• BERLIN SOUTH
    https://www.hitlerpages.com/page98.html


    #Sieghtseeing, #Sehenswürdigkeiten, Wilmersdorfer Tennishallen, Brandenburgische Strasse Ecke Konstanzer Strasse, built in 1930. On January 27, and February 10, 1932 Hitler spoke at the tennishall .

    Berlin South

    Berlin South here is the area south of the #Bismarckstraße, the #Straße_des_17_Juni and south of it and south of the Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee.

    1.Bar Alois Hitler
    2. Hotel Rheingold
    3. Wilmersdorfer Tennishallen
    4. #Fehrbelliner_Platz
    5. Wehrtechnische Fakultät
    6. #Ernst Reuter Platz
    7. Technischen Hochschule
    8. Opel dealer were William Patrick Hitler worked
    9. Flakturm
    10. Zoologischer Garten
    11. Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche
    12. Bar Alois Hitler
    13. Siegessäule
    14. Albert Speers Streetlights
    15. Bendlerblock
    16. Haus des Deutschen Fremdesverkehrs
    17. Hotel Sanssouci
    18. Hotel Excelsior
    19. Anhalter Bahnhof
    20. Sportpalast
    21. Grossbelastungskörper
    22. Arc de Triomphe
    23. South Station
    24. Tempelhof 42a. Neue Welt
    25. Reichsbank
    26. Görlitzer Bahnhof
    27. Treptower Park
    28. or 29. Kameradschaft der Deutschen Künstler (?)
    30. Villa Ribbentrop
    31. Leibstandarte Adolf Hitler
    32. Practice Theo Morell 1919 -1935
    33. Practice Theo Morell 1935 - 1945
    34. House of Leni riefenstahl
    35. Office Goebbels
    36. Villa Von Ribbentrop
    37. Address Goebbels and Angriff
    38. Bahnhof Grunewald
    39. Practice Dr. Dermietzel
    40. Berliner Alte Philharmonie
    41. Feurich-Saal

    #Karl-Marx-Allee #Frankfurter Allee #Brandenburgische_Straße #Konstanzer_Straße
    #Geschichte #Tourismus #Nazis #WTF

  • Trend Friedhofstourismus : Promi-Gräber in Berlin: Wo Manfred Krug und Harald Juhnke begraben liegen
    https://www.berliner-kurier.de/politik-gesellschaft/promi-graeber-in-berlin-wo-manfred-krug-und-harald-juhnke-begraben-l

    „Wen suchen Sie denn?“ „Manfred Krug.“ „Der liegt da hinten.“ „Wir gehen jetzt zum Lambsdorff.“ So klingt ein Gespräch in diesem Herbst auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf bei Berlin. Dutzende laufen hier mit einem Plan, der einen Euro am Eingang kostet, die Gräber von Prominenten ab. Darunter sind etwa die Ruhestätten des Schauspielers Manfred Krug („Liebling Kreuzberg“, „Tatort“), des FDP-Politikers Otto Graf Lambsdorff, von Moderator Dieter Thomas Heck („ZDF-Hitparade“) und des Filmregisseurs Friedrich Wilhelm Murnau („Nosferatu“). Weltberühmt wurde der Friedhof auch durch die Netflix-Serie „Dark“, in der die Holzkapelle im Norwegen-Stil als Motiv der fiktiven Stadt Winden zu sehen ist.

