Militürk - Deutsch Amerikanische Freundschaft (DAF) 1979
▻https://www.youtube.com/watch?v=KV6NnB7CuX0
L’année 1979 marque la finde de l’époque post-1968 avec la fondation du journal Die Tageszeitung (TAZ), le début de la seconde vague de squats et le remplacement de la musique rock et avantgardiste comme Kraftwerk et Tangerine Dream par le punk germanique qui s’est tout de suite divisé en new wave pour les foules et la tendance punk dur politisée pour les rebelles. DAF et Fehlfarben se situaient entre les courants majoritaires. Aujourd’hui leur chanson Militürk prendrait un air prophétique s’il n’était pas satirique jusqu’à la moelle.
Kebabträume in der Mauerstadt
Türk-Kültür hinter Stacheldraht
Neu-Izmir ist in der DDR
Atatürk der neue Herr
Miliyet für die Sowjetunion
In jeder Imbißstube ein Spion
Im ZK Agent aus Türkei
Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei
Kebabträume in der Mauerstadt
Türk-Kültür hinter Stacheldraht
Neu-Izmir ist in der DDR
Atatürk der neue Herr
Miliyet für die Sowjetunion
In jeder Imbißstube ein Spion
Im ZK Agent aus Türkei
Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei
Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei
Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei
Wir sind die Türken von morgen
Wir sind die Türken von morgen
Wir sind die Türken von morgen
Wir sind die Türken von morgen
Wir sind die Türken von morgen
Wir sind die Türken von morgen
Wir sind die Türken von morgen
Wir sind die Türken von morgen
Wir sind die Türken von morgen
Wir sind die Türken von morgen
Wir sind die
Naja
Militürk, Fehlfarben 2022
▻https://www.youtube.com/watch?v=gaC6aM-D59c
Protestsongs von Punk bis HipHop
▻https://www.fluter.de/protestsongs-von-punk-bis-hiphop
18.2.2011 von Ulrich Gutmair - Wie entsteht ein Popsong, der mehr ist als nur ein Lied? Und wie kommt die Politik in die Musik? Was passiert, wenn Popmusik eine Fragestellung zuspitzt, die in der Luft liegt? Zwei Beispiele, die in ihrer lyrischen Haltung sehr wenig, ihrem Gehalt nach aber sehr viel miteinander zu tun haben, sollen das deutlich machen. Es handelt sich um Songtexte, die in ihren Genres zum Kanon gehören. Der eine ist ein Klassiker des deutschen Punks, der andere eines der wichtigsten deutschen Rapstücke.
Im Sommer 1978 fuhr der junge Gabi Delgado-Lopez mit seinen Freunden von der Düsseldorfer Punkband Mittagspause nach Berlin. Ziel war der Kreuzberger PunkclubS036. Zum so genannten „Mauerbaufestival“ am 12. und 13. A ugust, also am 17. Jahrestag des Mauerbaus, waren elf Punkbands geladen, es gab Buttercremetorte.
Kebab-Träume, Militürk
Delgado-Lopez, selbst Kind eines spanischen Flüchtlings, war zum ersten Mal in Berlin-Kreuzberg, das damals, wie heute, von türkischen Migranten und Migrantinnen geprägt war. Im Norden und Osten war der Stadtteil von der Berliner Mauer begrenzt. „Das war eine einzigartige Situation, umgeben von Stacheldraht, inmitten eines kommunistischen Staates diese Türk-Kültür vorzufinden in voller Blüte“, erinnert sich Delgado-Lopez.
Inspiriert davon schrieb er „Militürk“. Es ist ein Lied, das satirisch mit der Angst vor „Überfremdung“ spielt, einem Schlagwort, das damals die Runde machte. Das Stück wurde bald darauf auf der ersten Doppel-Single von Mittagspause veröffentlicht. Ein Millionenpublikum erreichte es allerdings erst, als es nochmals eingespielt wurde und 1980 auf dem Fehlfarben-Album „Monarchie und Alltag“ erschien (als „Kebab-Träume“ erschien es dann im gleichen Jahr als DAF-Single, mit Delgado-Lopez als Sänger).
Kebabträume in der Mauerstadt
Türk-Kültür hinter Stacheldraht
Neu-Izmir ist in der DDR,
Atatürk der neue Herr.
Milliyet für die Sowjetunion,
in jeder Imbissstube ein Spion.
