• Stasi-Akten zur Berliner S-Bahn: Wie im Bahnhof Friedrichstraße eine Entführung scheitert
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    4.8.2024 von Peter Neumann - Mit vorgehaltener Waffe kapert ein Mann eine S-Bahn, weil er nach West-Berlin will. Nicht der einzige spannende Vorfall, der sich in den Stasi-Akten findet.

    Eine Stadt, ein Verkehrsmittel, zwei politische Systeme. Während der Teilung Deutschlands bewegt sich die Berliner S-Bahn in einem Umfeld, das weltweit einzigartig ist. Bis zum Mauerbau 1961 hält sie die geteilte Stadt zusammen, auch nach der Schließung der innerstädtischen Grenze gibt es Verbindungen und Gemeinsamkeiten.

    Das DDR-Ministerium für Staatssicherheit hat die Vorfälle protokolliert, die sich dort im Kalten Krieg ereigneten. Das Jubiläum 100 Jahre Berliner S-Bahn, das in diesem Sommer gefeiert wird, ist ein guter Anlass, mal wieder in die Stasi-Akten zu schauen.

    Ein Mann kapert eine S-Bahn, weil er nach West-Berlin fliehen will. DDR-Spezialisten für Terrorabwehr schwärmen aus, und es wird scharf geschossen. Ein Krimi? Nein, das ist tatsächlich so passiert, in Berlin, Hauptstadt der DDR. Am 27. Mai 1983 im Bahnhof Friedrichstraße drei Wagenlängen entfernt vom Bahnsteig C, auf dem sich an diesem Freitagabend viele Fahrgäste aufhalten. Die versuchte Entführung, die vor der Grenze scheiterte, ist wohl der spektakulärste Vorfall. Doch er wurde kaum bekannt.
    Vom Fernsehturm ist es zu sehen: Die Stadtbahn führt in den Westen. Wirklich?

    Der Mann, der das Unmögliche versucht, heißt Wolfgang K.. Er stammt aus Stollberg im Erzgebirge, damals ist er 24 Jahre alt. In Berlin, Hauptstadt der DDR, ist er Beifahrer bei der Müllabfuhr. K. will weg aus der DDR. An diesem Tag im Mai beschließt er nach „entsprechendem Alkoholgenuss“, wie die Stasi notiert, seinen Plan umzusetzen. In der Suhler Jagdhütte, einem Geschäft am Alexanderplatz, kauft K. für sein Luftdruckgewehr Kaliber 4,5 rund 400 Schuss Diabolo-Munition. Im Alextreff trinkt er weiter, dann fährt der Sachse im Fernsehturm nach oben ins Tele-Café, um aus luftiger Höhe die Stadtbahn zu erkunden. Von dort oben ist es klar zu sehen: Das Viadukt führt in den Westen.

    Der Bahnhof Friedrichstraße von Westen aus gesehen. Das undatierte Bild entstand offenbar, bevor dort der DDR-Grenzbereich weiter umgebaut wurde. Ganz links befindet sich das Gleis der S-Bahn-Strecke, auf der 1984 die Geiselnahme stattfand.

    Der Bahnhof Friedrichstraße von Westen aus gesehen. Das undatierte Bild entstand offenbar, bevor dort der DDR-Grenzbereich weiter umgebaut wurde. Ganz links befindet sich das Gleis der S-Bahn-Strecke, auf der 1984 die Geiselnahme stattfand.Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR

    Im S-Bahnhof Marx-Engels-Platz, der heute Hackescher Markt heißt, steigt Wolfgang K. in die S-Bahn aus Mahlsdorf. Kurz bevor der Zug in den Bahnhof Friedrichstraße einfährt, zieht er seine Waffe. Im Führerstand bedroht K. die Lokführerin Simona A. aus Lichtenberg und fordert: nach West-Berlin weiterfahren, sonst würde er schießen! Die 21-Jährige hebt beide Hände, so dass das Personal im Stellwerk merkt, dass etwas nicht stimmt. Inzwischen hat sie den Fuß vom Fahrschalter genommen, sodass die S-Bahn schließlich hält. Auf 30 Metern steht sie jenseits des Bahnsteigs im Grenzgebiet. Eine Sichtblende verhindert, dass die Fahrgäste auf dem Bahnsteig sehen, was nun geschieht.
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    K. fordert die S-Bahnerin auf, wieder loszufahren. Als Simona A. sagt, dass das nicht möglich sei, dreht er verzweifelt verschiedene Schalter. Doch die Zwangsbremsung hat gewirkt, der Zug der Baureihe 276 bleibt stehen. Inzwischen hat der Diensthabende der Grenztruppen die Passkontrolleinheit, Teil der Stasi, alarmiert. Vier Spezialisten für Terrorabwehr schwärmen aus. Einer von ihnen sichert den Ort des Geschehens.

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    Die drei anderen Mitarbeiter der PKE, die zur Stasi gehört, laufen auf den Wagendächern der S-Bahn zur Spitze des Zuges. Leutnant Siegfried K. robbt sich nach vorn, zerschlägt die Frontscheibe und schießt auf dem Dach liegend in den Führerstand. Hauptmann Uwe Z. und Leutnant Stephan B. dringen in die Fahrerkabine ein und nehmen Wolfgang K. fest. Die Geiselnahme und versuchte Entführung ist zu Ende. Es ist 18.50 Uhr.

    Übrigens: Die S-Bahn hätte gar nicht geradeaus in den Westen weiter fahren können. Die S-Bahngleise aus dem Osten führen seit dem Mauerbau nicht mehr zum Lehrter Stadtbahnhof, die direkte Verbindung wurde bei der Grenzschließung 1961 unterbrochen. Rund 150 Meter hinter dem Bahnsteig C steht ein Prellbock, dort ist Schluss. Erst ab dem 2. Juli 1990 können die S-Bahnen wieder nach West-Berlin durchfahren.
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    Was aus Wolfgang K. wurde, ist nicht bekannt. Die Einsatzkräfte gaben bei ihrer Aktion drei Schüsse ab, Simona A. musste sich wegen einer Augenverletzung in der Charité behandeln lassen. S-Bahner erzählen, dass ihr zunächst arbeitsrechtliche Konsequenzen angedroht wurden. Doch dann erhielt die junge Frau einen der 31 Ehrentitel „Verdiente Eisenbahnerin der DDR“, die 1983 vergeben wurden. Einem Bericht zufolge erhielt sie eine hohe Belohnung. „Einige bezeichneten dies als ‚Schweigegeld‘“, hieß es.

    Offenbar war es gelungen, den spektakulären Vorfall unter der Decke zu halten. „Seinerzeit waren viele überrascht, dass dieses Ereignis in den Westmedien keine Beachtung fand“, so ein S-Bahner. Nur Anwohner konnten es beobachten.

    Tatort Ulbrichtkurve: Die Dokumentation zeigt, wo der „Grenzdurchbruch“ am 3. März 1982 stattfand. Rechts Häuser der Schwedter Straße, im Hintergrund die Bösebrücke zwischen Wedding und Prenzlauer Berg.

    Tatort Ulbrichtkurve: Die Dokumentation zeigt, wo der „Grenzdurchbruch“ am 3. März 1982 stattfand. Rechts Häuser der Schwedter Straße, im Hintergrund die Bösebrücke zwischen Wedding und Prenzlauer Berg.Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR

    In den Akten des MfS finden sich weitere Vorfälle und Sachverhalte zur Berliner S-Bahn, die bis heute nicht oder kaum bekannt wurden. Eine Auswahl:

    Mit der Leiter über die Mauer: Schauplatz ist die „Ulbrichtkurve“ im Nordosten von Berlin, die knapp vier Monate nach dem Mauerbau 1961 eröffnet wurde. Auf der nach dem Staatsoberhaupt der DDR benannten Verbindung zwischen Schönhauser Allee und Pankow kann die S-Bahn den Westen umfahren. Am damals geschlossenen S-Bahnhof Bornholmer Straße kommen die Gleise allerdings nahe an die Grenze heran. Züge dürfen nicht halten, es gilt Mindesttempo 40. Nicht alle, die dort über die Mauer wollen, schaffen es. Am 3. März 1982 gelingt jedoch 50 Meter südlich der Bösebrücke eine Flucht. „Um 00.58 Uhr erfolgte die Notbremsung der S-Bahn (Fahrtrichtung Schönhauser Allee-Pankow)“, dokumentiert die Stasi. „Danach überwanden zwei Personen die Staatsgrenze mittels einer Leiter Richtung Westberlin.“

    Ein Mann will in den Osten fliehen: Nur selten kommt es zu Fluchtbewegungen in die andere Richtung, von West nach Ost. Am 7. April 1971 gibt es so einen Fall, im geschlossenen S-Bahnhof Potsdamer Platz, in dem Grenzsoldaten Wache schieben. Sie machen in dem „Geisterbahnhof“, der für Fahrgäste geschlossen ist, an jenem Mittwoch einen ungewöhnlichen Fang. Gegen 17.50 Uhr nehmen sie einen Mann fest, der aus der S-Bahn gesprungen ist, und bringen ihn zur Polizei. Dort erzählt der 24-jährige West-Berliner, nach eigenen Angaben früher Student der Volkswirtschaftlehre an der Technischen Universität und nun hauptberuflich Drogendealer, eine wirre Geschichte.

    Er sei im Westen mit einem Mann zusammengestoßen. „Dieser dicke Herr habe das typische Aussehen eines Kapitalisten gehabt“, wird in der Stasi-Akte notiert. „In diesem Moment sei ihm so richtig bewusst geworden, dass er mit dieser Gesellschaft nichts mehr zu tun haben möchte.“ So schlägt er den Dicken zu Boden, reißt einen Mercedes-Stern von einem Auto ab und steigt in die S-Bahn. „Äußerlich hinterließ er einen ungepflegten Eindruck“, notiert Unterleutnant N. „Es wurde eingeschätzt, dass diese Person für unsere Diensteinheit operativ nicht nutzbar ist.“ Was mit dem Mann aus dem Trierer Ortsteil Ehrang passiert, steht nicht in der Akte. Offenbar wird er abgeschoben.

    Als der Westen durch den Osten fuhr: Auf der Chausseestraße in Mitte ist 1985 rechts der geschlossene Eingang zum U-Bahnhof Stadion der Weltjugend zu sehen. Zu DDR-Zeiten halten dort keine Züge. Heute heißt die Station an der U6 Schwartzkopffstraße, und auf dem Stadiongelände logiert der Bundesnachrichtendienst.

    Als der Westen durch den Osten fuhr: Auf der Chausseestraße in Mitte ist 1985 rechts der geschlossene Eingang zum U-Bahnhof Stadion der Weltjugend zu sehen. Zu DDR-Zeiten halten dort keine Züge. Heute heißt die Station an der U6 Schwartzkopffstraße, und auf dem Stadiongelände logiert der Bundesnachrichtendienst.Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR; MfS-HA-PS-Fo-0149

    Provokationen im Tunnel: „Werter Genosse Fischer!“ So beginnt ein Brief, den der DDR-Verkehrsminister 1978 ans Außenministerium richtet. Es geht es um „provokatorische Handlungen Westberliner Fahrgäste“ auf den heutigen U-Bahn-Linien U6 und U8 sowie im Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn. Die drei Tunnel dienen dem Verkehr von West-Berlin nach West-Berlin, doch sie führen unter dem Osten Berlins hindurch. Einen Verkehrshalt gibt es nur im Bahnhof Friedrichstraße. Alle anderen Stationen sind „Geisterbahnhöfe“, die für die Fahrgäste geschlossen sind. Dort leisten Grenzsoldaten Dienst.

    Es geht um den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 26. April 1978. Während dieser Zeit wurden im S-Bahn-Tunnel 17 Mal Gegenstände aus Zügen geworfen, etwa mit einer Bierflasche, geht aus der Aufstellung hervor. Neun Mal wurden DDR-Sicherheitskräfte bedroht, zum Teil mit Waffen. In sechs Fällen wurden bei der Transitfahrt pyrotechnische Erzeugnisse herausgeworfen. In 118 Fällen landeten „Hetzschriften“, Flugblätter, Zeitungen und Broschüren auf DDR-Gebiet. „Versuchte Kontaktaufnahmen zu Sicherungskräften“ wurden in dieser Zeit 89 Mal festgestellt.

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    In den S-Bahn-Tunnel eingedrungen: Mehrmals stellen DDR-Grenzer und Transportpolizisten Menschen, die vom unterirdischen Bahnsteig des Bahnhofs Friedrichstraße illegal in den Tunnel eindringen. Am 13. Februar 1984 trifft eine Trapo-Streife 200 Meter vom Bahnhof entfernt auf einen 19 Jahre alten Reinickendorfer und einen 33-Jährigen Mann aus Charlottenburg. Die Sicherungsanlage eines Notausstiegs, an dem sich die beiden West-Berliner zu schaffen machten, hat sie alarmiert. Weil die Männer eine „aggressive Haltung“ einnehmen, wie es heißt, gibt die Streife drei Warnschüsse mit der PM63 ab. Dann schießt sie gezielt. Einer der Männer wird durch zwei Schüsse in den Bauch, der andere durch einen Schuss in den rechten Fuß verletzt.

    Immer wieder entgleisen S-Bahnen im Nord-Süd-Tunnel unter dem Osten von Berlin. Dieses Bild des MfS zeigen einen Zug am 2. März 1987. Aufgenommen wurde es hinter der Ausfahrt des Bahnhofs Friedrichstraße.

    Immer wieder entgleisen S-Bahnen im Nord-Süd-Tunnel unter dem Osten von Berlin. Dieses Bild des MfS zeigen einen Zug am 2. März 1987. Aufgenommen wurde es hinter der Ausfahrt des Bahnhofs Friedrichstraße.Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR

    Der Plan für den Ernstfall: „Geheime Verschlusssache!“ Das steht auf dem Plan der Nationalen Volksarmee, den der Stabschef der 1. Grenzbrigade auf den 8. Februar 1987 datiert. Das achtseitige Dokument erklärt, was auf den U- und S-Bahnverbindungen, die den Osten unterqueren, und anderswo bei erhöhter Gefechtsbereitschaft zu tun ist.

    So soll das Grenzregiment 33 auf der Nord-Süd-S-Bahn tätig werden, wenn es so weit ist. In Höhe der Liesenbrücke und im Tunnel südlich vom Potsdamer Platz wird das „Entfernen von einer Schienenlänge“ und das Anbringen von Hemmschuhen gefordert. Außerdem sollen mobile „Thomas-Müntzer-Sperren“ errichtet werden. Andere Trassen sollen ebenfalls in dieser Weise unterbrochen werden. Dazu gehört die S-Bahn zwischen Friedrichstraße und Lehrter Stadtbahnhof. Alles, was dafür erforderlich ist, sollte im Stadtbahnviadukt gelagert werden. Das DDR-Grenzregiment 31 wiederum wird angewiesen, die S-Bahn-Verbindung zwischen Gesundbrunnen und Schönholz und das „Alliiertengleis“, auf dem Züge für das französische Militär rollten, zu kappen.

    Damit nicht genug: „Zur völligen Blockierung des S-Bahnverkehrs in Westberlin“ soll der Stadtkommandant gebeten werden, die Abschaltung des Fahrstroms im Umspannwerk Esplanade unweit vom S-Bahnhof Bornholmer Straße zu erwirken.

    #Berlin #Geschichte #Mauer #S-Bahn #Friedrichstraße #Bornholmer_Straße #Stasi

  • »Manches offene Wort geführt«
    https://www.spiegel.de/politik/manches-offene-wort-gefuehrt-a-a88a5842-0002-0001-0000-000013496025

    Der Napoleon von #Lummerland starb 2019.

    3.9.1989 Der Generalbundesanwalt muß mögliche strafrechtliche Folgen einer sorgsam vertuschten Spionageaffäre prüfen: Der ehemalige Berliner Bürgermeister und Innensenator Heinrich Lummer, zeitweise einer der bestinformierten Politiker des Westens, verschwieg lange Zeit private Beziehungen zu einer jungen DDR-Agentin.

    Im Rathaus Schöneberg floß der Schampus. Heinrich Lummer, Stimmungskanone und damals Berliner Innensenator, feierte am 21. November 1982 seinen 50. Geburtstag mit einem feuchtfröhlichen Empfang. »Heinrich fürs Grobe«, wie der rechte Christdemokrat auch von Parteigängern genannt wird, genoß die Gratulationscour, zu der Freund und Feind angetreten waren.

    Unter den Präsenten fand Lummer auch einen üppigen Blumenstrauß aus Ost-Berlin, dem eine Glückwunschkarte beigefügt war. Die Botschaft kam von »Susanne, Micha und W. Lindner«, die ihre »Hoffnung auf ein persönliches Wiedersehen in Nah und Fern« ausdrückten und dem CDU-Politiker »Gesundheit und Mut für unsere weitere Partnerschaft« wünschten.

    Lummer allein wußte, was die Ost-Post in Wahrheit bedeutete: eine verschlüsselte Pression. Absender des Blumengrußes waren Spitzenspione des Ost-Berliner Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), die dem Innensenator und obersten Chef des West-Berliner Geheimdienstes deutlich machen wollten, daß ihn die DDR politisch in der Hand habe - aufgrund intimer Lummer-Eskapaden mit einer Ost-Berliner Agentin, durch die der Christdemokrat sich erpreßbar gemacht hatte.

    Die Liebesgrüße vom MfS sind das wohl bizarrste Detail einer Spionageaffäre, die zumindest in der Geschichte der CDU ohne Beispiel ist und die den Berliner Christdemokraten ebenso peinlich sein muß wie die jahrelange Kette von Schmierfilz-Skandalen und Immobilienschiebereien örtlicher Unionsfreunde.

    In der geteilten Stadt, die auch nach dem Ende des Kalten Krieges weiterhin Hochburg internationaler Spionageaktivitäten und Kulisse ungezählter Polit-Thriller war, lief über Jahre eine östliche Geheimdienstoperation ab, wie sie sich Frederick Forsyth, John Le Carre oder andere Romanautoren kaum skurriler hätten ausdenken können.


    Klaus-Rüdiger Landowsky
    https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus-R%C3%BCdiger_Landowsky

    Die Verquickung von Frauengeschichten und Politik im Fall Lummer erinnert ein wenig an den Skandal, den der britische Kriegsminister John Profumo 1963 seinem konservativen Kabinett bescherte: Der Politiker stürzte über eine Liebschaft mit dem rothaarigen Callgirl Christine Keeler, das von einem kommunistischen Masseur betreut wurde. Getroffen hatte sich Profumo mit seiner Mätresse in einer Wohnung, in der auch ein Agent des sowjetischen Militärgeheimdienstes verkehrte.

    In der jahrelang sorgsam vertuschten Affäre Lummer figurieren, neben West-Berlins einstigem Bürgermeister, eine offenbar betörende DDR-Spionin und ihre Führungsoffiziere im Stasi-Ministerium, ferner ein ranghoher Ost-Berliner KGB-Resident, der westdeutsche Generalbundesanwalt Kurt Rebmann und, am Rande, auch der derzeitige Bundespräsident und einstige Berliner Stadtregent Richard von Weizsäcker.

    Schauplätze sind die Bürgermeisterräume im Schöneberger Rathaus und die zerschossenen Bürgerkriegsstädte des Libanon, die Büros des West-Berliner Verfassungsschutzes sowie diverse Deckadressen in Ost-Berlin.

    Der Fall, in dem es um politisch motivierte Erpresserpost und um Fotos von verborgenen Techtelmechteln geht, hat hochpolitische und womöglich strafrechtliche Aspekte: Ausgerechnet der stramme Unionsrechtsaußen Lummer ("Ich bin Antikommunist, weil ich Demokrat bin") ist dem kommunistischen Nachrichtendienst Ost-Berlins mit schier unglaublicher Naivität auf den Leim gegangen.

    Nach amtlichen Feststellungen hat es der CDU-Sicherheitsexperte lange Zeit versäumt, den West-Berliner Verfassungsschutz, dessen oberster Vorgesetzter er von 1981 bis 1986 war, über seine Beziehungen zu östlichen Agenten rechtzeitig und umfassend zu informieren - eine Unterlassung, wie sie nicht einmal einem kleinen Polizeibeamten oder Bundeswehrsoldaten nachgesehen wird.

    Mehr noch: Der Senat, dem Lummer angehörte, und Lummer-Untergebene im Verfassungsschutz haben jahrelang dazu beigetragen, die Spionageaffäre zu verheimlichen - obwohl sich in deren Verlauf der CDU-Prominente nicht nur erpreßbar gemacht hat, sondern auch wiederholt handfesten Erpressungsversuchen ausgesetzt war.

    Die Bemühungen, den Fall aus politischen Gründen unter der Decke zu halten, führten dazu, daß ein östlicher Kontaktmann Lummers - obwohl dem Christdemokraten längst als Agent bekannt - ungehindert weiter in West-Berlin operieren konnte:

    Eine Festnahme hätte, wie Geheimdienstler warnten, womöglich zu unliebsamer Publizität und zum vorzeitigen Ausscheiden Lummers aus dem Senat geführt.

    Das Fehlverhalten des christdemokratischen Sicherheitsexperten begann vor fast zwei Jahrzehnten. Bereits 1970 setzte Ost-Berlin erstmals einen Agenten auf den Unionspolitiker an: einen langjährigen Bekannten Lummers namens Sven Bergmann, der CDU-Interna und das Privatleben des Politikers ausforschen sollte.

    Lummer, von seinem Bekannten von Anfang an eingeweiht, informierte dennoch weder seine Partei noch die zuständigen Behörden, sondern ließ den MfS-Kundschafter, angeblich nach Absprache mit ihm, in Ost-Berlin Bericht erstatten.

    Und zurück bis in das Jahr 1973 - damals trennte sich Lummer von seiner Ehefrau Aurelia - reichen intime Beziehungen, die er zu der damals 25jährigen DDR-Bürgerin Susanne Rau unterhielt, einer Frau, die sich ihm als ledig und im staatlichen Kunsthandel der DDR beschäftigt vorstellte, von der er aber spätestens seit 1981 weiß, daß auch sie für das MfS tätig war.

    Die Affäre mit Susanne, die rund acht Jahre lang dauerte, hatte harmlos angefangen. Zusammen mit West-Berliner Freunden Lummers und Kneipen-Bekanntschaften aus der DDR unternahm das Paar Ausflüge, so etwa an einem Vatertag, wahrscheinlich 1973, zum Müggelsee oder, 1975, nach Köpenick.

    Bei diesen Wanderungen wurde auch fotografiert. Am Müggelsee drückte unter anderem Kumpel Bergmann auf den Auslöser, von dem Trip nach Köpenick schickte später ein unbekannter Informant den Sicherheitsbehörden eine Aufnahme, die, neben anderen, Lummer und Susanne Rau zeigte - womöglich ein Indiz dafür, daß im Lummer-Umfeld schon damals die Beziehung zu Susanne politisch suspekt erschien.

    Gewißheit, auch beim Tete-a-tete Zielperson des MfS zu sein, erhielt Lummer, inzwischen zum Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses avanciert, im März 1981. Telefonisch bat Langzeit-Freundin Susanne um einen Besuch Lummers in Ost-Berlin; als Treffpunkt wurde das Hotel Metropol verabredet.

    Das älteste und meistfrequentierte Devisenhotel am Bahnhof Friedrichstraße, gegenüber dem Internationalen Handelszentrum, ist bei kapitalistischer Kundschaft und Stasi-Kundschaftern gleichermaßen gefragt. An der Valuta-Bar bieten Damen diskret ihre Liebesdienste an, bei denen nach westlicher Geheimdienst-Einschätzung die Kunden für die Stasi ausgehorcht werden. In den noblen Salons tafeln nicht nur Diplomaten, Kaufleute und Notabeln des DDR-Außenhandelsministeriums, auch Stasi-Personal feiert dort bisweilen Betriebsfeste.

    An jenem Märztag aber wollte Susanne Rau nicht im Hotel bleiben. Und auch Lummers Wunsch, gemeinsam ein nettes Lokal aufzusuchen, fand sie nicht so passend. Sie überredete den CDU-Politiker, mit in ihre Wohnung im Neubauviertel Marzahn zu kommen. Lummer folgte der Bitte, wie er später behauptete, nur widerstrebend, weil er angeblich wenig Zeit hatte.

    Damals, zwei Monate vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus, mußte Lummer im Westteil der Stadt, gemäß seinem Credo, nicht nur Wahlkampf für »die ethische Motivation der Politik durch die christliche Ethik« führen. Gleichzeitig hatte er mit Betty Bedecker, 22, einer Schauspielerin und Miterbin des Babynahrungsherstellers Hipp, wie Bild vermeldete, »Berlins größte Romanze«.

