Entre 1921 et 1961 la vie de de communiste était dangereuse dans le monde entier. Pris dans l’impasse entre les assassins fascistes et les sbires du régime paranoïaque de Moscou d’innombrables communistes périrent dans les geôles des dictatures du monde. Il est une ironie de l’histoire qu’à l’époque le régime de Guantanamo d’aujourd’hui offrait les meilleures chances de survie aux communistes exilés des pays fascistes. Cette situation absurde prit fin dans le délire anticommuniste du maccarthysme à cause de la prise de pouvoir du complexe militaro-industriel états-unien et ses émanations mafieuses .
Ernst Thälmann est la victime la plus célèbre de la lutte pour le pouvoir au sein du partis communiste allemand. Après 1945 le groupe Ulbricht transformen sons sacrifice en conte héroïque antifasciste. Les luttes pour le progrès social souffrent toujours des mensonges stalinistes quand le pouvoir capitaliste reproche aux communistes d’aujourd’hui de vouloir rétablir un système corrompu et répressif.
2.5.2012 von Regina Scheer - Als sie starb, im September 1962, schrieb man große Worte in die Zeitungen: Man nannte sie die „teure Genossin Rosa“, behauptete, „Die deutsche Arbeiterklasse und das deutsche Volk haben einen unersetzlichen Verlust erlitten.“
Als sie geboren wurde, im März 1890, gab es keine großen Worte. Rosa Koch war unerwünscht, das achte von zehn Kindern eines bettelarmen Schusters im Dorf Bargfeld hinter Hamburg. Rosa arbeitete schon, bevor sie zur Schule kam, mit der Mutter und den Geschwistern ging sie auf die Felder, wartete das Baby der Gastwirtsleute, half dort in der Küche. Sonntags lernte sie bei einer Plätterin. Wenn sie Zeit hatte, spielte sie mit den Geschwistern in dem winzigen Garten, saß bei Regen unterm Dachvorsprung zwischen dem Feuerholz. Manchmal, wenn die Kinder in der einzigen Stube lärmten, nahm der Vater den Spannriemen und schlug sie, dann zitterte die Mutter und weinte. Aber wenn Rosa mit ihrer Schwester stundenlang über Land gelaufen war, um für den Vater Leder zu holen, strich er ihr über den Kopf. „Das Leben hatte dann wieder ein andres Gesicht, weil Vater mit uns zufrieden war.“
Rosa hat dies alles als alte Frau den Parteihistorikern erzählt, und sie hat gemeint, sie erzähle von einer glücklichen Familie. Der Platz unter dem Dachvorsprung bei den Holzstapeln irgendwo hinter Hamburg war ihr verlorenes Paradies: „Nach diesem Ort sehnte ich mich in vielen Lebenslagen, ob ich traurig oder fröhlich war.“
Mit vierzehn ging sie ins Guthaus arbeiten wie ihre Schwestern. Mit siebzehn suchte sie eine Stellung in Hamburg, da wurde sie Emma genannt, denn das Reitpferd der Gnädigen hieß Rosa. Sie kündigte und fand Arbeit als Plätterin in der Großwäscherei „Frauenlob“. Einer der Kutscher in der Wäscherei hieß Ernst Thälmann. Er war vier Jahre älter als Rosa, breitschultrig, stark und selbstbewusst. Auf plattdeutsch flachste er mit den Frauen an ihren Bügelmaschinen, manche lud er zu Versammlungen ein. Die Frauen mochten ihn, sie erzählten Rosa, er sei was in der SPD und in der Gewerkschaft. Schließlich erfuhr sie es von ihm selbst, als er sich in der Mittagspause zu ihr setzte. Wenn sie von ihrem Dorf erzählte, von der Gnädigen, deren weiße Kopfkissenbezüge täglich gewechselt wurden, aber die nur einmal im Winter die bunten Bettbezüge der Dienstboten wechseln ließ, hörte er zu.
Rosa hatte noch nie einer so zugehört. Ernst Thälmann gab ihr Broschüren, in denen erklärt wurde, woher der Unterschied zwischen Arm und Reich käme, und er forderte sie auf, in die Gewerkschaft einzutreten. Für sie begann eine glückliche Zeit. Rosa kam mit, wenn er an Wochenende mit seinen Freunden an die Elbe fuhr, sie sang mit ihnen Arbeiterlieder und abends gingen sie manchmal in Gartenlokale tanzen. Inzwischen lebte Ernst von Aushilfsarbeiten, aus der Wäscherei war er entlassen worden. Obwohl das Geld knapp war, ging er einmal im Monat mit Rosa ins Ernst-Drucker-Theater, wo plattdeutsche Stücke gespielt wurden. Er erzählte ihr etwas über Goethe, über Karl Marx und den Kommunismus und Rosa bewunderte seine Belesenheit.