Im ZK Agent aus Türkei,
Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei.
Wir sind die Türken von morgen.
„Militürk“ braucht nur neun Zeilen, um ein komplexes Szenario zu entwerfen: Unter der Führung des laizistischen Gründers der modernen Türkei, Atatürk (1881-1938), unterwandern Türken den Ostblock. In jeder Imbissstube West-Berlins, das im Text zu „Neu-Izmir“ geworden ist, findet sich ein türkischer Spion. Mithilfe der türkischen Tageszeitung Milliyet wird der Osten kolonisiert.
Tief sitzende Ängste
Delgado-Lopez verdichtete in diesen neun Zeilen, was viele Westdeutsche damals umtrieb. Die Stärke dieser Zeilen liegt in ihrer Kommentarlosigkeit und Lakonie. Ende der 1970er-Jahre gab es trotz der Politik der Annäherung an den Ostblock, die Bundeskanzler Willy Brandt 1969 eingeleitet hatte, immer noch eine große Angst vor dem militärischen Potenzial der UdSSR und ihrer Satellitenstaaten. Dass es in Delgado-Lopez’ Song ausgerechnet die türkischen Gastarbeiter in West-Berlin sind, die nun den Osten Deutschlands und Europas unterwandern, ist der eine Witz. Der andere Witz besteht darin, dass sich damit die Gefahr aus dem Osten auf unheimliche Weise verdoppelt zu haben scheint: „Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei.“
„Militürk“ war nicht nur politische Satire, die gekonnt mit bestehenden sprachlichen Stereotypen und Ängsten spielte. „Militürk“ war auch einer der ersten Punksongs, in denen auf Deutsch gesungen wurde. „Damals war es eine Seltenheit, auf Deutsch zu singen“, erinnert sich Gabi Delgado-Lopez. „Das haben nur Schlagersänger gemacht. Es ging um eine Rückeroberung der deutschen Sprache. Wir haben gesagt, das überlassen wir nicht den Schlagersängern oder der Werbeindustrie. Das nehmen wir uns zurück.“
Es gab Ende der Siebziger zwar auch Musiker wie Udo Lindenberg und Rockbands wie Ton Stein Scherben oder Ihre Kinder, die auf Deutsch sangen, sowie einige Liedermacher. Richtig ist allerdings, dass erst mit den Punkbands, die auf Deutsch sangen, eine wahre Renaissance des Deutschen in der Popmusik einsetzte.
Advanced Chemistry: Fremd im eigenen Land
Es hat allerdings bis nach dem Mauerfall gedauert, bis das Thema Einwanderung wieder in einem deutschen Popsong auf dringliche Weise verarbeitet wurde. Nachdem es nach der Wiedervereinigung zu zahlreichen rassistischen Überfällen und Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte gekommen war, veröffentlichte das Heidelberger Trio Advanced Chemistry 1992 seine Maxi-Single „Fremd im eigenen Land“.
Die drei Rapper von Advanced Chemistry, Tony L, Linguist und Torch, haben eine ähnliche Geschichte wie Gabi Delgado-Lopez. Ihre Eltern stammen aus Italien, aus Ghana und aus Haiti. Und doch ist ihre Sprechhaltung eine völlig andere. Wo „Militürk“ von einem nüchternen Nachrichtenstil geprägt ist, wird „Fremd im eigenen Land“ aus der persönlichen Position des jeweiligen Sprechers vorgetragen.
Gestatten Sie, mein Name ist Frederik Hahn
Ich wurde hier geboren, doch wahrscheinlich sieht man’s mir nicht an
Ich bin kein Ausländer, Aussiedler, Tourist, Immigrant,
sondern deutscher Staatsbürger und komme zufällig aus diesem Land.
Wo „Militürk“ von den Ängsten der Mehrheitsgesellschaft erzählt, berichtet „Fremd im eigenen Land“ davon, was es heißt, in Deutschland als Deutscher mit dunkler Hautfarbe zu leben.
Ist es so ungewöhnlich, wenn ein Afro-Deutscher seine Sprache spricht
und nicht so blass ist im Gesicht?
Das Problem sind die Ideen im System:
Ein echter Deutscher muss auch richtig deutsch aussehen.