    Doch nicht nur vor den Toren Berlins blüht im Corona-Jahr die für manchen makaber klingende Freizeitbeschäftigung des Friedhofstourismus. Das Phänomen ist pandemiegeeignet, denn auf einem Friedhof an der frischen Luft verhalten sich alle pietätvoll, reden wenig und halten Abstand. Eine Auswahl von Orten, Themen - und Toten:

    Berlin, die Hauptstadt der Promi-Gräber
    BERLIN: In der Hauptstadt gibt es besonders viele Ziele. Die in Paris gestorbene Marlene Dietrich wurde auf dem Friedhof Schöneberg III (Stubenrauchstraße) beigesetzt. Die Grabinschrift des Berliner Hollywood-Stars: „Hier steh ich an den Marken meiner Tage“. Loriot (eigentlich Bernhard-Viktor von Bülow) liegt wie Klausjürgen Wussow („Die Schwarzwaldklinik“) und Boxer Bubi (Gustav) Scholz auf dem Friedhof Heerstraße (Westend). Die Schauspielerin Brigitte Mira („Drei Damen vom Grill“) ruht auf dem Luisenfriedhof III (Westend). Auf dem Waldfriedhof Dahlem sind die Gräber etwa von Harald Juhnke, Gottfried Benn und Autor Curth Flatow („Ich heirate eine Familie“), auf dem Waldfriedhof Zehlendorf ruhen Hildegard Knef, Edith Hancke, Wolfgang Neuss und Günther Pfitzmann.

    Auf dem Friedhof Zehlendorf (ein anderer als der Waldfriedhof Zehlendorf) wurde Götz George („Tatort“/Schimanski) begraben. Auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof (Schöneberg) fanden die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm sowie Rio Reiser („König von Deutschland“) ihre letzte Ruhe. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof befinden sich zum Beispiel die Gräber von Bertolt Brecht, Helene Weigel, Heiner Müller, Egon Bahr, Bärbel Bohley, Christa Wolf, Thomas Brasch, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Herbert Marcuse, Otto Sander und Wolfgang Herrndorf („Tschick“).

    BUNDESKANZLER UND MINISTER: Willy Brandt auf dem Waldfriedhof Berlin-Zehlendorf.

    PRÄSIDENTEN: Walter Scheel auf dem Waldfriedhof Berlin-Zehlendorf, Richard von Weizsäcker auf dem Waldfriedhof Dahlem in Berlin, Johannes Rau auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. Der einzige Präsident der DDR, Wilhelm Pieck, wurde auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde im Rondell der Gedenkstätte der Sozialisten begraben, wo sich unter anderem auch die Gräber von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht befinden.

    #Berlin #Tourismus #Sehenswürdigkeiten

  • Eichborndamm 238 - ab 1941 städtische Nervenklinik für Kinder »Wiesengrund«
    Museum Reinickendorf
    https://www.museum-reinickendorf.de/?hmenu=7

    https://www.openstreetmap.org/node/2889844074

    Gedenkort und Geschichtslabor Eichborndamm 238

    Im Juli 1941 wurde am Eichborndamm 238/240 die städtische Nervenklinik für Kinder, kurz »Wiesengrund« genannt, eingerichtet. Hier waren die Stationen 2 und 3 untergebracht. Letztere erhielt den täuschenden Zusatznamen »Kinderfachabteilung«. Die Klinik verfügte neben den Bettenzimmern über eine eigene Röntgenabteilung, ein Labor, einen Sektionsraum sowie Dienst- und Verwaltungszimmer. In die sogenannte »Kinderfachabteilung« wurden Kinder aus ganz Berlin und der Umgebung eingewiesen. Ihre Krankenakten enthielten vielfach den Vermerk »R.A.«. Er weist darauf hin, dass der »Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden« diese Kinder als »lebensunwert« eingestuft hatte. Entsprechen wurden die Kinder »behandelt«. Viele Kinder starben an den Folgen von medizinischen Versuchen oder riskanten Untersuchungen, aufgrund von fehlender ärztlicher Hilfe oder mangelnder Ernährung. Auch die Kinder der Station 2 überlebten nicht immer den Klinikaufenthalt. An ihnen wurden ebenfalls risikoreiche Untersuchungen vorgenommen, die zum Tode führen konnten.

