du moment a passé son enfance dans ce bel immeuble à Prague avant que sa mère trouve sa situation inadéquate et emménage avec lui dans un pas si beau quartier à Hambourg.
Après des études aux résultats médiocres il a fait carrière comme agent provocateur des médias ultra-libéraux où il a semé arrogance et mépris pour les faiblesses des gens ordinaires. (Les faits sont publiés dans Wikipefia, alors ...)
29.6.2025 von Behzad Karim Khani - Der Schriftsteller Behzad Karim Khani setzt sich in diesem Text mit Maxim Biller auseinander. Auch geht es um den Umgang der Zeit mit Billers umstrittener Kolumne. Ein Gastbeitrag.
Kommt ein Palästinenser aus Gaza zum Arzt und sagt: „Herr Doktor, ich bin mit meiner Einheit durch den Zaun! Wir haben Israelis getötet, bis mir die Lust verging. Was soll ich tun?“ Sagt der Arzt: „Sie könnten natürlich einfach damit aufhören, aber raten würde ich es Ihnen nicht.“ Wenn Sie jetzt, liebe Leserinnen und Leser, angewidert von dieser Geschmacklosigkeit, die vorgibt, ein Witz zu sein, sich fragen, wie zur Hölle sie es in eine Zeitung geschafft hat, dann ist Ihre Reaktion nichts anderes als absolut richtig. Seien Sie versichert, der Autor dieser Zeilen empfindet da mit Ihnen. Und dennoch stehen sie da. Sie haben sich nicht verlesen.
Diese Zeilen sind ein Test. Viel eher ein einfaches Mittel, ein – zugegeben nicht sonderlich eleganter – Trick, den jeder Palästinenser in Deutschland kennt. Kennen muss. Wenn sie einmal mit einem gesprochen haben, ist es Ihnen vielleicht schon aufgefallen, wie irgendwann der Satz gefallen ist: „Stellen Sie sich mal vor, das würde man über einen Israeli sagen!“ Oder „… mit Juden machen“. Es wird eine Situation gewesen sein, in der die Person versucht hat, die deutsche Blindheit gegenüber seinem eigenen oder dem Leid seiner Leute zu schildern. Wissen Sie, warum sie das tun? Ich kann es Ihnen erklären.
Die Entmenschlichung der Palästinenser ist in Deutschland – und das nicht erst seit dem 7. Oktober – dermaßen vorangeschritten, die Taubheit für ihren Schmerz so offiziell, dass sie wissen, man muss ihr Leid als das einer anderen Volksgruppe vorgestellt bekommen, um es als ein menschliches wahrzunehmen. Und seien Sie ehrlich, haben Sie sich dann vorgestellt, was wäre, wenn man das über einen Juden gesagt hätte? Haben Sie nicht. Daher habe ich es mir erlaubt, das für Sie zu übernehmen. Der Witz, den Sie da oben gelesen haben, und der keiner ist, ist in einer renommierten Zeitung erschienen. Nur eben andersherum. Also mit einem Juden, der Unmengen an Palästinensern getötet hat, und dem Arzt, der ihm abrät, damit aufzuhören.
Die Zeitung ist die Zeit. Der Autor Maxim Biller. Das Land heißt Deutschland. Der restliche Text der Kolumne ist nicht besser. Langweiliger schon, aber nicht besser. Ein stumpf polemisches Hasbara-Bullshit-Stakkato aus „Aber Hamas!“-Whataboutismen, ungehemmtem Rassismus, irgendwas mit Erinnerungskultur, Islamophobie, sehr wenig Wissen, sehr viel Hass und das alles sicherheitshalber auf Steroide gesetzt.
Ach ja, zwischendurch wird das Aushungern von etwa zwei Millionen Menschen als strategisch richtig und das Völkerrecht als bigotte Beschwörungsformel bezeichnet. Ernsthaft verranntes Zeug aus der Biller-Welt, in der alles exakt eine Ursache besitzt: Judenhass. Und dieser fängt praktisch links von Smotrich an. Biller halt.