„Militürk“ zieht seine ganze satirische Kraft aus einem übertriebenen Szenario nationalen Untergangs. Dagegen richtet sich die Klage von „Fremd im eigenen Land“ dagegen, als deutscher Staatsangehöriger wie ein Bürger zweiter Klasse behandelt zu werden:
Ich habe einen grünen Pass mit ’nem goldenen Adler drauf
Nicht anerkannt, fremd im eigenen Land
Kein Ausländer und doch ein Fremder.
So unterschiedlich die Texte von „Militürk“ und „Fremd im eigenen Land“ sind, so erscheinen sie beinahe wie ein Dialog durch die Zeiten. Beide Songs betreffen Fragen nach der Zugehörigkeit zum Gemeinwesen, die sich auf realpolitischer Ebene heute für viele Migranten nicht mehr so stellen wie damals. Beide Lieder stammen aus der Zeit vor der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts im Jahr 2000. Und doch haben sie nicht die lyrische Kraft verloren, uns anzusprechen.
Wichtiger als die Gemeinsamkeiten aber bleiben die Unterschiede. „Fremd im eigenen Land“ ist ein typischer Protestsong, weil er seine Hörer/innen nicht darüber im Zweifel lässt, was sein Anliegen ist. Dieser Rap reiht sich ein in eine lange Reihe von Protestsongs, die in Deutschland von Franz Joseph Degenhardt und Hanns Dieter Hüsch über die Revolutionssongs von Ton Steine Scherben und Slime reichen. „Militürk“ dagegen lässt Eindeutigkeit vermissen. Obwohl das Stück eine aufklärerische Lesart nahe legt, nimmt es doch zugleich eine Haltung seinem Gegenstand gegenüber ein, die ambivalent bleibt. Wie das Stück wirklich gemeint ist, bleibt offen. Es liegt in der Logik dieser Sprechhaltung, dass Gabi Delgado-Lopez eine eindeutige Auskunft zu seinen Texten immer verweigert hat.
Dazu hören:
Protestsongs.de (Lieblingslied Records 2004, Doppel-CD mit Booklet, 14.99 €)
Dazu lesen:
Jürgen Teipel (Hg.): Verschwende deine Jugend. Ein Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave (Suhrkamp 2001, 375 S., 12.50 €)
DAF-Sänger über Punkgeschichte : « Wir sind die Türken von morgen »
▻https://taz.de/DAF-Saenger-ueber-Punkgeschichte/!5131138
3. 12. 2010 von Ulrich Gutmair - Anfang der 1980er Jahre waren Gabi Delgado-Lopez und die Band Deutsch Amerikanische Freundschaft (DAF) eine Provokation. Der Sohn spanischer Flüchtlinge erzählt im taz-Gespräch, warum.
taz: Herr Delgado-Lopez, Sie sind ein Gastarbeiterkind. 1958 in Córdoba geboren, in Wuppertal aufgewachsen.
Gabi Delgado-Lopez: Richtig, zuerst kam ich nach Remscheid, dann nach Wuppertal. Später habe ich im Bergischen Land und in Dortmund gelebt. Mein Vater musste zu Zeiten Francos aus politischen Gründen aus Spanien weg. Und meine Mutter ist auch mitgekommen. Ich bin bei meiner Großmutter aufgewachsen. Mein Vater ist unter abenteuerlichen Bedingungen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Deutschland geflohen. Er war ein gebildeter Mensch, konnte aber kein Wort Deutsch. So hat er als Hilfsarbeiter bei den Kabelwerken Reinshagen in Wuppertal angefangen.
Sie haben es selber einmal „asoziale Verhältnisse“ genannt, in denen Sie großgeworden sind.
Als ich mit acht nach Deutschland geholt wurde, waren das mein Vater, meine Mutter, zwei Kinder - und dann wurde das dritte geboren - in einem Zimmer. Mit Pisspott statt Toilette, also unter inframenschlichen Bedingungen. Wie es heute ja vielen Leuten geht, die eben nicht mehr aus Spanien kommen, sondern aus Algerien oder Tunesien.
Ihr Vater war ein Intellektueller, Philosophielehrer.
Richtig.
Hatten Sie das Gefühl, als „Ausländerkind“ kann man es in Deutschland zu was bringen?
