• L’orientation politique des gays, des bis et des lesbiennes à la veille des élections européennes de 2019 - IFOP
    https://www.ifop.com/publication/lorientation-politique-des-gays-des-bis-et-des-lesbiennes-a-la-veille-des-elec

    L’orientation politique des gays, des bis et des lesbiennes à la veille des élections européennes de 2019

    À quelques jours du scrutin, le magazine Têtu publie une enquête exclusive sur l’orientation politique et le vote des gays, des bis et des lesbiennes aux élections européennes, qui montre notamment un désenchantement à l’égard du macronisme, dans un contexte toujours marqué par le non-respect du président de sa promesse de loi ouvrant la PMA aux couples de femmes.

    LES PRINCIPAUX ENSEIGNEMENTS

    Premières concernées par la loi sur la PMA, les lesbiennes votent en effet massivement pour des listes de gauche ou d’extrême gauche (54 %) : seuls 12 % des homosexuelles déclarent avoir l’intention de voter pour la liste LREM-MoDem, 15% pour une liste de droite (LR, UDI) et 17 % pour liste de droite radicale ou souverainiste (DLF, RN, LP, UPR).

    En cela, les affinités politiques des lesbiennes se distinguent assez nettement de celles des gays, qui restent encore attachés au macronisme : 30 % des homosexuels voteraient pour la liste conduite par Loiseau, soit un peu moins de 10 points de plus que l’ensemble de l’électorat. On observe cependant une baisse significative de proximité aux forces politiques soutenant l’action du président : seul un quart des gays exprime sa sympathie pour un parti centriste (24 %), contre plus d’un tiers (37%) lors de l’élection présidentielle de 2017.

    Le vote des bisexuels est quant à lui très genré :

    les femmes bisexuelles ont un vote très similaire à celui des lesbiennes, c’est-à-dire très ancré à gauche et à l’extrême gauche.
    les hommes bisexuels votent nettement plus que la moyenne pour la droite radicale (39%, contre 27% des gays et 17% des lesbiennes) : le choix pour certains de ne pas assumer une homosexualité à part entière pouvant sans doute les rendre moins sensibles à la défense des droits LGBT portés par les forces progressistes.

    #masculinité #hommerie #LGBT #racisme #libéralisme #misogynie #fascisme

    J’ai trouvé ce sondage via un blog sur mediapart : https://blogs.mediapart.fr/franck-noir/blog/010819/sondage-ifop-pour-tetu-2019-les-gays-sont-ils-dextreme-droite-1
    Le mec qui écrit ce blog est très probablement un bourgeois blanc misogyne. A ses yeux si les gays votent fascistes et racistes c’est de la faute des féministes et des orgas de la LGBTpride qui n’ont pas mis assez d’hommes blancs en tête de cortège l’année dernière... Par contre il a rien à dire sur Sens commun, son problème c’est les féministes et les gays et bis non blancs. Il compare les féminismes aux masculinismes et recommande de les exclure du mouvement LGBT. Il m’a l’air bien en marche pour le vote RN ce blogueur.

    J’ai d’autres hypothèses à proposer :
    – Si les gay et hommes bi votent fasciste et raciste, c’est que les gays et hommes bis de gauche et ceux qui ne sont pas racistes ont été plus touchés par l’épidémie de #Sida .
    – On peu aussi supposé que la forte fréquentation de milieu très masculin blanc et bourgeois favorise les comportement masculinistes.
    – Mais l’hypothèse qui me semble la plus forte est l’influence du discours islamophobe du RN auprès de ces hommes. Ce qu’on appel l’ #homonationalisme

    #GPA #masculinisme #islamophobie

  • AIDS im nachkolonialen Afrika - Auftakt zur Epidemie | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/features/AIDS-im-nachkolonialen-Afrika-Auftakt-zur-Epidemie-4437090.html?seite=all

    Welche Veränderungen führten in Zentralafrika zur Expansion von AIDS? Eine Fallstudie über Ursachen und Folgen von Massenverelendung und Flucht. AIDS als koloniales Überbleibsel - Teil 5

    Eine Gewebeprobe von 1959 beweist, dass HIV bereits in Léopoldville, der Hauptstadt des damaligen Belgisch-Kongo, existierte. Die Probe einer weiteren Person, 1960 unmittelbar nach der Unabhängigkeit am selben Ort genommen, zeigt bei der Virus-RNA bereits in 12% des genetischen Materials Abweichungen. Bei den bekannten Mutationsraten des Virus zeugt diese Verschiedenheit von einer jahrzehntelangen Evolution während der Kolonialperiode.1

    Die untenstehende Tabelle zeigt alle wesentlichen Verbreitungsmöglichkeiten, die im kolonialen Afrika eine Rolle spielten.
    Infektionsweg Risiko pro Kontakt
    intravenöse Injektion (medizin. Behandlung) 0,60%
    perkutane Nadelstiche (medizin. Behandlung) 0,20%
    heterosexueller (vaginaler) Geschlechtsverkehr <0,08%
    Mittlere Übertragungsrisiken von HIV-1 Gruppe M bei einer infizierten Quelle. Die Werte liegen erheblich höher, wenn sich der Überträger in der hochansteckenden Anfangsphase oder im Spätstadium befindet. Datenquellen: CDC (Centers for Disease Control and Prevention) Online [Stand: 18.4.2019] / Pépin J (2011): The Origins of AIDS. Cambridge University Press, Cambridge.

    Angesichts der niedrigen Übertragungswahrscheinlichkeiten und einer geringen Anzahl von Erstinfizierten konnte die Krankheit nur weiterexistieren, wenn Infizierte mit einer größeren Anzahl von Menschen in Kontakt kamen. Eine Schlüsselrolle spielten weitläufige Gesundheitskampagnen mit schlecht sterilisierten Instrumenten sowie die familienfeindlichen Zuzugsbeschränkungen einiger Städte, indem sie unbewusst zur Förderung der Prostitution beitrugen.

    Wie auch im Rest der Welt existierte Sex gegen Bezahlung bereits im vorkolonialen Afrika. Durch die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen während der Kolonialperiode erhielt das Gewerbe jedoch einen starken Aufschwung und wurde teilweise sogar gesellschaftsfähig. Innerhalb der Gesellschaft wuchs eine Risikogruppe, welche die Fortexistenz der Seuche sicherte.

    Dennoch gibt es während der Kolonialzeit keinen Hinweis auf eine geographische Ausweitung der Infektion über einen beschränkten Teil von Belgisch-Kongo und die angrenzenden französischen Territorien hinaus. Die Expansion auf den ganzen afrikanischen Kontinent und darüber geschah erst in Folge des kongolesischen Bürgerkriegs.
    Die Epidemie als Begleiterscheinung neokolonialistischer Machtpolitik

    Zum Verständnis des nachkolonialen Entwicklungssprungs der Seuche sind zwei Dinge wesentlich. Der wirtschaftliche Zusammenbruch und die einhergehende Verelendung förderten die Verbreitung von Krankheiten. Das ist wenig überraschend und war auch damals vorhersehbar. Jedoch war der unmittelbare Kollaps des jungen kongolesischen Staates keineswegs dem Unvermögen der Afrikaner geschuldet. Es war auch kein simpler Betriebsunfall in den kongolesisch-belgischen Beziehungen, wie die Historiker Ludo De Witte2 und Hugues Wenkin3 aufgrund von Archivdokumenten nachwiesen.

    Stattdessen handelte es sich um zielgerichtete Sabotage des damaligen Brüsseler Machtzirkels aus Politik, Wirtschaft und Militär. Sie schufen den Status Quo, der das Land bis heute beherrscht und neben den Metallen für die Elektronikindustrie ebenso billige Arbeitskräfte nach Europa exportiert. In diesem Sinne waren die 1960er Jahre nur ein kurzer Versuch der kongolesischen Unabhängigkeit, nach dessen blutiger Unterdrückung die wesentlichen ökonomischen Abhängigkeiten unverändert blieben.4

    Bis jetzt werden sie mit denselben Methoden aufrechterhalten, die das koloniale Getriebe schmierten: Gewalt und die Korruption einer einheimischen Oberschicht. Die resultierende Verelendung ist genauso unspektakulär wie die daran gekoppelte Elendsprostitution, welche der Seuche den Weg durch den Kontinent bahnte. Doch gegen Ende der 1950er Jahre sah es zunächst optimistischer aus.
    Ein Machtsystem zerfällt

    Für die kolonialen Völker zeigte der Zweite Weltkrieg ein anschauliches Beispiel der Schwäche ihrer Herren. Frankreich und Belgien wurden im Krieg von Deutschland besetzt und die Exilregierungen mussten sogar in den Kolonien rekrutieren lassen, um ihre Armeen aufzufüllen. Nach Kriegsende traten sowohl die USA als auch die Sowjetunion für eine Dekolonisierung ein, die in Asien begann. Internationale Konventionen forderten die Abschaffung der Zwangsarbeit.5

    Wie hoch das Misstrauen der Einheimischen gegenüber der Administration gestiegen war, lässt sich daran ermessen, dass sogar die prophylaktischen Maßnahmen gegen die Schlafkrankheit unpopulär wurden. Eine Reihe von „Betriebsunfällen“ mit Dutzenden von Toten, bedingt durch zwangsläufige Hygienemängel bei der Massenabfertigung, trug schließlich zu ihrer Einstellung in den meisten Kolonien bei.6 Politische Reformversuche, wie zumindest im französischen Machtbereich, kamen zu spät, da sie unglaubwürdig wirkten. Die Führungsschicht Belgisch-Kongos, die sich durch eine bemerkenswerte politische Blindheit auszeichnete, führte das Land statt zur Entkolonialisierung in eine humanitäre Katastrophe.
    Apartheid im Herzen Afrikas

    Um 1960 lebten etwa 88.000 Belgier im Kongo. In der Mehrzahl dem Mittelstand zugehörig, leisteten sie als Kleinhändler, Angestellte, Techniker, Lehrer und Ärzte ihren Beitrag zur Aufrechterhaltung von Wirtschaft und Gesellschaft. Beim Überangebot billiger einheimischer Arbeitskräfte profitierten sie von Dienstleistungen, die ihnen in Belgien kaum zur Verfügung gestanden hätten. Hinzu kamen eine subventionierte Infrastruktur und rechtliche Freiheiten, welche ihnen das Bewusstsein oder besser gesagt die Illusion vermitteln sollte, zum Establishment zu gehören.

    Von den ausgesprochenen Nutznießern des Systems dürften nur die wenigsten jemals im Kongo gewesen sein. Gemeint sind die Aktionäre und Bosse der anglo-belgischen Union Minière du Haut-Katanga sowie anderer Großunternehmen im Rohstoffhandel.

    Die Verwaltung orientierte sich an Britisch-Indien. Ein Großteil der einheimischen Bevölkerung lebte auf dem Lande und unterstand ihren einheimischen Häuptlingen in traditioneller Gerichtsbarkeit. Wirtschaftszonen und Städte wurden dagegen direkt von der belgischen Administration gelenkt, der auch die afrikanischen Angestellten in Polizei, Militär und Verwaltung untergeordnet waren.7

    Die sichtbare Abgehobenheit der weißen Oberschicht, zementiert durch eine rassistische Gesetzgebung, wirkte wie eine Zielscheibe. Obwohl die Stadtbevölkerung sowohl ökonomisch als auch rechtlich besser als die Landbevölkerung stand, blieb sie einer strikten Rassentrennung unterworfen. Wie jede kongolesische Stadt bestand Leopoldville aus einem weißen und einem schwarzen Stadtteil mit getrennter Infrastruktur (Schulen, Krankenhäuser, Geschäfte, Kinos, Restaurants usw.) Über die Primarschule hinausgehende Bildungsmöglichkeiten waren für Afrikaner nicht vorgesehen, sodass es außergewöhnlichen Ehrgeiz erforderte, diese zu erkämpfen.

    Die höchste Stufe des sozialen Aufstiegs für einen Afrikaner war in Belgisch-Kongo an einen Einschreibungsnachweis (attestation d’immatriculation) geknüpft. Mit diesem Dokument war er rechtlich zumindest den weißen Ausländern, also Europäern ohne belgische Staatsbürgerschaft gleichgestellt. Sein Erwerb erlaubte die Mitnutzung der höherwertigen Infrastruktur, welche für die weiße Bevölkerung vorgesehen war.

    In einer abgeschwächten Vorstufe konnten sich Kongolesen um die Bescheinigung staatsbürgerlicher Leistung (carte du mérite civique) bemühen, welche unter anderem das Privileg einräumte, bei eventueller Bestrafung nicht mehr ausgepeitscht zu werden. (Für den Rest der Einheimischen wurde diese Praxis erst 1955 abgeschafft.) Mit dem Dokument galt ein Kongolese als „fast zivilisiert“, was verständlicherweise als Demütigung empfunden wurde. Doch die Etappen der Emanzipation waren an langwierige, oftmals entwürdigende Aufnahmeverfahren gebunden. Im Jahre 1959 waren unter 14 Millionen Kongolesen nur 1557 im Besitz der carte du mérite civique, während 217 von ihnen eine attestation d’immatriculation besaßen. (Details zur rechtlichen Abstufung, Vergabepraxis und den Auswirkungen findet man bei C. Braeckman8, N. Tousignant9 sowie D. Tödt10, letzteres in deutscher Sprache.)

    Hinter der Schikane stand ein durchdachtes System. Die belgische Oberschicht betrachtete die Politik ihrer französischen und britischen Nachbarn zur Formung einer einheimischen Elite als Fehler, da ebendiese früher oder später eine Machtkonkurrenz darstellen würde. Pas d’élites, pas d’ennuis! (keine Eliten, keine Scherereien) lautete der Wahlspruch, den man in einer Zeit umzusetzen versuchte, die vom Zerfall des weltweiten Kolonialsystems gezeichnet war.

    Die Herabstufung von Afrikanern zu Bürgern zweiter Klasse im eigenen Land und die gesetzlich verordnete Rassentrennung nach Hautfarben sorgten erwartungsgemäß dafür, dass rassistische Ressentiments von allen Richtungen Auftrieb erhielten. Gleichzeitig garantierte sie die enge Bindung der weißen Minderheit an das System, welches nicht nur ihre Lebensweise, sondern ihr physisches Überleben absicherte.
    Offene Arroganz wird den Mächtigen selten verziehen

    Am 4. Januar 1959 entwickelte sich in Leopoldville aus einer nichtgenehmigten Versammlung der Unabhängigkeitspartei Abako (Association des Bakongo pour l’Unification, l’expansion et de la Défense de la Langue Kikongo) plötzlich eine unerwartete Situation: Nach Schüssen eines Polizeibeamten zog eine Menschenmenge, der sich fast die Hälfte der afrikanischen Stadtbevölkerung anschloss, durch die Stadt. Ein harter Kern der Demonstranten randalierte. Zur Zielscheibe wurde alles, was sich irgendwie mit der weißen Hautfarbe assoziieren ließ: Einrichtungen und Personen, unabhängig von deren Geschlecht, Alter oder persönlicher Einstellung.