    Die Marzahner Heinrich-Rau-Straße 50, damalige Wohnadresse der Susanne Rau, ist Teil eines elfstöckigen, langgestreckten Häuserblocks; das Haus Nummer 50 besteht aus 33 Wohneinheiten. Den Eingang ziert ein Bronzeschild mit der sogenannten Goldenen Hausnummer, die vorbildlichen sozialistischen Wohnkollektiven verliehen wird.

    Das Beisammensein des Politikers mit der Agentin wurde jäh gestört. Kurz nach dem Eintreffen in der Wohnung klingelten zwei Männer, die sich unter den Namen »Wagner« und »Lindner« als Beauftragte der DDR-Regierung vorstellten und mit Lummer ein politisches Gespräch führen wollten.

    Der Christdemokrat akzeptierte den Vorschlag, die Unterhaltung in einem Lokal fortzusetzen. Statt in eine Kneipe fuhr das Quartett jedoch zu einer Wohnung, nach Lummers Erinnerung in der Karl-Marx-Allee. Das Zusammensein war nett arrangiert. Eine Serviererin reichte Speisen und Getränke.

    Zufall oder nicht: Im bundesdeutschen Nachrichtendienstlichen Informationssystem (Nadis) ist eine Frau Rau, Vorname unbekannt, unter der Deckadresse Gubener Straße 13 d registriert - unmittelbar hinter der Karl-Marx-Allee. Auf der Klingelleiste dieses Hauses steht auch heute noch der Name »Rau«.

    Daß der DDR-Geheimdienst über Jahre hinweg immer wieder versucht hat, gerade Lummer auszuforschen und zu erpressen, macht politisch Sinn. Als Mitglied des Sicherheitsausschusses des West-Berliner Abgeordnetenhauses hatte der Christdemokrat schon Anfang der siebziger Jahre Zugang zu mancherlei vertraulichen Informationen; in geheimer Parteimission operierte er bisweilen auch in der Grauzone zwischen CDU und Rechtsextremisten.

    Später, als Berliner Innensenator, zählte Lummer zu den bestinformierten Politikern des Westens. Seiner Behörde waren die Daten des Berliner Landesamts für Verfassungsschutz (LfV) zugänglich und darüber hinaus, aufgrund des Nachrichtenaustausches mit den Westalliierten, vielerlei Erkenntnisse der amerikanischen CIA, des britischen MI 5 und der französischen Securite, die in West-Berlin weiterreichende Abhörbefugnisse haben als in ihren Heimatländern. Über die Nadis-Computer war die von Lummer kontrollierte Senatsbehörde außerdem elektronisch vernetzt mit allen westdeutschen Geheimdiensten: dem Bundesnachrichtendienst, dem Militärischen Abschirmdienst und den Verfassungsschutzämtern von Bund und Ländern.

    Lummer will an jenem Abend mit Susanne Rau offengelassen haben, ob er der Aufforderung der beiden Männer zu weiteren Gesprächen folgen wolle. Die Gelegenheit ergab sich - unfreiwillig, wie Lummer später behauptete - etwa sechs Wochen darauf.

    Als Susanne Rau bei ihm anrief und um ein neuerliches Treffen bat, wollte Lummer sie angeblich unter vier Augen wegen des überfallartigen Besuchs der beiden Herren zur Rede stellen. Doch als er zum Treffen ins Hotel Metropol kam, erwartete ihn in der Empfangshalle schon wieder das komplette Trio, das ihn abermals zur Karl-Marx-Allee bugsierte.

    Auch diesmal war ein Essen vorbereitet. Nach einer politischen Tour d’horizon erboten sich »Wagner« und »Lindner«, dem damaligen West-Berliner Parlamentspräsidenten Lummer private Einladungen etwa zu Jagdausflügen in die DDR zu vermitteln - was der Christdemokrat indes ebenso ausschloß wie eine Fortsetzung der politischen Diskussionen.

    In der Folgezeit mied Lummer Ost-Berlin und die DDR. Ende Juli oder Anfang August 1981, Lummer war seit kurzem Innensenator und Stellvertreter des Regierenden Bürgermeisters von Weizsäcker, setzte die Stasi einen weiteren Sendboten auf ihn an: einen Mann namens Michael Piek, gemeinsamer Bekannter des Duos Lummer/Rau.

    Piek war Lummer, gelegentlich einer Prag-Reise im Sommer 1980, von Susanne Rau vorgestellt worden. Alle drei logierten damals, kaum zufällig, im selben Hotel. Der promovierte Ost-Berliner Piek, nach Erkenntnissen westlicher Dienste ein hochrangiger »Inoffizieller Mitarbeiter« des MfS, wohnte oder wohnt im Hatzenporter Weg 1 - unweit der Rau-Wohnung und der Liegenschaften prominenter DDR-Bürger wie des Anwalts und Honecker-Vertrauten Wolfgang Vogel.

    Gegenüber Lummer gab sich Piek als Pädagoge aus, der in der internationalen Jugendarbeit tätig sei und deshalb ohne weiteres jederzeit nach West-Berlin einreisen könne. Als Piek im Sommer 1981, nach telefonischer Verabredung, den kurz zuvor gewählten CDU-Innensenator im Flanier-Cafe Möhring am Kurfürstendamm traf, wurde Lummer an die aufdringlichen Ost-Berliner Gesprächspartner erinnert - Piek richtete Grüße von »Wagner« und »Lindner« aus.

    Im Auftrag dieser - laut Piek - hohen Regierungsvertreter versuchte der Emissär später, vom U-Bahnhof Krumme Lanke aus, den Christdemokraten telefonisch zur Wiederaufnahme der privaten Polit-Runde in Ost-Berlin zu überreden, notfalls auch an einem für Lummer unverfänglichen Ort im Ausland, etwa in Wien oder Triest. Doch der Senator (CDU-Schnack: »Lummer ist kein Dummer") blieb diesmal unnachgiebig: Mit MfS-Beauftragten rede er nicht, will er das Angebot abgewehrt haben.

    Nach weiteren erfolglosen Bemühungen Pieks, Lummer umzustimmen, schlug die Stasi eine härtere Gangart ein. Ende Mai 1982 avisierte Piek dem Innensenator telefonisch einen Brief, der bei einer Bekannten für ihn deponiert werde. Die Botschaft enthielt mehrere jener Fotos, die bei den Zusammenkünften und geselligen Treffen in Ost-Berlin aufgenommen worden waren. Lummer verstand die Drohung: Er beschimpfte Piek am Telefon, erklärte ihm, daß er sich nicht erpressen lasse, und brach das Gespräch ab.

    Daß Lummer in jenen Monaten nachdrücklicher als früher die Annäherungsversuche zurückwies, lag wohl kaum daran, daß der Senator plötzlich Skrupel wegen seiner jahrelangen Ost-Berliner Eskapaden bekommen hätte. Vielmehr wurden ihm im Februar 1982 neue Erkenntnisse des Verfassungsschutzes über Piek mitgeteilt - aus denen sich der dringende Verdacht ergab, daß der MfS-Agent gezielt auf Lummer angesetzt war.

    Der Diplom-Sportlehrer Kurt Johannes Mocker, 48, im Jahr zuvor von Berlin-Ost nach Berlin-West übergesiedelt, hatte beim Landesamt für Verfassungsschutz ausgepackt. Er berichtete von einem »Dr. Michael Piek«, der »im Jugendbereich« des MfS arbeite und Veranstaltungen organisiere.

    Diesen Dr. Piek, so Mocker, habe er Ende 1980 auf der Preußen-Ausstellung in Ost-Berlin beobachtet, wie er Lummer bei einem Rundgang durch die Ausstellungsräume führte. Argwöhnisch sei er geworden, weil er Piek als MfS-Mann kenne, dem jegliche fachliche Qualifikation als Museumsführer fehle.

    Seine Skepsis, berichtete der promovierte Sportlehrer, habe sich noch verstärkt, als er Piek Monate später in West-Berlin, nahe dem Schöneberger Rathaus, erneut begegnet sei. Die anzügliche Frage, ob er hinter Lummer herspioniere, habe den ehemaligen Studienkollegen verlegen gemacht. »Verstört« habe Piek erklärt, er kenne Lummer seit einer »privaten Prag-Reise«.

    Am 9. Februar 1982 wurde Lummer vom Verfassungsschutz schriftlich über die Mocker-Aussage unterrichtet. An den Rand der Mitteilung schrieb der Christdemokrat die handschriftliche Notiz »Trifft zu«, mehr nicht. Eine nähere Erläuterung zu seinen Ost-Kontakten gab er nicht.

    Erst fünf Monate später gab der Innensenator in einem Gespräch mit dem ihm unterstellten Chef des Landesamts für Verfassungsschutz, Franz Natusch, weitere Auskünfte, die aber teils unvollständig, teils falsch waren. So verschwieg er die lange Dauer seiner Beziehung zu Susanne Rau wie auch deren Namen und die wiederholten Anrufe Pieks vor der Brief-Zustellung. Und er unterschlug, daß er sich auf ausführliche Gespräche mit »Wagner« und »Lindner« eingelassen hatte.

    Doch selbst die geschönte Lummer-Version alarmierte den gestandenen Dienst-Mann. Natusch empfahl dem Senator, unverzüglich den Regierenden Bürgermeister von Weizsäcker zu informieren. Um den drohenden Schaden zu begrenzen, schlug er außerdem vor, Weizsäcker möge bei passender Gelegenheit dem sowjetischen Generalkonsul oder einem anderen hohen Sowjetfunktionär klarmachen, daß Piek als MfS-Agent enttarnt sei. Moskau solle auf die Stasi einwirken, die Finger von Lummer zu lassen.

    Die delikate Mission wurde, mit Weizsäckers Erlaubnis, dem damaligen Chef der Senatskanzlei, Hansjürgen Schierbaum, übertragen. Weizsäcker selbst wußte den kompetenten Ansprechpartner: Walentin Dmitrijewitsch Kosobrodow, 55, Botschaftsrat in der Sowjetbotschaft in Ost-Berlin, Generalmajor des KGB und vormals stellvertretender Generalkonsul in West-Berlin.

    Mit dem Russen ließ sich sogar deutsch reden. Der studierte Germanist kann, nahezu akzentfrei, auswendig Goethe rezitieren, vom »Faust« bis zum »Westöstlichen Divan«. Schierbaums Demarche blieb gleichwohl fruchtlos - wenige Monate später erhielt Lummer, wieder vorab von Piek telefonisch angekündigt, erneut Druck-Post vom MfS.

    Diesen zweiten Brief, zugestellt an die Adresse der Lummer-Tochter Barbara, beurteilte das LfV als noch handfesteren Pressionsversuch. Die Verfasser hoben besonders die »seit 1975« bestehenden intimen Kontakte Lummers zu ihrer »Mitarbeiterin« Susanne hervor - ein Umstand, den Lummer dem Verfassungsschutz bislang verheimlicht hatte. In einer späteren Analyse zog das Amt daraus den Schluß, daß die junge Frau von vornherein mit einem Ausspähungsauftrag Lummer zugeführt worden war.

    Die Geheimdienstler, die in West-Berlin an der Straße Auf dem Grat residieren, waren schon zuvor in heller Aufregung gewesen - ausgelöst offenbar durch Erkenntnisse aus dem Schierbaum/Kosobrodow-Gespräch. Amtschef Natusch war mittlerweile klargeworden, daß Lummer ihm eine lückenhafte Darstellung der Vorgänge gegeben hatte. Er drängte den Innensenator zu einem weiteren Gespräch, in dem Lummer, Ende August 1982, seine erste Aussage in wesentlichen Fakten korrigierte und ergänzte. Nun erinnerte sich Lummer etwas genauer. Er gab zu, daß er schon »bald nach 1972« mit Besuchen in Ost-Berlin begonnen habe, etwa viermal pro Jahr, »in unterschiedlichen Lokalen«. An den Zusammenkünften habe bisweilen auch Walter Sickert (SPD), der frühere Präsident des Abgeordnetenhauses, und sehr häufig sein Bekannter Bergmann teilgenommen.

    Bergmann, 59, nach eigenen Angaben »ein guter Freund Lummers«, hatte den Christdemokraten 1963 bei der Freiwilligen Polizeireserve, einer Art Bürgerwehr gegen Ost-Infiltration, kennengelernt. Schräg gegenüber von Bergmanns Wohnung in der Lankwitzer Gallwitzallee übten beide in einer Gruppe Objektschutz und Stadtverteidigung. Bergmann: »Ich war sein Unterführer, er führte mir das Wachbuch.«

    Bergmann, ehemals SPD-Mitglied, betätigte sich bisweilen als Fluchthelfer für DDR-Bürger. Bei einer Transitfahrt im Januar 1970 wurde er im Osten gestellt und unter Haftandrohung zum Spitzeldienst verpflichtet. Seine Aufgabe war es, über Veranstaltungen der West-Berliner Union und die Person des Polit-Aufsteigers Lummer zu berichten.

    Fünf Jahre lang lieferte Bergmann seine Berichte, die er mit Lummer abgesprochen haben will, nach Ost-Berlin. Der CDU-Politiker hat demnach 1971 in seiner Sicherheitserklärung die bei Geheimnisträgern obligatorische Frage nach »nachrichtendienstlichen Kontakten, Verpflichtungen oder Umständen, die auf entsprechende Versuche hindeuten können«, wissentlich falsch beantwortet - mit nein.

    Erst 1975 informierte Lummer den Verfassungsschutz und gab eine merkwürdige Begründung für das lange Stillhalten. Er habe »das Spiel mitgemacht«, um zu erfahren, was das MfS von ihm wollte. Zu seiner und Bergmanns rechtlichen Absicherung habe er einen Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) konsultiert und ihm laufend berichtet.

    Das war, wieder mal, nur die halbe Wahrheit. Der BND bestätigte dem Berliner Verfassungsschutz lediglich eine »gesprächsweise« Erstinformation und bestritt ausdrücklich, über den weiteren Fortgang unterrichtet worden zu sein. Erst einen Monat vor seiner Offenbarung beim Verfassungsschutz bekannte Lummer seinem BND-Kontaktmann das ganze Ausmaß der MfS-Anforderungen an Bergmann, der inzwischen sogar mit technischem Gerät für Lauschoperationen ausgestattet worden sei.

    Sogar der Generalbundesanwalt beschwerte sich seinerzeit darüber, daß Lummer eigenmächtig gehandelt und wesentliche Tatsachen verheimlicht habe. Das Bundesamt für Verfassungsschutz forderte die Berliner Kollegen auf, Lummer in die Schranken zu weisen: Solche Fälle gehörten ohne Rücksicht auf parteipolitische Aspekte in die Hand der zuständigen Behörden.

    Bergmann ("Ich bin ein kleiner Mann im Öffentlichen Dienst") wollte vorige Woche auf Fragen des SPIEGEL nach seiner Tätigkeit für den »Konsum« (Insider-Jargon für das MfS) nicht eingehen. Den Namen von Lummers Ost-Berliner Bekannten Susanne Rau will er nie gehört haben: »Susanne wie?«

    Vor 13 Jahren, beim LfV, war Bergmann gesprächiger. Damals berichtete er, Lummer besuche seit langem Ost-Berlin, führe in Kneipen Gespräche mit DDR-Bürgern und habe dort ein Verhältnis mit einer Susanne. Er äußerte sogar die Befürchtung, daß die Dame die Beziehung nicht nur aus Liebe pflege.

    Als dann die Kontakte zwischen Weizsäckers Senatskanzlei und dem KGB-Residenten Kosobrodow nichts fruchteten und das MfS seine Erpressungsversuche fortsetzte, begannen die West-Berliner Verfassungsschützer unruhig zu werden. Amtschef Natusch erkannte, daß der Spionagefall Lummer nicht nur für Lummer, sondern auch für das Landesamt brenzlig werden könnte.

    Natusch und sein Spionageabwehrleiter befürchteten, daß Lummer auch zu Fall gebracht werden könnte, wenn er den Anwerbeversuchen widerstehe - allein dadurch, daß der gegnerische Dienst westlichen Medien gezielt Indiskretionen zuspiele. Selbst ein Eingreifen Weizsäckers oder gar des Bundeskanzlers, so die Einsicht, würde dies nicht verhindern.

    Mit einer verqueren Logik verwarfen die Verfassungsschützer die auch ihrer Meinung nach »an sich« gebotene Möglichkeit, Staatsanwaltschaft und Polizei einzuschalten, um den nach wie vor aktiven Kundschafter Piek bei einer seiner West-Touren zu fassen.

    Einerseits wäre das Amt nach der Rechtslage verpflichtet gewesen, den Fall an die Exekutivorgane abzugeben, weil die Verfassungsschützer sich vom Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel nichts versprachen. Andererseits hätte eine Festnahme Pieks, wie das Amt realistisch urteilte, ebenso zwangsläufig den Sturz Lummers zur Folge gehabt.

    Die verunsicherten Verfassungsschützer faßten daher gar keinen Entschluß, sondern schoben die Entscheidung den Politikern zu. Am 22. November 1982, einen Tag nach Lummers Geburtstagsfete, sprach Natusch bei Weizsäcker vor. Doch es blieb beim Aussitzen: Im Februar 1984 schloß der Verfassungsschutz die Akte Lummer - bis zum Machtwechsel an der Spree.

    Denn der Hardliner Lummer, ein »populistischer Stimmenfänger«, wie ihn die Süddeutsche Zeitung nannte, mußte von dem liberalen Weizsäcker im Amt gehalten werden, um die konservative Stammkundschaft der West-Berliner CDU einzubinden. Außerdem stand im Herbst 1982 ein Bundestagswahlkampf bevor; da hätte die Enttarnung von Lummers Ost-Kontakten eine verheerende Wirkung gehabt.

    Auch in der Folgezeit bemühte sich die Ost-Berliner Spionagezentrale hartnäckig um Kontakte zu Lummer. Sogar als der Senator auf DDR-Fahrt mit Polizeischülern die Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück besuchte, folgte ihm ein Stasi-Schatten.

    Aber auch Weizsäcker-Nachfolger Eberhard Diepgen wurde einer Entscheidung enthoben, weil Lummer, der des öfteren sorglos Kontakte knüpfte, über eine ganz andere Affäre stolperte: Als der CDU-Politiker am 8. April 1986 zum letzten Mal einen Drohbrief vom MfS erhielt, hatte er tags zuvor als Innensenator zurücktreten müssen - vor allem deshalb, weil der SPIEGEL enthüllt hatte, daß Lummer 15 Jahre zuvor einer Neonazi-Gruppe, die SPD-Plakate überkleben sollte, 2000 Mark aus der CDU-Kasse gezahlt hatte.

    Sieben Jahre nach Lummers Einlassungen beim Verfassungsschutz wird nun die Akte doch noch zum Fall - und wohl auch zum Politikum. Ein anonymer Brief, der im Juli vorigen Jahres bei den Nachrichtendienstlern einging, bezichtigte Mocker, den Hinweisgeber in der Lummer-Sache, selber für das MfS aktiv gewesen zu sein. Bei ihren Recherchen stießen die Verfassungsschützer im Tresor des LfV-Leiters auf die alten Vermerke über Lummers MfS-Connection.

    Dabei stellten die Geheimdienstler fest, daß die frühere Behördenleitung sträflich geschlampt hatte. Der - 1986 pensionierte - LfV-Chef Natusch (SPD) hatte, aus Furcht vor einem politischen Skandal, nichts unternommen, um den Hintergrund der dubiosen Lummer-Kontakte aufzuhellen. Auch unter dem parteilosen Natusch-Nachfolger Dieter Wagner, der bis März dieses Jahres amtierte, wurden die Papiere im Tresor nicht angerührt: Während Natusch sich erinnert, beim Amtswechsel den Panzerschrank »Ordner für Ordner« übergeben zu haben, will Wagner »lediglich den Schlüssel vorgefunden« haben.

    Erst die Nachschau unter dem vom rot-grünen Senat eingesetzten neuen Amtschef Dieter Schenk offenbarte, daß noch erheblicher Aufklärungsbedarf besteht. Eine erste Überprüfung verstärkte die Befürchtung, daß Lummer jahrelang von der DDR »abgeschöpft« (Geheimdienstjargon) worden sei, außerdem habe der CDU-Politiker durch das Verschweigen seiner Kontakte die Festnahme eines Ost-Agenten vereitelt. Der Vorgang wurde daraufhin an den Generalbundesanwalt weitergereicht.

    Bei Kurt Rebmanns Behörde, die bisher »keine Ermittlungen« führt, aber die strafrechtliche Relevanz des Falles prüfen muß, liegt nun ein brisantes Bündel von Beweisstücken und internen Bewertungen. Dazu zählen Vermerke, die Natusch, um den Kreis der Mitwisser im Amt klein zu halten, handschriftlich gefertigt hatte.

    Das Material bietet tiefe Einblicke in die hartnäckigen Anwerbungsversuche der Ost-Berliner Stasi und das leichtfertige Verhalten des West-Berliner Grenzgängers Lummer, der sich jenseits der Mauer mehr als eine Blöße gab.

    Das Ausmaß der Affäre um Heinrich Lummer, 56, mit zweitem Vornamen Jodokus (keltisch: »Krieger"), ist kaum abzusehen. Denn bislang sind keinerlei Ermittlungen angestellt worden, um herauszufinden, was der leutselige CDU-Politiker, der einem Ohrenzeugen zufolge auch in Ost-Berlin »manches offene Wort geführt« hat, in geselliger Runde oder trauter Zweisamkeit drüben ausgeplaudert haben könnte.

    Umgarnt worden war von der DDR-Staatssicherheit ein ethisch motivierter Katholik, dessen umtriebiges Nachtleben seit Jahren in Berlin für Gesprächsstoff sorgt und der offen zugibt, daß er weiblichen Reizen gern erliegt. Die mit ihm befreundete Stasi-Mitarbeiterin, die sich Susanne Rau nannte und möglicherweise auch so heißt, hatte daher mutmaßlich leichtes Spiel.

    Dabei mußte sich der Sicherheitspolitiker Lummer, aufgewachsen in der Kalten-Kriegs-Atmosphäre der Frontstadt Berlin, bei seinen Beziehungen zu Susanne Rau über das von östlichen Nachrichtendiensten bevorzugte »Mata-Hari-Modell« im klaren gewesen sein: Experten umschreiben damit die Methode, Informanten durch geheimdienstlich geschulte Frauen zu ködern - nach dem Vorbild jener holländischen Nackttänzerin, die im Ersten Weltkrieg in Paris für die Deutschen spioniert haben soll und 1917 erschossen wurde.

    Wenn nichts sonst, dann hätte spätestens die Enttarnung des Bonner Kanzleramtsspions Günter Guillaume 1974 den Innenpolitiker alarmieren müssen - zumal Lummer damals umgehend Strafanzeige gegen den zurückgetretenen Bundeskanzler Willy Brandt wegen angeblich fahrlässiger Preisgabe von Staatsgeheimnissen erstattete. Der Christdemokrat war zu jenem Zeitpunkt selber bereits seit vier Jahren in die geheimdienstlichen Aktionen des Ostens verwoben.

    Wie bei der Stasi-Verstrickung wurde Lummer auch bei der 2000-Mark-Spende an die Rechtsextremisten ein Opfer zweier ihn kennzeichnender Mängel an Gespür: Bei der Wahl seiner Freunde verliert der Christdemokrat allzuoft das Gefühl für politische Hygiene, und wenn er durch derlei Umgang in die Bredouille gerät, behindert er die Wahrheitsfindung regelmäßig durch sein fast pathologisch schlechtes Gedächtnis - er erinnert sich grundsätzlich an nichts, bis zum Beweis des Gegenteils.

    Ins Zwielicht geriet Lummer auch durch seine Beziehung zu dem Wuppertaler Autohändler Otto Putsch. Der inzwischen zu zwei Jahren Haft verurteilte Kaufmann hatte Lummer um Vermittlung beim geplanten Billig-Erwerb des Erbbaurechts für 2000 landeseigene Wohnungen bemüht. Lummer will seinen Bekannten lediglich an die »zuständigen Fraktionsstellen« weitergereicht haben. Während Putsch an Eides Statt versicherte, es habe 1984 deswegen vier Treffen mit Lummer gegeben, mag sich der nur an zwei erinnern.

    Die Putsch-Behauptung, der CDU-Baustadtrat Wolfgang Antes habe mit Wissen Lummers von ihm »Parteispenden oder Schmiergelder« kassiert, konterte der Senator mit der Erklärung, »wenn der Begriff Forderung gefallen sein sollte«, könne sich das »nur darauf« bezogen haben, ob etwa die Charlottenburger Verwaltung »irgendwelche Preisforderungen« gestellt habe.