Biller kommt aus einer Zeit, in der es noch chic war, wenn über einen gesagt wurde, man sei „eine Marke“. Und er hat es nicht mitbekommen, dass diese Zeiten vorbei sind und dass es eine Linie gibt zwischen „eine Marke sein“ und ein „one trick pony“. Die Marke des 64-Jährigen, und jetzt wird es noch einmal anders traurig, ist die des Angry Young Man. Er ist da nie rausgewachsen. Immer hat er nur die Dosis erhöht. Immer nur mehr Geschmacksverstärker reingeschüttet. Und auch als sich viele, sehr viele von ihm abgewandt haben, der Zeit hat es immer noch geschmeckt.
Vor etwa einem Jahr war auch ich dran.
Vielleicht kurz zu mir: Ich habe die israelische Politik immer schon kritisiert. Laut und vehement. Die Staatsräson. Die Erinnerungskultur, die für mich eine Selbstlüge ist. Weiter bin ich nie gegangen. Auch in mir nicht. Versteckt nicht. Nie.
Wenn ich mit israelischen Freunden in einen Laden ging, wo viele Araber waren, und wir gefragt wurden, woher wir kommen, habe ich mich als Israeli vorgestellt, um das Wasser zu testen. Wissend, dass ich es im Notfall schnell auflösen könnte, indem ich die Wahrheit sage. Ich bin Iraner.
Ich habe immer diskutiert mit den Kids auf der Straße, die schlicht nicht wussten, dass es den Holocaust gegeben hat. Die Zweifel hatten. Ich war nie auf einer Demo. Ich habe nie „Free Palestine“ gerufen. Wenn man mich als propalästinensisch bezeichnet hat, habe ich es verneint. Ich bin pro Gerechtigkeit.
Als Ahmadinejad an der Macht war, habe ich mit einem israelischen Freund ein Kollektiv aufgebaut und gemeinsame Partys veranstaltet. Haaretz hat über uns geschrieben. Wir waren im israelischen Fernsehen.
Ich bin umgeben von israelischen und jüdischen Kolleg:innen, habe Freunde in Israel. Bei jeder Gelegenheit sage ich, dass ich eine Bahnverbindung zwischen Teheran und Tel Aviv wünsche. Bei meiner einzigen Begegnung mit Biller bin ich auf ihn zugegangen mit den Worten: „Wenn ich Ihnen auch die Hand geben dürfte.“ Das war mein erster Satz.
Hin und wieder private Nachrichten mit Biller geschrieben
Das alles macht mich nicht unfehlbar. Natürlich kann mir trotzdem etwas rausrutschen, das als antisemitisch verstanden werden kann. Wie mir auch etwas Rassistisches, Homophobes, Sexistisches, schlichtweg Dummes rausrutschen kann. Aber ich bin lernfähig. Man kann mir sagen, was problematisch ist. Auch Biller, mit dem ich hin und wieder privat Nachrichten geschrieben habe, hätte mir jederzeit sagen können, was er als Problem lokalisiert hat. Stattdessen nannte er mich in seiner Zeit-Kolumne einfach mal „unseren Céline“.
Da reicht ja auch Antisemit nicht mehr. Es muss jemand her, der Dinge gesagt hat wie „Ich bin kein Nazi, ich bin Hitlerianer.“ Ich habe der Kontaktseite der Zeit und sieben ihrer Redakteure und Journalisten geschrieben, dass das nicht in Ordnung ist. Leute, mit denen ich Kontakt hatte. Teils beruflichen, teils auch privaten. Bis auf Ronald Düker, mit dem ich wirklich befreundet bin, hat es keiner für nötig empfunden, auch nur zu antworten. Nicht einer. Ijoma Mangold nicht, Dirk Peitz nicht, Nils Markwardt nicht, Annabel Wahba nicht, Johannes Schneider nicht, David Hugendick nicht, die offizielle Kontaktstelle der Redaktion nicht.
Die Redaktion, aus der nur die Lifestyle-Ressorts oder der Sport-Teil mich anschreiben und einen Artikel wollen. Nie aber die Politik.