    Den Soldaten der kongolesischen Force Publique gelang es unter beträchtlichem Aufwand, das weiße Stadtviertel vor einer Plünderung zu schützen. Zur Bilanz der Ereignisse zählten zwischen 250 und 500 Toten unter der afrikanischen Bevölkerung und ein bleibender Schreck unter den Weißen.11 Erstmals in der Kolonialgeschichte wurden die afrikanischen Truppen durch ein beträchtliches Kontingent aus dem Mutterland ergänzt, während die belgische Regierung nun hastig darüber nachdachte, wenigstens die Filetstücke der Beute zu retten.

    Die Nutznießer des Systems (französische Karikatur). Um den Hauptprofiteur oben zu halten, musste man die beiden anderen durch geeignete Einheimische auswechseln. Bild: L’assiette au beurre, n 110, 1903 / BnF (Bibliothèque nationale de France).
    Machtwechsel?

    In der belgischen Bevölkerung, die keine ähnlichen Privilegien besaß und weniger von kolonialem Herrschaftsbewusstsein durchdrungen war, gab es kaum Opferbereitschaft, für eine abgehobene Kaste in einem Krieg fern der Heimat die eigene Haut zu Markte zu tragen. 1960 schwenkte die Regierung in Brüssel, die bisher starr am Kolonialstatus festgehalten hatte, innerhalb weniger Monate überraschend um. Falls Unabhängigkeit darin besteht, durch Korruption einer kleinen lokalen Oberschicht in den Besitz aller wesentlichen Güter zu kommen, wäre sie sogar rentabler als das alte System. Im Grunde war die Idee nicht einmal originell, sondern nur die Erweiterung des erprobten Prinzips, Drecksarbeit durch eine gekaufte Schicht Einheimischer erledigen zu lassen.

    Unter der Vielzahl regional und ethnisch organisierter politischer Bewegungen unterschied sich der MNC (Mouvement National des Congolais) durch seine Offenheit, die gesamte Bevölkerung von Belgisch-Kongo zu repräsentieren. Eine seiner Führungspersönlichkeiten war der charismatische Patrice Lumumba. Zu den Erwerbstätigkeiten des jungen Teilzeitjournalisten gehörte auch die Arbeit als Handelsvertreter und kaufmännischer Direktor einer Brauerei - für Kongolesen damals eine ungewöhnlich hohe Position.

    Es gibt wenig Grund zur Annahme, dass Lumumbas Ansichten kommunistisch geprägt waren. Bereits im Anschluss an die Brüsseler Verhandlungen im Februar 1960 hatte er sich in die BRD begeben, um vor Vertretern aus Politik und Wirtschaft eine schriftliche Garantie zum pro-westlichen Kurs seiner Partei abzugeben (siehe T. Gülstorff12). Er ließ es jedoch an der nötigen Unterwürfigkeit fehlen, als König Baudouin in seiner Abschiedsrede am 30. Juni 1960 die zivilisatorischen Verdienste von Léopold II lobte. Damit hatte er sich als Vertreter belgischer Interessen disqualifiziert.

    Wegen des katastrophalen Fachkräftemangels wäre auch ein unabhängiger Kongo auf die Hilfe belgischer Spezialisten angewiesen. Eine Gruppe von Politikern, Militärs und Technokraten beschloss, diesen Zustand auszunutzen.

    Der Historiker Hugues Wenkin veröffentlichte 2017 ein vom 12. Juli 1960 datiertes Memorandum. Das Papier aus der Feder eines Beraters von Ministerpräsident Eyskens wurde zur Vorbereitung einer Kabinettssitzung verfasst, wo die Errichtung eines Militärprotektorats über die ehemalige Kolonie diskutiert werden sollte. Gleichzeitig sollte die Abspaltung einzelner Regionen gefördert werden. „Im Interesse des Kongo und von Belgien“ wurde außerdem die Ermordung von Lumumba ins Auge gefasst. (Der vollständige Text in französischer Sprache findet sich bei Wenkin13, S. 204.)

    Unter Berücksichtigung dieser Notizen erscheinen historische Ereignisse in einem anderen Licht. Am 5. Juli 1960, sechs Tage nach der Unabhängigkeitserklärung, provozierte Generalleutnant Émile Janssens seine afrikanischen Untergebenen in der Kaserne von Léopoldville mit einer Rede14, wobei er den Spruch „avant l’indépendance = après l’indépendance“ (vor der Unabhängigkeit = nach der Unabhängigkeit) an eine Wandtafel schrieb. Aufgrund ihrer Herkunft hatten Kongolesen auch künftig keinerlei Beförderung in höhere Offiziersränge zu erwarten.

    Général Janssens im Gespräch mit dem kongolesischen Premier Patrice Lumumba. Bild: H. Wenkin, mit freundlicher Genehmigung der Edition O. Weyrich

    Es war dieselbe alte Arroganz der Macht, welche nun eine Rebellion der Armee entfachte. In der Kaserne von Thysville kam es zu brutalen Übergriffen der Soldaten auf ihre Vorgesetzten und deren Familien. Ehefrauen der Offiziere wurden vor den entsetzten Augen ihrer Kinder von Soldaten vergewaltigt. Die Unruhen griffen rasch auf Truppeneinheiten in Luluabourg, Élisabethville und Matadi über, wo sie von wahllosen Plünderungen der weißen Stadtviertel begleitet wurden. Während Lumumba die Auflösung seiner Armee vor Augen stand, erhielt er von den ehemaligen Machthabern ein „Hilfeangebot“.15 Sie hatten ihre Truppenkontingente zuvor beträchtlich aufgestockt und glaubten sich imstande, ihre technische Überlegenheit ausspielen zu können.

    Wäre die militärische Unterstützung von der kongolesischen Regierung angenommen worden, so hätte sie ihren Rückhalt in der Bevölkerung verloren und wäre de facto wieder in die alte Abhängigkeit zurückgekehrt. Lumumba lehnte folgerichtig ab, entließ stattdessen Janssens und startete zusammen mit dem Präsidenten Kasavubu eine Reise durch das Land. Vor den Kasernen leitete er umgehend die Afrikanisierung der Kader ein, wodurch sich die Situation vor Ort sichtlich beruhigte. Indessen hatte das belgische Kabinett ungefragt beschlossen, das Problem auf seine eigene Art zu lösen.
    Intervention unter humanitärem Vorwand

    Für die nachfolgenden Ereignisse sei das Buch des Militärhistorikers Hugues Wenkin16 (in französischer Sprache) empfohlen.

    Während die beiden kongolesischen Politiker die Situation in den Kasernen schrittweise unter Kontrolle brachten, ließ die Regierung Eyskens belgische Truppen „zum Schutz ihrer Landsleute“ anrücken. Es kam zu Gefechten mit kongolesischen Einheiten, womit die Feindseligkeiten gegen weiße Zivilisten wieder Auftrieb erhielten. In Matadi endete die gesamte Militäroperation in einem Debakel. Die Belgier verloren die Kontrolle über die Hafenstadt, welche nun einer zweiten Plünderungswelle ausgesetzt war. Infolge des Verlustes dieses Verkehrsknotenpunkts kam es auch in der Hauptstadt Léopoldville zu schweren Versorgungsengpässen. Es war der Beginn des wirtschaftlichen Niedergangs im ganzen Lande.

    Am 12. Juli fand in Brüssel die bemerkenswerte Kabinettssitzung hinter verschlossenen Türen statt, in welcher das neokoloniale Projekt und der Mordplan gegen Lumumba und seinen Minister Anicet Kashamura zur Sprache kamen.

    Elitetruppen der Chasseurs ardennais im Hafen von Matadi. Bild: H. Wenkin, mit freundlicher Genehmigung der Edition O. Weyrich

    Erst nach dem Einspruch des UN-Sicherheitsrats lenkte die belgische Regierung ein. Die Provinz Katanga behielt sie trotzdem unter ihrer Kontrolle. Dort gab es weit mehr als die Landsleute zu schützen. Durch seinen Reichtum an Bodenschätzen war das Gebiet für die anglo-belgische Bergbaugesellschaft Union Minière du Haut Katanga (UMHK) von zentraler Bedeutung. Mit einem Anteil von 70% der Landeseinkünfte galt Katanga als unbestrittenes Filetstück der Kolonie. Seine Abtrennung bedeutete nicht nur die Kontrolle über den Reichtum, sondern zugleich die wirtschaftliche Strangulation des verbleibenden Kongo, der damit erpressbar blieb.

    Die Aufnahme aus den 1940er Jahren zeigt die Uranmine von Shinkolobwe, welche von der Union Minière du Haut Katanga betrieben wurde und das Material zur Herstellung der Atombomben für Hiroshima und Nagasaki lieferte. Während des Zweiten Weltkriegs besaß Belgisch-Kongo als Rohstofflieferant (Uran, Kautschuk) eine hohe strategische Bedeutung für die USA. Bild: Public Domain

    Nachdem belgische Truppen die meuternde Garnison von Élisabethville (Lubumbashi) am 10. Juli entwaffnet hatten, übertrugen sie dem Lokalpolitiker Moïse Tshombé pro forma die politische Macht. Tshombé besaß zwar nicht die Popularität Lumumbas, genoss aber das Vertrauen der Schwerindustrie. Bereits am 11. Juli verkündete er - umringt von belgischen Beratern - die Sezesssion. Für die nächsten Jahre schuf er tatsächlich auf kleinerem Raum das in Brüssel erträumte Protektorat, konnte sich jedoch nur mit Hilfe weißer Söldner halten.

    Nach dem Beispiel Katangas flackerten Erhebungen im ganzen Kongo auf. Der verzweifelte Premier des krisengeschüttelten Landes wandte sich um Unterstützung an die USA, welche ihn komplett ignorierte. Dieses Desinteresse wandelte sich schnell in Feindseligkeit, als Lumumba ein Hilfegesuch an die Sowjetunion richtete und tatsächlich eine Zusage erhielt.

    Der Mordplan kam zur Ausführung - sein Ablauf wird ausführlich bei De Witte17 geschildert. Auf Anraten belgischer Berater ließ Präsident Kasavubu seinen Premierminister fallen und sicherte mit diesem Schritt seine eigene politische Zukunft. Mithilfe belgischer Söldner und der CIA wurde Lumumba schließlich am 17. Januar 1961 umgebracht - den schmutzigsten Teil überließ man dem neuen Vertrauensmann Tshombé - und schließlich durch Oberst Mobutu ersetzt, dessen Kleptokratie das Land bis 1997 im Verbund mit westlichen Rohstofffirmen ausplünderte. Der begonnene Bürgerkrieg hält bis jetzt große Landesteile gefangen.

    Mobutu Sese Seku, späterer Präsident von Zaire und Handlanger beim Mord an Lumumba, wurde in Washington mit offenen Armen empfangen. Hier bei Gesprächen mit Präsident Nixon am 10.Oktober 1973. Bild: Jack E. Kightlinger, U.S. federal government / Public Domain
    Kollaps einer Gesellschaft

    Auch ohne das erwähnte Memorandum aus dem Kabinett Eyskens ist klar zu sehen, dass die belgische Politik gegen Ende der Kolonialzeit die Abhängigkeit des Kongo um jeden Preis erhalten wollte. Der bereits vor der Unabhängigkeit eingeleitete Wirtschaftskrieg zielte auf die Schwächung der kongolesischen Ökonomie und nahm die Verarmung der Bevölkerung bewusst in Kauf. Kurz vor dem 30. Juni 1960 verlegte die Union Minière du Haut Katanga ihren Hauptsitz nach Belgien, um möglichen Steuerforderungen des kongolesischen Staates zu entkommen. Dem jungen Land wurde außerdem die gesamte Verschuldung aufgebürdet, welche die Kolonie zwischen 1950 und 1959 angehäuft hatte.18

    Als Kolonialmacht hatte Belgien dafür gesorgt, dass der Anteil Einheimischer mit Studienabschluss - mit Ausnahme von Theologen - nahezu bei null lag. Nach der Unabhängigkeit wurden die belgischen Fachkräfte abgezogen oder flüchteten vor den Bürgerkriegswirren. In weiten Teilen des Landes brach die medizinische Versorgung zusammen und den Schulen fehlten die Lehrer. Betriebe schlossen, was wegen fehlender Zulieferung und Absatz eine Kettenreaktion wirtschaftlicher Bankrotte auslöste. Durch Krieg und Elend schnellte die Arbeitslosigkeit in ungeahnte Höhen.
    Die AIDS-Rate steigt an

    Das von Kampfhandlungen verhältnismäßig verschonte Kinshasa, ehemals Léopoldville, wurde zum Zufluchtsort von Flüchtlingsströmen aus verschiedenen Landesteilen. Nun führte das Überangebot sexueller Dienstleistungen bei gleichzeitiger Verarmung seiner Kunden im Gewerbe zu einem Preisverfall, der den Frauen eine Massenabfertigung aufzwang. In dieser Situation entwickelte sich die Elendsprostitution, die schrittweise für die weitere Verbreitung des HI-Virus sorgte.19 In den 1970er Jahren wurde die staatliche Gesundheitsfürsorge der über 7000 städtischen Prostituierten schließlich aus Kostengründen eingestellt. Staatsausgaben waren der Bereicherung des Machthabers Mobutu und seines Freundeskreises untergeordnet.

    Das stetige Ansteigen der HIV-Rate bis in die 1990er Jahre stellte zunehmend eine Gefährdung der Bevölkerung dar und ist in Kinshasa durch archivierte Gewebeproben aus Geburtskliniken dokumentiert. Während die Rate um 1970 unter jungen Müttern noch bei 0,25% lag, befand sie sich zehn Jahre später bereits bei 3%. In anderen afrikanischen Städten ließ sich zeitlich verzögert eine ähnliche Entwicklung nachweisen, wobei das Virus umso rascher eintraf, je besser die Verkehrsanbindung war. HIV-1 reiste buchstäblich auf Eisenbahnschienen.20 Es setzte sich zuerst in den Zentren der Prostitution fest, von wo es in die Mitte der Gesellschaft gelangte.
    Globalisierung 1.0

    Selten konnte die Entstehung eines Krankheitserregers so gut beobachtet werden wie bei der Pandemie HIV-1 M. Auffällig ist die Verschiedenheit der Einflussfaktoren und ihr grenzübergreifendes Zusammenwirken. Die Entstehungsgeschichte von AIDS lässt sich als Episode einer Globalisierung verstehen, in der sich maßlose Profitgier mit neuen technischen Möglichkeiten verband, deren Folgen überhaupt nicht absehbar waren.21 Der Mensch wurde zur Ressource und zum Kostenfaktor degradiert, die frei von jeder sozialen Bindung an einen beliebigen Einsatzort verschoben werden konnte.

    Zur Rekrutierung billiger, flexibler Arbeitskräfte zerstörte man planmäßig Gesellschaftsstrukturen. Gleichzeitig priesen Propagandisten das neue Modell nach außen als Fortschritt und Befreiung, obwohl seine Ungerechtigkeiten offensichtlich waren. Sie missbrauchten wahre Spitzenleistungen der Forschung zur Verbreitung der Illusion, Probleme seien rein technologisch lösbar. Dieser Ansatz verengte die kritische Sicht und führte bei der Seuchenbekämpfung zur Eskalation anstelle einer Lösung.

    Um die wirtschaftliche Emanzipation schließlich zu verhindern, führten die Machthaber eine rücksichtslose Doppelstrategie aus Wirtschaftskrieg und Intervention, die unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe kaschiert wurde. Man installierte Banditen und ließ die Bevölkerung eines ganzen Landes in den freien Fall der Verelendung abgleiten.