    Daß der Christdemokrat seinem Bekannten Putsch durchaus zu Gegenleistungen verpflichtet gewesen sein könnte, legten weitere Putsch-Enthüllungen nahe: »Herr Lummer wurde von mir bzw. meiner Firma auf Wunsch einer Bonner Dienststelle im Frühjahr 1973 nebst zwei weiteren Herren zu einer Libanon-Reise nach Beirut eingeladen.«

    Eine ganz andere Version, wer den Libanon-Flug - neben einer weiteren »Gesellschaftsreise« (Bergmann) nach Syrien im selben Jahr - mitfinanziert hat, kommt aus dem Dunstkreis der Lummer-Bandeleien mit der Staatssicherheit der DDR. Die westlichen Dienste gehen davon aus, daß das MfS aus Informationsinteresse beide Reisen mit je 1200 Mark bezuschußt hat - was Lummer auch bekannt gewesen sei.

    Dafür sprechen weitere Indizien. Libanon-Freund Lummer, der in den siebziger Jahren insgesamt 17mal zu den bedrängten Christenmilizen reiste, bekam für die beiden ersten Trips, 1970 und an der Jahreswende 1971/72, die Flugkosten vom Bundespresseamt erstattet. 1973 hingegen haben, wie der damalige Staatsminister im Kanzleramt, Friedrich Vogel, vor dem Bundestag versicherte, weder das Presseamt noch die anderen »drei in Frage kommenden Bundesressorts« - Auswärtiges Amt, Entwicklungshilfeministerium und das Ministerium für innerdeutsche Beziehungen - Lummers Libanon-Reise bezahlt.

    Welche Dienste der Antikommunist Lummer der DDR womöglich unwissentlich geleistet hat, läßt sich aufgrund der nachlässigen Aufklärung kaum abschätzen. Der über viele Hintergründe Bonner Politik informierte CDU-Bundestagsabgeordnete ist auch heute noch Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, des Unterausschusses für Abrüstung und Rüstungskontrolle sowie für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Jede Äußerung einer Zielperson, zumal eines Politikers wie Lummer, in Anwesenheit eines feindlichen Agenten gilt nach CIA-Sprachgebrauch als »human intelligence«, von Personen beschaffte Nachrichten. Informationen dieser Art »sind im allgemeinen die spärlichsten, am schwersten zu beschaffen, aber potentiell am wertvollsten«, schreibt der US-Spionagekenner Thomas Powers.

    Strafrechtlich ist es gleichgültig, wie ergiebig eine von Ost-Agenten angezapfte Polit-Quelle sprudelt. Wie genau es die westdeutsche Justiz mit Ost-Kontakten nimmt, machte Ende 1978 ein Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg deutlich. Der dritte Strafsenat verurteilte damals den Hamburger Kriminaloberkommissar Rolf Grunert wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit zu zweieinhalb Jahren Freiheitsstrafe.

    Der Angeklagte, früher Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, hatte zwischen 1971 und 1977 etwa 30mal seine Schwester in Ost-Berlin besucht und sich dabei regelmäßig mit einem ihrer Bekannten, angeblich einem Gewerkschaftssekretär, unterhalten.

    Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der Mann MfS-Agent gewesen sei, an den der Kripo-Beamte Geheimnisse verraten habe. Grunert bestritt die Vorwürfe vehement, Beweise gegen ihn gab es nicht. Doch Indizien und der Augenschein genügten den Richtern für ihren Schuldspruch. Der gebürtige Thüringer Grunert, durch das Urteil in seiner bürgerlichen Existenz ruiniert und hoch verschuldet, wanderte sieben Jahre später in die DDR aus.

    Die Parallelen dieses Falles zur fast zeitgleichen Ost-Connection Lummers sind augenfällig. Der CDU-Politiker konnte an der wahren Identität seiner Gesprächspartner schließlich eher noch weniger Zweifel haben, als sie der Verurteilte Grunert nach Ansicht des Gerichts gegenüber seinem Ost-Berliner Bekannten hätte haben dürfen.

    Wer sich zur »Mitteilung oder Lieferung von Tatsachen, Gegenständen oder Erkenntnissen« a n einen gegnerischen Geheimdienst »oder einen seiner Mittelsmänner« bereit erklärt, riskiert laut Strafgesetzbuch bis zu fünf, in schweren Fällen bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe.

    Dabei »braucht der Täter nicht selbst Agent im technischen Sinne zu sein«, erläutert ein Strafrechtskommentar, es genüge »für die mittäterschaftliche Beteiligung das Sicheinspannenlassen« in die Agententätigkeit.

    Die Kriterien könnte Heinrich Lummer erfüllt haben. Der jetzige Innensenator Erich Pätzold (SPD) mochte sich vorige Woche, vom SPIEGEL befragt, zu den »unterstellten Vorgängen nicht äußern« - jedenfalls »noch nicht«.

    https://www.mz.de/mitteldeutschland/seltsame-allianzen-wie-die-stasi-versuchte-westdeutsche-neonazis-zu-unterwandern-

    Aktion Reiskorn e.V. - Wir über uns
    http://www.aktion-reiskorn.de/Verein/Wir-ueber-uns

    Wir haben weltweit mehr als 100.000 Menschen in Not geholfen

    Es fing damit an, daß Joachim Siegerist Anfang der „Achtziger“ als Chef-Reporter der HÖRZU ins „Goldene Dreieck“ nach Thailandreiste und dort unglaubliches Elend sah. Sterbende Kinder, Sklavenarbeit, Kinder-Prostitution. Danach nur noch die Idee im Kopf „Du darfst nicht nur berichten, Du mußt berichten und helfen zugleich.“

    Mit Hilfe von Max Schmeling gründete Joachim Siegerist das Kinderhilfswerk AKTION REISKORN e.V. Joachim Siegerist ist Vorsitzender dieses gemeinnützigen Vereins, Vorsitzender der Deutschen Konservativen und der Motor des DEUTSCHLAND-Magazin. Mit diesem „Trio“ wurden im Laufe der vergangenen 25 Jahre mehr als 100 000 Menschen weltweit geholfen.

    Nie nach Rasse und Religion gefragt

    Dabei wurde nie nach Rasse, Religion oder Herkunft gefragt. Ohne die vielen Freunde dieser Zeitung wäre solche Hilfe gar nicht möglich. Hilfe für verarmte Deutsche in Namibia, Deutsch-Balten, Letten, Juden, Russen, Muslimen auf der Flucht vor fanatischen Serben, evangelischen und katholischen Projekten in siebenbürgischen Rumänien, von Medizinmännern gejagten Albino-Kindern in Afrika. Hilfsprojekte gegen Kinder-Prostitution in Thailand. Die Liste der Hilfe ist ellen lang, würde mehr als ein dickes Buch füllen.

    Konservativ – das heißt auch sozial

    Joachim Siegerist: „Konservativ bedeutet für mich auch immersozial – was mit sozialistisch absolut nichts zu tun hat.“

    Während andere Hilfsorganisationen unter Vertrauensverlust leiden, bekommt die AKTION REISKORN e.V. mehr und mehr Zustimmung.

    http://homepagedesigner.telekom.de/imageprocessor/processor.cls/CMTOI/cm4all/com/widgets/PhotoToi/11/93/82/54/13f67442683/scale_1200_0%3Bdonotenlarge/13f67442683
    Heinrich Lummer (rechts) und Joachim Siegeristreisten im Kosovo-Krieg nach Albanien und halfen dort von fanatischen Serben verfolgtenMuslimen – hier auf dem Foto in einem Kinderdorf. Der Berliner Bürgermeisterund Innensenator a. D. Heinrich Lummer ist Ehren-Präsident der Konservativen.

    #Berlin #CDU #Stasi #Prostitution #Rechte #Politik

  • Berliner Gericht : Ex-Stasi-Mitarbeiter nach 49 Jahren wegen Mordes angeklagt
    https://www.berliner-zeitung.de/news/ex-stasi-mitarbeiter-wegen-mord-vor-berliner-gericht-angeklagt-li.2

    C’était l’époque des enlèvements d’avions par les Polonais et Allemands de l’Est. La méthode était trop facile. Immédiatement après le décollage à l’aeroport SXF / Schönefeld au sud de Berlin on menaça le pilote avec une fausse arme et cinq minutes plus tard l’apareil se posa sur le sol de THF / Tempelhof dans le secteur américain de Berlin-Ouest sous occupation militaire alliée.

    La Stasi menait une lutte acharnée contre ces violations de la frontière de l’état socialiste allemand et contre les criminels armés. Dans ce contexte un homme armé d’une fasse bombe a été tué par balles par un membre d’une unité antiterroriste de la Stasi.

    Le tireur est aujourd’hu accusé de meurte. Son procès sera ou un acte de proagande anticommuniste ou une enquête remarquable qui dévoilera le fonctionnement psychologique, administratif et légal des tchékistes d’Erich Mielke. On suivra les développements.

    12.12.2023 von Eva Maria Braungart - Rund 34 Jahre nach dem Mauerfall soll ein Ex-Stasi-Mitarbeiter wegen heimtückischen Mordes vor Gericht kommen.

    Über 34 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer soll ein ehemaliger Stasi-Mitarbeiter wegen heimtückischen Mordes vor Gericht kommen. Wie eine Gerichtssprecherin der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, ließ das Landgericht Berlin eine Anklage gegen den inzwischen 79-Jährigen aus Leipzig zu. Wann der Prozess beginnen soll, ist noch nicht bekannt.

    Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte Mitte Oktober bekannt gegeben, dass sie Anklage gegen den früheren Stasi-Mitarbeiter erhoben hat. Dieser soll am 29. März 1974 einen Polen in Ost-Berlin am früheren Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße erschossen haben. Laut Anklage soll der Mann das 38 Jahre alte Opfer „mit einem gezielten Schuss in den Rücken aus einem Versteck heraus“ getötet haben.
    Stasi-Mitarbeiter sollte Polen „unschädlich“ machen

    Der polnische Staatsangehörige soll zuvor in der polnischen Botschaft versucht haben, mittels einer Bombenattrappe seine ungehinderte Ausreise nach West-Berlin zu erzwingen. Das Ministerium für Staatssicherheit soll daraufhin entschieden haben, dem Mann zum Schein dessen Ausreise zu genehmigen. Mitarbeitende des Ministeriums sollen ihn dafür mit Ausreisedokumenten ausgestattet und zum Sektorenübergang am Bahnhof Friedrichstraße begleitet haben.

    Der Beschuldigte soll laut Anklage zur Tatzeit einer Operativgruppe des Ministeriums für Staatssicherheit angehört haben und mit der „Unschädlichmachung“ des Polen beauftragt worden sein.

    Zu Beginn der 1990er Jahre, nach dem Untergang der DDR und im Zuge der Ermittlungen wegen der Gewalttaten an der Berliner Mauer, griff die Staatsanwaltschaft Berlin den Fall vermutlich routinemäßig auf, stellte die Ermittlungen jedoch 1996 wegen mangelnder Ansatzpunkte ein.
    Staatsanwaltschaft sieht Merkmal für Mord erfüllt

    Erst 2016 habe es einen entscheidenden Hinweis aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv gegeben, hieß es von einem Behördensprecher. Anders als heute sei man zunächst von einem Totschlag ausgegangen. In diesem Fall wäre die Tat verjährt gewesen.

    Inzwischen sieht die Staatsanwaltschaft das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt. Dieser Argumentation ist das Gericht zunächst gefolgt. Nach Angaben der Gerichtssprecherin hat die zuständige Kammer „die Anklage ohne Einschränkungen unter Eröffnung des Hauptverfahrens zur Hauptverhandlung zugelassen“.

    #DDR #Stasi #exécution_extrajudiciaire

  • Flucht vor der Junta : DDR-Rettungsaktionen für Antifaschistinnen und Antifaschisten aus Chile
    https://www.youtube.com/watch?v=g4HFqxWywuE&pp=ygURUnVkb2xmIEhlcnogQ2hpbGU%3D


    A propos du soutien que la RDA a apporté aux victimes du régime fasciste chilien après le putsch des généraux contre le gouvernement de l’Unidad Popular en 1973.

    Mehr als 60 Gäste in der jW-Maigalerie und etwa 2.500 Nutzer des Livestreams verfolgten am Donnerstag abend ein Gespräch zwischen dem früheren Offizier der DDR-Auslandsaufklärung Rudolf Herz (M.) und Verleger Frank Schumann (l.) unter der Moderation von jW-Autor Arnold Schölzel (r.). Herz half ab Oktober 1973 in Chile, Verbindungen ins Ausland aufrechtzuerhalten und bei der Flucht eines hochrangigen Politikers der Unidad Popular. In den nächsten Tagen erscheinen im Verlag am Park seine Erinnerungen: »Ich war OibE ›Kern‹ in Chile«.

    Ich war OibE ›Kern‹ in Chile« 
    https://www.eulenspiegel.com/verlage/verlag-am-park/titel/ich-war-oibe-kern-in-chile.html

    La notoire Stasi partageait son caractère à double tranchant avec toutes les institutions policières et services secrets des pays à vocation paisible et démocratique. Elle était à la fois un appareil de surveillance et de répression et un organisme capable de défendre des personnes en danger.
    La DDR (RDA, République Démocratique d’Allemagne) a ainsi aidé les victimes de la dictature des colonels en Grèce entre 1967 et 1974 comme celles du régime Pinochet au Chili à partir du 11.9.1973.
    Ce livre raconte la mission de sauvetage de l’officier de la section du renseignement extérieur HVA Rudolf Herz au coeur du Chili de 1973.

    Erinnerungen an den Putsch 1973
    240 Seiten, 12,5 x 21 cm, broschiert mit Abbildungen, erscheint 18. September 2023, Buch 18,– €, ISBN 978-3-89793-373-6

    Im Herbst 1973, nach dem Putsch, schickte die Auslandsaufklärung den »Offizier im besonderen Einsatz« (OibE) Rudolf Herz nach Chile. Sein Deckname: Kern, seine Legende: Außenhändler, seine Mission: gefährdete Chilenen vor der Junta in Sicherheit und außer Landes bringen. Zweimal war er im Einsatz – von 1973 bis 1975 und von 1978 bis 1983. Herz gehörte zu jenen, die in Chile den Opfern des faschistischen Terrors halfen und im Auftrag der DDR das Überleben sicherten. Darüber schreibt er. Herz alias Kern gehört zu den wenigen, die noch aus eigener Erinnerung berichten können. Authentisch, analytisch, anschaulich und lebendig.

    Missing
    https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Missing_(film,_1982)


    Ce récit est intéressant quand on le compare avec la trame de Missing , le film de Costa Gavras avec Jack Lemmon dans le rôle d’un père états-unien à la recherche désespéré de son fils disparu pendant le coup d’état.

    Le scénario est adapté du roman homonyme de Thomas Hauser, lui-même inspiré de l’histoire vraie d’un journaliste américain, Charles Horman (en). Horman a effectivement disparu lors du coup d’État du 11 septembre 1973, mené par le général Augusto Pinochet, qui renverse le gouvernement du président chilien Salvador Allende.

    #DDR #Chili #antifascisme #stasi #vidéo #histoire #témoignage

  •  »Die Zahl der Morddrohungen hat deutlich abgenommen« 
    https://www.jungewelt.de/artikel/446161.geschichte-der-ddr-die-zahl-der-morddrohungen-hat-deutlich-abgenomm

    Le site web de documentation et d’autocritique des anciens fonctionnaires de la STASI sera hors ligne à partir de fin avril. Il ne reste alors que peu de temps pour télécharger leurs publications

    4.3.2023 von Nico Popp - Über volle Hosen, Querschnittswissen und die Arbeitsbilanz des Insiderkomitees ehemaliger Mitarbeiter des MfS. Ein Gespräch mit Wolfgang Schmidt

    Sie haben im Januar angekündigt, dass die Internetseite des Insiderkomitees zur kritischen Aneignung der Geschichte des Ministeriums für Staatssicherheit Ende April abgeschaltet wird. Welche Aufgabe hatte diese Internetseite, und was war oder ist das dahinterstehende Insiderkomitee?

    Das Komitee hat sich 1992 als Zusammenschluss ehemaliger Mitarbeiter des MfS gegründet. Das war eine Reaktion auf die damalige Debatte über die Staatssicherheit, die hysterische Züge angenommen hatte. Eine Riesenorganisation war unser Kreis aber nicht. Es waren maximal 100 Mitglieder und Sympathisanten, die sich einigermaßen regelmäßig getroffen und verständigt haben. Wir hatten am Anfang große Schwierigkeiten, Räume für Zusammenkünfte und Veranstaltungen zu finden. Überall hatte man die Hosen gestrichen voll. Ausgeholfen hat uns dann ohne viele Worte das kurdische Kulturhaus in Berlin-Oberschöneweide. Das Komitee war zunächst ein eingetragener Verein und hat sich später der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde als Arbeitsgemeinschaft angeschlossen. Viele aus dem Kreis der Gründer sind inzwischen verstorben oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr aktiv. Seit 2006 existiert das Insiderkomitee nur noch als informeller Zusammenschluss. Der Internetauftritt, um den ich mich gekümmert habe, ist gewissermaßen als letzter Tätigkeitsnachweis bis jetzt zugänglich geblieben.

    Kannten sich die ehemaligen Mitarbeiter des MfS, die sich da 1992 zusammengefunden haben, schon vor 1989?

    Nicht jeder kannte jeden, aber es gab Beziehungen untereinander, die es in der damaligen komplizierten Situation ermöglicht haben, sich zu finden und zusammenzuschließen.

    Was hatte sich das Komitee damals vorgenommen?

    Wir haben seinerzeit bewusst das Wort »kritisch« in den Namen hineingenommen, weil wir der Überzeugung waren, dass die schreckliche Niederlage von 1989 auch Ursachen in der Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit gehabt haben muss. Dass hier Fehler gemacht worden sind, die es kritisch zu betrachten gilt. Uns war auch klar, dass alle Versuche, sich dieser Geschichte mit der alleinigen Absicht zu nähern, zu beschönigen und zu rechtfertigen, wenig glaubwürdig sind und kaum Resonanz finden werden. Es gab damals viele nachdenkliche und selbstkritische Diskussionen – bis zu dem Punkt, dass es in den eigenen Reihen die Kritik gab, wir würden nun auch noch das auf den Tisch legen, was die Gegenseite noch gar nicht wisse. Nach und nach hat sich dann aber doch die Einsicht durchgesetzt, dass wir in der Auseinandersetzung mit den unablässigen Verleumdungen keinen anderen Verbündeten haben als die Wahrheit und dass es, weil die Akten ja größtenteils vorliegen, keinen Zweck hat, Dinge zu verschweigen. Überzeugt hat auch unsere strikte Weigerung, Angaben zu ehemaligen inoffiziellen Mitarbeitern des MfS preiszugeben. Wir haben auf diese Weise über den Kreis der etwa 100 Leute hinaus einen ständigen Austausch mit Mitgliedern anderer Zusammenschlüsse und Organisationen erreicht. Unsere Publikationen sind auf der Internetseite dokumentiert, man kann sie also bis zur Abschaltung noch herunterladen.

    Ist mit dem angekündigten Ende der Webseite auch das Ende der Aktivitäten des Insiderkomitees gekommen?

    Wir regeln gewissermaßen gerade unseren Nachlass. Nachwuchs für unseren Zusammenschluss gibt es nicht, denn das müsste ja jemand sein, der oder die ein Mindestmaß an Überblicks- und Querschnittswissen über das MfS hat. Der Kreis der Leute, die dieses Wissen haben, wird immer kleiner. Es kam ja erst ab einer bestimmten Leitungsebene ein komplexes Wissen über das MfS zustande. Und diese Generation ist inzwischen arg gebeutelt. Von der Führungsspitze des Ministeriums lebt niemand mehr, und von den 15 letzten Leitern der Bezirksverwaltungen leben nur noch zwei. Ich bin im Gespräch mit befreundeten Organisationen, um sicherzustellen, dass ein Teil der Inhalte unserer Internetseite auf deren Internetseiten übernommen wird.

    Sie waren im Zusammenhang mit der Seite über die Jahre mehrmals in rechtliche Auseinandersetzungen verwickelt. Worum ging es dabei?

    Maßgeblicher Initiator dieser Dinge war der hinlänglich bekannte Hubertus Knabe, damals Direktor der Gedenkstätte Hohenschönhausen. Er hat das im Unterschied zu mir auf Staatskosten betrieben. Es begann damit, dass ich ihn in einem Artikel als »Volksverhetzer vom Dienst« bezeichnet habe, nachdem er in einer Thüringer Zeitung Mitarbeiter des MfS mit dem faschistischen Mörder Josef Blösche gleichgesetzt hatte. Das war der Gipfel der Unverschämtheit. Meine Formulierung ist dann gerichtlich als von der Meinungsfreiheit gedeckt anerkannt worden, aber diese Auseinandersetzung hat sich über mehrere Jahre hingezogen, und für eine andere Äußerung in diesem Zusammenhang wurde ich zu einer Geldstrafe verurteilt. Später hat mich Knabe – auffälligerweise eine Woche nach Amtsantritt eines Justizsenators von der CDU – angezeigt wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener, weil ich Johann Burianek von der sogenannten Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit einen »Angehörigen einer terroristischen Vereinigung« genannt hatte. Das war für Knabe ein rotes Tuch. Am Ende ist das über sechs Jahre bis zum Bundesverfassungsgericht gegangen, das entschieden hat, dass auch das von der Meinungsfreiheit gedeckt ist. Das war eigentlich die wichtigste Justizsache. Durchgestanden habe ich das nur, weil ich viele Menschen an meiner Seite hatte, die mich unterstützt haben. Den Ablauf und die einzelnen Urteile kann man auf der Internetseite nachlesen.

    jW am Kiosk kaufen

    Die von Ihnen veröffentlichte Begründung für die Abschaltung der Internetseite dürfte manche überraschen. Da steigen Sie ein mit dem Befund, dass das Thema MfS »erschöpft« sei. Was meinen Sie damit?

    Es wird immer mal wieder das eine oder andere ausgegraben werden. Aber es gibt schon lange keine substantiell neuen Entdeckungen mehr. Seit Jahren handelt es sich bei den Veröffentlichungen zum Thema fast durchweg um den dritten, vierten oder fünften Aufguss von längst bekannten Sachverhalten und Debatten. Die ursprüngliche Idee der offiziellen Aufarbeitung, dass mit der Öffnung der Akten des MfS unsagbare Verbrechen aufgedeckt werden, hat sich längst in aller Stille erledigt. Rund 30.000 Ermittlungsverfahren gegen ehemalige Mitarbeiter des MfS führten zu ganzen zwei Verurteilungen zu Haftstrafen. Sogar der ehemalige Minister für Staatssicherheit musste für eine Tat aus dem Jahr 1931 vor Gericht gestellt werden, weil man keinen anderen Ansatzpunkt fand. Für alle Hauptvorwürfe gegen das MfS – Mord, Auftragsmord, systematische Folter – hat man keine Belege gefunden, obwohl in einer eigens eingerichteten Behörde mit riesigem Aufwand jahrzehntelang jedes Blatt Papier umgedreht wurde. Da ist die Luft raus, auch wenn natürlich klar ist, dass das, solange Leute davon leben, immer wieder in irgendeiner Form vorgebracht werden wird.

    Eine politische Funktion hat das ja weiterhin.

    Genau. Es geht am Ende gar nicht um das MfS. Man schlägt den Sack und meint den Esel. Es geht ganz einfach darum, die DDR zu reduzieren auf die Formel »Mauer und Stasi«. Und solange das funktioniert – und es funktioniert ziemlich gut – werden viele Menschen nicht darüber nachdenken, dass die DDR mit ihren emanzipatorischen Ansätzen in vielen gesellschaftlichen Feldern und als Staat des Friedens, als Staat ohne Ausbeutung, ohne Arbeitslosigkeit, ohne Geldgier als hauptsächliches Antriebsmittel, ohne Ausplünderung anderer Länder eine Alternative zu dieser Gesellschaft gewesen ist. Das fällt alles unter den Tisch, sobald jemand »Stasi« ruft.
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    Frank Schumann

    »Nachzulesen, wie wir das sehen, ist also jederzeit möglich«: Wolfgang Schmidt

    Dann ist doch offenbar noch eine ganze Menge zu tun. Dennoch schreiben Sie in Ihrer Erklärung, dass bereits 2008, als die regelmäßige Veranstaltungsreihe des Insiderkomitees eingestellt wurde, im Grunde »alles gesagt« war.

    Wir haben das Thema über die Jahre in allen uns wesentlich erscheinenden Aspekten ausgeleuchtet – häufig auch mit Gästen, die sich als Opfer des MfS verstanden haben, oder mit Wissenschaftlern. Viele Themen sind mehrfach behandelt worden. Vieles wiederholte sich dann, ohne dass wir immer zu einer einheitlichen Auffassung gekommen wären. Aber die Fakten und die großen Zusammenhänge zu den wesentlichen Fragen lagen bei uns immer wieder auf dem Tisch. Neue Perspektiven zeichneten sich schon damals nicht mehr ab. Selbstverständlich kann man, wie das ja die ehemalige Unterlagenbehörde in ihren Veröffentlichungen gemacht hat, noch endlos Untersuchungen zu nachrangigen Nischenthemen produzieren, etwa zur Arbeit des MfS an der Medizinischen Hochschule in Erfurt. Substantiell neue Erkenntnisse kommen dabei aber regelmäßig nicht mehr heraus.

