daseinskampf

    Schon Immanuel Kant (1724-1804), Johann Gottfried Herder (1744-1803) und Augustin- Pyrame de Candolle (1778-1841) kannten den Begriff des „Daseinskampfes“. Seine für die Biologie entscheidende Prägung erfuhr der Begriff in erster Linie durch Charles Darwin (1809-1882). Ursprünglich beschrieb Darwin damit die Selektion innerhalb der Adaptiogenese, einem Vorgang der Entstehung von Anpassungen in der Phylogenie, der insbesondere Aspekte dynamischer Anpassung betont. Exakt dieses naturwissenschaftliche Phänomen übertrug man auf die menschliche Art, indem man im Zeitalter des Rassismus die Menschheit in unterschiedliche Rassen kategorisierte.42

    Im Nationalsozialismus galten Leidensfähigkeit, Toleranz und Friedfertigkeit nicht mehr als Zeichen moralischen Auserwähltseins, sondern als Indizien für die Unfähigkeit, sich im „Daseinskampf“ zu behaupten.43 Demzufolge wurden junge Männer in den verschiedensten Kaderschmieden ideologisch darauf abgerichtet, kein Mitleid mit „Minderwertigen“ oder „Lebensuntauglichen“ zu haben, da dies den „Daseinskampf“ verfälschen würde.44 In dieser Initialhaltung verbirgt sich bereits die Akzeptanz von Euthanasie und Todesstrafe, mit der man sich unliebsamer Menschen entledigen konnte. Wer die natürliche Auslese – was in der Biologie noch als „Selektion“ bezeichnet wurde – behindere, ließe demnach „Entartung“45 zu. Neben dem Krieg als „moralischer Lehranstalt“ stellte der „rassenbiologische Antisemitismus (…) den weltanschaulich-ideologischen Begründungsrahmen zur Überführung der sozialdarwinistischen Rhetorik von Daseinskampf und Volksgesundheit in die politische Pragmatik der systematischen Vernichtung der Juden bereit.“46

    2.6. Deutsche Christen (DC)

    Was auf den ersten Blick harmlos wirkt, beinhaltete eine rigorose Ausschließung all dessen, was nicht Deutsch und christlich (= evangelisch) war. „Deutsche Christen“ bezeichnete eine Gruppierung von Menschen innerhalb der Evangelischen Kirche, die eine Synthese von Christentum und Nationalsozialismus anstrebten.47 Neben der „Entjudung“ der Gesangsbücher stand auch die Streichung des Alten Testaments als Beseitigung „judenchristlicher Legenden“ aus der Bibel auf der Agenda. Bereits im Mai 1933 forderte man schließlich die „Reichskirche luth. Prägung“, denn auf dem Antisemitismus Martin Luthers konnte man aufbauen.48 Im November desselben Jahres verkündete Reinhold Krause (1893-1980), stellvertretender Berliner Gauobmann der Glaubensbewegung, dass „die Vollendung der deutschen Reformation im Dritten Reich“ abgeschlossen sei; künftig sei ein „artgemäßes Christentum“ möglich.49 Zwischenzeitlich war auch die Gleichschaltung der Evangelischen Kirche abgeschlossen. Die innerkirchliche Opposition war damit abgesetzt, das „Führerprinzip“ eingeführt und sog. Judenchristen wurden exkommuniziert.50 Ab sofort wurde Jesus zum „Held“ stilisiert, Pazifismus und Internationalismus wurden abgelehnt.51 Dabei standen die „Deutschen Christen“ erstens „auf dem Boden des Parteiprogramms“, zweitens „auf dem Boden des reinen Evangeliums“ und drittens baute die Glaubensbewegung „auf dem Führerprinzip auf und stellt[e] sich geschlossen hinter ihren Reichsleiter Hossenfelder.“52 Wenngleich die Organisation bereits zwischen 1927 und 1930 in Thüringen entstand,53 konnte sich eine extreme Profilierung des Begriffes „Deutsche Christen“ erst nach Hitlers „Machtergreifung“ ergeben, was den Terminus heute zu einem ausschließlich auf die Zeit des Nationalsozialismus bezogenen macht.

    2.7. Fahnenflucht

    Im § 16 des Wehrstrafgesetzes (WStG) der Bundesrepublik Deutschland wird das Thema „Fahnenflucht“ behandelt. So wird die Straftat der Desertion heute mit einer „Freiheitsstrafe bis fünf Jahren bestraft.“54 Im Nationalsozialismus fielen die Strafen deutlich härter aus. Ab dem 1. Januar 1934 wurden die militärischen Strafgerichte rehabilitiert. 1935 und nach Kriegsbeginn, etwa ab 1940, wurde der Tatbestand der „Fahnenflucht“ erheblich verschärft.55 Wenn ein Wehrmachtssoldat in der Heimat mehr als sieben, im Feld mehr als drei Tage unerlaubt von der Truppe fernblieb, so erwarteten ihn zehn Jahre Freiheitsentzug.56 Im § 6 der Kriegssonderstrafrechtsverordnung (KSSVO) vom 17. August 1938 wurde darüber hinaus auch die Option der Todesstrafe, die zuvor im Kaiserreich abgeschafft worden war, wieder eingeführt. Bei etwa 30.000 gefällten Todesurteilen, wurden rund 23.000 auch vollstreckt.57 Warum der Nationalsozialismus die Todesstrafe bei „Fahnenflucht“ wieder einführte, liegt auf der Hand. Die „milde Behandlung der Fahnenflucht“58 im Ersten Weltkrieg wurde als „Versagen der deutschen Militärjustiz“59 wahrgenommen. Für Hitler konnte die Flucht vor der Hakenkreuzfahne nur eine Konsequenz haben: „An der Front kann man sterben, als Deserteur muß man sterben.“60

    2.8. Festung Europa

    Was gegenwärtig in schier endloser Wiederholung in den Medien auftaucht, um diejenigen politischen Kräfte zu kritisieren, die sich auf eine konservative Europapolitik stützen, ist der Begriff „Festung Europa“. Seinen Ursprung hat der Terminus ebenfalls im „Dritten Reich“. Einige Forscher behaupten, er tauche erstmals in einem Bericht des Reichsministeriums für Rüstung und Kriegsproduktion im September 1943 auf.61 Dem steht jedoch entgegen, dass schon Ende 1942 mehrere Presseanweisungen den Gebrauch des Wortes untersagten.62 Nachdem sich Hitler nach und nach mit dem Begriff „Europa“ anfreunden konnte, war ihm die Metapher „Festung Europa“ zuwider, da sie zu der Zeit aufkam, als die Wehrmacht im Osten erste Rückschläge durch die Rote Armee hinnehmen musste. Der Begriff suggerierte quasi, man müsse sich künftig nur noch verteidigen, weitere Eroberungen seien nicht mehr möglich. Klemperer schrieb dazu: „Sooft der Name Europa während der letzten Jahre in der Presse oder in Reden auftaucht – und je schlechter es um Deutschland steht, um so öfter und um so beschwörender geschieht das –, immer ist dies sein alleiniger Inhalt: Deutschland, die ‚Ordnungsmacht‘, verteidigt die ‚Festung Europa‘.“63 Nachdem die Wehrmacht in der Folgezeit überall zurückgedrängt wurde, machte der Begriff nach und nach dem Begriff „Festung Deutschland“ Platz. Zuletzt sprach man sogar von der „Festung Berlin“.64

    2.9. Ghetto

    Der aus dem Italienischen stammende Begriff65 – im Deutschen auch Getto – bezeichnete bereits im Mittelalter abgegrenzte Wohnviertel für Menschen jüdischen Glaubens. In der Terminologie des Nationalsozialismus bezeichnete ein „Ghetto“ die Zwischenlager in Polen und der Tschechoslowakei, in denen Jüdinnen und Juden bis zur Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager gefangen gehalten wurden.66 In euphemistischer Tradition bezeichnete man die „Ghettos“ gegenüber der Öffentlichkeit aber auch als „Jüdische Wohnbezirke“ und „Wohnsiedlungen“.67 Dass dabei zum Teil mehrere Familien in zweistelliger Kopfzahl in einem Zimmer leben mussten, verschleiern diese Beschönigungen ganz bewusst. Die „Ghettoisierung“ verfolgte, trotz ihrer unterschiedlichen Praktiken vor Ort, nur den einen Zweck, jüdische Gefangene, die von ihrem Schicksal nichts wissen durften, auf die Deportation und Ermordung vorzubereiten. Bereits 1943 waren alle polnischen „Ghettos“ aufgelöst, die Insassen ermordet oder in die Lager verschleppt.68 Neben den „Ghettos“ des Nationalsozialismus gab es auch ethnische Enklaven in Großbritannien, Nordirland, auf dem Balkan, in Marokko, in Shanghai und in besonderem Ausmaß in den USA, wo Afroamerikaner aus rassistischen Motiven zum Teil nicht nur in „Ghettos“ leben mussten, sondern auch nur bestimmte Arbeitsplätze besetzen, Dienste in Anspruch nehmen sowie Konsumeinrichtungen oder Transportmittel nutzen durften.69 In der deutschen Gegenwartssprache bezeichnet der Begriff „Ghetto“ laut dem Duden Stadtviertel, in denen „diskriminierte Minderheiten, Ausländer oder auch privilegierte Bevölkerungsschichten zusammen leben.“70 In jedem Fall ist ein pejorativer Charakter unweigerlich hörbar, wenngleich der Begriff seit der Zeit des Nationalsozialismus paradoxerweise eine inhaltliche Aufwertung erfuhr.

    2.10. Gutmensch

    Der heute negativ konnotierte Begriff „Gutmensch“ hatte seinen herablassenden Charakter bereits vor der Zeit der Konzentrations- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten.

    Jüdische Häftlinge verwandten den jiddischen Begriff „a gutt Mensch“, der von den Unterdrückern in „Gutmensch“ umgebildet wurde und künftig „lebensunwertes Leben“ betitelte. Im Jiddischen handelt es sich allerdings um einen Pleonasmus, da schon das Wort „Mensch“ die Bedeutung „herausragender guter Mensch“ beinhaltet, ein Attribut wäre demnach gar nicht nötig.71 Schon Friedrich Nietzsche (1844-1900)72 und Julius Streicher (1885-1946)73 echauffierten sich über die „guten Menschen“. Seinen Ursprung hatte das Wort allerdings bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts, konkret in einem Buch des Pädagogen Christian Oeser.74 Seinen gegenwärtigen Wortinhalt erhielt das Werk Ende der 1980er und 1990er Jahre, konkret durch Autoren wie Rainer Jogschies und Klaus Bittermann.75 Bedauerlicherweise öffnete vor allem Jogschies eine inexistente Linearität zwischen dem nationalsozialistischen Unwort „Untermensch“ und dem gegenwärtig als Diffamierung verwendeten Stigmawortes „Gutmensch“. Beide Begriffe existierten jedoch bereits in der Zeit des Nationalsozialismus. Als „Untermenschen“76 oder „Gutmenschen“ bezeichnete Opfer des NS-Regimes erwartete oftmals die Euthanasie.

    2.11. Jedem das Seine

    Der geflügelte Ausdruck ist im wahrsten Sinne in aller Munde. Es existiert keine gesellschaftliche Problematisierung des Begriffes. Als Ausdruck einer eigenen Ablehnung gegenüber einer Tatsache, die man einer dritten Person pseudotoleranter Weise nicht missgönnt, hat „Jedem das Seine“ in der deutschen Gegenwartssprache Hochkonjunktur. Dabei stammt der philosophische Grundgedanke aus der griechischen Antike.