Auch dieses Mal hatte mich eines ihrer Hygge-Ressorts („Entdecken“) um einen Text gebeten. Die Redakteurin ist recht begeistert: Er solle Ende Juli erscheinen. Als ich Billers „Alles Judenhasser außer Mutti“-Touretteanfall lese, weiß ich, dass ich in der Zeit nicht nur diesen Text nicht veröffentlicht sehen möchte, sondern gar keinen mehr von mir. Ich schreibe der Redakteurin wie auch der offiziellen Kontaktstelle. Ich schreibe, dass es unter meiner Würde ist, in einem Blatt zu veröffentlichen, das nicht genügend Anstand und Geschmack besitzt, diesen Dreck nicht zu drucken. Fairerweise sage ich dazu, dass ich mein Schreiben öffentlich machen werde. Ich bin keine große Nummer auf Instagram, aber mein Post wird geteilt und erreicht eine für mich rekordverdächtige Zahl von Aufrufen. Als ich es poste, sehe ich, dass ich nicht der Erste bin. Und ich werde nicht der Letzte sein. Mehrere Autoren kündigen die Mitarbeit mit der Zeit, andere rufen zum Boykott auf, Follower schicken mir ihre Abo-Kündigungen.
Und das ist dann wohl die Sprache, die jede Redaktion versteht. Kurze Zeit später wird zum letzten Mittel gegriffen und die Kolumne von Biller depubliziert. Teilerfolg, mag man denken. Nicht aber, wenn man die offizielle Stellungnahme der Zeit-Redaktion liest. Die klingt wie die Ausrede eines Zwölfjährigen, der vor den Eltern steht und seine Sechs erklären muss.
Kennen Sie das? Wenn Kinder dann behaupten, sogar besonders viel geübt zu haben? Und man tiefer greifende Dinge infrage stellt als die Sechs?
So behauptet die Zeit hier tone deaf eine „aufwendige redaktionelle Qualitätssicherung“, die aber nicht gegriffen hätte. Die Quadratur des Kreises, mit der sie versucht, Schadenbegrenzung zu betreiben, lässt tief blicken. Man habe seine Arbeit gemacht. Sogar sehr gründlich. Fehler passieren nun mal, aber man habe reagiert.
Man will den Apfel teilen, aber auch behalten. Was natürlich nicht geht, denn mehr als zwei Möglichkeiten gibt es ja nicht: Entweder man hat schlampig bis gar nicht gearbeitet, dann ist ein Fehler passiert. Oder eben man hat – wie die Zeit es behauptet – seine Arbeit gründlich gemacht, allerdings kein Problem gesehen. Vielleicht, weil man in der Redaktion Menschen sitzen hat, die Billers Haltung, vielleicht sogar seinen Enthusiasmus für den Genozid teilen. Eine dritte Möglichkeit gibt es schlicht nicht. Auf Nachfrage kommt die gewöhnliche offizielle Lustlosigkeit aus Distanzierung zum Statement, gleichzeitig müsse man verstehen, dass sie sich nicht in die Karten schauen lassen möchten. Und so weiter.
Wie vielen Redakteuren der Zeit ist hier ein- und derselbe Fehler passiert?
Ich bin seit kurzem Herausgeber der Weltbühne, sitze in einer im Vergleich zu der Zeit nahezu miniaturhaften Redaktion. Ein Text, der bei uns erscheint, ist von mindestens fünf Mitarbeitern gelesen worden. Wie wird es wohl aussehen, wenn die Zeit aufwendige Qualitätssicherung betreibt? Wie vielen Redakteuren ist hier ein- und derselbe Fehler passiert? Auch im Gespräch mit der Redakteurin klingt alles nach Versehen und Oopsi. Ich greife zu dem Mittel, das ich oben beschrieben habe. „Stellen Sie sich vor, jemand hätte so etwas über Juden geschrieben. Wäre der Fehler auch dann passiert?“ Sie entscheidet sich, das kommentarlos stehen zu lassen.
Einen Kommentar möchte ich hingegen hier hinterlassen: Kurz bevor Biller seine Tiraden losgelassen hat, veröffentlichte die israelische Zeitung Haaretz einen Artikel über eine Meinungsumfrage, nach der 82 Prozent der Israelis einer Zwangsumsiedlung, also einer ethnischen Säuberung, und 47 Prozent der Tötung aller Bewohner Gazas zustimmen.