    Was ich aus Ihrer Erklärung herauslese, ist zumindest eine Tendenz zu der Position, dass im Grunde nur diejenigen, die das schon angesprochene Querschnittswissen durch die Praxis erworben haben, sich ein substantielles Urteil über das MfS erlauben können. Erschweren Sie dadurch nicht einer neuen Generation von Forschern, die vielleicht in zehn oder zwanzig Jahren ganz andere Fragen zum Thema »Sicherheit« in der DDR stellt, den Anschluss an Perspektiven, wie sie etwa das Insiderkomitee vertreten hat?

    Das Überblickswissen ist ein zentraler Aspekt der kritischen Auseinandersetzung mit dem MfS, und das geht mit der Generation derjenigen, die zuletzt die Leitungsebene stellten, unweigerlich verloren. Auch der normale Mitarbeiter war ja angehalten, nur das zu wissen, was für sein unmittelbares Arbeitsgebiet von Bedeutung war. Aber wir haben unser Wissen und unsere Erfahrungen hinterlassen – in Form von Sachbüchern und in Form von Erinnerungsliteratur. Es gibt da mittlerweile eine ganze Bibliothek. Nachzulesen, wie wir das sehen, ist also jederzeit möglich. Diese Arbeit ist getan, und das bleibt.

    Gleichzeitig konstatieren Sie, dass eine Versachlichung der Debatte über das MfS nicht mehr zu erwarten ist. Wenn das der Sachstand ist, dann ist doch die Aufgabe der kritischen Aneignung, der Sie und andere sich vor über drei Jahrzehnten gestellt haben, nicht erfüllt – es sei denn, man sagt, gut, wir haben unsere Erinnerungen aufgeschrieben, wir haben Wissen gesichert, aber in der geschichtspolitischen Auseinandersetzung haben wir eine vollständige Niederlage erlitten und räumen jetzt das Feld.

    Das kann man so sehen, aber überraschend ist das natürlich nicht. Dass wir Aussichten haben, uns gegen diesen riesigen, mit Personal und Geld überreichlich ausgestatteten Apparat in einer fast durchweg feindseligen Medienlandschaft durchzusetzen, haben wir auch 1992 nicht angenommen. Wir haben auch nicht angenommen, dass wir mit guten Argumenten und Fakten die Gegenseite davon abbringen werden, die DDR und das MfS zu verteufeln. Es ist am Ende einfach eine Frage der Selbstachtung gewesen, dass wir uns öffentlich positioniert haben.

    Sie betonen in der Erklärung, dass sich die juristische Verfolgung ehemaliger MfS-Mitarbeiter als »Flop« erwiesen habe. Und doch werden, mal ganz abgesehen von den großen Linien der Geschichtspolitik, etwa von der Kulturindustrie unverdrossen weiter die lächerlichsten Klischees reproduziert. Vor ein paar Monaten erst ging eine Serie über eine »Stasi-Killerin« an den Start. Wie kann man das erklären?

    Das politische Interesse an diesem Zeug ist grundsätzlich gleichgültig gegenüber den Fakten. Im Grunde ist das ein Selbstläufer geworden. Und das reichte und reicht weit hinein in linke Kreise, etwa seinerzeit in die PDS und heute in die Linkspartei. Am Anfang der Geschichte der PDS stand 1990 ja unter anderem auch die Idee, dass, wenn das MfS als Prügelknabe herhalten muss, man selber ein bisschen weniger abkriegt.

    Hätte das auch anders laufen können? Haben Zusammenschlüsse wie der Initiativkreis vielleicht Fehler gemacht, die mögliche Verbündete verprellt haben?

    Für uns würde ich sagen, dass wir gar keine anderen Möglichkeiten hatten als die, die wir genutzt haben. Wir hatten auf der politischen Ebene von Anfang an nahezu keine Verbündeten. Beim Thema DDR ist das schon sehr schwierig, und beim Thema MfS sind sofort alle Schotten dicht. Dazu kommt seit einigen Jahren auch ein verbreitetes Desinteresse. Für viele Zeitgenossen ist die Geschichte der DDR inzwischen so weit weg wie der Bauernkrieg. Mehr und mehr haben die Leute auch andere Probleme, die mit der DDR gar nichts mehr zu tun haben: Krieg, Teuerung, fehlende Wohnungen, explodierende Mieten, Umweltkrise.

    Eine interessante Verschiebung der Perspektive hat es in den vergangenen Jahren bei Akteuren der sogenannten Aufarbeitung gegeben. Mindestens zwei Jahrzehnte lang gab es auf allen Ebenen eine ausgesprochene Konzentration auf das »Stasi«-Thema. Bis heute ist ja zum Beispiel die Geschichte der SED viel weniger gründlich erforscht als die der Staatssicherheit. Zuletzt mehrten sich allerdings die Stimmen, die mehr oder weniger offen darüber räsonieren, dass diese Fixierung auf die Staatssicherheit ein Fehler gewesen sei, weil dadurch – das ist offensichtlich die Überlegung – die »restliche« DDR nicht schwarz genug gemalt wurde.

    Uns ist auch aufgefallen, dass sich da manches verschoben und – was uns betrifft – abgemildert hat. Ich bin mir aber sicher, dass diese Leute das, was sie jahrzehntelang mit gewaltigem Ressourceneinsatz verbreitet haben, nicht mehr einfangen können, auch wenn einige – keineswegs alle – sehen, dass sie da einen Fehler gemacht haben. Was mit diesen Akzentverschiebungen zumindest zum Teil im Zusammenhang stehen dürfte, ist die deutlich abnehmende Zahl von Morddrohungen und Schmähungen, die bei mir einlaufen. Davon habe ich einen ganzen Hefter voll. Natürlich ist inzwischen auch die nach 1990 noch sehr regsame Generation regelrechter Faschisten und hemmungsloser Antikommunisten, die von einem auch persönlichen Hass auf die DDR geprägt war, weitgehend abgetreten.

    Wenn Sie nach drei Jahrzehnten Bilanz ziehen: Hätten Sie sich gewünscht, dass sich mehr ehemalige MfS-Mitarbeiter an solchen Initiativen wie Ihrer beteiligt hätten? Viele haben sich nach 1989 gänzlich ins Privatleben zurückgezogen.

    Es wäre selbstverständlich besser gewesen, wenn wir mehr gewesen wären. Dass das nicht so war, hatte allerdings schwerwiegende Gründe. Was für viele SED-Mitglieder galt, galt auch für nicht wenige ehemalige Mitarbeiter des MfS: Die Niederlage von 1989 kam für sie gänzlich unerwartet und blieb unerklärlich. Oft hatte das den Rückzug ins Private zur Folge. Dazu kam in den ersten Jahren nach 1990 die Sorge über eine mögliche Verfolgung durch die Justiz und – vielleicht noch schwerwiegender – diese wirklich alltägliche öffentliche Denunziation des MfS. Viele waren aus Sorge um ihre Familien nicht bereit, sich öffentlich zu äußern. Und natürlich mussten alle, wenn sie nicht unmittelbar vor dem Eintritt ins Rentenalter standen, unter erschwerten Bedingungen beruflich neu anfangen. Es war also wirklich eine sehr schwierige Situation, in der wir uns damals zusammengesetzt und gesagt haben, wir müssen uns jetzt endlich einmal zu diesen unentwegt verbreiteten Lügen äußern.

    Wolfgang Schmidt, geboren 1939 in Plauen, war im Ministerium für Staatssicherheit zuletzt Oberstleutnant und Leiter der Auswertungs- und Kontrollgruppe der Hauptabteilung XX

    #DDR #Stasi #histoire

  • Das schier Unglaubliche... war und wird wahr - DaybyDay ISSN 1860-2967
    https://www.daybyday.press/article7468.html

    L’administration responsable pour l’archivage et la mise à disposition aux ayants droit des documents élaborés en #RDA par la Stasi a été transformée en STASI v2 par une bande d’anticommunistes et de carrieristes parmi les journalistes allemands.

    Les intrigues sont arrivés à un point où l’auteur de ce site s’est trouvé dans l’obligation de publier la preuve de sa non-appartenance au système Stasi.
    https://www.daybyday.press/IMG/pdf/bstu_antwortschreiben_2016-02-18.pdf

    D’autres journaliste ont passé plusieurs annés de leurs vies à se défendre contre des accusations fabriquées.

    Wie die Stasi-Unterlagenbehörde dem rbb und „Bild“ half, Dutzende Journalisten auszuforschen | Übermedien
    https://uebermedien.de/59424/wie-die-stasi-unterlagenbehoerde-dem-rbb-und-bild-half-dutzende-journali

    Mittarbeiter der Stasi-Unterlagenbehörde haben offenbar dem rbb und der „Bild“-Zeitung geholfen, Mitglieder und Funktionäre der größten deutschen Journalisten-Gewerkschaft auszuforschen. Mehr als 1.000 Seiten wurden herausgegeben, Unterlagen über 164 Menschen dafür durchleuchtet – rechtswidrig, wie die Behörde selbst einräumt. „Die haben sich benommen wie die Stasi 2.0“, sagt ein Anwalt, der die Unterlagen kennt. Der Deutsche Journalistenverband spricht von einer „Aktenaffäre“ und fordert umfassende Aufklärung.

    #BRD #Stasi

  • Ausforschung statt Aufarbeitung: Wie 164 Menschen unter Stasiverdacht gerieten
    https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/ausforschung-statt-aufarbeitung-wie-164-menschen-unter-stasiverdach

    Seit Jahren kämpft Bernd Lammel gegen IM-Vorwürfe. Jetzt stellt er fest, dass die Unterlagenbehörde BStU Verwandte, Bekannte, Kollegen ausleuchtete.

    24.4.2021 - 17:52 Uhr
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    Adrian Crispin
    Bernd Lammel in seinem Büro in der Schönhauser Allee.

    Berlin - Er sei völlig verunsichert gewesen, angesichts dieser Menge, sagt Bernd Lammel. Ein Berg von 16 Leitz-Ordnern voller Akten größtenteils zu seiner Person türmte sich in der Stasiunterlagenbehörde in der Karl-Liebknecht-Straße vor ihm auf. Lammel war im Januar diesen Jahres in die Behörde gefahren, um zu erfahren, was dort alles über ihn gesammelt worden ist, so erzählt er es. Erstaunlicherweise stammte ein großer Teil der Unterlagen in den 16 Ordnern nicht von der Staatssicherheit, nicht aus DDR-Zeiten. In den Ordnern waren viele Akten, die die Behörde lange nach der Wende produziert hat. Vieles stammte aus den vergangenen 15 Jahren.

    Bernd Lammel ist ein Fotojournalist und Gewerkschafter aus Berlin, der seit Jahren mit dem Verdacht leben muss, ein Stasispitzel gewesen zu sein. Drei Minuten in der Abendschau im rbb haben sein Leben im September 2015 auf den Kopf gestellt. Ein kurzer Bericht, in dem es hieß, Lammel habe als „IM Michael“ für die Staatssicherheit gearbeitet. Im Beitrag äußerte sich auch Roland Jahn, der die Stasiunterlagenbehörde leitet. Erst klang es nach einem ziemlich üblen Fall von Stasiverstrickung. Ein Jahr später, im September 2016, entlastete ein Gutachten einer unabhängigen Historikerin allerdings Bernd Lammel in der Sache. Das ist auch schon vier Jahre her, aber es ist immer noch nicht vorbei.

    Seit Ende 2020 weiß Lammel, dass die Reporterin, die den Beitrag für den rbb gemacht hatte, immer noch in der Unterlagenbehörde nach Akten von ihm suchen lassen will. Dass sie nun sogar an seine private Post herankommen will, die in der Behörde liegt, weil seine Briefe, Postkarten und Pakete jahrelang von der Staatssicherheit überwacht worden sind. Diesmal hat er davon rechtzeitig erfahren, denn die Reporterin hat sich bei der Behörde auf das Informationsfreiheitsgesetz berufen. Nach diesem Gesetz muss Lammel zustimmen, wenn jemand Unterlagen von ihm einsehen will.

    Er hat nicht zugestimmt, sondern selbst einen Antrag nach Informationsfreiheitsgesetz gestellt. Wenn die Sache immer noch nicht vorbei ist, will er es jetzt alles genau wissen. Wer hat sich bei der Stasiunterlagenbehörde nach ihm erkundigt, zu welchem Zeitpunkt? Er will auch erfahren, wie sich die Behörde selbst mit ihm befasst hat.

    Im Januar ist sein Antrag bewilligt, er fährt in die Behörde, zu den 16 Ordnern. Er liest sieben Tage lang in den Akten, insgesamt 38 Stunden, so erzählt er es. Vor zwei Wochen, Anfang April, habe er auch Kopien von Akten erhalten.
    Aufarbeitung der Vergangenheit, nicht der Gegenwart

    Seitdem weiß er, dass sich die Behörde nach den Anfragen von Reportern über ihn nicht nur mit ihm beschäftigt hat. Sondern auch mit 164 anderen Menschen, die er mehr oder weniger gut kennt, wie er nach Durchsicht der Unterlagen sagt. Seine Familie ist darunter. Viele andere engagieren sich wie Lammel im Deutschen Journalistenverband, in den Verbänden der ostdeutschen Bundesländer oder in Berlin. Der Fall scheint plötzlich viel größer als seine eigene Geschichte.

    Was Bernd Lammel berichtet und was sich aus Unterlagen ergibt, die der Berliner Zeitung vorliegen, wirft die Frage auf, wie weit sich die Stasiunterlagenbehörde von ihren Leitbildern entfernt hat. Die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU), so ihr vollständiger Name, wird noch von Roland Jahn geführt. Ihrem letzten Leiter, denn im Juni wird die BStU aufgelöst, die Akten werden ins Bundesarchiv überführt. Bis dahin soll sie Presse und Medien bei der Aufarbeitung der Verbrechen der Staatssicherheit, der Herrschaftsmechanismen im SED-Staat unterstützen.

    Es geht um die Aufarbeitung der Vergangenheit. Es geht auch darum, Menschen, die von der Staatssicherheit überwacht wurden, Zugang zu Akten zu verschaffen, die über sie angelegt wurden. Es ging nie darum, jeden Menschen, der in der DDR gelebt oder gearbeitet hat, zu überprüfen: War das auch ein Stasispitzel oder nicht?

    Bernd Lammel erfährt, dass die Reporterin des rbb schon 2010 nach Stasiakten über ihn hat suchen lassen und auch Unterlagen erhalten hat. Womöglich hätte er als Betroffener schon damals über die Herausgabe informiert werden müssen. Lammel sagt, dass sei nie geschehen. Er habe erst zwei Tage vor Ausstrahlung des Beitrags im rbb von der Reporterin erfahren, dass sie Stasiakten von ihm hatte.

    Vor allem aber erfährt er nun auch, dass die Reporterin und ein weiterer Journalist ihre Anfragen in seiner Sache stetig erweitert haben, dass ein Mitarbeiter der Behörde der Recherche der Journalisten weitere 60 Personen hinzugefügt hat, bis 164 Menschen zusammenkamen. Bei allen wurden nach Stasikontakte gesucht - eine Massenabfrage, die im Jahr 2017 eine interne Prüfung in der Behörde nach sich zog. Der Prüfbericht liegt der Berliner Zeitung vor. Sein Ergebnis lautete: Dieses Vorgehen war „nicht zulässig“. Weiter heißt es darin, es sei „offensichtlich“ um die „Aufdeckung von Stasi-Verstrickungen der benannten Personen“ gegangen. Insofern erfolgte die Herausgabe der mehr als 1000 Seiten „ohne Rechtsgrund“.
    Ein eifriger Major und „IM Michael“

    Lammel zeigt die Kopien der Akten in seinem Büro in der Schönhauser Allee. Auf dem Glastisch liegen vier Ordner, zwei rot, zwei schwarz. Eigentlich bearbeitet Lammel hier seine Fotos und Filme, mit 67 ist er noch nicht im Ruhestand. Schon als Schüler wollte er Fotograf werden, erzählt er. In seiner Schule, die in West-Staaken lag, einem Stück DDR, umschlossen von West-Berlin, habe er im Fotolabor mal Bilder von den Rolling Stones reproduziert und dummerweise Abzüge im Papierkorb liegen lassen. Damals sei es zu einem ersten, unangenehmen Kontakt mit der Stasi gekommen, erinnere er sich. Später habe er in der DDR auch als DJ gearbeitet, als „Schallplattenunterhalter“ mit Lizenz, und Fotos unter Pseudonym in Westmedien veröffentlicht. Sein heutiges Büro war damals seine Wohnung, gleich neben dem Kino Colosseum, mitten in Prenzlauer Berg.

    Was Lammel aus seinem Leben vor dem Mauerfall erzählt, klingt viel bunter als die gängigen Klischees vom Osten. Ein Bruder in West-Berlin, Freunde drüben, Empfänge beim britischen Botschafter. Aber es kommen auch Gespräche mit einem Major der Staatssicherheit vor, der immer mal in seinem Leben aufgetaucht zu sein scheint. Lammel berichtet, unter Druck gesetzt worden zu sein: Ende der 80er-Jahre sei ihm gedroht worden, man würde ihn zum Reservedienst der NVA einziehen und seinen 16-jährigen Sohn, den er allein erzog, für diese Zeit in ein Heim zu schicken. „Ich habe nie verschwiegen, dass ich Stasikontakte hatte“, sagt er. Er habe aber versucht, so wenig Informationen wie möglich über andere Menschen preiszugeben. Freunde, Bekannte, Familie seien in den Gesprächen ohnehin Tabu gewesen.

    Wenn man das Gutachten liest, das die Historikerin Francesca Weil über Lammels Kontakte mit der Staatssicherheit vorgelegt hat, scheint ihm sein Vorhaben gelungen zu sein.

    Das Gutachten wurde vom Deutschen Journalistenverband (DJV), Landesverband Berlin beauftragt, nach dem Beitrag in der Abendschau über „IM Michael“. Lammel war damals Vorsitzender des Landesverbands. Der Bericht wurde am 13. September 2015 ausgestrahlt, einen Tag, bevor Lammel sich als Kandidat um den Bundesvorsitz des DJV bewerben wollte. Die Aufregung war riesig. Der Landesverband war ohnehin seit Jahren tief zerstritten, hatte sich gespalten, wieder vereint. Es gibt eine lange, verwirrende Vorgeschichte, über die Beteiligte an dem Streit, auch Lammel, stundenlang reden können.

    Nun aber ging es um die Stasi. Wie sollten ihn die Verbandskollegen nach Fernsehberichten und aus Artikeln, die folgten, bewerten, was an dem Verdacht dran war?

    Francesca Weil arbeitet am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung der TU Dresden, sie hat ein Buch über inoffizielle Stasimitarbeiter in der Ärzteschaft der DDR geschrieben und dafür „hunderte IM-Akten“ ausgewertet, wie sie sagt. Ihr Gutachten, das der Berliner Zeitung vorliegt, stellte sie ein Jahr nach dem Fernsehbericht fertig, es ist 26 Seiten lang. Weil sagt, der Fall sei kompliziert, vor allem, weil statt einer „klassischen IM-Akte“ ein „Konvolut“ von Dokumenten vorgelegen habe, die aus der Hauptabteilung II stammten, die für Spionageabwehr zuständig war. Eine Verpflichtungserklärung Lammels gibt es nicht, auch keine IM-Berichte.

    Der IM-Vorgang erscheint im Vergleich zu anderen wenig bedeutsam.

    Francesca Weil, Historikerin

    Im Konvolut fanden sich vor allem Berichte des Majors. Darunter sieben, die er nach Treffen mit Lammel verfasst hatte. Lammel hatte ihm von Empfängen bei britischen Diplomaten oder einer Ausstellungseröffnung im französischen Kulturzentrum in Ost-Berlin erzählt, auch von einem Gespräch unter „Kulturschaffenden“, in diesem Bericht taucht allerdings kein einziger Name auf. Die sieben Treffberichte, die in einem Zeitraum von fünf Jahren entstanden, seien „nicht umfangreich und tragen keinen bewertenden oder diffamierenden Charakter“, heißt es im Gutachten, sie erschienen auch „kaum zweckdienlich für die Staatssicherheit“; die Berichtstätigkeit mute „insgesamt eher verhalten“ an. Der Führungsoffizier habe das selbst positiver dargestellt, womöglich, weil er sich gegenüber Vorgesetzten hervorheben wollte. Der gesamte IM-Vorgang erscheine „vor allem im Vergleich zu anderen wenig bedeutsam“, schreibt Francesca Weil.

    Mit 26 Seiten sei das Gutachten fast länger als die Akten, die zunächst zu Lammel vorlagen, stellte der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk in einem Zusatz zu dem Gutachten damals fest. Kowalczuk ist Projektleiter der Stasi-Unterlagenbehörde und Autor des Standardwerks „Stasi konkret“. „Die Vorwürfe sind aufgebauscht“, sagte er damals.

    Damit hätte die Sache erledigt sein können.
    Der Sammeltrieb der Behörde

    Bedeutsam scheint inzwischen eher der Sammeltrieb der Unterlagenbehörde. In seinem Büro in der Schönhauser Allee sagt Lammel, dass er gerade nach und nach die Leute anrufe, deren Namen er in den 16 Aktenordnern entdeckt habe. Die 164 Menschen, die mit ihm unter Stasiverdacht geraten waren – oder unter Stasiverdacht gestellt worden sind. „Die Leute können es gar nicht begreifen“, sagt er. Vor dem Fenster rattert die U2.

    Er zieht zwei Seiten mit der Überschrift „Recherchen zu Bernd Lammel alias IM Michael“ hervor, sie tragen das Datum vom 5. November 2015, zwei Monate nach Ausstrahlung des ersten Beitrags über „IM Michael“ im rbb.

    Das Schriftstück ist der Arbeitsnachweis des zuständigen Sachbearbeiters der Behörde, der darin auflistet, wo er überall nach Informationen über Bernd Lammel und sein persönliches Umfeld geforscht hat. Es geht um einen weiteren Antrag, von einem weiteren Journalisten. „Nach Durchsicht der Kopien bat … (Name geschwärzt) um vertiefende Recherchen zu Personen und Sachverhalten, die in dem Konvolut vorkommen. Anlass seiner Bitte ist die nicht vorhandene IM-Akte sowie das Fehlen handschriftlicher Berichte“, heißt es in dem Schriftstück.

    Weil es von Lammel keine IM-Akte gab, musste die Suche immer weiter gehen, so scheint es. Jeden abklopfen, der je mit ihm zu tun hatte, wer weiß, was man findet.

    Viele der Namen, die er in den Aktenordnern der Behörde gefunden habe, führten zu Journalistenkollegen, die er aus seiner Arbeit im Deutschen Journalistenverbandes kenne, sagt Bernd Lammel. Aber auch Verwandte, alte Bekannte, aus Finnland, aus den USA, die er seit Jahren nicht gesehen habe, habe er in den Akten gefunden. „Sie haben wirklich alles abgefragt“, sagt er.

    Der Sachbearbeiter recherchierte weiter. Im Punkt 12 des Aktenvermerks schreibt er: „Im Ergebnis der Aktenauswertung zum Vater von Lammel im o.a. Vorgang wurden noch die Daten der Schwester, des Bruder und der Lebensabschnittsgefährtin ermittelt und Recherchen eingeleitet. Eventuell finden sich hier noch weitergehende Hinweise zur IM-Tätigkeit.“

    Die Recherchen des Mitarbeiters fielen schließlich intern auf. Wegen der Vielzahl der aufgeführten Personen im Rahmen eines Medienantrags wurde eine interne Prüfung der Fachaufsicht eingeleitet. In einer juristischen Stellungnahme vom 13.4.2017 unter der Aktennotiz 011609/15Z-141212 heißt es, dass der Medienantrag unzulässig war.

    Wer in Stasiunterlagen nach Namen und Informationen suchen will, muss der Behörde ein Thema seiner Recherche angeben. In der juristischen Stellungnahme wird beschrieben, wie der Antrag über Monate nach und nach erweitert und verändert wurde, mit immer neuen Namen, neuen Themenideen.

    Ging es wirklich um ein Thema, oder nicht vielmehr darum, möglichst viele Menschen auf Stasiverdacht zu prüfen? Ein Teil der abgefragten Personen sind Journalisten, die sich auch als Funktionäre im DJV engagieren. Laut dem Stasiunterlagengesetz darf man keinen Antrag stellen, nur um Personen, die eine Funktion im öffentlichen Leben haben, zu durchleuchten. Nun heißt es im internen Prüfbericht: Das gesamte Leben einzelner Personen bis zur Wende sei ausgeforscht worden, um einen Hinweis auf die Stasi zu finden. Die ständige Erweiterung bestätigt den „ausforschenden Charakter“.