    Platon äußerte in seiner Politeia: „Wenn man das Seine tut und nicht vielerlei Dinge treibt“.77 Der Begriff wurde über das lateinische „suum cuique“ in die Rechtsphilosophie Mitteleuropas transportiert. In dieser lateinischen Version fand der geflügelte Begriff auch Einzug in das preußische Militär, wo er ab 1701 auf dem von Friedrich I. (1657-1713) gestifteten Schwarzen Adlerorden zu sehen war.78 Ein lustvolles Gedicht Eduard Mörikes mit dem Titel „Jedem das Seine“79 aus dem Jahr 1862 fand schließlich über Hugo Distler Einzug in ein Chormusikstück, das in nationalsozialistischer Zeit in Bayern entstand.80

    Im Konzentrationslager Buchenwald in Thüringen brachten die Nationalsozialisten am versperrten Eingangstor die Inschrift „Jedem das Seine“ an. Dabei waren die Lettern nicht wie gewöhnlich – vergleiche beispielsweise Auschwitz und den „Arbeit mach frei“-Schriftzug – von außen lesbar, sondern von innen. Die Gefangenen sollten also durch die Gitterstäbe hindurchblickend erkennen, dass sie es verdient hatten, verhaftet und eingesperrt zu sein, während diejenigen, die sie durch das Tor sehen konnten, zurecht in Freiheit lebten. Dies entsprach der nationalsozialistischen, lebensgesetzlich begründeten Gerechtigkeits- philosophie, die nicht „Jedem das Gleiche“, sondern „Jedem das Seine“ zusprach.81 Die einzige Gleichheit in der Gefangenschaft bestand letztlich in der Sterblichkeit der Inhaftierten.82 Damit konnte das erste Konzentrationslager, das bereits 1933 gegründet wurde, vorwiegend politische Häftlinge über den gesamten Zeitraum der nationalsozialistischen Herrschaft mit dem kruden Ungleichheitsverständnis der SS konfrontieren und ihnen somit zeigen, dass sie mit Kommunismus, Sozialdemokratie oder christlich-liberalem Konservatismus die „falsche Seite“ gewählt hatten und nun ihre gerechte Strafe verbüßten.83

    Eine Berufung auf die historische Tradition rechtfertigt gegenwärtig die Verwendung des Begriffes. So findet sich die Aufschrift „Jedem das Seine“ heute noch in Gerichtsgebäuden in ganz Deutschland. Zudem führen die Feldjäger der deutschen Bundeswehr in ihrem Barettabzeichen den Schriftzug: „suum cuique“.84

    2.12. Lügenpresse

    Mit dem Stigmawort „Lügenpresse“ sollen Medien jeder Art diskreditiert werden. Grund hierfür ist die Meinung desjenigen, der den Begriff verwendet, die besagt, dass Äußerungen in Druck, Funk und Fernsehen schlecht recherchiert oder gar erfunden beziehungsweise bewusst erlogen seien. Ein weiterer Begriff, der vergleichbares bezeichnet, ist die durch den österreichischen Publizisten Karl Kraus (1874-1936) geprägte „Journaille“.85

    Schon im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit existierten Begriffe wie „Lügenbrief“, „Lügenblatt“, „Lügenrede“, „Lügenreich“ oder „Lügenschrift“. Sie bezeichnen, von evangelischer oder katholischer Seite geäußert, die jeweiligen Publikationen der anderen Religionsgemeinschaft und bezichtigen diese der Lüge, also einem Verstoß gegen den Dekalog.86 Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870-1871 bekam der Begriff „Lügenpresse“ erneut Aufschwung, diesmal zur Denunziation der französischen Zeitungen.87 Und auch die Propaganda des Ersten Weltkrieges kannte den Begriff, intensivierte seinen Gebrauch und schürte neue Ressentiments.88

    Im „Dritten Reich“ wurde der Begriff weniger von Adolf Hitler, als vielmehr von Alfred Rosenberg (1892-1946) verwandt: „Das Volk wird seine großen Künstler, Feldherren und Staatsmänner nicht mehr als ein ihm Entgegengesetztes empfinden – als welches eine Lügenpresse sie uns darstellen möchte –, sondern, umgekehrt, als den höchsten Ausdruck seines oft dunklen, noch unbestimmten Wollens.“89 Damit war die Brücke zwischen dem Hass auf andersdenkende Medien und dem völkischen Nationalismus geschaffen. Am 25. Februar 1939 schrieb Joseph Goebbels: „Wer in diesen Tagen und Wochen die ausländische Hetz- und Lügenpresse durchblättert, könnte leicht auf den Gedanken kommen, daß Europa am Rande eines neuen Weltkrieges steht.“90 Ganz gleich, ob man selbst log oder nicht, die Besetzung des Begriffes „Lügenpresse“ war in der NS-Zeit wichtiger als je zuvor oder danach. Deshalb hatte er auch dort seine Hochphase, was den Begriff bis heute färbt.

    2.13. Männerbund

    Der selbsterklärende Begriff „Männerbund“ bezeichnet eine Gemeinschaft von Männern; Frauen91 werden entsprechend nicht aufgenommen. Der Begriff entstand zwar erst Anfang des 20. Jahrhunderts92, bezeichnete allerdings zum Teil auch bestimmte Vereinigungen, die weit älter sein konnten. Beispiele wären die mittelalterlichen Ritterorden, studentische Korporationen oder Handelszünfte. Besonders verbreitet waren „Männerbünde“ in der islamischen Welt.93

    Im Nationalsozialismus maß man dem Terminus noch eine deutlich wichtigere Rolle bei. So äußerte Adolf Hitler 1935 auf einem Parteitag in Nürnberg:

    Der Knabe, er wird eintreten in das Jungvolk, und der Pimpf, er wird kommen zur Hitlerjugend, und der Junge der HJ, er wird dann einrücken in die SA, in die SS und die anderen Verbände, und die SA-Männer werden eines Tages einrücken zum Arbeitsdienst und von dort zur Armee; und der Soldat des Volkes wird zurückkehren wieder in die Organisationen der Bewegung, in SA und SS, und niemals mehr wird unser Volk dann so verkommen, wie es leider einst verkommen war.94

    Die SS als Keimzelle der „neugermanischen Religion“ unter Heinrich Himmler gilt als das Musterbeispiel für einen „Männerbund“.95 Der Gedanke wurde jedoch bereits ab 193196 adaptiert und für die Verwendung im NS-Staat präpariert, wo er 1934 erstmals größere Bedeutung erhielt.97 Schwer fiel der NS-Ideologie die rigorose Distanz zur ursprünglich ebenfalls existenten Komponente der Homoerotik, die in SS und SA vollständig tabuisiert war.98 Das prominente Beispiel Ernst Röhm, dessen offen praktizierte Homosexualität im Kontext des „Männerbundes“ SA für stete Anfeindungen sorgte, wurde bereits hinlänglich untersucht.99

    2.14. Mischling – Rasse – reinrassig

    Ganz selbstverständlich wird die hier behandelte Trias heute von den meisten Rezipienten mit der Hundezucht in Verbindung gebracht. Doch auch diese, letztlich der Biologie entstammenden Begriffe wurden in der Zeit des Nationalsozialismus auf entwürdigende Weise auf den Menschen transfiguriert. Zunächst wurde im übersteigerten Rassismus der NS- Ideologie die Religion eines Menschen jüdischen Glaubens zu dessen „Rasse“ erklärt. Der Begriff der „jüdischen Rasse“ ist während der gesamten nationalsozialistischen Herrschaftszeit präsent.100 Doch auch hierbei handelt es sich um ein rassistisches Konstrukt, das die Nationalsozialisten nicht erfunden hatten. Friedrich Müller bezeichnete in seiner Allgemeinen Ethnographie aus dem Jahr 1873 die Juden bereits als „Mischrasse“:

    Wenn schon in geistiger Beziehung der heutige Jude für einen reinen Semiten nicht mehr gehalten werden kann, so kann er in leiblicher Beziehung noch weniger auf einen reinen unvermischten Stamm Anspruch erheben. – Im Durchschnitte ist der heutige Jude ein Mischling, der neben dem Echt-Semitischen an dem Charakter jener Rasse Theil nimmt, innerhalb derer sich seine Vorfahren aufgehalten haben und innerhalb derer er selbst wohnt.101

    Natürlich bekommt die Kategorisierung der jüdischen Gläubigen als eigene „Rasse“ einen bitteren Beigeschmack, wenn man den Entwicklungsprozess bis zur Shoah untersucht. Von Anfang an betrachteten sich die Nationalsozialisten im „Daseinskampf“102 der „arischen Rasse“ gegen die „jüdische Rasse“, die Lebensraum, Kultur und schöpferisches Potential des „Dritten Reiches“ bedrohte.103 Noch bevor diese Denkweise die Vernichtung der europäischen Juden zur Folge hatte, wurden nach und nach auch Menschen ins Visier genommen, die von den Nationalsozialisten als „Mischlinge“ betrachtet wurden. In der jüdischen Tradition wird die Religion immer von der Mutter an die Nachkommenschaft weitergegeben. War nun ein getaufter Jude mit einer Nichtjüdin liiert, so galten deren Enkelkinder – dem Rasseverständnis der Nationalsozialisten folgend – als „Vierteljuden“, waren beide Großelternteile, jedoch nicht beide Elternteile jüdischen Glaubens, galten die Enkelkinder als „Halbjuden“.104 „Während die meisten Völker Mischrassen darstellten, seien die Deutschen noch weitgehend reinrassig arisch.“105

    2.15. Mittelstand

    Parteien und Arbeitnehmer der Bundesrepublik Deutschland sorgen sich um die Zukunft des deutschen „Mittelstands“. Der Terminus besitzt eine vergleichsweise positive Konnotation, wird bisweilen mit einer nostalgischen Wehmut geäußert, rückblickend auf Zeiten, als es dem „Mittelstand“ noch besser ging. Eine eindeutige, zufriedenstellende, abschließende Definition dessen, was „Mittelstand“ eigentlich bedeutet, konnten bis heute weder Wirtschaftswissenschaften noch Geschichtswissenschaften liefern.106

    Im Vorfeld der „nationalsozialistischen Machtergreifung“ gelang es der NSDAP, eine Mehrheit im Arbeiterlager zu erlangen. Waren die Arbeiter während der Weimarer Republik in der Masse bei der SPD, seltener bei der KPD, zu verorten, so gelang den Nationalsozialisten bereits sehr früh eine Spaltung der Arbeiterschaft.107 Dabei galt besonders der Mittelstand als anfällig für nationalsozialistische Parolen.108 Positivistische Darstellungen sprechen hingegen vom „Mittelstand“ als „willige[m] Opfer der Versprechungen des Nationalsozialismus.“109 Theodor Geigers erklärte dieses Phänomen als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise,110 andere Autoren, vor allem Seymour Martin Lipset111, sahen darin eine Entwicklung, die sie mit dem Terminus „Extremismus der Mitte“ bezeichneten. Hauptinstrument der NSDAP zur Überzeugung der Arbeiterschaft war der 1932/1933 entstandene „Nationalsozialistische Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand“.112 Hauptaufgabe der Schlägertrupps des Kampfbundes war die gewaltsame Zurückdrängung jüdischer Mittelstandsunternehmen, die als Konkurrenz wahrgenommen wurden.

    Heute macht es gerade die Heterogenität des Begriffes „Mittelstand“ möglich, seine unproblematisierende Verwendung zu rechtfertigen. Bedauerlich bleibt hierbei die Vielzahl an unzufriedenstellenden Erklärungsansätzen und Definitionsversuchen.113

    2.16. Pünktlich wie ein deutscher Zug (On time like a German train)

    Diese vor allem im amerikanischen Sprachgebiet verbreitete Wendung betont ganz klar den positiv konnotierten deutschen Pünktlichkeitsanspruch und wird daher nur selten problematisiert. Seinen Ursprung hat das Sprichwort allerdings in Auschwitz. Dort waren die Deportationszüge der Reichsbahn dafür bekannt, nahezu nie unpünktlich zu sein. Angehörige des Fachpersonals der Gedenkstätte in Auschwitz berichten während ihrer Führungen oft von „weniger als zwei Minuten Verspätung.“114 Die sekundären Tugenden Pünktlichkeit, Pflichterfüllung, Gehorsam, Diensteifer und Reinlichkeit als dezidiert nationalsozialistische und damit zu vermeidende Persönlichkeitsideale zu reduzieren, darf mit Leo Strauss freilich als „reductio ad Hitlerem“ (in einer Abwandlung der „reductio ad absurdum“) betrachtet werden.115 Anders verhält es sich mit der Formel „pünktlich wie ein deutscher Zug“, da diese exakt und ausschließlich Bezug nimmt auf die Deportationszüge nach Auschwitz und in die Konzentrationslager.

    2.17. Seelenbelastung

    Der Begriff „Seelenbelastung“ bezeichnete im Nationalsozialismus die Leiden der Henker, die sie während einer Massenexekution erlitten.116 Nachdem zunächst die Wehrmacht im Russlandfeldzug für die Hinrichtung politisch unliebsamer Gefangener zuständig war, häuften sich nach und nach die Beschwerden der diensthabenden Offiziere beim Oberkommando der Wehrmacht, da ihre „einfachen Soldaten“ nicht für die psychische Belastung von Massenhinrichtungen geeignet gewesen seien.117 Die hierbei entstandene „Seelenbelastung“ sorgte dafür, dass derartige Kommandos nach und nach durch SS-Einheiten ersetzt wurden, denen die Exekution wehrloser Menschen nicht so nah ging.118 Letztlich kann hierin eine der Ausgangssituationen identifiziert werden, die schließlich zur systematischen Vernichtung der europäischen Juden führte, da die Anonymisierung des Tathergangs durch das Gaskammersystem auf skurrile Weise „perfektioniert“ wurde.119 Die „Seelenbelastung“ der Henker und sonstigen Mitarbeiter des Krematoriums wurde effektiv gemindert.