    Frankreich überbringt Marokko die Gaben der Zivilisation, des Reichtums und des Friedens. Bild Le petit Journal vom 19.11.1911.

    Die Verbrämung des Kolonialsystems als großmütig helfende Hand ist so verlogen, wie es nicht besser als in der Persönlichkeit von Carl Peters (1856-1918), dem Gründer von Deutsch-Ostafrika, zum Ausdruck kam. Während er feierlich die Abschaffung der Sklaverei proklamierte, hielt er sich einen ganzen Harem von Sexsklavinnen. Ebenso richtet sich Inhumanität niemals nur gegen „fremde Rassen“, sondern ist universell. Der weiße Bevölkerungsteil des Kongo blieb stets Geisel des starren Machtsystems. Letztlich durften die Flüchtlinge - ganz gleich, welcher Hautfarbe - den Preis für das Scheitern der belgischen Eskalationspolitik zahlen. Die Verantwortlichen übernahmen weder Verantwortung, noch wurden sie jemals zur Verantwortung gezogen.

    Teile des Puzzles zeigen eine erschreckende Aktualität. Zur Erschaffung einer globalen Bedrohung wie AIDS bedarf es keiner Geheimlabors oder Verschwörungen. Gewöhnlicher Raubtierkapitalismus mit der unvermeidlichen Portion Dummheit reichen aus.

    Die Biologin Lynn Margulis vermutete, dass sich die selten beobachtbare Entstehung neuer Arten oft durch neue Wechselwirkungen zwischen Arten vollzieht. Mit fortschreitender Technologie wachsen die menschlichen Möglichkeiten zur - bewussten wie auch unbewussten - Teilnahme. Die Folgen sind nicht kalkulierbar - umso mehr, wenn der Antrieb durch Größenwahn und Profitgier bestimmt wird.

    #SIDA #histoire #colonialisme

  • Bis in die 1930er Jahre gehörte die Zwangsarbeit zu den wichtigen Wirtschaftsfaktoren | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/features/Bis-in-die-1930er-Jahre-gehoerte-die-Zwangsarbeit-zu-den-wichtigen-Wirtschafts

    AIDS im kolonialen Afrika - Renditen und Risikogruppen. AIDS als koloniales Überbleibsel - Teil 4

    Bis in die 1930er Jahre gehörte die Zwangsarbeit in Afrika zu den Wirtschaftsfaktoren, ohne welche die Großprojekte im Eisenbahn- und Straßenbau undenkbar gewesen wären. Gleichzeitig stammt die erste Beschreibung AIDS-ähnlicher Symptome von Untersuchungen an Zwangsarbeitern.

    In den letzten Jahrzehnten konnten Forscher über DNA-Vergleiche nachweisen, dass HI-ähnliche Viren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Zentralafrika von Affen auf Menschen übergewechselt sind (Teil 1). Diese Anpassung setzt Mutationen voraus, um die Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch zu optimieren. Die Überwindung einer Artenschranke bedeutet also einen evolutionären Sprung, in welchem das Virus ausgerechnet in der Kolonialzeit günstige Bedingungen vorgefunden hat. Neben umfangreichen Kampagnen zur Seuchenbekämpfung mit kaum sterilisierten Spritzen Teil 2 gehörten auch Wirtschaftsprojekte dazu, bei denen Arbeiter aus entfernten Regionen unter miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen zusammengeführt wurden.

    In der Verklärung der Kolonialzeit gilt die Abschaffung der Sklaverei als eines der wertvollsten Geschenke westlicher Zivilisation. Abgesehen davon, dass sich der Sklavenhandel erst durch europäische Nachfrage in seine ungewöhnliche Dimension entwickeln konnte, fällt unter den Tisch, dass die Sklaverei oftmals lediglich durch eine befristete Variante ersetzt wurde. In mehreren Kolonien blieb die Zwangsarbeit selbst nach seiner offiziellen Abschaffung in Gebrauch, wobei man die Konvention 105 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) von 1957 trickreich umging.1

    Die Congo-Océan-Bahnlinie in Mayumbe. Viadukt mit fünf Bögen bei Kilometer 87. Bild: © Archives Nationales d’Outre Mèr (ANOM)
    Die Toten der Congo-Ocean-Eisenbahn

    Entlang der romantischen Congo-Ocean-Linie (Chemin de fer Congo-Océan, kurz CFCO2) durch die Demokratische Republik Kongo (ehemals Französisch - Äquatorialafrika), welche Brazzaville mit der Hafenstadt Pointe-Noire verbindet, liegt die kleine Bahnstation Les Saras. Angeblich gab es dort mehrfach Entgleisungen, welche man auf einen Fluch von Zwangsarbeitern aus dem tschadischen Stamm der Sara zurückführte, die in großer Zahl beim Bau ihr Leben verloren. Mit der Namensgebung des Stationshäuschens bat man die Toten symbolisch um Vergebung.3

    Gebaut wurde die 511 km lange Strecke von 1921 bis 1934. Zuvor benutzte man die parallele Linie durch Belgisch-Kongo. Doch eine eigene Eisenbahn erschien längerfristig lukrativer und war zudem ein profitabler Auftrag für die Société de construction des Batignolles (SCB), da die Kolonialverwaltung die Arbeitskräfte zu Dumpinglöhnen garantierte. Am Projekt waren 127’250 zwangsverpflichtete Einheimische beteiligt, die aus den verschiedensten Regionen rekrutiert wurden. Manche stammten aus Gebieten, wo auch die SIV-infizierte Schimpansenart Pan troglodytes troglodytes anzutreffen war.

    Schon vor dem Bau der CFCO (rote Linie) hatte Brazzaville eine gute Verkehrsverbindung zum Atlantik, die über das benachbarte Léopoldville (Kinshasa) und das Territorium von Belgisch-Kongo (RD du Congo) verlief. Ein wesentliches Motiv zur Konstruktion der CFCO bestand darin, Benutzungsgebühren zu sparen. Bild: Jkan997 / CC-BY-3.0

    Als Massengrab erwies sich der 100 km lange Streckenabschnitt im Bergland von Mayombe. Der menschenfeindliche Dschungel, miserable Arbeitsbedingungen, Unterernährung und mangelnde Hygiene forderten einen Tribut, wobei in der schlimmsten Zeit jährlich die Hälfte der Zwangsarbeiter zugrunde ging. Wurden Männer in die Lazarette eingeliefert, steckten sie sich häufig mit anderen Krankheiten an und starben noch schneller. Die Toten, insgesamt schätzte man ihre Zahl auf 17.000, ersetzte man umgehend durch Neuzugänge.

    Erst nachdem der Schriftsteller André Gide zusammen mit dem Journalisten Albert Londres in Frankreich für die Aufdeckung der skandalösen Zustände sorgte, verbesserte der Gouverneur die Lebensbedingungen. Um den Arbeitern im Lager eine gewisse Abwechslung zu bieten, wurde außerdem einer beschränkten Anzahl von Frauen Zutritt gewährt, von denen einige im Männerüberschuss eine neue Einkommensquelle sahen. Die Elendsprostitution begann zu florieren und öffnete der Verbreitung von Geschlechtskrankheiten neue Wege.

    Tunnelbau für die Congo-Ocean-Eisenbahn (CFCO) in Mayombe. Bild: Public Domain
    Cachexie de Mayombe

    Zu den außergewöhnlichen Persönlichkeiten der französischen Medizin gehörte Léon Pales, der 1931 als Arzt an das Hospital von Brazzaville versetzt wurde. Autopsien von Afrikanern waren dort nicht üblich, doch Pales verfügte sowohl über die Fertigkeiten als auch das Interesse, um den Dingen auf den Grund zu gehen.

    Dr. Léon Pales (1905-1988), Militärchirurg, Anthropologe, Archäologe und Volkskundler. Seine Dissertation zur Paläopathologie (Untersuchungen von Krankheiten in prähistorischer Zeit anhand von Knochenfunden) blieb über 30 Jahre lang ein Standardwerk in diesem Fachgebiet. Von 1957 bis 1981 war Dr. Pales als Forschungsdirektor am CNRS (Centre national de la recherche scientifique) tätig. Bild: Prof. Jacques Pépin, mit freundlicher Genehmigung.

    Unter den Verstorbenen des Krankenhauses befanden sich ehemals zwangsverpflichtete Eisenbahnarbeiter, die meistens an bakteriellen Erkrankungen wie Tuberkulose oder Shigella dysenteriae, verstärkt durch Berberi (durch Vitamin B1-Mangel) und Depressionen, zugrunde gegangen waren.

    Bei 26 Opfern lieferten die Tests auf typische Krankheitserreger jedoch negative Ergebnisse. Dr. Pales fand stattdessen eine derart ungewöhnliche Kombination von Symptomen, dass er sie in einem wissenschaftlichen Artikel als neues Krankheitsbild - Cachexie de Mayombe - beschrieb. Cachexia ist das Fachwort für starken Gewichtsverlust, wie er bei AIDS im Spätstadium typisch ist. Auch andere Merkmale (Hirnatrophie, generalisierte Lymphadenopathie, chronische unblutige Diarrhoe) passen hierzu ins Bild. Zur damaligen Zeit erschienen sie dagegen rätselhaft - besonders die Hirnatrophie (Gehirnschwund), welche bei jüngeren Menschen nicht typisch ist.

    Pales Untersuchungen4 sind die frühesten Berichte, welche auf AIDS hinweisen könnten. Der Verdacht - auch hier sind Gewebeproben nicht mehr auffindbar - wird von namhaften Wissenschaftlern geteilt (siehe auch Le Figaro Santé Online5). Hätte sich das HI-Virus schon damals in Brazzaville festgesetzt, so wäre es nur ein Sprung über den Kongo-Fluss nach Léopoldville, wo man später die ältesten HIV-Gewebeproben nachwies.

    Titel der Dissertation von Jean Auclert (Auclert J (1937): Contribution à l’étude de la tuberculose des Noirs et de ses lésions anatomiques en Afrique équatoriale française. impr. M. Leconte.), einem Assistenten von Leon Pales. Die Arbeit enthält eine detaillierte Beschreibung der neuartigen Krankheitsfälle von Mayombe. Bild: Prof. Jacques Pépin, mit freundlicher Genehmigung.
    Zivilisation

    Zu den privilegierteren Zonen des Kongo gehörten zweifellos die gegenüberliegenden Hauptstädte Léopoldville und Brazzaville am Kongofluss. Beide wurden erst in der Kolonialzeit gegründet. Durch intensiven Handel und Personenverkehr miteinander verbunden, wuchsen sie rasch. In Léopoldville, dem heutigen Kinshasa, war der Zuzug für Afrikaner nur mit einer Aufenthaltserlaubnis (permis de séjour) möglich, die an eine Arbeitsstelle gekoppelt war.

    Ihr Status entsprach nicht Bürgern im eigenen Land, sondern war eher mit heutigen asiatischen Gastarbeitern in den arabischen Ölmonarchien vergleichbar. Die Bezahlung lag über dem Landesdurchschnitt und das Leben war -trotz einer ganzen Reihe rechtlicher Einschränkungen für Afrikaner- vergleichsweise komfortabel, sodass die Stadt sogar zum Ziel von Arbeitsmigranten von entfernteren Gegenden wurde.

    Jüngere Männer standen hierbei in deutlicher Überzahl, denn sie waren meist besser qualifiziert als die Frauen. Die Städte wuchsen rasch, behielten jedoch stets einen beträchtlichen Männerüberschuss, den es in vorkolonialen Siedlungen nie gab. (Gegen Ende der 1950er Jahre betrug das Zahlenverhältnis Männer / Frauen bei Alleinstehenden in Léopoldville sogar 5 zu 1.) Durch eine administrative Ansiedlungspolitik nach rein ökonomischen Kriterien, mit rigoroser Bevorzugung männlicher Singles, schufen urbane Zentren unbeabsichtigt eine Nachfrage der Prostitution. Die neue Wirtschaftsform - ob in Zwangsarbeit oder freier Beschäftigung- zerriss bestehende soziale Strukturen und begünstigte die Verbreitung sexuell übertragbarer Risiken.
    Neue Werte, neue Normen

    Bereits David Graeber6 wies darauf hin, dass sich die Machtausübung kolonialer Systeme nur teilweise über direkten Zwang vollzog. Für die Einbindung der breiten Bevölkerung in den neugeschaffenen Wirtschaftskreislauf bevorzugte man flexiblere Methoden. Das in Umlauf gesetzte Geld sollte einen hohen ideellen Stellenwert erhalten, denn Konsum und Schulden garantieren die Abhängigkeit ohne kostenaufwändige Überwachung. Entgegenstehende traditionelle Normen wurden zwangsläufig außer Kraft gesetzt. Am besten ließen sich diese Prozesse in der Veränderung der Stellung der Frauen beobachten.

    Die feudalen Stammesstrukturen sollten keinesfalls idealisiert werden. Oft war den Frauen in der vorkolonialen Gesellschaft eine passive Rolle vorgeschrieben. Man arrangierte ihre Ehen, teilweise in Polygamie. Ohne nennenswerte Ausbildung blieben ihnen nur die Nischenplätze der Gesellschaft.

    In einer neuen Welt des Männerüberschusses verhältnismäßig reicher Städte bot die Prostitution nun gleichzeitig Wohlstand und höhere Unabhängigkeit, sofern sie weder als Massenerscheinung noch an Zuhälterei gekoppelt auftrat. (In Léopoldville scheint das tatsächlich lange der Fall gewesen zu sein. Überliefert ist, dass sich viele derartige Frauen, die oft über Scheinehen in die Stadt gelangten, eine stabile Handvoll „Lover“ hielten. Dort waren sie gleichzeitig als Teilzeithaushälterin tätig.7)

    Das Ausmaß des kolonialen Wertewechsels in der Stellung der Frau lässt sich darin ablesen, dass sogar die Forderungen für Brautgeld stiegen.8 Eltern hielten sich bei der Verheiratung ihrer Töchter zum traditionellen Preis zurück, weil Prostitution weitaus lukrativer erschien. Innerhalb weniger Generationen hatte sich das gesellschaftliche Ansehen von Sexarbeiterinnen vollständig verändert.

    In der zweiten Hälfte der 50er Jahre schätzten Angestellte des Gesundheitswesens die Zahl der Vollzeitprostituierten in Léopoldville zwischen 5000 und 6000. Hinzu kommt eine unbestimmte Anzahl von Frauen, die nur gelegentlich dieser Tätigkeit nachgingen. Im Jahre 1955 zählte die Gesamtbevölkerung der Stadt 272.954 Einwohner.
    Eine folgenreiche Verwechslung

    Den Behörden war nicht verborgen geblieben, dass mit dem Wachstum der Städte auch die Geschlechtskrankheiten anstiegen. Da dort ein Großteil der Weißen lebte und es -trotz strikter Rassentrennung im öffentlichen Leben - noch genügend Kontaktmöglichkeiten zwischen den Bevölkerungsteilen gab, nahmen es die Behörden mit der Gesundheitsprophylaxe in ihrer Hauptstadt besonders ernst. Das Rote Kreuz betrieb von 1929 bis 1955 im Barumba-Distrikt von Léopoldville eine Klinik zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten (Centre de Médicine Sociale) für Afrikaner, wo sich außer den örtlichen Prostituierten und Männern mit einschlägigen Problemen auch alle Neuankömmlinge vorstellen mussten - letztere unabhängig vom Gesundheitszustand. Täglich wurden bis zu 1000 Patienten empfangen, wobei man Fälle von Syphilis und Gonorrhoe mehrwöchig mit intravenösen Injektionen behandelte.

