#oberwallstraße

  • Berliner Immobilienmarkt : Haus im Grünen gesucht: Die Berliner verlassen die Stadt
    https://www.berliner-zeitung.de/corona-krise-das-haus-im-gruenen-gewinnt-an-wert-li.114403


    Wer es sich leisten kann bleibt. Das Foto zeigt die teuersten Einfamilienhäuschen Berlins. Die meisten haben eine eigene Tiefgarage und einen kleinen Garten und sind geräumiger als ihre schmale Straßenfront vermuten läßt.

    Sie befinden sich zwischen dem #Caroline-von-Humboldt-Weg, #Kleine_Jägerstraße, #Niederwallstraße, #Oberwallstraße und und #Jägerstraße in #Berlin-Mitte, #Ortsteil #Mitte. Auf der Ostseite wurde den Bewohnern ein kleiner Park zwischen ihren Hütten und dem #Bundesaußenministerium an der #Kurstraße spendiert. Gleich dahinter die #Spree, #Südpark und historische Henselmann-Bauten im Süden, westlich liegen der schicke #Hausvogteiplatz, das #Bundesjustizministerium, etliche Botschaften wie die Handelsvertretung von #Hongkong, die bombastische Hauptstadtrepräsentanz der #Telekom, und im Norden #Werderscher_Markt und #Friedrichwerdersche_Kirche.

    Nur Gelegenheiten zum Einkaufen des täglichen Bedarfs fehlen vollkommen. Dafür hat man heute Lieferdienste und Personal.

    Openstreetmap: Caroline-von-Humboldt-Weg, 10117 Berlin
    https://www.openstreetmap.org/way/147066248 Blickrichtung des Fotos: Südosten, Aufnahmestandort: Dach eines Hauses Oberwallstraße/Hausvogteiplatz

    Im Artikel der Berliner Zeitung geht es um Bedürfnisse, die eine Liga darunter vorherrschen.

    28.10.2020, von Ulrich Paul - Während der Handel mit Büro- und Geschäftshäusern in Berlin einbricht, ist die Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern nahezu ungebrochen.

    Die Corona-Pandemie fordert ihren Tribut. Auf dem Berliner Immobilienmarkt sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 53 Prozent weniger Büro- und Geschäftshäuser verkauft worden als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Einen regelrechten Einbruch gab es beim Geldumsatz: Er sank in diesem Marktsegment um 69 Prozent – von 2,6 Milliarden Euro auf 814 Millionen Euro. Das geht aus einer Analyse des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Berlin hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

    Die Zahl der Immobilienverkäufe in Berlin ist danach in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 19 Prozent zurückgegangen. Von Januar bis Ende Juni zählte der Ausschuss nur noch 10.237 sogenannte Kauffälle. Der Umsatz sank von rund 10,7 Milliarden auf 6,1 Milliarden Euro. Die Zahlen des Gutachterausschusses gelten als die verlässlichsten über das Marktgeschehen, weil sie auf den tatsächlich abgeschlossenen Kaufverträgen beruhen.Die Corona-Pandemie fordert ihren Tribut. Auf dem Berliner Immobilienmarkt sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 53 Prozent weniger Büro- und Geschäftshäuser verkauft worden als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Einen regelrechten Einbruch gab es beim Geldumsatz: Er sank in diesem Marktsegment um 69 Prozent – von 2,6 Milliarden Euro auf 814 Millionen Euro. Das geht aus einer Analyse des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Berlin hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

    Die Zahl der Immobilienverkäufe in Berlin ist danach in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 19 Prozent zurückgegangen. Von Januar bis Ende Juni zählte der Ausschuss nur noch 10.237 sogenannte Kauffälle. Der Umsatz sank von rund 10,7 Milliarden auf 6,1 Milliarden Euro. Die Zahlen des Gutachterausschusses gelten als die verlässlichsten über das Marktgeschehen, weil sie auf den tatsächlich abgeschlossenen Kaufverträgen beruhen.

    Mit einem Minus von 21 Prozent hat sich die Zahl der Verkäufe von Eigentumswohnungen ebenfalls stark verringert. Während in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres noch 8171 Eigentumswohnungen den Besitzer wechselten, wurden im Vergleichszeitraum dieses Jahres nur noch 6489 verkauft. Der Geldumsatz in diesem Segment ging um 15 Prozent zurück.