    Die Karrieren der verantwortlichen Ärzte gingen nach Kriegsende ungebrochen weiter. Einzig der Klinikleiter Ernst Hefter wurde im Dezember 1945 verhaftet und im August 1947 starb er im Zuchthaus Bautzen. Der Oberarzt Gerhard Kujath wurde nach Kriegsende kommissarischer Direktor des Hauses, ab 1952 übernahm er die Leitung der Kinderpsychiatrischen Abteilung der Freien Universität Berlin. Der Pathologe Berthold Ostertag wurde nach 1945 Leiter der Neuropathologischen Abteilung der Universitätsnervenklinik Tübingen und erhielt später das Große Bundesverdienstkreuz. Die Fachärztin für Nervenheilkunde, Gertrude Reuter, praktizierte von 1946 bis 1975 als niedergelassene Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie in Essen.

    Nazi-Verbrechen in Reinickendorfer Kinderklinik: Die Erforschung der Grausamkeit - Schule - Berlin - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/schule/nazi-verbrechen-in-reinickendorfer-kinderklinik-die-erforschung-der-grausamkeit/8293338.html

    Schüler eines Reinickendorfer Gymnasiums erforschen die Geschichte von behinderten Kindern, die in ihrem Kiez in einer ehemaligen Klinik von den Nazis ermordet wurden. CLAUDIA KELLER

    Vor 70 Jahren lebten hier Kinder. Manche waren ein paar Monate alt, andere zwei, sieben oder 15 Jahre. Heute ist in den schmucklosen Häusern am Eichborndamm 238-240 das Reinickendorfer Garten- und Straßenbauamt untergebracht. Doch einst gehörten die Häuser zu einer Klinik, hier war die „Kinderfachabteilung“. Doch die Kinder kamen nicht, um geheilt zu werden. Sie waren geistig zurückgeblieben und galten als „lebensunwert“. Sie starben meistens kurz nach der Einlieferung, weil sie die medizinischen Versuche nicht überlebten, die Ärzte mit ihnen machten.

    Die Eingriffe müssen furchtbar wehgetan haben. Wer mit Schülern der elften und zwölften Klasse des Friedrich-Engels-Gymnasiums in Reinickendorf durch die Räume geht, meint, die Kinder wimmern zu hören. Denn Luise Sommer, Nastasia Wolter, Paul Riemann und Melissa Kulicke können viel erzählen über die kleinen Patienten. Sie haben deren Schicksal erforscht. Im „Seminarkurs Geschichte“ sichteten sie im Landesarchiv Akten und forschten nach Zeitzeugen.

    Es ist Montagnachmittag. Auf einem großen Tisch in einem Kellerraum des früheren Klinikgebäudes breiten die Jugendlichen alte Fotos und Kopien von Dokumenten aus. Sie waren zu zehnt im Kurs und haben sich im Landesarchiv alle Akten geben lassen, die es zur „Kinderfachabteilung Wiesengrund“ gibt. Das waren sehr viele, erzählt Luise Sommer und zeichnet mit der Hand einen Berg in die Luft. 120 Kartons mit jeweils 30, 40 Akten – zu viele für ein Schuljahr. Sie haben mit den Unterlagen der gestorbenen Kinder angefangen. Jeder konzentrierte sich auf vier Akten, schrieb das Wichtigste heraus und erstellte zu jedem Kind einen „Steckbrief“ mit den Bemerkungen des Pflegepersonals, der Art der „Behandlung“ und der Todesursache.

    „Heute spielt Ruth mit der Puppe. Sie ist ein recht sorgsames Puppenmutterchen“, notierte eine Krankenschwester. Ingrid sei oft sehr lieb und habe das Bedürfnis, in den Arm genommen zu werden. „Auf freundlichen Zuspruch lächelt das Kind“, ist über Hans zu lesen. „Vorgehaltene Gegenstände werden nicht ergriffen; berührt man aber seine Händchen, so umklammert er sie fest und lässt nicht los.“ Und der siebenjährige Werner „hatte furchtbaren Hunger, so dass er sogar in ein Stück Seife biss“.