    2.18. Sonderbehandlung

    Beim Begriff „Sonderbehandlung“ handelt es sich erneut um einen Euphemismus des NS- Jargons. Entgegen der Wortbedeutung erhielten die Opfer der „Sonderbehandlung“ keine gesonderte, irgendwie andersgeartete, womöglich sogar bessere Behandlung, sondern wurden stattdessen umgebracht. Der Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes, Reinhard Heydrich, gilt als Urheber des Begriffes. In einem Runderlass vom 20. September 1939 schrieb er:

    Bei den Fällen zu Ziffer 1 (Zersetzung der Kampfkraft des Deutschen Volkes) ist zu unterscheiden zwischen solchen, die auf dem bisher üblichen Wege erledigt werden können und solchen, welche einer Sonderbehandlung zugeführt werden müssen. Im letzteren Falle handelt es sich um solche Sachverhalte, die hinsichtlich ihrer Verwerflichkeit, ihrer Gefährlichkeit oder ihrer propagandistischen Auswirkung geeignet sind, ohne Ansehung der Personen ausgemerzt zu werden.120

    Die Kenntnis über die wahre Bedeutung des Begriffes blieb auf die innersten Kreise des Systems beschränkt, nur SS, Einsatzgruppen, Auswärtiges Amt und wenige andere wussten von der Hinrichtungsabsicht, die der Terminus bewusst verschleiern sollte. Dies führte letztlich sogar soweit, dass die zivile Bevölkerung auf öffentliche Bekanntmachungen, „Halbjuden“ seien bestimmten „Sonderbehandlungen“ zu unterziehen, mit Argwohn reagierten und das Procedere als „halbe Maßnahmen“ kritisierten.121

    2.19. Überfremdung

    In der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges war die europäische Wirtschaft auf intensive Zuwanderung spezieller Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen. Die über die gesamte Zeit seit 1945 existenten Flüchtlingsbewegungen, die teilweise auch nach Deutschland gelangten, wurden dort von neurechten und neoliberalen Kräften zurückgewiesen, da man den Menschen aus dem Ausland eine „Überfremdung“ der eigenen Residenzgesellschaft unterstellte.

    Der Begriff „Überfremdung“ stammt aus der Ökonomie, lexikalisch tauchte er erstmals 1929122 auf. Im Duden bezeichnete er zunächst eine Majorisierung ausländischer Geldanteile auf dem inländischen Markt. Ab 1934 (Duden, 11. Auflage) bezeichnete der Begriff „Überfremdung“ das Überhandnehmen „fremdrassigen“ Eindringens nach Europa. Ab 1941 (Duden, 12. Auflage) rückt der lexikalische Begriff „Eindringen Fremdrassiger“ noch vor den Begriff „Überfremdung“.123 Ziel der NS-Außenpolitik war demnach das rigorose Einwanderungsverbot bestimmter Bevölkerungsgruppen, die im Reich unerwünscht waren. Zur entsprechenden Einhaltung der „Reinhaltung“ der eigenen „Rasse“ und zur Steigerung des „Blutbewusstseins“ wurde eine „Reichsbehörde für Volkswachstum, Aufartung und Aufnordung“ gegründet. Hauptaufgabe der Behörde war es, alles „Artfremde“ und „Minderwertige“ aus dem deutschen Genpool fernzuhalten, ganz gleich, mit welchen Mitteln.124 Sollten sich dennoch „arische“ Menschen mit „minderwertigen“ Menschen fortpflanzen, so seien dieser Akt und etwaige Kinder dieses Zusammenschlusses nach der Meinung Rosenbergs als „entartet“ zu betrachten.125 Der Wunsch zur „Reinhaltung der Rasse“ ging sogar soweit, dass man Fauna und Flora in „Rassen“ und „Arten“ kategorisierte, die es vor „Überfremdung“ zu schützen galt. Im pflanzlichen Bereich war hier beispielsweise die Rede von „Durchschnittsarten und Dutzendware“, die es abzulehnen galt.126

    2.20. Unerwünscht

    Unter dem Adjektiv „unerwünscht“ wurde im Nationalsozialismus eine ganze Reihe von gesellschaftlichen Gruppierungen zusammengefasst. Im Grunde sind hier all diejenigen Menschen aufzuführen, die vom NS-Staat verfolgt und umgebracht wurden. Neben den Menschen jüdischen Glaubens traf dies unter anderem auf Intellektuelle, Sinti und Roma, Homosexuelle, Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung und einige mehr zu. So galt es beispielsweise als „unerwünscht“, wenn Mann und Frau nach den Maßgaben des „Ehegesundheitsgesetzes“ nicht in der Lage waren, Kinder zu zeugen. Diese eheliche Verbindung hätte keinen Nutzen für die Volksgemeinschaft gehabt.127 Überdies konnten auch Künstler, die nicht den Vorstellungen der NS-Ideologie entsprachen, Opfer des Nationalsozialismus werden, was meist mit der Deportation der „Unerwünschten“ endete.128 Selbst Jugendorganisationen wie bspw. die „Swing-Jugend“ galten als „unerwünscht“.129

    2.21. Unnütze Esser

    Als „Schädlinge“ oder „unnütze Esser“ bezeichnete man im Nationalsozialismus Menschen ohne Obdach, Prostituierte und Tagelöhner. Ferner existiert eine inhaltliche Deckung mit denjenigen Menschen, die unter dem Begriff „Asoziale“130 subsummiert wurden. Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung galten zudem als „Ballastexistenzen“, was mindestens ebenso diffamierend war.131

    In dieser sozialdarwinistischen Weltanschauung hatten demnach Menschen, die nicht in der Lage waren, ihren eigenen Lebensunterhalt ohne fremde Hilfe zu erwirtschaften, den Status „unwerten Lebens“. Sie galten im wahrsten Sinne des Wortes als „unnütze Esser“, da deren Mahlzeiten beispielsweise kräftigen, jungen Männern, die ihre Heimat mit dem Leben verteidigten, hätten zukommen können. Während des „Unternehmens Barbarossa“ galten beispielsweise diejenigen Menschen, die in zu besetzenden russischen Gebieten lebten, nicht nur als „slawische Untermenschen“132, sondern auch als „unnütze Esser“. Die diesbezüglichen Planungen der militärischen Eliten vom 2. Mai 1941 antizipierten, dass diese Menschen zur Umsetzung der Siedlungspläne, im Kontext des Germanisierungsvorhabens oder zum Zweck der Lebensmittelversorgung der deutschen „Volksgemeinschaft“ in den osteuropäischen Konzentrations- und Vernichtungslagern umgebracht wurden.133

    2.22. Wunderwaffe

    Wenngleich der Terminus „Wunderwaffe“ (im Englischen: „silver bullet“ oder „wonderweapon“) nicht unbedingt ein Begriff der deutschen Alltagssprache ist, so taucht er medial hin und wieder in Bezug auf neuartige, potentiell konflikt- oder kriegsentscheidende technologische Entwicklungen, die dem jeweiligen „Gegner“ fehlen, auf.

    Im Nationalsozialismus erhielt der Begriff „Wunderwaffe“, der bereits im Ersten Weltkrieg verwandt wurde („Dicke Bertha“, „Paris-Geschütz“), seine nachhaltige Prägung. Hierunter wurden vor allem die V-Raketen sowie bestimmte, „kriegsentscheidende“ Panzer, U-Boote, Flugzeuge und Gleitbomben subsummiert.134

    3. Abschließende Bemerkungen

    Mit der vorliegenden, subjektiven Auswahl an Begriffen des NS-Jargons, die sich bis in die deutsche Gegenwartssprache erhalten haben, konnte gezeigt werden, dass die Problematisierung scheinbar „unbehafteter“ Alltagsbegriffe zur Aufdeckung des unterschwelligen Überlebens der nationalsozialistischen Sprache beitragen kann. Dabei ging es im vorliegenden Essay nicht um eine präskriptive Anleitung zur Vermeidung politisch- fragwürdiger Redewendungen, sondern um die zur Neutralität verpflichteten, wissenschaftlichen Deskription dieser Termini. Hierbei sollte eine gezielte Abgrenzung zu eindeutig nationalsozialistischen Sprachelementen gewährleistet sein, da die Untersuchung dieser Materie, wie der Forschungsstand in der Einleitung zeigen konnte, bereits umfassend vollzogen wurde. Betrachtet man beispielsweise allgemeine Abhandlungen zum Vokabular des Nationalsozialismus, wie unter anderem die von Cornelia Schmitz-Berning in eindrucksvoller Weise vorgelegte Monographie, so konnten einige der Begriffe in dieser umfassenden Schrift wiederentdeckt werden, jedoch längst nicht alle. Der vorliegende Essay will in seinem eingangs gesetzten Ziel einen Beitrag dazu leisten, die scheinbar „unbehaftete“ deutsche Gegenwartssprache exemplarisch daraufhin zu untersuchen, welche Begriffe sich stillschweigend erhalten konnten. Mit insgesamt zweiundzwanzig Beispielen konnte dieses Ziel wenigstens in Teilaspekten erfüllt werden, wenngleich eine intensive Feldforschung durchaus noch weit mehr Begriffe zu Tage fördern dürfte, als dies in den hier zitierten Publikationen der Fall ist.

    Ein sensibler Sprachgebrauch kann und darf nicht vorgeschrieben werden. Dennoch zeichnet sich der Verwender praktikabler Alternativwendungen dadurch aus, die Empfindungen derjenigen Menschen, die sich durch unbeabsichtigte Verwendung des NS- Jargons angegriffen fühlen würden, in angemessener Weise berücksichtigen zu wollen.

    #Allemagne #langue #nazis

  • Arendt en eaux troubles
    http://www.laviedesidees.fr/Arendt-en-eaux-troubles.html

    La pensée d’Arendt a t-elle été contaminée par une philosophie heideggerienne tendanciellement nazie ? Et si oui, est-ce le signe d’un manque de lucidité ou d’une adhésion profonde ? E. Faye pose la question, mais son interprétation est discutable.

    Livres & études

    / #Heidegger, #nazisme, #droits_de_l'homme

    #Livres_&_études

  • Menschliches Versagen - „Arisierung“ jüdischen Eigentums - YouTube
    https://www.youtube.com/watch?v=qh_3JUxUFcY

    Die Dokumentation „Menschliches Versagen“ von Michael Verhoeven erzählt nicht nur von der Enteignung jüdischer Bürgerinnen und Bürger, sondern auch davon, dass diese Ereignisse heute noch immer vertuscht werden. Der Film basiert auf dem Buch von Prof. Wolfgang Dreßen: „Deutsche verwerten ihre jüdischen Nachbarn. Dokumentation zur Arisierung“.

    #Allemagne #histoire #nazis #auf_deutsch #film

  • Forgotten trials: the other side of Nuremberg

    A landmark in the history of international criminal justice, the Nuremberg Tribunal saw 24 major Nazi criminals brought to trial, with judges from the Allied powers presiding over the hearings. Eleven prominent Nazis were sentenced to death, while others received short prison sentences or no penalty at all. But, says Orwell Prize-winning author AT Williams, while the Nuremberg Tribunal became a symbol of the ‘free world’s’ choice of justice in the face of tyranny, aggression and atrocity, it was only a tiny fragment of a whole system of largely forgotten war crimes trials organised by the Allies across Europe

    http://www.historyextra.com/article/bbc-history-magazine/forgotten-trials-other-side-nuremberg
    #histoire #WWII #deuxième_guerre_mondiale #seconde_guerre_mondiale #nazis #procès_de_Nuremberg

    • Superbe article. Très éclairant. Et quand on le coaxe avec le film Une jeunesse allemande de Jean-Gabriel Périot, qui, lui, s’intéresse à la génèse de la RAF, on conprend bien comment l’imperfection terrible (et coupable) de cette justice sans moyens a permis que de nombreux anciens SS, plus ou moins proéminents dans la hiérarchie nazie, se sont ensuite refondus dans la population allemande et pour certains ont gravi l’échelle sociale jusqu’à des positions fortes et que les anciens alliés, singulièrement les Américains, ont fermé les yeux pour des motifs d’enjeux économiques liés à la fameuse reconstruction de l’Allemagne (ce qui est seulement suggéré dans la fin de cette article, alors que c’est LA raison aussi pour cette injustice cf le chapitre sur le sujet dans le tome III de la Destruction des Juifs d’Europe de Raul hilberg).

  • Einer der letzten Zeitzeugen der NS-Zeit: Ein Münchner, der nicht vergisst - München - Abendzeitung München
    http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.einer-der-letzten-zeitzeugen-der-ns-zeit-ein-muenchner-

    Von den Nazis verfolgt, als kommunistischer Aktivist eingesperrt, für seinen Einsatz für Erinnerung und Demokratie geschätzt: Ernst Grube und sein Leben zwischen Ausgrenzung und Anerkennung.