    Es war eine Massenabfertigung. Außer den bereits erwähnten unsterilen Spritzen gab es hier noch ein weiteres Problem: die Diagnose. Bei Frauen ist Gonorrhoe im Frühstadium ohne modernen Nachweis nur schwer zu diagnostizieren und kann leicht mit harmloseren Unregelmäßigkeiten verwechselt werden. Bei Syphilis kommt ein Problem hinzu, das in Europa unbekannt ist - die im tropischen Afrika weitverbreitete Frambösie. Das Bakterium ist mit dem Syphiliserreger verwandt, obwohl die Krankheit nicht geschlechtlich übertragen wird. Mit Sicherheit war das Krankenhauspersonal technisch nicht in der Lage, eine schwelende Frambösie genau von einer beginnenden Syphilis zu unterscheiden. Im Zweifelsfall behandelte man die Verdächtigen erst einmal.

    1953 wurde die Problematik der unsicheren Diagnosen mitsamt seiner möglichen Nebenwirkungen vom belgischen Arzt Dr. Paul Beheyt kritisiert. Das führte zwei Jahre später zur Übergabe des Hospitals an die Behörden, welche die Zustände verbesserten. Wie viele unnötige Fälle bis dahin behandelt und ob auch HIV auf diesem Wege zusätzlich übertragen wurden, ist im Nachhinein schwer zu bestimmen. Doch es ist unbestritten, dass das Virus unter den Prostituierten von Léopoldville bzw. Brazzaville seinen festen Platz gefunden hat.
    Die Startbahn ist angelegt

    Eine Reihe westeuropäischer Länder, darunter auch Deutschland und die Schweiz, lebt seit Jahrzehnten mit geringen und relativ stabilen HIV-Zuwachsraten.9 Innerhalb der Gesamtbevölkerung ist etwa 0,1% infiziert. Für Normalbürger, die sich nicht ausgesprochen unvernünftig benehmen, besteht also keine unmittelbare Gefahr, obwohl die Zahl der Infizierten nicht zurückgeht.

    Eine der Ursachen dieses Schwebezustands liegt in den Risikogruppen. Sie bilden ein festes Reservoir, welches durch gelegentliche Kontakte für Neuinfektionen sorgt. Außerdem ermöglichen seit einigen Jahren Medikamente den Patienten längere Lebensdauern. Gelingt es, diese Risikogruppen (durch Rückführung in stabile Lebensverhältnisse) zu verringern oder zumindest zu schützen, so lässt sich das Virus schließlich zum Verschwinden bringen.

    Funde aus medizinischen Archiven im urbanen Großraum Brazzaville-Léopoldville lassen vermuten, dass sich das Virus auch dort in einer Risikogruppe - den Prostituierten - verankert hat, die in den Jahrzehnten zuvor kräftig angewachsen war. Von einer weiträumigen Epidemie konnte noch keine Rede sein, sonst hätte man mehr Material gefunden. Doch die genetische Vielfalt der wenigen frühen Gewebeproben wies darauf hin, dass bereits zuvor eine verzweigte Evolution stattgefunden haben musste - mit einer größeren Anzahl Infizierter.

    Die Städte wurden zu Knotenpunkten eines international ausgebauten Verkehrsnetzes, über Wasserstraßen, Eisenbahnen und Straßen. Das Virus war sicher etabliert und zum nächsten Sprung bereit.

    #SIDA #histoire #colonialisme

  • Was konnte den HI-Virus zur Seuche werden lassen? | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/features/Was-konnte-den-HI-Virus-zur-Seuche-werden-lassen-4405959.html

    Das frühe HI-Virus war nicht ausreichend an den Menschen angepasst, um auf sexuellem Wege effektiv übertragen zu werden. AIDS als koloniales Überbleibsel - Teil 2

    Das HI-Virus sprang in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Zentralafrika vom Affen zum Menschen über, wahrscheinlich durch die Verletzung eines Jägers oder Kochs im Kontakt mit einem infizierten Tier. Zu Beginn der Kolonialperiode, als sich die Ausbeutung der Ressourcen schrittweise ins Landesinnere verlegte, hatten sich die Bedingungen dafür verbessert. Um die zwangsrekrutierten Arbeitskräfte in entlegenen Gebieten kostengünstig zu ernähren, griff man auf die Jagd zurück, welche mit Feuerwaffen wirkungsvoll betrieben werden konnte. So könnte sich ein höherer Anteil von Menschen mit dem HI-Virus infiziert haben als in vorkolonialer Zeit. Doch selbst bei einer Handvoll Infizierter ist es unwahrscheinlich, dass einer von ihnen zum Auslöser der späteren Epidemie wurde.

    Außerhalb von Afrika, wo die Verbreitung von HIV später begann und besser dokumentiert ist, waren es stets Risikogruppen, welche dem Virus als Eingangstor in die Gesellschaft dienten. Eine Drogenszene oder allzu freizügige Gay-Community war im Afrika des beginnenden 20. Jahrhunderts sicher nicht vorhanden. Selbst von Massenprostitution konnte in den ländlichen Gebieten keine Rede sein. Nach dem Tod der Erstinfizierten und ihrer unmittelbaren Angehörigen wäre die Krankheit also erloschen, wie es wahrscheinlich in der vorkolonialen Periode regelmäßig passiert ist.
    Infektionsrisiken im Gesundheitswesen

    Als letzte Möglichkeit zur Verbreitung bleiben mangelhaft sterilisierte medizinische Instrumente. Ein krasses Beispiel ist aus Rumänien dokumentiert, wo die Missachtung von Hygienevorschriften in Kinderheimen und Waisenhäusern gegen Ende der sozialistischen Ceaușescu-Ära zu einer regelrechten Kettenreaktion führte.

    Im Jahre 1990 wurde dort bekannt, dass 1168 Kinder, meist im Alter unter vier Jahren, mit HIV infiziert waren.1 Untersuchungen ergaben, dass nur ein kleiner Teil der Mütter das Virus in sich trug. Die Kinder hatten stattdessen Injektionen mit Nährstoffen, Bluttransfusionen oder Impfungen erhalten. Bedenkt man, dass HIV erst zu Beginn der 1980er Jahre durch eine kleine Zahl Afrikareisender nach Rumänien eingeschleppt wurde, so war die Verbreitungsgeschwindigkeit erstaunlich. Über infizierte Blutkonserven und unsterile Nadeln lässt sich das Virus effektiver als über Sexualkontakte verbreiten. Ähnliche Voraussetzungen herrschten während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im kolonialen Afrika.
    Das Grab des weißen Mannes und sein Fegefeuer

    Einer der Gründe für die späte Kolonialisierung des afrikanischen Kontinents lag in seiner Lebensfeindlichkeit für Europäer. Als besonders extrem galt Zentralafrika mit dem Kongobecken. Die Ausbeutung des Landesinneren beinhaltete jedoch die wirtschaftliche Erschließung von Gebieten, vor denen selbst deutlich robustere Afrikaner zurückscheuten.

    Der belgische König Léopold, der den Kongo von 1885 bis 1908 als Privatbesitz verwaltete, ließ seinen afrikanischen Untertanen zwar zur Abschreckung die Hände abhacken, wenn sie zu wenig Kautschuk sammelten, doch ihren massenweisen Arbeitsausfall durch tödliche Krankheiten konnte er damit nicht verhindern. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Bevölkerungszahl in vielen Teilen Afrikas drastisch gesunken, allein im Kongo reduzierte sie sich zwischen 1880 und 1920 um die Hälfte. Seuchen breiteten sich in ungeahnten Größen aus und drohten zwangsläufig auf Europäer überzugreifen.

    Fortschritte der Tropenmedizin wurden zur strategischen Aufgabe, um eine ausreichende Präsenz von Weißen zu gewährleisten und die Sterblichkeit unter den afrikanischen Arbeitern in Grenzen zu halten. In Marseille, London, Liverpool, Hamburg und Brüssel wurden Tropeninstitute gegründet und führende Forscher herangezogen. Ihre Untersuchungen erschlossen der Medizin neue Horizonte und verbanden sie mit der aufstrebenden Chemie.
    Gesundheitsfürsorge vor Ort: schnell, effektiv, billig

    Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs forcierten mehrere Kolonialmächte in verschiedenem Umfang kostenlose Gesundheitskampagnen, um die Epidemien einzudämmen. Sie wurden schrittweise erweitert und erreichten -insbesondere in den französischen Kolonien und Belgisch-Kongo, den späteren HIV-1-Kernzonen - ein beachtliches Niveau. Allerdings war man keinesfalls gewillt, den Aufbau autonomer Gesundheitssysteme zu fördern. Man sah die Hilfe im Gegenteil als Möglichkeit, die Abhängigkeit der Kolonialisierten zu zementieren.

    Ärzte und Teamleiter kamen prinzipiell aus dem Mutterland oder wurden zur Not aus anderen Teilen Europas angeworben. Einige von ihnen, wie Dr. Eugene Jamot, waren hochbegabte energische Enthusiasten, doch die Mehrzahl hatte ein eher pragmatisches Verhältnis zu ihrer Arbeit. Einheimische waren nur im medizinischen Hilfspersonal, als Krankenschwestern oder Pfleger zugelassen. Außerdem sollten sich die Kosten in Grenzen halten, was im Gesundheitswesen -damals wie heute- oft zum Sparen an der falschen Stelle führt und tödliche Folgen haben kann.

    In den französischen Kolonien stellte man kleine mobile Teams auf, die das Land bereisten. Oft bestanden diese aus einem weißen Arzt und einer Handvoll einheimischer Sanitäter, ausgerüstet mit einigen Spritzen, Mikroskopen und den notwendigen Medikamenten zur Behandlung einer speziellen Krankheit (z.B. Schlafkrankheit, Lepra bzw. Malaria). Die Organisationsform erwies sich als wirkungsvoll und wurde später von anderen Ländern übernommen. Allein zur Bekämpfung der Schlafkrankheit, die vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten durchgeführt wurden, verabreichte man insgesamt 12-13 Millionen präventive Injektionen.

    Man muss anerkennen, dass die Kampagnen durchaus positive Wirkungen zeigten. Vor der Unabhängigkeit wurde die afrikanische Schlafkrankheit in vielen Ländern auf einen Tiefstand gebracht.

    Bekämpfung der Schlafkrankheit in Pagouda, Französisch-Togoland, zwischen 1940 und 1950. Pro Arbeitstag mussten die mobilen Brigaden vormittags im Durchschnitt 250 Injektionen verabreichen. Bild: ANOM
    Zu Wirkungen und Nebenwirkungen ...

    Um mit beschränkten personellen und materiellen Ressourcen eine größtmögliche Wirkung zu erzielen, verzichtete man auf die zeitraubende Sterilisierung von Spritzen und Nadeln nach jedem einzelnen Patienten, womit nun andere Krankheiten übertragen werden konnten.2 Inwieweit sich die Organisatoren der Risiken bewusst waren, lässt sich an den Verordnungen zur Prophylaxe der Schlafkrankheit ablesen. Maßnahmen, welche für Afrikaner obligatorisch waren, wurden für Weiße untersagt oder an strengere Auflagen gekoppelt.3 Es handelte sich um eine Zweiklassenmedizin, wobei das Risiko individueller Schädigung in der tieferen Klasse einen geringen Stellenwert erhielt.
    Einige Gesundheitskampagnen im kolonialen Zentralafrika, bei denen ein hohes Infektionsrisiko bestand.
    Zeitraum Projekt
    1893-1910 Bis zu 35 000 Arm- zu- Arm- Pockenimpfungen: Dabei wurde Lymphflüssigkeit aus der Impfpustel einer zuvor behandelten Person auf die nächste übertragen.
    1920-1935 Bekämpfung der Afrikanischen Schlafkrankheit in den französischen Kolonien Zentralafrikas unter Leitung von Dr. Eugène Jamot (60 000 bis 600 000 Injektionen pro Jahr)
    1930er bis 1950er Jahre Bekämpfung von Frambösie, Syphilis, Leishmaniose und Lepra
    Quellen: Vance, M. A. (2019). Conflicting Views in Narratives on HIV Transmission via Medical Care. Journal of the International Association of Providers of AIDS Care (JIAPAC). / De Sousa JD ua. (2012): Enhanced Heterosexual Transmission Hypothesis for the Origin of Pandemic HIV-1. Viruses 2012, 4, 1950-1983 / Pepin J, Labbe AC. Noble goals, unforeseen consequences: control of tropical diseases in colonial Central

    In ländlichen Regionen von Kamerun konnte tatsächlich nachgewiesen werden, dass der damals behandelte Bevölkerungsteil häufiger von Hepatitis C betroffen wurde. Dasselbe war in Guinea-Bissau mit HIV-2 zu beobachten.4 Da die Seuche weniger fatal als HIV-1 verläuft und die Gesundheitskampagnen in den portugiesischen Kolonien später als in anderen Ländern durchgeführt wurden, gab es noch Langzeitüberlebende. Für HIV-1 kann dasselbe nur vermutet werden. Bei einer Lebenserwartung von 12 Jahren nach Infektionsbeginn müssten die Betroffenen der Krankheit bereits seit langem zum Opfer gefallen sein.

    #SIDA #histoire #colonialisme

  • AIDS als koloniales Überbleibsel | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/features/AIDS-als-koloniales-Ueberbleibsel-4403543.html

    Der segenreiche Kolonialismus hat es sogar fertiggebracht, Viren die Überwindung der Artenschranke zu ermöglichen - Teil 1

    Die Viren wurden so erfolgreich, dass man sie jetzt als Geißel der Menschheit bezeichnet. Mit Ausnahme des Happy End enthält die Geschichte jedoch alle Elemente kolonialer Erfolgsstories: wissenschaftlichen Pioniergeist, das Gesundheitswesen, Eisenbahnen, neuen Wohlstand, Konsum und die Überwindung traditioneller Stammesschranken.
    Die guten alten Zeiten...

    Im Gleichklang zur europäischen Militärpräsenz in der Dritten Welt regen sich Stimmen aus Politik und Wissenschaft zur Weißwaschung der kolonialen Vergangenheit. Das französische Parlament verabschiedete 2005 die Forderung an das Schulwesen zur Betonung der positiven geschichtlichen Rolle Frankreichs in Übersee. Der britische Bildungsminister Michael Gove beklagte die negative Darstellung des Empire an Schulen. Günter Nooke, Afrikabeauftragter der deutschen Bundesregierung zitierte 2018 einen „Experten“ mit der Aussage, dass der Sklavenhandel zwar schlimm gewesen sei, doch habe die europäische Herrschaft in Afrika „dazu beigetragen, den Kontinent aus archaischen Strukturen zu lösen“. Zeitgleich liefen Verhandlungen der Bundesregierung mit Namibia über eine Entschuldigung wegen des Völkermordes an den Herero und Nama.

    Unter Wissenschaftlern lässt sich diese Revue fortsetzen. In seiner „Weltgeschichte der Sklaverei“ stellte der Althistoriker Egon Flaig fest, der europäische Kolonialismus habe „Afrika nach einer 1000-jährigen Geschichte von blutigster Gewalt und Völkermorden die Möglichkeit zu neuen Wegen eröffnet“.