    Anfangs sei es ihr sehr schwergefallen, in den Dokumenten zu lesen, sagt Luise Sommer. Nicht nur, weil manchmal die Schrift der Ärzte schwer zu entziffern war. Sondern weil ihr die Schicksale so nahegingen. „Viele Kinder waren ja noch ganz klein, süße Babys lächelten einem da von den Fotos entgegen“, sagt die Abiturientin. Sie hatte den Eindruck, dass etlichen Kindern gar nichts fehlte, als sie hier eingeliefert wurden. „Schauen Sie hier“, sagt Nastasia Wolter und zeigt einen Eintrag aus Ruths Akte: Das Mädchen wurde in der Klinik abgegeben, „da die Pflegemutter das Kind als anstrengend empfand und nicht mehr gewillt war, sich um Ruth zu kümmern“.

    Geschichtslehrerin Sabine Hillebrecht hatte die Idee zu dem Projekt. Sie wusste um die Häuser am Eichborndamm 238-240 und wunderte sich, dass über die Vergangenheit so wenig bekannt ist. Mit den Schülern fand sie heraus, dass die „Kinderfachabteilung Wiesengrund“ Teil der 1942 neu gegründeten „Städtischen Nervenklinik für Kinder“ war. Hierher überwies der „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ Kinder, denen die Nazis das Recht zu leben absprachen, zum Beispiel weil sie mit Down-Syndrom auf die Welt gekommen waren. Nastasia Wolter deutet auf das Kürzel „R.A.“ unten links in der Krankenakte. Sie erzählt, wie den Kindern Liquor aus dem Rückenmark entnommen und Luft ins Gehirn gepumpt wurde, damit sich das Gehirn vergrößerte und bei Röntgenaufnahmen besser zu sehen war.

    Der kleine Hans erlitt während der Prozedur eine Kreislaufschwäche, die Atmung setzte teilweise aus. Zwei Wochen später starb er, nur zehn Monate alt. Als Todesursache notierte der Arzt Bronchitis, Lungenentzündung und Herzmuskeldegeneration. Dem siebenjährigen Werner spritzten die Ärzte Tuberkulosebakterien. „Dies rief äußerst schmerzhafte Entzündungen im Ober- und Unterbauch hervor, die ihn monatelang quälten“, schrieb der Arzt. Dazu ließ man ihn hungern.

    Die zweite Schülergruppe hat sich auf die Täter konzentriert. Paul Riemann, Melissa Kulicke und ihre Mitschüler aus der elften Klasse haben in Ermittlungsakten recherchiert, dass im „Wiesengrund“ vier Ärzte und 19 Schwestern arbeiteten. Nur ein Arzt wurde nach dem Krieg belangt. Die anderen machten Karriere. „Einer hat sogar das Bundesverdienstkreuz bekommen“, sagt Paul Riemann und schüttelt den Kopf.

    Noch etwas haben sie entdeckt, indem sie die alten Fotos studierten: Hier unten im Keller war früher das Labor der Klinik. „Wir haben die Heizungsrohre wiedererkannt und den Heizkörper“, sagt Melissa Kulicke. Sie kratzten vorsichtig mit einem Schlüssel an der Wandfarbe; darunter kamen die alten, auf den Fotos sichtbaren Kacheln hervor. „Im Fernsehen laufen oft Dokumentationen zur NS-Zeit“, sagt Paul Riemann, „aber wenn man sich mit Einzelschicksalen und konkreten Orten beschäftigt, kriegt man ein ganz anderes Verhältnis zur Geschichte“.