    Mehr Umsatz mit Ein- und Zweifamilienhäusern

    Mit einem Minus von 21 Prozent hat sich die Zahl der Verkäufe von Eigentumswohnungen ebenfalls stark verringert. Während in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres noch 8171 Eigentumswohnungen den Besitzer wechselten, wurden im Vergleichszeitraum dieses Jahres nur noch 6489 verkauft. Der Geldumsatz in diesem Segment ging um 15 Prozent zurück.

    Mehr Umsatz mit Ein- und Zweifamilienhäusern

    Auffällig ist, dass sich die Zahl der Verkäufe von Ein- und Zweifamilienhäusern nur geringfügig verringert hat. Der Gutachterausschuss ermittelte hier nur ein Minus von drei Prozent. Während in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres noch 1304 Ein- und Zweifamilienhäuser verkauft wurden, waren es im Vergleichszeitraum dieses Jahres 1263. Die Tatsache, dass sich der Geldumsatz in diesem Segment um neun Prozent erhöht hat, zeigt, dass die Preise unterm Strich gestiegen sind. Das Haus im Grünen hat also in der Corona-Pandemie an Wert gewonnen.

    Zurückgegangen ist auch die Zahl der Verkäufe von Wohn- und Geschäftshäusern. Bei reinen Mietwohnhäusern zählte der Gutachterausschuss dabei nach 228 Verkäufen in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres nur noch 149 Transaktionen im Vergleichszeitraum 2020, was einem Minus von 35 Prozent entspricht. Der Umsatz brach sogar um 48 Prozent ein.

    „Von einer Beruhigung auf dem Wohnungsmarkt zu sprechen, wäre verfrüht, aber wir vermuten, dass der Mietendeckel wie auch die Corona-Pandemie erste Spuren auf dem Berliner Immobilienmarkt hinterlassen haben“, sagt der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins (BMV), Reiner Wild. Die vorgelegten Zahlen zum Rückgang bei Verkäufen von Eigentumswohnungen zeigen laut Wild, dass die Wirklichkeit nicht zu der Behauptung von Gegnern des Mietendeckels passe, wonach Eigentümer von bislang vermieteten Eigentumswohnungen nun lieber „verkaufen statt vermieten“.

    Mieterverein: Umwandlungsverbot weiter wichtig
    Es sei zwar nicht auszuschließen, dass Eigentümer von bislang vermieteten Eigentumswohnungen nun lieber verkaufen würden, sagt Wild, doch scheine es „kaum selbstnutzende Käufer für die vielen Angebote zu geben“. Die sinkende Zahl der Verkäufe von Eigentumswohnungen bedeute nicht, dass das Interesse an der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen sinke, betont Wild. „Deshalb fordern wir das Bundeskabinett auf, mit der Novelle des Baugesetzbuches auch das Umwandlungsverbot auf den Weg zu bringen.“

    Verlierer des schwächelnden Immobilienmarkts ist der Finanzsenator. Denn durch den Umsatzrückgang verringern sich auch die Einnahmen aus der Grunderwerbssteuer. Im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2019 verzeichnet die Stadt im ersten Halbjahr 2020 ein Minus von rund 275 Millionen Euro.

    Hermann Henselmann
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Henselmann

    #Berlin #wohnen #Immobilien #Gentrifizierung #Luxus

  • Modestadt Berlin: Aufstieg und Vernichtung der Textilbranche am Hausvogteiplatz | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/hausvogteiplatz-aufstieg-und-vernichtung-der-juedischen-textilbranc

    Maritta Adam-Tkalec - 15.10.18

    Im Jahr 1839 kam der jüdische Kaufmann Valentin Manheimer auf die Idee, ein Damenmantel-Modell fünfmal anzufertigen. Eine geniale Idee, wie sich herausstellte, sie revolutionierte die Welt von Kleidung und Mode. Der aus einem Dorf im Jerichower Land zugezogene Sohn eines jüdischen Kantors und Händlers hatte als 21-Jähriger mal eben die Konfektion erfunden und für sich selbst den Weg zu Erfolg und Wohlstand gebahnt.

    Ort des Geschehens: der Hausvogteiplatz. Valentin Manheimer und seine beiden Brüder blieben nicht die einzigen, die dort ihr Textilgeschäft aufbauten. Die meisten Gründer waren Juden. Binnen weniger Jahrzehnte entstand im Stadtraum rund um den Hausvogteiplatz ein Ort explodierender Kreativität.