    "Durch mein ganzes Leben zieht sich die Suche nach Gemeinschaft“, beginnt Ernst Grube mit leiser Stimme. Klein und schmächtig, mit schlohweißem Haar steht er auf dem Königsplatz. Er wirkt verloren zwischen den imposanten klassizistischen Gebäuden, die den ehemaligen Aufmarschplatz der Nationalsozialisten umgeben. Grube ist einer der letzten Zeitzeugen für dieses dunkelste Kapitel in der deutschen Geschichte. Kaum ergreift der 82-Jährige das Wort, hören die ihn umringenden Menschen gebannt zu. Er spricht von Diskriminierung, Verfolgung und Protest.

    75 Jahre zuvor. Es dauert nicht lange, bis der junge Ernst Grube ins Visier der nationalsozialistischen Diktatur gerät – als Sohn einer Jüdin und eines evangelischen Vaters, der mit den Kommunisten sympathisiert. Er wächst in der Herzog-Max-Straße am Stachus auf, dort, wo die Nazis die Hauptsynagoge der Münchner Juden im Juni 1938 auf Befehl Hitlers niederreißen.

    „Mein Alltag war bestimmt durch das Nicht-Dazugehören“, sagt Grube. Schon als Achtjähriger muss er den gelben Judenstern an der rechten Brust tragen und wird dafür von seinen deutschen Altersgenossen verachtet und verspottet.

    Unsicherheit prägt die Kindheit von Ernst Grube und seinen Geschwistern Werner und Ruth. Die Nazis werfen die Familie aus der Wohnung am Stachus, die Kinder kommen in ein jüdisches Kinderheim in der Schwabinger Antonienstraße. „Dort waren wir zwar von den Eltern getrennt, jedoch vor Anfeindungen geschützt“, sagt Grube. Im November 1941 ist Schluss mit dieser heilen Welt. Die meisten Kinder und die „Tanten“, wie er die Erzieherinnen nennt, werden nach Litauen deportiert und erschossen.

    Grube und seine Geschwister haben Glück: Ihr Vater verweigert die Scheidung von seiner jüdischen Frau und bewahrt die Familie damit vor der sicheren Vernichtung.

    Ein Erlebnis seiner kurzen Jugend bleibt Grube sehr in Erinnerung. Als die Alliierten die Stadt bombardieren, will der gerade mal Elfjährige zusammen mit anderen in den Luftschutzbunker gegenüber des Luisen-Gymnasiums am Hauptbahnhof flüchten. Ihm bleibt wegen seines Judensterns der Eintritt verwehrt. Grube wird später dem Journalisten Thies Marsen von diesem Moment erzählen: „Ich bin dann in den Botanischen Garten und hab mich unters Gebüsch gelegt. Rings um mich sind die Bomben gefallen“. Er überlebt. Knapp.

    Die Kinder kommen in sogenannte Judenlager in Milbertshofen und Berg am Laim. „Im Februar 1945 kam dann der Brief, dass wir uns zur Deportation zu melden haben“, sagt Ernst Grube. „Das war ein Schock.“ Die Mutter wird zusammen mit ihren drei Kindern in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht. Am 8. Mai werden die Gefangenen von den vorrückenden russischen Truppen befreit. „Ohne die Rote Armee wäre ich heute nicht hier. Sie hat mir das Leben gerettet“, sagt Ernst Grube.

    Grube überlebt das KZ, danach wird er zum Kommunisten

    70 Jahre später steht Grube nun auf dem Königsplatz. Es nieselt und der Wind fegt über die ausgesetzte Weite dieses Orts, doch das stört niemanden. Die Menschentraube lauscht seiner Geschichte. Dieser Geschichte, die Grube schon an mehreren dutzend Schulen in Bayern erzählt hat. Heute erzählt er sie hier, um sich für Stolpersteine einzusetzen. Eine Initiative, die Gedenksteine im Boden verlegen will, um an Menschen zu erinnern, die von den Nazis umgebracht wurden. In der Stadt ist diese Form des Gedenkens umstritten, für Grube ist sie ein persönliches Anliegen.

    Ernst Grubes Leben ist nicht nur durch Verfolgung geprägt, sondern auch durch Protest. „Ende der 40er Jahre heiratete ich meine erste Frau Erika Binder“, erzählt Grube. „Ihr Vater war Kommunist und im Widerstand gegen die Diktatur. Die Nazis haben ihn in Stadelheim erhängt.“ Über seine Frau lernt er Gleichgesinnte kennen, die seine Erlebnisse im Nationalsozialismus zum ersten Mal nachvollziehen können. Bei ihnen findet er die lange gesuchte Gemeinschaft und wird zum politischen Aktivisten.

    Als DKP-Mitglied soll ihm sein Beruf verboten werden

    Als Mitglied der Freien Deutschen Jugend und später der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) beteiligt er sich an der verbotenen Volksbefragung gegen den Aufbau der Bundeswehr und die „Militarisierung der Bundesrepublik“ Anfang der 50er Jahre.

    Als die Gewerkschaften 1953 gegen die Ausweitung der Ladenschlusszeiten protestieren, wird er von der Polizei in der Kaufingerstraße festgenommen. „Die Polizisten haben uns mitten auf der Straße verprügelt, ich habe schützend meine Hände über den Kopf gehalten“, sagt Ernst Grube. Wegen „Widerstands gegen die Staatsgewalt“ wird er zu sieben Monaten Haft in Stadelheim verurteilt. 1956 wird die KPD verboten. Eine zweite mehrmonatige Haftstrafe erfolgt 1958, als er beim Verteilen der illegalen Parteizeitung „Freies Volk“ am Justizpalast erwischt wird. In den 70er Jahren, Ernst Grube ist mittlerweile Berufsschullehrer für Farben und Lacke, soll er als Mitglied der neugegründeten Deutschen Kommunistischen Partei Berufsverbot bekommen. „Erst als ich dem Sachbearbeiter im Rathaus am Marienplatz meinen Judenstern auf den Tisch gelegt habe, änderte sich die Stimmung.“ Der Bescheid wird ohne Gerichtsprozess aufgehoben – ein bundesweit einmaliger Fall.

    Auch in jüngeren Jahren wird Grube noch unter Verdacht gestellt, erhält aber auch Anerkennung. So etwa 2011. Damals wird er namentlich im Verfassungsschutzbericht genannt. In den Augen mancher bayerischer Behörden scheint er immer noch eine potenzielle Gefahr darzustellen. Der Vorwurf: Er nütze als Linksextremist seine Arbeit in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) aus, um kommunistische Ziele zu propagieren.

    An Schulen vermittelt er, wie wichtig die Demokratie ist

    Da Ernst Grube in der Münchner Zivilgesellschaft anerkannt ist, regt sich Unmut – etwa von kirchlicher Seite und aus der SPD. „Da gab es dann schon viel Protest und Solidarität“, betont er. Dies führt zu einem Teilerfolg: Sein Name wird aus dem Bericht gestrichen. Die VVN wird dort nach wie vor genannt.

    Heute genießt Ernst Grube Unterstützung von vielen Seiten. „Ich schätze ihn sehr weil er als Zeitzeuge in Schulen auftritt und sehr deutlich macht, wie notwendig es ist, für demokratische Verhältnisse einzustehen“, sagt Barbara Kittelberger, evangelische Stadtdekanin in München.

    Der stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, betont die Gemeinsamkeiten in der Zusammenarbeit mit Ernst Grube in der Stiftung. Er sagt: „Die Person ist bei mir überaus positiv besetzt.“ Ernst Grube sagt dazu: „Diese Unterstützung in München hatte es in jedem Moment meines Lebens gegeben. Es gab eben nicht nur Verfolgung, sondern immer auch Solidarität.“

    2002 erhält er für seine Lebensleistung die Medaille „München leuchtet“ in Silber. Heute ist er stellvertretender Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau und im politischen Beirat des erst kürzlich eröffneten NS-Dokumentationszentrums. Derzeit setzt er sich mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Florian Ritter und vielen anderen Politikern und Prominenten für die Streichung der VVN aus dem bayerischen Verfassungsschutzbericht ein. „Immer noch werden wir als Antifaschisten diffamiert“, sagt er. „Das muss aufhören.“

    Als Ernst Grube seine Rede am Königsplatz beendet und vom Mikrofon zurücktritt, wirkt er gar nicht mehr so klein und verloren.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Grube_(Begriffskl%C3%A4rung)

    #Allemagne #histoire #nazis #Berufsverbot #Kommunistenverfolgung

  • Psychologie des Terrors – Gewalt als Identitätsmerkmal in der arabisch-islamischen Gesellschaft: DIAS - Düsseldorfer Institut für Außen- und Sicherheitspolitik
    http://www.dias-online.org/127.0.html

    Erschienen als DIAS-Analyse Nr. 12, Februar 2005

    Marwan Abou-Taam geboren am 23.05.1975 in Beirut, studierte Politikwissenschaft, Volkswirtschaft und Islamwissenschaften in Göttingen, Beirut und Aix-en-Provence. Er promoviert derzeit mit einem Graduiertenstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema: Innere Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik.
    In diesem Kontext absolvierte er mehrere Forschungsaufenthalte im Nahen Osten u.a. am Centre for Arab Unity Studies sowie der American University of Beirut. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung für internationale Beziehungen der Sozialwissenschaftlichen Fakultät in Göttingen.

    An dieser Stelle soll auf die Arbeit der beiden Psychologen Ferracuti und Bruno verwiesen werden, die im Rahmen ihrer Forschung festgestellt haben, dass kein wirklich wissenschaftlicher Beweis dafür existiert, das ein psychologischer oder gar organisch-neurologischer Schaden als Ursache für Gewaltbereitschaft von Terroristen gesehen werden kann,1 auch wenn es Einzelfälle von Terroristen gibt, bei denen psychologische Deformationen festgestellt werden können. Dennoch haben Versuche, die Motive von Terroristen als Charakterdispositionen psychologisch zu erklären, bislang zu keinen messbaren Ergebnissen geführt. Der Terrorist reflektiert seine Gewalt und setzt sie gezielt ein. Seine Handlung ist kein Affekt, auch ist sie kein Ausdruck vom triebhaften Genuss am Morden. Vielmehr wird die Gewalt gewollt und langfristig geplant sowie strategisch eingesetzt.2 Ähnlich sind die Ergebnisse des Psychoanalytikers Ernst Federn, der zum Schluss kommt, dass Terroristen nicht zwangsläufig pathologische Charaktere seien.3 Eine sozialpsychologische Annährung am Phänomen kann meiner Meinung nach im Bereich der Anomie gesucht werden. Wenn traditionelle Normen in der alten Weise nicht mehr verpflichtend und neue Normen, dem alten Verpflichtungsgrad entsprechend, noch nicht vorhanden sind, entsteht ein Kulturzustand, den Emile Durkheim als den der Anomie bezeichnet.4 Von einem solchen Zustand ist bei den meisten arabischen Gesellschaften, die sich in einer konzentrierten Transformationsphase befinden, heute auszugehen.

    #terrorisme #Arabie #islam #nazis #psychologie

  • Bruno Bettelheim et la psychologie de la terreur
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bruno_Bettelheim


    Bruno Bettelheim est connu pour avoir développé des explications pour la non-action des opprimés. Elles sont toujours d’actualité malgré les critiques concernant son comportement en tant que médecin. Il est moins connue que son collègue et co-détenu à Buchenwald Ernst Federn a conribué à ces réflexions. Ce n’est pas étonnant quand on sait qu’il a partagé le sort d’Eugen Kogon l’auteur de L’état SS et a passé toute l’époque entre le début de l’occupation nazie d’Autriche et la libération à Buchenwald. Leur psychologie de la terreur constitue le lien direct entre l’existence dans les camps et la réalité de vie des opprimées dans les sociétés de l’Ouest.