Nein, als Kind macht man sich darüber keine Gedanken. Ich hab aber gemerkt, dass ich mich durchsetzen muss. Dass ich schnell, stark und frech sein muss. Man muss sagen, zu der Zeit gab es noch weniger Ausländer. Und es war nicht so schwierig, weil es einen gewissen Exotenbonus hatte. In meiner Klasse waren ich und ein Italiener die einzigen Ausländer. Auf der ganzen Schule gabs vielleicht acht.
Und das in Deutschlands wichtigster Industrieregion?
Ich bin 1966 gekommen. Da hatten die Italiener schon als Gastarbeiter aufgehört, es war die Zeit der Spanier, Portugiesen und Griechen. Die Türken kamen erst später.
1979 haben Sie mit den Düsseldorfer Punkbands Charleys Girls und Mittagspause Musik gemacht.
Ja, da hab ich Diktafon gespielt. Damit habe ich Sounds aufgenommen oder Leute etwas sagen lassen oder selber was reingesprochen. Das hab ich dann abgespielt.
1979 war auch das Jahr, in dem Sie den Text zu „Militürk“ beziehungsweise den „Kebabträumen“ geschrieben haben: „Neu-Izmir liegt in der DDR, Atatürk der neue Herr.“
Damals war es sehr schwierig für eine Punkband, in Deutschland überhaupt zu spielen. Es gab im Prinzip nur den Ratinger Hof in Düsseldorf und das SO 36 in Berlin. Im Rahmen eines Punkfestivals in Berlin sind wir im SO 36 aufgetreten. Bei dieser Fahrt ist der Text entstanden.
Sie haben Kreuzberg gesehen und diesen Text dann geschrieben?
Richtig. Das war ja eine einzigartige Situation, umgeben von Stacheldraht, inmitten eines kommunistischen Staates diese Türk-Kültür vorzufinden in voller Blüte.
Der Text reflektiert die Ängste der Gesellschaft vor den Fremden: „Wir sind die Türken von morgen.“
Ja richtig, und davon erleben wir jetzt ja auch eine Renaissance.
Den Text kapiert nicht jeder, auch dreißig Jahre später nicht, wenn man sich etwa Kommentare dazu auf YouTube ansieht. Die Provokation haben Sie in Kauf genommen?
Die haben wir in Kauf genommen. Das gleiche galt ja auch für „Tanz den Mussolini, tanz den Jesus Christus“, den Text des DAF-Stücks „Der Mussolini“. Wir haben uns immer geweigert, unsere Werke zu erklären. Ich denke aber, dass die große Mehrheit das immer richtig verstanden hat.
Sie leben seit fünf Jahren wieder in Spanien, in Ihrer Heimatstadt Córdoba. Haben Sie die Debatte um Sarrazins Thesen mitbekommen?
Ja, hab ich. Ich habe Satellitenfernsehen und ich interessiere mich noch immer für deutsche Politik und die deutsche Gesellschaft. Das ist aber im Übrigen kein deutsches Phänomen. Es gibt allgemein eine Renaissance des Missbrauchs einer solchen Thematik, um politisch Kasse zu machen.
Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ ist in erster Linie die Ausschlachtung des Themas für politische Zwecke?
So was passiert natürlich vor allem in Krisenzeiten. Wenn es der Wirtschaft gut geht, ist es völlig klar, dass man ausländische Arbeitskräfte braucht. Und wer zahlt überhaupt für die Sozialsysteme? Wie viele Kinder haben die Deutschen, und wie viele Kinder haben die Türken, Tunesier, oder Algerier? Deutschland ist wie kein anderes Land in Europa, außer vielleicht Holland und England, auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen. Nicht nur brauchen entwickelte westliche Staaten billige Arbeitskräfte für ganz unten, es werden heute überwiegend hochqualifizierte Mitarbeiter im Ausland gesucht.
Viele der Millionen, die Sarrazins Buch gekauft haben, haben das womöglich wegen des Titels „Deutschland schafft sich ab“ getan. Er erinnert mich an Ihre Zeile „Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei“.
Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei!
Damals war es ein satirischer Popslogan, heute kann man mit so einem Slogan ganz ernsthaft Millionen Bücher verkaufen.
Ich würde sagen: mit einem ähnlichen Slogan. Denn wenn man sich die Nuancen ansieht, dann gibt es eine aktive Komponente bei Sarrazin: Deutschland schafft sich selber ab. Während in unserem Slogan Deutschland eine passive Rolle spielt, etwas mit Deutschland passiert. Da sehe ich den großen Unterschied, dass Sarrazin der deutschen Politik und Gesellschaft unterstellt, zu liberal zu sein.