    Hier paarte sich Geschäftssinn mit der Offenheit für Modernes. Ja, hier blühte der frühe Kapitalismus. Alles zusammen stiftete im Textilviertel den Mythos Berlins als Modestadt. Heute versuchen die Stadt und neue Kreative, wenigstens ein Echo dessen zu erzeugen, was bis 1933 die Welt beeinflusste und beeindruckte.

    Die Kreativen wurden vertrieben

    Die Nationalsozialisten schnitten die Blüte so radikal ab, dass selbst Magda Goebbels, die modebewusste Gattin des Propagandaministers, klagte: „Mit den Juden ist die Eleganz aus Berlin verschwunden.“

    Über die verheerenden Folgen arisch-völkischen Neids auf den Erfolg einer Minderheit kann gar nicht oft genug gesprochen werden: Sie gipfelten im Raub des jüdischen Eigentums, „Arisierung“ genannt. Die Kreativen wurden vertrieben, manchen gelang die Emigration, einige endeten in der Vernichtung.

    Der Hentrich & Hentrich-Verlag hat soeben ein Buch herausgebracht, das in zehn Aufsätzen die Geschichte des einzigartigen Ortes mitten in Berlin und seiner einst so belebenden Geister zusammenträgt – Ergebnisse des Forschungs- und Ausstellungsprojektes „Brennender Stoff“. So dient das Buch zugleich als Begleitband einer Ausstellung, die derzeit im Bundesjustizministerium zu sehen ist, auf dessen Gelände einst etliche Konfektionshäuser lagen. Ab 2. November ist sie im Hauptgebäude der Humboldt-Universität einer großen Öffentlichkeit frei zugänglich.

    Exemplarisch für die deutsch-jüdische Geschichte
    Tatsächlich erzählt der Hausvogteiplatz Berliner und deutsch-jüdische Geschichte geradezu exemplarisch. Deshalb sei aus der Fülle die Beschreibung des Aufstiegs herausgegriffen: Schon 1288 hatte man bei der Gründung der Berliner Schneidergilde den Ausschluss der Juden festgeschrieben – aus „beharrlicher Furcht vor dem wirtschaftlichen Potenzial der jüdischen Minderheit“. Diese eroberte in der Folge den Altkleiderhandel.

    1671 sprach der Große Kurfürst im Judenedikt den regen Leuten das Recht zu, auch mit neuen Kleidern zu handeln. Die christlichen Zünfte empörten sich gegen die Konkurrenz: Sie suchten ihr Heil in exklusiver Einzelproduktion. Die jüdischen Schneider hingegen erzeugten tragfähige Kleidung in Standardgrößen, die Vorläufer der Konfektion.

    Als 1812 die Hardenbergschen Reformen der Judenemanzipation einen Schub gaben, zogen jüdische Schneider aus Posen zu, viele gründeten eigene Werkstätten und machten Serienmode für die Frau. In England und USA stand seinerzeit der Herrenanzug im Vordergrund, in Paris die Edelkreation für die Dame. Berlin machte daraus tragbare Kleidung für alle. Danach sieht die Stadt noch heute aus.

    Erfolg dank neuer Arbeitsteilung

    Tatsächlich gab es das bis dahin nirgends auf der Welt. In Berlin gelang eine Demokratisierung der Mode. Die Produzenten hatten vor allem eine aufsteigende, riesige Konsumentengruppe fest im Blick: die normale Frau mit ihren Wünschen und Träumen.

    Der wirtschaftliche Erfolg verdankte sich zunächst vor allem einer neuen Arbeitsteilung: Am Anfang der Kette stand das – meist jüdische – Konfektionshaus mit seinen Entwürfen. Die Aufträge zur Produktion gingen an die reichlich vorhandenen Schneidermeister.

    Diese sogenannten Zwischenmeister schnitten zu und gaben die Stoffteile an Heimnäherinnen weiter. Das erwies sich als effektiv und flexibel, ermöglichte Massenproduktion ebenso wie Kleinserien und rasche Umstellung. Zudem lagerten die Konfektionäre Verwaltungsaufwand und Kosten aus. Die Konfektionshäuser mussten weder Produktionsräume noch Nähmaschinen bereitstellen.