    Integration innerhalb der Massengesellschaft

    Die Ausführungen, die er zum Thema Integration des Individuums in die Massengesellschaft machte, bezogen sich in ihrer extremsten Form auf die Erfahrungen im KZ. Bettelheim betont aber mehrfach, dass die notwendige Erkenntnis über die innere Natur des Menschen nur dann verstanden werden könne, wenn man den Nationalsozialismus und die KZs nicht als überwundene Verbrechen, sondern als systemimmanente Bestandteile eines faschistischen Systems begreife, welches einem Ideal folge. In vielen Beispielen weist er nach, dass das Individuum in der heutigen postindustriellen Gesellschaft noch immer den gleichen Herausforderungen ausgesetzt sei wie die Deutschen im Dritten Reich. Insofern ging es ihm nicht um eine Abrechnung mit den verbrecherischen Methoden der SS und der Gestapo, sondern um das Offenlegen natürlicher Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichem Zwang und dem Autonomiebestreben des Individuums.[2]
    Autonomie und Angst

    Bettelheim führt aus, dass es ein Zeichen des Massenstaats ist, dass dieser Druck auf seine Bewohner ausübt. Die Menschen werden z. B. im Bereich der Arbeitszeit zu gravierenden Anpassungen gezwungen. Nach Bettelheim sollte das Individuum, um seine persönliche Reife und volle Integration als Person erhalten zu können, prüfen, inwiefern und auf welche Art es dem auferlegten Arbeitszwang nachkommen will bzw. kann. Wenn der Staat in dieser Frage jedoch sehr viel Zwang ausübt, bleibt dem Individuum kein Entscheidungsspielraum, weil es existentiell bedroht ist, wenn es dem Anspruch des Staates nicht genügen kann bzw. möchte.

    Die Folge ist, dass das Individuum sich größtenteils willenlos anpasst bzw. anpassen muss, um in der Gesellschaft, in der es lebt, zu existieren. Dies führt im Extremfall zu einem Abbau von Selbstachtung und Identifikation gegenüber der eigenen Lebenssituation und Krise. Ein zentraler Punkt im Erreichen von Autonomie ist die Überwindung von Angst. Wenn die eigene Anpassung an die Anforderungen des Staats unüberwindbare Ängste freisetzt, so findet ein entgegengesetzter Prozess statt, wenn dennoch versucht wird die Angst zu überwinden. In diesem Moment gibt es eine Stagnation, die das Individuum daran hindert, weiterhin nach Autonomie zu streben, weil dies die Desintegration oder zumindest teilweise Ausstoßung aus dem gesellschaftlichen Leben bedeuten würde. Hier haben wir es mit einer double bind Struktur zu tun, die vordergründig keine Lösung zulässt, solange sie akzeptiert wird.

    Die Folge ist, dass das Individuum so aus der eigenen Existenz und dem eigenen Handeln nicht mehr ausreichend Selbstwertgefühl und Anerkennung finden kann und diese in den Idealisierten Vorstellungen, die der Staat als Gegenleistung anbietet, sucht und findet. So kann in einer Art Symbioseleistung der narzisstische Selbstwert vorübergehend stabilisiert werden. Im Beispiel des Dritten Reiches forderte das nationalsozialistische System bedingungslose Anpassung des Einzelnen, um ihm einen (scheinbar) glorreichen Platz innerhalb einer bedeutenden Rasse zuzuweisen (Deutschland muss leben, auch wenn ich sterben muss).[2]
    Autonomie und Trägheit

    Laut Bettelheim braucht das Individuum für das Aufrechterhalten seiner Autonomie eine permanente Überprüfung der Lebenswirklichkeit. Entziehe der Staat seinen Bürgern sukzessiv die Gestaltungsräume, dann zwinge er diese zum Widerstand. Werde auch dieser Widerstand gebrochen, so verwandle sich die gesamte Gesellschaft Schritt für Schritt in eine kollektive Desintegration, bei der die eigene Angst vor Veränderung zugunsten einer seelischen Trägheit ausgetauscht werde.

    Konkret macht Bettelheim diese Beobachtung am Beispiel der Juden im Dritten Reich deutlich: Zunächst schränkte das Nationalsozialistische System nur die Geschäftstätigkeit der Juden ein und hoffte diese so zur Emigration zwingen zu können. Dies taten jedoch nur wenige. Die Mehrheit der Juden passte sich an und war davon überzeugt, dass das Leben für sie irgendwie weitergehen könne. In der Folge wurden die Rechte und Freiheiten der Juden immer weiter eingeschränkt, ohne dass es zu großem Widerstand kam. Laut Bettelheim hätte diese zu beobachtende Trägheit der Juden die Nationalsozialisten erst auf den Gedanken gebracht, sie massenweise vernichten zu können. So stellt Bettelheim die Frage, wie sich hunderte von Juden von einem einzigen SS-Mann widerstandslos in die Gaskammern führen ließen, wo sie diesen problemlos hätten überwältigen können. Er erklärt dieses Verhalten mit der völligen Desintegration der Menschen, die nicht mehr den geringsten Impuls zum Widerstand verspüren konnten.[2]
    Zwang und Bedürfnisse

    Bettelheim führt aus, dass das Individuum in der Massengesellschaft zwischen den Polen Zwang und Bedürfnisse operieren müsse. Werden die Anpassungen in Richtung Zwang zu stark, könne das Individuum seine Bedürfnisse nicht mehr wahrnehmen und diese daher auch nicht mehr integrieren. Führe die Anpassung zu stark in Richtung Bedürfnisse, dann zerfalle die Gesellschaft in Einzelpersonen. In jedem Fall aber sei die Anpassungsleistung eine spezifisch auf die Situation zugeschnittene Maßnahme, bei der das Individuum abwägen müsse, was seinen Bedürfnissen am ehesten gerecht werde.

    Um diese seelischen Balance herzustellen, müssen dem Individuum aber zunächst einmal seine Bedürfnisse (nicht Wünsche) bewusst sein. Hier sieht Bettelheim seine zentrale Forderung, wenn er schreibt, wir dürften uns nicht mehr mit einem Leben zufriedengeben, in dem die Bedürfnisse unseres Gefühls dem Verstand fremd seien. Er mahnt eindringlich in der Aufarbeitung der Naziherrschaft die Entwicklung nicht mit der Überwindung des Bösen zu erklären. Vielmehr sei die menschenverachtende Entwicklung des Dritten Reichs die natürliche Folge der systematischen Entindividualisierung einer ganzen Gesellschaft. Auch wenn es weder Gestapo noch Konzentrationslager mehr gebe, bestünde das Spannungsfeld zwischen Massenstaat und Individuum unverändert fort.[2]
    Autistische Störung aufgrund emotionaler Kälte

    Auf einem anderen Feld argumentierte Bettelheim nach der Aufarbeitung seiner KZ-Erfahrungen folgendermaßen: Er vergleicht das Lebensgefühl von autistischen Kindern mit der Gefühlslage der KZ-Häftlinge. Beide hätten extrem seelische Deformationen zu erleiden, da sie von ihrer Umwelt die Botschaft erhielten, dass es besser sei, sie wären tot. Er beobachtete, dass Häftlinge, die noch einen Rest an Kontakt zu einem Menschen außerhalb des Lagers aufrechterhalten konnten, eine wesentlich höhere Überlebenschance gehabt hätten. Häftlinge, die jede Verbindung zu einem anderen Menschen verloren hatten und nur noch in der tödlichen Wirklichkeit der Lager existieren mussten, starben meist schnell.

    Diese These bindet er in die Behandlung seelisch schwer gestörter Kinder in der Orthogenic School ein und kommt zu Erkenntnissen, die in der damaligen Zeit sehr kontrovers diskutiert wurden. Seiner Meinung nach kann eine seelisch kalte Mutter das Entstehen eines Selbst im Kind so gravierend stören, dass es keine sozialen Kontakte aufbauen kann und unter den Symptomen des autistischen Formenkreises leidet.

    Ernst Federn
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ernst_Federn

    Als Jude und Trotzkist war Federn im KZ Buchenwald einer doppelten Gefahr ausgeliefert: Er musste sich dort nicht nur gegen die SS, sondern auch gegen seine Mitgefangenen in der von Stalinisten dominierten Häftlingsselbstverwaltung durchsetzen.[8] Mit einem Trotzkisten zu reden, war verboten. Es gab allerdings einen berühmten kommunistischen Gefangenen, der im Lager unerhörte Dinge durchgestanden hatte. Mit dem habe ich sehr viel über Psychoanalyse gesprochen. Er ließ es sich nicht verbieten, mit mir zu sprechen. Da er großen Einfluss auf die anderen hatte, bekam ich den Ruf des Psychoanalytikers im Lager. Man konnte nun doch mit mir sprechen, die Leute konnten mit mir über sich und ihre Probleme reden.

    Einige Monate war Bruno Bettelheim Federns Mitgefangener, und die beiden diskutierten über die Psychologie des Terrors.

    Anfang April 1945 wurde Federn von seinem trotzkistischen Freund und Mithäftling Karl Fischer, der ebenfalls Mitglied der „Revolutionären Kommunisten Österreichs“ gewesen war, knapp vor der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald vor einem Todesmarsch durch Übergabe dessen eigener weißen Lagerschutzbinde gerettet. Ernst Federn selbst dazu: „Wie Sie ja wohl wissen, Karl rettete mein Leben in einer (sic!) der kritischsten Momente vor der Befreiung. Ich fühle mich für immer an ihn (sic!) verpflichtet.“


    Hochzeitsphoto von Ernst Federn und Hilde Paar vom 2. Februar 1947 mit den Trauzeugen Lazaire Liebmann (l), Ernest Mandel (m) und Maria Hoffmann (r.)

    Ernst Federn – Versuch einer Psychologie des Terrors
    http://www.hagalil.com/2010/04/psychologie-des-terrors

    Ernst Federn zum 100. Geburtstag : Versuch einer Psychologie des Terrors
    http://publikative.org/2014/08/26/ernst-federn-zum-100-geburtstag-versuch-einer-psychologie-des-terrors

    Es war im Jahre 1940 als, wieder einmal, eine Kompanie jüdischer Häftlinge im Lager Buchenwald, ein sogenannter „Judenblock”, zur Strafe exerzieren mußte. Diese Übungen bestanden aus allerlei „Sportarten“, wie Laufen, Hüpfen, Kriechen, Rollen, etc., die für junge Rekruten auf einem Sportplatz geeignet sein mögen, aber für unterernährte übermüdete Menschen und ältere Jahrgänge – nach einem schweren Arbeitstag, meistens mit schlechtem Schuhwerk versehen und von Schlägen ständig bedroht – eine unvorstellbare Tortur bedeuten, an der viele zugrunde gingen.
    Ein solches Strafexerzieren also brachte mich, während ich lief, hüpfte und andere Übungen ausführte, auf die Idee, eine „Psychologie des Terrors” zu schreiben; und das kam so: Die Befehlsgewalt hatte an diesem Tag ein vielleicht 18jähriger SS-Mann mit einem sympathischen Jungengesicht. Anfangs gab er seine Befehle auch nur zögernd, offenbar zum ersten Mal, und man sah ihm an, wie unsicher er sich fühlte. In der ersten Viertelstunde wunderte er sich anscheinend selbst darüber, daß er, ein so junger Bursche, durch ein einziges Wort zweihundert erwachsene Menschen zum Laufen oder Springen antreiben konnte. Ich beobachtete den jungen Peiniger und bemerkte, wie sehr seine Züge denen eines kleinen Jungen ähnlich wurden, der, voller Erstaunen, zum ersten Mal mit Lebendigem spielt. Wie ein kleiner Junge bekam auch unser Peiniger bald mehr Mut. Die Befehle wurden immer schneller und freier gegeben, und jedesmal gefiel es ihm besser, die Gefangenen auf seine Befehle hin vor sich „herumtanzen” zu sehen. Jeder Soldat weiß, wie unangenehm ein solches Exerzieren ist, denn auch für Rekruten ist es eine der unangenehmsten Strafarten. Unser SS-Mann wußte also sehr gut, was er uns antat, und man konnte geradezu von einem Moment zum anderen beobachten, wie er in den Sadismus hineinglitt, in dem er sich allerdings sehr wohl zu fühlen schien.

    Psychologie des Terrors, Schriften des Analytikers Ernst Federn werden zu dessen 100. Geburtstag neu aufgelegt
    http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/20524

    Federns Grundannahmen für die Analyse lauten: »Erstens, dass von Kindheit an jeder Mensch über starke, wilde Triebe verfügt, die der Anständige und Gesunde zu beherrschen lernt, während der Asoziale und Kranke ihnen in verschiedenen Formen nachgibt, die in Widerspruch zu den Formen des sozialen Lebens stehen. Zweitens, dass Erziehung und die Umwelt, die im größten Maße von der Beschaffenheit des Staates abhängen, jene Instanz heranbilden, die erst dem Individuum die Triebbeherrschung ermöglicht.« Etwas vereinfacht gesprochen analysiert Federn daher nationalsozialistische Täter als seelisch erkrankte Menschen, die nicht gelernt haben, ihre wilden Triebe zu beherrschen. Häftlinge, die sich ihnen unterordnen, beschreibt Federn in ähnlicher Weise.