    #Berlin #Renickendorf #Eichborndamm #Nazis #Psychiatrie #Kinder #Sehenswürdigkeit

  • Fußpflege in Marzahn: „Von sona schönen Frau lass ick ma jerne quälen“ | ZEIT ONLINE
    https://www.zeit.de/kultur/literatur/2018-10/fusspflege-marzahn-altenpflege-rentner-lebensgeschichte-nagelstudio

    Openstreetmap: Skywalk Marzahner Promenade
    https://www.openstreetmap.org/node/3763316278

    In der Berliner Plattenbausiedlung Marzahn gibt es eine Attraktion, die jährlich um die 1.500 Besucher anzieht: den Skywalk, eine Spezialkonstruktion aus Metall.

    Man fährt mit dem Fahrstuhl vom Erdgeschoss bis in die oberste, die 21., Etage des Doppelhochhauses in der Raoul-Wallenberg-Straße 40/42, steigt Stufen hinauf, verlässt den gewaltigen Turm, um über weitere nun frei schwebende Gitterstufen windige Höhen zu erklimmen und an den eigenen Füßen vorbei in die Tiefe zu schauen. Schwindelfreiheit ist von Vorteil. Ganz oben auf dem Dach angekommen, erreicht man eine Aussichtsplattform. Aus 70 Metern Höhe hat man einen grandiosen Blick über die Marzahner Promenade, über von Baumkronen durchschäumte Hochhausketten, über die ganze Stadt bis zum Fernsehturm, bis zum Müggelsee, bis zum Flughafen Schönefeld. Unter dem Himmel rasen die Wolken, erstrecken sich die Brandenburger Weiten. Ich war schon einmal dort oben auf dem Skywalk, in der Raoul-Wallenberg-Straße 40/42, und ließ mir den Wind um die Nase wehen.
    In jenem Hochhaus, auf dessen Dach man über den Skywalk spazieren kann, wohnt Fritz.

    Als Fritz unser Studio zum ersten Mal betrat, war er 65 Jahre alt und seit Kurzem Rentner. Ich war 45 Jahre alt und hatte vor einigen Monaten begonnen, als Fußpflegerin zu arbeiten. Fritz kam, weil seine Frau ihn geschickt hatte. Er trug Jeans und Turnschuhe, sah jünger aus, keinesfalls wie ein Rentner. Er war schüchtern und er war charmant, er roch gut und er entschuldigte sich ausdrücklich und ernsthaft für seine Füße. Fritz dachte, sie seien eine Zumutung. Er rechnete damit, ihretwegen umgehend wieder nach Hause geschickt zu werden. Ich verliebte mich sofort in sie.

    Fritz’ Füße sind ebenmäßig geformt, von beinahe antiker Schönheit: die Fesseln stabil, die Fersen rund und fest, die Längsgewölbe klassisch geschwungen. Unter der Haut, die auch im Winter leicht gebräunt bleibt, fächern die Sehnen des Mittelfußes über den breiten Vorfuß hinein in muskulöse Zehen. Füße, auf denen einer sicheren Tritt hat. Füße, in denen eine Kraft schlummert. Intakte, ansehnliche Füße.
    Aber die Nägel waren verdickt, manche dunkelgelb wie gequollene Linsen, andere von spröde geschichtetem Weiß, ausgefranst vor Trockenheit. Holznägel, sogar Turmnägel werden sie genannt, hatte ich in der Ausbildung gelernt. Mit den Zehennägeln wurde Fritz, obwohl er sie mühelos erreichte, schon lange nicht mehr fertig; die heimischen Werkzeuge versagten den Dienst.
    Fritz hatte sich die verdickten, porösen Zehennägel in schweren, klobigen Arbeitsschuhen mit Stahlkappen erworben. Er war gelernter Facharbeiter für Plaste und Elaste. Zu DDR-Zeiten hatte er in Lichtenberg gearbeitet, in einem Betrieb, der Angelsehnen, Blumenkästen, Eierbecher produzierte. Nach der Wende, als Fritz schwante, dass sein Betrieb womöglich bald schließen würde, spazierte er durch West-Berlin, entdeckte eine Firma für Granulat-Herstellung, bewarb sich, wurde genommen. Dort, in Reinickendorf, verbrachte Fritz die zweite Hälfte seines Arbeitslebens, in Arbeitsschuhen und Schutzanzug, mit Gehör- und Gesichtsschutz. In der Werkhalle standen die Kessel; durch riesige Schläuche und Rohre wurden die Zusätze für das Granulat geleitet, auf 130 Grad Celsius erhitzt und vermischt. Es war heiß, es war laut, brachiale Herstellungsprozesse, brüllende Arbeiter. Passierte ein winziger Fehler, verschmolz das Granulat in Sekunden und härtete zu einer steinstarren Masse aus. Plastik eben, haltbar für die Ewigkeit. Eine Acht-Stunden-Schicht reichte nicht aus, um die erkaltete Masse mit dem Presslufthammer zu zerstören und vom Boden des Kessels zu entfernen.