Es sieht aus wie Hass, ist aber Angst, hat mal jemand gesagt. Wenn man Biller mal persönlich begegnet ist, versteht man den Satz sofort. Biller ist der klassische Angstbeißer. Ein gebrechlicher, schreckhafter Mann. Zynisch, berechnend und ungehobelt. Das mit Ticks und Phobien randgefüllte Klischee des in beiderlei Hinsicht unsportlichen Großstadtneurotikers. Wer ihn mal kennenlernen musste, wird mir recht geben. Wer ihn mal kennenlernen musste, weiß auch, dass es keine zwanzig Minuten braucht, bis man weiß, wo der Hass- und Angstmann politisch steht. Und wer das weiß, braucht keine große Fantasie, um zu wissen, wie Biller bei der Umfrage geantwortet hätte. Biller ist nicht proisraelisch, er ist ausdrücklich antipalästinensisch, antiarabisch, antimuslimisch. Auch das steht sehr deutlich in diesem Artikel.
Wer Billers Stilmittel kennt, kennt auch den Unterschied zwischen ihm und seinem lyrischen Ich. Der zweite hat den Mumm, die Dinge zu sagen, die sich der erste nicht traut. Und auch mal die Dinge, die justiziabel werden könnten. Manchmal hat er auch mehr Muskeln als Biller und kann eine Knarre halten. Man darf also vermuten, dass bei dem Witz mit dem Arzt und dem Soldaten Biller tatsächlich in beiden Figuren steckt. Der mit Kriegsverbrechen prahlende IDF übt die Gewaltfantasien des lauchartigen Autors aus, der sich schon an einer kleinkalibrigen Pistole eher selbst verletzten würde, als einen Schuss abgefeuert zu bekommen. Und dem Arzt wird er wohl seinen Rassismus und seine Menschenverachtung eingehaucht haben.
Kommt Maxim Biller zum Arzt …
Wie er das macht? Wenn Sie erlauben …
Kommt Maxim Biller zum Arzt.
„Herr Doktor, meine Kolumne ist Dreck, meine Polemik schwach, als Kritiker habe ich versagt, mich als Juror lächerlich gemacht. Das letzte Mal, als ich ein gutes Buch geschrieben habe, war, nie. Ich habe Persönlichkeitsrechte meiner Ex-Freundin und ihrer Mutter verletzt, die Vorhaut meines Kollegen im Feuilleton besprochen. Ich habe Faschisten bejubelt und Völkermord. Ich habe den Moralisten raushängen lassen und war selbst voller Ekel und Verachtung. Ich habe denunziert! Beleidigt und gelogen! Jahrelang bin ich ohne ein einziges Argument ausgekommen. Ich habe andere angestachelt, mir das gleich zu tun. Und man hat mir Preise überreicht. Keine richtigen, nur Kleinkram, aber immerhin. Aufträge habe ich bekommen. Sendungen, Auftritte und Kolumnen. In keinem anderen Land der Welt hätte man mich das machen lassen. Jetzt habe ich das Gefühl, das hätte mit den Schuldgefühlen der Deutschen zu tun. Und ich hasse sie dafür.“
„Aber Sie sagen, sie bekommen so viel geschenkt. Wieso der Hass? Weil es Ihnen schwer fällt, Danke zu sagen?“
„Nein, weil ich mich so nicht spüren kann. Woher soll ich wissen, ob ich gut bin?“
Der Doktor nickt bedächtig, hält ihm den linken Zeigefinger vors Gesicht und sagt: „Schauen Sie mal mit beiden Augen auf meinen Finger!“ Dann holt er mit rechts aus und gibt ihm eine Ohrfeige, die man bis ins Nebenzimmer hören kann. Biller rappelt sich vom Boden auf und während er nach seiner Brille sucht, fragt er, wofür das gut gewesen sein sollte.
„Für mich.“ Antwortet der Arzt.
„Und meine Probleme?“
„Die können Sie der Zeit-Redaktion aufzählen. Ich bin Arzt.“
Der Schriftsteller Behzad Karim Khani ist Herausgeber der Weltbühne, die im Berliner Verlag erscheint, und Kolumnist der Berliner Zeitung.