    Die Einführung von 60 weiteren Personen durch den Sachbearbeiter ohne jeden Beleg oder Grund sei „erheblich bedenklich“. Das abschließende Urteil ist vernichtend: Der Medienantrag war unzulässig, die Herausgabe von über tausend Seiten Akten falsch.

    Zu den Menschen, die Bernd Lammel in den letzten Wochen als erste angerufen hat, weil er ihren Namen in den 16 Ordnern entdeckt hat, gehört Ann Schäfer. Sie sitzt in ihrer Wohnung in Lichterfelde-West vor einem Stapel Papier und wundert sich. Sie hat in den Notizbüchern und Unterlagen aus ihrer langen Karriere als Journalistin und Gewerkschafterin einen Schriftwechsel von 2016 gefunden. Ann Schäfer ist 86 Jahre alt, sie hat fast vierzig Jahre für den SFB gearbeitet, zuletzt als Leiterin der Arte-Redaktion des Senders. Sie war bei jeder linken Demo im alten West-Berlin, sagt sie, von Brandt bis zur Großen Koalition in der SPD, und sei seit den 1960er Jahren überzeugte Gewerkschaftlerin. Sie kennt Lammel aus dem Landesverband des DJV.

    Da kann Hinz und Kunz was über mich einholen, und ich erfahre es nicht? Das sehe ich als Bürgerin absolut negativ.

    Ann Schäfer

    Deshalb hatte sie sich 2016 bei der Stasiunterlagenbehörde erkundigt, ob die Journalistin des rbb auch sie hatte überprüfen lassen. Sie habe das Gefühl gehabt, dass es nicht nur um Lammel gegangen sei, sondern darum, den Landesverband des DJV zu treffen, sagt Schäfer. Die Behörde teilte ihr im Februar 2016 mit, dass keine Unterlagen von ihr „zugänglich gemacht worden seien“. Sie frage sich nun, ob das noch stimmt, sagt sie. Anfang des Jahres habe sich Lammel bei ihr gemeldet, „er war wieder völlig fertig“, und ihr von seinen Funden erzählt. Ann Schäfer weiß, dass es Stasiunterlagen über sie gibt, sie hat Filme in der DDR gedreht und ist dabei überwacht worden. Es müssten also Akten entdeckt worden sein. Darüber hätte sie informiert werden müssen. „Da kann Hinz und Kunz etwas über mich einholen, und ich erfahre es nicht? Das sehe ich als Bürgerin absolut negativ“, sagt Ann Schäfer.
    Beschwerde gegen Roland Jahn

    Bernd Lammel erwägt rechtliche Schritte. „Mir geht es darum, dass solche Praktiken aufhören, dass manche Leute staatliche Institutionen ausnutzen, um eigene Interessen durchzusetzen”, sagt er.

    Sein Anwalt, Cord Heinichen, hat am Donnerstag dieser Woche eine Dienstaufsichtsbeschwerde bei Monika Grütters, der zuständigen Kulturstaatsministerin eingereicht. Sie richtet sich gegen den Chef der Behörde, Roland Jahn. Heinichen fordert eine unabhängige Überprüfung des Sachverhalts. „Herr Jahn hat seine Kompetenzen als Leiter der Behörde überschritten. Seine Behörde hat ihm wohl liebsamen Journalisten höchstpersönliche Informationen Dritter - insbesondere auch Journalisten - zur Verfügung gestellt, die laut Stasiunterlagengesetz nicht hätten herausgeben werden dürfen. Hierdurch sind die Grundrechte der Betroffenen gravierend verletzt worden”, sagt Heinichen.

    Vier Jahre ist es her, dass die widerrechtliche Herausgabe von Akten behördenintern festgestellt wurde. Welche Konsequenzen wurden daraus gezogen? Was ist seitdem passiert? Die Sprecherin der BStU, Dagmar Hovestädt, teilt auf Nachfrage mit, dass der Antragssteller mündlich auf die Rechtslage hingewiesen worden sei. Auch intern habe es Beratungen zu dem Vorgang gegeben. Alle zuständigen Mitarbeiter seien daran erinnert worden, bei Anträgen zum Wirken des MfS spezifische Hinweise zu erbitten, erläutert die Sprecherin. Sie verweist darauf, dass die BStU zur Herausgabe von Akten verpflichtet sei, wenn die „Bereiterklärung zur Lieferung von Informationen an das MfS dokumentiert ist“.

    Dem Behördenleiter Roland Jahn sei die interne Überprüfung aus dem Jahr 2017 bislang nicht bekannt, so die Sprecherin. Einen Missbrauch von Akten habe es nicht gegeben.

    #BRD #Stasi

  • Les espions qui n’aimaient pas espionner : l’Allemagne
    https://www.franceculture.fr/emissions/conversations-secretes-le-monde-des-espions/les-espions-qui-naimaient-pas-espionner-lallemagne-0

    Les relations des Allemands et notamment des dirigeants politiques sont compliquées vis-à-vis de ses services de renseignements. En cause, des facteurs historiques et une incompréhension mutuelle entre la sphère politique et les maîtres-espions du pays. Un pays qui entretient des rapports difficiles avec ses services des renseignements Aucun pays démocratique n’a un rapport aussi compliqué à ses espions. L’Allemagne a dû non seulement expier les crimes perpétrés par le renseignement nazi, mais (...)

    #BND #activisme #surveillance #Stasi #BSV

  • 08.02.2020: »Es ist ein Tag der Erinnerung, kein Grund zum Feiern«
    https://www.jungewelt.de/artikel/372217.gründung-des-mfs-vor-70-jahren-es-ist-ein-tag-der-erinnerung-kein-g

    Vor 70 Jahren, am 8. Februar 1950, wurde das Ministerium für Staatssicherheit, kurz MfS, gegründet. Werden Sie den Tag so begehen, wie am 7. Oktober 2019 der 70. Geburtstag der DDR gefeiert wurde?

    Wolfgang Schmidt: Eine große Feier wird es nicht geben, aber ein Kolloquium. Wir werden gemeinsam unter anderem daran erinnern, dass an jenem Tag der DDR-Innenminister Carl Steinhoff – bis zur Gründung der DDR demokratisch gewählter Ministerpräsident des Landes Brandenburg – im Parlament das Gesetz begründete. Es war kurz und hatte nur zwei Paragraphen: »1. Die bisher dem Ministerium des Innern unterstellte Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft wird zu einem selbständigen Ministerium für Staatssicherheit umgebildet. Das Gesetz vom 7. Oktober 1949 über die Provisorische Regierung der Deutschen Demokratischen Republik wird entsprechend geändert. 2. Dieses Gesetz tritt mit seiner Verkündung in Kraft.« Mehr nicht.

    Reinhard Grimmer: Wilhelm Zaisser, Spanienkämpfer mit dem Decknamen »General Gómez«, wurde Minister, Erich Mielke sein Stellvertreter im Range eines Staatssekretärs. Der ehemalige Spanienkämpfer Mielke – Deckname »Fritz Leissner« – war bis dahin Generalinspekteur der Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft.

    Karl Rehbaum: Die Hauptverwaltung Aufklärung, kurz »HVA«, wurde erst später als Außenpolitischer Nachrichtendienst gebildet, erster Chef war Anton Ackermann. Im Dezember 1952 übernahm Markus Wolf die Leitung.

    Wie begründete Innenminister Steinhoff, ein ehemaliger Sozialdemokrat, die Bildung dieses Ministeriums?

    R. G.: Es gab eine Vielzahl von Terroranschlägen, militante Angriffe auf staatliche Einrichtungen, Spionage und Sabotage in der Wirtschaft. Vergessen wir nicht: Weltkrieg und Nazidiktatur waren keine fünf Jahre vorüber, Deutschland geteilt und Schlachtfeld des Kalten Krieges. Steinhoff sagte: »Die hauptsächlichsten Aufgaben dieses Ministeriums werden sein, die volkseigenen Betriebe und Werke, das Verkehrswesen und die volkseigenen Güter vor Anschlägen verbrecherischer Elemente sowie gegen alle Angriffe zu schützen, einen entschiedenen Kampf gegen die Tätigkeit feindlicher Agenturen, Diversanten, Saboteure und Spione zu führen, unsere demokratische Entwicklung zu schützen und unserer demokratischen Friedenswirtschaft eine ungestörte Erfüllung der Wirtschaftspläne zu sichern. Zur Durchführung dieser Aufgaben bildet das Ministerium in den Ländern Verwaltungen für Staatssicherheit, die dem Ministerium unmittelbar unterstellt sein werden.« Und so ist es dann auch geschehen.

    K. R.: Das Gesetz wurde einstimmig angenommen.

    W. S.: Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Es ist ein Tag der Erinnerung, kein Grund zum Feiern.

    Und wer erinnert sich da?

    W. S.: Es gibt in der GRH – das ist die »Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung e. V.« – zwei Arbeitsgruppen: die AG Sicherheit und die AG Kundschafter. In diesem Kreis kommen regelmäßig ehemalige Mitarbeiter zusammen. Wir tauschen uns zu bestimmten aktuellen Ereignissen aus, bereiten Publikationen vor, organisieren Buchvorstellungen und andere Veranstaltungen. Es gibt vielleicht ein halbes hundert Aktivisten. Dann engagieren sich ehemalige Angehörige des MfS auch bei der »Initiativgemeinschaft zum Schutz der sozialen Rechte ehemaliger Angehöriger bewaffneter Organe und der Zollverwaltung der DDR«, kurz ISOR e. V., und ähnlichen Organisationen und Gruppen.

    R. G.: Aber wie überall lichten sich auch unsere Reihen. Von den zwanzig Autoren zum Beispiel, die um die Jahrtausendwende den Zweibänder »Die Sicherheit. Zur Abwehrarbeit des MfS« erarbeiteten, haben wir bereits mehr als die Hälfte verloren.

    Ist das eine Erklärung dafür, dass es vergleichsweise ruhig um das MfS geworden ist?

    K. R.: Wenn ich ins Fernsehen und in die Programmillustrierten schaue, habe ich diesen Eindruck ganz und gar nicht. Selbst in Gegenwartsfilmen findet man oft einen konstruierten, abstrusen Stasi-Bezug. Vornehmlich in den dritten Programmen wiederholen sie immer wieder Dokumentar- und Spielfilme mit MfS-Themen.

    W. S.: Die »Aufreger« nehmen in der Tat ab. Das Thema »Stasi« ist ziemlich ausgelutscht. Der letzte »Skandal« war die Enttarnung des neuen Eigentümers der Berliner Zeitung. Wobei wohl weniger dessen kurzzeitige IM-Tätigkeit in der NVA für die gewohnt hysterische Schnappatmung sorgte, als vielmehr die Tatsache, dass er für Egon Krenz freundliche Worte fand und ihm dafür dankte, im Herbst 1989 für Gewaltlosigkeit in der DDR gesorgt zu haben. Die »Aufarbeiter« müssen sich zunehmend selbst die Anlässe schaffen, mit denen sie sich ins Gespräch bringen. Wie etwa der jüngste Vorschlag von Roland Jahn, dem Chef der BStU (»Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik«, jW), eine Kennzeichnung der Doktortitel vorzunehmen.

    R. G.: Weil sie uns den Doktortitel nicht aberkennen können, sollten wir als »Doktor der Stasi« gekennzeichnet werden. »Das wäre dann echte Transparenz«, begründete Jahn seinen Vorschlag gegenüber der dpa. An der Juristischen Hochschule in Potsdam-Eiche seien 174 Promotionen erfolgt, an denen 485 Autoren beteiligt waren.

    Und wie sieht es beim Thema Datenschutz aus? Wie zu hören war, waren Sie drei sowie der Vorsitzende der »Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung«, Hans Bauer, bei Jahn zum Gespräch in der Bundesbehörde.

    W. S.: Aber nicht wegen der Titelei. Diesen Vorschlag platzierte Jahn geschickt in die nachrichtenarme Zeit zwischen Weihnachten und Silvester 2019. Da lag allerdings, was sich der Medienprofi eigentlich hätte denken können, der Kalauer auf der Zunge: eine Schnapsidee. Aber immerhin: Jahn hatte mal wieder Presse.

    R. G.: Wir vier hatten ihm bereits im Juni 2018 geschrieben und 21 Fragen zur Arbeit der BStU gestellt. Diese Fragen schickten wir auch an über zweihundert Personen, darunter an Staatsministerin Monika Grütters, an Ausschussvorsitzende im Bundestag und Chefs von Institutionen der Aufarbeitungs- und Erinnerungsindustrie sowie Zeitungsredaktionen. Die Reaktion war gleich null. Lediglich die junge Welt griff die Fragen auf. Die anderen hatten inzwischen die Ignoranz als schärfste Waffe in der Auseinandersetzung mit uns erkannt.

    Was waren das für Fragen?

    R. G.: Wir wollten Auskünfte zum Selbstverständnis der Behörde. Zum Beispiel erhielt die Ludwigsburger »Zentralstelle für die Aufklärung der NS-Verbrechen« in den 31 Jahren ihrer Existenz soviel Geld, wie die BStU in nur vier Monaten ausgibt. Wie man dieses merkwürdige Ungleichgewicht beurteile und erkläre, fragten wir. Oder warum nie Richtigstellungen erfolgten, wenn öffentlich erhobene Anschuldigungen gegen ehemalige Mitarbeiter des MfS oder krude Behauptungen sich als nachweislich falsch herausstellten.

    Wir stellten auch rhetorische Fragen, wie die nach der Öffnung der Archive westdeutscher Geheimdienste, was wir mit Hinweis auf Hans Modrow und dessen erfolgreiche Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht begründeten. Modrow war seit den fünfziger Jahren bis 2012 von BND und Verfassungsschutz ununterbrochen bespitzelt worden. In der Verhandlung in Leipzig hatten die BND-Vertreter zum Beispiel den Namen eines in den frühen sechziger Jahren verstorbenen V-Mannes mit Hinweis auf den Datenschutz verschwiegen. Der auf Modrow angesetzte Mann habe schließlich Kinder und Kindeskinder, die geschützt werden müssten, hieß es damals. Bei Namen und Biographien von Ostdeutschen, die auf die eine oder andere Art mit dem MfS zu tun hatten, übt man solche Zurückhaltung nicht. Diese Personen stellt man nach wie vor ungeschützt an den Pranger. Haben die etwa keine Angehörigen? Solche Fragen stellten wir. Die Antwort: Schweigen im Walde.

    W. S.: Dann kam die telefonische Einladung aus der BstU. Damit wurde uns signalisiert, dass man unsere Fragen nicht zu beantworten gedachte und das Thema mit einem Kaffeeplausch aus der Welt schaffen wollte.

    K. R.: Mir stieß besonders übel auf, dass sich Jahn geradezu anbiederte. In seiner Jugend sei er ja auch mal links gewesen. Er sei mit Hans Modrow im Gespräch wegen dessen Akten. Und er sei immer für ein Gespräch offen, weil er lieber miteinander statt übereinander rede.

    Worüber wurde im einzelnen mit Jahn gesprochen?

    K. R.: Im wesentlichen sprach nur einer. Wir hörten zunächst einen etwa einstündigen Vortrag über die Vorzüge der Demokratie und Menschenrechte. Wenn wir unsere Situation verbessern wollten, dann müssten wir eben um demokratische Mehrheiten kämpfen, um dies zu ändern.

    W. S.: Wir wurden von Jahn belehrt, mit dem erkennbaren Ziel, Antworten auszuweichen. Ich habe daher explizit nachgefragt, ob wir mit einer schriftlichen Antwort auf unsere 21 Fragen rechnen könnten. Das sei nicht üblich, sagte er.

    R. G.: Er hat uns empfangen und unbefriedigt entlassen. Erwähnenswert war allenfalls die Atmosphäre: Sie war keineswegs giftig oder aggressiv.

    W. S.: Nein, sogar ungewohnt sachlich. Betont höflich. Das kann man in einem solch unverbindlichen Gespräch auch sein – es hat ja keine Konsequenzen.

    Ist Jahn jemals öffentlich auf dieses Treffen zu sprechen gekommen?

    W. S.: Nach unserer Kenntnis nicht. Das ist aber auch nicht verwunderlich: Die Antworten auf unsere Fragen wären eine Selbstentlarvung, deshalb müssen sie totgeschwiegen werden. Es geht doch im gleichen Stil weiter. Sie stellen den bisherigen Umgang mit dem MfS nicht in Frage und werden es trotz Eingliederung der »Stasi-Unterlagen« ins Bundesarchiv auch künftig nicht tun. Ähnlich verhält es sich mit der Verlängerung der Überprüfung auf eine hauptamtliche oder inoffizielle Tätigkeit für das MfS bis Ende der dreißiger Jahre bei Bewerbern im öffentlichen Dienst und Mandatsträgern. Das stärke, so Staatsministerin Grütters, »das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in öffentliche Institutionen und in die Integrität von Personen, die in politisch oder gesellschaftlich herausgehobenen Positionen tätig sind«. Das nennt man wohl Realitätsverlust.

    R. G.: Oder nehmen wir den aktuellen Koalitionsvertrag in Thüringen, da gehen Linke, Sozialdemokraten und Grüne sogar noch weiter. Es heißt da: »Die Parteien verständigen sich darauf, nicht mit Organisationen, die das DDR-Unrecht relativieren, zusammenzuarbeiten. Die Koalition wird keine Personen, die direkt oder indirekt mit dem Sicherheitssystem der DDR zusammengearbeitet haben, in Positionen dieser Regierung entsenden.« Als ließe sich durch ein solches Geschwurbel die verlorene Glaubwürdigkeit der Parteien wiederherstellen.

    K. R.: Das Ärgerliche dabei ist, dass die Rechten davon profitieren.

    Ihre Arbeitsgruppen versuchen, die Ignoranz bürgerlicher Medien zu unterlaufen, indem Sie selbst publizieren, Bücher schreiben und verbreiten. Dazu betreiben Sie auch Internetseiten wie mfs-insider.de oder kundschafter-ddr.de. Wie fällt Ihre Bilanz diesbezüglich aus?

    R. G.: Also in aller Bescheidenheit: Wir haben in den dreißig Jahren fast eine ganze Bibliothek publiziert. Das wohl wichtigste Werk waren die beiden 2002 verlegten und bereits erwähnten Bände »Die Sicherheit«. Das Buch erlebte mehrere Auflagen und ist auch elektronisch auf unserer Seite abrufbar. Allein von 2017 bis 2019 gab es dort 19.365 Zugriffe. Gefolgt von den beiden Bänden »Unbequeme Zeitzeugen« mit jeweils über 18.000.

    Die größte Resonanz gibt es weiterhin bei dem von Werner Großmann und Wolfgang Schwanitz herausgegebenen Buch »Fragen an das MfS. Auskünfte über eine Behörde«, das 2010 erstmals erschien. Und ich erinnere an die vielen Bücher und Videos, die Herbert Kierstein (1938–2017, jW) hinterlassen hat.

    K. R.: Nicht zu vergessen Gotthold Schramm (1932–2018, jW) und Klaus Eichner, die nicht nur selber publizierten und Sammelbände herausgaben, sondern ganze Reihen entwickelten, so etwa die acht Bände zur Geschichte der »HVA« und die Porträtserie über einzelne Kundschafter. Und ich verweise auf die internationalen Konferenzen in Berlin 1994 (»Duell im Dunkeln«, jW) und 2004 (»Spionage für den Frieden«, jW) sowie im dänischen Odense 2007 (»Hauptverwaltung A. Geschichte, Aufgaben, Einsichten«, jW), die ebenfalls publizistisch von uns begleitet wurden. Im Durchschnitt besuchen täglich 144 Interessenten unsere seit 2013 geführte Seite. Die Besucher leben überall auf der Erde. Aus Israel meldeten sich über tausend, aus Indien fast dreitausend, aus den USA an die zwanzigtausend Nutzer.

    Wie viele Veranstaltungen haben Sie mit den Büchern gehabt?

    K. R.: Im Unterschied zu Reinhard habe ich keine Statistik geführt. Es waren aber einige Lesungen.

    R. G.: Allein mit Titeln aus dem Abwehrbereich bestritten wir bundesweit etwa nahezu vierhundert Veranstaltungen, darunter ziemlich große in Bochum und Dortmund. Die Besucherzahlen variierten. Aber insgesamt haben wir einige zehntausend Menschen erreicht.

    W. S.: Unter den Besuchern waren am Anfang auch reichlich Provokateure oder selbsternannte Opfer. Ich erinnere mich an einige lautstarke Buchpremieren in der jW-Ladengalerie. Aber die Brüller, die uns Geschichtsklitterung und -revisionismus vorwarfen – ausgerechnet die! –, wurden irgendwann ihres eigenen Geschreis müde und erschienen bald nicht mehr.

    K. R.: Das Kuriose war: Sie störten nur, wenn ein Buch von der Abwehr vorgestellt wurde. Bei »HVA«-Themen blieben sie fern.

    R. G.: In der letzten Zeit waren wir mit dem Band von Dieter Skiba und Reiner Stenzel »In Namen des Volkes. Ermittlungs- und Gerichtsverfahren in der DDR gegen Nazi- und Kriegsverbrecher« unterwegs. Der Kampf gegen Faschismus, Antisemitismus, Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit war ein wesentliches Element der Tätigkeit des MfS. Mit diesem Buch und zu diesem Thema hatten wir bisher vierzig Veranstaltungen.

    W. S.: Nicht zu vergessen der im Vorjahr erschienene Gesprächsband mit Heinz Engelhardt »Der letzte Mann«. Der Generalmajor wickelte bekanntlich im Frühjahr 1990 das vormalige MfS ab.

    Engelhardt beendete quasi die Geschichte des MfS, die am 8. Februar 1950 ihren Anfang genommen hatte.

    R. G.: In diesem Kontext sehe ich auch das Buch von Peter-Michael Diestel. Der Expolitiker der CDU behandelt das MfS darin wohltuend sachlich. Das passt natürlich nicht in den Mainstream. Dieser Tage besprach in seiner ARD-Sendung »Druckfrisch« der Literaturkritiker Denis Scheck den Titel pflichtschuldig, weil Diestels Buch auf Platz 10 der Spiegel-Bestsellerliste stand. »Der letzte Innenminister der DDR ist heute als Anwalt tätig. Ich vertraue Historikern mehr als Zeitzeugen, aber bereichernd und horizonterweiternd sind Diestels Schilderungen der Jahre der Wiedervereinigung aus ostdeutscher Sicht allemal – auch wenn man manche kalkulierende Provokation auszuhalten hat, zum Beispiel in Sätzen wie: ›Auf der anderen Seite werden, angeblich um der historischen Gerechtigkeit willen, Jahr um Jahr Millionen ausgegeben, um die Schnipsel in der Stasi-Unterlagenbehörde zusammenzuleimen, nur um in Erfahrung zu bringen, wie der Speiseplan in der Betriebskantine in der Berliner Normannenstraße oder die Anweisung zum Entfernen von Hundescheiße an der Protokollstrecke ausschaute.‹ Ich glaube, die vielen tausend Stasi-Opfer werden die Arbeit der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR anders bewerten.«

    Aber immerhin: Im Unterschied zu anderen rezensierten Büchern, die er mit spitzen Fingern in die Tonne warf, legte Scheck Diestels Buch respektvoll wieder ins Regal.

    K. R.: Diestel hat doch recht: In den Säcken ist wirklich nur Müll. Die »heißen Dokumente« und sensationellen IM-Berichte, die man unter diesen Schnipseln zu finden hofft, gibt es dort gewiss nicht.

    W. S.: Ich glaube, dass der Unterhalt der Behörde und die Aufwendungen für die anderen Einrichtungen der Aufarbeitungsindustrie inzwischen mehr Steuergeld verbraucht haben, als das ganze MfS in den vierzig Jahren seiner Existenz kostete. Möglicherweise sehen das »die vielen tausend Stasi-Opfer« vielleicht inzwischen auch so.