    Nach dem britischen Historiker Bruce Gilley war die Kolonialzeit, insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg, die erfolgreichste Periode der kolonisierten Länder, sodass er den Belgiern aus reiner Menschenliebe empfahl, wieder in den Kongo zurückzukehren.1 Harvard-Professor Niall Ferguson ruft die amerikanischen Eliten unverhüllt auf, dem Vorbild des britischen Empire zu folgen.2

    Hier wird gezeigt, wie der koloniale Kapitalismus einem Virus half, die Artenschranke zu überwinden. Die nachfolgenden Fakten und Thesen stützen sich größtenteils auf das Buch "The Origins of AIDS"3 des kanadischen Forschers und Arztes Jacques Pépin, der wichtige Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte zusammenfasst. Sie wurden teilweise durch aktualisierte Zahlen ergänzt. Die Thematik wird außerdem in der sehenswerten Dokumentation von Carl Gierstorfer beleuchtet.4

    Nach einer HIV-1-Infektion blieb den damals Betroffenen kaum eine längere Lebensspanne als zwölf Jahre und die ersten Generationen der Opfer starben lange vor der Entdeckung des Virus. Somit fehlen zwangsläufig einige exakte Beweise im Puzzle. Dennoch zeigen die folgenden Beispiele deutlich, welche unvorstellbaren Möglichkeiten die koloniale Ära einem Virus eröffnete, den evolutionär aufwändigen Sprung zu einem neuen Wirt zu bewältigen.
    Von SIV zu HIV

    Schimpanse, neben Ruß-Mangabe, Überträger des SI-Virus auf den Menschen. Bild: Thomas Lersch, CC BY-SA 3.0

    Das HI-Virus forderte im nachkolonialen Afrika bereits Tausende Opfer, bevor es im Rest der Welt überhaupt wahrgenommen wurde.5 Als AIDS gegen Ende der 1970er Jahre erstmals in der westlichen Welt in Erscheinung trat, hielt man es für einen speziellen Krebs unter Homosexuellen. Hier wurde eine Folge mit der Ursache verwechselt. Beim Kaposi-Sarkom, einer Hauterkrankung, handelt es sich in Wirklichkeit nur um eine der möglichen Begleiterscheinungen der Immunschwäche. Es wird durch das sexuell übertragbare Herpesvirus 8 ausgelöst.

    Entdeckt wurde das HI-Virus schließlich 1983, doch es dauerte bis ins 21. Jahrhundert, bis sich durch Stammbaumanalysen der DNA seine Herkunft und Entstehungszeit rekonstruieren ließen.
    Tabelle 1: Typen von HIV, Überträger und Übertragungszeiträume. (Bei wenigen Fällen ist der Zeitraum nur ungenau oder nicht bestimmbar.)
    Typ Gruppe Verbreitung Überträger Zeitraum
    HIV-1 M weltweit Schimpanse 1908-1933
    N wenige Fälle (Kamerun) Schimpanse 1948-1977
    O zumeist Westafrika Schimpanse, evtl. Gorilla 1890-1940
    P Einzelfall (Kamerun) Schimpanse unbekannt
    HIV-2 A zumeist Westafrika Ruß-Mangabe 1906–1956
    B zumeist Westafrika Ruß-Mangabe 1907–1961
    C bis H Einzelfälle (Westafrika) Ruß-Mangabe unbekannt

    Grundlegend unterscheidet man zwei HIV-Typen, die sich in mehrere Gruppen unterteilen lassen. Inzwischen ist erwiesen, dass sich jede Gruppe auf eine einzige Übertragung von Menschenaffen (für HIV-1) sowie einer Meerkatzenart (für HIV-2) zurückführen lässt. Auffällig ist, dass sie allesamt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgten. Für die überwiegende Mehrzahl der AIDS-Opfer ist die Übertragung auf Patient Zero von HIV-1 M verantwortlich. Diese Gruppe hat sich inzwischen in eine Vielzahl von Untergruppen aufgespalten, welche eine einheitliche Behandlung erschweren. Besonders weitgefächert sind die zentralafrikanischen Mutationen, welche eine Entstehung der Seuche auf dem afrikanischen Kontinent nahelegen.

    Weltweite Verteilung der Untergruppen von HIV-1. Seine höchste Vielfalt ist in Afrika anzutreffen. Bild: Los Alamos National Laboratory, HIV sequence database

    Das entsprechende Virus bei Affen wird als SIV (Simian immunodeficiency virus) bezeichnet, wobei auch hier verschiedene Gruppen unterschieden werden. Nach einer Übertragung auf Menschen benötigte es erst eine Reihe von Mutationen zur Anpassung an seinen neuen Wirt. Ein wesentlicher Optimierungsbedarf bestand bei der Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch.

    Fleisch von Schimpansen steht bei einigen zentralafrikanischen Völkern auf der Speisekarte. Die Erstübertragung geschah vermutlich auf einen Jäger oder Koch, der mit dem Blut eines erjagten Tieres in Kontakt kam. Dabei ist interessant, dass HIV unter den traditionell ohne Feuerwaffen jagenden Pygmäen ausgesprochen selten ist. Stattdessen verbreitete es sich über Angehörige von Bantu-Völkern, die von der Landwirtschaft leben und die Jagd nur gelegentlich betreiben. Selbst die wenigen Fälle von HIV bei Pygmäen scheinen von benachbarten Bantu-Bauern übertragen worden zu sein.
    Das Anfangsrisiko-Modell

    Nehmen wir die Zeit um 1921 als möglichen Startpunkt von HIV-1 Gruppe M, welche im Jahre 2017 für weltweit fast 37 Millionen Infizierte verantwortlich war. Eine Rechnung soll abschätzen, wie viele Personen damals durch Schimpansen SIV-infiziert waren. Da unbekannt ist, welcher Bevölkerungsanteil aus den entsprechenden Gebieten einem Direktkontakt ausgesetzt war, benutzen wir für diesen Parameter zunächst den aktuellen Wert. Durch Befragungen im südlichen Kamerun wurde ermittelt, dass gegenwärtig etwa 0,1 % der erwachsenen Bevölkerung aus Dörfern im Umfeld von Schimpansen tatsächlich über die Jagd oder Küche mit rohem Schimpansenfleisch in Berührung kommen.

    Nicht alle Schimpansen, sondern nur die Unterart Pan troglodytes troglodytes kommt als Überträger zu HIV-1 in Frage. Da die Tiere relativ ortsfest leben, lässt sich das Territorium der Erstübertragung eingrenzen. Zur Abschätzung der Personenzahl, die um 1921 durch Direktkontakt infiziert gewesen sein könnten, benutzen wir die folgenden Daten6:

    Nach Volkszählungen lebten damals 1,35 Millionen Erwachsene in den Verbreitungsgebieten von Pan troglodytes troglodytes. Etwa 0,1 % davon waren gelegentlich mit der Jagd oder Zubereitung von Schimpansenfleisch beschäftigt.
    Der Anteil SIV-infizierter Pan troglodytes troglodytes liegt bei 5,9 %. Nehmen wir an, dass dieser Wert unverändert geblieben ist.
    Für das Übertragungsrisiko von einem SIV-infizierten Tier auf den Jäger oder Koch wird der Wert 3 %. angenommen. (Dieser Wert orientiert sich am Zehnfachen des entsprechenden Infektionsrisikos von medizinischem Personal bei HIV-infizierten Patienten, wie es bis Anfang 1990 auftrat.)

    Multiplikation ergibt 1,35 x 106 x 10-3 x 5,9 x 10-2 x 3 x 10-2 = 2,3.

    Damit können wir von etwa zwei Infizierten ausgehen, welche das Virus noch an ihre Ehepartner und schlimmstenfalls ihre Kinder übertragen konnten.

    Das Modell liefert also höchstens eine Handvoll Direktinfizierte, von denen einer zum Ausgangspunkt der Pandemie wurde. Bereits hier lässt sich vermuten, dass es noch weitere Faktoren zur Begünstigung der Seuche gab. Anderenfalls müsste unser ländlicher Kandidat entweder stark vom Zufall erwählt oder mit seiner gesamten Umgebung ein Sexualleben bis an die physischen Grenzen geführt haben. SIV ist bei Menschen über heterosexuelle Intimkontakte längst nicht so einfach wie HIV-1 übertragbar. Bei letzterem liegt das Risiko pro Intimkontakt im Schnitt bei 0,1 %, falls sich der infizierte Partner nicht gerade in der hochansteckenden Anfangsphase befindet.

    Nun bleibt zu prüfen, wie sich unser Modell mit der vorkolonialen bzw. kolonialen Wirklichkeit verträgt.
    Die vorkoloniale Lebenswelt

    Vergleicht man die Daten 1) bis 3) mit der vorkolonialen Situation, so lag die Kontaktrate aus 1) vermutlich tiefer als 0,1 %, da Jagderfolge seltener waren. Die in Verbänden lebenden Schimpansen sind nicht nur intelligent, sondern auch robust genug, sodass die Jagd für einen Bauern ohne Feuerwaffen sehr aufwändig wäre. Der Bogen besitzt eine geringere Reichweite und aus traditionellen Fallen können sich die geschickten Tiere oft befreien. Außerdem war das Verkehrsnetz damals weniger ausgebaut und ersteckte sich nicht in den Dschungel, der für einen Gelegenheitsjäger wie den einheimischen Bauern fast nur in der Trockenzeit passierbar war. Solange Schimpansen nicht die Felder angriffen, wurden sie von den Bantu-Bauern eher in Ruhe gelassen. Die Zahl von zwei Infizierten war also eher an der Obergrenze.
    Veränderungen durch die Kolonisation

    Nach der territorialen Aufteilung zu Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich die Lebensweise großer Bevölkerungsteile grundlegend. Reichtümer wie Elfenbein, Kautschuk und Holz lagen den europäischen Geschäftsleuten, allen voran dem belgischen König Léopold II, zwar buchstäblich zu Füßen, doch sie mussten abgeholt werden. Die gesetzlich eingeführte Zwangsarbeit sicherte die billigen Arbeitskräfte, welche ohne Beachtung gesundheitlicher Risiken weiter und weiter ins Landesinnere geschickt wurden. Skrupellosigkeit wurde zur wichtigsten unternehmerischen Voraussetzung.7 Eine anschauliche Schilderung dieser Beutezüge in einer weitgehend menschenfeindlichen Wildnis findet man in Joseph Conrads Kongo-Roman „Heart of Darkness“.

    Natürlich mussten die Arbeiter vor Ort ernährt werden, weshalb der Jagd eine entscheidende Bedeutung zukam. Da sie (von den Aufsehern) mit Gewehren betrieben wurde, rückten auch Schimpansen ins Beutespektrum. Das Ausmaß dieser Wilderei ist schwierig abzuschätzen. Unstrittig dokumentiert durch Edmund Morel, waren Waffen und Munition der wichtigste Importartikel für Léopolds Congo-Freistaat. Ihre Anwendung lässt sich daran ermessen, dass bereits zu Beginn des Jahrhunderts warnende Stimmen auf die Ausrottung ganzer Arten hinwiesen. Auch die Schimpansen waren gefährdet, denn ihre Jagd wurde schließlich in den französischen Territorien mit hohen Steuern belegt und im belgischen Teil sogar verboten. Allerdings ist kaum anzunehmen, dass die Verbote damals mehr Wirkung als heute zeigten. In den ausgedehnten und entlegenen Territorien waren sie praktisch nicht durchsetzbar.

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Jagdkontakte mit Schimpansen zu Beginn der kolonialen Periode wahrscheinlich angestiegen sind. Die Rate bei 1) lag höher als 0,1 % und die Zahl von zwei Infizierten damit näher an der Untergrenze.

    Dr. Raj Spielmann ist Mathematiker und Autor des Buches „Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik. Mathematische Anwendungen in Natur und Gesellschaft“, das im Verlag Walter De Gruyter erschienen ist.

    #SIDA #histoire #colonialisme

  • Target – Zielscheibe
    https://www.youtube.com/watch?v=4uARTIKU-VM

    Il y des scènes interessantes qui montrent #Paris, #Hambourg et #Berlin en 1984/1985, on nous popose une bonne copie d’un point de passage entre Berlin-Ouest et Berlin-Est qui possède une qualité quasi documentaire.

    Autrement le montage consiste dans un mélange incroyable de lieux qui n’ont aucun rapport en réalité, un pont qui mène à la « Speicherstadt » à Hambourg figure comme pont berlinois et pour les scènes de la fin on « quitte Berlin » alors que c’était strictement impossible à l’époque. Les villages de la « banlieue berlinoise » consistent en maisons fabriqués avec des pierres qu’on ne trouve pas dans la région où tout est construit en briques, en bois et en boue seche

    J’aime bien la trame style b-picture , le jeu des acteurs est O.K.

    A l’époque le monde hetero ne se rendait pas encore compte de l’existence du #SIDA alors le jeune Matt Dillon avait droit à quelques scènes de baise d’une qualité acceptable. C’est un film américain alors on ne va pas très loin dans ce qu’on nous montre et Gene Hackman reste fidèle à sa femme alors que sa copine espionne est très amoureuse de lui. Il y a un vieux #stasi dans une chaise roulante, de la trahison etc.

    Target (1985 film) - Wikipedia
    https://en.wikipedia.org/wiki/Target_(1985_film)

    Target is a 1985 American mystery thriller film directed by Arthur Penn and starring Matt Dillon and Gene Hackman.
    ...
    Cast

    Gene Hackman - Walter Lloyd/Duncan (Duke) Potter
    Matt Dillon - Chris Lloyd/Derek Potter
    Gayle Hunnicutt - Donna Lloyd
    Josef Sommer - Barney Taber
    Guy Boyd - Clay
    Viktoriya Fyodorova - Lise
    Herbert Berghof - Schroeder
    Ilona Grübel - Carla
    James Selby - Ross
    Ray Fry - Mason
    Tomas Hnevsa - Henke
    Jean-Pol Dubois - Glasses/Assassin
    Robert Ground - Marine Sergeant
    Véronique Guillaud - Secretary American Consulate
    Charlotte Bailey - Receptionist
    Randy Moore - Tour Director
    Jacques Mignot - Madison Hotel Clerk
    Robert Liensol - Cafe Vendor

    #film #cinéma #guerre_froide #espionnage #USA #anticommunisme #DDR

    • @aude_v #SPOILER

      Je ne sais pas si le film est qualifié pour entrer dans la liste des flicks « culte », mais il a quelques éléments remarquables comme le vieux stasi qui se révèle finalement comme la seule personne à qui Gene Hackman peut faire confiance et qui ne le trahit pas. Il y a une histoire sous-jacente entre pères ennemis à cause de la guerre dans laquelle ils sont engagés. C’est ce destin d’homme qui les unit et permet un dénouement heureux de l’intrigue. L’essentiel se joue entre hommes adultes.

      Les personnages du fils Matt Dillon (Chris/Derek) et de l’épouse Gayle Hunnicutt sont neutres en ce qui concerne le traitement du sujet de la confiance. Gene Hackman a abandonné une vie d’aventures pour eux. La famille est sacrée donc il n’y a pas de trahison.