    Zu Beginn war ich vorsichtig mit den Nägeln, mir fehlte die Erfahrung. Je besser ich Fritz und seine Füße kennenlernte, umso mutiger wurde ich. Ich setzte den nächstgröberen Fräserkopf ins Handstück ein, wählte eine höhere Umdrehungszahl. Ich schnitt und schliff und feilte, ein kleiner Ehrgeiz packte mich. Fritz war nicht zimperlich. Geduldig ließ er mich werkeln und wir alberten herum, während ich die Turmnägel flacher fräste. Immer gab er mir zum Abschied ein großzügiges Trinkgeld und manchmal einen verstohlenen Handkuss. Fritz’ Füße gewannen im Verlauf vieler Sitzungen ihre ganze Schönheit zurück. Ich bezeichnete sie insgeheim als mein Gesellenstück.

    Fritz’ Eltern waren Zirkusartisten
    Einmal brachte Fritz von zu Hause einen vergilbten Zeitungsausschnitt von 1973 mit. Das körnige Schwarz-Weiß-Foto zeigte einen muskelbepackten Mann mit festem Stand, die Arme seitlich ausgestreckt, den Kopf in den gewaltigen Nacken gelegt. Auf der Stirn des Mannes steht eine lange Stange, die er freihändig balanciert. Hoch oben, am Ende der Stange, verbiegt sich eine zierliche, überaus gelenkige Frau in einem hauchdünnen Glitzerkostüm in den Spagat. Der Stiernackige und die Grazile – das waren Fritz’ Eltern. Fritz entstammt einer Artistenfamilie. Der Vater war zeitlebens mit einem Wanderzirkus umhergezogen, hatte täglich trainiert und an seiner Stirnperch-Nummer gefeilt. Die Stirnperch, jene Stange mit der Aufsatzfläche für die Stirn, ließ der Vater extra anfertigen, eine Spezialkonstruktion aus Metall. Die Frau, die sich am oberen Ende der Stange verbog, wechselte Fritz’ Vater mehrmals im Leben aus: Fritz’ Mutter wurde irgendwann von einer zweiten Frau ersetzt, später führte der Vater die Stirnperch-Nummer mit der eigenen Tochter auf, Fritz’ Schwester. Der Vater stand in der Manege, bis er weit über 70 war, ein vor Gesundheit strotzender Kerl, der im stolzen Alter von 90 Jahren starb. Fritz wuchs wegen des Tingeltangels der Eltern hauptsächlich bei seiner Oma auf. Die Oma schlug ihm dann auch vor, einen ordentlichen Beruf zu erlernen.