    Eine weitere Grundannahme formulierte Federn 1994 in einem Aufsatz über den Psychoanalytiker Bruno Bettelheim, der, wie er selbst, einige Zeit in Buchenwald terrorisiert wurde: »Ich glaube, dass die breite Öffentlichkeit niemals die seelischen Zustände der Opfer des Nationalsozialismus nachvollziehen kann und sie daher auch niemals wirklich verstehen wird. Der Holocaust war ein Ereignis von historischer Außergewöhnlichkeit, weil er in einem hochzivilisierten Land geschah. Der Rückfall einer Gesellschaft wie der deutschen auf die Einstellung des Altertums, in dem Völker ohne Bedenken ausgerottet wurden, ist einfach unmöglich.«

    Versuche zur Psychologie des nationalsozialistischen Terrors – Psychosozial-Verlag
    https://www.psychosozial-verlag.de/2346

    Karl Fischer (Widerstandskämpfer) – Wikipedia
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Karl_Fischer_(Widerstandsk%C3%A4mpfer)

    Im KZ Buchenwald rettete er Anfang April 1945 knapp vor der Befreiung als Mitglied des Lagerschutzes seinem Freund, dem Psychoanalytiker Ernst Federn, der ebenfalls Mitglied der Revolutionären Kommunisten Österreichs (RKÖ) gewesen war, nach dessen eigenen Angaben das Leben, indem er ihn vor einem Todesmarsch durch Übergabe seiner eigenen weißen Lagerschutzbinde bewahrte. Dadurch begab er nicht nur sich selbst in große Gefahr, dies dürfte auch ein Grund für seine spätere Verschleppung in die UdSSR gewesen sein. Laut Ernst Federn könnten nämlich österreichische stalinistische KZ-Häftlinge Karl Fischer beim NKWD denunziert haben, weil er ihm die weiße Binde verschafft hatte.

    #pschologie #nazis #résistance

  • Theodor-Loos-Weg 1-52 in Berlin - KAUPERTS
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Theodor-Loos-Weg-12353-Berlin


    Berlin ehrt 1966 den Präsidenten der Reichsfilmkammer. Na gut, aber was ist mit der Leni-Riefenstahl-Straße und dem Veit-Harlan-Platz? Wenn schon denn schon, aber wenn die AfD so weitermacht, kann man das ja nachholen.

    Name seit 5.8.1966

    Im Dritten Reich fungierte er als Präsident der Reichsfilmkammer. Nach 1945 war Loos an Berliner Bühnen engagiert, ging dann aber nach Tübingen und schließlich nach Stuttgart.

    Theodor Loos – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Loos


    Nach „dem Krieg“ gab es dann doch weniger Engagements für den Schauspieler Loos. Der war nicht einverstanden.

    Theodor Loos selbst erklärte in seinen Gesuchen um Auftrittsgenehmigung, dass es ihm in seiner Position am Rundfunk kaum möglich gewesen wäre, sich dem Eintritt in die NSDAP zu entziehen und dass die Auszeichnungen die Folge, nicht die Voraussetzung seiner erfolgreichen Karriere gewesen seien.

    Was für ein Argument. Unsere Lieblingsleni hatte sich ihre Sporen auch vor dem Nazireich verdient und Thea von Harbou auch und so weiter und so fort. Dass Heinrich George im sowjetischen Internierungslager Oranienburg starb war nicht schön, sollte jedoch niemand zu Tränen rühren. Mitgemacht haben sie alle und profitiert wurde auch zu Genüge. Und so bedarf es schon einer Anstrengung wie der Falladas, der nach „Jeder stirbt für sich allein“ unsere Achtung trotz seiner Kollaboration verdient hat.

    1935 ernannte ihn Goebbels zum Reichskultursenator, 1937 folgte die Ernennung zum Staatsschauspieler durch Adolf Hitler.

    1942 wurde er beim Großdeutschen Rundfunk Leiter der Künstlerischen Wortsendungen. Er leitete die Sonntagssendung: „Unser Schatzkästlein“. Daneben gehörte er zum Kuratorium der Goebbels-Stiftung für Kulturschaffende und war Präsidialbeirat der Kameradschaft der Deutschen Künstler und der Reichsfilmkammer.

    Im August 1944 nahm ihn Goebbels in die Gottbegnadeten-Liste der unentbehrlichen Schauspieler auf, die er für seine Propagandafilme benötigte.

    Auszeichnungen und Ehrungen
    1937: Staatsschauspieler
    1951 Württembergischer Staatsschauspieler
    1954: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
    Am 5. August 1966 wurde im Berliner Bezirk Neukölln der Theodor-Loos-Weg nach ihm benannt.

    #Berlin #Neukölln #Gropiusstadt #Theodor-Loos-Weg #Nazistraße

  • Was verbindet Rechtsextremisten und Islamisten ? | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/artikel/49/49847/1.html


    Image : Johann von Leers – Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_Leers
    Il y a des élements communs à l’extrémisme de droite et à l’islamisme. C’est connu et c’est évident, mais d’où viennent-ils ?

    Auf einer Tagung sah man in der Idee der Ungleichheit, Ablehnung der offenen Gesellschaft oder dem Kult der Männlichkeit Ähnlichkeiten

    L’héritage du nazisme

    nach 1945 flohen Nazis aus Deutschland in den Nahen Osten, wo sie etwa die Muslimbruderschaft unterstützten, die bis heute ein Vorbild für islamistische Organisationen in der arabischen Welt ist. Auf diese Weise wurde viel antisemitisches Gedankengut in den Nahen Osten exportiert. Johann von Leers zum Beispiel, einer der führenden antisemitischen NS-Agitatoren, kam 1955 nach Ägypten und konvertierte sogar zum Islam.

    Dans Wikipedia on trouve un article sur von Leers qui est une paraphrase d’un article dans Die Zeit du 27 mai 2010 intitulé La rédemption par l’extermination .

    Erlösung durch Vernichtung
    http://www.zeit.de/2010/22/GES-Johann-von-Leers/komplettansicht

    Die Deutschen müssen zurückkehren zum Glauben der Germanen

    Weit davon entfernt, sich ausschließlich mit »deutscher Art und Rasse« zu beschäftigen, widmete er sich neben seinem Jurastudium der Geschichte der osteuropäischen Völker. Zu diesem Zweck eignete er sich sogar russische, polnische, ungarische und türkische Sprachkenntnisse an. Nach Rechtsreferendariat und Promotion in Rostock ging er 1925 nach Berlin, wo er an der Schule für orientalische Sprachen Japanisch lernte. Seine Sprachkompetenz und sein Familienhintergrund ebneten ihm 1926 den Weg ins Auswärtige Amt, wo er als Kulturattaché für den Fernen Osten den diplomatischen Vorbereitungsdienst durchlief.

    Er kam zu dem Schluss, dass der Erste Weltkrieg ein Teil des jüdischen Kampfes um die Weltherrschaft gewesen sei, dass »die Juden« hinter der verhassten Republik stünden und dass man ihnen entgegentreten müsse, um die Menschheit vor der »Versklavung durch die Juden« zu retten.

    Am 1. August 1929 trat er in die NSDAP ein. Noch im selben Jahr wurde er einer der engsten Mitarbeiter von Joseph Goebbels. Leers gab die NS-Zeitschrift Wille und Weg mit heraus und avancierte, seit 1932 verheiratet, zum Schulungsleiter des Nationalsozialistischen Studentenbundes.

    Als Leers nach fast vier Jahren der Agitation das Erlebnis der nationalsozialistischen Machtübernahme zuteil wurde, sah er darin keineswegs den Schlusspunkt, sondern lediglich den Anfang eines Prozesses, der die Deutschen von den Juden erlösen sollte. Dazu zählte er auch eine völlige Erneuerung der Religion. Zu diesem Schluss war bereits der Tübinger Religionswissenschaftler Wilhelm Hauer gekommen, der in seinen Forschungen die Urformen einer indogermanischen Religion freizulegen suchte und der sich seit Jahren für einen von allen christlich-jüdischen Elementen gereinigten »Deutschen Glauben« einsetzte.

    Ziel der Deutschen Glaubensbewegung war es zunächst, neben den großen Kirchen als gleichberechtigte Konfession anerkannt zu werden. Den Anspruch, die »wahre Religion der Deutschen« zu repräsentieren, versuchten ihre Vertreter, unter denen es außer Hauer noch weitere Universitätsprofessoren gab, durch die Anwendung rassenbiologischer Theorien auf die Religionswissenschaft zu belegen. Ihrer Theologie zufolge gab es so etwas wie ein gottgegebenes »religiöses Artbild«, das jeder Rasse eigen sei. Dieses gelte es zu entdecken, zu pflegen und vor fremden Einflüssen zu schützen.

    In seinen [Leers] Augen blieb das Christentum eine Kombination aus »Minderwertigkeit und jüdischer Philosophie« und war deshalb fest mit der »jüdischen Weltverschwörung« verbunden. Wolle man sich ganz von den Einflüssen der Juden befreien, müsse man auch den christlichen Glauben abschaffen und die Deutschen zu ihren prähistorischen religiösen Wurzeln zurückführen, zum Glauben an die germanischen Götter, Mythen und Mysterien.

    ... seine Hoffnung, von Argentinien aus in Deutschland den Kampf gegen die »Judentyrannei« neu entfachen zu können, wurde bitter enttäuscht. Im September 1955 kam es zum Putsch gegen Präsident Juan Perón ...
    ... eine weitere Bastion war den Umtrieben des Weltjudentums zum Opfer gefallen. ...

    Hatten sie bis 1955 ungehindert hetzen können, nutzten nun jüdische Verbände und Politiker des liberalen Spektrums die Gunst der Stunde, um gegen sie und ihre Nazipostille vorzugehen.

    In Ägypten konvertiert er zum Islam und nennt sich Omar Amin von Leers

    Wieder musste sich Leers nach einer neuen Heimstatt umschauen. Weiterhin am Islam interessiert, hatte er während seines Aufenthalts in Buenos Aires den Kontakt zum ägyptischen Botschafter gepflegt. Der ermöglichte ihm nun die Ausreise nach Ägypten, das Leers für eines der wenigen verbliebenen Länder hielt, die der jüdischen Unterwanderung standhielten.

    Er befand sich erst wenige Monate an seinem neuen Wirkungsort Kairo, da sah er auch hier dunkle Mächte am Werk. Im Herbst 1956 besetzte die israelische Armee die Sinai-Halbinsel. Aber zum ersten Mal seit seiner Zeit in Argentinien glaubte er wieder Grund zur Hoffnung zu haben: »Ich bewunderte die islamischen ›Ulama‹ [Religionsgelehrten], wie sie ihr Volk mit der Kraft des Idealismus erfüllten, und werde es nie vergessen, wie die Kompanien nach Port Said ausrückten unter dem Ruf: ›Allahu Akbar!‹« Nach Gesprächen mit verschiedenen geistlichen Würdenträgern, unter anderem mit dem alten Bekannten Amin al-Husseini, verabschiedete er sich von der Idee eines »religiösen Artbilds« und gab dem universellen Anspruch des Islams nach.

    Leers’ Konversion zum Islam – er nannte sich nun Omar Amin von Leers – kann man als Abschied von seinem »Glauben an das deutsche Volk« verstehen, das keine Anstalten machte, sich gegen die »Bonner Judenrepublik« zu erheben. Jetzt wollte er an der Seite des Führers des jungen Ägyptens, Gamal Abdel Nasser, weiter die jüdische Weltverschwörung bekämpfen. Entgegen allen Gerüchten über seine Verbindungen zur ägyptischen Regierung gelang es ihm jedoch nicht, tatsächlich irgendeinen Einfluss zu gewinnen.

    #fascisme #nazis #islamisme #histoire #antisémitisme #Allemagne #Égypte #Argentine

    • Le très très gros problème à ça, c’est qu’on met de côté le fait que dans la région plein d’autres partis pas du tout islamistes ont des racines à chercher de ce côté de l’influence fasciste du début du XXe siècle (italien ou allemand). On trouve des influences directes chez les Chrétiens du Liban, chez des laïcs syro-libanais, chez des autocrates égyptiens, une grosse partie du sionisme, etc. etc.

    • @nidal Tu as sans doute raison pour l’Arabie et le Levant.

      Ce qui m’intéresse c’est l’origines et la phénoménologie actuelle de l’idéologie nazie en Allemagne.

      J’ai l’impression que cet assemblage d’idées farfelues et meurtrières décrit comme un mouvement circulaire à travers l’histoire et la géographie.

      L’idéologie nazie est mise au monde dans des traités antisémites au début du dixneuvième siècle dans les bas fonds des petits états féodaux allemands, elle se glisse comme un passager clandestin dans les discours de l’empereur Guillaume II. quand il revendique sa place au soleil face aux colonialistes francais et britanniques, enfin elle trouve son apogée dans les publications et actes des nazis entre ’33 et ’45 .

