11.1.2021 von Oliver Bünte - Das Bild von Donut futternden Cops, die es in US-Filmen auch mal gelassener angehen, ist ja legendär. Dass aber ihre echten Kollegen während des Dienstes seltenen Pokémon hinterjagen, anstatt einen Ladendieb auf frischer Tat hopszunehmen, ist dagegen neu. Geschehen ist das in Los Angeles, wie unter anderem die BBC berichtet. Demnach sind zwei Polizeibeamte des Los Angeles Police Departement (LAPD) aus dem Polizeidienst entlassen worden, weil sie während des Dienstes Pokémon Go spielten und es auf der erbitterten Jagd nach „Snorlax“ (in Deutschland „Relaxo“) versäumten, einen über Funk eingehenden Hilferuf von Kollegen zur Verstärkung nachzugehen. Die Polizisten bestritten die Vorwürfe und gingen in Berufung, die nun jedoch von einem Berufungsgericht des Bundesstaates Kalifornien abgelehnt wurde.
Dabei begann alles am 15. April 2017, an dem das Kaufhaus Macy’s in Los Angeles ausgeraubt wurde. Ein Beamter in der Nähe des Kaufhauses hörte einen eingehenden Funkruf über den Raub und sah, dass zwei Polizeibeamte, die in einer nahe gelegenen Gasse ihr Polizeifahrzeug geparkt hatten, darauf nicht reagierten, sondern mit dem Fahrzeug davonfuhren.
Snorlax gestellt
Auf die Schliche kam man den beiden spielwütigen Beamten über die Innenkamera des Polizeifahrzeugs. Sie zeichnete auf, dass beide Polizisten den Funkruf zunächst diskutierten, dann aber beschlossen, nicht darauf zu antworten, um auf die Jagd nach dem vergleichsweise seltenen Pokémon „Snorlax“ zu gehen, das sich virtuell in der Gegend herumtrieb. Die beiden Cops nahmen die Fährte auf. Es folgte eine Verfolgungsjagd, die in einem erfolgreichen Fang endete. „Die Jungs werden so neidisch sein“, sagte einer der Beamten, nachdem „Snorlax“ dingfest gemacht worden war, laut Gerichtsunterlagen. Offenbar war das Spielen von Pokémon Go damals unter Polizeibeamten des LAPD üblich. Die Cops sprachen danach noch darüber, wie schwierig es sei, gegen einen anderes Pokémon mit Namen „Togetic“ zu kämpfen, bevor sie ihren Dienst wieder fortsetzten.
Vor Gericht leugneten die beiden Polizisten zunächst, Pokémon Go gespielt zu haben. Sie gaben an, den Funkspruch nicht gehört zu haben. Einer der beiden Polizisten habe lediglich aus einem Chat vorgelesen, in der andere Spieler mit ihrem Fang prahlten. Später gaben beide Cops angesichts der Kameraaufzeichnungen zu, Jagd auf „Snorlax“ gemacht zu haben. Allerdings sei dies ein Teil einer Extra-Patrouille gewesen, die Tour hätte also nicht nur der Jagd nach dem Pokémon gegolten.
Der Versuch, die aufgezeichneten Gespräche als Beweismittel nicht zuzulassen, scheiterte – auch im Berufungsverfahren. Das Berufungsgericht wies den Fall ab. Die Polizeibeamten bleiben aus dem Polizeidienst entlassen, weil sie auf den Funkruf nicht reagierten, im Dienst Pokémon Go spielten sowie irreführende und falsche Aussagen gemacht hatten.
Verbrecher jagen die beiden ehemaligen Beamten nicht mehr. Ob sie weiterhin Pokémon jagen, ist nicht überliefert.