Sie lernte seine Eltern kennen. Den knorrigen und großmäuligen Jan Thälmann, vor dessen Prügel Ernst als 16-Jähriger weggelaufen war, mit dem er sich aber längst versöhnt hatte. Der Alte, selbst eigentlich unpolitisch, war stolz auf seinen Sohn, der in Hamburg, einer Hochburg der Sozialdemokratie, als Vertreter des linken Parteiflügels sehr bekannt war. Rosa lernte die Mutter Maria Magdalena kennen, eine verhuschte Frau, die nicht viel zu sagen hatte. Rosa erfuhr, dass beide Eltern, als Ernst noch nicht sechs Jahre alt war, zu je zwei Jahren Zuchthaus verurteilt worden waren, sie hatten in ihrem Kellerlokal gestohlene Waren verkauft. Ernst und seine Schwester waren damals zu verschiedenen Pflegeeltern gebracht worden. (Jahrzehnte später würde in den Thälmann-Biografien der jungen DDR stehen, die Kellerkneipe sei ein „Parteilokal“ gewesen, der „Genosse Jan Thälmann“ wegen illegaler Versammlungen ein Opfer des Sozialistengesetzes geworden. Aber als die Eltern 1892 verurteilt wurden, war das Sozialistengesetz schon aufgehoben. Und Jan Thälmann wurde erst „Genosse“, als sein Sohn Führer der Partei war.)
1915 heirateten Ernst Thälmann und Rosa Koch. Bald darauf wurde Ernst Soldat, zweimal verwundet. Als er im November 1918 zurückkam, war die SPD wegen ihrer Zustimmung zu den Kriegskrediten auseinander gebrochen. Ernst ging wie die meisten Hamburger Arbeiter in die USPD. Im November 1919 brachte Rosa die Tochter Irma zur Welt. Sie hatten kein Geld für Kohlen, zitternd vor Kälte stillte sie ihr Kind. Aber Ernst war 1919 für die USPD in die Hamburger Bürgerschaft gewählt worden, allmählich ging es ihnen besser, sie konnten eine kleine Wohnung mieten, die Rosa so einrichtete, wie sie sich eine schöne Wohnung vorstellte. Mit Fransen am Sofa und Spitzendeckchen und schweren braunen Möbeln. Doch seine gesamte Zeit gehörte der Partei. Es gab Streit, sie warf ihm vor, sich einsam zu fühlen.
Ihr Wohnzimmer war ein Parteibüro. Sie vermisste ein Familienleben. Jahre später, nach ihrer Einlieferung ins KZ Ravensbrück im Frühjahr 1945, wurde die 55-jährige, kranke, von der Untersuchungshaft gezeichnete Rosa Thälmann von einer Mitgefangenen, Maria Kuhn-Wiedemaier, in der Schneidereibaracke auf einen Pritschenwagen gezogen, unter dessen Plane sie sich stundenlang verbargen. Maria wollte etwas über Ernst Thälmann wissen, und Rosa erzählte ihr in diesen Stunden von den ersten, trotz allem glücklichen Jahren ihrer Ehe. Maria Kuhn-Wiedemaier hat es später aufgeschrieben. Ernst habe seiner Frau nach einer großen Auseinandersetzung gesagt, sie müsse umlernen, er könne keine Frau brauchen, die unzufrieden sei. Sie müsse sich ändern und selbst in der Partei aktiv werden.
Sie habe das getan, sagte Rosa. „Wir hatten uns dann immer viel zu sagen.“ Hermann Krüger, ein Hamburger Genosse, der Ernst Thälmann gekannt hatte, berichtete der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte Hamburg in den siebziger Jahren, dass um 1920 ein Angestellter der Hamburger Volkszeitung (die im selben Gebäude wie das Parteibüro untergebracht war) geäußert habe, Rosa Thälmann sei beschränkt, und Ernst verstehe nicht einmal, seine Frau „hundertprozentig politisch in Schwung zu bringen.“ "Als Ernst davon erfuhr, war er sehr empört. Explosiv, wie er war, schnappte er sich den Betreffenden eines Tages im Redaktionsgebäude und langte ihm ein Paar herunter. Ick wer di helpn, min Frau inn Dreck to treckn.’" Dieser elementare Sinn für Anstand, diese sehr volkstümliche Weise, einen Konflikt auszutragen, trugen mit zu Thälmanns Beliebtheit unter den Arbeitern bei. Sie spürten, dass er nie ganz in der Bürokratie des Parteiapparats verdorrte, er kappte nie die Wurzeln seiner Herkunft.