    Karl Rehbaum (l.) ist Oberst a. D., war von 1955 bis 1990 beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS) bzw. Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) und leitet die »AG Aufklärer« in der »Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung« (GRH). Wolfgang Schmidt (M.) ist Oberstleutnant a. D., war von 1957 bis 1990 beim MfS/AfNS und ist Betreiber der Internetplattform »mfs-insider.de«. Dr. Reinhard Grimmer (r.) ist Oberst a. D., war von 1960 bis 1990 beim MfS/AfNS und leitet die »AG Sicherheit«. Alle drei Offiziere gehören zu den Zeitzeugen aus der Führungsebene des Ministeriums

    Ausführliche Informationen auf der Internetseite des »Insiderkomitees zur Förderung der kritischen Aneignung der Geschichte des MfS«: www.mfs-insider.de

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    Beitrag von Hans S. aus . ( 9. Februar 2020 um 11:38 Uhr)
    Der 70. Jahrestag des MfS ist für mich ein Tag zum Erinnern, an 23 Jahre meiner Tätigkeit im MfS. Mein Erinnern ist hellwach. Dank der DDR und des MfS waren dem deutschen Großmachtstreben 40 Jahre Grenzen gesetzt. Das rechtfertigte allemal die Bildung des MfS vor 70 Jahren. Heute erfolgt der Aufmarsch von NATO- und Bundeswehrtruppen an Russlands Grenzen über das Gebiet der ehemaligen DDR. Die Kriegsgefahr ist real. 20 Jahre meiner Dienstzeit gehörte ich zur Hauptabteilung Personenschutz des MfS. Ich habe mit dafür gesorgt, dass Politiker aus aller Welt und Parteien der BRD, die um die Gunst von Honecker buhlten, einen angenehmen und sicheren Aufenthalt hatten. Wir sorgten für sichere Fahrstrecken (ohne Gullydeckelzuschweißen und Scharfschützen auf Dächern), für gute Speisen und Radeberger Bier, damit sich unsere „Gäste“ aus der BRD wohl fühlten konnten. Es stimmt schon, dass die sogenannte Protokollstrecke, von Hundescheiße zu befreien war. Es gehörte aber mehr dazu. Bei heißem Wetter wässerten wir die Bäume am Straßenrand, sorgten dafür das Rettungsfahrzeuge und Schwerlasttransporte eine schnelle Durchfahrt hatten und Verkehrserziehung stattfand. Es ist schwer zu erklären, was das mit Geheimdiensttättigkeit zu tun hat und warum dafür die Rente zu kürzen ist. An einem solchen Tag erinnere ich mich an die von mir verehrte Traude Hahn, eine überzeugte Antifaschistin. Im damaligen Westberlin als Taxiunternehmerin lebend, unterstützte sie die Sicherheitsorgane der DDR, um Altnazis und Kriegsverbrecher in Westberlin aufzuspüren und wertvolle Hinweise über deren Tätigkeit in den Westberliner Verwaltungen des Senats, den Geheimdiensten und den von dort operierenden Menschenhändler- und Terrorbanden zu liefern. Diese und andere Aufgaben erfüllte sie bis 1989. Erst Jahre später wurde sie enttarnt und durch die Klassebnjustiz wegen geheimdienstlicher Tätigkeit verfolgt und angeklagt. Traude erhielt eine Hauftstraafe von 2 Jahren und 6 Monaten, welche aus gesundheitlichen Gründen nicht Vollstreckt werden konnte. Durch Gerichtsentscheid wurde ihr persönliches Hab und Gut und die Vorsorge fürs Alter eingezogen. Bis zu ihrem Tod lebte sie von Sozialhilfe. Sie und viele andere Verfolgte, wurden mit Rat und Tat durch die „Gesellschaft für Humanitäre und Rechtliche Hilfe“ unterstützt. Erinnern wird nicht ausreichend sein, so auf dem Kolloquium der GRH. Es kommt auf die Aktivität im Sinne von Frieden , Wahrheit und Gerechtigkeit an.

    Hans Sauer , 12679 Berlin

    #histoire #DDR #Stasi

  • Fototechnik auf dem Berliner Fernsehturm | Mediathek des Stasi-Unterlagen-Archivs
    https://www.stasi-mediathek.de/medien/fototechnik-auf-dem-berliner-fernsehturm/blatt/19
    Ce site explique comment photographier et cartographier comme les vrais espions. Malheuresement la technologie employée est definitely eighties . Actuellement nous sommes confrontés à des objectifes et sensors beaucoup plus sensibes couplés aux caméras de surveillance omniprésents, les smartphones et bientôt les objets IoT personnels. A vous de juger si l’aisance avec laquelle on pouvait se soustraire à la surveillance par les agents #Stasi rendait la vie plus facile qu’aujourd’hui dans des états de plus en plus autoritaires et alliés aux société d’espionnage privées.

    [Stempel: VVS MfS o220 B67/84]

    [Es handelt sich bei dieser Abbildung um den Ausschnitt eines Stadtplans Berlins rund um das Areal am Berliner Fernsehturm und Alexanderplatz. Der Ausschnitt reicht vom Brandenburger Tor im Westen, über die Bezirke Mitte und Prenzlauer Berg im Norden, bis zum Volkspark Friedrichshain im Osten sowie zu den U-Bahnhöfen Spittelmarkt und Märkisches Museum im Süden. Herum um das Symbol für den Fernsehturm befinden sich mehrere Umkreisungen in unterschiedlichen Abständen mit Entfernungsangaben in 250 m-Schritten ab 500 m bis 1.500 m.]

    [Stempel: VVS MfS o220 B67/84]

    Tabelle zur Einschätzung fotografischer Technik bei verschiedenen Witterungsbedingungen

    [Diese Grafik ist eine fünfspaltige Tabelle zur Einschätzung der Möglichkeiten erfolgsversprechender Benutzung fotografischer Technik bei verschiedenen Witterungsbedingungen. In der linken Spalte sind Sichtbedingungen bei Sonne, Wolken und Regen ausdifferenziert (klare Sicht, leichter Dunst und starker Dunst). Die nächste Spalte listest Brennweiten von Objektiven auf. Die dritte Spalte von links benennt 7 unterschiedliche Modelle an fotografischem Filmmaterial. Die beiden rechten Spalten unterscheiden die Erkennbarkeit von Personen und Kfz-Kennzeichen in unterschiedlichem Abstand. Ob eine Kombination aus Wetterbedingung, verwendetes Objektiv und Filmaufnahmematerial zu einem befriedigenden Ergebnis für die Aufnahme von Personen oder Kfz-Kennzeichen in den unterschiedlichen Abständen führt, ist jeweils mittels eines Kreises für „möglich“ oder - im negativen Fall - durch einen Bindestrich ("nicht möglich") dargestellt.]

    Cette table nous apprend que les compétennces en matière de potographie des agents Stasi ne dépassaient pas le niveau d’un amateur rôdé. Ils ont omi les diverses méthodes qui permettent d’obtenir de meilleurs résultats par temps de brume simplement en utilisant des filtres polarisants. C’est typique pour l’approche du genre « bricolage » qui marquait leurs activités. Aujourd’hui on présente la Stasi comme le service de surveillance le plus effroyable du monde, mais en réalité les départements compétents pour le territoire de la #RDA étaient des monstres bureaucratiques peu efficaces.

    [Stempel: VVS MfS o220 B67/84]

    [handschriftliche Ergänzung: Kamera: EE 3; 50mm Brennweite; Film NC 19
    22.06.1983]

    [Die Aufnahme, die vermutlich vom Berlin Fernsehturm herab gemacht wurde, zeigt den Verlauf einer mehrspurigen Straße mit Straßenkreuzungen, Plätzen und angrenzenden Hochhäusern. Neben dem Bild gibt es Bezifferungen von 1 bis 4, die auf das Foto bzw. auf Objekte im Foto zeigen: Nummer 1 verweist auf eine große Straßenkreuzung im hinteren Verlauf der Straße, Nummer 2 und 3 auf ein Hotel-Hochhaus im Vordergrund und Nummer 4 auf einen Eingang, vermutlich zur einer Unterführung oder U-Bahn-Station, neben dem Hotel-Hochhaus.]

    Brennweite: 1.000 mm, Blende 5.6, Belichtung 1/250 sec, Entfernung: 1,2 km
    8Dieses Bild ist eine Detailaufnahme einer Straßenkreuzung, fotografiert aus 1,2 km Entfernung herab vom Berliner Fernsehturm. Das Bild zeigt in herangezoomter Ansicht mehrere Autos, die um eine Verkehrsinsel herum fahren. Die Aufnahme ist neben dem rechten Bildrand mit einer umkreisten 1 versehen.]

    Là on constate que le service fédéral qui gère le patrimoine stasi n’a rien à envier à son sujet principal quant à son incompétence. Les décriptions des images ne donnent aucune information supplémentaire et n’identifient pas les rues et squares pourtant faciles à reconnaître quand on compare les photos au plan de ville. Ici ne sont pas mentinnés les rues #Karl-Liebknecht-Straße, #Wilhelm-Pieck-Straße (aujourd’hui #Torstraße), #Mollstraße. #Premzlauer_Allee, #Hirtenstraße, #Wadzeckstraße et surtout #Memhardstraße plus longue au moment de la prise de vue qu’aujourd’hui.

    Stadtplan Berlin - Hauptstadt der DDR - 1:25.000 VEB Landkartenverlag Berlin (1969) - Landkartenarchiv.de
    https://www.landkartenarchiv.de/ddr_stadtplaene.php?q=stadtplan_berlin_hauptstadt_der_ddr_1969
    Falk-Plan Berlin - 51. Auflage (1989) - Letzter Falkplan vor der Wende - Mit Aktualitäts-Siegel - Landkartenarchiv.de
    https://landkartenarchiv.de/falkplan.php?q=falk_berlin_51_1_1989
    Berliner Straßenverzeichnis (Matt-Mert)
    http://www.alt-berlin.info/seiten/str_m_2.htm
    Openstreetmal - Memhardstraße
    https://www.openstreetmap.org/way/523630409#map=19/52.52395/13.41161

    La deuxième photo montre un convoi de Volvos 264 TE qui conduit des membres du gouvernement ou des visiteurs officiels en direction de la Wilhelm-Pieck-Straße. Cet élément n’a pas pu échapper à la personne qui a écrit le déscriptif. Son omission nous parle du niveau de qualité du travail de la « Stasibehörde ».

    [Stempel: VVS MfS o220 B67/84]

    Aufnahmekamera: Praktica [handschriftliche Ergänzung: MTL 3] / [manuell durchgestrichen: Pentacon six TL]
    Filmmaterial: [handschriftliche Ergänzung: NC 19/Ilford XP 1]
    Datum: [handschriftliche Ergänzung: 06.09.83]
    Uhrzeit: [handschriftliche Ergänzung: 14:00]
    Wetterangabe: [handschriftliche Ergänzung: klare Sicht, einzelne Wolken]
    [handschriftliche Ergänzung: Entfernung: 1.200 m]

    [Farbige Aufnahme einer Straßenkreuzung aus 1.200 m Entfernung, fotografiert herab vom Berliner Fernsehturm. Die Aufnahme zeigt mehrere Kfz in Frontalansicht in 4 Fahrspuren an einer Ampel stehend sowie eine Straßenbahn, eine Litfaßsäule und Passanten, die die Kreuzung überqueren.]

    [Umkreisung: 1]

    Brennweite: [handschriftliche Ergänzung: 1000 mm]
    Belichtungszeit: [handschriftliche Ergänzung: 1/125]
    Blende: [handschriftliche Ergänzung: 5,6]
    [handschriftliche Ergänzung: Entfernung: 1.200 m]

    [Frontalaufnahme in schwarzweiß von Pkws in 4 Fahrspuren an einer Ampel stehend. Aufgenommen aus höherer Position vom Berliner Fernsehturm aus in 1.200 m Entfernung wären die Kennzeichen erkennbar und sind zum Ausdruck dessen nur teilweise anonymisiert.]

    [Umkreisung: 1]

    Brennweite: [handschriftliche Ergänzung: 500 + 3 fach Konv. Tokina-Obj.]
    Belichtungszeit: [handschriftliche Ergänzung: 1/125]
    Blende: [Auslassung]

    [Stempel: VVS MfS o220 B67/84]

    Aufnahmekamera: Praktica [handschriftliche Ergänzung: EE 3] / [manuell durchgestrichen: Pentacon six TL]
    Filmmaterial: [handschriftliche Ergänzung: NC 19]
    Datum: [handschriftliche Ergänzung: 22.06.83]
    Uhrzeit: [handschriftliche Ergänzung: 12:30]
    Wetterangabe: [handschriftliche Ergänzung: klare Sicht; Entfernung: 650 m]

    [Man sieht den Eingang einer U-Bahnstation, beschildert mit „Karl-Marx-Allee, Hans-Beimler-Str.“ sowie das darum befestigte Pflaster. Auf dem Platz befinden sich mehrere Passanten in Bewegung. An dem Schutzgitter um die Treppen herum sind zwei Mülleimer postiert.]

    [Umkreisung: 8]

    Brennweite: [handschriftliche Ergänzung: 1.000 mm]
    Belichtungszeit: [[handschriftliche Ergänzung: 1/250]
    Blende: [handschriftliche Ergänzung: 5,6]

    [Aufnahme einer Straßenecke mit vielen Passanten in Bewegung, fotografiert aus einer höheren, schrägen Position. Die Kleidungsstücke der Passanten sind deutlich erkennbar. Von einigen von ihnen wären es auch die Gesichtszüge, weshalb sie anonymisiert wurden. Das Bild besitzt an der rechten Seite die handschriftliche und vertikal ausgerichtete Notiz „Ecke Spandauer - K. Liebknecht-Str.“]

    [vertikal, handschriftliche Ergänzung: Ecke Spandauer - K. Liebknecht-Str.]

    Brennweite: [handschriftliche Ergänzung: 1.000 mm]
    Belichtungszeit: [handschriftliche Ergänzung: 1/250]
    Blende: [handschriftlich: 5,6]
    [handschriftliche Ergänzung: Entfernung: 500m]

    #Allemagne #Berlin #DDR #Fernsehturm #photographie #cartographie #Mitte #Karl-Marx-Allee #Hans-Beimler-Straße #Spandauer_Straße

  • San Francisco tech bus protests - Wikipedia
    https://en.wikipedia.org/wiki/San_Francisco_tech_bus_protests


    Quand un régime affiche trop les privilège de ses agents, le peuple se rebelle. Les cars climatisés #Google sont aujourd’hui pour les habitants de #San_Francisco ce que les cars #Stasi constituaient pour les habitants de #Berlin-Est.

    San Francisco tech bus protests were a series of community-based activism held by residents of the San Francisco Bay Area beginning in late 2013, when the use of shuttle buses employed by local area tech companies became widely publicized. The tech buses have been called “Google buses” although that term is pars pro toto, in that many

    https://seenthis.net/messages/793645

    #USA = #DDR ?!? ;-)

  • Eigenes Liniennetz in Berlin: Hier fuhren die Busse der Stasi-Mitarbeiter
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/eigenes-liniennetz--hier-fuhren-die-busse-der-stasi-mitarbeiter--32

    20.7.2019 Von Andreas Förster - Während die Ost-Berliner an den BVB-Haltestellen auf volle Fahrzeuge warteten, leistete sich die Stasi einen eigenen Berufslinienverkehr. 50 Busse brachten die Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes zur Arbeit und wieder zurück. Sogar in West-Berlin gab es Haltestellen.

    Im Herbst 1989 wurden in Ost-Berlins Mitte mal wieder Gleise der Straßenbahn repariert. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen war eingerichtet worden. Mit den üblichen Folgen: überfüllte und verspätete Busse, schimpfende Berliner an den Haltestellen. An der Kreuzung Moll-/Hans-Beimler-Straße (heute Otto-Braun-Straße) kochte dabei die Volksseele besonders hoch, spielte sich dort doch allmorgendlich zur gleichen Zeit dasselbe Schauspiel ab.

    Nur wenige Meter neben der überfüllten SEV-Haltestelle hielt ein fast leerer Ikarus-Bus mit verhängten Scheiben. Die wenigen dort zusteigenden Männer und Frauen hatten sich zuvor schon auf dem Gehweg auffallend separiert von der ungeduldigen Menge, die auf den Ersatzbus der Berliner Verkehrsbetriebe (BVB) wartete. Dass die in den geheimnisvollen Bus einsteigenden Fahrgäste dem Fahrer keine Fahrkarte zeigten, sondern ihm einen Klappausweis hinhielten, steigerte noch die Wut der Wartenden. Denn mit solchen Klappausweisen, das wusste jeder in der DDR, waren die Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes ausgerüstet.

    Im Stasiunterlagenarchiv kann man jetzt die mehr als zweitausend Seiten umfassenden Akten über ein weitgehend unbekanntes Kapitel des MfS einsehen – den sogenannten Berufslinienverkehr des Geheimdienstes. Als Berufslinienverkehr (BLV) definierte die Stasi „alle Beförderungen von Mitarbeitern (einschließlich Angehörige mit Kleinkindern)…, die mit KOM (Kraftomnibussen – d.Red.) des MfS planmäßig zu festgelegten Zeiten auf festgelegten Strecken von und zum Dienst zu bestimmten Dienstobjekten und zurück durchgeführt werden“.

    Stasi-Mitarbeiter wurden bereits in den 60er-Jahren mit Bussen transportiert

    Auf zuletzt 50 Linien mit einer Streckennetzlänge von insgesamt mehr als 1500 Kilometern verkehrten die in Ungarn produzierten Ikarus-Busse der Stasi jeden Werktag im Ostberliner Stadtgebiet und darüber hinaus. Erkennen konnte man Mielkes Busflotte an einem postkartengroßen Pappschild, das hinter der Windschutzscheibe angebracht war und die Aufschrift trug: „Berechtigungsschein KOM-Linie G“.

    Die ausschließlich im Berufs- und Feierabendverkehr fahrenden G-Busse, die es auch in anderen Bezirksstädten der DDR gab, waren ebenso bekannt wie verhasst. Hatte man ihre Existenz allerdings lange Zeit noch zähneknirschend und mit der Faust in der Tasche hingenommen, änderte sich das im Laufe des Jahres 1989 mit der zunehmenden Verbitterung über die Zustände in der DDR spürbar.

    Darüber beklagte sich Anfang November 1989 auch ein hochrangiger Offizier der Stasi-Hauptabteilung Personenschutz, deren Mitarbeiter damals täglich an der oben erwähnten Haltestelle in Mitte angefeindet wurden. „Die Leute sehen, dass unsere Busse nur mit teilweise wenigen Genossen besetzt sind, zum anderen bekommt man mit, dass beim Einsteigen der Dienstausweis gezeigt und somit erkannt wird, um welche Busse es sich dabei handelt“, schrieb Oberstleutnant Laufer in einem Vermerk und klagte: „Es fallen dabei abwegige Bemerkungen.“ Sein Vorschlag: Entweder die SEV-Haltestelle verlegen oder den Haltepunkt der Stasi-Busse.

    Bereits in den 60er-Jahren hatten einzelne Stasi-Abteilungen damit begonnen, ihre Mitarbeiter mit eigenen Bussen zu ausgewählten Dienstobjekten zu transportieren. Die Fahrtziele lagen dabei meist außerhalb der Stadt. Aber statt einen Shuttleservice von der letzten S-Bahn-Station einzurichten, wollte das MfS den eigenen Genossen offenbar eine zu große Volksnähe in den stets überfüllten Bussen und Bahnen der BVB im Berufsverkehr ersparen.

    Stasi-Busse absolvierten jeden Werktag insgesamt 150 Fahrten

    Deshalb wurden die Tschekisten bereits an ausgewählten Haltepunkten in der Stadt eingesammelt. Diese Haltestellen befanden sich meist in der Nähe zentraler Wohnobjekte des Dienstes – etwa in Johannisthal, am Leninplatz (heute Platz der Vereinten Nationen), im Lichtenberger Hans-Loch-Viertel und am Tierpark sowie in den Neubaugebieten in Hohenschönhausen, Marzahn und Hellersdorf.

    Die 1970 einsetzenden Bestrebungen im MfS, den BLV zu zentralisieren und eine Art diensteigenen Busbetrieb einzurichten, scheiterte bis zum Ende der Stasi am Widerstand der beteiligten Hauptabteilungen, die den Berufsverkehr ihrer Mitarbeiter lieber in eigener Regie fortführen wollten. Selbst der Vorschlag, die Busse könnten doch Angehörige mehrerer Diensteinheiten befördern, wenn deren Fahrtziel – wie etwa der Ort Gosen bei Berlin, wo es Dienst- und Ausbildungsobjekte mehrerer Abteilungen gab – das gleiche ist, stieß auf taube Ohren. Jede Abteilung wollte ihre eigene Linie für sich behalten.

    Einer Aufstellung aus dem Februar 1986 zufolge betrieben zu dieser Zeit ein Dutzend Stasi-Abteilungen insgesamt 50 Buslinien in Berlin und Umgebung. Eingesetzt waren überwiegend Ikarus-Busse der Typ-reihen 256 (Reisebus) und 280 (dreiachsiger Zuggelenkbus). In Einzelfällen verkehrten auch Kleinbusse vom Typ Barkas. Jeden Werktag absolvierten die Stasi-Busse insgesamt 150 Fahrten. Wie viele Mitarbeiter sie dabei transportierten, darüber gibt es keine Angaben. Schätzungsweise dürfte es sich um mehr als 10.000 Fahrgäste pro Tag gehandelt haben, da in den Unterlagen von einem Auslastungsgrad der Linien zwischen 80 und 100 Prozent gesprochen wird.

    Die meisten Busse auf jeweils acht Linien verkehrten für die Hauptabteilung Personenschutz (HA PS) und das Wachregiment. Die Personenschützer gelangten so aus Berlin zur Wohnsiedlung der SED-Spitze in Wandlitz und zum zentralen Ausbildungscamp in Kallinchen; die Offiziere des Wachregiments fuhren in die Kasernen in Adlershof, Erkner und Teupitz. Auf insgesamt sieben Buslinien gelangten Mitarbeiter der bei Stasi-Minister Mielke angesiedelten Spezialbauabteilung täglich zum Regierungsbunker in Prenden und zu unterirdischen Anlagen in Bernau.

    Fünfmal am Tag verkehrten die Stasi-Busse auf verschiedenen Linien

    Eine Buslinie weniger betrieb die Auslandsspionageabteilung HVA, die ihre Kader erst an mehreren Haltepunkten in Ostberlin einsammelte und dann zu den Ausbildungseinrichtungen in Gosen und Belzig sowie nach Zeesen und Wernsdorf fuhr. Auch die Lauschabteilung III schaffte Mitarbeiter in eigenen Bussen von Berlin in die Dienstobjekte Gosen und Biesenthal. Weitere Buslinien betrieben die Hauptabteilungen Kader und Schulung, VI (Grenzverkehr und Tourismus), XI (Chiffrierdienst) und II (Terrorabwehr) sowie VRD und Operativ-Technischer Sektor. Hinzu kam noch eine weitere Linie, die werktäglich jeweils um 6.20 und 7.20 Uhr am Alexanderplatz begann und Mitarbeiter in die MfS-Zentrale an der Lichtenberger Normannenstraße schaffte. Die Busse hielten am Leninplatz, im Weidenweg auf Höhe des U-Bahnhofs Marchlewskistraße (heute Weberwiese), vor dem Blumenladen am S-Bahnhof Frankfurter Allee sowie an der Ecke Fanninger-/Siegfriedstraße. Zurück ging es in entgegengesetzter Richtung jeweils um 17.15 und 19 Uhr.

    Was bis heute kaum bekannt ist – auch nach West-Berlin verkehrten regelmäßig Stasi-Busse. Fünf Linien gab es, auf denen die Mitarbeiter der jenseits der Mauer eingerichteten Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten (BfBR) zu ihren Arbeitsstellen gelangten. In diesen auch „Passierscheinbüros“ genannten Einrichtungen, in denen Westberliner Einwohner einen Tagesbesuch im Ostteil der Stadt oder in der DDR beantragen konnten, arbeiteten Senatsmitarbeiter Seite an Seite mit Beamten aus Ostberlin. Letztere galten offiziell als Mitarbeiter des DDR-Ministerrats, waren aber in Wahrheit Stasi-Offiziere der Arbeitsgruppe XVII.


    Passierscheinbüro Waterlooufer

    Fünfmal am Tag verkehrten die Stasi-Busse auf verschiedenen Linien, um die insgesamt 75 in West-Berlin eingesetzten MfS-Mitarbeiter der AG XVII an den Grenzübergängen Invaliden-, Chaussee- und Heinrich-Heine-Straße einzusammeln, um sie in den Westteil der Stadt und vor allem wieder zurückzubringen. Fahrtziele der einzelnen Linien waren die fünf Passierscheinbüros am Spandauer Reformationsplatz, am Waterlooufer in Kreuzberg, in der Jebensstraße in Charlottenburg, in der Steglitzer Schloßstraße und an der Kreuzung Schul-/Maxstraße im Wedding. Auch an den Wochenenden und feiertags verkehrten Stasi-Busse nach West-Berlin, allerdings nur zweimal am Tag und lediglich zu den dann geöffneten Einrichtungen in Steglitz und Charlottenburg.

    Stasi-Mitarbeiter wurden unfreundlich, wenn keine Sitzplätze verfügbar waren

    Es gab immer wieder auch Zwischenfälle in den Stasi-Bussen. Davon künden die in den Akten überlieferten Beschwerdeschreiben.