      Le fils est un boulet en pleine révolte pubertaire, et Gene ne peut pas vraiment compter sur lui. En ce qui concerne les femmes c’est tout aussi incertain : Son fils tombe amoureux d’une femme fatale allemande bien blonde Ilona Grübel (Carla) qui essaie de le tuer, la femme de Gene reste kidnappée jusqu’au dénouement, alors on ne sait rien sur elle, et sa copine Victoria Fyodorova (Lise) reste énigmatique.

      On ne sait jamais si on peut faire confiance aux femmes ...

      C’est pourquoi le dénouement se passe sous forme d’une belle déclinaison du sujet demoiselle en détresse avec son repartition de rôles hyper-classiques.

      Un moment drôle arrive quand papa Gene révèle à fiston Matt que toute la famille a changé de nom pour échapper aux persécution des espions est-allemands. Le petit est choqué et fait une scène digne de La Cage aux folles de Molinaro.

      Vu sous cet angle le film a certaines qualités de deuxième degré à cause du contraste entre d’un côté le personnage principal ultra-masculin joué par Gene Hackman et les femmes blondes très dures, et de l’autres côté les hommes CIA lâches aux allures homos efféminés, enfin rien n’est comme il semble .Voilà ce qui se doit dans un thriller avec des espions et des nenettes sexy .

      Bon, l’histoire est assez tirés par les cheveux, mais enfin ...

      https://de.wikipedia.org/wiki/Ilona_Gr%C3%BCbel
      https://en.wikipedia.org/wiki/Gayle_Hunnicutt
      https://en.wikipedia.org/wiki/Victoria_Fyodorova

      https://en.wikipedia.org/wiki/Damsel_in_distress

  • #Sida, un héritage de l’époque coloniale

    Des scientifiques mènent une enquête au coeur de l’#Afrique, à la recherche des origines du VIH. Un documentaire captivant, diffusé à l’occasion de la Journée mondiale de lutte contre le sida, le 1er décembre.

    Il est l’un des plus grands tueurs de la planète. Avec plus de 36 millions de morts et près de 37 millions de personnes infectées, le sida constitue à ce jour la pandémie la plus destructrice de l’histoire contemporaine. Afin de mieux la connaître, une équipe de scientifiques part sur les traces de son origine, au cœur de l’Afrique, dans l’ancien Congo belge. En parvenant à mettre la main sur d’anciens prélèvements humains contenant le virus, ils arrivent à la conclusion que la première transmission du sida – du chimpanzé à l’homme – se situe autour de l’an 1908, des décennies avant les premiers cas connus.

    Catastrophe en germe
    Les chercheurs ne s’arrêtent pas là. Ils se plongent dans l’histoire coloniale du Congo pour comprendre comment le VIH a pu se propager. Au début du XXe siècle, soucieuses de ne pas perdre la main-d’oeuvre indigène qu’elles exploitent, les autorités coloniales lancent des campagnes massives de vaccination contre la maladie du sommeil, où l’on a souvent recours à des seringues mal stérilisées. De même, la syphilis, qui se répand alors, augmente considérablement les risques de transmission du sida entre les hommes. Parallèlement, le chemin de fer se développe dans le pays car Kinshasa est une plaque tournante de l’industrie minière. Le virus devient mouvant. Lors de l’indépendance du Congo, en 1960, la pandémie couve. Dans les années 1970, les ravages successifs de la guerre civile, puis les errements du régime prédateur de Mobutu, qui ruine l’économie, créent les conditions chaotiques d’une propagation fulgurante du virus...
    Carl Gierstorfer signe un documentaire passionnant, où l’enquête scientifique se mêle à des images d’archives, parfois dures, témoignant de la cruauté et des ravages de la colonisation. Il rappelle également qu’à l’heure où les maladies infectieuses se développent dans le monde entier, les conditions d’une nouvelle pandémie sont peut-être à nouveau réunies.


    https://www.arte.tv/fr/videos/051599-000-A/sida-un-heritage-de-l-epoque-coloniale
    #aids #HIV #colonialisme #colonisation #histoire #santé #maladie #film #documentaire #Congo #Congo_belge #épidémie #pandémie #singes #chimpanzé #VIS #Afrique_équatoriale_française #Cameroun #Congo_français #maladie_du_sommeil #vaccination #syphilis #déforestation #globalisation #prostitution #mondialisation #santé_publique #chasse #contamination_entre_espèces #virus

  • The Ghost of King Leopold II Still Haunts Us – Media Diversified

    https://mediadiversified.org/2015/04/20/the-ghost-of-king-leopold-ii-still-haunts-us-belgium-colonization-

    Merci Meta pour le signalement !

    In an article entitled “The Early Spread and Epidemic Ignition of HIV-1 in Human Populations” in the magazine Science in October 2014, Nuno Faria and his fellow researchers revealed the location of Ground Zero for one of the world’s most deadly infectious diseases—HIV. They discovered that HIV-1 originated in Kinshasa, the capital city of the Democratic Republic of Congo (DRC) and explain that the deadly virus spread throughout the Congo via the railroad network. HIV-1 was subsequently transmitted by Haitian professionals back to Haiti and then to the United States (1).

    Faria and colleagues presented their research findings as follows:

    Our estimated location of pandemic origin explains the observation that Kinshasa exhibits more contemporary HIV-1 genetic diversity than anywhere else. It clarifies why the oldest known HIV-1 sequences were sourced from this city and why several early cases indicative of AIDS are linked to Kinshasa (p. 57).

    #congo #léopold #massacre #génocide #colonialisme

    • ça me rappelle le livre « Les fantômes du roi Léopold » que j’avais lu il y a 20 ans...
      Les Fantômes du Roi Léopold, un #holocauste oublié

      « Le remarquable document d’Hochschild dépasse toutes les autres études sur le Congo. Il montre comment l’Europe entière - et les États-Unis - s’est rendue complice de l’holocauste perpétré par le roi Léopold sur le peuple congolais. », Nadine Gordimer.
      « Un ouvrage exceptionnel, profondément stimulant, qui m’a bouleversé comme l’avait fait en son temps Au cœur des ténèbres, et pour la même raison : parce qu’il révèle les horreurs cachées commises au Congo. Passé obscur, sur lequel Hochschild fait la lumière, c’est notre passé à tous. », Paul Theroux.
      Dans les années 1880, alors que l’Europe se lance dans la colonisation de l’Afrique, le roi #Léopold_II de #Belgique s’empare, à titre personnel, des immenses territoires traversés par le fleuve Congo, afin de faire main basse sur ses prodigieuses richesses. Réduite en esclavage, la population subit travail forcé, tortures et mutilations, au point qu’on estime à 10 millions le nombre d’Africains qui périrent. Tandis que Léopold II continue de cultiver sa réputation d’humaniste, des voix commencent à dénoncer ce crime de masse, donnant naissance au premier mouvement international de défense des droits de l’homme du XXe siècle…
      Avec une force d’évocation exceptionnelle, Adam Hochschild peint le portrait d’un roi mégalomane et décrit les combats de ses opposants, la vie des témoins - explorateurs, missionnaires - et celle des victimes. S’il révèle un épisode tragique de l’histoire contemporaine, il dissèque aussi l’ensemble du système colonial, offrant des clés indispensables à la compréhension d’une actualité dramatique.


      https://www.librairiedialogues.fr/livre/852912-les-fantomes-du-roi-leopold-un-holocauste-oublie-adam-hoch

      Ce livre m’avait profondément marquée...
      #livre

    • Et ce reportage passé sur arte sur la question #sida et #HIV, en lien avec le #colonialisme et la #colonisation :
      Sida, un héritage de l’époque coloniale

      Des scientifiques mènent une enquête au coeur de l’Afrique, à la recherche des origines du VIH. Un documentaire captivant, diffusé à l’occasion de la Journée mondiale de lutte contre le sida, le 1er décembre.

      Il est l’un des plus grands tueurs de la planète. Avec plus de 36 millions de morts et près de 37 millions de personnes infectées, le sida constitue à ce jour la pandémie la plus destructrice de l’histoire contemporaine. Afin de mieux la connaître, une équipe de scientifiques part sur les traces de son origine, au cœur de l’Afrique, dans l’ancien Congo belge. En parvenant à mettre la main sur d’anciens prélèvements humains contenant le virus, ils arrivent à la conclusion que la première transmission du sida – du chimpanzé à l’homme – se situe autour de l’an 1908, des décennies avant les premiers cas connus.

      Catastrophe en germe
      Les chercheurs ne s’arrêtent pas là. Ils se plongent dans l’histoire coloniale du Congo pour comprendre comment le VIH a pu se propager. Au début du XXe siècle, soucieuses de ne pas perdre la main-d’oeuvre indigène qu’elles exploitent, les autorités coloniales lancent des campagnes massives de vaccination contre la maladie du sommeil, où l’on a souvent recours à des seringues mal stérilisées. De même, la syphilis, qui se répand alors, augmente considérablement les risques de transmission du sida entre les hommes. Parallèlement, le chemin de fer se développe dans le pays car Kinshasa est une plaque tournante de l’industrie minière. Le virus devient mouvant. Lors de l’indépendance du Congo, en 1960, la pandémie couve. Dans les années 1970, les ravages successifs de la guerre civile, puis les errements du régime prédateur de Mobutu, qui ruine l’économie, créent les conditions chaotiques d’une propagation fulgurante du virus...
      Carl Gierstorfer signe un documentaire passionnant, où l’enquête scientifique se mêle à des images d’archives, parfois dures, témoignant de la cruauté et des ravages de la colonisation. Il rappelle également qu’à l’heure où les maladies infectieuses se développent dans le monde entier, les conditions d’une nouvelle pandémie sont peut-être à nouveau réunies.

      https://www.arte.tv/fr/videos/051599-000-A/sida-un-heritage-de-l-epoque-coloniale

      #film_documentaire #documentaire #film #épidémies #santé #maladie

    • Je viens de voir qu’il y a une « Avenue Léopold II » dans le 16e arrondissement et je me demande « quelle est la date limite » : on aurait pas idée de nommer une rue Pol Pot, Pétain, Staline ou Hitler, mais Léopold II ne pose pas de problème. Date limite, vers 1900 ?

      

      Il y a des exceptions comme Robespierre qui a ses rus en province ou en banlieue mais pas à Paris parce que c’était un personnage « assoiffé de sang » :

      Une rue Robespierre dans la capitale, par Alexis Corbière

      https://www.lemonde.fr/idees/article/2011/06/27/une-rue-robespierre-dans-la-capitale_1541487_3232.html

      ❝Une rue Robespierre dans la capitale, par Alexis Corbière

      Robespierre n’était pas au sein du Comité de salut public le personnage « assoiffé de sang » qu’un vulgaire révisionnisme historique a dépeint par la suite.

      Publié le 27 juin 2011 à 13h35 - Mis à jour le 27 juin 2011

    • @cdb_77 c’est peut-être un autre pétin ? si c’est la bonne orthographe sinon c’est Pétain

      https://www.france24.com/fr/20130409-france-derniere-rue-marechal-petain-debaptisee-belrain

      Le petit village de Belrain, dans la Meuse (Est), possédait la dernière rue en France dénommée en hommage au Maréchal-Pétain. Sur décision de ses élus, le lieu a été débaptisé et attend son nouveau nom. La dernière « rue du Maréchal-Pétain », en France, a été débaptisée.

      Seulement en 2013 !

    • • il y a une rue de Petin à Baileux, juste à côté des bières de Chimay dans le Hainaut belge,

      • il y a une rue du Petin à Verchin, sur les bords de la Lys dans le Pas-de-Calais

      • il y a un Henri Pétin (et quelques autres cf. les homonymes en haut de page)

      Henri Pétin — Wikipédia
      https://fr.wikipedia.org/wiki/Henri_P%C3%A9tin

      Henri Pétin est un homme politique français né le 16 avril 1870 à Paris et décédé le 20 janvier 1911 à La Seyne-sur-Mer (Var).

      Biographie
      Auteur de théâtre et de chansons sous le pseudonyme d’Henri de Mamers, il est aussi à la tête d’une maison de commerce en métaux à La Seyne-sur-Mer et se lance dans la construction navale. Maire de La Seyne-sur-Mer de 1904 à 1911, conseiller général, il est député du Var de 1909 à 1910, siégeant au groupe radical-socialiste.

  • Tubercolosi, aids, scabbia: ecco cosa dicono i dati sui migranti “untori”

    L’Inmp pubblica un monitoraggio sulle tre patologie, indicate come legate a un afflusso sempre maggiore di persone straniere nel nostro Paese, confutando l’ipotesi contagio.

    Dopo l’ultima inchiesta della procura di Catania su Medici senza frontiere incentrata sullo smaltimento dei rifiuti provenienti dalle navi che fanno soccorso in mare, si torna a parlare di migranti e malattie. Un legame spesso indagato e smentito da medici e ricercatori. Questa volta a smontare la bufala sui migranti “untori” ci pensa l’Inmp, l’Istituto nazionale per la promozione della salute delle popolazioni Migranti e per il contrasto delle malattie della Povertà. In particolare, l’ente pubblica sul suo sito un monitoraggio sulle tre patologie tubercolosi, Aids/Hiv e scabbia, indicate sempre più come malattie il cui contagio sarebbe causato da un afflusso sempre maggiore di persone straniere nel nostro paese.

    Per quanto riguarda la tubercolosi, spiega l’Inmp i dati del Ministero della Salute indicano come negli ultimi 15 anni il numero di casi è rimasto pressoché costante (circa 4.500 segnalazioni l’anno), a fronte di una lenta e progressiva diminuzione dell’incidenza nella popolazione generale: da 9,5 casi/100.000 abitanti nel 1995 a 7 casi/100.000 nel 2012 e 6,6 casi/100.000 nel 2016. In particolare, il tasso di incidenza (dati 2016) è inferiore a quello della media dei Paesi dell’Unione Europea (11,4) e tra i più bassi tra quelli osservati nell’Europa occidentale (superiore solo a Danimarca, Finlandia e Norvegia), secondo i dati del rapporto “Tuberculosis surveillance and monitoring in Europe 2018 – 2016 data” pubblicato dallo European Centre for Disease Prevention and Control/WHO – Regional Office for Europe.