Aber allmählich galten für ihn vor allem die Gesetze der Partei, in der er aufstieg. Er war ehrgeizig, machtbewusst, seine grobschlächtige Denkweise kannte nur Genossen und Gegner. 1920 war er Delegierter auf dem Spaltungsparteitag der USPD, seit 1921 wurde er in Hamburg hauptamtlicher KPD-Funktionär, nach der Absetzung der Ruth-Fischer-Führung 1925 Parteivorsitzender und Reichstagsabgeordneter. 1928 war seine Machtstellung in Gefahr wegen der Wittorf-Affäre, er hatte seinen alten Hamburger Kumpel Wittorf gedeckt, als der Parteigelder unterschlagen hatte. Thälmann wurde abgesetzt, aber Stalin selbst setzte ihn wieder ein. Die „Versöhnler“ dagegen mussten die Partei verlassen, von nun an war die KPD vollkommen stalinisiert, und die Gefahr des aufkommenden Faschismus wurde unterschätzt, im Vordergrund stand der Kampf gegen Abweichler und Sozialdemokraten.
Das alles war nicht, was Rosa im Alltag beschäftigte. Die Idee des Kommunismus leuchtete ihr ein, sie war stolz auf ihren Mann, zog ihre Tochter auf, kümmerte sich um Thälmanns alten Vater - 1927 war die Mutter in einem psychiatrischen Krankenhaus gestorben - und holte schließlich auch ihren eigenen verwitweten Vater nach Hamburg, versorgte ihn. Ihr Mann war meistens unterwegs, seit 1923 überwiegend in Berlin. Rosa kannte seine wechselnden Quartiere nicht so genau, aber ihr wird nicht entgangen sein, dass es da eine bestimmte Wohnung gab mit einer bestimmten Frau.
Das war Martha Kluczynski. Noch in den achtziger Jahren beschrieb sie mir einer, der zum bewaffneten Personenschutz um Thälmann gehört hatte: keine Schönheit, nicht einmal jünger als Rosa. Eine dralle Arbeiterfrau wie Rosa, stark und mütterlich. Bei ihr fühlte Thälmann sich wohl, in ihre Wohnung in der Lützowstraße, ursprünglich ein Quartier der Bezirksleitung, kam er oft und sei es nur für Stunden. Sie wusch ihm die Wäsche, kaufte seine Hemden, kochte und buk seine Lieblingsgerichte, er liebte ihre Topfpflanzen, manchmal kaufte er ein, zu seinem Geburtstag spielte ihr Sohn, der nur wenig älter war als Irma, auf der Violine „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“. Martha war natürlich in der KPD, auch ihr Ehemann Hans Kluczynski, ein schmächtiger Mensch, seit dem Weltkrieg invalidisiert. Wenn Thälmann in seiner Wohnung schlief, zog er sich in die Laubenkolonie „Havelblick“ in Gatow zurück, wo das Ehepaar einen Schrebergarten besaß. Dort wussten auch die Nachbarn Bescheid und machten beim Skatspiel manch anzügliche Bemerkung. Was Rosa dazu dachte, ist nicht bekannt.
In Hamburg hielt er sich immer nur kurz auf. In Martha Kluczynskis Wohnung wurde Ernst Thälmann am 3. März 1933 verhaftet. Im Februar war er noch ein paar Tage in Hamburg gewesen. Am 27. Februar, in der Nacht des Reichstagsbrandes, kam er von einem Treffen in Lichtenberg vor Mitternacht zurück in die Lützowstraße, wo sogar die Zeitungsfrau ihn kannte. Unterwegs hatte er sich über die vielen Feuerwehren gewundert. Martha saß am Radio und erzählte ihm vom Reichstagsbrand. Immer noch machte Thälmann keine Anstalten, in eines der längst vorbereiteten illegalen Quartiere zu gehen, sondern ging schlafen und verließ das Haus auch an den folgenden Tagen nicht. Warnungen seiner Mitarbeiter bezeichnete er als „Scheißhausparolen“. Hans Kluczynski hatte sich wieder in seine Laube zurückgezogen.