    So beklagten sich Busfahrer über unfreundliche Stasi-Offiziere, über betrunkene Genossen, die auch schon mal in den Bus kotzten, und über Versuche, Kraftfahrer für private Erledigungen einzuspannen – etwa um Familien in Naherholungsgebiete zu kutschieren oder ein Kuchenpaket am Palast der Republik abzuholen.

    Ein Busfahrer der Stasi ärgerte sich darüber, dass seine Fahrgäste, wenn nicht genügend Sitzplätze zur Verfügung stehen, unfreundlich würden. Dabei seien das in der Regel nur vier bis sechs Personen, die eine Teilstrecke der Linie stehen müssten.

    „Die Genossen kommen dann mit solchen Argumenten wie ,Wir sind Schichtarbeiter und dürfen im Berufsverkehr nicht stehen‘, schrieb der Busfahrer in einem Beschwerdebrief an seine Vorgesetzten. Dabei sei dieses Argument doch schlecht, fügte der Mann hinzu, „denn wieviel Kollegen in Berlin arbeiten im Schichtdienst und bekommen in den Bussen der BVB auch keinen Sitzplatz“.

    Die Gefahr, die sich aus dem Betrieb des Stasi-Busverkehrs ergab, war dem Geheimdienst durchaus bewusst. So gab es die Sorge, dass ein Bus mit MfS-Mitarbeitern gekapert und die Insassen als Geiseln genommen werden, um einen Grenzdurchbruch zu erreichen.

    Im Jahre 1988 wurden daher zwei Stasi-Fachschulabsolventen der Antiterror-Abteilung II mit einer Abschlussarbeit zum Thema „Taktische Grundvariante zur Bekämpfung/Erstürmung eines Kraftomnibusses (KOM)“ beauftragt. Die im März 1989 vorgelegte Arbeit sollte die auszubildenden Antiterrorkämpfer des MfS in die Lage versetzen, „taktisch richtig zu handeln und die Überwältigung bzw. Liquidierung von Terrortätern erfolgreich durchführen zu können“. Die in der Arbeit beschriebenen Objekte einer Befreiungsaktion waren Ikarus-Busse Arbeit Typ 256 und 280 – also genau solche Fahrzeuge, die auch im BLV eingesetzt wurden.


    Im Jahr 2019 ist die Bushaltestelle am U-Bahnhof Wutzkyallee verschwunden. Die Säule mit dem U-Bahn-Schild wurde erneuert, steht aber immer noch am geichen Patz.

    #Berlin #DDR #Westberlin #Stasi #Verkehr #Passierscheinbüro #Passierscheinstelle #Geschichte

  • Target – Zielscheibe
    https://www.youtube.com/watch?v=4uARTIKU-VM

    Il y des scènes interessantes qui montrent #Paris, #Hambourg et #Berlin en 1984/1985, on nous popose une bonne copie d’un point de passage entre Berlin-Ouest et Berlin-Est qui possède une qualité quasi documentaire.

    Autrement le montage consiste dans un mélange incroyable de lieux qui n’ont aucun rapport en réalité, un pont qui mène à la « Speicherstadt » à Hambourg figure comme pont berlinois et pour les scènes de la fin on « quitte Berlin » alors que c’était strictement impossible à l’époque. Les villages de la « banlieue berlinoise » consistent en maisons fabriqués avec des pierres qu’on ne trouve pas dans la région où tout est construit en briques, en bois et en boue seche

    J’aime bien la trame style b-picture , le jeu des acteurs est O.K.

    A l’époque le monde hetero ne se rendait pas encore compte de l’existence du #SIDA alors le jeune Matt Dillon avait droit à quelques scènes de baise d’une qualité acceptable. C’est un film américain alors on ne va pas très loin dans ce qu’on nous montre et Gene Hackman reste fidèle à sa femme alors que sa copine espionne est très amoureuse de lui. Il y a un vieux #stasi dans une chaise roulante, de la trahison etc.

    Target (1985 film) - Wikipedia
    https://en.wikipedia.org/wiki/Target_(1985_film)

    Target is a 1985 American mystery thriller film directed by Arthur Penn and starring Matt Dillon and Gene Hackman.
    ...
    Cast

    Gene Hackman - Walter Lloyd/Duncan (Duke) Potter
    Matt Dillon - Chris Lloyd/Derek Potter
    Gayle Hunnicutt - Donna Lloyd
    Josef Sommer - Barney Taber
    Guy Boyd - Clay
    Viktoriya Fyodorova - Lise
    Herbert Berghof - Schroeder
    Ilona Grübel - Carla
    James Selby - Ross
    Ray Fry - Mason
    Tomas Hnevsa - Henke
    Jean-Pol Dubois - Glasses/Assassin
    Robert Ground - Marine Sergeant
    Véronique Guillaud - Secretary American Consulate
    Charlotte Bailey - Receptionist
    Randy Moore - Tour Director
    Jacques Mignot - Madison Hotel Clerk
    Robert Liensol - Cafe Vendor

    #film #cinéma #guerre_froide #espionnage #USA #anticommunisme #DDR

    • @aude_v #SPOILER

      Je ne sais pas si le film est qualifié pour entrer dans la liste des flicks « culte », mais il a quelques éléments remarquables comme le vieux stasi qui se révèle finalement comme la seule personne à qui Gene Hackman peut faire confiance et qui ne le trahit pas. Il y a une histoire sous-jacente entre pères ennemis à cause de la guerre dans laquelle ils sont engagés. C’est ce destin d’homme qui les unit et permet un dénouement heureux de l’intrigue. L’essentiel se joue entre hommes adultes.

      Les personnages du fils Matt Dillon (Chris/Derek) et de l’épouse Gayle Hunnicutt sont neutres en ce qui concerne le traitement du sujet de la confiance. Gene Hackman a abandonné une vie d’aventures pour eux. La famille est sacrée donc il n’y a pas de trahison.

      Le fils est un boulet en pleine révolte pubertaire, et Gene ne peut pas vraiment compter sur lui. En ce qui concerne les femmes c’est tout aussi incertain : Son fils tombe amoureux d’une femme fatale allemande bien blonde Ilona Grübel (Carla) qui essaie de le tuer, la femme de Gene reste kidnappée jusqu’au dénouement, alors on ne sait rien sur elle, et sa copine Victoria Fyodorova (Lise) reste énigmatique.

      On ne sait jamais si on peut faire confiance aux femmes ...

      C’est pourquoi le dénouement se passe sous forme d’une belle déclinaison du sujet demoiselle en détresse avec son repartition de rôles hyper-classiques.

      Un moment drôle arrive quand papa Gene révèle à fiston Matt que toute la famille a changé de nom pour échapper aux persécution des espions est-allemands. Le petit est choqué et fait une scène digne de La Cage aux folles de Molinaro.

      Vu sous cet angle le film a certaines qualités de deuxième degré à cause du contraste entre d’un côté le personnage principal ultra-masculin joué par Gene Hackman et les femmes blondes très dures, et de l’autres côté les hommes CIA lâches aux allures homos efféminés, enfin rien n’est comme il semble .Voilà ce qui se doit dans un thriller avec des espions et des nenettes sexy .

      Bon, l’histoire est assez tirés par les cheveux, mais enfin ...

      https://de.wikipedia.org/wiki/Ilona_Gr%C3%BCbel
      https://en.wikipedia.org/wiki/Gayle_Hunnicutt
      https://en.wikipedia.org/wiki/Victoria_Fyodorova

      https://en.wikipedia.org/wiki/Damsel_in_distress

  • MfS Schulungsfilm für Führungsoffiziere Wer ist Wer 1987
    https://www.youtube.com/watch?v=NkGfFesZ04U


    C’est une histoire tragique qui montre bien pourquoi il ne faut jamais permettre aux membres des services secrètes de trop s’approcher. Les techniques enseignées dans cette vidéo aux agents de l’Est ressemblent beaucoup aux pratiques de leurs collègues de l’Ouest.

    Avec sous-titres allemands et des traductions automatiques

    #espionnage #services_secrètes #trahison #DDR #histoire #Stasi

  • Kurt Nelhiebel - Zweierlei Maß
    https://www.kurt-nelhiebel.de/ns-prozesse/zweierlei-mass

    Auf der Schleimspur des Zeitgeistes
    (Conrad Taler)

    Wenn einer, der mit Mühe kaum
    geklettert ist auf einen Baum,
    schon meint, dass er ein Vogel wär,
    so irrt sich der.

    Wilhelm Busch

    Was bleibt von Joachim Gauck, der sich in seinem Amt als Bundespräsident gesonnt und mit seinem Selbstbildnis als Pastor kokettiert hat? „Irgendwie war ich nicht der Typ eines Pastors“, sagte er von sich. „Schließlich sah ich so schlecht nicht aus, war dem weiblichen Geschlecht zugetan.“. Selbstgefällig ließ er sich als Bürgerrechtler feiern, obwohl er „nicht zu den oppositionellen Gruppen in der DDR“ gehört hat, wie der grüne Europa-Abgeordnete Werner Schulz zu Protokoll gab. Laut Spiegel (47/2014) besaß Gauck zwei DDR-Pässe und durfte zwischen 1987 und 1989 elfmal in den Westen reisen, ein Privileg, von dem andere nur träumen konnten. Am 19. Oktober 1989 beteiligte er sich erstmals an einer Demonstration gegen das SED-Regime, einen Tag nach dem Rücktritt des SED-Generalsekretärs Erich Honecker.

    Über einen Listenplatz der Bürgerrechtler gelangte Gauck im März 1990 in das erste und einzige frei gewählte DDR-Parlament. Dort wandte sich deren Fraktion vehement gegen eine zu schnelle Vereinigung mit der Bundesrepublik. Joachim Gauck indes ging manches nicht schnell genug. Ein halbes Jahr später übernahm er das Amt des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Am 17. April 1991 befasste sich das Zweite Deutsche Fernsehen in einer kritischen Dokumentation mit seiner Tätigkeit. Der Leiter der Sendung, Bodo Hauser, sagte zu Beginn: „Joachim Gauck hat über mehrere Stunden unkontrolliert seine eigene Akte eingesehen. Trotz seiner, schon vor dieser Sendung heute abgegebenen Erklärungen beantwortete er nicht die Frage, warum er alleine und unkontrolliert Einsicht nahm.“ Zehn Jahre hatte Gauck die Hand am Puls des Geschehens in der alsbald nach ihm benannten Behörde. Während dieser Zeit wurden 13.000 Akten als geheim eingestuft und an das Bundesinnenministerium abgegeben. Sie sind nie wieder aufgetaucht.

    Umgeben vom Nimbus eines Kämpfers gegen den Kommunismus machte Joachim Gauck nach seiner Tätigkeit in der Stasi-Unterlagenbehörde mit Vorträgen und Medienaktivitäten von sich reden. Am 28. März 2006 hielt er auf Einladung der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart einen Vortrag zu dem Thema „Welche Erinnerungen braucht Europa?“ und breitete dabei seine, wie er sagte, „gewandelte Sicht auf den Holocaust“ aus. Danach gehören der „Gulag, Auschwitz oder Hiroshima“ als Phänomene einer antihumanen gottlosen Zivilisation zusammen. Gauck berief sich dabei auf den polnisch-jüdischen Soziologen Zygmunt Bauman. „Folgen wir ihm“, setzte er hinzu, nicht ohne das Ungeheuerliche dieses Vergleichs durch die Forderung nach dem „Zulassen von Scham und Trauer“ zu vertuschen.

    2008 gehörte Gauck zu den Erstunterzeichnern der „Prager Erklärung zum Gewissen Europas und zum Kommunismus“, die eine Verurteilung der kommunistischen Verbrechen verlangte und sich unter anderem die Ausrufung eines gemeinsamen Gedenktages für die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus zum Ziel setzte. Für den Leiter des Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Centers, Efraim Zuroff, war die Prager Erklärung „das Manifest einer Kampagne, die die Geschichte des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust neu schreiben“ wolle. Unbeeindruckt von dem vernichtenden Urteil nominierten SPD und GRÜNE den an dieser Kampagne beteiligten Joachim Gauck 2012 als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten, und er wurde gewählt. In Frankreich hätte so einer keine Chance gehabt. Der rechtspopulistische Front National schloss seinen Gründer Jean-Marie Le Pen aus der Partei aus, weil er die Gaskammern der Nazis als „Detail der Geschichte des Zweiten Weltkriegs“ abgetan hat.

    Da hatte Gauck längst zu seinem Höhenflug als Wegbereiter des Militärischen in der deutschen Außenpolitik angesetzt „Manchmal kann auch der Einsatz von Soldaten erforderlich sein“, verkündete er 2014 auf der Münchner Sicherheitskonferenz und mokierte sich über jene, „die Deutschlands historische Schuld benutzten, um dahinter Weltabgewandtheit oder Bequemlichkeit zu verstecken“. In Anspielung auf die Forderung Gaucks, im Kampf um die Menschenrechte auch zu den Waffen zu greifen, fragte die Süddeutsche Zeitung am 16. Juni 2014, warum die früher geübte Zurückhaltung abgelegt werde. „Weil das Trauma von Schuld und ‚Nie wieder Krieg’ ins Geschichtsbuch gehört? Gauck sagte es nicht, aber es klingt bei seinen Worten mit: dass irgendwann mal Schluss ist. Das ist der eigentliche Sprengstoff seiner Botschaft.“

    Die Israelis beruhigte Gauck am 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit dem Satz: „Wir werden nicht zulassen, dass das Wissen um die besondere historische Verantwortung Deutschlands verblasst.“ Auf seine kritische Haltung gegenüber der russischen Regierung an gesprochen, antwortete er am 2. Mai 2015: „Anders als manche Beobachter mutmaßen (habe ich) überhaupt kein Problem mit Russland und seinen Menschen.“ Nur – besucht hat er Russland als Bundespräsident nicht. 98 Auslandsreisen hat Gauck während seiner fünfjährigen Amtszeit unternommen. Sie führten ihn nach Äthiopien, Kolumbien, Peru und nach Südafrika, nicht aber nach Russland, in jenes Land, das wie kein anderes unter dem Vernichtungswillen deutscher Herrenmenschen gelitten hat

    Bremen, 11. Februar 2017, Vorabdruck aus: Ossietzky, 4 (2017).

    #Stasi #militarisme #Allemagne #politique

  • Hunderte konspirative Wohnungen in Ost und West: Der Atlas der Stasi-Nester | Berliner-Kurier.de
    https://www.berliner-kurier.de/berlin/kiez---stadt/konspirative-wohnungen-der-atlas-der-stasi-nester-32286446

    Es ist immer wieder interessant und bewegend festzustellen, wie sehr West- und Ostberlin von Untergrundaktivitäten aller Art durchdrungen waren. Nachbarn als Spione oder Denunzianten, Besatzungsarmeen und ihre Geheimdienste als wichtige Arbeitgeber, Landkartenfälscher, Propaganda- und Fake-News Produzenten, die Mauerstadt war ihr Schlaraffenland. In Berlin bespitzelte jeder jeden und alle anderen auch noch. Es war ein blühendes Geschäft. Berlin galt aus gutem Grund als Welthauptstadt der Spionage im kalten Krieg. Otto Normalverbraucher diente hier gleichzeitig als Vorwand, Opfer und Kulisse für die Untergrundaktivitäten der großen Politik.

    Nun wird also die DDR-Stasi, richtiger das Ministerium für Staatssicherheit oder MfS, mal wieder vorgeführt. Das MfS ist dafür prädestiniert, denn detaillierte öffentlich zugängliche Unterlagen über die Aktivitäten der West-Geheimdienste in Berlin gibt es auch 29 Jahre nach der Wiederherstellung der staatlichen Souveränität Deutschlands nicht. Kein Wunder, sind doch immer noch die selben West-Akteure und ihre von diesen Helden des kalten Kriegs ausgebildeten Nachfolger im Einsatz gegen alle echten und vermeintlichen Bedrohungen der zivilisierten Welt. Nur ihre Vorväter, die Nazi-Spione aus dem Prinz-Heinrich-Palais, sind inzwischen nicht mehr von dieser Welt.

    Die vorliegende Liste der Stasiobjekte ist eine Produktion dieser kalten Krieger und enthält mindestens eine Merkwürdigkeit, die nicht nur vom Untergang der Herren der Normannstraße sondern vor allem vom Siegesrausch ihrer westlichen Gegner zeugt.

    Aufgefallen ist uns die Adresse An Der Krummen Lanke 16 , die es nicht in Köpenick und auch nirgenwo sonst auf der Welt gibt und nie gab. Was ist passiert?

    Wie sie zustande kommt, ist zunächst rätselhaft. Richtig heißt sie An der Krummen Lake 16 . Die Krumme Lanke ist ein Waldsee im ehemaligen amerikanischen Sektor von Westberlin, die Krumme Lake hingegen ein Rinnsal in Müggelheim in der ehemaligen Hauptstadt der DDR. Es wurden zwei Gewässer verwechselt.

    Da ist wohl dem Bearbeiter der Straßenlisten ein Fehler unterlaufen. Es scheint nach 1989 passiert zu sein, nachdem der spätere Bundespräsident Gauck die wichtigsten MfS-Unterlagen an US-Geheimdienste übergeben hatte. Darauf deutet der Umstand hin, dass der Listen-Bearbeiter weder sprach- noch ortskundig war. Außerdem hat er so schlampig gearbeitet, dass er eher nicht in einer preußisch geprägten deutschen Behörde tätig war.

    Zunächst legen das große D in „Der“ und das n in „Lanke“ nahe, dass der Fehler vom Mitarbeiter eines US Geheimdienstes beim Abtippen eingefügt wurde. Dem Mann war mit Sicherheit die _Krumme La n ke_ bekannt, denn sein Arbeitsplatz im Berlin Document Center lag ganz in der Nähe des Westberliner Gewässers. Vielleicht ging er dort sogar am Wochendende mit seiner Familie schwimmen. Außerdem folgte er den englischen Regeln zur Groß- und Kleinschreibung und schrieb Der anstelle von der .
    https://en.wikipedia.org/wiki/Capitalization_in_English
    https://english.stackexchange.com/questions/14/which-words-in-a-title-should-be-capitalized

    Eine mögliche Quelle des Fehlers wäre auch eine in den USA programmierte OCR-Software, die bei der Umwandlung der eingescanten MfS-Unterlagen mit unvollständigen Wortlisten und unvollkommnenen Algorithmen jonglierte. Das würde jedoch nichts daran ändern, dass dieser Fehler ein Indiz für die Bearbeitung der Listen durch US-Geheimdienste darstellt.

    Weitere Änderungen wurden später von der Stasi-Gedenkstätte oder Stasi-Unterlagenbehörde gemacht, indem aus den Westberliner Adressen die Hausnummern gestrichen wurden.

    Auf jeden Fall hat sich in der Hohenschönhausener Gedenkstätte niemand die Mühe gemacht, die Listen auf Plausibilität zu überprüfen und offensichtliche Ungenauigkeiten zu korrigieren.

    Für den Berliner Kurier zählte anschließend das Sensationelle und Gruselige, so dass nichts gegen die kritiklose Übernahme der schlampig überarbeiteten Listen sprach.

    Und so konnten - vermutlich durch einen Webredakteur des Berliner Verlags - zum Abschluß die Charlottenburger Adressen in den Bezirk Tiergarten verlegt werden. Hauptsache die drop-down Listen für die Webausgabe der Zeitung sahen gut aus.

    Das alles ist kurios und wäre nicht weiter weltbewegend, wenn nicht sichtbar würde, wie jede Beschäftigung mit Dokumenten und Belegen diese verändert. Heute manipulieren nicht nur Menschen sondern zunehmend drücken Algorithmen den verarbeiteten Dokumenten ihren Stempel auf. Sie können ganze Fakten- und Zahlengebäude zum Einsturz bringen, wie wir beim Xerox-Kopierer-Skandal erlebt haben.

    07. Februar 2018 - Xerox-Software verändert eingescannte Zahlen
    https://www.heise.de/tp/features/Xerox-Software-veraendert-eingescannte-Zahlen-3961586.html

    Für die Fake-News-Produktion brauchen wir keine Stasi. Software und Pressestellen genügen.

    Berlin - Sie horchte und guckte 40 Jahre in der Hauptstadt. Wie ein gigantisches Spinnennetz breitete sich die Stasi über Berlin aus. An Hunderten von Orten postierte sie geheime Spitzelnester – nicht nur im Ost-, auch im Westteil der Stadt. Direkt in der Nachbarschaft. Es waren vor allem konspirative Wohnungen, die für IM-Treffen oder zur Observierung genutzt wurden. Das ganze Ausmaß zeigt jetzt erstmals die Stasi-Opfer-Gedenkstätte in Hohenschönhausen in einer Ausstellung.

    Die Schau „Stasi in Berlin – Überwachung und Repression in Ost und West“, die heute eröffnet (Eintritt frei): Mittelpunkt ist ein 170 Quadratmeter großes Luftbild von Berlin. Es dokumentiert, wo die Stasi im Ost- und Westteil der Stadt ihre geheimen Stützpunkte hatte.

    Über 4000 Leuchtdioden zeigen sie auf der Karte an, auf der die Besucher gehen können und über ein Tablet mittels Videos, Fotos und Zeitzeugen-Berichten erfahren, was an diesen Stasi-Orten geschah. Nur 300 dieser Orte waren Dienststellen in Betrieben oder Fuhrparks.

    Über 3300 Stasi-Stützpunkte allein in Ost-Berlin

    Der Großteil sind konspirative Wohnungen. „Drei Jahre lang brauchten wir, um mit Hilfe der Stasiunterlagenbehörde die erste komplette Übersicht darüber zu erstellen“, sagt Kurator Andreas Engwert. Davon gab es über 3300 in Ost-Berlin. „Vor allem in den 80er-Jahren nahmen sie zu, konzentrierten sich besonders in Prenzlauer Berg, Lichtenberg, Friedrichshain und Mitte, wo viele DDR-Bürgerrechtler aktiv waren oder es eine MfS-Dienststelle in der Nähe gab“, sagt Engwert. Viele Wohnungen häufen sich an recht prominenten Adressen: etwa an der Leipziger Straße, Fischerinsel, Am Tierpark, an der Schönhauser Allee.

    Die Karte zeigt die Stasi-Nester in Berlin. Die roten gab es seit 1945, wurden von den Sowjets übernommen, die gelben entstanden in den 50er Jahren, die grünen in den 80er-Jahren.

    Eine solche Wohnung befand sich auch in der Oderberger Straße 31 (Prenzlauer Berg, Tarnname „Turm“). In den Zimmern baute die Stasi Monitore auf, filmte mit Kameras nicht nur das Geschehen auf der nahen Westberliner Seite der Bernauer Straße. In der Oderberger Straße wohnte auch die DDR-Regisseurin und Bürgerrechtlerin Freya Klier, die von der Stasi observiert wurde. Das Ziel des MfS war es, mit seiner konspirativen Arbeit vor allem in den 80er-Jahren Oppositionsgruppen zu zersetzen, deren Mitglieder einzuschüchtern.

    Punk-Szene in der Mainzer Straße ausgespäht

    Mehrere geheime Stützpunkte gab es in der Mainzer Straße (Friedrichshain). Das Hauptaugenmerk richtete sich Ende der 80er Jahre auf die sich dort entwickelnde Punk-Szene.

    Größtenteils wurden die Wohnungen jedoch für Treffen mit IMs genutzt. Die Privaträume stellten entweder MfS-Mitarbeiter zur Verfügung oder wurden bei vertrauensvollen SED-Mitgliedern gegen einen Unkostenbeitrag von 30 DDR-Mark/Monat „angemietet“.

    Selbst ungewöhnliche Orte wurden gewählt. „Im Pergamonmuseum gab es sogar ein Zimmer, wo sich Stasi-Offiziere, vermutlich wegen der Nähe zum Grenzübergang Friedrichstraße, mit ihren West-Agenten trafen“, sagt Kurator Engwert.

    Listen mit West-Wohnungen vernichtet

    Auch in West-Berlin gab es konspirative Stasi-Wohnungen. „Die Adressen kennen wir nicht“, sagt Engwert. „Die Listen wurden kurz vor dem Ende des Stasi vernichtet.“ Erhalten geblieben ist aber eine Liste mit über 300 Stasi-Wohnungen im ehemaligen West-Berlin, in dem Stasi-Agenten oder West-Berliner, die als IM tätig waren, wohnten oder noch wohnen. Viele befanden sich in Charlottenburg, Neukölln, Kreuzberg.