      De 1968 à 1989 elle passe à travers une phase d’hibernation avant de reprendre surface sous des formes plus ou moins violentes et meurtrières qui comprennent les positions xénophobes de chrétien-démocrates bavarois, le terrorisme NSU, les mouvements de type Pegida et la conquête du parti conservateur bourgeois AfD par l’extrême droite .

      En ce moment nous nous trouvons face à l’insertion de ce parti au fortes composantes nazies dans le système parlementaire et nous somme témoins des résultats meurtriers de « l’engament international » allemand proclamé par le pasteur-président Gauck qui réussit á se faire passer comme antifasciste parce qu’il a collaboré avec la CIA contre le fascisme rouge.

      Vu d’une perspective allemande il est indispensable de s’intéresser à la continuité obscurcie de la transmission des idées et traditions nazies. Il est impressionnant de voir à quel point les idéologies repressives et réactionnaires se ressemblent et se fécondent mutuellement. On comprend alors comment il est possible que l’héritage de nos ancêtres nous tombe sur les pieds, que le fascisme et le nazisme existent toujours et que terrorisme dont on prétent qu’il a ses origines dans un fanatisme oriental est en réalité une coproduction internationale à laquelle l’Allemagne capitaliste continue d’apporter du capital, des idées et des armes.

      L’histoire de Johann von Leers et de ses relations avec Mohammed Amin al-Husseini est révélatrice pour le fait que le venin nazi existe partout et qu’il faut le combattre partout.

      Je vois ton point, parce que nous aussi sommes parfois confrontés avec un petit groupe qui a résussi à infiltrer la gauche et se réclame comme tel alors qu’il défend des positions impérialistes pro-US et pro -Israel . Je parle des Antideutsche qui pourrissent systématiquement toute discussion en traitant d’antisémite chacun qui ne partage pas leur défense sans condition d’Israel et de son gouvernement en place.

      Je profite de l’occasion pour re-publier l’invitation à une rencontre avec Harri Grünberg qui parlera de l’influence des Antideutsche. La soirée promet des discussions intéressantes.

      Die Linke Steglitz-Zehlendorf, Mitgliederversammlung, Thema : EINFLUSS DER ANTIDEUTSCHEN
      http://www.dielinke-steglitz-zehlendorf.de/politik/termine/detail/zurueck/termine-18/artikel/mitgliederversammlung-zehlendorf-3

      Montag, 7. November 2016, 18.30 Uhr, im „Mittelhof" (Bibliothek), Königstr. 42-43 in Zehlendorf-Mitte

      Mitgliederversammlung Zehlendorf
      Thema: EINFLUSS DER ANTIDEUTSCHEN
      Referent: Harri Grünberg, Mitglied des Parteivorstandes Die Linke und Mitglied der internationalen Kommission beim Parteivorstand

  • Berlin exhibition—“Mass Shootings: The Holocaust from the Baltic to the Black Sea 1941-1944” - World Socialist Web Site
    http://www.wsws.org/en/articles/2016/10/28/mass-o28.html

    Berlin exhibition—“Mass Shootings: The Holocaust from the Baltic to the Black Sea 1941-1944”
    By Verena Nees
    28 October 2016

    Mass Shootings: The Holocaust from the Baltic to the Black Sea 1941–1944, September 28, 2016–March 17, 2017

    A small, but nonetheless very significant exhibition—75 years after the invasion of the Soviet Union and the massacre of thousands of Jews at Babi Yar in Ukraine—is currently on display at the Berlin Documentation Centre, a history museum in Berlin located on the site where the Gestapo and SS had their headquarters from 1933 to 1945. The Documentation Centre displays documents, photos, videos and audio exhibitions related to the Nazi crimes

    #guerre #histoire #seconde_guerre_mondiale #nazisme

  • #nazis dans la poudre : un essai révèle, un roman anticipe
    https://www.mediapart.fr/journal/culture-idees/131016/nazis-dans-la-poudre-un-essai-revele-un-roman-anticipe

    « Pervitine. Stimulant pour le psychisme et la circulation sanguine. Dépression, hypotonie, fatigue, narcolepsie, convalescence postopératoire » Dans L’Extase totale, Norman Ohler raconte l’histoire du IIIe Reich du côté des stupéfiants, sans minorer la responsabilité de Hitler. Dès1933, Leo Perutz, avec son roman La Neige de saint Pierre, envisageait les liens entre #drogue et nazisme.

    #Culture-Idées #Essais

  • DVD « La dernière femme du premier train » de Daniel Friedmann - Communiqué de presse - Editions Montparnasse - La Culture en DVD, Blu-ray et VOD

    http://www.editionsmontparnasse.fr/presse/communiques/la_derniere_femme_du_premier_train

    Le portrait bouleversant, réalisé sur une quinzaine d’années, d’Hilda Hrabovecka, dernière survivante du premier train arrivé à Auschwitz le 26 mars 1942. Un film essentiel, digne et touchant pour comprendre la vie à l’intérieur des camps de concentration, mais aussi mettre en avant les rapports troubles entre le régime nazi et la Slovaquie (seul pays à avoir payé le Troisième Reich afin de déporter sa population juive).
    Un documentaire à découvrir à l’occasion du 70e anniversaire de la libération des camps et de la fin de la Seconde Guerre mondiale.

    #documentaire #shoah

  • Être bien logé pour fabriquer des milliers de beaux bébés ?

    L’ombre du #nazisme plane sur l’#eugénisme. Il a pourtant aussi conduit à des mesures de #protection_sociale. À travers l’histoire d’une #cité-jardin alsacienne poursuivant un projet nataliste et eugéniste, Paul-André Rosental déploie les multiples facettes de cette doctrine complexe, en montrant les diverses recompositions de ses usages politiques au cours du XXe siècle.


    http://www.metropolitiques.eu/Etre-bien-loge-pour-fabriquer-des.html
    #Alsace #natalité #Wacken #urbanisme #histoire #Strasbourg #livre

  • Joseph Goebbels’ 105-year-old secretary: ‘No one believes me now, but I knew nothing’ | World news | The Guardian

    https://www.theguardian.com/world/2016/aug/15/brunhilde-pomsel-nazi-joseph-goebbels-propaganda-machine

    ‘It was rare for us to see him in the mornings,” says Brunhilde Pomsel, her eyes closed and chin in her hand as she recalls her former boss. “He’d walk up the steps from his little palace near the Brandenburg Gate, on to which his huge propaganda ministry was attached. He’d trip up the steps like a little duke, through his library into his beautiful office on Unter den Linden.”

    She smiles at the image, noting how elegant the furniture was, the carefree atmosphere where she sat in an ante-chamber off Joseph Goebbels’ office with five other secretaries, how his nails were always neatly manicured.

    #nazisme #shoah #génocide

  • La deuxième vie de Hans Landa - un ancien SS devient le plus célèbre spécialiste de la langue et litérature francaise dans l’Allemagne d’après guerre.
    http://www.jungewelt.de/m/artikel/291657.eine-deutsche-karriere.html

    »Der Fall Jauß«, das ist erstens die steile Karriere des am 12.12.1921 geborenen und am 1.3.1997 gestorbenen Konstanzer Romanisten Hans Robert Jauß als hochdekorierter SS-Hauptsturmführer. Jauß begann im Zweiten Weltkrieg 17jährig seine Laufbahn im SS-Regiment »Deutschland«, worauf seine Dienste in der SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Brigade »Nederland« und in der 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division »Nordland« folgten. Er schulte dann ideologisch die aus frankophonen ausländischen Nazisympathisanten bestehenden SS-Verbände der Grenadierdivision »Charlemagne« und nahm aktiv an der Belagerung Leningrads sowie an der »Bandenbekämpfung« auf dem Balkan, d.h. möglicherweise an der Niedermetzelung sowjetischer und jugoslawischer Partisanen durch die ob ihrer Bestialität berüchtigten SS-Divisionen, teil.

    Der Potsdamer Romanistikprofessor Ottmar Ette zählt im Stakkato einer Kurzliste die Höhepunkte von Jauß’ Karriere unterm Hakenkreuz als »nach Aktenlage« jüngstem Hauptsturmführer der gesamten SS auf: Jungzugführer der HJ, Eintritt in die freiwillige Waffen-SS-Verfügungstruppe, SS-Anwärter 1939, SS-Schütze 1940, SS-Sturmmann 1940, SS-Unterscharführer 1941, SS-Untersturmführer 1941, SS-Obersturmführer 1943, SS-Hauptsturmführer 1944. Seine Orden und Auszeichnungen: Infanterie-Sturmabzeichen in Bronze 1941, EK 2. Klasse 1942, EK 1. Klasse 1943, Deutsches Kreuz in Gold 1944.

    »Der Fall Jauß« ist zweitens die wissenschaftliche Karriere dieses Romanisten, der in der BRD zum führenden Literaturtheoretiker aufstieg. Er entwickelte in seinem berühmten Vortrag von 1967 »Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft« die sogenannte »Rezeptionsästhetik« an der neu gegründeten, den traditionalistischen Ballast konservativ-deutscher Observanz abwerfenden Reformuniversität Konstanz, die er u.a. mittels der von ihm mitgegründeten Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik« grundlegend modernisierte. Seine Lehre, die die altväterliche Produktionsästhetik ablösen wollte und den Hauptakzent literarischer Wirkung in die Rezeption des Lesers verlegte, fand in den philologischen Abteilungen der Geisteswissenschaften weltweit Eingang in Lehre und Forschung.

    #lettres #nazis

  • Elfriede Brüning - Ich musste einfach schreiben, unbedingt ...
    http://www.jotwede-online.de/archiv/0209/bruening.htm

    Die Berlinerin trat mit 22 Jahren dem „Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller“ bei. Heute ist sie die letzte Überlebende dieser Vereinigung, der einst u.a. Anna Seghers, Friedrich Wolf und Ludwig Renn angehörten. Auch in diesem Kontext bietet der nun vorliegende Briefwechsel über beinahe 80 Jahre tiefe Einblicke in Literaturentwicklung, Geschichte und Politik und Alltagsleben damals wie heute.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Elfriede_Br%C3%BCning

    Zentralbild-Funck, 21.11.1953 Zum Monat der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft Schriftstellerbasar in Berlin. Am 21.11.1953 veranstalteten der Deutsche Schriftstellerverband und die Sektion Literatur der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft im Berolinahaus am Alexanderplatz einen Schriftsteller-Bazar. Zu Ehren des Monats der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft verkauften bekannte deutsche Schriftsteller Bücher ihrer sowjetischen Kollegen. UBz: Die Schriftstellerin Elfriede Brüning unterhält sich mit Elfriede Hannemann (rechts) von der Händel-Schule in Friedrichshagen.

    ##DDR #femmes #nazis #littérature

  • Boycott the Olympic Games! - The Bowery Boys: New York City History
    http://www.boweryboyshistory.com/2008/04/boycott-olympic-games.html

    It’s been awhile since America faced the potential of an Olympic Games boycott. The debate about Beijing is still being waged in the press. America withdrew from the Moscow Olympics in 1980. And in 1936, there was an equally emphatic cry to boycott the Olympics in Berlin, Germany — and New York City led the protest.

    This seems logical, as New York was America’s center for Jewish culture; many Jewish athletes (most notably, world record hurdler Milton Green) would eventually sit out these Olympics anyway, in protest to Hitler’s purging of his Olympic team of Jewish athletes. Hitler had relented in his original dictate to ban all Jewish athletes from all countries, but who could blame any athlete from wishing to avoid such an event fraught with toxic politics?
    ...
    Despite the bad blood with city leaders, New York City hosted the Olympic trials the next year in July on Randalls Island at the former Downing Stadium. (Downing was ripped down in 2004 and replaced with Icahn Stadium.) New Yorkers got to witness firsthand the now-legendary prowess of Jesse Owens who then went on to snatch four gold metals from Hitler’s games.

    But while Owens was busy showing up the Nazis, a ‘protest’ Olympics were being held at Downing that same summer. The World Labor Athletic Carnival or ‘Counter-Olympics’ featured over 400 American athletes in a display more of solidarity than actual competition. Although it was organized by the Jewish Labor Committee, its no surprise to find as co-chairs of the ‘counter-Olympics’ the two former rivals who had desperately tried to boycott the games in the first place — Mahoney and LaGuardia.