Von dort, von seinem Gartennachbar Hermann Hilliges, kam die entscheidende Denunziation, die schließlich am Nachmittag des 3. März zur Verhaftung von Ernst Thälmann und seinem Mitarbeiter Werner Hirsch in Kluczynskis Wohnzimmer führte. Wenige Stunden später wollte Thälmann endlich in eines der vorbereiteten Quartiere wechseln, er war schon beim Packen. Rosa erfuhr zwei Tage später, am Tag der Reichstagswahlen, von seiner Verhaftung. Sofort fuhr sie nach Berlin. Nun wurde sie als Ehefrau wichtig, überlebenswichtig für den Gefangenen. Regelmäßig suchten Kuriere der Partei sie auf, am Anfang waren es Mitarbeiter des so genannten Abwehr-Apparats von Hans Kippenberger. Rosa, die ihren Mann ab Mai 1933 alle drei Wochen in Moabit besuchen konnte, übermittelte Nachrichten und Anweisungen, auch Schriftstücke. Als es noch so aussah, als ob Thälmann der Prozess gemacht werden würde, ging es vor allem um die Verteidigungstaktik. Auch Geld wurde Rosa von den Kurieren übergeben. Aber als die halbwüchsige Irma, die als Tochter Thälmanns keine Lehrstelle fand, in die Sowjetunion gebracht werden sollte, sträubte Rosa sich. Sie trat den Kurieren gegenüber selbstbewusst auf, manchmal geradezu störrisch. Bald schon durchschaute sie, dass die internationale Kampagne zur Befreiung Thälmanns von der Auslandsleitung der KPD instrumentalisiert wurde, dass es weniger um den Gefangenen als um die propagandistische Wirkung ging.
Es gab Pläne für eine Befreiung Thälmanns im Winter 1934/35, in die Rosa eingeweiht war, sie erfuhr nicht, warum sie im letzten Moment aufgegeben wurden, aber sie argwöhnte - mit Recht - dass einigen gar nichts an dieser Befreiung lag. Ihr waren die Machtkämpfe vor 1933 nicht verborgen geblieben und obwohl sie in die Feinheiten der Strategie und Taktik nicht eingeweiht war, urteilte sie nach ihrem gesunden Verstand, mit ihrer Lebenserfahrung und Menschenkenntnis. So verbunden sie sich der Partei fühlte, sie war keinesfalls eine willenlose Botin, sondern machte nach beiden Seiten deutlich, was sie dachte und hoffte. Vor allem hoffte sie auf Freiheit für ihren Mann, dem sie selbst zubereitete Speisen brachte, für dessen Wäsche sie endlich wieder sorgen konnte, dem sie seine Untreue nicht vorwarf, dem sie Mut zusprach und dem sie ihre unwandelbare Liebe zeigte.
Thälmann war erstaunt über die Stärke seiner Frau, zunehmend irritierte ihn auch seine Abhängigkeit. Wie eine Löwin kämpfte sie um Hafterleichterungen für ihren Mann, der nur in den ersten Wochen misshandelt wurde, dann lange Zeit eine privilegierte Behandlung erfuhr. Seine Zelle war größer als die anderer Gefangener, er konnte Zeitungen lesen und Pakete empfangen, dennoch litt er natürlich. Bis 1935 hoffte er auf den Prozess, auf den er sich gründlich vorbereitete, in dem er auftreten wollte wie Dimitroff. Ende 1935 jedoch ließ sich Hitler vom Reichpropagandaminister Goebbels überzeugen, dass ein solcher Prozess ihnen nur schaden könnte. Thälmanns Untersuchungshaft wurde in Schutzhaft umgewandelt. Zu dieser Zeit waren seine engsten Mitarbeiter in der ehemaligen KPD-Führung bereits entmachtet worden. Auch einige der ersten Kuriere galten inzwischen als Verräter. Rosa und Ernst Thälmann erfuhren davon und machten sich ihren Reim darauf.