    Ich stellte mir vor, wie Fritz als Kind hinter dem Vorhang der Zirkusmanege steht und seinen Eltern zusieht. Dem Vater, dessen in höchster Anspannung gestraffter Körper die Stange balanciert und dessen Blick stramm und ausschließlich auf die Frau in der Luft gerichtet bleibt. Der Mutter, die in schwindelerregenden Höhen und größter Konzentration ihren Körper verbiegt, eine Augenweide, graziös und unerreichbar. 
    Fritz erzählte während unserer Fußpflegesitzungen vom Wanderzirkus der Eltern, von seiner Kindheit bei der Oma, von der Schichtarbeit im Chemiebetrieb. Wenn ich das Hornhautpaddel ansetzte, grinste er und riss sich zusammen. Fritz ist an bestimmten Stellen, die wahrscheinlich nur ich kenne, kitzlig. Ich schrubbte die Fersen glatt, grinste zurück und fragte Fritz, ob ich aufhören solle. „Von sona schönen Frau lass ick ma jerne quälen“, sagte Fritz leise. Für die Fußmassage nahm ich mir Zeit. Ich schloss die Tür, dimmte das Licht und ausnahmsweise zog ich die Latexhandschuhe aus. Ich berührte die schönen Füße, spürte die warme Haut, senkte den Blick. Meine Hände sannen den antiken Formen nach. Ich zögerte alles hinaus, jeden Griffwechsel, massierte langsam, mit Hingabe. Ich empfand Fritz’ Blick auf mir und hörte mich atmen. Mit Fritz kann man schweigen, aktiv und zweideutig schweigen.

    Schweren Herzens trennte ich mich von den Füßen. Dann hob ich den Blick, sah Fritz ins verschmitzte, gelöste Gesicht mit den träumenden Augen. „Ach“, sagte Fritz. „Wenn ick 20 Jahre jünger wäre.“ Ich lächelte, sagte nichts, dachte aber etwas.
    Fritz ist nicht in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Keine Stirnperch, keine Stangenakrobatik. Fritz hat einen ordentlichen Beruf gelernt. Er hat eine Frau, Kinder und Enkelkinder, er hat ein Wochenendgrundstück und einen Hund. Mit dem Hund dreht er täglich mehrstündige Gassirunden. Fritz ist fit. Vielleicht hat er die stabile Gesundheit vom Vater geerbt. Vielleicht hat er auch die schönen Füße mit dem sicheren Tritt vom Vater geerbt. Neulich, als Fritz’ Sohn heiratete, war Fritz erstaunt, dass er sich keinen neuen Anzug kaufen musste, weil jener Anzug, der seit 20 Jahren ungetragen im Kleiderschrank hing, ihm noch immer wie angegossen passte. Ich hätte Fritz gern in diesem Anzug gesehen, am liebsten barfuß.

    Das Wochenendgrundstück, die Familienfeiern, die Enkel, der Hund – das alles lastet Fritz nicht aus. Er kommt auch deshalb gern zu mir. Der Fußpflegetermin ist der Höhepunkt des Tages. Seit Fritz nicht mehr arbeitet, ist sein größter Feind die Langeweile.

    Um sie zu vertreiben, rennt er einmal täglich im Treppenhaus der Raoul-Wallenberg-Straße 40/42 die Stufen hoch, Hunderte Stufen, vom Erdgeschoss bis in die 15. Etage, wo er wohnt. Und obwohl Fritz Tag für Tag in seinem eigenen Haus die Treppen hinaufrennt, war er noch kein einziges Mal ganz oben, in der 21. Etage. Für Fritz ähnelt der Skywalk der Stirnperch. Fritz hat auf dem Dach, was sein Vater auf der Stirn hatte – eine extra angefertigte Spezialkonstruktion aus Metall.