    L’Istituto analizza separatamente i dati relativi alla popolazione straniera, rilevando un andamento altalenante: un aumento del numero assoluto da 1.652 nel 2003 a 2.310 nel 2012, una diminuzione fino al 2015 e un nuovo incremento nel 2016 (2.419 casi), in prima ipotesi da correlare al picco di arrivi nel nostro Paese osservato in quell’anno (181.436). “Tuttavia, – spiega l’Inmp – quando l’aumento dei casi viene posto in relazione con l’aumento della popolazione straniera in Italia (più che raddoppiata negli ultimi 10 anni), si nota che il tasso diminuisce anche tra gli immigrati, con valori più che dimezzati: da 99,5 per 100.000 nel 2003 a 55,3 per 100.000 nel 2012 e 48,1 per 100.000 nel 2016”. I casi sono aumentati, dunque, solo in numero assoluto e non in proporzione all’aumento del numero degli immigrati (+243% nel 2016). L’Inmp esclude, dunque un allarme per la popolazione italiana. “A tale evidenza si aggiunge la maggiore consapevolezza verso la malattia da parte del servizio sanitario nazionale – spiega l’Istituto, – che si è recentemente dotato di apposite linee guida per il controllo delle malattie alle frontiere e per il controllo della tubercolosi”

    Lo stesso vale per il virus dell’Hiv e per l’Aids. Secondo il rapporto Osservasalute 2017, tra il 2006 e il 2016 sono stati segnalati circa 35.000 nuovi casi di infezione di HIV tra gli adulti, di cui 9.705 a carico di stranieri. Tra questi ultimi, il numero assoluto delle diagnosi è andato aumentando (tra gli uomini da 322 casi nel 2006 a 676 nel 2016 e tra le donne da 251 a 461 casi), fenomeno questo correlabile sia ad una maggiore copertura del Sistema di sorveglianza sia all’incremento della popolazione straniera in Italia. “Tuttavia, va segnalato che i tassi di incidenza per l’Hiv mostrano una diminuzione tra gli stranieri inizialmente più accentuata, da 51,3 per mille nel 2006 a 27,7 per mille nel 2011. Poi più graduale, fino a un lieve incremento nel 2016 (28,5 per 100.000). Tale ultimo dato potrà essere meglio interpretato solo con un’osservazione dei trend nei prossimi anni – spiega l’Istituto, ipotizzando anche che questo possa essere legato all’emersione del fenomeno dovuta a un maggior ricorso allo screening per Hiv da parte degli operatori sanitari, più che di una ripresa dell’infezione tra i migranti. A ciò si aggiunge un decremento, negli stessi anni e tra gli stranieri, dei tassi di incidenza di Aids (malattia conclamata), probabilmente grazie all’aumentata disponibilità della terapia antiretrovirale così come alla maggiore opportunità di accesso ai servizi specialistici.

    Infine, per la scabbia l’Istituto sottolinea che si tratta di una patologia “effettivamente diffusa tra i migranti allo sbarco, come conseguenza delle condizioni di scarsa igiene e promiscuità subite nei centri di raccolta nei Paesi di partenza e transito e durante la traversata”. Dai dati raccolti dal team specialistico dell’INMP negli hotspot di Lampedusa e Trapani-Milo nel 2015-2016, su 6.188 persone visitate, il 58 per cento ha ricevuto una diagnosi di scabbia. “Tuttavia, nonostante l’elevato riscontro della diagnosi, non sono stati registrati casi di contagio tra gli operatori sanitari e, più in generale, a seguito di tutti gli sbarchi in Italia, non sono mai state segnalate epidemie tra gli italiani, a conferma” conclude l’Istituto.

    Sul tema si è espresso anche Roberto Burioni, medico ,accademico, attivo come ricercatore nel campo relativo allo sviluppo di anticorpi monoclonali umani contro agenti infettivi. Sul suo nuovo sito di divulgazione scientifica “Medical facts” parla di una ricerca inglese e danese secondo cui i migranti arrivano sani e si ammalano nei Paesi di arrivo. “I batteri resistenti agli antibiotici non li acquisiscono nei loro Paesi poveri e martoriati, dove soldi per gli antibiotici scarseggiano e le medicine vengono usate con il contagocce – spiega l’articolo a firma Roberto Burioni e Nicasio Mancini. – I batteri resistenti, tenetevi forte, i migranti li contraggono quando sono costretti a vivere, pigiati con altre centinaia di persone, in condizioni inumane in Paesi in cui i batteri resistenti agli antibiotici sono presenti in maniera molto abbondante. Indovinate qual è uno di questi Paesi? Avete indovinato: l’Italia, che non solo è un luogo di primo approdo per i migranti, ma anche un Paese (insieme alla Grecia), che primeggia in Europa per la presenza di questi pericolosissimi batteri resistenti ai farmaci. Dunque, non siamo noi che prendiamo questi pericolosi batteri dagli immigrati (le evidenze di trasmissione alle popolazioni locali sono ancora molto scarse). Ma sono i migranti che li prendono da noi”. Il paradosso – spiega il medico – è che in altri Paesi in Europa, dove il numero di batteri resistenti è molto inferiore al nostro, “sono preoccupati da chi proviene dall’Italia, perché potrebbe diffondere questi batteri – aggiunge il medico. – A proposito, a conferma di quanto emerge dallo studio, questo non vale solo per gli immigrati, vale anche per noi italiani. Ci sono nazioni in cui, se un italiano è ricoverato in ospedale, è tenuto in isolamento (potremmo quasi dire in quarantena), durante il periodo di ricovero, per il timore che possa diffondere i batteri resistenti dove non ci sono”.

    L’articolo di Burioni è stato criticato oggi dal quotidiano La Verità. Nel pezzo di apertura del giornale, dal titolo “Le balle del medico prediletto del Pd: gli italiano infettano gli immigrati”, il direttore Maurizio Belpietro accusa il medico di mistificare i contenuti della ricerca di The Lancet. “A leggere ciò che spiega il sito di Burioni, la ricerca sarebbe definitiva, – scrive Belpietro. – Peccato che già sul sito della rivista si capisca che definitiva non è, ma si tratta di una “scoperta” tutta da valutare, innanzitutto perché, come ammettono gli stessi ricercatori, basata su dati un po’ scarsi e poi perché a influire sulla diffusione dei batteri resistenti agli antibiotici non sono gli italiani, ma le “condizioni di viaggio” dei migranti per arrivare da noi”. Non si è fatta attendere la replica di Burioni che su Twitter ha scritto: “Confermo che il contenuto del nostro articolo su http://www.medicalfacts.it rappresenta una corretta e rigorosissima lettura dell’articolo citato, pubblicato su Lancet Infectious Diseases. La Verità gli fa male lo so; ma i fatti sono fatti e bisogna accettarli anche se sgraditi.

    https://www.cartadiroma.org/news/in-evidenza/tubercolosi-aids-scabbia-ecco-cosa-dicono-i-dati-sui-migranti-untori/amp/?__twitter_impression=true
    #maladies #réfugiés #préjugés #contamination #HIV #sida #scabies #tuberculeuse #asile #migrations #fact-checking

    • #Salvini: «Gli immigrati hanno il record di Tbc e scabbia»

      Il vicepremier e ministro dell’Interno leghista replica alle parole del direttore della Pediatria d’urgenza del policlinico S.Orsola di Bologna che aveva detto: "Le malattie che si pensavano debellate ma che stanno tornando non sono causate dai migranti, come qualcuno vuol far credere, ma dall’aumento della povertà”

      http://www.rainews.it/dl/rainews/articoli/Migranti-Salvini-Hanno-record-di-Tbc-e-scabbia-piu-poveri-della-media-4d674e

    • The myth that migrants spread diseases

      ‘Very low risk’ of infectious diseases being transferred from migrant population to host population in WHO European region.

      Myths that migrants spread diseases or that migration is bad for public health were dismissed recently at a special seminar at the graduate entry medical school in the University of Limerick.

      Migration and the health of refugees and migrants in particular is one of a number of issues in health where the truth is in danger of being eroded by myths and falsehoods.

      In an effort to address this the World Health Organisation (WHO) has published a new report on the health of refugees and migrants in the WHO European Region, which was launched at the special in Limerick.

      With the strapline No Public Health Without Refugee and Migrant Health, this is the first WHO report of its kind which sets out to establish the evidence and counter the many damaging myths around migrant health.

      Writing in the foreword to the report, Zsuzsanna Jakab, WHO regional director for Europe, said, refugees and migrants enjoyed the same human right to health as everyone else.

      “One key priority is enhancing social protection for refugees and migrants, including developing sustainable financial mechanisms, both nationally and internationally, to provide for universal health coverage and social protection.

      “Another key priority is reducing the xenophobia, discrimination and stigma often experienced by refugees and migrants through actions such as advocacy and evidence-informed communication with both refugee and migrant communities and host populations.”

      Misinformation surrounding migrant health can fuel stigma, allow dangerous myths to circulate unchallenged and make migrants fearful of accessing vital healthcare services.

      According to the WHO, “almost one in 10 people in the WHO European region is currently an international migrant”.

      “Finding work is a major reason why people migrate internationally, although violence, conflict, natural disasters and human rights abuses are also contributors. Migration and displacement are social determinants of health affecting the health of refugees and migrants.”
      Universal approach

      The WHO seminar in UL on refugee and migrant health was part of a series of events that took place in cities across Europe, including, Athens, Rome, Moscow, Ankara and London, and it was attended by Dr Santino Severoni of the division of policy and governance for health and wellbeing, WHO regional office for Europe.

      Speaking to the Irish Times, Dr Severoni, who oversaw the report, underlined the importance of a universal approach to public health, which he said meant ensuring access to healthcare for all regardless of ethnicity or nationality.

      Dr Severoni said there was a need to strengthen and accelerate investment in research into the public health aspect of migration, and that migration health must be discussed and considered in all aspects of population health.

      Commenting on myths surrounding migrant health, Dr Severoni said there was a lot of confusion and misinformation even among healthcare workers and policy-makers in the healthcare sector which needed to be addressed.

      “There are a number of misinformation or gaps in terms of evidence which are extremely dangerous because they can produce a stigma,” he said.

      One of the biggest myths that has been busted by the WHO report is around fears that migrants bring infectious diseases to host populations. According to the WHO report, the evidence suggests that there is “very low risk” of infectious diseases being transferred from the refugee and migrant population to the host population in the WHO European region.

      In relation to specific diseases, the WHO report found that for HIV, for example, “there is growing evidence to suggest that a significant proportion of refugees and migrants who are HIV positive, including those who originate from countries of high HIV prevalence, acquire infection after they have arrived in the region”.

      The report also points out that in Europe refugees and migrants are more likely to be diagnosed at a later stage of their HIV infection. The reasons for this include “stigma and discrimination; migrant status and fear of administrative consequences; gaps in HIV testing services among refugees and migrants; and barriers to uptake and lack of understanding of service availability”.

      Furthermore, the report highlights that the process of migration itself can “create additional vulnerable situations where infections can occur, such as exposure to sexual violence (with potential for transmission of sexually transmitted infections), substance abuse and secondary risk-taking behaviours linked to poverty, isolation and marginalisation”.
      Perilous journeys

      Commenting, Dr Severoni said one of the biggest myths around refugee and migrant health was the direct link made by too many between migrants and the spread of infectious disease. “The spreading of infectious diseases is related to certain exposure to risk and behaviour which is exactly the same for any person in our society.”

      Dr Severoni added that while the perilous journeys migrants were forced to make may increase their risk of contracting disease, for example, if they don’t have access to clean water, there was also a myth that once they arrive they are at risk of infecting the host population, and this, he said, was also untrue.

      A further myth busted by the WHO report was that the spread of disease only moves from south to north. Dr Severoni said the reality was that anyone travelling to a tropical country was at risk of contracting a tropical disease.

      In relation to non-communicable or chronic disease, the WHO found that on arrival refugees and migrants appear to be healthier and have lower prevalence rates for many non-communicable diseases compared with the host population.

      However, “prevalence rates, especially for obesity, begin to converge with longer duration of stay”, says the report.

      Dr Severoni explained that once they arrive in the host country migrants are two to three times more likely to contract a non-communicable disease compared to the resident population.

      Therefore, Dr Severoni said it was vital to ensure that the entire population including migrants and refugees had access to preventative medicine, and that a universal healthcare system was in place.

      However, he said it was important not to generalise for all non-communicable diseases as, for example, the evidence shows that while there is a reduced incidence of most cancers among migrants, this was not true for cervical cancer which is higher in migrant women, mainly due to a lack of access to screening and vaccination.
      Difficulties

      Participants at the Limerick conference on refugee and migrant health included Alphonse Basogomba. Originally from Burundi, Mr Basogomba arrived in Ireland in 2004, and spent 11 years in direct provision in Limerick. While he said he did not have personal experience of difficulties accessing healthcare, he was aware of those that did.

      Mr Basogomba said some refugees and migrants were afraid of accessing healthcare when they became unwell in the host country due to the real fear that being sick would affect their application or legal status. Unfortunately, he said that for some, the fear was so great that they did not access healthcare until it is was too late.

      “Some people fear that if they find I have this disease I won’t get my status so they hold on until it is too late.”

      Mr Basogomba also said that language difficulties and culture differences added a further layer of complexity, and acted as additional barriers for refugees accessing healthcare.

      Prof Anne McFarlane, chair of primary care healthcare research at the graduate entry medical school in the University of Limerick (UL) , is one of Ireland’s foremost experts in migrant and refugee health.

      It is testament to Prof McFarlane’s pioneering work involving migrants in health research and policy that the public and patient involvement research unit at the graduate entry medical school in the UL which she established has been designated by the WHO as one of just five collaborating centres for migrants’ involvement in health research.

      Prof McFarlane’s particular area of expertise is around the language barriers that migrants face in their host countries.

      “At the moment people are relying on family members or friends or just broken English. Language differences are cited as a barrier to healthcare across countries, healthcare systems and over time. This is a persistent problem, but it can be addressed.
      Consultations

      “We need to advocate for migrants’ basic right to have access to healthcare – the right to a communication flow in their healthcare consultations. We need to disrupt the status quo and implement trained and accredited interpreters in our healthcare system.

      “This status quo compromises healthcare in all consultations, creates clinical risks and will certainly undermine management of infectious disease and non-communicable diseases which refugees and migrants are at risk of.”

      Prof McFarlane said migration was “a global phenomenon” that was not going to go away.

      “Irish people will be familiar with migration for many of their family histories. What changes are the patterns of migration. So we do need to understand who is migrating, why are they migrating, where are they migrating from, where they are migrating to, and then it is about understanding the public health implications of that and responding to it because migrants and refugees have a right to health just like anybody else.”

      https://www.irishtimes.com/life-and-style/health-family/the-myth-that-migrants-spread-diseases-1.3913342

  • Fou de Vincent
    http://www.radiopanik.org/emissions/hot-lips/fou-de-vincent

    Une voix d’homme, du son venu d’Amérique Latine

    Voici le mix que l’on vous propose pour cette lecture du superbe « Fou de Vincent » d’Hervé Guibert

    #sida #masculin #homosexualité #amour #sida,masculin,homosexualité,amour
    http://www.radiopanik.org/media/sounds/hot-lips/fou-de-vincent_05705__1.mp3

  • La dépénalisation des drogues au Portugal a changé les mentalités Cecilia Mendoza - 11 Novembre 2018 - RTS _
    https://www.rts.ch/info/monde/9985650-la-depenalisation-des-drogues-au-portugal-a-change-les-mentalites.html

    Au Portugal, toutes les drogues sont dépénalisées pour le consommateur depuis 2001. Une mesure radicale qui a fait ses preuves. Après dix-sept ans, les overdoses et le nombre de toxicomanes sont en baisse, le trafic mieux combattu.

    Lisbonne ouest, au bord du périphérique. Dans ce quartier tristement réputé pour le deal se trouve l’association Crescer, nichée au coeur d’une cour d’immeubles populaires. Créé en 2001, ce centre vient en aide aux personnes piégées par la drogue. « On respecte leurs décisions, leurs choix. S’ils ne veulent pas arrêter de prendre des drogues, on accepte ça », explique la psychologue de Crescer, Rita Lopes.