    (Mitarbeit: Josephine Bährend)

    Stasi-Wohnungen Ost

    Prenzlauer Berg

    Alte Schönhauser Str. 6
    Angermünder str. 11
    Brunnenstr. 27
    Christinenstr. 6
    Egon-Schultz-Str. 25
    Fehrbelliner Str. 24, 56, 97
    Gaudystr. 11
    Granseer Str. 8
    Invalidenstr. 159
    Lottumstr. 26
    Max-Beer-Str. 33
    Mulakstr. 31, 32
    Schönhauser Allee 5
    Schwedter Str. 24
    Swinemünder Str. 125
    Veteranenstr. 24
    Wilhelm-Pieck-Str. 24, 26, 76, 87, 138, 153
    Weinbergweg 6
    Conrad-Blenkle-Str. 65
    Chodowieckistr. 20, 29, 40
    Christburger Str. 12, 17, 20, 22, 47
    Cotheniusstr. 7, 8
    D.-Bonhöffer-Str. 5
    Dieslerwegstr. 9e
    Dimitroffstr. 102, 104, 125, 134, 139, 140, 142, 144, 146, 166, 167, 199, 241
    Einsteinstr. 16A
    Gleimstraße 16
    Greifswalder Str. 9, 87, 153, 159
    Hans-Beimler-Str. 87
    Hanns-Eisler-Str. 16, 62
    Heinrich-Roller-Str. 26
    Hufelandstr. 1, 12, 21
    Husemannstr. 10
    Immanuel-Kirch-Str. 10, 2, 34
    John-Schehr-Str. 1, 63
    Jablonskistr. 37
    Käthe-Niederkirchner-Str. 2, 26, 36
    Kollwitzstr. 47
    Leninallee 127, 85
    Marienburger Str. 2, 6
    Michelangelostr. 97, 125
    Mühlhauser Str. 3
    Naugarder Str. 7, 17, 35
    Ostseestr. 85 – 105
    Pasteurstr. 17, 42
    Prenzlauer Allee 31, 63-77, 125, 178, 193, 198, 209A
    Rykestr. 2, 11, 32, 50
    Schneeglöckchenstr. 15, 26
    Storkower Str. 101, 114, 134, 158
    Winsstr. 7

    Pankow

    Allenberger Weg 19
    Am Iderfenngraben 50, 79
    Am Schlosspark 30
    Am Sandhaus 24-38
    Am Steinberg 47
    An der S-Bahn
    Berliner Str. 73, 83, 111
    Binzstr. 11
    Blankenburger Chaussee 73A
    Borkenstr. 10, 81
    Bruno-Apitz-Str. 7
    Dettelbacher Weg 19
    Ditfurter Straße 4
    Dolomitenstr. 87
    Elsa-Brändström-Str. 6
    Florastr. 61, 67B, 83, 95
    Freischützstraße 2
    Goethestraße 40
    Grabbeallee 73
    Grunowstr. 2
    Güllweg 10C
    Heinrich-Mann-Platz 16, 18
    Heinrich-Mann-Straße 6, 10
    Hadlichstr. 31
    Hobrechtsfelder Chaussee 96
    Johannes-R.-Becher-Str. 8, 24-26
    Karower Str. 11
    Koppenstr. 56
    Kuckhoffstr. 35
    Kurze Str. 5, 6
    Max-Lingner-Str. 12a, 12b
    Majakowskiring 16, 17, 19, 21, 32, 36, 51, 58
    Neue Schönholzer Straße 4, 5
    Pfeilstr. 19, 27, 28
    Pichelswerdaer Str. 5
    Platanenstr. 66
    Prenzlauer Promenade 82, 149, 152, 175
    Rolandstr. 104
    Romaln-Rolland-Str. 19, 35Stubnitzer Str. 22
    Rudelsburgstraße 18
    Rybniker Straße 20
    Stille Straße 106, 52B
    Taulsteinweg 1, 2
    Thulestr. 49
    Tiniusstr. 60
    Tiroler Str. 68
    Trelleborger Str. 30
    Tschaikowskistraße 25, 27, 29
    Vinetastr. 65
    Waldstraße 5, 6
    W.´-Friedrich-Str. 63
    Wisbyer Str. 68
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    Mitte

    Ackerstr. 11, 17, 20, 150, 157
    Adalbertstr. 49, 50
    Albrechtstr. 15, 16
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    Alexanderplatz Bahnhof
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    Bhf. Friedrichstraße
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    Borsigstr. 23
    Brunnenstr. 44, 177
    Chausseestr. 1, 105, 123, 130, 131
    Clara-Zetkin-Str. 74-80, 85, 97, 103
    Dirksenstr. S-Bahnhof Alex
    Dirksenstr. 78
    Eichendorffstr. 3
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    Holzmarktstr. 69
    Invalidenstr. 24-26, 110, 152, 155
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    Linienstr. 121
    Littenstr. 14, 15
    Marienstr. 12, 14, 18, 21, 26, 11
    Memhardstr. 2, 3, 6, 8
    Mittelstr. 29, 44, 50
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    Otto-Nuschke-Str. 4, 6 (heutige Jägerstr.)
    Panoramastr. 1
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    Poststr. 2,
    Probststr. 11
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    Reinhardtstr. 8, 36
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    Rochstr. 9
    Rungestr. 22-24
    Seydelstr. 32, 33
    Schadowstr. 1B, 4, 10
    Scharrenstr. 2, 3, 10, 11
    Schillingstr. 30
    Schlegelstr. 5
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    Schwartzkopffstr. 9
    Spandauer Str. 4
    Sperlinggasse 1
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    Tieckstr. 4, 10, 11
    Tucholskystr. 6, 41
    Voltairestr. 2
    Unter den Linden 8, 14, 24, 37, 39, 41
    Wallstr. 9
    Wassergasse 1
    Wilhelm-Pieck-Str. 158, 185, 195, 197

    Lichtenberg

    Am Tierpark 3, 62, 64, 66
    Alfred-Jung-Str. 16
    Archenholdstraße 38, 42
    Atzpodienstr. 32
    Baikalstr. 18, 21
    Beilsteiner Str.
    Bürgerheimstr. 9
    Coppistr. 20, 24
    Dolgenseestr. 21, 27, 40, 43
    Dottistr. 12, 16
    Einbecker Str. 90, 101, 102, 111
    Eberhardtstr. 5
    Egmontstr. 8A
    Elfriede-Tygoeer-Str. 6
    Elli-Voigt-Str. 6, 7
    Enkelortweg 2
    Erich-Kurz-Str. 7
    Erich-Mett-Str. 2, 12
    Fanninger Str. (Verwaltungsgebäude)
    Fanninger Str. 17, 19, 25, 68
    Frankfurter Allee 130, 147, 149, 150, 178, 192, 216, 245, 246
    Friedenhorster Str.
    Glaschkestr. 2
    Hans-Loch-Str. 4-36, 122, 259, 299, 309, 335, 345, 351, 355, 359, 371, 373
    Hauptstraße 8, 9-13
    Harnackstr. 16, 26, 28
    Harnackstr. (Baracke 1)
    Hausburgstr. 16, 24
    Hendrichplatz (Wohnkomplex)
    Herzbergstr. 127
    Hirschbergerstr. 4
    Ho-Chi-Minh-Str. 1, 2
    Irenenstr. 5a , 22
    Jacques-Duclos-Straße 3, 25, 26, 61, 75
    Köpenicker Chaussee 1-4
    Köpitzer Str. 8
    Löwenberger Str. 2, 4
    Lückstraße 32
    Magdalenenstraße 4-12
    Margaretenstr. 2, 4, 26
    Marktstr. 9
    Massower Str. 13
    Mellenseestr. 40
    Münsterlandstraße 58
    Paul-Gesche-Str. 7, 10
    Plonz-/Schottstraße (Wohnkomplex)
    Rhinstr. 1, 4, 5, 9, 11, 75, 91, 105, 149, 159
    Rosenfelder Ring 65-123
    Rummelsburger Str. 37
    Rüdigerstraße 54-57
    Schulze-Boysen-Str. 17, 27
    Schwartmeerstr. 25
    Siegfriedstr. 183, 186, 188. 198a
    Straße der Befreiung 25, 37, 67, 68, 72, 73, 75, 78, 85
    Volkradstr. 8, 24, 26
    W.-Florin-Str. 11
    Weitlingstr. 50
    Werner-Lamberz-Str. 86
    Winninger Weg 6

    Köpenick

    An Der Krummen Lanke 16
    Ahornallee 12
    Becherbacher Straße 40
    Breestpromenade 42
    Bruno-Wille-Straße 88, 98
    Dahmestraße 6, 15
    Dreiser Str. 1-3
    Edisonstr. 61
    Fritz-Kirsch-Zeile 8
    Godbersenstraße 27
    Grünauer Str. 132-134
    Güldenauer Weg 46
    Hämmerlingstr. (Eigenheime)
    Hasenwinkel 34
    Heimgartenstraße 18
    Imkerweg 1
    Karolinenhofweg 10
    Landjägerstr. 11
    Lassallestraße 27, 40, 42
    Libboldallee 16
    Lienhardweg 52
    Lübbenauer Weg 43
    Minkwitzweg 7
    Müggelheimer Damm 12
    Myliusgarten 24-30
    Niebergallstraße 1, 2, 5, 9, 11
    Nixenstr. 3-4
    Ottomar-Geschke-Str. 2, 22
    Piepertswinkel 10-14
    Puchanstr. 34
    Rohrwallallee 67
    Semliner Straße 46
    Striesower Weg 7-9
    Tabbertstr. 10
    Verl. Hämmerlingsstraße 1-3D
    Waldstraße 19, 20, 21, 22
    Weichselmünderweg 11
    Wendenschloss Straße 422
    Wilhelminenhofstr. 54
    Wollerdorfer Weg 28A

    Treptow

    Adlergestell 143
    Baumschulenstr. 9, 10
    Beermannstr. 20
    Britzer Str. 9
    Brückenstr. 19
    Eichenstr. 4, 41
    Elsenstr. 41, 87, 97
    Florian-Geyer-Str. 108
    Friedensstr. 1, 3
    Glienicker Str. 125-127
    Heidelberger Str. 65, 66
    Heidekampweg 97
    Hoffmannstr. 15-26
    Königsheideweg 252-260
    Krullstr. 18
    Schnellerstr. 141
    Sterndamm 127, 30, 36, 72, 74
    Reihersteg 21
    Waldstraße 24
    Waltersdorfer Straße 61

    Stasi-Wohnungen West

    Kreuzberg

    Blücherstraße
    Hallesches Ufer
    Friedrichstraße
    Görlitzerstraße
    Hasenheide
    Kottbusser Damm
    Lausitzer Straße
    Manteuffelstraße
    Mehringdamm
    Reichenberger Straße
    Schönleinstraße
    Skalitzer Straße
    Stresemannstraße
    Zossener Straße

    Neukölln

    Boddinstraße
    Britzer Damm
    Buckower Damm
    Buschkrugallee
    Donaustraße
    Karl-Marx-Straße
    Lichtenraderstraße
    Neuköllner Straße
    Schillerpromenade
    Sonnenallee

    Reinickendorf

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    Wilhelmsruher Damm

    Schöneberg

    Bülowstraße
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    Hauptstraße
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    Motzstraße
    Nollendorfplatz

    Steglitz

    Goerzallee
    Hindenburgdamm
    Steglitzer Damm

    Tempelhof

    Columbiadamm
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    Kaiserstraße
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    Tempelhofer Damm

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    Reinickendorferstraße
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    Sprengelstraße
    Swinemünder Straße
    Wollankstraße

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    Beusselstraße
    Budapester Straße

    Charlottenburg

    Bismarckstraße
    Kaiserdamm
    Kurfürstendamm
    Mommsenstraße
    Theodor-Heuss-Platz
    Wilmersdorfer Straße

    Wilmersdorf

    Auguste-Viktoria-Straße
    Brandenburgische Straße
    Blissestraße
    Bundesallee
    Hohenzollerndamm
    Fasanenstraße
    Uhlandstraße

    Spandau

    Am Pichelssee
    Brunsbüttler Damm
    Falkenseer Chaussee
    Saatwinklerdamm

    https://www.stiftung-hsh.de/veranstaltungen/vorschau/stasi-in-berlin

    #DDR #Berlin #Geschichte #Straßennamen #Stasi #Spionage #Mauer #Geheimdienste #Kartografie

  • L’ancien QG de la Stasi proposé à Google pour son siège berlinois Guillaume Errard 31 Octobre 2018 - Le figaro
    https://immobilier.lefigaro.fr/article/l-ancien-qg-de-la-stasi-propose-a-google-pour-son-siege-berlinoi

    Après que Google a abandonné son projet de campus à Berlin, un élu berlinois a suggéré au géant américain de récupérer l’ancien siège historique de la police politique de l’ex-RDA pour son siège berlinois.

    Google dans l’ancien siège historique de la Stasi ? C’est une proposition pour le moins audacieuse qu’un élu local a faite au géant américain qui envisage de s’installer à Berlin, rapporte le principal quotidien de la région la Berliner Zeitung . « Google est cordialement invité à Lichtenberg (au centre de Berlin) pour discuter de l’idée d’installer un campus dans cet emplacement central », explique Gregor Hoffmann, membre de la CDU (parti chrétien-démocrate d’opposition municipale).

    Même le maire de Lichtenberg, Michael Grunst, pourtant membre du parti de gauche (Die Linke), ne serait pas opposé à cette proposition pour le moins audacieux. L’édile, qui cherche à moderniser son district connu pour ses bâtiments anciens, aurait déjà échangé à ce sujet avec Google. Mais, selon la presse locale, il ne s’agissait pas de projets d’une ampleur aussi grande qu’un campus.

    Reste à savoir comment Google réagira à la proposition de l’élu berlinois. Il y a deux ans, le géant américain avait ciblé le quartier de Kreuzberg, à l’ouest de Berlin pour installer 3000 m² de bureaux, cafés et des espaces de coworking. Mais si à Séoul, Madrid, Varsovie ou encore Tel-Aviv, le groupe a pu surfer sur son image d’employeur « cool », distribuant à volonté snacks, massages et pauses billard, Google a fait face, à Berlin, à une farouche opposition. À tel point que le géant d’Internet a dû abandonner son projet de campus dans la capitale allemande.
    . . . . .

    #google #Berlin #stasi #MDR

  • Ärger in Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen : Förderverein wirft Bürgerrechtler Stephan Hilsberg raus | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/aerger-in-stasi-gedenkstaette-foerderverein-wirft-buergerrechtler-s


    L’extrême droite se débarasse des anti-communistes modérés. Le social-démocrate Stephan Hilsberg est exclu de l’association des amis du musée sur la Stasi à Berlin-Hohenschönhausen par une majorité proche du parti AfD. Ce n’est pas étonnant. Les forces de l’extrême droite s’organisent d’une manière de plus en plus professionnelle grâce à aux anciens membres chrétien-démocrates et leur maîtrise des institutions et du système de subventions politiques. L’armée des ombres nazies se matérialise.

    Um die Gedenkstätte Hohenschönhausen gibt es neuen Ärger. Es geht um den etwaigen Einfluss AfD-naher Kräfte in der Gedenkstätte des ehemaligen Stasi-Gefängnisses. Schauplatz der Auseinandersetzung ist abermals der Förderverein in Hohenschönhausen.

    Der Vorstand des Fördervereins hat nach Informationen der Berliner Zeitung in seiner Sitzung am Donnerstag beschlossen, den Schriftführer Stephan Hilsberg aus dem Verein auszuschließen. Hilsberg ist ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter und hatte den Einfluss der AfD auf den Förderverein öffentlich thematisiert. Dabei hatte er auch den Fördervereinsvorsitzenden Jörg Kürschner kritisiert. Die Entscheidung für Hilsbergs Ausschluss fiel mit 4:3 Stimmen. Den Ausschlag gab, dass die Stimme des Vorsitzenden Kürschner doppelt zählte.

    Bereits 2017 hatte es in dem Verein Streit gegeben, weil Kürschner den Berliner AfD-Fraktionsvorsitzenden Georg Pazderski in den Förderverein aufnehmen wollte. In einer Beschlussvorlage für den Vorstandsbeschluss heißt es nun, das damalige Bemühen des Vorstandes, die Turbulenzen in den Hintergrund treten zu lassen, sei „bereits nach kurzer Zeit durch das Vorstandsmitglied Stephan Hilsberg in vereinsschädigender Weise hintertrieben“ worden, indem er Interna online veröffentlicht habe. Damit habe er gegen die Verschwiegenheitspflicht verstoßen. 

    Förderverein in der Schräglage
    Später habe Stephan Hilsberg die Differenzen im Förderverein erneut in der Berliner Zeitung und anderen Medien publik gemacht und die journalistischen Aktivitäten Kürschners in der rechtsgerichteten Zeitung Junge Freiheit zur Sprache gebracht. Dieser schrieb dort mehrmals AfD-nahe Artikel. Hilsberg wird zur Last gelegt, „in einer dem Förderverein abträglichen Absicht eine grundrechtlich geschützte, legitime Tätigkeit des Vorsitzenden zu skandalisieren“.

    Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.

    Foto: imago/Jürgen Ritter
    In der Summe sei es damit Hilsberg, der Parteipolitik in den Förderverein hinein trage – während es „mit dem Zweck des Vereins nicht vereinbar“ sei, „die politische Ausgrenzung einer Partei zu betreiben, die im Deutschen Bundestag und in 14 Landtagen vertreten ist“. Gemeint ist die AfD.

    Schlussendlich wird dem ehemaligen SPD-Abgeordneten laut Beschlussvorlage die Verantwortung dafür zugewiesen, dass der Direktor der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, die Zusammenarbeit mit dem Förderverein unter Hinweis auf die Querelen ausgesetzt und der frühere Außenminister Markus Meckel (SPD) seine Bereitschaft revidiert habe, bei der Verleihung des Hohenschönhausen-Preises durch den Verein als Laudator aufzutreten. Meckel sieht den Verein wegen der AfD in einer „Schräglage“.

    Sympathien für die AfD
    Hilsberg sagte der Berliner Zeitung zu den Vorwürfen: „Das Ausschlussverfahren schlägt auf die Urheber zurück. Es ist ein Beleg dafür, wie weit die AfD-Unterwanderung schon fortgeschritten ist. Der Vorwurf, ich würde Parteipolitik in den Verein tragen, ist absurd.“ Es sei genau umgekehrt.

    Ausdrückliche Unterstützung bekam Hilsberg von Jens Gieseke, der Mitglied des Beirates der Gedenkstätte Hohenschönhausen ist und als Historiker am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam arbeitet. „Es ist höchst bedenklich, dass der Förderverein den aufrechten Bürgerrechtler Stephan Hilsberg ausschließen will“, erklärte er. „Offenbar halten die Kreise um den Vorsitzenden Jörg Kürschner die Gedenkstätte für eine Art privates Fürstentum.“

    Gieseke fuhr fort: „Hohenschönhausen ist der wichtigste deutsche Gedenkort für die Opfer des Kommunismus. Die Gedenkstätte tut deshalb gut daran, die Zusammenarbeit mit ihrem Förderverein weiterhin auszusetzen, sollte dieser an dem Ausschluss festhalten.“

    Rechtsgerichtete Tendenzen in der Aufarbeitungsszene
    Die Auseinandersetzung hatte begonnen, nachdem der Gedenkstättenführer Siegmar Faust während eines Interviews in der Gedenkstätte Sympathie für die AfD geäußert und überdies um Milde für den Holocaust-Leugner Horst Mahler gebeten hatte. Knabe trennte sich daraufhin von Faust. 

    Allerdings blieb die Debatte nicht auf den Fall beschränkt, weil Experten darauf hinwiesen, dass es rechtsgerichtete Tendenzen auch in anderen Teilen der Aufarbeitungsszene gebe. Der Förderverein Hohenschönhausen galt wegen der Personalien Pazderski und Kürschner als herausragendes Beispiel dafür.

    #Allemagne #Berlin #nazis #it_has_begun #Stasi

  • Rammstein-Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz: „Wir wollten keine langen Soli, so ein Musikergewichse“ - Magazin - Welt - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/rammstein-keyboarder-christian-flake-lorenz-wir-wollten-keine-langen-soli-so-ein-musikergewichse/22579352-2.html

    Wir hatten ein Riesenglück. Die Punkbands vor uns sind ja noch abgewandert. Die kamen ins Gefängnis oder mussten zur Armee. Aber wenn es für uns so gefährlich gewesen wäre, hätte ich da wahrscheinlich nicht mitgespielt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, was ich gemacht hätte, wenn sie mich gefragt hätten, ob ich bei der Stasi mitmache.

    War denn jemand von „Feeling B“ dabei?

    Na klar, aber ich werfe das niemandem vor. Zumal die IMs vielen Bands ihr Leben erst ermöglicht haben. Die Stasi konnte ja nicht ihre eigenen Leute einsperren.

    #musique #punk #DDR #Stasi

  • Systèmes de notation au travail, les employés sous pression François Rüchti - 30 Avril 2018 - RTS
    http://www.rts.ch/info/suisse/9525991-systemes-de-notation-au-travail-les-employes-sous-pression-.html

    Après les restaurants, les systèmes de notation s’étendent désormais aux personnes physiques dans des entreprises comme Swisscom, Apple ou Uber. Salaires, promotion et licenciements peuvent dépendre des notes de l’employé.

    La mode vient des Etats-Unis et Apple est pionnier dans le domaine. Après chaque visite dans un magasin, le client est amené à évaluer le vendeur de 1 à 10. En cas de mauvaise moyenne, l’employé « est remis à l’ordre », selon les propos d’un ex-cadre d’Apple Suisse dans l’émission Mise au Point.

    Chez Swisscom, le système de notation est similaire. Ce procédé est cependant décrié par les collaborateurs. « Vous avez toujours la hantise d’arriver et qu’on vous dise ’ta note a baissé’. Il y a des personnes qui ont des angoisses, ce n’est pas possible. Vous ne faites pas du travail correct quand vous avez des pressions à longueur de journée », témoigne une employée sous couvert d’anonymat.

    >> Lire aussi  : Dans des magasins Swisscom, des écoutes de conversations enfreindraient la loi http://www.rts.ch/info/suisse/9526317-dans-des-magasins-swisscom-des-ecoutes-de-conversations-enfreindraient-l

    Course aux bonnes notes
    Officiellement, l’objectif est d’améliorer le service. « Le but est de mesurer la satisfaction de nos clients. Il n’est pas question de mettre une pression exagérée », explique Christian Neuhaus, porte-parole de Swisscom.

    Reste que cette course aux bonnes notes est telle que trois collaborateurs ont récemment triché dans le Jura. Par diverses astuces, ils ont augmenté artificiellement les chiffres des ventes et le résultat des notations. Pincés par la direction, ils ont été licenciés.

    C’est qu’une portion de la rémunération des employés de Swisscom est basée sur le système de notation. « Une partie du bonus de l’ensemble des collaborateurs est payé en fonction de la satisfaction des clients au niveau national, pas directement de la note », précise Christian Neuhaus.

    Être noté ou disparaître
    Le pouvoir des notes ne touche pas que les salariés. Le système a aussi un impact sur les indépendants et les professions libérales par le biais de sites web qui proposent de noter les avocats ou les médecins.
    Pédiatre dans la région genevoise, la doctoresse Cécile Kerdudo Veau figure sur différents sites de notation. « Je n’ai jamais donné aucun accord, je ne me suis jamais inscrite sur Google. Cela s’est fait au fil du temps », déplore-t-elle.

    Ce qui fâche la doctoresse, c’est l’impossibilité de dialoguer avec ces patients anonymes aux notes et commentaires assassins. Cécile Kerdudo Veau a bien demandé à Google de supprimer ses notes, sans succès. L’unique solution proposée par la firme américaine ? Effacer son existence numérique et disparaître d’internet. 

    « Contrôle social »
    Parmi les professions les plus à risque figurent encore les chauffeurs de taxi indépendants, notamment ceux travaillant pour Uber et Drivel. Ces sociétés se débarrassent quasi automatiquement des conducteurs mal évalués. Chez Uber, le système d’évaluation est même poussé à son extrême. Le chauffeur comme le client se notent mutuellement.

    « C’est une forme de mise en discipline de son comportement, où on ne peut pas être spontané. Les comportements atypiques seront sanctionnées. (...) Il y a un vrai contrôle social », analyse Olivier Glassey, sociologue spécialisé dans les nouvelles technologies à l’Université de Lausanne.

    Et la tendance s’accentue en Suisse. Après Swisscom, Apple et Uber, plusieurs grandes entreprises étudient actuellement la mise en place d’un système de notation.

    >> Voir le reportage de Mise au Point : http://www.rts.ch/info/suisse/9525991-systemes-de-notation-au-travail-les-employes-sous-pression-.html

    #Suisse (mais aussi en France, bien sur) #surveillance #espionnage #fichage #flicage des #salariés par les #managers et la #hiérarchie #guerre_aux_pauvres #contrôle #gestapo managériale #stasi #vie_privée #contrôle-social