    Anti-Nazi Olympics (1996)
    http://www.writing.upenn.edu/~afilreis/Holocaust/olympics.html

    August, 1996 — This month marks the 60th anniversary of the World Labor Athletic Carnival, held on August 15th and 16th at New York’s Randall’s Island to protest the holding of the 1936 Olympics in Nazi Germany. The two day event, organized by the Jewish Labor Committee with the active support and cooperation of a number of unions and labor bodies, brought over 400 athletes from across the country to compete in what became known as the “Counter-Olympics.” Honorary co-chairs of the event included New York Governor Herbert Lehman, NYC Mayor Fiorello LaGuardia, American Federation of Labor President William Green and Judge Jeremiah Mahoney, former President of the Amateur Athletics Union of the United States and a leader of the “Move the Olympics” movement, who resigned from the American Olympic Committee to protest holding of the 1936 Olympics in Berlin. Chairing the Labor Committee of the Carnival was Isidore Nagler, Vice President of the International Ladies’ Garment Workers’ Union.

    The story of this episode in labor history begins in late 1934, when the newly-formed Jewish Labor Committee (JLC) [see attached sidebar] learned about plans to hold the 1936 in Berlin. Early in 1935, JLC Chairman Baruch Charney (B.C.) Vladeck was invited to join the “Move the Olympics Committee” headed by Samuel K. Maccabee. Soon thereafter, JLC Executive Secretary Isaiah Minkoff and Vladeck began work on organizing a massive anti-Nazi demonstration to take place while the Olympics were taking place in Berlin. The JLC decided to organize a"counter Olympics" in New York City. The public event, held over the August 15th - 16th weekend at the newly-opened Municipal Stadium on Randall’s Island, brought together hundreds of athletes from various sectors in the United States and abroad, and gained the imprimatur of the Amateur Athletic Union, the highest body for such games.

    This anti-Nazi protest was widely covered in the general, labor and Jewish press of the time. The event was so successful that another one was held the following year. Although the latter of course had less direct connection with the anti-Berlin Olympics protests of 1936, it nevertheless gave an opportunity during the summer of 1937 to publicly protest the Nazis and their activities.

    The World Labor Athletic Carnival was a unique publicity vehicle to support those in New York and around the world who actively opposed holding the Olympics in Berlin and thereby giving prestige and legitimacy to Hitler and his regime. At the same time, it gave visibility to the Jewish Labor Committee and other groups and individuals active in the anti-Nazi struggle.

    –- historical details courtesy JLC Collection, Robert F. Wagner Labor Archives, New York University

    JEWISH LABOR COMMITTEE, FOUNDED IN 1934 TO OPPOSE NAZISM NOW LIAISON BETWEEN LABOR MOVEMENT, JEWISH COMMUNITY

    The JLC had its founding Convention in February 1934 in Manhattan.

    Chaired by Baruch Charney (B.C.) Vladeck, the Committee was formed by leaders of the International Ladies’ Garment Workers Union, the Amalgamated Clothing Workers of America, the Workmen’s Circle, the Jewish Daily Forward Association and other kindred groups in response to the rise of Nazism in Europe. Before the United States’ entry into World War II, the JLC made every effort to alert the world to the danger posed by the Nazis and their allies. Then, the JLC raised emergency funds for partisan forces, rescued over a thousand Jewish and non-Jewish political and cultural leaders, and organized an American coordinating committee of European trade union leaders who were operating in exile from New York. After the war, the Jewish Labor Committee was actively involved in relief and rehabilitation work for the survivors. Many of the individuals rescued Western Europe by the JLC returned to their homelands and established democratic institutions, parties and trade union movements.

    Today, the Jewish Labor Committee works to mobilize the historically strong relationship between the Jewish community and the trade union movement on issues of shared concern.

    Jewish Currents - March - April 2005 The Jewish Labor Committee and the Challenges Facing Labor
    http://www.jewishcurrents.org/2005-mar-lyon.htm

    Just as Nazism was taking power in Germany. Jews in the American labor movement were terribly concerned about developments in Europe. We had a range of contacts with European labor and socialist groups who understood the threat of fascism. We formed the Jewish Labor Committee to support organizations and people in the struggle in Europe. We were involved in anti-Nazi boycotts and, together with the American Jewish Congress, formed the Joint Boycott Council. In 1936, we organized a “counter-Olympics” [in response to the Munich Olympic Games — Ed.]. The “World Labor Athletic Carnival,” as it was called, was held on New York’s Randall’s Island.

    The World Labor Athletic Carnival of 1936: An American Anti-Nazi Protest
    http://www.jstor.org/stable/23882636

    Edward S. Shapiro
    American Jewish History
    Vol. 74, No. 3 (March 1985), pp. 255-273
    Published by: The Johns Hopkins University Press

    Nicht drum kümmern - Wie Rassisten, Antisemiten und Nazis 1936 die »olympische Idee« kontrollierten: »Race«, ein Film über Jesse Owens
    http://www.jungewelt.de/m/artikel/291091.nicht-drum-k%C3%BCmmern.html

    Von Peer Schmitt - Noch mehr »Zeit für Legenden«. Diesmal, pünktlich zum Beginn der Olympischen Spiele in Rio, meint das die Legende von Jesse Owens, vierfacher Goldmedaillengewinner und damit erfolgreichster Sportler der Sommerspiele 1936 in Berlin. Im Original heißt der Film allerdings mit plakativer Doppeldeutigkeit »Race«.

    Rassismus kann subtil sein. Wie im doch ziemlich paternalistisch daherkommenden Verhältnis zwischen dem Leichtathleten Owens (Stephan James)und Larry Snyder (Jason Sudeikis), seinem Trainer an der Ohio State University, deren Sportstipendiat der in ärmlichsten Verhältnissen in Alabama aufgewachsene Owens war.

    Rassismus kann brutal offen sein. Wie in dem Film das Footballteam der Ohio State in der Kabine auf keinen Fall nach Owens duschen möchte: »Ihr Nigger habt zu warten, bis ihr an der Reihe seid«.

    Auch die Olympischen Spiele der Neuzeit waren von Beginn an eine Phantasie von Rassisten. Allen voran der Begründer der olympischen Bewegung Baron Pierre de Coubertin selbst. Für Coubertin, Jahrgang 1863, konservativer Erziehungsreformer im Frankreich der dritten Republik, ist der Sport zugleich Symptom und Mittel der Modernisierung. Ursprünglicher Auslöser seiner Reformideen war die Niederlage Frankreichs im Krieg gegen Preußen 1870/71. Der Sport sollte die offenbar verweichlichte französische Jugend wieder auf Vordermann bringen, damit sich so eine Schlappe nicht noch einmal ereignete. Coubertins Rassismus zeigte sich offen anlässlich der dritten Olympischen Spiele in St. Louis 1904, die er nicht mit seiner Anwesenheit beehrte. Als explizit »peinlich« empfand er die dort in das Programm eingebetteten »Anthropoligical Days«, deren Veranstaltungen, so Coubertin rückblickend in seinen »Olympischen Memoiren«, »für Neger, Indianer, Filipinos und Asiaten reserviert waren«. So was konnte er natürlich nicht gutheißen.

    Die Olympischen Spiele 1936 bei den Nazis befürworte er, auch wenn er damals nicht mehr allzuviel zu melden hatte. Er starb 1937 in Genf, ökonomisch ruiniert. Kurz vorher hatte das Deutsche Reich ihm eine mehr als symbolische Danksagung in Form von 10.000 Reichsmark zukommen lassen.

    Einer der Hauptverfechter der olympischen Idee war zu jene Zeit bereits Avery Brundage. Als führender US-Sportfunktionär ist er zwangsläufig auch eine der zentralen Figuren in dem Owens-Biopic. Gespielt wird er von Jeremy Irons. Brundage galt als tyrannisch und arrogant. Verkörpert von Irons bekommt diese Arroganz noch eine obszöne Nonchalance verpasst.

    Dabei gibt es bei der AAU (Amateur Athletic Union) einen ernsthaften politischen Konflikt. Deren Vorsitzender Jeremiah Mahoney (William Hurt) befürwortet aufgrund der rassistischen Politik der Nazis einen Boykott der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Diese Haltung wird auch von der schwarzen Bürgerrechtsorganisation NAACP unterstützt. Owens folgte zunächst, zumindest dem Lippenbekenntnis nach, der Boykottforderung. Brundage/Irons antwortet den versammelten Sportfunktionären lapidar: »Wann haben Sie denn das letzte Mal 18 Löcher (sprich eine Partie Golf) mit einem Juden oder einem Neger gespielt?«

    Auch der historische Brundage gab sich selten Mühe, seinen Anisemitismus zu verstecken. Für ihn gab es bei den Nazis gar keine »Rassendiskriminierung«. Die jüdischen Sportler seien schlicht nicht gut genug, behauptete er. So etwa in einer Rede im Juli 1935: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Anteil jüdischer Sportler in 40 Jahren olympischer Geschichte mehr als ein Prozent ausgemacht hat.« Tatsächlich hatten jüdische Sportler allein bei den Sommer- und Winterspielen 1932 insgesamt 23 Medaillen gewonnen.

    Bei den Spielen in Berlin wurden die jüdischen Sprinter Sam Stoller und Marty Glickman vermutlich auf Druck der Nazis und von Avery Brundage für den Finallauf der 4-mal-100-Meter-Staffel aus dem Team zurückgezogen. Wohl auch gegen den ausdrücklichen Willen von Owens, der ursprünglich für die Staffel (mit der er nicht trainiert hatte) nicht vorgesehen war, dann aber als deren Startläufer in Weltrekordzeit die Goldmedaille gewann.

    »Ich bin Baumeister (Builder) und kein Diplomat!« sagt der Film-Brundage und wird nach Berlin geschickt, um »den Krauts« bei einem informellen Treffen mal zu erklären, sie sollten die allgegenwärtige antisemitische Propaganda vor und während der Spiele vorübergehend unterlassen (ein Plan, der historisch auf den hohen SS-Funktionär und Reichsminister für Ernährung Richard Walther Darré zurückgeht). Und sie sollten sich nicht weiter darum kümmern, ob die USA »Juden, Neger oder Marsmenschen« zu den Spielen schicken. Brundage erklärt den Nazis, »wie sie ihren Laden zu führen haben, damit er läuft«. Im Film gibt es eine gespenstische Szene, in der Brundage Jesse Owens bei der Hand nimmt und diesen inmitten einer Partymeute von Naziprominenz auch Hitler persönlich vorstellen möchte. Der lässt sich natürlich verleugnen.

    Was in dem Film nicht vor- und auch sonst ein wenig zu kurz kommt: Die Olympischen Spiele in Berlin wurden von nicht wenigen US-amerikanischen Sportlern und Institutionen tatsächlich boykottiert. Sie richteten im August 1936 in New York eine Art Gegenolympiade aus, den World Labor Athletics Carnival, und wiederholten diesen im folgenden Jahr noch einmal.

    #jeux_olympiques #1936 #Berlin #Allemagne #USA #nazis #résistance

  • Der NSU-Prozess: Wahrheitsfindung mit angezogener Handbremse | CILIP Institut und Zeitschrift
    https://www.cilip.de/2016/07/12/der-nsu-prozess-wahrheitsfindung-mit-angezogener-handbremse/#more-11817

    12. Juli 2016 Heiner Busch, Interview mit Rechtsanwältin Antonia von der Behrens

    Antonia von der Behrens ist eine der NebenklagevertreterInnen im Prozess vor dem Oberlandesgericht München. „Die Hoffnung unserer MandantInnen, dass der Prozess eine weitere Aufklärung bringen würde, wurden enttäuscht“, sagt die Berliner Anwältin im Gespräch mit Martin Beck und Heiner Busch.

    Ende Mai 2016 wird der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier weitere Unterstützer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ bei 286 Hauptverhandlungstagen angekommen sein. Mit einem Abschluss wird im Herbst dieses Jahres gerechnet. Sicher sei das aber nicht, sagt Antonia von der Behrens. Das Gericht mache keine Ansagen, was aus seiner Sicht an Beweisaufnahmen noch offen ist.

    #Allemagne #terrorisme #extrême_droite #nazis #résistance #justice

  • NSU-Watch | NSU Watch
    https://www.nsu-watch.info/nsu-watch

    Die rassistische Mordserie des »Nationalsozia­listischen Untergrunds« (NSU) markiert eine Zäsur in der bundesrepublikanischen Ge­schichte. Die Taten des NSU, sein Netzwerk und die Rolle der Behörden sind noch lange nicht aufgeklärt.

    NSU-Watch wird von einem Bündnis aus rund einem Dutzend antifaschistischer und antirassistischer Gruppen und Einzelpersonen aus dem ganzen Bundesgebiet getragen, die seit über einem Jahrzehnt zum Themenkomplex arbeiten.

    Der Kern der momentanen Arbeit von NSU-watch ist die Beobachtung des Strafprozesses am Oberlandesgericht in München. Wir sind an jedem Verhandlungstag im Gerichtssaal dabei, berichten über Twitter (@nsuwatch) und erstellen detaillierte Protokolle.

    #Allemagne #terrorisme #extrême_droite #nazis #résistance #justice