Ist Deutschland zu liberal?
Alle westlichen Länder haben eine historische Schuld gegenüber der Dritten Welt. Unser ganzer Reichtum basiert auf dem Elend der Dritten Welt. Ich bin ein ganz großer Gegner der Abschiebepraxis. Das sind arme Menschen, die verhungern in ihren Ländern, die politisch verfolgt werden oder einfach nur Wirtschaftsflüchtlinge sind. Wir schulden diesen Leuten so viel, dass sie alle aufgenommen werden müssen.
Fritz Teufel und Gabi Delgado-Lopez, 1968 und Punk, haben was gemeinsam. Und das ist der Einsatz von Provokation im Sinne der Aufklärung. Geht Provokation heute nur noch von rechts?
Weiß ich nicht. Es gibt immer noch viele Tabus, und deswegen ist es immer noch leicht, zu provozieren, wenn man will. Nicht nur mit rechten Themen.
Was fällt Ihnen als gelungene, aufklärerische Provokation von links in jüngerer Zeit ein?
Ich finde, dass Christoph Schlingensief ganz tolle Sache gemacht hat. Zum Beispiel den Asylantencontainer in Wien.
Gabi Delgado-Lopez
Die Bands: Gabi Delgado-Lopez kam als Achtjähriger nach Deutschland. Bei den Düsseldorfer Punkbands Charleys Girls und Mittagspause spielte er Diktafon und sang. Mit Deutsch Amerikanische Freundschaft (DAF) und dem Album „Alles ist gut“ folgte 1981 der Durchbruch. DAF produzierte einen minimalistischen Sound und provozierte mit schwuler Fascho-Ästhetik.
Das Stück: „Militürk“ schrieb Delgado-Lopez 1979. Es wurde zuerst von Mittagspause aufgenommen, von Fehlfarben 1980 populär gemacht und als „Kebabträume“ 1981 von DAF als Single veröffentlicht.
Das Konzert: Am 11. Dezember spielen DAF im Festsaal Kreuzberg, Berlin. Motto: „Heimatabend“.
Ihr Stück funktioniert auch nach dreißig Jahren noch. Aber es gibt auch große Unterschiede zwischen Deutschland 1979 und Deutschland 2010. Welche sind das?
Erstens: der Zerfall des Ostblocks, Türk-Kültür findet nicht mehr hinter Stacheldraht statt. Zweitens: die Abschaffung des Konzepts der sozialen Marktwirtschaft, was für die ganze Welt gilt. Dass sich ein radikaler Kapitalismus durchgesetzt hat. Der große Unterschied zwischen damals und heute ist das, was man eine globalisierte Welt nennt. Davor haben viele Leute Angst. Da herrschen viele Missverständnisse, und es wird auch gar nichts getan, die aufzuklären. 99 Prozent der Deutschen denken: Warum sollen wir den Griechen Geld geben? Dabei ist überhaupt kein Geld geflossen, eine Bürgschaft wurde geleistet. Der große Profiteur des Euro ist die Bundesrepublik. Gäbe es die D-Mark noch, wäre das für den „Exportweltmeister Deutschland“ eine Katastrophe. Das wird falsch dargestellt, und es gibt auch keinen, der deutlich sagt, dass das Geld, das nach Griechenland fließt, zu 50 Prozent sowieso zurückfließt, weil auch in Griechenland deutsche Autos gefahren, deutsche Waschmaschinen benutzt werden.
Wenn Sie „Kebabträume“ heute live singen, dann lassen Sie meist zwei Zeilen aus: „,Milliyet’ für die Sowjetunion. In jeder Imbissstube ein Spion“.
Manchmal verzichte ich darauf, ja. Geschichte ändert sich. Wir haben immer darauf geachtet, nie Tagespolitik zu betreiben. Sondern immer Sachen zu machen, die wirklich lange, lange Zeit gelten. Es interessiert mich, die Tagespolitik zu beobachten, aber ich würde nie in einem Text darauf reagieren. Mich interessieren nur größere Zusammenhänge.
DAF - Der Mussolini
▻https://www.youtube.com/watch?v=eYcUGO-ISXQ
Kebabträume - Songlexikon. Encyclopedia of Songs
▻https://songlexikon.de/songs/kebabtraeume