    L’association touche 1500 personnes dans la capitale. Rui aide les toxicomanes à faire les courses, nettoyer leur appartement, ou se rendre à l’hôpital. Si ça lui tient autant à coeur, c’est qu’il est lui aussi passé par là. Dans une autre vie. « Cela fait sept ans que je suis clean. Je voudrais remercier Crescer, parce que sans eux je serais probablement mort. »

    Une vaine répression
    Pour comprendre cette politique unique, il faut remonter à la fin de la dictature en 1974. Avec l’ouverture des frontières, les portes s’ouvrent également aux drogues en circulation sur le continent. En peu de temps, le pays devient une plaque tournante du trafic international et la population s’essaye à la nouveauté sans en connaître les risques.

    Pour tenter d’enrayer le phénomène, les pouvoirs publics misent sur la répression, en vain. Les prisons sont bondées et les seringues partagées. A la fin des années 1990, le nombre d’héroïnomanes atteint 1% de la population et le pays détient le record européen des morts du sida liés à la drogue. Aucune classe sociale n’est épargnée.

    Face à cette catastrophe sanitaire, le gouvernement réunit des médecins, psychiatres et juges pour qu’ils formulent une proposition. La dépénalisation de toutes le drogues à la consommation trouve un large consensus, y compris au Parlement. La modification de la loi sur les stupéfiants entre en vigueur en 2001. Les toxicomanes sont désormais considérés comme des malades et non plus des criminels ; on les fait alors passer du giron de la Justice à celui de la Santé.

    Selon l’Observatoire européen des drogues et des toxicomanies http://www.emcdda.europa.eu/countries/drug-reports/2018/portugal_en , le nombre de nouvelles infections au VIH liées à la drogue a chuté depuis l’entrée en vigueur de la nouvelle loi, passant de 1016 cas en 2001 à 30 en 2016. Le taux de décès liés aux drogues a également chuté, il est désormais cinq fois plus faible que la moyenne européenne.

    Dépénaliser n’est pas légaliser
    Sans endiguer les dépendances, le système a permis la chute de la mortalité par overdose et VIH, tandis que la lutte contre le trafic de drogue est toujours plus efficace. « Les forces de l’ordre sont libérées de toutes les tâches liées aux consommateurs, dont les cas sont renvoyés aux services de santé. Leur temps d’activité est consacré aux gros requins, et non plus aux petits poissons », se réjouit João Goulão, ancien médecin de famille devenu directeur du Service d’intervention pour les comportements d’addiction et de dépendance (SICAD) à la création du service en 2001.

    Bien qu’elle soit dépénalisée, la consommation reste néanmoins illicite. Dans les locaux de la Commission de dissuasion de la toxicomanie (CDT), rattachée au ministère de la santé, une audience se déroule avec deux représentants de la Commission, face à un jeune homme de 19 ans pincé en train de fumer du hashich dans la rue. Avec moins de 2 grammes sur lui, il s’agit clairement d’une détention pour consommation personnelle.

    La drogue a été saisie mais aucune poursuite ni amende ne suivra. « Il a juste été convoqué à se présenter chez nous », explique Nuno Capaz, vice-président de la CDT. « On l’a mis en garde contre les effets que le cannabis a normalement en termes de mémoire à court terme et de concentration, parce qu’il est encore aux études. On espère que ça va le faire réfléchir à sa consommation, mais je pourrais vivre avec le fait qu’il recommence à se droguer. Un juge ne pourrait pas », ajoute-il.

    Traitement pris en charge à 80%
    Il est midi et pour certains cela signifie prendre leur pause au pied du bus de méthadone de l’association Ares do Pinhal qui sillonne la ville depuis 2001. Pour son responsable Hugo Faria, le changement de politique peut se résumer à la mise en place d’un réseau. « Maintenant on travaille avec les services sociaux, médicaux, judiciaires, la police et les centres de traitement. Cela nous permet d’améliorer nos services auprès des patients. »

    Tout est pensé pour anéantir les obstacles à la désintoxication. Dans les centres, l’Etat prend en charge 80% du coût des traitements qui peuvent durer de 6 à 24 mois.

    Pensé comme solution radicale au mal être de toute une génération, le système portugais a déjà marqué et façonné l’histoire de la lutte mondiale contre la drogue.

     #drogue #dépénalisation #drogues #VIH #sida #santé #société #Portugal

  • Aux États-Unis, la crise des opioïdes bénéficie au don d’organes _ Marine Van Der Kluft - 1 Octobre 2018 - Le Figaro -
    http://sante.lefigaro.fr/article/aux-etats-unis-la-crise-des-opioides-beneficie-au-don-d-organes

    La hausse du nombre de décès par overdose aux antidouleurs a entraîné une augmentation du nombre d’organes disponibles à la greffe.

    Aux États-Unis, la crise des opioïdes continue de faire des ravages. Morphine, oxycodone ou encore le redoutable fentanyl… Entre 2010 et 2017, le nombre d’Américains décédés d’une overdose a été multiplié par deux. Des événements tragiques qui ont eu un effet inattendu, comme l’ont constaté les banques d’organes américaines : sur la même période, le nombre de donneurs morts par overdose a quadruplé, passant de 350 à 1400.

    « C’est une sinistre ironie : les décès dus à la drogue pourraient augmenter la disponibilité des organes », observent les responsables de la banque d’organes de Nouvelle-Angleterre (région du nord-est des États-Unis) dans un éditorial publié dans la revue Transplantation. En effet, après avoir atteint un pic en 2014, la liste des patients en attente d’une transplantation a diminué pour la première fois depuis vingt-cinq ans. Une baisse qui s’explique en partie par la crise des opioïdes.

    Des candidats idéaux aux greffes
    Les personnes décédées d’une overdose d’opioïdes sont-elles pour autant de bonnes candidates au don d’organes ? Selon le Pr Olivier Bastien, directeur du prélèvement et des greffes d’organes et de tissus à l’Agence de la biomédecine, il s’agit même de conditions idéales, dans le cas où les secours arrivent rapidement. « Le fentanyl est 1000 fois plus puissant que la morphine. Une overdose de ce produit bloque la respiration du patient. L’arrêt cardiaque est rapide, et les organes ne sont pas touchés. Si les secours arrivent vite, ils réalisent un massage cardiaque qui va permettre de faire repartir le cœur. Cependant, le cerveau aura été trop longtemps privé d’oxygène et le patient sera en état de mort cérébral », explique le médecin.

    Risque d’infections
    Cependant, les organes prélevés sur ce type de patients sont régulièrement mis de côté, ce que regrette une équipe de chercheurs de la faculté de médecine Johns Hopkins (Baltimore, États-Unis). « Malgré les caractéristiques favorables de ces donneurs, leurs reins et leur foie sont jetés trois fois plus souvent que ceux issus des morts par traumas », observent-ils dans une étude publiée dans la revue Annals of Internal Medicine.

    Ces patients sont en effet plus susceptibles d’avoir développé des infections consécutives à l’injection de drogues, et notamment l’hépatite B, C et le VIH. Pourtant, les risques de transmission sont désormais très faibles, avec moins d’un cas sur 1000 pour l’hépatite C et un sur 10.000 pour le VIH. En outre, l’étude montre que le taux de survie cinq ans après une greffe d’organes provenant d’une personne décédée d’overdose est équivalent à celui consécutif à la greffe d’organes provenant d’un donneur décédé par trauma.

    « Bien que ça ne soit pas la solution idéale à la pénurie, l’utilisation de ces organes devrait être optimisée », concluent les chercheurs de Johns Hopkins. C’est la stratégie qu’a choisie la banque d’organes de la Nouvelle Angleterre, région qui compte des états très touchés par la crise des opioïdes, comme le Vermont ou le Massachusetts. Alors que le taux national de décès par overdose était de 13,5% en 2017, celui-ci s’élevait à 27% en Nouvelle-Angleterre.

    Désormais, même si les tests révèlent la présence d’une hépatite B, C ou du VIH, l’établissement n’hésite plus à proposer la transplantation. « Les nouveaux traitements ont rendu le VIH maîtrisable et l’hépatite C curable », expliquent-ils. En effet, la loi américaine prévoit la possibilité d’une greffe si le receveur a déjà la maladie ou si le risque de décéder dépasse celui lié à l’infection. Ainsi, en 2016 a eu lieu la première transplantation d’un organe infecté par le VIH vers un patient lui-même atteint du sida. « C’est la preuve qu’avec une bonne stratégie, un élément salvateur peut émerger d’une tragédie nationale », expliquent-ils.

    #opioïdes #greffes #Chirurgie #drogues #Morphine #oxycodone #fentanyl #VIH #sida #optimisation #transplantation

  • Autoanalyse d’un #amour tumultueux
    http://www.laviedesidees.fr/Autoanalyse-d-un-amour-tumultueux.html

    Peut-on écrire le portrait sociologique de quelqu’un qui a toutes les apparences du sale type et à qui on a de surcroît été intimement lié ? C’est le pari risqué de Daniel Bizeul dans ce livre-hommage à Martial, dont la vie fut marquée par la domination sociale et la #violence sous toutes ses formes.

    #Recensions

    / violence, #sociologie, #sida, amour

  • Françoise Barré-Sinoussi - France Culture
    https://www.franceculture.fr/emissions/series/francoise-barre-sinoussi

    Françoise Barré-Sinoussi
    5 épisodes disponibles

    De sa fascination d’enfant pour le vivant au prix Nobel de médecine pour la découverte du virus du Sida, Françoise Barré-Sinoussi est marquée par l’obsession de comprendre mais aussi par l’urgence d’agir. La carrière passionnée d’une chercheuse engagée.
    Prix Nobel de médecine Françoise Barré-Sinoussi, co-découvreuse du virus du sida, Francoise Barre-Sinoussi, posant à l’Institut Pasteur à Paris en 2006.
    Prix Nobel de médecine Françoise Barré-Sinoussi, co-découvreuse du virus du sida, Francoise Barre-Sinoussi, posant à l’Institut Pasteur à Paris en 2006.• Crédits : Stéphane de Sakutin - AFP

    Bien longtemps avant son prix Nobel de médecine de 2008, Françoise Barré-Sinoussi découvre la nature. Cette rencontre dès l’enfance va jouer un rôle déterminant pour sa future carrière dans la recherche scientifique.

    Lorsque l’on habite dans le 19ème arrondissement de Paris, les contacts avec la nature sont limités. Par chance, Françoise Barré-Sinoussi, née en 1947, passe ses vacances d’enfant en Auvergne. Là, le spectacle de la nature la fascine. En particulier les êtres vivants.

    La petite fille possède déjà cette attirance pour la compréhension de la vie qui grouille sous ses yeux qui ne la quittera plus. Ses résultats scolaires reflètent son goût pour les matières scientifiques. Pourtant, elle ne passe son bac qu’à 19 ans…

    Ensuite, tout s’accélère. Il lui faut choisir entre la médecine et la biologie. Et vérifier que le métier de la recherche est bien ce qui lui convient. En scientifique, elle teste cette voie en optant pour les sciences naturelles.

    #santé #sida #hiv #Françoise_Barré-Sinoussi

  • How both sides in Ukraine’s war are losing the #HIV battle

    Displacement, aid delivery issues, and different strategies are all feeding a raging epidemic.
    Every month or so, health project manager Yulia sets off on an arduous 24-hour, 100-kilometre journey across eastern Ukraine’s “contact line” from Severodonetsk to the rebel-held city of Luhansk. It is the front line not only of a conflict that has claimed more than 10,000 lives since early 2014 but also of one of Europe’s worst HIV epidemics.

    https://www.irinnews.org/feature/2018/02/15/how-both-sides-ukraine-s-war-are-losing-hiv-battle
    #sida #AIDS #Ukraine #santé

  • OIT | Lancement du rapport sur les liens entre migration et santé
    https://asile.ch/2018/02/26/oit-lancement-rapport-liens-entre-migration-sante

    Le rapport de l’Organisation internationale du travail, publié en anglais, s’intitule “Promoting a Right-based Approach to Migration, Health, and HIV and AIDS : A framework for Action”. Il apporte une analyse des problèmes liés au SIDA dans les contextes de migration de travail. « La publication a été préparée par Patrick Taran, avec l’assistance du groupe de […]

  • Mémoire vive. Politique et #Sida dans « 120 Battements par minute ». Entretien avec Philippe Mangeot
    http://www.vacarme.org/article3087.html

    En un été, un récit presque oublié devient légende. 120 Battements par minute, de Robin Campillo, a été à la fin de l’été 2017 un choc mémoriel pour des anciens d’Act Up-Paris en même temps que pour des jeunes qui découvraient la lutte contre le sida. Son récit a été produit vingt-cinq après par des militants de l’#Act_Up-Paris du tout début des années 1990, s’instituant ainsi « appeleurs de mémoire ». Confrontant notre expérience du film avec celle singulière d’un de ses auteurs, nous avons souhaité interroger la façon dont s’éclairent mutuellement mémoires individuelles et intentions d’écriture. Il y est question de cette écriture vingt-cinq ans après d’un scénario, mais aussi, de l’élaboration d’un récit qui commence sans doute avec Act Up-Paris le 9 juin 1989.

  • Le foyer des discriminations
    http://www.laviedesidees.fr/Le-foyer-des-discriminations.html

    La #famille fait l’objet de nombreuses réflexions en sciences sociales mais rares sont celles qui l’interrogent sous le prisme de la #justice. Pour pallier ce manque, l’étude des discriminations qui se déroulent au sein de la famille permet de complexifier la représentation que nous avons de cette instance de socialisation.

    Essais & débats

    / famille, justice, #discrimination, #sida

    #Essais_&_débats

  • Le tourisme sexuel en Thaïlande : une prostitution entre misère et mondialisation
    http://teoros.revues.org/1822

    Près de neuf millions de touristes ont visité la Thaïlande en l’an 2000, parmi lesquels 65 à 70 % sont des hommes. Malgré d’intenses campagnes médiatiques de sensibilisation contre le tourisme sexuel et nombre de batailles judiciaires à l’encontre des abuseurs d’enfants en Asie et ailleurs, le secteur – si prospère pour beaucoup – du tourisme sexuel en Thaïlande ne paraît guère vouloir se tarir. Au contraire, la demande s’élargit et se diversifie. Le présent article dresse un rapide bilan du tourisme sexuel en Thaïlande tout en tentant de déceler les racines du mal et d’explorer les moyens d’en éradiquer ses aspects les plus détestables, aux conséquences particulièrement morbides. Les principaux analystes de la situation sociale en Thaïlande sont unanimes à considérer que l’avenir paraît pour le moins morose. La situation ne s’améliorera guère au cours des deux décennies suivantes ; elle s’adaptera plutôt aux nouvelles réalités du marché et au contexte géopolitique reconfiguré… Ainsi, au milieu des années 1990, nous avons souligné l’aggravation – et les conséquences dramatiques – de la prostitution à des fins touristiques (Michel, 1995 : 182-201), situation qui, avec la crise économique de 1997 et les turpitudes du consumérisme et de la mondialisation, s’est encore détériorée ces toutes dernières années, bien en dépit d’une réelle amélioration des législations en vigueur (mais les nouvelles lois sur la prostitution ou sur la lutte contre la pédophilie et le trafic d’enfants ne sont que rarement appliquées) et d’une prise de conscience évidente de la part de la population thaïlandaise, notamment en raison des ravages du sida… Mais, selon d’autres chercheurs, dont Bello, la situation est critique et la Thaïlande sera prochainement – triste record – le seul pays du globe dont la population devrait diminuer en raison du sida (1998 : 224).

    #corruption #prévention #prostitution #sida #tourisme_sexuel #thaïlande