    Mode für alle – durch Ausbeutung

    Die typische Heimnäherin saß in der engen Schlaf-Wohnstube einer winzigen Mietskasernenwohnung, verdiente fünf bis sieben Mark pro Woche bei Arbeitszeiten von elf bis 15 Stunden. Bezahlt wurde nach Stückzahl. Die Kinder halfen mit, zum Beispiel Knöpfe annähen. Trotz schärfster Ausbeutung erlangten gerade Mütter dadurch wenigstens etwas Verdienst und konnten daheim bei den Kindern bleiben. Mitte der 20er-Jahre arbeiteten 80.000 bis 100.000 Heimnäherinnen in der Berliner Konfektionsindustrie.

    So elend sah der Boden aus, auf dem Mode und Textilgeschäft erblühten. Zugleich entstand in der Stadt eine neue Spezies: die Konsumentinnen. Frauen rückten in Büros, Telegrafenämter, Läden ein, verdienten Geld. Diese weiblichen Angestellten belebten und veränderten die Stadt in bisher ungenügend erforschtem Maße.

    Sie kannten Not sowie ein hohes Maß an Unsicherheit und suchten zugleich voller Lebenslust Vergnügen, Zerstreuung. Das erlangten sie auch durch die Mode. In kürzester Zeit fielen Korsette und stiegen die Rocksäume – erst bis unters, dann sogar übers Knie. Bein war sexy. Es gab neue Schnitte, neue Frisuren, neue Accessoires.

    Der Geist ist vertrieben

    Die Konfektionäre vom Hausvogteiplatz entwickelten ein feines Gespür für die Wünsche dieser Frauen und offensive neue Werbe- und Präsentationsformen. Ein legendärer Werbespruch brachte die Botschaft auf den Punkt: „Kaufet reell – im Kaufhaus Israel“. Solche Häuser und ihre Schaufenster lockten zum Betrachten ohne Kaufzwang.

    Was konnte man da träumen – und zu Hause nachnähen! Revuen, Theater, bald auch der Film machten mit den Kaufhäusern gemeinsame Sache. Letztere statteten die Stars aus, denen Frau nacheiferte. Ein rundlaufendes System. Ein Artikel des Buches stellt ausführlich und faszinierend die Symbiose zwischen Medien und Mode dar.

    Heute müht sich die Branche zum Beispiel mit der Fashion Week, an die Traditionen anzuknüpfen. Doch die „Arisierungen“ der NS-Zeit – einige Fälle beschreibt das Buch in ihrer Perfidie und Brutalität – rissen eine nicht zu füllende Lücke. Nach dem Krieg lag der Hausvogteiplatz in Trümmern. Heute sieht er hübsch aus, aber der alte Geist ist wohl endgültig vertrieben. Kein Altbesitzer kam zurück.

    DAS ENDE DER GROßEN HÄUSER

    Manheimer: Der Pionier der Konfektion und des „Berliner Chics“, Sitz Oberwallstr. 6, beschäftigte um 1900 etwa 8000 Leute. Trotz der vielen Erfolgsjahre war die Firma nach schweren Einbrüchen in der Weltwirtschaftskrise am Ende, 1931 wurde sie liquidiert.

    Gerson: Betreiber schicker Mode- und Einrichtungshäuser, die zum Inbegriff des Kaufhausbummels als Erlebnis wurden. Das Unternehmen wurde bald nach 1933 vernichtet: Erst kamen Schikanen, dann die arischen Räuber, schließlich die Flucht und Wiedererstehung der Marke in England.

    Nathan Israel: 1815 öffnete der erste Laden; man expandierte mit dem Kaufhaus am Roten Rathaus, das alles an Größe und Glanz übertraf. Nach zähem Widerstand verkaufte Wilfried Israel die Firma 1939 weit unter Preis.

    Pelzfirma H. Wolff: Gegründet von Heimann Wolff 1850. Hauptsitz im 1908 errichteten (noch existierenden) Gebäude Krausenstraße 17/18. Einbruch des Geschäfts in der Weltwirtschaftskrise. Nach 1933 allmähliche Enteignung des Vermögens im Zusammenspiel von Institutionen und Versicherungsunternehmen und antijüdischen Gesetzen.

    #Berlin #Mitte #Hausvogteiplatz #Krausenstraße #Oberwallstraße #Geschichte #Industrie #Handwerk #Mode