    #Berlin #Marzahn #Marzahn-Hellersdorf #Raoul-Wallenberg-Straße #Sehenswürdigkeiten #Literatur

  • Das Berliner Landhaus am Rupenhorn zeigt wieder Charakter | Monumente Online
    https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2014/4/ungeschminkt.php

    ls Richard Kluge 1928 drei Baugrundstücke Am Rupenhorn von der Preußischen Domäne erwarb, wünschte er sicherlich, dass dieser Besitz lange in seiner Familie bleiben würde. Doch alles kam anders. Schon 1932, kurz nachdem das Haus Am Rupenhorn 25 von der Architektengemeinschaft Hans und Wassili Luckardt und Alfons Anker fertiggestellt worden war, musste es wegen Geldmangels zwangsversteigert werden. Kaum fünf Jahre alt, wurde das als Gesamtkunstwerk konzipierte Stahlskelett-Gebäude im Stil des Neuen Bauens zum Mehrfamilienhaus umgestaltet. Während der Zeit des Nationalsozialismus entkam es nur knapp dem Abriss, wurde dann im Zweiten Weltkrieg beschädigt und fiel nach notdürftigen Reparaturen an das Bundesvermögensamt.


     
    Berlin-Charlottenburg, Landhaus am Rupenhorn © Christian Gahl, Berlin
    Der Schreibtisch im Berliner Landhaus am Rupenhorn mit Blick ins Grüne
    Ab 1950 wohnten vierzig Jahre lang unterschiedliche Mieter Am Rupenhorn. Die Ehefrau des Architekten Wassili Luckardt, der das desolate Äußere des Hauses aufgefallen war, erreichte schließlich, dass das Land Berlin 1973 Geld für das Nötigste zur Verfügung stellte. 1975 wurde das Landhaus in die Denkmalliste aufgenommen. Seine Lage besserte sich jedoch erst, als der Architekt Professor Robert Wischer und seine Frau, die Stadtplanerin Dr. Christa Kliemke, das leerstehende Landhaus mieteten und 1997 erwarben. Das Paar wollte die Ikone der Moderne für die Zukunft bewahren. Nach ersten dringenden Arbeiten zur Rettung der Substanz entwickelte es die Vision, dem Landhaus seine ursprüngliche Form - und in diesem Fall seinen Charakter - wiederzugeben. Im Laufe der Jahrzehnte war das kompromisslos kubische, streng und einfach gestaltete Haus immer wieder verändert worden.

     

    Berlin-Charlottenburg, Landhaus am Rupenhorn © Christian Gahl, Berlin
    Der Flur des Hauses am Rupenhorn ist mit rotem Linoleum ausgelegt.
    Die Entwurfsideen der Architekten, dem Bürger ein naturnahes Leben durch eine neue Raumaufteilung zu ermöglichen, ihm eine stufenlose Verbindung mit dem Garten zu schaffen - also das Haus und damit die Menschen zum Licht, zur Luft und zur Sonne hin zu öffnen - war kaum noch zu erahnen. Eine Spurensuche begann, an deren Ende nun wieder das rote Linoleum im Treppenhaus und graues in den Schlafräumen zu sehen ist, dazu vernickelte Geländer, Stützen, Türzargen und die Ölfarbflächen der Wände und Türen.

    Bereits 2004 war der Zustand von 1930 wiederhergestellt worden, darunter die weiße, enkaustisch behandelte Putzfassade. Bis 2011 wurden die Terrassen, Balkone und die Pergola restauriert. Ganz wichtig war es, die Bibliothek nach historischem Vorbild im zentralen Raum des Hauptgeschosses einzurichten. Inzwischen ist das Landhaus am Rupenhorn Museum, Veranstaltungsort und Tagungsstätte. Die Besucher können dort die Reformgedanken ablesen, die die Architekten damals bewegten. Sie spüren den Geist des liberalen Bauherrn, der es einst in Auftrag gab. Statt Zeitschichten zu zeigen, haben sich in diesem Fall die Eigentümer, die amtliche Denkmalpflege und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gemeinsam dafür entschieden, die Uridee aus dem Landhaus herauszuschälen.

    Christiane Schillig

    #Berlin #Charlottenburg #Westend #Am_Rupenhorn #Heerstraße #Architektur #Sehenswürdigkeiten