Mitte 1936 wechselte erneut der Kurier. Nun kam der 1903 geborene Walter Trautzsch, genannt Edwin. Achtzehnmal fuhr er zwischen 1936 und 1939 von Paris mit falschen Pässen nach Deutschland, oft über Umwege, in jeder Sekunde angespannt, auf der Hut vor den Häschern. Rosa war bei diesen konspirativen Treffen am Hafen, an der Elbe, auf dem Ohlsdorfer Friedhof und an anderen Orten meistens gelassen und dabei hellwach. Sie hatte gelernt, mit der ständigen Gefahr umzugehen. Edwin war auf eine politisch einfältige Frau vorbereitet worden. Rosas Fragen und ihre unverblümten, oft von der Parteilinie abweichenden Urteile deute er anfangs auch so wie der Genosse aus der Hamburger Volkszeitung, dem Thälmann um 1920 eine Maulschelle verpasst hatte. Mit der Zeit aber wichen seine Vorurteile Respekt und Hochachtung. Edwins Berichte wurden von Walter Ulbricht, ab Mai 1938 von Franz Dahlem, aus Paris nach Moskau weitergeleitet.
Aus diesen Berichten und aus Thälmanns erhaltenen Briefen an seine Frau kommt uns die Tragödie eines zunehmend vereinsamten Menschen entgegen, der sich von seinen Genossen verraten fühlen musste, dabei tapfer versuchte, die ihm aufgezwungene Rolle mit Würde durchzustehen. Von den höhnischen Gestapo-Aufsehern - seit 1937 saß er in Hannover - erfuhr er, dass seine engsten Genossen und Freunde in der Sowjetunion umgebracht worden waren. Auch Rosa konnte ihm die Zusammenhänge nicht erklären, so hartnäckig sie auch den Kurier danach fragte. Thälmann war auf seine eigenen Deutungen angewiesen. Seine Beziehung zu Rosa wurde umso inniger, je mehr ihm die Wirklichkeit jenseits der Gefängnismauern entschwand, je unverständlicher ihm die Politik seiner Partei wurde. Sehnsuchtsvoll erwartete er ihre Besuche. In seinen Briefen pries er die eheliche Treue. „Treue ist das Köstlichste, das einem Menschen überhaupt vermacht werden kann. Treue ist das Leben, es blüht mahnend aus der Tiefe heimatlichen Bodens herauf und festigt die Ehegemeinschaft.“ Zu ihrem 47. Geburtstag im März 1937 schrieb er:"Eine vollwertige Ehegemeinschaft erfordert diese gegenseitige treue Verbindung; indem die Frau dem Manne Gefährtin, Streitgefährtin in seinem Lebenskampfe sein muß, wie es bei uns selbstverständlich und schon beinahe schicksalhaft geworden ist."
Eigenschaften, die Ernst Thälmann sich für seine Tochter wünschte, waren: „bescheiden, ruhig, muttertreu und brav“. Irma übrigens weigerte sich lange, ihren Vater zu besuchen oder ihm zu schreiben. Zu sehr war er ihr entfremdet. Solle doch der Günther aus Berlin ihm schreiben, meinte sie patzig. Der Kurier Edwin redete ihr ins Gewissen, er schrieb ihr auch selbst Briefe an ihren Vater vor, bis sie sich schließlich in ihre Rolle als Tochter schickte. (Später, vor ihrer Verhaftung 1944, gehörte sie in Süddeutschland einer Gruppe an, die in ohnmächtiger Verzweiflung und Selbstüberschätzung Thälmanns Befreiung plante. Thälmanns Hoffnung, dass sein „Freund“ Stalin ihn austauschen würde, war da schon zerronnen.) Im Oktober 1937 schrieb Rosa einen Brief an Hermann Göring, sie verlangte entschieden Hafterleichterungen für ihren Mann, der in eine Haftpsychose abzugleiten drohte. Um diesen Brief Göring selbst zu übergeben, drang sie ins Hamburger Hotel Atlantic vor und musste schließlich von drei Männern weggetragen werden. Ihr Auftreten jedoch zeigte Wirkung: Zu Weihnachten 1937 durfte sie mit ihrem Mann allein in der Zelle sein, sogar ein Sofa hatte man hineingestellt.
Im April 1938 erfuhr der Kurier Edwin, dass Rosa Thälmann schwanger war. Sie wollte dieses Kind mit ihren 48 Jahren nicht austragen, auch deshalb nicht, weil sie in Hamburg als Frau des eingesperrten Thälmann bekannt war. Außerdem war sie inzwischen schwer herzkrank. Thälmann hatte von dieser Schwangerschaft erfahren und gelacht. Der Kurier kam im März 1939 zum letzten Mal, beim Grenzübertritt war sein Pass aufgefallen. In der Haft verübte er einen Selbstmordversuch, kein Wort über seinen Sonderauftrag kam über seine Lippen. Seine tragische Geschichte kann hier nicht erzählt werden. Er und Rosa begegneten sich nur noch einmal in den fünfziger Jahren, als er sie in ihrem viel zu großen Haus in Wendenschloss besuchte und enttäuscht war über die Frau, die keine Ähnlichkeit mehr besaß mit der starken, humorvollen Arbeiterfrau, die er gekannt hatte.
Der Kurier kam seit 1939 nicht mehr und also auch kein Geld für Rosas Unterhalt und Thälmanns Versorgung. Als Rosa Anfang November 1939 in der sowjetischen Botschaft in Berlin erschien, hatte sie fünf aus dem Gefängnis geschmuggelte Briefe ihres Mannes bei sich. Man ließ sie nicht vor, nahm ihr nur einen Brief ab. Als sie verzweifelt fragte, ob sie sich an Göring wenden solle, wurde ihr bedeutet, dies sei ihre Privatangelegenheit. „Frau Thälmann ist sehr verbittert gegangen“, hieß es in einem Telegramm von Molotow an Stalin, der Thälmann längst abgeschrieben hatte. Aber eine Reaktion gab es doch: Ende 1939 bekam Rosa noch einmal Geld von der Partei, die Kinderfrau der sowjetischen Kundschafterin Ruth Werner aus der Schweiz überbrachte es in einer Kleiderbürste. Ruth Werner hat in „Sonjas Rapport“ darüber geschrieben.
Rosa ging im Auftrag ihres Mannes bis zum April 1941 noch elfmal mit Briefen in die sowjetische Botschaft, sehr zum Unwillen des neuen Botschafters Dekanossow. Thälmann widerstand allen Versuchen, ihn zu einer Abkehr vom Kommunismus zu bewegen. Im August 1943 überführte die Gestapo ihn aus Hannover nach Bautzen. Im dortigen Zuchthaus verschärften die Haftbedingungen sich weiter. Nun nahm man keine Rücksicht mehr aufs Ausland. Im April wurde Irma verhaftet, im Mai Rosa. Im September 1944 kamen beide nach Ravensbrück, Irma ins Außenlager Neubrandenburg. Da wussten sie schon, dass ihr Mann und Vater seit dem 18. August 1944 nicht mehr am Leben war. Hitler und Himmler hatten diesen Mord am 14. August beschlossen, nach dem 20. Juli fürchtete man die Feinde des Regimes selbst in Fesseln.
Nach der Befreiung erfuhren Mutter und Tochter, dass so viele, die mit Thälmann vor 1933 und danach in enger politischer Verbindung standen, in Stalins Lagern ermordet worden waren, dass Thälmanns Rivale Walter Ulbricht, der seine Bitten um Intervention bei Stalin ignoriert hatte, jetzt an der Macht war. Nie haben sie sich dazu öffentlich geäußert. Nie haben sie in der Öffentlichkeit an dem verlogenen Heldenbild Thälmann gekratzt, das nichts mit dem Menschen zu tun hatte, den sie mit all seinen Widersprüchen und Schwächen liebten.
Von Martha Kluczynski verlangte die Partei nach 1945 einen Bericht über Ernst Thälmann, der in die Archive verbannt wurde. Ihr Sohn Günther war 1944 an der Ostfront gefallen. Ihr Mann starb 1950. Sie wurde zu Stillschweigen verpflichtet. Der Denunziant Hermann Hilliges, in der Nazizeit aufgestiegen zum Vorsitzenden der Gartenkolonie „Havelblick“, wurde nun auch von Gartennachbarn angezeigt und verschwand 1946 in sowjetischer Haft. Rosa wurde in der DDR mit Funktionen überschüttet, sie war seit 1950 Abgeordnete der Volkskammer, Mitglied des Präsidiums der Antifaschistischen Widerstandskämpfer, des Demokratischen Frauenbunds Deutschlands... Man sagt, sie ging gern zu Kindern.
Sie tat, was die Partei von ihr verlangte. Das war, was auch ihr Mann von ihr erwartet hatte. Aber die schwersten Jahre ihres Lebens waren gleichzeitig die, in denen sie eigenständig gewesen war, kraftvoll, in denen ihre Persönlichkeit wuchs und sich entfaltete. Sie hatte sich behauptet und ihrem Mann in seiner tragischen Situation noch Kraft abgeben können. Nun aber ging sie wieder zurück auf den Platz, den man ihr zuwies, trat in den Schatten des Denkmals. Ihren Nachruf unterzeichnete Walter Ulbricht.